illustrierte historische hefte Die kubanischeVolksrevolution
1953-1962
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,Lieselotte Kramer-Kaske
Die Farm Siboney, 15km von Santiagode Cuba entfernt, war am Vorabend des 26.Juli 1953 der Treffpunkt von 150jungen kubanischen Patrioten. Seit Monaten hatten sie sich vorbereitet, mit Waffengewalt die stdrkste militärische Bastion der Stadt, die Moncada-Ka serne,einzunehmen.Diese Aktion solltevon Santiagoauseinen in illegalen Gruppen der revolutionären Jugend Kubas geplanten Volksaufstand gegen das verhaßte Batista-Regime auslösen. Mit der Einnahme der Kaserne wollten die Patrioten zugleich Waffen für den Aufstand erobern. Die Hauptstadt der Provinz Oriente hatten sie gewätrlt, weil dort die historische Tradition des bewaffneten Kampfes für die Unabhängigkeit Kubas lebendig war und weil das Zentrum der Batista-Macht, Havanna, 900km entfernt lag, so daß von dort nicht so schnell militdrische Verslärkung kommen konnte. Für das Datum hatten sie sich entschieden, weil der in diesen Tagen stattfindende Karneval von Santiago Tausendevon Besuchernanzogund er es den jungen Kämpfern ermöglichte, sich unauffällig in den Strom der dorthin Fahrenden zu mischen. Unter strengenSicherheitsmaßnahmen waren Fidel Castro, der zum Führer der oppositionellenJugendbewegung Kubas geworden war, sein Bruder Raril, Abel Santamaria und die anderenMitverschworenen - Studenten,junge Arbeiter, Handwerker und Landarbeiter - mit den in Autos versteckten Waffen nach Santiago gekommen. Raül war schon Mitglied der Sozialistischen Volkspartei (KP Kubas), einige waren Gewerkschafter,die meisten gehörtenzum revolutiondren Flügel der kleinbürgerlichen,,Orthodoxen Partei". Sie alle vereinte die Tradition des patriotischen Kampfes, deren Helden Jos6 Marti und der Gründer der revolutionären Studentenbewegungund der kommunistischen Partei Kubas, Julio Antonio Mella, wareni.iAuch zwei Mädchen befanden sigthin der Gruppe: Abels Schwester,Haydde Santamaria. und Melba Hernändez. Um 5.15Uhr begannunter Führung Fidels der Sturm auf die Moncada. 2
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ohne Bedenkenwollen wir alles hingeben. Wir werdön in einigen Stunden siegen oder besiegt werden, aber auf alle Fälle ... wird die Bewegung triumphieren. Siegen wir, dann wird geschehen, was Marti erstrebte.Werden wir besiegt,so wird die Tat dem kubanischen Volk als Beispiel dienen, und daran werden andere Jungensich aufrichten. die die Fahne erheben und fiir Kuba zu sterben bereit oder sind. Freiheit Tod! Aus der AnspracheFidel Castros in der Nacht vor dem Sturm auf die Moncada-Kaserne
während eine andere Abteilung die l00km entfeinte Kaserne von Bayamo'angriff und einige Revolutiondre das Hospital und den Justizpalast von Santiagobesetzten.Der Sturmtrupp gegen die Moncada wurde durch einen Zufall vor Erreichen des Haupttores in ein Feuergefecht verwickelt, das die Besatzungvorzeitig alarmierte.Der Angriff blieb stecken, die heldenhaft kämpfenden Rebellen wurden
umzingelt und die meisten gefangengenommen.Auch die revolutiondren Besatzungen des Hospitals - in dem sich auch die Mädchen befanden - und des Justizpalastesmußten sich sctrließlichergeben. Die wütende Soldateska richtete danach ein entsetzliches Blutbad unter den Gefangenenan, nur die Mädchenund einigewenige Kämpfer konnten durch die Solidarität der Hospitalinsassengerettet werden. Auch Abel Santamaria wurde ermordet. Raril Castro verbarg sich etne Zeitlang in der Stadt, wurde dann aber verhaftet. Einer kleinen Gruppe, darunter Fidel Castro, gelang die Flucht in die Berge,wo sieabernach.wenigen Wochen ebenfalls gefangengenommen wurden. Die veröffentlichten Fotografien über die sadistischen Grausamkeiten der Batista-Schergen in der Moncada hatten jedoch so große Empörung in Kuba hervorgerufen, daß es die Offiziere nicht mehr wagten, Fidel und seine Mitgefangenenzu ermorden. Im Oktober 1953fand ein Prozeß gegensie statt. Fidel hielt hier seine denkwürdige Verteidigungsrede,in der er das Programmder nätionalen Befreiung Kubas darlegte, das mit den berühmtenWorten schloß:,,Ihr Urteil ändert nichts, die Geschichte wird mich freisprechen!" Ebensowie einst Jos6Marti wurden die ,,Moncadisten" zur Zwangsarbeit auf die Isla de Pinos geschickt. Dort richtete Fidel eine geheime Schule zur politischen Weiterbildung der Gefangenenein. Die Aktion vom 26.Juli 1953war mißlungen. Obwohl Kuba schon jahrzehntelang in einer gesellschaftlichen Krise lebte und seit 1952 ene neue revolutiondre Situation herangereift war, blieben die revolutionären Krdfte noch zrt schwach, sie handelten zersplittert und hatten noch keine sie vereinende Organisation mit einheitlicher Führung. Aber der Sturm auf die Moncada wurde vom Volk als Aufruf zum Widerstand verstanden. Es entstanden im ganzen Lande neue illegale Gruppen, die
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glaubeblindlings an die Tugenden des kubanischen Volkes. Bald wird es in Ehrendastehen. lch widme viele Stunden dem Nachdenken über eine neue Strategie. Sie .werden mit uns noch mancheUberraschungerleben! Vorher waren wir eine Handvoll, jetzt müssenwir mit dem Volk verschmelzen.Die Taktik wird nicht die gleiche sein. Wer in uns einfach eine politischeClique sieht,wüd sich elendiglich täuschen. Cliqueneesinnuneund -takrik werdenwir uns niemäs zu eigenmachen.. . Ich habedie Absicht... so viele Schlachten zu liefern. als nötig sind ... lch habe studiert,Pläne geschmiedet... Ich weiß, wo sichin Kuba dasBestefindet und wie man es sucht... Die Guten werden sich vereinigenund unbesiegbarsein.
Aus einem Brief Fidel Castros vom August 1954,geschrieben im Gefängnisder Isla de Pinos
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Batista-Soldatenund von ihnen ermordeteRevolutionärein der Moncada
sich den Namen ,,Bewegung des 26.Jull" (M - 26 - 7) gaben. Sie verbreiteten den Text der Verteidigungsrede Fidel Castros, die zur ,,Bibel der Batista-Gegner" wurde. So bildete sich ein politisches Zentrum, um das sich die Opposition gegen das Batista-Regime sammelte und das daher eine führende revolutionäre Position gewannNaeh i:irr:r .,Wahl" Ende 1954,die die zunelrmenele Unruhe in Kuba abfangen s':!!tE:irnd Batista als Präsident,,be';tätigte", folgte traditionell eine Amnestie, durch die auch Fidel rrnrl seine Kamer-aden freigelassen wurden. Sie gingen bald darauf nach Mexiko in die E,mieration.
Obgleich während der Batista-Diktatur alle demokratischen Alttivitäten verboien wurden. gab es in Kuba vor der Volksrevol ution folgende politische Organisationen: Parteien: - Revolutionöre Kubanische
Authentische Partei (Partido Revolucionario Cubano - Autöntico),gegründet 1924 Partei der Bourgeoisie.Anfangs antiimpirialistische Ziele lm Interesseder Entwicklung eines nationalen Kapitalismus. Reformistische Demagogie mit antikommunistischer Haltung. 1944-1952 Regierungspartei. Nach dem zweiten Weltkrieg offen reaktionäre Zielsetzung im Bündnis mit den USA. Unterstützung der Politik des kalten Krieges. Korruption in der Führung -Orthodoxe Volkspartei Kubas det @artido Cubano Ortod.oxo), gegründet 1947 Partei des Mittel- und Kleinbürgertums. In Opposition zur korrupten Politik der Zuckerbourgeoisie.Pseudorevolutionäre Agitation. die Anfang 1952 Wahlsieg der Orthodoxen absehbar werden Iieß. Unfähigkeit und Unentschlossenheit der Führung verhinderten Aktionen gegenBatista-Putsch. - Bewegungdes26.Juli Aus starkem linkem Flügel (vor allemjugendlichenMitgliedern) der Orthodoxen Volkspartei bildeten sich 1952 illegale Gruppen, auch in Arbeitervierteln. Fidel Castro übernahm die Führung. Herausgabg illegaler Materialienzur Vorbereitung eines Aufstarides.Die intellektuellenjugendkaderwaren ,,Marfianisten"und auch vom Marxismus beeinflußt. Nach döm Sturm auf die Moncada Trennung von der Orthodoxen Partei
- Sozialistische Volkspartei Kubas - Kommunistische Partei (Partido Popular Socialista de Cuba, bis 1944Parttdo Comunistade Cubal. gegrindet 1925 Partei der Arbeiterklasse, entstanden unter den Auswirkungen der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution auf der Basis einer sozialistischenBewegung(seit Ende des l9.Jahrhunderts). Sofort nach der Gründung während der Machado-Diktatur illegal. 1933 führende Kraft im Generalstreik, aber Mängel in der Bündnispolitik mit national orientierten Kleinbürgern. Während des zweilen Weltkrieges Massenpartei (122000Mitglieder), die aber von opportunistischen Tendenzen beeinflußt wurde. Ab 194'7 neue Verfolgungen durch kalten Krieg. Im Kampf gegen Batista-Diktatur 1953 Gründung illegaler Einheitsfrontkomitees. 1955 Kampf um Amnestie politischer Hdftlinge, Organisierung eines Generalstreiks, der an der Zersplitterung der revolutiondren Krdfte und dem Opportunismus rechter Gewerkschaftsführer scheiterte. Verschärfter Terror gegendie Partei. 1957Bündnis mit der ,,Bewegung des 26.Julf '. 1960 letzter (Vm.) Parteitag der Sozialistischen Volkspartei. l96/J-1965 Zusammenschlußmit,,Bewegung des 26.Juli" und ,,Studentendirektorium". Seit 1970wieder KommunistischePartei Kubas. Gewerkschaften: Erste Organisation der TabakarbeiterKubas t866, danach Gründung von Berufsund Regionalverbänden. 1899 Grüqrdung des GeneralverbdlÄdesder kubanischen Arbeiter (Liga General de Trabajadores Cubanos). 1925 unter kom-
munistischemEinfluß Gründung der Nationalen Arbeitervereinigung Kubas (Confederaciön Nacionnl Obrera de Cuba), die erstmaligdas zahlenmäßig starke Landproletariat (Zuckerarbeiter) zu organisieren begann. Ab 1939Erweiterung unter dem Namen Vereinigungder Arbeiter Kubas (Confederaciön de Trabajadores d.e Cuba CTC). 1942 erste Spaltung durch Authentische Partei mit Hilfe von Trotzkisten. | 943 formale Wiedervereinigtng. 1947 Zerschlagung ddr CTC, Verfolgung und Ermordung linker Führer. Zwangsorganisationder Arbeiter unter von den USA bezahlten Gangstern. 1952 Verbot der Gewerkschaftsarbeit. 1954 Gründung von ,,Komitees zur Verteidigung der Arbeiterforderungen" durch Kommunisten. 1955 Schaffung der Nationalen Arbeiterfront (Frente Obrero Nacional), der,,Bewegung des 26.Juli". 1958 Zusammenschluß beider Organisationen.Nach 1960Neuaufbau einer revolutionären demokratischen Einheitseewerkschaft. Bauernbewegung Im 19.Jahrhundert Kampf der Kleinbauern, vor allem der Tabak- und der Kaffeepflanzer in Oriente, um nationale Befreiung und für Agrarreform. Tradition des In denzwanGuerillakrieges. ziger Jahren diesesJahrhunderts und 1933 Bauernunruhen in Oriente mit Landbesetzungen. Kampf gegen Landerwerb durch USAMonopole. In den dreißiger Jahren Gründung von Bauernvereinigungen. 1937 erster Nationalkongreß der Bauernverbände.1941Gründung des Nstionalen Bzuernverbandes (Asociaci6n Nacional Cam,pesina),der 1947 mit der Schaffung einer re-
f orrnistischen Bauernorganisation durch die Authentische Partei gespaltenwurde. Nach 1952keineAktivitäten der Verbände. 1958Einberuf ung des,,Bauernkongresses in Waffen" in Oriente durch die .,Bewegung des26.Juli". Beschluß des Agrarprogramms Studentenorganisationen - Vereinigung der lJniversitätsstudenten (Federaciön de Estudiantes Universitartos * FEU), gegründet 1923 Leistete bedeutende Aufklärungsarbeitüber nationale Befreiung. Generalsekretdr wurde 1925 zugleich Vorsitzender der kubanischen Sektion der,,Antiimperialistischen Liga" Lateinamerikas. Enge Kontakte zur Arbeiterbewegung, Gründung einer Abenduniversität für Arbeiter. 1929 Ermordung des Gründers der FEU (und der KP Kubas),Julio Antonio Mella, im mexikanischen Exil durch Machado-Agenten. 1930 Ermordung von 200 Mitgliedern der FEU anläßlich einer Protestaktion gegen die Machado-Diktatur * Revolutionäres Studentendirektorium (Directorio Estudiantil Revolucionaio), gegründet 1933 Kleinbürgerlich-radikale Vereinigung von Studenten, die 1957 in Havanna einen Aufstand begann.der als isolierte Aktion blutig niedergeschlagenwurde. 1957 bis Ende 1958 Bildung von Guerilla-Gruppen in der Sierra von Escambray. Aktive Teilnahme am illegalen Kampf in den Städten. 1960 nach ideologischem Klänrngsprozeß durch Ausschaltung antikommunistischer Mitglieder in der Führung Zusammenschluß mit der ,,Bewegungdes 26.Iuh" und der Sozialistischen Volkspartei
