ARTHUR BAUR, DR.
PHIL.
Schwyzertüütsch «Grüezi mitenand» Praktische Sprachlehre des Schweizerdeutschen für Kurse und den Selbstunterricht
L!!l Zu diesem Buch gehört eine Übungskassette von 95 Minuten Dauer mit den gesprochenen Texten der Lesestücke Zehnte, stark überarbeitete Auflage
GEMSBERG- VERLAG WINTERTHUR
Umschlagentwurf und Textillustrationen von Rolf Stickel
INHALT Vorwort .. . . .. . . . . . . . . . . . . . .
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Verdeutschung grammatischer Fachausdrücke
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Die Laute und ihre Schreibung. . . . . . . . .
10
Deutsch-schweizerdeutsche Lautentsprechungen .
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1. Lektion: Der Artikel Lesestück: De herr Bachme mues uufschtaa
25
2. Lektion: Die häufigsten Hilfsverben Lesestück: S gaat äine go fische.
29
. . . . . .. . . . ..
3. Lektion: Die Pluralbildung beim Substantiv Lesestück: Mer gönd in zirkus . .
35
4. Lektion: Die erste Konjugation Lesestück: Mer gönd uus go ässe .
39
5. Lektion: Die zweite Konjugation Lesestück: Wie de Salomoon Landolt gricht ghalte hät . . . 45
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Baur, Arthur: Schwyzertüütsch «Grüezi mitenand»: Praktische Sprachlehre des Schweizerdeutschen für Kurse und den Selbstunterricht / Arthur Baur. - Winterthur: Gemsberg, 1992 ISBN 3-85701-002-9
Zehnte Auflage, 1992, 31.-35. Tausend © Copyright 1969 by Gemsberg- Verlag Winterthur Druck: Ziegler Druck- und Verlags-AG, 8401 Winterthur Printed in Switzerland ISBN 3-85701-002-9
6. Lektion: Das Personalpronomen Lesestück: E püüri schrybt irem soon uf Amerika.
51
7. Lektion: Das Adjektiv Lesestück: D frau Büeler chaufft es chläid
57
8. Lektion: Das Possessivpronomen Lesestück: Wer macht di schönscht schuelräis?
63
9. Lektion: Die Präpositionen Lesestück: Wie äine zumene nöie prueff choo isch .
67
10. Lektion: Der Genetiv Lesestück: Rätschen isch au es vergnüege .
75
11. Lektion: Besondere Plural bildungen Lesestück: Am liebschte tüemer jasse .
81
12. Lektion: Die Demonstrativpronomen Lesestück: En zürcher zäiget syne gescht d schtadt
87
13 . Lektion: Die Indefinit- und Fragepronomen Lesestück: Au imene gsangveräin hät s viler gattig lüüt
91
14. Lektion: Die dritte Konjugation (starke Verben) Lesestück: En trämler hät d geduld verloore .
97 5
15. Lektion: Die restlichen Verbalformen Lesestück: En räkter haltet e schtraaffpredig . . . . . . . . 105 16. Lektion: Unregelmässige Verben Lesestück: Bimene toonjeger git s vii z ghööre . . . . . . . . 111 17. Lektion: Der Subjunktiv Lesestück: Wie de tüüfel ineglymet woorden isch . . . . . . 117 18. Lektion: Der Konditional Lesestück: Mer boued luftschlösser . . . . . . . . . . . . . . 123 19. Lektion: Die Steigerung der Adjektive Lesestück: Zwoo schtedt, wo mit enand wettyfered . . . . . 127 20. Lektion: Die Zahlwörter Lesestück: Wie grooss isch d Schwyz? . . . . . . . . . . . . 133 21. Lektion: Die Adverbien des Ortes Lesestück: Wien en polizischt äine gfasst hät . . . . . . . . . 139 22. Lektion: Relativkonstruktionen Lesestück: E tante chunt uf psuech . . . . . . . . . . . . . . 145 23. Lektion: Infinitivkonstruktionen Lesestück: S Bölschterlis gönd i d ferie . . . . . . . . . . . . 149 24. Lektion: Wortstellung und Konjunktionen Lesestück: Es groosi verzelt vo de chriegsjaare . . . . . . . . 153
ANHANG
Die wesentlichsten Merkmale des Bemdeutschen
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Schlüssel zu den Übungen . . . . . . . . . . . . .
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VORWORT ZUR ZEHNTEN AUFLAGE Ein Ausländer, der in die Schweiz reist im Glauben, hier ein deutschsprachiges Land zu treffen, wird auch in der sogenannten deutschen Schweiz bald enttäuscht sein. Zwar versteht er alle Aufschriften, kann die Zeitung lesen, hat auch keine Probleme mit amtlichen Papieren, doch fällt ihm auf, dass er nicht versteht, was die Leute untereinander reden. Wenn sich sein Aufenthalt verlängert, wird er erkennen, dass er immer ein Aussenseiter bleiben wird, solange er die allgemeine Umgangssprache, eben das Schweizerdeutsche, nicht beherrscht. Dann keimt in ihm der Entschluss, diese Sprache zu erlernen. Ihm - oder ihr - dabei zu helfen, ist der Zweck dieses Lehrbuches, und es hat ihn schon über fünfzig Jahre lang erfüllt. Die •vorliegende zehnte Auflage ist gewissermassen eine Jubiläumsausgabe. Noch nie hat ein Buch, das dem Schweizerdeutschen gewidmet war, so viele Auflagen erlebt. Das Jubiläum bildete den Anlass, den gesamten Text gründlich zu überarbeiten und völlig neu zu setzen. Sehr vieles wurde umgeschrieben oder neu verfasst. Die Überprüfung musste auch die Sprache selbst betreffen, denn auch sie ist nicht stehengeblieben. Unter dem Gewicht der heute zu beobachtenden Dialektmischung und des starken Einflusses, der vom Deutsch des Drucks und des Fernsehens ausgeht, ist manches in Bewegung gekommen. Der Autor musste versuchen, mit den Schwierigkeiten, die der Sprachwandel bringt, fertig zu werden. Der schwankende Sprachgebrauch führte dazu, dass er manchmal, ohne dass dies sein Ziel gewesen wäre, seiner Grammatik einen normativen Charakter geben musste. Die Sprache dieses Buches hat Geltung in der Region Zürich, wobei dies kein präziser geographischer Begriff ist. Das hier gebräuchliche Idiom strahlt weit über die Grenzen des Kantons Zürich hinaus, bis es im Westen auf den Einflussbereich der ebenfalls expandierenden berndeutschen Koine stösst. Wer historisch interessiert ist, findet eine treffliche Orientierung über die früher in Zürich gesprochene Mundart in Albert Webers 1948 erschienenen Zürichdeutschen Grammatik, von der ein photomechanischer Nachdruck vorliegt. Was heute Geltung hat, hört man im Regionaljournal von DRS I, bei den Lokalradios, und es sollte in diesem Buch zu finden sein. Die vorliegende praktische Sprachlehre richtet sich an Studiosi, denen die deutsche Schriftsprache vertraut ist. Diese Voraussetzung erlaubt ein relativ rasches Vorgehen, denn vieles, das Angehörigen anderer Sprachen erklärt werden müsste, durfte wegfallen. Allerdings birgt die
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nahe Verwandtschaft der beiden Sprachen zahlreiche Fallstricke; denn manches ist gleich, anderes nur ähnlich und vieles gerade Wesentliches hinwiederum ganz verschieden. Dessen muss sich der Lernende ständig bewusst sein. Scharfsinnige Didaktiker erfinden immer neue Methoden, die das Sprachenlernen müheloser, ja lustiger machen sollen. Den wahren Nürnberger Trichter glaubte man vor einigen Jahren im Sprachlabor gefunden zu haben, aber die damalige Begeisterung hat heute merklich nachgelassen. Die zuverlässigste Methode, um eine neue Sprache beherrschen zu lernen, ist immer noch die Kenntnis ihrer Grammatik und nie das blosse Nachplappern. Der Lernende muss seinen Verstand gebrauchen, der Unterrichtende aber muss ihm das Werkzeug in die Hand geben, damit er instand gesetzt wird, selbst jene Sätze zu bauen - oder wie die Linguisten heute gerne sagen - zu generieren, die er braucht, um sich in der fremden Sprache verständlich zu machen. Dieses Werkzeug heisst nun einmal Grammatik, und diese lässt sich nicht im Schlaf erlernen. Das Regelwerk des Schweizerdeutschen ist auf den folgenden Seiten relativ breit dargelegt; denn der Ausländer kann bei den Einheimischen wenig theoretische Hilfe erfragen. In den Schulen wird nur die deutsche Schriftsprache unterrichtet, und von der Grammatik der eigenen Sprache erfahren die Schüler nichts. Fünf Hilfsmittel sind dem Benützer der vorliegenden Sprachlehre besonders empfohlen: I. der Schlüssel am Ende dieses Buches, dessen Verwendung auf Seite 167 erklärt wird; 2. die begleitende Kassette, auf der die Lesestücke vorbildlich gesprochen sind; 3. das Zürichdeutsche Wörterbuch von WeberlBächtold (Verlag Rohr Zürich); 4. für Französischsprachige der Dictionnaire franrais-suisse allemand von Mimi Steffen (Ars Linguis CP 118 Lausanne 22); 5. das Buch «Was ist eigentlich Schweizerdeutsch » vom Verfasser dieser praktischen Sprachlehre, das die Herkunft und heutige Rolle der fünften Nationalsprache der Schweiz schildert (Gemsberg- Verlag Winterthur). Der Unterzeichnete wünscht den Benützern dieses Buches gute Fortschritte bei ihrem Studium. Der Erfolg ist ihnen sicher, wenn sie an diese Arbeit mit dem gleichen Ernst und dem gleichen Eifer herantreten wie beim Erlernen jeder anderen Fremdsprache. Sie werden dabei bemerken, dass das Schweizerdeutsche eher zu der Gruppe der leichteren europäischen Sprachen gehört, und sie werden um so mehr Spass daran haben, je tiefer sie in diese Sprach landschaft eindringen, wo sie ihre Kenntnisse bald auch in der Praxis anbringen können. Zürich, den 1. Juli 1992
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VERDEUTSCHUNG GRAMMATISCHER FACHAUSDRÜCKE
In dieser Sprachlehre werden die lateinischen Termini verwendet; denn sie sind genauer, eindeutig und international verständlich. Substantiv Adjektiv Nomen Verb Adverb Präposition Konjunktion Pronomen Personalpronomen Possessi vpronomen Interrogativpronomen Demonstrativpronomen Relativpronomen Indefinitpronomen Artikel Deklination Nominativ Genitiv Dativ Akkusativ Singular Plural Maskulinum Femininum Neutrum Konjugation Infinitiv Partizip Präsens Perfekt Plusquamperfekt Futurum Futurum exactum Imperativ Komparativ Superlativ transitiv intransiti v
Hauptwort Eigenschaftswort die Vorigen zusammen, plus Pronomina Zeitwort Umstandswort (heute, hier) Vorwort (an, bei, von, wegen) Bindewort (oder, dass, obschon) Fürwort persönliches Fürwort (ich, du) besitzanzeigendes Fürwort (mein) fragendes Fürwort (wer? was?) hinweisendes Fürwort (dieser) bezügliches Fürwort (welcher) unbestimmtes Fürwort (etwas) Geschlechtswort (der, die, das) Biegung des Nomens Werfall (der Mann) Wesfall (des Mannes) Wemfall (dem Manne Wenfall (den Mann) Sg. Einzahl PI. Mehrzahl m. männlich f. weiblich n. sächlich Biegung des Verbs Nennform (singen) Mittelwort (lesend, gelesen) Gegenwart (ich singe) Vergangenheit (ich habe gesungen) Vorvergangenheit (ich hatte gesungen) Zukunft (ich werde singen) Vorzukunft (ich werde gesungen haben) Befehlsform (sing!) erster Steigerungsgrad (schöner) zweiter Steigerunsgrad (am schönsten) zielend (setzen) nichtzielend (sitzen) 9
DIE LAUTE UND IHRE SCHREIBUNG
ee
entspricht genau dem langen deutschen e in Schnee, Seele und dem französischen e in bze: schnee, gsee, eerscht, idee.
Der Lautstand des Schweizerdeutschen weicht von dem der deutschen Hochsprache sehr erheblich ab. Folgende Laute kommen vor:
ee
Lange geschlossene Vokale: ee y öö üü 00 uu Lange offene Vokale: ee ää ii ÖÖ UU aa Kurze Vokale: a e i 0 u ä e ö ü Diphthonge: äi ei au ou öi ie ue üe Verschlusslaute: p t gg b d g Reibelaute: f (v) s sch ch Liquiden und Nasale: r Im n ng Affrikaten: pf z k (q) Halbvokale: j w Hauchlaut: h
ist ein gewöhnliches offenes e. Es entspricht dem deutschen Käse oder zählen in süddeutscher Aussprache oder dem französischen greve: chees, geern, feele, meert. Wer kein Trema auf der Schreibmaschine hat, schreibt statt e ein e mit accent grave; dies ist um so passender, als das schweizerdeutsche e genau gleich wie das französische e klingt.
ää
ist ein überoffenes e, wofür im Deutschen keine Entsprechung besteht. Es nähert sich dem ganz hellen Pariser a und ähnelt am meisten dem englischen a in black. Es ist ein sehr häufiger und charakteristischer Laut, den man sich unbedingt gut aneignen muss. Die Zungenstellung ist die gleiche wie bei a, aber die Lippen sind stark gespreizt. Man kommt vom a zum ä, ohne den Kieferwinkel zu verändern, wenn man die Mundwinkel zurückzieht: gääl, blääch, wääg.
y
ist das geschlossene lange i, gleich wie im deutschen Liebe: Schwyz, ys, pfyffe, Iyslig.
ii
ist ein offener Laut, der gegen das e hinneigt: iich, miir, wiirt. In manchen Texten findet man das offene i mit einem Gravisakzent bezeichnet; Uch, mUr, wUrte Dort steht dann an Stelle des y ein doppeltes ii, so z. B. im Zürichdeutschen Wörterbuch.
uu
Folgende Konsonanten kommen geminiert (verschärft, verlängert) vor: pp tt ff ss 11 mm nn ngng chch schsch. Die drei letzteren können wir nicht schreiben, da sie unmögliche Wortbilder ergäben und wir keine neuen Buchstaben einführen wollen. Unser aus dem Latein stammendes Alphabet ist ein unvollkommenes Mittel, um die Laute einer Sprache gen au wiederzugeben. Dennoch ist es gelungen, dem Schweizerdeutschen angepasste Schreibregeln zu schaffen, welche soweit lautgetreu sind, dass wir auf eine eigentliche phonetische Schrift verzichten können. Es ist die von einer Kommission der Neuen Helvetischen Gesellschaft unter Leitung von Professor Dr. Eugen Dieth im Jahre 1938 ausgearbeitete und seither fast offiziell gewordene Orthographie. Zu beachten ist, dass die Dudenregeln hier keine Geltung haben. Einige Eigenheiten der deutschen Schreibung sind aber übernommen worden, so die Verwendung von v tz ck qu ch und sch. Einige Buchstaben werden zur Wiedergabe von anderen Lauten verwendet als im Deutschen, so ä y k gg, und das ch lautet nach i und e anders als im Deutschen. Im deutschen Alphabet nicht enthalten sind e und ÖÖ. Die Substantive werden laut Paragraph 23 der Diethschrift klein geschrieben. An diese Regel halten sich auch Mimi Steffen in ihrem französisch-schweizerdeutschen Wörterbuch und Viktor Schobinger in seiner zürichdeutschen Kurzgrammatik und seinen Kriminalromanen. Die Buchstaben und ihre Lautentsprechungen (Aussprache) sind die folgenden: Die langen aa Vokale
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ist ein sehr dunkler Laut, der seine genaueste Entsprechung im langen schwedischen a hat. Das bayrisch-österreichische a kommt ihm nahe, neigt aber schon zu stark zum o. Der Zungenrücken ist tief gesenkt, die Lippen nicht gerundet: faare, gaa, raathuus, glaa.
uu
entspricht dem deutschen u in Natur, fuss, klug: muur, luus, natuur.
üü
entspricht dem deutschen ü in Bügel, lügen: hüüser, lüüt, lüüge.
uu und üü
haben sowohl eine offene wie eine geschlossene Qualität. Da aber viele Sprecher in der heute so stark gemischten Bevölkerung diese Unterscheidung nicht beachten, kann man einem Lernenden nicht zumuten, sich damit abzuplagen. Dies gilt auch für y und ii. In wissenschaftlichen Werken werden die offenen Vokale mit einem Gravisakzent bezeichnet: u und U.
00
klingt genau wie deutsches langes grooss, root, hoof.
öö
entspricht dem langen deutschen ö in schön, höflich: schöön, gröössi, nöötig, wöörtli.
ÖÖ
fehlt dem Deutschen, man erreicht es, indem man von ö ausgeht und dann den Kiefer etwas senkt und die Lippen etwas weniger rundet. Es entspricht genau dem französischen ö in creur und dem schwedischen ö in öra: trÖÖt, sChpÖÖter, blÖÖterliwasser. Die Unterscheidung zwischen öö und ÖÖ ist morphematisch wesentlich: bröötli (kleines Brot), brÖÖtli (kleiner Braten).
0
in Moor und gross: moorn,
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Die kurzen Vokale
a
hat die gleiche Qualität wie das lange aa: chraft, ascht, zable.
e
ist ein geschlossenes e, das im Deutschen nur lang vorkommt. Man versuche, heben mit kurzem Vokal zu sprechen, ohne die Mundstellung und damit die Klangfarbe des Lauts zu ändern: hebe, beck, legge, essig. Man beachte, dass die deutsche Umgangssprache heute nur noch zwei Arten von e hat, ein langes geschlossenes und ein offenes kurzes e. In Norddeutschland klingen Käse und lesen gleich, ebenso Blätter und Vetter. Die schweizerdeutschen Dialekte verhalten sich nicht alle gleich. Das Zürichdeutsche, dessen Vokalqualitäten diesem Buch zu Grunde liegen, unterscheidet sechs verschiedene eLaute: lang ee, ee, ää und kurz e e ä. Dazu kommt noch das e in unbetonten Silben, das aber voller als das flüchtige unbetonte deutsche e klingt, es steht einem kurzen e nahe: schrybe, vertrybe, schlosser, gröösser. Man hüte sich, «schlossa» und «gröössa» zu sprechen (siehe unter r).
u und ü
kommen offen und geschlossen vor, das unter uu und üü Gesagte gilt auch hier.
o
das kurze 0 ist im Gegensatz zum Deutschen immer geschlossen. Man spreche bode, vogel, foti mit der gleichen Mundstellung aus wie deutsch Boot, aber ohne Längung
e
entspricht dem deutschen kurzen e und ä: hert, derig, rertig.
ä
ist qualitativ gleich wie das lange ää. Hier kommt es wieder sehr darauf an, den Klang richtig zu treffen und ihn von e genau zu unterscheiden. Man orientiere sich wieder am englischen black: gäU, änglisch, mäntsch.
ö
ist gleich wie 0 immer geschlossen. Das deutsche ö in Götter, Löcher ist dagegen offen. Man übe es, indem man ein langes deutsches ö kurz auszusprechen versucht, ohne die Mundöffnung zu ändern: götter, vögel, böckli.
Die äi Diphthonge
bezeichnet einen Diphthong, der durch äi phonetisch genau wiedergegeben wird: äi, bäi, käiser, wäisechnaab.
ei
bezeichnet einen Diphthong, der aus einem geschlossenen e+i besteht. Dieser Zwielaut fehlt im Deutschen. Man ersetze ihn ja nicht durch deutsches ei, sondern bemühe sich, ihn richtig auszusprechen. Um ihn zu erlernen, sage man, ohne abzusetzen: der Schnee-ist-weiss: schreie, truckerei, umgheit; das Französische hat eine ähnliche Lautverbindung in le pays, une abeille.
au
wäre am ehesten durch ä+u wiederzugeben. Wir müssen aber au schreiben, um eine Verwechslung mit dem Deutschen äu (Bäume, gläubig) zu vermeiden: aug, glaube, baum.
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ou
bezeichnet einen Diphthong, der aus einem geschlossenen o+u besteht. Er fehlt im Deutschen, doch strenge man sich an, ihn gut zu erlernen. Man übe ihn, indem man ohne abzusetzen sagt so-und-so: gschroue, sou, boue.
öi
bezeichnet einen Diphthong, der aus ö+i zusammengesetzt ist: höi, böim, europeeisch. Der deutsche Zwielaut in Heu, Bäume, europäisch entspricht dem öi nicht genau, denn in letzterem ist das i deutlich zu hören.
ie ue üe
Diese fallenden Diphthonge fehlen dem Deutschen. Der Ton liegt auf dem ersten Bestandteil, der zweite klingt wie ein abgeschwächtes ä: lieb, nie, Iiecht, huet, fuess, chue, süess, chüe, trüeb, füecht. Man beachte wohl, dass ie nie einen langen Vokal bezeichnet, sondern immer als Zwielaut auszusprechen ist.
Die Konsonanten Die meisten europäischen Sprachen unterscheiden zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten (sonores et sourdes, voiced and voiceless). Die deutsche Bühnenaussprache unterscheidet zwischen stimmhaften b d g s und stimmlosen p t k ss. Der schweizerdeutsche Konsonantismus unterscheidet sich grundlegend hievon, da die angeführte Konsonantenreihe b d g s ohne Mitwirkung der Stimmbänder gesprochen wird. Der Unterschied liegt nur in der Intensität der Artikulation. Die wissenschaftliche Bezeichnung für einen schlaff artikulierten Konsonanten ist Lenis und für einen straff artikulierten Fortis. Lenes sind b d g f s sch ch r I m n ng, Fortes sind p t gg ff ss schsch chch 11 mm nn nng. Es sei hier ausdrücklich gesagt, dass Fortis und Lenis nichts mit der Länge des vorangehenden Vokals zu tun hat. Eine Fortis kann auch nach langem Vokal stehen, zum Beispiel pfyffe, suuffe, gröössi. Man lasse sich nicht dadurch verwirren, dass in der Duden-Orthographie die Verdoppelung eines Konsonanten dazu dient, die Kürze des vorangegangenen Vokals zu bezeichnen. Die Differenz zwischen d und t zum Beispiel in nööd und nüüt ist gering, aber hörbar und messbar.
pt gg
werden alle gleich wie im Französischen und Italienischen ohne folgenden Hauch gesprochen. gg entspricht dem französischen k-Laut in coq, qui, acquerir usw. Man achte sehr darauf, die folgenden Wörter ohne Aspiration, das heisst ohne h nach dem Konsonanten auszusprechen: pumpi, perong, pelz, tanze, totaal, mueter, egge, haagge, lagg, gaggelaari, ggange. In Wörtern fremden Ursprungs kommen p und t mit h-Nachschlag vor. In solchen Fällen schreiben wir das h: phakt, theek, thakt, phersoon, phunkt, phauke. (Die Verbindung ph kommt auch vor, wenn die Vorsilbe be- (schweizerdeutsch oft zu p verkürzt) vor ein h tritt: phaUe, phaupte, phüete. Diese ph haben 13
nichts mit dem Griechischen zu tun: Für Philosoph, Phänomen, phonetisch schreiben wir filosoof, fenomeen, foneetisch. bdg
werden, daran muss man immer denken, stimmlos gesprochen, das heisst, die Stimmbänder dürfen nicht mitschwingen, was man leicht kontrollieren kann, indem man einen Finger auf den sogenannten Adamsapfel legt: beerg, brugg, botaanik, diene, bade, adiö, geern, ganz. Im Anlaut vor Konsonant wird g fast als Fortis gesprochen: gheie, gmögig, gläit, so dass man es auch als gg geschrieben sieht.
fs
Die Aussprache dieser Laute bietet keine Schwierigkeiten, doch beachte man, dass s nie stimmhaft wie in deutsch Rose klingt. Doppelschreibung von fund s bedeutet Fortisierung und hat nichts mit Länge oder Kürze des vorangehenden Vokals zu tun. Die Vokale in den folgenden Wortpaaren sind jeweils gleich lang, respektive kurz: ofe: offe (Ofen :offen), goofe: gryffe (Gören: greifen), hafe: schaffe (Hafen:arbeiten), loos:grooss (los:gross), hase:hasse (Hasen:hassen), use: dusse (hinaus: draussen). Fortis und Lenis können bedeutungsunterscheidende Phoneme sein, z. B. ofe: offe, hase: hasse.
v
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Imnng
sind identisch mit den deutschen Lauten. Nach kurzem Vokal im Auslaut werden I m n ng fortisiert, während sie zwischen Vokalen im Zürichdeutschen immer als Lenis ausgesprochen werden. Im Schriftbild wirkt dies leicht verwirrend, denn im gleichen Wort wird je nach der Stellung ein einfacher oder ein doppelter Konsonant gesprochen: Man beachte: holl: hole, tumm: tumi, schwümm: schwüMe, all: ali, allwääg: aliwyl, voll: vole, tünn: tüni. Bei ng unterbleibt in der Schrift die Fortisbezeichnung gleich wie bei ch und sch in Ermangelung eines Buchstabens. Folgt ein weiterer Konsonant, so unterbleibt die Fortisierung, also känt, ränt, schwümt, holt.
pfz k
sind Affrikaten, die zerlegt werden können in p+f, t+s, gg+ch. Über pf und z ist nichts weiter zu sagen, da sie gleich klingen wie im Deutschen. k dagegen bezeichnet eine Affrikate, die im Deutschen fehlt. Man bringt sie hervor, indem man ein k mit unmittelbar anschliessendem ch spricht. Jedes k ist so auszusprechen. Es ist äusserst wichtig, sich diesen Laut gut anzueignen; er kommt häufig vor und ist ein charakteristisches Merkmal des Schweizerdeutschen. Wenn im Partizip der Vergangenheit ein g- vor ein mit chbeginnendes Wort tritt, entsteht der gleiche Laut. Wir schreiben um der Deutlichkeit des Zusammenhangs willen gchochet, gchrieget, gcheglet, gchide; diese Wörter würden gleich klingen, wenn wir sie kochet, krieget, keglet, kide schrieben. (Es sei daran erinnert, dass wir tz und ck der Duden-Orthographie entsprechend verwenden, um [wie beim v] die deutschen Wortbilder nicht zu sehr zu verändern: schatz, hetze, bock.)
q
Das q ist kein eigener Laut, sondern ist gleich einem k. Die Wörter queele, quatsch, queer müssten rein phonetisch als kchweele, kchwatsch, kchweer geschrieben werden.
jwh
entsprechen ungefähr den deutschen Lauten. Doch beachte man, dass das j einem i ziemlich nahe steht und ja nicht als Reibelaut ausgesprochen werden darf. Das w entspricht dem deutschen wund französischen v, doch nicht dem englischen w.
Das v, bei dem wir der Duden-Orthographie folgen, ist immer ein Lenis-f. In eingebürgerten Fremdwörtern, in denen ein v als w gesprochen wird, schreiben wir auch ein w: welo, waluta, wolonteer. Da im Deutschen ein s vor t und p im Anlaut auch als sch gesprochen wird, gestatten die Regeln der Dieth-Schrift, auch im Schweizerdeutschen an diesen Stellen nur ein s zu schreiben, also stäi, spitz, abspeere, uufstaa. In diesem Buch drucken wir um der Eindeutigkeit und der Konsequenz willen in allen Fällen, wo sch gesprochen wird, auch ein sch: schtäi, schpitz, abschpeere, uufschtaa.
sch
Das sch wird gleich wie das deutsche sch artikuliert, es kommt aber auch als Fortis und Lenis vor, was leider in der Schrift unmögliche Wortbilder ergäbe. Beispiele für Fortis: wöschsch, wäschsche, löschsche, marschsch; für Lenis: lamaaschig (träge), scharschee (charge, eingeschrieben), blamaasch (Schande), man beachte den Bedeutungsunterschied ruuschsch =Rausch, ruusch = Wangenrot.
ch
ist der deutsche ach-Laut, das heisst das deutsche ch, wie es nach a 0 u gesprochen wird, doch ist das Reibegeräusch noch stärker. Man lerne also sorgfältig, aucp nach i e ö ü ein hartes ch zu sprechen, desgleichen im Anlaut. ich und löcher klingen somit ganz verschieden vom Deutschen. Zur Übung diene folgender Satz: De choch tuet s chacheli in chuchichaschte. ch wird nach kurzem Vokal fortisiert: gschtrichche, lochch, lachche. Diese Fortisierung ist regelmässig, um so eher können wir darauf verzichten, das ch doppelt zu schreiben.
r
Zäpfchen-r ist auch verbreitet, es gleicht aber nicht dem französischen r und darf nie wie ein Kratzlaut klingen. Eine neue Erscheinung in der heutigen Sprache ist das Verstummen des r in der Vorsilbe ver-. So hört man heute statt vergässe, verschtaa, verschide oft vegässe, veschide, veschtaa. Dieses Phänomen ist noch nicht allgemein und daher in dieser Grammatik nicht berücksichtigt. Völlig fremd ist dem Schweizerdeutschen die Vokalisierung des auslautenden -r, die in der deutschen Umgangssprache üblich ist. Man spreche also deutlich schnyder, gröösser, zürcher, Mäier und nicht «schnyda», «gröössa», «züacha», «Mäia».
Das r wird normalerweise mit der Zungen spitze artikuliert, es wird aber nie so stark gerollt wie im Italienischen oder Spanischen. Das
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BETONUNG
SANDHI
ASSIMILA nON
Die Tonstelle ist in schweizerdeutschen Wörtern im allgemeinen die gleiche wie in den entsprechenden deutschen. Hingegen werden viele Fremdwörter im Gegensatz zum Deutschen auf der ersten Silbe betont. Da es dafür keine Regel gibt, setzen wir in solchen Fällen einen Akzent auf den betonten Vokal, zum Beispiel telifoon, ggusiine, terasse, balkoon, kafi, defilee, giraffe, baromeeter.
d t vor b p f wird p:
Das Schweizerdeutsche wird flies send, mit oft recht stark wechselnden Tonlagen ausgesprochen. Auf keinen Fall darf der Redefluss zerhackt oder zackig werden; der Fachausdruck für das Richtige ist «legato». Typisch dafür sind die Assimilation der Konsonanten und das Sandhi.
n vor mb p fwird m. nd vor m wird m:
Sandhi nennt man die Überbrückung des Hiatus durch ein Gleit-n. Hiatus ist der Zusammenstoss zweier Vokale, zum Beispiel: ich lise-nund schrybe-n-al taag epaar schtunde. Dieses Sandhi-n- tritt immer auf nach Verbal- und Nominalformen auf -e, zum Beispiel Ich isse-nam achti znacht. Er hät si fascht d zunge-n-abpisse. Bi de-n-alte-nund de junge. I ha-n-em s gsäit. Nach wie und wo tritt es auch auf: wie-n-e chatz, wo-n-i en gsee ha. Ebenso nach den Präpositionen, die auf Vokal ausgehen (siehe Lektion 9). Dieses Sandhi-n- ist ein wichtiges Charakteristikum des Schweizerdeutschen und darf bei sorgfältigem Sprechen und Schreiben nicht vernachlässigt werden. Es ist eine Auswirkung des weichen Vokaleinsatzes, der das Schweizerische vom Norddeutschen und der Bühnenaussprache unterscheidet: Es darf bei vokalisch anlautenden Wörtern kein Knackgeräusch im Kehlkopf hörbar sein. Das Sandhi-n- wird zum nächsten Wort hinübergezogen wie die Liaison des s im Französischen: z.B. les enfants, les yeux. Die Stimme darf keinen Moment aussetzen. Nach den Regeln der DiethSchrift wird das Sandhi-n- direkt an das vorhergehende Wort angeschlossen: ich lisen uus, ich issen am liebschten öpfel, wien en oomacht (nicht: «wie-n-e-n-oomacht»). Wenn zwei Konsonanten, die an verschiedenen Stellen artikuliert werden, zusammenstossen, gleichen sie sich einander an: sie assimilieren sich. Der Zusammenstoss kann sowohl im Innern eines Wortes auftreten (blitz-schnäll) oder zwischen zwei Wörtern (säit-me). Im letzteren Fall unterbleibt die Assimilation beim langsamen Sprechen gelegentlich, im ersteren Fall tritt sie immer ein. Die Regeln für die Assimilation sind folgende: 1. Die Dentale (Zahnlaute) werden vor Labialen (Lippenlaute) zu Labialen. d vor m wird b. t vor m wird p: en bab-mantel ein Bademantel en grab-mässer ein Gradmesser
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es häp-mi es hat mich ampmaa ein Amtmann
nöp-für nicht für si gömp-baarfis sie gehn barfuss Lampot Landbote
em beerg ein Berg em pantoffel ein Pantoffel wäm-mer wenn wir (man schreibt: wämer, simer)
em baarp-fange einen Bart fangen si tuep-butze sie tut putzen er rämp-vergäbe er rennt vergebens
ummügli unmöglich umfall Unfall sim-mer sind wir
2. Die Dentale werden vor gutturalen Kehllauten zu Gutturalen. d t vor g k gg ch zu gg: hüggömer heut gehn wir raaggchranz Radkranz en baggascht ein Badegast rooggariert rotkariert
Si hägg-chalt sie hat kalt es häg-glüütet es hat geläutet es hägg-chä mee es hat keine mehr beg-gschtell Bettgestell
n nd nt vor g k gg ch zu ng: langkantöön Landkantone er chung-graad er kommt gerade si häng-gässe sie haben gegessen er käng-Kuur er kennt Chur käng-güggel kein Gockel Sang-gale Sankt Gallen 3. Wenn zwei Dentale zusammenstossen, gleicht sich der erste an den zweiten an. s vor sch zu sch. z vor sch zu tsch: isch waar? ist es wahr? kantonschuel Kantonsschule brämschpuur Bremsspur
tschpringe zu springen glantschtuck Glanzstück häschschi gsee? hast sie gesehen?
4. Labiale und Gutturale assimilieren sich nicht an folgende Konsonanten: abgmacht, im chäler, hackmaschine, laggfarb. Mit Ausnahme der verkürzten Vorsilbe ge- im Perfektpartizip. Beispiele auf Seite 41. 5. Wenn zwei gleiche Lenis-Konsonanten zusammenstossen, verstärken sie einander zum entsprechenden Fortis-Konsonanten: ab-boue: appoue. In der Schrift ist es nicht möglich, auf diese Assimilationen einzugehen, da sie das Wortbild verundeutlichen und die Wortgrenzen verwischen würden. 17
FREMDWÖRTER
Schriftdeutsch, Französisch und Englisch sind die Hauptquellen, aus denen sich der schweizerdeutsche Wortschatz ergänzt. Die deutschen Wörter werden gewöhnlich lautlich angepasst: bedüütigswandel,
rychstaag, füürläitgreet, schpanigsabfall, uufchleerig, wirtschaftswüsseschaft, begläiterschynig, tüürigsuusglych, bluetkörperli. Manchmal bleibt die Anpassung auf halbem Wege stehen: hochschuel (nicht höchschuel), wasserwerfer (nicht wasserrüerer), rännpferd (nicht rännross), durchgang (nicht durgang), mundpflääg (nicht muulpflääg), marktgängig (nicht mertgängig) abschleppe (nicht abschläike), überbrückig (nicht überbruggig), handschuefach (nicht händschefach), tascherächner (nicht täscherächner), schpäicher vome ne computer (nicht schpycher). Fremdwörter wurden früher meist assimiliert, z. B. kumidiere für kommandieren, puntenööri für point d'honneur, boweerli für pois verts (Erbsen). Heute herrscht die Tendenz vor, Fremdwörter möglichst getreu ihrer Herkunft auszusprechen. So werden französische Nasale unverändert übernommen. Besonders auffällig ist diese Tendenz bei den zahlreichen angloamerikanischen Fremdwörtern, die zum grössten Teil jungen Datums sind und einen gewissen Snobappeal besitzen.
DEUTSCH-SCHWEIZERDEUTSCHE LAUTENTSPRECHUNGEN
Die Kenntnis der wichtigsten lautlichen Entsprechungen zwischen Deutsch und Schweizerdeutsch erleichtert das Verständnis des Schweizerdeutschen. Die wichtigsten Fälle mit einigen typischen Beispielen sind auf den folgenden Seiten zusammengestellt.
Uinge: Kürze
Ein grundlegender Unterschied zwischen Deutsch und Schweizerdeutsch ist die Quantität der Vokale. Im Neuhochdeutschen sind normalerweise alle kurzen Vokale in offener Silbe gedehnt worden, im Schweizerdeutschen sind sie kurz geblieben. Umgekehrt sind im Schweizerdeutschen in geschlossenen Silben vor Lenis-Konsonanten mannigfache Dehnungen eingetreten, die man jedoch nur schwer in einer Regel zusammenfassen kann; nur vor dem r ist mit einiger Regelmässigkeit Dehnung eingetreten.
Deutsch lang: Schweizerdeutsch kurz
Zügel Bühne Kübel über französisch katholisch gröber Vogel Boden Kohle Sohle holen Leber ledig Esel bewegen legen wenig reden Frevel Feder
zügel büni chübel über französisch katolisch gröber vogel bode chole sole hole läbere ledig esel bewege legge wenig rede frävel fädere
segeln Leder gegen Schädel nämlich Hafer aber hageln Wagen laden Wahrheit Vater Nudeln Stube geblieben ziemlich schwierig wieder nieder Tadel
sägle läder gäge schädel nämli haber aber hagle wage lade waret vatter nudle schtube plibe zimli schwirig wider nider tadel
Man lasse sich durch die gleiche Schreibung ja nicht verleiten, obige Wörter mit langem Vokal zu sprechen. Nur doppelt geschriebene Vokale sowie y sind lang.
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Im Deutschen kurzer Vokal vor -r gedehnt
liinge von Betontheit abhängig
Herz Laterne Narr gern werden Dorf Wort irre gehen dafür
heerz lateerne naar geern weerde doorff woort veriire defüür
Arm warten erst fürchten Berg erben Arbeit dörren dürfen
aarm waarte eerscht füürche beerg eerbe aarbet teere tÖÖrffe
Einige Pronomina und Adverbien haben kurzen oder langen Vokal, je nachdem, ob sie betont oder unbetont sind. dieser dedee nicht nöd nööd dieses das daas wo wowoo wer werweer so so soo was was waas so eso esoo mein minmyn hier, da da daa (Ort) nur blos bloos da do doo (Zeit) er er eer ich ich iich
Deutsch ei au Die langen Monophthonge des Mittelhochdeutschen sind in der Schweiz eu äu: Schweizer- bewahrt worden, während sie in der neuhochdeutschen Schriftsprache deutsch y uu üü diphthongiert worden sind. Sie bilden nebst den erhaltenen mittelhoch-
deutschen Zwielauten ie ue üe und dem eh die auffälligsten Kennzeichen des Schweizerdeutschen. Scheibe Seite sein Wein Rhein leise Leib Bauer Maus Deutsch lang Brief i u ü: Schweizer- vier deutsch ie ue üe Krieg Ziegel spazieren Schuh Ruhe Blut
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schybe syte sy wy Ry Iyslig Iyb puur muus
Haufen faul laut Mäuse Häuser Leute Kreuz Zeug teuer
huuffe fuul luut müüs hüüser lüüt chrüüz züüg tüür
brief vier chrieg ziegel schpaziere schue rue bluet
Krug Kuchen Füsse Kühe blühen Güte kühl hüten
chrueg chueche füess chüe blüe güeti chüel hüete
wissen Brille rinnen erwischen zwischen wirklich Kissen spritzen nicht mehr
wüsse brüle rüne verwütsche zwüschet würkli chüssi schprütze nüme
Geschwister wischen kitzeln tief Knie Gewinn fliegen
Deutsch 0: Schweizerdeutsch u
Sommer Wolle Wolke Sonne Trommel Woche fort
sumer wule wulche sune trumle wuche furt
locker Donnerstag besonders sonst geschwollen gegolten gewonnen
Deutsch e ä: Schweizerdeutsch e e ä
Man lasse sich durch die unkonsequente Duden-Orthographie nicht verwirren. Im Deutschen wird jeder kurze e-Laut offen ausgesprochen: Eltern und älter klingen gleich. Andererseits werden Gewehr und gewähren in der Bühnenaussprache unterschieden, in der Umgangssprache meist nicht. Wo ein schweizerdeutscher e-Laut vor n oder m steht, ist er meist ein ä, vor r aber ein e. Ein besonderer Fall ist der kurze e-Laut, der häufig als geschlossenes e vorkommt, eine Vokalqualität, die dem Deutschen fehlt. (Siehe besonders Lektion 11.) Wärme weermi Mensch mäntsch fest fescht Hemd hämp zele Moment momänt zählen schetze Fest fascht schätzen bächer Schläger schleger Becher gälte gläsern glesig gelten schlächt gestern geschter schlecht regle nächt Regel Nächte gefällig gfelig fertig fertig herbseht Blätter bletter Herbst
Deutsch i: Schweizerdeutsch ü
•
Auslautendes -n Wein ist abgefallen Bein klein gehen tun an in
wy bäi chly gaa tue a
gschwüschterti wüsche chützle tüüff chnüü gwünn nüüge
(Viele Beispiele in Lektion 14) lugg dunschtig bsunders suscht gschwule ggulte ggune
vo mache buebe zunge gsunge offe Ausnahmen: myn, kän, äin, en
von machen Buben Zungen gesungen offen
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ch statt stummem h
k entspricht ch
rauh zäh scheu
ruuch zeech schüüch
nahe Höhe es geschehe
nÖÖch hööchi es gschäch
Die normale Entsprechung eines deutschen k ist ch. In wenigen deutsehen und den meisten Fremdwörtern entspricht ihm ein k, das gleiche gilt für ck (pro memoria: k = k+ch). In einigen wenigen deutschen und vielen fremden Wörtern entspricht den k, c und qu ein gg. Kalb Katze Kessel Kaninchen kauen wecken Wecken backen Genick Fleck Backe Glocke Schnecke Brücke Ecke Rücken rücken Lack Buckel
chalb chatz chessel chüngel chöie wecke wegge bache gnick fläcke bagge glogge schnägg brugg egge rugge rucke lagg puggel
Acker trocken stark Werk Volk melken Stock Kaiser Kasse kennen Kampf Artikel Doktor Apotheke Liegewagen Liegebett Schokolade Bukett Verwahrloster
acher troche schtarch werch volch mälche schtock käiser kasse käne kampf artikel tokter apiteegg gguschett ggautsch schoggelade buggee ggloschaar
Verhärtung von bund d vor allem im Anlaut:
Bauer Bier bitter Büschel Besuch berichten besetzen besinnen bestellen
puur pier pitter puschle psuech prichte psetze psine pschtele
dick dünn danken handlich freundlich empfindlich Jugend Tugend endlich
tick tünn tanke hantU früntli empfintii juget tuget äntli
Identische Diphthonge
Die Kenntnis dieser Entsprechungen kann einem nützlich sein, besonders wenn man einem Wort zum erstenmal begegnet. Sie ermöglicht einem aber nicht, schweizerdeutsche Wörter selbst zu basteln. Erfahrungsgemäss verleiten die Konkordanzen von y uu üü mit deutsch ei au eu äu den Lernenden zu den meisten Fehlgriffen. Es folgt daher
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I
I
•
hier noch eine Liste von Wörtern, wo deutsch und schweizerdeutsch übereinstimmen. Die Liste ist ziemlich vollständig: äi äiche äid äige äifach äiter bäi bläich bräit chräis fäiI fläisch gäischt ghäisse gläis gmäind häiIig häikel häimet häimli häiser häiss häiter
täil veräin wäich wäid wäisechind wäize zäiche zäichne zäige au aug baum blau chauffe frau glaube gnau grau gschaue haue haupt laub lauch
lauffe plaudere raub rauch saum schlau schnauz schtaub taub tauffe traum zaubere taue fröie nöi röie höi und die Umlaute der Wörter mit au: öigli glöibig pIöiderle usw.
In einigen, nicht zahlreichen Fällen entsprechen einem deutschen ei au eu auf schweizerdeutsch ein ei ou öi (Aussprache siehe Seiten 12/13): frei schreie schleier weirauch yweie
•
häize käin läib (Brot) läid läitere läischtig mäine mäis mäise mäissel mäischter pschäid räie räinige räise säil schäitle schpäiche schtäi schträich schwäiss schwäisse täigg
weier veieU (Veilchen) blei schrynerei boue
sou (Schwein) vertroue nöi röie tröi
höi chöie (kauen)
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1
LEKTION
De herr Baachme mues uufschtaa Es isch morge. De herr Baachme schtaat a s fäischter und lueget, was s wätter machi. Es fröit en, dass d sune au sc ho füre chunt und en schööne taag verschpricht. Äigetli weer er geern na im bett plibe und hett na echli wyter gschlaaffe, aber syni frau hät en nöd la übermarche. Won er na zum fäischter uselueget, isch si scho am aalegge. D blueme gönd uuf und de vogel uf em baum säit em psunders tüütli, das d nacht verby isch. So gäinet er halt na emaal heerzhaft, aber er wäiss, das er jetz mues fürsi mache. Es isch zyt für d morgetoalette: tusche, rasiere, aalegge, schtreele. Vor er fertig isch, schmöckt s im huus scho vo frischem kafi. D frau isch i de chuchi und macht zmorge. Das isch der aagneemer täil vo de morgezeremonie. Vii zyt hät er hütt aber nööd, er mues gly a d aarbet. Er tänkt a de sundig. Da isch es amigs gmüetli. D familie läit de zmorge und de zmittag zäme, dem säit me ja bröntsche. Dezue git s dänn nöd nu anke, broot und gomfi. S git frischbachgipfeli und dänn na chees und mängsmaal äier oder au echli schinke oder wuurscht. Da cha me sich verwyle und de rescht vom taag plaane. Hütt aber mues er s zmörgele vergässe. Nach em letschte schluck kafi läit de herr Bachme de mantel aa, säit adie und gaat uf s tram. Uf em wääg tänkt er, das es schaad sig um de schöön taag. Das isch ja es wätter zum schpaziere und nöd zum im büro sitze. ~.... 4
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VOKABELN
s fäischter de sundig d gomfi de zmorge de zmittag de zaabig luege gäine laa si gönd schtreele tusche tuusche übermarche me, mer niemer tüütli fürsi echli füre frisch bachgipfeli d sune d chuchi
Fenster Sonntag Konfitüre Frühstück Mittagessen Abendessen schauen gähnen lassen sie gehen kämmen duschen tauschen Termin überschrei ten man niemand deutlich vorwärts ein wenig hervor vorgebackene Hörnchen Sonne Küche
der anke, de putter d fädere aler gattig stram aalegge tänke frÖÖge si säit er chunt schmöcke
Butter Feder allerlei Strassenbahn anziehen denken fragen sie sagt er kommt riechen und schmecken Kamm gemütlich besonders breakfast und lunch verbinden bald noch siehe Lektion 2 gemütlich Kaffee trinken gemütlich frühstücken
en schtreel gmüetli psunders bröntsche gly na go käfele zmörgele
Der Artikel Wie im Deutschen gibt es auch im Schweizerdeutschen drei Geschlechter: maskulin, feminin, neutrum. Im Plural unterscheiden sie sich nicht. Nominativ und Akkusativ sind identisch, weshalb wir sie als Grundfall zusammenfassen. Beim Artikel werden Grundfall und Dativ unterschieden; eine Deklination des Substantivs gibt es nicht. Der bestimmte Artikel
Singular
maskulinum
femininum
neutrum
Grundfall
de(r) em
d de(r)
s em
Dativ
I
Plural Grundfall Dativ
d de(n)
Die Buchstaben in Klammern geben die Formen des Artikels an, die in Sandhi-Stellung, d. h. vor Vokal Geltung haben: De maa, aber de-r-alt
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maa, ich gibe s de frau, ich gibe s de-r-alte frau. Ich rede mit de fraue, ich rede mit de-n-alte fraue. Nach den Gesetzen der Assimilation von Zahnlauten (siehe Seite 16/17) gleicht sich der Artikel d dem Anfangskonsonanten des folgenden Wortes an. Dies ergibt folgende Verschmelzungen: die Gabel die Kirche die Dame die Bücher die Mutter die Frau die Perle die Tante die Zange die Klasse
d gable wird zu d chile wird zu d daame wird zu d büecher wird zu d mueter wird zu d frau wird zu d perle wird zu d tante wird zu d zange wird zu d klass wird zu
ggable gchile taame püecher pmueter pfrau perle tante zange klass
Es ergibt sich daraus, dass vor p t z k der Artikel d ganz verschwindet. Das bedeutet aber auch, dass die Rede keinen Moment abgesetzt werden darf. Bei der Verschmelzung pm geht die Explosion des Luftstroms durch die Nase, die ja den Resonanzraum für den folgenden Nasallaut bildet. Beim Schreiben werden auf diese Angleichungen keine Rücksicht genommen. Man schreibt also d füürweer, d tinte, d zaale. Vor Namen steht immer der bestimmte Artikel: de Häiri, d Marta, de herr Honold, d frau Sulzer, de Caesar, de Louis quatorze. Weibliche Vornamen auf -i haben den neutralen Artikel s vor sich: s Marti, s Häidi, s Mäieli. Der unbestimmte Nur Singular Artikel Grundfall Dativ
maskulinum
femininum
en emene(n)
e(n) enere(n)
neutrum
Der Femininartikel e verlangt auch ein Binde-n vor Vokal: e-n-alti frau, e-n-individueli behandlig, e-n-ursach. Die Bindestriche werden normalerweise nicht geschrieben; der feminine Artikel sieht dann gleich aus wie der maskuline. Neben den volleren Formen des Dativartikels emene und enere kommen auch kürzere eme und ene vor, besonders in Verbindung mit präpositionen. Präposition und Die Präpositionen ai vo bi zu verschmelzen mit dem bestimmten ArtiArtikel kel em zu am, im, vom, bim, zum.
