Gottfried A u gu st Bürger
Illustrationen von Agnese Baruzzi
Lektüren
ELI-Lektüren: Texte für Leser jeden Alters. Von spannenden und aktuellen G eschichten bis hin zur zeitlosen Größe der Klassiker. Eine anspruchsvolle redaktionelle Bearbeitung, ein klares didaktisches Konzept und ansprechende Illustrationen begleiten den Leser durch die Geschichten, und Deutsch lernt man wie von selbst!
Gottfried A u gu st Bürger
von Agnese Baruzzi
STÄDTBiSLIOTHEK X f l Steglitz-Zehlendorf j f t i Zentrale Kindsruncj Jugendbibliothek
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten von Gottfried August Bürger nacherzähit von Kerstin Salvador Übungen: Kerstin Salvador Redaktion: Iris Faigle Illustrationen von Agnese Baruzzi ELI-Lektüren Konzeption: Paola Accattoli, Grazia Ancillani, Daniele Garbuglia (Art Director) Grafische Gestaltung Sergio Elisei Layout Emilia Coari Produktionsleitung Francesco Capitano Fotos ELI © 2013 ELI s.r.1 B.P. 6 - 62019 Recanati - Italien Tel.+39 071750701 Fax+39 071977851
[email protected] www.elionline.com Verwendeter Schriftsatz: Monotype Dante 13/18 Druck in Italien: Tecnostampa Recanati ERT112.01 ISBN 978-88-536-1581-7 Erste Auflage: Februar 2013 www.eiireaders.com
Inhalt
6
Episoden
8
Vor dem Lesen
10
Kapitel 1
18
Aufgaben
20
Kapitel 2
28
Aufgaben
30
Kapitel l
38
Aufgaben
40
Kapitel 4
48
Aufgaben
50
Kapitel 5
58
Aufgaben
60
Kapitel 6
70
Aufgaben
72
Zum Weiterlesen Gottfried August Bürger Werke von Gottfried August Bürger
74
Zum Weiterlesen Wer war eigentlich dieser Baron von Münchhausen? Lügengeschichten
76
Zum Weiterlesen Literarische Epoche: Aufklärung, Sturm und Drang Freimaurerei
78
Teste dich selbst
79
Syllabus
Das Pferd auf dem Kirchdach Erlebnisse bei der Entenjagd und andere Jagdgeschichten Das geteilte Pferd Mein Ritt auf der Kanonenkugel und andere Abenteuer Das eingefrorene Posthorn und andere Reisegeschichten Die Wette
Zeichen für die Hörtexte auf der CD Anfang ► Ende ■
5
Vor dem Lesen
Wortschatz 1 Wortgruppen. Welche Wörter kennst du? Ordne sie zu. das Auto - der Regen - das Pferd - die Sonne der Zug - das Schwein - das Fahrrad - der Hund der Vogel - der Bus- der Schnee - die Kutsche der Nebel - die Katze - der Sturm Tiere
W etter
Fahrzeuge
das P fe rd
2 Berufe. Bilde zu den Berufsbezeichnungen die weibliche Form und den Plural. der Lehrer
d i e L e h r e r m Lehrer/die Lehrerinnen
1 der Busfahrer_______________
________________________
2 der Bäcker
_______________
________________________
3
der Arzt
_______________
________________________
4 der Koch
_______________
________________________
5 der Schüler
_______________
________________________
6 der Student
_______________
________________________
7 der Arbeiter
■ ' .__________
________________________
8 der Ingenieur_______________
________________________
9 der Biologe
________________________
8
_______________
3 Trenne die zusammengesetzten Wörter Apfelbaum
Apfel
Baum
Pferdekutsche Haustür Kirchturm Reisezeit Entenjagd Kanonenkugel Lesebuch Fantasiegeschichte Lügenbaron Schneelandschaft
4 Wortigel. Was fällt dir zum Thema Reise ein? Ergänze deine Ideen und Assoziationen. Ferien
Sommer
5 Komposita. Bilde aus einem Wort aus dem linken Kasten und einem Wort aus dem rechten Kasten ein neues Wort. Mittag Sprache Stunden Haus lesen radieren Sonne Kugel Computer Abschluss Kinder Sommer Schokolade
Buch Gummi Brille Schreiber Programm Test Garten Ferien Eis Essen Schule Plan Aufgaben
Sonne + B rille = S onnenbrille
9
Kapitel 1
Das Pferd auf dem Kirchdach ► 2 Es w ar ein eisig kalter W inter, als ich m ich zu m einer ersten Reise nach Russland aufm achte. Ich hatte m ir den W in ter als Reisezeit ausgesucht, w eil dann die Straßen gefroren w aren und nicht so m atschig1 oder staubig2 w ie sonst in dieser Region. Und natürlich reiste ich au f m einem guten alten Pferd, w eil das viel praktischer ist, als zu Fuß so w eit zu laufen. Leider w ar m ein M antel vie l zu dünn und so fror3 ich von Tag zu Tag mehr. W enn ihr einm al im W in ter nach Russland reist, kann ich euch nur em pfehlen4, euch w arm anzuziehen. Das ganze Land w ar unter einer dicken Schneedecke begraben und man konnte keinen W eg, keinen Baum , keine Schilder erkennen. Alles w ar nur w eiß vom vielen Schnee. So ritt ich nun den ganzen Tag frierend durch die Schneelandschaft. Als es Abend w urde, stieg ich von m einem Pferd und band es an einem
1matschig voll Schlamm 2staubig schmutzig, mit Staub bedeckt 5frieren, fror, gefroren kalt sein 4empfehlen einen Ratschlag geben 10
e
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten
Ast fest, der aus dem Schnee herausschaute. Dann legte ich m ich daneben und schlief die ganze N acht so tie f und fest w ie ein Stein. Als ich wach wurde, schien die Sonne. Ich rieb m ir die Augen und schaute m ich um , w o ich war. Stellt euch vor: Ich lag m itten auf einem Fried hof und der Schnee w ar über N acht weggetaut2. Dabei fühlte ich m ich vie l zu lebendig, um auf dem Friedhof zu liegen! Aber w o w ar m ein Pferd? Ich blinzelte in die Sonne und entdeckte es w iehernd und zappelnd an der Kirchturm spitze3! Aber
w ie
kom m t
ein
Pferd
auf
eine
Kirchturm spitze? Jetzt wurde m ir klar, dass der Ast, an den ich es am Abend gebunden hatte, in W irk lich k eit der W etterhahn4auf dem Kirchturm war. Als in der N acht der Schnee wegschm olz, blieb das Pferd dort oben kopfüber hängen. Ich nahm m eine Pistole und schoss auf das H alfter5 des Pferdes. Als m ein Pferd w ieder auf den Boden gepurzelt war, setzten w ir unsere abenteuerliche Reise fort.
1r Friedhof, "e Ort, wo Tote begraben liegen 2wegtauen Schnee, der schmilzt ! Kirchturmspitze, n das spitze Dach einer Kirche 4Wetterhahn, "e Hahnfigur auf der Spitze eines Kirchendachs 5s Halfter, - Zaumzeug am Pferd li
W e il es im W in ter in Russland so kalt ist, sollte m an dort nicht auf einem Pferd reisen. Da oben friert man näm lich viel zu sehr. Deshalb besorgte ich m ir einen Pferdeschlitten1 und spannte m ein gutes altes Pferd davor. Und so trabten w ir fröhlich in Richtung Sankt Petersburg. Als w ir durch einen tiefen W ald fuhren, wurde m ein Pferd plötzlich unruhig. Als ich m ich um schaute, entdeckte ich einen riesigen W olf, der sehr hungrig aussah! D er W o lf w ar
sehr schnell und
es w ar
unm öglich, ihm zu entkom m en2. E r kam im m er näher und näher... Plötzlich sprang er m it einem m ächtigen Satz über den Schlitten. M it seinen Zähnen verbiss3sich im H in terteil m eines Pferdes! Verm utlich schmeckten ihm Pferde besser als Menschen - w elch ein G lück für m ich! M ein armes Pferd lie f vor lauter Schreck und Schm erz noch schneller als vorher. D er W o lf verschlang4 das H in terteil w ie ein Stück Schinken und fraß sich im m er tiefer in m ein Pferd. Ich nahm die Peitsche5 und schlug kräftig
1r Pferdeschlitten, - Schneefahrzeug, das von Pferden gezogen wird 2entkommen, entkam, entkommen fliehen 5verbeißen, verbiss, verbissen, sich an etwas festbeißen 4verschlingen, verschlang, verschlungen, auffressen 5e Peitsche, n Gerte, um Pferde anzutreiben 12
Kapitel
1 3
O
au f den W o lf ein. So versuchte ich, m einem Pferd zu helfen. D er aber fraß in aller Ruhe weiter. Ich peitschte und peitschte aber der W o lf ließ sich nicht stören. Nach einer W eile w ar von m einem Pferd nicht m ehr viel übrig. Anstelle des Pferdes steckte nun der W o lf im Pferdegeschirr1und zog den Schlitten. Und ich trieb ihn w eiter m it der Peitsche an. So fuhren w ir durch die Landschaft und erreichten schließlich Sankt Petersburg. D ie Leute in den Straßen blieben stehen und starrten m it offenem M und auf das seltsame Gespann2: Einen W olf, der einen Pferdeschlitten zog, hatten sie noch nie gesehen. G leich
nach
m einer
Ankunft
in
Sankt
Petersburg habe ich m ich als O ffizier bei der Arm ee beworben, musste aber viele M onate auf einen Bescheid3 w arten. So hatte ich jede Menge Z eit, diese prächtige Stadt und ihre Leute besser kennenzulernen. Und ich muss sagen, die Menschen hier sind außerordentlich fröhlich und gastfreundlich.
1s Pferdegeschirr, e damit wird das Pferd vor den Schütten gebunden 2s Gespann, e Verbindung aus Pferd und Wagen 1r Bescheid, e Benachrichtigung, Information 14
Kapitel 1
o
3
In Sankt Petersburg ist es Brauch1, die Gäste m it einem Becher Schnaps zu begrüßen. Ü berall in der Stadt gab es Feste, auf denen es sehr vergnüglich zuging und nicht gerade w enig2 getrunken wurde. Dies liegt w ohl daran, dass die W interm onate in Russland sehr lange dauern und Alkohol bekanntlich gegen die K älte hilft. M anche Leute tranken so viel, dass man schon Am
vom
Zuschauen3 betrunken
wurde.
m eisten aber vertrug ein alter G eneral
m it grauem Spitzbart. E r hatte ein leuchtend rotes G esicht vom vielen Trinken. D er General hatte die Angewohnheit4, bei Tisch seinen H u t aufzubehalten. So etwas ist sehr unhöflich. E r entschuldigte sich dafür und sagte, dass ihm im Krieg gegen die Türken bei einem Säbelkam pf die Schädeldecke5abgeschlagen wurde. Deshalb kann er den H u t nicht absetzen. Beim Essen leerte er drei Flaschen W odka und m achte sich dann über den W einbrand her. Ich fragte m ich, w ie ein M ensch so viel Alkohol trinken konnte, ohne dass er betrunken wurde.
