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Militärgeschichte Zeitschrift für historische Bildung
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Militärgeschichte im Bild: Rückkehr aus Kambodscha
Die Schlacht bei Poltava Zwangsarbeit Kampf um Gold
Militärgeschichtliches Forschungsamt
MGFA
IMPRESSUM
Militärgeschichte Zeitschrift für historische Bildung Herausgegeben
Editorial
vom Militärgeschichtlichen Forschungsam Forschungsamtt durch Jörg Duppler und Hans Ehlert Redaktion:
Clemens Heitmann (ch), Agilolf Keßelring (aak), Herbert Kraus (hk), Andreas Kunz (ak) Redaktionsassistent:
René Henn Anschrift der Redaktion:
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Aleksandar-S. Vuletić Bildredaktion:
Marina Sandig Layout/Grak:
Maurice Woyno Woynoski ski
Die grundlegende Bedeutung von Geschichtskenntnissen für die politische Urteilsbildung ist unbestritten. Daher wird von verantwortlicher politischer und militärischer Seite die Vermittlung von Kenntnissen über historische Abläufe und deren Ursachen auch für die Soldaten der Bundeswehr immer wieder eingefordert. Gerade jüngste Äußerungen über die Bewertung historische Zusammenhänge und die Reaktionen von Politik und Öffentlichkeit verdeutlichen diese Notwendigkeit. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt sieht sich dieser Aufgabe in besonderer Weise verpichtet und gibt bereits seit 1991 für ein breites Publikum die Zeitschrift Militärgeschichte heraus. Der wachsenden Aufmerksamkeit, die der Geschichte in der politischen Bildung der Bundeswehr, aber auch von der Öffentlichkeit und den Medien beigemessen wird, entsprechen die Leserzuschriften, welche die Redaktion der Militärgeschichte regelmäßig erreichen. Häug melden sich Leser, die das eine oder andere Ereignis selbst erlebt haben, vielleicht sogar daran beteiligt waren und mitunter anders bewerten. Solche Zeitzeugenberichte sind für Historiker immer interessant, zugleich aber auch problematisch, denn sie geben eben nur die individuelle Erinnerung, aber nicht unbedingt die historischen Tatsachen wider. Wer jemals einen Verkehrsunfall Verkehrsunfall beobachtet hat, weiß, wie zwei Zeugen denselben denselben Sachverhalt völlig unterschiedlich schildern können. Aus diesem Grunde sind Ereignisse der Zeitgeschichte, also des Zeitalters der noch lebenden Zeitzeugen, zwar bei vielen Geschichtsinteressierten Geschichtsinteres sierten besonders beliebt, jedoch auch stets besonders strittig – Zeitgeschichte ist Streitgeschichte, sagen die Historiker Historiker.. Die vor einigen Jahren geführte Debatte um die Zwangsarbeiter, die während des Krieges unter schlimmen Bedingungen in der deutschen Kriegswirtschaft arbeiten mussten, mag dies verdeutlichen. Erst nach heftigen innenpolitischen Kontroversen und der Vermittlung der Bundesregierung gelang es, unter Einbeziehung der deutschen Industrie ein Entschädigungsabkommen abzuschließen. Verena Verena Krüger zeigt im vorliegenden Heft, welches Schicksal den aus ganz Europa angeworbenen oder verschleppten Zwangsarbeitern im Deutschen Reich widerfuhr. Ebenfalls kontrovers diskutiert werden die Geschichte der Blockkonfrontation oder der Entwicklung deutscher Streitkräfte nach 1945. Uta Andrea Balbier beschreibt den »Kampf um Gold«, d.h. den sportlichen Wettstreit der beiden deutschen Armeen und ihrer Spitzenathleten während dieser Zeit, und Herbert Kraus erinnert an den humanitären Einsatz in Kambodscha, bei dem die Bundeswehr ihren ersten Toten Toten im Auslandseinsatz beklagen musste. Außerdem haben wir aus der Vielzahl der historischen Jahrestage und Jubiläen wieder zwei Daten ausgewählt. Die Gründung der russischen Stadt St. Petersburg Petersburg durch Zar Peter I. (»der Große«) im Jahr 1703 nimmt Martin Meier zum Anlass, um über Russlands Drang zur Ostsee und die Schlacht bei Poltava Poltava zu berichten; Karlheinz Deisenroth erinnert an die »Zabern-Affäre« vor neunzig Jahren, als die unbedachten chauvinistischen Äußerungen eines preußischen Leutnants die deutsche Öffentlichkeit und den Reichstag beschäftigten. Ich hoffe, die vielfältigen Beiträge dieses Heftes vermitteln Ihnen ebenso Erkenntnisge winn wie neue Denkanstöße. Denkanstöße. Gleichzeitig darf ich mich Ihnen als neuer Leiter der für die historische Bildung zuständigen Abteilung im MGFA vorstellen. Damit übernehme ich auch die Mitherausgeberschaft dieser Zeitschrift von meinem Vorgänger, Herrn Oberst i.G. Dr. Hans-Joachim Harder, Harder, dem ich für seine erfolgreiche und verdienstvolle Tätigkeit für die Militärgeschichte an dieser Stelle herzlich danke. Ich hoffe, das vorliegende Heft des neuen Redaktions-Teams Redaktions-Teams ndet wie gewohnt g ewohnt Interesse und Gefallen, und wünsche Ihnen in diesem Sinne eine anregende Lektüre!
Karten:
Bernd Nogli Druck:
SKN Druck und Verlag GmbH & Co., Norden ISSN 0940-4163
Hans Ehlert, Oberst i.G.
D i e
A u t o r e n
Inhalt
Die Schlacht bei Poltava
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am 28. Juni 1709
Zwangsarbeit Martin Meier M.A., Meier M.A., geboren 1975 in Bergen/Rügen, Historiker am Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Potsdam
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im Deutschen Reich während des Zweiten Weltkriegs
Kampf um Gold Spitzensportförderung in der Spitzensportförderung Nationalen Volksarmee und in der Bundeswehr
Verena Krüger M.A., geboren 1972 in Elmshorn, wissenschaftliche Hilfskraft bei der Landeskonferenz der Frauenbeauftragten an den wiss. Hochschulen Baden-Württembergs
Uta Andrea Balbier M.A., geb. 1974 in Saarbrücken, Historikerin, Stipendiatin der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur,, Berlin, SED-Diktatur forscht zur Geschichte der deutsch-deutschen Spitzensportförderung
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Service
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Das historische Stichwort: Vor 90 Jahren: Die Affäre von Zabern
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Medien online/digital
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Lesetipp
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Ausstellungen
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Geschichte kompakt
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Militärgeschichte Militärgesch ichte im Bild
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12. November 1993: Rückkehr aus Kambodscha
Deutsche Soldaten treten vor dem German Fieldhospital in Phnom Penh, Kambodscha an
(Foto: BMVg / Kiesel)
Die Schlacht bei Poltava
Die Schlacht bei
Poltava E
am 28. Juni 1709
ben noch blickte Gefreiter Måle Zur Beantwortung ist es erforderlich, auf das ihm gegenüberliegende auf eine Sommernacht des Jahres 1698 kleine Birkenwäldchen, aus dem zurückzublicken. Zechend, doch bei der Feind zum Angriff antrat. Steif, dem gutem Verstande, Verstande, saßen in Rawa Ruska Rus ka Befehle seines Ofziers, eines Kompa- der polnische König und sächsische niechefs aus dem Uppland-Infanterie- Kurfürst, August der Starke, sowie regiment folgend, marschierte er auf der russische Zar Peter I. (der Große) die feindliche Linie zu. Der Lärm der beisammen, um über Frauen, Kunst Geschütze, der unausstehlich beißende und Politik lachend zu streiten. NatürPulverdampf, die Schreie der Sterben- lich vergaß August nicht, die schönen den, all dies nahm der junge Soldat Polinnen zu loben und vor dem Zaren nicht zur Kenntnis. Ruhig schlug nun mit neuen weiblichen Eroberungen aufdas ihn zuvor ängstigende Herz. Auto- zuwarten. matisch, maschinengleich folgte er den Anweisungen der brüllenden Vorge- Peter kümmerte dieses Gerede allersetzten, bis schließlich um 10 Uhr ein dings kaum. Ihm lagen die internatiorussisches Artilleriegeschoss den ein- nalen Beziehungen stärker am Herzen undzwanzigjährigen undzwanzigjährige n Familienvater aus als dem beleibten Kurfürsten. Mit Russdem Leben riss. Sein enthaupteter Leib land beherrschte er ein großes, potensank zu Boden, tränkte die ukrainische ziell reiches Land. Doch dessen Schätze Erde mit einem Strom dunklen Blutes. harrten ihrer Erschließung. Unendlich Sein Schicksal ist überliefert. Neben rückständig war sein Staat, verglichen ihm starben an jenem Tage etwa 20 000 mit Frankreich, England, ja selbst mit Menschen vor der strategisch wertlo- den zerstückelten deutschen Landen. sen russischen Festung Poltava. Anbindung an Westeuropa blieb zeitlebens das Ziel des großen Zaren, dem Jener Bedeutungslosigkeit zum Trotze er alles Handeln unterwarf. Um aber rangen zwei Monarchen unerbittlich jenen Anschluss an die »moderne« Welt auf dem Schlachtfeld, das eigene Leben zu erlangen, gebrach es Peter vor allem nicht schonend. Karl XII. von Schwe- an Seemacht. Häfen besaß er keine, die den und Peter der Große lieferten sich Ostsee blieb ihm verschlossen, solange vor den Toren der Feste einen Kampf, Schweden alle in Frage kommenden der das Schicksal des nördlichen Euro- Gebiete in seiner Hand hielt. pas entscheidend beeinussen sollte. Endlich nun, in eben jenem Jahre 1698 Angesichts des bislang Geschilderten schien seine Stunde gekommen. Der drängen sich unweigerlich zwei Fragen alte Schwedenkönig war gerade gestorauf. Erstens: Wofür verbluteten Schwe- ben und an seine Stelle ein Knabe getreden, Deutsche, Russen, Polen, Tataren ten. Karl nannte er sich, so wie schon und Ukrainer an jenem 28. Juni 1709, sein Vater und sein Großvater geheioder einfacher ausgedrückt: Was führte ßen hatten. Jener Karl XII. stand gerade den Schwedenkönig in die ukraini- in seinem siebzehnten Lebensjahr und sche Ödnis? Und zum zu m Zweiten: Warum konnte natürlich von den diplomatifand die entscheidende Schlacht im schen Gepogenheiten und von eurorussisch-schwedischen Ringen ausge- päischer Politik nur eine geringe rechnet an einem derart unbedeuten- Ahnung besitzen. Eine leichte Beute, den Orte statt? glaubte der Zar Zar.. Auch August wähnte 4
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Darstellung der Schlacht von Poltava im Jahr 1709. Im Vordergrund führt Zar Peter I. einen Angriff auf eine schwedische Kavallerieeinheit, im Hintergrund am linken oberen Bildrand bendet sich die von den Schweden belagerte Festung Poltava, darunter das russische befestigte Feldlager Feldlager.. In zwei Treffen hinter einander aufgestellt, empfängt der Verteidiger die glücklosen schwedischen Angreifer. Am oberen Bildrand sind die Redouten deutlich erkennbar. 4
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Der verwundete Karl XII. lässt sich auf einer Bahre über das Schlachtfeld tragen. Lithographie, 1860, von von Johann Nepomuk Geiger (1805–1880) Berlin, Slg. Archiv f. Kunst & Geschichte
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die Situation günstig. Durch Bestechung an die polnische Krone gelangt, bot sich ihm endlich Gelegenheit, seine Talente als Feldherr unter Beweis zu stellen. Beide Monarchen vertraten die Ansicht, dass es Zeit sei, Schweden Land an der Ostseeküste zu entreißen. Ihnen schloss sich wenig später der dänische König Friedrich IV. an. Seit weit mehr als hundert Jahren kämpften dessen Vorfahren mit den Schweden um die Vormacht im Ostseeraum. Nun bot sich auch für Dänemark Gelegenheit, den Erzrivalen aus seiner Position am baltischen Meer zu drängen. Eines aber bedachten weder Peter I. von Russland noch seine beiden Ver bündeten: den kriegerischen Charakter Karls XII. Mochte er auch blutjung sein, seine ganze Liebe galt von Kindesbeinen an dem Militär. Zudem stellte die schwedische Armee seit Gustav Adolf (1594–1632) eines der schlagkräftigsten Heere Europas dar. Auf jene Macht konnte Karl bedingungslos bauen. Hier soll der Weg in den bewaffneten Kon-
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Peter der Große schlägt den Schwedenkönig Karl XII., »Die Schlacht bei Poltawa« Gemälde, 1717, von Jean Marc Nattier (1685–1766), Öl auf Leinwand, 90 x 112 cm Moskau, Staatl. Puschkin-Mus. f. Bild. Künste
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Die Schlacht bei Poltava
August der Starke Starke und Polen Polen Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, wie Deutschland bis 1806 hieß, setzte sich aus Hunderten selbständiger Staatsgebilde zusammen. Eines der größeren war das Kurfürstentum Sachsen, an dessen Spitze Friedrich August I. stand. Ihm sagten Zeitgenossen ungeheure körperliche Kräfte nach. Es wird behauptet, er habe Hufeisen gerade zu biegen vermocht und 352 Kinder gezeugt. So el ihm der Beiname »der Starke« zu. Nach dem Ableben des polnischen Königs bewarb sich Friedrich August 1697 um die frei gewordene Krone. Als protestantischer deutscher Fürst aber wäre er im tiefreligiösen Polen nicht akzeptiert worden, weswegen er sein Glaubensbekenntnis wechselte und nun zum Katholizismus übertrat.
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Friedrich August I. Kurfürst von Sachsen als August II. König von Polen, Gemälde von Louis de Silvestre d.J. um 1720 Original: Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Foto: Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz / F 10652 b
ikt nicht weiter skizziert werden. In Erinnerung möchten dem Leser nur die Kriegsziele der einzelnen Mächte bleiben. Für Schweden stand die Vorherrschaft im Ostseeraum auf dem Spiel. Russland hoffte, diese Position zu übernehmen. August der Starke setzte auf Prestigegewinn durch militärische Erfolge und Dänemark schließlich drang auf Ausschaltung des schwedischen Feindes. Karl XII. besiegte das dänische Heer in Schleswig-Holstein noch im selben Jahr, als der Krieg begann. Das war 1700. Bereits wenige Monate später schlug er die russischen Truppen vernichtend vor der Festung Narva. Statt jedoch seinen Erfolg zu einem endgültigen Sieg auszubauen, widmete er sich 6
Nach erfolgter Krönung zum polnischen König im September 1697 hieß er August II. von Polen. Während seiner Herrschaft bemühte er sich, Polen dauerhaft an Sachsen zu binden. Zudem suchte er in beiden Teilen seines Reiches absolutistisch, also unumschränkt, zu herrschen. Seine Regierungszeit war geprägt von prunkvollen Festen, einer Förderung der Künste, kostspieligen Jagden und einem in jeder Hinsicht ausschweifenden Leben des Monarchen. Vor nunmehr dreihundert Jahren, am 1. Februar 1733 starb August der Starke in Warschau.
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Karl XII. (1682–1718), König von Schweden, Gemälde von David von Krafft um 1706, Original: Schloss Gripsholm
seinem letzten und zugleich schwächs- Von all dem nahm Karl XII. kaum ten Gegner – August dem Starken. Notiz; für Wirtschaft und Politik besaß Mochte dieser auch Hufeisen verbie- er wenig Sinn. Der Schwedenkönig gen und hunderte Frauen zu glückli- setzte einzig auf die Schlagkraft seiner chen Müttern werden lassen, auf dem kampferprobten Regimenter, die zu Schlachtfelde blieb er erfolglos. Den einem Teil aus Schweden und Finnen, schwedischen Infanteristen und Kaval- zum anderen aber aus zahlreichen leristen schien keine Macht gewach- Deutschen bestanden. Im Juni 1708 sen. 1706 gab sich der Sachse im Frie- marschierten die stolzen schwedischen den zu Altranstädt geschlagen. Wie- Verbände aus Sachsen ab, um Russviel Zeit aber blieb durch diesen Feld- land endgültig den Todesstoß zu verzug verloren! Zeit, die Zar Peter nutzte. setzen. Dieser Moment schien denkEr setzte ein überwältigendes Reform- bar günstig. Peter der Große kämpfte werk in Russland in Gang. Die russi- mit erheblichen innenpolitischen Prosche Armee formte er zur schlagkräf- blemen. Insbesondere bereiteten ihm tigen Truppe. Im Ural gossen gerade Kosakenaufstände Sorgen. Am Don errichtete Hütten Stahl und fertigten zeigten sich die Wehrbauern unzufrieneue Schmieden qualitativ hochwertige den mit seiner autokratischen HerrGeschütze für die Artillerie. Aus Sankt schaft. Peter, der zu aufbrausender Petersburg, der 1703 an der Nevamün- unbedachter Rede fähig war, hatte dung gegründeten Stadt, lieferten li eferten TexTex- den Donkosakenhetman Ivan Mazeppa tilmanufakturen Uniformstoffe. gegen sich aufgebracht.
