ZAM Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Jahrgang 36, 2008, Seiten ##–## Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn
Mehrfachbestattungen von Männern in der Merowingerzeit* von Tobias S c h n e i d e r , Freiburg
1. E i n l e i t u n g 1. 1. Gegenstand 1.ª2. Mögliche Gründe für Mehrfachbestattungen 1. 3. Aussagen von Textquellen 1. 4. Rück- und Ausblick: Vor- und nachmerowingerzeitliche Mehrfachbestattungen 2. L a g e d e r T o t e n 2. 1. Kennzeichen 2. 2. Überlagerung der Hände 2. 3. Überlagerung der Arme 2. 4. Weitere auffällige Skelettlagen 3. A n t h r o p o l o g i s c h e E r g e b n i s s e 3. 1. Verletzungsspuren am Skelett 3. 2. Gräber mit DNA-Analysen 3. 3. Lebensalter 4. A r c h ä o l o g i s c h e E r g e b n i s s e 4. 1. Separierung und Grabausstattung 4. 2. Grabensemble 4. 3. Beraubung 4. 4. Frauenkrieger? 4.ª5. Männer und Frauen in Mehrfachbestattungen 4.ª6. Regionale Verbreitung 4.ª7. Chronologie 5. G r ü n d e f ü r e i n e g e m e i n s a m e Bestattung 5. 1. Persönliche Bindung, Familiengräber, Homosexualität 5. 2. Massengrab, Platzmangel, Frost 5. 3. Unfall und Krankheit 5. 4. Tod im Kampf 5. 5. Gefolgschaft 5. 6. Totenfolge 6. Z u s a m m e n f a s s u n g 7. Q u e l l e n 8. L i t e r a t u r
1. E i n l e i t u n g 1. 1. Gegenstand Die vorliegende Untersuchung umfasst alle Bestattungen der Merowingerzeit, bei denen mindestens zwei Männer direkt nebeneinander unverbrannt beerdigt wurden. In Ausnahmefällen kommen auch Frauen und Kinder in der gemeinsamen Grabgrube vor. Aufgenommen wurden nur Gräber innerhalb der Grenzen der heutigen Bundesrepublik Deutschland, deren Grabungsbefund bereits publiziert ist. Dabei wird von einer gleichzeitigen Bestattung der Individuen im Sinne eines geschlossenen Fundes ausgegangen; andere Befunde wären wie Einzelgräber bzw. Nachbestattungen zu behandeln. Ziel ist es, den Ursachen einer spezifischen Form von Mehrfachbestattungen1 näherzukommen. Dabei handelt es sich um „echte Doppel- und Mehrfachbestattungen“2 mit horizontal nebeneinander angeordneten Individuen. Sie wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit gleichzeitig beigesetzt, weil die Grabgruben als einmalig angelegt angesehen werden müssen und zudem oft Überlagerungen der Knochen der Bestatteten vorliegen3. Vorauszusetzen ist, dass ein gleichzeitiger Sterbezeitpunkt vorliegt, der höchstens ein paar Tage
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Der vorliegende Aufsatz stellt eine gekürzte Version der Abschlussarbeit dar, die im Sommersemester 2006 unter dem Titel „Untersuchungen zu Männermehrfachbestattungen in der Merowingerzeit“ bei Prof. Dr. Heiko Steuer, Freiburg eingereicht wurde und dem ich herzlich danken möchte. Für vielfache Unterstützung möchte ich außerdem besonders Prof. Dr. Sebastian Brather danken. Für Hilfe bei graphischen Problemen sei Michael Kinsky gedankt. 1 Lüdemann 1990. 2 Sasse 1990, 59. 3 Lüdemann 1990, 28 f.
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Unterschied umfassen kann4. Unterschiedliche Grubentiefen bei den zusammen Bestatteten werden als Argument gegen eine echte Mehrfachbestattung gewertet. Im Folgenden sei der Begriff Doppelbestattung lediglich zur Verdeutlichung der Belegung des Mehrfachgrabes mit zwei Individuen verwendet5. Ebenso werden die Begriffe Dreifach- und Vierfachbestattungen verwendet6. Einen guten Überblick über den Forschungsstand bis zum Ende der 1980er Jahre bietet H. Lüdemann7. Ihre Arbeit ist die einzige, die sich mit Mehrfachbestattungen im Frühmittelalter Europas insgesamt beschäftigt. Sie nimmt jedoch auch Eingrenzungen vor8. Die Materialfülle ließ unterschiedliche Ergebnisse erwarten, die zwar als Belege für die Bandbreite ihrer Untersuchung gelten können, jedoch letztlich nur zeigen, dass dieses Phänomen keiner räumlichen oder sozialen Eingrenzung unterliegt. Häufig zeichnen sich Paarund Familienbindungen ab9. Eine Arbeit Z. Èilinskás, die sich mit sozialen Unterschieden anhand von Gräbern des 7. und 8. Jahrhunderts innerhalb der Slowakei beschäftigt, behandelt Mehrfachbestattungen im Zusammenhang mit Pferden, wobei sie eine Kontinuität entsprechender Bestattungsformen feststellt10. Die awarischen Doppel- und Mehrfachbestattungen aus Österreich und Ungarn unterzog S. Greffen-Peters einer Untersuchung11. Ebenfalls mit dem slawischen Raum beschäftigt sich die Arbeit von A. Pollex, die eine Auswahl hochmittelalterlicher Funde untersucht12. Pollex diskutiert eine mögliche Totenfolge13. Forschungsgeschichtlich bedeutend sind einige Befunde, die zu grundlegenden Diskussionen angeregt haben. Der wichtigste ist Grab 3 von Niederstotzingen14, der den Blick der Frühgeschichtsforschung immer wieder auf sich zog, ohne allerdings, abgesehen von J. Werners Analy-
se15, längere Diskussionen auszulösen. Eng mit diesem Fund verbunden ist das Bootkammergrab von Haithabu16. Die Interpretationen der beiden Befunde sind eng miteinander verknüpft und beschreiben ein herrschaftliches Milieu, wobei je zwei der drei Bestatteten einem Herrn ins Grab gefolgt sein sollen17. Weniger beachtet werden die Grabfunde von Straubing-Bajuwarenstraße Grab 170/171/172, das ebenfalls mit Niederstotzingen verglichen wird,18 und das Grab aus der Kirche von Tuggen19. Auffällig ist, dass es sich bei diesen Befunden um Dreifachbestattungen handelt. Doppelbestattungen werden deutlich seltener diskutiert; lediglich bei der Behandlung eines Doppelgrabes aus Hürben und Etting wurde ein kurzer Überblick gegeben20. Es ist anzunehmen, dass Neufunde aus Bayern – Grab 143 von Greding-Großhöbing21 und Grab 2 aus Inningen22 – zu einer erneuten Diskussion führen23.
1. 2. Mögliche Gründe für Mehrfachbestattungen Warum liegen zwei (oder mehr) Menschen, in diesem Falle Männer, gemeinsam in einem Grab? In den wenigsten Fällen wird man zu einem definitiven Ergebnis kommen. Wir haben es zudem mit einer Art von Gräbern zu tun, die die Ausnahme innerhalb der Reihengräber darstellten. Dennoch kann nicht pauschal von einem „schlimmen Tod“24 ausgegangen werden. Es ist vielmehr eine Abweichung von der „Norm“25. Die Gründe sind noch weitgehend unklar und bedürfen einer eingehenden Untersuchung. In der Forschung wurden einige Gründe für Mehrfachbestattungen genannt: – Familiengrablege: Es handele sich also um ein Grab mit in verwandtschaftlicher Beziehung stehenden Bestatteten26.
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Die Aufbewahrung von Toten, zum Teil über Jahre hinweg, halte ich für unwahrscheinlich. Vgl. demgegenüber Grefen-Peters 1992, 1197. 5 Vgl. Pollex 2000, 408 ff. 6 Vgl. Lüdemann 1990, 28. 7 Lüdemann 1990; gekürzt: Lüdemann 1994, 13 ff. 8 Ebd., 11 ff. 9 Ebd., 235 ff. 10 Èilinská 1990, 187 ff. 11 Grefen-Peters 1992. 12 Pollex 2000. 13 Ebd., 414 ff. 14 Paulsen 1967.
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Werner 1973, 1988. Müller-Wille 1976. Ellmers 1980, 115 ff. Zeller 1988, 234. Drack/Moosbrugger-Leu 1960. Menninger et al. 2004; Czermak/Ledderose 2004. Nadler/Weinlich 1998. Bakker 2005. Hier etwa Steuer 2007. Meyer-Orlac 1982, 6. Pauli 1978, 44 ff. Schnurbein 1987, 88.
Abb. 1 Verbreitung der Männermehrfachbestattungen. 1 Iversheim; 2 Schortens; 3 Mühlhausen; 4 Bliederstedt; 5 Teterow; 6 Büttelborn; 7 Viernheim; 8 Fußgönheim; 9 Kleinlangheim; 10 Bad Mingolsheim; 11 Pleidelsheim; 12 Esslingen-Sirnau; 13 Holzgerlinegn; 14 Hailfingen; 15 Dürbheim; 16 Fridingen; 17 Munderkingen; 18 Niederstotzingen; 19 Lauchheim; 20 Kirchheim am Ries; 21 Westheim; 22 Greding-Großhöbing; 23 Schretzheim; 24 Unterthürheim; 25 Friedberg; 26 Etting; 27 Straubing-Bajuwarenstraße; 28 Ergolding; 29 München-Aubing; 30 Altenerding; 31 Epolding; 32 Bad Reichenhall; 33 Inning; 34 Niederneberg; 35 Tuggen; 36 Inzigkofen; 37 Haithabu.
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Neben persönlicher Bindung27, die auch Freundschaft einbeziehen konnte, wird in neuerer Zeit auch an einen homosexuellen Hintergrund gedacht28. Totenfolge29: Es wird hierbei davon ausgegangen, dass einer meist sozial höherstehenden Person ein Individuum oder mehrere Individuen freiwillig oder unfreiwillig ins Grab folgten. Hierbei sind die Übergänge zur Gefolgschaft, die von der Totenfolge abzugrenzen ist, fließend30. Die Gefolgschaft verstehe ich als eine im Leben verbundene kriegerische Gemeinschaft, die einem Herrn folgt31. Hinzu kommt noch der Tod durch Kampf32. Unfall, auch im Sinne eines Unglücks, oder eine ansteckende Krankheit wie die Pest:33 Das impliziert, der gleichzeitige Tod habe auch zur gemeinsamen Bestattung geführt34. Dies ist in der vorliegenden Studie vorausgesetzt. Außerdem wird gelegentlich angenommen, dass es sich um aufbewahrte Tote handele, die erst nach dem Ende einer Frostperiode bestattet werden konnten35. Eine pragmatische Vermutung meint, dass die Gräberfelder nicht genug Platz für Einzelgräber boten36 oder dass es sich um Massengräber handelt37.