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Am 25. November 1956 versammelten sich im Dunkel der Nacht, um 2.00Uhr, 82 bewaffnete junge Männer am Kai des kleinen mexikanischen Hafens Tuxpan, um illegal mit der Yacht'..Granma" das Land zu verlassen. Die Hafenpolizei, der man ein ,,Trinkgeld" gegeben hatte, ließ sich nicht blicken. Bald drängten sich die Männer lachend und ldrmend mit ihren Waffen, den Kisten mit Munition, der Ausrüstung und den bescheidenen Lebensmittelvorräten auf der kleinen. normalerweisefür l2 Personeneingerichteten Yacht. Es herrschte hoher Seegang und Regenwetter, aber der Anführer der Gruppe, Fidel Castro, gab das Kommando: ,,Leinen los und Motor anwerfen!" Die überladene ,,Granma" legte mit Mühe vom Kai ab und nahm mit abgeblendeten Lichtern Kurs auf Kuba. An Bord ertönte die Nationalhymne Kubas und das Lied der ,,Bewegung des 26.Juli". Die kubanischen Revolutiondre, unter ihnen auch ein junger Arzt aus Argentinien, Ernesto Guevara, den sie wegen seines Dialektes Che nannten, fuhren aus, um den Kampf gegen die Terrorherrschaft des Diktators Batista auf zunehmen. Eineinhalb Jahre hatten sie sich auf diese Expe-ditioir vorbereitet und größte Schwierigkeiten überwinden müssen. Geld, viel Geld war zu beschaffen gewesen, um die Waffen und das Schiff kaufen zu können. Die Teilnehmer der Kampfabteilung mußten unter den kubanischen Emigranten nach den Regeln der Konspiration ausgewählt und dann
FidelCastroundjungeMitkämpfer,t953- linki vonihm AbelSdntumaia Fidel CastrosJugend Geb. am 13.August 1926als SohneinesliberalenGrundbesitzers. S1udierte Geschichte,Literatur, Lantlwirtschaft.Jura (Dr. jur.). Währencl des Studiums Anschluß an die revolutionäre Studentenbewegungund Beschäftigung mit den Klassikern des Marxismus-Leninismus. 1947 Teilnahme an einem Landungsunternehmenin Santo Domingo gegen den Diktator Trujillo. Durch Verrat Verhaftung auf See,Flucht Fidels, der dazu die Haifischbucht durchschwamm. 1948Teilnahme an der lateinamerikanischen gegendie USA-potitik auf Protestdemonstration der IX. Interamerikanischen Konferenz in Bogotä. Danach Mordanschlag auf ihn. Ende 1948Anklage wegen angeblicherTötung eines Soldaten während einer Demonstration.Erste eigeneerfolgreiche Verteidigung. Nach dem Militärputsch Batistas im Mdrz 1952organisiert er den des illegalen Widerstandesder oppositionellenJugend in Kuba
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Raül CastroalsFahnentröger in einerStudentendemonstration Raül CastrosJugend G e b .a m3 .J u n i1 9 3t . B e k a ml 9 4 9 a u d f e r U n i v e r s i r dKt o n t a k m t i tL i o n e l Soto, dem Führer der illegalen kommunistischenJugendorganisation, Ohne Mitglied zu sein, übernahm er die Leitung ihrer verbotenen Zeitung ,,La Saeta" (Der Pfeil). Februar 1953 Teilnahme am Weltjugendtreffenin Wien, Reisenach Rumänien,Frankreichund Italien. Auf der Schiff sreisezurück nachKuba Kontakt mit einemSowjetbürger und zwei Kommunistenaus Guatemala.Bei der Landungverweigerte man dem Sowjetbürger die Einreise, Raül und die Guatemalerwurden verhaftet.Nach Ausweisungder Guatemalerblieb Raül im Gefängnis, wurde verhört und geschlagen.Er erlebte die Solidarität kommunistischer Häftlinge und trat im Gefängnisder Partei bei. Nach seiner Freilassungnahm er am Sturm auf die Moncada-Kaserneteil
Ernesto(Che)Guevarabei einerBergtour in Mexiko,Anfang 1956 Che GuevarasJugend Geb. am 14.Juni 1928in Rosario, Argentinien, in einer antiperonistisch gesinnten kleinbürgerlichen Familie. 1946+1953 Studium der Medizin in BuenosAires. Schonals SchülerTeilnahmean antifaschistischen Aktionen. Unternahm 1950 eine Fafut als Matrose auf einem öltanker nach Trinidad und Britisch Guayana,und reistemiteinem Freund l95ll52 nach Chile, Peru, Kolumbien, Venezuela, wo er sich mit der historischenVergangenheit der Völker Lateinamerikas beschäftigte. Den tiefsten Eindruck machtedas Elend der Volksmassen in diesen'Ländern auf ihn. Nach Abschluß des Studiums mit dem Diplom als Chirurg und Dermatologe 1953154 Reise nach Bolivien, Peru, Ekuador, Kolumbien, Panama, Kostzrika und El Salvador. In Guatemalastellteer sich der progressivenArbenz-Regierung zur Verfiigung und erlebte die Niederschlagung der Revolution mit Hilfe des USA-Bananentrusts. 1954156 in Mexiko TätigkeitalsArzt am Institut für Kardiologie. 1955 Teilnahme an der Vorbereitung der Expedition mit der ,,Granma"
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lernte ihn in einer dieser kalten Nächte Mexikos kennen und erinnere mich, daß unsere erste Diskussion die internationale Politik betraf. Nach wenigen Stunden dieser Nacht - im Morgengrauen - war ich einer der zukünftigen Teilnehmer der Expedition. Nach meinen Erlebnissen auf den Reisen durch Lateinamerika und besonders Guatemala (wo die Revolution 1954mit Hilfe der USA gewaltsam niedergeschlagen worden war - L. K.) bedurfte es im Grunde genommen nur noch eines Anstoßes, um mich zur Teilnahme an einer Revolution gegenjeden beliebigenTyrannen zu bewegen. Zudem machte Fidel auf mich den Eindruck eines außergewöhnlichen Menschen, der fähig war, die kompliziertesten Probleme zu lösen. Er war von einem tiefen Glaubendurchdrungen, war überzeugt, daß er, wenn er nach Kuba aufbricht, es auch erreichen wirdr wenn er es erreicht hat, den Kampf beginnen und kämpfend siegen wird.
Che Guevara über seine erste Begegnungmit Fidel Castro,die dessen Bruder Raül vermittelt
BiId der ,,Granma". in einer bürgerlichen kubanischen Zeitun{ mit der Meldung über die Landung lldel Castros Fidel Castro spricht zu kubanischen Emigranten in Mexiko - im Hintergrund ein Portröt Iosö Martis Che Guevara in Mexiko bei der GuerillaAusbildung auf dem SchiePstand
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monatelang auf einer für diesen Zweck gekauften kleinen Farm für die Guerillaaktionen ausgebildet werden. Das alles mußte unter den Bedingungen der Illegalität geschehen, gefährdet durch Agenten des FBI, Spitzel Batistas und mexikanischen Polizisten, die teilweise zusammenarbeiten. Im Sommer 1956 war es zu Verhaftungen gekommen. Fidel Castro. Che Guevara und einige ihrer Kameraden wurden fijr Wochen im Gefringnis festgehalten. Aber der Protest der demokratischgesinntenöffentlichkeit Mexikos zwarrg die Regierung, sie wieder freizulassen.Kurz bevor ein neuer Verrat drohte, hatte Fidel den Befehl zum Start der Expedition gegeben. Auf den ersten Blick mag dieses Unternehmenals ein unsinniges Abenteuer erscheinen.Wie konnte es eine so kleine Gruppe von Männern waggn, von einem fremden Land aus gegendie vom USAImperialismus geschulte und ausgerüstete Armee des kubanischen Diktators anzutreten?Doch die GeschichteLateinamerikasist reich an solchenBeispielen.AhnhcheAktionen wurden schon von berühmten südamerikanischen Patrioten des 19.Jahrhunderts, wie Franciscode Miranda, Sim6n Bolivar und vor allem von dem kubanischen Nationalhelden Jos6 Marti; zur Auslösung der Unabhängigkeitskämpfe organisiert, wobei Emigrantenzentren in den Vereinigten Staaten,in Mexiko und auf den Karibischen Inseln die Basis waren. Die Solidarität der Lateinamerikaner,die aus dem Kampf gegenden gemeinsamen Feind der kolonialen Unterdrückung geboren wurde, erwies sich dabei auch stets in der Teilnahme von Mitkämpfern aus anderen südamerikanischenRepubliken. So entsprach die Expedition der Gruppe Fidel Castros unter Beteiligung des Argentiniers Ernesto Guevara durchaus alter Tradition. Vor allem der Kampf Jos6 Märtis war das große Vorbild der jungen kubanischen Revolutiondre, sie nannten sich ..Martianisten". Die Expedition stand zunächst unter keinem glücklichen Stern. Auf See geriet die ,,Granma" in einen Sturm, Seekrankheit und Hunger
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Für die Befreiung des Volkes Togen die Revolutionärein den Kampf. quälten die Besatzung, und die überladene Yacht kam immer wieder vom Kurs ab. Fidel Castro hatte beabsichtigt, am 30. November an der Südküste nahe Santiago an Land zu gehen, doch an diesem Tage war die ,,Granma" noch zwei Tage weit von der Küste Kubas entfernt. So konnte die Gruppe nicht, wie geplant, dem an diesem Tage beginnenden Aufstand in Santiago zu Hilfe kommen, der von'Frank Pais, einem führenden Mitglied der ,,Bewegung des 26.Juli", geleitet wurde. Die mutigen jungenMänner besetzten dort zwar die Verwal-
tungsgebäude,waren aber nicht in der Lage, die Stadt zu erobern. Nach einigenStundendes Kampfes gegendie Balista-Leute mufiten sie sich zurückziehen. Zur gleichen Zeit entdeckten Flugzeuge der Küstenwachedie,,Granma". Am 2.Dezember näherte sich die Yacht tagsüber der Südostküste Kubas und landete bei Las Coloradas in der Provinz Oriente. Die ,,Granma" lief auf Sand auf, und das Rettungsboot sank sofort. Die Gruppe mußtö ans Ufer waten. Nur die Waffen und etwas Verpflegung konnten mitgenommen werden. Währenddessen beschossen die Flugzeuge und ein Kutter die Landestelle. ..Es war keine Landung, sondern ein Schiffbruch", sagteRaül Castro später. Der Küstenstreifen, den die Revolutiondre überwinden mußten, um in den Schutz der Zuckerrohrfelder zu gelangen,war ein sumpfiger Mangrovendschungel,der sich den durstigen,.hungrigen und von der Sturmfahrt erschöpften Männern wie ein Drahtverhau entgegenstellte. Nach tagelangem Marsch mit f ast übermenschlichenAnstrengungen gelangte die Abteilung am Morgen des 5. Dezember auf das Gelände einer Zuckerfabrik, in einem Gebiet, das Alegria de Pio heißt. Am Ende ihrer Krdfte, beschlossendie Kämpfer, eine kurze Rast zu machen.Plötzlich krachten Schüsse, und ein wahrer Kugelregen prasselteüber,die fast wehrlose Gruppe hernieder,die nur noch ihre Gewehre und wenige,zumeist durch Nässe unbrauchbar gewordene Patronen besaß. Auch aus Flugzeugen trafen MG-Feuerstöße viele der zugleich fliehenden und schießenden Männer. Fast die .diesem Hdlfte von ihnen fiel in kurzen Gefecht, und rund zwanzig gerieten in Gefangenschaft,einige von ihnen wurden sofort erschossen. Später stellte sich heraus, daß ein von der Abteilung angeworbener Wegfühier sie nach seiner Rückkehr Verraten hatte. In einer Bauernhütte am Fuße des Gebirges, der Sierra Maestra, fand sich nach Tagen der Rest der Abteilung zusammen. Fidel Castro, sein Bruder RaüI, Che Guevara, Camilo Cienfuegos und 18 weitere
Kämpfer waren dem Feind entkommen. Fidel sagte: ,,Der Feind hat uns eine Niederlage beigebracht. aber er war nicht in der Lage, uns zu vernichten. Wir werden weiterkdmpfen und diesen Krieg gewinnen." Um sich der Verfolgung durch die Batista-Soldaten zu entziehen, beschlossen die Rebellen, sich in die Berge der Sierra Maestra zu begeben, um von dort aus den Guerillakampf gegen die Diktatur zu beginnen. Dieser Beschluß und die für eine solche Lage ungewöhnliche Siegeszuversicht standen im Zusammenhang mit der -Iradition revolutionären dieses Gebietes der Insel Kuba. Zwar war der ursprüngliche Plan, mit Hilfe eines Aufstandes in Santiago den revolutionären Krieg in Kuba zu beginnen, gescheitert, aber die Wahl der Provinz Oriente als Ausgangsbasis für den Kampf war und blieb richtig. Man nennt sie zu Recht die ,,Wiege der Freiheit Kubas", denn in ihr war der Geist des Aufstandes gegen die Unterdrückung und Ausbeutung stets lebendig gewesen.
Die wegen ihrer Schönheit und Fruchtbarkeit gerühmte Insel im K a r i b i s c h eM n e e rw a r i n d e r z w e i ten Hälfte des 19.Jahrhunderts noch immer spanischerKolonialbesitz. Wirtschaftlich herrschte auf ihr die mit Negersklavenbetriebene Zuckerplantagenwirtschaft vor, in der clie grausamenAusbeutungsmethoden zu vielen Sklavenerhebungen führten. Die ..Zuckerfürsten" lebten in ständigerAngst davor,zumalbereits50 Prozentder BevölkerungKubas afrikanischer Herkunft war. Hätte sie nachdem Vorbild der Länder des Subkontinentsden Kampf um die staatliche
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: Aufsrdndischer mit einem Gewehr kann hier, von einem unerschütterlichen Felsen gedeckt. gegen Dutzende von Gegnern kämpfen, ein MG-Schütze, der sich in einer Schlucht festgesetzt hat, tausend Soldaten in Schach halten ... Wehe dem. der das Schwert gegen die Bergbewohner erhebt!... Von ihrer Erde, von ihrem Leben in Armuterzogen, bedeckten sie sich mit unvergänglichem Ruhm und vollbrachlen Wunder an Tapferkeit. Der Schriftsteller Pablo de la Torriente Braui über die Sierra Maestra 1er $lbst fiel als Kämpfer einer tlnternationalen Brigade gegen die Faschisten in Spanien)
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Sklavenkaul (Anfang 19.Jh.) Carlos Manuel de Cdspedes: während des .,Zehnjöhrigen Krieges" gegen die spanische Kolonialmachr Präsident der ersten Republik Kubu von 1869 bis 1875
Unabhängigkeit Kubas aufgenommen. wäre das nur mit der Bewaffnung und Freilassung der Sklaven möglichgewesen.Daherzogendie Plantagenherren den militärischen ,,Schutz" Spaniens der nationalen Befreiungvon der kolonialenAusbeutungvor. Aber die Viehzüchter im Ostender lnsel,die mit weniger Sklaven auskamen und sie daher weniger fürchteten, die Tabakbauern und vor allem die Intelligenz forderten immer dringender die Freiheit Kubas.