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Karl XII. und Schweden Der schwedische Staat nahm im Verlaufe Verlaufe des 17. Jahrhunderts einen erstaunlichen Aufstieg. König Gustav II. Adolf schuf mit seinem Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg 1628/1630 die Voraussetzung Voraussetzung für eine VorVormachtstellung des nordischen Staates im Ostseeraum. Innenpolitisch vermochten er und seine Nachfolger in Schweden den Absolutismus zu etablieren. Als der fünfzehnjährige Karl XII. 1697 den Thron bestieg, stand Schweden einer Welt von Feinden gegenüber, welche die Position Stockholms im Ostseeraum zu schwächen trachteten. Karls positiven Charakterzügen traten ebenso viele Schwächen zur Seite. Ruhmsüchtig war er, ungeduldig, undiplomatisch, mit dem politischen Geschäft nicht im mindesten vertraut. Seinem Starrsinn elen Tausende zum Opfer. Um die Staatsnanzen kümmerte er sich nicht, jedes Reformbemühen seiner Berater wies der Schwedenkönig beharrlich zurück. So erlebte Schweden unter seiner Ägide nicht nur in außenpolitischer Hinsicht schwere Rückschläge. Nach dem Tode Karls erlitt die Staatsmacht auch im Lande selbst eine herbe Niederlage. Der Absolutismus, d.h. die alleinige Herrschaft des Königs, wurde beseitigt, an seine Stelle trat die Herrschaft des Adels. Karls Leichnam bildete, seit seiner Beisetzung mehrfach den Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, zuletzt 1917. Um die Frage zu entscheiden, ob ein Mörder oder ein feindliches Geschoss dem Leben des Kriegerkönigs ein frühes Ende bereitete, begutachteten Gelehrte die Eintritts- und Austrittswunden an seinem Kopf. Bis heute halten sich dennoch befürwortende und ablehnende Stimmen eines möglichen Mordkomplottes die Waage.
Karl XII. baute auf dessen Unterstüt- löste Verzweiung, Verzweiung, ja Panik unter den rene Feldherr unterlag bei Lesnaja. Das zung. Zudem hoffte er, das Osmani- russischen Truppen aus. Deshalb hiel- Kriegsglück Schwedens verebbte. Zu sche Reich zu einem Angriff gegen ten sich die Verteidiger bedeckt, ope- den verlustreichen Schlachten und der Russland zu bewegen. Gleichzeitig gab rierten vorsichtig und schonten ihre sich deutlich verschlechternden Verer den im Baltikum und in Polen sta- Verbände nach Möglichkeit. Möglic hkeit. Ihr größter sorgungslage traten politische Misstionierten Truppen Weisung, sich dem Vorteil blieben die russischen Weiten. erfolge. Der türkische Sultan verhielt Feldzug anzuschließen. Die drei Hee- Taktik der verbrannten Erde trat hinzu. sich abwartend. Konstantinopel wollte ressäulen sollten sich auf gegnerischem Zar Peter befahl beispielsweise, bei zunächst schwedische Erfolge sehen, Gebiet vereinen und gemeinsam auf Smolensk alle Vorräte von der Marsch- bevor es eigene Kräfte in die WaagMoskau marschieren. Werden sämt- route seines Gegners zu entfernen, schale warf. Zudem stieß der Kosaliche schwedischen Streitkräfte, ein- jedes Dorf niederzubrenn niederzubrennen, en, das den kenführer Mazeppa zwar wie versproschließlich der im Baltikum verbleiben- Schweden Quartier bieten könnte, und chen zu den Angreifern, aber nur mit den Festungsbesatzungen, zusammen- jedes Feld anzuzünde anzuzünden, n, das dem Feinde Resten einer einstmals kampfkräftigen gerechnet, so zählte Karls Heer etwa Korn zu geben vermochte. Truppe. Seine Streitmacht war von rus110 000 Mann. Demselben vermochte sischen Verbänden nahezu aufgerieMoskau etwa 100 000 Soldaten ent- Als sich die russischen Hauptkräfte ben. gegenzustellen. Selbst bei deutlicher 1708 bei Holowczyn erstmals gegen Unterlegenheit der Schweden wäre ein Karls Verbände stemmten, erlitten sie Mehrfach sah Karl sich nun gezwunrussischer Sieg höchst unwahrschein- trotz leichter Überlegenheit eine Nie- gen, die Marschroute zu ändern und lich gewesen. Peter wusste um die derlage. Schlechter erging es jedoch das weitere Vorgehen Vorgehen gegen Moskau Mosk au zu immense Schlagkraft seines Gegners. der zweiten schwedischen Heeressäule überdenken. Er verzettelte sich zunehSchon der Name des Schwedenkönigs unter General Lewenhaupt. Der erfah- mend. Schließlich brach der Winter
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Die Schlacht bei Poltava
Peter der Große und Russland B A n o i t k u d o r P r e h s i l b u P t h g i r y p o C . 8 9 2 : S . 3 0 0 2 m l o h k c o t S . a . u n o s c i r E s r a L / t l ä f g a l s a k s n e v S : e l l e u Q
Bereits als Kind übte sich der am 9. Juni 1672 geborenen Zarensohn Peter im militärischen Handwerk. Aus Bauernjungen stellte der Knabe zwei Regimenter zusammen, mit denen er Krieg spielte. Mit Kanonen, die Rüben verschossen, und mit Holzgewehren bewaffnet, schlugen die jungen »Soldaten« aufeinander ein. Seine politische und ökonomische Bildung erlangte Peter insbesondere durch enge Kontakte zu Ausländern, die in der »DeutschenVorstadt« am Rande Moskaus wohnten. Nachdem er als Peter I. 1689 den Zarenthron bestiegen hatte, behielt er seine beiden Lieblingsregimenter 3
Peter I. in der Schlacht von Poltava, Gemälde von Gottfried Danhauer, 1718 1718 Original: St. Petersburg, Russisches Museum, Foto: Bildarchiv Preussischer Preussischer Kulturbesitz / F 17108 b
im Dienst, und betrachtete sie nun als Garde, die den Grundstock eines neuen russischen Heeres darstellte. Sein erster Feldzug galt den Türken. Noch oft führte er mit wechselndem Erfolg Krieg gegen das Osmanische Reich. Peter trachtete nach einem Zugang zum Asovschen Meer, der ihm durch die Truppen des Sultans verwehrt wurde. Im Norden Norden sah sich Russland der Großmacht Schweden gegenüber. gegenüber. Auch hier zielte der der Zar auf Zugang zur Küste. Innenpolitisch prägte Peters Regierungszeit ein umfangreiches Reformwerk. Mit äußerster Härte setzte er einen wirtschaftliw irtschaftlichen, kulturellen, politischen und militärischen Aufstieg Russlands in Gang. Er ließ Kanäle errichten, Rathäuser bauen und Gesetze erarbeiten. Der russische Adel kleidete sich fortan westeuropäisch, den Bojaren befahl Peter, die Bärte abzuschneiden, und im russischen Militär hielt die Per Perücke ücke Einzug. Das Handwerk, die Manufakturen, der Handel, das Bergwesen, der Verkehr erkehr,, die Forsten, alles gedieh unter Aufsicht des unermüdlichen Zaren. Als er am 8. Februar 1725 starb, verlor Russland einen Monarchen, der mit Recht den Beinamen »der Große« trug.
über die ausgehungerten schwedischen Soldaten herein. Ohne die Hilfe der Donkosaken, die Lebensmittel zuführten, wäre Karls Heer jämmerlich zu Grunde gegangen. Allein der König gab den Kavalleristen und Infanteristen Hoffnung. Geschichten, die sich ohnehin zahlreich um ihn rankten, gewannen durch die Entbehrungen neue Nahrung.
sich somit deutlich zu seinen Ungunsten. Er führte im Frühjahr noch etwa 25 000 Mann ins Feld. Zar Peter stellte ihm 45 000 entgegen. Der Der Schwedenkönig setzte nun auf seine ÜberlegenDie witterungsbedingten Verluste heit in der offenen Feldschlacht. Er erwiesen sich auf beiden Seiten als hoffte, seinen russischen Widersacher derart schmerzlich, dass sich Zar und zur Entscheidung zu zwingen. Hierfür König auf eine mehrmonatige Waf- bedurfte es eines Köders. Er fand sich fenruhe einigten. Im Februar 1709 in der äußerst schwachen Festung Pol jedoch begannen die Kampfhandlun- tava, die am westlichen Ufer der VorAus jenen schweren Wochen wird bei- gen erneut. Karl erfuhr nun, dass seine skla lag und lediglich Werke aus Holz spielsweise berichtet, ein schwedischer »polnische« Armee noch nicht einmal vorweisen konnte. Wenige Tage hätten Soldat habe vor der Front seinem aufgebrochen war. war. Mit Entsatz konnte genügt, um den Ort unter schwedische Monarchen murrend ein Stück schimm- er also auf lange Sicht kaum rechnen. Kontrolle zu bringen. Wie verwundert liges Brot unter die Nase gehalten. aber,, ja geradezu verärgert zeigten sich aber Ungerührt nahm Karl das ihm Darge- Dem Zaren waren einige tausend Tote die Artilleristen, als ihr König verbot, botene und verzehrte verzehrte es. Dann wandte egal. Er vermochte seine Streitmacht mehr als eine Salve täglich auf die Feste er sich an den erstaunten Infanteristen rasch wieder aufzufüllen. Karl hin- abzufeuern. Je länger sich Poltava hielt, mit den Worten: »Gut ist es nicht, aber gegen konnte Verluste nicht ausglei- desto größer wurde das Prestige, das essbar.« chen. Das Kräfteverhältnis verschob sich mit dem an sich unbedeutenden 8
Mag diese Geschichte auch erfunden sein, zeigt sie doch den immensen Respekt zeitgenössischer Beobachter gegenüber dem schwedischen König.
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Punkt auch für Zar Peter verband. Für kampose Einbruch in die Verteidi- dem Tode ringende Karl XII. Wenige ihn bestand die Gefahr einer allgemei- gung. Die schwedische Formation riss Stunden später trafen die russischen nen Erhebung der einheimischen Völ- auseinander, da einige Bataillone die Verfolger ein. General Lewenhaupt kerschaften gegen die verhasste Zaren- nun in der Flanke bendlichen russi- übergab ohne zu zögern den Rest der herrschaft nach dem Fall Poltavas. schen Verteidiger ausschalten mussten. verzweifelten schwedischen Truppen, Karls XII. Rechnung ging also auf: Die Ein Drittel der Kräfte war somit gebun- etwa 9000–10 000 Mann, dem siegreisiegreiFestung wirkte wie ein Magnet auf den, während die Masse des Heeres chen Gegner. die russische Armee. Peter zog seine weiter gegen das russische Zentrum Verbände am östlichen Vorskla-Ufer vorging. Dasselbe befand sich jedoch Sein Monarch aber erreichte wohlbezusammen. Ein wochenlanger Kampf bereits wohlgeordnet in Schlachtauf- halten das türkische Exil. Nach Karls um den Flussübergang entbrannte. Bei stellung. Voll entfaltet empngen die Genesung bemühte sich dieser unabeinem Versuch, die Russen an der For- Russen ihren deutlich verminderten lässig, den Sultan zum Angriff gegen cierung der Vorskla zu hindern, ver- Gegner Gegner,, der sich noch in Marschforma- Russland zu bewegen. letzte eine feindliche Kugel Karl schwer tion bewegte. Seine eilends gebildete am Fuß. Da der junge Monarch seiner Front drückten die russischen Trup- Erst 1714 kehrte er zu seinen Truppen Gesundheit keinerlei Aufmerksamkeit pen schnell ein. Angefeuert durch den zurück. Von nur einem Getreuen begleientgegenbrachte, entzündete sich die Zaren, stellte die Infanterie ihre neu- tet, brachte ihn ein legendärer Ritt vom Wunde rasch. Fieber erfasste ihn derart gewonnene Schlagkraft unter Beweis. Osmanischen Reich nach Stralsund. heftig, dass die Ärzte den König bei- Peter, der eine Vorliebe für Verklei- Dort verteidigte er die bedeutendste nahe aufgaben. Nur langsam wieder dungen besaß, trat in der Uniform schwedische Festung auf deutschem zu Kräften kommend, betraute Karl eines Generalmajors unter seine Solda- Boden gegen drei feindliche Heere. einen seiner geschicktesten Feldherren ten. Das Kommando überließ er einem mit dem Kommando in der unmit- anderen fähigen Ofzier Ofzier.. Sein Lebensweg nahm 1718 ein getelbar bevorstehenden Entscheidungswaltsames Ende. Bis heute sind die schlacht. Feldmarschall Renskiöld Die schwedische Kavallerie wich als Umstände des Todes ungeklärt. Man (eigentlich Reinschild), ein gebürtiger erste vom Schlachtfeld. Ihre Absatzbe- fand den Sechsunddreißigjährigen Pommer aus Stralsund, sollte die russi- wegung verlief erfolgreich. Der schwer- während eines Norwegenfeldzuges erschen Truppen schlagen. fälligeren Infanterie gelang ein Aus- schossen in einem Graben vor Fredeweichen jedoch nur unter erheblichen rikshald. Ob durch eine gegnerische Renskiold war ein tapferer, der Krone Verlusten. Dennoch zog auch sie sich Kugel gefallen oder durch die Hand treu ergebener Mann, jedoch von kalt- geordnet zurück und blieb zunächst eines Verräters aus den eigenen Reihen gefühlloser und überheblicher Natur. unverfolgt. An einen neuen Angriff gemeuchelt, ist nach wie vor ungewiss. Am Morgen des 28. Juni 1709 sollte war nicht zu denken. Diesmal half auch er gemäß dem Wunsche seines Mo- die persönliche Anwesenheit Karls XII. Die Schlacht von Poltava 1709 aber narchen mit der Infanterie voran, ge- unter seinen kämpfenden Soldaten blieb der eigentliche Auslöser des folgt von der Kavallerie, in das russi- nicht. Der Schwerverwundete ließ sich schwedischen Niedergangs. Sie ist von sche Verteidigungssystem einbrechen. während der stundenlangen Kämpfe europäischer, ja von weltgeschichtliOhne sich um die Feldbefestigungen auf einer Bahre über das Schlachtfeld cher Bedeutung. Schon Zeitgenossen zu seiner Rechten und Linken zu tragen, um seinen Truppen Mut zuzu- empfanden den Sieg der Russen vor kümmern, oblag es ihm dann, rechts sprechen. Von den vierundzwanzig der kleinen ukrainischen Festung als schwenken zu lassen und vor der Trägern, die den Monarchen an jenem Wende im Krieg. Nicht wenige hielten Hauptmasse Hauptmas se der gegnerischen Truppen Truppen Tage über die Walstatt beförderten, das Ringen zwischen den nordischen derart schnell Aufstellung zu nehmen, blieben einundzwanzig tot zurück. Reichen sogar gänzlich für beendet. dass diese nicht Zeit fänden, die eige- Nur Karl selbst entkam wie durch ein Auch aus heutiger Sicht darf Poltava nen Reihen zu positionieren. Ein einfa- Wunder. als historischer Markstein gesehen cher, aber kluger Plan, dessen Umsetwerden. Die Schlacht besiegelte das zung jedoch gänzlich misslang. Als die Flucht der Schweden Richtung Ende der schwedischen VormachtstelSüden begann, dem türkischen Reiche lung im Ostseeraum und ermöglichte Bereits der Aufmarsch gestaltete sich entgegen, war der König noch bei dem Reiche Peters des Großen, an überaus kompliziert. In stocknsterer vollem Verstande. In ihrem Verlaufe dessen Stelle zu treten. Russlands Nacht verirrten sich einige Bataillone. aber schwanden Karl die Sinne. Das Aufstieg zur Weltmacht nahm seinen Das kostete Zeit. Das Überraschungs- Wundeber griff erneut nach seinem Anfang. moment entel hierdurch. Die alar- Leben. Zweimal el er aus dem Sattel n Martin Meier mierten Russen erwiesen sich als meis- und musste halbtot von Ofzieren wieterhafte Pioniere. In der Zeit, da die der aufs Pferd gehoben werden, bis das Literatur Schweden Marschordnung einnahmen, geschlagene Heer schließlich die Fluss- Jörg-Pet Jörg-Peter er Findeisen, Findeisen, Karl XII. von Schweden. errichteten sie vier neue behelfsmäßige gabelung Vorskla-Dnepr erreichte. Ein Ein König, der zum Mythos wurde, Berlin 1992 Feldbefestigungen, und zwar feind- aus wenigen hundert Mann bestehen- Reinhard Wittram, Peter I. Czar und Kaiser. wärts im rechten Winkel zu den alten des Vorauskommando erreichte nachts Zur Geschichte Peters des Großen in seiner Anlagen. Somit scheiterte der schnelle den Fluss, unter ihnen auch der mit Zeit, 2 Bde, Göttingen 1964
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Zwangsarbeit im Deutschen Reich während des Zweiten Weltkriegs
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m Juli 2000, 55 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde in Berlin das Abkommen über die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter unterzeichnet. Damit wurde Zwangsarbeit als nationalsozialistisches Unrecht anerkannt und ein Entschädigungsanspruch generell begründet. Da es während des Kalten Krieges nicht im Interesse der westlichen Verbündeten lag, dass die bundesdeutsche Regierung immense Summen an die Sowjetunion und andere Staaten jenseits des Eisernen Vorhangs leistet, wurde sie in ihrer abwehrenden Haltung gegen die Entschädigung ausländischer Zwangsarbeiter – maßgeblich von den Vereinigten Staaten – unterstützt. So wurden Reparationsforde- 5 rungen aus dem Zweiten Weltkrieg, Zwangsarbeiterinnen aus der Sowjetunion in einem Kfz-Instandsetzungswerk Kfz-Instandsetzungswerk der deutschen unter die die Ansprüche von auslän- Wehrmacht in Berlin, 19. Januar 1945 dischen ehemaligen Zwangsarbeitern elen, auf einen künftigen Friedensver- Mit der nanziellen Entschädigung Zwangsarbeit sowie deren Umstände trag verschoben. Dieser Fall trat mit der widerfährt den wenigen noch lebenden gelten als völkerrechtliches Verbredeutschen Wiedervereinigung auf der Opfern, die einen Anspruch geltend chen und wurden im Rahmen der Grundlage des Zwei-plus-Vier-Vertra- machen können, zumindest insofern Nürnberger Prozesse zum Kriegsverges ein, der im März 1991 in Kraft trat Gerechtigkeit, als sie einen Schadens- brechen und zum Verbrechen gegen und quasi als Friedensvertrag ange- ersatz für erzwungene Arbeitsleistung die Menschlichkeit erklärt. Insgesamt sehen wird. Es bedurfte jedoch erst erhalten; Geld also, das ihnen als arbeiteten in den Jahren 1939 bis 1945 der großen Sammelklagen amerikani- Zwangsarbeitern ganz oder zum Teil nach neueren Schätzungen 11–12 Mio. scher Anwälte gegen deutsche Unter- vorenthalten wurde. Der größte Teil des Zwangsarbeiter und Zwangsarbeitenehmen und des öffentlichen Drucks Betrages ießt nach Polen und in die rinnen aus fast 20 europäischen Länaus den Vereinigten Staaten, bis es zu Nachfolgestaaten der Sowjetunion, die dern im Deutschen Reich. Ohne diese einer Einigung kam. Das Interesse der Länder, aus denen die größten Opfer- Arbeitskräfte hätte Deutschland den deutschen Wirtschaft an dem Entschä- gruppen stammen. Etwa 2500 € sollen Krieg mit großer Wahrscheinlichkeit digungsgesetz lag hauptsächlich in der beispielsweise beispielsweise die Personen erhalte erhalten, n, die schon im Sommer 1943 verloren. 1944 zukünftigen Rechtssicherheit vor wei- ins Deutsche Reich deportiert wurden, stellten ausländische Zivilarbeiter und teren Klagen begründet. Schließlich in der Industrie eingesetzt wurden und Kriegsgefangene ein Viertel aller Bewurde festgelegt, dass die Bundesre- unter besonders schlechten Lebensbe- schäftigten im Deutschen Reich. Der gierung und die Stiftungsinitiative der dingungen zu leiden hatten. 7500 € millionenfache Einsatz von Zwangsar Zwangsar-deutschen Wirtschaft 10 Mrd. DM zur sind für ehemalige KZ-Häftlinge vor- beitern und Zwangsarbeiterinnen war Entschädigung ehemaliger Zwangsar- gesehen. Der Entschädigungsfonds hat nicht von langer Hand geplant, viel beiter und Zwangsarbeite Zwangsarbeiterinnen rinnen bereit- außerdem insofern Bedeutung, als man mehr entwickelte sich diese Praxis erst stellen. Im Prinzip ausgeschlossen sich durch ihn einen positiven Einuss in den Kriegsjahren. In der Behandwurden allerdings die kriegsgefange- auf das Deutschlandbild im Ausland lung und Versorgung der Menschen, nen Zwangsarbeiter und die zivilen verspricht. die sich insbesonders nach der HerZwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinkunftsnation richtete und von der die nen, die in der Landwirtschaft oder in Die Verschleppung von Millionen Überlebenschancen abhingen, beruhte privaten Haushalten eingesetzt waren. Zivilisten und Kriegsgefangenen zur maßgeblich auf der nationalsozialisti10
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schen Rassenideologie, aber auch auf bündnispolitischen Erwägungen.