1. 3. Aussagen von Textquellen Zuerst sind Textquellen zu suchen, die direkt aus dem untersuchten Raum und der Zeit des Merowingerreiches stammen. Textquellen aus dem rechtsrheinischen Gebiet, die das Phänomen der Männermehrfachbestattungen beleuchten, sind nicht bekannt. Hilfsweise wird die Frankengeschichte Gregors von Tours herangezogen, die die Verhältnisse bis zum Ende des 6. Jahrhundert schildert. Darin enthaltene Aussagen über den 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37
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Koch 1996, 736. Menninger et al. 2004, 159. Maringer 1944. Paulsen 1967, 140. Sasse 1990, 60. Koch 2001, 154 f. Grünewald 1988, 23. Caselitz 1981, 174. Koch 2001, 154 f. Lüdemann 1990, 219. Caselitz 1981, 174 f.
Grabbrauch hat M. Weidemann38 zusammengestellt. Bei Doppelbestattungen, die seit dem 4. Jahrhundert überliefert sind, handelt es sich um Bestattungen von Ehepaaren, wobei die gemeinsame Bestattung zu Lebzeiten verabredet worden war. Die Beisetzung erfolgte als Nachbestattung. Diese Bestattungen waren selten und werden nur für die romanische Oberschicht berichtet39. Der einzige Fall einer Männerdoppelbestattung ist die Bestattung des Hl. Julian von Brioude und des Hl. Ferreolus von Vienne, dem der Kopf vom Rumpf getrennt wurde. Der Schädel des Hl. Ferreolus wurde zusammen mit den Gebeinen des Hl. Julian bestattet40. Über die Belegung von Gräbern mit mehr als zwei Personen wird lediglich im Zusammenhang mit Massengräbern bei besonderen Umständen wie etwa der Pest berichtet41. Obwohl bei Gregors von Tours Mehrfachbestattungen erwähnt werden, betreffen sie nicht die hier behandelten Formen. Im einen Fall ist von Bestattungen von Mann und Frau die Rede; bei den beiden anderen Fällen ist eine differente Befundlage zu erwarten. So ist zu mutmaßen, dass Gregor die hier besprochene Form von Männermehrfachbestattungen entweder nicht kannte, ihre Erwähnung vermeiden wollte oder sie für nicht erwähnenswert hielt. Skandinavische Sagas bieten reiche Schilderungen, aus denen sich vorsichtig einige Informationen gewinnen lassen. Einige Texte lassen sich auf die Zeit der ausgehenden Merowingerzeit zurückführen, manche sind etwas jünger. Als Beispiele für Mehrfachbestattungen seien hier Texte vorgestellt, die von Heiko Uecker zusammengestellt wurden, sowie ein Text, dessen Kenntnis ich Thomas Birkmann verdanke. Vorweg sei darauf hingewiesen, dass es häufig Berichte über Nachbestattungen von Familienangehörigen in Grabanlagen, vor allem in Grabhügeln, gibt. Einmal ist es die viel diskutierte Witwentotenfolge, die sich als Doppelbestattung äußert42; zum anderen handelt es sich um ‚echte Nachbestattungen‘ von Nachfahren, die sich wahrscheinlich in Superpositionsbestattungen äußern und zum Teil als Männermehrfachbe-
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Weidemann 1982, mit Belegen. Ebd., 126. Ebd., 126 f. Ebd., 127. Uecker 1966, 92 ff.
stattungen anzusprechen sind43. Sodann gibt es Doppelbestattungen, die ausdrücklich auf Männer hinweisen. Uecker betont den Gedanken der Zusammengehörigkeit, der in der Hjalfs-Saga zu erkennen ist44: „Seine Söhne waren Snjallr und Hjallr, die im ‚Brüdergrabhügel‘ liegen.“45 Der Inhalt dieser Quelle gehört in die Zeit vor 800. Uecker verweist auf eine Nachricht bei Saxo, die von diesen Brüdern berichte – sie wurden zusammen erschlagen46. Somit gibt es drei mögliche Gründe für die gemeinsame Bestattung: Verwandtschaft, Tötung, gemeinsamer Tod. Über die gemeinsame Bestattung von zusammen im Kampf Gefallenen berichtet die GönguHrólfs-saga über Rollo von der Normandie. Drei sehr große Hügel wurden errichtet. Hrólfr setzte Sturlaug, seinen Vater, in den ersten Hügel und außerdem Krák, den Vater Hrafns, sowie die wildesten Krieger seiner Schar – also alle in denselben Hügel. In diesen Hügel hinein trug man Gold und Silber und gute Waffen, und richtete alles schön her. In den zweiten Hügel setzte man König Eirek, Brynjólf und Thord, sowie deren auserwählte Mannschaft. In den dritten wurde Grim der Schreckliche gesetzt, dort an der Seeseite, wo es am wenigsten zu erwarten war, dass man mit dem Schiff dort herankommen könne; und die restlichen Männer, die gefallen waren, wurden dort unter Steinhaufen begraben47. Eine thematisch verwandte Passage derselben Saga berichtet über die Bestattung des Königs: „Das ist meine erste Bitte“, sagt die Königstochter, „dass ein Grabhügel für meinen Vater aufgeworfen wird, ein großer, und innen gut ausgestattet, und ein Holzzaun soll darum aufgestellt werden. Der Hügel soll weit draußen in der Ödnis errichtet werden.
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Ebd., 99. Ebd., 100. 45 Hans synir voru þeir Snjaller ok Hjallr, er liggja i Bræðrahaugi; Uecker 1966, 100. Für diese und alle weiteren folgenden Übersetzungen danke ich Herrn PD Dr. Thomas Birkmann in besonderem Maße, ebenso wie für die Hilfe bei zeitlicher und inhaltlicher Einordnung. 46 Uecker 1966, 100. 47 Voru þar reistir þrír haugar mjök sórar; setti Hrólfr Sturlaug, föður sinn, í einn ok Krák, bróður Hrafns, ok alla pá vildustu kappa, er fallit höfðu af þeirra liði; var í þann haug borit gull, ok silfr ok góð vopn, ok vel um búit; í annan haug var settr Eikrer konungr, Brynjolfr ok þorðr ok þeirra vildarmenn; í þriðja var settr Grímr ægir við sjó fram, þar sítzt þotti von at skip mundi koma at en almúgi var þar dysjaðr, er fallit höfðu; ebd.; Übersetzung Thomas Birkmann. 44
Zu ihm in den Hügel soll man dann Gold und gute Dinge bringen. Er soll in voller Kriegsbekleidung und gegürtet mit seinem Schwert auf einem Stuhl sitzen; zu seinen Seiten mögen die gefallenen Krieger liegen. Das Pferd Dúlcifal soll sich keiner eurer Männer aneignen, sondern der Hengst soll nach eigenem Wunsch frei laufen.“48 Interessanterweise gibt es im Landnámabók, das Verhältnisse des 9. Jahrhunderts beschreibt, einen Hinweis auf freiwillige Totenfolge: Asmundur wurde dort eingehügelt, wo er gestorben war, er wurde in ein Schiff gelegt und ein Sklave mit ihm, der sich selbst getötet hatte, weil er Ásmund nicht überleben wollte49. Die Sagas geben zahlreiche Hinweise auf Männermehrfachbestattungen. Als Motive lassen sich Verwandtschaft, Tod durch Erschlagen, gleichzeitiger Tod, gleichzeitiger Tod im Kampf sowie freiwillige Totenfolge aufzählen. Zu berücksichtigen bleibt, dass es sich bei der Gattung der Sagas um Epen mit meist historischem Anspruch handelt, die aber erst im 12. und 13. Jahrhundert schriftlich überliefert sind. Von „Sachberichten“ ist nicht immer auszugehen. Die Informationen lassen sich in gewissem Umfang auf die Umstände am Ende der Merowingerzeit übertragen50.
1. 4. Rück- und Ausblick: Vor- und nachmerowingerzeitliche Mehrfachbestattungen Bekannt ist, dass Mehrfachbestattungen in allen Epochen der Ur- und Frühgeschichte vorkommen51. Die Untersuchung von P. Caselitz zeigt, dass es eine beachtenswerte Zahl von Mehrfach48 Þat er fyrst bæn mín, segir konugsdóttir, at haugr sé orpinn eftir föður minn, milkill ok vel innan gerr, ok hár skíðgarð umhverfis hauginn. Haugrinn skal standa langt burt í eyðimörk. Bera skal gull ok goða gripi í hauginn hjá honum. Hann skal vera í öllum sínum kherklœðum ok gyrðr sverði sínu. Hann skal sitja á stóli, ok skipa köppum hans til beggja handa honum þeim er fallit hafa. Á hestinum Dúlcifal skal engi taka af yðrum mönnum, ok hann skal sjáfráðr fara; Fornaldarsögur Norðurlanda, 171; Übersetzung Thomas Birkmann. 49 Asmundur var heigdur þar er hann var andadur ok i skip lagdur ok þræll hans med honum sa er sier banade sialfur og villde ecki lifa eptir Asmund; Uecker 1966, 101; Übersetzung Thomas Birkmann. 50 Als „Kronzeugen“ hierfür seien die Bestattungen im Bootkammergrab von Haithabu angeführt. Auch ähnliche mythische Vorstellungen sollen nicht übersehen werden; vgl. Werner 1988, 5. 51 Lüdemann 1990, 14 ff.
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bestattungen unter den von ihm untersuchten kaiserzeitlichen Brandbestattungen gegeben haben muss52 . Verglichen mit der vorrömischen Eisenzeit zeichnet sich ein Wandel von eisenzeitlichen FrauKind-Bestattungen zu Mann-Frau-Bestattungen in der römischen Kaiserzeit ab53 . H. Lüdemann kam zu dem Ergebnis, dass Mann-Frau-Bestattungen die häufigste Form von Mehrfachgräbern in der Merowingerzeit darstellte54. Männermehrfachbestattungen in der hier zu analysierenden Form sind sowohl in der Spätantike als auch in der Karolingerzeit vertreten. Es finden sich Ähnlichkeiten zu den merowingerzeitlichen Männermehrfachbestattungen. Als Beispiel für ein Männermehrfachgrab der römischen Kaiserzeit ist das „Märtyrergrab“ im Dom zu Xanten zu nennen. Grab B 44 enthielt Überreste zweier adulter Männer, bei denen ein gewaltsamer Tod festgestellt wurde, in einem gemeinsamen Sarg. Es lag unter einem Gebäude, das als Sakralbau angesprochen wird55. Der Deutung als Sakralbau ebenso wie die Interpretation der Toten als Märtyrer wird aber zunehmend widersprochen56. Das beigabenlose Grab gehört in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts57. Die Bestattung weist bereits alle Merkmale einer merowingerzeitlichen Männermehrfachbestattung auf. In der Karolingerzeit ist es nach dem Ende der Reihengräberfelder schwierig, Parallelen zu finden. Hier sei das Grab 217 von Schortens genannt, das an das Ende des 8. Jahrhunderts datiert wird58 und aufgrund der geringen zeitlichen Distanz mitbehandelt wird. In die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts verweist das bereits erwähnte Bootkammergrab von Haithabu59. Es war in Form einer Kammer angelegt worden, die unter einem Langschiff lag, das wiederum überhügelt wurde. In diesem Zusammenhang wurden fünf Pferdebestattungen gefunden, wovon sich zwei in der Nord-Süd-orientierten Kammer befanden60. Drei der Pferde la-
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Caselitz 1981, 186. Ebd., 186 f. 54 Lüdemann 1990, 214. 55 Bader 1934, 113 ff. 56 Runde 2003, 116 ff. 57 Ebd., 119. 58 Rötting 1999, 231 ff. 59 Gegen den älteren Datierungsansatz des Bootkammergrabes überzeugend Wamers 1994, 32 f. 60 Müller-Wille 1976, 31. 53
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gen auf dem Deck des Schiffes61. In der Kammer fanden sich keine Skelettreste mehr; lediglich die Beigaben waren erhalten, anhand derer drei Männerbestattungen rekonstruiert wurden62. Der Mann in der westlichen Kammer B wurde mit Spatha, zwei Schildbuckeln, filigranverzierten silbernen Schwertgurtbeschlägen, zwei Sporen, silberblechverziertem Zaumzeug, mehreren Pfeilspitzen, einem Bronzebecken im Fußbereich, einem Spitzbecher aus Glas, einer Truhe, einem Kamm sowie einigen Schweineknochen aufgefunden. In der östlichen Kammer A lagen zwei Spathas, zwei Schildbuckel, zwei Trensen, ein Paar Steigbügel, bronzene Eimerbeschläge, mehrere Schnallen und Eisenteile63. Das Grab gleicht merowingerzeitlichen Mehrfachgrabensembles. Es wird als Grablege im königlichen Niveau gedeutet, wobei die Identifikation des Toten noch diskutiert wird64.
