Mondknoten Astrologie Innerer Kompass der Evolution Bruno und Louise Huber Dieses Buch antwortet auf einen Ruf der neuen Zeit. Die Mond knoten-Astrologie öffnet Wege zur Ganzheit, zur Psychosynthese, zu geistigen Dimensionen. Sie erfasst den Menschen sowohl in seiner dreifachen Persönlichkeits struktur wie auch in seiner Bezie hung zum globalen Evolutions prozess. Mit Hilfe des Mondkno tens, der Mondknotenachse und dem Mondknotenhoroskop wird die seelisch-geistige Entwicklung und die individuelle Lebensaufga be aufgezeigt. Im ersten Teil werden in leicht verständlicher Weise alle prakti schen Anwendungsregeln des Mondknotens behandelt. Im zweiten Teil wird das Mondkno tenhoroskop aus der Sicht der Esoterik im Hinblick auf den Evolutionsgedanken und auf frü here Inkarnationen gedeutet.
Tiefenpsychologisch zeigt das Mondknotenhoroskop die ver drängte Seite des Menschen - die Schattenpersönlichkeit im Sinne von C.G.Jung. Anhand von Fall beispielen wird die Anwendung dieses Horoskopes in der psycho logischen Beratung dargestellt. Damit haben Astrologen, Psycho logen und Therapeuten ein zu sätzliches Mittel, die Ursachen von tiefsitzenden Problemen zu erkennen und die Hintergründe menschlichen Schicksals aufzu decken. Die Mondknoten-Astrologie geht weit über das bekannte astrologi sche Wissen hinaus. Sie stellt die geistige Entwicklung ins Zen trum ihrer Betrachtung und för dert die Freiheit des Menschen. Die Einsichten, die daraus entste hen, erlauben ein tiefgreifendes Verstehen menschlicher Beweg gründe und Verhaltensweisen. Das hat Konsequenzen: Bessere Selbstkenntnis; besseres Zusammenleben; Hilfe am anderen Menschen.
Der Lehrstoff ist klar gegliedert und mit einem umfangreichen Bildmaterial veranschaulicht.
Bücher von hoher Qualität
Astrologische Psychologie 6
Bruno und Louise Huber
Mondknoten Astrologie Innerer Kompass der Evolution
Das Mondknotenhoroskop Tiefenpsychologische und esoterische Bedeutung der Schattenpersönlichkcit und ihre Integration
Teil 1: Struktur und Wirkungsweise Teil 11: Mondknoten und Esoterik
Verlag Astrologisch-Psychologisches Institut Adliswil / Zürich
2. Auflage 1993 (C) 1991 Verlag Astrologisch-Psychologisches Institut, Adliswil/Zürich.
Alle Rechte, besonders das der Übersetzung, Vorbehalten! Auszugsweise Wiedergabe, auch Fotokopien, nur unter Angabe der Autoren.
Graphische Gestaltung und Layout: Louise und Michael-A. Huber Umschlaggestaltung: Bruno Huber Textline-Layout: Werner Stephan Druck: CARO-Druck, 60486 Frankfurt am Main Printed in Gennany
ISBN 3-85523-008-0 Scan & OCR von Shiva2012
Allen Freunden, die sich für die Verbreitung der Astrologi schen Psychologie einsetzen und unsere Arbeit unterstüt zen, möchten wir hiermit herzlich danken. Auch unseren Mitarbeitern danken wir für ihren Einsatz beim Zustande kommen dieses Buches, für das Korrekturlesen, Herstellen von Zeichnungen, Tonbandabschriften, Korrigieren der Texte, Fertigstellen der Manuskripte, ergänzende Hinweise und Vorschläge.
Udo Bender Ilse Conrad Daniel Cuny Lotti Ehrat Elke F. Gut Michael-A. Huber Ursula Hunkeler Johanna Köhler Wolfhard König John Fortmann Rita Schafroth Werner Stephan Dr. Monika von Toerne Allen jenen, die schon so lange auf dieses Buch warten, danken wir für ihre Geduld.
5
Inhalt Vorwort
13
1. Teil: Bruno Huber Struktur und Wirkungsweise der Mondknoten-Astrologie
15
Einleitung
17
1. Wirkungsweise des Mondknotens im Grundhoroskop Der Mond als unsere Nachtseite Die Mondknoten — Drachenkopf und Drachenschwanz Stonehenge - der erste Mondkalender Die Mondknotenachse als Entwicklungslinie Psychische Leitsterne Der aufsteigende Mondknoten Der absteigende Mondknoten Der Rhythmus der Mondknoten Mondknoten und Aszendent Übung zum Mondknoten - Aszendentenzusammenhang Der Mondknoten als Korrekturelement 2. Aspekte zum Mondknoten Was sind Aspekte? Rote Aspekte Blaue Aspekte Grüne Aspekte Planetentafel Mondknoten und Planeten Mondknoten mit Mond Mondknoten mit Sonne Mondknoten mit Saturn Mondknoten mit Merkur Mondknoten mit Venus Mondknoten mit Mars Mondknoten mit Jupiter
23 24 26 29 33 34 37 39 40 42 44 47 49 50 51 55 56 57 58 59 60 61 62 62 63 64
6
Mondknoten mit Uranus Mondknoten mit Neptun Mondknoten mit Pluto Der unaspektierte Mondknoten Der Mondknoten als Spannungsherrscher Der Mondknoten in den drei Bereichen eines Hauses Eingeschlossene Zeichen
64 65 66 67 70 72 74
Der Mondknoten in den Häusern
75 76 77 80 82 84 87 90 93 96 99 102 105 109
Der erste Schritt Mondknoten im 1. Haus Mondknoten im 2. Haus Mondknoten im 3. Haus Mondknoten im 4. Haus Mondknoten im 5. Haus Mond knoten im 6. Haus Mondknoten im 7. Haus Mondknoten im 8. Haus Mondknoten im 9. Haus Mondknoten im 10. Haus Mondknoten im 11. Haus Mondknoten im 12. Haus Der Mondknoten in den Zeichen
Der Unterschied Häuser und Tierkreiszcichen Mondknoten im Zeichen Widder Mondknoten im Zeichen Stier Mondknoten im Zeichen Zwilling Mondknoten im Zeichen Krebs Mondknoten im Zeichen Löwe Mondknoten im Zeichen Jungfrau Mondknoten im Zeichen Waage Mondknoten im Zeichen Skorpion Mondknoten im Zeichen Schütze Mondknoten im Zeichen Steinbock Mondknoten im Zeichen Wassermann Mondknoten im Zeichen Fische
113 114 115 117 118 119 121 122 123 124 125 126 128 129
7
5. Das Mondknotenhoroskop Der Mondknoten und die innere Vergangenheit Wie entsteht das Mondknotenhoroskop? Die Mondhäuser und deren archetypische Definition 1. Mondknotenhaus 2. Mondknotenhaus 3. Mondknotenhaus 4. Mondknotenhaus 5. Mondknotenhaus 6. Mondknotenhaus 7. Mondknotenhaus 8. Mondknotenhaus 9. Mondknotenhaus 10. Mondknotenhaus 11. Mondknotenhaus 12. Mondknotenhaus Das Mondknotenhoroskop als innere Potenz
131 132 135 138 140 141 142 144 144 145 146 147 149 150 151 151 152
6. Die drei Horoskope 1. Radix- oder Grundhoroskop 2. Häuserhoroskop 3. Mondknotenhoroskop Vergleich Grund- und Mondknotenhoroskop Die Evolution in den drei Horoskopen
155 156 156 158 162 163
7. Mondknoten-Alterspunkt Der Alterspunkt Kreuzungspunkt und Opposition Grundthemen des Lebens Alterspunkt - Treffpunkte in den Häuserachsen Begegnungsachse 1/7 Besitzachse 2/8 Denkachse 3/9 Individualachse 4/10 Beziehungsachse 5/11 Existenzachse 6/12 Kreuzungsachse und Mondknotenlinie
167 168 169 173 173 175 176 177 178 179 181 182
8
2. Teil: Louise Huber Mondknoten und Esoterik
185
1. Esoterische Zusammenhänge Einleitung Was heisst Esoterik Die ätherische Welt und das Mondknotenhoroskop Die vier feinstofflichen Körper des Menschen Die Konstitution des Menschen Esoterische Definition des Mondknotens Unsterblichkeit Das Gesetz der Evolution Die Wiedergcburtslehre Reinkarnationstherapie Immer wieder eine Chance Vervollständigung Befreiung von Schuld Geschichtliches Bewusstsein Karma und Dharma Die Schattenpersönlichkeit Spiegelsphäre Umkehreffekt Jenseits von Gut und Böse Relativitätstheorie Sinnfindung und Synthese Integration des Schattens Psychologische Methoden
187 188 189 190 193 194 196 198 199 200 201 202 202 203 204 205 207 209 210 211 211 212 213 214
2. Reinkarnations-Archetypen Was sind Archetypen? Rückerinnerungen Markante Strukturen Geschichtliche Figuren Auslöser Das Vergessen Die Beratungssituation
217 218 219 220 221 223 223 224
9
Reizwörter Die Archetypen Abenteurer, Künstler, Seefahrer Materialist Kulturstand und Bildung Machtstrukturen und Aristokratie Klerikaler Hintergrund Klosterleben
225 227 227 230 233 236 238 241
3. Anwendungsregeln Deutungselemente Häuscrverschiebung Das Aspektbild Senkrecht/Waagrecht-Verschiebung Horoskopbeispiel Stephan Planeten Verschiebung Horoskopbeispiel Maria Sonne-Mond-Verschiebung Planeten im gleichen Haus Dreidimensionalität Horoskopbeispiel Nora Sonne im gleichen Haus Weitere Deutungsregeln Losgelöste Planeten im MKH Teilpersönlichkeiten Oppositionen Gleiche Achse Machtstrukturen Mondknoten-Alterspunkt Kreuzungspunkte Kl und K2 Horoskopbeispiel Susanne Die Kreuzungsachse Alterspunkt-Opposition
243 244 245 245 247 248 249 250 250 253 253 255 255 259 259 259 260 261 261 262 264 265 265 266
4. Persönlichkeitsplaneten im Mondknotenhoroskop Einleitung Sonne im MKH Sonnen-Verschiebung Horoskopbeispiel Sozialarbeiterin
267 268 270 271 272
10
Mond im MKH Horoskopbeispiel Nora Mond-Verschiebung Saturn im MKH Horoskopbeispiel Hildegard Saturn-Verschiebung Persönlichkeitsplaneten in den Kreuzen im MKH Kardinale Persönlichkeit im MKH Fixe Persönlichkeit im MKH Veränderliche Persönlichkeit im MKH
274 275 276 277 280 281 282 283 284 285
5. Beraten mit drei Horoskopen Grundsätzliches Beraten mit dem Mondknotenhoroskop Vertrauensbasis Wirkungsgrad Beraten mit 3 Horoskopen Geschichte der Entdeckung 1. Fall: Liebes-Neurose 2. Fall: Magersucht Schlussgedanken
287 288 289 290 291 292 293 294 306 317
Literaturhinweise
318
Abkürzungen AC IC DC MC AP TAP
= Aszendent = Immum Coeli = Deszendent = Medium Coeli = Alterspunkt = TemperamentsAlterspunkt
Sp TP IP GH HH MKH
= Hausspitze = Talpunkt = Invertpunkt = Grundhoroskop = Häuserhoroskop = Mondknoten horoskop
11
Raum ist ein Wesen, in dem viele zeitliche Welten nebeneinander und nacheinander entstehen und vergehen können. Bruno Huber
Liebe Leserin, lieber Leser. Dieses Buch ist geschrieben für Menschen der neuen Zeit, für Menschen, die der alten Frage «Quo Vadis?» nachge hen und in der Astrologie Antworten auf tiefere Lebensfra gen suchen: Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach esote rischen Zusammenhängen, nach geistiger Weiterentwick lung. Solche Fragen können beantwortet werden, wenn wir über die gewöhnlichen astrologischen Kenntnisse hin aus den Mondknoten, die Mondknotenachse und das Mondknotenhoroskop heranziehen. Diese neue Methode nennen wir «Mondknoten-Astrologie». Wir stellen sie mit diesem Buch vor. Im ersten Teil finden Sie alles Wesentliche über astronomi sche Zusammenhänge, über die psychologische Bedeu tung, die Struktur und die Wirkungsweise des Mondkno tens. Grundlage waren Tonbandaufzeichnungen von Mondknotenseminarien der letzten zehn Jahre. Der zweite Teil wurde aufgrund des vermehrten Interesses an esoteri schen Zusammenhängen geschrieben. Wir beschreiben dort das Mondknotenhoroskop im Hinblick auf den Evo lutionsgedanken und auf frühere Inkarnationen. Auch bringen wir weitere praktische Deutungselemente und erläutern das Beraten mit drei Horoskopen anhand von Fallbeispielen. Letzteres entspricht einem vielfach geäusserten Bedürfnis professioneller Astrologen und Therapeu ten, wie auch den Wünschen einer grossen Anzahl Studen ten der Astrologischen Psychologie. Wir hoffen, dass dieses Buch dazu beiträgt, die Universali tät der Astrologie aufzuzeigen und das Ganzheitsdenken in der astrologischen Praxis zu fördern. Adliswil, Juli 1991
Bruno und Louise Huber
13
Planeten-Symbole Sonne
Mars
Mond
Jupiter
Saturn
Uranus
Merkur
Neptun
Venus
Pluto
aufsteigender Mondknoten
Zeichen-Symbole Widder Stier Zwillinge
Skorpion Schütze
Krebs
Steinbock
Löwe
Wassermann
Jungfrau
14
Waage
Fische
1. Teil
Struktur und Wirkungsweise der Mondknoten-Astrologie von Bruno Huber bearbeitet von Ilse Conrad, Dipl. API
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Wirkungsweise des Mondknotens Aspekte zum Mondknoten Der Mondknoten in den Häusern Der Mondknoten in den Zeichen Das Mondknotenhoroskop Die drei Horoskope Der Mondknoten-Alterspunkt
15
Einleitung Die Mondknoten-Astrologie verdankt ihre Entstehung jahrelanger Forschungsarbeit aufgrund des Bedürfnisses nach ganzheitlicher Horoskopbetrachtung. Sie gibt Ant worten auf Fragen, welche die Menschheit schon immer bewegten, Fragen nach dem Sinn des Daseins. Bekanntlich richten sich Methoden immer nach der Fragestellung. Diese wissenschaftliche Grundregel gilt selbstverständlich auch für die astrologische Forschung. Es ist klar, dass Fra gen nach der Lösung psychologischer und ganz allgemein geistiger Probleme zu anderen methodischen Ansätzen füh ren als die tradierten nach äusserlichem Glück und materiel lem Erfolg. Immer mehr Menschen studieren heute Astrologie, weil sie das Leben, so wie es sich ihnen täglich präsentiert, mit Hilfe ihrer durch Schule und Beruf erworbenen Kennt nisse nicht mehr zufriedenstellend verstehen können. Sie hoffen, durch astrologisches Wissen ihren Horizont zu erweitern und von äusseren und inneren Zwängen freizu werden. Tatsächlich hat die Beschäftigung mit Astrologie eine bewusstseinserweiternde Wirkung und sie hat schon vielen geholfen, im Denken freier zu werden. Besonders die Mondknoten-Astrologie liefert ein Denkmodell, an dem man selbst seine Wirklichkeit messen und immer bes ser verstehen kann. Sie ermöglicht Einsichten in existentiel le und schicksalshafte Bedingtheiten, die in der Zusammen schau Synthese und Klarheit bringen. Sie hilft uns, Schritt für Schritt die Zwänge der Angst-Wunsch-Polarität zu überwinden und trägt dazu bei, positive Wachstumskräfte in uns anzuregen. Sie gibt uns die Möglichkeit, die Einheit und die Wechselwirkung von oben und unten, innen und aussen, vom Mikrokosmos und Makrokosmos zu erfassen und lehrt uns die verschiedenen Bereiche des Lebens von
17