Zwischen Ideologie und Pragmatismus: Die Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte Der Masseneinsatz ausländischer Ar beitskräfte im Deutschen Reich begann begann mit dem Überfall auf Polen im Septem ber 1939. Schon im Oktober desselben Jahres arbeiteten über 200 000 polnische Kriegsgefangene in der deutschen Landwirtschaft. Aus ideologischen Gründen war die nationalsozialistische Führung zuvor gegen den Einsatz polnischer Arbeitskräfte gewesen. Diese Haltung hatte sich jedoch schnell geändert: Wenn Wenn nicht deutsche Frauen in großem Umfang zur Arbeit in Industrie und Landwirtschaft herangezogen werden sollten – was ebenso wie der Einsatz von Polen gegen die nationalsozialistische Ideologie verstieß –, dann mussten ausländische Arbeitskräfte eingesetzt werden, um den Krieg wie geplant fortführen zu können. Nach größtenteils erfolglosen Anwer bungskampagnen der deutschen Ar beitsverwaltungsbehörden beitsverwaltungsbehör den im besetzten Gebiet wurden Anfang 1940 polnische Zivilisten zur Arbeit in Deutschland zwangsverpichtet. Wer sich zu entziehen versuchte, wurde mit Gewalt fortgebracht. Die Behandlung der polnischen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, die vorwiegend in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, war zunächst nicht eindeutig geregelt. Erst im März 1940 wurden die zahlreichen Vorschriften und Bestimmungen in den so genannten »Polenerlassen« zusammengefasst, die die Diskriminierung der Polen und Polinnen in allen Lebensbereichen zur Folge hatten. Die polnischen Zwangsarbeiter deckten die Bedürfnisse des Krieg führenden Deutschen Reiches noch nicht. Mit der Besetzung Frankreichs im Juni 1940 zog man nun auch französische Kriegsgefangene als Arbeitskräfte heran. Zudem setzten die deutschen Behörden auf die Anwerbung von Zivilisten zur Arbeit im Deutschen Reich. Auch im besetzten Belgien und den Niederlanden wurden Zivilisten
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Ukraine, Mai 1942: Vor dem Abtransport nach Deutschland werden die Arbeitsdienstverpichteten untersucht. Bundesarchiv / B 19 880
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Ukraine, Juni 1942: Die Bevölkerung wird zur Zwangsarbeit nach Deutschland verfrachtet, um hier in der Rüstungsindustrie eingesetzt zu werden. Bundesarchiv / B 25 445
zunächst formal als freie Beschäftigte Wehrmacht einberufen wurden. Ende angeworben. In diesen besetzten Län- 1941 gaben Hitler und Göring einen dern wurde erst im Frühjahr 1941 (Nie- Beschluss heraus, der fortan das Leben derlande) bzw. 1942 (Frankreich, Bel- von schätzungsweise 3–4 Mio. Sowjetgien) durch die Einführung der allge- bürgern bestimmen sollte: Sie genehmeinen Arbeitspicht und Repressa- migten den Arbeitseinsatz sowjetischer lien verschiedener Art der Druck auf Kriegsgefangener und Zivilisten für Zivilisten erhöht, in Deutschland zu das Deutsche Reich. Ähnlich wie im arbeiten. Erst ab 1943 begann man in Falle der Polen hatten sich bis dahin vor den Niederlanden und Belgien mit jahr- allem die Ideologen in der Parteifühgangsweisen Aushebungen zur Rekru- rung und die SS gegen die Vorstellung tierung von Arbeitskräften. Mit Depor- gesperrt, auf sowjetische Arbeitskräfte tationen in größerem Umfang und ein- angewiesen zu sein. Diese bezeichneten hergehend mit brutalen Repressions- sie gemäß der nationalsozialistischen maßnahmen begannen die deutschen Rassenlehre als »slawische UntermenBehörden in den Niederlanden 1944. schen« und sahen in ihnen außerdem Die Arbeitskräfte aus den westeuropäi- – anders als bei den Polen – eine polischen Ländern standen in der national- tische Gefahr, den »Bolschewismus«. sozialistischen Hierarchie deutlich über Hitler und Göring entschieden sich mit den Polen und dementsprechend ge- ihrem Beschluss jedoch pragmatisch staltete sich ihre Behandlung. und gaben somit dem kriegswirtschaftlichen Druck nach. Schon bald nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 zeichnete Auf die meisten sowjetischen Kriegssich ab, dass dieser Krieg nicht mit gefangenen konnte jedoch nicht mehr einem schnellen Sieg für die Deut- zurückgegriffen werden: Zu dem Zeitschen enden würde. In der Kriegswirt- punkt waren bereits 70 % (= 2,8 Mio.) schaft wurde ein deutlicher Mangel der sowjetischen Kriegsgefangenen in an Arbeitskräften festgestellt, zumal den Lagern der Wehrmacht umgekomimmer mehr deutsche Arbeiter zur men; ihr Tod war einkalkuliert und
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Zwangsarbeit
k c i l b r e b Ü n i e : g n u g i d ä h c s t m n t E h . d r n e r u e h o c p i s e _ R 6 5 n p e t t h / i r n D e n o m i i t t i a e k i l b r b a s u p g / n e a d . w s Z r / i e k r m a e M , d a r e r k . e a o w p w S : / w e l : l / e t p u t Q h
ist als ein Aspekt des »Vernichtungskrieges« zu sehen. Die deutsche Führung hatte kein Interesse am Erhalt des Lebens der Gefangenen, solange an einen Arbeitseinsatz noch nicht gedacht wurde. Nun entschied man, wie in Polen vorzugehen und in großer Anzahl sow jetische Zivilisten und Zivilistinnen als Arbeitskräfte für das Deutsche Reich heranzuholen. Die Rekrutierungen von Arbeitskräften aus den besetzten Gebieten und der Arbeitseinsatz der Zivilisten sollten fortan durch das Amt des »Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz« effektiver und zentral geleitet werden, das der Thüringer Gauleiter Fritz Sauckel im März 1942 übernahm. Gemeinsam mit den Behörden der Zivilverwaltung Zivilverwa ltung bzw. der Wehrmacht im eroberten Gebiet setzte Sauckel die Deportation der Sowjet bürger ins Werk. Im Unterschied zum Vorgehen in den westeuropäischen Ländern ging man hier, ebenso wie in Polen, nach einer kurzen Phase von erfolglosen Anwerbungskampagnen schnell zur Gewaltanwendung über. Oft kam es vor, dass Zivilisten auf Märkten, vor Milchständen oder Kinos abgefangen, in Lastwagen gestoßen und in Sammellager transportiert wurden. Ihnen stand eine mehrwöchige Fahrt in verschlossenen Eisen bahnwagen bevor bevor,, in der Regel Vieh12
dox: Wegen ihrer Arbeitskraft waren die Menschen ins Deutsche Reich verschleppt worden, aber ihre Arbeitsleistung konnte bei der katastrophalen Versorgungslage, der sie ausgesetzt waren, nicht hoch sein. Deshalb hatten anfangs viele Betriebe an einem Einsatz sowjetischer Zwangsarbeiter kein großes Interesse. Nach der deutschen Niederlage in Stalingrad Anfang 1943 strebte die deutsche Führung fortan die Steigerung der wirtschaftlichen Produktivität der sowjetischen Zwangsar beiter an. Unter der Leitung des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels wurde eine Kampagne zur Leistungssteigerung sowjetischer Arbeiter und Arbeiterinnen durch bessere Versorgung und mehr Spielraum der Betriebe bei der Behandlung der Zwangsar beiter durchgeführt. durchgeführt. Gleichzeitig sollte der angenommenen politischen Gefahr durch die sowjetischen Arbeiter und Arbeiterinnen durch die Verschärfung waggons. Stellten Städte oder Gemein- des Strafsystems entgegengewirkt werden die festgelegten Kontingente an den. Mit diesen veränderten BestimArbeitskräften nicht, drohten Gewalt- mungen wurden die sowjetischen Artaten der Deutschen. In einem Bericht beitskräfte für die Industrie äußerst der Sicherheitskräfte werden die als lohnend, und auch die Privatwirtschaft Reaktion auf den Versuch, sich dem forderte nun in großer Anzahl sowjeAbtransport zu entziehen, anzuwen- tische Zwangsarbeiter und Zwangsardenden Maßnahmen genannt: beiterinnen an. Dass auch die Privatindustrie nicht nur auf Bestimmungen »Beschlagnahmung des Getreides und reagiert hat, sondern aktiv an dem des Eigentums, Inbrandsetzung des Zwangsarbeitspr Zwangsarbeitsprogramm ogramm beteiligt war Hauses, gewaltsames Zusammentrei- und außerdem einen großen Kapitalge ben, Fesselung und Misshandlung winn aus dieser Praxis gezogen hat, ist der Gesammelten, Zwangsaborte von inzwischen durch die Forschung belegt. schwangeren Frauen«. Bei der letzten größeren Gruppe von Diejenigen sowjetischen Soldaten, die ausländischen Zwangsarbeitern, die nach dem Beschluss Hitlers und nach Deutschland deportiert wurden, Görings in Gefangenschaft gerieten handelte es sich um italienische Kriegsund für den Arbeitseinsatz im Deut- gefangene. Anfang September 1943 schen Reich vorgesehen waren, wurden wurde das Mussolini-Regime gestürzt. zunächst in Durchgangslager und von Kurze Zeit später gab die neue italienidort aus in Kriegsgefangenen-Stamm- sche Regierung unter Marschall Badolager im Deutschen Reich gebracht. glio den Waffenstillstand mit den AlliArbeitsfähige sowjetische Kriegsgefan- ierten bekannt. Daraufhin besetzten gene wurden über die Arbeitsämter deutsche Truppen Rom, nahmen italian Einsatzstellen verteilt. Der Status enische Soldaten gefangen und deporder sowjetischen Zwangsarbeiter, der tierten sie ins Deutsche Reich. Die Itain den so genannten »Ostarbeitererlas»Ostarbeitererlas- liener wurden vorwiegend für militäsen« vom Februar 1942 festgeschrieben rische Arbeiten eingesetzt. Neben den wurde, lag noch unter dem der Polen. italienischen Soldaten wurden auch Dementsprechend geringer waren in Zivilisten deportiert. Man behandelte der Regel ihre Überlebenschancen. sie in ähnlich unmenschlicher Weise wie die Sowjetbürger, vor allem aufDie Politik gegenüber den sowjetischen grund des »Verrats«, der ihnen vorgeZwangsarbeitern gestaltete sich para- worfen wurde.
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In einem Kraftfahrzeug-Instandsetzungswerk der deutschen Wehrmacht, in dem aus dem Material unbrauchbarer Kraftwagen fahrtüchtige Wagen montiert werden, sind auch zwangsverpichtete Facharbeiter aus der Sowjetunion beschäftigt. Aufnahme vom 19. Januar 1945
Die Haager Landkriegsordnu Landkriegsordnung ng (1907) Mit der Haager Landkriegsordnung wurden völkerrechtliche Vereinbarungen getroffen, die dazu beitragen sollten, menschliches Leid im Krieg einzudämmen. Der Vertrag wurde auf der zweiten Haager Friedenskonferenz, an der 44 Staaten teilnahmen, geschlossen und regelte die Behandlung von Kriegsgefangenen und den Schutz der Zivilbevölkerung in besetzten Gebieten. Die Bestimmungen besagten u.a., dass Kriegsgefangene mit Menschlichkeit zu behandeln seien und ihre Verpegung und Unterkunft jener der eigenen Truppenreserve zu entsprechen habe. Zum Arbeitseinsatz durften, soweit der Gesundheitszustand dies erlaubte, nur einfache Soldaten herangezogen werden, Ofziere jedoch nicht. Die Arbeitsleistungen der Kriegsgefangenen durften darüber hinaus in keinem Zusammenhang mit Kriegshandlungen stehen. Die kriegsgefangenen Zwangsarbeiter Ab Frühjahr 1944 konnten aufgrund unterstanden dem Oberkommando der der Kriegslage ausländische Zivilisten Wehrmacht. Den italienischen, sow- nur noch in geringem Umfang zur jetischen und polnischen Kriegsge- Zwangsarbeit ins Deutsche Reich fangenen verweigerte das nationalso- deportiert werden. Gleichzeitig war der zialistische Deutschland den völker- kriegswirtschaftliche Druck so groß, rechtlichen Schutz gemäß der Genfer dass das Rüstungsministerium den Konvention (1929) bzw. der Haager »Einsatz« von KZ-Häftlingen in der Landkriegsordnung (1907) vollkom- Privatindustrie durchsetzen konnte. Sie men. Auch die Überführung in den unterstanden der SS und waren zuvor Zivilarbeiterstatus, wie er im Fall polni- vorwiegend in SS-eigenen Betrieben schen und italienischen Kriegsgefange- eingesetzt worden. Aufgrund hoher nen erfolgte, widersprach dem Völ- Verluste in der Rüstungsproduktion kerrecht. Den Franzosen wurde der durch die Bombardierungen der AlliSchutz der Genfer Konvention nur zum ierten wurde 1944 auf höchster Ebene Teil gewährt, während die Bestimmun- entschieden, einen Teil der Rüstungsfagen im Umgang mit den britischen briken untertage – in Steinbrüche, Bergund amerikanischen Kriegsgefangenen werke und Eisenbahntunnel – oder weitgehend eingehalten wurden. in Großbunker übertage zu verlagern.