2. L a g e d e r T o t e n 2. 1. Kennzeichen H. Lüdemann nutzt die Skelettlage zur Absicherung der Gleichzeitigkeit der Bestattung: „Für Gleichzeitigkeit sprechen Befunde, in denen die Toten nebeneinander in deutlichem Bezug zueinander liegen, sei es, dass sie sich gegenseitig umarmen, oder dass ein Toter im Arm des anderen liegt. Sie können sich an den Händen halten, die Hände aufeinandergelegt haben oder auch Arm in Arm liegen. Manchmal sind die Skelette einander zugekehrt und stehen miteinander im ‚Blickkontakt‘.“65 Chr. Neuffer-Müller geht davon aus, dass nur bei „Arm-in-Arm“-Bestattungen von Gleichzeitigkeit ausgegangen werden kann; sonst handle es sich um Nachbestattungen66. Diese These greift zu kurz. Eine Vielzahl der Toten wurde so bestattet, dass sie einander berührten oder überlagerten. In einigen Fällen wurde dies aber auch unterlassen. Diese Gräber stimmen in Bezug auf die Skeletthaltung meist überein, soweit die Skelette erhalten 61 62 63 64 65 66
Ebd., 20 ff. Wamers 1994, 3. Ebd., 3 f. Ebd., 32 ff. Lüdemann 1990, 28 f. Neuffer-Müller 1972, 12.
waren: gestreckte Rückenlage und meist parallel zum Körper liegende Arme. Dies ist nicht weiter aussagekräftig und stimmt mit fast allen übrigen Gräbern überein. Die oft angesprochene Schädellage mit „Blickkontakt“ halte ich nicht für relevant, da sich der Schädel nach der Bestattung leicht verlagern kann, besonders wenn die Leiche in einem Hohlraum – etwa in einem Sarg oder in einer Kammer – bestattet wurde. Die Schädelverlagerung wird vor allem dadurch begünstigt, dass eine einstige Unterlage vergangen ist. Als Beispiel sei Grab 143 von Greding-Großhöbing genannt.
Somit kann festgestellt werden, dass die Überlagerung der Hände bei sieben Gräbern mit insgesamt 23 Toten eine nicht allzu häufige Erscheinung ist. Es scheint für diese Gegend kein Zusammenhang zwischen beigabenarmen oder beigabenreichen Bestattungen zu bestehen. Auch kann keine Regel in Bezug auf das Vorkommen zusammen mit der Armüberlagerung festgestellt werden. Dennoch kann angenommen werden, dass eine Gemeinschaftlichkeit damit ausgedrückt werden sollte, vielleicht ein bildliches „Seite an Seite“. Wurde das Händehalten bei einigen Individuen einer Drei- oder Vierfachbestattung arrangiert, bei anderen aber nicht, so ist daraus wohl auf eine absichtliche Unterscheidung zu schließen.
2. 2. Überlagerung der Hände Eine Überlagerung der Hände wurde vielfach mit der Formulierung „Hand in Hand“ beschrieben67. Es ist anzunehmen, dass dies bei frühen Ausgrabungen übersehen oder nicht dokumentiert wurde. In Bad Mingolsheim Grab 44b gibt es eine Überlagerung der Hände zusammen mit einer Überlagerung der Arme auf. Die Skelette waren beide ‚ärmlich’ ausgestattet. In Ergolding Grab 244 überlagerten sich die Hände und ebenfalls die Arme der Toten, wobei zu einer definitiven Bewertung die Publikation abzuwarten ist. In GredingGroßhöbing Grab 143 lagen die Hände der ‚reich‘ Bestatteten sowohl bei den Toten der zweifach wie auch bei den Bestatteten der dreifach belegten Kammer aufeinander. Alle Skelette überlagern sich auch im Armbereich. Bei Grab 2 von Inningen überlagerten sich die Hände der von Süden gesehen ersten und zweiten Person sowie der dritten und vierten Person. Bei der dritten und vierten Person berührten sich nur die Hände, bei allen anderen überlagerten sich auch die Arme. Ebenso scheinen sich alle Toten der Bestattung von Inzigkofen an den Händen zu halten, wie der Umzeichnung zu entnehmen ist68. In Lauchheim Grab 221/235 lagen die Hände der Bestatteten aufeinander, was trotz der Beraubung noch zu erkennen war. In München-Aubing halten sich die Toten des beigabenlosen Grabes 724/725 und des beigabenführenden Grabes 809/ 810 an den Händen.
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Stork 1997b, 423. Reim 2006, 62, Abb. 44.
2. 3. Überlagerung der Arme Neben der Überlagerung der Hände tritt eine Überlagerung der Arme auf. In Altenerding Grab 887/888 ist lediglich eine Berührung der Ellenbogen zu beobachten. In Bad Mingolsheim Grab 44b war eine Kreuzung der Oberarme und eine Überlagerung der Hände festzustellen, wobei die südliche Bestattung die nördliche überlagerte. In Büttelborn Grab II–IV wurde eine nicht näher beschriebene Überlagerung der Arme der Toten beobachtet. Ähnlich verhält es sich in Ergolding Grab 244, wozu bei dieser Bestattung noch das Händehalten kommt. In Ergolding Grab 188 überlagerten sich die Toten im Bereich der Oberwie der Unterarme und das südlich gelegene Skelett durch das mittig gelegene, und dieses wiederum wurde durch das nördlich gelegene überlagert. In Etting Grab 3 überlagerten sich die Arme der Doppelbestattung. In Fridingen Grab 94 lag der Arm des nördlich Bestatteten auf dem Arm der südlichen Bestattung im Bereich des Ober- und des Unterarmes, was den Eindruck eines „Einhakens“ zwar hervorruft, aber nicht darstellt, da sich sonst Ober- und Unterarm der beiden Toten sozusagen kreuzweise überlagern müssten. In Fridingen Grab 202 überlagerte der Ellenbogen der nördlichen Bestattung I den Ellenbogen der südlichen Bestattung II. In Greding-Großhöbing 143 lagen die Skelette V und IV händehaltend mit überlagerten Ober- und Unterarmen, wobei die Arme der Bestattung IV oben lagen. Bei den Bestatteten I bis III der Nordkammer überschnitten 7
sich jeweils die Ober- und Unterarme, wobei Skelett I auf Skelett II und Skelett II auf Skelett III ruhte. Die händehaltenden Krieger von Inningen überlagerten sich im Bereich der Ellenbogen, und die Unterarme lagen aufeinander. Dies war allerdings nur bei den drei südlichen Bestattungen der Fall. Bei den beiden nördlich gelegenen Männern berührten sich lediglich die Hände. In Kirchheim am Ries Grab 245/246 lagen die Arme der Bestatteten in unbekannter Weise aufeinander. Ebenso verhält es sich bei Grab 4 von Munderkingen. In Niederstotzingen Grab 3 überlagerten sich die Ober- und Unterarme der Bestatteten, wobei jeweils der südlich gelegene Tote von dem nördlich benachbarten Toten überdeckt wurde. In Pleidelsheim Grab 124/125 lag der rechte Arm des Toten 125 auf dem linken Arm der Bestattung 124. Bei dem gestörten Grab Straubing-Bajuwarenstraße 170/171/172 sind nur noch Mutmaßungen über die Armlagen der drei Toten anzustellen. Wahrscheinlich überlagerten sich auch hier die Arme der Toten. Feststellen lässt sich lediglich noch die Reihenfolge der Skelettüberlagerung. So überlagerte Skelett 170 Skelett 171 und dies wiederum Skelett 172. Die Berührung der Ellenbogen in Altenerding Grab 887/888 tritt singulär auf. Ebenfalls können die Bestattungen nicht analysiert werden, bei denen lediglich eine unspezifizierte Armüberlagerung genannt wurde. Die Überlagerung der Arme an zwei Punkten, die oft den Eindruck von Einhaken vermittelt, tritt am häufigsten auf. Dies lässt ebenfalls einen besonders innigen Bezug der Toten zueinander vermuten. Die Bestatter stellten bei den Toten die Zusammengehörigkeit auch im Grab dar69. Die einzige Alternative wäre die Überlagerung, um Platz zu sparen. Dies ist jedoch schon dadurch unwahrscheinlich, dass dies auch in Gräbern vorkommt, in denen genug Platz für eine separate Lage der Skelette möglich gewesen wäre, wie z. B. in Niederstotzingen Grab 3, Bad Mingolsheim Grab 44b oder in der Südkammer von Greding-Großhöbing Grab 143. Bei den Doppelbestattungen gibt es somit eine große Zahl von Bestattungen, bei denen entweder keine Überlagerung der Skelette bestand, in geringem Maße eine Überlagerungen der Hände oder in
noch geringerem Maße eine Überlagerung der Arme vorliegt. Bei den Drei- und den Vierfachbestattungen, mit Ausnahme der unzureichend publizierten Bestattung 35 von Mühlhausen, kann man durchweg eine Überlagerung der Arme beobachten; bei dem gestörten Grab 170/171/172 von Straubing-Bajuwarenstraße ist dies zumindest anzunehmen70. Aus den Überlagerungen lässt sich ein weiterer Schluss ziehen. Man kann die Reihenfolge der Bestattung der Leichname zumindest gelegentlich feststellen. Bei vielen anderen Bestattungen kann eine Überlagerung der Arme auch nach der Deponierung der Leiche in der Grabgrube erfolgt sein. Bei den anderen Fällen wurde der zuunterst liegende Tote zuerst bestattet. Es handelt sich um Niederstotzingen Grab 3, Greding-Großhöbing Grab 143 (Nordkammer) und Inningen Grab 2. Bei allen wurde regelhaft von Süden nach Norden bestattet. Dies deckt sich mit der Lage der Arme der übrigen Bestattungen, bei denen mit der Ausnahme von Bad Mingolsheim 44b stets das südliche Skelett vom nördlichen überlagert wurde und mit dem Reichtum der Beigabenausstattung. Von einem Zufall oder einer Unachtsamkeit ist bei einem derart wichtigen sozialen und relativ langwierigen Vorgang wie einer Körperbestattung nicht auszugehen.
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Pollex 2000, 415.