einem übergeordneten, kosmischen Standpunkt aus zu betrachten. In esoterischer Sichtweise werden im Arbeiten mit dem Mondknotenhoroskop auch neue Erkenntnisse zum Phä nomen Zeit gewonnen. Die Entwicklung des Menschen über lange Zeitepochen hinweg zu verfolgen und Sinn und Ziel dieser Evolution zu erkennen, vermittelt ein geänder tes historisches Bewusstsein. Der Gedanke, dass wir als Gesamtmenschheit noch eine unendlich lange Zeit in der Entwicklung vor uns haben, ist eine wohltuende Erkennt nis. Das Zulassen der Vorstellung einer eigenen unsterbli chen Seele, die im Verlaufe vieler Inkarnationen diese Menschheitsentwicklung mitgemacht hat und auch an der zukünftigen Evolution beteiligt sein wird, kann uns von der Hektik der Zeitnot entlasten. Dadurch entspannen sich ungelöste Probleme, erhalten die richtige Proportion, der Lupeneffekt fällt weg. Mit anderen Worten, es ist das Gesetz der Einbeziehung, das Gesetz der Liebe oder das «Sowohl-als-auch-Denken» des modernen Menschen - und des Wassermannzeitalters -, das in der Mondknoten-Astrologie vermittelt wird. Dies führt uns zur Erkenntnis der Entwicklungsgesetze über Zeit und Raum hinweg und befreit uns vom «Entweder-Oder-Denken» der Vergangen heit, welches die Teile voneinander trennte. Zur Ganzheits erfahrung gehört sowohl das Einbeziehen kosmischer Gesetzmässigkeiten, wie auch die Wahrnehmung und das^ Wichtignehmen der Details. Die Mondknoten-Astrologie ist ein wesentlicher Bestand teil der esoterischen Astrologie, die über ein expansives Konzept des ganzen Universums verfügt, das alles mit einschliesst und nichts auslässt. Deshalb ist sie auch ein so grosses umfassendes Wissensgebiet, dessen Erforschung nie aufhört. Die Astrologie wird in Zukunft vermehrt auf
18
ein tieferes Verständnis der universellen Gesetze bauen müssen, um ein ganzheitliches Bild der Natur und des Men schen, der Welt und des Universums vermitteln zu kön nen. Im Grunde genommen ist sie das ABC des Kosmos und liefert den Schlüssel zu einem Wissen, das allumfas send und grenzenlos ist. Das Studium der Astrologie ver mittelt über die notwendigen Kenntnisse ihrer Symbolik und Deutungsgesetze hinaus noch mehr. Es führt uns zum Begreifen der Zusammenhänge: der Mensch und seine Welt sind eingebunden in Dimensionen, die weit über das alltägliche Bewusstsein hinausreichen. Die esoterische Astrologie nähert sich mehr als andere Erkenntnismetho den dem fundamentalen Prinzip alles Bestehenden. Sie stellt die zentrale Frage der Philosophie nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, und gibt uns Antwor ten, die nicht nur den Verstand erreichen. Eine so verstan dene Astrologie ist deshalb weit mehr als eine blosse Tabel le, von der man das Schicksal des einzelnen Menschen able sen kann. Das Bedürfnis nach einem Erfassen des menschlichen Lebens in seinem Eingewobensein ins kosmische Ganze ist in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen. Als Gegen gewicht zum üblichen Horoskopdeuten - mit dem Anein anderreihen von schematischen Einzelaussagen kam in den letzten Jahren eine neue Form der ganzheitlichen Horo skopdeutung immer stärker zur Geltung. Die Menschen interessieren sich heute viel mehr als früher für esoterische Zusammenhänge; viele studieren Astrologie sogar aus schliesslich im Hinblick auf ihre seelisch-geistige Weiter entwicklung. Sie wollen ihr Karma erkennen und die Ziel richtung ihrer gegenwärtigen Inkarnation erfahren. Sie bemühen sich, innerlich zu wachsen und mit falschen Vor stellungen und Verhaltensweisen aufzuräumen; sie neh men Opfer, Reinigungsphasen, Krisen, Transformations-
19
prozesse auf sich, um zum Wesenhaften zu gelangen. Die ses Bedürfnis erfüllt die Mondknoten-Astrologie. Es ist klar, dass für eine ganzheitliche und tiefenpsychologische Horoskopdeutung integrative Methoden gefunden wer den mussten, die überzeugende Antwort geben auf die Fra gen: «Wer bin ich? - Woher komme ich? - Wohin gehe ich?» Die Astrologie der Vergangenheit hat ihr Wissen an äusse ren Symptomen gemessen. Man versuchte alles zu bewei sen, indem man eine Sammlung von Regeln aufstellte, die nach Wunsch oder Befürchtung kombiniert wurden. Die Astrologie unserer Tage hingegen fragt nach dem Warum, sie orientiert sich an der Lebenswirklichkeit, sie zeigt Prin zipien auf, die organische, innere Wertigkeiten widerspie geln. Solche Astrologie ist etwas für mündige Menschen, die es wagen, eine eigene Meinung zu haben und individu elle Wege zu gehen. Sie versetzt in die Lage, durch zuneh mende Selbsterkenntnis die Ursachen von falschen Verhal tensweisen zu erkennen und zu lernen, Fehler zu vermei den oder wieder gutzumachen. Mit Hilfe des Mondknoten horoskops im Vergleich zum Grundhoroskop können wir ergründen, welchen tieferen Sinn ein Schicksalsschlag hat und welchen Lernprozess wir durchmachen müssen. Aus dieser Erkenntnis heraus können wir auch andere besser verstehen, wir können ihnen in verzweifelten Situationen sogar wertvolle Hilfe leisten. Beziehen wir das Mondknotenhoroskop mit ein, so ist eine Synthese, eine Integrationsarbeit möglich geworden, sowohl für den Ratsuchenden wie auch für den Therapeuten und Berater. In einer Therapie kann zum Beispiel mit dem Mondknotenhoroskop die Schattenpersönlichkeit relativ leicht aufgedeckt werden. Das Aufarbeiten des Schattens ist eine anspruchsvolle und wesentliche therapeu tische Aufgabe. Prozesse, die mit rein psychologischen Mit-
20
teln lange Zeit beanspruchen, werden positiv unterstützt und kommen mit viel weniger Aufwand in Gang. Mit dem Mondknotenhoroskop kann der geschulte Berater und auf geschlossene Therapeut - über die analytische Anwendung der Astrologie hinaus - geistige Zusammenhänge aufzei gen, tiefere Wurzeln aufdecken, Fragen nach den Entwick lungsgesetzen, dem Karma des Menschen, dem Reinkarnationsgedanken, nach dem Sinn des Lebens und der Weiter entwicklung nachgehen. ln unserer langjährigen Beratungs- und Lehrtätigkeit erfuhren wir von vielen Astrologiestudenten, dass die Aus einandersetzung mit dem Mondknoten und dem Mond knotenhoroskop für sie sehr fruchtbar war. "Sie vermoch ten sich selbst nunmehr so zu akzeptieren, wie sie wirklich sind, und konnten ihr Bewusstsein rasch in grössere Tiefen ausdehnen. Die esoterisch Interessierten erkannten die Wurzeln ihrer Probleme in früheren Leben, wodurch viele Dinge des Lebens, die sie vorher nicht annehmen konnten, sich sinnvoll ins Ganze einordnen liessen. Sie bestätigen, dass dadurch markante Bewusstseinserweiterungen, Trans formations- und Selbstwerdungsprozesse ausgelöst wur den, die viel tiefer reichen, als das rein analytische Charakte risieren von Persönlichkeitszügen mit ihren Stärken und Schwächen.
21
1. Wirkungsweise des Mondknotens im Grundhoroskop Der Mond als unsere Nachtseite • Die Mondknoten: Drachenkopf und Drachenschwanz • Stonehenge, der erste Mondkalender • Die Mondknotenachse als Entwicklungslinie • Psychische Leitsterne • Der aufsteigende Mondknoten • Der absteigende Mondknoten • Der Rhythmus der Mondknoten • Mondknoten und Aszendent • Übung zum Mondknoten • Aszendentenzusammenhang • Beispiel • Der Mondknoten als Korrekturelement im Horoskop •
23
Der Mond als unsere Nachtseite Der Mond ist eines der beiden Lichter, die den Tag und die Nacht erhellen. Der Mond ist das Nachtlicht. Auch im psy chologischen Sinn stellt er in unserer Psyche die Nachtseite dar, das Sinistre, das Dunkle, das Eigenartige, etwas, das nicht ohne weiteres sichtbar wird, die Schattenseite. Schat ten will aber in diesem Zusammenhang nicht etwas Negati ves heissen, sondern Werte bezeichnen, die im Verborge nen liegen. Da sind Inhalte vorhanden, die dem Bewusstsein nicht immer zugänglich sind, sondern eher im Traum erlebt wer den. Unser Traumleben, das im Unbewussten schlummert, wird schon immer mit dem Mond verglichen. Grundsätz lich hat der Mond, ausser in den wenigen Tagen des Voll mondes, eine Licht- und eine Schattenseite. Wir werden uns hier mit den dunklen Seiten des menschlichen Wesens befassen, wobei «dunkel» nicht negativ verstanden werden soll, sondern unbekannt, schwer zugänglich, nicht im Licht stehend. Dazu kommt ein weiteres: Der Mond ist etwas Duales, Zweiwertiges, und sehr viele Dinge stellen sich dem Mond in dieser dualistischen Weise dar als Polaritäten, die sich gelegentlich auszuschliessen scheinen. Es gibt da keine Zwischenstufen zwischen schwarz und weiss. Der Mond ist der Sitz dieser Eigenheit in uns, alles in Schwarz oder Weiss aufzuteilen. Eine für das menschliche Zusammenle ben schwierige Eigenart. Der Mond ist unser Gefühls-Ich, unser Instrument der Kontaktwahrnehmung mit dem Bedürfnis, geliebt zu wer den. Mit unserem Gefühls-Ich tasten wir die Umgebung ab und sortieren in sympathisch und unsympathisch, in weiss
24
und schwarz, in schlecht und gut. Dann passiert es uns, wenn wir uns einem Menschen in Sympathie annähern und ihn zunächst als gut sehen, dass wir enttäuscht werden, wenn wir in der Realität des Zusammenlebens anfangen, Minuspunkte zu entdecken. So ist der Mond in uns als Gefühlswelt auch ein Ort massi ver Illusionen. Im Mond, unserer Gefühlswelt, setzen sich alle Erinnerungen fest, in ihm wohnt auch eine Menge Ver gangenheit. Sie steckt in der dunklen Seite, die wir von unserem Tagbewusstsein her nicht greifen können.
Drachenkopf und Drachenschwanz
25
Die Mondknoten Drachenkopf und Drachenschwanz Von uns aus gesehen kreist die Sonne um die Erde, und es entsteht durch ihre kreisförmige Bahn, die sie im Laufe eines Jahres vollzieht, eine Ebene. Diese Ebene nennen wir die Ekliptik. In der Nähe dieser Ebene kreist, wie die anderen Planeten auch, der Mond. Aber eben nicht genau, sondern in einer schräg gestellten Ebene mit einer Nei gung von 5 Grad gegenüber der Ekliptik. In der Projek tion auf den Fixsternhimmel überschneiden sich Sonnen bahn (Ekliptik) und Mondbahn an zwei Stellen, die im Tierkreis gegenüberliegen. Die Schnittstellen nennen wir die Mondknoten. Mondbahn und Knotenachse
Während seines Umlaufs um die Erde in 28 Tagen über schreitet der Mond die Sonnenbahn einmal in süd-nördlicher Richtung. Diesen Schnittpunkt nennen wir den auf steigenden Mondknoten. 14 Tage später überschreitet er
26
die Sonnenbahn in nord-südlicher Richtung; diesen Schnittpunkt bezeichnen wir als den absteigenden Mond knoten. Die Mondknoten behalten jedoch ihre Lage nicht bei, sondern verschieben sich fortlaufend in ost-westlicher Richtung, d.h. entgegen dem Tierkreis rückläufig, und zwar beträgt dieses Weiterschreiten in einem Monat 11/2 Grad. Ein ganzer Umlauf der Mondknoten durch den Tier kreis dauert 18,6 Jahre. Das ist eine relativ langsame Bewe gung, wenn man sie mit den Planetenumläufen vergleicht. Diese Geschwindigkeit des Mondknotens liegt zwischen denen der beiden Planeten Jupiter (12 Jahre Umlaufzeit) und Saturn (etwa 29 Jahre Umlaufzeit). Immerhin ergibt das ein interessantes Bewegungselement - die verschiede nen Menschen haben recht unterschiedliche Mondknoten stellungen. Knotenlinie nennt man die Verbindung zwischen dem auf steigenden und dem absteigenden Mondknoten, die sich ja immer exakt gegenüberstehen (Opposition). Als bedeu tungsvolles Element sind die Mondknoten schon seit der Frühzeit bekannt, weil mit ihnen die Sonnen- und Mond finsternisse Zusammenhängen: wenn Mond und Sonne bei Leer oder Vollmond in der Nähe der Knotenlinie stehen (maximal 9° bzw. 12° Abstand), dann entsteht eine Fin sternis. Seit ihrer Entdeckung - und das ist mehr als 4000 Jahre her - hat man die Mondknotenlinie als ein sich regelmässig und gleichförmig bewegendes Element betrachtet, ob schon man längst wusste, dass dies nicht wirklich so sein kann. Da die Mondknoten aber keine Körper sind, son dern Schnittpunkte von zwei Bewegungsebenen, kann man sie nicht optisch direkt ausmessen. Man war auf die Phänomene angewiesen, die sie erzeugen (Finsternisse), . und musste durch lange dauernde Beobachtungen der Fin
27
sternis-Zyklen Mittelwerte ihrer Bewegung errechnen. Man nennt das in der Astrologie den «mittleren Mondkno ten» (rund 3 Bogenminuten pro Tag retrograd). Nun sind wir aber mathematisch seit einiger Zeit fähig, (mittels Störungsrechnungen im System Mond-Erde-Sonne) die wirklichen Bewegungen der Mondknoten zu errechnen. Und da stellt es sich heraus, dass sie recht stark vor- und rückwärts pendeln, und damit also über mehrere Tage jeweils rückläufig sind. Die Unterschiede der Stellun gen des «Wahren Mondknotens» zum mittleren können bis zu zweieinhalb Grade ausmachen. Es ist klar, dass ein so grösser Unterschied in der astrologi schen Praxis nicht ignoriert werden darf. Und so haben wir denn sorgfältige Untersuchungen angestellt, um herauszu finden, welcher der beiden Mondknoten psychologisch relevanter ist. Die Resultate fielen sehr eindeutig aus: der wahre Mondknoten bringt viel präzisere und verlässliche re Aussagen als der mittlere. Das lässt sich leicht im einzel nen Horoskop an Aspekten nachvollziehen, die mit dem einen Mondknoten vorhanden sind, mit dem anderen aber nicht. Die Bezeichnungen Drachen-Kopf für den aufsteigenden und Drachen-Schwanz für den absteigenden Mondknoten entstammen dem mythischen Denken des Altertums. Der antike Mensch empfand zutiefst die Störung der kosmi schen Ordnung durch eine Sonne# oder Mondfinsternis. Er sprach deshalb im mythischen Bild von einem Drachen, der die Sonne oder den Mond bei den Finsternissen ver schlingt und dann wieder ausscheidet. Die Menschen, die eine Mond- oder eine Sonnenfinsternis erlebten, hatten eine grosse geistige Erfahrung gemacht. Hier liegen auch die Anfänge der Astrologie. >
28
Stonehenge ein Steinzeit-Mondkalender Am Anfang aller Astrologie - das kann man heute mit Sicherheit sagen - stand die andächtige Bewunderung und die sorgfältige Beobachtung des Mondes und seiner wun dersamen Bewegungen und Gestaltwandlungen am nächtli chen Himmel. Das belegen die frühesten Zeugnisse menschlicher Kultur in den verschiedensten Teilen der Welt; etwa die altsteinzeitlichen Höhlen-Felszeichnungen oder die megalithischen Grabstätten, Monolithen, Menhir ausrichtungen und Steinkreise.