Nur mit dem femininen Artikel de(r) verschmilzt zu zu zur. 27
Mit dem unbestimmten Artikel kommt es zu den folgenden Verschmelzungen: amene, imene, bimene, vomene, zumene und beim Femininum: anere, inere, vonere, binere, zunere. Zu beachten ist, dass im Maskulinum n und m den Platz tauschen, also imene und nicht «ineme». (Näheres in Lektion 9.) ÜBUNG
1
e brugg es ross en hängseht d waret es fadeli en pfnüsel der aarm en amsle d yfuer en yfuer der öpfel e bire es näscht en absicht en schträich e schüssle d schuufle de fade es schtöibli en schtaubsuuger d eer en eer de muulesel der esel es müesli es müüsli en mocke es möckli en uufschteler der uufschteler damelette en amelette e rööschti d schwöschter e schwöschter
de schwaager d schwÖÖgeri es weggli es püürli d oornig en unoornig en schprutz de huuffe en underbruch en underfüerig d wösch e wösch e zäine e chele der uuswys en üebig der Urischtier de beerner der obwaldner en yhäimische en yhäimischi der ascht en uusschtüür mit eme ross mit emen auto von ere fründin vomene fründ in es huus imene huus bimene fascht zumene fascht zuneren yweiig zunere weee uf de syte ufder alp
am sundig amene sundig anere fyr bineren üebig im chäler imene chäler i de schtube inere schtube ader ooschtere im theaater i der oopere Verschmelzungen
poone pfadere truube kantöön tünkli paschtile pmuus pruut ggable pfuuscht ggäiss gchue kanone turnhaie pmuur pi re gchriesi gehoie poscht gchugle pruet gchuchi
2
LEKTION
S gaat äine go fische Andi: Salü! Beni: Salü! woane gaasch? A. Ich gaanen as Utoggee und deet triff i na epaar koleege. B. Sind au bekanti vo mUr drunder? A. Jaa, de Karl isch deby und de Sepp chunt tänk au. B. Woane gönd er dänn mitenand eso früe am morge? A. Mer gönd gäge s Zürihorn zue. B. Was tüend er dänn deet? A. Mer gönd doch go fische; das gseesch doch scho a myner aalegi. B. Aber wo häsch d fischerruete? A. De Karl hät si häignoo. S isch öppis kabut draa, und eer tuets flicke. B. Tuesch duu dyni sache nie sälber reperiere? A. Moll, suscht scho, aber ich ha nöd dezyt ghaa. Mer händ i letschter zyt im gschäft vii z tue ghaa und es isch amigs schpaat woorde, bis i häi cho bio
Die Übersetzungen sind im Schlüssel zu finden.
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29
B. Also, tüend er würkli fische? A. Jaa, daas tüemer. Warum au nööd? B. Und da schtönd er di ganz zyt und waarted uf d fisch? Das isch doch zum versehtrupfe. A. Das chasch nu duu säge. lieh schtaane geern am wasser und luege über de see. Miir gfalt s deet und fische tuen i geern. B. lieh gaane halt lieber furt nöimenane, weder das i de ganz taag am glychen oort schtaane. Da wiirt äine ja tüüffsinig. A. Es tuet halt enjede daas, won er am liebschte hät. Duu tuesch geern lauffe, und iich tuene geern angle. Überhaupt wiirsch du au nöd di ganz zyt umeräne. B. Fanged er aber au öppis oder tüend er nu deglyche? A. Chasch tänke. D fisch byssed scho aa, psunders bi dem trüebe wätter, und wänn t s dänn fäin prÖÖtlet auf em täler häsch, so isch es au nöd läid. Wänn i wider emaale gnueg gfange ha, so lüüt i der aa und dänn tüemer s zämen ässe. B. Tanke für d yladig. Wänn i dezyt ha und s dyner frau rächt isch, so bin i geern deby.
VOKABELN
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d fröid de herdöpfel de fründ d aalegi chräble dezyt haa tüüff ich wott wämer ich triffe nöimenane deglyche tue häi dihäi aU,ä de chumer
Freude Kartoffel Freund Bekleidung kratzen Zeit haben tief ich will wollen wir ich treffe irgendwohin so tun als ob nach Hause zu Hause auch Kummer
de koleeg d ruete prÖÖtle sändele tunke tünkle versehtrupfe suscht amigs halt! halt moorn furt duu, du, t
Kamerad, Kollege Rute braten im Sand spielen dünken eintauchen aus der Haut fahren sonst jeweils halt! nun eben morgen fort du
HABEN, SEIN, GEHEN, STEHEN, TUN, WERDEN
Infinitiv Partizip ich du er, si, es mer, er, si Imperativ
haben
sein
gehen
tun
werden
haa ghaa ha häsch hät händ heb!
sy gsy bi bisch isch sind bis!
gaa ggange gaane gasch gaat gönd gang!
tue taa tuene tuesch tuet tüend tue!
weerde woorde wiirde wiirsch wiirt weerded wiirt!
Die Flexion von schtaa stehen ist gleich wie die von gaa, dagegen lauten das Partizip gschtande und der Imperativ schtand! Man beachte, dass im Plural alle Personen beim Verb die gleiche Endung haben. Der Imperativ des Plurals ist gleich wie der Indikativ, also händ! sind! gönd! schtönd! tüend! weerded! Wenn die Personalpronomina dem Verb folgen, so sind bei ich, du, wir, sie Varianten zu beachten. han i häsch hämer händs
bin i bisch simer sind s
gaan i gaasch gömer gönd s
schtaan i schtaasch schtömer schtönd s
tuen i tu es eh tüemer tüend s
wiird i wiirsch weerdepmer weerded s
In der zweiten Person verschwindet das du ganz, es sei denn, es werde betont. Nach ha und bi erscheint das übliche Binde-n: ich han en hund, ich bin i d schtadt ggange. Andererseits kann die Endung -e vor Vokal abfallen: ich gaan i d schtadt, ich tuen au fische.
•
Die Verwendung gaa wird nicht im Sinne von zu Fuss gehen gebraucht. Dafür sagt man dieser Verben lauffe (vgl. das englische Wortpaar to go und to walk, die genau schweizerdeutschem gaa und lauffe entsprechen), zum Beispiel: Woane gaasch? Wohin gehst du? Ich gaan is wälebaad. Ich gehe ins Wellenbad. Faarsch oder lauffsch? Fährst du oder gehst du zu Fuss?
Die häufigsten Hilfsverben
Wenn von gaa ein Infinitiv abhängt, muss davor die Partikel go gebraucht werden. Ich gehe fischen: Ich gaane go fische; Ich gehe Besorgungen machen: Ich gaane go komissioone mache.
Beim schweizerdeutschen Verb sind zu unterscheiden: Infinitiv, Perfektpartizip, Präsens, Imperativ, Subjunktiv (siehe Lektion 17), Konditional (siehe Lektion 18). Das Imperfekt fehlt; an seiner Stelle wird die Vergangenheit mit den Hilfsverben haa und sy und dem Perfektpartizip ausgedrückt: ich bi gsy ich war, ich ha ghaa ich hatte.
Nach modalen Hilfsverben wird gaa einfach weggelassen, wenn das Ziel der Bewegung angegeben ist, zum Beispiel ich wott häi: ich will heimgehen; ich mues uf Basel: ich muss nach Basel gehen; er sett na gschwind i d schtadt abe: er sollte noch schnell in die Stadt hinunter gehen. (Siehe auch Lektion 23.) 31
Sind s am Zürihorn? Wämer go bade? Ich mues go Bis zfride! maargge hole Sind zfride! Si isch go lädele Simer scho daa? Si wott go lädele Woane gönd er? Ich gaane go luege Hüt gaani i d schtadt Gang go luege! Wie ga at s? Ich bi go luege S gaat guet Moorn gömer i Es schtaat i de zytig s theater Es isch i de zytig Gang veruse! gschtande Wänn gaasch? Schtand uuC! Ich gaane jetz Lauffsch? Schtand i d türe! Si gönd mit enand Schtand füre! Si wott i d rerie Verschtaasch mi? Mer sind uf Paris Verschtönd er mi? Er mues zum räkter Ich ha di Isch er furt? verschtande Wämer a Si schtönd früe uuf s Zürihorn? Moorn schtömer Ich wott häi früe uuf Sind s häi? Si isch in Tuesch öppis? uusverchauff Ich tuene nüüt Wottsch in zirkus? Tue de brief uuf! Er tuet tumm Er ga at go Es tuet s schpaziere Tue d auge zue Gang de tokter go Tue d herdöpfel hole! oob! Ich bi go schwüme
schtaa wird verwendet wie im Deutschen. Es kann aber auch eine Bewegung ausdrücken in Wendungen wie as räischter schtaa sich ans Fenster stellen, füre schtaa nach vorn treten, zämeschtaa sich zu einander hinstellen, gemeinsam für eine Sache eintreten. tue hat neben den Verwendungen, die gleich sind wie im Deutschen, noch weitere Aufgaben. Es dient: 1. zur Hervorhebung eines Verbs: iich tuene fische ich fische und gehe nicht spazieren; 2. als Durativform: ich tuene fische ich bin dabei zu fischen, vergleiche englisch I am fishing. 3. als Imperativ: tue fische! tue nöd chräble! kratze nicht! tue das publiziere! publiziere das! 4. zur Umschreibung der Frage: Tuesch bäbele? Spielst du mit Puppen? Wänn tuesch äntli choche? Wann kochst du endlich einmal? Diese Frageform ist durchaus vergleichbar mit der englischen «Do you play», nur ist sie im Gegensatz zum Englischen nicht obligatorisch. 5. Merke die Wendung es tuets es genügt oder auch mit Nachdruck: hör endlich auf damit! 6. tue bildet viele Zusammensetzungen, die sehr verschiedene Bedeutungen haben, zum Beispiel uuftue öffnen, zuetue 1. schliessen, 2. sich anschaffen, abtue abdecken, vertue verschleudern, oobtue auf den Herd stellen, duurtue durchstreichen, ytue einknöpfen usw. weerde entspricht dem deutschen werden. So dient es zur Bildung des Passivs es wiirt nüüt taa es wird nichts getan, du wiirsch gschlage du wirst geschlagen. Ferner kann man damit die Wahrscheinlichkeit einer Handlung ausdrücken, du wiirsch tänk au nöd de ganz ta ag umeräne. Die Verwendung von weerde für die Bildung des Futurums ist nur eine Nachahmung des Schriftdeutschen. Das Partizip von weerde nimmt nie ein g- an. Man merke sich ein für allemal, dass es ein «gwoorde» nicht gibt, es heisst: ich bin krank geworden ich bi chrank woorde. ÜBUNG
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2
Ich ha hunger Ich han en fründ Moorn han i frei Feelt der öppis? Er hät e zytig Hät s schnee? Dihäime hämer waarm
Si händ chumer Händ s fröid? Heb soorg! Hät s schnee ghaa? Häsch chumer ghaa? Ich ha hunger ghaa
Si isch zfride Wänn i dihäime bi Wo bisch am liebschte? Dihäime simer geern Isch es tunkel? Mer sind i de rerie Ir sind .gsund
'11
Tue de mantel zue und d chnöpf y! Er hät sys ganz gält vertaa Me mues d chue abtue Daas cha me nöd duurtue Mer wänd en hund zuetue Tuesch sändele? Tue doch sändele! Tue mer hälffe! Tuesch mer hälffe? lieh tuene schaffe Tue nöd chräble! Es wiirt nöd so sy Es wiirt tunkel Es isch tunkel woorde Er wiirt dihäime sy Du wiirsch nöd eso tummsy Schind wiirt taufft S wätter wiirt besser Si sind gschlage woorde Es isch hell woorde Bisch eh rank woorde?
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3
LEKTION
Mer gönd in zirkus En huuffe lüüt trucked si vor em kassehüüsli ume. Allwääg wänd s denand di beschte plätz ewägschnappe, oder si händ angscht, si chömid käi bileet mee über. Zeerscht chömed d glöön und mached iri tu me witz. Äin gloon isch soo mit määl überschtriche, das mer em schier d auge nüme gseet. Jetz wott er emen andere gloon en öpfel vom chopf abeschüüsse, aber wänn er si amigs cheert, nimt der ander schnäll epaar biss und isst esoo de ganz öpfel uuf. D glöön weerded abglööst von eren andere numere, und zwaar vo de ross. Epaar kunschtryter mached ganz toli sache; es tunkt äim, si siged eso mäischter über die tier, dass s chönd mache, was ene grad yfallt. Nach de ross chunt de zirkustiräkter sälber mit den elefante. Äine von ene mues über de domptöör, wo am bode lyt, lauffe und mit de füess uf en schtaa; i dem momänt rütsched d lüüt vor uufregig uf de bänk ume. D luftakrobaate bringed au epaar nöii trigg an irne trapeez. Es sind d söön und d töchtere vom zirkuspsitzer sälber, wo i dene gfaare da obe schwäbed. S isch nu guet, das une groossi netz gschpanet sind zur sicherheit für die küene turner. Luschtig zum aaluege sind d zueschauer, wo iri chöpf i d hööchi hebed und augen und müüler uufschpeered vor schpanig. Öppis wo früener au öppe vomene zirkus pote woorden isch, sind tänzerine gsy; äigetli passed s ja nöd zum zirkus, aber wänn s schööni bäi gha händ, sind ämel d herre under de
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zueschauer zfride gsy. Nach eren akrobaatenumere weerded hööchi gitterhääg anegschläikt und uufgschtelt. Da wäiss me scho, was chunt: natüürli d löie und d tiger oder anderi raubtier. Si hocked uf iri böck wie aliwyl und ryssed iri müüler uuf, das me ne ali zää cha zele, aber si tüend em dressöör nüüt, er bhaltet s nämli fescht im aug. Ganz wool isch äim doch nöd bi dene gfüürchige vycher. Nachane chömed dänn zÖÖmeri tier: seehünd, giraffe, zebra - me cheem a käs änd, wä men ali programnumere wett uufzele.
m. der Weg der Schlüssel der Meister f. die Amsel n. das Kaffeehaus 2. Deklination
(Die Pluralendungen sind von dieser Lektion an angegeben, ebenso der Umlaut; " bedeutet: keine Endung im Plural.) VOKABELN
de schtuel üe määl s vych -er s vee der öpfel" löi -e s hoochsig -e s gschtell " gfüürchig en huuffe überchoo cheere rütsche allwääg schier schpeere hüete hebe
Stuhl Mehl Biest Vieh Apfel Löwe Hochzeit Gestell furchterregend sehr viele bekommen wenden rutschen wahrscheinlich beinahe sperren hüten festhalten
de bank ä d bank-e s ross ö -er de gloon öö d lüüt dehaag ää s bäi " hüttigstags schläike mer wänd mer müend ämel abe nachane die dene jetz, etz
Sitzbank Geldbank Pferd Clown Leute Zaun Bein heutzutage schleppen wir wollen wir müssen wenigstens herunter nachher diese diesen (Dativ PI.) jetzt
Die Pluralbildung beim Substantiv Vorbemerkung: Umlaut nennt man die Wandlung eines velaren (harten) Vokals in einen palatalen (weichen). Der Umlaut spielt eine grosse Rolle in der Deklination und bei abgeleiteten Wörtern. Im Schweizerdeutschen gibt es folgende Umlaute 0: Ö, u: Ü, ue: üe, au: öi, ou: öi, a: ä, e, e, ÖÖ. Beispiele: loot: löötig, huus: hüüsli, fuess : füess, baum: böimig, sou: söili, hass: hässig, schwaarz: schweerzer, nass: nessi, braate: brÖÖtle. 1. Deklination
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Der Plural ist gleich dem Singular. Dies gilt für die meisten Maskulina und Neutra, die keinen umlautfähigen Stammvokal haben, ferner für alle Maskulina auf -er und -eI, alle Maskulina und Neutra auf -i sowie alle Feminina auf -e.
f.
die Kuh
m. der Löwe die Burg n. das Ohr
de huet: d chue:
dhüet d chüe
de löi: d buurg: soor:
d löie d buurge d oore
Der Plural wird durch die Endung -er gebildet, wobei immer Umlaut eintritt, wenn der Stammvokal umlautfähig ist. Dies gilt für die Grosszahl der Neutra und wenige Maskulina. n. das Nest das Buch m. der Geist
Ausnahmen und Besonderheiten
wääg schlüssel mäischter amsle kafi
Der Plural wird durch die Endung -e gebildet, immer ohne Umlaut. Dies gilt für Maskulina, meistens solche, die Lebewesen bezeichnen, sehr viele Feminina und vereinzelte Neutra. f.
4. Deklination
d d d d d
Der Plural wird durch Umlaut gebildet. Dies gilt für die meisten Maskulina und einige Feminina.
m. der Hut
3. Deklination
de wääg: de schlüssel: de mäischter: d amsle: s kafi:
s näscht: s buech: de gäischt:
d näschter d büecher d gäischter
Sie werden in der elften Lektion behandelt. Im übrigen kann man vom Deutschen her mit relativer Sicherheit darauf schliessen, wie der Plural eines schweizerdeutschen Wortes aussieht: Das deutsche Plural-e fällt ab (Fisch: Fische = fisch: fisch) die Pluralendung -en verliert das -n (Schule: Schulen = schuel: schuele). Der Plural auf -er bleibt bestehen (Feld: Felder = räld:rälder). Alle deutschen Umlaute gibt es auch im Schweizerdeutschen, nur sind sie sehr viel häufiger; es folgt hier eine Sammlung von Beispielen. moond : möönd morge : mörge sumer: sümer taag:tääg monet: mönet pfarer : pfärer tokter : tökter dekaan:dekään
unggle : ünggle name:näme aarm:äärm sehtoff : schtöff tschoope : tschööpe Rock des Mannes guurt : güürt huuffe : hüüffe
kontakt: kontäkt zapfe: zäpfe Flaschenkork halm:hälm brune:brüne boge:böge cholbe : chölbe chnoche:chnöche 37
hund:hünd molch: mölch chnole : chnöle tropfe: tröpfe chare : chäre chueche : chüeche psuech : psüech Besuch
prueff: prüeff Beruf fruscht : früscht Enttäuschung
kurs:kürs versuech:versüech phunkt : phünkt dolch: dölch alarm: alärm pfoschte : pröschte bus:büs baloon : balöön romaan : romään kanton: kantön balkon: balkön
gramofoon: gramoroön mikrofoon: mikroröön zirkus: zirküs chöschte Kosten
trämer Tramwagen
Beim Umlaut von a sind elnIge Besonderheiten zu beachten; sie kommen in Lektion 11 zur Sprache. ÜBUNG
3
hämper globüs chüssi soldaate ufregige chräch öpfel hüüt hüet tüüfel üebige bagge wuche truckereie gable gramoroön gschäfter chnöche läde beeri schabe kompjuter bütschgi seee
waage wäge bänk möckli zunge fläsche roose hünd orangsche sächeli esel räischter salöön linde ängländer gufe tröpfe bäi ample dröögeler tabu eitere puure wäle
schüeler chriesi trucke voorhäng böck gfaare flüech bire tisch buebe gänerääl blueme gweer chefi müüler müler fotograafe bündner hefter wäge zäine gschpängschter tafele korporääl
teppich albümer nöiikäite ross ydrück schööss mäitli sache schtüel chräge glüscht better zältli schtäi litauer schteern söcke rääne aaränger affe alpe Iydeschafte
4
LEKTION
Mer gönd DDS go ässe Letschti bin i mit myner frau i säb nöi resch te ra nt bim paanhoof go ässe. Mer händ ghöört ghaa, das si deet eso guet chochid, und s hät mi wunder gnoo, öb s schtimi. D frau hät si gfröit, won ere gsäit ha, das mer welid uusgaa. Wo mer glückli deet gsy sind, hät si nöd lang gsuecht uf de schpys-chaarte, si hät mer gly verchündt, si weli en orangscheschüü und nachane zürigschnätzlets mit rööschti. 8chniposa chömm nöd i fraag, wH si pomfrit äinewääg nöd geern heb. Das han i zwaar scho gwüsst und ich ha ja gar nöd uf schniposa aagschpilt. «80 pschtell s», han i gsäit, «iich laane s fläisch hüt la sy, iich isse vegetaarisch, zeerscht en salaattäler und dänn nüdeli mit schwümm.» Wäg em tesseer wämer dänn nachane luege: ich gseene deet uf em wage räini tuurte und ggup mit glassen und gschwungnem nidel.» Es isch en groosse läptig gsy i dem lokaal, d lüüt händ gschwätzt und glachet, das isch au es zäiche, das si s ässe guet tunkt. Myni frau hät vorzue umenand glueget und d lüüt fixiert. Ich cha das nöd ver butze. Wänn öpper inechoo isch, hät si sich umtreet und öppedie hät si mi na gschtupft und gmäint, ich sett mi au na umcheere, aber miich inträssiert halt s publikum weniger. Wänn aber en uuffelig aagläiti daamen erschinen isch und die miich zuefelig echli aaggüxlet hät, dänn - guet nacht. Ich han emaale
~
V>
Der Artikel lautet immer d mit den in Lektion 1 behandelten Verschmelzungen. Die Liste enthält etliche noch unbekannte Wörter, auch ihre Bedeutung ist im Schlüssel zu finden.
38
39
gsäit zuen ere: «Du töödsch ja d lüüt mit dyne blick.» Ich bi froo gsy, wo s ässen äntli uufträit woorden isch, aber s isch dänn würkli guet gsy, psunders d frau hät ires gschnätzlet grüemt und zue mer gsäit: «Duu, die schpared wenigschtens nöd s fläisch mit na mee pilz oder was s suscht öppe na drytüend!» Ich bi au zfride gsy mit dem, won i uusgläse ha, aber uf de tesseer hämer läider müese verzichte, wil mer na händ in kino wele. Drum hämer uf äimaal na müese prässiere. Es isch dänn na es zytli ggange, bis d serwiertochter choo isch, won ere grüefft ha. Mer händ s doch na in kino präicht; uf d weerbig vor em film hämer ja geern verzichtet. VOKABELN
d tuurte" s ggup" de läptig träit letschti zeerscht schminee" schtupfe gschwungne nidel schlagraam gschnätzlets
Torte Coupe, Eisbecher lebhafter Betrieb getragen kürzlich zuerst Cheminee, Kaminfeuer einen Stoss geben } Schlagsahne
unterscheiden sich ausser in der Endung des Partizips nur in der zweiten und dritten Person. Sie lauten -sch und -t in der ersten und -isch und -et in der zweiten Konjugation. Das Paradigma der ersten sieht also folgendermassen aus: Konjugationstabelle
de schwumm -ü- } Pilz de pilz" de nidel de raam d glasse" güxle nöd verbutze de tesseer " der äint, der ander vorzue äinewääg aliwyl an äiner tuur
feingeschnitte- schniposa " nes Fleisch zürigschnätzlets «gschnätzlets» Kalbfleisch d rööschti mit Pilzen an Rahmsauce
ich rüeffe du rüeffsch er, si, es rüefft mer rüeffed er rüeffed si rüeffed rüeff! rüeffe grüefft
} Sahne Gefrorenes gucken nicht ausstehen Nachtisch der eine, der andere fortwährend ohnehin immer ohne Unterbruch Schnitzel, Pommes frites, Salat geraffelte gebratene Kartoffeln
(Die Endungen im Lesestück dieser Lektion, welche ein i enthalten, bebezeichnen den Subjunktiv, der erst in Lektion 17 näher besprochen wird.) Vorsilbe des Partizips
Das schweizerdeutsche Verb lässt sich in drei Konjugationen einteilen. Ihr Unterscheidungsmerkmal ist das Partizip der Vergangenheit: 1. Konjugation: Endung -t glupft (gehoben) 2. Konjugation: Endung -e ggaumet (gehütet) 3. Konjugation: Endung -e gschwume (geschwommen) In der dritten Konjugation ändert sich meistens auch der Stammvokal, z.B. singe:gsunge. Man nennt diesen Vokalwandel Ablaut, und die zugehörigen Verben heissen seit Jacob Grimm «stark», jene ohne Ablaut «schwach». Die Verben der ersten und zweiten Konjugation
Das Partizip zeichnet sich durch das sogenannte Augment aus, das im Deutschen ge- lautet (gesungen), im Schweizerdeutschen aber zu gverkürzt erscheint, mit b d g verschmilzt und vor p t k z ganz versch windet:
g+b = p bräne : pränt g+d = t diene: tienet g+g = gg güüsse : ggosse g+p = p pfyffe : pfiffe g+t = t trinke : trunke g+k = k käne : känt g+z = z zale : zalt
gebrannt gedient gegossen gepfiffen getrunken gekannt gezahlt
Komposita
Bei den sogenannten untrennbaren Zusammensetzungen wird kein Augment gesetzt, z.B. psetze: (psetzt) (besetzen), erchäne : erchänt (erkannt), verbräne :verbränt (verbrannt).
Fremdwörter
Da es sich damit gleich wie im Deutschen verhält, erübrigen sich weitere Erklärungen. Das gleiche gilt für die Fremdwörter auf -iere. Es heisst ohne Augment redigiert, negiert, ignoriert, multipliziert. Bei wenigen seit langem eingebürgerten Fremdwörtern kommt ein g- noch vor, z. B. gschpaziert, doch werden die Formen mit g- immer weniger gebraucht. Merke doch die idiomatische Wendung er isch en gschtudierte, d. h. er ist ein Akademiker.
Zischlaut am Stammausgang
Nun gibt es in der ersten Konjugation einige Ausnahmen, die mit dem Schlusskonsonanten des Verbs zusammenhängen. Ist dies ein Zischlaut
Die erste Konjugation
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ich rufe du rufst er, sie, es ruft wir rufen ihr ruft sie rufen ruf! rufen gerufen
41
(s sch z), so lautet die Endung der zweiten Person -isch: du putzisch, du hassisch, du löschisch, ebenso du setzisch, du schweerzisch, du nützisch, du netzisch (anfeuchten), du tütschisch (anstossen), du litzisch (krempeln). Ausnahmen
Variable Endung
schtrupfe schtecke schtäcke pschtele hänke schläike sich verschnäpfe verzele schmöcke
Verben, die auf -d und -t ausgehen, gehören normalerweise zur zweiten Konjugation. Ausnahmen davon sind die folgenden Einzelfälle, bei denen das -sch der zweiten Person und das -t der dritten Person und des Partizips direkt an den Stamm angeschlossen werden: er redt (er spricht), er hät gredt (gesprochen). Solche Verben sind schade, tööde, pfände, verchünde, zünde (hell machen), sich rode (sich rühren).
fuxe lösche
Die Endung der ersten Person Sg. -e kann ausfallen, wenn ein schwachtoniges Wort folgt (sie muss aber nicht): ÜBUNG 4
ich glaub em ich trou ere ich füll de chrueg ich säg der ich zünd ene ich lupfen ich schaff amene buech
ich glaube ihm ich traue ihr ich fülle den Krug ich sage dir ich leuchte ihnen ich hebe ihn auf ich arbeite an einem Buch
Ferner kann das Personalpronomen bei Verben des Sagens und Glaubens ausfallen, wenn das Verb unbetont, gleichsam nur eingeschoben ist, z.B. du lauffsch tänk au nöd de ganz taag urne. Er isch glaub nöd zfride mit syner schtelig. Hier ist das Verb gleichsam zu einem Adverb geworden: tänk = wohl, glaub =vermutlich.
Eine Auswahl von Verben der ersten Konjugation
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schetze büeze chlöpfe gschpüüre eerbe feie feele leere leere verheie fröie föle lupfe höre ghööre präiche
schätzen nähen, flicken knallen spüren, fühlen erben fällen fehlen lernen, lehren leeren kaputt machen freuen füllen lüpfen aufhören hören, gehören treffen
chlöibe rüere tätsche vertätsche vertwütsche pütsche putsche ränke schpile schtreeze schprütze verschprütze schtupfe schupfe
kleben werfen knallen zerquetschen erwischen zusammenstossen politisch putschen Kurve machen spielen stark regnen spritzen platzen leicht stossen stossen
abstreifen stecken stecken bleiben bestellen aufhängen schleppen ausplappern erzählen schmecken, riechen ärgern löschen
parliere sueche trüe meee beee chreee treee blüe seee bemüe glüe bleee
lebhaft reden suchen gedeihen mähen leicht rösten krähen drehen blühen säen bemühen glühen blähen
D reed hät zündt. Er hät d eermel umeglitzt. Das schadt nüüt. Waas choscht s? Si händ en pfändt. D chole glüed im ofe. I ha di zwäi ändi zäme gchlöibt, jetz hebed s wider. Der äint chaufft briefmaargge und chlöibt s in es album, der ander samlet bilder und hänkt s a d wände Häsch s chläid gllickt? Ja, i mues nu na es bitzeli büeze, dänn isch es fertig. S schtreezt ja wie verruckt, i glaub, s hört nöd so schnälI. Wänn verzelsch öis wider emaal e gschicht? Mer leered jetz schwyzertüütsch. S tunkt mi nöd emaal so schweer. I han em der öpfel zuegrüert, er hät en aber nöd vertwütscht, und der öpfel isch a d muur tätscht und verschprützt. I ha mi verschnäpft, und jetz lached mi ali uso Wänn t s wägeli überaal umeschläiksch, so ga at s kabut. Das schtimt nöd, ich ha na nie öppis verheit. S hät mer tröimt, mer heiged d wonig uusgruumt; deby han i mi überlupft, s hät mer wee taa, i ha grüefft, aber niemer hät mi ghöört. I ha mi nöd chöne rode. I wäiss nöd, was dänn na passiert isch, i bi nämli grad doo gweckt woorde. Wo d wäge zämepütscht sind, hät s eso luut tätscht, das me s wyt urne ghöört hät. Pschtelsch scho wider es birchermüesli? Was suechsch? Ich sueche d syte mit em tesseer uf de menüchaarte. Das büebli chreet ja an äiner tuur. Schupf mi nöd! Vor t furtgaasch, löschisch s schminee! D Sabrina hät gfeelt i de schuel, aber gschwänzt hät si nöd, es hät ere würkli öppis gfeelt. A de letschten uusschtelig sind d bilder gar nöd guet ghänkt gsy. Im früelig blüed d böim. S wisli isch gmeet.
43
5
LEKTION
Wie de Salomoon Landolt gricht ghalte hät De Salomoon Landolt, wo zwüschet sibezä hundert achzg und nüünzg landvogt vo Gryffesee gsy isch, hät me zäntume (überall) geern ghaa, wil er alne ghulffe hät und wil er eso grächt gsy isch i sym amt. Mängsmaal hät er d lüüt vo syner vogtei, wo verchlagt woorde sind, mit ganz bsundere schtraaffe glueget z bessere. Emaal isch en puur zuen em choo und hät gjaameret, dass syni frau aliwyl tüeg chybe mit em, kän taag vergöng ooni chrach und schtryt. Er hät em landvogt na vii prichtet vo sym ungfell, aber de Landolt isch zletschtamänd doch nöd rächt druus choo, öb de puur oder syni frau de schlimer täil seig. Zletscht hät er gsäit: «I ha jetz scho gmerkt, das du häsch müesen e höll uusschtaa dihäime, defüür muesch du zu dym rächt choo. Am nÖÖchschte suntig laan i dyni frau, wo s der eso wüescht gmacht hät, i d trüH schpeere und dänn chasch si vor de ganze gmäind trüle, so lang dass t wotsch.» D trüH isch e hölzigs chefi gsy, wo d schtrÖÖming drin ygschpeert woorde sind, und wo me s drin esoo lang umetrület hät, bis es ene ganz trümlig und schlächt woorden isch. - Jetz isch de puur aber ganz truurig verschrocke und hät em landvogt gsäit: «Das bring i dänn doch nöd über s heerz. Si isch ja scho e reesses wyb, aber mer sind halt doch emaal verhüüraatet und sind als maa und frau dur s läbe ggange. Wänn si mer s au gnueg vertüüflet hät, vor de ganze gmäind wott i my ni äige frau dänn doch nöd lächerH mache.
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I ha nu tänkt, Iir, herr landvogt, hetted ere emaal echli chöne i s gwüsse rede.» Uf daas abe hät de Landolt de puur verabschidet und hät em na gsäit, er seIl dänn syni frau emaal zuen em ufeschicke. Wo die frau dänn vor de vogt choo isch, hät er zuen ere gsäit: «I ha ghöört, du hebisch e schlimms läbe bi dym maa; er händ viI schtryt und du hebisch scho viI gchlagt über en.» Jetz hät halt das rääf aagfange weeferen und schimpfen über de maa, das es e gattig ghaa hät. Doo hät ere de vogt voorgschlage, si seIl emaal ire maa en ganze taag vor alne lüüt i de trüli plaage. Das hät ere passt, grad uufggumpet isch die zanggeri vor fröid und hät ggöisset vor raachsucht. Jetz hät de landvogt scho gwüsst, weer de schlimm täiI gsy isch vo dene zwäi puurelüüt, und hät das wyb, wo so geern syn äigne maa öffetli gmisshandlet hett, e zyt lang bi wasser und broot ygschpeert, bis me hät chöne hoffe, si heb si echli pesseret. VOKABELN
s ungfell s chefi " d gattig-e reess s rääf" trümlig chybe druus-choo
Unglück Käfig Art scharf Xanthippe schwindlig keifen verstehen
boosge trüle weefere gumpe zletschtamänd dihäime häi ob,öb,eb
Die zweite Konjugation unterscheidet sich von der ersten durch die Endungen in der zweiten und dritten Person und im Partizip. du baschtlisch er baschtlet paschtlet
Beim Imperativ gibt es Varianten. Bei baschtle sagt man am ehesten tue baschtle! Bei atme! wird man sagen tüüf schnuufe, bei schau! und höre! dagegen kurz lueg! und los! Zugehörigkeit
Die zweite Konjugation ist teilweise leicht erkennbar. Es gehören dazu alle Verben auf -le, -me, -ne, -erle, -ere, -ge, -ige, -t, ferner die Verbalisierung von Substantiven und Adjektiven. Beispiele auf der folgenden Liste. Es gibt Verben, die zwischen der ersten und zweiten Konjugation schwanken, so z. B. mache, und es kommt auch zu Unregelmässigkeiten innerhalb eines Paradigmas. So kann man hören du luegsch
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Inversion
Wenn das Pronomen dem Verb folgt, tritt -i an die Stelle von -e in der ersten Person, das du der zweiten Person verschwindet ganz, das -d der ersten Person Plural wird -p, und das si der dritten Person Plural wird zu s, immer vorausgesetzt, dass das Pronomen nicht betont ist. Dies und das folgende gilt für alle Konjugationen: heute heute heute heute
bastle ich bastelst du basteln wir basteln sie
hütt baschtli hütt baschtlisch hütt baschtlep-mer hütt baschtled s
(Wie immer wird die Assimilation p-m nicht geschrieben; man schreibt baschtled mer, aber gesprochen wird das d zu p.) Wenn ein anderes mit Vokal beginnendes Wort auf die erste Person folgt, so wird das -e mit Sandhi-n angeschlossen: Ich ghöören ales. Ich suechen öppis. Ich pschtelen es pier. Ich glauben ire mee weder imm. Beim raschen Sprechen kommt es allerdings zu Kontraktionen, Z.B. Moorn schick ere s morgen sende ich es ihr. (Beispiele auch auf Seite 42.)
Böses tun drehen wehklagen hüpfen zuallerletzt zu Hause nach Hause ob
Die zweite Konjugation
du bastelst er bastelt gebastelt
und frÖÖgsch, dann aber wieder glueget und gfrÖÖget. Man lasse sich dadurch nicht verwirren.
(In den Wortlisten werden die Verben der ersten Konjugation durch -t, die der zweiten durch -et und die der dritten durch den Ablautvokal und -e bezeichnet.) VERBEN DER ZWEITEN KONJUGATION I. Ohne besondere Kennzeichen
weerwäise sure versuure mure gaume mungge
grochse umtroole lyre schlingge huure schtuune luege lose frÖÖge plange
mutmassen surren verkümmern murren hüten, Acht haben munkeln undeutlich reden ächzen, jammern umfallen herumwickeln missglücken kauern staunen schauen horchen, hören fragen sich sehnen
nöise tanke gäine veriire schiIe schlaarpe chale chyche gnage lampe pI am pe schoppe hange trööle folge tuure chäibe schtriele
naschen danken gähnen sich verirren schielen schlurfen gerinnen keuchen nagen schlaff hängen baumeln hineinstopfen hängen (intrans.) hinauszögern folgen, gehorchen dauern fluchen, rennen sich herumtreiben 47
2. Ableitungen von Nomina
trüle suuge göisse brüele
drehen saugen kreischen brüllen, weinen
briegge weisse hüüle tröisse
weinen winseln heulen quengeln
cheese zeise tische hüüte huuse sune
Käse machen Zins bezahlen Tisch decken häuten Geld gut einteilen an die Sonne legen abkanzeln bevormunden Geschäfte betreiben Gras schneiden in Behandlung gehen schäumen
rumpfe wässere schtreele hübsche alte chalte chuele fuule woole bööse
knittern wässern kämmen hübscher werden älter werden kälter werden abkühlen faulen es wird wohler schlimmer werden abmagern huren mauern plagen
kapitle vogte gschäfte graase toktere schuume 3. auf -le
rible hagle verschtruble verzwatzle schnätzle schnitzle zöisle brägle zügle zöikle chifle chafle schnäfle määrggle
4. auf -ere und -erle
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weefere tschädere chlädere täfere sichere
reiben hageln zerzausen vor Ungeduld vergehen fein schneiden schnitzeln mit Feuer spielen prasseln umziehen necken keifen knabbern schnipseln Briefmarken sammeln wehklagen scheppern klettern täfeln sichern
magere huere muure plaage trätzle seerble schtrodle süürpfle chüechle
ellbögle brügle
reizen, necken dahinsiechen heftig sieden schlürfen Fettgebackenes bereiten häkeln schimmlig riechen stottern sonnenbaden die Saugflasche geben sich durchsetzen prügeln
verplämperle gvätterle blÖÖterle verzüttere
vertrödeln bastelnd spielen langsam arbeiten verzetteln
hÖÖggle grÖÖnele schtaggele sünele schöppele
I
5. auf -de und -te
beobachte waarte hüüraate verchelte 6. auf -ge, -ne, -me
I
phaupte prichte
ÜBUNG
5
boosge metzge süüfzge beläidige sündige sundige
behaupten erzählen, berichten beobachten warten heiraten erkälten
glette schpette wäide mälde blände heide
bügeln als Zugehfrau arbeiten weiden melden blenden kippen
Böses anstellen schlachten seufzen beleidigen sündigen sich feierlich anziehen
trochne tröchne räch ne rägne lisme chräsme
trocken werden trocken machen rechnen regnen stricken krabbeln
Die folgende Liste enthält gemischt Verben der ersten und zweiten Konjugation. Man bilde von jedem die zweite und dritte Person sowie das Partizip: du losisch, er loset, gloset. schprütze tänke lupfe lösche meee prände chüechle gschäfte schpile rüeffe tische
hÖÖggle leere leere glette blüe schtreele rede hübsche zügle gäine rible
läbe büeze höre ghööre muure göisse schmöcke tunke metzge füle fuule
fröie sundige präiche sueche tanke plaage gaume schtuune suuge
Was hät die frau poosget? Hät de landvogt d frau pesseret? De puur hät demit grächnet. Wie lang wässerisch d fotene? Ich ha si nöd nu gwässeret, ich ha si au tröchnet. S hät gchuelet. De vorrat langet nüme lang; du luegisch für broot und chees. Für milch han i scho gsoorget. Myn hund schtrielet mer zvil umenand; er isch en schtrieli. Werum brieggisch? Ich bin umtroolet. Wie gaat s de frau Wyss? Nöd eso guet; s hät eender pööset, si hät gmageret und tokteret di ganz zyt. Si grochset und jameret vil, si tuuret mi. S wätter hät pesseret; bi dem wind trochnet d wösch au ooni sune. Werum bisch eso gsundiget zmitts i de wuche? Ich gaanen an es hoochsig, e nichte vo mir hüüraatet. Was händ er wider gchüechlet? Händ er plÖÖterlet schtatt gschaffet? Wie lang sünelisch amigs im schtrandbaad? Wer pöpperlet a de türe? S hät fescht ghaglet; 49
di uuryffen öpfel sind nu so vo de böim abe präglet. De herr Wuerme wiirtet i de Chroone. Du vertöörlisch dyni zyt mit larifaarizüüg. Mer sind froo, das mer züglet sind. Di nöi wonig hät kä tabeete, ali zimer sind täferet. D naachberi gaumet amigs öisi chind, wä mer uusgönd. Es hät ere gschlingget. De Veräin Schwyzertüütsch lueget zur mundart.
50
6
LEKTION
E püüri schrybt irem soon uf Amerika Liebe Köbi! Du häsch is mit dym brief e groossi fröid gmacht. Mer händ natüürli scho lang uf pricht vo der gwaartet, aber mer händ scho begriffe, das iir da äne nümen esonen gmüetsbetriib händ wie d lüüt bi öis i de Schwyz. Si müend ja natüürli scho au schweer schaffe zum si durebringe, aber si sind halt doch, ämel bi öis uf em land, ire äige herr und mäischter, und ine schrybt niemer voor, wänn s müend fertig sy. Defüür gits natüürli wider vii anders, wo sy plaaget, und won iir käi aanig händ devoo; oder häsch öppe doch ghöört vo dem hagelwätter im Aargau? Wänn s is au sälber nöd troffe hät, so macht s is doch chumer ane. Di säbe pure chönd äim tuure, und dänn wüssed mer ja au nöd, wänn s öis emaal trifft. Mir dihäime chönd zwaar nöd chlage. De vatter isch geschter mit em muni uf de meert und tänk, er hät en vii besser chöne verchauffe, als er gmäint hät. Für in isch das alewyl di grööscht fröid, wänn em sonen handel graaten isch und er epaar nöötli cha häibringe. S Stäiners näbetzue händ jetz müese verchauffe, me hät ene s hinderscht mööbel uf d gant träit. D frau hät mer emaal gsäit, sy heb d hoffnig scho lang uufggee, das es wider emaal besser chöm, s heb ja scho lang niene mee wele lange. Si wänd jetz i d schtadt zie, und s Grytli göng au grad mit. Um ins mues es äim nöd angscht sy, ins cha me zäntume bruuche; ees schlaat si scho dure. Syn brüeder isch biräits i d schtadt gfaare zum em e schtell sueche. Zu miir hät zwaar s Grytli gsäit, im weerdi s glaub am
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schweerschte, vom hoof ewägg z gaa, na schweerer als de mueter, ire seig überhaupt i de letschte zyt ales glych. S läbe heb ere scho soo vii soorge praacht, das es si au grad abghertet heb. - Mee wäiss i grad jetz nöd z prichte. Was miich aagaat, so gaat s mer alewyl guet. Es isch mi ja scho schweer aachoo, di uf Amerika z schicke, aber wänn s ja nu diir guet gfaU und der die zyt i de fröndi öppis nützt, dänn isch es miir au en trooscht. Du bisch is ja imer en guete soon gsy. So bhüet di Gott und lönd s i guet gaa, duu und de Schaaggi; im isch es ja au z gune, wänn er e schööni schtell überchunt. Wänn s i dänn emaal rächt langwylig isch, chönd er ja wider emaal mitenand häischrybe und verzele, wie s öi gaat. - Viii grüess vo dyner mueter und vom vatter. VOKABELN
Puppe s bääbi " de muni" Stier d gant-e Auktion d fröndi Fremde Markt de meert" Banknote s nöötli " Kirsche s chriesi " d chappe" Mütze d schand Schande all schand säge ausschimpfen die Leviten lesen d chappe wäsche sich mäine stolz sein gönnen gune gewinnen, güne
3. Person er und sie
Dat. Akk.
es
Akk.
sie (Plural) und reflexiv sich Kommentar zur Tabelle
schaffe lange aachoo nu, nume niene näbetzue beräits zäntume (veraltet) sich dry schicke sich ergeben heimzahlen häizünde weg, fort ewägg
I. Person ich und wir
Nom. Dat. Akk.
2. Person du und ihr
Nom. Dat. Akk.
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betont
halb betont
iich miir miich
ich mir mich
duu diir diich
du dir dich 2
unbetont
betont
mer mi
miir öis öis
mir öis öis
mer is l is
iir öi öi
ir öi öi
er il
e der di
Dat. Akk.
unbetont
betont
halb betont
unbetont
eer imm inn
er im in
er em en
sy ire sy
si ere si
si ere, re si
ees 3 imm ins
es im es
s
daas 3 demm daas
das dem das
es, s em es, s
sy ine sy
si ene si
siich siich
sich sich
si si
em s S4
ne s
I Anstelle der unbetonten Formen is und i werden heute oft die volleren Formen öis und öi vorgezogen
Die betonten Formen ees, imm, ins gelten nur für weibliche Personen, die neutrales Genus haben wie mäitli, Vrooni, Elseli. Der Gebrauch dieser Formen ist rückläufig, indem eben doch das natürliche Geschlecht an die Stelle des grammatischen tritt, z.B. S Trudi isch e gmögigs, ich ha si geern oder Känsch s fröläin Flury? Näi, ich käne si nöd. Betontes es wird, wie im Deutschen, nie für Sachen gebraucht, dafür setzt man das das ein. Da häsch es buech; es isch e guets, us dem chasch vii leere (nicht: us em chasch viI leere). Dagegen wird man zu einem Kind etwa folgendermassen sprechen: Moorn chunt s Eisi zue der. GäU, du häsch ins geern. Chasch dänn schpile mit em; zäigsch em dyni bääbi. 3
Beim persönlichen Pronomen wird zwischen betonten und unbetonten Formen abgestuft. Ein Vergleich mit anderen Sprachen ist schwierig, denn zum Beispiel im Französischen ist der Gebrauch von moi und je an starre Regeln gebunden, während es im Schweizerdeutschen vom Entscheid des Sprechers abhängt, welche Form er vorziehen will. unbetont
Nom.
halb betont
2 Unbetontes du wird oft bis zu de abgeschwächt. In der Stellung nach dem Verb verschwindet es ganz: woane gaasch? Auch vor modalen Hilfsverben bleibt es häufig weg: tÖÖrffsch au mitchoo, muesch nöd truurig sy, settsch nöd imer muule, chasch tänke (d. h. kommt nicht in Frage). Die Form t steht nur enklitisch nach Partikeln: Chasch mache, was-t wotsch.