' r Brauch, "e Sitte, Tradition 2nicht gerade wenig viel 5s Zuschschauen, - hier nur vom Hinschauen 16
4e Angewohnheit, en wunderliche Gewohnheit, Tick 5e Schädeidecke, n Knochen auf dem Kopf
e
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten
D och dann kam ich hinter sein Geheim nis: Ich entdeckte, dass er beim Trinkgelage1 hin und w ieder seinen H u t etwas anhob. N eugierig, w ie ich war, konnte ich darunter eine silberne Platte2 erkennen. D ie w ar ihm als Ersatz3 für seine Schädeldecke eingesetzt worden. Jedes M al, wenn der den H u t hob, stieg von dieser Platte der Alkoholdunst w ie eine W olke aus seinem Kopf. D er Alkohol verdunstete4 und der G eneral w ar w ieder nüchtern. Ich erzählte m einen Freunden davon, die m ir nicht glauben w ollten. Beim der nächsten Gelegenheit, als w ieder einm al viel getrunken wurde, w ollte ich es ihnen beweisen. Als der General seinen H ut hob, nahm ich ein Streichholz und hielt es an die W olke. Sofort entzündete sich eine Flam m e und Funken sprühten. Es sah aus, als ob ein Feuerwerk aus seinem K opf schoss. D ie Feuersäule um rahm te sein Gesicht w ie ein Heiligenschein. W elch ein Spektakel! Auch der General w ar entzückt von diesem Experim ent. E r bat m ich sogar darum , ihn noch einm al anzuzünden.
■
1s Trinkgelage, - bei Tisch viel Essen und Trinken 2e Platte, n hierStück Metall 5r Ersatz etwas anstelle von... verwenden 4verdunsten Flüssigkeit, die sich in Luft auflöst 17
Lesen & Lernen 1 Richtig oder Falsch?
R
F
Russland. 2 Münchhausen fährt mit dem Zug nach Sankt Petersburg. 3 Das Pferd hängt zappelnd auf dem
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□
□
Kirchturm. 4 Der W olf frisst das Pferd auf. 5 Die Menschen in Sankt Petersburg feiern viel. 6 Der General lässt seinen Hut bei Tisch auf. 7 Aus dem Kopf des Generals kommt eine
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□ □
□ □
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Wolke. 8 Münchhausen zündet die Wolke an.
□ □
□ □
1
Münchhausen reist im Sommer nach
Worte & Wörter 2 Eindringling Ein W ort passt nicht in die Gruppe. Welches? das Pferd - der W olf - das Schaf - das K irchdoch - der Vogel 1 Eis - Schnee - Sommer - Frost - Kälte 2 Russland - Italien - Deutschland - Sankt Petersburg Frankreich 3 tanzen - lachen - feiern - Pferd - essen 4 groß - alt - schwer - hoch - reisen
5 zwei
I 18
-
hundert - blau
-
sieben - fünfundzwanzig
Strukturen & Satzbau 3 Bilde die Negation zu den Sätzen. Nein, es
Schneit es? 1 Ist das Pferd im Stall?
Nein, es
2 Schläft Münchhausen im Hotel?
Nein, er .
3 Ist seine Jacke warm?
Nein, sie
4 Kannst du reiten?
Nein, ich
5 Verreist du gerne?
Nein, ich
6 Warst du schon in Sankt Petersburg?
Nein, ich
7 Läuft der W olf langsam?
Nein, e r .
8 Nimmt der General seinen Hut ab?
Nein, e r .
sch ne it nicht.
Fit in Deutsch 1 - Sprechen 4 Formuliere für jedes Wort zum Thema „Sprache lernen“ eine Frage. Übung
^
a °*' e
1 Buch
...................................................................
2 Lehrerin
...................................................................
3 Grammatik
...................................................................
4 Unterricht
...................................................................
5 Vokabeln
...................................................................
19
Kapitel 2
Erlebnisse bei der Entenjagd und andere Jagdgeschichten ► 3 Ich gehe leidenschaftlich1 gerne zur Jagd und eines schönen Morgens entdeckte ich auf dem See eine ganze Schar2 W ildenten, die friedlich um herschwom m . Sofort w ollte ich nach ihnen schießen, aber wenn ich auf eine Ente geschossen hätte, w ären die anderen alle davongeflogen. Das w ollte ich natürlich nicht, denn ich w ollte alle erlegen3. Da kam m ir eine Idee: Ich zw irbelte4 ein Seil auf und knotete die Teile zusammen. So erhielt ich eine sehr lange Schnur. An das eine Ende band ich ein Stückchen Schinkenspeck, das ich m ir vom Frühstück aufgehoben hatte. N un versteckte ich m ich im Sch ilf und w arf die Schnur m it dem Köder5 aus. G leich kam die erste Ente herbeigeschwom m en und schnappte sich den Speck. W eil Speck ziem lich glatt und schlüpfrig6 ist, kam er schon bald m it der Schnur hinten aus der Ente w ieder heraus. W elch ein
1leidenschaftlich sehr gerne 2e Schar, en Gruppe 5erlegen abschießen 4zwirbeln hierein Seil aufdrehen in einzelne dünnere Fäden 20
5r Köder, - z. B. Wurm, mit dem man Fische fängt 6schlüpfrig glitschig, glatt
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten
Glück! Denn schon entdeckte die zw eite Ente den Speck und verschlang ihn gierig. Und auch sie schied1den Speck m it der Schnur nach kurzer Z e it w ieder aus. Und so w anderte der Leckerbissen an der Schnur durch alle Enten durch, bis sie alle nebeneinander an der Schnur hingen. So brauchte ich nur die Leine nehm en und m it der Beute2 nach Hause ziehen. Ich band m ir die Schnur um den Körper, w eil die Enten ganz schön schwer waren. Ich zog und zog, plötzlich schlugen die Enten m it den Flügeln und flatterten los - m it m ir am anderen Ende der Leine! So flog ich m it ihnen durch die Lüfte. W elch eine Reise! D ie Enten w ollten w ieder zurück zum See, aber ich benutzte m einen M antel als Ruder und steuerte3 genau au f m ein Haus zu. Aber w ie brachte ich die Enten dazu, genau hier zu landen? Ganz einfach, ich drehte einer nach der anderen den Hals um , bis w ir im m er tiefer sanken4 und schließlich durch den Schornstein hindurch genau auf den H erd landeten. Zum G lück brannte noch kein Feuer, sonst w äre ich selbst noch zum Braten5
' ausscheiden, schied aus, ausgeschieden nach dem Verdauen von sich geben 2e Beute, n das, was man gejagt hat
5steuern lenken 4sinken, sank, gesunken zu Boden fallen 5r Braten, - gebratenes fleisch 21
geworden. M ein Koch staunte ganz schön und m achte sich sogleich an die Zubereitung1. Aus solchen Erlebnissen kann man viel lernen. Und schon bald konnte ich m eine Erfahrung m it den Enten bei einer anderen Gelegenheit anwenden2. Einm al spazierte ich durch Feld und
W ald
und
w ollte
m eine
neue
Flinte3
ausprobieren. D afür hatte ich m ir nur wenige Kugeln m itgenom m en zum Testen und zielte hier und da auf Z iele, die ich m ir aussuchte. Als m eine M unition verbraucht war, sah ich ein paar H ühner vor m einen Füßen herum flattern. Schon musste ich an einen leckeren Hühnerbraten denken. Dabei floss m ir das W asser im M unde zusammen. Und w eil ich gerne alle H ühner auf einm al haben w ollte, dachte ich an m einen T rick m it den Enten. Ich lud4 m ein Gewehr, aber nicht m it Kugeln, sondern m it dem Ladestock5des Gewehres, den ich vorher angespitzt6hatte. N un zielte ich auf die Hühner. Bei dem Schuss flogen sie erschrocken in die Luft. D er Ladestock
’ e Zubereitung, en Wer etwas zu essen kochen 2anwenden erproben ! e Flinte, n Gewehr 4laden, lud, geladen Kugeln in das Gewehr legen 5r Ladestock, "e Stab zum Laden der Munition in das Gewehr 6anspitzen spitz machen
flog w ie ein Pfeil durch die Lu ft und tra f das erste Huhn. D er Pfeil durchbohrte1es. Dann tra f er das zweite H uhn, und so w eiter. W ie schon bei den Enten gelang es m ir, alle H ühner nacheinander sieben Stück - au f einem Spieß2 zu erlegen. Oh, was freute ich m ich auf m ein Abendessen! Ich könnte euch stundenlang von m einen Jagderlebnissen berichten! W ie ih r nun wisst, m acht es m ir vie l Spaß, m ir m it viel Fantasie neue M ethoden für die Jagd auszudenken. Als ich einm al w ieder auf der Jagd war, hatte ich anstatt des Ladestocks einen langen Nagel dabei. Ich w ollte näm lich ein neues Kleidungsstück3 haben. Und zw ar aus dem Fell des Fuchses. Das gefiel m ir so gut. D er Fuchs spazierte direkt vor m einen Augen durch den W ald. Ich lockte ihn näher heran und schnappte ihn m ir. Dann nagelte ich ihn m it seinem schönen Fuchsschwanz an einen Baum . Ich prügelte4 so lange au f das T ie r ein, bis es aus seinem eigenen M aul herauskroch. Ganz nackt flüchtete es in den W ald. Sein kostbares Fell blieb unverletzt an dem Baum hängen. W enn ihr
1durchbohren hindurch gehen 2Spieß, e hierStab, an dem die Hühner aufgespießt werden 5Kleidungsstück, e etwas zum Anziehen 4r Bursche, n Kerl 24
e
Baron von Münchhansen und seine wundersamen Geschichten
O
im W ald also m al auf einen nackten Fuchs seht, dann w isst ihr, w ie es dazu kam. E in anderes M al hatte ich nicht so viel Glück. Ich w ollte eine W ildschw einm utter erlegen, die m it ihren Frischlingen1 unterwegs war. Aber m ein Schuss ging daneben und die kleinen Ferkelchen2 liefen in alle Richtungen davon. D ie W ildschw einm utter aber blieb stehen und bewegte sich nicht. Ich ging sehr vorsichtig an sie heran, denn m an w eiß ja, w ie w ild sie werden können. Ich w underte m ich, dass sie sich nicht bewegte. D a m erkte ich, dass sie blind war. N ur m ithilfe ihrer Ferkelchen konnte sie sich bewegen, indem sie sich m it dem Rüssel an dem Ringelschwänzchen3 von
einem
Frischling
festhielt.