Das Vorhaben verlangte ein enormes Arbeitskraftpotential, denn neben den Produktionsstätten mussten auch Unterkünfte für die Arbeiter errichtet und Transportwege ausgebaut werden. Die Privatindustrie, vorwiegend einige der großen Rüstungsfabriken, arbeitete dabei eng mit der SS und Albert Speer, dem Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion, zusammen. In dieser Phase stellten Vertreter der Industrie konkrete Forderungen auf Zuweisung von KZ-Häftlingen. Insgesamt waren etwa 1,5 Mio. KZHäftlinge als Zwangsarbeiter eingesetzt, deren Lebens- und Arbeitsbedingungen so schrecklich waren, dass die Opfer kaum eine Überlebenschance hatten.
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Zwangsarbeit
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Die Genfer Konventionen 1864 schlossen 16 Staaten eine Vereinbarung zum Schutz von Ver wundeten der kriegführenden kriegführenden Heere. Heere. Diese Genfer Konvention wurde 1906 erweitert und 1907 durch die Haager Abkommen auf den Seekrieg ausgeweitet. 1929 trat ein Vertrag zur Behandlung von Kriegsgefangenen hinzu, der im Wesentlichen auf den Bestimmungen der Haager Landkriegsordnung basierte, diese aber noch ausführlicher regelte. Die Genfer Abkommen von 1929, zu deren Unterzeichnern auch das Deutsche Reich zählte, galten bis nach dem Zweiten Weltkrieg. 1949 wurden die früheren Vereinbarungen durch die Vier Genfer Abkommen ersetzt (Schutz der Verwundeten der Streitkräfte im Felde und zur See, der Kriegsgefangenen und der Zivilbevölkerung). Später wurden Zusatzprotokolle aufgenommen, die das Völkerrecht an die Veränderungen der Kriegstechnik anpassen und außerdem den Opfern von nicht internationalen bewaffneten Konikten Schutz bieten sollten.
Hunger, Kälte, Krankheit Hunger, und Diskriminierung: Die Lebensumstände der Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen Die Bedingungen, unter denen die Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen inmitten der deutschen Bevölkerung leben mussten, wurden von vielfältigen Aspekten bestimmt. Das Kriterium der Nationalität bzw. der »Volkstumszugehörigkeit« gemäß der nationalsozialistischen Rassenlehre wirkte sich am stärksten aus. Die Abstufungen waren feiner, als sie hier dargestellt werden können. Allgemein gefasst kann jedoch gesagt werden, dass französische, belgische und niederländische Arbeiter in der rassistischen Hierarchie unter den Deutschen, aber über den anderen Gruppen der Zwangsarbeiter angesiedelt wurden. Die Ernährung der Zwangs14
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Frankreich, April 1943: Ehemalige Kriegsgefangene, die zur Arb eit in der Rüstungsindustrie in Deutschland verpichtet wurden, vor der Abfahrt
arbeiter aus diesen Ländern war in jegliche Arbeitsminderleistung hatte der Regel wesentlich besser als die der mit Einweisung in ein »ArbeitserziePolen und Sowjetbürger. Einige der hungslager« bestraft zu werden. ArArbeitskräfte aus Westeuropa konnten beitszeitbegren beitszeitbegrenzungen zungen gab es kaum. sogar eine private Unterkunft nden Bei sexuellem Kontakt eines Polen und somit das Leben im Lager umge- mit einer deutschen Frau drohte seine hen. Ihr Lohn entsprach in der Regel öffentliche Hinrichtung, die Frau wurdem der deutschen Arbeiter, ebenso de öffentlich gedemütigt; Polen durften verhielt es sich mit der Arbeitszeit. außerdem ihren Ortsbezirk nicht verAllerdings hatten diese Arbeitskräfte lassen und keine öffentlichen Verkehrsfast keine Möglichkeit, Heimaturlaub mittel benutzen. Die optische Stigmazu erhalten. Sie hatten häug unter tisierung erfolgte durch ein »P«-AbzeiDiskriminierungen, Schikanen und de- chen, das deutlich sichtbar an der Kleimütigenden Strafen zu leiden. dung zu tragen war. Die polnischen Arbeiter und Arbei- Der Status der Sowjetbürger lag sogar terinnen mussten hingegen in Unter- unter dem, der den Polen zugeschriekünften untergebracht sein, die von ben war war,, und so litt diese Gruppe denen der Deutschen getrennt waren: der Zwangsarbeiter in der Regel unter In der Praxis handelte es sich dabei noch extremer extremeren en Lebensbedingungen. meist um Ställe. Den Polen wurde Dies drückte sich z.B. in den deutlich weniger und qualitativ schlechteres geringeren Verpegungs Verpegungssätzen sätzen aus, die Essen als den Zwangsarbeitern aus gerade zum Überleben ausreichen sollwesteuropäischen Ländern zugeteilt. ten. Die sowjetischen Zwangsarbeiter Viele der polnischen Arbeiter hatten litten unter ständigem Hunger. Insaber in gewisser Hinsicht dadurch besondere wurde auch Wert darauf einen Vorteil, dass sie in der Land- gelegt, die sowjetischen Bürger und wirtschaft eingesetzt waren und dort Bürgerinnen noch stärker von den leichter Zugang zu zusätzlichen Nah- deutschen Arbeitern abzugrenzen, als rungsmitteln hatten als beispielsweise es im Fall der Polen praktiziert wurde. sowjetische Zwangsarbeiter, die vor- Sie wurden vorwiegend in fabriknawiegend in der Industrie arbeiteten hen Baracken untergebracht, die sie, und aus Lagerküchen und Werkskanti- außer zur Arbeit, nicht verlassen durfnen verpegt wurden. Von ihrem Brut- ten. Auch die sicherheitspolitischen tolohn wurde den Polen eine diskri- Bestimmungen waren um einiges rigiminierende Sondersteuer abgezogen; der: Schon bei geringster »Disziplin-
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widrigkeit« hatte die Einweisung in etwas mehr als die Hälfte der sow- beit in das Dachauer Außenlager Kauein Konzentrationslager oder die »Son- jetischen Zivilarbeiter stellten, erhiel- fering deportiert. Er erinnert sich an derbehandlung«, d.h. die Hinrichtung ten bei gleichen Leistungsanforderun- die Ankunft in Kaufering: ohne formelles Urteil, zu erfolgen. Zu- gen eine noch schlechtere Bezahlung dem war die diskriminierende Sonder- als die Männer. »Hinter dem Bahnhof erwachte gerade steuer höher als die, die den polniein friedliches, kleines Städtchen. […] schen Arbeitskräften auferlegt wurde. Die Lebensverhältnisse der Zwangsar- Vielleicht hatte die Bevölkerung von Aus dem Bericht eines Amtsarztes, der beiter hingen jedoch nicht ausschließ- Kaufering noch nicht einmal die zur im August 1942 ein Lager für sow- lich von den Bestimmungen der Behör- Zwangsarbeit Verschleppten gesehen. jetische Zwangsarbeiter in Freiburg den ab. Wenn ein Zwangsarbeiter Als wir vorbeizogen, nahmen sie die im Breisgau inspizierte, geht hervor, einem Bauernhof zugeteilt wurde, so zum Lüften hinausgehängten Betten welchen katastrophalen hygienischen kam es auf die Familie an, ob sie den wieder rein und schlossen die Fenster. Umständen die Menschen in diesen Arbeiter hungern ließ und misshan- In den Straßen drückten sich die MenUnterkünften ausgesetzt waren: delte oder menschlich mit ihm umging. schen an die Häuserwände. Wir waren In Fabriken bestimmte beispielsweise Ausgestoßene aus der zivilen Welt.« »Das Russenlager wurde heute von mir auch das Verhalten des Vorarbeiters besichtigt. Es beherbergt z. Zt. etwa 160 den Leidensdruck des Zwangsarbein Verena Krüger Männer und Frauen. Es ist erforder- ters mit. Er konnte den Arbeiter zusätzlich folgende Einrichtungen mit größ- lich schikanieren, bestrafen und misster Beschleunigung fertig zu stellen: handeln, oder aber ihn weitgehend in Literatur: 1) Waschgelegenheiten, Waschgelegenheiten, da die vorhan- Ruhe lassen. Frauen waren sexuellen Ulrich Herbert, Fremdarbeiter. Politik und dene Möglichkeit ganz ungenügend ist Übergriffen schutzlos ausgeliefert. Im Praxis des »Ausländer-Einsatzes« in der Kriegsund die meisten Leute sich überhaupt Verhalten des Großteils der deutschen wirtschaft des Dritten Reiches, Bonn 1999 nicht waschen können, es sei denn im Bevölkerung, die mit Zwangsarbeitern Mark Spoerer, Zwangsarbeit unter dem vorbeiießenden Kanal. 2) Abortanla- zu tun hatte, zeigte sich – von Ausnah- Hakenkreuz. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgen. Da nur 2 oder 3 Aborte vorhanden men abgesehen –, dass die nationalso- gefangene und Häftlinge im Deutschen Reich sind, ndet notgedrungen jede Nacht zialistische Führung sich durchaus auf und im besetzten Europa 1939–1945, eine unbeschreibliche Verunreinigung den bestehenden Rassismus im Volk Stuttgart/München 2001 der Umgebung und sogar des Hauses verlassen konnte. selbst statt, die zu den größten gesundheitlichen Bedenken Anlass gibt. […] Die zur Zwangsarbeit eingesetzten KZ Aus den Erinnerungen einer Es ist, wenn eine Wiederverla Wiederverlausung usung der Häftlinge hatten kaum eine ÜberleUkrainerin, die als Jugendliche ins Leute und die unerträgliche Ausbrei- benschance. Zugleich bedeutete die Deutsche Reich zur Zwangsarbeit tung der jetzt schon zahlreich vorhan- Zwangsarbeit für sie fast die einzige verschleppt wurde: denen Flöhe vermieden werden soll, Möglichkeit, den Vernichtungspro»Ich hatte mein 15. Lebensjahr noch auch nötig, dass jeder Mann und jede grammen zu entgehen. Zu der tägnicht vollendet. Man brachte mich Frau zwei Garnituren Wäsche besitzt. lichen Arbeitszeit von 15-16 Stunden 1942 nach Deutschland, in die härDie meisten Leute besitzen nur ein kamen die langen Anmarschwege, die teste Fabrik. Die Arbeit war schreckHemd, das meist noch zerrissen ist und katastrophale Versorgungslage und lich […] man goss den Zement, einen konnte[n] sich bisher nie umziehen.« körperliche Misshandlungen durch die speziellen Zement, wenn er tropfte, SS, Wachmannschaften Wachmannschaften und Zivilarbeibildeten sich in der Kleidung sofort Dieser Bericht wurde aufgrund der Seu- ter. Die KZ-Häftlinge waren in ungeLöcher. In der Nähe der Fabrik waren chengefahr verfasst, von der auch Deut- heizten Baracken, Zelten oder Erdlödie Baracken, wo wir schliefen, […] sche bedroht waren, nicht etwa aus chern untergebracht. untergebra cht. Waren Waren sie im Bau wir bekamen bekamen nicht einmal Strohsäcke Gründen der Menschlichkeit. Ange- bereich eingesetzt, so konnten sie nur […]. Als man uns in Viehwaggons sichts dieser Umstände verwundert es einige Wochen überleben. Die Lebensnach Deutschland brachte, kamen nicht, dass die vorwiegend jungen und erwartung der Häftlinge in der Prodie Deutschen, die uns anschauten gesunden Menschen aus der Sowjetu- duktion war etwas höher, da ihrer als seien wir Wilde. […] Zu essen gab nion bereits nach einer kurzen Auf- Arbeitskraft durch die Anlernzeit ein man uns Steckrüben und verschiedene enthaltsdauer in Deutschland erkrank- höherer Wert beigemessen wurde. InsRübenabfälle, von solchen Rüben, die ten. Sie litten vor allem an Tuber- gesamt aber kalkulierte man ihren Tod für Tiere angebaut werden.« kulose, Flecktyphus und Hungeröde- ein: Er blieb das Ziel der SS. Der Das Zitat ist entnommen aus: men. Arbeitsunfähige wurden bald in Vernichtungsprozess der Häftlinge auf G.G. Verbickij, Ostarbajtery. Istorija rossijan ihre Heimat zurücktransportiert, wenn den Großbaustellen im Deutschen nasil’stvenno vyvezennych na raboty v Gersie nicht vorher starben. Den sow- Reich lief vor den Augen der einheimimaniju (vtoraja mirovaja vojna). Dokumenty jetischen Zwangsarbeitern blieb von schen Bevölkerung ab. Einer der wenii vospominanija. / G.G. Werbizky, Ostarbeiihrem Arbeitslohn nach Abzug der gen Überlebenden, Ladislaus Ervinters. Russian Forced Laborers in Nazi G erso genannten »Ostarbeiterabgabe« und Deutsch, wurde 1944 aus Klausenburg, many (World War II). Documents and Life Abzügen für Verpegung und Unter- damals Ungarn, zunächst nach AuschStories, Vestal, N.Y., 2000, S. 16 f. kunft kaum etwas. Die Frauen, die witz, und von dort aus zur Zwangsar-
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Kampf um Gold
Kampf um Gold Spitzensportförderung
in der Nationalen Vol Volksarmee ksarmee und in der Bundeswehr
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u keinem Zeitpunkt während der deutschen Teilung standen sich die Bundeswehr und die Nationale Volksarmee in einer Gefechtssituation gegenüber. Doch einzelne Soldaten kämpften immer wieder auf Aschenbahnen, Ruderstrecken und eisigen Bobbahnen gegeneinander gegeneinander.. Bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio 1964 konnten die beiden deutschen Armeen jeweils den ersten Olympiasieger in ihren Reihen feiern. Luftwaffenfähnrich Willi Kuhweide hatte dort Olympisches Gold ersegelt, während unweit von ihm der Kanute Feldwebel Jürgen Escher als erster Soldat der DDR auf das oberste Podest des Siegertreppchens gepaddelt war. Ihnen sollten viele weitere folgen. So teilten sich bei den Olympischen Spielen 5 in München im Sommer 1972 zwei Olympische Winterspiele 1988: Siegerehrung auf dem Olympic Plaza im Zentrum von Armeesportler das Gold im Gehen Calgary. In der Herren-Einsitzerkonkurrenz des Rennschlittenwettbewerbes Rennschlittenwettbewerbes verwies der »brüderlich«. Hauptmann Peter Fren- NVA-S NVA-Soldat oldat Jens Müller den Bundeswehrsoldaten Georg Hackl auf de n zweiten Platz. kel holte Gold über 20 km für die Dritter wurde Juri Chartschenko aus der UdSSR. DDR; Oberfeldwebel Werner Kannen berg erhielt für seine Leistungen über die 50 km Strecke Olympisches Gold erklären. Bereits in den 1950er Jahren Verklammerung beider deutscher Staafür die Bundesrepublik. Aufs eindring- hatte die DDR ein zwar noch grob- ten in einer gesamtdeutschen Olympialichste dürfte jedoch das Rodelnale maschiges, aber mit der Zeit immer mannschaft durch. zwischen dem Obergefreiten Georg efzienter arbeitendes Fördersystem Hackl und Hauptmann Jens Müller für den Spitzensport entworfen, das Mitte der 1960er Jahre begann diese vom Armeesportclub Oberhof 1988 in durch Zentralisierung, Konzentration, Strategie jedoch zu bröckeln. Denn ersCalgary in Erinnerung geblieben sein. Verstaatlichung und frühe Talentför- tens wurde die DDR 1965 in der OlymDort wurde auf dem Siegertreppchen derung gekennzeichnet war. Dahinter pischen Bewegung vollständig anerauch deutlich, welcher deutsche Staat stand das politische Kalkül der Par- kannt, und zweitens forderte – seit sich über rund vierzig Jahre im Spit- teiführung, dem noch jungen zweiten dem schlechten Abschneiden der westzensport gegen den Systemkonkurren- deutschen Staat durch sportliche Siege deutschen Athleten in Tokio 1964 – ten jenseits der Mauer hatte durch- zu außenpolitischem Ansehen zu ver- auch die westdeutsche Öffentlichkeit setzen können. Am mittleren Flaggen- helfen. Damit hoffte die SED den mehr sportliche Siege zur Steigerung mast wurden Hammer und Zirkel ge- bundesrepublikanischen bundesrepublikanischen Alleinvertre- des nationalen Prestiges; eine Einstelhisst, während sich die Bundesrepu- tungsanspruch, seit 1955 in der Hall- lung, die sich besonders nach der Ver blik erneut mit Platz zwei zufrieden stein-Doktrin zementiert, im sportli- gabe der Olympischen Spiele an die geben musste. chen Bereich systematisch zu unterlau- Stadt München im Jahr 1966 verfesfen. Die bundesdeutsche Sportführung tigte. Die politisch aufgeladene MedailDie Konkurrenzsituation zwischen der versuchte das sportliche Streben der leneuphorie in beiden deutschen StaaBundeswehr und der Nationalen Nati onalen Volks- DDR nach Anerkennung zunächst auf ten spiegelte sich auch in der Spitzenarmee im Bereich der Spitzensportför- sportpolitischem Weg zu verhindern. sportförderung ihrer Armeen wieder. derung ist nur vor dem Hintergrund Deshalb setzte sie immer wieder im Beide wurden ihrer Verantwortung im der allgemeinen sportpolitischen Ent- engen Schulterschluss mit der Bun- sportlichen Wettkampf der Systeme wicklung der beiden deutschen Staa- desregierung vor dem Internationalen mit dem Aufbau einer eigenen Spitzenten in der Zeit des Kalten Krieges zu Olympischen Komitee die künstliche sportförderung gerecht. 16
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11. September 1960, Rom: Abschlussfeier der XVII. Olympischen Sommerspiele. Die zweifache Goldmedaillengewinnerin im Kunst- und Turmspringen Ingrid Krämer (DDR) trägt die mit den Olympischen Ringen versehene schwarz-rot-goldene Fahne der gesamtdeutschen Mannschaft.