Das Personalpronomen
halb betont
Nom. Dat.
missraten umgänglich, sympathisch arbeiten ausreichen ankommen nur nirgends daneben beinahe, schon überall
vergraate gmögig
Nom.
betont
In der höflichen Anrede vermeidet man sund neo Man kann zwar sagen Gänd S em s (Geben sie es ihm), Mer schicked Ne s mit de poscht (Wir schicken es Ihnen mit der Post), dagegen wird die Verkäuferin zur Kundin eher sagen: Seled mer Ine das chläid moorn bringe? Die volleren Formen klingen höflicher. 4
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Kontrastbeispiele
i ich bi s gsy Bi m i i r git s nüüt derigs uf m ich händ s es abgsee e e r hät aliwyl s muul offe wäge d i i r simer zschpaat choo
ich bi geschter z B ase I gsy w ä n n chunsch zue mer? k ä n m ä n t s c h hät mi gsee w aas hät er wele? i wott äntli b s ch ä i d vo der 53
von ire eha mer öppis leere für ins iseh das s beseht da a s iseh s beseht m i i r händ s halt ehöne uf ö i s müend er lose ö i hämer vii z verdanke i n e vergraatet ales
i bi mit ere uf der Ü e t I i s iseh s b e s e h t für s s iseh s b e s e h t mer wänd semaal pro b i e r e tuen is nöd z I ä i d weerehe! händ s i n ö d yglade? es gseheet ene r ä e h t
Eine Eigentümlichkeit sind die angehängten Pronomina nach Konjunktionen und Fragepronomen wänn, wo, wie, werum, wil, das, bis, vor, öb, waas, weer. Nach ihnen erscheinen ich und sie in den unbetonten Formen, hier allein tritt auch das zu t verkürzte du auf. (Bei sie gilt dies nur für den Plural (sie = die Menschen) nicht für den Singular Femininum (sie = die Frau): Wir verwenden zur Verdeutlichung in den folgenden Beispielen einen Bindestrich: Wänn-t ehunseh, bringseh de Häiri mit. - Tueseh-mer prichte, wänn-s ehömed. - Wo-n-i ine cho bi, händ-s glachet. - Waas isch passiert, wo-t aachoo bisch? Si händ überchoo, was-s händ wele. - S gaat lang, bis-s chömed - Chasch mache, was-t wottsch. - Er hät nöd kapiert, wie-n-i da inechoo bio - Händ-s di nöd gfrÖÖget, werum-t z sehpaat choo bisch? - Miir isch nöd klaar, (iseh steht für isch-s, siehe unten) werum-s nöd aafanged. - Du bisch häi, wil-t e schlaaffchappe bisch. - Was-t wottsch, mached-s. - Si wänd wüsse, was-i i de rerie tüeg. - Wänn-t mer säisch, weer-t suechsch, hilff-i der aUe - Das-t mer ja nöd z vii schaffsch! - Wänn-s waarted, bis-i chume, chönd-s na lang daa schtaa. - Vor-t gaasch, säisch mer na adie! - Miir isch glych, öb-s rägni. - Ich frÖÖg di jetz zum letschte maal, öb-t mitchunsch. Enklitisches es
Enklitisches sie
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Die Verwendung von es und s (Neutrum Singular) in angehängter Stellung hängt weitgehend vom vorangehenden Laut ab. Das gewöhnliche ist s: Hät-s vii lüüt ghaa? Mer wänd-s go aaluege. Daas isch s bescht für-so Nach einem Zischlaut (s, seh) wird entweder es verwendet, oder das s verschmilzt mit dem vorhergehenden Laut nach den Gesetzen der Assimilation: Isch-es waar oder iseh waar? Miir iseh-es glyeh oder miir isch glych, dagegen nur häsch-es überehoo? Wottsch-es? Händ-s-es aagnoo? Hütt hät s ekäi mee, moorn git-s-es wider (Antwort eines Verkäufers an eine Kundin). Das angehängte Pronomen der 3. Person Plural lautet gewöhnlich s. Wenn ihm jedoch ein weiteres Pronomen, das mit s beginnt, folgt, bekommt es die volleren Formen se oder si: Händ-s d chriesi ggässe? Händ-se-s ggässe? Händ-s di nöi brugg fertig poue? Händ-se-si fertig poue? Händ-se-si aagläit? Haben sie sich angezogen? Die Folge händses gfunde wird man in der Schrift je nach dem Sinn als händ-se-s gfunde? haben sie sie oder als händ-s-es gfunde? haben sie es gefunden auflösen.
Enklitisches ich Das nachgestellte -i der ersten Person kann wegfallen, wenn noch ein weiteres Pronomen folgt: Geschter han-en gsee statt han-i-en gsee. Das mues der aber na säge statt mues-i-der. Doo han-ene ali schand gsäit statt han-i-ene. Pleonastisches du Eine Besonderheit bei der angehängten Form von du -t ist die sogenannte pleonastische Verwendung: das t wird nach den oben genannten Konjunktionen gesetzt, auch wenn das du betont ist, das heisst, das d wird zweimal ausgedrückt: Wänn-t ere duu chasch d chappe wäsche, bisch en mäischter. - Öpper hät de prys ja müese güne, aber das-t en duu überchunsch, hett niemer von is tänkt. Reflexives sich
Das Reflexivpronomen entspricht dem deutschen sich. Es tritt auch in drei Formen auf: siich, sich, si: Er wäscht si; er haltet sich für unreelbar; er tänkt numen a siich.
selbst
Selbst heisst sälber. Er rüemt sich sälber am mäischte. Idiomatische Wendungen: er mäint sich = er hat eine hohe Meinung von sich selbst. Es gaat vorne sälber = es geht von allein; es mag si nöd verträäge = Es ist nicht der Rede wert. Dagegen: Es ist das selbe = es isch s glych.
Wortfolge
Zu beachten ist die Stellung eines reflexiv gebrauchten Pronomens vor einem Modalverb im Perfekt, es kommt vor dem Modalverb: si hät sich welen aamälde si hett sich mijesen aaschtränge si hät sich chöne mäine ich ha mi töörffe anderscht aalegge mir händ is müesen entschuldige
sie wollte sich anmelden sie hätte sich anstrengen müssen sie hatte Grund stolz zu sein ich durfte mich umziehen wir mussten uns entschuldigen
Eine andere Wortstellung als im Deutschen findet sich in der Konstruktion gib es mir = gib mer S. Näheres in Lektion 24. Die Wendung er ist es lautet auf schweizerdeutsch es isch en, ebenso wänn i diich weer = wenn ich an deiner Stelle wäre. grüezi
In der verbreitetsten Grussformel «grüezi» ist auch ein Personalpronomen enthalten. Das heute gebrauchte Verb für grüssen hiess früher grüeze (heute grüesse). Aus «Gott grüez i» (Gott grüsse euch) entstand abgekürzt grüezi. Man kann es zu jeder Tageszeit verwenden und ebenso gut gegenüber Personen, die man siezt und die man duzt. Zu letzteren kann man auch sagen grüez die Es ist üblich, den Namen des Begrüssten auszusprechen: grüezi frau Pfisehter. Richtet sich der Gruss an mehrere Personen, so sagt man grüezi mitenand. Unter jungen oder einem vertrauten Leuten sagt man bei der Begrüssung salü, sali oder hoi; beim Abschied tsehau, tsehau zäme und neuerdings auch tsehüs. Weniger salopp ist uf widerluege, adie oder adiö; auch hier sind adie mitenand oder uf widerluege mitenand gebräuchlich. 55
ÜBUNG
6
Duu bisch es gsy lich mache nüme mit Was duu nöd säisch Von imm hani das nöd erwaartet Von öis chunsch nüüt über Bin öi git s nüüt z lache Eer isch alewil gueter luune Ine chan i s säge Uf miich cha me si verlaa Ire chasch vertroue Vo miir cha si ales haa Eer verraatet nüüt Diich frag i nüme Eer tänkt imer nu a siich Wänn duu gaasch, gaan iich au Wänn miir und iir zämeschatTed ... Si glaubt nu imm Diir hilff i gern lich säge nöd wie Wänn er diich ergere cha, so tuet er s Imm tÖÖrffsch es nöd säge Eer git ene käi chance Miir glaubt das käine Sy chunt nie Wänn sy chunt, so ...
Ich ha sc ho lang nüüt von i ghöört Ich ha mi uf di verlaa Wänn t mitchunsch, ..• Glaub ere nüüt! Wottsch öppis vo mer? Er verraatet di scho nöd Ich frÖÖge di nüüt mee Er git si(ch) müe Wänn duu gaasch, gan i au Chunsch mit is? Sy glaubt em ales Wänn t wottsch, so hilff i der Wien i sc ho gsäit ha GäU, das ergeret di Säg em s Wämer gaa? Glaubsch mer s? Ich hotTe, si chömed gly Chunt si gly? S Trudi isch e liebs Ins mues men äifach geern haa Imm glaub i ales Uf ins hani lang gwaartet Ins han i geschter gsee
Bisch es gsy? Rütt mach i mit Was t gsäit häsch, bringt is nüüt Ich wott nüüt mee von em Wänn schrybsch is wider?
Es isch e liebs Me mues es äifach geern haa Ich glaub em ales Ich waarten uf s Ich ha s geschter gsee
7
LEKTION
D frau Büeler chaufft es chläid VerchöitTeri: Grüezi frau Büeler! Was tÖÖrffs sy? Chundin: Grüezi fröläin. Ich wett geern rooti und ggarierti wulechläider aaluege, oder zäiged Si mer grad chläider i al ne farbe. V. Wänn Si s wänd zumene schwarze huet trääge, gaat root scho am beschte. Da hämer e nöii koläkzioon vo de letschte Paryser modäl. Si händ da ggostüüm i verschidene tööne, hele und tunkle. Mer füered di hübsch fassong i de mäischte nüangse. Ch. Es gfalt mer nöd läid, was Si mer da zäiged. Aber mues me nöd angscht haa, das mer uusgseet wie aU lüüt, wä men e settigs chläid aahät? V. Wüssed Si, wä me di richtig moode wott mitmache, mues me das imer risggiere. Mir händ natüürli au na ganz uusgfalni sache, aber si sind mit soo öppisem glaub besser bedient. Ch. Es hät ja würkli vii schiggi sache drunder. Ich wott em aal epaari von ene probiere zum luege, weles das mer am beschte chunt, vilicht die bäide roote und säb jegergrüen. Ch. Apropo, händ Si di nöien aabigchläider scho überchoo? V. Jaa, öises laager isch grad jetz am beschten yteckt. Chömed Si grad i di ander abtäilig übere, wänn Si wänd so guet sy! Ch. Jaa geern. Was git s nöis i dem winter? V. Di mäischten aabigchläider sind jetz äng, mit hööchem verschluss und freiem rugge. Daa isch grad ganz en apardigs:
Ich bi mit em go schpaziere. Mit imm gaasch go schpaziere, aber um miich chümerisch di nöd. Er müend äntli emaal oornig mache, bi öis isch imer oornig, aber bin öi gseets truurig dry. Waas wänd Si vo mer? Ich wott nüüt von Ine, aber chan i mit de herre vo de tiräkzioon rede? Wänn s daa sind, chönd Si mit ene rede. Glaubed Si, das s furt sind? Me wäiss nie rächt, wo s sind. Mäischtes sind s i de fabrik äne. Ränd s dänn vii z tue? Ja, si schatTed i äim furt. Vo diir han i netti gschichte ghöört; wänn t di nöd besserisch, wäiss i nöd, was t äigetli tänksch. Isch si scho daa gsy? Näi, aber eer isch scho bin is gsy. Rät er i kän pricht ggee? Näi, von imm erwaarted mer so öppis ä gaar nööd. S Anni leert jetz autofaare. De vatter hät s em äntli erlaubt. Bruucht s ächt lang, bis s es gleert hät? Ich glaube, für ins isch es liecht, ees hät energii. 56
57
en schwarze samet mit ere goldige schleppe. Für Sy wüüri aber eender wyss empfele. eh. Händ Si daa öppis bsunders elegants? v. Ja, lueged Si emaal das da aa. Und dänn wüssed Si, wänn Si vom sumer heer e prüünti huut händ, würkt nüüt besser, als e tüüf uusgschnittes wysses chläid. Oder suscht, lueged Si emaal das fiolet terileenchläid aa. Das isch en aagneemi abwächslig, wänn Si emaal nöd i ganz groosser aabigtoalete wänd uusgaa. eh. Si händ würkli schööni sache daa, wo s äim gluschtet z chauffe. Ich mues mer s aber na überlegge. Für hütt tank i Ine, das Si mer ales eso grüntli zäiget händ. V. Es isch geern gschee. TÖÖrffed mer Ine das wulig chläid schicke? eh. Ja, schicked Si s na i dere wuche. Adie fröläin! V. Uf widerluege, frau Büeler! VOKABELN
fiolet eender apartig, apardig schigg tajöör" schüp" Iybli "
lila eher besonders chic, piekfein Tailleur, Schneiderkleid Jupe, Rock Leibchen
uusgfale es chunt mer uf widerluege uf widerlose de mose ö de molch ö de blagööri " beesch
nicht alltäglich es steht mir auf Wiedersehen auf Wiederhören Fleck, Flecken Molch,langweiliger Mensch Aufschneider sandfarben
3. Nach einem Adverb: gnueg süesse moscht, waansinig groossi begäischterig, zimli hööchs fieber, vii schööni chläider, epaar alti büecher, es paar alti schue. 4. Nach Zahlwörtern: zwee jungi saxofonischte, föif italienischi musiker, hundert begäischtereti zuehörer. 5. Nach Personalpronomina in der Einzahl: iich alti püüri, duu liebs schätzli, Si gwundrige mäntsch. 6. Nach myn, dyn, syn: myn nöie mantel, myn nüünjeerige soon, dyn gwundrige naachber, syn verlotterete gaarte. 7. Für den Dativ Singular gibt es noch eine Form auf -ern und -er, die bei Adjektiven ohne eines der aufgezählten Bestimmungswörter gebraucht wird. Sie entspricht der deutschen Form, kommt aber weniger häufig vor: us puurem nyd, mit vollem muul, miir guetmüetigem tropf, diir alter frau, bi gueter gsundhäit, mit groosser müe, trotz heftigem widerschtand. SCHWACHES
Grundfall
maskulinum
femininum
neutrum
ADJEKTIV
Singular
de guet
di guet di guete
s guet
Plural
Der Dativ endet im Singular und Plural auf -e. Verwendung der 1. Nach dem bestimmten Artikel: de bescht tokter, di alt fasnacht, schwachen Form s suuber wasser, di junge schtörch.
2. Nach Demonstrativ- und Indefinitpronomen: dee alt blagööri, die aaschpruchsvoll daame, daas aartig chind, die aartige chind, säb jung böimli, jedes nöi mitgliid, ali änglische schriftschteler, weli jung artischtin. Nach etlichi und was fürigi schwankt der Gebrauch
Das Adjektiv Wie alle germanischen Sprachen (ausser dem Englischen) unterscheidet das Schweizerdeutsche beim Adjektiv zwei Deklinationen, die traditionellerweise «stark» und «schwach» genannt werden. Ihre Verwendung richtet sich nach bestimmten Regeln, die im folgenden dargestellt werden. Der Dativ Plural und Singular endet immer auf -e, vorbehältlieh Punkt 7, so dass er in der folgenden Tabelle fehlen darf. STARKES
Grundfall
ADJEKTIV
Singular Plural
maskulinum
I en guete
femininum
neutrum
e gueti gueti
e guets
zwischen starken und schwachen Endungen.
3. Nach Possessivpronomen: myni alt jagge, mys root chläid, dyn grüene huet, iri roote röck, öisi wulige mäntel, öii altmöödige tschööpe. Hier ist die beim starken Adjektiv, Punkt 6, schon genannte Ausnahme zu beachten, dass nach myn, dyn, syn (nur Maskulinum, Singular, Grundfall) das starke Adjektiv steht. Man unterscheide also
I
syn nöie mantel von ire nöi mantel. 4. Nach wir und ihr: miir zueverleessige handwercher, iir trüebe mölch.
Verwendung der 1. Nach unbestimmtem Artikel und den folgenden 6 hier aufgeführten starken Form Stellungen: en tröie hund, e flyssigi gletteri, e frächs muul, blaui
möse; liebe götti, häiligi äifalt, schööns wätter, hööchi schtüüre. 2. Nach äin, käin: äin nöie gmäindraat, käi äinzigi gmäindrÖÖtin, kä gültigs gsetz, kä frischi liferige.
58
I
Lautliche Anpassungen
Adjektive, die auf Zischlaut ausgehen (s, sch, z) schieben vor die Endung -s ein -e- ein: e groosses huus, e häisses ise, e schwarzes
chläid, e beesches halstuech, e bööses muneli. 59
Die Endung -e wird immer mit Sandhi-n verbunden, wenn das folgende Wort mit Vokal beginnt: gueten aabig, mit emen alten aahänger, di grüenen und rooten öpfel.
d nazioon aber di schwyzerisch nazioon d völcher aber di öiropeeische völcher es land aber e demokraatisches land
Ein Sonderfall ist chly (klein). Statt chlys heisst es chlyses. In den übrigen Formen schiebt es ein -n- vor die Endung; e chlyses chind, en chlyne, chlyni lüüt.
Nun muss der Adjektivartikel auch gebraucht werden, wenn ein Adjektiv substantiviert erscheint; dieser Fall tritt sehr häufig ein, und manche Adjektive haben sich so verselbständigt, dass man gar nicht mehr daran denkt, dass sie ursprünglich Adjektive oder Partizipien waren. Dennoch flektieren sie in beiden Sprachen weiter wie Adjektive. Greifen wir drei Beispiele heraus, die durchaus identisch sind.
Dieses -n- tritt auch bei früe auf: en früene zuug, früeni bire. Das Neutrum ist aber regelmässig: e frües vögel i. Die Wörter auf -eI werfen vor vokalischer Endung das -e- aus: De tunke I wald, e tunkeIs zimer, aber e tunkli wand, die tunkle macheschafte. Adjektive und Partizipien auf -e
Bei dieser gros sen Gruppe heisst es aufgepasst. Die Wörter endeten im Mittelhochdeutschen und enden noch im Deutschen auf -en, dieses n ist im Schweizerdeutschen abgefallen, tritt aber wieder in Erscheinung, wenn eine vokalische Endung folgt. Dies hat nichts mit Sandhi zu tun. Die Übertragung der vorher präsentierten Tabellen sehen also folgendermassen aus (Beispiel: gefunden): stark
I en gfundne
e gfundni
e gfundes
~fundni
schwach
de gfunde
di gfunde di gfundne
s gfunde
En offes fäischter, en offni türe, s offe fäischter, di offe türe, en trochne mantel, de troche mantel, di trochne mäntel. Gsottni herdöpfel, e gfundes frässe, e gschliffes muul, s gschliffe mässer. (Viele Beispiele in der Übung dieser Lektion.) Der Adjektivartikel
Vor einern Adjektiv kann nie der Artikel d stehen, sondern dafür gibt es eine eigene Form, welche di lautet. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem Demonstrativpronomen die. Also di jung frau = die junge Frau, aber die jung frau = diese junge Frau. Auch der neutrale unbestimmte Artikel es hat eine eigene Form vor Adjektiven, nämlich e und vor Vokal en. Während der Artikel di strikte durchgehalten wird, bestehen beim e Schwankungen; es wird nicht als Fehler empfunden, wenn jemand statt e bräits bett sagt es bräits bett. Das Wort für kein entspricht durchaus dem unbestimmten Artikel, wenn es vor einern Substantiv steht en : kän, e : kä, es : käse Wenn es vor einern Adjektiv steht, so fällt im Neutrum ebenfalls das -s ab, also kän maa, kä frau, käs chind, aber kä chlyses chind.
60
der die ein eine die
Bekannte Bekannte Bekannter Bekannte Bekannten Bekannte
de di en e di
bekant bekant bekante bekanti bekante bekanti
der di en en di
aagschtelt aagschtelt aagschtelte aagschtelti aagschtelte aagschtelti
de di en e di
tüütsch tüütsch tüütsche tüütschi tüütsche tüütschi
Eine Abweichung Unter dem Einfluss der Schriftsprache und der Dialekte von Bern und Basel haben einige Sprecher die Neigung, anstelle der endungslosen Formen des starken Adjektivs die Endung -i einzusetzen. Dieses -i erscheint besonders häufig in nicht-spontaner schriftsprachlich gedachter Rede oder beim in Mundart übertragenen Ablesen schriftsprachlich konzipierter Manuskripte. Da hört man dann s nazionaali interässi, der umschtrittni tüürigsuusglych, s nöi schtrukturierti organigramm, di andersch konzipierti vercheersaalag. Die Endung -i erscheint auch, wenn ein Adjektiv besonders betont werden soll: di zääti und nöd di nüünti AHV -rewisioon. Sie kann auch dazu dienen, harte Konsonantenzusammenstösse zu vermeiden: de grööschti täil, di äinzigi keernschpaltig, di uustüüftletischti zäntraalschaltig.
ÜBUNG 7
en roote rock e nöis chläid ejungi frau en chlyne bueb e chlyses mäitli chlyni buebe mit chlyne buebe de root schüp dijung frau de chly bueb s chly mäitli di chlyne buebe e frües chriesi en früene gascht
e frisches hämp en nöie fernsee en ebni flechi e tunkeIs pier s tunkel zimer di tunkel nacht di tunkle nächt e goldigs chetteli s goldig chetteli di goldige ring goldigi ring imene nöie chläid mit nöie hüet von eren alte frau
nöii chläider grosse gott du liebi zyt du heerzigs chäferli mit eme chlyne hund chlyni hünd im groosse ganze en altmöödige tajöör kän alte huet kän äinzige franke kä guets haar kä wichtigi sach myni jung chatz mys nöi chläid 61
myn guete fründ myni alt täsche myni alten eitere bi mynen alten eitere vo mym guete fründ vo myner guete fründin s troche lybli troches wätter trochni witz uftrochne schtraasse di gschtole brieftäsche der underschribe vertraag di underschribne brief en offes räischter s offe räischter bimene offne fäischter bi offnem fäischter de zfride gascht en zfridne gascht
zfridni gescht e zfrides gsicht gsundi lüüt di gsunde lüüt bekanti myni bekante en tüütsche e tüütschi en ledige e ledigi di ledige ledigi en gschidne maa e gschidni frau e gschides paar de gschide maa di gschide frau s gschide paar gschidni lüüt bi de gschidne bimene gschidne maa en gschidne e gschidni di gschidne radikaali politiker
di radikaale en beförderete beamte befördereti beamti di beförderete beamte en gfangne e gfangni di gfangne der obdachloos en obdachloose obdachloosi bi den obdachloose bi helem liecht i tunkler nacht us puurem eerger ich turnen esel mir armem tropf i trüeber schtimig bi guetem humoor bi guete koleege öppis nöis nüüt guets kän läbige mäntsch kä läbigi seel kä läbigs tierli
8
LEKTION
Wer macht di schönscht schuelräis? Oski: Was mached iir für e schuelräis das jaar? Marco: Ich wäiss es nöd, me hät bin öis na nie gredt devo. Röbi: Öisi leereri hät gsäit, das jaar gäb s öppis ganz tolls, aber si sägi jetz na nüüt; es gäb drum en überraschig. Säg duu, Oski, was git s dänn bin öi? Oski: Mir faared mit em zuug uf Brunne; dänn gömer mit em schiff über de see uf Treib und vo deet mit em säilbäänli uf Seelisberg ufe. Dänn lauffed mer uf em «Weg der Schweiz» uf Bauen abe. Das schtuck wääg isch ja vom kanton Züri pout woorde, das wüssed er hoffetli. Dänn lauffed mer aber na wyter bis uf Flüele. A säbem schtuck wääg sind en ganze huuffe kantön betäiliget. Marco: Das weer mHr aber z wyt. Oski: Defüür tÖÖrffed mer vo Flüelen uus wider mit em schiff faare; villicht hämer sogar en tampfer. Myni elter schwöschter hät gsäit, mit dym leerer göng s i dym jaargang gwönli nu bis an Ryfall. Da lauff i lieber echli mee und gseene dänn au öppis nöis. Das isch doch leessig. Röbi: Da wämer dänn doch na luege, öb öisi leereri nöd e na besseri idee hät. Uf em wääg vo de Schwyz bin i überhaupt scho gsy, mit mym vatter und myner mueter.
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63
62 ,.1'
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Neben öise, öisi, öises und öie, öii, öies werden auch Formen mit eingeschobenem -er- gebraucht: öisere, öieri usw.
Oski:
Aber so schööni bilder, wie öise leerer amigs a d wandtafle zäichnet, bringt öii leereri nöd ane. Röbi: Tumms züüg. Mir reded jetz doch nöd vom zäichne, es gaat um d schuelräis. Überhaupt, bin öisere chunt s uf anderi sachen aa. Sy isch äifach gmögig, und si hät aHpot ideene, wo super sind. Oski: Werum säisch nüüt, Marco? Marco: Öisen isch äifach en schtuure chog. Ales gaat bin em nach scheema eff und ales mues uf s tüpfli gnau sy. Oski: S gaat ja nümen esoo lang. Wänn er dänn em aalen i d sek chömed, isch sowiso ales andersch. Myni schwöschter säit, si heb deet en leerer, wo bin aHne syne schüeler beliebt isch. Es chönnt ja sy, das du au zu dem chunsch. VOKABELN
sek chog tüpfli chreeze schoggi güggel weggli zäine schnauz büsi schlyffi sägisse gugelupf
Sekundarschule Schimpfwort Pünktchen Rückentragkorb Schokolade Hahn Milchbrötchen Tragkorb Schnurrbart Kätzchen Gleitbahn auf Eis Sense Gugelhopf
100
chabis suri wäidlig taggel naastuech finke poschte schpine leessig irrleess nüüt huusmäischter
Lohn Kohl Kreisel Kahn Dackel Taschentuch Pantoffeln Einkäufe machen phantasieren wunderbar, toll noch leessiger nichts Hauswirt
Das Possessivpronomen mein, dein, sein unser, euer, ihr
Mask.
Singular, Grundf. Dativ Plural, Grundf. Dativ
Fern.
Neutr.
Mask.
mys
öise öisem
Fern.
Neutr.
Wie bei einigen anderen Wörtern (z. B. miir/mir oder das/daas ist auch die Länge von myn, dyn, syn nicht stabil. Bei raschem Reden wird das y gekürzt, dann ist die Schreibung min, din, sin angebracht. Neben mynere, dynere, synere gibt es auch myner, dyner, syner.
64
Beispiele: Euer Haus ist nicht so gross wie das unsrige, dafür hat das eure einen grösseren Garten: Öies huus isch nöd eso grooss wie öises, defüür hät öies en gröössere gaarte. Meine Mutter schenkte mir zwei Franken, was hat dir die deinige gegeben?: Myni mueter hät mer en zwäifränkler gschänkt, was hät der dyni ggee? Lass meinen Kugelschreiber in Ruhe, schreib du mit dem deinigen: Las myn chugelschryber i rue, schryb du mit dym! Meiner Frau geht es gut, wie geht es der deinigen?: Myner frau gaat s guet, wie gaat s dynere? Eher volkstümlich aber häufig zu hören sind die Ausdrücke my ni für «meine Ehepartnerin» und entsprechend myne für den Partner.
11
Besitzanzeige
Im Gegensatz zum Gebrauch des Deutschen meiner wird my ne ohne Berücksichtigung von Geschlecht und Zahl zur Angabe eines Besitzverhältnisses gebraucht: dee öpfel isch myne, die täschen isch dyne, das mässer isch syne. Eher beliebter als das Possessivpronomen ist in diesen Fällen der Dativ des Personalpronomens: dee öpfel isch miir, die täschen isch diir, daas mässer isch imm, die büecher sind öis. Dieses gehört mir kann also sowohl mit daas isch myne wie mit daas isch miir wiedergegeben werden. Ausserdem gibt es auch das Wort ghööre, man kann also auch sagen daas ghöört miir.
ÜBUNG 8
Wie myn werden flektiert dyn und syn, wie öise öie und ire. Varianten
Substantivischer Im Gegensatz zum Deutschen kommen die Possessivpronomen nie in Verbindung mit Artikel vor: Der meine, die meine, das meine heissen Gebrauch kurz myne, myni, mys. Zum deutschen der meinige gibt es keine Entsprechung. Der meinige heisst kurz myne.
myn brüeder my ni chappe myn rernsee öise tiräkter öii schoggi ire güggel iri hübschi ires bääbi öisi chriesi myni rööschti syn 100 dys naastuech syni finke mys bileet
öisi weggli öises büsi mit irem suri ufmym welo mit öisem taggel bin öisem naachber a sym schnauz mit dym chabis i syner chreetze in irer wöschzäine bin öisere huusmäischteri uf öiere schlyffi in irer öpfelweee
ufmym ross i sym wäidlig myn nöie wage dyni schwaarz chappe sys bruun ross ires grüen chläid öise nöi tiräkter öies gschtole welo öisi guet schoggi myni chlyne chind bi myner alte tante öisi schaarff sägisse ire böös taggel 65
öisi frische weggli sys ungültig bileet uf irem bruune ross bi öisne liebe fründ in öisne waarme finke mit irem süesse gugelupf my ne
ires öisi öie sys syni ire öises öies
S ross isch miir (oder myne) De taggel isch diir D schoggi isch imm S büsi isch ire D weggli sind öis De gugelupf isch öi D chläider sind ine
Myni uur gaat voor; was häsch für zyt uf dynere? Myni schpint au echli. Wem syn hund isch daas? Myne isch er nöd. Isch er nöd dyne? Ich glaube, er isch syne oder ire. Öie hund hetzt aliwyl öisi chatz. D redakzioon hät es zirkulaar an iri mitarbäiter gschickt. D frau Brändli poschtet für iri familie. De vatter gaat mit sym soon und syner tochter go schpaziere. I öisere familie git s bald es hoochsig. Mys nöi töffli isch scho kabut, häsch du mee glück mit dym? Dys chly hündli isch hüt fascht under es auto choo. Öises hiesig obscht isch konkurränzfeeig. Öii modeern schtägehuusbelüüchtig git e schööns liecht. Ire schiischtock isch verbroche. Si bezauberet ali wält mit irem früntliche wäse. Lueged si öisi schaufäischter aa! Öisi nöie modäll sind geschter aachoo. Lönd Si Iri soorge dihäim und chömed Si zumene luschtigen aabig in öises gabaree!
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9
LEKTION
Wie äine zumene nöie prueff choo isch Myn fründ Emil hät em aal amene hoochsig vil applaus überchoo wäg eme gedichtli, und drum hät er sider allpott öppis voorträit, wänn er amene fäscht gsy isch. Mit de zyt isch er imer gfitzter woorde und syni veers sind au imer lüschtiger woorde. Wänn er hütt amigs zumene hoochsig yglade wiirt, gaat er zu den eitere vo de bruut und vom brüütigam und au zu denen ire fründ. Deet samlet er anekdooten und gschichtli, und die bout er dänn i syni «hoochsigskarmina» y. So säit er amigs echli gschwulen uf latynisch. Soo isch er naadigsnaa zumene profi woorde. Wil er so vil urne chunt, han i en emaale gfrÖÖget, was hüttigstags öppe de bruuch seig bim hüüraate. Er hät mer dän prichtet, imm fali s uuf, wie die hoochsigsfäscht denand glychid. Mäischtes göng s bruutpaar zäme mit de züüge am vormittaag oder sogar am taag vorane uf s schtandesamt für d ziviltrouig. Das sig dänn eender e trochni sach; im beschte fall göngid s nachane zäme zumenen apero und eme chlynen ässe. S äigetli fäscht chömm dänn am neechschte taag. Also, das sig esoo: D hochsigsgescht, das sind verwandti und fründ oder au prueffskoleege nämed natüürli ader äigetliche trouig täil, das ghäisst, si chömed i d chile, wo de pfarer s hoochsigspaar zäme-
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git. Au lüüt, wo suscht äigetli nöd religiöös sind, möchted doch imer na geern i de chile trout weerde. Psunders beliebt sind hüttigstaags gwüssi heerzigi hoochsigschileli nöimen uf em land. Dänn mues sich natüürli di ganz gsellschaft verschiebe oder disloziere, wie mer im dienscht säged. Für daas mieted di äinten en ggar, oder di andere - wil ja hütt doch di mäischte Iüüt motorisiert sind - bilded kolone vo gschmückten auto, wo s demit dänn uf s land use faared. Öppedie schtygt men au in es noschtalgisches tampfzügli, wänn deet äis urnen isch. D hauptsach isch dänn s hoochsigsässe imene renomierte reschtorant. Deet hät de bruutvatter syni reed, won er demit syni tochter irer nöie familie übergit, und dänn chunt scho gly di grooss schtund vo mym fründ Emil. Da mues er nöd nu sys hoochsigskarmen vom schtapellaa, er mues au de tafelmajoor schpile, für d musig soorge, tänz und gsellschaftsschpiiler organisiere. Für daas hät er esone rutinen überchoo, das er druus en prueff gmacht hät. Wänn Sie emaalen es inserat inere zytig gseend «Als hoochsigsorganisator und fäschtredner empfilt sich E. Freudenberger, Telefon 0111234567», so chunt das vo mym fründ Emil. VOKABELN
prueff -üeBeruf hüüraate heiraten züüge" Zeuge dienscht Militär Berufsmann profi tafelmajoor " Festarrangeur bruuch -üüSitte gfitzt pfiffig
gschwule naadigsnaa allpott urne Uni Poli
Spezifisch schweizerische
hochtrabend allmählich immer wieder umher Uni versität ETH, Eidg. Technische Hochschule
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a us uf na,nach um dur under hinder über näbet zwüschet wäret wäge, wäg
in an aus auf nach um durch unter hinter über neben zwischen während wegen
vor vo Z,zu,zue bi, by gäge,gäg sid ooni mit ussert inert schtatt trotz tank ... naa
vor von zu bei gegen seit ohne mit ausser binnen statt trotz dank längs
von - herab auf, über jenseits inmitten diesseits gegenüber oberhalb
unena ussen a inen a hinen a vornen a
unterhalb ausserhalb innerhalb auf der Rückseite von auf der Vorderseite von
Zur Anwendung
En schtäi ab em heerz Das doorff isch ab de wält si isch ab de rytschuel gschprunge Dee isch ab de schine Bis änen use Änet em beerg hät s au Iüüt Domodossola isch änet em Simplon Heerwerts vo Uschter Zmitts im doorff schtaat d chile De baanlinie naa gaat en autobaan Ussen am wald isch e depony Unen am doorff flüüsst en bach Wisawy vo de chile schtaat s raathuus
Bei Ortschaften und Ländern
Bei Orten und Ländern ohne Artikel dient uf für die Angabe der Richtung, während z das Verweilen angibt:
vom Herzen abgeschieden vom Karussell gesprungen auf und davon bis zum geht nicht mehr jenseits des Bergs jenseits des Simplons Uster von Zürich aus gesehen mitten im Dorf der Bahnlinie entlang ausserhalb des Walds unterhalb des Dorfs gegenüber der Kirche
uf Züri, uf Basel, uf Chuur, uf Amerika, uf Frankrych nach Zürich usw. z Züri, z Basel, z Chuur, z Frankrych in Zürich usw. Dagegen mit Artikel: i d Schwyz, i de Schwyz, i s Elsass, im Elsass.
Die Präpositionen Den deutschen entsprechende
ab ob änet zmitts i heerwerts vo wisawy vo oben a
Die Regel wird heute nicht mehr von allen Sprechern konsequent befolgt; man bekommt auch in Züri und nach Züri zu hören.
I
Gedehnte und gekürzte Präpositionen
Es ist eine Eigentümlichkeit des Schweizerdeutschen, dass Präpositionen sowohl mit betonten wie mit unbetonten Personalpronomen verbunden werden können, wobei im letzteren Fall die Präposition allein der Tonträger wird und bei Vokalzusammenstoss (Hiatus) Binde-n auftritt. Man vergleiche die folgenden Kontraste: vo miir vo diir von imm von ire von öis
vomer vo der von em von ere von is
von öi vonine bi miir bidiir biimm
von i von ene bymer by der bynem
bi ire bi öis bi öi bi ine näbet imm
byn ere byn is byn i byn ene näbet em
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näbet ire näbetine zu miir zu diir zuimm zu ire zu öis
näbet ere näbetene zue mer zue der zuen em zuen ere zuen is
zu öi zu ine mit miir mit diir mit imm mit ire mit öis
zuen i zuen ene mit mer mit der mit em mit ere mit is
mit öi mit ine über in über sy über sy
Eine heute weniger oft gebrauchte Verschmelzung betrifft den Dativ Plural. An, von, bin, zun, in standen für ade, vo de, bi de, zu de, i deo Z. B. Bin grieche bei den Griechen. Von nüüne bis zun zwölfe von 9 bis 12 Uhr.
mit i mit ene über en über si über s
I
Verbalzusammensetzungen
Wie die Beispiele zeigen, hat bei eine kurze Form bi und eine gelängte by. Bei zu lautet die kurze Form zu und die betonte zue. Die dritte Variante dieser Präposition z erscheint vor dem Infinitiv und vor den Ortsnamen.
i: ytue einknöpfen du muesch dyni chnöpf ytue ob: oobhaa auf dem Herd haben wie lang häsch d suppen oob? a: aamache befestigen mach de laden aa us: uus-choo sich verstehen mir chömed guet uus mit ene uf: uuftue öffnen d tierli tüend d augen uuf dur: duurtue auswischen tue das duur und schryb s nöi zu: zuemache schliessen mach s fäischter zue na: naaschtyge begreifen schtygsch naa, häsch kä langi läitig? vor: voorchoo vorkommen so öppis chunt äim mängsmaal voor bi: byschtaa beistehen schtand mer by!
Das Binde-n ist vor den unbetonten Präpositionen unabdingbar: zuenem, vonere usw., vor den betonten willkürlich: bin öis und bi öis. Sandhi und Verschmelzungen
Die schweizerdeutschen Präpositionen regieren den selben Fall wie die entsprechenden deutschen. Da es im Schweizerischen aber keinen Genetiv gibt, regieren wäge, wäret, schtatt, trotz den Dativ, andere wie kraft, halber, in betreff, zwecks, binnen, angesichts, jenseits fehlen im Schweizerdeutschen völlig. Die vokalisch auslautenden Präpositionen a, i, vo, gäge, wäge haben im Hiatus ein Binde-n: an öisi fründ, in alne döörffer, von Effreetiken uf Dietlike, gägen OlSI überzüügig, wägen arbäitermangel, an en baum, in es hüüsli, in e chile. Eine eigentliche Verschmelzung von vokalisch auslautenden Präpositionen mit Artikel tritt ein im Dativ Singular. Die Verschmelzung geht dabei nach folgender Regel vor sich: In den Artikeln emene, enere, em fällt das erste e ab und wird ersetzt durch die Präposition, zum Beispiel: a + emene wird zu amene. Die folgende Liste enthält sämtliche Fälle: a vo bi zu
} { emene + enere = em
amene imene vomene bimene zumene
anere inere vonere binere zunere
am im vom bim zum
Zu als einzige Präposition verschmilzt mit de(r) zu zur.
Wenn a und i vor dem männlichen bestimmten Artikel de stehen, tritt oft eine Verschmelzung mit dem sonst ausgestorbenen Akkusativartikel «den» ein. Statt a de tisch pütsche an den Tisch stossen und i de see flüüge in den See fallen heisst es dann an tisch pütsche, in see flüüge. Man gebraucht aber auch die unverbundenen Formen a de und i deo 70
Viele Präpositionen bilden mit Verben sogenannte Komposita. In diesen nehmen zahlreiche Präpositionen eine gelängte Form an. Diese wird uns in Lektion 21 bei den zusammengesetzten Adverbien auch wieder begegnen.
Idiomatische Wendungen
ÜBUNG
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Das chunt mer z pass Me gaat z chile I d himbeeri gaa Vor de häiteri schtaa Uf chrankeschy blaue mache Äis über sander maal Um s verrode nöd Er isch zue
Das kommt mir gelegen Man geht in die Kirche Himbeeren pflücken gehen Vor dem Licht stehen Krankfeiern auf Kosten der Kasse Immer wieder Um keinen Preis Er ist wegen Drogen oder Alkohol nicht ansprechbar
-Mer sind uf s Albishorn I de tüüfti isch es tunkel gsy gwanderet De hund isch in hoof gränt er em öpfelbaum isch Und Si hät de maa welen i d trüli fallobscht gläge schpeere Under de tane ligged nadle D muus isch is loch gschloffe Am eerschte mäi git s en umzuug Ich ha d gschänk under de chrischtbaum gläit Ade Wybeergstraass hät s Si händ e läitere under d linde epaar hotel gschtelt Ich han en brief an presidänt D chatzisch under s fass gchroche gschribe Über em flugplatz isch näbel Mer sind uf em Bachtel gsy gläge Mer sind uf de Forch gsy Über d brugg isch en zuug Mer sind uf der Üetli gfaare tunneret Mer sind uf d Lägere gschtige 71
S wasser flüüsst under de brugg dure Si isch bis under d brugg gschwume Vor em eerschte schnee händ s d schnüüze paraad gmacht Vor de wienecht git s vil z tue Er isch vor em orcheschter gschtande Er isch vor s orcheschter ane gschtande Si sind vor de räkter zitiert woorde Si händ angscht ghaa vor em räkter Schtand nöd vor d uussicht! Imene laagerhuus isch s gschtole welo gschtande Si isch in en lade ggange Si isch in es gschäft ggange Si isch in e molki ggange Amene schööne taag isch es passiert An ere chilbi isch es luschtig Ich han an en hööche beamte gschribe Ich han an e behörde gschribe Näbet em paanhoof isch s Landesmuseum Hinder em Museum isch de Platzschpitz Ich han an e schtedtisches amt gschribe Es hät salaat ghaa uf eme beet Uf ere tafele isch es verbot gschtande Si sind uf en beerg gschtige Si sind uf e flue gehl äderet Si händ uf es seeli abeglueget Wänn zwäi under äim tach müend läbe Under äiner tecki schtäcke Es hät s bääbi under eme pfulme verschteckt
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Si hät de film under e glaasplatte gläit Schind isch under es auto choo Er isch über eme huuffe dokumänt gsässe De balloon isch über ere schtadt schtaa plibe Ich bin über e schwele gschtüürchlet Mer händ über es buech gredt Vor eme rootliecht halte Vor ere barieere hät s en schtau ggee Si sind vor e schlichtigsschtell uufpote woorde Si sind vor es gricht choo De schy hät hinder eme bild gchläbt D suffiööse isch hinder ere ggulisse gschtande De mäiechäfer isch hinder en voorhang gfloge Näbet ere autobaan isch vii leerme Näbet en autobaan tÖÖrff me käi hüüser boue Vom eerschte jäner aa Ich bin inert ere wuche fertig Si händ ab em glachet Änet em Züribeerg Zmitts i de schtadt Me sind de Limmet naa ggange Oben a de säilbaan fangt de wald aa Unen a der Uni lyt d schtadt Imene zält ine tÖÖrff me nöd rauche Hinen am bileet hät s reklaame Vornen am auto sind d schywerfer Mer gönd uf China Z Peking hät s vii welo Z Japan produziered s elektroonischi greet
Z Wolishofe schtaat di root fabrik Z Schtettbach chömed tram und S-baan zäme Dur de Gotthard chunt men is Tessin Zwüschet em Poli und der Uni hät s e schtraass Zwüschet de Limet und de Sihl lyt de paanhoof Under de wuche gan i nie uus Er schtaat näbet em haupme Er isch näbet de hauptme gschtande
Wäge de lawynegfaar isch d pischte gschpeert gsy Ern bach naa wachsed wäide Änet em Rhy lyt Chlybasel Sid langem isch es schtill um en Ich bin z gascht gsy byn em Amene fyrtig sind d läde zue Miiraa eh asch na blybe Bin öis git s nüüt settigs Gang zu imm, nöd zu ire Gib s zue, zu miir chasch es säge Hüttemorge bin i byn em gsy Mit diir mues i na es wöörtli rede Bis lieb, chumm zue mer
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LEKTION
Rätschen isch an es vergnüege Ern buumäischter Manassi syni frau und d frau vom leerer Schüürme sind nachberine. Si chömed guet uus mit enand, und nüüt tüend s lieber als nach em poschte echli zämeschtaa und rätsche. Es isch grad en nöie tokter i de nachberschaft yzoge. Si finded, dee heb scho es gfell ghaa, das er grad e wonig gfunde hät, aber psunders nimt si s jetz wunder, was dem syni frau ächt für äini isch. Si händ si nämli nanig gsee; nu em tokter syn huusraat hät ene glägehäit ggee zum bim zügle echli schpienzle. Das huus vom tokter isch früener emene koloniaalwaarehändler gsy. Mit dem syner huushelteri händ s öisi daame nöd eso guet chöne. Es hät si geergeret, das die chüngel und hüener gha hät; s chreee vom güggel isch ne psunders uf de wecker ggange. Dem koloniaalwaarehändler syni vycher sind alewyl na daa, er cha si welewääg nöd i s altershäim mitnee, aber was macht ächt de tokter mit ene? Wo s mit dem theema fertig gsy sind, händ s es vo de chilepflääg ghaa. Si sind mit de meerhäit vo de chilepfläger nöd yverschtande. S amt vom zwäite pfarer isch vakant, und d frau vom leerer findt, me hett si au sele i d pfarrwaalkommissioon weele. D frau Manassi findt das au; das gschprÖÖch vo dene zwo schwätzbäsene über di lokaal chilepolitiik isch dänn zimli uusgibig woorde, und es isch ne
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gar nöd uufgfale, wo s halbi zwölfi gschlage hät. Da settid s doch scho lang dihäime sy zum de zmittaag choche. Ern leerer syni frau mues phünktli paraad sy mit em zmittaag; eer chunt amigs sofort häi us de schuel und er hät nöd wyt. De frau Manassi iri chind chömed natüürli au häi, wänn s uus händ, aber mit dene nimt si s nöd eso gnau, eer blybt im büro oder er isch nöime wyt ewägg uf eme bou. Wo di bäide nachberine dänn doch na gmerkt händ, wie schpaat das es isch, sind s verschrocke, händ denand gschwind adie gsäit und sind in irne hüüser verschwunde. VOKABELN
chüngel" huen üe -er chilepflääg -e schwätzbäsi -ene gfell heli " teescheewee Zürizytig Tagi güsel Wältschland schpienzle zügle rätsche welewääg
Kaninchen Huhn Kirchenvorstand Klatschtante Glück Hubschrauber TGV NZZ Tagesanzeiger Müll französischspra chige Schweiz spionieren umziehen klatschen wahrscheinlich
ächt nanig luuser boue buumäischter schpaat schöne mit ufde wecker gaa s haa mit guetzli eh ritz schtift schtiftin nöime, näime
wenn man an ihren Ausgangspunkt denkt. Aus einer Wendung wie Ern puur isch sys huus abeprännt entsteht durch Verschiebung des Possessivpronomens ein possessiver Dativ: em puur sys huus isch abeprännt. Man vergleiche auch: mynere tochter hät dee lu user ires bäbi ewäggnoo, durch Umstellung wird daraus ein possessiver Dativ: Myner tochter ires bäbi hät dee luuser ewäggnoo. Noch ein Beispiel: Mym vatter isch syn huet devoo gfloge wird zu mym vatter syn huet isch devoo gfloge. Der possessive Dativ wird gewöhnlich nur bei Personen gebraucht, Ausnahmen sind aber möglich, z.B. bei Firmen.
wohl, vielleicht noch nicht Lausekerl bauen Baumeister spät gut auskommen nerven sich beschäftigen mit Kleingebäck Zank, Differenzen Lehrjunge, Azubi Lehrmädchen irgendwo
die Freunde Heinrichs das Kleid der Frau Bühler das Kleid meiner Freundin der Mantel jenes Soldaten
Man vergleiche: em Hodler syni bilder = die Bilder Hodlers, aber es bild vom Hodler = ein Bild Hodlers.
'I
.,,\
Unlogische Ver- Nun kann aber das regierende Wort (d.h. jenes, auf das sich der Genetiv bezieht) seinerseits von einer Präposition abhängen: Ich ha s zu schmelzungen mym fründ sym vatter gsäit. Wenn nun aber dieses zu oder eine andere Präposition vor einem Artikel steht, so verschmilzt es mit ihm nach den in Lektion 9 beschriebenen Regeln, obschon es logischerweise gar nichts mit ihm zu tun hat:
vo (ern maa) syner syte bi (ern Häidi) syner leereri i (ern tokter) syner praxis zu (de frau) Manassi irer nachberi
Der Genetiv
von der Seite des Mannes bei Heidis Lehrerin in der Praxis des Doktors zu der Nachbarin von Frau M.