Von
dem
Ringelschwänzchen hatte sie sogar noch ein Stück im M aul, w eil das Ferkelchen sich von dem Schuss so erschreckt hatte und davonlief. So brauchte ich sie nur an dem Ringelschwänzchen nach Hause führen und sie m einem Koch übergeben. Auch die W ildschw eineber4können ganz schön gefährlich sein. Einm al, als ich gar nicht dam it
1r Frischling, e (= Ferkelchen) Kind vom Schwein ! s Ferkelchen, - (= Frischling) Kind vom Schwein 5s Ringelschwänzchen, - gedrehter Schwanz vom Schwein 4r Wildschweineber, - männliches Wildschwein 25
rechnete, kam so ein w ild er W ildschw eineber auf m ich zu. Ich w ar so erschrocken, dass ich gar nichts tun konnte. E r rannte so schnell, dass m ir nur die Flucht übrig blieb. Im letzten M om ent habe ich m ich hinter einem Baum versteckt. D er Eber knallte m it großer W u ch t1 gegen einen Baum . Dabei blieb er m it seinen m ächtigen Stoßzähnen2 im Baum stam m stecken. E r tobte und zerrte, aber er konnte sich nicht befreien. Ich lie f ins D o rf und brauchte nur ein Seil und eine Schubkarre3 zu holen, um m eine Beute nach Hause zu bringen. Aber jetzt muss ich euch von m einer Hirschjagd berichten! Das ist w irk lich eine unglaubliche Geschichte, die ich dabei erlebt habe. Ich hatte schon
alle
m eine
Kugeln
verschossen.
Da
tra f ich auf einen stattlichen4 H irsch m it dem prächtigsten5 G ew eih6, das ich je gesehen hatte. Aber w ie sollte ich ihn ohne M unition erlegen? Ich hatte noch ein paar Kirschen dabei. D ie aß ich schnell au f und stopfte die Kerne in m ein
1e Wucht (nur Sg.) mit Kraft und Stärke 2r Stoßzahn, "e spitzer Zahn zum Angriff und Stoßen 1e Schubkarre, n Behälter mit einem Rad, mit dem man etwas transportieren kann Stattlich mächtig, groß 5prächtig wunderbar, schön 6s Geweih, e Hörner, die Hirsche auf dem Kopf haben 26
e
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten
Gewehr. Dann tat ich noch etwas Schießpulver1 hinzu, setzte an und zielte m itten auf die Stirn des Hirsches. D er aber taum elte nur kurz und lie f weg. Pech gehabt! Als ich ein oder zw ei Jahre später w ieder einm al in der Gegend war, sah ich einen H irsch, der zwischen seinem G ew eih einen Kirschbaum trug, der voller Kirschen war. Dieses M al entkam er m ir aber nicht! Ich erlegte ihn und verspeiste ihn als Sonntagsbraten2: H irschrücken m it Kirschkom pott zum Nachtisch!
■
1s Schießpulver, - Schwarzpulver, Munition 2r Sonntagsbraten, - Festtagsessen am Sonntag 27
Worte & Wörter 1 Unterstreiche die getrennten Verben und bilde den Infinitiv. Beispiel: Die Enten fliegen davon............. 1 Er bindet den Speck an der Schnur fest.
............................
2 Das Wildschwein bleibt stehen.................................. 3 Münchhausen denkt sich neue Tricks aus. ............................ 4 Die Ferkelchen laufen davon.
............................
Strukturen & Satzbau 2 Wer ist am schnellsten? Bilde den Superlativ. Beispiel: d a s .?£hnel/ste Pferd (schnell) 1 d e r ........................ Sonntagsbraten (gut) 2.... d ie ...................... Stadt (groß) 3....d a s ....................... Haus (alt) 4 d e r .......................W eg (weit) 5 d ie ...................... Musik (laut)
Lesen & Lernen 3 Kennst du die Antwort? 1 Wohin geht Münchhausen leidenschaftlich gern? A D zur Jag d B □ ins Bett C □ zur Arbeit 2 Was A □ B □ C □
28
bindet er an die Schnur? einen Wurm Speck Schokolade
3 Was machen die Enten? A □ Sie schwimmen auf dem See. B □ Sie sitzen im Gras. C □ Sie fliegen davon. 4 Von welchem Tier will Münchhausen das Fell haben? A O vom Schwein B □ vom Fuchs C □ vom Pferd 5 Was machen die Ferkelchen? A O Sie laufen davon. B □ Sie wühlen in der Erde. C
O Sie quieken.
Fit in Deutsch 1 - Lesen 4 Lies die Information auf dem Aushang und kreuze an: Richtig (R ) oder falsch (F)?
Malwettbewerb!
Das Jagd- und Fischereimuseum veranstaltet einen Malwettbewerb für Kinder zum Thema „Wald - Wild - Wasser". Gemalt werden sollen Tiere, die in unseren Wäldern, Seen und Flüssen leben. Die schönsten Bilder werden in einem Kalender veröffentlicht. Die Gewinner erhalten einen Preis, eine Urkunde und freien Eintritt ins Museum. \
Bitte schickt eure Bilder bis zum 25. Juni 2013 an das Jagdund Fischereimuseum.
/
R
F
Es sollen Bilder zum Thema „Die Wüste lebt" gemalt werden. □ 2 Die Gewinner bekommen keinen Preis. □ 3 Veranstalter ist das Jagd- und Fischereimuseum. □
□ □ □
1
29
Kapitel 3
Das geteilte Pferd
► 4 Außer der Jagd habe ich m ich im m er sehr für die Reitkunst und edle Pferde interessiert. Eines schönen Nachm ittags w ar ich zum Tee bei dem Grafen Przobofsky auf seinem Landsitz eingeladen. E r w ar ein wohlhabender1 G ra f aus einer adeligen polnischen Fam ilie, der neben seinen Ländereien2 auch ein Pferdegestüt3 m it kostbaren Pferden besaß. D ie Pferde dieser edlen Rasse4 werden auch Litauer genannt. Bei der Teestunde saß ich m it den Dam en im Salon und unterhielt sie m it m einen Geschichten. D er G ra f ging m it ein paar H erren über den H of, um sein neues Pferd anzuschauen, das eben auf dem H o f eingetroffen war. Plötzlich w aren entsetzte Schreie zu hören. W ir liefen ans Fenster und sahen, w ie das junge Pferd sich aufbäum te und w ild tobte. Dabei schnaubte es vor Z o rn m it aufgeblähten N üstern5. U nter den erschrockenen M ännern w aren viele exzellente
1wohlhabend reich 2Ländereien (PI.) Landhäuser 5s Pferdegestüt, e Pferdehof 30
4e Rasse, n Gattung, Art 5e Nüster, n Nasenloch vom Pferd
Baron von Münchhausen
e
und seine wundersamen Geschichten
O
Reiter, doch keiner traute sich, sich dem Pferd in den W eg zu stellen. Das Pferd schlug wütend m it den Hufen um sich und ließ niem anden an sich herankom m en. Jetzt w ar ich in m einem Elem ent1! A lle w arteten nur auf m ich. N un konnte ich ihnen zeigen, w ie hervorragend ich m it Pferden um gehen konnte. Ich entschuldigte m ich kurz bei den Dam en und rannte hinaus auf den H of. M it einem gekonnten Sprung saß ich sicher auf dem Rücken des Pferdes. Schnell konnte ich durch geschickten D ruck m it den Beinen und Führen der Zügel das wütende Pferd beruhigen. Sanft w ie ein Läm m chen folgte es m einen Anweisungen. Jetzt bekam ich Lust, den Dam en und H erren, die sich im H o f versam m elt hatten, einm al m eine Reitkünste zu zeigen. Schon pirschte2 ich los und setzte m it einem eleganten Sprung durch das geöffnete Fenster in den Salon. Ich hatte das W underpferd so gut in m einer G ew alt3, dass ich ganz m ühelos auf ihm m al rechts und m al links herum um den Tisch trabte4.
's Element, e Wer Leidenschaft 1lospirschen lostraben, loslaufen 5etw. in seiner Gewalt haben etw. beherrschen 4traben eine Gangart des Pferdes 31
Kapitel 3 3
o
Dann setzte ich zum Galopp an und ließ es w ieder im Schritt gehen. Das Pferd w ar sehr elegant in seinen Bewegungen. Niem and erschreckte sich und auch nichts ging zu Bruch1. D ie Gesellschaft verfolgte das Geschehen m it Vergnügen. So etwas hatten sie noch nicht gesehen. Aber es kam noch besser. Zum Höhepunkt m einer Vorführung ließ ich den Litauer auf einen kleinen Tisch steigen an dem Tee getrunken wurde. H ier zeigte noch ein paar Kunststücke der hohen Reitkunst, ohne dass auch nur ein Teller entzweiging. D er G ra f w ar sehr beeindruckt2 von m einer Reitkunst, und bat m ich höflich, das edle Pferd als Geschenk anzunehm en. E r w ollte sogar, dass ich m it ihm zusammen bei dem Feldzug3 gegen die Türken m itm achte, den der Z a r gerade begonnen hatte. Ich w ar sehr glücklich darüber. Jetzt konnte ich endlich in den Krieg ziehen, denn das w ar ja der G rund für m eine w eite Reise nach Russland. N un hatte ich Gelegenheit, m ich im Kam pf verdient4 zu m achen und zu Kriegsruhm 5 zu gelangen.