Im Jahre 1868gab der Grundbesitzer CarlosManuelde C6spedesaus Orientemit der Freilassung seiner Sklaven das Signal zum Aufstand gegen die verhaßte Tyrannei Spaniens. Sehr bald beherrschtendie ,,Mambises",die bewaffnetenRebellen, den ganzen Ostteil Kubas. C6spedeswurde zum Präsidenten von ,,Cubalibre", demfreien Kuba, ausgerufen.Als die Studentenund Schüler in Havanna zur Unterstützung des Befreiungskampfesaufriefen, ließ die Kolonialmacht viele verhaften, einige "hinrichten und anderezur Zwangsarbeitauf die Isla de Pinos bringen. Unter letzteren befand sich im Jahre 1870auch der siebzehnjährige Ober.schülerJos6 Marti, der dann ein Jahr späternach Spaniendeportiert wurde. Pressezeichnungdes Uberfalls der spaZehn Jahre dauerte dieser erste nischenMiliz auf das TheaterVillanueva Krieg um Kubas Freiheit, aber er in Havanna am 22.Januar 1869. Die endete mit einem Kompromißfrie- Schauspieler wurden beschuldigt, zur den, weil die Grundherren in der Unterstützung des FreiheitskriegesbeiRegierung des ,,Freien Kuba" in zutragen. Weil die SpanierFeuer legten, ihrer Angst vor der revolutionären kamen viele Besucher des Theaters Volksbewegung die Befreiung der um. Westgebiete Kubas verhinderten. JosöMarti als Strafgefangenermit FuBSo wurden die Spanier 1878 im kette im Jahre 1870. Die von der ,,Vertrag von Zanjon" zwar zu ei- Eisenschelle hervorgerufene Verletzung nigenZugeständnissen in bezugauf am Fu&gelenkheilte nie ganz und ,,erdie kubanische Verwaltung ge- innerte ihn sein Leben lang an die Tyzwungen, aber sie blieben noch die rannei". Kolonialherren der Insel. Die Re- Die patriotischen Militärführer, bellenarmee,aus der bedeutende, unter ihnen General Antonio darunter auch dunkelhäutige Maceo, ein Mulatte. und der aus Heerführer hervorgegangenwaren, Santo Domingo stammende General fühlte sich jedoch ungeschlagen, Mäximo G6mez, hatten gegen das und das Volk vergaß ihre Erfolge Abkommen mit den Spaniern pronicht. Vor allem in Oriente liebte testiert und waren mit vielen es seine..Mambises". Kampfgefährten in die Emigration )+
gegangen. Das Zentrum dieser Emigrationbildete sich in den Vereinigten Staaten. Dort lebte seit 1879 auch Jos6 Marti, der inzwischen zu einem berühmten Dichter, hervorragenden Journalisten und Politiker gewordenwar. In Spanien und während seiner Aufenthalte in mehrerenlateinamerikanischen Ländern sowie in den USA sammelte er große politische Erfahrungen. Seine außergewöhnlich scharfe Beobachtungsgabeführte ihn zur Erkenntnis politischer Zusammenhängeund dadurch zur bewußten Parteinahmefür alle Unterdrückten und Ausgebeuteten. Obwohl er die wissenschaftlicheTheorie des Marxismus nicht beherrschte, näherte er sich den Erkenntnissender KlassikerdesMarxismus.In seinenArtikeln über die Klassenkämpfe des nordamerikanischen Proletariats trat er für dessen Rechte ein und kritisierte zugleich treffend die Fehler des Anarchismusin der jungen Arbeiterbewegungder USA. Er erkannte den unlösbaren Zusammenhang zwischen nationaler Befreiung und der notwendigenLösung der sozialen Frage, vor allem durch die ,,ÜbergabedesBodensin die Hände derer, die ihn bebauen".Seinebesondere Liebe galt der jungen Arbeiterklasse Lateinamerikas, in deren solidarischemKampf er die Voraussetzung für die wirkliche Freiheit des Subkontinents erkannte. Sie galt vor allem dem ,,stolzenund tapferen Neger" seiner Heimat, der zwar durch ein
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spanischesReformprogramm 1886 formal aus der Sklaverei entlassen wurde, aber damit keine Gleichberechtigung erhielt. Außerdem analysierte Marti sehr genau die Entwicklung des Imperialismus in den USA und sah voraus, daß die kubanischenPatrioten nicht nur die spanischeKolonialmacht zu besiegen hatten, sondern zugleich die beutegierigen USA-Monopole fürchten mußten. Neue Nachrichten aus Kuba über die wieder wachsenderevolutionäre Stimmung und ein Besuch bei den emigrierten kubanischen Tabakarbeitern in Florida überzeugten Marti 1892.daß die Zeit für einen
General Antonio Maceo stammte aus einer einfachen Mulattenfamilie. Er wurde im Krieg von 1868-1878 zum General befördert und ein nationsler Freiheitsheld.Als engerFreund von Josö Marti und Mdximo Gömez bereiteteer mit ihnen den zweiten Befreiungskrteg vor und errang darin entscheidende Siege. 1898starb er an einer Verwundung.
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weitgren Freiheitskampf herange- Revolutionäre Kubanische Partei, Kuba gegen die Kolonialmacht zu reift war. Im Gegensatzzu der ver- die ihn zu ihrem Führer wählte. schaffen, Waffen zu besorgenund räterischen Haltung der Zucker- Obwohl diese Partei klassenmäßig alle Krdfte des Widerstandes zu bourgeoisie, die entweder für sehr uneinheitlich zusammenge- vereinen. Spanienoder für einen,,Anschluß" setzt war und in ihr daher auch Im Januar 1895,kurz vor der von an die USA eintrat, erwiesen sich widersprüchliche Interessen zum Marti geplanten Landung in Kuba, die Tabakarbeid.erals wahre und Ausdruck kamen, kämpfte Marti beschlagnahmtendie USA-Behörselbstlose Patri
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SantoDomingo und erarbeitetedort das ,,Manifest von Montecristo", das Programm der Revolution. Es forderte eine konsequenteantifeudale, antioligarchische Veränderung des Landes und den Aufbau einer wahrhaft demokratischen, wirtschaftlich unabhängigen Gesellschaft. Am 1l.April 1895landeteMartimit vier Gefährten an der Küste der Frovinz Oriente, wo sie begeistert von den Einwohnern empfangen wurden. Hier hatte der Krieg 1868 begonnen, und hier begannen die Mambises erneut den Kampf unter Führung des alten Guerilleros, des Negers Guillermo Moncada, nach
mit Unterstützung des ganzen Volkes schwere Verluste zu. Doch die USA begannen ihr von Marti vorausgesehenesIntrigenspiel, erkldrten schließlich1898Spanienden Krieg und landeten als ,,Freunde" der Mambisesin Santizrgo,um sie nach dem Sieg einfach beiseite zu schieben. Sie durften nicht einmal an der Unterzeichnung des Friedensvertragesteilnehmen. Mit einer vierjährigen Besatzungszeit beganndie indirekte Herrschaft der USA auf Kuba. Aus Angst vor neu aufflammendem bewaffnetem Widerstand wagten die neuen Herren zwar keine offene Annektion, aber sie Sorgtendafür, daß die Präsiden-
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dem man später die Kaserne von Zeitgenössische kubanische Karikatur : Santiago de Cuba benannte. Aber ,,Die beiden Prösidenten". Der USAschon am 19.Mai 1895wurde Jos6 General Crowder lenkt dem Prösidenten Marti, der vom Volke geliebte Kubas, Zayas, die Hand zur Unterschrift. ,,General und Presidente", im Gefecht von Dos Rios getötet. Die kubanische Befreiungsrevolution hatte ihren genialenFührer verloren und die Nationeinenunersetzlichen Verlusterlitten. Die Mambises kämpften weiterhin tapfer und fügten den Spaniern
für sie (arbeite ich): für jene, die in ihren schutzlosen Herzen das Wasser für die Wüste und das Salz des Lebens bewahren, für jene, die mit ihren Händen aus der Erde die Nahrung des Landes holen und dem Eindringling den Schritt rnit ihrem Blut aufhalten, wenn er sie entweiht ... für die starken und einfachen Schaffenden, die auf dem neuen Kontinent den Völkern die gemeinsame Unabhängigkeit und die wirklichb Freiheit bringen werden, um Amerika zu erlösen und den Menschen loszubinden.
Jos6 Marti über den Unabhängigkeitskrieg
ten des ,,unabhängigenKuba" ihre Marionetten waren, die gemeinsam mit der Zuckerbourgeoisiedie Insel an die USA-Monopole auslieferten. Schwache oder korrupte Präsidenten und grausameDiktatoren lösten in Kuba von nun an einander ab. Das kubanische Volk kämpfte aber weiter um seine Freiheit. und diesesIdeal war so eng mit der Verehrung Jos6 Martis verbunden,daß sogar die Vertreter der Bourgeoisie ihn mit Worten und Denkmdlern ehrten. Sein Erbe nahm jedoch zuerst die 1925 gegründete kommunistische Partei Kubas auf, indem sie sich in ihrem Programmder nationalen und sozialen Befreiung auf Martis Kampf um ein wahrhaft freies Kuba berief. Auch die revolutiondre studentische Jugend studierte sein Werk und setzte sich das Ziel, es 2u Vollenden.So wurde der ..Martianismus" zum ideologischen Bindeglied aller national gesinnten Kubaner.
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in den Kampf ein. Ihre Angst vor Blick auf die SienaMaestra den Batista-Leuten und ihr Mangel an Erfahrung in der Konspiration Die Rache der Armee richtete sich bedeuteten zudem eine latente Ge- nun gegendie Bauern des Gebietes, fahr des Verratenwerdens für die das auch bombardiert wurde. Es Aufständischen.was diese zu noch begann der systematische Terror gegen die Bevölkerung, der sie an größerer Mobilität zw allLg. Um Waffen, Munition und Verpfle- die Seite der Rebellen trieb. Die gung zu erobern und vor allem, um Bauernsöhneder Sierragriffen jetzt der kubanischen Offentlichkeit die selbst zu den Waffen - oft war es Existenz der Aufsrändischenzu be- zunächst nur ein Buschmesser weisen, griffen die Guerrilleros am und schlossensich der Guerilla an. 16.Januar1957eine kleineKaserne Nach und nach gelanges auch, Veran der Quelle des La Plata in der bindungen mit der in Santiagound Sierra an. Der Kampf brachteihnen Havanna arbeitenden Untergrundden ersten Siegund hatte einegroße organisation der ,,Bewegung des psychologischeWirkung. Unter den 26.Jlli" herzustellen. Frank Pais, Rebellenwuchs die Siegeszuver- Hayd6e Santamaria, Armando In der Sierra begannfür die Guerrilsicht, und die latista-Soldaten Hart, Celia Sänchez und Vilma leros die ersteEtappe desKampfes, waren durch den Uberraschungs- Espin kamen zu einem Treffen bei die Che später als ,,Nomaden- angriff vollkommen verwirrt. Im Fidel, um die Probleme der Mobilietappe" bezeichnete. Die noch Gegensatzzu ihnen, die verwundete sierung der Massen zum Kampf schlecht bewaffneten und unzu- Guerrilleros erschossen und die . gegen Batista zu besprechen. Sie reichend ausgerüsteten Männer eigenen Verwundeten im Stich lie- sagten auch zu, die Guerilla mit waren ständigauf dem Marsch, um ßen, versorgtenFidels Kämpfer die Waffen, Munition, Kleidung, Meden sie verfolgenden Soldatenaus- verwundeten Soldaten, obwohl sie dikamentenund Geld zu versorgen. zuweichen und um die Gruppe an Mangel an Medikamenten hatten. Vor allem verpflichteten sie sich, Freiwillige für den Guerillakampf die Härte des Gue.$lalebenszu ge- Dieses Verhalten wurde ein wichtizu schicken. wöhnen. Zwar br*chten ihnen die ger Faktor für den revolutionären Weil Batista imr4er wieder verBauern bereits Sympathien ent- Kampf. Schon nach dem Angriff gegenund waren auch bereit, ihnen auf diese Kaserne zeigte sich der kündete, die ,,Banditen" seien vereinige Lebensmittel zu verkaufen, Erfolg darin, daß ein gefangener nichtet worden, nahmen dieRebellen Verbindung zu dem einflußreiaber siereihten sich noch nicht aktiv Soldat in die Guerilla eintrat. 14
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chen USA-Journalisten Herbert L. Matthews von der ,,New york Times" auf, derim Februar 1957auf Schleichwegen zu einem Treffen mit Fidel gebracht wurde. Danach veröffenttichtre Matthews eine sensationelle Reportage über die ,,Bärtfuen" und ihren Anführer, worin vor allem die Fotos bewiesen, daß die Guerilla existierte und ungebrochen weiterkämpfte. Dieser Bericht erschütterte die Autorirät des Diktators und gab dem Wider-
Guenilleros wöhrend einer Rast in der Siefta Maestra Frank Pais, Faustino Pörez,Fidel Castro und Armando Hart in d.erSiena Maestra Raül und Fidel Castro mit Camilo Cienfuegosauf einemFoto derReportage,die d.er USA-Journalist Herbert L.Matthews Anfang 1957 in d.er,,tNew York Times" veröffentlichte Bauern des Siena-Gebietes,die von den Batista-Soldaten aus ihrep Hütten vertrieben wurden, um sie von der Guerilla zu trennen stand im Lande neuen Auftrieb. In den USA begannen Jugendliche für die Helden der Sierra zu schwärmen, und die führenden Politiker sahen in dem ,,bürgerlichen Rechtsanwalt" und seinen Kämpfern zwar eine Gefahr für den in Kuba verhaßten Diktator, aber sie hofften, sich mit der ..nichtkomrnunistischen Bewegung" im Falle ihres Sieges auf altbewährte Weise arrangieren zu können. Mitte Mdrz 1957 erhielt die Guerilla die versprochene Versfärkung. Mit den 50 ,,Neuen" gab es aber zunächst große Schwierigkeiten, sie
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waren noch unfähig, sich den Belastungen des harten Lebens in den Bergen - ohne feste Unterkünfte, mit Gewaltmdrschen, bei Hunger, Durst, Hitze, Kälte und tropischen Regengüssen - anzupassen. Es traten Disziplinverstöße, Mängel in der Entscheidungsfähigkeit, sogar Fälle von Desertion auf. Fidel erklärte, daß es drei Delikte in der Guerilla gäbe, die mit dem Tode bestraft werden müssen: der Ungehorsam gegen Befehle, die Desertion und die Demoralisierung der Truppe. Aber die meisten der ,,Neuen" reihten sich ein und wurden dem Befehl bewährter Kämpfer unterstellt, so daß aus der nunmehr 80 Mann starken Einheit eine gut organisierte, schlagkräftige Truppe entstand. Ein besonderes Vorbild sahen die Aufständischen in dem unermüdlich helfenden, bescheidenen, sein eigenes schweres Asthmaleiden tapfer überwindenden Che, der Arzt und mutiger Soldat zugleich war. Er war auch der erste Guerrillero, der in den MarschPausen einem Bauernkämpfer das I-esen und Schreiben beibrachte. Immer enger wurde das Verhältnis zwischen Rebellen und der bäuerlichen Bevölkerung. In einsamen die richteten Bauernhäusern Kämpfer Versorgungsbasenein und konnten das hervorragend funktionierende,,Nachrichtensystem" der Bauern ausnutzen, um sich über die Bewegungen des Feindes zu informieren. Che behandelte kranke Frauen und Kinder, obwoh-l er mit seinen Mitteln nicht viel gegen die unter den Armen des Gebietes herrschenden Mangelkrankheiten tun konnte. Aber die leidenden Bauern, die niemals vorher einen Arzt zu sehen bekommen hatten, sahen nun in den Kämpfern ihre Brüder, und die ,,spontane und etwas lyrische Entscheidung" der Rebellen - wie Che es nannte Die ,,Neuen", die erste Verstörkungder Guefüa eus dem Flachland, dem Llano Ein Bauer informiert Fidel Castro über Bewegungender f eindlichenKräfte. Eine Gerichtsverhandlungder Guerilla unter Vorsitz von Fidel Castro
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verwandelte sich mehr und mehr in die Erkenntnis, daß die zu erkämpfende Freiheit unlösbar mit der grundsätzlichen Veränderung der Lage der Volksmassen verbunden sein mußte. Die Bauern der Sierra spielten, wie Che schrieb, unbewußt die Rolle ,,als Festiger der revolutionären Ideologie" des bewaffneten Flügels der ,,Bewegung des 26.Juli". Folgerichtig begann die Guerilla in den Bergdörfern eine illegale revolutionäre Verwaltung zu organisieren, die das Selbstbewußtsein der Einwohner stärkte und eine wichtige politische Vorbereitung für die Bodenreform - den entscheidenden Teil der sozialen Revolution - war. Ihre Feuertaufe erhielten die neu hinzugekommenen Kämpfer am 27.Mai 1957 beim Angriff auf die Kaserne von Uvero. Mit sechs Gefallenen und neun Verwundeten hatte die Guerilla zwar relativ große Verluste, aber es war ein eindrucksvoller Sieg, der die Siegesgewißheit der Rebellen ebenso stdrkte, wie er unter den Soldaten Angst und Schrecken verbreitete. Nach dieser Aktion konnten die am Fuße der Sierra gelegenen kleinen Garnisonen der Armee in rascher Folge vernichtet werden, und damit gelangte ein bedeutender Teil des Gebirgsmassivs in die Hand der Rebellen. Er wurde zur Tierra Libre, zur freien Erde Kubas, auf der sich Bauern und Kämpfer frei bewegen konnten. Es begann die zweite Etappe des bewaffneten revolutionären Kampfes, in der sich die Guerilla zu einer Revolutionsarmee entwickelte, die fähig war, an mehreren Fronten zu operieren.