2. 4. Weitere auffällige Skelettlagen Bei einigen Gräbern ist festzustellen, dass dem nördlich Bestatteten der linke Arm auf der Körpermitte positioniert wurde. Es handelt sich um Fridingen Grab 94, Greding-Großhöbing Grab 143 I, Kirchheim Grab 430 und Unterthürheim Grab 132, wo es sich allerdings um den südlich bestatteten Mann handelt. Die Haltung scheint deutlicher auf eine Gemeinschaft hinzuweisen. Eine Unregelmäßigkeit kann bei der Lage des Skelettes IV in der Südkammer von GredingGroßhöbing Grab 143 beobachtet werden. Das Skelett lag mit weit gespreizten Beinen.
Lüdemann 1990, 214.
3. A n t h r o p o l o g i s c h e E r g e b n i s s e 3. 1. Verletzungsspuren am Skelett Nicht nur die Lage der Skelette und der Beigaben, sondern auch die Skelette selbst geben Auskünfte über Lebensumstände und Ereignisse, denen die Menschen ausgesetzt waren. Besonders aussagekräftig sind Spuren von Verletzungen oder Krankheiten. Eine auffällig große Zahl an Individuen weist eindeutige Verletzungen durch Fremdeinwirkungen auf. Hauptsächlich handelt es sich um Hiebverletzungen, wie sie öfter in Reihengräbern festzustellen sind71. Diese Verletzungen konnten in den 57 untersuchten Gräbern an 21 Skeletten festgestellt werden. Zu einem geringen Teil sind diese zu Lebzeiten verheilt und somit nicht als Todesursache anzusehen. Der Mann aus Grab 53a von Sirnau hatte eine Hiebverletzung am Schädel, die anscheinend zu Lebzeiten verheilt war. Schädelhiebverletzungen konnten überlebt werden, wie Verheilungsspuren zeigen72. Als verheilte Kampfspuren sind auch noch weitere Verletzungen zu deuten – so etwa die bereits erwähnte, als Saxstich interpretierte, Verletzung im Gesicht des mittig bestatteten Mannes aus Kammer 3 von Niederstotzingen73. Bei den beiden Skeletten aus der Südkammer von Greding-Großhöbing 143 wurden verheilte Hämatome diagnostiziert. Die Skelette aus Altenerding Grab 887/888 weisen beide Verletzungen auf: der Mann 887 hatte einen Schlag auf die Hüfte erhalten, der zur Knochenabsplitterung führte74, jedoch wieder ausheilte75. Der weitaus größte Teil der Verletzungen zeigte aber keine Heilungsspuren. Das Skelett 888 besitzt einen durch einen Hieb durchtrennten Unterkiefer. Hiebverletzungen am Schädel stellen aber keine Seltenheit bei den Männermehrfachbestattungen dar. Von Kämpfen zeugen die Skelette des Gräberfeldes von Büttelborn. Einem der Skelette des Grabes II–IV, das leider nicht näher bezeichnet wird, fehlt ein Stück von der Kalotte. Ebenso verhält es sich bei dem älteren der beiden 71
Wahl et al. 1997, 345. Rauschke 1981, 38 ff., Abb. 56. 73 Diese Deutung muss nicht zutreffen, ist aber möglich; vgl. Paulsen 1967, 17. 74 Von Lüdemann als Indiz überstandener Kämpfe angesehen; Lüdemann 1990, 97. 75 Sage 1984, 226.
Individuen aus Grab 269 von Büttelborn. Sein Grabgenosse weist aber gleichfalls eine Schädelverletzung, einen Bruch, auf. Dieser Schädelbruch wurde durch einen nicht minder wuchtigen Hieb wie bei seinem ‚Kollegen‘ verursacht. Somit kamen beide wohl zum selben Zeitpunkt zu Tode. Ebenso hatten alle fünf (sic!) Bestatteten aus Greding-Großhöbing 143 Schädelhiebverletzungen. Die Toten 35/36 aus Kleinlangheim wiesen beide tödliche Hiebverletzungen auf. Der Mann aus Grab 35 hatte einen Hieb auf den Schädel bekommen und einen, der den Unterkiefer durchtrennte. Sein ‚Partner‘ erhielt ebenfalls einen Hieb, der den Schädel spaltete76. Auch in Etting Grab 3 fand man die beiden Skelette der Doppelbestattung mit Hiebverletzungen am Schädel auf. In der Bestattung von Inningen Grab 2 hatte der zweite Bestattete (von Süden gesehen) einen Hieb auf den Schädel erhalten. Das vierte Skelett hatte einen durchtrennten rechten Oberschenkel, wobei das abgeschlagene Bein mitbestattet wurde77. Dies lässt nicht nur auf einen relativ schnellen Tod, sondern auch auf eine besonders sorgsame Bestattung schließen. Bei der zweiten mutmaßlichen Viererbestattung aus Mühlhausen 3 Grab 35 hatte eines der Skelette eine Hiebspur am Schädel. In Ergolding 187 hatte der mittlere der drei Bestatteten gar drei Hiebverletzungen am Schädel erlitten. Bei Grab 217 von Schortens fand man eine Pfeilspitze, die ursprünglich im Schädel des Toten gesteckt haben muss. P. Paulsen kannte noch nicht so viele Belege, als er schrieb: „Bei den Doppelund Mehrfachbestattungen in einer Holzkammer wird man einen unnatürlichen Tod anzunehmen haben.“78 Nicht zu vergessen ist, dass eine Anzahl tödlicher Verletzungen am Knochen nicht zu erkennen ist: Fleischwunden oder Stichverletzungen79. J.-P. Bodmer von Wald verweist auf Gregor von Tours mit Erwähnungen von Achsel- und Bauchstichen80. Dies konnte bei den jüngsten Untersuchungen der Bestatteten von Inzigkofen nachgewiesen werden. Der Mann 1 hatte drei nachweisliche Stichverletzungen im Oberkörperbereich. Der Knabe 2 wurde schwer mit einer Klinge in den
72
76 77 78 79 80
Pescheck 1996, 188 f. Vgl. Bakker 2005, Abb. 130. Paulsen 1967, 143. Wahl et al. 1997, 345. Bodmer von Wald 1957, 127 f.
9
Hals geschlagen, was sicher die Halsschlagader durchtrennte. Der Mann 3, der schon verheilte Blessuren hatte, wurde besonders schwer verletzt. Er hatte einen Stich in den Brustkorb, einen Hieb zwischen Hals und Schulter, einen Stich oder Pfeilschuss am Unterkiefer und einen Schädelhieb, der die rechte Schädelhälfte abspaltete, erhalten.81 Die Ursache der Verletzungen ist nicht in Unfällen zu suchen, obwohl das im Ausnahmefall vorkommen könnte. Es handelt sich um Kampfverletzungen. Der kriegerische Aspekt ihres Lebens wird bei den Bestatteten oftmals durch die Waffenbeigabe ausgedrückt. Dies spricht gegen die These einer Totenfolge bei den Mehrfachbestattungen82. In diesen Verletzungen Hinrichtungen zu sehen, um eine Totenfolge zu erzwingen, ist wenig wahrscheinlich83. Die Spaltung des Unterkiefers, das Abtrennen des Unterschenkels oder gar drei Schläge auf den Schädel sind keine Hinrichtungsspuren. Grab 143 von GredingGroßhöbing bietet erneut ein gutes Beispiel. Dort sind alle Bestattenten mit unverheilten Schädelhiebverletzungen aufgefunden worden. Somit hätte man auch den „Herren“ mit hingerichtet, wenn es sich denn um Hinrichtungsspuren der Totenfolge handelte.
3. 2. Gräber mit DNA-Analysen Eine Beziehung der gemeinsam Bestatteten ist anhand der Anordnung im Grab vorauszusetzen. DNA-Analysen können nicht nur Geschlechts-, sondern auch Verwandtschaftsanalysen ermöglichen und somit Hinweise über die biologischen Verbindungen der Menschen geben. Lediglich bei vier der untersuchten Männermehrfachbestattungen wurde eine DNA-Analyse vorgenommen. Es handelt sich um die Gräber Dürbheim 3a/ b, Kirchheim am Ries 245/246 und 430/431 sowie Niederstotzingen 3a/b/c. Die Untersuchung von Grab 3a/b von Dürbheim war in Bezug auf die Verwandtschaft der Personen 3a und 3b ergebnislos. Dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 80,4 % auf die direkte
81 82 83
10
Wahl 2006, 66 f. Exemplarisch: Werner 1988, 9; Zeller 1988, 234 ff. Vgl. Oeftinger 1984, 123.
Nachkommenschaft von Person 3b bezüglich dem Individuum in Grab 14 zu schließen ist84, lässt aber vermuten, dass die Toten – zumindest der Mann 3b – zu der Gemeinschaft der Menschen vom Gräberfeld Dürbheim gehörten und keine Fremden waren. In Kirchheim am Ries konnten beide Individuen aus Grab 245/246 untersucht werden. Es wurde keine Verwandtschaft festgestellt85. Bei Grab 430/ 431 ermöglichte das Material keine Ergebnisse. Die DNA-Analyse der Individuen des Grabes 3 von Niederstotzingen führte nicht nur zu dem Ergebnis, dass die Person 3c kein Mann, sondern eine Frau war, sondern auch zu der Feststellung, dass alle Personen, zum Teil entfernt, miteinander verwandt waren86. Die relativ enge Verwandtschaft des Mannes 3b und der Frau 3c – sie waren Onkel und Nichte oder Vetter und Base – könnte ein Grund für die Nähe im Grab der beiden Bestatteten sein. Die Verwandtschaft der Personen 3a und 3c, Halbbruder und Halbschwester, zeigt allerdings auch, dass die Verwandtschaft allein keine Erklärung für die Lage im Grab darstellt. Die familiäre Bindung muss also kein Indiz für die Position der Toten im Grab sein – vielleicht aber für den Umstand, dass die Personen 3a/b/c zusammen bestattet wurden. Ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Verwandtschaft und Mehrfachgrablege ist nicht zwingend, sondern kann auch der Grund für eine gemeinsame Bindung sein, die durch die Lebensumstände bedingt wurde. Leider sind die drei aussagefähigen Ergebnisse der vorgenommenen DNA-Analyse nicht repräsentativ für die Gesamtheit der untersuchten Männermehrfachbestattungen. In zwei Fällen besteht keine verwandtschaftliche Beziehung zwischen den Bestatteten, jedoch kann bei Dürbheim von einer Zugehörigkeit zu Personen des Dorfes bzw. der Umgebung ausgegangen werden. Die Verwandtschaft der Personen in Niederstotzingen lässt auf eine großfamiliäre Bindung schließen, die auch Gründe für eine gemeinschaftliche Bestattung bieten kann.
84 85 86
Krohn 2004. Alt/Vach 2004, 70. Zeller 2000, 118.