1zu Bruch gehen kaputt gehen 1beeindrucken faszinieren ! r Feldzug, "e Angriff im Krieg 32
4sich verdient machen zu Lob und Anerkennung kommen s r Kriegsruhm (nur Sg.) Ansehen, Ehre im Krieg
Baron von Münchhansen I
und seine wundersamen Geschichten
Es w ar m ir eine Ehre, unter dem Kom m ando des Generalfeldm arschalls M ünnich gegen die Türken zu käm pfen. Aber m it dem Geschenk des Grafen w ar das natürlich noch viel verlockender1. A u f solch einem eleganten Pferd in den Kam pf zu ziehen, m achte schon etwas her. So konnte man sich sehen lassen. Ich wurde also bei den Husaren eingeteilt. Das ist die Reitergruppe, die der Haupttruppe w eit vorausreitet und dort für vie l W irb el sorgt. Bei der Schlacht um Orzakow, w ar ich w ieder einm al m it m einem Pferd ganz vorne an erster Stelle. D a sah ich den Feind heranrücken, gehüllt in eine dichte Staubwolke. Es w ar unm öglich zu sehen, w ie viele sie waren. M eine Aufgabe w ar es, die Zah l der Feindestruppe2 gut zu schätzen und sie dem G eneral m itzuteilen. Ich preschte an sie heran und w irbelte dabei selbst so vie l Staub auf, dass w ir uns gegenseitig nicht sehen konnten. D ie anderen Husaren folgten mir. Gem einsam schlugen w ir die Türken m it unseren Säbeln3 in die Flucht. D ie feindliche Truppe w ollte in ihre
1verlockend reizvoll, attraktiv 2e Feindestruppe, n gegnerische Truppe 1r Säbel, - Waffe zum Fechten 33
sichere Festung1 fliehen. Ich blieb ihnen auf den Fersen. Ihnen blieb keine Z eit, die Tore hinter sich zu schließen. In Panik flohen sie am anderen Ausgang w ieder aus ihrer Festung. So haben w ir vielm ehr ich alleine - ihre Festung in W indeseile2 besetzt. Denn als ich m ich umsah nach m einer Truppe, w ar niem and m ehr da. Ich w ar den anderen w eit voraus. M ein tapferes Pferd führte ich erst einm al an den Brunnen auf dem M arktplatz und ließ es trinken. Es soff3 gierig den halben Brunnen leer und konnte seinen D urst gar nicht löschen. Im m er m ehr soff es, das wurde schon unheim lich. Als ich m einem W underpferd einen Klaps auf sein H in terteil geben w ollte, schlug ich ins Leere. Ich drehte m ich um und sah - nichts! Das gesamte H in terteil des Tieres w ar fort, sauber in der M itte durchgeschnitten. Und das ganze Wasser, das m ein Pferd soff, floss in der M itte einfach w ieder heraus! W ie konnte so etwas geschehen? Da kam ein Reitknecht4 aus m einer Truppe von der anderen Seite herangejagt und berichtete, was
1e Festung, en Burg 1e Windeseile (nur Sg) sehr schnell 3saufen, soff, gesoffen gierig trinken 34
4r Reitknecht, e Bursche, der sich um die Pferde kümmert
Kapitel 3 3
O
sich ereignet hatte. Als ich hinter den Türken in die Festung ritt, wurde das Fallto r1herabgelassen, genau in dem M om ent, als ich m ich m it m einem Litauer darunter befand. Das Tor schnitt m ein Pferd in der M itte entzwei. Das H in terteil des Pferdes lie f kopflos hinter den Türken her. D ie erschraken2sich so sehr, als sie das H in terteil ohne K op f sahen, dass sie noch schneller flohen. Ich w ollte wissen, w o denn das H in terteil m eines Pferdes abgeblieben sei und der Reitknecht sagte, dass es auf eine W eide3 getrabt sei, wo andere Pferde grasten4. Sogleich galoppierte ich auf dem Vorderteil des Pferdes zu der W eide und entdeckte dort tatsächlich die zw eite H älfte. Da beide H älften w o h lau f waren, ließ ich sogleich den Hufschm ied6 des Regim ents komm en. D er sah sich den seltsam en Fall an, überlegte kurz, was zu tun war. Schon bald hatte er eine Idee, w ie er den Litauer w ieder zusam m enflicken7
1s Falltor, e Tor, das von oben herunter fällt 2erschrecken, erschrak, erschrocken Angst bekommen 3e Weide, n Wiese, auf der Pferde weiden 4grasen Gras fressen 5wohlauf sein gesund sein 6r Hufschmied, e er schmiedet den Pferden Hufeisen 7zusammenflicken Teile aneinander nähen 36
e
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten
konnte. E r nahm ein paar junge Lorbeerzw eige1, die er in der Nähe fand. D am it heftete er beide H älften zusammen. Nach ein paar Tagen waren die W unden verheilt. Diese M ethode hatte noch einen anderen Effekt, der m ir sehr gut gefiel: D ie Zw eige trieben aus und schlugen W urzeln im Leib des Pferdes. Außen rankte2 frisches G rün um seinen Rücken zu einer Lorbeerlaube. Den Lorbeerkranz
hatte
sich
m ein
W underpferd
w ahrlich verdient. Von nun an konnten w ir im m er im kühlen Schatten der grünen Blätter reiten und wurden überall von den Leuten bestaunt.
■
1r Lorbeerzweig, e Zweig von einem Lorbeerbaum 2ranken empor wachsen 37
Lesen & Lernen Was ist passiert? Kreuze die richtige Lösung an. 1 W o zeigt Münchhausen seine Reitkünste? A □ auf einem Schiff B □ auf einem Tisch C □ auf einer Wiese 2 Gegen wen käm pft er mit seinem Feldzug? A □ gegen die Russen B □ gegen die Ungarn C D gegen die Türken 3 W o ist das Hinterteil des Pferdes geblieben? A □ es wurde von einem Falltor abgetrennt B □ ein Zauberer hat es weggezaubert C □ ein türkischer General hat es mit einer Säge abgesägt 4 W om it hat der Hufschmied das Hinterteil zusammengeflickt? A □ mit Nadel und Faden B □ mit Heftklammern C □ mit Lorbeerzweigen 5 Was wächst aus dem Rücken des Pferdes? A O ein Lorbeerkranz mit frischen Blättern B □ ein Horn C □ ein Bein
38
Worte & Wörter 2 Finde zu jedem Adjektiv das Gegenteil und verbinde sie. 1 2 3 4 5 6 7
schnell schön klein gut fröhlich warm weit jung
nah ■ —► langsam schlecht hässlich kalt groß alt traurig
Strukturen & Satzbau 3 Bilde Sätze. 1 springt / durch das Fenster / in den Salon / mit seinem Pferd / Münchhausen
2 und trinkt / steht / Das Vorderteil / am Brunnen / des Pferdes
3 auf / Das Hinterteil / ist / der W eide / des Pferdes 4 mit Lorbeerzweigen / die beiden Teile / Der Hufschmied / zusammen / flickt 5 tanzt / auf dem Tisch / Das Pferd
/ vorsichtig
Sprechen 4 Wörter erklären. Schreibe die Wörter aus dem Kapitel auf Wortkarten (jedes Wort auf eine Karte) und lege sie verdeckt auf den Tisch. Ziehe eine Karte und erkläre das Wort deinem Partner/deiner Partnerin. Er/Sie muss das Wort erraten. Dann wird gewechselt. Reitkunst Hinterteil
Marktplatz Brunnen Nachmittag Pferd
39
Kapitel 4
Mein R itt auf der Kanonenkugel und andere Abenteuer ► 5 Im Feldzug gegen die Türken belagerten1w ir eine Stadt. Ich w eiß gar nicht mehr, w ie sie hieß. D er G eneralm arschall M ünnich w ollte wissen, w ie es in der Stadt aussah. Aber es w ar unm öglich, durch die ganzen Vorposten2 und W achen dorthin zu gelangen. So bekam ich den Befehl3, die Lage4 zu erkunden, w eil keiner in der Truppe, außer m ir, solch einen Auftrag ausführen konnte. Als neben m ir eine Kanone5 geladen w urde, hatte ich eine geniale Idee. Genau in dem M om ent, in der die Kanone gezündet wurde und die Kugel hinausschoss, sprang ich auf die Kugel und ritt m it ihr durch die Lüfte. Aber unterwegs bekam ich Z w eifel6, was w ohl m it m ir passieren w ürde, w enn ich im feindlichen Lager ankam . Sicherlich w ürden sie m ich als Spion gefangen nehm en. Und so überlegte ich
' belagern besetzen 2r Vorposten, - Truppe, die weiter vorne Wache hält 3r Befehl, e Auftrag, etwas zu tun 4e Lage, n Wer die Situation prüfen 5e Kanone, n Schusswaffe mit großen Kugeln 6r Zweifel, - Bedenken haben, nicht sicher sein 40
Baron von Münchhausen f
und seine wundersamen Geschichten
nicht lange und sprang in dem Augenblick, wo eine feindliche Kugel in die G egenrichtung flog, au f die andere Kugel und flog m it ih r zurück. W ie ihr schon wisst, w ar ich ein exzellenter Reiter und verstand m ich bestens darin, m eine Pferde gut zu dressieren1. Sie gehorchten m ir stets aufs W o rt und sprangen über Zäune, M auern und Büsche, ganz so, w ie ich es w ollte. Einm al waren w ir auf Hasenjagd und ich ritt auf einem sehr schnellen G aul2. Als w ir einen Hasen sichteten und ihm in hohem Tem po3folgten, kam eine Kutsche4 den W eg entlang, in der zw ei Dam en angeregt plauderten. Zum Brem sen5w ar es zu spät und so sprang ich m it m einem Pferd kurzerhand durch das geöffnete Fenster in der Kutsche und auf der anderen Seite w ieder hinaus. W e il alles so schnell ging, vergaß ich doch glatt, m einen H u t zu heben und die Dam en freundlich zu grüßen. Ich hoffe, sie haben es m ir verziehen. E in anderes M al geriet ich bei einem Ausflug m it m einem Litauer in sumpfiges Gebiet. W ir
1dressieren ein Tier zähmen und ihm Kunststücke beibringen 2r Gaul, “e Pferd Js Tempo, s Geschwindigkeit 4e Kutsche, n Wagen, der von Pferden gezogen wird 5s Bremsen (nur Sg.) anhalten 41
konnten leider nicht ausweichen, uns blieb nichts anderes übrig, als den Sum pf zu durchqueren1. D a es unm öglich war, hindurchzulaufen, nahm ich A nlauf und w ollte darüber hinweg springen. Leider hatte ich den ersten Sprung zu kurz berechnet und so drehten w ir lieber m itten im Flug um und landeten sicher w ieder auf den Trockenen. Beim
zw eiten Versuch gelang es
uns ebenfalls nicht, über das Gebiet zu springen und konnten dieses M al leider nicht wenden. M it einem lauten Platsch2 landeten w ir m itten im Sum pf. M ein Pferd und ich w ären beinahe rettungslos
versunken3,
wenn
es
m ir
nicht
gelungen wäre, m ich am eigenen Schop f aus dem Sum pf zu ziehen! Und natürlich rettete ich auch m ein Pferd! M anchm al ist es doch nützlich, wenn man so einen gut trainierten Körper hat. Trotz m einer Tapferkeit und Klugheit und obwohl m ein Litauer so überaus schnell und gut dressiert war, geriet ich
einm al in
die
Gefangenschaft der Türken. Das w ar kein Spaß, denn m an wurde als Sklave verkauft.