29
Eines der bedeutendsten dieser frühen Kulturdenkmäler ist der «megalithische Astrocomputer» von Stonehenge auf der Hochebene von Salisbury in Südengland. Er besteht aus einer mehrfach kreisförmigen Anordnung von riesigen Steinen, künstlichen Ringwällen und Hügeln, die aus jahrhundertelangen Beobachtungen der Mond- und Sonnenbewegungen so angeordnet wurden, dass sich alle markanten Phänomene der beiden Lichter genau vorausbe stimmen liessen. Dies geschah durch Visieren über die ver schiedenen künstlichen Geländemarkierungen - und das kann bis zum heutigen Tag, mit weniger als einem Grad Fehler, nachvollzogen werden! Stonehenge wurde zwischen 2000 bis 1500 vor Christus in drei Etappen in der heutigen Form gebaut (was davor war, lässt sich heute nicht mehr bestimmen). Es waren drei ver schiedene Volksgruppen, welche nacheinander den Lebens raum der Salisbury-Ebenen bewohnten, und in Stonehen ge tätig waren. Der älteste Teil (Stonehenge I, um 2000 v.Chr., siehe Plan) besteht aus den äusseren Ringwällen mit zwei Hügeln, der «Avenue» mit mehreren Megalithen und den «Aubrey Holes». Diese Einrichtung erlaubte bereits die Feststellung der Äquinoktien (Tag- und Nachtgleichen) und Solstizien (längster und kürzester Tag), also eines Jahreszeitenkalen ders, plus - und das ist sensationell! - die Vorausbestim mung sämtlicher Verfinsterungen des Mondes und der Sonne; und das auf Tag und Stunde genau! Obschon die damaligen Erbauer ganz sicher noch nichts von der Mondknotenlinie wussten, konnten sie durch generationenlange Beobachtung der am Osthorizont hinundherwandernden Aufgänge von Sonne und Mond fest stellen, dass es nur eine Finsternis geben konnte, wenn der
30
Mond an der Bahn der Sonne (Ekliptik) aufging. Sie wuss ten auch schon, dass die Finsternisse sehr unregelmässig auftraten, und dass sie einen Zyklus hatten von 18.61 Jah ren. Und das, obschon man damals noch nicht mit Brüchen (Kommastellen) rechnen konnte. Der Kreis der «Aubrey Holes» (nach deren Entdecker Aubrey benannt) diente zu diesem Zweck als eine Art Com puter (man könnte ihn trefflich als «astronomischen Aba kus» bezeichnen). Der Ring enthält 56 Löcher. Wenn man einen Markierungsstein, beim Loch Nr. 56 beginnend, jedes Jahr um drei Löcher im Uhrzeigersinn weiter schiebt, so kommt dieser nach 18 Jahren auf Loch Nr.54 zu liegen und im nächsten Jahr beginnt der neue Zyklus dann mit Nr.l. Nach weiteren 18 Jahren liegt er auf Nummer 55 und im folgenden beginnt der 3. Zyklus mit der 2, um dann schliesslich nach nochmals 18 Jahren wieder auf die Nummer 56 zu gelangen, womit sich ein Zyklus schliesst. So ingeniös haben die Erbauer das Rechnen mit Brüchen gelöst: dreimal 18.61 Jahre macht 55.83 Jahre (anstatt 56). Der kleine Fehler ergibt eine Ungenauigkeit, die erst nach 360 Jahren durch Versetzen des Steines um ein Loch korri giert werden muss. Und dazu kommt, dass die jährliche Bewegung des Steines um drei Löcher einen Winkel von 19°17’08” beschreibt - und das ist fast ganz genau die natürliche, rückläufige Bewegung des Mondknotens in einem Jahr (19°20’08” wäre genau). So konnte alle Jahre der Standort des Mondknotens (ohne dass man ihn physisch sehen kann) genau aus dem Zen trum der Anlage über den Markierungsstein im entspre chenden «Aubrey Hole» am Horizont anvisiert werden. Und da der Mondknoten die Schnittstelle mit der Ekliptik ist, konnten nur da Finsternisse stattfinden.
31
Durch weitere Abzählmechanismen an diesem wundersa men Kreis von 56 Löchern konnte man dann auch noch Tag und Stunde des Ereignisses ermitteln. Dies ist eine gei stige Leistung, die man den «primitiven» Menschen der englischen Jungsteinzeit bis vor wenigen Jahren wissen schaftlich nicht zugetraut hatte. Dass Stonehenge nicht nur ein Sonne-Mond-Kalender war, sondern auch höchstwahrscheinlich ein religiöser Kultplatz, bezeugen verschiedene Ausgrabungsfunde, besonders in den Aubrey Holes. In etlichen von diesen nämlich fanden sich Aschen- und Knochenreste - was wohl eindeutig auf Bestattungsriten schliessen lässt. Man könnte sich etwa vorstellen, dass die sterblichen Überreste der in die Stonehengekulte Eingeweihten jeweils in dem Aubrey Hole bestattet wurden, das im Moment des Sterbens den aufsteigenden Mondknoten markierte - um damit der Seele den Weg in die Totenwelt zu ebnen. Der Mondknoten dreht sich, und die Menschen vor 4000 Jahren erfassten das. Sie konnten diese Linie erfühlen, erle ben. Für uns heute ist es eine Überlegung, aber damals war es sicherlich ein den ganzen Menschen erfassendes Erleb nis. Vielleicht sind diese Menschen in Ehrfurcht erschau ert, sie konnten etwas erleben, was sie nicht sahen, denn den Mondknoten kann man ja nicht sehen. Das nachzuerleben fällt uns schwer, so dass der Mondknoten lange Zeit nicht mehr beachtet wurde.
32
Die Mondknotenachse als Entwicklungslinie Da die beiden Mondknoten, der aufsteigende und der absteigende, sich immer gegenüberstehen, entsteht eine Mondknotenachse, die für den Entwicklungsweg bedeu tungsvoll ist. Die Mondknoten bilden eine Strasse. Der auf steigende Mondknoten liegt direkt vor mir auf dem Boden in der Richtung, in der ich vorwärts gehen muss, damit ich in eine Zukunft komme, und hinter mir verläuft diese Stras se in Richtung zum absteigenden Mondknoten. Das ist meine Vergangenheit, in die ich natürlich zurückgehen kann.
33
Gut ist für mich, das sagt die Knotenlinie, was zu meiner Weiterentwicklung führt; schlecht ist das, was sie behin dert, was ihr entgegensteht. Was hier zum Ausdruck kommt, ist nicht die gesellschaftliche Wertung von gut und schlecht, sondern eine Wertung, die nur für mich selbst Gültigkeit hat. Im Horoskop ist ein völlig subjekti ves Wertsystem enthalten, und das lässt nicht zu, dass alle über einen Kamm geschoren werden. Man muss nach die ser Eigenwertung urteilen, denn nur ich weiss, wenigstens in meiner Tiefe, was für mich richtig oder falsch ist. Es steckt in der Knotenlinie eine kosmische Entwicklungs psychologie ganz individueller Ausprägung, und die Kno ten sind ein Masstab dafür, wie sich das Individuum entwikkeln soll. Letztlich kann ich selbst die feinsten Unterschei dungen treiben über meine Gedanken, über mein Leben, über mein Tun, und ich kann durch Relativieren auch vie les entschuldigen. Aber die Mondknoten sagen eindeutig und irgend etwas Tiefes in mir wiederholt das ebenfalls -: «Halt! Hier sollst du jetzt eigentlich nicht hin, da kommst du nicht vorwärts.» Es ist wie ein innerer Mahnfinger, der immer weiss, ob er jetzt in diesem Moment auf die richtige oder falsche Seite tippt. Darum ist die Mondknotenlinie mit dem aufsteigenden und dem absteigenden Mondkno ten von so grösser Bedeutung.
Psychische Leitsterne Die Mondknotenlinie teilt auch die Mondbahn in eine obere und eine untere Hälfte, die jeweils mit dem aufstei genden bzw. absteigenden Mondknoten beginnt. Nach Dane Rudhyar ist der aufsteigende Mondknoten die Stelle des geringsten Widerstandes, um vorwärts zu kommen, um den geistigen Wachstumsprozess oder Reifungspro
34
zess zu fördern. Tatsächlich hat es damit zu tun, dass der obere Teil der Mondbahn vergleichbar ist dem sichtbaren Teil des Zodiaks, der über dem Horizont steht. In seinem oberen Bahnbereich ist der Mond uns sozusagen bewusst, wir können mit ihm bewusster funktionieren als in seinem unteren Bahnbereich. Das ist aber nicht zu vergleichen mit den Mondphasen; mit dem sogenannten abnehmenden und zunehmenden Mond hat diese Definition nichts zu tun. In der klassischen Astrologie wurde hinsichtlich des Aszen denten gesagt, der Planet oder die Planeten, die zur Zeit der Geburt gerade über den Horizont aufsteigen, seien für diesen Menschen besonders wichtig, insbesondere für seine Zukunft, sie leiteten sein Schicksal. In unserer heuti gen Definition hiesse das: Die Planeten, die oberhalb des Aszendenten, also im 12. Haus stehen, sind für den entspre chenden Menschen eine Art innerer Leitstern, denn das 12. Haus ist ein Haus der inneren Dimension, von der wir am Beginn unseres Lebens kaum etwas wissen, hinter die wir aber im Laufe unseres Lebens langsam kommen und uns dann verändern, entwickeln und bewusster werden. Eine ähnliche Definition kann man gradlinig auf den aufsteigenden Mondknoten übertragen. Planeten, die in der Nähe dieses Mondknotens stehen, haben eine besondere Bedeutung. Sie sind eine Art psychischer Leitstern. Im Blick auf unsere Psyche, auf unser Gefühls-Ich sollten wir diesen Planeten besondere Beachtung widmen. Die Psy che, die im Kind noch das ganze Wesen beherrscht, das psy chische Ich, das sich im Kontakt erfahrt und bestätigt fin det, das ist der Mond. Im Unterschied zur Sonne, die ein bewusstes Ich ist, das sich hinstellt und strahlt, wächst und expandiert, ist der
35
Mond ein psychisches, sich im ändern reflektierendes Ich, das dadurch Bestätigung findet und ichbewusst wird. Auch wenn der Mensch erwachsen wird, geht der Mond weiter mit. Wir verfügen nach wie vor über dieses MondIch, dieses Gefühls-Ich. Wir neigen allerdings dazu, dieses Mond-Ich langsam, zusehends zu erdrücken und es durch das Sonnen-Ich, von dem wir mehr halten, zu ersetzen. Das Mond-Ich ist aber immer dabei auf der Reise, und je nachdem, wie sehr wir ihm erlauben, sich weiter zu entfal ten, um so ganzheitlicher leben wir. Je mehr wir das Mond-Ich unterdrücken, um so mehr wird sich zeigen, dass wir in unserer psychischen Erlebnisweise unreif blei ben. Denn eine Unterdrückung des Mondprinzips beim Erwachen des Sonnen-Ichs, das im Zeitraum von 20-36 Jahren so richtig zum Blühen kommt, heisst eigentlich,, dass der Mond, das Gefühls-Ich, dann infantil bleibt oder mindestens infantile Züge behält. Und das ist Unreife, denn nur ein Mensch, der nicht nur das Sonnen-Ich entfal tet, sondern auch das Mond-Ich, wird wirklich erwachsen. Dieses ganzheitliche Erwachsenwerden geschieht über den Mondknoten. W ir müssen also Kontakte sensitiv wahrneh men und sie immer bewusster erleben. Das können Kon takte zu Dingen, zu Situationen, zu Personen, zu Lebewe sen irgendwelcher Ordnung oder Stufe sein. Wenn wir sen sitiv darauf reagieren und Kontakte immer differenzierter erleben, dann wächst dieses Kontakt-Ich. In dieser Defini tion gewinnt der Mondknoten eine wichtige Dimension. Der aufsteigende Mondknoten lehrt uns, uns im Kontakt entspannt zu verhalten, natürlich-sensitiv zu reagieren und darin, das ist bei jedem Kontakterlebnis so, zu wachsen. Der Mondknoten lässt das Ich durch die Bestätigung, die es erfahrt, wachsen und das schenkt auch neue Erkenntnis
36
se. Nach jedem Kontakt weiss ich mehr als vorher, nicht unbedingt aus intellektueller Enträtselung der Begebenheit oder der Mechanik, mit der ich es zu tun hatte, sondern aus unmittelbarem, substantiellem, sensitivem Erleben und intuitivem Erkennen heraus.
Der aufsteigende Mondknoten Wir zeichnen nur den aufsteigenden Mondknoten im Radix-Horoskop ein, weil er diese positive Möglichkeit dar stellt, in der eigenen Entwicklung vor wärtszukommen. Der absteigende Mondknoten ist leicht auszumachen, er steht dem aufsteigenden genau gegenüber (siehe vorhergehende Zeichnung). Eine Rolle spielt er hauptsächlich dann, wenn ein Planet mit ihm in Konjunk tion ist oder im Quadrat dazu steht. Aspekte zeichnen wir nur auf den aufsteigenden Mondknoten, nicht auf den absteigenden ein. Der Mondknoten als Möglichkeit im Charakter, den Weg vorwärts zu finden, ist mit einer Kompassnadel zu verglei chen. Nur ist es keine allgemein gültige Kompassnadel, es ist eine ganz individuelle, sie hat mit meinem Weg in mei nem Leben zu tun. Ich kann mich im Gestrüpp verlaufen und nicht mehr wissen, wo es hinausgeht, und wenn ich dann den Mondknoten befrage, weiss ich die Richtung wieder. Was verlangt wird, ist sicher nicht so leicht durchzuführen, aber wenn ich den Mondknoten in seiner Stel lung im Haus anschaue, weiss ich wieder, um was es jetzt und hier als nächsten Schritt geht. Eine verbreitete Definition bezeichnet den Mondknoten als Kontaktpunkt. Dabei wird meist stillschweigend vor
37
ausgesetzt, dass es sich um den Kontakt zu irgendwelchen Menschen handelt. Das ist aber nicht unbedingt der Fall. Bei manchen Menschen kann der Mondknoten Kontakt zu Menschen anzeigen, bei anderen ist er auf Objekte gerich tet, bei Dritten auf Situationen oder auf Gelegenheiten, bei wieder anderen auf bestimmte Tätigkeiten. Er ist jedenfalls für viele ein Punkt permanenter Gelegenheit zur Weiter entwicklung. Die Hauptauskunft, die man dem Mondkno ten entlocken kann, ergibt sich aus der Definition des Hau ses, in dem er im Grundhoroskop steht. Die Bedeutung des Hauses liefert die wichtigste Definition des Mondknotens. ln zweiter Linie sind die Aspekte wichtig. In den Planeten, die die Aspekte machen, sehen wir Hilfsinstrumente, die verwendet werden können, um den angezeigten Ansatz punkt zu verwirklichen. Vom Zeichen her, in dem der Mondknoten jeweils 1 1/2 Jahre steht, ist er ein weniger persönlicher Punkt. Die Wirksamkeit des Mondknotens ist nicht zu erklären, aber er ist effektiv sehr wirksam als Kor rekturkraft im Charakter und als Gespür für die eigene Entwicklung. Der Mondknoten ist auch eine unbewusste Potenz, und er sollte schliesslich ausmünden in eine bewusste geistige Funktion als Resultat der Reifung. Er gehört zur Bewusst seinserweiterung, und zwar grundsätzlich durch das über den Kontakt zustande kommende Erleben, durch sensitives Reagieren auf das, was vor einem liegt, durch volles Daraufeingehen, Mitmachen und optimales Ausschöpfen.