3. 3. Lebensalter Bei vielen der untersuchten Gräber konnte durch anthropologische Auswertung des Knochenmaterials eine Sterbealterbestimmung vorgenommen werden. Die Daten zeigen ein differenziertes Bild. Es gibt Bestattungen, bei denen die Extremwerte sehr weit auseinander liegen würden. Als Beispiel dient Grab 205 von Fridingen. Hier wurden die Männer auf 31 bis 40 bzw. 45 bis 80 Jahre bestimmt. Dies würde im Extremfall einen Altersunterschied von 49 Jahren, im Fall des geringsten Unterschiedes von fünf Jahren zeigen. Ein Gegenbeispiel bildet die Südkammer des Grabes 244 aus Ergolding. Hier wurden alle drei Männer als „frühadult“ bestimmt. Dort liegt kein Altersunterschied oder einer von höchstens zehn Jahren vor. Würde man einen Mittelwert aller Altersbestimmungen der Gräber bilden, so wären die Männer 35 bis 40 Jahre alt gewesen, als sie starben. Somit wären sie „im besten Alter“ verstorben, vielleicht ein Indiz dafür, dass die Männer in der Regel keines natürlichen Todes gestorben sind. Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Teil der Männer hochbetagt an Altersschwäche gestorben sein könnte. Für ein mittleres Alter sprächen aber auch die Beigaben, besonders die der Waffen87.
4. A r c h ä o l o g i s c h e E r g e b n i s s e 4. 1. Separierung und Grabausstattung Nicht nur die Waffen, sondern auch die weiteren Grabbeigaben bilden eine wichtige Quelle. Um die Stellung der Toten zu beurteilen, sei R. Christleins Einteilung der Beigaben nach den Gruppen A bis D herangezogen.88 H. Steuer wies darauf hin, dass diese „Qualitätsgruppen“ differenziert zu betrachten sind.89 Die Dreifachbestattungen scheinen zum Teil eine besondere Struktur zu haben: „In den beiden Dreiergräbern 3 und 12 von Niederstotzingen 87
Brather 2004, 499 ff. Christlein 1975, 147 ff. 89 Steuer 1968, 29; Steuer 1982, 309 ff. Bei aller Problematik seien die Gruppen dennoch verwendet, da lediglich die unterschiedliche Ausstattung innerhalb eines Grabes dargestellt werden soll und kein (über-)regionaler Vergleich. 88
sind die Toten nicht nacheinander, sondern zu gleicher Zeit nebeneinander beigesetzt worden [...]. In beiden Grabkammern war jeweils der Krieger rechts außen durch die Beigaben von Zaumzeug, Bronzeschüssel und Kamm von den beiden Nebenbestatteten unterschieden.“90 Auch wird festgestellt: „Frühmittelalterliche Doppel- und Mehrfachbestattungen sind zwar selten, kommen aber ab der Zeit um 600 durchaus vor. Dabei liegen die Toten üblicherweise nebeneinander, wobei die reicher ausgestattete Person regelhaft im Süden ruht. Ein prominentes Beispiel ist Grab 3 aus Niederstotzingen.“91 Diese Aussagen gilt es anhand der Männermehrfachbestattungen zu überprüfen. Grab 170/171/172 von StraubingBajuwarenstraße und Grab 35 von Mühlhausen 3 kann aufgrund der Beraubung und der ungenügenden Publikation nicht einbezogen werden. Grab 187 von Ergolding fällt wegen des Fehlens von Beigaben aus. Für Niederstotzingen wurde, wie Paulsen zu Recht bemerkte, die südliche Bestattung ‚reich‘ ausgestattet. Das Grab 3a spiegelt eher Gruppe D wieder, die übrigen Gräber aufgrund des vermuteten Trinkgefäßes und der Pferdeausstattung Gruppe C. Ob die Person 12a reicher ausgestattet war als die weiteren Personen, kann aufgrund der Störung des Grabes nicht mehr festgestellt werden. Grab II–IV von Büttelborn hat im Süden den am reichsten ausgestatteten Toten und zeigt ein Gefälle der Ausstattung nach Norden. Die Ausstattungen gehen von Gruppe B auf A zurück; dabei gehören die beiden südlichen Bestatteten zur Gruppe B, der nördlich liegende Mann zur Gruppe A. Grab 143 von Greding-Großhöbing ist schwieriger einzuordnen. Es handelt sich anscheinend um ein Grab der letzten Belegungsphase vor Ende des Reihengräberfeldes. Es ist fraglich, ob die beiden Kammern als Gesamtbefund zu werten sind. Die Goldfäden des Gewandes und andere Indizien verweisen den Toten V in die Gruppe C. Der nördlich anschließende Mann IV erhielt die ärmlichsten Beigaben und wird der Gruppe A zugewiesen. In der nördlichen Kammer gehören die beiden südlich gelegenen Bestattungen III und II der Gruppe B, der Mann I Gruppe A an. Dies würde in der südlichen Grube die südliche Bestat90 91
Paulsen 1967, 140. Menninger et al. 2004, 158.
11
tung über die nördliche stellen. In der nördlichen Grube fällt die nördliche Bestattung I als weniger qualitätsvoll ausgestattet auf. Nimmt man eine Zusammengehörigkeit der beiden Kammern an, steht die südlichste Bestattung V über den Qualitätsgruppen aller Bestatteten. Es bleibt aber die Frage, warum der nördlichst Bestattete I zu seinem Sax, ähnlich wie der Mann V, Messer und Kamm mitbekam. Der Sax des Kriegers IV kann auch ähnlich wie eine Spatha gewertet werden. Grab 2 von Inningen weist mit Spatha, Sax und Schildbuckel bei den drei südlich gelegenen Männern und mit Sax und Schildbuckel bei dem nördlichen Toten in die Gruppe B. Die Lanzenspitzen, die je paarweise am nördlichen und südlichen Grubenrand lagen, könnten entweder je einem der Männer zugewiesen werden oder der Bestattung am nördlichen und südlichen Rand der Grube. Letztere Variante würde die nördliche Bestattung „aufwerten“ und die südliche „absondern“. Die drei südlichen Bestattungen wirken in Lage und Beigaben gleich. Der nördliche Tote scheint eine Sonderrolle zu übernehmen, die dem Status der anderen untergeordnet wirkt. Die Südkammer von Ergolding Grab 244 beherbergte drei Individuen, wovon die beiden südlich gelegenen Männer je eine Spatha und einen Sax, der nördlich gelegene nur einen Säbel erhielt. Der Mann ganz im Süden erhielt zusätzlich noch ein Bronzebecken. Somit gehört diese Ausstattung zur Qualitätsgruppe C, die des mittleren Bestatteten in die Gruppe B. Der Säbel des nördlich gelegenen Mannes ist schwer einzuordnen, stellt in dem Sinne aber keine Kostbarkeit dar, eher eine Kuriosität und lässt sich von der Funktion etwa mit einer Spatha gleichsetzen (Qualitätsgruppe B). Somit ist festzustellen, dass die Ausstattungen im Grab jeweils von Süd nach Nord ein Gefälle aufweisen. Das Bootkammergrab von Haithabu zeigt, wenn man von drei Toten ausgeht, bei jedem Toten reiche Ausstattung. Zählt man etwa das Schiff, nur um eine Möglichkeit zu nennen, zur Bestattung B hinzu, wäre ein „Aufstieg“ in eine außerordentlich reiche Ausstattung festzustellen. Jedoch weisen die Beigaben auch ohne diese Annahme in der Kammer B eine höhere Qualität auf. Hier ist also ebenfalls ein Beigabenqualitätsgefälle in der Kammer zu sehen – von West nach Ost. Stellt man sich nun vor, dass die Kammer „gedreht“ würde, also der Westen den Süden der Kammer repräsentieren würde, läge ein Ge12
fälle von Süd nach Nord vor. Die Grabgruppe 1/2/3 von Tuggen92 gliedert sich wie folgt: Im Süden lag Grab 2, in dem ein Männerskelett samt einem Sax mit Messer und Saxscheidenbeschlägen sowie einer tauschierten dreiteiligen Gürtelgarnitur entdeckt wurden. Mittig befand sich Grab 1, das neben dem Männerskelett eine äußerst qualitätvolle Spatha, eine Schwertgurtgarnitur mit tauschiertem Pyramidenknopf sowie einen Sax enthielt und zudem eine bichrom tauschierte, vielteilige Gürtelgarnitur. Grab 3 im Norden enthielt neben den Skelettresten einen Sax mit Saxscheidenbeschlägen, eine silber- und messingtauschierte mehrteilige Gürtelgarnitur, einen Feuerstahl, ein Rasiermesser und weitere Eisenteile. Das Grab war durch eine alte Baumaßnahme gestört.93 Bei diesem Grab des 7. Jahrhunderts hat der Tote in der Mitte als Einziger eine Spatha mit ins Grab bekommen. Insgesamt sind alle Beigaben Bestandteile der Gruppe B. Die Toten aus Grab 1 und 2 liegen dichter beieinander als die Toten aus Grab 2 und 3. Somit ist in allen eben behandelten Gräbern ein Beigabengefälle von Süd nach Nord festzustellen, mit Ausnahme von Tuggen. Dort lag das reichste Grab in der Mitte. Exemplarisch seien noch einige Doppelbestattungen betrachtet. Einige Bestattungen sind beraubt, was eine Auswertung nicht möglich macht. Eine kleine Zahl der Doppelbestattungen ist beigabenlos. Dahingegen gehört in Grab 887/ 888 aus Altenerding die nördliche Bestattung der Gruppe B, die südliche Bestattung der Gruppe A an. Somit ist dieses Grab ein Beispiel für ein Beigabengefälle von Nord nach Süd. Diese Erscheinung ist selten, kommt aber gelegentlich vor. Auch gibt es gleichrangige Gräber, so etwa Grab 54/55 von Holzgerlingen. Die Beigaben gehören bei beiden Toten zur Gruppe A und bilden auch sonst ein ausgewogenes Bild. Bei den meisten Gräbern ist aber die Person im Süden der Grabgrube reicher ausgestattet als die nördlich gelegene. Auch in anderen Bereichen wird die südliche Lage als „vornehmer“ angesehen, so zum Beispiel bei Gräbern, die an der Südseite einer Kirche lagen94. 92
Die Entdecker der Gräber von Tuggen gehen von Nachbestattungen aus, d. h. nicht von einer gleichzeitigen Bestattung der Toten. Dies ist problematisch, da die These nur auf der Datierung eines Objektes beruht (Drack/MoosbruggerLeu 1960, 194). Das Grab ist eher als Männerdreifachbestattung anzusehen. 93 Drack/Moosbrugger-Leu 1960, 180. 94 Theune-Großkopf 1989, 286.