10. Oktober 1964, Tokio: XVIII. Olympische Sommerspiele. Einmarsch der gesamtdeutschen Olympiamannschaft in das Olympiastadion
Unter Druck von außen: Spitzensport in der Bundeswehr
Gesamtdeutsche Olympiamannschaft:
Mit ihrer Gründung 1955 stellte sich die Bundeswehr in die Tradition des prinzipiell engen Verhältnisses zwischen Sport und Militär in Deutschland. Dabei lag der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit zunächst ausdrücklich auf dem Breitensport, der die militärische Ausbildung spielerisch ergänzte. Doch bereits mit dem Inkrafttreten der Allgemeinen Wehrpicht im Jahr 1957 sah sich die Bundeswehr mit einem naheliegenden Problem konfrontiert, da sich unter den eingezogenen Rekruten bald auch erste Leistungssportler befanden. Deren Förderung während ihres Militärdienstes beschränkte sich jedoch bis Ende der 1960er Jahre lediglich auf die Delegierung an Standorte mit günstigen Trainingsmöglichkeiten und die Freistellung zum täglichen Training ab 15.00 Uhr. Außerdem ermöglichten Dienstbefreiung und Sonderurlaub den sportlichen Soldaten die Teilnahme an Wettkämpfen, auch wenn diese im kommunistischen Machtbereich stattfanden. Auf diese Art und Weise sollte verhindert werden, dass die jungen Athleten durch ihren Wehrdienst in einen unaufholbaren Trainingsrückstand zur Weltelite gerieten.
Zu Beginn der 1960er Jahre wuchs jedoch der öffentliche Druck auf die Bundeswehr, nachdem bekannt wurde, dass neben den USA auch einige europäische Staaten dazu übergingen, die Ressourcen ihrer Armeen zur gezielten Ausbildung von Spitzensportlern zu nutzen. Außerdem war bekannt, wie hoch der kommunistische Konkurrent für die Medaillen in den Armeesport investierte. Der Sportreferent der Bundeswehr, Oberstleutnant i.G. Dr. Hugo Bach, meldete gegenüber diesen Forderungen jedoch prompt »erhebliche sachliche und moralische Bedenken« an. So machte er geltend, dass es der Auftrag der Bundeswehr sei, Soldaten auf ihre Verteidigungsaufgaben vorzubereiten, nicht jedoch eine kleine Gruppe von Spitzensportlern zu trainieren. Außerdem Außerdem verstoße die Einrichtung von so genannten »Sportbataillonen« gegen den Olympischen Amateurstatus und eine zu starke Leistungsorientierung laufe dem in der Bundeswehr gepegten kameradschaftlichen Sport zuwider. So sehr Bach im Recht war, so schnell wurden seine Auffassungen von der allgemeinen sportpolitischen Entwicklung dennoch eingeholt. Im Zusammenhang mit der Pleite von Tokio 1964 und der »sportlichen Mobilmachung« vor München seit 1966 forderte der Deutsche Bundestag im Jahr
Erstmalig traten west- und ostdeutsche Athleten 1956 in Melbourne und Cortina d’Ampezzo mit in einer gemeinsamen Olympiamannschaft an. Sie war von dem damaligen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), dem Amerikaner Avery Brundage, ins Leben gerufen worden. Dieser wollte mit ihr das Unpolitische und Verbindende der Olympischen Bewegung symbolisieren. Tatsächlich wich das IOC durch diese Kompromisslösung jedoch auch der unpopulären Entscheidung aus, die DDR als vollständiges Mitglied ihrer Gemeinschaft anzuerkennen. Seit 1959 wurde für die gesamtdeutsche Olympiamannschaft eine eigene künstliche Flagge gehisst. Sie zeigte die fünf weißen Olympischen Ringe vor schwarz-rot-goldenem Hintergrund. Als Hymne diente Beethovens »Ode an die Freude«. Obwohl die DDR 1965 als vollständiges Mitglied der Olympischen Bewegung anerkannt wurde, trat sie 1968 in Mexiko und Grenoble noch einmal mit Olympiaagge und -hymne auf. Erst in Mexiko el dann die Entscheidung des IOC, der DDR in Zukunft auch ihr volles staatliches Protokoll zuzugestehen. Diesen neu gewonnenen Trumpf ihrer staatlichen Selbstdarstellung spielte die DDR 1972 erstmalig in Sapporo aus und auch zu den Olympischen Spielen in München im gleichen Jahr brachte sie »Hammer und Zirkel« und »Auferstanden aus Ruinen« mit.
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Kampf um Gold
s n i Z s a i h t t a M : o t o F / Z M I / A K S
Die Hallstein-Doktrin:
Die Hallstein-Doktrin, benannt nach dem Staatssekretär im Auswärtigen Amt Walter Walter Hallstein, war ein diplomatischer Hebel, mit dem die DDR isoliert und der Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik gefestigt werden sollte. Sie unterstrich, dass die Bundesregier Bundesregierung ung weiterhin jede Anerkennung der DDR durch einen dritten Staat als »unfreundlichen Akt« betrachten und gegebenenfalls die diplomatischen Beziehungen zu dem anerkennenden Staat abbrechen würde. Eine Bekräftigung dieser Position schien angezeigt, nachdem Bundeskanzler Konrad Adenauer im Rahmen seines Besuches in Moskau im September 1955 die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Sowjetunion vereinbart hatte. Damit war die Bundesrepublik von dem bisherigen Grundsatz abgewichen, keine diplomatischen Beziehungen zu Staaten zu pegen, die die DDR anerkannten. Nach Ansicht Bonns vertiefte eine solche Anerkennung nicht nur die Spaltung Deutschlands, sondern sie lief auch dem Grundsatz zuwider, dass allein die demokratisch gewählte Bundesregierung befugt sei »für das deutsche Volk zu sprechen«. Wenn Bonn dennoch einem Botschafteraustausch mit Moskau zustimmte, so konnte dies zwar mit Hinweis auf den Status der Sowjetunion als Besatzungsmacht zur Ausnahme erklärt werden. Das Auswärtige Amt fürchtete jedoch, dass vor allem Entwicklungsländer nun an der Prinzipienfestigkeit der Bundesregierung zweifeln und versucht sein könnten, die DDR anzuerkennen. Die Hallstein-Doktrin diente dazu, eine solche Anerkennungswelle zu verhindern. Sie erfüllte auch zunächst ihren Zweck, erwies sich aber angesichts der zunehmenden Entspannungsbemühungen in den 1960er Jahren als außenpolitischer Bumerang, der die diplomatische Bewegungsfreiheit der Bundesrepublik zusehends einengte.
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1968 die Bundeswehr auf, zur Förderung von Spitzenathleten Fördergruppen einzurichten, die möglichst eng an die Leistungszentre Leistungszentren n des Deutschen Sportbundes (DSB) angelehnt sein sollten. Daraufhin richtete die Bundeswehr zwei Lehrkompanien ein, eine am Standort der Sportschule in Sonthofen und eine an der Außenstelle der Sportschule in Warendorf. Jede der Kompanien umfasste 200 Förderplätze. Zusätzlich bauten Heer, Luftwaffe und Marine bei Truppenverbänden und Dienststellen Sportfördergruppen auf, die weitere 230 Förderplätze zur Verfügung stellten. In diese Einheiten wurden seit dem 1. April 1970 wehrpichtige Sportler nach Abschluss ihrer Grundausbildung versetzt. Dort nahmen das sportliche Training 70 %, der militärische Lehrstoff nur 30 % des Dienstes ein. Die Bundeswehr bot zwar nur in Ausnahmefällen Übungsund Sportstätten, garantierte jedoch jedem Spitzensportler einen Verpegungszuschuss. Die eigentliche sportliche Hoheit über die dienenden Leistungsträger lag jedoch bei den Fachver bänden. Ihre Bundestrainer trugen trugen die Verantwortung für die individuellen Trainingspläne der Athleten, in ihren Leistungszentren Leistungszentre n sollte das dienstliche Training durchgeführt werden. Zudem beantragten sie die Versetzung eines wehrpichtigen Sportlers in die Lehrkompanien oder Fördergruppe Fördergruppen. n.
Bundespräsident Prof. Dr. Karl Carstens verleiht das Silberne Lorbeerblatt an verdiente Sportler, u.a. u.a. an sieben Soldaten der Bundeswehr
deswehr zum Spitzensport. Entgegen vorheriger Bedenken wurde nun die Signalwirkung des Spitzensports auf den Breitensport betont. So erklärte die »Truppenpraxis« im Jahr 1969, dass auch Sportidole in Uniform jugendliche Nacheiferer fänden und so ihren Beitrag zur Gesunderhaltung der Bevölkerung leisteten. Nun unterstrich man die durch die Konkurrenzsituation des Kalten Krieges gewandelte gesellschaftliche Bedeutung des Sports und verpichtete sich zum verantwortungsvollen Umgang mit sportlichen Talenten. Aber die Bundeswehr argumentierte nicht nur aus reiner Selbstlosigkeit, denn schließlich gehörte jeder Soldat auf dem obersten Treppchen Treppchen zur eigenen Imagepege dazu; getreu dem Werbeslogan der 1970er Jahre: »Solche Männer hat die Bundeswehr«. Intern wurde zwar von Zeit zu Zeit der Verteilungsschlüssel 30 % zu 70 % auf den Prüfstand gehoben und kritische Stimmen formulierten immer wieder Vorurteile gegen den Leistungssport per se. Doch bereits nach zwei Jahren, pünktlich zu den Olympischen Spielen in München 1972, zeigte sich, dass das neue Förderkonzept von den Sportlern angenommen wurde, denn von insgesamt 430 Förderplätzen waren zu diesem Zeitpunkt 390 belegt. Auch die Parallel zum Aufbau dieser neuen Tatsache, dass Bundeswehrangehörige Sportförderstrukturen änderte sich bei den internationalen Militärsportauch die öffentliche Haltung der Bun- veranstaltungen des Conseil Internati-
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XX. Olympische Sommerspiele München, 20-km Gehen: Peter Frenkel (DDR) überquert den Zielstrich im Olympiastadion
onal du Sport Militaire (CISM) immer mehr Medaillen errangen, und die ständig steigende Zahl Bundeswehrangehöriger als Teilnehmer bei den Olympischen Spielen bestätigten den Erfolg der gezielten militärischen Spitzensportförderung.
Erfolgreiche Kindergärtner: Spitzensport in der NVA Die Entwicklung der Spitzensportförderung der Nationalen Volksarmee unterschied sich wesentlich von der jenigen der Bundeswehr Bundeswehr.. In der DDR bestand zum Zeitpunkt der Gründung der Armeesportvereinigung Vorwärts (ASV) am 1. Oktober 1956 bereits ein staatlich initiiertes und reglementiertes Leistungssportfördersystem. In dieses hatte sich bereits die Vorgängerorganisation der ASV strukturell eingepasst und auch sie selbst unterwarf sich nun den Vorgaben, die von Seiten der Partei und der Führung des Deutschen Turn- und Sportbundes (DTSB) gemacht wurden. Dazu gehörte zum einen die Konzentration ihrer talentiertesten Sportler in so genannten Armeesportclubs (ASK). Diese waren seit 1954 neben den zivilen Sportclubs die Kernzellen des DDR-Leistungssports. Für die Sportler der Sportclubs hatte das Politbüro ausdrücklich festgelegt, dass ihre Haupttätigkeit im sport-
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In der DDR waren Sport und Politik untrennbar miteinander verbunden. Die Monatszeitschrift Monatszeitschrift »Armeesportler« der NVA-Sportvereinigung propagierte nicht nur die sportlichen Erfolge der ASV-Athleten, sondern warb zugleich für die politischen Absichten der SED und ihrer Armee.
lichen Training zu bestehen habe. Die Armeesportclubs bestanden zunächst in Berlin, Leipzig, Rostock und Oberhof. In den 1970er Jahren kamen in Frankfurt/Oder jeweils ein ASK und ein FC Vorwärts dazu. Doch nicht nur dort wurde das Gold für die NVA geschmiedet. Der auffälligste Unterschied zur Bundeswehr bestand in der Nachwuchsarbeit der NVA, welche die zweite Säule der armeeinternen Leistungssportförderungg bildete. tungssportförderun Die Schlüsselfunktion des Nachwuchsleistungssports betonte SED-Parteichef
Walter Ulbricht, der die Entstehung des DDR-Leistungssportsystems nicht nur aufs engste begleitete, sondern auch mitformte, bereits in Reden aus den frühen 1950er Jahren. Somit erstaunt auch nicht die Äußerung von Verteidigungsminister Generaloberst Willi Stoph, der bereits im Februar 1956 die NVA darauf einschwor: »Den Sportnachwuchs, den wir brauchen, müssen wir uns selbst entwickeln und heranbilden.« Unmittelbar nach der Gründung der ASV folgten circa 1000 Jungen und Mädchen diesem Ruf, bis zum Fall der Mauer sollten es 33 000 werden. werden. Doch
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2000 Kinder und Jugendliche in den Armeesportklubs. Armeesport klubs. Aus diesen Anfangsschwierigkeiten, der Umstrukturierung des westdeutschen Leistungssports seit Mitte der 1960er Jahre und dem besonderen Stellenwert der Olympischen Spiele 1972 für die DDR-Sportführung, Bundesarchiv Bild 183-L0901-200 / Foto: Schulze Schulze resultierte Mitte der 1960er Jahre auch ein starker Veränderungsdruck auf die gerade zu Beginn meldeten sich noch Talentförderung in den Reihen der kritische Stimmen, die – vergleichbar NVA. So wurde die Armeesportvereimit der Diskussion, die rund zehn Jahre nigung im Jahr 1964 durch den Deutspäter in der Bundesrepublik geführt schen Turn- und Sport-Bund (DTSB) wurde – auf den Konikt zwischen aufgefordert, für ihren Nachwuchs ein Verteidigungsauftrag und sportlicher zusätzliches Stützpunktsystem aufzuKaderschmiede hinwiesen. Trotzdem bauen, aus dem die späteren Traiwurde gemäß der Parteilinie auf der ningszentren (TZ) hervorgingen. Diese 1. Sportkonferenz der ASV im Juni 1958 TZ bildeten schließlich in den 1970er angestrebt, in Zukunft in jedem Stand- Jahren die Basis Basis des dreigliedrigen Förort Kinder- und Jugendabteilungen dersystems, das den DDR-Sport zum zu bilden, außerdem wurden Paten- Weltruhm bringen sollte. schaften über Schulsportgemeinschaften übernommen. Der unterschiedliche Stellenwert des Spitzensports in der NVA im Vergleich Für die größten Talente unter den zur Bundeswehr erklärt sich unter Kindern und Jugendlichen wurden anderem aus der unterschiedlichen in den Sportclubs A- und B-Jugend- gesellschaftlichen Stellung des Spitzenmannschaften jeder betriebenen Sport- sportlers in beiden deutschen Staaten. art gebildet. Diese Auslese lief jedoch Denn da die Stellung des Leistungsnur schleppend an. 1960 trainierten erst sportlers im Sozialismus dank ideoloOlympische Sommerspiele in München, am 31. August 1972: Siegerehrung für die Medaillengewinner im 20-km-Gehen. Bildmitte Goldmedaillengewinner Peter Frenkel, rechts Hans-Georg Reimann (Bronzemedaille/beide DDR), links Wladimir Golubnitschi (UdSSR/Silbermedaille)
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gischer Mystizierung höher war als in der Bundesrepublik, verel die NVA noch schneller der Versuchung zur Geburtsstätte von Helden zu werden. Deutlich wird dieses Selbstverständnis an dem Loblied, das Oberst Wolfgang Sachse seiner ASV zum 25. Geburtstag schrieb: »Im Klassenkampf (…) seinen Mann zu stehen, sich als Patriot der sozialistischen Heimat zu bewähren, Kämpfertum, Risikobereitschaft, und einen unbändigen Siegeswillen auszustrahlen – das ist es, was die Popularität unserer Leistungssportler ausmacht (…).«
Daher integrierte die NVA ihre Sportler generell viel stärker in die eigene Imagepege. Dazu gehörte beispielsweise die Teilnahme der rot-gelben Trikotträger bei den Massenübungen des Leipziger Sportfestes seit 1956. Aber auch die ersten weiblichen Medaillengewinnerinnen der ASV sollten helfen, der grauen Truppe ein menschliches Antlitz zu geben. Für die Geburt von Helden – neben ihrem unbestrittenen breitensportlichen Engagement
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Den Arbeitern und Bauern zum Dank: die Armeesportvereinigung (ASV) »Vorwärts« bei den Massenübungen des Leipziger Turn- und Sportfestes im Leipziger Zentralstadion im Juli 1977 unter der Losung »Stärkt unsere DDR«. Bundesarchiv Bild 183-S0730-104 / Foto: Koard Koard
– wurde die Armeesportvereinigung Vorwärts pünktlich zur bereits genannten Jubiläumsfeier belohnt: Sie erhielt 1981 den Vaterländischen Verdienstorden in Gold.