38
Der absteigende Mondknoten Weil der Mondknoten mit dem Mond zu tun hat, hat er auch mit unserer eige nen Vergangenheit zu tun, und zwar mit konkreten Wirklichkeiten dieser Vergangenheit. So fördert das Mondknoten-System vor allem beim absteigenden Mondknoten alte Gewohnheiten zutage, die konkrete Manifestationen erzeugen können. Die mittelalterliche Astrologie bezeichnete den aufsteigen den Mondknoten als «Jupiter-Punkt», den absteigenden Mondknoten nannte sie den «Saturn-Punkt». Darin steckt eine Wahrheit. Jupiter steht als Planet für Wachstum, ihm werden Expansionskräfte zugeordnet. Saturn dagegen wird mit Stagnation in Zusammenhang gebracht, mit dem Vergangenen, das man immer noch mitschleppt; das, was sich ausgeformt hat an Fähigkeiten, alten Gewohnheiten, lange Geübtem. Ob man da nun auf die Kindheit zurück greift oder ob man an frühere Leben denkt, auf jeden Fall ist es Vergangenheit, meistens alte liebgewordene Gewohnheiten. Das können Tugenden oder Fähigkeiten sein; aber auch sie sind zu beurteilen nach dem Prinzip, dass ein Talent an einem bestimmten Punkt des eigenen Wachstums, der eigenen Entwicklung zum Handicap wer den kann, nach dem alten Weisheitsspruch: «Die Tugend wird zum Laster.» Hermann Hesse beschreibt diesen Zustand: «Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.» Wenn eine Fähigkeit bis zur Perfektion entwickelt wurde, neigt sie dazu, statisch zu werden. Es kann sein, dass ich mich in dieser Gekonntheit so wohl fühle, dass ich meine Augen nicht mehr aufreisse, um nach neuen Möglichkei ten Ausschau zu halten. Dann kann die Tugend zum
39
Laster werden. Das ist es, was dieser Saturnpunkt des absteigenden Mondknotens uns aufzeigt. An diesem Punkt kann ich meine Entwicklung behindern, weil ich nichts mehr verändern will. Insofern ist der absteigende Mondknoten ein kritischer Punkt, den ich sehr wohl beach ten, aber nur mit grösser Vorsicht benützen soll. Wenn z.B. in einem Horoskop ein Mondknoten, abgese hen von seiner Stellung in Zeichen und Haus, nur rote Aspekte empfängt, so heisst es zunächst für diesen Men schen, dass es anstrengend für ihn ist, den aufsteigenden Mondknoten zu benützen. Infolgedessen neigt er dazu, den leichteren Weg des absteigenden Mondknotens zu neh men, und das ist am leichtesten dann, wenn dort beim absteigenden Mondknoten ein Planet steht, der dann ja eine Opposition zum aufsteigenden macht. Wir werden später noch näher darauf eingehen. Ähnlich ist es auch mit einem Planeten, der im Quadrat zum aufsteigenden Mond knoten und zu einem Planeten auf dem absteigenden Mondknoten steht. Dann entsteht ein sogenanntes «Lei stungsdreieck», das immer einen starren Bewusstseinszu stand anzeigt. Darin ist etwas wie «magnetischer Zwang» enthalten, d.h., dass man der schon gebauten Strasse folgt.
Der Rhythmus der Mondknoten Wir haben schon darauf hingewiesen, dass wir im Horo skop nur den aufsteigenden Mondknoten einzeichnen, weil er der Punkt ist, der die Möglichkeit zur Weiterent wicklung kennzeichnet. Während der absteigende Mond knoten in die Vergangenheit weist und anzeigt, was hinter mir liegt, was ich schon gelernt habe, was ich sozusagen mit der linken Hand kann. Ein Punkt also, an dem keine Weiterentwicklung mehr möglich ist, ein Punkt des Still
40
standes und im Sinne des Sprichwortes: «Stillstand ist Rückschritt», auch ein Weg nach rückwärts. Dennoch weist die Mondknotenlinie, die Verbindung zwischen auf steigendem und absteigendem Mondknoten, die immer eine Opposition ist, auf ein rhythmisches Geschehen hin. Im Mond wohnt der Rhythmus von Ab- und Zunehmen, der Rhythmus von Ebbe und Flut, von Heben und Senken der Erdoberfläche, von Geburt und Tod. So sollte der Mensch, der sich seines aufsteigenden Mondknotens, sei nes Weges bewusst ist, doch auch den absteigenden Mond knoten in einem ihm gemässen Rhythmus in sein Leben einbeziehen. Meist stellt dieser Rhythmus sich bei bewusst gelebter Offenheit für den aufsteigenden Mondknoten von selbst ein. So wie bei einer Wanderschaft Aufbruch und Rast in einem natürlichen rhythmischen Verhältnis zuein ander stehen, so können wir uns ab und zu beim absteigen den Mondknoten, ähnlich wie bei Bekanntem und Wohl vertrautem, ausruhen. Wir müssen also auch beim absteigenden Mondknoten wie beim aufsteigenden deutlich unterscheiden zwischen einem mehr unbewussten, reflexhaft gelebten Leben und einem bewusst und individuell gestalteten Leben. Wenn wir beim absteigenden Mondknoten die Gefahren erwäh nen, die er in sich birgt, sprechen wir von dem reflexhaft gehandhabten Mondknoten, bedenken aber dabei, dass auch der absteigende Mondknoten bei bewusster Handha bung einen Ruhepunkt darstellt, einen Fundus, auf den wir immer wieder einmal zurückgreifen können, eine Regene rationsmöglichkeit, eine gelegentlich erlaubte und auch notwendige Regressionsmöglichkeit. Dabei ist es wichtig, die richtige Proportion, den uns gemässen Rhythmus zu finden. Das hat viel mit der «Kunst des Lebens» zu tun.
41
Mondknoten und Aszendent Zu der Betrachtung des Mondknotens im Grund-Horo skop gehört es auch, den Aszendenten anzuschauen. Das gibt ein grösseres Verständnis dieser Mondknoten-Kom passnadel, die mich immer wieder in eine bestimmte Rich tung weist. Ich kann dann aus einem grösseren Rahmen heraus verstehen, warum der Mondknoten so steht und nicht anders. Aszendent und Mondknoten hängen thema tisch zusammen. Beim Aszendenten und Deszendenten schneiden sich auch zwei Ebenen, nämlich die unseres Gesichtskreises mit der Ekliptik, dem Tierkreis. Den Ost punkt unserer Horizontebene, an dem die Tierkreiszeichen aufgehen, nennen wir den Aufgangspunkt, den Aszenden ten; den Westpunkt, wo sic untergehen, den Abstiegs punkt, den Deszendenten. Es gibt ein schönes Sprichwort von Laotse: «Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.» Ich kann mir diese Reise ausmalen, aber sie ist so lange nicht angetreten, wie der erste Schritt nicht getan ist. Unser Leben besteht aus vielen ersten Schritten. Im Aszendenten und im Mondknoten haben wir zwei Hinweise für die Thematik von Laotses Ausspruch. Der Aszendent ist ein Hinweisschild, ein Zeichen für das Ziel meiner Reise, für mein inneres Lebensziel. Vielen ist dieses Ziel gar nicht bewusst, aber sie streben dorthin. Sie folgen im Leben unbewusst bestimmten vorgeschriebenen Bahnen wie den Farbmarken auf den Wanderwegen. Wir laufen sozusagen ohne viel Gedanken einer Strasse nach, ohne uns dessen bewusst zu sein. Der Aszendent ist das Ziel und gleichzeitig der Weg, er zeigt die Qualität an, die man ent wickeln soll, um seinem Ziel entgegenzugehen. Als Fern ziel lockt er uns an, zu ihm zu kommen. Es lässt sich beob
42
achten, wie der Mensch im Laufe seines Lebens die Qualitä ten seines Aszendenten-Zeichens sehr deutlich aufbaut. Dabei ist es nicht immer leicht zu wissen, wo man entlang gehen soll, was man machen soll, wenn weit und breit keine Farbmarke zu sehen ist. Hier tritt der aufsteigende Mondknoten in Funktion und zeigt den ersten Schritt, eien unmittelbaren Ansatz, um im richtigen Sinne weiterzukom men. Der Mondknoten weist immer auf eine bestimmte Richtung, er zeigt, was ich machen kann und in welchem Sinne ich mich jetzt verhalten soll, um aus Schwierigkeiten herauszukommen. Er sagt mir, auf welche Dinge es ankommt, welche Haltung ich einnehmen muss, um weiter zuwachsen. Er ist ein Wegweiser, den ich jederzeit benut zen kann, auch wenn ich das Fernziel nicht sehe. Es sind ganz praktische Dinge, die ich tun kann, ich muss eine wirklichkeitsbezogene und für Neues offene Haltung einnehmen, wenn ich meinen Mondknoten voll erleben will. Man sollte sich immer wieder einmal fragen: «Was will der Aszendent von mir? Welches ist mein Entwick lungsziel?» Es gibt aber Situationen, in denen man nicht die Kraft hat, den Blick bis zum Aszendenten auszuweiten. Dann hat man aber sicher die Kraft zu sehen, wo der Mond knoten hinweist. Der Aszendent ist von der Himmelsme chanik her ein relativ naheliegender Ort. Astronomisch ist der Horizont der nächstliegende Punkt. Wenn ich aber hin gehe, ist er weggerückt, der Horizont ist wieder woanders. Kosmisch gesehen sehr nahe, aber in seiner Zielsetzung unendlich. Wenn wir glauben, den Horizont erreicht zu haben, ist er wieder in die Ferne weggerückt. Es ist immer ein Weiterwachsen, ein Nie-Stehenbleiben. Umgekehrt haben wir beim Mondknoten einen Punkt aus serhalb der Erde, astronomisch viel, viel weiter entfernt. Der Horizont liegt ca. 5-8 km weit entfernt, der Mondkno
43
ten befindet sich auf der Bahn des Mondes, die 385 000 km ausserhalb der Erde liegt. Hier kehren sich die Werte um. Der entfernte Mondkno ten weit draussen im Raum zeigt etwas ganz Naheliegen des an, etwas, was ich jetzt gleich tun kann, der Aszendent das Fernziel. Auf das Horoskop übertragen, heisst das, dass ein Mensch, der seinen Mondknoten z.B. links hat, also im Ich-Bereich, nicht in der Welt herumreisen soll, um seinen Ansatzpunkt zu finden, sondern dass er seine eige nen Reserven aktivieren muss und Introspektion betreiben soll. Hat jedoch ein Mensch seinen Mondknoten rechts im Horoskop, also im Du-Bereich, dann darf er, ja muss er, zu den Menschen gehen, denn da findet er Ansatzpunkte, die ihn weiterbringen.
Übung zum Mondknoten Aszendentenzusammenhang Im Blick auf die Beziehung zwischen Mondknoten und Aszendent ist folgende Übung interessant: Versuchen Sie, in verschiedenen Horoskopen diese beiden Elemente sinn gemäss (das heisst qualitativ) miteinander in Beziehung zu bringen. Wie kann der eine erste Schritt mit dem Ziel nach tausend Meilen verglichen werden? Was haben die beiden Punkte gemeinsam? Vielfach stehen sie in völlig verschie denen Gegenden im Horoskop. Oft scheint die Definition der beiden Punkte verschieden auszufallen, z.B., wenn der Mondknoten in einem Zeichen oder Haus liegt, das mit dem Zeichen am Aszendenten nicht nur nicht harmoniert, sondern von völlig anderer Machart ist (z.B. FeuerzeichenAszendent, Wasserzeichen-Mondknoten). Mit solchen Gegenläufigkeiten werden Sie am Anfang Mühe haben. Aber es ist frappierend zu sehen, wie diese beiden Punkte
44
doch Zusammenhängen, wie tatsächlich der erste Schritt, zu dem der Mondknoten auffordert, zu dem Aszendenten ziel hinträgt. Wir wollen dies am folgenden Beispiel erläu tern:
Horoskopbeispiel 9.8.1955, 17.16, Zürich Der aufsteigende Mondknoten steht im zwölften Haus. Er stellt in diesem Horoskop eindeutig ein Gegengewicht zu der Planetenballung im achten Haus dar, ist also gleichzei tig ein Korrekturelement für den Charakter. Mit der star ken Löwebesetzung im achten Haus braucht der Betreffen de immer ein Publikum, um sich selbst als wertvoll zu emp
45
finden, während der Mondknoten eine bewusste Anstren gung der Zurückziehung verlangt. Mit dem ersten Schritt im zwölften Haus muss dieser Mensch die Fähigkeit ent wickeln, alleinsein zu können. Immer wenn Probleme oder Konflikte auftauchen, sollte er sich zurückziehen, um in der Verinnerlichung den weiteren Entwicklungsschritt zu überlegen. Das geschieht durch ein bewusstes Loslassen der äusseren Verhaftung und Du-Konzentration. Das «stil le Kämmerlein» muss immer wieder aufgesucht werden, um die Fragen zu klären: Was erwarte ich von anderen, was wollen sie von mir, was brauchen sie wirklich? Die Reflexion des eigenen Innenraumes bringt auch einen sicheren inneren Hort, wo er frei und unabhängig zu den höchsten geistigen Gipfeln streben kann, die das Privileg des Steinbocks am Aszendenten sind. Dieser muss ja ler nen, alleine bestehen zu können, die Du-Abhängigkeit hin ter sich zu lassen. Dies führt zum Individuationsprozess des Steinbockzeichens, in dem man im einsamen Gipfeler lebnis in die Geheimnisse des Lebens eingeweiht wird. Dann folgt die innere Umkehr, wo man den Berg wieder hinabsteigen muss, um anderen Menschen den Weg nach oben zu weisen. Ein echter Menschenführer wird dann dar aus hervorgehen. Nach der Innenwendung und den Höhenflügen muss dieser Mensch immer wieder bereit sein, zurückzukehren zu den Menschen, um ihnen den Weg zum Gipfel zu zeigen. Und zwar jeweils geläutert, innerlich stark und wissend, was die ändern wirklich nötig haben und was er ihnen geben kann. Dies wird im esoterischen Saatgedanken des SteinbockZeichens deutlich: «Versunken bin ich in überirdischem Licht, doch diesem Licht wende ich den Rücken.»
46
Längerfristig kann man versuchen, den eigenen Mondkno ten genau zu definieren; und dann da ansetzen, und das vom Mondknoten Verlangte wieder und wieder tun. Mit der Zeit sieht man, dass das, was dadurch in Gang kommt, mit der Aszendentenqualität eine deutliche Verwandt schaft hat. Das ist eine im Leben machbare Verifikation des Mondknoten-Aszendenten-Zusammenhangs. Zu be achten ist hierbei allerdings, dass der Aszendent strikt aus einer spirituellen, nicht aus der vordergründigen Sichtwei se gesehen wird. Aus vordergründiger Sicht ist der Aszendent die Maske, die mir anerzogen ist, die ich der Umwelt hinhalte, eine Rolle, die ich spiele, mit der ich mich aber besser nicht identifiziere, weil ich mich sonst nicht wirklich kennenlerne. Aus geisti ger Sicht ist er das Fernziel, jene Qualität, durch die die Seele am F^nde des Lebens wirksam werden will. Um die geistige Qualität des Aszendentenzeichens zu verstehen, wird für jedes Zeichen ein esoterischer Saatgedanke verwendet. (Mehr darüber können Sie nachlesen im Buch: «Tierkreislichen, Reflexionen, Meditationen» von L,ouise Huber).