4. 2. Grabensemble Die Größe der Grabgrube soll hier nicht besprochen werden. Es hat sich bei bisherigen Untersuchungen zu Mehrfachbestattungen gezeigt95, dass keine relevanten Ergebnisse erzielt werden können, zumal bei überregionalen und diachronen Vergleichen. Wenige Mehrfachbestattungen lassen Rückschlüsse auf eine planmäßige Anordnung zueinander und der Personen in ihnen zu. Dennoch gibt es Hinweise auf eine besondere Anordnung innerhalb der Grabanlage. Ein gutes Beispiel für die planmäßige Anordnung innerhalb einer Bestattung ist Grab 2 aus Inningen96. L. Bakker bezeichnete das Grab als „Bilderbuchfund“ des Frühmittelalters97. Das Grab ist beinahe achsensymmetrisch angelegt worden. Die Achse verlief zwischen dem zweiten und dritten Mann von Süden her gesehen. Bei den beiden südlich gelegenen Männern fand sich der Schildbuckel auf dem linken Fuß, bei den beiden nördlich gelegenen auf dem rechten Fuß. Die Krieger wurden sehr sorgfältig angeordnet, so dass die Abstände regelmäßig waren. Links neben dem Kopf des südlich Bestatteten und rechts neben dem Kopf des nördlich Bestatteten lagen je zwei Lanzenspitzen, von denen wohl je einem Krieger eine Lanzenspitze zugedacht war. Dies scheint allein schon durch die Anordnung eine Verbundenheit der Grabgemeinschaft auszudrücken. Dennoch kann hier nicht von vollendeter Symmetrie gesprochen werden. Die Waffen sind nach festem Muster beigegeben worden – die Spatha links neben dem rechten Oberschenkel, der Sax rechts zwischen Oberkörper und linkem Arm. Besonders auffällig ist der nördlich gelegene Mann. Ihm wurde, im Gegensatz zu allen anderen, keine Spatha mitgegeben. Außerdem ist der Abstand zischen ihm und seinem südlich angrenzenden Nebenmann etwas größer als die Abstände zwischen den andern drei Männern. Aus einem bestimmten Grund ist dieser Mann also nicht so bestattet worden wie die übrigen Männer, gehört aber, durch die Beigabenanordnung der Kammer ausgedrückt, dennoch zur Gemeinschaft.
95 96 97
Lüdemann 1990, 86, 112; Grefen-Peters 1992, 1214 ff. Hierzu vgl. Bakker 2005, 124, Abb. 130. Ebd., 123.
Auffälligkeiten können auch innerhalb von Grabanordnungen aufgezeigt werden. Dabei gilt es, Verbindungen zwischen Doppel- und Dreifachbestattungen zu untersuchen und einen Exkurs zu additiven Gräbern anzuschließen. Eine Brücke zwischen Doppel- und Dreifachbestattung bildet das Grab aus Greding-Großhöbing 143. Das Grab von Ergolding 244 barg zwei Dreifachbestattungen in separaten Kammern. Grundsätzlich stimmt das Bild der beiden Befunde überein. Beide Gräber sind überhügelt. Die Bestattungen sind in je zwei Kammern innerhalb des Hügels untergebracht worden. Bisher sind nie mehr als vier Männer nebeneinander in einer Grabgrube entdeckt worden. Nun ist dies anhand der vorliegenden Befunde schon eine Ausnahme, denn in den eben genannten Gräbern besteht die maximale Belegungszahl ebenfalls aus drei Personen. Sonst sind Doppel- und Dreifachbestattungen die Regel. Somit scheint eine gewisse Symbolik hinter den Doppel- und Dreifachbestattungen zu liegen. Angesichts dessen ist es umso verwunderlicher, dass es Befunde gibt, die einer Dreifachbestattung ähneln. Es handelt sich um die Gräber 3 sowie 18 und 19 des Gräberfeldes von Etting. Grab 18 ist als Doppelbestattung anzusprechen. Grab 3 lag unter einem Hügel und enthielt eine Doppelbestattung. Exakt an die Grabgrube der Doppelbestattung grenzte im Norden ein weiteres Grab98. Da dieses Grab beraubt wurde, fällt die Bewertung schwer. Sehr ähnlich sind Grab 18 und 19 von Etting. In Grab 18 waren zwei Männer gemeinsam bestattet worden, und exakt im Norden grenzte die Einzelbestattung 19 an99. Es stellt sich die Frage, ob hier eine verzögerte Dreifachbestattung vorliegt. Ein Hinweis darauf ist im Bootkammergrab von Haithabu mit seinen Kammern A und B zu suchen. Es gibt Indizien, dass auch Doppelbestattungen möglich waren, die nachträglich inszeniert wurden. Grab 18 und 19 aus Dirlewang bieten hier einen interessanten Hinweis. Sie enthielten jeweils ein Männerskelett. Der Krieger aus Grab 18 wurde auf ein Sterbealter von ca. 40 Jahren geschätzt und der Krieger aus Grab 19 auf 20 bis 30 Jahre. Die Gräber, die in die Mitte des 7. Jahrhunderts gehören, wurden parallel und unmittelbar nebeneinander angelegt. R. Christlein be98 99
Czermak/Ledderose 2004, 76 ff. Ebd., 80.
13
tonte, dass die beiden Männer zeitgleich beigesetzt worden wären und zusammen im Kampf gefallen seien100. Den gemeinsamen, gewaltsamen Tod schloss Christlein aus den Schädelverletzungen. Die Gräber enthielten Waffen, wobei Grab 18 reich ausgestattet worden war und neben Sax und Saxscheidenbeschlägen auch Steigbügel, eine vielteilige Gürtelgarnitur und eine damaszierte Spatha enthielt. Grab 19 enthielt lediglich einen einfach gehaltenen Sax und eine vielteilige Gürtelgarnitur. Interessant ist nun, dass die beiden Gräber zwar unmittelbar nebeneinander lagen, jedes Grab aber seine eigene Grube hatte und die Skelette keinerlei Bezug zueinander nahmen. Dies wäre vielleicht nicht weiter verwunderlich und als örtliche Besonderheit einer Doppelbestattung zu deuten, wenn es nicht zwei Doppelbestattungen im Gräberfeld von Dirlewang geben würde101. Bei diesen handelt es sich um Mann-Frau-Bestattungen. Die Gleichzeitigkeit der Gräber 18 und 19 aus Dirlewang ist nicht bewiesen; lediglich eine Gleichzeitigkeit im Sinne von „in derselben Zeitstufe“ ist sicher. Auch in Lauchheim fanden sich Gräber, die die Vermutung von zeitlich verzögerten Doppelbestattungen nahelegen. Es handelt sich um die Gräber 23 und 27 von Lauchheim„Mittelhofen“. Besonders auffällig ist der Befund des Grabes 63/64 vom Ulmer Münsterplatz102. In einer gemeinsamen Kammer wurden zwei Bestattungen in je einem vergangenen Sarg aufgefunden. Grab 63 war gestört. Beide Bestattungen enthielten je eine Spatha und ein Paar Sporen. Das Grab war nicht zeitgleich mit beiden Bestattungen belegt, sondern zuerst war Grab 64 angelegt worden. A. Burzler geht jedoch von einer Belegung in sehr kurzem zeitlichen Abstand aus103.
4. 3. Beraubung Es fällt eine nicht ungewöhnlich hohe Zahl an Gräbern mit frühmittelalterlicher Beraubung auf104. Bei den Beraubungen der Mehrfachbestattungen ließ sich eine Auffälligkeit feststellen. Es wurden oft nicht alle Individuen eines Grabes 100 101 102 103 104
14
Christlein 1971, 13. Grab 33/34 und 38/39. Burzler 1998, 141 ff. Ebd., 150. Roth 1977, 287 ff.
beraubt. Bei Grab 170/171/172 von StraubingBajuwarenstraße wurden nur Beigaben der Bestattungen 171 und 172 entfernt. Offensichtlich hatte man es auf die Bewaffnung der Männer abgesehen. Aber warum wurden die Waffen des Mannes 170 nicht entnommen? Brauchten die Räuber die dritte Waffenausstattung nicht, oder wussten sie vielleicht nichts von einer dritten Person? In Grab 244 von Ergolding wurde nur eine der beiden Kammern, die Nordkammer, beraubt. In Bad Reichenhall wurde in Grab 246/247 nur Grab 246 beraubt. In Grab 106a/b war ebenfalls nur die Bestattung 106b beraubt worden. Dies ist möglicherweise dadurch zu erklären, dass eine oberirdische Grabkennzeichnung105 nur ein Grab anzeigte und nicht, wie viele Personen darin bestattet waren. So suchten die Grabräuber nur nach einer Bestattung und waren zufrieden, wenn sie eben ein Inventar erlangten.
4. 4. Frauenkrieger? Dass in Grab 3c in Niederstotzingen eine Frau in Waffen liegt, bedarf doch einer Erklärung. Scheint dies auf den ersten Blick ein Einzelfall zu sein, so kommen bei näherer Betrachtung schnell mehrere Gräber zur Hand. Auf demselben Gräberfeld wurde, falls Paulsens Rekonstruktion von Grab 12 standhält, in Grab 12c an gleicher Position innerhalb der Dreifachbestattung wie in Grab 3 ebenfalls eine Frau in Waffen gefunden. Auch die bewaffnete Person II aus Grab 202 von Fridingen gilt als Frau. Die Bewaffnung mit Spatha und Speer der Frau aus Fridingen Grab 202 II, die Beigabe von Spatha, Sax, Schildbuckel und Pfeilspitzen aus Niederstotzingen Grab 3c und die vermuteten Beigaben von zumindest Spatha und Helm der Bestattung 12c von Niederstotzingen lassen keinen Zweifel an der Absicht, dass diese Frauen als Krieger bestattet werden sollten. Textquellen berichten jedoch gelegentlich von Frauenkriegern der Germanen. Cassius Dio nennt gefallene Kriegerinnen der Markomannen106. Flavius Vopiscus weist auf zehn gefangene gotische Kriegerinnen im Triumphzug des Aurelian hin, quas virili habitu pugnantes inter Gothos 105 106
Steuer 1998, 519. Cassius Dio, c. 3,2.
ceperunt107. Paulus Diaconus berichtet von bewaffneten Frauen innerhalb der Grenzen Germaniens108. Diese Quellen sind trotz Ungleichzeitigkeit auch für die Merowingerzeit interessant, da sowohl für die Kaiserzeit als auch für die Karolingerzeit sonst keine Kriegerinnen im archäologischen Material bekannt sind. Diese Frauen in Waffen scheinen, von der Bestattung her betrachtet, die Rolle eines Mannes übernommen zu haben. Es stellt sich die Frage, ob nicht weit mehr Frauen der Reihengräberfelder im Habitus eines Kriegers bestattet wurden.
4. 5. Männer und Frauen in Mehrfachbestattungen
(China) wurde ein Ehepaar nebeneinander in Särgen bestattet. Bei den beiden Särgen wurde von der Gemeinschaft aber noch der Sarg einer zweiten Frau bestattet. Diese Frau war die ehemalige Braut des Mannes, die vor der Hochzeit mit dem Mann verstorben war111. Dieses komplizierte Verhältnis wäre archäologisch schwer zu erschließen und auch mittels DNA-Analyse nicht zu ergründen. Bei einer gemischtgeschlechtlichen Mehrfachbestattung haben wir es mit komplexen sozialen Verhältnissen zu tun, wie sie sich etwa auch bei Grab 3 von Niederstotzingen vermuten lassen, die durch persönliche Bindung zu begründen sind. Grab 319 von Kirchheim am Ries war beraubt worden, zeigt jedoch die Überreste einer reichen Beigabenausstattung. Das Grab ist sonst durch die Störung für die Untersuchung nicht geeignet. Grab 131/132/133/134 von Unterthürheim enthielt zwei nebeneinander liegende Männerbestattungen, die links (bei der südlichen Bestattung 132) und rechts (bei der nördlichen Bestattung 134) neben sich, im Bereich der Beine, je eine Kinderbestattung aufwiesen112. Bei Mann 132 fanden sich ein Sax und von einstigen Beigaben mehrere Eisenkleinteile, bei Skelett 134 lagen nur Eisenkleinteile. Das Kind 131 hatte eine Eisenschnalle bei seinem rechten Arm, das Mädchen 133 bekam Perlenschmuck mit ins Grab. Die Lage der Bestattung innerhalb eines von Frauen belegten Areals scheint in diesem Zusammenhang wichtig. Grab 131/132/133/134 würde ohne die Beigaben wie eine einfache Männerdoppelbestattung wirken. Es scheint, als würde hier tatsächlich an Unglück oder Krankheit zu denken sein, wie der Bearbeiter V. Grünewald mutmaßt113. Aber die Nähe zu den Frauen lässt auch einen familiären Bezug anklingen.