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Fidel Castro erklärt seinen Mitkömpfern den Plan für eine Guerilla-Aktion. Ausweiskarte eines Kämpfers volutionsarmee
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Die im Juni 1957bereits 200 Mann zählende Guerilla wurde in zwei Kolonnen aufgeteilt: eine operierte unter Fidel, der zugleich Oberbefehlshaberblieb, die andere übernahm der zum Comandante ernannte Che. Das Einsatzgebietder Kolonne Fidels lag westlich des Berges Turquino, das Ches östlich des Gipfels.In dasbefreiteGebiet eindringendeBatista-Einheiten wurden eingekreist, dezimiert und gefangengenommen. Das taktischeGeschickder Rebellen,die unerwarteten Angriffe aus d€m Versteck und die Möglichkeiten des plötzlichen Verschwindens in dem nur ihnen genaubekanntenGelände führten dazu, daß der Feind zunächst die Absicht der Rückeroberung des Gebietesaufgebenmußte. Es begann die Angst der Soldaten davor, in die Sierra geschickt zu werden, da die Guerilla dort ,,überall" war. Fälle von Befehlsverweigerung und Desertion häuften sich in der Armee. In der ständig anwachsendenRevolutionsarmee war es aber auch notwendig,,,die Spreuvom Weizen zu trennen". Während das revolutionäreBewußtseinder meisten Kämpfer zunahm, gab es auch ei nige, die nur ausAbenteuerlustoder sogar, um sich durch Plünderung von Gutshöfen zu bereichern,zur Guerilla kamen. In der Zone von Caracas und El Lom6n hatte sich eine Bande gebfldet, die unter Mißbrauch des Narliens der Revolution die Bevölkerung tyrannisierte. Der Bandenführer Chino Chang wurde von der Rebellenarmeegefangen-
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genommen und zusammen mit seinen Komplizen hingerichtet. Es war notwendig, in dieser Kampfsituation mit härtesten Methoden gegenjede Form von Anarchie und Verrat vorzugehen, sonst wäre das Vertrauen des Volkes in die revolutionäreBewegungverlorengegangen. In Miami (USA) hatte sich seit 1952 eine kubanischeEmigrantengruppe gebildet. Sie umfaßte demokratisch gesinnte Intellektuelle, aber auch Vertreter der Bourgeoisie Kubas, Bereichedie Opfer der schamlosen rungsmethodenBatistas und seiner Freunde aus der Armee und den geworden Verwaltungsämtern waren. Anfang 1957 hatte'diese Exilgruppe unter dem Eindruck der revolutiondren Kämpfe in Kuba eine Vorschlagsliste für eine neue Regierungaufgestellt,um auf diese Weise nach dem Sturz Batistas die Macht übernehmen zu können. Im Juli 1957 schickten diese Emigranten zwei Abgesandtein die Sierra,weil sieerkundenwollten,ob Fidel Castro und seineMitkämpfer zur Anerkennung dieser Regierung bereit wären. Es kam den bürgerlichen Oppositionellen vor allem darauf an, die revolutiondren Volksmassen und besonders die Kommunisten auszuschalten, um die Früchte eines Siegesüber den Diktator genießenzu können, ohne daß das Ausbeutungssystemangetastet werden würde. Der sie durchschauende kluge Taktiker Fidel Castro stimmte der Bildung einer solchen Regierung zwar grundsätzlich im Interesse des gemeinsamen Widerstandes ztt, aber er formulierte einen Aufruf, das ,,Manifest der Sierra vom \2.Juli 1957", in dem er die kämpferische Einheit,,aller politischenParteien der Opposition, aller zivilen Einrichtungen und aller revolutionären Krdfte" in einer nationalen revolutionären Front forderte. Neben dem Kampfziel der Wiederherstellung aller demokratischen Rechte und Freiheiten beharrte er aber vor allem auf der Forderung nach Durchführung der Bodenreform. Die gemeinsame Unterzeichnung des Manifestes war ein in dieser Situation richtiger und notwendiger Kompromiß, der die Breite der
Kampffront erweiterte, ohne die sozialen Ziele der Revolution zu verraten. Nach der Veröffentlichung des Manifestes kamen dann sogar Vertreter der Zuckerbourgeoisiein die Sierra, weil auch in den Kreisen der herrschenden Klasse der Wunsch nacheinerfür sieungefährlichen Beseitigung des im Volke verhaßten Batista-Regimeswuchs. Sie unterzeichnetengemeinsammit Fidel Castro eine Deklaration im SinnedesManifests,,,ummit dieser Karte in Miami zu spielen", das heißt, dort ihre Forderungen nach Beteiligung an der zukünftigen
Aus dem Schreiben Fidel Castros vom l4.Dezember 1957an des ,,Paktes von $:"*T*""
Regierung anzumelden.Sie fuhren deshalbnach Florida und schlossen' mit der Emigrantengruppe den ,,PaktvonMiami", ohnedie Leitung der ,,Bewegungdes 26.Juli" einzubeziehen. Dieser Versuch des bourgeoisen Flügels der Opposi-
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praktisch im Zustand des inneren Krieges, der von seiten des Diktators mit blutigsten Methoden geführt wurde. Andererseits führte der Mordterroq desBatista-Regimes immer neueKämpfer und Heller an die Seite der Revolution. Es konnten zwei neue Kolonnen gebildet und der Führung von Raril Castro Trauerzugin Santiagode Cubafür das ermordeteLeitungsmitglied der,,Bewegungdes 26.JuIi",Frank pais (Juli 19s7). . Verhaftung eineslugendlichen durchdie Batista-Polizei
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Protestmarsch derFrauenvonHavanna müßten.Er wies auf die NotwendiggegendenMordan ihrenSöhnenund.für keit der Umwandlung der Armee Freilassungder p olitischenGz.fangenendurch die bewaffneten Krdfte der desBatista-Regimes Revolution hin, um alle Verbrecher der Diktatur bestrafen zu können. tion, die Führung der revolutionä- Die ,,Bewegungdes 26.Juli" verren Bewegung an sich zu reißen, zichte zwar darauf, schrieb er, an scheiterte am energischen Ein- der provisorischen Regierung teilspruch Fidel Castros in Form eines zunehmen, aber sie stelle ,,ihre geoffenen Briefes an die Unterzeich- samte moralische und materielle nerorganisationen des Paktes. Er Kraft" zur Verfügung. Der illegale kritisierte, daß die bürgerlichen Kampf, der Kampf inder Sierraund Emigranten, anstatt den Kampf des die Gräber ihrer Totengäbenihr das kubanischenVolkes mitWaffen und Recht, ,,dasVolk zu orientierenund Geld zu unterstützen, nur über ,,die zu leiten, damit es seine großen Revolution" redeten. In genauer Probleme grundsätdich lösen Kenntnis der Methoden der Reak- könne". tion, das Volk um die Früchte seiner Die wachsenden Erfolge der ReSiegezu betrügen,lehnte erdie Ein- bellenarmeeverändertendie Situasetzung einer Militärjunta ebenso tion in ganzKuba. Batista verhängte wie die Ausstattung des künftigen den Belagerungszustandund verPräsidentenmit Sondervollmachten schärftedie Zensur.Im August 1957 ab und verlangte ein Regierungs- brach ein spontanerStreik in Santprogramm; dem alle an der Revolu- iago aus, als Frank Pais ermordet tion beteiligten Kräfte zustimmen worden war. Kuba befand sich
und Juan Almeida unterstellt werden. In den Sfädtenund auf demflachen Lande, dem Llano, wuchs die Zahl der illegalen Kämpfer. Sehr viele Frauen beteiligten sich an der Vorbereitung und Dr)rchführung von Aktionen gegen die Diktatur. Junge Mädchen überbrachten geheime Botschaften,Einladungenzu illegalen Treffen und Nachrichten über Verhaftungen. Frauen und Mütter organisierten1957einenProtestmarsch durch die Straßen von Havanna mit der Forderung nach Befreiung ihrer eingekerkertenAngehörigen. Viele von ihnen befanden sich bald darauf selbst hinter Gittern. Die allgemeineVolksstimmung wurde imrner gereizter, Polizisten und Soldatgnwagten es bald nicht mehr, nächts allein durch die Arbeiterviertel der Städtezu gehen. Dagegen konnte ein von den Batista-Leuten Verfolgter dort jedes Haus als Zufluchtsort aufsuchen, 19
die Bewohner versteckten ihn und halfen ihm dann weiter. Jugendliche auf Bombenanschldge verübten Kasernen. und Polizeistationen Auch in den Stadtteilen der Reicheren wuchs die Empörung über den Terror Batistas. Die zunehmenden Beschlagnahmen des Eigentums ,,Verdächtiger" erregten den Zorn der wohlhabenden Bürger. Ihre Söhne und Töchter nahmen Kontakte zu den illegalen Gruppen der ,,Bewegung des 26.Juli" auf und stellten sich ihnen zur Verfügung. Sie benutzten oft die Autos ihrer Väter für Widerstandsaktionen und transportierten Waffen, Munition und Flugschriften damit, wobei sie die angesehenenNamen der Familie als Sicherheit gegen Polizeikontrollen der Fahrzeuge einsetzten. Vertreter der Geistlichkeit der katholischen Kirche verbargen Flüch-
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Hetzplakat der Batista-Polizei (zur Tarnung im Namen der ,,bürgerlichen Jugend Kubas") gegen die ,,Kommunistenführer" Che Guevara und Ccmilo Cienfuegos in der alle Schichten des Volkes vom Widerstand gegen die BatistaDiktatur erfaßt wurden, nur die tende, und einige Priester predigten ,,Freunde" des Tyrannen und die korrupten Nutznießer seiner Herrsogar ziemlich offen gegen den Terror der Regierung. In Santa schaft standen noch auf seiner Seite. Die Soldaten gehorchten Clara veranstalteten Frauen in meistens nur noch aus Angst vor nach schwarzer f,rauerkleidung ihren Offizieren. obwohl sich unter einer solcheniMesse - brennende Kerzen tragedä und laut für clie diesen auch schon Unsicherheit bemerkbar machte. Batistas FolErmordeten betend - eine ,,Proterknechte in der Armee und vor zession". Sie wurde von der Polizei m i t S c h l a g s t ö c k e nb l u t i g a u s e i n a n - allem in der Polizei fürchteten den Haß der Bevölkerung und schlugen dergetrieben. aus dieser Furcht heraus noch bruEs entstand in Kuba eine Situation,
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taler zu. Vergeblich versuchte der Diktator, mit den alten antikommunistischen Hetzparolen die revolutionäre Bewegung in den Augen des Volkes herabzusetzen und ihre Führer als ,,Agentenclesinternationalen Kommunismus" zu diffamieren. Die revolutionäre Welle stieg im Lande unaufhaltsam an. Es fehlte allerdings in dieser Zeit noch das vollkommene schlagkräfder retige Zusammenwirken volutionären Bewegung in der Sierra und im Llano. Der Grund lag sowohl im Fehlen einer taktisch einheitlich handelnden Führung der ,,Bewegung des 26. Juli" als auch in der Zersplitterung der revolutionären Aktionen im ganzen Lande. Daher mußten isolierte Aufstandsversuche, wie der Sturm des ,,Stu-
dentendirektoriums"auf das Präsidentenpalais in Havanna am 13.Marz 1957und derAufstandvon Teilen der Marine in Cienfuegosim September1957,ohne Erfolg bleiben. Nachdemdie von den aufständischen Militärs erhoffte Hilfe durch andere Einheiten ausblieb und die Unterstützungdurch lokale Führer der ,,Bewegungdes26.Juli" nicht ausreichen konnte, Cienfuegos zu halten, lehnten es die im alten KorpsgeistbefangenenOffiziere ab, als Guerillakämpfer in die Sierra von Escambrayzu ziehen. So war ihre Niederlage unausbleiblichund kosteteebensowie der Studentenaufstand das wertvolle Blut vieler ehrlicher junger Revolutiondre. Eine weitereSchwierigkeitbildeten antikommunistischeVorurteile des durch sländigenZuwachs aus bür-
Lastauto,das die Studentenzur Anfahrt vor dem Sturm auf das Präsidentenpaluis am 13.März 1957benutzten.Der Anschlag auf dus Leben Batistas mi!3Iang. Vor dem Eindringen in sein Arbeitszimmer tt;urde die Gruppe aufgerieben.