1durchqueren hindurch gelangen 2r Platsch, e Geräusch, wenn man ins Wasser springt 3versinken, versank, versunken untergehen, ertrinken 4r Schopf, “e Haare auf dem Kopf 42
Im Dienste des Sultans musste ich jeden M orgen seine Tiere auf die W eide bringen. W enn es nur Ziegen oder Schafe gewesen wären, wäre das ja erträglich gewesen. Es handelte sich aber um seine Bienen, die ich den ganzen Tag beaufsichtigen und abends w ieder zurück in die Bienenstöcke1 bringen musste. Keine leichte Aufgabe. Einen Sack Flöhe zu hüten, wäre einfacher. Eines Abends aber sah ich, dass eine Biene fehlte und bem erkte gleich zw ei große Bären, die sie wegen ihres Honigs angefallen2 hatten. D a ich keine andere W affe bei m ir hatte als die silberne Axt des Sultans, das Erkennungszeichen3 der G ärtner und Landarbeiter, w arf ich die Axt m it viel Schwung4 nach den Bären, um sie zu vertreiben. D ie Biene schaffte es, den M om ent zu nutzen und vor den Bären zu fliehen. D ie Axt aber verfehlte die Bären und flog an ihnen vorbei, im m er höher und höher. Und wisst ihr, wo sie landete? A u f dem M ond! H ui, so hoch! Aber w ie
sollte
ich
bekom men? D er Sultan
sie w ieder herunter verstand
1r Bienenstock, “e hierhin bringen die Bienen ihren Honig 2anfallen jmd. angreifen 5s Erkennungszeichen, - Symbol 4r Schwung, “e aus der Bewegung schneller werden 44
da keinen
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten
Spaß! W oher bekam ich nur so lange Leitern, dass sie bis zum M ond reichten? D a fielen m ir türkische Bohnen ein, die sehr schnell zu einer erstaunlichen H öhe em porwuchsen1. Ich pflanzte eine solche Bohne in die Erde ein und sie wuchs tatsächlich bis zum M ond und rankte2 sich um den Rand der M ondsichel3. Im K lettern w ar ich ausgesprochen geschickt und auch schw indelfrei4. Deshalb gelang es m ir, an der Bohne entlang auf den M ond zu klettern und dort auch glücklich anzukom m en. Aber es w ar gar nicht so einfach, m eine silberne Axt hier oben wiederzufinden, w eil hier alle Dinge silbern glänzten. Schließlich fand ich sie aber, und als ich m ich auf den W eg zurück zur Erde m achen w ollte, sah ich, dass m eine Bohnenpflanze inzwischen ganz verdorrt5 an der M ondsichel hing. Ich nahm die dörren Reste und flocht m ir daraus einen Strick, der im m er länger wurde. Ich befestigte das Seilende an der Spitze der M ondsichel und ließ m ich dann an dem Seil
1emporwachsen, -wuchs, -gewachsen nach oben sprießen 1ranken herumschlängeln 5e Mondsichel, n Form des halben Mondes 4schwindelfrei wenn einem nicht schwindelig wird 5verdorrt vertrocknet 45
herab. N atürlich reichte es nicht bis zur Erde. Deshalb trennte ich das überflüssig1 gewordene Stück Seil über m ir ab und knotete2 es an dem unteren Ende w ieder an. M it dieser M ethode kam ich der Erde im m er näher. Allerdings wurde das Seil durch das Abtrennen und Anknüpfen3im m er brüchiger, bis es irgendwann riss und ich auf die Erde fiel. Ich stürzte m it einer solchen W ucht4 auf die Erde, dass ich gut zehn M eter tie f in den Boden einschlug und ohnm ächtig5 wurde. Als ich w ieder zu Bewusstsein kam, taten m ir alle Knochen von dem A ufprall weh. Aber w ie kam ich jetzt aus dem Loch w ieder heraus? W ie gut, dass ich in den zehn Jahren Gefangenschaft m ir nicht m ehr die Fingernägel geschnitten habe. D ie w aren inzwischen so lang geworden, dass ich dam it prim a in die Erde eine A rt Treppe graben und darauf bequem nach oben steigen konnte. So kehrte ich m it der silbernen Axt des Sultans w ieder zurück zu m einen Bienen.
1überflüssig nicht mehr nötig 2knoten zwei Enden zusammenbinden J s Anknüpfen (nur Sg.) Zusammenfügen von zwei Enden 4e Wucht, (nur Sg.) mit viel Schwung 5ohnmächtig ohne Bewusstsein 46
Baron von Münchhausen f
und seine wundersamen Geschichten
N un wusste ich, w ie gefräßig1 und gefährlich hungrige Bären waren. Ich musste m ir einen anderen Trick2 ausdenken, um sie zu vertreiben, dam it sie
nicht
auffraßen.
Ich
den
H onig
bestrich
die
m einer
Bienen
D eichsel3 eines
Erntewagens m it H onig und legte m ich auf die Lauer. Kurze Z e it später kam auch schon ein Bär und schleckte4 an der Spitze der Stange, die m it H onig bestrichen war. D er Bär w ar so gierig, dass er m it dem Schlecken gar nicht m ehr aufhören konnte. E r leckte im m er w eiter an der Stange, bis er sich die Stange durch den Schlund5, den M agen und den Bauch leckte, und sie hinten w ieder aus ihm heraus kam. N un steckte er am Spieß fest. Ich ging zu ihm hin und pflockte einen Stock durch das Ende der Stange, so dass er sich nicht m ehr rückw ärts befreien konnte. So ließ ich den Honigdieb bis zum nächsten M orgen zappeln. D er Sultan, der auf seinem Spaziergang zufällig vorbei kam , lachte sich halb tot.
■
1gefräßig gierig, verfressen 2r Trick, s Methode J e Deichsel, n Stange am Wagen zum Ziehen und Lenken 4schlecken lecken 5Schlund, “e Rachen 47
Lesen S Lernen 1 Richtig (R) oder Falsch (F)? R
F
□
□
2
Er springt mit seinem Pferd durch eine Kutsche. □
□
3
Er zieht sich an den Füßen aus dem Sumpf.
□
□
4
Er soll einen Schwarm Bienen hüten.
□
□
5
Das Pferd schleckt Honig.
□
□
1
Münchhausen fliegt auf einem Pfeil durch die Luft.
Worte & Wörter 2 Ergänze die Sätze und finde das Lösungswort. 1 Münchhausen zieht sich am eigenen Schopf aus dem ..........................heraus. 2
E r ........................ auf einer Kanonenkugel durch die Luft.
3
Er muss einen S ch w a rm ..........................hüten.
4
D e r ........................ schleckt Honig.
5 Er wirft die silberne Axt auf d e n ..........................
1 2 3 4
48
Strukturen & Satzbau 3 Setze die richtigen Präpositionen ein. bis - im - durch - auf - aus 1 Münchhausen re ite t..........................einer Kanonenkugel. 2 Er springt mit seinem P fe rd ..........................die Kutsche. 3 Er landet m itten ..........................Sumpf. 4 Er zieht sich am S c h o p f 5 Die Bohne w ä c h s t
dem Sumpf. zum Mond.
Fit in Deutsch I - Schreiben 4 Schreibe eine E-Mail an deinen Freund Michael und berichte von einem ungewöhnlichen Abenteuer, das dir passiert ist. Du kannst auch etwas Verrücktes erfinden, so wie Münchhausen. Von: [__________________________ An: Betreff: Hallo Michael, weißt du, was mir neulich passiert ist?
49
Kapitel 5
Daseingefrorene Posthorn und andere Reisegeschichten ► 6 Kurze Z e it später schlossen die Russen m it den Türken Frieden und ich w urde aus m einer Gefangenschaft entlassen1 und nach Petersburg zurückgeschickt. Und von dort aus trat ich m einen H eim w eg nach D eutschland an. Es herrschte ein so strenger W in ter, dass selbst die Sonne Frostbeulen2 bekam . Ich fro r noch vie l m ehr als au f der H inreise. Bedauerlicherw eise3 w urde
m ir
nach
der
Gefangenschaft
m ein
Litau er nicht zurückgegeben. E r w urde von den Türken beschlagnahm t4. So musste ich m it dem Postschlitten reisen. A u f der Fahrt kam en w ir durch eine enge Schlucht, in der nur Platz für einen W agen ist. Ich w ies den Po stillio n 5 an, au f seinem H o rn ein kräftiges Signal zu geben, um dam it ein entgegenkom m endes Fahrzeug rechtzeitig zu w arnen. D er Po stillio n setzte sein H o rn an und blies kräftig hinein. A ber kein
1entlassen, entließ, entlassen wieder freigelassen werden 2e Frostbeule, n Erfrierung, Verletzung durch Frost 3bedauerlicherweise unglücklicherweise, leider 4beschlagnahmen jmdm. etwas wegnehmen 5r Postillon, s Bote mit einer Postkutsche 50
Baron von Münchhausen f
und seine wundersamen Geschichten
Ton w ar zu hören, so sehr er sich auch bem ühte1. Das Versagen2 des Posthorns brachte uns w enig später in eine unangenehme Situation. Es uns kam tatsächlich eine andere Kutsche entgegen und w ir konnten nicht aneinander vorbeifahren. W ir steckten fest. W as also tun? Ich stieg aus dem Postschlitten aus und spannte3 die beiden Pferde ab. Dann nahm ich den Schlitten samt4 Gepäck auf m eine Schultern und sprang in einem Satz über den anderen W agen hinweg. Das w ar gar nicht so leicht, denn der Schlitten w ar vollgepackt m it schweren Postpaketen. Ich setzte den Postschlitten sicher im Schnee ab und sprang sogleich w ieder zurück um die Pferde zu holen. Diese packte ich m ir rechts und links unter den A rm und w ollte erneut über den W agen springen. Aber eines der Pferde schlug m it den Hufen heftig um sich und m achte U nfug5. D a nahm ich seine H ufe und steckte sie in m eine Jackentasche. Jetzt konnte ich zum Sprung ansetzen und sie sicher hinüberbringen. D er Postillion versuchte
1sich bemühen sich Mühe geben 2s Versagen (nur Sg.) das nicht Funktionieren 3abspannen die Pferde von der Kutsche (dem Schlitten) losbinden 4samt zusammen mit 5r Unfug (nur Sg.) Unsinn. Quatsch machen 51
Kapitel 5
o
3
sich indessen an der Seite der anderen Kutsche vorbeizuquetschen1, was ihm nur schwer gelang. Rasch spannten w ir die Pferde w ieder an und fuhren zur nächsten Poststation. Im G asthof m achten w ir Rast2 und erholten uns von unserem Abenteuer. W ir hängten unsere Jacken und das Posthorn3 an den Nagel über den Kam in, nahm en an dem Tisch Platz und ließen es uns schmecken. Doch plötzlich tönte es „Tereng! Trara! Tereng! Trara!“ W ir staunten nicht schlecht und schauten, w oher diese Klänge4 kam en. Über dem Kam in hing das Posthorn, das nun langsam auftaute. Deshalb also konnte der Postillion auf dem Posthorn in der Schlucht kein W arnsignal5 geben. N un kam en die ganzen Töne heraus, die vorher festgefroren in dem H o rn steckten. Sie kam en in der Reihenfolge6 heraus, in der der Postillion hineingeblasen hatte. Ganze M elodien und Märsche ertönten und w ir erfreuten uns an dem Konzert beim Essen.
1sich vorbeiquetschen sich an etwas 4r Klang, “e Ton vorbeidrängen s s Warnsignal, e einen Ton spielen 2e Rast, en Pause zum Warnen 5s Posthorn, “er 6e Reihenfolge, n eins nach dem Blasmusikinstrument, in das der anderen Postbote bläst 52
Kapitel
M it dieser Geschichte endet auch meine russische Reisegeschichte. Aber dam it enden die Abenteuer, die ich erlebt habe, noch lange nicht. Und falls jem and glauben sollte, dass ich an der einen oder anderen Stelle etwas geflunkert1hätte, so kann ich versichern, dass alle Geschichten w ahr sind. Einige Jahre später kam ich w ieder einm al in
die
Türkei.