Das ergibt in der wirklichen Sprache:
Die schweizerdeutschen Substantive haben keine Endungen, um den Genetiv auszudrücken. Statt dessen dient entweder eine Präposition oder der possessive Dativ. Gleich wie man französisch Le toi! de la maison oder englisch A speech of the chairman formuliert, so sagt man auf schweizerdeutsch: Mit Präposition
stach vom huus e reed vom presidänt de prys von ere tuurte d moodehüüser vo Züri en fründ vo mir
Der possessive Dativ
Bei dieser Konstruktion erscheint das Wort, welches auf deutsch im Genetiv steht, im Dativ. Die Formulierung wird leicht verständlich,
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em Häiri syni fründ de frau Büeler ires chläid myner fründin ires chläid säbem soldaat syn kabut
Das Dach des Hauses eine Rede des Vorsitzenden der Preis einer Torte die Modehäuser von Zürich einer meiner Freunde
vom maa syner syte bim Häidi syner leereri Erstarrte Wendungen
im tokter syner praxis zur frau M. irer nachberi
Die ausgestorbenen Genetivendungen kommen noch in einer Reihe formelhafter Wendungen vor:
ums himeis wile s tüüfels tank haa maas gnueg sy es hagels chröttli was guggers isch daas? en moords ruusch ich hä nöd de zyt aler gattig lüüt
ums Himmels willen des Teufels Dank haben Manns genug sein ein sakraments Mädchen was zum Kuckuck? ein Riesenrausch ich habe keine Zeit aller Art Leute
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myner läptig anderer mäinig sy öiseräin alerhand i Gotts name Familien und Sippen
im ganzen Leben anderer Meinung sein unsereiner allerhand in Gottes Namen
Alte Genetive sind auch die Kollektivbezeichnungen für Familien wie
s Büelers, s Bachofners, s Guyers. Im Deutschen gibt es diese Wendungen auch, aber man beachte, dass dort der Artikel «die» am Platz ist: die Meiers, während im Schweizerdeutschen der ausgestor-
chläid hät e naat glaa. Im tiräkter sym büro schtaat en nöie pe. D redakzioon vo de Zürizytig isch i de nÖÖchi vom paanhoof Sehtadelhofe. D organisazioon vom Sächsilüütenumzuug git vii aarbet. Mit öisem maalermäischter syner schtiftin hämer chritz ghaa. I dem syner huut wett i nöd schtäcke. De bytraag vo de schponsoore laat uf sich waarte. D gmäindrÖÖt vo de schtadt Züri händ sitzig am mittwuche. En pilot vorne ne heli hät di verunglückte zeerscht gsee. D reparatuur vo de brugge vo de nazionaalschtraasse choscht vil gält. Ern prokurischt syni vorschleeg sind besser gsy als em tiräkter syni.
bene Genetivartikel s gebraucht wird. ÜBUNG
10
d verhandlige vom nazionaalraat d sitzig vom gmäindraat d schulde vom Bund der yfluss vom Wältschland de flugplaan vo de Swissair d gschwindikäit vom Teescheewee de prototüp vonere loki wäg em uusbou vom schtraassenetz i de nÖÖchi vom see d lengi vo de tagesschau der empfang vom satellitefeernsee d nöiuuflaag vom züritüütsche wörterbuech d grammatik vom schwyzertüütsche d diräkzioon vom Schauschpilhuus d gschicht von öisere wonigssuechi s ghäimnis vo de chuchifee de neerweert von ere tasse schoggelade
d läbesduur von ere battery d abfuer vom güsel em schtadtpresidänt syn schtaabsschef bim schtadtpresidänt sym schtaabsschef myner schwöschter iri schefin em herr Früe sys huus de frau Büeler ires chläid em haupme sini soldaate mit em haupme syne soldaate de Monika ire maa zur Monika irem maa em Elsi sys büsi wäg em Elsi sym büsi de huushelteri ire güggel em schtift syni abschlussprüefl5g wäret em schtift syner abschlussprüefl5g de mueter ire gebuurtstaag a de mueter irem gebuurtstaag de Rettigsfluugwacht iri heli
Wem sys huus isch daas? Im herr Früe sym huus hät s prännt. Vo myner schwöschter irer schefin han i pricht überchoo. Ern Fredy syni frau isch e blondi. Bim Fredi siner frau hämer tee und guetzli überchoo. Vo de Sandra irem brüütigam han i nu guets ghöört. Wäg de hushelteri irem güggel git schrach. A de frau Büeler irem 78
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11
LEKTION
Am Iiebschte tüemer jasse (In diesem Lesestück sind übungshalber die traditionellen Deklinationsformen des Dativs Plural ausgeschrieben.)
Won i emaale äine vo myne fründe gfrÖÖget ha, was eer und syni frau i de freizyt am liebschte tüegid, git er mer zur antwort: «Am liebschte tüemer jasse.» Ich ha mi nöd gwunderet über die antwort; ich ha ja gwüsst, das daas als öise nazionaalschport gilt. Es git ekäi bäiz, wo t s nöd eh asch gsee, wie s schtundelang vor em jassteppich hocked und äin jass nach em andere chlopfed. Ich ha s aber doch wele na chli gnauer wüsse und bi dänn druff choo, das vo de gsellschaftschpiilere s jasse würkli zvorderscht schtaat; schach chunt eerscht i zwäiter linie, und bridge schpilt me nu i meebessere chräise. Was mached aber die, wo nöd finded, das s jasse di schönseht sach vo de wält isch? Di säbe gönd veruse, und du triffsch si uf de schportplätze, i de beerge, i de wäldere. Mänggi trybed liechtatletik, anderi tschuuted, schpiled handball oder tenis, und bi de beernere schtaat s hornusse hööch im kurs. Der alpinismus isch . zwar vo den ängländeren erfunde woorde, aber sider sind au d schwyzer zu groosse beergschtygere woorde; schlädere chasch hüt sogaar i kürse leere. Weer nöd geern chräsmet, dee tuet defüür wandere; s ganz land isch ja mit gääle wäägwysere überzoge. S schwümen isch scho imer beliebt gsy; seee hät s ja gnueg, aber i de flüsse isch s bade na lüschtiger. Au a halebedere feelt s nöd; und under de schuelerchinde findsch chuum äis, wo kä schwümunder-
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richt hät. Zun ere mooden isch stauche woorde mit allne technische schiggaane. S säglen isch früener als en herreschport aaglueget woorde, aber hüt hät s uf de seene erang eso vil schiff, das mer de glychlig nootschtand händ bi de ligeplätzen im wasser oder am uufer wie bi de parkplätzen i de schtedte. Under de sägelflüügere git s au erfaareni schportslüüt, aber i nöierer zyt sind deltasägler und gläitschirmler schweer uufchoo; bi schöönem wätter chasch s beobachte, wie s de vögle konkurränz mached. Im winter degäge gilt imer na de slogan «s ganz volch faart schii». Im dienseht vo de schiifaarere findsch gly emaale uf allne högere e sässelbaan oder en schiilift, und d schneekanone soorged defüür, das d säsong nöd z früe z änd gaat. VOKABELN
de jass s mäitli d schpetteri -ine s chrüsimüsi d matuur-e tschuute aagrüert schpuele sider hornusse kafi lutz kafi rertig
Kartenspiel (auch) Dienstmädchen Stundenfrau Durcheinander Abitur Fussball spielen angeworfen leer drehen seither eine Art Schlagball, scherzhaft auch Puuretennis genannt
Frauenberufe
Der Umlaut von a Der Vokal a kann auf vier Arten umlauten: e, e, ä, ÖÖ. Der weitaus häufigste Fall ist das überoffene ä: bach: bäch, hand: händ, zaa: zää, haag:hääg (Zaun), gwaagg:gwääg (Krähe). Selten ist beim Plural der Umlaut e: schlaag:schleeg, die Wörter, bei denen ein rauf a folgt, haben eine Neigung zu e. So kommt für Arme neben äärm auch eerm vor, der Lernende kann dies ignorieren~ hingegen muss er sich die noch folgenden Fälle gut merken. Es handelt sich um elf Substantive, bei denen a zu geschlossenem e umlautet~ bei den am Schluss stehenden fünf Wörtern hat der Singular ein langes aa, während den Plural ein kurzes e auszeichnet: a zu e
}
Pluralendung -ene
Die Verwandtschaftsnamen auf -er bilden ihren Plural mit -e und haben, wenn möglich, Umlaut: vatter: vättere, mueter: müetere, tochter : töchtere, vetter: vettere, schwöschter : schwöschtere, brüeder: brüedere (ü auch im Singular!)
ascht: escht gascht: gescht sack:seck eh raft : chreft schtadt : schtedt platt: pletter
Rad Gras Glas Bad Grab
raad:reder graas:greser glaas : gleser baad:beder graab : greber
Der Wechsel von langem Vokal im Singular und kurzem im Plural, aber ohne Umlaut, tritt noch bei einzelnen anderen Substantiven ein: Mann maa: mane Jude juud :jude Hase haas : hase Glied gliid : glider riis: rise Riese aa zu öö
Die Feminina auf -i haben die Pluralendung -ene: müli: mülene, hööchi: hööchene, mieti: mietene, lugi: lugene (Lüge). Dieser Pluralendung haben sich auch tantene und gotte ne (Patinnen) angeschlossen. Die Endung -ene hat sich in neuerer Zeit auf alle Wörter ausgebreitet, die auf Vokal enden, da bei diesen Wörtern sich der Plural vom Singular sonst nicht unterscheidet: wila: wilene, firma: firmene, theema : theemene, chile: chilene, lucke : luckene, gruppe : gruppene, mappe: mappene, schprütze: schprützene, zäntraale: zäntraalene, behörde: behördene. Diese Formen werden noch nicht von allen Sprechern gebraucht.
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Ast Gast Sack Kraft Stadt Blatt
Kaffee mit Schnaps
Besondere Pluralbildungen Verwandtschaftsnamen
Auch bei den weiblichen Berufsbezeichnungen ist ein starker Sprachwandel zu beobachten. Früher hiess es püüri, chöchi, gletteri (Büglerin), doch heute sagt man eher püürin, chöchin, gletterin. Alle jüngeren Berufsbezeichnungen kommen nur mit der Endung -in vor: schtudäntin, fotograafin, redaktoorin, grafikerin, programiererin, soziaalarbäiterin. Diese alle bilden den Plural ganz regelmässig nach der 3. Deklination, also schtudäntine, fotograafine usw.
Einige Substantive, die im Singular ein langes aa haben, wandeln dies im Plural in ein langes ÖÖ. Es sind im wesentlichen die folgenden: Abend Rat Schaf Draht Span Grat
Umlaut in Ableitungen
aabig: ÖÖbig raat:rÖÖt schaaf: sch ÖÖf traat: trÖÖt schpaa : schpÖÖ graat: grÖÖt
Tatze Haken Naht Braten Apparat Salat
taape: tÖÖpe haagge:hÖÖgge naat:nÖÖt braate : brÖÖte aperaat : aperÖÖt salaat: salÖÖt
Obschon die Zahl der Substantive, bei denen ÖÖ als Plural zeichen auftritt, relativ beschränkt ist, bleibt zu beachten, dass dieser Umlaut bei Wortableitungen durchaus produktiv ist, wie die folgenden Beispiele 83
r-
zeigen: schööfli (Schäfchen), bröötie (braten), tÖÖpli (Tätzchen), hÖÖggie (häkeln), hÖÖrli (Härchen), schtrÖÖssli (Strässchen), frÖÖgIe (immer wieder fragen), nÖÖdeli (kleine Nadel), schprÖÖchie (plaudern), schmÖÖIer (schmaler), schpÖÖter (später), schwÖÖbisch
(schwäbisch). Jene Wörter, die in der Region Zürich den Umlaut aa: ÖÖ haben, sind die gleichen, die in verbreiteten anderen Dialekten an Stelle des aa ein 00 haben. Dort heisst es schtroos, frooge, schprooch usw. Auch der Umlaut von a zu e begegnet uns in abgeleiteten Wörtern:
glaas : glesig, chraft: chreftig, graas : gresli, raad : redli, chalt: chelti, glatt: giette, nass: nessi, mascht : meschte, schtadt: schtedtisch, chlaag : chleger, jage: jeger. Kein s-Plural
Im Deutschen kommt relativ häufig ein s als Pluralendung vor, z. B. Uhus, Wauwaus, Echos, Wracks, Bankiers, Salons, Nazis, Taxis, Schupos usw. Die Pluralendung -s gibt es im Schweizerdeutschen nicht, die entsprechenden Wörter bleiben hier endungslos.
und tantene. Mer müend öi na d schlüssel für s feriehüüsli gee. Hase und ree sind wild, wo d jeger tÖÖrffed jage. Redaktoorine sind mängsmaal ä grad na fotograafine. Früener händ di meebessere familie i de wilene mee weder äis mäitli ghaa, dezue na e chöchi; d wöschfraue und gletterine sind na äxtra choo; hütt hand s mängsmal nöd emaal e schpetteri, und mäitli säit men au nüme, es ghäisst jetz huusaagschtelti. D schüeler händ a de tüütschmatuur drei verschidni theemene zur uuswaal überchoo. Las di nöd uf d escht use! Wänn d ÖÖbig schöön gsy sind, simer amigs na lang verusse gsässe. Es git ·nöd nu pfärer i de chilene, au d schpitÖÖler händ amigs äigni pfärer oder pfarerine. D kuurgescht händ i sibe tääg sächs beder überchoo, und dezue händ s all taag epaar gleser vo säbere quäle trunke. Bi dere chelti hät s uf äimaal aagfange schneie, uf de schtraassen isch äi gletti gsy und d reder händ nu na gschpuelet. Wie aagrüert han i en häxeschuss ghaa und ä suscht händ mer alli glider wee taa. Chumm, mer brÖÖtled heerdöpfeI, mached dezue na es salÖÖtli, dänn trinked mer en kafi lutz, und so git s na ganz en gmüetlichen aabig.
Merke: Jungs und Mädels heisst bueben und mäitli.
Kinder
Eine Besonderheit bietet der Plural von Kind. Er lautet wie der Singular chind. Wenn man aber den Kindern ruft (also Vokativ), so heisst es chinde! Z.B. chinde, chömed gschwind häi (Kinder, kommt schnell nach Hause!)
Der Dativ Plural Der Dativ Plural hatte im klassischen Zürichdeutsch - nicht aber in den meisten anderen Dialekten - die Endung -e. Sie ist auch heute noch nicht ganz ausgestorben. Wer aber heute Schweizerdeutsch lernt, braucht sich nicht damit abzumühen. Da der Lernende aber doch davon Kenntnis haben muss, wird er hier kurz behandelt: Im Dativ Plural nehmen alle Substantive, die nicht ohnehin auf ein -e ausgehen, die Endung -e an, also uf de böime, i de hüüsere. Wörter, die auf einen betonten Vokal ausgehen, schieben ein -n- ein: i de schuene, wäg de zääne; jene auf -eI stossen das -e- aus: mit den esle, wäg de schlüssle. Wörter, die auf -i enden, ersetzen dies durch -ene: bi de mäitlene, uf de chüssene. Im Lesestück dieser Lektion kommen viele Pluraldative vor; sonst werden sie in diesem Buch übergangen. ÜBUNG
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11
Pass uuf, a dem brätt schtönd na epaar negel füre. D apperÖÖt sind bim schtuurz läider kabutt ggange: trÖÖt, hÖÖgge und schpÖÖ sind i äim chrüsimüsi gsy. Dimene hoochsig wänd ali verwandte deby sy: , d müetere und d vättere, d schwöschtere und d brüedere, ünggle 85
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LEKTION
En zürcher zäiget syne gescht d schtadt En yhäimische schpilt de fröndefüerer für syni bekante us em Berner Oberland, wo scho lang nüme z Züri gsy sind. Er holt s am paanhoof aab, und dänn ,gönd s zeerscht dur d underfüerig zum Landesmuseum. Deet schtyged s i äis vo dene Limet-schiff, wo äim an Amschterdam erinered. «Die schiff daa», säit öise zürihegel, «cha me sid em vercheersverbund bruuche wien es tram, und uf die aart händ er s am ringschte, wänn er di schönschte geböi vo Züri wänd gsee. Jetz faared mer zeerscht under de paanhoofbrugg dure; dänn chunt di nöipout Rudolf Bruun-brugg. Linggs begläitet öis s Limet-ggee, und uf de rächte syte schtönd di schöön renowierten alte hüüser vo de Schipfi. Wän er ufe lueged, gseend er d böim vom Lindehoof; das isch zur zyt vo de röömer e feschtig gsy. Jetz chunt scho wider e brugg; si hät früener emaille gmüesbrugg ghäisse, wil de meert druf gsy isch, aber dänn hät me si umtaufft nach em raathuus: a dem ächte renessansbou cha me nu syni fröid haa. Di säbe prächtige hüüser, wo me grad hinder em raathuus gsee cha, sind zumfthüüser mit schtilvole sääl und pflägte reschtorant. Jetz müend er gschwind uf di ander syte luege, suscht verpassed er d Mäise; das isch nach de mäinig vo vilne lüüt s schönscht huus vo Züri, es ghöört au zunere zumft. Ich wäiss scho, me sett zouft säge, aber das ghöört me hütt nu na am Sächsilüüte; au möischter sett me äigetli säge; da chömed mer nämli jetz grad dezue.
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Grad drei chile tauched zur glyche zyt uuf; die mit de toppeltürm isch s Groosmünschter, das isch s waarzäiche vo Züri, die mit em ticke turm isch de «Pheeter», de säb heb s grööscht zifferplatt i de wält, und die mit em schlanke turm isch s Fraumünschter; devoor gseend er es ryterschtandbild, dee maa, wo da so küen uf em ross sitzt mit de schtrytachs i de hand, isch de bürgermäischter Hans Waldme; und dine i de chile cha me di berüemte glaasfäischter vom Chagall bewundere, a dene gaat kän fröndefüerer mit sym gschäärli verby. Jetz faared mer am Buuschänzli verby, das isch es inseli, wo früener zu de schtadtbefeschtigunge ghöört hät, drum ghäisst s eso, hütt isch e gaartewiirtschaft druf obe. Wisawy devoo isch di alt ländi, hüt säit mer ere riwieera, deet sind amigs d schiff vom see oben abe glandet, vor d ggeebrugg boue woorden isch. Under dere faared mer grad une dure und chömed demit in offne see. Wänn s föönig weer, hetted mer en wunderbaare blick uf d Alpe, aber hütt hät s eso vii dräck i de luft, das mer nöd dure gseend. Öises limetschiff macht daa am Bürkliplatz e zwüschelandig, aber miir blybed na chli sitze, chömed in see use und schtyged dänn am Zürihorn uus. Deet chömer öppis bicke, und dänn faared mer mit em Züritram zu öis häi. Moorn lueged mer ales na emaal vom land uus aa, und dänn chönd er säge, was i öi suscht na seil zäige. VOKABELN
e gschaar-e en oder es ggee e zumft -üzümftig
Schar Quai, Uferweg Gilde, Zunft grossartig
Bei Gegenüberstellung von dieser: jener verwendet man gern dee mit einem Ortsadverb: dee daa für dieser und dee deet für jener. Zum Beispiel: daas daa gfalt mer nöd, aber zäiged Si mer emale daas deet! Die scheer daa isch schtumpf, nimm die deet! Was säisch zu dene blueme deet? Mit dere daa (verächtlich) wott i nüüt z tue haa. Betont und unbetont
Bei dee und daas tritt das uns schon bekannte Phänomen ein, dass bei weniger starker Betonung der Vokal gekürzt wird. Auch das verstärkte mm bei demm wird dann zu einfach m abgeschwächt. Man lasse sich daher durch Varianten in der Schreibung nicht verwirren.
Was heisst dise?
Es gibt noch ein Demonstrativpronomen dise disi dises, das aber genau das Gegenteil des deutschen dieses bedeutet, nämlich der, die, das andere. Vermutlich ist es darum weitgehend ausser Gebrauch gekommen.
jeeni
Das deutsche jener ist im Schweizerdeutschen nicht vorhanden. Hingegen ist in jüngerer Zeit ein neues Wort jeeni aufgekommen, das die Bedeutung viele hat: Jeeni Iüüt sind deet gsy = ein Haufen Leute waren dort.
Im Schweizerdeutschen verbindet man die betonten Demonstrativpronomen sehr gerne mit Präpositionen: uf daas abe darauf, wäge demm deshalb, vo demm davon, mit demm damit. In unbetonter Stellung verwendet man dagegen auch die Kombinationen mit de-, der-, dr-. Sie stehen aber in der Regel am Schluss des Satzes. (Siehe auch Lektion 21.) Kontraste:
gschpässig merkwürdig e ländi -ine Anlegeplatz verwütsche erwischen picken, wenig essen bicke
wäge demm muesch nöd truurig sy muesch nöd truurig sy derwäge um daas gaat s hütt s ga at hütt nöd drum gäge daas cha niemer sy niemer isch degäge vo demm han i na nie öppis ghöört ich ha na nie öppis ghöört devoo mit demm chasch nüüt aafange chasch nüüt aafange demit
Die Demonstrativpronomen Es gibt nur zwei hinweisende Fürwörter. Dem deutschen dieser entspricht dee, dem deutschen jener de säb. Im Dativ kommt säb mit und ohne Artikel vor. Dessen Verwendung ist willkürlich. dieser und jener
Sg. Grundfall
Idee
Dativ
I demm
die
I der<
PI. Grundfall
die
Dativ
dene
daas demm
desäb disäb säb em säbe de säbe em säbe säbem säbere säbem disäbe de säbe säbne
Das Neutrum säb (der Artikel s ist mit dem s verschmolzen) ist sehr häufig und gleichwertig mit das, zum Beispiel: säb isch waar; säb mues me zuegee; wäg säbem (deswegen); säb wili mäine (aber ganz gewiss).
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Der Genetiv des Demonstrativpronomens
Dessen und deren haben im Schweizerdeutschen keine Entsprechung
und müssen gleich wie die Substantive durch den possessiven Dativ vertreten werden: In dessen Haut mächte ich nicht stecken: I demm syner huut wett i nöd schtäcke. In deren Läden findest du alles: I denen irne läde findsch ales. 89
DAS RELATIVPRONOMEN
Es gibt für alle Geschlechter, Zahlen und Fälle nur ein Relativpronomen: wo, das vollkommen unveränderlich ist. Beispiele: Sg.
PI.
Mask. Neutr. Fern.
Der artikel, wo mer i de zytig list S fröläin, won i i de paan käne gleert ha D abschtimig, wo me hät müese widerhole D künschtler, won uusgschtelt händ
welchen welches welche welche
Man beachte, dass wo im Hiatus ein -n angefügt bekommt: won i, won er. Die Verwendung des Relativpronomens im Genetiv, Dativ und in Verbindung mit Präpositionen ist komplizierter und wird deshalb in Lektion 23 besonders behandelt. Als Determinativpronomen dient das Demonstrativpronomen in der kürzeren Form: de, wo: derjenige, welcher die, wo: diejenige, welche das, wo: dasjenige, welches ÜBUNG
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Die brugg ghäisst Paanhoofbrugg. Dene psuecher gfallt Züri. De säb chile turm ghöört zum Fraumünschter. Daas glaub i uf kän fall. Daas ghöör i geern, säb tunkti mi gschpässig. Daas daa chasch haa, daas deet phalt i sälber. Uf di säbe fründ chasch di verlaa. I säbem land wachsed käi banaane. Vo dere frau han i e luschtigi gschicht ghöört. Dee cha mer gschtole weerde. I säbere schtadt sind d schtüüren am hööchschte. Mit dem gält cha me läbe. Säb grooss huus isch d börse. Dee maa und di säb frau sind geschter aachoo. Das bindsch mer nöd uuf. Vo säbem maa han i zwee öpfel gschänkt überchoo. Iir sind verboreti lokaalpatriote, daas mues me scho säge. Näi, daas isch nöd waar. Doch, vo demm bringed er mi nöd ab. Die lüüt daa chönd mer s beschteetige. De säb beerg isch der Üetli. I dere chile bin i taufft woorde. Myn chlyne hund isch myn beschte fründ; de gaat alewil mit mer. Die blueme da han i sälber zoge, und di säbe böim han i vom geertner überchoo, wo s na ganz chly gsy sind. Die daa cha me vilicht namaal bruuche, aber die deet wämer furtrüere. Mit dene da cha me waarschynli nüme vii aafange. Daas daa isch s huus, wo de Gopfrid Chäler als bueb gwont hät. Dee, wo d fäischterschybe ygschlage hät, isch verwütscht woorde. D chriesi, won i vo diir überchoo ha, händ mer guet gschmöckt. Vo dem, wo der flattiert, muesch nüüt guets erwaarte.
LEKTION
13 Au imene gsangveräin hät s viler gattig lüüt A. Was fürig lüüt händ iir in öiem gsangveräin? B. Ja, s hät natüürli settigi und asigi. Di äinte chömed us liebi zur musig, di andere bloos zur underhaltig. A. Was fürigi händ er lieber? B. Natüürli derigi, wo us inträssi und fröid a de sach chömed. Es hät zwaar au wider sonigi, wo mäined, sy wüssid mee weder de tirigänt sälber, aber me mues es nu verschtaa, so cha me mit settige lüüt au uus-choo. A. Was händ er für en tirigänt? B. Äine, wo z Züri am konsi gsy isch. Er hät na kän groosse name, aber er macht syni sach rächt. Wäisch, mer chönd sowiso ekäine bruuche, wo z groossi aaschprüch schtelt; mer sind ja käi prueffsänger und wänd nöd hööch use. A.Isch niemer anderer mäinig? B. Mo-moll, es hät wie gsäit, etlichi, wo mäined, mer söttid mee moderni sache singe und demit a de sängerfäscht briliere, und so chunt s halt öppe voor, das öpper mit öppisem nöd yverschtanden isch; aber i welem veräin git s nie so öppis? Aber öise presi laat sich vo niemerem eso liecht druusbringe, es bruucht vii, bis en äine us em hüüsli bringt. A. Händ er na nie öpper müesen uusschlüüsse? B. Moll, em aal hämer äifach müesen äinen uusschlüüsse. Das isch äine gsy, won an alem öppis z kritisiere ghaa hät; es isch kän
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aabig vergange, das er nöd schtämpeneie gmacht hett. Für esoo äinen isch natüürli kän platz imenen eernschte veräin. Epaari sind au sälber uusträte, wo au niemer ge ern ghaa hät. Das isch äim am liebschte, wänn die, wo nöd rächt tüend, vome sälber gönd; uf die aart isch alne tienet, und mänge schtile, wo nöd geern chrach hät, isch deduur em veräin tröi plibe. A. Weli Iüüt händ er dänn am liebschte? Mit weIne schaffed er am liebschte zäme? B. Yfrigi sänger, wo glychzytig gueti kameraade sind; aber schliessli isch jede rächt; bloos äis cha niemer uusschtaa; wänn äine mit nüütem zfriden isch und jedem am züüg flickt. Aber wie gsäit, settigi häts jetz ekäini mee in öisem veräin. VOKABELN
s konsi " de presi " de chrach -äd schtämpeneie mux es schtuck -u-
Konservatorium Präsident Streit, Krach Umschweife, Umstände Regung Stück
d bire s gschtüürm rächt tue pöpperle moll mo-moll
Birne Getue, Aufregung sich gut benehmen leise klopfen doch doch,doch
Zur Verwendung adjektivisch: substantivisch:
uf äin chlapf plötzlich, gib em äis versetz ihm einen Schlag, duu bisch mer äini wie kommst du mir vor, er gaat mit äinere er hat eine Freundin, in äiner töibi in hellem Zorn, mer gönd äis go zie wir kehren ein, s gaat i äim uufwüsch es geht in einem, an äiner tuur ohne Unterbruch, da eh asch äinewääg nüüt mache da ist nichts zu tun.
-
äim ist Dativ und Akkusativ von me, mer man. Das fuxt äim das ärgert einen, daas tuet äim läid das bedauert man, die Iüüged äim aa diese belügen einen. irgend
Das Wort irgend hat keine Tradition im Schweizerdeutschen, doch wird es heute häufig gebraucht, angepasst in der Form als irged, z. B. irged äine isch deet gsy.
etwas
öppis heisst etwas, öppe etwa und zirka, aber nie wird öppe gebraucht im Sinne von ein wenig, dafür dient einzig echli: dee schüp isch echli z lang dieser Rock ist etwas zu lang, si schpint echli sie ist etwas verrückt. Unterscheide: gib mer öppis gib mir etwas, gib mer echli gib mir ein wenig. Merke auch: öppedie hie und da.
Die Indefinit- und Fragepronomen jemand
TOOrffs es bitzeli mee sy? sagen die Verkäuferinnen, wenn sie etwas zuviel auf die Waage gelegt haben. Merke: hät öppen öpper öppis z reklamiere hat jemand vielleicht etwas auszusetzen?
substanti visch
niemand
einige
Im Grundfall etlichi, im Dativ etliche. Häufig gebraucht wird epaar (substantivisch epaari und im Dativepaarne), seltener gebraucht wird täil: etlichi sind defüür gsy, aber lang nöd aU. Epaari händ jaa gsäit. Ich ha s epaarne verzelt, ich ha s epaar bekante verzelt. Täil lüüt einige Leute, auch im Sinn von gewisse Leute. Unterscheide: epaar schue einige Schuhe, es paar schue ein Paar Schuhe.
etwas und nichts
kein und ein
adjektivisch
Zur Form
Das Wort für keiner tritt in vier Varianten auf; denn neben käine und kän gibt es auch Formen mit einem e-Vorschlag, z.B . ekäine, ekän, ekäini, ekäs, ekä usw. Zwischen den Formen mit und ohne e- gibt es keinen Unterschied im Gebrauch.
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kän mäntsch, kä frau, käs chind, kä hüüser käne, käni, käs, käni
äis äim
mancher
Das Wort mäng wird regelmässig dekliniert wie käine, also im Grundfall mänge, mängi, mängs, im Dativ mängem, mängere, mängem. Der Plural ist ungebräuchlich. Besonders muss man sich merken, dass das g vor vokalischer Endung ausgesprochen wird: mäng-ge, mäng-gi, mäng-gem, mäng-gere, dagegen mängs und entsprechend mängsmal. In der Schreibung wird dies gewöhnlich nicht berücksichtigt.
alles und jedes
Das Wort jede wird gleich flektiert wie käine und mänge: jede, jedi, jedes, jedem, jedere, jedem. Das gleiche gilt für all , wobei zu 93
sonen maa somene maa
beachten bleibt, dass das I zwischen Vokalen nicht gelängt ist und folglich nicht doppelt geschrieben wird (viele Schreiber halten sich aber nicht daran): ale, ali, ales, alem, aler und im Plural ali und allne. Häufig wird im Plural aber auch die Form all ohne Endung verwendet: all jaar, all öpfel, merke auch all ander taag = jeden zweiten Tag. Beispiele: er hät ale wy uustrunke, er hät ales uustrunke, ali miIch isch uusgloffe, mit aler liebi, alem naa wie es scheint, trotz alem gschtrütt trotz allen Anstrengungen.
viel
Das Wort vii kann man als Pronomen ansehen, es wird gleich wie all flektiert: vii, viii, viIes, viIem, viIer, und im Plural viii, viIne. Sehr häufig kommt es unflektiert vor: vii arbet, vii gält, mit vii arbet, mit vii gält, hät s vii lüüt ghaa? jaa s hät vii ghaa. Daneben aber auch
mit viIer müe, trotz vilem gält, di vile lüüt händ mer chopfwee gmacht. Substantivischer Gebrauch: vii isch mer uufgfale, viIes isch mer uufgfale, viii händs gsäit, ich ha s vilne verzelt Fragepronomen
.... ..? weer, wer. = wer und wen .. ..? wemm, wem. = wem waas, was? = was?
wele (welcher) wird gleich flektiert wie äine, jede usw: wele, weli, weles, welem, welere, welem, weli, weine: weles huus? a welem taag? welere häsch es ggee, weine häsch es verzelt? Wele ist nur Fragewort, nie Relativpronomen: siehe Lektionen 12 und 22. Was für einer entspricht der deutschen Verwendung. Substantivisch folgt es der Flexion von äine, adjektivisch dem unbestimmten Artikel:
Was für äine : was für en maa was für äini : was für e frau was für äis : was für es chind Da äine keine Mehrzahl hat, fällt es im Plural einfach aus: was mane, was für fraue, was für chind. Für den Plural hat Schweizerdeutsche noch ein eigenes Wort entwickelt: was fürig was fürigi, im Dativ was fürige und was fürigne: Waas fürig lüüt? welcher Art Leute? Waas fürigi sind deet gsy? was für welche waren dort? Was fürigne lüüt häsch du daas verzelt? was für Leuten hast du erzählt?
ein solcher
für das und
das
Dem deutschen so einer entspricht genau schweizerdeutsch so äine, so
äini, so äis, so äim, so äinere, so äim. In adjektivischer Stellung wird das äin durch den unbestimmten Artikel ersetzt. Hier treten nun dieselben Verschmelzungen auf, wie bei den auf Vokal auslautenden Präpositionen: 94
sone frau sonere frau
sones chind somene chind
Im Plural gibt es an der Stelle der deutschen solche eine ganze Reihe von Wörtern: sonig, settig, settig, serig, sorig, derig, asig. In substantivischer Stellung enden sie meist auf -i und im Dativ auf -ne.
Settigi lüüt, und im Dativ settige lüüt und settigne, substantivisch settigi und settigne. Beispiele im Übungsteil. ÜBUNG
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Äis mues der säge Das isch äini, won i nöd mag Äinen eläi Ich han eerscht mit äim gredt Äinen isch degäge Mit so äinere cha me nöd uus-choo So öppis läit käini aa Käi verchöifferi isch da gsy Ich han ekäini gsee Ich ha mit käinere gredt Nimm äis oder käis Mit viIem isch er nöd zfride gsy Mit alem isch er yverschtande gsy Verzel mer öppis! Gib mer echli broot! Echli erger mues mer i chauffnee Vo settige wetti nüüt wüsse Was für en mäntsch isch er? Ich käne käini Ich känen etlichi Käis schtuck isch am laager Mänge mäint, eer wüssi s besser Öpper pöpperlet as fäischter Ich ghööre nüüt Us nüüt git s nüüt Niemer isch dusse
Ich erwaarte niemer Mer händ vo nüütem gredt Mit öppisem mues me rächne Jedi phauptig isch faltsch Vo jedem öppis Ali händ Iuut glachet Mängs isch schieff gloffe Was für äinen isch er? Was für en üebig machsch? Da sind epaar bire Weli wottsch? Es sind öppe hundert gsy Es isch öppe null graad Es isch echli weermer woorde Mer händ na echli ööl Es hät echli lang tuuret So öppis git s nu äimaal Er hät chrach mit jedem Mit öpperem hät er chrach ghaa En settige schtoff finded Si niene Mit was für eme maa häsch gredt? Vo so äinere tÖÖrffsch nüüt aanee Waart echli! Das chläid isch echli z lang Schänk mer öppis!
Ali sind de mäinig gsy, es seig e ganz e schööns fäscht gsy; niemer hät öppis uuszsetze ghaa. Was für e schoggelade häsch am Iiebschte? Ich han jedi geern. Er isch en zfridne mäntsch; er hät mit niemerem schtryt, und er hät a nüütem öppis uuszsetze. Jede hät en geern. Wänn t an öppisem kä froid häsch, so gisch der ä kä 95
müe. Was fürigi sind deet gsy? Settigi und asigi. Mit somene maa cha me nöd zämeschafTe. Bi sone re truurige reklaame cha me kän erfolg erwaarte. Da sind zwee öpfel, wele wottsch? Ich wott kän settige, ich wott lieber äine vo dene, wo t im chäler häsch. Ich ha s al ne gsäit, aber käne hät en mux taa. Dryssg loos han i ghaa, und käs schtuck hät öppis ggune; sones päch, ich mach a käner lottery mee mit. Ich machen au scho lang a känere mee mit. I welere häsch dys glück versuecht? I verschidne. Es hät e settigs gschtüürm ggee, das niemer öppis verschtande hät.
LEKTION
14 En trämler hät d geduld verloore Vor vilne jaar hät s z Züri emaal e gschpässigs tram unglück ggee. Das isch esoo passiert: Im depo Irchel händ s uf s letscht tram gwaartet, und es hät äifach nöd wele choo. Es hät drum es zänitram motoorderäkt ghaa am Bürkliplatz und isch schtaa plibe. Si händ dänn us em depo TüüfTebrune, wo s doo na ggee hät, en hülfswagen uusgschickt und de kabutnig abgschobe. Underdessen isch aber dee, won im depo ader Irchelschtraass dienscht ghaa hät, eräng ungeduldig woorde, wo de letscht wagen eso lang nöd choo isch. Si händ em nämli vergässe z telefoniere. D läitschtell hät s doozmal ä nanig ggee. Zum schluss, wo dee zäner imer nanig choo isch, isch em s waarte verläidet. Er isch uf de füererschtand vom neechschte beschte tram gschtige und isch d Wintertuurerschtraass durfüre und d Uniwersiteetsschtraass duraab gfaare was gisch was häsch, zum sälber goge luege, wo dee wage schtäcki. Um die zyt isch natüürli fascht ekäin vercheer, und drum hät er wien en waansinige chöne la zie. Für esones tämpo isch de wagen aber nöd poue gsy, und i de mitti vo der Uniwersiteetsschtraass hät sem wäg de zäntrifugaalchraft der anker vom motoor gschlisse, und do isch natüürli au d motoorbrämsi nüme ggange, und d handbrämsi hät äinewääg nüm verhebet. So isch dee chare wien en göölete blitz
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~.Y
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myde glyche Iyde pfyffe rybe rysse ryte schlyche schlyffe schlysse schnyde schpyse schrybe schtyge schtryche schtryte trybe wyche wyse schyne schwyne
wyter gsäret und hät en höleleerme verfüert, das all lüüt verschrocke us em bett a s raischter gränt sind. Bi de Taneschtraass isch d wäichen um de rank, also gägen abe gschtande. Deet isch dee wage dänn zu de schinen uus gfloge. Zeerscht hät s en dezwäris über d schtraass gnoo, dänn uf s tr6ttoar und gäge zwoo süüle vom Poli. Di beede süüle hät s komplett vertätscht und d vordersyte vom tramwage natüürli au; de trämler, won am kontroler gschtanden isch, isch schweer verletzt woorde. I der asfalt uf de schtraass und uf em tr6ttoar händ d reder tüüffi rilen yggrabe, und de randschtäi hät s a de schtell, wo s tram drüber inen isch, ganz vermaale. Di beede süüle sind wie ewäggplaase gsy; am neechschte morge händ s müese mit epaar hölzige pföschte de bou schtütze, susch weer ene na de egge vom Poli zämegheit. VOKABELN
verhebe säre gheie zämegheie furtgheie vertätsche verlötterle devozäpfe harne süürmel
der Beanspruchung genügen davonsausen fallen einstürzen wegwerfen zerquetschen bei Lotterien verlieren davonrennen Bauernschinken Langweiler
göölete blitz was gisch, was häsch haue es haut s haue s ragt dezwäris äinewääg
«geölter» Blitz sehr schnell hauen, abschneiden es klappt prima sich davon machen es macht Vergnügen quer sowieso
Die 3. Konjugation (Starke Verben) Die Kennzeichen der Verben der dritten Konjugation oder, wie man sie gewöhnlich nennt, der starken Verben, sind die Endung -e im Partizip und Vokalwechsel (Ablaut) im Stammvokal. Man kann sechs verschiedene Ablautreihen unterscheiden. In den ersten drei Reihen haben nur Präsens und Partizip verschiedenen Vokal, in den Reihen 4a und 5 haben ausserdem die drei Personen des Singulars im Präsens einen eigenen Vokal, und in der sechsten Reihe fehlt ein Vokalwechsel. Die folgenden Listen enthalten sämtliche Verben, die in der heutigen Sprache zu den verschiedenen Reihen gehören. 1. Reihe
Präsens langes geschlossenes y: Partizip kurzes i (selten u). gryffe byge bysse blybe chyde
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ggriffe pige pisse pli be gchide
greifen aufschichten beissen bleiben laut tönen
2. Reihe
gmide ggliche glitte pfiffe gribe grisse gritte gschliche gschliffe gschlisse gschnitte gschpise gschribe gschtige gschtriche gschtritte tribe gwiche gwise gschune gschwune
meiden gleichen leiden pfeifen reiben reissen reiten schleichen schleifen zerstören schneiden speisen schreiben steigen streichen streiten treiben weichen lenken, aufzeigen scheinen schrumpfen
Präsens ÜÜ, und andere Vokale: Partizip o. büüge büüte trüüge chlüübe chrüüche verlüüre flüüsse flüüge früüre gfrüüre gnüüsse güüsse Iüüge nüüsse schüüche pschlüüsse pschüüsse rüüche schlüüffe schüüsse süüde
poge pote troge gchlobe gchroche verloore gflosse gfloge gfroore ggfroore ggnosse ggosse gloge gnosse gschoche pschlosse pschosse groche gschloffe gschosse gsotte
biegen bieten trügen kneifen kriechen verlieren fliessen fliegen, fallen frieren gefrieren geniessen giessen lügen niesen scheuen beschliessen, zuschliessen ausreichen rauchen (Kamin) schlüpfen schiessen sieden
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schtüübe suuge suuffe schiebe trüüge zie flie röie schreie lauffe 3. Reihe
Reihe 4b
punde verschwunde gfunde gglunge ghunke psune gsunge gsunke gschumpfe gschunde gschwunge gschpune gschprunge gschtunke trunke gwunde gwunke zwunge ggune grune gschwume
binden verschwinden finden gelingen hinken besinnen singen sinken schelten schinden schwingen spinnen laufen, springen stinken trinken winden winken zwingen gewinnen, pflücken rinnen schwimmen
wäge mälche gebeere schwööre 5. Reihe
ich briche proche ich verschpriche verschproche gschoore es schwilt gschwule gschtoche ich schtiche ich schtile gschtole ich schmilze gschmulze ich schtiirbe gschtoorbe ghulffe ich hilffe
brechen versprechen Pelz scheren schwellen stechen stehlen schmelzen sterben helfen
ich triffe ich befile ich gilte ich empfile verbiirge ich wiirde ich wiirbe ich verdiirbe ich verschricke
troffe befole ggulte empfole verboorge woorde gwoorbe verdoorbe verschrocke
getroffen befehlen gelten empfehlen verbergen werden werben verderben erschrecken (intrans.)
Präsens ä: Partizip 0, u. fächte flächte wäbe bäle
gfochte gflochte gwobe pule (auch: pälet) gwoge gmulche geboore gschwoore
fechten flechten weben bellen wägen melken gebären schwören
Infinitiv ä: Präsens Singular i: Partizip ä. ässe vergässe frässe läse mässe trätte sitze ligge bitte
ich isse vergisse frisse lise misse tritte sitze ligge bitte
ggässe vergässe gfrässe gläse gmässe trätte gsässe gläge pätte
essen vergessen fressen lesen messen treten sitzen liegen bitten
Es ist besonders zu beachten, dass in den Reihen 4a und 5 die schweizerdeutschen Verben auch in der ersten Person als Stammvokal ein i haben (ich hilffe, ich isse), während umgekehrt in der Reihe 4b kein Vokal wechsel eintritt. Deutsch: er ficht, sie flicht, sie gebiert gegen schweizerisches er fächtet, si flächtet, si gebeert. - Bei scheere umschreibt man die erste und zweite Person mit tue: ich tuene scheere, du tuesch scheere.
Infinitiv, Plural ä, ee, e, Singular i, Partizip 0, u. bräche verschpräche scheere schwele schtäche schtäle schmelze schteerbe hälffe
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träffe befele gälte empfele verbeerge weerde weerbe verdeerbe verschräcke
stieben saugen saufen schieben täuschen ziehen fliehen reuen schreien, weinen gehen, laufen
Präsens i, ü: Partizip u. binde verschwinde finde glinge hinke psi ne singe sinke schimpfe schinde schwinge schpine schpringe schtinke trinke winde winke zwinge güne rüne schwüme
Reihe 4a
gschtobe gsoge gsoffe gschobe troge zoge gfloe groue gschroue gloffe
6. Reihe
Kein Vokalwechsel. bache blaase braate
pache plaase praate
backen blasen braten 101
boue faare fale gfale fange ghäisse grabe graate halte höische hüüraate haue yträte lade male raa te salze schlaaffe schmalze schpalte schpane schtoosse wachse wäsche
poue gfaare gfale ggfale gfange gghäisse ggrabe ggraate ghalte ghöische ghüüraate ghaue yträte glade gmale graate gsalze gschlaaffe gschmalze gschpalte gschpane gschtoosse gwachse gwäsche
bauen fahren fallen gefallen fangen heissen graben gelingen anhalten verlangen heiraten schneiden, hauen eintreten (in Verein) laden mahlen raten salzen schlafen schmalzen spalten merken stossen wachsen waschen
Die Verben der 6. Reihe haben im Deutschen teilweise Umlaut in der zweiten und dritten Person: du bäckst, er bäckt, du fährst, sie fährt. Dieser Umlaut findet sich nicht im Schweizerdeutschen: du bachsch, si faart, er schtoosst, er grabt usw. Unregelmässigkeiten
ligge hat ein unregelmässiges Präsens: ich ligge, du lysch, er lyt, mir ligged. In keine Reihe gehören die Verben schmäisse/gschmisse und schäide/gschide, ebenso entschäide/entschide.
Ablautverben, die im Schweizerdeutschen fehlen
beginnen bergen bersten verbleichen genesen gedeihen eindringen glimmen gleiten klimmen kneifen
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aafange rette verschprütze schteerbe gsund weerde trüe inegaa motte schlipfe chlädere chlüübe
kreischen klingen quellen riechen schreiten spriessen ringen sprechen triefen werfen
göisse tööne verschwele schmöcke lauffe uusschlaa schwinge rede tropfe rüere
Die Präsensendungen
Die Personalendungen sind in der dritten Konjugation grundsätzlich gleich wie in der ersten Konjugation: ich schrybe, du schrybsch, er schrybt, mer schrybed Verben, die auf Zischlaut endigen, haben in der zweiten Person Singular die Endung -isch, zum Beispiel: du ryssisch, du schlyssisch, du güüssisch, du nüüssisch, du schüüssisch, du sitzisch, du lisisch, du wäschisch, du höischisch. Verben, die auf -t endigen, haben in der dritten Person die Endung -et und in der zweiten Person willkürlich bald -sch bald -isch. Er rytet, er schtrytet, er fachtet, er flächtet, er haltet, er schpaltet, er raatet, es giltet und du rytsch, schtrytsch, haltsch neben rytisch, schtrytisch, haltisch, schpaltisch, raatisch. Verben, die auf -d enden, verhalten sich gleich wie jene der ersten Konjugation: er findt, er schnydt, er bindt, er verschwindt, er ladt, es chydt. Man unterscheide: er lyt = er liegt und er lydet = er leidet.