Arbeiterklasse, obwohl sie an der Vorbereitung der Aktion nicht beteiligt war. Sie erklärte sich allerdings solidarisch mit den ,,Fidelisten" und stellte sich an die Spitze des Kampfes um deren Freilassung. Zur Erzwingttng der Amnestie vom Mai 1955 hatte es auch bereits Kontakte mit der ,,Bewegung des 26. Juli" gegeben. Die Partei war jedoch noch nicht überzeugt davon, daß der bewaffnete Guerillakampf ein wesentliches Element der revolutionären Strategie in Kuba sein würde, sie hoffte. die Diktatur durch einen Generalstreik, der danh in einen bewaffneten Auf stand übergehen würde. beseitigen zu können. Die Spaltung der Gewerkschaften und das Gangstertum in ihrer Führung nach dem Vorbild der USA-Verhältnisse schwächten die Arbeiterklasse aber erheblich und
begrenzten den Masseneinfluß der Kommunisten. Aus diesem Grunde hatte bereits der Ende l9-55von der Sozialistischen Volkspartei ausgerufene Generalstreik eine Niederl a g e e r l i t t e n .u n d s i e l ö s t ee i n e n e u e Terrorwelle gegen die kämpfenden Arbeiter aus. Unter diesen Bedingerlichen Kreisen entstandenen gungen konnte die Arbeiterklasse rechten Flügels der ,,Bewegungdes zunächst nicht die führende Rolle 2 6 . J u l i " i m L l a n o . t l i e e i n e n g e s im revolutionären Kampf überBündnis mit der Sozialistischen nehmen. Da die Politik der SozialiVolkspartei behinderten. Die stischen Volkspartei jedoch ebenKommunisten führten seit Jahren falls auf die Schaffung einer natioeinen gut organisierten illegalen nalen Einheitsfront gegen Batista Kampf gegen den Imperialismus gerichtet war, verhandelte sie mit und die reaktionäre Diktatur, wofür den führenden örtlicheri Kadern der sie grausam verfolgt wurden. Be,,Bewegung des 26.Juli", und es sonders nach dem Sturm auf die kam auch zu gemeinsamen AktioMoncada richtete sich Batistas brunen.vor ullem zu gut organisierten taler Terror gegen clie Partei der Sabotageakten. Wenngleich die
Zersplitterung des Widerstandes damit nicht überwunden wurde und sich Tendenzen von An:rchismus in der Jugend weiterhin negativ auswirkten, so r.yuchsdoch der Einfluß der revolutionären Ideologie der Arbeiterklasse auf den linken Flügel der ,,Bewegung des 26. Juli", vor allem in der Sierra Maestra. Dort begann Ende 1957 die ditte Etappe des bewaffneten Kampfes, die bis Mai 1958dauerte und durch die Konsolidierung der revolutionären Basis gekennzeichnet war.
selbstverständliches ist, daß das Denken aller derjenigen, die den Weg des.bewaffneten.revolutionären Kampfes in unserem Lande zu beschreitenbegannen, noch nicht einheitlichausgerichtet war. so selbstverständlich war diese Einheitlichkeit doch bei ihren wichtigsten Führern.
Fidel Castro auf dem l. Parteitag der Kommunistischen Partei Kubas,1975
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Um die Jahreswende1957herrschte eine Art mililärisches Gleichgewicht zwischen der Rebellenarmee und den Batista-Kräften. Diese betraten die Sierra nicht, und die Aufsfändischen konnten noch nicht weit hinabsteigen. In der Tierra Libre entwickelte sich eine minimale Versorgungsindustrie: eineBäckerei,eineReparaturwerkstatt für Waffen und Ausrüstung, eine kleine hydroelektrische Station und eine kleine Druckerei für die Zeitung,,El Cubano Libre" (,,Der Freie Kubaner"). Es entstanden Krankenstationen, Verkehrsverbindungen sowie elementare Organisationenfür die Vorratswirtschaft. Die Lebensmittel, die von den Bauern aufgekauft wurden, reichten für die srdndigwachsende Zatl der Kämpfer nicht mehr aus. Daher wurde jetzt der Anbau von Bohnen, Mais und Gemüse sowie der Transport von Lebensmittelnim freien Gebiet mit guerillaeigenen Mulis organisiert. Für die Raucher baute man Tabak an. und Fleisch ,,lieferten" die Großgrundbesitzer, es wurde mit den Bauern geteilt. Über synipathisierende Händler kleiner Orte an der Grenze der Sierra regelten die Rebellen den Kauf notwendiger Waren in den Sfädten,vor allem von Medikamenten. Von besondererBe{eutung war ein kleiner Sepder, ,,Radio Rebelde", der bald${uf der ganzen Insel heimlich gehqft wurde und eine entscheidendeRcille bei der OrganisationdesillegalenKampfes spielte. Das schwierigste Problem für die Rebellenarmee war die Waffen4,,
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in der SienaMaestrn. von Waffen und Munition. Den Waffenwerkstatt Herstellung von Handgranaten, den Transport in getarnten Kisten über,,M-26*oder,,Sputniks" nahm bis an den Fuß der Sierra sozusagenvor den Augen der Batibeschaffung aus dem Llano. Der sta-Leute - ein die RebellenunterTransport über das unwegsame stützender Großgrundbesitzer. Fisteile Gelände der Sierra war müh- del und Raril regten auch die Hersam und nur auf Mulis oder dem stellung von Waffen in der eigenen Rücken der Kämpfer möglich. Die Werkstatt an. Es wurden vor allem Tarnung gegen Luftangriffe oder Handgranaten aus Blindgängern Überfälle der Batista-Soldatener- der Luftwaffe angefertigt. forderte die Benutzung besonders In der Frage der Waffenlieferung schmalerund durch Waldesdickicht für die Sierra kamen taktische führender Pfade. Aber das war nur Differenzen zwischen der Reeine SeitedesProblems,dennesgab bellenarmee und den Führern der außerdemharte Diskussionen zwi- ,,Bewegungdes 26.Juli" im Llano schen Fidel und den Führern der' zum Ausdruck. Das KonzePt der ,,Bewegungdes 26.Juli" im Llano, letzteren schienauf den erstenBlick weil diesedie von ihnen beschafften kühner zu sein. Statt allmählicher Waffen für ihre illegalen Gruppen Ausweitung desOperationsgebietes zurückhalten wollten. Schließlich der Rebellenarmee bis zur Einüberzeugte Fidel die Vertreter der nahme der Sfddte wollten sie dort Llano-Bewegung,daß eine Schwä- selbst Sehrschnell den bewaffneten chung der Rebellenarmeefür die Kampf beginneni Zu seiner UnterRevolution schädlich sein müsse, stützung verlangten sie den sofortiund sie organisierteneine Sendung gen Einsatz der Rebellenarmeeim
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Llano. Mit einem schlagartigen Generalstreik hofften sie, dann die Macht rasch erobern zu können. Aber das Kräfteverhältnis war noch zu ungünstig,idenn bisher hatte sich die feste Einheitsfront aller Gegner Batistas nicht herausgebildet. Obwotrl Fidel davor gewarnt hatte, die Sierra-Kräfte zu teilen, erklärte er sich auf Drängen der LlanoFührung bereit, im Sommer 1957 einen erslen Versuch zu uagen. in der Ebene zu operieren. Hohe Verluste an Gefangenen und ein notwendiger Rückzug bestritigten die Fehlerhaftigkeit des Konzepts. Auch die beiden erfolgreichen Aktionen der Rebellenarmee im März 1958 zur Erweiterung des Operationsgebietes zeigten deutlich, daß ständige militärische Operationen im Llano für die Guerrilleros noch nicht möglich waren. Der von Raül Castro geführten Kolonne gelang es in einem Vorstoß aus der Sierra mit Lastkraftwagen vorerst nur durch Schnelligkeit und taktisches Geschick, Gebiete zu durchqueren, in denen es von Batista-Soldaten wimmelte. Die Kolonne erreichte die Ausläufer der Sierra del Cristal im Nordwesten von Oriente und eröffnete dort eine zweite Front, die den Namen ..Frank Pais" erhielt. Zur gleichen ZeiI zogJuanAlmeida in den östlichen Teil Orientes, wo er ebenfalls mit erfolgreichen mili&irischen Aktionen begann und eine dritte Front errichtete. Der auf diese Erfolge der Rebellenarmee einsetzende verschärfte Terror der Diktatur bestdrkte aber die Llano-Führung in ihrem Konzept der Ungeduld. Ohne politische Aufkldrungsarbeit und organisatorische Vorarbeit unter den Massen rief die .,Nationale Arbeiterfront", die Betriebsorganisation der ,,Bewegung des Camilo Cienfuegos mit Kämpfern im Sommer1957vor dem Abmarsch in die Ebene, wo die Operationsversuche zu dieserZeit noch miplangen ErnennungRaüI Castros1umCommandante durch Fidel Castro Raül Castround JuanAlmefuamit Fidel Castro, Ramiro Valdöz und Ciro Redondo vor der Eröffnung der neuen Fronten
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26.Jrli", am 9. April 1958 zum Generalstreik auf. Der Generalstab der Rebellenarmee ordnete sich trotz seiner Bedenken diesem Beschluß unter und schickte Camilo Cienfuegos mit seiner Kolonne zur Unterstützung des Streiks in den Llano. Die mangelnde Vorbereitung und die ablehnende Haltung korrupter Gewerkschaftsführer ließen den Streik scheitern, das Ergebnis wurde eine bittere Niederlage der kämpfenden Arbeiter. die nun einer neuen Terrorwelle ausgesetzt waren. Camilo mußte sich wieder in die Sierra zurückziehen. Am 3.Mai 1958 fand in der Sierra ein wichtiges Treffen aller Leitungskader der ,,Bewegung des 26.Ju11" statt, auf dem die Konsequenzen aus der Niederlage des Generalstreiks gezogen wurden. der BeweDie Arbeitervertreter gung, die eine Konzeption des Putsches und des abenteuerlichen Alleingangs vertreten hatten, wurden hart kritisiert, und es wurde ein enges Zusammengehen mit der kommunistischen Partei gefordert. Die schdrfste Kritik traf aber die nationale Leitung der Bewegung im Llano, die keine klare Einschätzung des Kräfteverhältnisses im Lande vorgenommen hatte und nichtin der Lage war, die revolutionäre Strategie und Taktik für die ganze Insel auszuarbeiten. In dieser harten Auseinandersetzung bewies sich die hohe moralische Autorilät Fidels, sein Prestigein der Bewegungsowie die ehrliche Bereitschaft der Leitungskader. die Irrtümer einzusehen und auch persönliche Schlußfolgerungen daraus ztt ziehen. Es wurde eine entscheidende Reorganisation der Bewegung beschlossen: die Umbesetzung der Leitungsfunktionen im Llano und vor allem die Bildung eines Generalsekretariats für die gesamte Bewegung, dessen Leitung Fidel Castro übernahm. Auf diese Weise wurde die Führung des revolutionären Kampfes beider Formen, des bewaffneten un( des zivilen, in die Sierra verlegt. l'{ Das war unter dön in Kuba gegebenen Bedingungen eine richtige Maßnahme, begründet durch die Rolle der Persönlichkeit Fidel Castros und die fortgeschrittenere ideologi-
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amerika nur unter politischer Führung einer Guerilla, sogar ohne vorheriges Bestehen einer revolutionären Führungsorganisation durchgeführt werden kann. Dagegen bewies die Reorganisation der ,,Bewegung des 26. Juli" gerade, daß die entscheidende Voraussetzung für den Sieg der Volksmassen eine mit der Ideologie der Arbeiterklasse ausgerüstete straffe Leitung des revolutionären Kampfes auf der Basis einer disziplinierten gesamtnationalen Organisation ist, die im Bündnis mit allen revolutionären und oppositionellen Krdften operiert. Auf der Grundlage der Reorganisation wurden entsprechende Beschlüsseüber die Koordinierung der revolutionären Aktionen auf allen Gebieten und auch über die Arbeit mit den Emigranten gefaßt. Hayd6e Santamaria erhielt den Auftrag, in Miami die Möglichkeiten der finanziellen Unterstützune der Be-
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wegung durch sie zu überprüfen. Der revolutionäre Krieg konnte nun militärisch und politisch von Fidel gelenkt werden, und damit waren die Gefahren einer Abenteuerpolitik in der Bewegung gebannt, die unnötige Blutopfer kostete und das Vertrauen der Bevölkerune
Treffen von Leitungskadern der ,,Bewegungdes 26.JuIi" in clerSiena Maestra. (Ciro Redondo, Celia Sdnchez, Fidel Castro, Vilma Espin, Haydöe Santamar{a)
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Kubas in den Erfolg des Kampfes schwächte. Als Generalsekretdr der Bewegung und als Oberkommandierender der Rebellenarmee nahm Fidel nun Kontakte zu dem bürgerlichen Präsidentschaf tskandidaten der Opposition, Doktor Urrutia, auf. der sich in Venezuela aufhielt, uin mit ihm die Prinzipien der
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notwendigen Einheitspolitik gegen alle Spaltungsversucheder Bourgeoisiezu besprechen. Zu diesem Zweck wurde über ,;Radio Rebelde" ein verschlüsselter Funkverkehr naph Caracaseingerichtet. Der mit Urrutia sympathisierende Präsident Venezuelas, Larraz6bal, versprach,den Aufständischenper Flugzeug Waffen zu schicken. Ermutigt durch die Niederlage des Generalstreiks, plante Batista eine große konterrevolutionäre Offensive gegen die Sierra. Er bereitete sie durch den Abwurf von Flugblättern vorl die den sich ergebenden Rebellen Amnestie versprachen. Die Kämpfer zogenausdieser die richtige ,,Aufforderung" Schlußfolgerung, daß ein Großangriff zu erwarten sei. Sie bereiteten sich sorgfältigdarauf vor, indem sie möglichst große Vorräte an Munition, Ausrüstung und Verpflegung anlegten. Am 25.Mai 1958begannder Angriff der Batista-Truppen. An diesem Tage sprach Fidel gerade mit Bauem über die Kaffee-Ernte, die gefährdet war, weil die feindliche Armee keine Emtehelfer in das Gebiet aufsteigenließ. Fidel sch-lugein System der gegenseitigen Hilfe und einen helfenden Einsatzder Kämpfer vor. Ehe aber die Versammlung beendet war, griffen die Flugzeuge die Tierra Libre an. Gleichzeitig traten zehntausend feindliche Soldatenan, um in die Sierra einzudringen.Die Rebellen.mußten sich zunächst zurückziehen, um gülstige Verteidigungsstellungen einzunehmen.Obwohl dasVerhältnishinsichtlichder Mannschaftssfärkein den Kämpfen I : 10oder sogarI : 15betrugund der Gegner Granatwerfer, Panzer und weiterhin Flugzeuge einsetzte, gelang es ihm nicht,die Sierrazu erobern. In zweieinhalbMonatender Offensiveverlor der Feind mehr als tausend Mdnn an Gefallenen, Verwundeten und Gefangenen.Ständig wuchs die Anzahl desertierender Soldaten. In der letzten Offensive gegen die' Sieira brach sich die Batista-Arrnee,dasRückgrat, wenngleichsienochnichtbesiegtwar. Sie vermochteaber nicht einmalmehr, mit der zweiten Front in der Sierra del Cristzrlfertig zu werden. 25
In der zweiten Hälfte des Jahres 1958 begann die Etappe des Endkampfes gegen die verhaßte Diktatur. Die Auf ständischenkontrollierten nun in Oriente ein Territorium von etwa 12000Quadratkilometern. In diesem Gebiet schufen sie eine revolutionäre neue Ordnung, deren Grundlage der im Oktober 1958 auf dem ,,Bauernkongreßin Waffen" verkündete Erlaß über die Bodenreform war. Zweihundert Schulen und dreihundert Vorbereitungsklassen nahmen den Kampf gegen das Analphabetentum auf. Das Gebiet hatte zwölf Krankenhäuser, einen Rundfunksender, ein Fernsprechnetz,sieben Flugplätze, eine Zeitung und auch schon Revolutionsgerichte, die BatistaVerbrecher aburteilten. Die Unfähigkeit der Armee, die Rebellen zu besiegen,kündigte den unabwendbaren Zusammenbruch der Diktatur an.Das erkanntenauch einigehoheOffiziere der Armee, die darüber nachdachten,wie sie sich .,rückversichern" könnten. So schlug General Cantillo, der OberDer ,,Bauernkongrep in Waffen", auf dentam 10.Oktober1958in LaPlatadas ersteBodenreformgesetz für diebefreiten Gebieteverkündetwurde.Es wurdeaufgenommenim Regierungsdekret vom 17.Mai 1959. Schule der Revoh4tionsarmee in der Sierra Mae stra zurVlphab"tisatio n der
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Der revolutionöre Priester Guillermo Sardiftas arbeitete als Lehrer im befreiten Oiente.