Dieses
in
Gefangenschaft,
M al
sondern
allerdings lebte
nicht
dort
als
ehrenhafter2 M ann m it hohem Ansehen3. Einm al w ar ich zu Gast beim Sultan4, der m ich bat, in K airo einen geheim en Auftrag für ihn zu erledigen. Ich nahm den Auftrag gerne an und m achte m ich m it m einem Gefolge5 auf die Reise. Kurz hinter Istanbul begegneten w ir einem sehr dünnen M ann, der unglaublich schnell durch die Gegend rannte. Als er näher kam , sah ich, dass er an jedem Fuß eine dicke Kugel als G ew icht6 hatte. Das m achte m ich neugierig und ich fragte ihn: „W o h in läufst du so schnell und was sollen die G ew ichte an deinen Füßen?” „A ch ", antw ortete er, „ich bin
1flunkern schwindeln, nicht die Wahrheit sagen 2ehrenhaft angesehen 3s Ansehen (nur Sg.) Anerkennung, Ehre 54
4r Sultan, e Herrscher im Orient 5s Gefolge, - Begleitung, Diener 6s Gewicht, e ein schwerer Gegenstand
e
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten
erst vor einer halben Stunde in W ien losgelaufen und w ill m ir in Istanbul eine neue A rbeit suchen. D ie G ew ichte habe ich nur angehängt, dam it ich nicht zu schnell laufe. Ich habe ja keine E ile .“ Das hat m ich ganz schön beeindruckt1, daher fragte ich ihn, ob er nicht m it m ir reisen wolle. E r w illigte2 ein und wurde mein Reisebegleiter. M ein Geheim auftrag in Ägypten w ar rasch erfüllt und ich benötigte meine Bediensteten nicht mehr. M ein neuer Freund blieb aber bei m ir und w ir reisten gemeinsam durch viele Städte und Länder. Unterwegs traf ich einige sehr außergewöhnliche3 Leute, m it denen ich Freundschaft schloss, und ich lud sie ein, m it m ir zu reisen. H ört selbst, wie ich sie traf. Einm al kam ich au f m einer Reise an einer W iese vorbei, auf der ein M ann kniete und sein O hr auf den Boden presste. Ich fragte ihn, ob er die M aulw ürfe4belauschen w olle. E r antw ortete: „Ic h höre das Gras w achsen.“ Ich w ar verblüfft und sagte: „So was kannst du?" E r erw iderte: „A b er ja, das ist ganz leicht für m ich.“ Ich engagierte5 ihn
' beeindrucken faszinieren, gefallen 1einwilligen ja sagen, einverstanden sein 3außergewöhnlich ungewöhnlich, anders als andere 4r Maulwurf, “e Tier, das unter der Erde lebt und Gänge gräbt 5engagieren Arbeit geben, beschäftigen 55
Kapitel
S C
>
3
sofort. Leute, die so gut lauschen können, kann man im m er gebrauchen. W enig später traf ich einen Jäger, der m it seinem Gewehr Löcher in die Luft schoss. „W as soll das?“ , fragte ich ihn. „A u f was schießt du denn?“ E r lachte und sagte: „Ich probiere1 nur m ein neues Gewehr aus. A uf der Spitze des Straßburger Münsters2 saß eben noch ein kleiner Spatz3. Den habe ich m it einem Schuss vertrieben4." Den Jäger hab ich natürlich auch gleich in m ein Gefolge aufgenommen. Ein paar Tage später kam en w ir an einem W ald vorbei, wo ein stämmiger, dicker M ann an einem Strick herum zerrte5, den er um den ganzen W ald gelegt hatte. „H e , was machst du denn da?“ , fragte ich. „Ich soll H olz holen und hab m eine Axt vergessen“ , erw iderte er. Und schwupps riss er den ganzen W ald m it bloßen Händen aus der Erde. So einen starken K erl brauchte ich in m einer Truppe und nahm ihn auch gleich m it auf. E r verlangte allerdings einen sehr hohen Lohn für seine Tätigkeit, was m ich ärgerte. Aber was soll’s.
' ausprobieren testen 2das Straßburger Münster bekannte Kathedrale in Straßburg (Frankreich) 3r Spatz, en kleiner Vogel 56
4vertreiben, vertrieb, vertrieben verscheuchen, wegjagen 5herumzerren an etwas kräftig ziehen
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten
W ir liefen w eiter, als ein heftiger Sturm auf kam 1, der unsere Pferde samt W agen um w arf und durch die Lu ft w irbelte2. Am H im m el w ar aber gar kein U nw etter zu sehen. In der Nähe standen sieben W indm ühlen3, deren Flügel sich rasend schnell drehten. Ein großer, kräftiger K erl stand daneben, hielt sich das rechte Nasenloch zu und schnaubte durch das linke Nasenloch. Als er uns sah, hörte er auf zu schnauben und grüßte höflich. Sofort regte sich kein Lüftchen m ehr und die W indm ühlen standen still. „A b er was soll denn das?“ , fragte ich verärgert. „O h , verzeihen Sie“ , sagt er, „ich m ache den W indm ühlen nur ein bisschen W ind . H ätte ich m ir nicht das rechte Nasenloch zugehalten, stünden dort jetzt keine W indm ühlen m ehr.“ Es versteht sich, dass ich auch den W indm acher in m ein Gefolge aufriahm . So gehörten nun zu m einem Gefolge der Schnellläufer4, der H orcher5, der Jäger, der starke Bursche und der W indm acher6.
1aufkommen, kam auf, aufgekommen ein Sturm kommt näher 2wirbeln schleudern 3e Windmühle, n Bauwerk mit Flügeln, das sich im Wind dreht und mit dem Mehl gemahlen wird
■
4r Schnellläufer, - Sportler, der sehr schnell läuft 5r Horcher, - jmd„ der gut hören kann 6r Windmacher, - jmd., der Wind macht 57
Lesen & Lernen 1
Kennst du die Antwort? 1
Der Postillion bläst ein Signal in das Horn, A D um andere Fahrzeuge zu warnen. B □ weil er musikalisch ist. C □ aus Spaß.
2 Aus dem Horn kommt kein Ton heraus, weil A □ das Horn kaputt ist. B □ der Postillion nicht darauf spielen kann. C □ das Horn gefroren ist. 3 Der Schnellläufer hat eine Kugel am Fuß, A □ weil er ein geflohener Gefangener ist. B □ damit er nicht zu schnell läuft. C □ für sein Training. 4
Der Horcher legt sein Ohr auf den Boden, A □ damit er das Gras wachsen hört. B □ um die Maulwürfe zu belauschen. C CD um zu schlafen.
5 Der Windmacher schnaubt durch sein Nasenloch, A □ um sich die Nase zu putzen. B □ um die Windmühlen anzutreiben. C □ weil er erkältet ist.
Worte & Wörter 2 Welches Verb passt? 1 Das Po sthorn........................ an der Wand. A D hängt BCD liegt C D steht 2
Münchhausen....................... sehr ungewöhnliche Leute A D tritt b D trinkt C D trifft
58
3 Der dünne M an n........................ unglaublich schnell. A D redet ßD geht C D läuft 4
Die Flügel der W indm ühlen..........................sich. ä D drücken B Ü drehen C D schlagen
5 G em einsam ..........................sie durch viele Städte und Länder. A D regnen ß D reden C D re ise n
Strukturen & Satzbau 3 W elche Eigenschaften haben die neuen Freunde von Münchhausen? Beschreibe sie m it einem Satz. der der der der der
Windmacher .............................................................. Schnellläufer .............................................................. Horcher .............................................................. Jäger .............................................................. starke Bursche ..............................................................
Fit in Deutsch 1 - Lesen 4 Lies den Aushang am Schwarzen Brett und beantw orte die Fragen. Hallo, bald fangen die neuen Kurse an und wir wollen eine richtig coole Stadtralley für die neuen Sprachschüler organisieren. Dazu wollen wir Fragen zur Stadt und zum Allgemeinwissen sammeln, aber auch Geschicklichkeitsübungen. Wer hat gute Ideen und Lust, bei der Vorbereitung zu helfen? Bitte meldet euch bei Susanne
[email protected]