Statt Krieg – Zusammenfassung Zum Zeitpunkt der Gründung der NVA und ihrer Armeesportvereinigung Vorwärts im Jahr 1956 bestand in der DDR bereits der außenpolitisch motivierte »Staatsauftrag Olympisches Gold«. Dieser Vorgabe kam die Armeesportvereinigung von Beginn an durch die gezielte Förderung, aber auch die frühe Sichtung von Leistungssportlern in ihren Sportgruppen nach. Im Gegensatz dazu kam die Bundeswehr in ihren Anfangsjahren jungen Leistungssportlern zwar durch Freistellungen entgegen, denierte aber für
sich keinen expliziten Förderauftrag. Erst die wachsende sportliche Stärke der DDR, die Verve, mit der ostdeutsche Sportfunktionäre und Politiker sportliche Wettkämpfe Wettkämpfe zum Kampf der Systeme stilisierten, und die Annahme dieser Herausforderung durch die westdeutsche Bevölkerung führten zu einem langsamen Umdenken. Dieser Prozess wurde maßgeblich durch den Zielpunkt der Olympischen Spiele 1972 in München bestimmt, an dem sich die NVA gleichermaßen gleichermaßen orientierte. So erklärt es sich auch, dass es in beiden Armeen gleichzeitig zu Strukturveränderungen in der Sportförderung seit Mitte der 1960er Jahre kam. Die entscheidenden Weichen für die Spitzensportförderung in den Reihen von NVA und Bundeswehr wurden vor 1972 gestellt; beide Armeen perfektionierten ihr Fördersystem zwar im Laufe der Jahre, doch die Grund bestandteile Sportclubs und TrainingsTrainingszentren auf der einen, Sportlehrkompanien und Sportgruppen auf der anderen Seite der Mauer blieben bis in die späten 1980er Jahre bestehen. Mit der Auösung der DDR kam auch das
Ende der Armeesportvereinigung Vorwärts, ihr kostspieliges Spitzensportfördersystem war für die Bundeswehr nicht nanzierbar. Dennoch veränderte das Jahr 1990 auch die Sportförderung in der Bundeswehr, indem man es zu Neustrukturierung und Konzentration nutzte. Was von der Armeesportvereinigung Vorwärts blieb, sind ihre unvergesslichen sportlichen Erfolge und einige Talente, die in den 1990er Jahren in der Bundeswehr ein neues sportliches Zuhause fanden. Dazu gehörten die Biathleten Stabsunterofzier Frank Luck (Gold und Silber in Lillehammer 1994), Stabsunterofzier Sven Fischer (Gold und Bronze in Lillehammer 1994) und Mark Kirchner (als Unterofzier Gold in Albertville 1992 und als Stabsunterofzier ebenfalls Gold in Lillehammer 1994). Auch Oberfeldwebel Wolfgang Hoppe erfuhr in einem Bundeswehrbob noch einmal olympisches Silber in Albertville und für den Schwimmer Stabsunterofzier Jörg Hoffmann reichte es 1992 in Barcelona noch einmal für Bronze. n Uta
Andrea Balbier
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Service
Das historische Stichwort
»Jetzt hört alle »Jetzt Jurisprudenz J urisprudenz auf, ... jetzt regiert Mars die Stunde!« Vor V or 90 Jahren: Jahren: Die Affäre von von Zabern
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m Frankfurter Frieden vom 10. Mai einer unübersehbaren Militärmacht 1871, der den Deutsch-Französi- überzogen. In der Münsterstadt Straßschen Krieg von 1870/71 formell burg war nun das Generalkommando beendete, hatte der preußische Minis- des XV. Armeekorps stationiert. In der 5 Donaueschingen: en: terpräsident und Reichskanzler Otto alten Reichsstadt Metz stand das XVI. Oktober 1913, Schloßpark zu Donauesching von Bismarck, auch unter dem Druck Armeekorps. Beide Festungen wurden General v. Deimling und Graf Wedel im Gespräch Hoffmann der Militärführung, auf der Abtretung darüber hinaus zusätzlich verstärkt Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz / Foto: H. Hoffmann des seit dem Ende des 17. Jahrhunderts und in Mutzig westlich von Straßburg von Frankreich annektierten alten deut- wurde mit der Feste »Kaiser Wilhelm« ten sich im Jahre 1913 schließlich in schen Kulturlandes Elsass und Teilen eine moderne, der Waffenentwicklung Waffenentwicklung einer die Welt aufhorchen lassenden Lothringens einschließlich der Festung der Artillerie entsprechende Großfes- Eruption entladen und dem Deutschen Metz bestanden. Von deutscher Seite tung geschaffen. Reich einen Scherbenhaufen militäriwurden die neu hinzugekommenen scher und politischer FehlentscheidunLandesteile in erster Linie als militäri- Den als »verwelscht« (umgangssprach- gen hinterlassen. sches Bollwerk gegenüber eventuellen lich für »fremdländisch«; im wilhelfranzösischen Revanchebestrebungen minischen Kaiserreich wurde das Wort Die vom 28. Oktober 1913 ausgehende gesehen und dementsprechend mit abwertend für die romanischen Völker, »Zaberner Affäre« Affäre« entzündete sich vorvorwiegend Franzosen und dergründig an einer Kasernenhofblüte, G A Italiener, benutzt) geltenden wie sie nicht nur für die Armee der s u a h Einwohnern der neu hinzuge- Kaiserzeit typisch war war.. Während einer k c o r kommenen Gebiete wurde mit Instruktionsstunde über das Verhalten B . A . F vornehmlich preußischen Regi- im Umgang mit Einheimischen äußerte & t u mentern und einer aus zumeist der junge Leutnant Günther Freiherr t i t s n preußischen Beamten bestehen- von Forstner (1893–1915) aus der 5. I s e h den Zivilverwaltung eine sich Kompanie des Infanterieregiments 99: c s i h zu den in zwei Jahrhunderten »Wenn ihr dabei einen solchen Wackes p a r g herausgebildeten Mentalitäten [= herabsetzende, laut Regimentsb Regimentsbefehl efehl o i l b i entgegengesetzt verhaltende verbotene Bezeichnung für einen Elsäs B © Führungsschicht aufgezwun- ser] über den Haufen stecht, schadet gen. Diese sollte den häug als das auch nichts.« Mit dieser die Elsäs»Wackes« »W ackes« beschimpften beschimpften Elsäs- ser verletzenden Bemerkung setzte er sern ›den Franzosen austrei- einen Mechanismus in Gang, dessen ben‹. Ein vom Kaiser persönlich Weiterungen zuletzt den Reichstag und eingesetzter Statthalter wachte die Weltöffentlichkeit Weltöffentlichkeit in äußerste Rage über die politische Sicherheit brachten. Denn elsässische Soldaten dieser im Reichsinneren immer gaben der örtlichen Zeitung den Hinals Grenz-, wenn nicht gar als weis, dass Forstner für hart hartes es Vorgehen Vorgehen Feindesland empfundenen Re- gegen die einheimische Bevölkerung gion, für die beispielsweise eine Belohnung von 10 Mark angedie Passpicht erst in späteren boten hatte; der begleitende Sergeant Jahren abgeschaf abgeschafft ft wurde. Die hatte diese zusätzlich noch um weitere bestehenden bestehen den Spannungen soll- drei Mark erhöht. 22
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Am 6. November wurde die Öffent3 Karikatur zur lichkeit durch die Presse in verhalte»Zabern-Affäre« ner Form über den Vorfall informiert. von Th. Th. Heine aus Die sich hieran entzündende Unruhe dem Simplicissimus , in der Bevölkerung artikulierte sich 1913: zuerst nur in Gespött und Hänseleien »Preußen kolonisiert.« – gegenüber Forstner, so dass diesem »Lieben sollt ihr mich, zum Schutz bei seinen Spaziergängen ihr Wackes!!« und Einkäufen in der Stadt eine Wache Original: Kunstbibliothek, Berlin unter Gewehr beigegeben wurde. Die Repro: Bildarchiv Preussischer aus dem unvermindert provokanten Kulturbesitz Auftreten des Leutnants resultierende © VG Bild-Kunst, Bonn 2003 Erregung in der Bevölkerung geriet mehr und mehr außer Kontrolle der zivilen Ordnungsmacht, so dass sich der Regimentskommandeur, Oberst Friedrich Ernst von Reuter, allen gesetzlichen Vorgaben zum Trotz, zum bewaffneten bewaff neten Eing Eingreifen reifen berecht berechtigt igt glaubte und sich in der Folge mehr- Als unumgänglich allerdings erwies die übrige zivile Verwaltungsspitze facher Kompetenzüberschreitungen sich die kriegsgerichtliche Aufarbei- von ihren Dienstposten entließ, verschuldig machte. Zu tumultartigen tung des militärischen Verhaltens der lieh er demonstrativ dem in ein bevorSzenen kam es am 28. November, als Beteiligten. Zusätzlich zur diszipli- zugtes Regiment versetzten Oberst von Reuter in höchster Erregung etwa zwei nären Ahndung des Gebrauchs des Reuter den Preußischen Orden des Dutzend Bürger, darunter auch höhere Schimpfwortes »Wackes« mit einer Roten Adlers und beließ den eigent Justizbeamte, verhaften ließ, die sich Woche Stubenarrest für Forstner Fo rstner began- lichen Scharfmacher in der Affäre, – seiner Meinung nach – auffällig ver- nen um die Jahreswende 1913/14 die General von Deimling, in seinem halten und seinen auf den Vorschrif- Prozesse gegen die beteiligten Of- Kommando. Der anscheinend für den ten für das Einschreiten des Militärs ziere wegen Körperverletzung und Grenzlanddienst für besonders befä basierenden Anordnungen angeblich Freiheitsberaubung, die letztlich mit higt gehaltene Leutnant von Forstner widersetzt hatten. Bestärkt in seinem Freisprüchen endeten. Ein zumindest schließlich wurde in ein GrenzregiHandeln wurde Reuter noch vom nicht unvoreingenommenes Gericht ment auf der anderen Seite des ReiKommandierenden General des XV. ArAr- bemühte sich gerade im Falle des ches nach Bromberg transferiert, das meekorps, Berthold von Deimling, wie Obersten von Reuter, den vom Kriegs- Infanterieregiment 99 für einige Zeit auch vom Kronprinzen des Deutschen ministerium und besonders vom Kaiser den Augen der Bevölkerung auf einem Reiches und von Preußen, Wilhelm, für unabdingbar erachteten Vorrang nahe gelegenen Truppenübungsplatze der mittels impulsiver Telegramme Telegramme an der militärischen Kommandogewalt entzogen, sehr zum wirtschaftlichen die Beteiligten die Stimmung weiter vor der zivilen Administration gleich- Schaden wiederum der Zaberner Einanheizte. Mehrere Tage herrschte in sam als Axiom deutlich herauszustrei- wohner wohner.. Einziges materielles Ergebnis Zabern (frz.: Saverne) der Ausnahme- chen. Mit wenig Fingerspitzengefühl dieser Affäre bestand in einer Kodiziezustand, das Militär dominierte über und geringem Verständnis für die rung und Spezizierung der Dienstvordie Zivilgewalt. Belange der zivilen Macht wurde damit schrift über den Waffengebrauch des zugleich deren oberste Spitze im Militärs, die in revidierter Form noch Ein ungeheurer Proteststurm erhob Reichslande, der kaiserliche Statthalter vor dem Kriegsbeginn 1914 erschien. sich allenthalben und erreichte am Karl Graf von Wedel, als Marionette Eine parlamentarische Kommission da3. Dezember den Reichstag, wo sich in der Hand des Kaisers bloßgestellt. gegen zur Untersuchung der Zaberner Reichskanzler Theobald von Bethmann Noch einmal hatte das Militär über Vorfälle tagte einige Male und vertagte Hollweg einem Misstrauensantrag stel- die zivilen Instanzen obsiegt und seine sich dann für immer immer.. len musste. Der neuen Kriegsminister Vorrangstellung im politischen Gefüge Erich von Falkenhayn sprach sich in des Reiches der Öffentlichkeit sichtbar Dass der an sich unbedeutende und scharfer Rede im Parlament gegen eine vor Augen geführt. geringfügige Zaberner Vorfall Vorfall auf dem rechtliche Würdigung des Verhaltens Kasernenhof einen solchen, das Gefüge des Militärs aus und trug damit dazu Das Scheitern dieser jegliches Maß des Reiches erschütternden Eklat her bei, dem Kanzler mit großer Mehrheit vermissen lassenden Politik manifes- vorrufen konnte, gewährt tiefe Eindas Misstrauen auszusprechen. Jedoch tierte sich schließlich in der Ablösung blicke in die angespannte politische musste Bethmann Hollweg, da er nach der gesamten politischen Führungs- Situation des Elsass am Vorabend des der damaligen Verfassung nur dem spitze in Elsass-Lothringen. Während Ersten Weltkrieges. Kaiser gegenüber verantwortlich war, der Kaiser den Statthalter auf dessen Karlheinz Deisenroth nicht von seinem Amt zurücktreten. mehrfach geäußerten Wunsch sowie
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Service
Medien online/digital
Erinnerungsorte des Kalten Krieges
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er Kalte Krieg prägte nicht nur die politische, sondern auch die bauliche Landschaft im geteilten Deutschland. Die bekanntesten Bauwerke dieser Teilung der Welt in zwei Militärblöcke waren die Berliner Mauer und die innerdeutsche Grenze, neben denen andere Überreste häug vergessen werden, wie z.B. leerstehende Kasernen und Bunkeranlagen. Denn die politischen und militärischen Führungen der beiden verfeindeten deutschen Staaten hatten sich
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1971 und 1976 für die Führung der NVA im Kriegsfall gebaut, war mit damals modernster Technik ausgestattet und sollte im Ernstfall etwa 450 Personen aufnehmen. Heute ermöglicht der Verein »Baudenkmal Bunker Harnekop e.V.« die Besichtigung eines der früher am besten gehüteten Staatsgeheimnisse der DDR.