ÜBUNG
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Si sind uf de hoger gschprunge und händ gwunke, bis s schiff verschwunden isch. S gält hät en groue, won er verlötterlet hät. D uuffüerig isch ggraate, wil ali mitghulffe hände S chindli hät scho am morge gschroue, jetz schreit s wider. Dee bueb isch devoo zäpft, wie wänn er gschtole hett. Ich wette, das mir das schpiil güned. Du schpinsch ja. Werum seil das gschpune sy? S letscht jaar hämer au ggune. Zeerscht hät si s mässer gschliffe, dänn hät si es püürli abenand ghaue, dänn hät si der anke uf di iner syte gschtriche und en huuffe harne druf pige. Wie lang bisch umenand gloffe, bis t de rächt wääg gfunde häsch? De reebock schtoosst syni hörner aab. De see isch scho lang nüme zuegfroore, d gletscher schwyned aUe Myn koleeg fa art jede taag a myner wonig vorby i d schtadt, aber er ladt mi nie y zum mitfaare. Schwümsch mit mer hütt zmittaag über de see? Näi, ich bi geschter übere gschwume und bi na müed, aber ich chumen en anders maal wider mit, ich verschprich der s. Ich bi nu gschwind i d chläider gschloffe und zum huus uus gränt. Wivil gilt de dollar hütt? S hät gghäisse, es heb em niemer i sym ungfell ghulffe. Zeerscht hät dee süürmel nu gschumpfe, aber dänn hät er s ghaue. Di letscht fasnacht hät nöd ghaue; die fagt z Züri äinewääg nie. Du bisch nöd der äinzig, wo s chalt wasser schüücht. Issisch ales eläigen uuf? D sune hät geschter nu äi schtund gschune. Ich misse sofort s fieber. Issisch geern fisch? Es hät gsottes und praates ggee. Daa hät, mäin i, öpper d aarbet gschoche, das isch en pfusch. Ich vergisse allpott di nöie wörter. 103
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LEKTION
En räkter haltet e schtraaffpredig De räkter hät epaarne buebe grüefft zum si kapitle. Er säit: «Jetz prichted mer em aal äntli, weer de tumm schträich uustänkt hät. Wer wiirt au uf sone blöödi idee choo, syni ganze schuelsache zum fäischter uus uf d schtraass abezrüere? Natüürli weerded ali gschtraafft, wo bi dem ufueg mitgmacht händ, aber mer chönd tänk i zuekunft derig voorfäll liechter verhüete, wä mer wüssed, weer der aafüerer isch. Mäier, säg duu, wer deby gsy isch; das me diich gsee heb, isch mer nämli z alereerscht gmäldet woorde.» Da säit de Mäier: «Si weerded begryffe, herr räkter, wänn ich nöd di ganz schuld wott uf miich nee. Chuum han i mys buech zum fäischter uus grüert ghaa, do händ mer s di andere scho naagmacht, und überhaupt händ s das i andere klasse au scho gmacht und mached s tänk au na mängsmaal. Wäge soo öppisem wiirt mer allwääg nöd eso schreckli gschtraafft weerde.» Uf daas abe säit de räkter: «Vergiss nöd, zu wem du zitiert woorde biseh! Wäge dym fräche muul wiirsch nöd weniger gschtraafft, als t verdient häsch. Ich ha vo diir scho alerhand schlimms ghöört ghaa, bevor na de nöi schträich dezue choo isch. I ha mer s scho tänkt ghaa, es wiirt hööchschti zyt, das duu und au ander von öi bueben us der schuel chömed und vom läben i d finger gnoo weerded; deet lee red er dänn, wie me si mues benee. Es sind dänn nümen all lüüt eso
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übersetzen wie singend zogen die Kinder durch die Strassen. Man muss sagen d chind, wo singed, und, d chi nd sind dur d schtraasse
guetmüetig und geduldig, das merked er dänn gly. Wer wiirt sich in öiem alter eso hämigsloos benee, das er syni büecher uf d schtraass aberüert? Was weerded au d lüüt i de schtadt une gsäit haa, wo d schtüüre zaled, das iir daobe zu gebildete mäntschen erzoge weerded? Die sach isch ja waarhaftig scho hüttemorge an alnen oorte bräit gschlage gsy. Wä men öi nöd daasmaal e tüchtigi läkzioon git, chömer ja nöd wüsse, öb nöd bis moorn wider esone lumperei gschee isch. Drum chömed am neechschte mittwuche daa-ane in aräscht und überlegged i dänn, was i jetz gsäit ha.» VOKABELN
komissioone d bale, de böle oberjehu moorndrig
Der Imperativ
Besorgungen Ball Superchef (humor.) morgig
schnuufe kapitle wüetig glaub tschuute
zoge und händ gsunge. Eine Anzahl deutscher Partizipien haben schweizerdeutsche Entsprechungen auf -ig:
glüeig wüetig glänzig zitterig läbig
atmen abkanzeln zornig vermutlich Fussball spielen
lärmend brüllend brodelnd kochend siedend
Besonders zu beachten sind schtändlige, sitzlige, ligglige: schtändlige uf Dietike faare: stehend nach Dietikon fahren; d bale sitzlige fange: den Ball sitzend fangen, ligglige en schuss abgee:
liegend einen Schuss abgeben. Aus der Schriftsprache werden heute laufend in grosser Zahl Präsenspartizipien übernommen, besonders in stehenden Wendungen:
Die Befehlsform hat nur im Singular eine eigene Form, und zwar ist sie in allen Konjugationen gleich dem Stamm des Verbs ohne irgend eine Endung. Die starken Verben der Reihen 4a und 5, die im Singular ein -i- im Stamm haben, behalten es auch im Imperativ.
vor lauffender kamera, flüüssends wasser, im faarende zuug, yschnydendi maassnaame, vo de schprächenden uur, gläitendi aarbetszyt, schtygendi akziekürs, raasendi begäischterig, e räizends mäitli, de boxer hät si glänzend gschlage, di kultuurschaffende. Das Plusquamperfekt
Die Kerngruppe der Verben der zweiten Konjugation, nämlich jene auf -le, -re, erle, -ne, -me, -ge und Nominalabteilungen lauten im Imperativ gleich wie im Infinitiv: pöpperle! klopfe! süürpfle! schlürf! schtägere! klettre herum! rächne! rechne! chräsme! klettere! metzge! schlachte! Imperative dieser Art sind allerdings sehr selten, denn bei den meisten dieser Verben wird der Imperativ mit tue umschrieben: tue rible! reib! Tue nöd alewyl tubake! Rauch nicht immer! Tue zälte! kampiere! tue rächne! rechne!
1. Person: mached mer! 2. Person: mached! Höflichkeitsform: mached Si!
lueged mer! lueged! lueged Si!
Grad wo t abgfaare gsy bisch, isch de psuech choo. Nachdem du abgefahren warst ... Chuum hät er de brief gläse ghaa, so isch er scho anegsässe und hät en antwoort gschribe: Kaum hatte er den Brief gelesen ... Wo mer uf de paanhoof choo sind, isch de zuug scho abgfaare gsy ... (Man beachte, dass nachdem keine schweizerdeutsche Entsprechung hat, sondern meist durch wo übersetzt wird.)
räised mer ab! räised ab! räised Si ab!
Man braucht das Plusquamperfekt aber nicht so häufig, wie es die Logik erfordern würde, sondern behilft sich oft mit dem Perfekt; so könnte man obigen Satz auch so sagen: Chuum hät er de brief gläse,
so isch er scho ...
Die norddeutsche Wendung lasst uns hat keine Entsprechung: lasst uns gehen wird übersetzt durch gehen wir: gömer!
Das Futurum Es gibt im Schweizerdeutschen eigentlich kein Präsenspartizip. Die singenden Kinder lässt sich ebenso wenig ohne Umschreibung
Die Vorvergangenheit wird aus dem Perfekt des Hilfsverbs (i bi gsy, i ha ghaa) und dem Partizip des Hauptverbs zusammengesetzt:
i bi ggange gsy: ich war gegangen i ha trunke ghaa: ich hatte getrunken
Im Plural hat der Imperativ die gleiche Form wie der Indikativ.
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leermig brüelig schtrodlig chochig süttig
Die restlichen Verbalformen
1. Konjugation: mach! zünd! rüeffl schtell! 2. Konjugation: lueg! los! choch! lüüt! 3. Konjugation: schryb! list iss!
Das Präsenspartizip
glühend wütend glänzend zitternd lebendig
Für die Zukunft gibt es keine eigenen Formen, vielmehr ist das Futurum gleich dem Präsens. Um die Zukünftigkeit einer Handlung auszudrücken, kann man passende Adverbien einsetzen, am häufigsten 107
Das Partizip von bringe heisst praacht (man beachte, dass das aa lang ist). Eine Nebenform ist prunge.
dient hier dänn: ich chume moorn wider häi. Ich verräise nÖÖch-
schti wuche. Chunsch dänn? Ich chume gly. Ich hilff der dänn, wänn t eso wyt biseh.
Die deutschen Verben rennen, brennen, kennen, denken, nennen haben im Partizip -a-: gerannt, gebrannt usw. Die entsprechenden schweizerdeutschen Verben haben im Partizip den gleichen Vokal wie im Präsens: räne: gränt, bräne: pränt, käne: känt, tänke: tänkt.
Man hört manchmal Sprecher, die weerde für das Futurum verwenden. Dies ist eine Nachahmung der Schriftsprache, die man vermeiden sollte. Korrekt ist andererseits der Gebrauch von weerde zum Ausdruck einer Vermutung: Das wiirt nöd waar sy. Das wiirsch mer
Senden, wenden und nennen haben keine Entsprechung. Senden wird übersetzt mit schicke, wenden mit cheere, nennen mit säge, ernennen je nachdem mit weele oder befördere: Si händ s pakeet äxpräss gschickt; er hät de wage uf em garaaschplatz gcheert; si säged em de chumerbueb; er isch zum redakter gweelt woorde; si isch zur prokurischtin beförderet woorde. Bei Radio und TV wird sände
nöd glaube. Es wiirt brandschtiftig sy. Das Futurum exaktum
Da das Futurum gleich dem Präsens ist, entspricht das Futurum exakturn dem Perfekt. Zum Beispiel: Wenn ihr kommen werdet, werde ich schon gegessen haben wänn er (dänn) chömed, hani scho gässe. Keiner kann wissen, ob er nicht morgen schon gestorben sein wird
verwendet.
käne cha wüsse, öb er nöd moorn scho gschtoorben isch. Das Präsens historicum
Das Perfekt von sitzen, stehen, liegen wird schriftdeutsch mit haben gebildet, schweizerdeutsch mit sy. Für sich setzen, sich stellen, sich legen sagt man absitze, aneschtaa, abligge:
Da das Schweizerdeutsche, nachdem es das Präteritum (ich ging, ich hatte) verloren hat, keine unzusammengesetzte Zeit der Vergangenheit mehr besitzt, wirkt es bei längeren Erzählungen ausserordentlich ermüdend, wenn ein Perfekt dem andern folgt. (Do simer abgsässe,
ich habe gesessen: i bi gsässe ich habe gestanden: i bi gschtande ich habe gelegen: i bi gläge ich habe mich gesetzt: i bin abgsässe ich habe mich hingestellt: i bin anegschtande ich habe mich gelegt: i bin abgläge
und dänn hämer es käfeli gnoo, und dänn simer wider ggange, und dänn hämer ... ) Aus diesem Grund wird sowohl im gesprochenen wie im geschriebenen Schweizerdeutsch das Präsens sehr häufig als Tempus der Vergangenheit gebraucht. Man nennt dies das Präsens historicum. Zum Beispiel: Geschter gaani d paanhoofschtraass
duraab. Do triffi s Häidi, grad wie s vor eme schaufäischter schtaat und d früeligsnöihäiten aalueget. Wo s mi gseet, säit s ... Zum Infinitiv
Der Infinitiv ist in seiner substantivierten Anwendung eine sehr produktive Verbalform:
Si isch am reetsellööse; ich bin am telefoniere gsy; mer sind grad am furtgaa; er hät nu a s tschuute tänkt; dee sehtoff isch liecht zum wäsche; s wasser isch zehalt zum bade; er isch z fuul zum en brief schrybe; mer händ is d zyt vertribe mit witz verzele; de bueb hät nöd chöne gnueg überchoo vom de züüg zueluege. Noch mehr über den Infinitiv in Lektion 23.
Nachträge zur Verbalflexion
Die drei Verben trääge tragen, säge sagen, legge legen haben die Eigentümlichkeit, dass ihr Stammvokal in der zweiten und dritten Person und im Partizip zu -äi- wird:
Partizip 108
i trääge du träisch er träit mer trääged träit
säge säisch säit säged gsäit
legge läisch läit legged gläit
Die Imperative lauten: sitz! sitzed! schtand! schtönd! ligg! ligged!
ÜBUNG
15
Machsch im nÖÖchschte jaar wider eso lang ferie? Ich eh urne glaub nöd dezue. Won er ggangen isch, händ ali uufgschnuufet. Si händ süttig häisse kafi trunke. Si händ d schpagetti i schtrodligs wasser gläit. Ich gaane hüttzmittag i d schtadt go komissioone mache, ich chume drum eerscht schpaat häi. Bis so guet und chauff grad öppis für de moorndrig zmittaag. Geschter won i uusggange bi, han i en alte bekante troffe; dee hät mi in es kafi mitgschläikt, und wo mer use chömed, sind scho an läde zue gsy. Was läisch aa? Bi dem wätter früürsch, wänn t nöd warm aagläit biseh. Wo de plaan publiziert gsy isch, isch nöd en äinzigi yschpraach choo. Tuen a s fäischter pöpperle! Schtand graad ane! Wer wiirt so öppis glaube! Duu wiirsch nöd rächt uufpasst haa. Si hät de wagen amene cheerplatz gcheert. Chumm cho luege! Ich bring de brief uf d poscht, wänn i de mantel aagläit ha. Si hät glachet und em umeggee. Sitz aab! Ich bi nanig uufgschtande gsy, wo de pöschtler glüütet hät. Er hät pfiffe und isch us em zimer ggange. Chunsch au an öises fäscht? Ich glaube, ich cha nöd, ich ha dänn nöd dezyt. Si 109
händ imer na gwunke, wo s schiff scho lang verschwunde gsy isch. Er isch wüetig gsy. Me säit em de oberjehu. Du läisch glüeigi chole uf myn chopf. Wänn iir äntli chömed, sind di mäischte lüüt scho ggange. Gsäit isch gsäit, s woort gilt. S git en chalte winter. Es wiirt nöd waar sy. Si träit schweer an irem schicksal. Wie ghäissisch du? Ich ghäisse Konrad. Wie säged s dir? Si säged mer Chueri. Ich ha de früener tiräkter na känt, aber er hät nöd zu myne bekante ghöört. Bisch de ganz wääg gränt? Chasch tänke, ich han en taxi gnoo, da känsch mi schlächt.
LEKTION
16 Bimene toonjeger git s vii z ghööre R. Grüezi Häiri, tÖÖrff i inechoo? H. Grüezi Ruedi, natüürli, chumm nu ine, du häsch di scho lang nüme zäiget. R. Das chönt me vo diir au säge. Du chunsch ja nie zu äim, und me mues der uf d buude schtyge, wä me wott wüsse, was t machsch. Äigetli wäiss me s ja scho, du bisch äifach alewyl uf de toonjagt. H. Pass uuf, da chunsch grad öppis z ghören über. R. Merssi, was isch ä daas für en hölechrach? Das chydt ja, das es de luutschprächer fascht verjagt. H. Das isch drum ä gaar nüüt seriööses. Ich ha nu emaale de prässluftborer uufgnoo, wo s vor myner wonig scho wider d schtraass uufgrisse händ. R. Jäsoo, du häsch mi welen uf der aarm nee. H. Jaa, isch ja nu en gschpass. Jetz chasch mer defüür grad mit öppisem hälffe. Gseesch dee sack mit rys? Da nimsch jetz e hampflen use und laasch es i die blächbüchs risle. lich hebe s mikrofoon und kontroliere, wie s uufnimt. Ich wett nachane wüsse, a waas das äinen erineret, wo nöd wäiss, waas uufgnoo woorden isch. H. Also loos, schalt y!
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R. Das isch prima ggange, aber wäisch, das isch äigetli mee e schpilerei. Ich mache suscht lieber kä gschtelti uufnaame. Ich gaane mit mym greet uf d schtraass oder in wald. Wottsch de öörgelimaa lose, won i letschti uufgnoo ha? Näi, du settisch zeerscht di chlyne vögeli ghööre, won in irem näscht pypsed, bis ene d mueter wider fueter bringt. Da hani müesen uf en baum ue chlädere und s mikrofoon an en ascht hänke zum das überchoo. R. Das isch prima, mit dem settisch an en toonjegerwettbeweerb. H. Ich tuene lieber zu mym äigene vergnüege bändli uufnee. Da git s vii probleem z lööse, aber wänn s äim dänn graatet, fröit s äim topplet. Bi natuuruufnaame, wo me mängsmaal lang mues waarte, chunsch öppedie i schwirikäite, wänn t nüme gnueg pfuus i de battery häsch. R. Ich wäiss aber, diir isch käs hindernis z grooss, wänn s der um dys hobby gaat. H. Der äint tuet ebe briefmäärggele und der ander jagt de tööne naa. Miich tunkt das intressanter. R. Defüür gseets bi diir au uus wie imene radioschtudio, aber ich mues der s laa, du eh asch öppis uf dym gebiet. H. NÖÖchschti wuche muesch zue mer choo, dänn eh asch e maximaals konzert ghööre. Moornzaabig gaan i i d schtadtchile go d Mattheeus-passioon uufnee. I ha d bewilligung überchoo zum myni mikroföön uufschtele; defüür mues i s band vor em ganze choor em aale abschpile, aber du tÖÖrffsch es vorane eläige cho lose. R. Tank der vilmaal, da chum i geern. VOKABELN
d hampfle" s hämp -er verjage blööd merssi
Handvoll Hemd zum Platzen bringen fadenscheinig Merci, danke, auch Ausruf des Erstaunens
Unregelmässige Verben Zwanzig Verben weichen von den drei behandelten Konjugationen ab und müssen besonders gelernt werden. Sechs von ihnen sind modale Hilfsverben, welche andere Verben näher bestimmen. Bei ihnen sind Infinitiv und Partizip identisch, und der Imperativ fehlt. Die übrigen nennt man kontrahierende Verben, da bei ihnen die Endung mit dem Stamm verschmolzen ist. Die folgenden Tabellen enthalten um der Vollständigkeit willen auch den Subjunktiv und den Konditional, deren Funktion erst in den bei den folgenden Lektionen behandelt wird. 112
Modale Hilfsverben
Infinitiv Partizip ich du er, sie, es wir, ihr, sie Subjunktiv Konditional
Infinitiv Partizip ich du er, sie, es wir, ihr, sie Subjunktiv Konditional
Kontrahierende Verben
Infinitiv Partizip ich du er, sie, es wir, ihr, sie Imperativ Subjunktiv Konditional
Infinitiv Partizip ich du er, sie, es wir, ihr, sie Imperativ Subjunktiv Konditional
wollen
müssen
dürfen
wele
müese
tÖÖrffe
"
"
"
wott wottsch wott wänd weil wett
mues muesch mues müend mües müest
tÖÖrff tÖÖrffsch tÖÖrff tÖÖrffed tÖÖrffi tÖÖrfft
sollen
können
mögen
wissen
söle
chöne
möge
söll sölisch söll sölid söll sett
cha eh asch cha chönd chönn chönt
mag magsch mag möged mög möcht
wüsse gwüsst wäiss wäisch wäiss wüssed wüss wüsst
geben
nehmen
sehen
geschehen
gee ggee gibe gisch git gänd gib! gäb geeb
nee gnoo,gnaa nime nimsch, nimt nämed nimm! näm neem
gsee gsee gseene gseesch gseet gseend lueg! gsäch gseech
gschee gschee
gschäch gscheech
lassen
schlagen
kommen
ziehen
laa glaa laane laasch laat lönd las! lös lies
schlaa gschlage schlaane schlaasch schlaat schlönd schlag! schlög schlieg
choo choo chume chunsch chunt chömed chumm! chömm chiern, cheem
zie zoge ziene ziesch ziet ziend zie! ziei zieti
"
"
"
gscheet
113
sollen
Varianten und Verwendung von söle werden in den bei den folgenden Lektionen behandelt.
wissen
Wüsse zeichnet sich durch eine gemischte Konjugation aus. Als Imperativ dient die zweite Person: wäisch! = wisse! Zu den kontrahierenden Verben gehören auch die in Lektion 2 behandelten.
Inversion
Zu beachten ist die Verschmelzung der Endung -nd mit dem Pronomen der ersten Person Plural, wenn dieses dem Verb folgt: wämer, müemer, chömer, gämer, gseemer, lömer, schlömer = wollen wir, müssen wir, können wir, geben wir, sehen wir, lassen wir, schlagen wir.
nehmen
Das Verb nee hat folgende Nebenformen: du ninsch, er nint, mer nänd; im Partizip neben gnoo auch gnaa.
lassen
Neben dem Partizip glaa gibt es eine Form la. Sie wird gebraucht, wenn davon ein Infinitiv abhängt, zum Beispiel: er liess ihn kommen = er hät en la choo; ich liess es sein = i ha s la sy. Laa bedeutet neben lassen auch noch nachlassen, entzwei gehen: das brätt laat jetz dänn das Brett wird bald zerbrechen, de schtrick hät glaa das Seil zerriss; überlassen: i laane der de resch te ich überlasse dir den Rest, das mues em laa das muss ich ihm zugestehen.
Partizipien
Man beachte, dass es keine den deutschen Partizipien entsprechenden Formen gewollt, gesollt, gemusst, gedurft, gekonnt, gemocht, gekommen und geworden gibt, statt dessen heisst es i ha wele, sele,
müese, tÖÖrffe, chöne, möge, i bi choo, i bi woorde. mögen
Möge hat eine grosse Bandbreite von Bedeutungen wie gern haben, gern tun, ausreichen, überlegen sein, z. B. Ich mag di ganz geern = ich kann dich leiden, jetz mag i wider ässe (nachdem ich unter Appetitlosigkeit gelitten hatte), es mag grad na ine = das Geld (oder die Zeit) reicht gerade noch. Die antwort hät en möge = diese Antwort verdross ihn. Er hät de gröösser möge = er bezwang den grösseren. Wenn möge die Bedeutung von imstande sein hat, dann erhält der folgende Infinitiv das Augment g-: ich ha na möge gchoo = ich kam gerade noch rechtzeitig, ich mag s nöd gässe = ich kann es nicht aufessen. Si möged s gmache = sie kommen mit ihrem Geld aus.
geben
Gee bedeutet ausser geben auch noch 1. einen Beruf wählen, 2. eine versetzen, 3. geschehen, vorkommen: l. Was wottsch gee? Was willst du werden? I wott tokter gee Ich will Arzt werden. 2. Gib em äis! Hau ihm eine runter! Dene häsch es ggee Diesen hast du ihr Teil
114
gegeben. 3. Was hät s ggee? Was ist geschehen? Wänn s es git, gseemer is moorn Wenn es sich machen lässt, treffen wir uns morgen. I hoffe, s git nüüt Ich hoffe, es passiert nichts. Us nüüt git s nüüt Aus nichts wird nichts. bekommen
ÜBUNG
16
Überchoo bedeutet bekommen. Es ist ein trennbares Kompositum. Man konstruiert also; ichurne hüt myn zapfe (Lohn) über, häsch du dyne scho überchoo? «Bekommen» gibt es nicht, auch «kriegen» hat keine Entsprechung; eh riege bedeutet Krieg führen. Er chönd s mitnee Ich mues go poschte Chumm gschwind! Ich ha s scho gwüsst Ich han äifach nöd chöne Du tÖÖrffsch au mitchoo Mermüend uufpasse Wämer gaa? D böim schlönd uus Er hät s wele Müemer en au mitnee? Gib rue! Das mag mi
Er isch chrank woorde Es hät em öppis ggee Si hät nöd möge Da magsch lache Er wott schryner gee Der ascht hät glaa Ich ziene moorn uus Chömed er au? Du muesch si la mache Las das sy! Ich nimen es glaas wy Ich gibe nüüt druf Gseend er s? Ich gseene nüüt
Mer wüssed s Er hät en möge Mer händ müese hälffe Si ziend fescht Si händ nüüt wele gsee haa Wänn s-e-si laat la mache Ich überlaane dir s uufruume Ir chömed e schtraaff über Si hät en öpfel überchoo Ich ha die sach la sy D uur schlaat zwölfi
Defüür muesch zu dym rächt choo. TÖÖrfsch au an umzuug? Näi, ich mues dihäime blybe. Was hät s ggee? Wäiss es niemer von öi? Mer wüssed ali nüüt. Ich schlaane vor, das mer uf d Wäid gönd. Schiaasch öppis anders vor? Schlönd iir ali zäme nüüt anders vor? Guet, so gömer. Las doch dyn hund dihäime; wä mer en mitnämed, laat er is nie la sy; me chunt zu käim rueige gschprÖÖch. Er mues drum au veruse. Was wottsch gee? Ich wäiss es nanig, ich mues mer s na epaar maal dur de chopf la gaa. Me tÖÖrff nöd nu a siich tänke. D Nicole hät nöd tÖÖrffe mitchoo. Chumm, mer gönd an matsch! Gseesch, wie s boxed? lueg, jetz ziet der äint chreftig loos; ich glaub, er mag der ander, ja, jetz schlaat er en nockaut. Ich luege nöd geern zue, wie s denand verschlönd. Chumm duu lieber mit i s theaater. Ich chume geern, wänn s öppis rächts gänd. Also, ich ni me zwäi bUeet, wie sich s git. Daas hämp da isch scho zimli blööd, ich glaub, es laat gly. Dänn nimm halt en anders, chasch daas da grad i d abfuer gee. 115
11'"
17
LEKTION
Wie de tüüfel ineglymet woorden isch D Urner weered scho alewyl geern in Süden abe, wil s ghöört händ, das deet eso guete wy wachsi. Aber si händ nie chöne, wil s ekäi brugg ghaa hät über d Rüüss, bis dänn d Tüüfelsbrugg poue woorden isch. Das seig aber esoo zueggange: D regierig seig em aale sälber ggange go luege, wo me chönn e brugg boue, aber es seig ere ummügli voorchoo. Drum heb doo äine vo de raatshere gsäit, da seli de tüüfel e brugg boue. Chuum heb er s gsäit ghaa, sig de tüüfel vor em gschtande und heb gsäit, eer weil ne die brugg boue, wänn s em der eerscht verschprächid, wo über die brugg chömm. D raatshere seiged uf dee voorschlaag yggange und inert drei tääg heb de tüüfel die brugg fix und fertig gmacht. Und daa sig er gschtande uf der andere syten und heb uf der eerscht gwaartet, wo übere chömm. Es hät aber käine wele zeerscht übere gaa. Do heig äine vo de raatshere gsäit, er heb dihäimen en bock, dee welid s übere jage. Do sig er ggange, heb en gholt, und wo de bock d hörner vom tüüfel uf der andere syte vom fluss gsee heb, seig er i äim satz über d brugg ine ggumpet und de tüüfel heb en phackt. Wo de tüüfel gmerkt heb, das en di anderen inegläit hebid, seig er fuchstüüfelswild woorden und seig gäge Wassen abe gränt
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und heb deet en groosse schtäi gholt. Mit dem heb er syni brugg wider wele zämeschlaa. Won er mit dem schtäi z Göschene gsy sig, heb er müesen uusruebe. Da seig en alts fraueli choo und heb en gfrÖÖget, werum er eso schnuuti und eb er echli uusruebi. Weret dem sich de tüüfel de schwäiss ab de schtiirne gwüscht heb, sig si gschwind ggangen und heb e chlyses chrüüzli in schtäi gehritzlet. Wo de tüüfel de schtäi wider heb welen uuflupfe, heb er gmerkt, das öppis ggange seig, heb de schtäi umgcheert, und won er das chrüüzli gsee heb, seig er mit eme tuners fluech uufggumpet und zum land uus. VOKABELN
lupfe uusruebe akzioon eläige usefuule smünz
aufbeben ausruhen verbilligtes Angebot allein als überzählig ausscheiden Kleingeld
Die Formen der Die Subjunktive der unregelmässigen Verben seien hier noch einmal unregelmässigen aufgeführt, zusammen mit den deutschen Entsprechungen in der Verben 3. Person, da nur da der deutsche Subjunktiv deutlich wird:
er heig seig tüeg göng lös schlög ziei
Der Subjunktiv - auch Konjunktiv I genannt - ist im Schweizerdeutschen ausserordentlich lebendig. Er hat auch eindeutige und ausgeprägte Formen in allen Personen. Sein Charakteristikum ist der Endungsvokal i. Die drei Konjugationen unterscheiden sich im Subjunktiv nicht:
ich du er, sie, es wir, ihr, sie
1. Konjugation (aufheben)
2. Konjugation (stricken)
3. Konjugation (fliegen)
lupti luptisch lupti luptid
lismi lismisch lismi lismid
flüügi flüügisch flüügi flüügid
Bei den unregelmässigen Verben zeigt meist schon der Wortstamm den Subjunktiv an, das -i ist daher nicht obligatorisch. Bei allen anderen Verben kann das -i bei der dritten Person Singular auch wegfallen, da das Fehlen der Indikativ-Endung -t den Subjunktiv anzeigt, z. B. Er ghei de bättel ane und lauff devoo ist gleichbedeutend mit er säit, er gheii de bättel ane und laum devoo. Die starken Verben der Reihen 4a und 5, die im Präsens den Vokal Stammvokale bei Ablautverben wechseln (i triffe; mer träffed), haben im Subjunktiv den Vokal des Plurals: i hälm, es gälti, du schtälisch, er ässi, i läsi. Entsprechend gilt der Vokal des Plurals bei säge, trääge, legge: i sägi, du träägisch, er leggi. 118
er schtönd chömm weil söll gäb gsäch wüss
er stehe komme wolle solle gebe sehe wisse
er mües tÖÖrfti chönn mög näm es gschäch
er müsse dürfe könne möge nehme geschehe
Beim Plural der unregelmässigen Verben kommt neben der Endung -id auch die Endung -ed vor, da der Subjunktiv durch die Stammform offensichtlich ist: mer seiged neben mer seigid. Zur Form
Neben söle wird ebensooft sele gebraucht. Eine seltene Nebenform von göng und schtönd ist göch und schtöch. Am meisten Varianten weisen haa und sy auf: heb, häig, heig und seig, sei, sig, seg. An diese Formen können noch die i-Endungen treten.
sollen und müssen
Die Verwendung von söle und müese ist nicht gleich wie die von sollen und müssen. Müese drückt ganz sachlich eine Verpflichtung aus, während bei sele, das eigentlich selbst im Subjunktiv steht, immer eine Vermutung, Behauptung oder ein Wunsch versteckt ist. Kommentierte Beispiele werden dies erklären:
Der Subjunktiv
Die Endungen
er habe sei tue gehe lasse schlage ziehe
du muesch folge es ist deine Pflicht zu gehorchen du sellsch folge deine Mutter hat gesagt, sie wünsche, dass du gehorchst ich mues go poschte ich habe Auftrag, Besorgungen zu machen, und bin jetzt auf dem Weg dazu ich söll go poschte jemand wünscht, dass ich Besorgungen mache, es ist aber noch nicht so sicher, ob ich gehen will es mues cho rägne es herrscht Trockenheit, Regen ist sehr nötig es seil cho rägne die Wetterwarte behauptet, es werde regnen er seil emaal choo ich wünsche dringend, dass er kommt es seil nüme vorchoo ich verspreche, dass es nicht mehr vorkommt Vermutung
Im Sinne von vermuten ist die Verwendung von sollen und sele identisch: si söll eh rank sy sie soll krank sein, es seil e guets jaar gee es soll ein gutes Jahr werden.
Die Funktion des Subjunktivs
Der Subjunktiv ist obligatorisch in Nebensätzen, die von Verben des Sagens und Meinens abhängen: 119
Si säit, si heb mi geschter nöd gsee Er phauptet, er heb das nöd wele Si tänkt, ich heb si vergässe Er mäint, er sig eläigen uf de wält Es hät ghäisse, es gäb en akzioon für öpfel Si prichtet, es sig e schööns rascht gsy Si verzelt, der usfluug si gi luschtig gsy Von einem einzigen Verb des Sagens kann eine beliebig lange Reihe von Sätzen abhängen. Manchmal werden die längsten Geschichten im Subjunktiv erzählt, sobald der Erzähler selbst Zweifel hegt oder sich distanzieren will. Das Lesestück dieser Lektion ist durchaus typisch. Auch die Geschichte vom Tramunglück in Lektion 14 könnte sehr gut von einem Berichterstatter, der selbst nichts davon gesehen hat, im Subjunktiv erzählt werden. Der Subjunktiv erscheint ferner in indirekten Fragesätzen, Finalsätzen, Konzessivsätzen:
Mer händ de tokter gfrÖÖget, öb na hoffnig seig Si sind fascht verschprützt vor gwunder, was passiert seig Er hät wele i d schtadt faare zum luege, wo de wage schtäcki Si händ pättet, das käis unglück gschächi Es isch em gält glych, wer s heigi Kein selbständiger Subjunktiv
Im Hauptsatz kommt der Subjunktiv nur in formelhaften Wendungen vor wie vergält s Gott, hol s de tüüfel, das glaub äine, gschäch nüüt böösers, sig s wie s weil. Nicht direkt übertragen lassen sich Sätze wie: man nehme zwei Tabletten am Morgen; es lebe der König, man bringe Pamina, sondern man muss sie folgendermassen umsetzen:
Zwo tablette am morge, de könig sellläbe, d Pamina seil choo. ÜBUNG
17
Bei den folgenden Sätzen muss man sich vorstellen, vor dem Komma stehe ein er säit, si säged, me mäint, me glaubt u.a.
, mer chönid d akzie chauffe , es gäbi schnee , si mögid nüme , er wüssi nüüt devoo , das mer is gschlage gäbid , si salzi d schpyse z fescht , si gsäch imer schlächter uus 120
, si gsächid imer schlächter uus , es gschächid tägli wunder , das schlög em fass de boden uus , si schlögid en zum kassier voor , es chömi nöd druf aa , es chömid na mee zueschauer
, er ziei en rueigeren oort voor , si zieid oschtschwyzer wy voor , de hund byssi sofort , d chind schüüchid s wasser , de räge chömm gly ,s gsetz weerdi gänderet , d zyt lauff em devoo
, ich chönn em gschtole weerde , mir chömid au na draa , mer hebid zvil ööl pruucht , d uure lauffid z gschwind , d uure göngid voor , mer gäbid zvil uus , d böim lösid sich nöd häile , du welisch verzichte
, d chileglogge töönid z luut , er lös sich das nöd gfale , si lösid d hünd uf s loos , er mach i nüme mit , er müesi druf zrugg choo , si müesid druf zrugg choo , si chochi geern
,mer vergässid ja alls , d pile tüegid em guet , de thee tüeg em guet , d prys schlögid uuf , er heb zwenig münz , mer hebid en aagloge , mer müesid s zuegee , s ys schmelzi gly , mer grabid z tüüff
Me verzelt, de tüüfel heb di eerscht Rüüss-brugg poue, di yhäimische seiged nöd imschtand gsy, si eläi z boue. De tüüfel heb gsäit, eer boui die brugg, wänn er der eerscht überchömm, wo drüber göng. De bueb hät gschumpfe, er tÖÖrffi nöd mitchoo, syni mueter erlaubi em s nöd, aber s nÖÖchscht maal lauff er äifach devoo, wänn s em wider verbote weerdi. De trämler hät wele luege, was loos sigi. Myn fründ hät gfrÖÖget, öb du au chömisch. Di aaghöörige händ gfrÖÖget, öb si de paziänt tÖÖrffid psueche. I sym wootum hät de redner gsäit, me tÖÖrffi d wasserchreft i de Schwyz nöd na mee usbüüte, es gäb ja gly käs flüüssends wässerli mee z gsee, hütt chömm s druf aa, das me sich um d natuurschöönhäite chümeri. Sig s wie s weil, miir isch ales glych. Es hät öis schweer wunder gnoo, wer ächt bi de schtadtraatswaale usefuuli. De röön söll nüme lang hebe. De polizischt hät zu de chind gsäit, si müesid zeerscht nach linggs luege, wänn s über d schtraass göngid. I der aachlag isch gschtande, de deliquänt sig scho epaar maal wäge vercheersdelikt verurtäilt woorde, er heb emaal e schtopschtraass überfaare, das es tätscht heb, er heig d gschwindigkäitsgränze uf ere nazionaalschtraass überschritte, und emaale heb er zvil promill ghaa.
121
,.--
18
LEKTION
Mer boued luftschlösser W. Du, Chueri, was miechsch, wänn t en sächser hettisch im lotto? Ch. Los, Walter, das chunt doch druf aa, wie hööch d uuszalig weer, aber was miechsch duu, wänn duu dee glückspilz weersch? W. I gieng tiräkt i s swisseerbüro am hauptpaanhoof und lies mer e wälträis zämeschtele. Dänn gseechisch mi für es zytli nüme. Ch. Und was teet dyni frau derzue säge? W. Die neemi doch mit. Für sy geebs nüüt schöners, als wänn si chönt uf räise gaa. Ch. Mäinsch dänn, s gält langti? W. Me sett s mäine, suscht hetti dänn scho na öppis uf de syte, aber du häsch rächt, das t gfrÖÖget häsch, e milioon isch au nüme, was si emaale gsy isch. Me mues hütt ganz andersch rächne. Ch. Me merkt, das du fröid häsch am lötterle; miir gfallt s toto besser, da cha me doch na echli öppis kombiniere, und es hanget nöd alles nu vom zuefall aab. Jetz schtell der aber emaale vor, du miechisch e riseneerbschaft und müestisch mit dem ganze huuffe gält fertig weerde. W. I glaub, das weer käs probleem. En schööne täil gieng scho ewägg für schtüüre, und dänn müesst i ja au nöd ales für
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miich eläige bruuche. Es git ja eso vii wooIteetigi inschtituzioone, wo für jede zueschtupf dankbaar sind. Es blybti ja dänn imer na gnueg voorig für miich, für es hüüsli amene gäbigen oort, für en gröössere wage, für myni liebhabereie und soo. Ch. Aber sehteIl der emaale voor, was t für en luxus chöntisch trybe. W. Lieber nöd. Wettisch du vilicht vo kawi ar und auschtere läbe? Da blybtisch nöd lang gsund debYe Was hettisch devoo, wänn t di wüürsch mit der «haute volee» a de Riviera umetrybe und müestisch dyni zyt vertrööle mit blabla, und am aabig wüsstisch nöd, für waas t am morgen uufgschtande biseh? Ch. So schlimm müesti s jetz ä nöd grad usechoo, aber ich glauben au, mängem ryche weers wööler, er hett weniger. Mer wänd froo sy, das miir die sorge nöd händ, und die luftschlösser lömer lieber la sy.
Die unregelmässigen Verben haben eigene Formen, die man besonders lernen muss: Die unregelmässigen Formen
Varianten
Der Konditional Der Konditional - auch Konjunktiv 11 genannt - wird in allen Konjugationen entweder durch die Endung -ti bezeichnet oder durch die Verbalformen wüür oder teet: Die Endungen
ich du er, sie, es wir, ihr, sie
1. Konjugation (meinen)
2. Konjugation (rechnen)
3. Konjugation (bleiben)
mäinti mäintisch mäinti mäintid
räch ne ti rächnetisch rächneti rächnetid
blybti blybtisch blybti blybtid
fb
hett weer teet gieng chi em schtiend wüür geeb neem gseech
ich hätte ich wäre ich täte ich ginge ich käme ich stände ich würde ich gäbe ich nähme ich sähe
es
lies schlieg wett sött müest tÖÖrfft chönt möcht wüsst gscheech
ich liesse ich schlüge ich wollte ich sollte ich müsste ich dürfte ich könnte ich möchte ich wüsste es geschähe
Nebenformen sind sett für sött, cheem für chiern, wuur für wüür. Ablautende Verben der 5. und 6. Reihe kommen manchmal mit ablautendem Konditional vor: ich eess, lees, seess ich würde essen, lesen, sitzen. Solche Formen werden immer seltener, nur der Einzelläufer ich miech, ich würde machen erfreut sich ungestörter Vitalität. Auch die Formen mit der Endung -ti sind zugunsten der Umschreibung mit wüür und teet eher auf dem Rückgang. Formen wie predigeti, beräiteti, eläktrisierti sind nicht gebräuchlich.
Verwendung
Der Konditional dient dazu, auszudrücken, dass eine Handlung unwahrscheinlich oder unmöglich ist. So wird er gebraucht in irrealen Wunschsätzen: I wett, i hett es hüüsli! I wett, i weer bi diir! Wänn er doch nu au gly cheern! Am meisten wird er aber gebraucht in irrealen Bedingungssätzen. Wä me miich frÖÖgti, wüssti scho, was i ne säiti. Ir hetted en schööne baart ygfange, wänn er ggange weered. Wänn das wöörtli «wänn» nöd weer, dänn weer myn vatter milioneer. Wänn s uf d gröössi aachiem, so wüür e chue en
haas erlauffe. Die Endung -i bleibt oft weg, und statt -id erscheint auch -ed, da das t den Konditional genügend qualifiziert. Wenn ich dem Verb folgt, verschmilzt es mit dem -i: aus jetz mäinti-i wird jetz mäinti. Die Sprechenden entscheiden nach Gutdünken, ob sie gegebenenfalls lieber wüür oder teet verwenden. Das Flexionsschema: Die Hilfsverben
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ich wüür mäine du wüürsch mäine er wüür mäine mir wüüred mäine
ich teet hälffe du teetsch hälffe er teet hälffe mir tee ted hälffe
Der Nebensatz kann fehlen, wie in: i geeb em äis, i gieng am liebschte häi, i wüsst nüüt schööners; man kann diese Sätze als elliptisch bezeichnen, indem der bedingende Nebensatz nur gedacht, nicht ausgesprochen wird; in obigen Fällen etwa: wänn i diich weer, wänni i nu chönt, wänn iich gfrÖÖget wüür. In einschränkenden Nebensätzen (dass er nicht) kann der Konditional auch vorkommen, zum Beispiel: Es isch kän maa, er hett en wolfszaa, es isch kä frau, si hett en aUe Es isch käis ämtli, es hett au es schlämpli. Es gibt kein Amt, das nicht etwas einbrächte. S isch käine so witzig, das er nöd mit al ne viere chönt in dräck gheie. Es isch niemer i dem doorff, wo nöd chönt läse. 125
Der Modus der Höflichkeit
ÜBUNG
18
Der Konditional hat auch seinen Platz in der Formel, mit der ein Käufer einen Wunsch ausdrückt: ich hett geern föif gipfeli; ich wüür geern di nöischte modäll aaluege; ich wett e räis i d Karibik bueche. Die Kinder lehrt man, dass sie nicht sagen sollen ich wott en chöigumi, sondern eher ich hett geern en chöigumi. Es ist immer höflicher, einen Wunsch in den Konditional zu kleiden.
Es chiem uf s wätter aa Wänn i s nu chönt Ich weer au mit weniger zfride Ich sett d schtüüre na zale Si tÖÖrffti si mee müe gee Ich lies eso öppis nie zue Ich hett das scho lang ufggee D ggarossery tÖÖrfftid s emal flicke Im hotel teet i besser schlaaffe als im zält Es fröiti mi Me setts mäine Ich mäinti, me sett das traktandum verschiebe Ich wüsst en bessere raat Ich neem mer es bischpil an em Ich miech s andersch Ich räisti geern wider em al is Wallis
Das teet mer wool Ich hett geern e schaale gold Wüüred si mer na en zucker bringe? Ich geeb tuusig franke defüür Du wüürisch di wundere, wänn t en gseechisch Ich müesst ja lache, wänn das passierti Es miech nüüt, wänn de früelig früener chiem Wänn das theema am fernsee cheern, wüür i au luege Wänn s am fernsee choo weer, hett i au glueget Wänn t wettisch, chöntisch Wänn s gieng, cheem i au und miech mit Es röiti mi, wänn i s verlüüre wüür
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LEKTION
Zwoo schtedt, wo mit enand wettyfered Züri und Winterthur riwalisiered scho sid alte zyte mitenand, aber am böösischte isch es allwääg im nüünzääte jaarhundert gsy. Doo händ d Winterthurer di wichtigere isebaanlinie wele boue weder Züri; deby händ s dänn aber zwäite gmacht. Jetz rucked di bäide schtedt efeng imer nÖÖcher zäme, wil men i de chüürzischte zyt vo der äinte zur andere cha faare. Vo Winterthur isch me mit der Spa an i sibezää minuute im paanhoof Züri-Schtadelhofe. Über d fluughafelinie hät der Intercity echli lenger, nämli föifezwänzg minuute, aber defüür händ beed schtedt en tiräkte paanaaschluss an fluugvercheer. Wil die dischtanz eso chuurz isch, ghäisst s öppedie - es sind natüürli zürcher, wo s säged - Winterthur seig ja numen en vooroort vo Züri; es hät ehe mee pändler, wo vo deet uf Züri faared als umgcheert. Wänn en winterthurer so öppis z ghöören überchunt, wiirt er taub und vertäidiget syni schtadt energisch. Si heb di gröösser gältig uf de wält - säit er - heb di bekantere firmene, und me käni si au besser i allne länder, wo me doch ire name i lüüchtschrift uf de grööschte gschäftshüüser chöni läse (das daas de name vo de versicherig und nöd vo de schtadt isch, mues er ja nöd luut usebröötsehe). Natüürli heb Züri scho mee ywoner, aber je gröösser die schtadt weerdi, um so mee chömid d nachtäil von ere groossschtadt
Wänn t mee gschafft hettisch, hettid mer jetz en äiges gschäft. I hett ja doch nöd gnueg gält ghaa, und mit emen assossiee hani nöd wele wiirtschafte. I ha der ja scho lang gsäit, du söttisch em aal myn brüeder frÖÖge, er möcht si au geern sälbschtändig mache. Mit eme frönde weer mer s na glych, aber en verwandte wett i scho gaar nöd. Dee wüür mer zvil dryrede, und dänn cheem er alewyl zu diir go ge chlage. Wänn i nu wüsst, was t gäge my ni verwandte häsch. Du tÖÖrfftisch di scho em aal mit mym brüeder echli uusschpräche. Du chöntisch ja froo sy, wänn t sovil erfaarig i gschäftssache hettisch wien eer. Ebe grad i my ne gschäftsaaglägehäite söttisch nöd alewyl öppis wele zwängte. S weer gschyder, du geebsch di emaal zfride mit dem, wo t häsch.
127 126
~
zum voorschy. S positivscht a Züri seig natüürli, das es es ooperehuus heb und es schauschpilhuus mit emene schtändige ensemble. D Uni und s Poli mües me ja au als plusphünkt la gälte. Winterthur heig aber en imposanters schtadthuus; und wänn s halt scho nöd mit eme see chönn blagiere, so heb s defüür di gröösseren und pflägtere wälder. Wänn öise winterthurer dänn vom kultureie läbe redt, so chunt er i s schweerme. Als musikschtadt schtönd s ämel im vorderschte rang, es heb e moderners theaater, e technisches museum, und zum schluss schpilt er syn hööchschte trumpf uus, nämli d kunschtsamlige vom Oskar Reinhart: die im Römerholz und d Schtiftig unen im schtadtzäntrum. Was dänn hööcheri schuele aagöng, so tÖÖrffi me s Technikum (HTL) und die Hööcher Wirtschafts- und Verwaltigsschuel (HWV) uf kän fall vergässe. De wettyfer zwüschet de bäide grööschte schtedt im kanton isch s natüürlichscht i de wält. Au in andere Länder versuecht amigs di zwäitgrööscht schtadt mit de grööschte z konkuriere; das di chlyner sich deby mee müe mues gee, tuet ere ja nu guet. Me cha sich ja fröie, wänn bäidi sovil z büüte händ, das si demit chönd glänze.
aa: ÖÖ schpaat - schpÖÖter zÖÖmscht Einzelheiten
schpÖÖtischt, zaam - zoomer -
Die Adjektive auf -ei stossen das -e- aus: tunkel - tünkler -
tünklischt, häikel - häikler - häiklischt. Adjektive auf -e schieben ein -n- ein: troche -
tröchner tröchnischt, abgschlage - abgschlagner - abgschlagnischt. Manchmal erscheint dieses -n- willkürlich: chrank - chrenkner chrenkscht. Adjektive auf betonten Vokal schieben ebenfalls ein -nein: chly - chlyner - chlynscht, früe - früener - früenscht, gly glyner - glynscht.
-seht und -ischt
Die Verteilung der Superlativendungen -scht und -isch hängt vom Stammausgang ab. Die häufigere Endung ist -scht: äifachscht, hööchscht, nöischt. Dagegen tritt -ischt auf nach Zischlaut (s, sch, z) und nach t, wenn diesem ein Konsonant vorausgeht: böösischt,
süessischt, chüürzischt, feschtischt, gschicktischt, wüeschtischt, hertischt. Ausnahme sind die seltenen Wörter auf -isch: praktischt nicht «praktischischt».
VOKABELN
blÖÖterliwasser Sprudel schprützig spritzig schtruub hektisch, ruuch wüescht taub byse bröötsche zwäite mache
struppig rauh hässlich, grob zornig, taub Nordwind schwatzen den kürze rn ziehen
abgschlage
mit allen Wassern gewaschen urchig urwüchsig, bodenständig hinderletscht das übelste, mieseste gfitzt pfiffig, raffiniert blagiere aufschneiden
Man merke sich: grööscht, nicht «gröössischt». Varietäten
Generell ist zu beachten, dass bei der Steigerung der Adjektive grosse Schwankungen vorkommen, besonders nach d und t: lüütischtl lüütscht, blöödischtlblöödscht, gschydischtlgschydscht. Auch in anderen Fällen gibt es Differenzen; nebeneinander kommen vor:
schmÖÖlerlschmeeler, völlner/völler, langsamer/lengsemer, grederl greeder, gnauer/gnöier. Gleich wie bei der Pluralbildung zieht das Schweizerdeutsche auch bei der Steigerung, wenn immer möglich, den Umlaut vor. Einige typische Beispiele:
Die Steigerung Die Endungen
Zur Steigerung dienen die Endungen -er im Komparativ und -scht oder -ischt im Superlativ. Wenn die zu steigernden Adjektive umlautfähige Vokale haben, kommt fast ausnahmslos ein Umlaut dazu.
Umlaut von a
Beim Vokal a sind drei Umlaute möglich: e, vor, und ÖÖ ist selten.
a :e a: e
128
e und ÖÖ.
Umlaut bevorzugt
faul flach gesund laut lustig mager traurig stolz rauh
Unvollständige Steigerung
guet vii
Nie kommt ä
alt - elter - eltischt, glatt - gletter - glettscht, chalt - chelter - cheltischt, lang - lenger - lengscht (vor r die Regel) schwaarz - schweerzer - schweerzischt, aarm - eermer - eermscht, schwach - schwecher schwechscht
fuul - füüler flach - flecher gsund - gsünder luut - lüüter luschtig - lüschtiger mager - megerer truurig - trüüriger schtolz - schtölzer ruuch - rüücher besser mee
bescht mäischt
rund schlau sauber toll trocken wohl struppig blau eklig
rund - ründer schlau - schlöier suuber - süüberer toll- töler troche - tröchner wool - wööler schtruub - schtrüüber blau - blöier gruusig - grüüsiger
gut viel
129
minder eender vorder hinder ober under iner üsser äner Die Vergleichspartikel
mindscht am eendschte vorderscht hinderscht oberscht underscht inerscht üsserscht änerscht
Es isch imer lüschtiger und lüüter zueggange, aber am schtrüübschten isch es nach de zwölfe woorde Die linie daa isch greder und dee chräis isch ründer weder uf säbere zäichnig Der Üetlibeerg isch hööcher weder de Pfaneschtil, aber nidriger weder de Pilatus
minderwertig eher vordere hintere obere untere innere äussere entferntere
De Bodesee isch gröösser weder de Vierwaldschtettersee, aber chlyner weder de Gämfersee D Schwyz hät e rüüchers klima als Itaalie Am rüüchschte blaast d byse zGämf
Nach einem Komparativ verwendet man, wo im Deutschen die Partikel als steht, weder oder als. Ich bi gröösser weder du. Di zwäit uuffüerig isch besser gsy als di eerscht.