Der Mondknoten als Korrekturelement Ein wichtiger Punkt ist das korrigierende, ausgleichende Element, das im Mondknoten enthalten ist. Jedes Horo skop hat seine Grundneigung, sie ist aus dem Ganzen des Horoskops zu ersehen, nicht aus einzelnen Stellungen. Ein rechts gelagertes Horoskop zeigt, dass der Mensch sich nach aussen wendet und stark in seiner Umwelt auf geht; das kann in einer aktiven oder passiven Form sein. Er ist jedenfalls an seine Umwelt, an die Berührung mit der Umwelt, an die Austauschprozesse mit ihr gebunden und
47
bis zu einem gewissen Grad auch abhängig davon. Das führt zu einer Überkompensation des Ichs, indem man sich in immer grösser werdende Abhängigkeiten begibt. Das kann sogar einen Identitätsverlust zur Folge haben, wenn man seine eigene Identität zu sehr abhängig macht vom Zuspruch, von der Bestätigung oder vom Applaus der Umwelt und keinen sicheren eigenen Standort mehr hat. In so einem Fall kann der Mondknoten z.B. im ersten Haus stehen und will das Fehlverhalten korrigieren. Der Mond knoten im ersten Haus sagt: «Du musst dich selbst sein, du musst den Mut haben, dich hinzustellen und sagen: So bin ich. Bitte nehmt mich so, wie ich bin».5 Das ist gerade für ein rechtstendierendes Aspektbild im Horoskop sehr schwierig, also hat der Mondknoten hier eine korrigieren de Tendenz in dem Sinn, dass er ausbalancieren will, was die Grundtendenz des Charakters wäre. Er will ein Gegen gewicht setzen, damit es nicht zur extremen Entwicklung einer Identitätseinbusse kommt. Das ist ein Beispiel, wie der Mondknoten eine ausbalancierende oder gegenpolarisierende Wirkung haben kann gegen eine vielleicht zu einseitige Tendenz, die im Grund horoskop vorhanden ist. Im Grundhoroskop können sol che Tendenzen zum Teil sehr speziell bei irgendwelchen einzelnen Planeten oder in bestimmten Planetengrüppchen liegen, es kann aber auch eine Gesamttendenz sein wie die erwähnte Rechtslagerung. Es ist wichtig, immer wieder zu bedenken, dass der Mondknoten diese regulierende Wir kung und damit auch eine psychohygienische Bedeutung im Horoskop hat.
48
2. Aspekte zum Mondknoten
Was sind Aspekte? • Rote Aspekte • Konjunktion • Quadrat • Opposition • Blaue Aspekte • Grüne Aspekte • Mondknoten und Planeten • Mondknoten mit Mond • Mondknoten mit Sonne • Mondknoten mit Saturn • Mondknoten mit Merkur • Mondknoten mit Venus • Mondknoten mit Mars • Mondknoten mit Jupiter • Mondknoten mit Uranus • Mondknoten mit Neptun • Mondknoten mit Pluto • Der unaspektierte Mondknoten • Der Mondknoten als Spannungsherrscher • Der Mondknoten in den drei Bereichen eines Hauses • Eingeschlossene Zeichen •
49
Was sind Aspekte? Aspekte sind Energielinien und Beziehungswege, sind Zu gänge, die Planeten zu anderen Planeten haben. Durch Aspekte wirken sie aufeinander in ganz natürlicher Weise ein. Beim Mondknoten ist es insofern anders, weil der Mondknoten selbst keine Aspekte macht, er ist ja kein Kör per, sondern ein Bezugspunkt, der aspektiert wird. Alle Aspekte laufen immer von den Planeten zum Mondkno ten, nie umgekehrt. Deshalb hat der Mondknoten auch kei nen eigenen Orb (Aspektumraum). Die Aspekte zum Mondknoten zeigen Blickrichtungen (Aspekt = Anblick), die andere Planeten zum Mondknoten haben. Sie geben sozusagen den Kommentar wieder, den ein Planet zum Mondknoten über diesen Aspekt hat. Das geht von der Bestätigung: «Das ist grossartig, was der Mondknoten will» bis dahin: «Damit will ich nichts zu tun haben». Aspekte können bedeuten: Zuneigung, Bestätigung, Unterstützung bis hin zur Ambivalenz, Unsicherheit oder auch Ablehnung, was die Thematik des Mondknotens betrifft. Die Aspekte sind nicht allgemeingültig zu definieren, denn beim Mondknoten ist die jeweilige Bewusstseinsentschei dung des einzelnen Menschen wichtig. Ein Mensch, der aus einer geistigen Sicht heraus bewusst an sich arbeitet, wird auch Aspekte, die auf den Mondknoten fallen, anders verarbeiten und umsetzen, als es bei unbewusstem Vorsich-Hinleben reflexhaft geschieht. Wir schildern hier und das muss bei allem folgenden im Auge behalten wer den - die unbewusste, reflexhafte Reaktionsweise auf die Aspekte zum Mondknoten. Wir unterscheiden drei Farben: rote, blaue und grüne Aspekte. Rote Aspekte sind: Konjunktionen, Oppositio-
50
nen, Quadrate. Bei Konjunktionen müssen wir Vorbehalte machen, es können da weiche Faktoren dazukommen, dann ist die Konjunktion nicht unbedingt als roter Aspekt zu werten. Blaue Aspekte sind: Trigone und Sextile. Grüne Aspekte sind: Quincunxe und Halbsextile.
Rote Aspekte Konjunktion Opposition
0° 180°
Quadrat
90°
Konjunktion (0 Grad) Planeten, die mit dem Mondknoten in Konjunktion ste hen, muss man für die eigene Entwicklung besonders ernst nehmen. Sie können für den geistigen Aufstieg und die Weiterentwicklung sofort und direkt eingesetzt werden. Auch sind diese Planeten immer ein Anzeichen dafür, wie wir uns im Kontakt verhalten. Sind es sensitive Planeten (Merkur, Jupiter, Mond und Neptun), lassen wir uns von anderen beeindrucken, sind es harte Planeten (Sonne, Mars, Saturn, Uranus und Pluto), dann gehen wir eher auf die anderen los, sagen ihnen was sie zu tun und wie sie sich zu verhalten haben. Die Planeten, die mit dem Mondkno ten zusammenstehen, können aber auch Probleme schaf fen, z.B. werden Planeten, die mit dem Mondknoten ver wandt sind, wie Mond und Neptun, sensibilisiert, sie machen Menschen empfindlich bis überempfindlich. Wir werden später noch die einzelnen Planeten in Konjunktion und Opposition mit dem Mondknoten besprechen. Wichtig ist auch noch bei Planeten, die mit dem Mondkno ten in Konjunktion stehen, dass sie bei der Berufswahl
51
Berücksichtigung finden sollten. Sie deuten meistens auf spezielle Fähigkeiten, die diesen Planeten entsprechen. Der Mondknoten motiviert z.B. gerade die sensitiven Planeten, indem er in dieser Verbindung eine tiefgelagerte Motiva tion, zu helfen und zu dienen, stimuliert.
Opposition (180 Grad) Rote Aspekte, vor allem Oppositionen, haben eine Abnei gung gegen den aufsteigenden Mondknoten: «Was der will, passt mir nicht in den Kram, das ist mir zuviel Anstrengung», sagt der Planet, der diesen Aspekt macht. Ein Planet, der in Opposition zum aufsteigenden Mond knoten steht, hat ja eine Konjunktion zum absteigenden Mondknoten. Bei einer roten Aspektierung besteht die Neigung, re flexhaft den absteigenden Mondknoten zu realisieren, weil es Mühe macht, den aufsteigenden zu benützen. Nur rote Aspekte machen geneigt, den Mondknoten nicht anzuneh men. Sie weisen zum absteigenden Mondknoten hin. Bei einer Opposition zum aufsteigenden Mondknoten habe ich die Neigung, mich mit dem Planeten, der die Opposi tion bildet, zu sperren. Ich neige dazu, die Möglichkeit, die mich vorwärts tragen würde, zu ignorieren, zu verleugnen oder zu verdrängen. Die Opposition ist vielfach ein Ver drängungsaspekt. Ich blockiere einfach etwas in meinem Unbewussten. Es sind da zwei Elemente, die sich gegen überstehen mit der Tendenz, sich gegenseitig auszuschliessen. Entweder entsteht eine Blockade, keiner kommt mehr vom Fleck, oder man schliesst sich dem Oppositionspart ner an und verdrängt die andere Seite. Man bekämpft sie, projiziert sie nach aussen, baut Feindbilder auf oder Abwehrmechanismen. Eine andere Möglichkeit zu ver drängen ist Hyperaktivität - dies kommt eher noch beim
52
Quadrat vor, aber auch bei aktiven Planeten in der Opposi tion.
Quadrat (90 Grad) Auch Quadrate reagieren häufig mit Ablehnung und Abwehr. Bei einem Quadrat auf den aufsteigenden Mond knoten bildet sich automatisch auch ein Quadrat auf den absteigenden Mondknoten, es entsteht ein Leistungsdrei eck. Hier zeigt sich vorwiegend eine Neigung, die Flucht zu ergreifen und genau das Gegenteil von der entwick lungsfördernden Zielrichtung des aufsteigenden Mond knotens zu tun. Beim Quadrat fällt man leicht in hektische Aktivität, die oft sinnlos ist, und zur Aktivität als Selbst zweck führt. Man tut einfach irgend etwas und muss dann nicht nachdenken, wo man hinstreben sollte. Man über fährt sich leicht selbst und landet am falschen Ende, näm lich beim Stillstand, und wartet auf die nächste Gelegen heit. Die reflexhafte Tendenz, den bequemen Weg in Rich tung des absteigenden Mondknotens zu gehen, ist aber für die Entwicklung nicht förderlich. Es braucht viel Einsicht und Kraft, das Quadrat umzulenken. Wenn ein Quadrat von einem Planeten auf den Mondknoten fällt, macht das unwillig gegenüber der Möglichkeit zur Weiterentwick lung. Ich bestreite sic, ich verhalte mich kritisch, ich kämp fe lange gegen diesen Mondknoten oder gegen den Plane ten, der da im Quadrat dazu steht, ich verhalte mich also zwiespältig. Das befördert auch die Definition des abstei genden Mondknotens, denn auf diesen fallt ja eigentlich auch ein Quadrat, es entsteht ein Leistungsdreieck. Bei einem Leistungsdreieck vom Mondknoten z.B. auf eine Sonne-Mond-Opposition, entsteht mit dem absteigen den Mondknoten ein grosses rotes Viereck. Damit haben wir eine grosse Spannungsfigur, die «karmischen Charak
53
ter» hat. Wenn darin der Mondknoten fixiert ist, wird es schwierig sein, ihn als Aufstiegspunkt zu gebrauchen. Ein solches Viereck hat meistens eine zurückhaltende und fixie rende, auf Sicherheit bedachte Wirkung. Das Vorwärtsge hen bedeutet hier immer ein Verlassen alter Strukturen oder etablierter Sicherheiten. Es ist typisch für quadratierte Mondknoten: anstatt sich dem Kontakt entspannt zuzu wenden, sperrt man sich oder verfallt in aktive Hektik und tut irgendetwas, aber meistens nicht das Richtige. Das Monderleben, das Kontakterleben jedoch erfordert Sensitivität, Empfindsamkeit für den Kontaktpartner oder Kontaktgegenstand. Es erfordert, sich darauf einzustellen, ganz entspannt darauf zuzufliessen oder auf sich zufliessen zu lassen, je nachdem, ob man extravertiert oder introver tiert ist. Kontakte sollte man ja nicht machen, sondern zulassen und erleben. Wer Kontakte macht und manipu liert, schiebt die Leute von sich weg. Wer also so einen Mondknoten hat, neigt dazu, Kontakte mechanistisch zu betätigen, anstatt sie subjektiv möglichst tief zu erleben. Er ist nicht entspannt, sondern hektisch aktiv. Im Falle der Opposition sperrt er einfach, und wenn eine ganze Lei stungsfigur auf den Mondknoten fallt, wird der Mensch beides tun, einerseits sperren und andererseits hyperaktiv sein.
54
Blaue Aspekte Sextil Trigon
60° 120°
Blaue Aspekte zeigen eine Bestätigung des Mondknotens unter seiner Thematik an. Der erste Schritt hängt weitge hend von der Stimmung ab. Oft ist man zu bequem, selbst etwas zu tun und braucht einen Anreiz aus der Umwelt. Trigone zeigen wache Sinne und bewirken eine ganz natürliche organische Entwicklung, weil der Mensch seine Möglichkeiten zu einem hohen Grade wahrnimmt, oft unbewusst in einem mässigen Tempo. Man hat sozusagen den «Riecher» für die Möglichkeit zur Weiterentwicklung.
Bei Sextilen nimmt man den Weg vorwärts meistens nicht als Härte oder Anstrengung, sondern folgt einem natürli chen Zug. Oft will man in harmonischen Momenten ver weilen, lässt Gelegenheiten zur Weiterentwicklung Vorbei gehen und muss später wieder darauf zurückkommen. Bei blau-roten Aspekten ist der Mondknoten ambivalent. Es gibt nämlich jetzt verschiedene Möglichkeiten, die irri tieren können. Man kann einmal den blauen, einmal den roten Aspekt wählen oder man kann gar nichts tun. Man kann immer hin- und herfahren, dieses oder jenes tun, aber es ist nicht immer das Richtige. Man braucht etwas länger, bis man das «Nadelöhr» findet.
55
Grüne Aspekte Halbsextil Quincunx
30° 150°
Die grünen Aspekte haben mit Bewusstseinsbildung zu tun. Beim kleinen grünen (Halbsextil) besteht oft eine gewisse Unsicherheit, bis man genügend Informationen gesammelt hat. Die langen grünen Aspekte (Quincunxe) zeigen an, dass es um eine bewusste Bewältigung der Problemstellung geht, man muss sich bemühen, bis man zu einem Entschluss kommt. Es ist also ein Entscheidungsprozess angezeigt, durch den man sich selbst hindurchfinden muss. Es kann bei Grün-Aspektierungen auch zu starken Span nungen kommen, vor allem, wenn noch ein roter Aspekt dazukommt. Dabei ist meistens das Schwanken zwischen Polaritäten durchzustehen, bis man eine Entscheidung fal len kann. Man nimmt sich ernsthaft vor, konsequent zu handeln, und schafft es dann doch nicht. Oft verpasst man Gelegenheiten und muss auf neue warten. Hier ist beson ders Bewusstheit und Selbstkritik erforderlich, indem man sich immer wieder fragt: «Wo geht es wirklich lang?» Oder: «Warum komme ich nicht voran, habe ich etwas falsch gemacht?» Grüne Aspekte sind Suchaspekte.
56
Planetentafel
Mondknoten und Planeten Die meisten Mondknoten sind mehrfach bestrahlt, und da ist es dann interessant zu fragen, welcher Planet gibt mir die eine Möglichkeit und welcher die andere. Der Planet oder die Planeten, die einen Aspekt zum Mond knoten haben, muss ich benützen als Instrumentarien, um den schon geschilderten ersten Schritt zu tun. Je nach Pla net werde ich anders reagieren, nur muss der Zielbereich meiner Bewegung dort liegen, wo der Mondknoten ist. Und das ist durch das Zeichen und vor allem - mehr praxis bezogen - durch das Haus festgelegt. Bei allen Aspekten sollten wir drei Dinge beachten: 1. Planeten-Qualitäten, die mit dem Mondknoten verbun den sind, sollten in der Lebenspraxis mit grösser Auf merksamkeit eingesetzt und mit besonderer Sorgfalt kultiviert werden. Sie dürfen auf keinen Fall zur Selbst verherrlichung verwendet werden. 2. Diese Planeten kommen einem auch beruflich zugute. Oft ist der Planet, der in Konjunktion mit dem Mond knoten steht, sogar berufsindikativ, d.h. er zeigt an, wel chen Beruf wir wählen sollen. Jeder Beruf ist ein Weg zur Selbstentfaltung, und da der Mondknoten mit der Entwicklung zu tun hat, darf dieser Planet im Berufs bild nicht fehlen. 3.
58
Mit den Planeten, die Aspekte zum Mondknoten haben, sollte man stets bewusst an sich arbeiten. Es gilt sich selbst zu beobachten und zu untersuchen, wo man schlechte Gewohnheiten hat und wo man sich gehen lässt. Die Stelle des geringsten Widerstandes für den gei stigen Aufstieg verlangt immer die grösste menschliche Anstrengung.