1 Susanne will ein Picknick veranstalten. 2 Die Stadtralley soll für die neuen Lehrer organisiert werden.
R D
F D
D
D
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Kapitel 6
Die Wette
► 7 Alsbald1 m achte ich m ich m it m einem neuen Gefolge - dem
Schnellläufer, dem
Horcher,
dem Jäger, dem starken Burschen und dem W indm acher - auf den W eg zum Sultan nach Kairo. Gem einsam w aren w ir w irk lich eine tolle Truppe2, w ie sich bald heraussteilen3 sollte. D ie Fü n f verhalfen4m ir zu viel Ruhm 5und Ehre. W ir reisten m it dem Schiff auf dem N il und genossen die Reise bei wunderbarem W etter. Nach sechs Tagen erreichten w ir den Sultanspalast und w urden vom
Sultan fürstlich empfangen. E r
w ar sehr zufrieden m it m ir und w ie ich seinen Geheim auftrag erfüllt hatte. Z u r Belohnung lud er m ich jeden M ittag und jeden Abend zum Essen ein und verw öhnte m ich m it den köstlichsten Speisen, die ich je gegessen hatte. So aßen w ir regelm äßig gemeinsam in seinem Palast, aber leider gab es keinen W ein zum Essen,
1alsbald bald 2e Truppe, n hierGruppe (beim Militär) 3sich heraussteilen sich zeigen, deutlich werden 4verhelfen, verhalt, verholten jmdm. zu etwas helfen 5r Ruhm (nur Sg.) Ansehen 6o
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denn die M oham m edaner dürfen keinen Alkohol trinken. Das w ar w irk lich schade, und auch der Sultan selbst schien das zu bedauern1. Eines Tages zeigte m ir der Sultan in seinem K eller eine Flasche W ein, die er dort heim lich2 lagerte. Es w ar die allerletzte Flasche eines sehr kostbaren3 ungarischen W eines, einem Tokaier. E r holte sie herauf, öffnete sie und schenkte uns beiden ein. „Ic h w eiß, w erter4 Münchhausen, dass Sie etwas von gutem W ein verstehen5“ , sagte er. „W as halten Sie von diesem Tropfen?“ „N u n ja “ , entgegnete ich, „n ich t schlecht, ein gutes W einchen, aber in W ien bei Kaiser K arl dem Sechsten habe ich einen noch viel besseren W ein getrunken. Den sollten Sie m al probieren!“ D er Sultan schüttelte den K op f und sagte: „D as kann nicht sein. D ieser W ein ist ein Geschenk von einem ungarischen Grafen, der m ir versicherte, dass er der allerbeste W ein sei.“ Da kam ich au f eine Idee. „W etten, dass ich Ihnen in nur einer Stunde eine Flasche dieses
1bedauern hier vermissen 2heimlich nicht öffentlich, im Geheimen 3kostbar wertvoll 4werter veraltetverehrter 5etwas von... verstehen Ahnung haben von 62
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten
edlen W eines aus dem kaiserlichen W einkeller aus W ien bringen lassen w erde?“ „A ber M ünchhausen“ , lachte er, „das ist doch unm öglich. In einer Stunde kann man nicht von W ien nach K airo kom m en.“ D er Sultan w arnte m ich und sagte: „M achen Sie keine Scherze m it dem Sultan! Es ist jetzt kurz von drei. Sollte der W ein bis vier U h r nicht hier auf dem Tisch stehen, lasse ich Ihnen den K op f abschlagen1. W enn Sie es aber schaffen, dann dürfen Sie sich aus m einer Schatzkam m er so vie l Gold, Silber, Perlen und Edelsteine nehmen, w ie es der stärkste M ann tragen kann.“ N a das ist ein W o rt, dachte ich m ir und w illig te in die W ette ein. Ich ließ m ir darauf Tinte, Feder und Papier bringen und schrieb an die Kaiserin von Ö sterreich und Königin von Ungarn, M aria Theresia, einen Brief: „Ih re M ajestät2 haben als Universalerbin3 Ihres hochverehrten4 Vaters gewiss auch dessen W einkeller geerbt. D ürfte ich w ohl freundlichst darum bitten, m einem Boten, der Ihnen diesen
1den Kopf abschlagen, schlug... ab,... abgeschlagen köpfen 2e Majestät, en Anrede für einen König/eine Königin 3r Universalerbe, n Person, die den gesamten Nachlass bekommt 4hochverehrt verdltet; Anrede für Herrscher verehrt 63
Kapitel
B rie f bringt, eine Flasche von dem ungarischen Tokaier m itzugeben, den ich m it Ihrem Vater so oft gemeinsam trank? Aber bitte nur von dem allerbesten! Denn es geht um eine W ette, bei der ich sonst den K op f verliere. Im Gegenzug1 stehe ich Ihnen zu Diensten, wann im m er Sie m eine H ilfe benötigen. M it herzlichem D ank im Voraus, Ih r sehr ergebener2Baron von M ünchhausen.“ Es w ar fü n f M inuten nach drei und ich übergab den B rie f m einem Schnellläufer, der sich dieses M al die G ew ichte von den Füßen abschnallte3 und in W indeseile nach W ien lief. D er Sultan und ich tranken indes4 den Rest des W eines aus. Im m er w ieder blickten w ir dabei zur W anduhr. Sie schlug viertel vier. Dann schlug sie halb vier. Als sie drei viertel vier schlug, wurde ich nervös. W o blieb denn nur m ein Schnellläufer? W enn er nicht rechtzeitig auftaucht5, schickt der Sultan nach seinem H enker6. Ich bat darum , in den G arten gehen zu dürfen und wurde dabei streng von seinen D ienern bewacht. So rie f ich nach
1im Gegenzug dafür 2sehr ergeben veraltet; Anrede ft/rWerrscher untertänigst, hingebungsvoll 3abschnaiien losbinden 64
4 indes vera/fef inzwischen 5auftauchen erscheinen 6 r Henker, - jmd. der hinrichtet und Köpfe abschlägt
dem H orcher und dem Jäger. D er H orcher legte sein O hr auf die W iese und sagte, dass er den Schnellläufer schnarchen1 hörte, aber sehr w eit entfernt. D a lie f der Jäger zu seinem Hochstand2 und hielt Ausschau3: „A h , da liegt der Faulenzer4 ja, unter einer Eich e5bei Belgrad und schläft. D ie Flasche W ein liegt neben ihm im Gras. N a w arte!" E r schoss in die Luft und die Kugel traf in hohem Bogen die Eiche, unter der der Schnellläufer schnarchte. D araufhin fielen Blätter, Zw eige und Eicheln von dem Baum auf ihn herab und weckten ihn. E r sprang auf, nahm die Flasche und lie f weiter. Eine M inute vor vier erreichte er den Sultanspalast und stellte die Flasche Tokaier auf den Tisch. Das w ar gerade noch m al gut gegangen. D er Sultan w ar sprachlos. Nach einer W eile m einte er: „Ic h habe w ohl die W ette verloren.“ E r gab seinem Schatzm eister die Anweisung, dass ich m ir so viel aus der Schatzkam m er6nehmen dürfe, w ie der stärkste M ann tragen kann. Den
1schnarchen Geräusche beim Schlafen machen 1r Hochstand, “e Gerüst für Jäger 3Ausschau halten,... hielt,... gehalten schauen nach 66
4r Faulenzer, - jmd. der faul ist und schläft 5e Eiche, n eine Baumart 6e Schatzkammer, n Ort, wo ein Schatz aufbewahrt wird
e
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten
kostbaren W ein w ollte er aber lieber in seinem K eller verwahren1. Ich bedankte m ich bei dem Sultan und verabschiedete m ich sogleich von ihm. D er Sultan konnte ja nicht wissen, w ie stark m ein starker Bursche war. M it langen Stricken schnürte m ein Bursche die Kostbarkeiten2 zu einem
riesigen Bündel3 zusammen. Ein paar
wenige Sachen ließ er liegen. Dann hob er das Bündel au f seine Schultern und brachte es auf unser Schiff. N un m achten w ir schnell die Leinen los, hoben den Anker und m achten uns davon. Das w ar auch gut so. Als der Sultan von seinem Schatzm eister erfuhr, dass von seinen kostbaren Schätzen fast nichts m ehr übrig war, kochte er vor W ut. E r ließ seinen G roßadm iral rufen und befahl, der Kriegsflotte4, den Schatz zurückzuerobern. Kurze Z e it später sahen w ir schon die gesamte türkische
Kriegsflotte m it vollen
Segeln
auf
uns zukom m en. M ir wurde plötzlich ziem lich m ulm ig5zumute. Aber da kam m ein W indm acher
1verwahren aufbewahren 2e Kostbarkeit, en etwas Kostbares, ein Schatz ! s Bündel, - etwas Zusammengebundenes 4e Kriegsflotte, n Kriegsschiffe 5mulmig unangenehm 67
Kapitel
C=S=2
6
3
auf m ich zu und sagte: „K eine Bange1, das haben w ir gleich!“ E r trat ans H interdeck2 des Schiffes, hielt sich ein Nasenloch zu, holte Lu ft und blies. M it dem einen Nasenloch blies er in Richtung der türkischen Flotte, die dadurch in Seenot geriet und m it zerbrochenen M asten und zerfetzten Segeln gerettet werden musste. M it dem anderen Nasenloch blies
er etwas vorsichtiger W in d
in unser Segel, sodass w ir ordentlich an Fahrt gewannen3. In knapp drei Stunden w aren w ir in Italien. Leider blieb m ir von unserem Schatz nicht viel übrig, denn kaum in Italien angekommen, überfielen uns scharenweise4 Bettler, fast so viele w ie Schwärm e von Stechm ücken. N un gut, sie haben den ganzen Goldkram verm utlich nötiger als der Sultan. W enn es für einen guten Zw eck ist, so soll es m ir recht sein. W as ich sonst noch so alles erlebt habe, erzähle ich Ihnen ein anderes M al.
1e Bange (nur Sg.) Angst 2s Hinterdeck, s hinterer Teil des Schiffes 5an Fahrt gewinnen schneller werden 4scharenweise in Scharen 68
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Lesen & Lernen 1
Kennst du die Antwort? 1 Wohin reisen Münchhausen und seine Freunde? A □ Zum Sultan nach Kairo. B □ Zum Kaiser nach China. C O Zur Königin nach Ungarn. 2 Sie fahren m it dem Schiff auf dem ... A G Amazonas B □ Rhein C □ Nil 3 Der Sultan und Münchhausen wetten um eine Flasche ... A □ Bier B □ Schnaps C □ Wein 4 W o bleibt der Schnellläufer? A G Er ist eingeschlafen. B Q Er hat sich verlaufen. C G Er hat sich verletzt. 5 Was bringen sie auf das Schiff? A G Wein B G Schätze C G Touristen
Worte & Wörter 2 In der Wortschlange sind 10 W örter. Welche?
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Strukturen & Satzbau 3 W elche Sätze passen zusammen? 1
2 3 4
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O W ir wurden vom Sultan a Der Horcher hört ihn fürstlich empfangen schnarchen. □ Der Sultan mag guten Wein b Die türkische Flotte □ Der Schnellläufer läuft gerät in Seenot. mit dem Brief los. c Jeden Mittag □ Sie dürfen sich etwas und jeden Abend aus der Schatzkammer verwöhnte er mich mitnehmen. mit den köstlichsten □ Der Windmacher hält sich Speisen. ein Nasenloch zu. d Im Keller hat der einen kostbaren Wein. Der starke Mann packt alle Kostbarkeiten zusammen.
Fit in Deutsch 1 - Schreiben 4 Schreibe ein Telegramm an die Königin und bitte sie um eine Flasche von ihrem besten Wein. Erkläre ihr, dass es sich um eine W ette handelt und dass du geköpft wirst, wenn du die Flasche Wein nicht bekommst. Eure Majestät,
1 —I
71
Zum W eiterlesen
Gottfried August Bürger (1747- 1794)
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Jugendzeit und Studium Gottfried August Bürger kommt aus einem Dorf in der Nähe von Quedlinburg im Harz. Sein Vater war der Pfarrer des Dorfes. Er war nicht besonders an der Ausbildung seines Sohnes interessiert. Sein Großvater kümmerte sich darum, dass Bürger in Halle Theologie studieren konnte. Später wechselte er an die Universität Göttingen und studierte Jura. Nach dem Studium arbeitete er als Amtmann in der Nähe von Göttingen. Dort hatte er viel zu tun, bekam aber nur wenig Geld und litt unter Geldsorgen. Er versuchte es mit Lotto spielen, gründete einen Verlag, versuchte eine andere Stelle zu bekommen - aber leider vergeblich.
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1774 heiratete er die Tochter eines Justizamtmanns. Aber die Ehe war nicht glücklich. Er war nämlich in Auguste, die jüngere Schwester seiner Frau, verliebt. Für sie schrieb er Gedichte. Seine Frau starb nach zehn Ehejahren. Ein Jahr später heiratete er Auguste, die aber kurze Zeit später bei der Geburt des Kindes ebenfalls starb. 1784 wurde er Privatdozent an der Universität Göttingen. Bis zu seinem Tod gab er dort Vorlesungen über Ästhetik, Stilistik, deutsche Sprache und Philosophie. Er erhielt 1787 die Ehrendoktorwürde und wurde 1789 zum Professor ernannt. Dennoch bekam er keine feste Stelle an der Universität und somit auch kein Gehalt. Er heiratete ein drittes Mal, ließ sich aber 1792 scheiden. Er starb schließlich 1794 an Schwindsucht. 72
Werke von Gottfried August Bürger E i n
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Gottfried August Bürger schrieb viele Gedichte und veröffentlichte sie in der Zeitschrift „Göttinger Musenalmanach“ . Darunter auch viele Balladen mit tragisch-dramatischem Inhalt. Aber auch Gedichte und Balladen mit politischem, satirischem, komischem und Inhalt. Er schrieb ^ seine Gedichte für das Volk. Die Sprache sollte leicht verständlich sein. Durch seine Tätigkeit als Privatdozent regte er sich über Fehler in der Rechtschreibung besonders auf. Deshalb arbeitete er einen Rechtschreibungskompromiss aus, mit dem er „dem Gräuel unserer allgemeinen Schreibverwüstung“ Abhilfe schaffen wollte. Er hatte mit seinen Vorschlägen aber keinen Erfolg.