ÜBUNG
130
19
S nöischt isch nöd imer s bescht D waliser reded am urchigschte Daas glaub i eender Daas isch s hinderletscht Di chlynere müend zvorderscht aneschtaa I de sauna isch mer s am wöölschte Wer säit, früener sig ales besser gsy? Nachane sind zÖÖmeri tier choo Jede groossvertäiler wott di frischischte waaren aabüüte Äis blÖÖterliwasser seil schprütziger sy weder sander Jede wöschmittelfabrikant phauptet, sys wöschmittel wäschi wysser Es hät emal en boxer ggee, wo all pott gsäit hät: «lich bi de grööscht» Uf em land tunkt s mi schööner als i de schtadt Äntli sind öisi chläider wider tröchner und süüberer gsy, do hät s is aagfange woole Nach em baad isch mer s wider wööler woorde und i ha mi gsünder gfüült
Si isch imer bläicher, megerer und schwecher woorde, mer händ is imer mee soorge gmacht um si S wiirt imer schpÖÖter morge und früener nacht, d tääg weerded gröier und chelter, d nächt lenger und tünkler, gly isch de chüürzischt taag Es schtimt nöd, das di tümschte puure di grööschte herdöpfel hebid Ali händ gmäint, si siged di schlöiere, aber dee, wo me s am wenigschte tänkt hät, isch am änd de schlöischt und gfitztischt gsy Da isch äine verlogner weder der ander, aber de verlognischt isch de vizepresidänt De säb taglööner isch de wüeschtischt kärli gsy Di meebessere sind mäischtes di verwöntischte Dee, wo suscht de gschicktischt isch, hät deemal syni sach am schlächtischte gmacht
,l1li
131
20
LEKTION
Wie grooss isch d Schwyz? D Schwyz hät en flecheninhalt vo äinevierzg tuusig zwäihundert achtenüünzg kwadraatkilomeeter; iri landesgränze isch tuusig achthundert vieredachzg kilomeeter lang. Di schwyzerisch Äiggenosseschaft hät sächsezwänzg kantöön; de grööscht devoo isch Graubünde mit sibe tuusig äinhundert drizä quadraatkilomeeter. De kantoon Züri chunt i de gröössenoornig eerscht a de sächste schtell mit tuusig sibehundert nüünezwänzg quadraatkilomeeter, defüür aber hät er di mäischten ywoner vo allne kantöön, nämli äi milioon hundert nüünesibezg tuusig. Di ganz Schwyz hät sächs milioone achthundert dreiesibezg tuusig ywoner. Im achzä hundert füfzgi sind s echli weniger als zwoo Milioone vier hundert tuusig gsy. - Epaar jaareszaale us de schwyzer gschicht: zwölf hundert äinenüünzg gründig vo der Äiggenosseschaft. Di wichtigschte schlachte us de befreiigs-chriege sind Moorgaarte im drizä hundert füfzäni und Sämpach im drizä hundert sächsedachzgi gsy. D reformazioon hät füfzä hundert nüünzä z Züri aagfange. Füfzä hundert nüünezwänzg und äinedryssg i de Chappelerchriege und sächzä hundert sächsefüfzg und sibezä hundert zwölf i de Vilmer-
133
gerchriege isch um d voormacht gschtritte woorde. Im jaar sibezä hundert achtenüünzg isch di alt Äiggenosseschaft vom Napoleoon syne truppe über de huuffe gränt woorde, und achzä hundert füfzä isch si wider uufpoue woorde. Di gägeweertig form hät de Bund dur d verfassig vo achzä hundert achtevierzg überchoo, wo dänn im vieresibezgi rewidiert und sider imer wider aktualisiert woorden isch.
pendelt. Bewusste Mundartsprecher halten sich noch an die Regel, was immerhin zur Nachahmung empfohlen sei. Selbständige Zahlen
Wenn die Zahlen substantivisch, das heisst alleinstehend, gebraucht werden, erhalten sie von 4 an die Endung -i und sind Neutrum: s vieri, s föifi, s sächsi, s zwänzgi. Im Dativ wird das -i zu -e oder -ne (also gleich wie die unbestimmten Pronomina aus Lektion 13): Häsch es aHne gsäit? Vierne han i gschribe, zwäine han i s uf de schtraass gsäit, und sächsne han i telefoniert. Tusigi händ wele choo, aber hundertne händ s s gatter vor de nase zuegschpeert.
Der Gebrauch
Die selbständigen Zahlen mit der Endung -i werden in folgenden Fällen gebraucht. (Pro memoria: Die Zahlen 1, 2, 3 nehmen die Endung -i nie an.)
Uhrzeit
Was isch für zyt? Wie schpaat isch es?
Die Zahlwörter Die Grundzahlen
äis zwäi drüü vier föif sächs sibe acht nüün zää elf zwölf
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12
drizä vierzä füfzä sächzä sibezä achzä nüünzä zwänzg äinezwänzg zwäiezwänzg dreiezwänzg vierezwänzg
13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
dryssg 30 äinedryssg 31 vierzg 40 füfzg 50 sächzg 60 sibezg 70 achzg 80 nüünzg 90 hundert 100 föiflmndert 500 tuusig 1000 milioon 1000000
Es isch vieri es isch halbi vieri es isch viertel neech nüüni es isch viertel vor nüüni es isch föif ab sibni es isch föif ab zwäi am äis, am zwäi, am drüü am vieri, am föifi, am sächsi vom achti bis am zwölfi von achte bis zun zwölfe vor de föife nach de sächse es schlaat sibni um di sibni
Zu beachten ist vor allem, dass das und, das im Deutschen Einer und Zehner verbindet, im Schweizerdeutschen ein biosses -e- ist: fünf-undfünfzig = föif-e-füfzg. Das Zahlwort sibe schiebt vor diesem -e- ein Sandhi-n ein: sibenezwänzg, sibenedryssg usw. Von 81 bis 89 wird ein -d- vor dem -achzg eingeschoben, um den Zusammenstoss der Vokale zu vermeiden: äin-e-d-achzg, zwäiedachzg, dreiedachzg, vieredachzg, föifedachzg,sächsedachzg, achtedachzg, nüünedachzg. Deklinierte Grundzahlen
der eine
2 und 3
134
Das Zahlwort 1 ist in seiner Form identisch mit dem unbestimmten Pronomen irgendeiner. Seine Deklination ist in Lektion 13 dargestellt. Vor mal sagt man nur äi: äimaal, s äimaläis das Einmaleins. Eine Sonderform steht nach dem bestimmten Artikel, nämlich der äint. Zum Beispiel: der äint isch z fride, der ander chlöönet imer. Di äinte wänd uf der Üetli, di andere uf de see. S äint isch e lugi, sander isch au nöd waar. Früher unterschied man bei 2 und 3 die Geschlechter. Es hiess zwee mane, zwoo fraue, zwäi chi nd und drei mane, drei fraue, drüü chind. Heute haben sich zwäi und drüü für alle Geschlechter einge-
4 Uhr 15.30 Uhr 8.45 Uhr { Variante 19.05 Uhr 14.05 Uhr 1,2,3 Uhr 4,5,6 Uhr von 8 bis 12 Uhr { Variante vor 5 Uhr nach 6 Uhr es schlägt 7 zirka 7 Uhr
Alter
Wie alt biseh? lieh bi zäni, myn brüeder isch zwölfi gsy, myni schwöschterli sind zwäi und vieri.
Zeugnisnoten
Im räch ne han i es sächsi, aber i de schpraach nu es vieri.
Kleidergrösse
Myn tschoopen isch es füfzgi, myni schue sind es zwäievierzgi.
Hausnummern
Wo woned Si? A de Nägelischtraass nüünzg. Soo, Si woned im nüünzgi, mir händ es zytli im achtedachzgi gwont. (Wenn die Strasse genannt wird, ist das Zahlwort ja nicht selbständig.)
Jahreszahlen
Im achzäni isch en gäneraalschträik gsy. Im äinenüünzgi hät e rezässioon aagfange.
Ziffern
Schryb e schööns vieri. Uf em chile turm händ s s zwölfi müese nöi vergolde. 135
Die Endung -er
In anderen Fällen wird nicht die Endung -i gebraucht, sondern -er. Bei den Verkehrsmitteln sind beide Endungen gebräuchlich. Uf Örlike faarsch mit em zäni, em vierzäni und em elfi. Mit em vieredryssgi faarsch uf Witike. Si händ en alte sächser wunderbaar renoviert. Von 1 bis 3 gibt es nur die Formen mit -er: De drüüer gaat uf Albisriede, de vierer oder s vieri is Weerdhölzli.
Geld
En zwänzger (20-Rappen-Stück), en zwäifränkler (Zweifrankenmünze), en föifliiber (Fünffrankenstück), e zwänzgernoote (20-Franken-Note).
Tempo
Er hät en hunderter druff ghaa er fuhr mit 100 km/ho
Jahrgang
De Hans isch en zwäiefüfzger d.h. im Jahre 1952 geboren. Dee wy isch en sibenedachzger d. h. 1987 geerntet.
Hohes Alter
Er isch en guete sibezger er wird mindestens 70 Jahre alt sein. Si isch e rüschtigi achzgeri sie ist 80 Jahre alt und rüstig.
Die Ordnungs zahlen
Sie werden von 2 bis 19 durch die Endung -t gebildet, von 20 bis 99 durch -iseht und bei 100, 1000, 1 000000 durch -seht. dereerscht de zwäit dritt viert föift sächst
der 1. 2. 3. 4. 5. 6.
sibet acht nüünt zäät elft zwölft
7. 8.
9. 10. 11. 12.
drizäät 13. zwänzgischt 20. äinezwänzgischt 21. füfzgischt 50. hundertseht 100. tuusigscht 1000.
Nach dem Datum fragt man so: De welet hämer hüt? oder de welet isch hüt? Die Anwort: der eerscht, de zwänzgischt, der äinedryssgischt. Die Bruchzahlen Ihre Bildung ist gleich wie im Deutschen: drittel, viertel, zäätel, zwänzgischtel, hundertschtel = Drittel, Viertel, Zehntel, Zwanzigstel, Hundertstel. Die Vervielfachungszahlen
Ihre Bildung entspricht ebenfalls dem Deutschen: äifach, zwäifach, drüüfach, vierfach, hundertfach - äimaal, zwäimaal, drüümaal usw.
Idiomatische Wendungen
Z föife hööchfünf Mann stark, es zwäierli und es dreierli wy 2 Deziliter und 3 Deziliter Wein, z zwäie jasse zu zweit jassen, de znüüni und de zvieri Jause um neun Uhr und um vier Uhr, zwäite mache unterliegen, das isch s zäni das ist das beste, e zwäischlÖÖfigs bett
136
ein Doppelbett, e halbi porzioon ein schmächtiger Kerl, en halbschue ein Trottel, en achtibaan eine Achterbahn, e zwänzg-ab-achtischnure mache eine griesgrämige Miene aufsetzen, s sächsiIüüte das Zürcher Frühlingsfest. ÜBUNG
20
Am halbi sibni schtaan i uuf Am halbi achti nim i de zmorge Znüüni git s bi öis nööd Am zäni trinked mer en kafi Vom halbi äis bis halbi zwäi isch löntschpause, das langet nu für e chlyni zwüscheverpflägig De zvieri isch bi öis am föifi Mit de zyt für de znacht nämed mer s nöd eso gnau Si isch im äinesibezgi geboore Er isch en tüpische achtesächzger Vom zää ab achti bis am viertel vor nüüni vergönd föifedryssg minuute D uur schlaat zwölfi De beerchtelistaag isch de zwäit jäner D bundesfyr isch am eerschten augschte Imene schaltjaar git s en nünezwänzgischte februaar Äin taag isch en dreihundertföifesächzgischtel vorne ne jaar Im nüünzähundertachtesibezgi isch de kantoon Jura ggründet woorde De welet isch am letschte sundig gsy? Ich wäiss nüme, öb der eerscht oder de zwäit Äimaal isch käimaal Es zwäierli und en röömer sind glych viI
Au bim zwäierle eh asch en ruusch überchoo Uf der achtibaan häsch de plausch De letseht sächsiIüütenumzuug isch s zäni gsy D Üetlibeergbaan isch s S-Zäni Der alt sächser faart mängsmal in zoo ufe S drüü und s föifi im telefoonbuech cha me liecht verwächsle Mir woned im föifedryssgi Ich han en hamschter überchoo und e wyssi muus Ich han äin hamschter überchoo und äi wyssi muus Si hät drüü chind, mit vierne hett si müe Du häsch es nu vo zwee züüge ghört, iich aber vo dreine Ich chauffen en ananas, wotsch au äini? Näi, ich wott ekäini Ich bi dreiezwänzgi Im änglisch han i es föifi Si sind z zäne hööch uufmarschiert Ich säge s zum dritten und letschte maal Häsch mer en föiflyber? Näi, ich ha nu es füfzgerli Für e hunderternoote säit men au chuurz en hunderter Di äint schpint syde, di ander schnätzlet chryde (Kindervers)
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LEKTION
21 Wien en polizischt äine gfasst hät En alte kantonspolizischt verzelt emene koleeg, wien er emale zunere verhaftig choo isch: «Ich bi do irnene doorff im Oberland schtazioniert gsy, wo suscht nöd viI gloffen isch. D lüüt händ aber chumer ghaa, wiI s allpott nöime gläderet hät, und mUr sind dem brandschtifter äifach nöd uf d schpuur choo. Da gaat emaale zmitts am namitaag s telifoon und en uufgregti schtimm säit zue mer: 'Ich glaube, mir händ de glünggi gsee, binere schüür am doorffrand gäg de Bachtel ue!' Ich ha natüürli grad gwüsst, was für en übelteeter dee informant gmäint hät. I bi null koma plötzli zum poschten uus und duruuf i dere richtig, won er gsäit hät. Scho chömed mir epaar buebe eggäge und rüeffed: 'mer händ en gsee, deet birn wald obe, aber er isch is druus!' Ich ha scho tänkt, won er chönt dure sy und bi gäg de wald ufe. Über d brugg hät er nämli nöd chöne, det äne sind ales nUder und käs plätzli, wo sich äine chönt verschtecke dehinder. Uf äimal gseen i äine, wo mer verdechtig vorchunt arn waldrand, aber im glychen auge blick isc~ er zwüschet de böim dure im holz verschwunde. Jetz isch di richtig hetz loosggange. Ich bi hinder em dry, über baumschtärnm ine, dur bäch dure, halde duruuf und halde duraab. Uf äimal bin i ganz neech bin em zue, ich rüeffe 'schtaa blybe!' und das macht
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er, aber er trÖit mer mit eme bängel und wott mi nöd a si anelaa. Da han i my ni pischtole zoge und en schuss in en wuurzelschtock ine gjagt, das er merki, das es eernscht wiirt. Wo s gchlöpft hät, isch er doch verschrocke und hät uufggee. Ich han en dänn chöne verhafte, han em handschälen aagläit und en abgfüert.»
mer gönd d schtägen uuf si faared d Züribeergschtraass aab si lauffed um s huus ume er ga at uf Beern ufe si faart uf Basel abe mer lauffed uf Gockhuuse hindere
Die Adverbien des Ortes
Ausser diesen gibt es noch folgende Adverbien auf die Fragen «wohin?» und «wo?»
Das Schweizerdeutsche ist ausserordentlich reich an Ortsadverbien, so dass es schwer ist, die Übersicht zu wahren und sie in ein System zu bringen. Sie werden gerne auch zur Verstärkung von Präpositionen gebraucht und kommen in unzähligen idiomatischen Wendungen vor, die man nur im Wörterbuch alle finden kann. Richtung, d. h. Antwort auf die Frage wohin?
Den deutschen mit den Vorsilben hin- bzw. her- gebildeten Adverbien entsprechen im Schweizerdeutschen solche mit der Endung -e. Die von hin- und her- angezeigte Unterscheidung gibt es nicht. So wird man abe oder ine gleicherweise durch hinunter und herunter, hinein und herein übersetzen. ane dure urne
heran hindurch herum
übere undere naa,naae
hinüber hinunter nach
zue
herzu
Sechs häufige Richtungsadverbien erscheinen in zwei Gestalten, einer mit der Endung -e, und einer anderen mit vorgesetztem dur-: ine, ie, y use ufe, ue abe füre hindere
hinein hinaus hinauf hinab hervor nach hinten
dury duruus duruuf duraab durfüre durhindere
nach innen, stadteinwärts nach aussen, stadtauswärts nach oben, bergwärts nach unten, talwärts nach vorn nach hinten
Die mit dur- zusammengesetzten Adverbien (dury usw.) bezeichnen im Gegensatz zu den einfachen Richtungsadverbien (ine usw.) nicht das Ziel der Bewegung, sondern den Weg. Beim Satz ich gaane ine denkt man an den Ort, den man zu erreichen wünscht, beim Satz ich gaane dury an den Weg, den man zurücklegt, um an diesen Ort zu kommen: Er faart ufe = er fährt hinauf, um oben anzukommen. Er faart duruuf = er fährt in der Richtung nach oben, wobei es dem Sprecher gleichgültig ist, ob er oben anlangt. Die Adverbien ohne dur- werden sehr häufig zur Verstärkung einer Präposition gebraucht: si chunt zum gaartetöörli y er jagt s zum tämpel uus 140
fürsi hindersi ob si nidsi absi verby veruus veruse Verweilen, d. h. Antwort auf die Frage wo?
vorwärts rückwärts aufwärts abwärts abwärts vorbei voraus ins Freie
verusse überufe überobe übe rabe überune hinefüre unen ufe oben abe
im Freien nach oben oben (nur im Hause) nach unten unten (im Hause) hervor von unten nach oben von oben nach unten
Adverbien des Verweilens endigen ebenfalls auf -e. Jene ohne den Anlaut d- dienen zur Verstärkung von Präpositionen, jene mit d- dagegen werden verwendet, wenn sie allein stehen. ine usse obe une äne vorne hine
dine dusse dobe dune däne divorne dihine
Im huus ine Vor em schuelhuus usse Uf em tach obe Under de brugg une Z Chilchbeerg äne Bim faane vorne Z Affoltere hine
innen, drinnen aus sen, draussen oben, droben unten, drunten drüben vom hinten Si sind dine Blyb dusse Er sünelet dobe Si schaffed dune Er wont däne Er schtaat divorne Si händ en hoof dihine
In Verbindung mit daa und deet hier und dort werden die d-Iosen Formen verwendet. Zum Beispiel: daaine hierhinein, hierinnen, deetine dorthinein, dortinnen, daaane hierhin, deetane dorthin, daause, deetuse, daausse, deetusse, daaufe, deetufe, daaobe, deetobe, daadure, daaübere, daahindere, daaundere, daaune usw. In unbetonter Stellung wird das daa und deet gekürzt: daine, detine usw. 141
Den deutschen, mit dar r) zusammengesetzten Adverbien entsprechen im Schweizerdeutschen solche, die mit dr beginnen, wenn die Präposition vokalisch anlautet und mit de, wenn sie konsonantisch anlautet. Man beachte, dass der Vokal der Präposition, von der das Adverb abgeleitet wird, in vielen Fällen gedehnt erscheint.
dry draa druus druff, druuf drüber drunder drum denaa dezue -hin und -her
da rein daran daraus darauf darüber darunter darum darnach dazu
devoor defüür deby devoo denäbet dezwüschet degäge demit dehinder
Obsi, nidsi, absi braucht man mit Vorliebe in übertragener Bedeutung, nämlich geschäftlich oder gesundheitlich besser oder schlechter gehen: es gaat ab si mit em, aber mit syner konkuränz gaat s obsi. S gaat fürsi (wir haben Erfolg), hindersi sitze (beim Fahren rückwärts sitzen).
davor dafür dabei davon daneben dazwischen dagegen damit dahinter
Drum kann 1. rein lokal sein: drum urne (darum herum), 2. kausal: drum isch es passiert (deshalb), 3. modal: ich ha s drum nöd gwüsst (ich habe es eben nicht gewusst). Durenand: Wie im Deutschen können Präpositionen mit enand (einander) zu Adverbien zusammengesetzt werden: vonenand, inenand, binenand, zunenand, nachenand usw., mit den gleichen Bedeutungen. Beachte: abenand = entzwei, hinderenand = hintereinander; aber: si sind hinderenand choo = sie sind in Streit geraten. Si sind binenand sie sind beisammen, er isch guet binenand er ist gut in Form.
-hii ist ein Synonym von ane; gleichbedeutend sind wohii und woane, daahii und daaane, deethii und deetane. Alleingebraucht: dee isch hU der ist futsch. RU kommt vor in den Zusammensetzungen letschthii neulich und vorhii soeben, meist jedoch gekürzt als letschti und vori.
Besonders viele Adverbien werden mit vor gebildet: der alt laufft voorine der Alte geht gebückt; ir müend vorzue naaezele ihr müsst ohne Unterbruch nachzählen; si hät s zimer vooruse auf der Frontseite des Hauses; vornenufe häsch e sehtund mee weder hinenufe auf der vorderen Seite des Berges brauchst du für den Aufstieg eine Stunde mehr als auf der hinteren Seite; vorane hät me s anderscht gl äse vorher las es sich anders; du muesch voordure gaa du musst auf der vorderen Seite durchgehen; vornedure isch er früntli, hinedure schnöödet er nach vorn gibt er sich freundlich, hintenrum redet er verächtlich; du muesch vorabe luege zum d hindernis gsee vor sich herunter schauen.
-heer kommt in der gleichen Verwendung vor wie deutsch her: daaheer, deetheer, doch sind vo daa, vo deet eher häufiger. Merke mit kurzem e: chumm here! daa here! Sidheer (seither) wird gewöhnlich gekürzt zu sider. Diesseits und jenseits heisst heerwärts und änedraa. Das Fragewort
Besonderheiten des Gebrauchs
Nach einem Ort fragt man mit wo? verstärkt woo? Davon lassen sich ableiten woheer? wohii? woane? woufe? woabe? wodure? wohine? wouse?
Druus kann bedeuten: druus lauffe davonlaufen, druus choo etwas gut verstehen, druus gheie den Faden verlieren. Zue: si händ mi nöd zue glaa sie liessen mich nicht heran, d poscht isch zue die Post ist geschlossen, bi de poscht zue neben der Post. Näbet: du bisch totaal denäbet du liegst völlig falsch, si woned näbetusse sie wohnen abseits (in gleicher Bedeutung: si woned ab de wält). Naa und naae: ich bi nanig naae ich bin noch nicht so weit, si schlaat de mueter naa sie entwickelt sich wie die Mutter, d chriesi sind nanig naae die Kirschen sind noch nicht reif.
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ÜBUNG
21
Wodure gaat s uf Höngg? De schuss isch dusse Was chunt vo dänen ine? Es lampet mer zum hals use Vo dusse blaast en chalte luft ine Es hät rabatte drumurne D chilen isch uus Verussen isch es chalt D rerie sind urne Im bus inen isch es waarm Am nüüni müend er undere Chum use, blyb nöd dine! S fläisch isch dure Chunsch uus mit ere? Oben im huus settsch nöd hämere De hoseboden isch dure Woane gaasch? Zum see abe Schtägeli uuf, schtägeli aab De schiischtock isch Duruus gaats gschwinder, abenand wil s glychzytig duraab gaat Si sind hinderenand choo Äin hebel isch für fürsi und äine Si händ en hindere gheit für hindersi Ich wott der nöd devoor sy Grad han i si na divorne gsee, Uf daas abe säit de wolf zum si mues zwüschetine hindere Rootchäppli ggange sy 143
De verloore händsche isch füre choo S ghäimnis isch uus choo De underrock chunt füre
S gaat nidsi mit em Vo hütt aa mues es obsi gaa Am chnüü han i en blätz aab
Letschti simer wider emaale uf de Bachtel. Bis uf Hinwil (deet säged s Hewyl) simer mit der S-paan, vo deet ewägg simer gloffe. Es gaat zimli geech duruuf, und de chly hät ggrochset: «Wä mer nu scho dobe weerid.» Wo mer dobe gsy sind, hämer natüürli na uf de turm ue wele. V0 deet obe sett men e schööni uussicht ha i d schneebeerg, aber wo mer ue choo sind, isch d uussicht eender schitter gsy wäg de wulche. Defüür hämer vom turm uus schöön chönen uf de Zürisee und der Obersee abeluege. Duraab simer dänn uf Wald. Es Iyt im tal unen uf der änere syte vom Bachtel: Vo deet uus hämer zeerscht müesen uf Rüti abe faare zum umschtyge und dänn vo deet us wider mit der S-paan uf Züri ie. Chum, mer gönd wyter ine, davorne ziet S; ich wett aber lieber ganz veruse, lueg, di andere sind scho dusse. Chunsch druus? Näi, ich schtyge nanig naae, ich verschtaane nu paanhoof. Z Losann gaats alewyl obsi oder absi, fascht nie ebe furt. D Uni Irchel Iyt oben a de Winterthurerschtraass und unen a de Frooburgschtraass. Isch de Sepp dihäime? Ja, er isch dine, chömed Si nu ine. Der alt isch di lengscht zyt hin der em ofe gsässe, aber zletschtamänd isch er doch na füre choo. Da umenand sett e tramschtazioon sy, aber welewääg isch si wyter une. Ali händ füre truckt, aber s hät dine kä platz mee ghaa, und di mäischte händ müese dusse blybe.
22
LEKTION
E tante chunt uf psuech Geschter isch öisi tanten us Beern bin öis uf psuech gsy, wäisch di säb, wo mer amigs als chind zuen ere i d ferie händ tÖÖrffe. Si hät en huuffe gwüsst z verzele vo öisne verwandte, aber au vo lüüt, wo mer vorane nie öppis ghöört händ von ene. Öppis, wo si psunders lang prichtet hät devo, isch e gschicht gsy vo äim, won em d bruut d verlobig uufgchündt hät, grad en taag vor em hoochsig, wo s natüürli scho ali gescht uufpote händ dezue. Ich ha sie dänn gfrÖÖget, werum das gschee seig, aber da sind detail gsy, wo si dänn doch nöd hät wele rede devoo; es mues e luuschi affeere sy, wo me nu drüber mungget. Si hät dänn au vomene naachber verzelt, wo d tochter von em anere aaschteckede chranket gschtoorben isch und ali hebed angscht ghaa, si weerdid au na chrank, aber das seig überhaupt e familie, wo allpott öppis loos seig bin ene. Das seigid lüüt, suscht äigetli na netti, wo me nie chönn zele uf s, wä men öppis z tue heb mit ene. Vomenen andere bekante, wo tüeg puure, hät si au verzelt. Dee heb soorge, wil er nöd wüssi, wie s wyter göng mit de landwirtschaft. Er heb ere vomene puur prichtet, wo s d söön von em duregsetzt hebid, das er de hoof, wo das gschlächt scho sid gänerazioone druf sig, verchauft heb und dänn sig di ganz familie uusgwanderet. Si siged dänn uf
145 144
Kanada in e gäget, wo me französisch redi und wo scho mee schwyzer ane seigid. Ich han öisi tante dänn gfrÖÖget, was au der unggle machi. Ja dee - säit si - wo früener eso gweerbig gsi sig, heb au abggee sid syner chranket, won er fascht dra gschtoorbe weer, aber de jung, won er guet uus-chömm mit em, heb jetz s gschäft praktisch übernoo. Schönt ja mee useluege deby, aber me hangi halt gar vo de konjunktuur aab. Si weil aber nöd chlage, im ganze göng s ene ja doch oordeli guet. VOKABELN zu DEN LEKTIONEN
22-24
luusch mungge amigs gweerbig abgee abverheie pflanzblätz
verdächtig, faul munkeln jeweils arbeitsam schwach werden missglücken Landstück für Gemüsebau
äinewääg trüle aschpiriere
ohnehin drehen, drillen Offizierslautbahn einschlagen schpiraali f. Offiziersschule abverdiene Beförderungsdienst tun UO f. Unteroffizierscheere zanken schule verblaase zum Platzen bringen sich mäine stolz sein verschtrupfe vor Ärger platzen leere taape leere Hand gschtürm n. Aufregung gööflin." Göre byge stapeln muff verdrossen schwadere plantschen lätsch m. " mürrisches Gesicht futtere murren hegel m. " Messer tschuute Fussball spielen Zürihegel Übername für plegere herumliegen Zürcher putze reine machen, en Zacke tüchtig arbeiten kaputt gehen druffha
Relativkonstruktionen Das einzige Relativpronomen des Schweizerdeutschen ist wo (vor Vokal won), wie schon in Lektion 12 erklärt wurde. Die Verwendung des Relativpronomens wo im Genetiv oder Dativ oder abhängig von einer Präposition ist aber etwas kompliziert: im Dativ
In dieser Stellung muss hinter dem Relativpronomen der Dativ des Personalpronomens stehen, das zu der Person gehört, von der das Relativpronomen abhängt: De chrank, won em de tokter so guet ghulffe hät ... welchem E hostess, won ere d schtell gchündt woorden isch ... welcher Die schüeler, won ene de leerer öppis zäiget hät. .• denen
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im Genetiv
Dabei kommt auch entweder der possessive Dativ oder die Konstruktion mit vo zum Zug. Beide sind in Lektion 10 dargestellt. Der Satz Die Geige des Mädchens ist abhanden gekommen kann ja auf zwei Arten wiedergegeben werden: Em mäitli syni gygen isch wägchoo oder D gyge vom mäitli isch ewägchoo. Entsprechend hat man im Relativsatz die Wahl zwischen: S mäitli, won em syni gy ge wägchoo isch, isch truurig oder S mäitli, wo d gyge von em wägchoo isch, isch truurig. Gelegentlich lassen es die Sprecher beim Relativpronomen wo allein bewenden, dann heisst es nur noch: S mäitli, wo syni gy ge wägchoo isch, isch truurig.
nach Präpositionen
Bezieht sich das Relativpronomen auf eine Person, so folgt das zugehörige Personalpronomen auf die Präposition. Die Zweiergruppe steht manchmal unmittelbar hinter dem Subjekt, manchmal folgt sie aber auch erst in einer späteren Phase des Satzes. Die Beispiele zeigen beide Varianten.
bei Personen
Die lüüt, wo mer byn ene gwont händ ••. bei denen De schofföör, won i gwönli faare mit em •.• mit welchem Die frau, won er säit, er chönn nüme läben ooni si ..• ohne welche Die glöön, wo mer eso händ müese lache ab ene •.• über welche Das chind, won i zuen em gsäit ha •.. zu welchem De fründ, won i gmäint ha ich chönn mi verlaa uf en .•. auf welchen Die chind, won er zwoo schtund a s ane gschwätzt hät ... an welche Das mäitli, wo t mer verzelt häsch von em .•. von welchem
bei Sachen
Das Relativpronomen bleibt wo, die Präposition folgt erst später im Satz, verbindet sich aber mit de zu einem Adverb, wie in der vorhergehenden Lektion dargestellt worden ist: De beerg, wo mer druff obe gsy sind ..• auf dem De nöi film, wo me so vii ghöört hät rede devoo ... wovon Das wäschmittel, wo s defüür sone reklaame gmacht händ ... wofür En luschtige zytvertryb, wo me na öppis leere cha deby ••• bei dem De umweeg, wo mer dewäge de zuug verpasst händ ..• dessentwegen E vetterliwiirtschaft, wo me nöd degäge cha uufchoo •.. gegen die Es weerchzüüg, wo mer nöd chönted schaffen ooni .•• ohne welches Anmerkung: Die deutschen Ausdrücke wovon, wofür, wogegen, wobei, wodurch sind als Fragewörter in vo waas, für waas, gäge waas, bi waas, dur waas aufzulösen und als Relativpartikeln nach der soeben demonstrierten Weise in wo .•. devoo, wo ... defüür, wo ... degäge, wo ... deby, wo ..• deduur aufzuteilen. 147
ÜBUNG
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De säb gweerbig maa, won i bin em d leer gmacht ha, isch jetz pangsioniert. E luuschi sach, wo me nu drüber mungget. Die sekreteerin, won ere de tiräkter imer zvil zuemuetet, suecht e nöii schtell. Die psuecherine, wo d mäntel von ene verwächslet woorde sind, reklamiered bi de garderobieere. Di junge lüüt, won ene d ferie verrägnet woorde sind, wänd nüme go zälte. D autoore, wo d büecher von ene premiert woorde sind, weerded mee gläse. De mieter, wo men am mäischten erger ghaa hät mit em, isch uuszoge. De maa, won em ales abverheit isch, hät uufggee. Das isch de pflanzblätz, wo so vii uchruut druf wachst. Mer schtudiered de wald, wo so vii böim drin chrank sind. Das isch di glych platte, wo t is vorig sc ho voorgschpilt häsch. Das isch aber au äini, won es si imer wider verloont z lose. Wänn t äine findsch, wo daas glaubt, zal der en föifliiber. D schrybmaschine, wo de brief demit gschribe woorden isch, hät verdräcketi tüpe ghaa. Di nöi gondelbaan, wo me demit i de chüürzischte zyt cha uf 2000 meeter ue faare, isch gschnäll beliebt woorde. Das isch s glych hotel, wo mer s letscht jaar drin gwont hände Äine, wo soo wenig vo musig verschtaat, sött sich nöd als kritiker uufschpile. Dee, wo geschter i d zytig gschribe hät, isch ä so äine. S isch e chranket, wo sc ho viii dra gschtoorbe sind. Das isch d schnyderi, won i bin ere mys nöi chläid laane mache. D frau, wo d tochter von ere bin öis leermäitli isch, hät letschti ire maa verloore. Das isch s auto, wo mer d farb devoo so guet gfale hät. Das isch de maa, wo mer s auto von em so guet gfale hät. Das isch d fraag, wo mer is scho mängsmaal drüber underhalte händ, aber es isch nie öppis usechoo deby.
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LEKTION
S Bölschterlis gönd i d ferie De herr Bölschterli cheeret mit syner frau, wii si imer na am phacken isch, wo eer scho wett abfaare. Es gaat em äifach z lang, und es verblaast en fascht. Er rüefft: «Wäisch, es isch nöd wie s letscht jaar, wo mer vo Chlooten abgfloge sind. Do häsch gwüsst, das de flüüger nöd uf is waartet. Du mäinsch welewääg, mit em auto chömm s nöd druf aa, aber wä mer jetz nöd gly gönd, chömed mer vo äim schtau in andere, grad am Gotthard isch es ja am schlimmschte; da chasch dänn im wage hocke und im schtau piggnigge. Es isch zum verschtrupfe mit diir!» «Gang du nu efeng, hol s auto us de garaasch und tue dyni gufere dry», git d frau Bölschterli urne, «iich mag na lang gchoo. Du machsch mi z lache mit dym gschtüürm. Wer im neechschte doorff scho wider wott halte zum en kafi goge nee, das bisch dänn duu!» Underdesse byget si ires wäärli hübscheli in ires «suitcase» und isch i gedanke scho am meer und schwaderet i de wäle. «Hoffetli chömed mer vii zum bade, wänn s nu wäg em schpagetti-ässe und de cassata weer, chönted mer grad so guet z Züri blybe», säit si zu sich sälber. Wo de herr Bölschterli wider ine choo isch, hät er kän grund mee ghaa zum wyter futtere; si hät nämli fertig phackt ghaa, und di bäide händ chöne im friden abfaare; aber syn kafihalt hät sich de herr Bölschterli effäktiv nöd la nee.
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ohne zu
mer chömed choge d kasse kontroliere
Der Gebrauch des Infinitivs weicht nicht grundsätzlich vom Deutschen ab, doch sind längere Konstruktionen mit zu nicht beliebt, an ihre Stelle tritt ein substantivierter Infinitiv oder ein Nebensatz mit dass: Statt Sie behauptet, den Verdächtigen gesehen zu haben, wird man sagen Si phauptet, das si de verdeechtig gsee heb, und Es ist mir verleidet, immer als letzter bedient zu werden, wird zu Es isch mer verläidet, das mir imer zletscht serviert wiirt. Er knallte mit der Peitsche, um den Leuten Eindruck zu machen Er hät mit de gäisle gchlöpft zum ydruck schinde.
In Verbindung mit meteorologischen Erscheinungen dient diese Konstruktion zum Ausdruck einer nahen Zukunft:
es chunt cho schneie Ausfall von gaa
Aafange lautete im früheren Zürichdeutsch aaree. Daraus ist ein Adverb entstanden, das in verschiedenen Formen auftritt wie afe, efang, efange, eräng, erengs. Es bedeutet soviel wie vorläufig, endlich, unterdessen, einstweilen, nachgerade: Gang duu ereng zum auto, im letschte momänt isch er ereng choo; ich han efang äis beet umgschtoche; iich fang afen aa ässe; es wiirt mer eräng z blööd. Der gen aue Sinn ergibt sich aus dem Zusammenhang; er hat oft eine emotionale Komponente.
statt Partizip
Die deutsche Wendung er kommt geritten wird schweizerdeutsch durch choo + z + Infinitiv übersetzt; also er chunt z ryte; si chunt z räne; er isch aazschnuufe choo.
gO,goge cho, choge
Eine besondere Konstruktion hat der Infinitiv nach gaa, choo. Im Deutschen steht hier die Partikel zu oder der reine Infinitiv, im Schweizerdeutschen steht go, goge, cho, choge (verkürzte unselbständige Formen von gaa und choo).
Mer gönd go luege mer gönd go en psuech mache mer chömed cho inschpiziere 150
wir gehen schauen wir gehen einen Besuch machen wir kommen, um zu inspizieren
In diesem Zusammenhang sei eine Eigentümlichkeit im Gebrauch des Verbs gaa dargestellt: Wenn das Ziel des Gehens angegeben ist, kann
1. er mues gaa i tOOrff gaa i sett gaa s büsi wott choo
aber: er mues häi i tOOrff i d schtadt i sett goge luege s büsi wott zu miir
2. er isch ggange du bisch ggange mer sind ggange
aber: er isch häi du bisch i d schtadt mer sind goge luege
Das Ziel des Gehens kann also ausgedrückt werden durch ein Adverb oder eine Adverbiale des Ortes oder durch einen Infinitiv mit goge:
Si sind duraab, mer wänd uf der Üetli, i sett na uf d poscht, i tOOrff nöd mit, si sind go sägle, du settisch go de mueter hälffe, mer sind go komissioone mache.
Substantivie rung Wie schon in Lektion 15 erwähnt, ist der substantivierte Infinitiv sehr ' gebräuchlich. Weitere Beispiele: Ires singe hät all ne gfale. Daa
häsch es pralinee zum schläcke. Wänn s numen uf s lauffen aachoo weer, hett eer nöd zwäite gmacht. S rächne isch sys lieblingsfach, s schrybe nöd. Er verschtaat s schulde mache. Miir isch s lache vergange, es isch mer eender um s hüüle.
es wird bald schneien
1. gaa ausfallen, wenn es von einem modalen Hilfsverb abhängt, das heisst nach wele, sele, müese, tOOrffe, chöne; 2. ggange im Perfekt ausfallen, das heisst nach sy.
Nach aafange und uutböre steht der Infinitiv ohne z: Si fangt aa schaffe sie beginnt zu arbeiten. Hör äntli uuf schimpfe höre endlich zu schelten auf Es hät ghört schneie Es hörte zu schneien auf (uutböre und höre sind identisch.) afe
wir kommen, um die Kasse zu kontrollieren
Infinitivkonstruktionen
um zu
Die Infinitivkonstruktionen, die man im Deutschen mit um zu einleitet, werden im Schweizerdeutschen durch zum, seltener durch für zum und für z eingeleitet; nach gaa und choo mit go.
Ich ha nöd de zyt zum dee tägscht na emaale schrybe Ich habe keine Zeit, um den Text noch einmal zu schreiben. Ich bruuche chlöiberli zum maarggen ychlöibe Ich brauche Klebfalze, um Marken einzukleben. Vom land chömed s i d schtadt cho studiere Vom Land kommen sie in die Stadt, um zu studieren. Gang en schruubezier go hole zum di lugge schrüübli aazie Geh einen Schraubenzieher holen, um die lockeren Schräubchen anzuziehen.
veranlassen
Für «jemand veranlassen, etwas zu tun» wird im Schweizerdeutschen mache mit Infinitiv (mit z) gebraucht.
du machsch mi z brüele mach si z gumpe!
du bringst mich zum Weinen veranlasse sie zu springen!
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g nach möge
Nach möge in der Bedeutung von vermögen wird dem Infinitiv ein g_ vorgesetzt. Wenn möge mögen, gern tun bedeutet, steht dieses g- nie.
i mag nöd glange si hät möge gchoo magsch es nöd gässe? Dagegen: magsch es nöd ässe? I'm writing
ÜBUNG
23
ich kann es nicht erreichen sie ist noch rechtzeitig gekommen kannst du nicht alles essen? willst du es nicht essen?
Im Begriff sein, etwas zu tun: Diese Wendung wird mit am + Infinitiv ausgedrückt. Ich war im Begriff abzureisen i bin am abräise gsy. Vergleiche englisch: I am writing i bin am schrybe. Daneben wird tue in diesem Sinne verwendet (vgl. Lektion 2).
Ich wott uf d Forch Er isch z räne choo Mer sind uf der Üetli Du settisch in gaarte go jätte Si isch uf Schpanie Woane sind s? Ich sett häi Er hät si z briegge gmacht Gang go luege Ich bi grad am gaa Du machsch mi z lache S räch ne falt is schweer Es isch zyt zum kontroliere Uütt tOOrffsch in zoo Er isch ab uf d böim Si isch schoo am gaa gsy Mer sind go schlittle Es chunt cho gwittere Ich ha nüme möge gchoo Mach en z gumpe! Si gat mer efeng uf d nerve Es hört rägne Chunsch efang? Chunsch au cho schlittle? Ich gaanen efeng go s auto hole Si chömed zum ööl naafüle Bim tschuuten isch er mäischter Si händ aagfange naafüle
24
LEKTION
Es groosi verzelt vo de chriegsjaare I dem jaar, wo de chrieg uusprochen isch, hett i grad sölen i d fröndi, aber da hani natüürli nöd chöne gaa und ha müese dihäime blybe bi de mueter. De bape und d brüedere händ müesen yrucke, und iich ha graad müese go verdiene. De loonuusglych isch ja eerscht im zwäite chriegsjaar choo und hät äinewääg nöd wyt glanget. Miir isch natüürli läid gsy, das i ha müese myni plään la fale, aber es isch ja doozmaal esoo vii abverheit, wo me vorane nöd im traum draa tänkt hett, das es chönn vergraate. De vatter hät i de schpOOtere chriegsjaare nümen eso vii müesen in dienscht, aber vo myne brüedere han i nöd vii gsee. Der elter isch inschtrukzioonsofizier woorde und hät vii z tue ghaa mit em trüle vo regruute. Oe jünger hät äinewääg au welen aschpiriere, er isch vo syner äinhäit wäg grad i d UO choo, hät abverdienet, d schpiraali gmacht, wider abverdienet und dänn na en huuffe aktivdienscht gmacht. Naa em chrieg isch er dänn na haupme woorde. D mame hät si schweer gmäint mit em. Derwyle hämer s aber ä nöd Iiecht ghaa. Im büro en huuffen aarbet, wil allpott wider epaari im dienscht gsy sind, myni nOOchscht koleegin isch na im FUD gsy; das hät «Frauenhilfsdienst» ghäisse; hüt säit me ja em glyche MFD, also «Militärischer Frauendienst». Dihäime hämer gfroore, wil mer nu ganz wenig cholen überchoo händ, au d läbesmittel sind knapp gsy. D mueter hät äifach nöd chöne huushalte mit de
Nimm es badtuech mit zum uf em graas plegere. Ich glaub, es chunt cho rägne oder sogaar cho schneie. S läben isch z chuurz zum offne wy trinke. Du machsch mi z lache mit dyne fuule witz. Ich gane uf de Züribeerg go echli frischi luft schnappe. Du muesch früener aafange schaffe, wänn t wottsch an äim taag fertig weerde. Es hät e bire putzt, ich gaane go e nöii hole. Ich ha welen es buech vom gschtell abelange, aber ich ha nöd möge glange. Chasch mer dyni schrybmaschine leene? Ich bruuche si zum es formulaar schöön uusfüle. Chumm cho hälffe! Gang gschwind uf d poscht go gen epaar maargge chauffe. Si händ aagfange ghaa der uushueb mache, dänn sind s uf fels gschtoosse. Wänn chunsch äntli cho hälffe boone schtecke? S waarte lampet mer zum hals use.
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määrggli, und wänn si amigs iri razionierigschaarte z früe uufpruucht hät, hät s nu na gmües und herdöpfel ggee, aber ämel hämer nie müesen am leere taape suuge. D vertunklig und der eebig flüügeralarm händ äim efeng au uf d nerve ggee, aber mer händ is amigs trööschtet mit em gedanke, das es d lüüt im ussland ja vil schlächter händ weder miir. I mag mi aber na guet a s änd vom chrieg psine und wie mir ali ghofft händ, jetz chömm dänn ales vil besser. Es isch aber alewyl na vil schtryt und eländ uf de wält plibe. Im achtevierzgi han i dänn myn maa käne gleert. Er hät e schtell ghaa z Ängland und isch amigs im winter i d ferie häichoo, wil er esonen fanaatische schiifaarer gsy isch. Uf eme sässellift hämer is zum eerschte maale gsee. Won er wider zrugg uf Ängland isch, hämer is scho fascht verlobt ghaa. Mer händ enand regelmeessig gschribe und s jaar drüber hämer ghüüraatet. lieh bin au mit em überen uf Ängland, und so bin i dänn doch na i d fröndi choo, aber zwäi jaar schpÖÖter simer wider häi, wil myn maa hät müese s gschäft vo sym vatter übernee. Ja, das isch jetz scho mängs jaar heer, so gschwind gaat d zyt urne.
Hilfsverben
lassen
Mer händ de schpängler la choo Wir liessen den Klempner kommen. Du muesch d milch la ufechoo Du musst die Milch aufkochen lassen. Si säit, das me hett sele de tokter la choo Sie sagt, dass man den Arzt hätte kommen lassen sollen. Es ist jedoch auch möglich zu sagen: ich ha myni uur repariere laa statt ich ha my ni uur la repariere.
Pronomen
Wenn zwei unbetonte Pronomina einander folgen, so steht der Akkusati v vor dem Dativ. Im Deutschen ist es umgekehrt:
Ich gib der en öpfel, ich gib der en Ich gib em s buech, ich gib em s Ich gib ere s broot, ich gib ere s Befehlsform: gib em s! gib ene s!
ihn dir es ihm es ihr es ihm! es ihnen!
Wortstellung und Konjunktionen
Bei betontem Pronomen ist die Wortfolge gleich wie im Deutschen:
Bei den modalen Hilfsverben wele, sele, müese, chöne, möge, tÖÖrffe sind, wie schon gezeigt, Infinitiv und Partizip gleich. Ich habe gekonnt, habe gewollt usw. haben keine Entsprechung, vielmehr heisst es ich ha chöne, ich ha wele usw.
Ich gibe diir en öpfel, ich gib en diir Ich giben imm s buech, ich gibe s imm Ich giben ire s broot, ich gib es ire Befehlsform: gib s imm! gib s ine!
Besonders ist zu beachten, dass im Perfekt der vom Hilfsverb abhängige Infinitiv immer dem Hilfsverb folgt:
ich ha wele choo ich hett sele gaa ich ha müese schaffe ich ha chöne rächne ich hett möge schpile ich ha tÖÖrffe faare
Adverbien
ich habe kommen wollen ich hätte gehen sollen ich habe arbeiten müssen ich habe rechnen können ich hätte spielen mögen ich habe fahren dürfen
ihn dir es ihm es ihr es ihm es ihnen
Bei einigen modalen Adverbien wie ganz, gar, echli, rächt, zimli, psunders, gnueg tritt der Artikel meist zwischen das Adverb und das von ihm bestimmte Adjektiv. Man vergleiche dazu die englische Konstruktion quite a serious case, rather an old thing: Hau mer es
schtuck broot aab, aber rächt e ticks! Du bis eh mer echli e frächs gööfli. lieh ha vil di gröösser erfaarig als iir ali zäme. Da hetted mer e ganz e psunders modeerns jäggli. Bei gnueg kann sich die Bedeutung nach der Stellung ändern: grooss gnuegi porzioone sind Portionen, die gross genug sind; dagegen gnueg groossi porzione bedeutet eine genügende Anzahl grosser Portionen.