Wie bereits gesagt, haben für die geistige Entwicklung jene Planeten besondere Bedeutung, die in Konjunktion oder in Opposition zum Mondknoten stehen. Wir beschrei ben diese Aspekte im folgenden.
Mondknoten mit Mond Bei der Konjunktion mit dem Mond ist die Sensitivität gesteigert, man nimmt Kontakte sehr ernst und widmet sich Gefühlsangelegenheiten mit voller Hingabe. Die Ent faltung der Kontakt- und Liebesfähigkeit steht dabei im Vordergrund. Intensiv werden Zuwendung und Liebe, Verwöhnung und Abhängigkeit erlebt. Beim Mond als schwankendem Gefühlselement kehren sich die Dinge auch oft um, wir sind verletzt und enttäuscht, wenn sich Liebe und Zuwendung in Abkühlung und Abweisung ver wandeln. Bei einer Opposition vom Mond zum Mondknoten hat man möglicherweise falsche Kontakte, je nachdem, ob die ser Mond nun rechts oder links im Horoskop plaziert ist. Steht er auf der rechten Seite, hat man sicher reichlich Kon takte, aber vielleicht ungeeignete, nämlich solche, die einen nicht vorwärtsbringen, sondern eher festhalten. Man che können ohne Kontakte nicht leben und «flüchten» sich in ständig wechselnde Beziehungen. Steht der Mond auf der linken Ich-Seite, werden die Kontakte sicher spärlicher sein. Dann sollte man sich bemühen, aus sich herauszuge hen, weil der aufsteigende Mondknoten rechts liegt und der Aufstieg über das Du erfolgt. Bei jeder Opposition soll te man den Lebensbereich, der durch das Haus des aufstei genden Knotens angegeben ist, benützen. Das kostet eine gewisse Anstrengung, denn der absteigende Mondknoten, der dann ja in Konjunktion mit dem Mond steht, erzeugt
59
ein stark reflexhaftes, fast mechanisches Verhalten. Immer wieder verfällt man derselben «Kontakt-Masche» und merkt es selbst gar nicht.
Mondknoten mit Sonne Die Konjunktion mit der Sonne stellt das eigene Selbstbe wusstsein in den Vordergrund der Entwicklung. Hier geht es darum, autonom und selbständig zu funktionieren, eige ne Charakterstärke zu entwickeln, sich voll und ganz der Verwirklichung eigener Ziele zu widmen. Mit SonnenAspekten ist das persönliche Engagement in allen Angele genheiten des Hauses oder der Achse gefragt. Immer geht es um die individuelle Bemühung zur Weiterentwicklung; Halbheiten oder Schwächen werden nicht geduldet. Besitzt man Freiheit und Unabhängigkeit, wird man seine Ziele erreichen und in seiner Entwicklung weiterkommen. In der Opposition kommen oft negative Ich-Kräfte zum Zuge, man ist von sich eingenommen und glaubt, gemäss der Achse alles schon zu beherrschen. Viele sind eingebil det, stolz und haben einen Einmaligkeitsanspruch, der mei stens unbegründet ist. Je nach Zeichen weigert man sich, eigene Schwächen zuzugeben, man glaubt, schon weit genug entwickelt zu sein und findet es nicht nötig, an sich zu arbeiten. Oft fühlen sich diese Menschen von anderen verkannt, glauben an die eigene machtvolle Wichtigkeit, obwohl das meistens eine Selbsttäuschung ist. Neigung zu Monomanie.
60
Mondknoten mit Saturn Bei Saturn-Aspekten zum Mondknoten ist die Unterschei dung zwischen Konjunktion oder Opposition wichtig. Bei der Konjunktion wird jeder Entwicklungsschritt reiflich überlegt, man nimmt alles sehr ernst. Es werden keine übereilten Schritte unternommen, manche zögern lange, bevor sie vorwärtsgehen, vielfach zweifeln und zaudern sie und können nicht spontan handeln. Manche glauben, trotz grösser Anstrengung nichts erreicht zu haben und meinen, nicht zu genügen. Weil das Grundprinzip von Saturn Sicherheit ist, entsteht leicht die Angst, dass man etwas falsch machen könnte. Man furchtet sich vor Fehlern und wartet oft zu lange bis zum nächsten Schritt. Bei der Opposition steht Saturn an seinem eigenen Punkt, denn der absteigende Mondknoten wird in der klassischen Literatur auch «Saturnpunkt» genannt. Hier hindert er das Vorwärtsschreiten erheblich, man hält an alten Gewohn heiten fest und sicht nicht ein, weshalb man sich ändern sollte. Man ist geneigt, rückwärts zu gehen und weigert sich eine neue Richtung einzuschlagen. Viele sind pessimi stisch, glauben nicht, dass cs für sie ein besseres Leben gibt. Sie laden sich unnötige Verantwortlichkeiten auf und sind kaum in der Lage, frei zu handeln. Viele flüchten sich in Pflichten und glauben, alles alleine machen zu müssen und sind davon überzeugt «ohne mich geht es nicht». Mit Saturn auf der Mondknotenlinie ist es schwierig, von alten Gewohnheiten loszukommen, immer wieder fallt man in alte Reaktions- und Handlungsweisen zurück.
61
Mondknoten mit Merkur Bei der Konjunktion ist die Lernfähigkeit aktiviert, die Entwicklung geht rasch vor sich. Je nach Haus- und Zei chenstellung ist man wissbegierig, beweglich und neugie rig, man widmet sich mit Freude der Weiterentwicklung. Die Ausdrucksfähigkeit ist gesteigert, Kontakte werden mit Leichtigkeit geknüpft, aber auch rasch wieder abgebro chen, wenn sie der Entwicklung nicht förderlich sind. In der Opposition kann Merkur auch geschwätzig machen. Man redet anderen nach dem Mund, hat keine eigene Meinung und lässt sich beeinflussen. Je nach Haus oder Zeichen kann man sich durch eine gesteigerte Sensa tionslust und Kompromissbereitschaft in Lügen verstrikken und in unangenehme Situationen geraten. Man holt Argumente von weit her und flüchtet sich in Spitzfindig keiten.
Mondknoten mit Venus Die Konjunktion macht kontaktintensiv, zuvorkommend und freundlich. Mit der Venus will man die schönen Seiten des Lebens geniessen und vermeidet nach Möglichkeit grössere Anstrengungen. Oft sind künstlerische Anlagen vorhanden. Für den Aufstiegspunkt aber, der ja bewusste Anstrengungen verlangt, kann die Venus ein Hindernis sein. Obwohl sie Liebesbeziehungen in ihrem weiblichen Aspekt fördert, werden die Aufstiegsschritte häufig ver langsamt. In der Opposition sind die Verzögerungstendenzen noch ausgeprägter, man will sich nicht anstrengen, verlässt sich auf andere und glaubt bei den geringsten Bemühungen,
62
schon genug geleistet zu haben. Je nach Achsenthema war tet man auf Antriebe von aussen und macht sich deshalb abhängig von stärkeren, meist männlichen Personen. Bequemlichkeit und Kompromissneigung lassen manche Gelegenheiten zum persönlichen Wachstum ungenützt ver streichen, man flüchtet in eine Scheinharmonie.
Mondknoten mit Mars Bei der Konjunktion wird Mars als starke Antriebskraft zum Vorwärtskommen empfunden. Der persönliche Auf stieg wird mutig und unerschrocken, manchmal gar mit unangemessenen Mitteln vorangetrieben. Man ist ehrgei zig und scheut keine Mühen, ungewöhnliche Aufgaben anzunehmen, die oft das persönliche Energiepotential über fordern, und dennoch mit Begeisterung und Tatkraft durchgeführt werden. Je nach Zeichen und Haus räumt die marsische Kraft mit Widerständen auf, sie entzündet sich oft an ihnen und kann dann auch aggressiv und ego zentrisch die eigene Entwicklung über alles andere stellen. In der Opposition können kämpferische Energien über handnehmen. Je nach Zeichen und Haus kämpft man gegen Windmühlen und setzt seine Kräfte an ungeeigneter Stelle ein. Man verteidigt falsche Ansichten mit Vehe menz, ohne sich jedoch durchsetzen zu können. Manche flüchten sich in fieberhafte Aktivitäten, treiben Raubbau an ihren Kräften. Es hängt weitgehend von den mit Mars verbundenen Planeten ab, wie lange es dauert, bis man lernt, seine Kräfte optimal und zielgerichtet einzusetzen.
63
Mondknoten mit Jupiter In der Konjunktion verleiht die Sinnenwachheit des Jupi ter eine gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit für den per sönlichen Aufstieg. Man hat einen «Riecher» für günstige Gelegenheiten, befindet sich zur rechten Zeit am rechten Ort und greift zu. Man gerät stets an die richtigen Men schen, die der eigenen Entwicklung förderlich sind. Jupi ter schenkt auch einen optimistischen Lebensausblick, lässt an das Gute im Menschen und an die aufbauenden Kräfte einer Evolution für alle glauben. Der Aufstieg gelingt einem relativ leicht. Nicht umsonst wird der aufstei gende Mondknoten in der klassischen Literatur der «Jupi ter-Punkt» genannt. ln der Opposition kann sich der Optimismus in Pessimis mus verkehren, man glaubt nicht mehr ohne weiteres an das Gute im Menschen und an eine Weiterentwicklung. Am absteigenden Mondknoten sind die Saturnkräfte besonders wirksam und schränken den Jupiter ein, sein Blick für Sinnzusammenhänge ist gemindert. Je nach Zei chen hat man immer eine Erklärung zur Hand, um eigene Schwächen zu entschuldigen und zu glauben: «Es hat ja doch keinen Sinn». Manche verhalten sich wie der «ungläu bige Thomas», neigen bei Schwierigkeiten dazu, «die Flin te ins Korn zu werfen». Man sieht nur noch das, was man zweckoptimistisch sehen will.
Mondknoten mit Uranus Die Konjunktion verleiht einen immerwährenden Drang, über die eigenen Grenzen hinauszuwachsen, die Grenzen des Bekannten zu überwinden. Man strebt nach Bewusstseinserweiterung, um durch neue Erkenntnisse grössere
64
Sicherheit und eine stimmigere Lebensordnung zu finden. Die persönliche Entwicklung wird sehr ernst genommen, man sucht neue, aussergewöhnliche Wege, diese zu beschleunigen. Man befasst sich mit dem Zeitgeist, mit Grenzgebieten des Wissens. Durch Uranus wird die Ent wicklung angetrieben, manchmal abrupt, durch plötzliche Ereignisse. Bei der Opposition geht man Zickzack-Wege, meint mit einem Sprung aus allem raus zu kommen, wehrt sich gegen die hemmenden Saturnkräfte, die einen festhalten. Den noch glauben manche, trotz grösser Bemühungen keinen Schritt weitergekommen zu sein. In solchen Augenblicken resigniert man manchmal und gibt alles auf. Wenn dann die Uranuswirkung wieder einsetzt und alles umstülpt, kann das, was vorher gut war, nunmehr abgelehnt werden, und umgekehrt. Grenzen werden durchstossen, Vorhänge aufgerissen - oft ohne unser Zutun.
Mondknoten mit Neptun Die Konjunktion lässt das umfassende Liebesprinzip in Kontakten deutlich zur Geltung kommen. Man ist bereit, alles für eine Liebe hinzugeben, man glaubt an die univer selle Menschenliebe und an eine spirituelle Erlösung. Viele suchen einen sozialen Beruf in der Überzeugung, sich nur dann entwickeln zu können, wenn sie sich für Kranke und Zukurzgekommene einsetzen. Die neptunische Sensitivität lässt manchmal die eigene Entwicklung vergessen, man leistet so manches für andere und opfert sich geradezu auf. Trotzdem kann das entgrenzende Neptun-Prinzip die gei stige Entwicklung sehr weit führen.
65
Bei der Opposition sind Täuschungen des Entwicklungs weges möglich. Man glaubt naiv irgendwelchen Verspre chungen, verfällt einer dubiosen Glaubensrichtung, gerät an Schwindler oder Betrüger. Weil man sich kaum abgren zen kann, begeht man aus Unvorsichtigkeit Unkorrekthei ten, wird in Intrigen verwickelt und findet schwerlich ein Konzept für die eigene persönliche Entwicklung. Das Ichauflösende Prinzip des Neptun lässt nicht selten diffuse Ziele ansteuern.
Mondknoten mit Pluto Die Konjunktion mit Pluto wird den Mondknoten als ersten Entwicklungsschritt aktivieren, denn alles, mit dem er in Berührung kommt, wird gesteigert. Man nimmt vie les auf sich, was der persönlichen und geistigen Entwick lung dient. Viele setzen (je nach Zeichen und Haus) alles auf eine Karte, wachsen über sich selbst hinaus und leben unter einem inneren Zwang, Aussergewöhnliches zu voll bringen. Bei Pluto spricht man von einer inneren Beru fung, einer machtvollen Motivation, die der Selbstverbes serung und Reifung dient. Aber auch pure Macht wird angestrebt, vielfach wird die Weiterentwicklung vorange trieben, um den persönlichen Einfluss zu vergrössern. Bei der Opposition wird die Willenskraft ichhaft und oft gewaltsam eingesetzt. Die durch Pluto ausgelösten IchWandlungen stagnieren und können zuweilen eruptionsar tig wieder hervorbrechen, dabei alte Regeln durchbrechen, Verdrängtes an die Oberfläche bringen, Hindernisse zerstö ren. Am Saturnpunkt kann Pluto auch auf alte Rechte pochen, Machtansprüche geltend machen, die überheblich und aggressiv sind. Gewaltanwendungen im Namen einer höheren Instanz mit Zerstörungswut kommen ebenfalls vor.
66
Horoskopbeispiel 5.12.1954, 21.40 Wädenswil/SG Der unaspektierte Mondknoten Ein unaspektierter, losgelöster Mondknoten im Grund horoskop wirkt wie ein unaspektierter Planet. Zunächst weiss man nicht einmal, dass man einen Mondknoten hat, da keine Zugänge über Aspekte vorhanden sind. Bei feh lenden Zugangswegen stehen auch keine Steuerungsmöglichkeiten über irgendwelche Instrumente (Planeten) zur Verfügung. Das bedeutet Instinktunsicherheit im Zielen auf das Nächstliegende und Notwendige. Die Instinktunsi cherheit besteht darin, dass man öfter ins Leere greift oder genau daneben. Man nimmt manchmal Gelegenheiten
67
nicht sofort wahr und geht achtlos an ihnen vorbei. Es bedeutet nicht, dass das immer so ist, es kann auch viele Male gelingen, das Richtige zu finden, aber man hat keine Gewähr, ob es nun diesmal das Richtige sei. Man kann auch genau am falschen Ende herauskommen und weiss nicht, warum. Menschen mit losgelöstem Mondknoten sind auf Partner angewiesen, die ihnen bei der Findung helfen. Oft wird er von einem Planeten des Partners bestrahlt - oder hat eine Klickstelle (Konjunktion im Häuservergleich). Bei losgelö sten Planeten ist es so, dass man auch, trotz der Delegation an den Partner, selbst damit üben muss. Der Mondknoten ist primär auf das Bewusstsein wirksam, deshalb muss man sich um seine Verwirklichung selbst kümmern. Wer das einmal verstanden hat, kann ihn vom Bewusstsein her immer besser wahrnehmen und im Leben einsetzen. Viel fach hat er dann einen Aspekt im Häuserhoroskop. Man kann aber ohne weiteres einen Mondknoten ohne Aspekte trotzdem wahrnehmen, wenn man es weiss. Wir sagten schon, der Mondknoten ist wie ein Loch in einer Bretter wand, durch das man hindurchschlüpfen kann, das sprich wörtliche «Nadelöhr». Hs ist eine Öffnung, durch die man zwanglos hindurchgehen kann, und es sind immer greifba re Dinge, die der Mondknoten meint. Nicht irgendwelche weitentfernten Dinge, wie der Aszendent sie anzeigt. Der Mondknoten lässt sich ganz praktisch festlegen: «Tu das», oder besser noch: «Sei offen für das, wende dich dem zu, sei bereit!» Manche Menschen mit losgelöstem Mondknoten haben es schwer, an ihre eigenen Möglichkeiten zu glauben. Sie zweifeln immer wieder an sich. Sie nehmen viele Gelegen heiten gar nicht wahr, weil das Bewusstsein nicht darauf reagiert. So ein Mensch ist von aussen manipulierbar, man
68
muss ihm immer wieder einen Schubs geben und sagen: «Probiere es doch noch einmal». Wenn der Mondknoten losgelöst ist, geht es vielleicht für diesen Menschen genau darum, Experimente mit sich selbst zu machen; immer wieder neu zu wagen und schliess lich aus dem negativen Erleben das Positive durch Erken nen herauszuschälen. Man trifft auch das Phänomen, dass Menschen mit losgelöstem Mondknoten sagen: «Ja, ich stehe immer am selben Fleck, ich arbeite und bemühe mich, aber eigentlich komme ich keinen Schritt vorwärts.» Dieses Gefühl kann eine grosse Ohnmacht erzeugen. Es kann sogar sein, dass, wenn z.B. der Mondknoten im neun ten Haus steht, der Mensch am Sinn seiner Existenz zwei felt, resigniert und anfängt abzuwelken. Das wäre ein Extremfall. Die Wirkungen des unaspektierten Mondknotens sind einer der markantesten Nachweise, dass der Mondknoten ein charakterinhärentes Element ist, denn sonst könnte er nicht so gewaltige Wirkungen haben. Ausserdem muss man immer darauf achten, dass Konjunktionen mit dem Alterspunkt möglich sind, die den unaspektierten Mond knoten bewusst machen helfen.(siehe auch: «Lebensuhr im Horoskop», Band 1 + 2, Seite 179).