In einigen Gräbern wurden neben zwei Männern auch noch Kinder und Frauen bestattet. Aufgrund der Auswahlkriterien wurden auch diese aufgenommen, weil sich vielleicht auch hier Hinweise auf den Hintergrund der Männermehrfachbestattungen ergeben können. Aufgrund der besonderen Zusammensetzung der Bestatteten innerhalb der Gräber sind die nachstehenden Bestattungen nicht in die übrigen Untersuchungen der Männermehrfachbestattungen einbezogen worden. Es handelt sich um die Gräber 50 und 81 von Hailfingen, 319 von Kirchheim am Ries und 131/ 132/133/134 von Unterthürheim. Die Gräber 3 und 12 von Niederstotzingen und das Grab 202 I/ II von Fridingen sind an anderer Stelle besprochen worden109. Hailfingen Grab 50 enthielt zwei Männer und eine Frau. Das Grab wies bei den Männern nur Riemenbeschläge und bei der Frau nur eine Metallverfärbung an der Hüfte auf. Die Frau nahm die südlichste Position ein. Grab 81 gleicht von der Anordnung der Personen her Grab 50 und enthielt reiche Beigaben. Die Beigaben entsprechen der Qualitätsgruppe B nach Christlein110. Die beiden Männerbestattungen würden ohne die Frauenbestattung einer gewöhnlichen Männerdoppelbestattung entsprechen, ohne dass es Informationen über die Lage der Skelette zueinander gibt. Ein Vergleich mag weiterhelfen: in Süd-Shandong
Die Verbreitung der untersuchten Gräber gliedert sich in eine nördliche und eine südliche Zone114. Die Gräber gehören beinahe alle dem südlichen Bereich der Reihengräberfelder an. Die meisten untersuchten Gräber kommen in Baden-
107
111
108 109 110
Vita Aureliani, c. 34. Historia Langobardorum, c. 1, 15. Vgl. Abschnitt 4.4. Christlein 1975, 147 ff.
4. 6. Regionale Verbreitung
112 113 114
Pollex 2000, 407. Grünewald 1988, 261. Ebd., 23. Stein 1967, 8.
15
Württemberg und Bayern vor. Lediglich Grab 217 von Schortens, das in die Karolingerzeit gehört, gehört dem Nordkreis an und bildet die Brücke zum skandinavischen Raum. Ein Zusammenhang mit dem Machtgebiet der fränkischen Könige ist wahrscheinlich115. Das Grab von Teterow liegt außerhalb des Reihengräbergebietes.
4. 7. Chronologie Zur zeitlichen Einordnung wird die Chronologie nach H. Ament angewandt116. Das älteste Grab, das in die Merowingerzeit fällt, ist das Grab von Teterow (AM I/II). Die ältesten Gräber innerhalb des Reihengräberkreises liegen in Thüringen (Mühlhausen 3) und Baden-Württemberg (Pleidelsheim). Eine größere Zahl an Männermehrfachbestattungen ist in die Stufe AM III/JM I (560/70 – 630/40) zu datieren und weist auf eine Ausbreitung des Phänomens im westlich-südwestlichen Raum hin. Im bayerischen Raum treten die Gräber erst im 7. Jahrhundert, der jüngeren Merowingerzeit, auf. In dieser Zeit sind die meisten Mehrfachbestattungen anzusiedeln.
5. G r ü n d e f ü r e i n e g e m e i n s a m e Bestattung 5. 1. Persönliche Bindung, Familiengräber, Homosexualität Die Bestatteten dürften einen persönlichen Bezug zueinander gehabt haben. Dieser Bezug sollte durch die Lage zueinander sowie durch das Grabensemble ausgedrückt werden. Die Art der persönlichen Beziehung kann vielfältig sein. Die meisten Formen sind archäologisch nicht nachweisbar. Es bleibt die Frage, ob es sich um eine ebenbürtige Beziehung oder um deren Gegenteil handelte, zu der auch eine Totenfolge gehörte. Die Männermehrfachbestattungen bilden eine gute Grundlage, um der Frage nach familiären Bindungen nachzugehen. Anders als bei gemischtgeschlechtlichen Mehrfachbestattungen, bei denen
etwa Ehepaare aus verschiedenen Familien stammen können und somit verschiedene Gene im genetischen Material aufweisen, haben die Individuen einer Familie eine genetische Verbindung. Regelhafte Adoptionen, die dies verhindern würden, sind wohl wahrscheinlich. Fehlen DNAAnalysen, müssen andere Methoden angewendet werden. Generell ist bei Bestattungen mit Kindern, wie bei Grab 131/132/133/134 von Unterthürheim, von Familienbanden auszugehen. Gräber in Zusammenhang mit Frauen sind problematischer. H. Stoll interpretiert die Gräber 50 und 81 von Hailfingen als Familiengrablegen. Dies wird für die Mann-Frau-Bestattungen wahrscheinlich zutreffen. Fraglich bleibt hierbei die Interpretation der Gräber 50 und 81 als Familiengrablege. Leider fehlen Sterbealterbestimmungen der Toten. Interessant ist die gleichartige Anordnung der Skelette nach dem Schema Frau-Mann-Mann in beiden Bestattungen. Aussagen über eine eventuelle Beziehung der Toten untereinander, in diesem Fall besonders der beiden benachbarten Männer, lassen sich leider nicht treffen. Die Anzahl der Gräber mit DNA-Analyse ist nicht groß117. Eine Verwandtschaft der zusammen Bestatteten konnte nur im Fall von Niederstotzingen Grab 3 festgestellt werden. Die Verwandtschaft war nach heutigen Begriffen weitläufig. Im Falle von Dürbheim Grab 3 konnte die Verwandtschaft eines Mannes mit einer Person auf demselben Gräberfeld nachgewiesen werden. Die Ergebnisse erbrachten keine weitere Verwandtschaft. Aufgrund der DNA-Untersuchungen ist es wahrscheinlich, dass man es nicht mit den engsten familiären Beziehungen zu tun hat, sondern eher einer Hausgemeinschaft, der familia118. Lüdemann weist auf eine Beziehung der Gräberfeldbelegung zu den Toten in den Doppelbestattungen hin, die eine Generation währte119. Somit ist ein großer Teil der Mehrfachbestattungen mit der Grablege bei der familia zu deuten. Dies müsste sich aber in einem höheren Anteil an Mehrfachbestattungen auf den Gräberfeldern äußern, als es der Fall ist. Weitere Gründe müssen die Ursache für die Bestattung mehrerer Männer in einem Grab sein.
117 115 116
16
Weidemann 1975, 364 ff. Ament 1977, 133 ff.
118 119
Vgl. Abschnitt 3.2. Schlesinger 1953, 229. Lüdemann 1990, 236.
Als mutmaßliche Bestattung homosexueller Männer wird Grab 62/15 aus Heidelberg-Neuenheim genannt120. Hier wurden zwei Männer Rükken an Rücken in Superpositionsbestattung beigesetzt, wobei die untere Bestattung in Bauchlage aufgefunden wurde. Der unteren Bestattung wurde eine umgestülpte Schale in der Gesäßgegend beigegeben. Das „Händehalten“ ist kein Symbol mit sexuellem Hintergrund, sondern ein Zeichen der Verbundenheit. Jedoch ist nicht davon auszugehen, dass die in dieser Arbeit besprochenen Männermehrfachbestattungen als Bestattungen von „Liebespaaren“ anzusehen sind, da im Frühmittelalter von einer gesellschaftlichen Ächtung der Homosexualität auszugehen ist121.
5. 2. Massengrab, Platzmangel, Frost Die Deutung der Mehrfachgräber als Massengrab trifft nicht auf die sorgfältig angelegten Männermehrfachbestattungen zu. Dennoch kann ein Vergleich mit einem anderen Befund Sicherheit bringen. Es handelt sich um die Nekropole Aldaieta122 im heutigen Baskenland123. Auf dem Reihengräberfeld des 6. Jahrhunderts sind eine Vielzahl von mehrfach belegten Gräbern gefunden worden, die H. W. Böhme als Schlachtfeldbestattungen deutet124. Die meisten der Gräber sind sehr sorglos angelegt worden, und die Knochen mehrerer Bestatteter liegen ohne Ordnung im Grab125. Es hat den Anschein, als hätte man nicht viel Zeit darauf verwenden können, die Bestattung vorzunehmen, oder konnte die Körperteile der einzelnen Individuen nicht mehr zuordnen. Diese Bestattungen unterscheiden sich im Befund deutlich von den untersuchten Mehrfachbestattungen. Die Platzersparnis bei horizontal angelegten Mehrfachgräbern ist gegenüber Einzelgräbern nicht nennenswert und dürfte sich angesichts der Befunde, die eine Überhügelung aufweisen, nicht begründen lassen. Bei den zum Teil aufwendig angelegten Mehrfachgräbern ist ein hoher Arbeits-
120 121 122 123 124 125
Menninger et al. 2004, 161. Meens 2004. Azkarate 1999. Böhme 2002. Ebd., 140. Vgl. Azkarate 1999, 377, Abb. 288.
aufwand anzunehmen. A. Pollex sieht in Platzmangel eher einen Hinderungsgrund für die Anlage von Mehrfachgräbern126. Die Annahme, dass Frost die Ursache für die Anlage von Mehrfachgräbern sei, setzt ohne Begründung voraus, dass man in der Merowingerzeit die Toten nicht in gefrorenen Böden bestatten konnte. Zudem stellt sich die Frage, warum die Individuen, die bei Frost starben, in einer Grabgrube aufwendig beigesetzt worden sein sollen. Es spräche nichts dagegen, diese trotzdem am Ende einer Frostperiode separat zu bestatten.
5. 3. Unfall und Krankheit Ob es sich bei der gemeinsamen Bestattungsursache um Unfall oder Krankheit handelt, kann am vorliegenden Material nicht nachgewiesen werden. Anzeichen von Krankheit fielen am untersuchten Knochenmaterial, auch bei den DNA- und Knochenanalysen, nicht auf. Ein anderer Nachweis von Krankheit ist im gegebenen Rahmen nicht möglich. Manche der an den Skeletten festgestellten Verletzungen, die größtenteils zum Tode geführt haben, scheinen weitaus eher für Kampfverletzungen als für Unfallverletzungen zu sprechen. Ein Unfall, der zum Tode führte, wird aber oft Spuren am Knochenmaterial hinterlassen. Bei den meisten Männermehrfachbestattungen ist nicht von einem Unfall als Todesursache auszugehen.
5. 4. Tod im Kampf Spuren eines Todes durch Kampf sind durch die häufigen (Schädel-) Hiebverletzungen in nennenswerter Zahl belegt127. Hierbei bleibt eine Dunkelziffer, bei der die Verletzungen übersehen wurden oder nicht ersichtlich waren, weil es Verletzungen der Weichteile waren. Besonders die Beigabe von Waffen unterstreicht den kriegerischen Charakter und weist auf einen kriegerischen Lebensstil hin. Dafür sprechen besonders die Gräber aus Niederstotzingen. Aber auch Grab 143 aus Greding-Großhöbing betont die kriegerische Sei-
126 127
Pollex 2000, 416. Vgl. Abschnitt 3.1.