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Das Leitungsmitgliedder Sozialistischen Volkspartei Felix Tones und ein anderer Genosse in der Kolonne von Camilo Cienfuegos RaüI Castro in Verhandlungenmit dem Iournalisten Bob Taber und einem Kameramannaus denUSA, die EndeApril 1957 einen Dokumentarfilm über die Guerilla drehten
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Zur Erinnerung an die in Kuba verehrte tapfereMutter GeneralAntonio Maceos, Mariana Grajales, bildeten Frauen eine eigene bewaffnete Kampfgruppe mit diesemNamen. Ein Treffen zwischenProduktionsarbeitern und einerEinheit der Rebellenarmee in der Sierra Maestrd kommandierende der Truppen in Oriente, Fidel Castro vor, Batista zu entmachten, wobei er im Auge hatte, sich selbst an dessen Stelle zu setzen. Fidel empfing in Gegenwart Ches einen Abgesandten Cantillos, dem er sagte, der General solle Batista verhaften und dem Gericht übergeben. Die Macht könnten allerdings nur die Aufständischen übernehmen, denn die Revolution sei kein oberflächlicher Umsturz und nur durch die völlige Zerschlagung des Diktaturapparates und seiner Truppen möglich. Die politische Läle der Aufständischen festigte sicfirjetzt besonders dadurch, daß das angestrebteBündnis mit den Kommunisten auf der obersten Ebene geschlossenwurde. Carlos Rafael Rodriguez, Mitglied
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des Politbüros der Sozialistischen Volkspartei, traf mit einer Delegation von Kommunistenin der Sierra ein, um die Koordinierung des Kampfes zu beraten. Außerdem traten sehr bald zahlreicheMitglieder der Partei in die Rebellenarmee ein und verstd"rkten ihre Reihen ideologisch und militdrisch. Diese Kampfgemeinschaft wurde zur Basis der Uberwindung antikommunistischer Vorurteile unter allen Angehörigen der ,,Bewegung des 26.fu11",die das ProgrammFidels konsequent vertraten. Allerdings vollzog sich dieserProzeßverständlicherweise in der Rebellenarmee schneller als in der zivilen Bewegung, der sich immer mehr bürgerliche Elemente - sogar Gutsbesit-
schuldigtediesenauch der Feigheit, denn er hatte sich kein einzigesMal im Frontbereich blicken lassen. Auch die Spitzen der ,,Gesellschaft", die ihn einst fördernden Reichen, kehrten ihm jetzt den Rücken, denn er erwies sich als unfähig, ,,Ruhe und Ordnung" im Lande herzustellen.Viele von ihnen zablten jetzt Steuern an die Aufsfändischen,um sich vor der Beschlagnahme ihres Besitzes zu schützen.In den USA erhoben sich ebenfalls zunehmendStimmen, die ..ihren Mann in Havanna" für untauglich erkldrten, die Interessen der Monopole zu vertreten. Im USA-Senat wurde gegen weitere Waffenlieferungenan ihn gestimmt, da ..sie doch nur in die Hände der
Anti-Batista-Bewegung, auf die Teilnahme der bürgerlichen Opposition daran und auf die vollkommene ökongmische Abhängigkeit Kubas von den USA. die eine radikale Veränderung des Gesellschaftssystems auszuschließen schien. Die Kräfte der Aufständischen nahmen sprunghaft zu, vor allem durch die sldndig wachsendeSympathie, die man ihnen aus allen Schichten des Volkes entgegenbrachte.Sie wurdenüberallvonden Bauern unterstützt, die auch die Mehrheit im Rebellenheerbildeten. In den Städten reihten sich die Arbeiter, die Studenten und Schüler, die Intelligenz und das Kleinbürgertum immer aktiver in den
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Batista-Off iziere
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zer. mittlere Unternehmer sowie Söhne und Töchter der Großbourgeoisie- anschlossen.Sie wollten zwar auch Batista beseitigen,aber sie sahenim Kommunismuseine Gefahr für ihren Besitz und waren von den jahrzehntelang verbreiteten Haßparolen gegen ihn beeinflußt. Rein quantitativ hatte Batista noch immer das Kräfteübergewicht,aber Waffen ohne Menschen, die bereit sind, damit zu kämpfen, sind wertlos. Und immer weniger Soldaten waren bereit, für eine von vielen verabscheuteClique von korrupten hohen Offizieren und deren ..Abgott" Batista zu sterben. Man be-
Entwicklungder Struktur der zweiten Front in dreiEtappenmit demSchema desAufbauseinerMilitärverwaltung im befreitenQebiet(ditte Etappe)
Widerstandskampf ein. Trotz der zahlreichen Verhaftungen, der Folterungen und der Mordpraxis von Batistas Geheimpolizei- bis Ende 1958 brachte sie etwa Rebellen" geraten würden. Zwar 20000Menschen um - wuchs der entwickelte die USA-Regierung illegale Kampf ,gegendie Diktatur auch noch Pläne, um durch Ver- unaufhaltsafnan. handlungenmit den Vertretern der Im Augus!. 1958 entwarf Fidel Zuckerbourgeoisie einen ,,de- Castro den strategischenPlan für mokratischen" Ausweg aus der die endgültigeNiederschlagungder ,,Krise" in Kuba zu finden, aber feindlichen Kräfte. Dieser Plan sah eine direkte Intervention erschien den Angriff der Rebellenarmeein ihr nicht notwendig. Sie vertraute drei Richtungenvor: Die Kolonnen auf das ,,gemäßigte"Programmder Fidels und Raüls sollten zunächstin 29
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N.$ Die Kömpfervor demAbmarschnach Las Villasim Oktober1958 CheGuevaraundCamiloCienfubgos auf demZug durch die Sierravon Escambray Oriente verbleiben und Santiago elastisch einkreisen. Die Kolonne Camilo Cienfuegos' (die zu Ehren des Führers deshistorischen Zuges der Mambises ,,Antonio Maceo" hieß) sollte in Richtung Westen bei Pinar del Rio vorstoßen und Che mit seinerKolonne die Provinz Las Villas freikämpfen. Der letztere hatte dabei die schwierigste militärischeAufgabe zu lösen, denner mußteauf seinemZug systematisch die feindlichen Verbindungen zwischen dem Westen und dem Osten der Insel zerstören und zugleich solchezu den Kampfgruppen in den Bergmassi'iender Regionvon Las Villas herstell$n.Hier kämpften seit Sommer 1957Guerillaeinheiten des ..Studentendirektoriums" und einigebewaffnete Gruppender,,Bewegungdes 26.Juli", die allerdings 30
zeitweilig miteinander konkurrierten und in falschem Ehrgeiz dieses Gebiet als ihre ,,Einflußzone" ansahen. Che sollte diese Gruppen zusammenfassen und sie vor allem auch mit der bewaffnetenAbteilung der SozialistischenVolkspartei in Las Villas vereinieen. Fidel er-
nannte Che zum ..Befehlshaberaller Einheiten der Aufsländischenin der Provinz Las Villas", um darin eine einheitliche Militärverwaltuns aufzubauen. Che wußte, daß seine Kolonne gegen eine starke Konzentration feindlicher Kräfte antreten mußte
nun an ging es zu Pferdeoder zu Fuß vorwärts ... einenTag nach dem anderen, und es wurde immer schwerer.. . Wir überquerten über die Ufer getretene Flüsse, Kandle und Bäche. die sichin Strömeverwandelthatten und bemühtenuns,Munition und Waffen trockenzu halten. . . Mit zunehmender Entfernung von der Provinz Oriente versuchten wir, allen Ortschaften auszuweic h e n. . . Allmätrlich griff Niedergeschlagenheit um sich. Hunger, Dwst und Müdigkeit, aber auch das Gefühl der Ohnmachtangesichts der Kräfte des Gegners,der uns mit iedem Tag fester in die Zange nahm, hauptsdchlich jedoch die ... sch.limmeFußkrankheit, die jeden Schritt. den unsere Kämpfer taten, zu einer unvorstellbaren Pein machte, ließen aus uns wandelndeSchattenwerden... Unsere Lage war wirklich katastrophal,bis wir schließlich mit großer Mühe aus der Umschließungvon Baragu{ ausbrec.henkonnten... Wir waren kaum wieder zu uns gekommen, als abermals schwere Regengüsseüber uns niedergingen - das unbarmherzigeKlima ... Die Truppe war zu Tode erschöpft, und ihr Mut sank immer tiefer ... Als die Lage jedoch noch anggspannter wurde, erblickten wir in der Ferne etwas, was die Männer aufleben ließ und ihnen neue Krdfte verlieh: im Westen erschienblauschimmernddasBergmassivvon Las Villas ...