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Lenore, Ballade de Gottfried August Bürger
Heute erinnert man sich bei seinem Namen I ' hauptsächlich an Feldzüge und Abenteuer des Freiherrnvon Münchhausen (1786/1789). Die Geschichten von dem Baron von Münchhausen wurden mündlich erzählt, von einem anonymen Autor aufgeschrieben und ins Englische übersetzt. Bürger hat die Geschichten wieder ins Deutsche übersetzt und frei bearbeitet. Es gibt einige Fassungen der Geschichten von unterschiedlichen Autoren, aber die von Gottfried August Bürger ist am bekanntesten. Sie wurden auch in zahlreiche Sprachen übersetzt und von verschiedenen Künstlern illustriert.
Zum W eiterlesen
Wer war eigentlich dieser Baron von Münchhausen? Es ist tatsächlich so, dass es wirklich einmal einen Mann gab, der seinen Freunden solche fantastischen Geschichten erzählte. Er hieß Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen (1720-1797) und kam aus ßraunschweig. Er war ein deutscher Adeliger. Er wurde Page' von Prinz Anton Ulrich von ßraunschweig, dem zukünftigen Ehemann der Zarin. Mit ihm reiste er nach
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Sankt Petersburg und ging zum Militär. Für seine Tapferkeit im russisch-türkischen Krieg bekam Münchhausen drei edle Pferde geschenkt. Er kannte sich also gut aus in Russland, mit Pferden und beim Militär.
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rreuae Mit seinem Freund, einem baltischen Landadeligen, ging er oft zur Jagd und war Gast auf seinem Landgut. Bei seinen deutsch-baltischen adeligen Freunden war er beliebt als Geschichtenerzähler. Das war in Riga, wo er längere Zeit lebte. Sie saßen oft beisammen, tranken Wein und erzählten sich fantasievolle Geschichten, wobei Münchhausen gerne übertrieb und noch Einiges hinzu erfand. In Riga lernte er auch Jacobine von Dunten kennen, die er heiratete. 46 Jahre lang lebte er glücklich mit ihr zusammen. Mit ihr kehrte er nach Deutschland zurück. Auch in Deutschland wurde er bekannt als Geschichtenerzähler. Unter seinen Freunden waren auch Rudolf Erich Raspe, der seine Geschichten in England veröffentlichte und Gottfried August Bürger, der später die Geschichten aus dem Englischen ins Deutsche übersetzte. 74
Eine Zeichnung von Baron von M ünchhausen
Lügengeschichten E i n e
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T r a d i t i o n
Lügengeschichten sind in der Literatur ein eigenes Erzählmittel. Man darf sie nicht mit boshaften Lügen aus Eigennutz verwechseln. In der Literatur werden Lügen als ein künstlerisches Mittel eingesetzt. Die Geschichten sind so übertrieben, dass der Zuhörer bzw. der Leser sofort merkt, dass das, was erzählt wird, nicht wirklich passiert sein kann. Sie ähneln also eher Märchen als realen Erzählungen. Die Tradition der Lügengeschichten reicht bis in das klassische Altertum zurück. Man findet darin aber auch Elemente aus dem talmudischen Judentum und frühen orientalischen Erzählungen. Und sie sind auch verwandt mit Schelmengeschichten. Hier erzählt der Held selbst aus seiner Perspektive von seinen Abenteuern.
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Auch Lügengeschichten werden aus der Ich-Perspektive erzählt. Die Abenteuer werden in kurze Episoden eingeteilt. Die einzelnen Geschichten sind meist sehr kurz. Oft berichten sie von einer Reise. Der Erzähler berichtet, was er auf seiner Reise alles erlebt hat. Sie haben einen mündlichen Charakter, das heißt, der Erzähler spricht die Zuhörer direkt an, als ob sie neben ihm sitzen würden, während er die Geschichten erzählt. Das erhöht den Spannungsbogen. Die einzelnen Episoden können ohne Übergang aneinandergereiht werden. 75
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Das große Gehege (1832), Caspar David Friedrich
Literarische Epochen A
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Der Dichter Gottfried August Bürger wird der Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drang zugeordnet. Unter Sturm und Drang versteht man eine Strömung in der deutschen Literatur (sie wird auch Geniezeit genannt) innerhalb des Zeitalters der Aufklärung. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist in Deutschland die Philosophie und Literatur weitestgehend von der Aufklärung bestimmt. Der Leser soll seinen Verstand benutzen. Die Literatur sollte den Leser moralisch bilden und seine Vernunft wecken. In dem Wort Aufklärung steckt das Verb aufklaren = heller werden. Das bezieht sich auf den Verstand, der heller werden soll. Der Philosoph Kant definiert Aufklärung als den „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“. 76
S t u r m
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Die Dichter des Sturm und Drang gehörten der jungen Generation im späten 18. Jahrhundert an. Sie wendeten sich gegen Autorität und Tradition. Sie gingen in der Literatur weg von den alten Regeln in der Dichtkunst und probierten neue, individuelle Formen aus. Der Sturm und Drang war außerdem geprägt von Historismus und Irrationalismus. Die Dichter nahmen kein Blatt vor den Mund und drückten sich aus, wie das Volk sprach.
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Gottfried August Bürger war Mitglied der Freimaurer. Die Freimaurer sind eine Gesellschaft für Männer, die im 18. Jahrhundert gegründet wurde. Frauen sind aus diesem Kreis ausgeschlossen. Sie treten für die Ideale der Aufklärung ein: für Humanität, Toleranz und Brüderlichkeit. Zu ihren Mitgliedern gehören Schriftsteller, Komponisten, Künstler und einflussreiche Persönlichkeiten wie z. B. Goethe, Mozart, Winston Churchill, Henry Ford, Friedrich der Große und George Washington. Ihr Ziel ist eine individuelle, geistige Vervollkommnung. Sie streben freigeistiges Denken unabhängig von religiösen, ethnischen oder politischen Vorgaben an. Dabei berufen sie sich auf mittelalterliche Traditionen der Maurerzünfte. Als Erkennungszeichen haben sie eine Maurerkelle, einen Zirkel und ein Winkelmaß.
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Sie sind ähnlich wie ein Verein organisiert und treffen sich regelmäßig zu geheimen Sitzungen. Daran dürfen nur Mitglieder der Freimaurer teilnehmen. Dort diskutieren sie über philosophische, gesellschaftliche und historische Themen. Themen zu Politik und Religion sind Tabu. Themen, über die sie bei den Sitzungen sprechen, sind geheim und dringen nicht nach draußen. Wegen ihrer Verschwiegenheit werden sie oft verdächtigt, Weltverschwörer zu sein. Die Freimaurer sagen aber selber, dass es ihnen nur darum geht, den Gedanken der Toleranz und Humanität auf brüderliche Weise an den Einzelnen weiterzugeben. 77
Teste dich selbst! Kreuze die richtigen Lösungen an. 1
Das Pferd hängt zappelnd ... A □ am Baum B □ am Brunnen C □ an der Kirchturmspitze
2 Die E n te n ........................davon A □ laufen B D fliegen C EU fahren 3 Münchhausen reitet auf einer Kanonenkugel durch ... A O der Luft B □ die Luft C □ das Luft 4 W er A □ B □ C □
gehört nicht zu dem Gefolge von Münchhausen? Der Horcher der Schnellläufer der Sultan
5 Münchhausen und seine Freunde reisen mit dem Schiff ........................dem Nil A □ auf B □ über C □ mit 6 Der W indm acher macht W ind, indem A □ er pfeift. B □ er durch ein Nasenloch bläst. C G er kräftig pustet. 7 Münchhausen w ette t m it dem Sultan, dass der Wein bis u m ........................auf dem Tisch steht. A □ drei Uhr B □ vier Uhr C □ fünf Uhr
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Syllabus
T hem en Lügengeschichten Fantasie Reiseberichte: Russland, O rient Abenteuergeschichten Übertreibungen Tiere, Jag d Gastfreundschaft und Feste feiern Geschichten erzählen M ilitär Pferde und Reitkunst Sultan Irreales Literatur: Aufklärung, Sturm & Drang
S p rach h an d lu n g en W ortgruppen zuordnen Berufsbezeichnungen nennen Fragen zum Textverständnis Fragen stellen, Antworten geben Inform ationen zusammenfassen Sätze bauen, ergänzen, zuordnen W örter erklären kurze Texte schreiben (E-M ail) Eigenschaften nennen
G ram m atik •trennbare Verben •zusammengesetzte W örter •Verneinung •In fin itiv •Superlativ •Gebrauch von Adjektiven •lokale und tem porale Präpositionen
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N iveau 1 Die Brüder Grimm, FrauHolle G. A. Bürger, Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten N iveau 2 Maureen Simpson, Tim und Claudia suchen ihren Freund B. So nah, so fern Anonym, Till Eulenspiegel Mary Flagan, Das altägyptische Souvenir Mary Flagan, Hannas Tagebuch Friedrich Schiller, Wilhelm Teil E.T.A. Hoffman, Nußknacker N iveau 3 E.T.A. Hoffman, Der Sandmann Maureen Simpson,
Ziel:Karminia
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Junge
Lektüren
EL I-Lektüren: T exte fü r L eser je d e n A lters. Von sp a n n e n d e n u n d a k tu e lle n G e sc h ic h ten bis h in z u r zeitlo se n G rö ß e d e r K lassiker.
Gottfried August Bürger
Baron von Münchhausen und seine wundersamen Geschichten Den Baron von Münchhausen, der auch Lügenharon Münchhausen genannt wurde, hat es wirklich einmal gegeben. Er reiste viel, vor allem durch Russland und liebte es, Geschichten zu erzählen. Dabei hielt er sich jedoch nicht immer ganz an die Wahrheit. Lest von den Geschichten, wie er einmal a u f einer Kanonenkugel ritt, wie er selbst bei der Jagd von den Enten durch die Lüfte getragen wurde oder wie plötzlich nur die vordere Hälfte seines Pferdes am Brunnen stand und trank. Die fantasievollen Geschichten werden gut verständlich nacherzählt für junge Deutschlerner. - Vereinfachter und gekürzter Text mit Erklärung schwieriger Wörter als Fußnoten - Übungen zu Leseverständnis, Wortschatz und Grammatik - Übungen zur Prüfungsvorbereitung - Abschlusstest % T hem en Lügengeschichten, Geschichtenerzähler ; Reisegeschichten, Fantasie
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(Zertifikat Deutsch für Jugendliche - ZD J)
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Steglitz-Zehlendorf