Diese Regel gilt natürlich auch im Nebensatz:
De grund, werum i mys huus nöd ha wele verchauffe Der Grund, warum ich mein Haus nicht verkaufen wollte. Ich bi schtolz, das i ha chönen über de see schwüme Ich bin stolz, dass ich über den See schwimmen konnte. Isch es waar, das i am nüüni scho hett sele häichoo? Ist es wahr, dass ich um 9 Uhr schon hätte heimkommen sollen? Er isch gränt, wil er de zuug suscht nüme hett möge verwütsche Er rannte, weil er den Zug sonst nicht mehr hätte erreichen können. 154
Das Verb laa (lassen) wird wie ein modales Hilfsverb behandelt, wenn davon ein Infinitiv abhängt, das heisst, es bekommt kein Augment gund wird zu la verkürzt:
Endstellung im Deutschen
Es ist ein Charakteristikum des Deutschen, ein Partizip oder einen Infinitiv, die von einem zeitlichen oder modalen Hilfsverb abhängig sind, an den Schluss des Satzes zu stellen. Das Schweizerdeutsche dagegen rückt das Zusammengehörige näher zusammen:
Du chasch gift nee druf Du kannst darauf Gift nehmen. Ich ha nöd chöne schlaaffe wäge dem probleem Ich konnte wegen dieses 155
Wäretdem das du uf de fuule huut gläge bisch, han i sc ho en zacke druff ghaa ... während Ich mache nöd mit, ussert du wettisch absoluut ... ausser Es vergaat kän taag, das nöd es unglück i de zytig schtaat ohne dass Me gaat nöd i d beerg, ooni das me vorane de wätterpricht loset ... ohne dass
Problems nicht schlafen. Si isch fascht umchoo vor angscht Sie ist aus Angst fast gestorben. Ich wott uf Bünde räise nÖÖchschti wuche Ich will nächste Woche nach Graubünden reisen. Schachtelsätze
In der deutschen Schriftsprache werden manchmal mehrere Adverbiale und Nebensätze eingeschoben. So entstehen die berühmt-berüchtigten Schachtelsätze. In der deutschen Umgangssprache und erst recht im Schweizerdeutschen werden sie vermieden: Der folgende Satz soll als Beispiel dienen: Der Bundesrat hat den umstrittenen Kredit an der letzten Sitzung des Nationalrates trotz starker Opposition auch aus den Reihen der Regierungsparteien doch noch durchgebracht A de
letschte sitzig vom nazionaalraat hät de bundesraat der umschtritte kredit doch na durepraacht trotz schtarcher opposition au us de räie vo de regierigsparteie. Weitere Beispiele: Er hatte mit letzter Kraft die steilen Eiswände der Spalte hinaufzuklettern versucht Er hät mit syner letschte chraft versuecht ghaa, di geechen yswänd vo de schpalten ufezchlädere. Die Hilfsmannschaft ist mit Windlichtern, Proviant, Verbandmaterial und Tragbahren auf die Suche gegangen D hilfsmannschaft isch uf d suechi mit windliechter, proviant ... Der Kurverein hatte sich schon immer für die Modernisierung des Strandbades und die Anlage eines Parkes eingesetzt De kuurveräin hät si scho imer ygsetzt ghaa, das me s schtrandbaad modernisieri und en paark aaleggi. Konjunktionen
Das Schweizerdeutsche ist nicht reich an Bindewörtern; verschiedene erfüllen gleichzeitig mehrere Funktionen, so kann wo gleichzeitig als und nachdem bedeuten und das dass, so dass, damit. Etablierte Konjunktionen sind wil weil, wänn wenn, vor bevor, bis bis, sit seit, ussert ausser, eb und öb ob, solang solange, wänn ... sc ho obschon. Verschiedene erscheinen verbunden mit das: im fall das, ooni das, für das, schtatt das, wäret dem das. Beispielsätze:
D lüüt händ si füregleent, das s d büni besser gsächid ... damit Wo s gnachtet hät, simer dihäimen aachoo ... als Wo di anderen i s bett ggange gsy sind, händ miir aagfange ... nachdem Wie chasch blos eso tumm detheer rede, wo t s doch besser wäisch! ... obschon Solang s bäled, byssed s nöd ... solange Sit i mi psine cha, hät s e phause ggee ... seit Wänn t scho muff bisch, muesch ekän lätsch mache ..• obschon Wänn t nöd wottsch mitchoo, blybsch dihäime ... wenn Trotzdem d behörde schtämpeneie gmacht händ, isch s projäkt durezoge woorde ... obschon 156
Bei den Konjunktionen wirkt sich der Einfluss des Schriftdeutschen stark aus, besonders beim Ablesen schriftdeutsch konzipierter Reden, z. B. obschon, bevor, damit, sobald, sondern. Dies gilt auch für einige Adverbien, die ältere Wörter verdrängt haben, z. B. sofort statt äiswägs, überall zäntume, plätzli ugsinet, seer schüüli.
ÜBUNG
24
Ich hett selen en psuech mache, aber ich ha s vergässe. Ich ha scho lang wele de prueff wächsle, aber ich ha mi nöd chönen entschlüsse. Die sitzig hät käs änd gno, ich ha nüme chöne häi und ha müese z Gämf übernachte. Wänn i scho ha wele di lange diskussioonen abbräche, so isch mer das nöd gglunge und ich ha müese myni abräis verschiebe. Ich ha welen uf Basel abe, aber myn gschäftsfründ isch uf Züri choo, und mir händ chönen öisi beschprächig daa abhalte. De hund hät nach mer gschnappet, wie wänn er mi hett wele bysse. De huusäigetümer hät nöd gnueg gält ghaa, zum die hüüser la renoviere. Won i letschti über d Ggeebrugg gloffe bi, hät s gföönet und d beerg händ so nÖÖch gschune, das me hett chöne mäine, me chönn s mit de händ gryffe. Vor d sunen uufggangen isch, hämer ali gfroore, aber au wo si uufggange gsy isch, hät s na lang nöd gwaarmet. Chauff e schuufle, für das mer de schnee chönd ruume! Wo d voorschtelig fertig gsy isch, händ s wele der autor gsee. Wo mer händ welen es bileet chauffe, hät s käi mee ghaa. Ich ha wele zueluege, aber si händ mi nöd la i d neechi choo. Dee schtift setted mer la gaa, dee leert nie nüüt. Das isch en häiss gnuegen uufguss für das theeli. Da hett i Ine psunders e fäins schtömi. Mer händ rächt en häisse sumer ghaa. Du häsch mer ganz e groossi überraschig gmacht mit dym ferieplaan. Dys greet isch kabut, gib mer s, ich flick der s. Das isch myn hegel, gib mer en sofort. Daas tÖÖrff käs ghäimnis blybe, säg ere s hütt na.
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DIE WESENTLICHSTEN MERKMALE DES BERNDEUTSCHEN
Im folgenden kommen nur diejenigen Kennzeichen des Bemdeutschen zur Sprache, die es vom Zürichdeutschen unterscheiden, und zwar handelt es sich um die heutige Mundart zwischen Bem und Thun. Ein vertieftes Studium ermöglicht die umfassende «Bemdeutsch-Grammatik» von Wemer Marti (Francke Verlag). Wer sich für das Baseldeutsche interessiert, sei auf die Grammatik von Rudolf Suter verwiesen (Christoph Merian Verlag).
Lautlehre
Die langen Vokale werden generell etwas offener und kürzer ausgesprochen als im Zürichdeutschen. Das a ist weniger dumpf; aa lautet nie zu ÖÖ um, sondern zu ää: schträässli, näät, häägge, gmeindräät. Bei den Diphthongen besteht ein wesentlicher Unterschied, indem den beiden zürichdeutschen Zwielauten äi und ei immer ein ei entspricht: Heidi, schleipfe, gschrei. Den bei den au und ou entspricht ein ou: boum, louffe, gschroue. Ausnahmen sind grau, blau, schlau, gnau. Der Vokal e/e/ä verhält sich im Berndeutschen ziemlich verschieden vom Zürichdeutschen, was sich aber nicht in Regeln fassen lässt. Der Extremfall ist das Wortpaar hat/hätte, das in Zürich hätlhett lautet und in Bern hetlhätt. Fast regelmässig steht aber für ein zürcherisches e vor rein ä: Bäärn, bäärg, schtäärn. Dies gilt nicht bei den Komparativen wermer, schwerzer, erger, breever, schwecher. Bei der Anlautfortisierung der Explosiven, die für das Zürichdeutsche typisch ist, verhält sich das bernische Sprachgebiet uneinheitlich. In den Gegenden südlich von Bern heisst es auch puur, tick, tiräkter, tunkei, traat, ggusine, ggarusel, dagegen bleiben die Lenes b d g vor allem im nördlichen Bernbiet erhalten. Es gibt also sowohl päärntütsch wie bäärndütsch. Die Liquiden und Nasale kommen nicht nur wie in Zürich im Auslaut geminiert vor (dumm, dünn), sondern auch zwischen Vokalen: dummi, dünni, schwümme, brönne, sunne. Einen besonderen Charakter hat das bernische I. Es hat durchweg einen starken u-Klang und wird in grösseren Dialektgebieten bei Gemination, vor Konsonant und im Auslaut zu u. Beispiele: viiu viel, vogu Vogel, wöuue wollen, erfüut erfüllt, Ämmitau Emmental, häuffe (ä-u) helfen, säuber selber, säute selten. Diese Velarisierung (so nennet man den Übergang von I zu u) gehört nicht zur traditionellen stadtbernischen Mundart, ist aber heute die vorherrschende Sprechart. Eine andere Eigentümlichkeit, die sich in der Stadt auch erst in neuerer Zeit durchgesetzt hat, ist die Umwandlung von nd zu ng. So sagt man 159
heute meistens hung Hund, angeri andere, binge binden, gring Grind (Kopf). Der Artikel
mit der deutschen. Die Regel gilt aber nicht strikt, indem auch Plurale ohne -e vorkommen.
Dem zürichdeutschen bestimmten Artikel de entspricht dr, dem sein ds: dr ätti, dr wald, dr landvogt, ds chind, ds Anni, ds huus. Beim unbestimmten Artikel gibt es nur im Nominativ Maskulinum Singular einen Unterschied: en entspricht e: e wald, e landvogt, mit Sandhi-n: en ätti.
d steine d fische d tage d fründe d bäärge
In den Verbindungen von Präposition mit Artikel kommen neben der Verschmelzung zur zu der noch bir bei der und vor von der vor.
Bei jenen Substantiven, die auf -ei ausgehen, fällt das -e- aus: d schlüssle, d güggle, d esle, d chüngle.
In Verbindung mit Präpositionen gibt es einen bestimmten maskulinen Artikel im Akkusativ, der e lautet (entstanden aus «den»). Mit den Präpositionen a und i verschmilzt dieser Artikel spurlos. Daraus ergeben sich folgende Formen: füre növö für den Neffen übere mönsch über den Menschen urne bäärg urne um den Berg herum undere brüggeboge unter den Brückenbogen düre zuun durch den Zaun a fluss an den Fluss i gaarte in den Garten
4. Deklination gleich wie im Zürichdeutschen. Die weiblichen Wörter auf -i haben im Plural ine, die sächlichen bleiben wie in Zürich unverändert: d d d d
an einen Fluss in einen Garten für einen Neffen über einen Menschen um einen Berg herum unter einen Brückenbogen durch einen Zaun
Die Pluralbildung 1. Deklination: Der Plural ist nur bei solchen Wörtern gleich wie der Singular, die auch im Deutschen unveränderlich sind: d schryner, d leerer, d chätzer, d finger. Ausnahmen bilden wie in Zürich die Verwandtschaftsnamen.
2. Deklination: Der Plural wird wie in Zürich durch Umlaut gebildet: wäge, schäft, chöschte, dökter, hünd.
Das Adjektiv
160
die Mühlen die Decken die Küchen die Meisterinnen
d d d d
chnächte pryse wääge tische schelme
meitschi chirschi wäschpi beeri
die die die die die
Knechte Preise Wege Tische Schelme
die Mädchen die Kirschen die Wespen die Beeren
Ein entscheidender Unterschied gegenüber dem Zürichdeutschen sind die Nominativformen des schwachen Adjektivs. Während diese in Zürich endungslos sind, unterscheidet das Berndeutsche: dr grüen boum, di grüeni matte, ds grüene chleidli Es gibt auch einen weiblichen Adjektivartikel di, während im Neutrum nicht unterschieden wird: es chind, es chlys chind. Wie dieses Beispiel zeigt, steht berndeutsch ein regelmässiges chlys neben der unregelmässigen Zürcher Form chlyses.
Das Personalpronomen
1. Person ich und wir
Gleich wie das Zürichdeutsche unterscheidet auch das Berndeutsche beim Pronomen verschiedene Grade der Betonung, die Formen weichen teilweise von den zürcherischen ab:
Nom. Dat. Akk.
3. Deklination: Gleich wie in Zürich. Hingegen bilden den Plural mit -e auch jene Substantiva, die in Zürich gleich sind wie im Singular, nämlich jene Maskulina, die keinen Umlaut bilden können, nebst einigen weiteren. Die Plural bildung ist somit in diesen Fällen identisch
d d d d d
Der Dativ Plural unterscheidet sich nicht vom Nominativ, also: mit de hüener, mit de hünd, vo de meitschi, bi de schryner.
Beim unbestimmten Artikel tritt nach Präposition an die Stelle von e eine Form ne: a ne fluss i ne gaarte für ne növö über ne mönsch um ne bäärg urne under ne brüggeboge dür ne zuun
müline dechine chuchine meischterine
die Steine die Fische die Tage die Freunde die Berge
2. Person du und ihr
Nom. Dat. Akk.
unbetont
betont
halbbetont
unbetont
mir mi
mer mi
miir üüs üüs
mir üs üs
mer is is
du dir di
d/de der di
diir öich öich
dir (n)ech (n)ech
der (n)ech (n)ech
betont
halbbetont
iig miir mii duu diir dii
11
161
betont
3. Person er und sie
Norn. Dat. Akk.
es
Norn. Dat. Akk.
sie (Plural)
Norn. Dat. Akk.
halbbetont
unbetont
är im
äär iim iin
In
er 1m ne
ääs iim iins/ääs
äs im ins
(e)s im (e)s
sii iine sii/seie
si ine si
si ne se
betont
halbbetont
unbetont
sii iire sii/seie
si ire si
si (e)re se
sich (reflexiv)
sich sich
sech sech
se se
Nach Präposition wird in unbetonter Stellung re statt ere gebraucht: bei ihr heisst bi re (Zürch: byn ere), ebenso vo re, zue re. Die übrigen Kombinationen von Präposition und Pronomen sind gleich wie in Zürich. Die Höflichkeitsform ist im Gegensatz zum Zürcher Si die zweite Person Plural: wie geits Nech, was machet Der, daarff i Nech hälffe, söll i mit Öich choo? chömet guet hei! Die Schreibung ist gewöhnlich Dihr zur Unterscheidung vom Dativ der zweiten Person Singular. Possessivpronomen
Singular Grundf. Dat.
Plural
Grundf. Dat.
Mask.
Fern.
Neutr.
Mask.
Fern.
Neutr.
my mym
my myr
mys mym
üse üsem
üsi üser
üses üsem
myni/myner [ myne
üsi/üser üse
Zu beachten ist, dass es im Plural Grundfall zwei Formen gibt: my ni und myner. Sie werden unterschiedslos gebraucht. Im Dativ Singular Femininum gibt es wie in Zürich zwei Formen: myr und myre. Gleich wie my werden flektiert dy und sy, gleich wie üse öje und ire. Das Verb
162
Das hervorstechende Merkmal des Berndeutschen und aller Mundarten, die westlich einer Linie, die von Laufenburg am Rhein östlich zur Aare, dann südlich durch den Kanton Aargau und durch den Westen des Kantons Luzernzum Brienzer Rothorn und dann zur Furka verläuft, gesprochen werden, ist die Pluralbildung beim Verb. Im Gegensatz zu den Landesteilen östlich dieser Linie werden die Personen im Plural gleich wie im Schriftdeutschen unterschieden. Es heisst: mir mache, dir machet, si mache. Ein typisches Merkmal des Berndeutschen liegt darin, dass bei nachgestelltem Personalpronomen -i das Endungs-e der ersten Person nicht abfällt, sondern durch
Sandhi-n mit dem i verbunden wird: jitz mache-n-i. Die Normaltypen der Konjugation sehen folgendermassen aus:
i du er mir dir si
1. Konjugation
2. Konjugation
3. Konjugation
rede redsch redt rede redet rede
rächne rächnisch rächnet räch ne rächnet rächne
singe singsch singt singe singet singe
Im Subjunktiv: i redi, du redisch, er redi, mir rede, dir redit, si rede. Bei den unregelmässigen Verben treten zahlreiche Verschiedenheiten gegenüber dem Zürichdeutschen auf, die wegen des häufigen Vorkommens dieser Wörter das Bernische besonders stark charakterisieren. haben
haa ghaa i ha du hesch er het mir hei dir heit si hei Subjunktiv i heigi Konditional i hätti
Infinitiv Partizip
tun
gehen
stehen
sy gsi bi bisch isch sy syt sy sygi wääri
tue taa tue tuesch tuet tüe tüet tüe tüegi tääti
gaa ggange gaa geisch geit gOO gOOt gOO göngi giengi
wäärde schtaa gschtande woorde wiirde schtaa schteisch wiirsch wiirt schteit wäärde schtOO wäärdet schtOOt wäärde schtOO schtöndi wäärdi schtändi wüürdi
wollen sollen
müssen dürfen
können
müesse dOOrffe chönne wölle sölle identisch mit dem Infinitiv mues daarff cha söll i wott du wosch sölsch muesch daarfsch chasch mnes daarff cha söll er wott müesse dOOrffe chöi sölle mir wei müesst dOOrffet chöit söllit dir weit müesse dOOrffe chöi sölle si wei müessi dÖÖrffi chönni Subjunktiv i wölli sölli müessti dÖÖrffti chönnti Konditional i wetti sötti
Infinitiv Partizip
werden
sein
mögen
möge ma masch ma möge möget möge mögi möchti
Wo u für I gesprochen wird, heisst es wöue und söu, söusch, söue, söuit. 163
Infinitiv Partizip i du er mir dir si Subjunktiv i Konditional i
wissen geben
nehmen sehen
lassen schlagen
wüsse gwüsst weis weisch weis wüsse wüsst wüsse wüssi wüssti
nää gnoo nime nimsch ni mt nää näät nää nämi näämi
laa glaa laa laasch laat lÖÖ lÖÖt lÖÖ lÖÖji liessi
gää ggää gibe gisch git gää gäät gää gäbi gääbi
gsee gsee gsee gseesch gseet gsee gseet gsee gseeji gsäächi
kommen
ziehen
fangen
choo choo ichurne du chunsch er chunt mir chöme dir chömet si chöme Subjunktiv i chömmi Konditional i chäämi
zie zoge zie ziesch ziet zie ziet zie zieji zögti
faa gfange faa faasch faat fÖÖ fÖÖt fÖÖ fangi fieng
Infinitiv Partizip
schlaa gschlage schlaa schlaasch schlaat schlÖÖ schlÖÖt schlÖÖ schlÖÖji schlögti
Die Konditionalformen sind ziemlich unstabil, neben den oben angeführten Formen kommen noch vor: i gängti, gäbti, nämti, gsächti, chämti. Flektiert wird: i chääm chäämti du chäämisch chäämtisch er chääm chäämti
mir chääme chäämte dir chäämit chämtit si chääme chäämte
Bei den Formen des Subjunktiv und des Konditionals fällt das Endungs-i wie in Zürich sehr häufig ab. TEXTPROBE
Der folgende Text ist dem Roman «Der Houpme Lombach» von Rudolf von Tavel entnommen. Es handelt sich um eine Schallplattenaufnahme des Phonogrammarchivs der Universität Zürich, deren Transskription in dem Buch «Soo reded s dihäi» enthalten ist. Der Titel des Auszuges heisst «Dem her Brambäärger sy züglete». (Zur Erklärung einiger Wörter: züglete Umzug, legi eine Schicht, Lage, gOotsch halb geschmolzener Schnee, schaft Kasten, byschte keuchen, bäärze stöhnen, boorze mühsam bewegen.)
dem filosoof sy schtube draa choo isch, isch er win es schturms huen im huus umegfaare und het gmeint, vor allem andere mües me luege, das syni büecher a ds ort chöme. Me het kei schaft und kei schublade sölle lääre, sonderen alles zÜgle, grad wi s daa gschtanden isch. Dem Ludi Bickart het er eso öppis win en eid abgnoo, das er derfür weil soorge, das keis buech vo sym plätzli wäg chömi. - Als zÜgler het me vatter und sun Gnägi vom Chilchhöfli aagschtelt gha. Won im der Ludi seit, me mües de der büecherschaft grad win er syg, zÜgle, seit der vatter Gnägi: «Das cha me niid.» Aber der Ludi het nid abggää und s bim alte dÜregsetzt, das er der schaft hÜbscheli legi und de uf nere leite re zum fänschter use abelaai. Di leite re isch aagschtellt woorde, und der Ludi het unde dranne passet, wäred di manne dobe mit byschten und bäärze dä schaft uf d ränschtersimse poorzet hei. «Das geit nid däwääg», seit der alt Gnägi, «är isch z breete.» «He, wooU», seit der Hans, «mer wei ne uf di schmali syte schteuue.» So hei si ne du e zytlang aagluegt, und won er nid vo sälber wyters welle het, hei si ne du uufgschtelt. Er isch scho halb zum ränschter use gsii und het no nid gwÜsst, öb er sech uf e rÜgge oder uf e buuch lege wott, aber plampet het er em el efange und i sym innere isch es läbig worde. «Halt, halt!» schreit der Ludi, «nid esoo! Es chönt de rääle!» «He?» «Nid däwääg, leget ne!» «Wou, wou, es geit schoo», meint der vatter Gnägi, aber der Hans seit: «Nei, mer wei ne uf e rUgge lege», und chnoorzet dranne. «Halt, das chunt nid gue!», proteschtiert der vatter, «er chönt si de uberelege», und schtoosst uf di anderi syte, so das sech di ganzi klassizität gäge di vorderi syten i bewegung gsetzt het. - Däm wÜsseschaftlechen aaprall isch ds glaas i der tüÜre trotz allem gschrei vom Ludi nid gwachse gsi: der Homeer het undereinisch gmeint, er erwachi zur würklechkeit, er syg im trojaanische ross, und es syg höchschti zyt fÜr use, und platsch! ligt er z Bärn, bis Über d oore im fÜrchterlechschte gflotsch, platsch! isch der Xenofon näb em Homeer gläge, pralatsch! der Demoschtenes inere tooga vo rootem saffiaan mit guldprässung, patsch! der Arischtoteies und platsch! der Tuküdides; dä hets bis a d chilchen Übere gschprützt. Druuf het sech Room i bewegung gsetzt, und zwaar in korpore. - Aber der vatter Gnägi het trööschtet: «s macht nÜÜd, s macht nÜÜd, es sy nume d büecher.»
Der winter isch läng woorde, und no änds meerz hets e tolli legi schnee ggää und druf abe gar es schützlechs gflotsch. Und iez hätten äbe ds her Brambäärgers i d Schoshalde sölle zÜgle. Wo 164
165
SCHLÜSSEL
Wie man mit dem Schlüssel arbeitet Der Schlüssel soll in erster Linie den Lernenden helfen, die Übungstexte zu verstehen. In zweiter Linie - und dies ist sogar seine wichtigere Funktion - soll er als Vorlage für die Rückübersetzung der Übungstexte dienen. Den Benützern dieses Buches wird empfohlen, zuerst das Lesestück an der Spitze der Lektionen zu studieren, denn die meisten dieser Texte enthalten viele Beispiele der grammatischen Elemente, die in der betreffenden Lektion behandelt werden. Diese Regeln kann man aus den Texten heraus analysieren. Hierauf studiere man die grammatischen Erklärungen. Diese werden dann in den folgenden Übungen exemplifiziert. Hier sind auch noch nicht vorgestellte Vokabeln und Wendungen zu finden. Es lohnt sich, diese herauszuschreiben. Dann aber kommt die wichtige Rückübersetzung aus dem Schlüssel. Diese führt man mit Vorteil schriftlich aus, wobei man sehr auf die grammatische Richtigkeit achten soll, auf die Orthographie kommt es weniger an. Zum Schluss vergleiche man die Übersetzung mit der Vorlage, wobei man sehen wird, was man noch einmal genauer studieren sollte, bevor man zur nächsten Lektion übergeht.
167
Übung 1
(zu Seite 28)
Wiederholung: Mit einem Vokal beginnende Wärter haben einen Einfluss auf den vorangehenden Artikel. Alle mit -e endenden Formen erhalten noch ein Binde-n, also e frau, aber en alti frau. Der Artikel de (Maskulinum Grundfall und Femininum Dativ) erhält dagegen ein -r, also de maa, aber der alt maa, und i ha s de frau gsäit, i ha s der alte frau gsäit. Man beachte auch, dass dem deutschen «ein» entweder ein en (Maskulinum) oder ein es (Neutrum) entspricht. Bei der Aussprache beachte man die Verschmelzung des Artikels d mit dem anlautenden Konsonanten, d brugg wird zu prugg usw.
eine Brücke ein Pferd ein Hengst die Wahrheit ein Fädchen ein Schnupfen der Arm eine Amsel die Einfuhr eine Einfuhr der Apfel eine Birne ein Nest eine Absicht ein Streich eine Schüssel die Schaufel " der Faden ein Stäublein ein Staubsauger die Ehre eine Ehre der Maulesel der Esel ein Müsli ein Mäuschen ein Brocken ein Bröcklein ein Aufsteller der Aufsteller 'der Pfannkuchen ein Pfannkuchen eine Rösti die Schwester eine Schwester der Schwager
l
L
~
1
die Schwägerin ein weisses Brötchen ein dunkles Brötchen die Ordnung eine Unordnung ein Spritzer ein Haufen eine Unterbrechung eine Unterführung die Wäsche eine Wäsche ein Korb ein Rührlöffel der Ausweis eine Übung der Uri-Stier der Berner der Obwaldner ein Einheimischer eine Einheimische der Ast eine Aussteuer mit einem Pferd mit einem Auto von einer Freundin von einem Freund in ein Haus in einem Haus bei einem Fest zu einem Fest zu einer Einweihung zu einem Obstkuchen auf der Seite auf der Alp am Sonntag an einem Sonntag
an einer Feier bei einer Übung im Keller in einem Keller im Wohnzimmer in einem Wohnzimmer an Ostern im Theater in der Oper Die Verschmelzungen
die Bohnen die Feder die Zunge die Traube die Kantone die Brotschnitzel die Pastille die Maus die Braut die Gabel die Faust die Ziege die Kuh die Kanone die Turnhalle die Mauer die Birne die Kirschen die Kohle die Post die Kugel die Brut die Küche
169
Übung 2
(zu Seite 32)
Wiederholung: Es gibt kein Imperfekt, «ich war» heisst also ich bi gsy, ebenso «ich hatte» ich ha ghaa, ich ha taa, ich bi ggange, ich bi gschtande, ich bi woorde. - Folgt das Personalpronomen dem Verb, wird es verkürzt: ich wird i, also bin i, tuen i, du fällt ganz weg, er und si bleiben unverändert, si in der Mehrzahl wird s (sind s = «sind sie»), mer verschmilzt mit -nd zu m: gömer = «gehen wir», ebenso simer, hämer, schtömer, tüemer. Wenn bei gaa das Ziel der Bewegung angegeben ist, fällt es als Partizip oder nach einem Hilfsverb aus. Er isch in es huus, si isch i d schuel. Tue kann zur Bildung eines Fragesatzes, zur Verstärkung einer Aussage tuesch fische? ja, ich tuene fische dienen. Zu beachten ist, dass es viele mit tue zusammengesetzte Verben gibt, wie ytue, abtue, oobtue usw. - Das Partizip «geworden» hat nie ein g am Anfang: woorde.
stehen Es steht in der Zeitung (zytig) Es stand in der Zeitung Steh auf! Stell dich in die Türe! Stell dich vorne hin! Verstehst du mich? (mi) Versteht ihr mich? Ich habe dich verstanden (di) Sie stehen früh auf Morgen stehen wir früh auf tun
haben Ich habe Hunger Ich habe einen Freund Morgen habe ich frei Fehlt dir etwas? (öppis) Er hat eine Zeitung Hat es Schnee? Zu Hause haben wir warm Sie haben Kummer Haben sie Freude? Pass auf dich auf! Hatte es Schnee? Hattest du Kummer? Ich hatte Hunger sein Sie ist zufrieden Wenn ich zu Hause bin Wo bist du am liebsten? Zu Hause sind wir gern Ist es dunkel? Wir sind im Urlaub (rerie) Ihr seid gesund Sind sie am Zürichhorn? Sei zufrieden! Seid zufrieden! Sind wir schon da? gehen Wohin geht ihr? Heute gehe ich in die Stadt Wie geht es?
Es geht gut Morgen gehen wir ins Theater Geh ins Freie! (veruse) Wann gehst du? Ich gehe jetzt Gehst du zu Fuss? Sie gehen miteinander (kann bedeuten: Sie sind ein Liebespaar)
Tust du etwas? Ich tue nichts Öffne den Brief! Er benimmt sich dumm Es genügt Schliesse die Augen! Stell die Kartoffeln auf den Herd! Schliesse den Mantel und knöpfe ihn ein! Er hat sein ganzes Geld verschleudert
Man muss die Kuh töten Das kann man nicht durchstreichen Wir wollen einen Hund anschaffen Spielst du im Sand? Spiel doch im Sand! Hilf mir! Hilfst du mir? Ich arbeite (schatTe) Kratze nicht! (chräble) werden Es wird nicht so sein Es wird dunkel Es wurde dunkel Er ist vermutlich zu Hause Du bist wohl nicht so dumm Das Kind wird getauft Das Wetter wird besser Sie wurden geschlagen Es ist hell geworden Wurdest du krank?
Mit Ausfall von gaa oder ggange Sie will in den Urlaub gehen Wir sind nach (uO Paris gegangen Er muss zum Rektor gehen Ist er weggegangen? (furt) Wollen wir ans Zürichhorn gehen? Ich will heimgehen (häi) Sind sie heimgegangen? Sie ging in den Ausverkauf Willst du in den Zirkus gehen? Mit go Er geht spazieren Geh den Doktor holen! Ich ging schwimmen Wollen wir baden gehen? Ich muss gehen, um Marken zu holen Sie ist den Läden nachgegangen (Iädele) Sie will den Läden nachgehen Ich gehe schauen (Iuege) Geh schauen! Ich ging schauen
Übung 3
(zu Seite 38)
Wiederholung: Es gibt vier Möglichkeiten, den Plural zu bilden: 1. Das Wort bleibt unverändert, 2. der Stammvokal wird umgelautet, 3. die Pluralendung ist -e, 4. sie ist -er. Meistens kann man vom Deutschen aus auf die Mehrzahlbildung tippen, nur die 2. Variante ist ungleich häufiger, oft überraschend: erfölg, transpört, impüls. Der Artikel ist immer d, wobei die in Lektion 1 gelehrten Assimilationen zu beachten sind, z. B. «die Vögel »: pvögel.
Hemden Globen Kissen Soldaten Aufregungen Streitigkeiten Äpfel Häute Hüte Teufel Übungen Backen Wochen Druckereien
Gabeln Grammophone Geschäfte Knochen Läden Beeren Motten Rechner Kerngehäuse Seen Waagen Wagen Bänke Stücklein
Zungen Flaschen Rosen Hunde Apfelsinen Sächelchen Esel Fenster Salons Linden Engländer Stecknadeln Tropfen Beine
Ampeln Drogensüchtige Tabus Eltern Bauern Wellen Schüler Kirschen Schachteln Vorhänge Böcke Gefahren Flüche Birnen
171 170
Tische Jungen Generäle Blumen Gewehre Käfige Mäuler Müller Fotografen Graubündner
Übung 4
Hefte Tragkörbe Gespenster Tafeln Korporale Teppiche Alben Neuigkeiten Pferde Eindrücke
Schürzen Mädchen Sachen Stühle Krägen Gelüste Betten Bonbons Steine Litauer
Sterne Socken Fahnen Anfänger Affen Alpen Leidenschaften
(zu Seite 43)
Wiederholung: In der ersten Konjugation werden die Endungen der zweiten und dritten Person (-sch und -t) direkt an den Stamm angeschlossen, ebenso das -t des Partizips: du redsch, er redt, gredt. Eine Ausnahme gibt es, wenn das Verb auf Zischlaut endet, dann wird in der zweiten Person ein -i- eingeschoben: du büezisch.
Die Rede hat eingeschlagen (zünde). Er hat die Ärmel hochgekrempelt. Das schadet nichts. Was kostet es? Sie haben ihn gepfändet. Die Kohlen glühen im Ofen. Ich habe die zwei Enden zusammengeklebt, jetzt halten (hebe) sie wieder. Der eine kauft Briefmarken und klebt sie in ein Album, der andere sammelt Bilder und hängt sie an die Wände. Hast du das Kleid geflickt? Ja, ich muss noch ein wenig nähen, dann ist es fertig. Es regnet (schtreeze) ja wie verrückt, ich glaube, es hört nicht so schnell auf. Wann erzählst du uns wieder einmal eine Geschichte? Wir lernen (leere) jetzt Schweizerdeutsch, es dünkt mich nicht einmal so schwer. Ich habe ihm den Apfel zugeworfen, er hat ihn . aber nicht erwischt, und der Apfel ist an die Mauer geprallt (tätsche) und zerplatzt. Ich habe es ausgeplapp~rt, und jetzt lachen mich alle aus. Wenn du das Wägelchen überall herumschleppst, so geht es entzwei. Das stimmt nicht, ich habe noch nie etwas kaputt gemacht. Ich habe geträumt, wir hätten die Wohnung ausgeräumt; dabei habe ich mich übertan (überlupfe), es tat mir weh, ich rief, aber niemand hörte mich. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich weiss nicht, was dann noch geschah, ich wurde nämlich gerade dann geweckt. Als die Wagen zusammenstiessen, knallte es so laut, dass man es weit herum hörte. Bestellst du schon wieder ein Birchermüsli? Was suchst du? Ich suche die Seite mit dem Nachtisch auf der Speisekarte. Das Büblein kräht ohne Unterlass. Stoss mich nicht. Bevor du fortgehst, lösche das Kaminfeuer. Sabrina fehlte in der Schule, aber geschwänzt hat sie nicht, es fehlte ihr wirklich etwas. An der letzten Ausstellung waren die Bilder gar nicht gut gehängt. Im Frühling blühen die Bäume. Die Wiese ist gemäht. (Dieser Satz kann wörtlich verstanden werden, er kann aber bedeuten «Die Sache ist erledigt» oder «Den Profit haben andere schon gemacht».)
Übung 5
(zu Seite 49)
Wiederholung: Die Verben der zweiten Konjugation haben die Endung -isch in der zweiten Person und -et in der dritten Person und im Partizip. Es gibt aber nicht wenige Verben, die eine gemischte Konjugation haben, z. B. du luegsch, und auch er hät glueget und gluegt.
172
schprützisch, schprützt, gschprützt tänksch, tänkt, tänkt . lupfsch, lupft, glupft löschisch, löscht, glöscht meesch, meet, gmeet pfändsch, pfändt, pfändt chüechlisch, chüechlet, gchüechlet gschäftisch, gschäftet, ggschäftet schpilsch, schpilt, gschpilt rüeffsch, rüefft, grüefft tischisch, tischet, tischet hÖÖglisch, hÖÖglet, ghÖÖglet leersch, leert, gleert leersch, leert, gleert glettisch, glettet, gglettet blüesch, blüet, plüet schtreelisch, schtreelet, gschtreelet redsch,redt,gredt hübschisch, hübschet, ghübschet züglisch, züglet, züglet gäinisch, gäinet, ggäinet riblisch, riblet, griblet läbsch, läbt, gläbt büezisch, büezt, püezt
spritzen denken aufheben löschen mähen pfänden pfuschen handeln spielen rufen tischdecken häkeln lernen, lehren leeren bügeln blühen kämmen sprechen hübscher werden umziehen gähnen kräftig reiben leben nähen, flicken
hörsch, hört, ghört ghöörsch,ghöört,gghöört muurisch, muuret, gmuuret göissisch, göisset, ggöisset schmöcksch, schmöckt, gschmöckt tunksch, tunkt, tunkt metzgisch, metzget, gmetzget föle, fülsch, gfölt fuulisch, fuulet, gfuulet fröisch, fröit, gfröit sundigisch, sundiget, gsundiget präichsch, präicht, präicht suechsch,suecht,gsuecht
aufhören hören mauern kreischen riechen, schmecken dünken schlachten füllen faulen freuen sonntäglich kleiden erreichen suchen
Schwankend
tankschltankisch, tanket, tanket danken plaagschlplaagisch, plaaget, quälen plaaget gaumschlgaumisch, gaumet, hüten ggaumet schtuunschlschtuunisch, schtuunet, gschtuunet staunen suugschlsuugisch, suuget, gsuuget saugen
Was hat diese Frau Übles angestellt (boosge)? Hat der Landvogt die Frau gebessert? Der Bauer rechnete damit. Wie lange wässerst du die Fotografien? Ich habe sie nicht nur gewässert, ich habe sie auch getrocknet. Es ist kühler geworden. Der Vorrat reicht nicht mehr lange; du sorgst (luege) für Brot und Käse. Für Milch habe ich schon gesorgt. Mein Hund streunt mir zuviel herum; er ist ein Streuner (schtrieli). Warum weinst du? Ich bin umgefallen. Wie geht es Frau Wyss? Nicht so gut, es ist eher schlechter geworden, sie ist abgemagert und muss die ganze Zeit zum Arzt gehen. Sie stöhnt und jammert viel, sie dauert mich. Das Wetter ist besser geworden; bei diesem Wind trocknet die Wäsche auch ohne Sonne. Warum bist du so feierlich (sonntäglich) angezogen mitten in der Woche? Ich gehe an eine Hochzeit, eine meiner Nichten heiratet. Was habt ihr wieder angestellt (chüechle)? Habt ihr eure Zeit vertan (blÖÖterle), statt . zu arbeiten? Wie lange liegst du im Strandbad jeweils an der Sonne? Wer klopft an die Türe? Es hagelte sehr, die unreifen Äpfel prasselten von den Bäumen (brägle). Herr Wurmann ist Wirt in der «Krone». Du vertust (vertöörle) deine Zeit mit dummem Zeug (larifaari). Wir sind froh, dass wir umgezogen sind. Die neue Wohnung hat keine Tapeten, alle Zimmer sind getäfelt. Die Nachbarin hütet jedesmal unsere Kinder, wenn wir ausgehen. Es ist ihr schiefgegangen (schlingge). Der Verein Schweizerdeutsch kümmert sich (luege) um die Mundart.
173
Übung 6
(zu Seite 56)
Wiederholung: Die Unterscheidung von betonten und unbetonten Personalpronomen hängt davon ab, ob der Sprechende das Pronomen oder einen anderen Satzteil hervorheben will. Etwas verwirrlieh ist die Verwendung von s und si. Das Pronomen es kann vor und nach dem Verb als s auftreten. Das Pronomen si kann nur in der dritten Person Plural nach dem Verb zu s reduziert werden: sind-s = «sind sie». Vor dem Verb muss es immer si heissen. Die dritte Person Einzahl si (= die Frau) kann nie verkürzt werden (si hät und hät si). Mit betontem Pronomen Du warst es Ich mache nicht mehr mit Was du nicht sagst! Von ihm habe ich das nicht erwartet Von uns bekommst du nichts (überchoo) Bei euch gibt es nichts zu lachen Er ist immer guter Laune Ihnen kann ich es sagen Auf mich kann man sich verlassen Ihr kannst du vertrauen Von mir kann sie alles haben Er verrät nichts (verraatet) Dich frage ich nie mehr Er denkt immer nur an sich Wenn du gehst, gehe ich auch Wenn wir und ihr zusammenarbeiten Sie glaubt nur ihm Dir helfe ich gern (hilfe) Ich sage nicht wie Wenn er dich ärgern kann, so tut er es Ihm darfst du es nicht sagen (tÖÖrffsch) Er gibt ihnen keine Chance Mir glaubt das keiner Sie kommt nie Wenn sie kommt, so ...
Ich habe mich auf dich verlassen Wenn du mitkommst .. . Glaube ihr nichts! Willst du etwas von mir? Er verrät dich schon nicht Ich frage dich nichts mehr Er gibt sich Mühe (müe) Wenn du gehst, gehe ich auch Kommst du mit uns? Sie glaubt ihm alles Wenn du willst, so helfe ich dir Wie ich schon gesagt habe Gell, das ärgert dich (gäU) Sage es ihm (Reihenfolge: ihm es) Wollen wir gehen ? Glaubst du es mir (Reihenfolge: mir es) Ich hoffe, sie kommen bald (gly) Kommt sie bald? Weibliche Neutra betont
Gertrud ist eine liebe (s Trudi) Sie muss man einfach gern haben Ihr glaube ich alles Auf sie habe ich lange gewartet Sie sah ich gestern
Mit unbetontem Pronomen Warst du es? Heute mache ich mit Was du gesagt hast, bringt uns nichts Ich will nichts mehr von ihm Wann schreibst du uns wieder? Ich habe schon lange nichts von euch gehört
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unbetont
Sie ist eine liebe Man muss sie gern haben Ich glaube ihr alles Ich warte auf sie Ich sah sie gestern
Ich bin mit ihm spazierengegangen. Mit ihm gehst du spazieren, aber um mich kümmerst du dich nicht. Ihr müsst endlich einmal Ordnung machen; bei uns ist immer Ordnung, aber bei euch sieht's traurig aus (dry). Was wollen Sie von mir? Ich will nichts von Ihnen, aber kann ich mit den Herren von der Direktion sprechen? Wenn sie hier sind, können Sie mit ihnen sprechen. Glauben Sie, dass sie fort sind? Man weiss nie recht, wo sie sind. Meistens sind sie in der Fabrik drüben (äne). Haben sie denn viel zu tun? Ja, sie arbeiten in einem fort. Von dir habe ich nette Geschichten gehört; wenn du dich nicht besserst, weiss ich nicht, was du eigentlich denkst. War sie schon da? Nein, aber er war schon bei uns. Hat er euch keinen (kän) Bericht gegeben? Nein, von ihm erwarten wir so etwas auch gar nicht. (Das) Anni lernt jetzt Auto fahren . Der Vater hat es ihr endlich erlaubt. Ob sie (es) wohl lang braucht, bis sie es gelernt hat? Ich glaube, für sie (es) ist es leicht, sie hat Energie. Zur Erinnerung: Die Vokalverbindung ie bezeichnet immer einen Diphthong. Sprich lieb, schiebe, niemer, nie wie wenn iä geschrieben stünde. Die Diphthonge ei und ou sind ja nicht wie deutsches ei und au auszusprechen, sondern mit deutlich geschlossenem e und 0 in der ersten Hälfte: schreie, truckerei, gschroue, boue.
Übung 7
(zu Seite 61)
Wiederholung: Es geht um die Unterscheidung zwischen starker und schwacher Adjektivflexion. Diese bereitet den Ausländern auch beim Erlernen der deutschen Sprache erhebliche Schwierigkeiten, und doch fallen die Fehler stark ins Ohr. Fehler wie «ein kleine Mann » oder «die kleine Männer» wirken sehr störend. Auch im Schweizerdeutschen lohnt es sich, auf die entsprechenden Regeln beim Lernen grosse Aufmerksamkeit zu verwenden.
ein roter Rock ein neues Kleid eine junge Frau ein kleiner Bub ein kleines Mädchen kleine Buben mit kleinen Buben der rote Rock (jupe) die junge Frau der kleine Bub das kleine Mädchen die kleinen Buben eine frühe Kirsche (n.) ein früher, Gast ein frisches Hemd ein neuer Fernseher eine ebene Fläche ein dunkles Bier das dunkle Zimmer die dunkle Nacht
die dunklen Nächte ein goldenes Kettchen das goldene Kettchen die goldenen Ringe goldene Ringe in einem neuen Kleid mit neuen Hüten von einer alten Frau neue Kleider grosser Gott du liebe Zeit du herziges Käferchen mit einem kleinen Hund kleine Hunde im gros sen ganzen ein altmodisches Schneiderkleid kein alter Hut kein einziger Franken kein gutes Haar
keine wichtige Sache meine junge Katze mein neues Kleid mein guter Freund meine alte Tasche meine alten Eltern bei meinen alten Eltern von meinem guten Freund von meiner guten Freundin das trockene Leibchen trockenes Wetter trockene Witze auf trockenen Strassen die gestohlene Brieftasche der unterschriebene Vertrag die unterschriebenen Briefe ein offenes Fenster das offene Fenster bei einem offenen Fenster bei offenem Fenster 175
der zufriedene Gast ein zufriedener Gast zufriedene Gäste ein zufriedenes Gesicht gesunde Leute die gesunden Leute Bekannte meine Bekannten ein Deutscher eine Deutsche ein Lediger eine Ledige die Ledigen Ledige ein geschiedener Mann eine geschiedene Frau ein geschiedenes Paar
Übung 8
der geschiedene Mann die geschiedene Frau das geschiedene Paar geschiedene Leute bei den Geschiedenen bei einem geschiedenen Mann ein Geschiedener eine Geschiedene die Geschiedenen radikale Politiker die Radikalen ein beförderter Beamter beförderte Beamte die beförderten Beamten ein Gefangener eine Gefangene die Gefangenen
der Obdachlose ein Obdachloser Obdachlose bei den Obdachlosen bei hellem Licht in dunkler Nacht aus puurem Ärger ich dummer Esel mir armem Tropf in trüber Stimmung bei gutem Humor bei guten Kollegen etwas Neues nichts Gutes kein lebender Mensch keine lebende Seele kein lebendes Tierchen
(zu Seite 65)
Wiederholung: Man lasse sich nicht verleiten, in Analogie zum Deutschen «mynem» zu sagen anstelle von mym (ebenso dym und sym). Im übrigen ist zu beachten, dass die deutschen Formen auf -ig (der meinige usw.) keine Entsprechung haben. An ihrer Stelle verwendet man andere Konstruktionen. mein Bruder (brüeder) meine Mütze (chappe) mein Fernseher (rernsee) unser Direktor (tiräkter) eure Schokolade (schoggi) ihr Hahn (güggel) ihre Hübschheit (hübschi) ihre Puppen (bääbi n.) unsere Kirschen (chriesi) meine Bratkartoffeln (rööschti) sein Lohn (100) dein Taschentuch (naastuech) seine Pantoffeln (linke) seine Fahrkarte (bileet n.) unsere Brötchen (weggli) unser Kätzchen (büsi) mit ihrem Kreisel (suri) auf meinem Fahrrad (velo) mit unserem Dackel (taggel) bei eurem Nachbarn (naachber) 176
an seinem Schnurrbart (schnauz) mit deinem Kohl (chabis) in seinem Rückentragkorb (chreeze) in ihrem Waschkorb (wöschzaine f.) bei unserer Hauswirtin (huusmäischteri) auf eurer Eisbahn (schlym) in ihrem Apfelkuchen (öpfelweee) auf meinem Pferd (ross) in seinem Kahn (wäidlig) mein neuer Wagen deine schwarze Mütze sein braunes Pferd ihr grünes Kleid unser neuer Direktor euer gestohlenes Fahrrad unsere gute Schokolade meine kleinen Kinder bei meiner alten Tante unsere scharfe Sense (sägisse) ihr böser Dackel
unsere frischen Brötchen seine ungültige Fahrkarte auf ihrem braunen Pferd bei unseren lieben Freunden in unseren warmen Pantoffeln mit ihrem süssen Gugelhopf (gugelupf) der meinige das ihrige die unsrige der eurige das seinige
die seinige der ihrige das unsrige die eurige Das Pferd gehört mir Der Dackel gehört dir Die Schokolade gehört ihm Das Kätzchen gehört ihr Die Brötchen gehören uns Der Gugelhopf gehört euch die Kleider gehören ihnen
Meine Uhr geht vor; was hast du für Zeit auf der deinen? Meine geht auch ein wenig falsch (spint echli). Wessen (wem sein) Hund ist das? Meiner ist es nicht. Gehört er nicht dir (ist er nicht deiner)? Ich glaube, er ist ihm oder ihr. Euer Hund hetzt immer unsere Katze. Die Redaktion sandte ein Zirkular an ihre Mitarbeiter. Frau Brändli macht Einkäufe für ihre Familie. Der Vater geht mit seinem Sohn und seiner Tochter spazieren. In unserer Familie gibt es bald eine Hochzeit. Mein neues Mofa ist schon entzwei; hast du mehr Glück mit deinem? Dein kleines Hündchen ist heute fast unter ein Auto gekommen. Unser hiesiges Obst ist konkurrenzfähig. Eure modeme Treppenhausbeleuchtung gibt ein schönes Licht. Ihr Ski stock ist zerbrochen. Sie bezaubert alle Welt mit ihrem freundlichen Wesen. Schauen Sie unsere Schaufenster an! Unsere neuen Modelle sind gestern gekommen. Lassen Sie Ihre Sorgen zu Hause und kommen Sie zu einem lustigen Abend in unser Cabaret! Zur Erinnerung: Wenn ein Vokal nicht verdoppelt geschrieben wird, ist er kurz auszusprechen. Viele W öfter unterscheiden sich hierdurch deutlich von ihren deutschen Entsprechungen: hebel, gable, hole, bode, hase, gresli.