Che Guevara über den Zug nach Las Villas
Sieger und der Weg nach Las Villas großen Mut erfordern würde. Er stellte es daher seinen Leuten frei, ob sie mit ihm ziehen wollten. Einige baten, in den Bergen bleiben zu dürfen; doch die überwiegende Mehrheit war bereit, den schweren Marsch anzutreten. Dieser soilte dann auch das Letzte aL Kraft und Ausdauer von ihnen verlangen. Am 30. August 1958 verließ Ches Kolonne die Sierra und marschierte nach Manzanillo. Dort warteten die sie weiterLastkraftwagen, transportieren sollten. Auf dem von Auf ständischen besetzten Flugplatz in der Nähe landete eine Maschine aus Venezuela mit Waffen und Munition. Der Feind hatte sie aber entdeckt und nahm den Flugplatz unter starkes Artilleriefeuer, in dessen Schutz er einen Angriff begann. Gegen lVlorgen mußte das Flugzeug angezündet werden, damit es dem Feind nicht in die Hände fiel. Auch die Lastkraftwagen mußten ver-
brannt werden, denn die BatistaSoldaten hatten den Tankwagen erbeutet, so daß die Kolonne keinen Treibstoff mehr hatte. So mußte sie zu Fuß nach Westen abmarschieren. Obwohl die Kämpfer bei Bayamo neue Lastkraftwagen bekamen, war es unmöglich, sie zu benutzen, denn ein schwerer Sturm mit gewaltigen Regengüssen hatte die Straßen unpassierbzir gemacht. Die Zentralchaussee zu befahren, war jedoch zu gefährlich, denn sie wurde von überlegenen Kräften des Feindes bewacht. Daher mußte der Marsch zu Fuß und mit wenigen Pf erden f ortggsetzt werden. Am 9. September geriet die Vorhut 'Kolonne in einen Hinterhalt. der Zwar konnte sie den feindlichen Trupp vernichten, aber der Gegner hatte sie nun entdeckt und. folgte ihren Spureri. Daraufhin beschloß Che, sich mit.der von Camilo Cienzrr fuegos geführten Abteilung vereinen, und beide Einheiten marschierten nun zunächst gemeinsarn weiter nach Westen. Sie mul3-
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ten Tag und Nacht Angriffe der Batista-Soldaten und ihrer Flugzeuge abwehren. Im ganzenMonat des Marscheskonnten die Kämpfer nur elfmal eine richtige Mahlzeit zu sich nehmen und nur eine Nacht lang schlafen.Aber der scblimmste Teil des Marsches folgte, als sie unbewohnte Sumpfgebiete durchqueren mußten. Myriaden von Moskitos zermürbten die Männer mehr als der sfändigeKampf gegen die Soldaten. Es mag wie ein Wunder erscheinen, daß die etwa 2ü) zerlumpten,hungrigen und vollkommen erschöpften Rebellen es fertigbrachten, die Sperren der hervorragend bewaffneten Armee Batistas zu durchbrechen. Aber erstens half die Bevölkerung - vor allem die Bauernden Kämpfern wie und wo sie nur konnte, zweitens war der Einsatz aller Kräfte und des Lebens für die Rebellen selbstverständlichgeworden, während die Kampfkraft der Soldatenweiter nachließ.zumal sie wußten, daß die mehrfach totgesagten Rebellensie immer wieder überraschend angriffen. Che übernahm Ende Oktober das militdrische Kommando in der Sierra Escambray, und es gelang ihm trotz großer Schwierigkeiten, die dort operierenden revolutionären Kräfte zusammenzuführenund ein Abkommen über die Aktionseinheit mit den Guerilleros der Sozialistischen Volkspartei an der Yaguajay-Front zu schließen. Der Diktator hatte auf den Rat des USA-Botschafters hin für den 3.November 1958eine,,Wahl" angesetzt, die ,,im Rahmen der Demokratie" das System retten sollte. Die Rebellenarmeehatte die Aufgabe, diese Wahlfarce zu verhindern. Sie überfiel die Militärfahrzeuge, die die Wahlurnen transportierten, und zerstörte die Urnen. Die Bevölkerungwurde aufgerufen, sich nicht an der Wahl zu beteiligen. Und die Mehrheit der Wahlberechtigten folgte diesem Appell. In der Provinz Orientetand die Wahl überhaupt nicht statl,i In den Städten bereiteten sich die bewaffneten Gruppen der illegalen Bewegung auf den letzten Kampf gegendie Diktatur vor. Sie sperrten im November und Dezember die
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4r CheGuevarawöhrenddesKampfesum die Provinzhauptstadt von Las Villas, SantaClara Zufahrten zu den Hauptchausseen und zerstörten die Eisenbahnstrek: ken an mehreren Stellen. In Oriente konnten die noch vorhandenen Regierungsstellennur noch aus der Luft oder über das Meer versorgt werden, und auch das wurde immer schwieriger. Die Rebellenarmee zäblte jetztbereits über 3 000 Mann, nicht gerechnet die Milizen in den Städten und die Tausende von zivilen Helfern der Revolution. Die
bereits an vier Frontenkämpfenden Truppen Batistas (gegendie Kolonnen Fidels. Rarils. Ches und Cienfuegos', der inzwischen vom Nordosten von Camagüey operierte) waren nicht mehr fähig, eine Offensive zu unternehmen.Ihre Kampfmoral sank von Tag zu Tag. In der zweiten Hälfte des Dezember 1958 verließ ChesKolonne die Sierravon Escambrayund begannmitder Niederwerfung der Stützpunkte in der Provinz Las Villas. Es fiel eine Festungnach der anderen- je nach Haltung der Kommandanten entweder nach tagelangen blutigen
Clara zum Entgleisen, bewarfen ihn mit Brandflaschen und zwangen die Besatzung, sich zu ergeben. Achtzehn Mann nahmen auf diese Weise mehr als vierhundert Soldateri und Offiziere gefangen, wobei ihnen 22 Waggons, Flak, Maschinengewehre und riesige Mengen von Munition in die Hände fielen. In der Provinzhauptstadt Santa Clara entbrannten heftige Kämpfe um den Justizpalast, das Hotel, das Gefängnis, das Polizeipräsidium und die Kaserne. Die ganze Stadt, in den Rauch von Bränden gehüllt, hallte von Schüssen und Detonationen wider. Die Einwohner leisteten der Rebellenarmee aufopferungsvoll Hilfe, sie baten die Kämpfer in ihre Wohnungen, gaben ihnen zu
ch erinnere mich, daß, als sie den Panzerztg nach Santa Clara schickten, wir eine Massendesertation organisierten. Wir sorgtendafiir, daß soviele Soldaten desertierten,wie wir KIeidung beschaffenkonnten,damit sie Zivilkleidung anlegten,ehe sieden Zug verließen.Und wenn nicht noch mehr desertierten. dann nur deshalb,weil sie nichts zum Umziehen hatten. Das spielte sich auf der ganzen Streckeauf jeder Stationab, wo wir unsere Organisation hatten. Der zerstörte Panzerzug der BatistaArmee Die Aufständ.ischenhaben eine Stadt besetzt. Kämpfen oder auch sehr rasch, fast ohne Widerstand. Die Aufsländischen entwaffneten die gefangenen Soldaten und Offiziere und ließen sie dann, wenn sie keine Verbrechen begangen hatten, frei. Ohne Waffen und von der Bevölkerung verachtet, bildeten sie keine Gefahr mehr. Diese Behandlung veranlaßte auch immer mehr Soldaten, sich zu
ergeben. Mit ihren Waffen wurden sofort Freiwillige ausgerüstet, die sich in jedem befreiten Ort den Rebellen anschlossen. Am 2T.Dezember 1958 begann unter Ches Führung die Schlacht um die Hauptstadt der Provinz Las Villas. Santa Clara. in der noch 5000 feindliche Soldaten lagen. Außerdem schickte Batista einen Panzetzug von Havanna zur Verstärkung nach der Stadt. Doch bereits auf dem Wege dorthin verließen Dutzende von Soldaten den Zug. Die Rebellen brachten ihn dann zwischen Cäpiro und Santa
Blas Roca auf dem VIII.Parteitag der SVP, 1960
essen und zu trinken. Ebenso sorg'Verwundete ten sie sich um und stellten ihre Häuser für deren Unterbringung zur Verfügung. Jugendliche führten die Aufständischen über die Dächer zu günstigen Positionen in der Nähe des Feindes und zeigten ihnen Verstecke der Batista-Anhänger, vor allem der ver-
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Fidel Castro verliest den Aufruf zum Generalstreik am 31.Dezember1958. haßten Geheimpolizisten. Von vielen Einwohnern erhielten die revolutionären Kämpfer Informationen über die Bewegungen und Aktionen des Gegners. Dutzende von Menschen boten Che ihre Dienste an. Die Panzer, auf die die BatistaArmee so große Hoffnungen gesetzt hatte, erwiesen sich als nutzlos. Männer, Frauen und Jugendliche bauten aus Personen- und Lastkraftwagen Barrikaden, in denen die Panzer steckenblieben. Die warfen dann BrandKämpfer flaschen und zwangen die Besatzungen, sich zu ergeben. Batistas Flugzeuge bombardierten wahllos Stadtviertel, in denen außer Zivilisten auch viele Soldaten seiner eigenen Armee umkamen. Gegen Mittag des 1. Januar 1959 kapitulierte die Garnison von Santa Clara. Damit war der Weg der Rebellen nach Havanna endgültig frei. Auch an den anderen Fronten war der Widerstand der Diktatur inzwischen zusammengebrochen. Die Kolonnen unter Fidel und Raril konnten den Ostteil der Insel, der nun vollkommen eingekreist und von jedem felndlichen Nachschub abgeschnittenr$zar, in wenigen Tagen einnehmenl. Die Soldaten in den noch vorhandenen Stützpunkten des Gegrrers ergaben sich fast widerstandslos. Am 2.Januar zosen
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die Aufständischenunter großem Jubel der Bevölkerung in Santiago ein. Entscheidend unterstützt wurden die letzten siegreichenKämpfe der Rebellenarmeevon einem nunmehr erfolgreichenGeneralstreik,zu dem Fidel Castroam 31.Dezember1958 aufrief, um die Machenschaftender Batista-Clique zu durchkreuzen. Diese versuchte noch mit einem ,,Waffenstillstandsangebot" Verwirrung in die Reihen der Kämpfer zu tragen und damit die volle Machtübernahme der Auf ständischen zu verhindern. Innerhalb von Stunden vermochten die gemeinsam auftretenden Betriebskomitees der Sozialistischen Volkspartei und der ,,Bewegung des 26.Ju11"den nationalen Streik zu organisieren,der bis zum 3.Januar alle Aktivitäten desGegnerslähmte. für dasGelingendes Voraussetzung Streiks war die klare Haltung der Leitung der ,,Bewegung des 26.Jtrl1" zu den Forderungender werktätigenMassenund ihr konsequentes Eintreten für die Einheit der revolutionären Bewegung. Unter dem Eindruck des allseitigen Zusammenbruchsder Diktatur begriff auch Batista, daß das Ende seiner Herrschaft gekommen war. Es spielte sich auf jene Weise ab, die für solchekorrupten Diktatoren typisch ist. Nachdem Batista am Morgendes 31.Dezembervon seinem Generalstabschefgemeldet worden war, daß keinerlei Hoff-
das kubanischeVolk! ... Dieser großartige Sieg des Volkes über seine Unterdrücker muß mit Hiife aller durchdie zuverlässige Arbeitereinheit gefestigt werden. UnsereArmee ist eine Armee der Bauern,Arbeiter, Studentenund tntellektuellen, und ihre Mission besteht außer der Führung des Krieges zum Sturze der Tyrannei darin, die Demokatie für alle zu sichern, die Rede-und Gedankenfreiheit herzustellen, die Agrarreform mit einerunverzüglichen Verteilung des Bodens durchzuführen(wie das in den Bergen von Oriente und Las Villas geschehen ist) ..., die gewerkschaftliche Demokratie herzustellen sowie die Annahme der gerechtenForderungender Arbeiterund all der Maßnahmenzu garantieren.die notwendig sind. um die Rechte des Volkes zu sichern. Volk: Vorwdrts mit der Revolution! Arbeiter: Auf zum Kampf ! Bauer: OrganisiereDich! ...
Aus dem Aufruf der Kolonne Che Guevaras vom 23.Dezember 1958
nung mehr bestünde, den Marsch der Rebellen auf Havanna zum Stehen zu bringen, veranstaltete er auf seinem Landsitz in der Ndhe von llavanna einen Silvesterball, und auf dem Gala-Uniformen funkelnde Diamanten, ,,heiße" Musik und Ströme von Sekt noch einmal die Illusion der ..heilen Welt" für diese Gesellschaft vortäuschen sollten. Gleichzeitig ließ Batista ein Flugzeug bereitstellen,
Fidel Castro mit Camilo Cienfuegos beimEinmarschin Havannaam S.Ianuar 1959
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zrr dem er sich gegen Morgen mit 20 Koffern (in die er nebenBargeld, Schmuck und Wertpapieren solche liebgewordenen Reliquienwieeinen Fernsprechapparataus purem Gold und seinensilbernenNachttopf einpackenließ) begab.Die Abfahrt des Diktators löste eine Panik unter seinen Vertrauten aus, sie folgten ihm in wilder Hast. Auf dem Flugplatz begann ein rücksichtsloser Kampf um die Plätze in der Maschine, die 35 Personen fassen konnte, in die aber schließlich 74Mann hineingedrängtwaren.Der Pilot weigerte sich zu starten. Es mußte Gepäck wieder ausgeladen werden, darunter auch 10 Koffer Batistas, ehe die überladene Maschine abheben konnte. Man.stritt noch in der Luft um das Ziel, die Offiziere waren für Miami, aber der vertriebene Diktator fürchtete auch dort noch die ,,Fidelisten", und er entschied sich für Santo Domingo. Sein ,,Freund", der Diktator Trujillo, behandelte ihn dann dort sehr ungnädig und nahm ihm einige Millionen Dollar für' ,,gelieferte Waffen", für,,Aufenthaltskosten" und,,politischeUnterstützung"ab. Weil kein Land Batista aufnehmen wollte. mußten ihm die USA im August 1959 eine Aufenthaltserlaubnis für Madeira verschaffen, wo er sich in einer alten Festungfür immer verschanzte. Vor seinerFlucht hatte der Diktator noch einen,,Nachfolger" bestimmt, den intriganten General Cantillo, der Fidel zugesagthatte, Batista zu verhaften, ihn dann aber mitsamt seiner Verbrecherclique entkommen ließ. Die Hoffnungen Cantillos, sich doch noch durch Verhandlungen mit den Rebellen über einen Waffenstillstand an die Macht zu bringen, wurden innerhalb von 24 Stunden im revolutionären Sturm des Volkes zerstört. Am 2. Januar traf Che Guevara mit seinerKolonne in Havannaein, gefolgt von Camilo Cienfuegos, der dort mit seinen Leuten, ohne einen Schußabzugeben,dasElite-Militärlager,,Columbia", dieletzte Bastion der Armee. besetzte.
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ErsteRedeFidelCastrosnachdemSieg Militörzentrum,,Columim besetzten bia" in Hsvannaam LJanuar1959 Die Bevölkerung der HauPtstadt empfing ihre Befreier mit unbeschreiblicher Begeisterung, denn Batista und seineHandlangerwaren geflüchtet, und die Garnison sowie die Polizei leisteten keinen Widerstand mehr. Aber noch gab sich der Gegner nicht vollkommen geschlagen. General Cantillo hatte sich mit einigen Offizieren bei BatistaAnhängern verborgen, sie hofften noch auf die Hilfe ihrer Schutzherren in den USA, das heißt die rasche Anerkennung einer Militdrjunta als,,provisorische Regierung" Kubas. Batista-Leutegingenaußerdem in der Nacht vom l. zum 2. Januar auf die Straße,tarnten sich als Revolutionäre und riefen provokatorisch zu Plünderungen auf, um die Bevölkerung gegen das Rebellenheeraufzubringen. Che und Camilo begannen sofort, aus den bisher illegal kämpfenden Widerstandsgruppender Stadt eine revolutionäre Miliz aufzustellen. Sie entwaffneten mit derenHilfe die Polizei des Diktators und die letzten Truppeneinheiten, die sich in der Stadt verstreut hatten. Mit Unterstützung der Zivilbevölkerung griff
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die Miliz die Folterknechte Batistas auf und sperrte sie unter Bewachung von Kämpfern der Kolonne Ches in einer Kaserne,der ,,Cabafra", ein. Allen Versuchen, die revolutiontire Macht noch aufzuhalten, wurde ein Ende gesetzt. In der Cabaffa wohnte zunächst auch Che, der dort sein Stabsquartier hatte. Hier empfing er durch Vermittlung von Czrlos Rafael Rodriguez am 3.Januar den sPäteren chilenischenStaatspräsidentenSalvador Allende. der 1952 in seiner Eigenschalt als Senator Che einen Empfehlungsbrief für die Einreise nach Guatemalageschriebenhatte. Das Treffen in der Cabafiawar der erste Kontakt Allendes mit den Führern der kubanischen Revolution, und es kreuzte sich dabei der Weg zweier großer Lateinamerikaner, deren Tod für die Sache der Befreiung des Kontinents später die ganze Welt bewegte. Der 8.Januar 1959 sah dann den triumphalen Einzug Fidel Castros mit 1500Rebellen auf ShermanPanzern,Jeepsund Lastkraftwagen
in Havanna, das ihn enthusiastisch feierte. Die Diktatur war zerschmettert worden, über 20000 Kubaner hatten ihr Leben gelassen, damit 6 Millionen Menschen auf einer Insel Lateinamerikas erstmals in der Geschichte des Kontinents die volle Freiheit erringen konnten. Doch der Kampf um diese Freiheit war mit der Zersctrlagung der Batista-Herrschaft nicht beendet, die Revolution mußte Schritt für Schritt gegen den Widerstand der inneren und vor allem der äußeren Reaktion ihr Proeramm verwirklichen.