69
Horoskopbeispiel 3.3.1983, 13.15 Kreuth/D
Der Mondknoten als Spannungsherrscher Bekanntlich stellt der Planet als Spannungsherrscher im Horoskop das Thema, mit dem der Mensch sich auseinan dersetzen soll. Ob er es tut und auf welche Art er es macht, bleibt diesem Menschen selbst freigestellt. Ist aber der Mondknoten Spannungsherrscher, dann bleibt es einem nicht freigestellt, man muss sich mit der Thematik ausein andersetzen, und zwar spezifisch im obigen Horoskopbei spiel mit Mondknoten im zwölften Haus. Dieser Mensch muss sich mit dem Lebensbereich, den die Hausstellung
70
des Mondknotens anzeigt, befassen, ob er will oder nicht. Vermeidet er es, bleibt er in seiner Entwicklung stecken. Wenn man einen Planeten als Spannungsherrscher falsch interpretiert, ist das nicht schlimm, beim Mondknoten dagegen schon. Insofern hat der Mondknoten das letzte Wort, darf aber trotzdem nicht als zwingend angesehen werden. Determinierend ist letztlich keines der Elemente im Horoskop. Aber den Mondknoten sollte man ernst neh men; denn er hilft einem zur Weiterentwicklung. Er ist immer sinnvoll und hat eine ausgleichende Funktion zum Ganzen. Vor allem als Spannungsherrscher hat er einen hohen Korrekturwert, weil er dann fast immer dem ganzen Aspektbild gegenübersteht. Hier sorgt er dafür, dass eine Abrundung des Charakters, eine Entwicklung stattfindet. Entwicklung ist das spezifisch Menschliche. Wer seine Ent wicklung auf die Dauer behindert, wird langsam über den psychosomatischen Prozess krank. Die Natur wehrt sich, der Mondknoten hat doch das letzte Wort. Gerät der Mensch in eine Krise, so muss er den Mondknoten wahr nehmen, das Loch im Zaun finden, den ersten Schritt bewusst machen, dann geht es aufwärts und er findet auch relativ rasch eine Lösung.
71
Der Mondknoten in den drei Bereichen eines Hauses
Durch die Teilung jedes Hauses in drei dynamische Abschnitte können wir die Hausintensität der Planeten ein zeln ermitteln. An den Häuserspitzen können die Planeten kräfte direkt in die Umwelt fliessen (Extraversion). Vom IP (Invertpunkt) bis zum TP (Talpunkt) befindet sich ein Planet im fixen geschützten Bereich und strebt nach Festi gung (Introversion). Nach dem Talpunkt beginnt der beschwerliche Aufstieg zur nächsten Hausspitze; der soge nannte Stressbereich birgt Resignation oder Überanstren gung und die daraus entstehenden Kompensationen in sich. (Näheres darüber können Sie nachlesen im Buch «Die astrologi schen Häuser», Seite 175.)
Hausspitze Als Achsen- oder Spitzennähe bezeichnen wir den Bereich kurz vor der Spitze und nach der Spitze bis zum Invert punkt. Je näher der Mondknoten an der Spitze eines Hau ses steht, desto deutlicher wird vom Schicksal verlangt, dass das auch geschieht, was der Mondknoten anzeigt. Dieses Haus muss für die Weiterentwicklung nutzbar gemacht werden, sonst erleidet man immer wieder harte Rückschlä-
72
Fixer Bereich Der Mondknoten im Bereich zwischen Invertpunkt und Talpunkt hat eine Stellung, die der Besinnung dient, ganz gleich, in welchem Haus er sich befindet. Hier ist Intro spektion und Selbstprüfung in der Hausthematik gefor dert, weil die Talpunkte in jedem Haus nach innen gerich tet sind.
Talpunkt Bereich Für Talpunktstellungen ist der Mondknoten relativ unempfindlich. Wenn allerdings ein Planet in Opposition dazu steht, also am absteigenden Mondknoten, dann emp findet dieser die Talpunktstellung als besonders unange nehm, d.h. er ist blockiert. In so einer Konstellation muss man den Planeten, der in Opposition zum Mondknoten steht, mehr oder weniger vergessen und sich anderen Mög lichkeiten zuwenden. Der aufsteigende Mondknoten hat vielleicht noch Aspekte zu anderen Planeten, die man wahr nehmen kann. Obwohl der Mondknoten nicht auf Tal punkte sensibilisiert ist, heisst es auch hier, dass man nicht auf äussere Wirkung zielen soll, sondern auf innere Wir kung.
Stressbereich (vor einer Hausspitze) Die Position im Stressbereich zwischen Talpunkt bis kurz vor der Spitze bewirkt eine zwiespältige Funktion. Wir haben die Hauswirkung in dem Haus, in dem der Mond knoten steht, aber auch schon die des nächsten Hauses. Man wird da hingezogen und wird dennoch festgehalten. Man muss zwei Herren dienen. Es sollen beide Hausthema tiken berücksichtigt werden, wobei das eigene Haus, in dem der Mondknoten steht, Pflicht ist, das nächstfolgende Haus W ollen und Streben bedeutet. Man darf die Pflichten des Hauses nicht vernachlässigen, sollte aber nicht auf grossen Erfolg hoffen. Man darf trotzdem nicht aufgeben, auch
73
wenn man das Gefühl hat, man kommt trotz grossen Ein satzes nicht vom Fleck. Dieser Bereich ist auch für den Mondknoten eine «Stresszone». Ein Mondknoten vor der zweiten Spitze z.B. ist in einem Spannungsbereich, wo einerseits die Ichbetonung (1. Haus) noch Pflicht ist, wo man andererseits aber dazu übergehen muss und auch will, Substanz anzureichern (2. Haus). Man muss anfangen, seine Talente - denn das ist der wichtigste Besitz, den man im zweiten Haus haben kann - mit in dieses Ichbild einzu bauen und ihm dadurch Substanz und Tragkraft zu geben. Das ist eine Doppelaufgabe. Man wird mit dem Mondkno ten bis ein Grad vor der zweiten Spitze zwar immer noch angeschaut und von der Umwelt bewertet, aber man wird immer mehr nach seiner Substanz bewertet. Vor der Spitze kann es dann nicht um greifbaren, gegenständlichen Besitz gehen, sondern es geht da um innere Werte, um Talente, die man sich bewusst machen sollte. Vor der Spitze sind aber die Erfolge immer kleiner als die Bemühungen, auch bei blauen Aspekten.
Eingeschlossene Zeichen Eingeschlossene Zeichen müssen so gesehen werden, dass alle Planeten, die darin stehen, nach innen wirken; die Nachaussenwendung der vorhandenen Energien oder der Fähigkeiten ist erschwert. Es sind die Häuserspitzen, die die Energien in die Welt hinausbringen. Der erste Schritt wird innerlich und unsichtbar für die Umwelt vollzogen. Beim Mondknoten muss man erkennen, dass er kein Lei stungspunkt ist, sondern eine Öffnung, die man erst finden und dann auch benützen muss. Ob diese Öffnung von aus sen nach innen oder von innen nach aussen geht, ist im Prinzip nicht primär wichtig. Es kommt darauf an, auf wel cher Seite der Öffnung ich stehe.
74
3. Der Mondknoten in den Häusern
Der erste Schritt Mondknoten im Mondknoten im Mondknoten im Mondknoten im Mondknoten im Mondknoten im Mondknoten im Mondknoten im Mondknoten im Mondknoten im Mondknoten im Mondknoten im
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
Haus Haus Haus Haus Haus Haus Haus Haus Haus Haus Haus Haus
75
Der erste Schritt Die Definition des ersten Schrittes ergibt sich vor allem aus der Hausqualität, in dem der Mondknoten im Grundhoro skop steht. Wir können vom Mondknoten, da er kein Pla net ist, nicht erwarten, dass er etwas tut, sondern wir müs sen mit ihm etwas tun. Er ist ein Schlupfloch in der Hecke, das wir finden müssen, und durch das wir dann auch schlüpfen können. Es ist besser, den Mondknoten zuerst im Haus zu deuten, die Qualität des Zeichens kommt als zusätzliche innere Dimension dazu. Zeichenqualitäten sind im allgemeinen schwieriger bewusst umzusetzen, weil sie mehr in der Tie fe lagern, und weil die Zeichen mehr qualitative und weni ger praktische Aussagen machen. Das Haus zeigt uns das Lebensgebiet, wo wir praktisch ansetzen können. Es bietet ausserhalb von uns eine Gelegenheit, die diesen ersten Schritt möglich macht. Freilich ist auch in uns selber eine Disposition, die sich nicht unbedingt als Gelegenheit oder Situation äussert, und diese Disposition zeigt das Zeichen an. Der direkte, formal greifbare Ansatzpunkt aber ist immer in der Stellung des Mondknotens im Haus zu fin den. Die zwölf Häuser im Horoskop geben konkrete Hinweise auf die Lebensbezüge, auf die Lebensbereiche. Hier haben wir für den Mondknoten den Ansatz, der uns genau sagt, was zu tun ist.
76
Friedrich Nietzsche, Philosoph 15.10.1844, 10.00, Röcken b. Lutzcn/D
Mondknoten im 1. Haus Hier wird eine klare Identifikation der eigenen Person gegenüber der Umwelt gefordert. Im ersten Haus stellt man sich vor. Das erste Haus ist ein extravertiertes Haus, ich muss mich klar zu erkennen geben, das Ich präsentie ren, als das ich gesehen werden möchte. Verlangt wird beim Mondknoten im ersten Haus der Mut, sich hinzustel len und zu sagen: «So bin ich; so wie ich mich jetzt präsen tiere, will ich auch sein und genommen werden».
77
Wenn man das gesamte Horoskop ansieht, ist meistens zu erkennen, dass dieses Ich Schwierigkeiten hat, genügend sich selbst zu sein und infolgedessen sagt der Mondknoten: «Das musst du üben». Wenn ich mit dem Mondknoten im ersten Haus in eine schwierige Situation komme, dann wahrscheinlich deshalb, weil ich mich nie richtig entschei den kann zu sagen: «Jawohl, das bin ich, das will ich sein, ich mache das oder ich mache es nicht, das liegt mir nicht, das kann ich nicht, das will ich nicht». Im ersten Haus muss man lernen, auf seinem Ich-Standpunkt zu beharren und Stellung zu beziehen. Wichtig ist auch, mir die Neigung des gegenüberliegenden Mondknotens bewusst zu machen. Hier wäre eine Nei gung vorhanden, sich nach der Meinung der anderen zu richten, darauf zu warten, dass der andere einem sagt, was man zu tun hat; das ist der absteigende Mondknoten im siebten Haus. Das Abstützen am Du, die Hoffnung, dass irgendein Du einem die Kohlen aus dem Feuer holt, das «Sich nicht selbst im Lebenskampf behaupten wollen» ist Stillstand, bzw. Rückschritt in der Entwicklung. Bei roten Aspekten zum Ersthaus-Mondknoten neigt man dazu, reflexhaft den absteigenden Mondknoten zu benut zen, um sich beim Du anzubiedern, sich freundlich zu ver halten; gut anzukommen, indem man seine eigenen weni ger schönen Seiten weglässt oder verleugnet und die guten Seiten herauskehrt. Man gibt dabei ein falsches Bild von sich, und das blockiert erheblich die Entwicklung. Im ersten Haus muss zwar das Spiel mit dem Image betrieben werden, aber es sollte eine optimal ehrliche Selbstdarstel lung erfolgen. Hat der Mondknoten im ersten Haus blaue Aspekte, so gibt der Partner, das Du im siebten Haus, freiwillig die
78
Abstützung, ohne dass man sie sucht. Das ist weniger schlimm, als wenn man selber danach sucht. Entscheidend ist die Motivation. Wenn sich dieser Mensch auf sich selbst konzentriert, dann kommt eventuell der Partner und hilft dabei. Das ist etwas anderes. Es ist dann ein Tun. Steht der Mondknoten direkt am Aszendenten, so muss man die gesamte Ersthaus-Thematik sehr ernst nehmen. Bei blauen Aspekten und noch viel mehr bei grünen ist zu beobach ten, dass man sich oft nicht so richtig traut, sein Ich zu beto nen, weil es unüblich und verpönt ist. Das kann erheblich falsch sein, denn ohne unser Ich klar zu repräsentieren, haben wir keine eigentlichen Chancen in der Welt. Die Welt weiss nämlich nicht, wer wir sind. Es ist weit besser, ein möglichst schön gemaltes Schild mit sich zu führen, worauf steht, wie unser Ich aussieht oder aussehen soll, als gar keines. Der Mondknoten am Aszendenten ist eine Stellung, bei der man schon fast mit dem Finger auf sich zeigen muss. Man muss lernen, sein Ich als Erscheinungsbild für die Welt zu pflegen und stark zu betonen. Es ist hier wichtig, sich selbst darzustellen und immer wieder sein Image zu korrigieren.
79
Hedwig Courths-Mahler, Schriftstellerin 18.2.1867, 16.45 LT, Nebra/D
Mondknoten im 2. Haus Beim Mondknoten im zweiten Haus geht es im wesentli chen darum, dass ich meine eigenen Substanzen umsetze. Ich muss lernen, das, was ich habe an Besitz, an Fähigkei ten, an Wissen, was ich mir selber erarbeitet habe oder auch was mir schon in die Wiege gelegt wurde, selbst anzu wenden. Ich darf mich nicht auf andere verlassen, dass sie mir helfen oder mich sogar aus ihrer Substanz unterstüt zen. Ich habe selbst genug Kraft und Werte, die ich im Leben einsetzen kann.