Übung 9
(zu Seite 71)
Wiederholung: Gleich wie das Deutsche und das Lateinische unterscheidet das Schweizerdeutsche bei den Präpositionen des Ortes das Verweilen und die Richtung. Auf die Präpositionen des Verweilens folgt der Dativ, auf jene der Richtung der Grundfall, z. B. ich bin im huus; ich gaanen i s huus. Sehr zu beachten ist die Verschmelzung von Präpositionen mit dem Dativ des unbestimmten männlichen Artikels. Hier tauschen das Binde-n und das m des Artikels den Platz, also amene, imene, bimene, zumene und nicht «aneme»! In der Tiefe war es dunkel Der Hund rannte in den Hof Sie wollte den Mann in die Trülli sperren Die Maus schlüpfte ins Loch Am 1. Mai gibt es einen Umzug An der Weinbergs trasse hat es ein paar Hotels Ich schrieb einen Brief an den Präsidenten Wir waren auf dem Bachtel
Wir waren auf der Forch Wir fuhren auf den Üetliberg Wir stiegen auf die Lägern Wir wanderten auf das Albishorn Unter dem Apfelbaum lag Fallobst Unter der Tanne liegen Nadeln Ich legte die Geschenke unter den Christbaum 177
Sie stellten eine Leiter unter die Linde Die Katze kroch unter das Fass Über dem Flugplat~ lag Nebel Über die Brücke donnerte ein Zug Das Wasser fliesst unter der Brücke Sie schwamm bis unter die Brücke Vor dem ersten Schnee machten sie den Schneepflug bereit (schnüüze paraad) Vor der Weihnacht gibt es viel zu tun (wienecht) Er stand vor dem Orchester Er stellte sich vor das Orchester Sie wurden vor den Rektor zitiert Sie hatten Angst vor dem Rektor Stell dich nicht vor die Aussicht In einem Lagerhaus stand das gestohlene Fahrrad Sie ging in einen Laden Sie ging in ein Geschäft Sie ging in eine Molkerei (molki) An einem schönen Tag geschah es An einer Kirchweih ist es lustig (chilbi) Ich schrieb an einen hohen Beamten Ich schrieb an eine Behörde Neben dem Bahnhof ist das Landesmuseum Hinter dem Museum ist der Platzspitz Ich schrieb an ein städtisches Amt Es hatte Salat auf einem Beet Auf einer Tafel stand ein Verbot Sie stiegen auf einen Berg Sie kletterten auf eine Fluh Sie blickten auf ein Seelein hinab (abeluege) Wenn zwei unter einem Dach leben müssen Unter einer Decke stecken (tecki) Es versteckte die Puppe unter einem breiten Kissen (pfulme m.) Sie legte den Film unter eine Glasplatte Das Kind kam unter ein Auto Er sass über einem Haufen Dokumente Der Ballon blieb über einer Stadt stehen Ich bin über eine Schwelle gestolpert (stüürchle) Wir sprachen über ein Buch (rede) Vor einem Rotlicht anhalten Vor einer Schranke gab es einen Stau (barieere) 178
Sie wurden vor eine Schlichtungsstelle aufgeboten Sie kamen vor ein Gericht Der Schein klebte hinter einem Bild Die Souffleuse stand hinter einer Kulisse Der Maikäfer flog hinter einen Vorhang Neben einer Autobahn ist viel Lärm (-ee-) Neben eine Autobahn darf man keine Häuser bauen Vom ersten Januar an Ich bin binnen einer Woche fertig Sie lachten über (ab) ihn Jenseits des Zürichbergs Mitten in der Stadt Wir gingen der Limmat entlang Oberhalb der Seilbahn beginnt der Wald Unterhalb der Universität liegt die Stadt Innerhalb eines Zeltes darf man nicht rauchen Hinten an der Fahrkarte hat es Reklamen Vorne am Auto sind die Scheinwerfer Wir gehen nach China In Peking gibt es viele Fahrräder In Japan produzieren sie elektronische Geräte In Wollishofen steht die Rote Fabrik In Stettbach kommen Tram und S-Bahn zusammen Durch den Gotthard kommt man in das Tessin Zwischen der ETH (poli) und der Universität (uni) geht eine Strasse durch Zwischen der Limmat und der Sihlliegt der Bahnhof Während der Woche gehe ich nie aus Er steht neben dem Hauptmann (haupme) Er stellte sich neben den Hauptmann Wegen der Lawinengefahr war die Piste gesperrt Dem Bach entlang wachsen Weiden Jenseits des Rheins liegt Kleinbasel Seit langem ist es still um ihn Ich war zu Gast bei ihm An einem Feiertag sind die Läden zu Meinetwegen kannst du bleiben
Bei uns gibt es nichts Derartiges Geh zu ihm, nicht zu ihr Gib es zu, mir kannst du es sagen
Übung 10
Heut morgen war ich bei ihm Mit dir muss ich noch ein Wörtchen reden Sei lieb, komm zu mir
(zu Seite 78)
Wiederholung: Das Schweizerdeutsche besitzt keinen Wesfall (Genetiv), man umschreibt ihn entweder wie im Französischen mit einer Präposition (meistens vo) oder mit einem possessiven Dativ: das Haus des Präsidenten = em presidänt sys huus. Diese Konstruktion ist sehr häufig, und man muss sich mit ihr gut vertraut machen.
die Verhandlungen des Nationalrats die Sitzung des Gemeinderates die Schulden des Bundes der Einfluss des Welschlands der Flugplan der Swissair die Geschwindigkeit des TGV der Prototyp einer Lokomotive wegen des Ausbaus des Strassennetzes in der Nähe des Sees die Länge der Tagesschau der Empfang des Satellitenfernsehens die Neuauflage des Zürichdeutschen Wörterbuchs die Grammatik des Schweizerdeutschen die Direktion des Schauspielhauses die Geschichte unserer Wohnungssuche das Geheimnis der Küchenfee der Nährwert einer Tasse Schokolade die Lebensdauer einer Batterie
die Abfuhr des Mülls der Stabschef des Stadtpräsidenten beim Stabschef des Stadtpräsidenten die Chefin meiner Schwester Herrn Frühs Haus das Kleid der Frau Bühler die Soldaten des Hauptmanns mit den Soldaten des Hauptmanns Monikas Mann zu Monikas Mann EIsis Kätzchen wegen EIsis Kätzchen der Hahn der Haushälterin die Abschlusspr~fung des Lehrlings während der Abschlussprüfung des Lehrlings der Geburtstag der Mutter am Geburtstag der Mutter die Hubschrauber der Rettungsflugwacht
Wessen Haus ist das? Im Haus des Herrn Früh hat es gebrannt. Von der Chefin meiner Schwester habe ich Nachricht bekommen. Fredis Frau ist eine Blondine. Bei Fredis Frau bekamen wir Tee und Gebäck. Von Sandras Bräutigam habe ich nur Gutes gehöft. Wegen des Hahns der Haushälterin gibt es Streit. Am Kleid der Frau Bühler ging eine Naht auf. Im Büro des Direktors steht ein neuer Personalcomputer. Die Redaktion der NZZ ist in der Nähe des Bahnhofs Stadelhofen. Die Organisation des Sechseläutenumzugs gibt viel Arbeit. Mit dem Lehrmädchen unseres Malermeisters hatten wir eine Auseinandersetzung. In dessen Haut möchte ich nicht stecken. Der Beitrag der Sponsoren lässt auf sich warten. Die Gemeinderäte der Stadt Zürich haben Sitzung am Mittwoch. Ein Pilot eines Hubschraubers sah die Verunglückten zuerst. Die Reparatur der Brücken der Nationalstrassen kostet viel Geld. Die Vorschläge des Prokuristen waren besser als diejenigen des Direktors.
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Übung 11
(zu Seite 84)
Wiederholung: Als Umlaut von a tritt nicht nur ä auf, sondern auch e, e und öö. Das spielt bei der Pluralbildung eine Rolle. Besondere Pluralbildungen sind auch bei Wörtern mit vokalischer Endung zu beachten.
Pass auf, an diesem Brett stehen noch einige Nägel vor. Die Apparate sind beim Sturz leider entzwei gegangen: Drähte, Haken und Späne waren in einem Durcheinander. Bei einer Hochzeit wollen alle Verwandten dabei sein: die Mütter und die Väter, die Schwestern und die Brüder, Onkels und Tanten. Wir müssen euch noch die Schlüssel für das Ferienhäuschen geben. Hasen und Rehe sind Wild, das die Jäger jagen dürfen. Redaktorinnen sind manchmal auch gerade noch Fotografinnen. Früher hatten die reicheren (meebessere) Familien in den Villen mehr als ein Dienstmädchen, dazu noch eine Köchin; die Waschfrauen und die Büglerinnen kamen noch zusätzlich (äxtra) dazu: Heute haben sie manchmal nicht einmal eine Stundenfrau, und Dienstmädchen sagt man auch nicht mehr; es heisst jetzt Hausangestellte. Die Schüler bekamen am Deutsch-Abitur drei verschiedene Themen zur Auswahl. Lass dich nicht auf die Äste hinaus! Wenn die Abende schön waren, sassen wir jeweils (amigs) noch lange draussen. Es gibt nicht nur Pfarrer in den Kirchen, auch die Spitäler haben (amigs an dieser Stelle wäre im Deutschen nicht zu übersetzen) eigene Pfarrer oder Pfarrerinnen. Die Kurgäste bekamen in sieben Tagen sechs Bäder, und dazu tranken sie alle Tage einige Gläser von jener Quelle. Bei dieser Kälte begann es plötzlich (auf einmal) zu schneien, auf den Strassen war eine Glätte, und die Räder drehten sich nur noch leer (schpuele). Wie angeworfen hatte ich einen Hexenschuss, und auch sonst taten mir alle Glieder weh. Komm, wir braten Kartoffeln, dazu machen wir einen kleinen Salat, und dann trinken wir Kaffee mit Schnaps, und so gibt es noch einen ganz (beachte die Stellung von «ganz») gemütlichen Abend.
Übung 12
(zu Seite 90)
Wiederholung: Es gibt nur zwei Demonstrativpronomina: dee, die, daas für dieser und de säb, di säb, säb für jener. Oft wird dee mit daa und deet kombiniert. Das Relativpronomen ist immer wo.
Diese Brücke heisst Bahnhofbrücke. Diesen Besuchern gefällt Zürich. Jener Kirchturm gehört zum Fraumünster. Das glaube ich auf keinen Fall. Dieses höre ich gern, jenes dünkt mich eigenartig. Dieses hier kannst du haben, das dort behalte ich selbst. Auf jene Freunde kannst du dich verlassen. In jenem Land wachsen keine Bananen. Von dieser Frau habe ich eine lustige Geschichte gehört. Der da kann mir gestohlen werden. In jener Stadt sind die Steuern am höchsten. Mit diesem Geld kann man leben. Jenes grosse Haus ist die Börse. Dieser Mann und jene Frau sind gestern angekommen. Das bindest du mir nicht auf. Von jenem Mann bekam ich zwei Äpfel geschenkt. Ihr seid verbohrte Lokalpatrioten, das muss man sagen. Nein, das ist nicht wahr. Doch, von dem bringt ihr mich nicht ab. Diese Leute da können es mir bestätigen. Jener Berg ist der Üetliberg. In dieser Kirche bin ich getauft worden. Mein kleiner Hund ist mein bester Freund; der geht immer mit mir. Diese Blumen habe ich selbst gezüchtet (zoge), und jene Bäume bekam ich vom Gärtner, als sie noch ganz klein waren. Die da kann man vielleicht noch einmal brauchen, aber die dort wollen wir fortwerfen. Mit denen
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da kann man wahrscheinlich nicht mehr viel anfangen. Das da ist das Haus, in dem (wo) Gottfried Keller als Knabe gewohnt hat. Der, der die Fensterscheibe eingeschlagen hat, ist erwischt worden. Die Kirschen, die ich von dir bekommen habe, haben mir gut geschmeckt. Von dem, der dir schmeichelt, musst du nichts Gutes erwarten.
Übung 13
(zu Seite 95)
Wiederholung: Indefinitpronomen nennt man Fürwörter, die verallgemeinern oder ausschliessen, wie «jedermann», «etwas», «alles», «nichts». Besonders zu beachten ist öppis, das in verschiedenen Funktionen auftritt, nie aber die Bedeutung von «ein wenig» annimmt, an dessen Stelle steht echli.
Eines muss ich dir sagen Das ist eine, die ich nicht mag Einer allein (Binde-n nicht vergessen) Ich sprach erst mit einem Einer ist dagegen Mit so einer kann man nicht auskommen So etwas zieht (läit) keine an Keine Verkäuferin war da Ich habe keine gesehen Ich sprach mit keiner Nimm eines oder keines Mit vielem war er nicht zufrieden Mit allem war er einverstanden Erzähle mir etwas Gib mir etwas Brot! Etwas Ärger muss man in Kauf nehmen Mit welchen Leuten verkehrst du? Von solchen will ich nichts wissen Was für ein Mensch ist er? Ich kenne keine Ich kenne einige Kein Stück ist am Lager Mancher meint, er wisse es besser (wüssi) Jemand klopft ans Fenster Ich höre nichts Aus nichts wird nichts Niemand ist draus sen
Ich erwarte niemanden Wir sprachen von nichts Mit etwas muss man rechnen Jede Behauptung ist falsch Von jedem etwas Alle lachten laut Vieles lief schief Was für einer ist er? Was für eine Übung machst du? Hier sind einige Birnen Welche willst du? Es waren etwa hundert Es ist zirka null Grad Es wurde etwas wärmer Wir haben noch etwas Öl Es dauerte etwas lange So etwas gibt es nur einmal Er streitet mit jedem Mit jemandem hatte er Streit Einen solchen Stoff finden sie nirgends (niene) Mit was für einem Mann sprachst du? Von so einer darfst du nichts annehmen Warte ein wenig! Das Kleid ist etwas zu lang Schenk mir etwas!
Alle waren der Meinung, dass das Fest sehr schön war; niemand hatte etwas auszusetzen daran. Was für eine Schokolade hast du am liebsten? Ich habe jede gern. Er ist ein zufriedener Mensch; er hat mit niemandem Streit und hat an nichts etwas auszusetzen. Jeder hat ihn gern. Wenn du an etwas keine Freude hast, so gibst du dir auch keine Mühe. Was für welche waren dort? Solche und solche. Mit so einem Mann kann man nicht zusammenarbeiten. Bei so einer
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misslichen (traurigen) Reklame kann man keinen Erfolg erwarten. Da sind zwei Äpfel; welchen willst du? Ich will keinen solchen, ich will lieber so einen, wie (wo) du im Keller hast. Ich habe es allen gesagt, aber keiner hat sich gerührt (en mux taa). Dreissig (dryssg) Lose habe ich gehabt, und kein Stück hat etwas gewonnen (ggune); so ein Pech, ich beteilige mich an keiner Lotterie mehr. Ich mache auch schon lange an keiner mehr mit. In welcher hast du dein Glück versucht? In verschiedenen. Es gab eine solche Aufregung, dass niemand etwas verstand.
Übung 14
(zu Seite 103)
Wiederholung: Bei den ablautenden Verben gibt es sehr viele Parallelen zwischen Deutsch und Schweizerdeutsch. Um so mehr muss man auf das achten, was verschieden ist, so auf den Vokal in der ersten Person der Reihen 4a und 5 (ich schtile, ich hilffe, ich triffe und ich isse, ich vergisse, ich lise) und auf das Unterbleiben des Umlauts im Singular der 6. Reihe (du gfalsch, du faarsch, er haltet, si braatet, er grabt). Einige Partizipien mit dem Stammvokal -u-, wo das Deutsche ein -0- hat, merke man sich auch besonders (ghulffe, gschwule,
gschmulze, ggulte, gschpune, psune). Sie sprangen auf den Hügel und winkten, bis das Schiff verschwunden war. Das Geld reute ihn, das er bei der Teilnahme an Lotterien verlor (mit nur einem Wort zu übersetzen). Die Aufführung gelang, weil alle mithalfen. Das Kindchen schrie schon am Morgen, jetzt schreit es wieder. Dieser Junge sauste davon, wie wenn er gestohlen hätte. Ich wette, dass wir das Spiel gewinnen. Du spinnst ja. Warum soll das gesponnen sein? Letztes Jahr gewannen wir auch. Zuerst schliff sie das Messer, dann schnitt (haue) sie ein Brötchen entzwei, dann strich sie die Butter auf die innere Seite und häufte eine Menge Bauernschinken drauf. Wie lange liefst du herum, bis du den richtigen Weg fandest? Der Rehbock stösst seine Hörner ab. Der See gefror schon lange nicht mehr, auch die Gletscher gehen zurück (schwyne). Mein Kollege fährt jeden Tag an meiner Wohnung vorbei in die Stadt, aber er lädt mich nie ein mitzufahren. Schwimmst du heute nachmittag mit mir über den See? Nein, ich schwamm gestern hinüber und bin noch müde, aber ich komme ein anderes Mal wieder mit, ich verspreche es dir. Ich schlüpfte nur schnell in die Kleider und rannte aus dem Haus. Wieviel gilt der Dollar heute? Es hiess, niemand habe (heb) ihm in seinem Unglück geholfen. Zuerst schimpfte der Langweiler nur, aber dann machte er sich davon (haue). Die letzte Fasnacht war kein Erfolg (haue), aber sie schlägt (rage) in Zürich ohnehin nie ein. Du bist nicht der einzige, der das kalte Wasser scheut. Isst du alles alleine auf? Die Sonne schien gestern nur eine Stunde. Ich messe sogleich das Fieber. Issest du gerne Fisch? Es gab Gesottenes und Gebratenes. Da scheute - meine ich - jemand die Arbeit; das ist eine Pfuscherei. Ich vergesse die neuen Wörter immer wieder. Zur Erinnerung: Jedes e in betonter Silbe ist geschlossen auszusprechen, auch wenn es kurz ist. Reder, schtedtli, bewege mit kurzem geschlossenem e (französisches e).
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Übung 15
(zu Seite 109)
Wiederholung: Es ist zu beachten, dass weerde sowohl für den Ausdruck der Vermutung wie für das Passiv gebraucht wird, nicht aber für die Zukunft, ferner dass Präsenspartizipien möglichst zu vermeiden sind, dass trääge, säge, legge unregelmässig konjugiert werden und dass die Perfektpartizipien von «rennen », «brennen», «kennen », «denken » gränt, pränt, känt, tänkt lauten.
Machst du nächstes Jahr wieder so lang Urlaub? Ich komme, vermute ich, nicht dazu. Als er ging, atmeten alle auf. Sie tranken siedend heissen K(~Jfee. Sie legten die Spaghetti in kochendes Wasser. Ich gehe heute nachmittag in die Stadt, um Besorgungen zu machen; ich komme deshalb erst spät nach Hause. Sei so gut und kaufe gerade etwas für das morgige Mittagessen. Gestern, als ich ausging, traf ich einen alten Bekannten; dieser schleppte mich in ein Cafe, und als wir herauskamen, waren schon alle Läden geschlossen. Was ziehst du an? Bei diesem Wetter frierst du, wenn du nicht warm angezogen bist. Als der Plan publiziert worden war, traf keine einzige Einsprache ein (choo). Klopf leise ans Fenster! Stell dich gerade hin! Wer wird so etwas glauben! Du wirst nicht recht aufgepasst haben. Sie wendete den Wagen auf einem Kehrplatz. Komm schauen! Ich werde den Brief auf die Post bringen, nachdem (wänn) ich den Mantel angezogen habe. Sie lachte und zahlte es ihm zurück (umegee). Setze dich! Ich war noch nicht aufgestanden, als der Briefträger (pöschtler) läutete. Er pfiff und ging aus dem Zimmer. Kommst du auch an unser Fest? Ich glaube, ich kann nicht, ich habe keine Zeit. Sie winkten immer noch, nachdem das Schiff schon lange verschwunden war. Er war zornig. Man nannte ihn den «Oberjehu». Du legst glühende Kohlen auf meinen Kopf. Wenn ihr endlich kommen werdet, werden die meisten Leute schon gegangen sein. Gesagt ist gesagt, das Wort gilt (hier gilt, nicht giltet). Es wird einen kalten Winter geben. Es wird nicht wahr sein. Sie trägt schwer an ihrem Schicksal. Wie heissest du? Ich heisse Konrad. Wie rufen (säge) sie dir? Sie rufen mich Chueri. Ich habe den ehemaligen (früener) Direktor noch gekannt, aber er gehörte nicht zu meinen Bekannten. Bist du den ganzen Weg gerannt? Was denkst du, ich nahm ein Taxi, da kennst du mich schlecht.
Übung 16
(zu Seite 115)
Wiederholung: Es gibt eine Reihe von unregelmässigen Verben, die den Charakter des Schweizerdeutschen sehr wesentlich prägen. Einige unterscheiden sich in der Bedeutung von den deutschen Entsprechungen, so laa, möge, gee. «bekommen» gibt es nicht, und bei den sogenannten Hilfsverben «wollen, sollen, können, müssen, dürfen, kommen, mögen, werden» gibt es keine Perfektpartizipien mit g- Vorschlag.
Ihr könnt es mitnehmen Ich muss Einkäufe machen Komm schnell! Ich habe es schon gewusst Ich konnte einfach nicht Du darfst auch mitkommen Wir müssen aufpassen Wollen wir gehen?
Die Bäume schlagen aus Er hat es gewollt Müssen wir ihn mitnehmen? Gebt Ruhe! Das verdriesst mich (möge) Er wurde krank Es ist ihm etwas passiert (gee) Sie mochte nicht 183
Da kannst du lachen Er will Schreiner werden (gee) Der Ast brach ab (Iaa) Ich ziehe morgen aus Kommt ihr auch? Du musst sie machen lassen Lass das sein! Ich nehme ein Glas Wein Ich gebe nichts darauf Sehr ihr es? Ich sehe nichts
Wir wissen es Er bezwang ihn (möge) Wir mussten helfen Sie ziehen kräftig (fescht) Sie wollte nichts gesehen haben Wenn es sich machen lässt Ich überlasse dir das Aufräumen Ihr bekommt eine Strafe Sie bekam einen Apfel Ich liess diese Sache auf sich beruhen Die Uhr schlägt 12 (zwölfi)
Dafür sollst du zu deinem Recht kommen. Darfst du auch an den Umzug kommen? Nein, ich muss zu Hause bleiben. Was ist passiert? Weiss es niemand von euch? Wir alle wissen nichts. Ich schlage vor, dass wir auf die Waid gehen. Schlägst du etwas anderes vor? Schlagt ihr alle zusammen nichts anderes vor? Gut, so gehen wir. Lass doch deinen Hund zu Hause, wenn wir ihn mitnehmen, so lässt er uns nie für uns (la sy); man kommt zu keinem ruhigen Gespräch. Er muss eben auch hinaus. Was willst du werden? Ich weiss es noch nicht, ich muss es mir (mir es) noch ein paarmal durch den Kopf gehen lassen. Man soll nicht nur an sich denken. Nicole durfte nicht mitkommen. Komm, wir gehen an den Match! Siehst du, wie sie boxen? Schau, jetzt zieht der eine kräftig los, ich glaube, er bezwingt (möge) den anderen, ja, jetzt schlägt er ihn knockout. Ich schaue nicht gerne zu, wenn sie einander vermöbeln (verschlaa). Komm du lieber mit ins Theater. Ich komme gern, wenn sie etwas Rechtes geben. Also, ich nehme zwei Karten (bileet), wie es sich eben ergibt. Dieses Hemd ist schon ziemlich fadenscheinig, ich glaube, es zerreisst (laa) bald. Dann nimm eben ein anderes, du kannst dieses gerade in die Müllabfuhr geben.
Übung 17
(zu Seite 120)
Wiederholung: Im Gegensatz zum heutigen Deutsch ist der Konjunktiv im Schweizerdeutschen keine notleidende Verbalform; ganz im Gegenteil. Eine Schwierigkeit beim Übersetzen ergibt sich daraus, dass der Konjunktiv Präsens im Deutschen mit wenigen Ausnahmen nur in der dritten Person Einzahl erkennbar ist, Beispiel Indikativ «er singt», Konjunktiv «er singe». Um den Konjunktiv dennoch auszudrücken, greift man im Deutschen auf den Konjunktiv der Vergangenheit. Man sagt dann zwar «dass er komme», aber «dass wir kämen ». Der Konjunktiv der Vergangenheit dient aber im Schweizerdeutschen ausschliesslich zum Ausdruck des Konditionals. Dieser wird in der nächsten Lektion behandelt. Etwa die Hälfte der folgenden Übungssätze sind im Deutschen solche «falschen» Konjunktive. Man lasse sich nicht in die Falle locken: , wir könnten die Aktien kaufen , es gebe Schnee , sie möchten nicht mehr , er wisse nichts davon 184
, dass wir uns geschlagen gäben , sie salze die Speisen zu sehr (z fescht)
, es geschehen täglich Wunder , das schlage dem Fass den Boden aus , sie schlügen ihn zum Kassier vor , es komme nicht darauf an , es kämen noch mehr Zuschauer , er ziehe einen ruhigeren Ort vor , sie zögen Ostschweizer Weine vor , der Hund beisse sofort , die Kinder scheuten das Wasser , der Regen komme bald , das Gesetz werde geändert
, die Zeit laufe ihm davon , ich könne ihm gestohlen werden , wir kämen auch noch dran , wir hätten zuviel Öl gebraucht , die Uhren liefen zu schnell , die Uhren gingen vor , wir gäben zuviel aus , die Bäume liessen sich nicht heilen , du wollest verzichten , die Kirchenglocken schlügen zu laut , er lasse sich das nicht gefallen , sie lies sen die Hunde auf sie los
, er machte nicht mehr mit , er müsse darauf zurückkommen , sie müssten darauf zurückkommen , sie koche gern , wir vergässen zu schnell , die Tabletten täten ihm gut , der Tee tue ihm gut , die Preise schlügen auf , er habe zuwenig Kleingeld , wir hätten ihn angelogen , wir müssten es zugeben , das Eis schmelze bald , wir grüben zu tief
Man erzählt, der Teufel habe die erste Reuss-Brücke gebaut, die Einheimischen seien nicht im stand gewesen, sie allein zu bauen. Der Teufel habe gesagt, er baue die Brücke, wenn er den ersten bekäme, der darüber gehe. Der Knabe schimpfte, er dürfe nicht mitkommen, seine Mutter erlaube es ihm (ern s) nicht, aber das nächste Mal laufe er einfach davon, wenn es ihm wieder verboten werde. Der Beamte der Strassenbahnen (trämler) wollte schauen, was los sei. Mein Freund fragte, ob du auch kommest. Die Angehörigen fragten, ob sie den Patienten besuchen dürften. In seinem Votum sagte der Redner, man dürfe die Wasserkräfte der Schweiz nicht noch mehr ausbeuten, es gebe ja bald kein fliessendes Wässerlein zu sehen, heute komme es drauf an, dass man sich um die Naturschönheiten kümmere. Sei dem, wie dem wolle, mir ist alles gleich. Es hat uns sehr gewundert, wer wohl bei den Stadtratswahlen überzählig werde (usefuule). Der Föhn solle nicht mehr lange andauern (hebe). Der Polizist sagte den Kindern, sie müssten zuerst nach links schauen, wenn sie über die Strasse gingen. In der Anklage stand, der Delinquent sei schon einige Male wegen Verkehrsdelikten verurteilt worden, er habe einmal eine Stoppstrasse überfahren, dass es einen Unfall gab (tätsche), er habe die Geschwindigkeitsgrenze auf einer Nationalstrasse überschritten, und einmal habe er zu viele Promille gehabt. Zur Erinnerung: Man halte die drei verschiedenen e-Laute gen au auseinander: e geschlossen, zum Beispiel: hebe, tecke, schnee e offen wie französisch e: dem, chrenker, leerme ä überoffen: räge, gält, blääch
, sie sehe immer schlechter aus , sie sähen immer schlechter aus 185
Übung 18
(Seite 126)
Wiederholung: Die häufigen unregelmässigen Verben haben ausgeprägte Formen für den Konditional. Die sogenannten stark flektierten Konditionale wie ich «flöge, sänge, schliefe, böte, schlüge» haben im Schweizerdeutschen keine Entsprechung. Ein besonderer Fall ist miech für «ich würde machen».
Es käme aufs Wetter an Wen ich es nur könnte Ich wäre auch mit weniger zufrieden Ich sollte die Steuern noch bezahlen Sie dürfte sich mehr Mühe geben Ich liesse so etwas nie zu Ich hätte das schon lange aufgegeben Die Karosserie dürften sie einmal flicken Im Hotel schliefe ich besser als im Zelt Es würde mich freuen Man sollte es meinen Ich würde meinen, man sollte das Traktandum verschieben Ich wüsste einen besseren Rat Ich nähme mir ein Beispiel an ihm Ich würde es anders machen Ich würde gern wieder einmal ins Wallis reisen
Das täte mir wohl Ich hätte gern eine Schale Gold Würden sie mir noch einen Zucker bringen Ich gäbe tausend (tuusig) Franken dafür Du würdest dich wundern, wenn du ihn sähest Ich müsste ja lachen, wenn das passierte Es würde nichts machen, wenn der Frühling früher käme Wenn das Thema am Fernsehen käme, würde ich auch schauen Wenn es am Fernsehen gekommen wäre, hätte ich geschaut Wenn du wolltest, könntest du Wenn es ginge, käme ich auch und machte mit Es würde mich reuen, wenn ich es verlöre
Wenn du mehr gearbeitet hättest, hätten wir jetzt ein eigenes Geschäft. Ich hätte ja doch nicht genug Geld gehabt, und mit einem Teilhaber wollte ich nicht wirtschaften. Ich habe dir ja schon lange gesagt, du solltest einmal meinen Bruder fragen, er möchte sich auch gern selbständig machen. Mit einem Fremden wäre es mir noch gleich, aber einen Verwandten wollte ich schon gar nicht. Der würde mir zuviel dreinreden, und dann käme er immer zu dir, um zu (goge) klagen. Wenn ich nur wüsste, was du gegen meine Verwandten hast. Du dürftest dich schon einmal mit meinem Bruder ein wenig aussprechen. Du könntest ja froh sein, wenn du so viel Erfahrung hättest in Geschäftssachen wie er. Eben gerade in meinen Geschäftsangelegenheiten solltest du nicht immer etwas durchsetzen wollen (zwängle). Es wäre gescheiter, du gäbest dich einmal zufrieden mit dem, was du hast. Zur Erinnerung: Beim Zusammenstoss der Präpositionen a i bi vo zu mit den Artikeln emene, enere und em, fällt das erste e- aus: amene, imene; binere, vonere; zum, am usw. Man halte sich genau an die in Lektion 9 gegebenen Regeln.
Übung 19
(zu Seite 130)
Wiederholung: Bei der Steigerung ist zu beachten, dass der Superlativ sowohl auf -scht wie auf -ischt enden kann. Letztere Endung erscheint nach Zischlaut (s, sch, z) und nach -t, wenn dies mit einem anderen Konsonanten verbunden ist (hübschischt, lätzischt, jüechtischt). Adjektive auf -e schieben ein -n- ein (l/ride: l/ridner). Besonders zu merken sind jrüener, glyner, chliner, eender (= eher). gleich wie bei der Pluralbildung tritt Umlaut viel häufiger ein als im Deutschen: jüüler, schlöier, lüschtiger, trüüriger.
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Das neueste ist nicht immer das beste Die Walliser sprechen am urchigsten Das glaube ich eher Das ist das allermieseste Die Kleineren müssen sich zuvorderst hinstellen In der Sauna ist es mir am wohlsten Wer sagt, früher sei alles besser gewesen? Nachher kamen zahmere Tiere Jeder Grossverteiler will die frischesten Waren anbieten Ein Sprudel soll spritziger sein als der andere Jeder Waschmittelfabrikant behauptet, sein Waschmittel wasche weisser Es gab einmal einen Boxer, der immer wieder sagte: «Ich bin der GrÖsste. » Auf dem Land dünkt es mich schöner als in der Stadt Endlich waren unsere Kleider wieder trockner und sauberer, da fingen wir an, uns wohler zu fühlen (woole, Verb) Nach dem Bad wurde es mir wieder wohler und ich fühlte mich gesunder Sie wurde immer bleicher, magerer und schwächer, wir machten uns immer mehr Sorgen um sie Es wird immer später Morgen und früher Nacht, die Tage werden grauer und kälter, die Nächte länger und dunkler, bald ist der kürzeste Tag
Übung 20
Es stimmt nicht, dass die dümmsten Bauern, die grössten Kartoffeln hätten. Alle meinten, sie seien die schlaueren, aber der, bei dem (wo) man es am wenigsten gedacht hätte, war am Ende der schlauste und geriebenste Da ist einer verlogener als der andere, aber der verlogenste ist der Vizepräsident Jener Taglöhner war der übelste (wüescht) Kerl Die Vermöglicheren sind meistens auch die verwöhntesten Derjenige (dee), der sonst der geschickteste ist, machte diesmal seine Sache am schlechtesten Es ging immer lauter und wilder zu, aber am wildesten (schtruub) wurde es nach 12 Uhr Diese Linie ist gerader und dieser Kreis ist runder als auf jener Zeichnung Der Üetliberg ist höher als der Pfannenstil, aber niedriger als der Pilatus Der Bodensee ist grösser als der Vierwaldstättersee, aber kleiner als der Genfersee Die Schweiz hat ein rauheres Klima als Italien Am bissigsten (ruuch) bläst der Nordwind (byse) in Genf
(zu Seite 137)
Wiederholung: Bei den Zahlwörtern muss man sich besonders mit den substantivierten Formen vertraut machen, die im Grundfall auf -i und im Dativ auf -e oder -ne enden. Man braucht sie bei nackten Ziffern (es föifi = eine Fünf), bei Altersangaben (er isch sächzgi = er ist 60 Jahre alt), bei Noten (ich han im jranz es vieri = im Französisch eine Vier). Bei Hausnummern (ich wonen im dreiedachzgi = im Haus Nummer 83), bei Jahreszahlen (im vieredachzgi hät me nu na vom waldsteerbe gredt) . Man hüte sich vor der Endung -ig, es heisst zwänzg, dryssg, vierzg usw. und nie «dryssig» !
Um 6.30 Uhr stehe ich auf Um 7.30 Uhr frühstücke ich Neunuhr-Jause gibt es bei uns nicht Um 10.00 Uhr trinken wir Kaffee
Von 12.30 Uhr bis 13 .30 Uhr ist Lunchpause, das reicht nur für eine kleine Zwischenverpflegung Die Vieruhr-Jause ist bei uns um 5 187
Mit der Zeit für das Abendbrot nehmen wir es nicht so genau Sie wurde 1971 geboren Er ist ein typischer 68er Von 8.10 bis 8.45 Uhr vergehen 35 Minuten Die Uhr schlägt 12 Der Berchtoldstag ist am 2. Januar Die Bundesfeier ist am 1. August In einem Schaltjahr gibt es einen 29. Februar 1 Tag ist ein 365stel eines Jahres 1978 wurde der Kanton Jura gegründet Der wievielte war letzten Sonntag? Ich weiss nicht mehr, ob der 1. oder der 2. Einmal ist keinmal Ein 2-Deziliter-Glas und ein Römer sind gleich viel Auch mit 2-Dezi-Portionen (zwäierle) kannst du einen Rausch bekommen Auf der Achterbahn hast du Spass (plausch) Der letzte Sechseläutenumzug war maximal Die Üetlibergbahn ist die S-10 Der alte Sechser fährt manchmal zum Zoo
Die 3 und die 5 im Telefonbuch kann man leicht verwechseln Wir wohnen im 35 Ich bekam einen Hamster und eine weisse Maus Ich bekam einen Hamster und eine weisse Maus Sie hat 3 Kinder, mit 4 hätte sie Mühe Du hast es nur von 2 Zeugen gehört, ich aber von 3 Ich kaufe eine Ananas, willst du auch eine? Nein, ich möchte keine Ich bin 23 Im Englisch habe ich eine 5 Sie traten 10 Mann hoch auf Ich sage es zum 3. und letzten Mal Hast du mir ein 5-Franken Stück? Nein, ich habe nur eine 50-Rappen-Münze Für eine 100-Franken-Note sagt man auch kurz en Hunderter Die eine spinnt Seide, die andere schnipselt Kreide
Zur Erinnerung: b d g und s sind nie stimmhaft, sondern ohne Stimmton, fast wie französisch p t q und f , auszusprechen.
Der Hosenboden ist durchgewetzt Wohin gehst du? Zum See hinunter Der Skistock ist entzwei Sie gerieten in Streit Sie haben ihn eingesperrt Ich will dich nicht abhalten Hierauf sagte der Wolf zum Rotkäppchen
Der verlorene Handschuh ist gefunden Das Geheimnis wurde bekannt Der Unterrock schaut heraus Es geht bergab mit ihm Von heute an muss es besser werden Am Knie habe ich eine Hautwunde
Kürzlich stiegen wir wieder einmal auf den Bachtel. Bis Hinwil fuhren wir mit der S-Bahn, von dort an gingen wir zu Fuss. Es geht ziemlich steil (geech) aufwärts, und der Kleine klagte: «Wenn wir nur schon oben wären.» Als wir oben waren, wollten wir natürlich noch auf den Turm steigen. Von dort oben sollte man eine schöne Aussicht in die Schneeberge haben, aber als wir oben ankamen, war die Aussicht eher mies (schitter) wegen der Wolken. Dafür konnten wir vom Turm aus schön auf den Zürichsee und den übersee hinabschauen. Hinunter gingen wir dann nach Wald. Es liegt im Tal unten auf der anderen Seite des Bachtels. Von dort aus mussten wir zuerst nach Rüti hinunter fahren, um umzusteigen, und dann von dort aus wieder mit der S-Bahn nach Zürich. - Komm, wir gehen weiter hinein, da vorne zieht es; ich möchte aber lieber ganz hinaus, schau, die anderen sind schon draussen. Kommst du draus? Nein, ich begreife noch nichts; ich verstehe nichts (paanhooO. In Lausanne geht es immer aufwärts oder abwärts, fast nie ebenhin. Die Universität Irehel liegt oberhalb der Winterthurerstrasse und unterhalb der Frohburgstrasse. Ist Josef zu Hause? Ja, er ist drin, kommen Sie nur herein. Der Alte sass die längste Zeit hinter dem Ofen, aber zu guter Letzt ist er doch noch hervor gekommen. Hier irgendwo sollte eine Station der Strassenbahn sein, aber anscheinend (welewääg) ist sie weiter unten. Alle drückten nach vom, aber es hatte innen keinen Platz mehr, und die meisten mussten draussen bleiben.
(Diese Übung enthält sehr viele idiomatische Ausdrücke. Daher ist es ganz besonders nötig, vor dem selbständigen Übersetzen die schweizerdeutsche Vorlage zu studieren.)
Übung 21
(zu Seite 143)
Wiederholung: Die häufige Verwendung der sehr grossen Zahl von Ortsadverbien kennzeichnet idiomatisches Schweizerdeutsch, insbesondere ist typisch die Verstärkung von Präpositionen durch ein beigefügtes Adverb wie bim huus zue, in es loch ine, vom tachfiirscht oben abe, bim schtadtrand usse, z Schlieren une. Wie (wodure) geht man nach Höngg? Was kommt von der anderen Seite herein? Von draussen bläst eine kalte Luft herein Im Freien ist es kalt Im Autobus ist es warm Komm heraus, bleib nicht drin! Kommst du mit ihr aus? üben im Haus solltest du nicht hämmern Trepp auf, Trepp ab Nach auswärts geht es schneller, da es gleichzeitig abwärts geht 188
Ein Hebel ist für vorwärts und einer für rückwärts Soeben sah ich sie noch vorne, sie muss inzwischen nach hinten gegangen sein Der Schuss ist raus Es hängt mir zum Hals heraus Es hat Rabatten drum herum Die Kirche ist aus Der Urlaub ist vorbei Um 9 Uhr müsst ihr ins Bett Das Fleisch ist gar
Übung 22
(zu Seite 147)
Wiederholung: Das Relativpronomen lautet unter allen Umständen wo. Was aber, wenn es im Dativ steht oder von einer Präposition abhängt? Dann wird bei Personen das entsprechende Personalpronomen im Dativ nachgestellt und bei Sachen das der Präposition entsprechende Adverb: Dee bueb, won em de vatter gschtoorben isch (dessen), die uu!!üerig, womer drüber prichtet händ (über welche). Jener arbeits same Mann, bei dem ich die Lehre absolvierte, ist jetzt pensioniert. Eine faule Sache, über die man nur munkelt. Die Sekretärin, welcher der Direktor immer zuviel zumutet, sucht eine neue Stelle. Die Besucherinnen, deren Mäntel verwechselt worden sind, reklamieren bei der Garderobenfrau. Die jungen Leute, deren Urlaub verregnet worden ist, wollen nicht mehr kampieren (zälte) gehen. Die Autoren, deren Bücher prämiert worden sind, werden häufiger gelesen. Der Mieter, mit dem man am meisten Ärger hatte, ist umgezogen. Der Mann, dem alles misslang (abverheie) hat aufgegeben. Dies ist der Gemüsegarten (pflanzblätz), auf dem so viel Unkraut wächst. Wir studieren den Wald, in welchem so viele Bäume krank sind. Das ist die gleiche Platte, die du uns vorhin schon vorgespielt hast. Das ist 189
aber auch eine, die es sich immer wieder zu hören lohnt. Wenn du einen findest, der das glaubt, zahle ich dir einen Fünfliber. Die Schreibmaschine, mit welcher dieser Brief geschrieben wurde, hatte verschmutzte Typen. Die neue Gondelbahn, womit man in der kürzesten Zeit auf 2000 Meter hinauffahren kann, ist schnell beliebt geworden. Das ist das gleiche Hotel, in dem wir letztes Jahr wohnten. Einer, der so wenig von Musik versteht, sollte sich nicht als Kritiker aufspielen. Der, der gestern in die Zeitung geschrieben hat, ist auch so einer. Es ist eine Krankheit, an der schon viele gestorben sind. Das ist die Schneiderin, bei der ich mein neues Kleid machen lasse. Die Frau, deren Tochter bei uns Lehrmädchen ist, hat kürzlich ihren Mann verloren. Das ist das Auto, dessen Farbe mir so gut gefiel. Das ist der Mann, dessen Auto mir so gut gefiel. Das ist die Frage, über die wir uns schon manchmal unterhalten haben; aber es ist nie etwas herausgekommen dabei. Zur Erinnerung: Man unterscheide zwischen betonten und unbetonten Personalpronomen: ihn = inn und en; du = duu und du + t; uns = öis und is; ihnen = ine und ene. Repetiere Lektion 6.
Übung 23
(zu Seite 152)
Wiederholung: Nach «anfangen» und «aufhören» steht der Infinitiv ohne «zu» (z). Nach den Verben der Fortbewegung steht nicht z sondern go, goge, cho. Dem deutschen «um zu» entspricht zum. Jemanden veranlassen, etwas zu tun, wird mit mache z übersetzt. Im Begriffe sein, etwas zu tun, wird mit am plus Infinitiv wiedergegeben.
Ich will auf die Forch fahren Wir sind auf den Üetliberg gegangen Sie ist nach Spanien gereist Ich sollte nach Hause gehen Geh nachschauen Du bringst mich zum Lachen Es ist Zeit, um zu kontrollieren Er ist über alle Berge (böim) Wir sind schlitteln gegangen Ich erreichte es nicht mehr (gchoo) Sie geht mir nachgerade auf die Nerven Kommst du endlich? Ich gehe vorläufig das Auto holen Beim Fussballspielen ist er Meister
Er kam angerannt Du solltest in den Garten gehen um zu jäten Wohin sind sie gegangen? Er brachte sie zum Weinen (briegge) Ich bin im Begriff zu gehen Das Rechnen fällt uns schwer Heute darfst du in den Zoo gehen Sie war schon am Gehen Es kommt ein Gewitter (gwittere) Mach, dass er springt (gumpe) Es hört auf zu regnen Kommst du auch zum Schlitteln? Sie kommen, um Öl nachzufüllen Sie begannen Öl nachzufüllen
deine Schreibmaschine leihen? Ich brauche sie, um ein Formular schön auszufüllen. Komm helfen! Geh schnell auf die Post, um ein paar Marken zu kaufen. Sie hatten mit dem Aushub begonnen, dann stiessen sie auf Fels. Wann kommst du endlich, um zu helfen, Bohnen einzupflanzen? Das Warten hängt (lampe) mir zum Hals heraus.
Übung 24
(zu Seite 157)
Wiederholung: Die Wortstellung des Schweizerdeutschen weicht in verschiedenen Punkten von der des Deutschen ab, so stehen die modalen Hilfsverben (wollen, sollen, müssen, können, mögen, dürfen) im Perfekt vor dem Infinitiv. Das Verb laa (lassen) verhält sich ebenso. Bei einigen Adverbien wie ganz, gar, ziemlich, genug, welche Adjektive bestimmen, folgt der Artikel, statt dass er davor steht. Mehrere deutschen Konjunktionen haben keine direkten schweizerdeutschen Entsprechungen.
Ich hätte einen Besuch machen sollen, aber ich vergass es. Ich habe schon lange den Beruf wechseln wollen, aber ich konnte mich nie entschliessen. Diese Sitzung nahm kein Ende, ich konnte nicht mehr nach Hause und musste in Genf übernachten. Obschon ich die langen Diskussionen abbrechen wollte, ist es mir nicht gelungen, und ich musste meine Abreise verschieben. Ich wollte nach Basel reisen, aber mein Geschäftsfreund kam nach Zürich, und wir konnten unsere Besprechung hier abhalten. Der Hund schnappte nach mir, wie wenn er mich hätte beissen wollen. Der Hauseigentümer hatte nicht genug Geld, um diese Häuser renovieren zu lassen. Als ich kürzlich über die Quaibrücke ging, wehte der Föhn, und die Berge schienen so nahe, dass man hätte meinen können, man könne sie mit den Händen greifen. Bevor die Sonne aufging, froren wir alle, aber auch nachdem sie aufgegangen war, wurde es noch lange nicht wärmer. Kauf eine Schaufel, damit wir den Schnee räumen können! Als die Vorstellung fertig war, wollten sie den Autor sehen. Als wir eine Karte kaufen wollten, hatte es keine mehr. Ich wollte zuschauen, aber sie liessen mich nicht in die Nähe kommen. Diesen Lehrling sollten wir gehen lassen, dieser lernt nie etwas (doppelte Verneinung!). Dies ist ein genügend heisser Aufguss für das Teelein. Da hätte ich Ihnen einen besonders feinen Stoff (schtöffli). Wir hatten einen recht heissen Sommer. Du hast mir mit deinem Urlaubs plan eine ganz grosse Überraschung bereitet. Dein Gerät ist entzwei, gib es mir, ich flicke es dir. Das ist mein Messer (hegel), gib es (ihn) mir sofort. Das darf kein Geheimnis bleiben, sag es ihr heute noch.
Nimm ein Badetuch mit, um auf dem Gras zu lagern (plegere). Ich glaube, es wird regnen oder sogar schneien. Das Leben ist zu kurz, um offenen Wein zu trinken. Du bringst mich zum Lachen mit deinen faulen Witzen. Ich gehe auf den Zürichberg, um etwas frische Luft zu schnappen. Du musst früher zu arbeiten beginnen, wenn du an einem Tag fertig werden willst. Eine Glühlampe ist durchgebrannt (bire, butze), ich gehe eine neue holen. Ich wollte ein Buch vom Gestell herunter reichen (lange), aber ich erreichte es nicht. Kannst du mir 190
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