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Die Volksarmee und die von den Rebellen reorganisierte Polizei wirkten als entscheidenderMachtfaktor, unter dessen Schutz das Volk den Weg zu seiner Machtergreifung beschreiten konnte. In Gestalt der bürgerlichen Regierung und der bewaffneten Krdfte entstand zunächst eine Art ,,Doppelherrschaft". Dieser Zustand wurde ganz deutlich, als die rechten bürgerlichenFlügel der ,,Regierungder nationalen Einheit" und der ,,Bewegung des 26.Juli" die Konsequenzender Revolutio"nzu sabotieren versuchten. Zwar löste die Regierung mit einheitlichem Beschluß die Geheimdienste auf, entließ 50Prozent der Staatsanlestellten, Ein revolutioniirerMilizionör bewacht stimmte der Entlassung aller ba- ein Verwaltungsgebäude. tistahörigen Universilätsprofessoren zu und stellte die Legalität der legten sie ihre Ziele dar und riefen SozialistischenVolkspartei wieder das Volk zur Entscheidungauf. Sie her, aber die Todesurteile gegen entlarvten die Machenschaftender 550 Verbrecher der Diktatur durch rechten Regierungsvertreter, die die Revolutionstribunalelösteneine keine ReformgesetzeerlassenwollVerleumdungskampagneder Rech- ten. Unter dem Druck der öffentten aus. Die ,,kommunistische" lichkeit mußten diese am Volksjustiz richte ein,,grradenloses 13.Februar 1959zurücktreten, und Blutbad" an, flüsterten die gehei- Fidel Castro übernahmdas Amtdes men Feinde der Revolution, und Ministerpräsidenten. Im Staatsbald konnte man das auch in den apparatwürden die leitendenFunkZeitungen der USA lesen. Es be- tionen mit Revolutionären besetzt, gann die Hetze gegen die ,,Bdrti- die mit der Verwirklichung radikagen", die nicht bereit waren, auf ler Reformen begannen.Von größlateinamerikanische ter Bedeutung war die Einrichtung ..bewährte Weise" nach dem Sturz eines Dik- des Instituts zur Durchführung der tators zum ..normalen Leben" zu- Bodenreform (INRA), das allmähIich auf alle Gebiete der staatli"chen rückzukehren. Aber Fidel und seine Mitkämpfer Organisation Einfluß nahm, da es stützten sich auf die Arbeiter und auch Projekte für die IndustrialisieBauern, auf das werktätige Volk. rung Kubas ausarbeitete. Auf großenMassenversammlungen Durch diese Maßnahmen ver6
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schdifte sich der Klassenkampf im Lande. Großgrundbesitzer und Kapitalisten bildeten aus ehemaligen Mitarbeitern des BatistaRegimesund moralisch verkommenen Bewohnern der Elendsquartiere geheime konterrevolutiondre Gruppen, die sich in den Bergenvon Escambray verbargen,um von dort aus Sabotageakte zu verüben. Vertreterdes USA-Geheimdienstes nahmen Kontakte zu den Feinden der Revolution auf und planten mehrere Mordanschläge auf Fidel und Raül Castro. Im Oktober 1959 fiel Camilo Cienfuegos während eines Kontrqllfluges über der kubanischen Küste einem Sabotageakt zum Opfer. Naih einem Anschlag auf Fidel Castro am 8. September 1960 wurden ..Komitees zur Verteidigungder Revolution" in Wohngebieten, Produktionsstätten und Dörfern gebildet, vornehmlich Frauen und Mädchen reihten sich in JI
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L€Y ör nFrn;lt/rfiffi;;; Kundgebung Extrablatt zur Verkündung des Agrarreformgesetzes Extrablatt über die ,,Erfüllung des Versprechens beim lttloncada-Sturm", in bezug auf das Geietz über die Stadtreform zur Absihaffung des Mietwuchers Extrablatt über die Nationglisierung der gropen Unternehmen und der Banken
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sie ein. Sie lernten mit der Waffe umzugehen und übernahmen Tagund Nachtwachen. ..Arbeiten und kämpfen" war ihre Losung. Aus diesen Komitees der kollektiven Wachsamkeit entwickelte sich zugleich eine neue örtliche Selbstverwaltung, die sich um alle politischen und sozialen Probleme der Einwohner sorgte. Einige tausend Bourgeois und
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Feinde der Revolution verließen Kuba und emigrierten in die USA, die auch geflohenen Verbrechern des Batista-Regimes Asylrecht gewährten. Die revolutionären Reformen der kubanischen Volksmacht erweckten den Haß der USAMonopolisten. Sie weigerten sich, weiterhin Zucker von Kuba zu kaufen, zogen ihre Spezialisten aus den Fabriken ab und lieferten kein
Mit Hilfe seineskleinen Freundes lernt ein 69jähiger B auarbeiter schreiben. Erdöl mehr auf die Insel. Die den gehörenden USA-Gesellschaften Raffinerien in Kuba lehntenes auch ab, sowjetisches Erdöl zu verarbeiten und wurden daraufhin von der Volksmacht enteignet. Durch politischen Druck vermochte die USARegierung alle Staaten Lateinamerikas (außer Mexiko) zu zwingen. ebenso wie sie selbst die diplomatischen Beziehungen zu Kuba abzubrechen. Auf diese Weise unternahmen die USA zunächst den Versuch, das ,,Castro-Regime" mit Hilfe der ökonomischen und politischen Blockade in die Knie zu zwingen. Weil jedoch sofort die solidarische Hilfe der sozialistischen Staatengemeinschaft, vor allem der Sowjetunion, einsetzte, die diese Blockadewaffe abstumpfte, suchten die Imperialisten bald auch nach militdrischen Mitteln, die kubanische Revolution niederzuschlagen. Die Kennedy-Regierung rüstete auf dem Territorium Guatemalas eine aus kubanischen Emigranten ge-
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Ein von konterrevolutionören Saboteuren gelegter Brand. Diese Banden ermordeten ctuch Lehrer und Studenten in der Alphabetisationskampagne, Funktionöre. Arbeiter. Bauern und Wirtschaftsleiter der Volksmacht.
Trümmer nach dem Kampf in der an der Plava Girön ,,Schweinebucht"
dann militärischö ,,Hilfe" der USA anfordern würde. Unter diesem Vorwand wollten die USA die Intervention nachholen, um die Revolubildete Aggressionstruppe aus. Sie tion zu ersticken und in Kuba glaubte,durcheinekonterrevolutio- wieder ein reaktionäres, ihnen hönäre Invasion eine ,,Gegenregie- riges Regime zu errichten. rung" in Kuba bildenzu können,die Nach einem Bombenangriff aus ge-
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Die wichtigsten Reformen in Kuba nach dem 2T.Februar 1959 1. Agrarreform - Enteignung von Großgrundbesitzern (10000) - Landzuteilung an 150000 Familien, Bildung von Genossenschaften - Nationalisierung von 2,9 Mill. ha Boden 2. Sozialreform - Herabsetzung der Mieten, Beschlagnahmeder Häuser der Batista-Leute, Beginn des Wohnungsbaus - Erhöhung der Minimallöhne, Schaffung von Arbeitsplätzen - Schaffung einer Sozialversicherung - Ausbau des Gesundheitswesens 3. Nationalisierung der Bodenschätze
4. Enteignung der USA-Monopolgesellschatten (1960) 5. Bildungsreform - Bau von Schulen - Alphabetisation (bis 1961) 6. GesellschafflicheStrukturreform - Demokratisierung der Gewerkschaften - Schaffung demokratischer Massenorganisationen (Frauen, Jugend usw.) - Bildung der ,,Komiteeszur Verteidigung der Revolution" (1960) - Gründung der Einheitspartei (seit 1965)
Ein Mitglied eines,,Komiteeszur Verteidigungder Revolution" tarnten Flugzeugen :ruf den Militärflugplatz von Havanna am l-5.April 196l landete die konterrevolutionäre Söldnertruppe in der ,,Schweinebucht" (Bahia de Cochinos) an der Playa Girön. Aber das tapfere Volk der: Insel schlug den Angriff in nur 72 Stunden nieder und vereitelte so die Pläne des Pentagon und des amerikanischen Geheimdienstes. Alle Einwohner des bedrohten Gebietes, von den 40
Alten bis zu den Schülern, halfen den kubanischen revolutionären S t r e i t k r ä f t e n .d i e E i n d r i n g l i n g ez u besiegen uncl clie Flüchtigen zu ergreifen. In einer später stattfindenden öffentlichen Verhandlung gegen die Gefangenen entlarvte die kubanische Regierung die Rolle der USA als Organisatoren des konter.. :'., revolulionären Uberfalls. Hierbei überzeugte sie auch einige der jungen Emigranten davon, daß sie als Kubaner für fremde lnteressen mißbraucht worden waren. Als die USA-lmperialisten einsehen
mußten, daß 196l nicht mehr 19-54 w:lr. als sie die Revolution in Guatemala noch mit Hilfe ihres Bananentrusts durch eine konterrevolutionäre Emigrantenarmee hatten überwältigen können, schmiedeten sie Pläne flir eine direkte lnvasion in Kuba und sandten zur Vorbereitung Kriegsschiffe in das Karibische Meer. Die kubanische Regierung wandte sich daraufhin an die Sowjetunion mit der Bitte. militärische Hilfe zu leisten und zum Schutz des Landes atomare Waffen auf der Insel zu
Schüler an einer Vierlingsflak während der Kämpfe an der Playa Girön
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Zuckerrohrernte mit der Machete
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,,Die Invasion ist niedergeschlagen!"
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kubanisch-sowjetischer Militärvertrag abgeschlossen.
Nun erklärte sich die USA-Regierung für ,,bedroht" und kündigte ihrerseits militdrische Maßnahmen gegen die Sowjetunion an, wenn diese die atomaren Waffen nicht von Kuba abziehen würde. Die sowjetische Regierung stimmte im Interesse der Erhaltung des Weltfriedens dieser Forderung unter der Bedingung zt, daß sich USAPräsident Kennedy verpflichten müsse, jede militdrische Intervention von seiten der USA in Kuba zu unterlassen. Mit diesem Kompromiß endete im Oktober 1962 die ,,Karibische Krise", er war ein Sieg der Friedenskräfte und zugleich die Voraussetzung für die friedliche Weiterentwicklung der kubanischen Volksrevolution. Kuba erhielt in wachsendem Maße ökonomische Hilfe von der Sowjetunion und den sozialistischen Staaten, um die aus der schweren Vergangenheit und der Blockade herrührenden Probleme zu bewältigen. Das Land, das als ..Halbkolonie" der USA fast alle Produktionsmittel, Ersatzteile und die meisten Gebrauchsgüter von tlort hatte importieren müssen. konnte nun unter Anspannung aller
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ff$ffi Kräfte, bei großer Opferbereitschaft und mit der solidarischen Unterstützung der sozialistischen Staatengemeinschaft darangehen, seineWirtschaft neu aufzubauen. In der Erkenntnis, daß die revolutionären Erfahrungen der kubanischen Volksmassen ihr Bewußtsein im Kampf gegen die innere und äußere Konterrevolution sehr rasch entwickelt hatten und daß die demokratischenReformen nur der erste Schritt zur Schaffung einer wirklich freien Gesellschaft sein konnten, schlug Fidel Castro am l. Mai 1961den BeginndesAufbaus des Sozialismusvor. Damit trat die kubanischeVolksrevolution in eine neue Etappe ein, in die Etappe des Kampfes um die sozialistische Umgestaltung des Landes, in brüderlicher Verbundenheitmit der sozialistischen Staatengemeinschaft. Wenngleichdie besonderenationale Entwicklung Kubas ergab, daß die Volksrevolution nicht unter direkter Führung der Partei der Arbeiterklassesiegte,so zeigtesichdochdie entscheidendef.olle ihrer Ideologie im Kampf. Ini I Verlauf der Revolution bildete $ich dann auch folgerichtig die Helemonie iler Arbeiterklassealsf ortschrittlichsterKraf t der Gesellschaftherausund fandin der Gründungder neuenKommunistischenPartei ihren Ausdruck. Das beweist,dal3die kubanischeVolks-
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revolution mit den ihr eigenen Besonderheiten als ein gesetzmäßiger revolutionärer Prozeß in der Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus verlaufen ist; und es widerlegt Behauptungen, in Kuba habe eigentlich eine ,,Bauernrevolution" oder eine ..Revolution von Intellektuellen" stattgefunden. Die heldenhaft kämpfenden kubanischen Werktätigen veränderten mit Errichtung einer Arbeiter-undBauern-Maöht ,,vor der Tür" des USA-Imperialismus das Kräf teverhältnis in der Welt weiter zu Gunsten des Fortschritts und des Sozialismus. Die Kette des Imperialismus auf dem amerikanischen Kontinent wurde an ihrer schwächsten Stelle gesprengt, und es begann die zweite Befreiungsrevolution der lateinamerikanischen Völker. Der Sieg des kubanischen Volkes bewegte die Volksmassen des Kontinents und der ganzen Welt. Kuba empfing die Solidariüätdieser Kräfte und übt sie ebenso opferbereit, wo immer es kann. Obwohl die nach wie vor USA-Imperialisten mit allen Mitteln verSuchen, ihr reaktiondres Ausbeutungssystem in Lateinamerika aufrechtzuerhalten - das freie sozialistische Kuba ist das Wahrzeichen der unaufhaltsamen nationalen und sozialen Befreiungsrevolution auch in diesem Teil der Welt.
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Solidaritätskundgebung in Kolumbien (1961) unter dem Motto ,,Con Cuba hasta la muerte" (,,Mit Kuba bis in den Tod")
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Dr. phil. Lieselotte Kramer-Kaske, gebren 1923, studierte Geschichte an der Hurnboldt-UniversitätBerlin. Spezialgebiet:hobleme der Strategie der Revolution und der Konterrevolution in Lateinamerika.Von ihr erschienenals Buchveröffentlichungen: ,,Im Lande der Chibcha Kolumbien gestern und heute" und ,,Präventivkrieg gegen das kämpfende Volk * die Strategieder USA in Lateinamerika 19ffi-1970". Außerdem veröffentlichte sie wissenschaftliche Aufsätze und zahlpopulärwissenschaftliche reiche Arbeiten zur Geschichte Lateinamerikas.
Herausgeber: Zdntralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Redaktionskollegium:Dr. Klaus Scheel, Dr. Wolfgang Büttner, Dr. Evemarie Badstübner-Peters,Dr. Gerhard Höpp Verlagslektoren: Ursula Sell, . Arno Lemke Gesamtgestaltung:Peter Schulz O 1980VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften.Berlin Lizenz-Nr.: 206' 435146,181 Lichtsatz: INTERDRUCK Graphischer Großbetrieb LeipÄg - lU I l8 I I Druck und Bindearbeit: Druckhaus KarlMarx-Stadt Itr-Gl5 LSV ü259 Bestellnummer:57W1fi DDR 3,50M Bildnachweis
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VEB DeutscherV{lag der Wissenschaften, Berlin; Dr. Jürgen Hell, Berlin; Kurt Klingner, Berlin; Beate Sell, Berlin Der Verlag dankt für freundliche Unterstützung und Veröffentlichungsgenehmigungen dem ADN-ZB (Kohls, Spremberg), ADN-ZB/Hsinhua, ADN-ZB/MTI, ADN-ZB/Prensa Latina, ADNZBITASS, der Galerie Junge Kunst, Frankfurt (Oder), dem KubanischenRevolutionsmuseum.Havanna.
Ein wichtiger Schritt beim Aufbau des Sozialismusin Kuba ist die Mechanisierung der Zuckenohrernte. Die Sowjetunion half brüderlich bet der Entwicklung dieserKombine. Kubanische StraSenmusikanten. Gemölde von Karl Heinz lakob, 1963