Das Pendant der Bundesrepublik liegt 4www.bunker-harnekop.de in einem alten Eisenbahntunnel im Ahrtal, etwa 25 Kilometer südlich von während der 22-jährigen Nutzung nieBonn. Dort wurde Anfang der 60er mals von einem Bundeskanzler betre Jahre ein »Ausweichsitz der Verfas- ten worden. An dessen Stelle erprobte sungsorgane des Bundes im Krisen- ein Double, als »Bundeskanzler üb.« und Verteidigungsfalle zur Wahrneh- bezeichnet, bei der zweijährlich stattmung von deren Funktions- ndenden NATO-Übung den atomafähigkeit« errichtet. Der Re- ren Kriegszustand. Am 8. Dezember gierungsbunker wurde im 1997 beschloss die Bundesregierung Jahre 1972 in Betrieb genom- die Schließung der nationalen Sichemen und kostete seitdem 3 rungsanlage und seitdem wurde der Milliarden DM. Er erstreckt Bunker zwischenzeitlich als Standort sich unter einer bundes- für ein Münzdepot, eine Technodisco, eigenen Grundstücksäche ein unterirdisches Erlebnishotel (»Bunvon 188 023 Quadratmetern Quadratmetern ker-W ker-Wunderland«) underland«) sowie für die Züchund besteht aus einem un- tung von Pilzkulturen in Erwägung terirdischen Stollensystem gezogen. Wegen mangelnder Brandmit einer Gesamtlänge von schutzvorrichtungen und zu hoher Fol19 000 Metern; die unterirunterir- gekosten scheiterten diese Nutzungsdische Fläche umfasst ins- versuche, so dass die Anlage nun ver4www.dienststellemarienthal.de gesamt 83 000 QuadratmeQuadratme- schlossen werden soll. jeweils Schutzräume errichten lassen, ter ter,, der umbaute Raum 367 000 Kubikaus denen heraus sie im Kriegsfall meter. Unter anderem nden sich hierin Beide Bunker verfügen über eine eigene regieren und führen wollten. Für die 936 Schlafzellen, 897 Büros, fünf Groß- Internet-Seite. Während die Webseite Verfassungsorgane der Bundesrepub- kantinen, fünf Kommandozentralen, der Dienststelle Marienthal einen lik war dies die »Dienststelle Marien- fünf Sanitätsbauwerke, zwei Fahrrad- »Abwicklungscharakter« aufweist, da thal« im Ahrtal und für den DDR- abstellhallen, eine Druckerei, ein Fri- lediglich eine kurze Geschichte des Minister für Nationale Verteidigung seursalon sowie ein Raum für öku- Baues und einige Photographien abrufund die Führung der NVA der Bunker menische Gottesdienste. Fünf völlig bar sind, ist die Seite des Bunkers in Harnekop bei Berlin. autarke Sektionen sollten ca. 3000 Per- Harnekop deutlich umfangreicher umfangreicher.. Der sonen eine Lebensgarantie für 30 Tage Nutzer hat auf dieser dieser,, neben der ErlanVon den beiden Anlagen ist die ost- gewähren. Ein unabhängiges System gung von Detailinformationen zum deutsche auch über die Wiederverei- der Strom-, Wasser- und Luftversor- Bau, die Möglichkeit einen virtuellen nigung hinaus erhalten geblieben; sie gung sowie ein nahezu unerschöpf- Rundgang durch den Bunker zu unterliegt gut versteckt im Wald etwa 30 liches Reservoir an Nahrung und nehmen. Des weiteren sind Dokumente Kilometer nordöstlich von Berlin. Im Gebrauchsgegenst Gebrauchsgegenständen änden (allein 20 000 und eine große Linkliste zum Thema nahe gelegenen Ort Harnekop deutet Ersatzteil-Artikel für die technischen Bunkerbau verfügbar. verfü gbar. Auf beiden Internichts darauf hin, dass sich hier der Anlagen) und 25 000 Türen bürgten bürgten net-Seiten besteht zudem die Möglich»Führungsbunker« des Verteidigungs- für größtmögliche Autarkie. Trotzdem keit Bücher oder Videos über die jeweiministers der DDR befand (Tarnbe- ist der Regierungsbunker, der wäh- ligen Bunker zu bestellen. zeichnung: »Flugwetterstation«). Das rend eines Manövers mit dem Codenach/René Henn dreietagige Bauwerk wurde zwischen men »Rosengarten« bezeichnet wurde, 24
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www.bunkernetzwerk.de www .bunkernetzwerk.de
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Auf dieser Seite ndet der interessierte Besucher umfassende Informationen zum Themen wie: 4
Bunkeranlagen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, im speziellen
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der NVA, des MfS, der Volkspolizei, der Post und der GSSD
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Bunkeranlagen beider Weltkriege
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Literatur- und Reisetipps
Dokumentensuche im Internet
D
ie Suche nach Dokumenten im Internet gestaltet sich oft schwierig: meist ndet man nach langwieriger Suche nicht das gewünschte Dokument oder dieses wird nur auszugsweise wiedergege ben. Die Freude über eine InternetSeite, auf der Dokumente zum Thema deutsche Geschichte von 1800 bis heute nicht nur auszugsweise, sondern vollständig abrufbar sind, ist daher verständlich. Dieser Glücksfall ist mit dem documentArchiv gegeben. Momentan sind hier 1003 Dokumente online verfügbar, deren Anzahl jedoch stetig steigt. Das Archiv gliedert sich in die sieben Rubriken:
line
www.documentArchiv.de
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19. Jahrhundert, Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Bundesrepublik, DDR, Ausland/Internationales
Innerhalb der einzelnen Rubriken sind die Dokumente in chronologischer Abfolge aufgelistet. So ist für das 19. Jahrhundert auch die Emser Depesche abrufbar, die gerade in militärgeschichtlicher Hinsicht eine bedeutende
Rolle spielte, da durch sie der deutschfranzösische Krieg 1870/71 ausgelöst wurde. Aber auch zahlreiche Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus können eingesehen werden – so z.B. die Weisung des Obersten Befehlshaber der Wehrmacht Adolf Hitler für den bewaffneten Einmarsch der Wehrmacht in Österreich (»Unternehmen Otto«).
Nutzer von dieser u.a. auf die Seite des Feldpost-Archivs, wo ausgewählte Feldpostbriefe aus dem Zweiten WeltWeltkrieg zur Verfügung gestellt werden, gelangen. Alles in allem also eine gelungene Seite, die sowohl Suchende als auch Interessierte gleichermaßen erfreuen dürfte. René Henn
Die Webseite bietet zudem eine umfangreiche Linkliste. So kann der
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Service
Lesetipp
Immer wieder werden Historiker von Geschichtsinteressierten Geschichtsinteressierten gefragt, wo man denn nur all die vielen Informationen und für Laien häug verwirrenden Zusammenhänge in Ruhe nachlesen könne. Auch die Redaktion der Militärgeschichte erreichen regelmäßig solche Anfragen. Häug enthalten sie aber gar keine konkreten Nachfragen Nachfragen zu einem speziellen Gegenstand, sondern erfolgen aus einem allgemeinen Interesse an der Geschichte oder auch einfach aus dem Wunsch heraus, das eigene Schulgeschichtswissen noch mal aufzufrischen. Daher stellen wir Ihnen, sehr geehrte Leserinnen und Leser, heute keine einzelnen Buchtitel zu ausgewählten Themen vor, sondern verschiedene, aus Sicht der Redaktion empfehlenswerte Buch- und Zeitschriftenreihen. Wir glauben, dass Sie dort neben einem grundlegenden Überblick über die allgemeine Geschichte auch militärgeschichtliche Themen in ansprechender und fundierter Form präsentiert bekommen, und ch würden uns freuen, wenn der eine oder andere Titel Ihr Interesse Interesse fände.
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(Militär-)Geschichte bei »C.H.Beck Wissen«
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Seiten). Alle diese Magazine zeichnen sich durch unterhaltsam geschriebene und leicht verständliche Beiträge sowie eine attraktive Bebilderung, viele Graken, Tabellen und andere Informationen aus. Damit kombinieren sie Unterhaltung und Wissens Wissensvermittvermittlung in idealer Weise. Selbstverständlich greifen diese Titel immer wieder auch militärgeschichtliche Themen auf, doch wer sich ausschließlich für Militärgeschichte interessiert, kann nicht nur zur Militärgeschichte greifen, sondern auch zu der alle zwei Monate erscheinenden »Militär und Geschichte« ( 3,- € für 50 Seiten). Diese präsentiert ausschließlich Berichte über militärgeschichtliche Themen überwiegend des 19. und 20. Jahrhunderts sowie auch über Militaria (Uniformen, ( Uniformen, Orden, Waffen).
Innerhalb des bisherigen Verlagsprogramms von »C.H Beck Wissen« spielt Geschichte, insbesondere auch Alte Geschichte, eine dominierende Rolle. Von Anfang an wurden dabei militärgeschichtliche Themen berücksichtigt und so sind inzwischen sind fünf Darstellungen erschienen, die sich explizit vergangenen Kriegen widmen: dem Bauernkrieg 1524–1526 (von Peter Blickle), dem Dreißigjährigen Krieg 1618–1648 (Georg Schmidt), dem Ersten Weltkrieg 1914–1918 (Volker Berg-
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Die monatlich erscheinenden Magazine »Damals«, »Geschichte« sowie »PM-history« (zehn Ausgaben im Jahr) sind im Umfang und Qualität recht ähnlich und bieten für einen moderaten Preis (6,10 bzw. 4,30 €) auf etwa 70–100 Seiten einen attraktiven Mix aus jeweils mehrere mehreren n Beiträgen zu einem Hauptthema und verschiedenen kleineren Rubriken. Außerdem enthalten sie verschiedene Serviceelemente, wie z.B. TV- und Lesetipps sowie Ausstellungshinweise; die »Damals« bietet dazu sogar eine Internetsuchmaschine an, die wir den Leserinnen und Lesern der Militärgeschichte schon wiederholt vorgestellt haben (siehe ServiceAusstellungen in diesem Heft). Ebenfalls im Zeitschriftenhandel erhältlich ist ein Ableger der Zeitschrift »Geo«, die vor allem wegen ihrer exzellenten Bilder bekannt beka nnt ist. »Geo »Geo-Epo -Epoche« che« ersc erschein heintt alle alle drei Monate und besticht ebenfalls durch eine hervorragende Bildqualität, ist dafür aber auch etwas teurer (8,-€ für 180
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or rund zehn Jahren legte der renommierte C.H.Beck Verlag (München) eine handliche Buchreihe zu wissenschaftlichen Themen aus den Bereichen Geschichte, Naturkunde, Religion, Philosophie, Medizin, Musik und Sprachwissenschaften auf. Deren Format war und ist der vielzitierten »Informationsgesellschaft« angepasst: Mit 110 bis 140 Seiten knapp im Seitenumfang und konzentriert in der Darstellung ist jeder Band von anerkannten Fachleuten ihrer Disziplin verfasst und in sich abgeschlossen. Die Darstellungen richten sich an ein Lesepublikum, das weit über die wissenschaftlichen Experten hinausreicht. Zweifellos nutzt der zusammenfassende Charakter des Forschungsstandes in den zumeist äußerst gelungenen Über blicken auch dem Spezialisten. Adressat der mittlerweile ca. 230 Werke aus den verschiedensten Wissensge bieten ist aber eher der interessierte Laie. Lesbarkeit und Verständlichkeit ohne übertriebenen Wissenschaftsjargon, eine knapp bemessene Beigabe von Bildern oder Karten und ein weiterführendes Literaturverzeichnis kennzeichnen bei gleichzeitigem Verzicht auf einen gelehrten Anmerkungsapparat das Prol der Reihe.
Geschichte(n) im Magazinformat er sich für Geschichte, Zeitgeschichte und Politik interessiert, kann nicht nur aus einer unüberschau baren Flut von Büchern etwas nach dem jeweils eigenen Geschmack auswählen, sondern bekommt außerdem in fast allen gängigen Zeitungen und Zeitschriften Beiträge über entsprechende Themen geboten. Es gibt aber auch einige Spezialzeitschriften für historisch Interessierte, die in Zeitschriftenläden, Kiosken, im Supermarkt und sogar an Tankstellen erhältlich sind, wobei der Leser zwischen fünf empfehlenswerten Titeln die Qual der Wahl hat.
Fazit: Wer sich für (Militär-)Geschichte ( Militär-)Geschichte interessiert und den Griff zum dicken Buch scheut oder einfach eine Lektüre für die Bahnfahrt oder die Badewanne sucht, wird unter den vielen Geschichtszeitschriften bestimmt etwas nach dem eigenen Geschmack nden.
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2003
hahn), dem Zweiten Weltkrieg (Gerhard Schreiber) und dem Kalten Krieg 1945–1991 (Bernd Stöver). Militärgeschichte ist in diesen Büchern nirgendwo die pure Chronologie der Feldzüge und Schlachten. Sie wird vielmehr verknüpft mit den politischen Hintergründen und Entwicklungen, den Auswirkungen auf die einzelnen Gesell-
schaften im Kriege sowie dem alltäglichen Leben an der Front und in der Heimat. Breiten Raum etwa widmet Peter Blickle in seinem Porträt des Bauernkrieges dem langen Nachwirken dieser »Revolution des Gemeinen Mannes«: sei es als Bezugspunkt liberaler Forderungen im 19. Jahrhundert, sei es in der Vereinnahmung Thomas Müntzers durch die DDR-Geschichtsschreibung im 20. Jahrhundert. Doch nicht nur jene Bücher der Reihe, die den Krieg ausdrücklich im Titel führen, sind militärgeschichtlich relevant. Ins Gewicht fallen z.B. auch die kleinen Biographien über Alexander den Großen (von Hans-Joachim Gehrke) und Hannibal (Pedro Barceló), deren Leben der Nachwelt als einzige große Feldzüge erscheinen: über die »japanischen Ritter«, die Samurai (Hermann Schwentker), über Stauffenberg und den 20. Juli 1944 (Peter Hoffmann); schließlich viele Bände über Goten, Inkas, Wikinger usw., Ländergeschichten über Mesopotamien, Frankreich, China etc., in denen Wehrverfassung und Militärpolitik wenigstens am Rande eine Rolle spielen. Anzuzeigen und zu empfehlen bleibt damit eine engagierte Buchreihe, aus der sich jeder (militär-)geschichtlich Interessierte seinen eigenen kleinen Handapparat zusammenstellen kann, und das zu einem überschaubaren, einheitlichen Preis von 7,90 € pro Band. Armin Wagner
Deutsche und Weltgeschichte Weltgeschichte im Überblick
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ereits seit Jahren werden Studierenden der Geschichtswissenschaft schon in den ersten Semestern die Reihen »Grundriss der Geschichte« sowie »Enzyklopädie deutscher Geschichte« aus dem R. Oldenbourg Verlag empfohlen. Viele Studenten haben einen oder gar mehrere der schmalen grauen oder der dickeren blau-grauen Bände bei sich im Regal stehen. Beide Reihen sind aber auch für andere Nutzer, insbesondere für Multiplikatoren (z.B. in der politischen Bildung) hervorragend geeignet. Der universalgeschichtlich angelegte »Grundriss der Geschichte« bietet mit nunmehr 33 Bänden einen historischen Überblick zu zahlreichen Ländern und Themen. Deren Bandbreite Bandbreite reicht reicht von der griechischen und römischen Antike über das Mittelalter, die Frühe Neuzeit bis zur Zeitgeschichte (z.B. Imperialismus, Zwischenkriegszeit, Weimarer Demnächst erscheinen sogar Bände zur Republik, Drittes Reich, DDR, Bundes- Militärgeschichte (Militärgeschichte republik), wobei auch die außereur außereuropäopä- des späten Mittelalters und der Frühen ische Geschichte Beachtung ndet (z.B. Neuzeit sowie Militärgeschichte des 19. Byzanz, Afrika, Osmanisches Reich). und 20. Jahrhunderts). Im Unterschied Wer eine kompetente und systemati- zum »Grundriss der Geschichte« sind sche Einführung in eines dieser Themen die einzelnen Bände der EdG mit etwa sucht, ist mit dem »Grundriss« aus dem 150 Seiten deutlich weniger voluminös, Oldenbourg-Verlag gut beraten. Neben die Fragestellungen dafür aber speziden ausgewiesenen Autoren trägt dazu eller. Themen, die im »Grundriss« mit vor allem die einheitliche Gliederung einem Band abgehandelt werden (z.B. der Bände bei. Jeder umfasst etwa DDR), sind hier auf drei Bände auf350–450 Seiten und ist unterteilt in eine geteilt (z.B. Innen- und Außenpolitik Darstellung, die einen Überblick über sowie Sozialgeschichte der DDR). Die das Thema bietet, sowie einen zweiten bewährte Gliederung der GrundrissTeil, der ausgewählte Einzelfragen ver- Bände wurde für diese Enzyklopädie tieft und schließlich eine ausführliche übernommen; die einzelnen Bände entBibliographie, die weiterführende Lite- halten einen Überblick über das Thema, ratur und Quellen nennt. Diese beiden eine Erörterung zu Einzelfragen und letzten Teile machen die Reihe insbe- abschließend wiederum einen Literatsondere für Studierende und Fachhis- urteil. toriker zum wertvollen Arbeitsmittel. Beide Reihen sind weniger zum abendWer sich evt. vom stattlichen Umfang lichen »Schmökern«, als vielmehr zum der Bände abschrecken lässt oder sich systematischen Nachlesen und Selbstmehr für deutsche und weniger für all- studium geeignet. Nicht zuletzt der gemeine Geschichte interessiert, dem relativ günstige Preis (Grundwissen sei die Enzyklopädie deutscher Ge- 24,80 € bzw. EdG 19,80 €) hat sie schichte (EdG) aus dem selben Verlag so zum unverzichtbaren Arbeitsmittel empfohlen. Die mittlerweile fast 70 für Historiker, Studierende und Lehrer Bände der Reihe betrachten alle Epo- sowie andere in der historischen Bilchen und vielfältige Themen aus- dung Tätige werden lassen. ch schließlich zur deutschen Geschichte.