17
te im Leben der Bestatteten. Insbesondere bei den Drei- und Vierfachbestattungen ist die Waffenbeigabe ausgeprägt. Ob der Tod durch Kampf im Krieg oder anderen Kampfursachen, insbesondere Familienfehden128, herbeigeführt wurde, ist dem Material nicht direkt zu entnehmen. Sicher ist, dass Tod im Kampf eine wesentliche Ursache der Männermehrfachbestattungen darstellt. Ob nun aber das Moment der Gleichzeitigkeit oder der persönlichen Bindung ausschlaggebend gewesen ist, kann nur vermutet und soll noch diskutiert werden. Auch die skandinavischen Textquellen belegen den gemeinsamen Tod im Kampf als Hintergrund der Mehrfachbestattung und weisen auf persönliche Bindungen hin. Als Pauschalerklärung der Männermehrfachbestattungen ist ein Tod im Kampf aber dennoch nicht heranzuziehen, da bei einigen wenigen Individuen auch eine andere Sterbeursache in Betracht kommen könnte, etwa Altersschwäche129.
scheinen eine Gefolgschaft erfasst zu haben. Hier ist wieder der Gleichheitsgedanke, mit leichter Separierung des Herrn, in den Vordergrund zu stellen. Auch eine Waffensohnschaft132, ein Patenverhältnis zwischen dem Herrn und dem Gefolgsmann, könnte sich in den Bestattungen widerspiegeln. Für eine fremde Herkunft der Männer gibt es keine direkten Hinweise, aber auch keinen Gegenbeweis133. Einige Gräberfelder mit reichen Mehrfachbestattungen liegen an wichtigen Verbindungswegen. Ein gefolgschaftlicher Hintergrund ist bei vielen dieser Gräber denkbar. Bei diesen handelt es sich dann, durch die wahrscheinliche Zugehörigkeit zur familia, um Hausgefolgschaften. Sollten diese Gräber Gefolgschaften darstellen, die gemeinsam umkamen, wie etwa bei einer Fehde134, so ist es wahrscheinlich, dass die Gefolgsherren innerhalb der Mehrfachgräber zu suchen sind.
5. 6. Totenfolge 5. 5. Gefolgschaft Gräber mit reicher Ausstattung zeigen stets eine kriegerische Seite in Form ihrer Beigaben. Oft sind auch Pferdegräber in der Nähe der bestatten Krieger zu finden. Die zahlreichen Kampfverletzungen der Männer zeigen ebenfalls, dass ihr Leben stark mit Kampf verbunden war. Drei- und Vierfachbestattungen würden eine mögliche Stellung des Gefolgschaftsherrn als primus inter pares widerspiegeln. Werner versuchte, anhand der Gräber 3 und 12 von Niederstotzingen den Anführer der Gefolgschaft außerhalb der Mehrfachbestattungen auf dem Gräberfeld zu suchen (Grab 9)130. Ein Gegenargument einer gegenseitigen Zuweisung der Gräber innerhalb eines Gräberfeldes führt E. Cosack anhand von Pferdegräbern vom Gräberfeld Beckum an131. Besonders Grab 134 von Großhöbing, aber auch die Gräber aus Etting
Unter Totenfolge verstehe ich die (un)freiwillige Tötung eines Menschen, um einem sozial höhergestellten Herrn oder einer Herrin im Tode nahe zu sein. Ob es eine Totenfolge in der Merowingerzeit gegeben hat, ist letztlich nicht geklärt, da sie archäologisch schwer nachweisbar ist. Es gibt Berichte aus vielen Zeitstufen und Gegenden über Totenfolge, die meist Frauen betreffen. Berichte aus der Zeit vor der Zeitenwende und von europafernen Orten sind nicht unmittelbar auf die Verhältnisse der Merowingerzeit zu übertragen135. H. Engsters Untersuchung zum Witwenselbstmord bei den Germanen sprach sich gegen das Vorkommen einer Totenfolge der Witwe aus136. J. Maringer konnte für den „germanischen“ Raum keine Nachweise finden137. Nach R. Wenskus ist die Totenfolge eines Gefolgsmannes im 3. Jahrhundert bei den Germanen bezeugt138. Dies verbindet sich mit dem tacitäischen Gebot, dass es die Pflicht des Dienstmannes ist, den Herrn nicht zu
128
Es sei auf die Leges barbarorum verwiesen. Die hierin angegebenen hohen Wergelder lassen auf Bestrafung von Familienfehden in besonderem Maße schließen, die somit als ausgeprägtes Problem der Merowingerzeit gelten müssen. Vgl. Lex Salica: Eckhardt 1953, 191 ff. Zur Fehde im Frühmittelater siehe Steuer 2008. 129 Dies ist beispielsweise bei Grab 266 aus Fridingen anzunehmen. 130 Werner 1973, 7. 131 Cosack 2006, 129 f.
18
132
Wenskus 1961, 355. Lediglich eine große Nähe der beiden Personen zu Lebzeiten ist anhand der d15N-Werte nachgewiesen; Czermak/ Ledderose 2004, 89. 134 Steuer 2008. 135 Vgl. Ebner von Eschenbach 2003. 136 Engster 1970, 170 f. 137 Maringer 1944, 94. 138 Wenskus 1961, 358. 133
überleben139. Im sächsischen Gebiet ist ein überzeugender Befund untersucht worden, der die Totenfolge einer Frau im Grabe eines sozial hochrangigen Mannes wahrscheinlich macht140. Bei Grab 3 von Niederstotzingen nimmt R. Christlein die Totenfolge der Gefolgsleute 3b und 3c an. Somit wäre der Herr 3a die einzige Person, die eines ursächlichen Todes gestorben war. Auch spricht er sich gegen einen Widerspruch der Totenfolge zum Christentum aus141. Dies ist kaum zu widerlegen, da eine freiwillige Totenfolge archäologisch nicht nachweisbar ist. Überträgt man die These aber auf die anderen Männermehrfachbestattungen, sprechen gerade die Kampfverletzungen, die zum Teil alle Individuen eines Grabes aufweisen, gegen eine Totenfolge. Auch die gleichartige Anordnung und oftmals ähnliche Ausstattung der Toten weist nicht auf große gesellschaftliche Unterschiede hin, die ein Herr-Knecht-Gefälle voraussetzen würde. Hinweise auf gewaltsam erzwungene Totenfolge (abweichende Grablage, Schnittspuren am Wirbel o. ä.) lassen sich nirgends ausmachen.
6. Z u s a m m e n f a s s u n g Die eingangs gestellte Frage, welche Gründe hinter der gemeinsamen Bestattung der Männer stehen, ist nicht pauschal zu beantworten. Als sicher kann die persönliche Bindung der Männer untereinander gelten. Sie gehörten in vielen Fällen einer familia an, worin ein möglicher Grund der gemeinsamen Bestattung besteht. Viele Thesen für Mehrfachbestattungen sind als Erklärung für die Männermehrfachbestattungen unwahrscheinlich. Sowohl Homosexualität, Platzmangel, Bestattungsverzögerung durch Frost als auch die Anlage eines Massengrabes können ausgeschlossen werden. In Unfällen oder Totenfolge die Ursache zu suchen, halte ich für unwahrscheinlich. Zu der These, es handle sich um Opfer einer Krankheit, kann aufgrund fehlender pathologischer Daten keine Stellung bezogen werden. Mit Sicherheit liegt die Ursache vieler Bestattungen darin begründet, dass die Männer gemeinsam im Kampf gefallen sind, wie die Verletzungen zeigen. Ob dies lediglich durch 139 140 141
Kuhn 1956, 78. Cosack 2005, bes. 429. Christlein 1978, 59 f.
eine Schicksalsgemeinschaft zu erklären ist oder ob die Männer ein Gefolgschaftsverhältnis verband, was ich aufgrund einiger genannter Indizien annehme, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Wahrscheinlich ist, dass es sich um Opfer von Familienfehden oder Stammeskriegen handelt142.
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142
Siehe hierzu vor allem Steuer 2008, bes. 346 ff.; 2007.
19
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Abb. 2 Altenerding Grab 887/888 (Sage 1984, Taf. 182); Bad Mingolsheim Grab 44b (Schäfer 2005, Abb. 48); Dürbheim Grab 3 (Krohn 2004, Abb. 111); Ergolding Grab 187 (Koch 2005, Abb. 122).
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Abb. 3 Fridingen Grab 202; Grab 266; Grab 94 (Schnurbein 1987, Taf. 76; 83; 89); Schortens Grab 217 (Steuer 1999, Abb. 5).
24
Abb. 4 Greding-Großhöbing Grab 143 (Nadler 1998, Abb. 3); Kirchheim Ries Grab 245/246 (Neuffer-Müller 1983, Taf. 107); Mühlhausen 3 Grab 6 (Behm-Blancke 1973, 126).
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Abb. 5 München Aubing Grab 724/725; Grab 745/746; Grab 809/810; Grab 845/855 (Dannheimer 1998, Taf. 152; 155; 156).
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Abb. 6 Niederstotzingen Grab 12; Grab 3 (Paulsen 1967, Taf. 77; 83); Pleidelsheim Grab 124/125 (Koch/Stelzle-Hüglin 2002, Abb. 67); Unterthürheim Grab 131–134 (Grünewald 1988, Taf. 82).
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Abb. 7 Straubing-Bajuwarenstraße Grab 117/118; Grab 170/171/172; Grab 693/694 (Geisler 1998, Taf. 28; 41; 245); Westheim Grab 106 (Reiss 1994, Abb. 159).
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Tab. 1 Übersicht über die erfassten Männermehrfachbestattungen. Aufgelistet werden neben Angaben zu Geschlecht und Datierung die den einzelnen Toten zuzuweisenden und alle übrigen Grabbeigaben. Die Ziffern I, II usw. bezeichnen die Beigaben nach Individuen geordnet, wobei von Süden mit der Aufzählung begonnen wird. Bei einer N-S-Ausrichtung ist Individuum I das westlichste. „Gestört“ als Bemerkung kann sowohl bedeuten, dass der geschlossene Grabzusammenhang durch moderne Baumaßnahmen oder durch andere Gräber als auch durch Beraubung gestört wurde, wobei der Beigabenverlust zu beachten ist. „Bez.“ für „Beziehung“ bezeichnet den Kontakt zweier Skelette zumeist im Bereich der Arme.
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32 Geschlecht: m männlich w weiblich (m)w archäologisch männlich, anthropologisch weiblich k Kind Grabbeigaben: + Kleinteile oder wenig markante Objekte wie Messer, Feuerstein etc. 0 ohne Beigaben Bb Bronzebecken Bsx Breitsax Gg Gürtelgarnitur Gl Glas
Gw Km Kr Lsx Lz Mz Ps Rg Rsm Sb Sc So Sp Sx
Goldgewebe Kamm Keramik Langsax Lanzenspitze Münze Pfeilspitze Ring Rasiermesser Schildbeschläge oder Schildreste Schere Sporen Spatha Sax