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2003
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Ausstell Aus stellunge ungenn
Berlin
Abgestempelt. Judenfeindliche Postkarten
Museum für Kommunikation Berlin Leipziger Straße 16 D-10117 Berlin-Mitte Telefon: (030) 20 29 40 Telefax: (030) 20 29 41 11 www.museumsstiftung.de/berlin e-mail:
[email protected]
Dienstag bis Freitag 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr Samstag bis Sonntag 11.00 Uhr bis 19.00 Uhr 9. Oktober 2003 bis 15. Februar 2004 Verkehranbindungen: U-Bahn: Bis Haltestelle »Mohrenstraße« bzw. »Stadtmitte« (U2/U6), Buslinien TXL, 148, 200, 348 Hofjagd
Deutsches Historisches Museum/ Ausstellungshalle von I.M. Pei Hinter dem Gießhaus 3 10117 Berlin www.dhm.de
Täglich von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr 19. Februar bis 12. April 2004
Eintritt frei 28
»Stalingrad erinnern«. Stalingrad im deutschen und im russischen Gedächtnis
Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst Zwieseler Straße 4/ Ecke Rheinsteinstraße D-10318 Berlin Telefon: (030) 50 15 08 10 www.museum-karlshorst.de e-mail:
[email protected]
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2003
Dienstag bis Sonntag 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr 15. November 2003 bis 29. Februar 2004
Eintritt frei Verkehrsanbindungen: Ab S-Bahnhof »Karlshorst« (S 3) Ausgang »Treskowallee«, »Treskowallee«, zu Fuß Richtung Rheinsteinstraße (ca. 15 Min. ) oder mit dem Bus 396; ab U-Bahnhof »Tierpark« (U5) mit dem Bus 396
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Telefon: (03364) 21 46
Bonn
www.museumeisenhuettenstadt.de e-mail:
[email protected]
Der Kreml. Gottesruhm und Zarenpracht
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH Museumsmeile Bonn Friedrich-Ebert-Allee 4 53113 Bonn Telefon: (0228) 91 71-0 Telefax: (0228) 23 41 54
Dienstag 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr Mittwoch bis Freitag 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr jeden ersten Samstag Samstag und Sonntag im Monat 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Dienstag bis Sonntag 8.45 bis 16.30 Uhr
e-mail:
[email protected]
Bis 21. März 2004 Verkehrsanbindungen: Ab Hauptbahnhof mit Bus bis Haltestelle »Roßmühlstraße/ Paradeplatz«
Dienstag bis Sonntag 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
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Foyer der Kreisverwaltung des Landkreises Teltow-Fläming
www.kah-bonn.de e-mail:
[email protected]
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Dienstag bis Mittwoch 10.00 Uhr bis 21.00 Uhr Donnerstag bis Sonntag 10.00 Uhr bis 19.00 Uhr
Verbrechen der Wehrmacht. Weh rmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941–1944
13. Februar bis 9. Mai 2004 Verkehrsanbindungen: Bus: Linien 610 und 630 bis Haltestelle »Heussallee«, U-Bahn: Ab Hauptbahnhof U16/63/66 (in Richtung Regierungsviertel) bis Haltestelle »Heussallee«
Kampnagel Jarrestraße 20 22303 Hamburg
Hamburg
15. März bis 20. April 2004
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Eintritt frei Verkehrsanbindungen: Buslinien 54–57, 60 65, 71, 73 bis Haltestelle »Höfchen«
Luckenwalde
Aufstand des Gewissens. Militärischer Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime 1933–1945
10. November 2003 bis 14. März 2004
2. April bis 30. Juli 2004
Mainz
Die Kreuzzüge
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Potsdam
Königliche Visionen. Potsdam – eine Stadt in der Mitte Europas
Haus der BrandenburgischPreußischen Geschichte Schloßstr. 1 14467 Potsdam Telefon: (0331) 201 39 3 Telefax: (0331) 201 39 59 www.hbpg.de
Dienstag bis Sonntag 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr Mittwoch 10.00 Uhr bis 20.00 Uhr ab 18.00 Uhr 50 Prozent Eintrittsermäßigung
www.verbrechen-derwehrmacht.de
Dienstag bis Donnerstag 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr Freitag bis Sonntag 10.00 Uhr bis 19.30 Uhr
30. August 2003 bis 28. März 2004
29. Januar bis 28. März 2004 •
Dresden •
Deutsche Jüdische Soldaten. Von der Epoche der Emanzipation bis zum Zeitalter der Weltkriege
Neue Synagoge 23. Januar bis 3. März 2004
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(Zabern)
Ingolstadt
Dom- und Diözesanmuseum Domstraße 3 55116 Mainz Eingang durch den Dom und Kreuzgang Telefon: (06131) 25 33 44 Telefax: (06131) 25 33 49
Festungen. Graphiken und Bücher aus dem Besitz des Bayerischen Armeemuseums
Eisenhüttenstadt
www.kath.de/bistum/mainz/ kirche/dommuseum.htm ð
Kriegsgefangene in Brandenburg – Das Stalag III B in Fürstenberg/Oder
Städtisches Museum/ Galerie Eisenhüttenstadt Löwenstraße 4 15890 Eisenhüttenstadt
Saverne
Saverne 1913
Chateau de Rohan Musée de Saverne F 67700 Saverne Telefon: 0033 (3889) 10 62 8 Montag, Mittwoch bis Sonntag 14.00 bis 17.30 Uhr 2. Januar bis 20. Februar 2003
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Interessante Ausstellungen zu Themen Ihrer Wahl und in Ihrer Nähe können sie ganz gezielt und bequem im Internet suchen:
Neues Schloß Paradeplatz 4 85049 Ingolstadt Telefon: (0841) 93 77 0 Telefax: (0841) 93 77 200 ð
www.bayerischesarmeemuseum.de
www.damals.de ð
René Henn
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2003
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Geschichte kompakt
28. November November bis 1. Dezember 1943 Konferenz von Teheran In seiner mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten Darstellung des Zweiten Weltkrieges bezeichnete Winston Churchill die Ergebnisse der Konferenz von Teheran als die »Lösung des Gordischen Knotens«. Trotz Trotz einer Vielzahl von Interessengegensätzen konnten sich die alliierten Staats- und Regierungschefs der »Anti-Hitler-Koalition« auf wichtige Grundsätze der weiteren Kriegführung und der Nachkriegsordnung verständigen. Das Treffen der »Großen Drei«, des sowjetischen Parteiund Regierungschefs Stalin, des amerikanischen Präsidenten Roosevelt und des britischen Premierministers Churchill dauDie »Großen Drei« beim Fototermin erte von Ende November bis Anfang Dezember 1943. Man akg-images 9AA-1943-11-28-A1 einigte sich für das Jahr 1944 auf die Errichtung der »Zweiten Front« durch westalliierte Landungen in Nord- und Südwestfrankreich, eine gleichzeitige sow jetische Offensive auf die deutsche Ostfront und sowjetische Unterstützung im Kampf gegen Japan nach Abschluss Abschluss der Kampfhandlungen Kampfhandlungen in Europa. Des Des Weiteren Weiteren wurde die die Verschiebung Verschiebung der sowjetisch-polnischen Grenze nach Westen vereinbart, wofür Polen als Kompensation deutsche Gebiete östlich der Oder erhalten erhal ten sollte. Über die Teilung Teilung Deutschlands, Deut schlands, die nach na ch dem Ende des Krieges geplant war, konnte indes keine abschließende Einigung erzielt werden: Während Churchill für eine Zweiteilung eintrat, schwebte schwebt e Roosevelt die Bildung von fünf »autonomen« und zwei durch die Vereinten Nationen Nationen zu verwaltenden Gebieten vor; Stalin forderte wie Roosevelt die Zerstückelung Deutschlands, wollte sich dabei jedoch nicht auf Einzelheiten festlegen. Roosevelts Vorstellung der »Einen Welt« mit Errichtung einer Weltfriedensorganisation unter Einschluss der UdSSR wurde besprochen; die Zustimmung Stalins zur Gründung und Organisation der Vereinten Vereinten Nationen erfolgte jedoch erst auf der nachfolgenden Konferenz von René Henn Jalta im Februar Februar 1945.
25. Juli 1963
Militärgeschichte Zeitschrift für historische Bildung
Vorschau orschau Ü V Sebastian Haffner bezeichnete ihn als den »Anfang einer Geschichte, die noch nicht zu Ende ist – auch für die Jüngsten unter uns nicht«. Der Erste Weltkrieg W eltkrieg stellte die Weichen für das 20. Jahrhundert. Oktoberrevolution und Sowjetimperium, Nationalsozialismus und der »totale Krieg« eines Adolf Hitler sind ohne ihn kaum vorstellbar. Die politische Landkarte veränderte sich infolge des »Großen Krieges«, wie der Erste Weltkrieg genannt wurde, ehe er durch einen zweiten Weltkrieg Weltkrieg noch übertroffen wurde. Er kostete rund acht Millionen Soldaten das Leben, etwa
Die Nagold-Affäre
Am 30. Juli 1963 meldete meldete die die Kölnische Kölnische Rundschau: »Kölner Rekrut im Todeskampf nach Gewaltmarsch«. Zwei Tage später verstarb der 19-jährige Rekrut Gerd Trimborn. Es konnte im Rahmen der gerichtlichen Untersuchung nicht zweifelsfrei festgestellt werden, ob der Tod Tod durch die Überlastung auf dem Marsch am 25. Juli oder durch ein bereits vorhandenes Nierenleiden verursacht worden war. Dennoch sollten die dabei zu Tage Tage getretenen Zustände in der Ausbildungskompanie 6/9 bei den Fallschirmjägern in Nagold einen der größten Skandale der noch jungen Bundeswehr auslösen. Entgegen bestehenden Befehlen, Befehlen, welche welche die Durchführung einer Marschübung in den Stunden außerordentlicher Tageshitze Tageshitze verboten, hatte der Kompaniechef den im Dienstplan angesetzten Marsch nicht gestrichen. Während einer kurz vor Erreichen der Kaserne befohlenen »Gefechtseinlage« musste der Jäger Trimborn den Lauf abbrechen, erreichte gestützt auf Kameraden noch die Kaserne, um dann bewusstlos zusammenzubrec zusammenzubrechen. hen. © Kölnische Rundschau Der Kompaniechef Kompaniechef meldete meldete den Vorfall dem vorgesetzten BrigaBrigadekommando; eine weitere Meldung als Besonderes Vorkommnis Vorkommnis unterblieb. Eine Zeitungsbotin der Kölnischen Rundschau erfuhr von den Eltern Trimborns Trimborns von dem Vorfall und meldete ihn ihrer Redaktion. Das nicht in Kenntnis gesetzte Verteidigungsministerium Verteidigungsministerium musste erst mit Nachdruck auf dem Dienstweg Meldungen einholen. Die Anzeige unbeteiliger Zivilisten bei der Polizei über Misshandlungen von Soldaten eines anderen Zuges auf demselben Marsch – Beleidigungen, Fußtritte und Stöße mit dem Gewehr – und die Recherchen der zunehmend misstrauischer werdenden Presse brachten erst das ganze Ausmaß der entwürdigenden Schleifermethoden in dieser Kompanie in den Blick der schockierten Öffentlichkeit. In seinem Jahresbericht stellte der Wehrbeauftragte Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Bundestages, Hellmuth Hellmuth Heye, den Fall in den weiteren Zusammenhang der geistigen Auseinandersetzung um die Grundsätze der Inneren Führung. Er griff diejenigen, die deren Prinzipien als für die Praxis ungeeignet, zu weich und die Ausbilder nur verunsichernd diffamierten, scharf an und forderte eine Menschenführung in der Bundeswehr Bundeswehr,, »die den Soldaten als Persönlichkeit und als Staatsbürger respektiert und seinen guten Willen nicht bricht«. Um seinem Anliegen mehr Nachdruck zu verleihen, stellte Heye seinen Bericht der Illustrierten Quick zur Verfügung, die ihn unter dem Titel »In Sorge um die Bundeswehr« veröffentlichte. Die darauf folgende, sehr kontroverse Debatte führte zum Rücktritt des Wehrbeauftragten, aber auch zu einer breiten öffenthk lichen Auseinandersetzung mit dem Innenleben der Bundeswehr.
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Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2003
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Gedenktafel am Schauplatz des Attentates im bosnischen Sarajevo, wo unweit der »Lateinerbrücke« über die Miljačka am 28. Juni 1914 der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Ehefrau Sophie ermordet wurden.
20 Millionen wurden verwundet und allein drei Millionen Menschen starben an durch den Krieg verursachten Krankheiten und Seuchen. Durch diese »Urkatastrophe« des 20. Jahrhunderts für Europa wurden Kräfte freigesetzt, welche die großen Vielvölkerreiche, wie das Osmanische Reich, die Habsburger Monarchie und das Zarenreich in den Untergang stürzten. Mit den Vereinigten Staaten von Amerika trat in Europa erstmals eine außereuropäische Großmacht maßgeblich auf den Plan. Viele aktuelle Krisen, über die uns Rundfunk und Fernsehen täglich informieren, sind ohne den Ersten Weltkrieg kaum denkbar. denkbar. Die nächsten Ausgaben der Militärgeschichte werden verstärkt über den Ersten Weltkrieg berichten. 90 Jahre nach dem schicksalhaften Attentat von Sarajevo und dem anschließenden Kriegsausbruch beginnt die Serie mit einem »virtuellen Rundgang« durch die Ausstellung des Deutschen Historischen Museums »Der Weltkrieg 1914–1918, Ereignis und Erinnerung«. aak
Militärgeschichte im Bild
12. November 1993: Rückkehr aus
Kambodscha A
m 12. November 1993 kehrten die letzten der 145 Ärzte und Sanitäter der Bundeswehr aus Kambodscha, wo sie seit Mai 1992 auf Bitten der Vereinten Nationen humanitäre Hilfe geleistet hatten, nach Deutschland zurück. UNTAC (United Nations Transitional Authority in Cam bodia) hatte die Aufgabe gehabt, Kam bodscha auf seinem Weg Weg aus dem BürBürgerkrieg militärisch und administrativ zu unterstützen. Die Entwaffnung der Bürgerkriegsparteien sowie die Vorbereitung und Begleitung freier Wahlen spielten dabei eine zentrale Rolle. Dazu wurden 22 000 Blauhelme im ganzen Land stationiert. Deren sanitätsdienstliche Versorgung wurde durch deutsche, indische und französische Soldaten sichergestellt. Das deutsche Kontingent betrieb in der Hauptstadt Phnom Penh das mit 60 Betten ausgestattete »UNTAC »UNTAC Field Hospital« und behandelte dort in den 17 Monaten ununterbrochenen Einsatzes 3489 Patienten stationär und 95 409 Patienten ambulant. Die Leistungsfähigkeit und das Engagement der deutschen Soldaten verschaffte ihnen nicht nur bei den Vereinten Nationen, sondern auch in der kambodschanischen Zivilbevölkerung großes Ansehen, da nach Zusage der VN im Rahmen freier Kapazitäten auch die einheimische Bevölkerung medizinisch versorgt werden konnte, was letztlich etwa 25 % der Behandlungen ausmachte. In dem auch als »größtes Minenfeld der Welt« bezeichneten Land waren die Räumung der Minen und u nd die Aus bildung einheimischer Experten eine wichtige Aufgabe von UNTAC. Beinoperationen nach Minenexplosionen gehörten zum täglichen Pichtprogramm der Chirurgen im deutschen Hospital. Ärztliche Begleitung bei der Lebensrettung durch die Luft (MEDEVAC) (MEDEV AC) – gelegentlich auch unter Beschuss durch die Roten Khmer – war
genauso zu leisten wie die Versorgung von Verletzten nach Überfällen oder nächtliche Operationen nach TerroranTerroranschlägen.
der Einsatz in Kambodscha nicht vergessen werden, der den guten Ruf der Bundeswehr international mit begrünhk den half.
Trauriger Höhepunkt des Einsatzes war für das deutsche Kontingent die Ermordung des Sanitätsfeldwebels Alexander Arndt am 14. Oktober 1993 auf offener Strasse, nur wenige Tage vor Einsatzende. Feldwebel Arndt war der erste deutsche Soldat, der bei einer VNMission den Tod fand. Der erfolgreiche humanitäre deutsche Einsatz in Kambodscha rückte durch das fast gleichzeitige deutsche Engagement in Somalia in der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit etwas in den Hintergrund. Er el in eine Zeit heftiger und kontroverser Diskussionen in Deutschland über den Sinn und das Ausmaß deutscher Beteiligung an internationaler Friedenswahrung und Friedensschaffung.19944 leitete die EntFriedensschaffung.199 scheidung des Bundesverfassungsgerichtes hierzu ein neues Kapitel ein. Über der raschen Folge von internationalen Aufgaben der Bundeswehr seither sollte
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Im Feldhospital in Phnom Penh untersucht Dr. Altherr, Altherr, MdB, als Oberstabsarzt d.R. einen Kambodschaner SKA/IMZ / Foto: Detmar Modes
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Das von deutschen Sanitätssoldaten betriebene Hospital in Phnom Penh BMVg / Foto: Detmar Modes
Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2003
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NEUE PUBLIKA PUBLIKATIONEN TIONEN des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes
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rstmals werden ostdeutsche Generale und Admirale, die aufgrund ihrer herausgehobene herausgehobenenn Position die Kasernierte Volkspolizei und die Nationale Volksarmee zwischen 1949 und 1990 nachhaltig geprägt haben, in ausführlichen Porträts vorgestellt. Anhand neuester Forschungsergebnisse können die unterschiedlichen Wege dieser Männer in die Streitkräfte, Stre itkräfte, ihre politischen Überzeugungen, ihr Führungsverhalten, ihre militärischen Leistungen, aber auch ihr Arrangement mit der der SED-Diktatur sowie ihre persönlichen Konikte und Brüche aufgezeigt werden.
Genosse General! Die Militärelite der DDR in biografschen Skizzen. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes
Dabei geht es nicht nur um die individuellen Lebensläufe, sondern auch um das Milieu, in dem die »sozialistischen Militärkader« lebten, wodurch Einblicke Einblicke in bisher wenig wenig bekannte Bereiche der Militärgeschichte der DDR möglich werden.
herausgegeben von Hans Ehlert und Armin Wagner Berlin: Ch. Links Verlag 2003, VIII, 632 S. (= Militärgeschichte der DDR, 7) ISBN: 3-86153-312-X 29,90
Mit Beiträgen zu Rudolf Bamler, Bernhard Bechler Bechler,, Friedrich Dickel, Rudolf Dölling, Wilhelm Ehm, Heinz Hoffmann, Theodor Hoffmann, Heinz Keßler, Arno von Lenski, Vincenz Müller Müller,, Erich Peter Peter,, Fritz Peter Peter,, Wolfgang Reinhold, Horst Stechbarth, Fritz Streletz, Willi Stoph, Waldemar Verner, Verner, Kurt Wagner Wagner,, Heinz Bernhard Zorn