80
Im zweiten Haus geht es um die Eigensubstanz. Man legt sich Substanz zu oder verfügt über Substanz. Es ist ein Haben-Haus. Wer den Mondknoten im zweiten Haus hat, muss, um vorwärts zu kommen, das gebrauchen, was er hat. Man kommt im Leben erst dann zum Zuge, wenn man anfängt, seine eigenen Fähigkeiten, Talente oder das, was man - auch im materiellen Sinn - hat, umzusetzen; es geht sehr wesentlich dabei auch um das Gebenwollen, denn man will meistens nicht geben. Oder aber - das ist noch vom Zeichen abhängig - man hat nicht das nötige Selbstverständnis und Selbstvertrauen in das, was man hat. Dann muss man anfangen, sich diese Sicherheit zu verschaffen, d.h. man muss an seiner Substanz noch arbei ten. Auf den gesamten Lebenslauf gesehen, wird zunächst in der Jugend eine längere Phase kommen, wo es um das Anreichern von Substanz geht. Es können materielle, gei stige oder psychische Werte sein, die höchst solide wer den müssen. Dann kommt eine zweite Phase, in der man diese soliden Werte zur Wirkung bringt. Auch dann ist es oft noch eine Frage des Gebens, ob man geben will. Und dann macht man die Erfahrung: Wenn man voll gibt, kommt es auch voll zurück. Man kann hier im Horoskop antreffen, dass das Eigen wertbewusstsein nicht in Ordnung ist, besonders, wenn der Mondknoten grün oder rot bestrahlt ist. Das bedeu tet, dass man seinen eigenen Wert, der ja im zweiten Haus von der Substanz her bestimmt ist, unterschätzt. Das wie derum kann zur Folge haben, dass man das, was man hat, festhält und nicht weitergibt und immer noch mehr auf nehmen will. Es kann andererseits dazu führen, dass man sich abhängig macht von den Mitteln anderer.
81
Bei Mondknoten im zweiten Haus ist der Vitalfundus gut, nur merkt man es nicht, solange es nicht bewusst gemacht worden ist. Man klagt darüber, dass man ausgebeutet wird oder dass andere mehr bekommen und es besser haben als man selbst. Bei Bewusstmachung des Mondknotens gibt er mir das Vertrauen, dass das, was in mir drin steckt, etwas wert ist.
Mondknoten im 3. Haus Die beiden ersten Häuser haben noch sehr stark mit dem Ich zu tun. Mit dem dritten Haus rücken wir in den Kollek tivraum. Da geht es nun um die Zuwendung zu einem Kol lektiv. Im dritten Haus zum Denken des Kollektivs, also zu dem, was man denkt: Ich muss hinhorchen und verste hen, welche Sprache die ändern sprechen. Ich muss mir meine unbewussten Abhängigkeiten bewusst machen und vor allem mir klar werden über meine Neigung, den Leu ten das zu sagen, was sie hören wollen. An sich ist der Kollektivbereich im Horoskop immer pro blematisch, weil er uns zu nahe steht. Unsere Kollektivre flexe, ob sie nun das Denken (3. Haus) oder das Gemüt (4. Haus) betreffen, spielen vollautomatisch. Ich habe z.B. irgend etwas schnell dahingesagt, was dem ändern zwar gefällt, was aber nicht unbedingt richtig ist. Und hier muss man nun mit dem Mondknoten im dritten Haus ansetzen: Die eigene Sprache beobachten, denn die Sprache ist das Kommunikationsmittel im dritten Haus. Man sollte wenig stens im nachhinein überprüfen, was man gesagt hat und sich überlegen, ob es vertretbar, ob es objektiv richtig war. Vielleicht habe ich dem Bedürfnis nachgegeben, jeman dem nach dem Mund zu reden, damit ich nicht auf Wider stand stosse oder ihm gefalle.
82
Curd Jürgens, Schauspieler 13.12.1915, 05.00 MHZ, München/D
Wenn man diese Überprüfung über längere Zeit vor nimmt, dann bekommt man seinen Mondknoten ziemlich schnell in den Griff. Das ist notwendig, vor allem, wenn eine Opposition zum Mondknoten vorliegt. Wohl muss die Form verwendet werden, die im dritten Haus Gültig keit hat, aber ich selbst muss sie bewusst anwenden und mich nicht über Gebühr anpassen. Das heisst, ich muss ler nen, die allgemein gültigen Begriffsbezüge und Denkstruk turen anzuwenden, sonst werde ich nicht verstanden. Erst dann kann ich mich positiv in das Kollektiv einfügen, sonst werde ich zwangsweise eingefügt. Man muss sich
83
zwar kollektiv einordnen, aber das Kollektiv hat kein Recht, vom Individuum eine Unterwerfung zu verlangen. Das Individuum darf allerdings auch umgekehrt vom Kol lektiv nicht verlangen, dass es sich ihm unterwirft. Es ist ein Unterschied, ob man unbewusst vom Kollektiv gesteu ert wird oder ob man über das neunte Haus den Weg des eigenen Denkens gegangen ist und dann wieder zurück kehrt und sich bewusst einpasst. Diese Aufgabenstellung zeigt der Mondknoten im 3. Haus an.
Mondknoten im 4. Haus Im vierten Haus ist die Gefühlswertung entscheidend, es genügt nicht, wie im dritten Haus, nur die Meinung zu erfragen, sondern man muss fähig sein, vom Gemüt her mitzuleben, dabei zu sein. Es geht hier darum, dass man sich in einem Nest wohl fühlt und aufgehoben ist. Auch da ist meistens die Tendenz entsprechend im Horoskop, dass man vielleicht zu kopflastig ist, zu sehr seine Individualität betont. Hier muss man lernen, ein einfacher Mensch unter anderen Menschen zu sein, der auch Gefühle hat und sie zum Ausdruck bringt und auch von anderen Gefühle ent gegennimmt. Oft ist der Vierthaus-Mondknoten ein Ausgleich für Son ne, Uranus oder Pluto oben im Horoskop, die zu dem Reflex führen, berühmt sein oder anführen zu wollen. Wenn die Vorstellungsbilder aus dem Gemüt mit ihrer Haf tung an das Kollektiv oder die Familie bewusst werden, muss man diese Leitbildvorstellungen klären. Wenn Planeten im neunten oder zehnten Haus starkes Individualstreben anzeigen, so kann der Horoskopeigner das auch entwickeln, aber mit dem Mondknoten im vier-
84
Robert F.Kennedy, Politiker 20.11.1925, 14.48 EST, Brookline/Mass/USA
ten Haus heisst das auch: Er muss sich immer wieder erden, seine Wurzeln, seine Heimat pflegen, er darf nicht den Boden unter den Füssen verlieren. Oft kommt ein nach oben Strebender in Engpässe, ein Weiterkommen ist nicht möglich, Blockierungen treten auf, und er versucht dann mit Gewalt, sich weiter nach oben hochzuarbeiten. Das ist in vielen Fällen richtig, aber mit Mondknoten im vierten Haus ist das falsch. Da muss man sich zurückneh men und sich als einer aus dem Kollektiv, aus der Familie erleben. Erst dann kommt man wieder weiter, wird wie der locker und gewinnt Zugang zu den Menschen, die
85
man führen will; man versteht sie wieder. Das gibt neue Antriebskräfte, um sich weiter nach oben entwickeln zu können. Bei rot bestrahltem Mondknoten im vierten Haus kann es sich um Flucht in eine gemüthafte Vorstellungswelt han deln, die mit dem Aufgehobensein, mit dem Nestgefühl und Nestbedürfnis zu tun hat. Dieses Nestgefühl hat eine sehr wichtige Funktion, es ist etwas vom Grundlegend sten, was wir im Leben brauchen; nur gerade dadurch, dass wir es so sehr brauchen, geraten wir leicht in den Sog des «Um-jeden-Preis». Das macht uns undifferenziert und abhängig von den Bewegungen, die in der Familie Vorkom men. Wir werden durch diese Bewegungen gesteuert und können wiederum nicht bewusst gestaltend daran teilneh men, sondern werden das Opfer von Familienangelegen heiten. Angehörige haben schliesslich dann auch das Recht, uns zu missbrauchen oder zu zertrampeln. Wenn irgendein Planet im zehnten Haus in Opposition zum Mondknoten steht, dann ist man leicht bereit, sein Nest billig zu verkaufen, um wenigstens den Aufstieg sicher zu machen. Der Ehrgeiz oder irgendwelche andere Formen dieser Qualität lassen das Nestgefühl veröden. Das urtümliche Bedürfnis dazuzugehören, Teil eines grös seren Organismus, einer Gruppe oder Familie zu sein, kommt zu kurz. Hat man ein Quadrat zu einem Planeten am Aszendenten, dann ist die Ablenkung nicht zur Grösse hin, sondern man ist zu egoistisch; mit einem Quadrat zum Deszendenten wirft man sich an das Du hin. Wenn man um seiner eige nen Entwicklung willen dieses Bedürfnis, dazuzugehören, ersterben lässt, stirbt damit eine wesentlich menschliche Qualität, und man wird einsam und geneigt, anderen
86
Unrecht zu tun. Denn die Fähigkeit, nicht Unrecht zu tun, ist mithin in diesem Nestraum des vierten Hauses begrün det.
Mondknoten im 5. Haus Im fünften Haus geht es um die Selbsterprobung oder Selbstdarstellung im direkten Sinne gegenüber dem Du. Man muss lernen, allen Menschen frei und ohne Furcht gegenüberzutreten, und man muss Fähig werden, als Ich diesen Menschen irgendwie Achtung abzuringen. Das fünf te Haus ist eines der drei Häuser, die am intensivsten und direktesten mit der Selbstpräsentation, der Selbstdurchset zung zu tun haben. Die treffendste Definition des fünften Hauses ist, dass man Persönlichkeitsstrahlung entwickelt. Man muss von sich selbst überzeugt sein und auftreten kön nen, man darf sich nicht durch ein kritisches Wort oder eine schnelle Äusserung gleich in die Ecke drücken lassen. Durch ein sicheres Auftreten und durch seine Persönlich keit soll man andere beeindrucken und überzeugen kön nen. Das steht bei dieser Mondknotenstellung markant im Vordergrund. Es geht im fünften Haus auch um die Erotik, wobei zu erwähnen ist, dass oft der Fehler gemacht wird, das Eroti sche als das Geschlechtliche zu sehen. Das Sexuelle kann Funktion sein, aber es gibt das Geschlechtliche in allen Häusern, allerdings in verschiedenen Formen und Zusam menhängen. Erotik ist an sich nicht geschlechtlich, Erotik spielt auch zwischen Menschen gleichen Geschlechts. Es ist die direkte, vitale Beziehung zwischen Mensch und Mensch. Sie ist spürbar als ein Kribbeln, ein Erregtsein, wenn man in die Nähe eines bestimmten Menschen kommt. Das hat mit Geschlechtlichkeit nicht unbedingt zu
87
Edgar Degas, Franz Maler 19.7.1834,20.30 LT, Paris/F
tun. F^rotik hat den Zweck, mich mit anderen Menschen in Berührung zu bringen, nicht bloss ins Gespräch. Der Mondknoten im fünften Haus muss die Nähe suchen. Die Nähe, die erregend wirkt, aber dadurch auch bewirkt, dass sie einen nicht kalt lässt. Und so gesehen ist Erotik auch etwas unerhört Feines, Kultiviertes, Hohes. Physisch gesprochen ist es hautnahe Berührung, bedeutet, in den Schwingungskreis eines Menschen zu treten und in der Korrespondenz mit ihm den eigenen Schwingungskreis zu erfahren. Das kann im Spezifischen auch in die geschlechtli
88
che Polung hineinwirken. Denn da ist das Erotische primä re Anregung. Der Mondknoten im fünften Haus erfordert, dass ich mich gerade und direkt präsentiere. Der andere rea giert dann auf mich, er fühlt sich von mir betroffen. Das führt zu Begegnungen, die vital sind. Das fünfte Haus ist ein Feuerhaus, und hier muss es um vitale Begegnungen gehen. Natürlich haben wir Reservationen, und es ist bei dieser Mondknotenstellung sehr wichtig, dass man sich nicht davontreiben lässt von der Situation, sondern dass man sich selbst bleibt. Sonst kann nämlich dieser eine Pol, den man selbst darstellt, in einer Zweiheit oder Vielheit des ero tischen Schwingungskreises nicht mehr bestehen, und man wird fortgespült. Der Mondknoten verlangt aber, dass man ein aktiver und starker Pol in einer Beziehung ist. Das erfordert, dass man eine Haltung des Experimentierens einnimmt, d.h. man muss etwas wagen. Wenn man einem Menschen entgegentritt, in seine Nähe kommt und dann diese Vibration entsteht, so weiss man noch nicht, was dabei herauskommt. Man kann es zu einem wesentli chen Teil dadurch bestimmen, dass man in sich selbst fest steht. Da kann im Prinzip nichts Negatives geschehen, und man tut auch niemandem Gewalt an. Die Konzentration liegt auf dem Ich, das Du reagiert darauf, wird auch zu einem stärkeren Ich, wenn es einem starken Ich begegnet, beide profilieren sich und profitieren davon.
89
Alan Leo, Astrologe und Autor 7.8.1860, 05.49, Westminster/GB
Mondknoten im 6. Haus Hier geht es um die existentielle Fragestellung, um die Art und Weise, wie man seine Existenz gewährleistet. Ungleich im fünften Haus, wo man einfach hinsteht und Wirkung hat, wo es also mehr eine Frage des Seins ist als des Tuns. Es geht im sechsten Haus aber auch nicht in erster Linie um das Tun, sondern um das klare Erkennen dessen, was ich zu tun fähig bin.
90
Das sechste Haus ist ein veränderliches Haus, und die ver änderlichen Häuser haben immer mit Erkenntnis zu tun. Der Erkenntnisprozess ist damit beschäftigt, die eigene «Marktlücke» zu finden. Man muss also von der Nachfrage ausgehen und herausfinden: «Wo bin ich mit meinen Fähig keiten gefragt, wo werde ich gebraucht, wo passe ich hin?» Das Problem mag als ein technisches erscheinen, dem ist aber nicht so; denn das sechste Haus setzt das fünfte vor aus, d.h. dass man schon seine Sicherheit gefunden haben soll, dass man schon seinen Standort kennt. Im sechsten Haus geht es darum, das im fünften Haus erprobte Ich mit seinen Fähigkeiten richtig einsetzen zu können, so dass man ein Teil der Umwelt wird, seinen Bei trag leistet und damit auch existentiell getragen wird. Man sollte grundsätzlich im sechsten Haus - und das gewinnt beim Mondknotenstand ganz besondere Bedeutung - sich selbst zwar als Angebot sehen, das einer Nachfrage bedarf, aber man sollte es so formulieren: «Ich will in dieser mir zugänglichen Gemeinschaft einen Beitrag leisten, und wo ist dieser Beitrag gefragt?» Man muss dabei vom Du ausge hen, denn das sechste Haus ist ein dienendes Haus. Das Prinzip des Dienens sollte als ein gültiges Prinzip erkannt werden. So wie der Löwe herrscht, dient die Jung frau, und die beiden haben eine reversive Verwandtschaft, denn man kann rückwärts gewandt sagen: «Der König ist der erste Diener seines Volkes». Das zeigt auch an, dass im sechsten Haus keine Servilität entstehen darf, kein abhängi ges, unterwürfiges Genehmsein. Ich muss ein positives Angebot machen, aber dieses Angebot sollte einem wirkli chen Bedürfnis entsprechen; denn das ist eigentlich Die nen. Manchmal muss ich mich sogar einem Vorgang, einem Arbeitsprozess oder Anstrengungen unterziehen, die mir echt Mühe machen, die mir sogar aus dem Moment
91
heraus falsch erscheinen mögen. Aber mit dem Mondkno ten im sechsten Haus braucht es auch gelegentlich diese Erfahrung. Dann kann man nämlich ehrlich zugeben und sagen: «Ich finde, das ist nicht das Richtige für mich, aber ich werde es trotzdem tun, weil es aus der Situation heraus notwendig ist». Bei illusionären Vorstellungen über eigene Fähigkeiten führt der Mondknoten im sechsten Haus in die täuschungslose Realität und zeigt, was man in Wirklich keit kann und was man nicht kann. Im sechsten Haus soll man flink und fröhlich die nächstliegende Pflicht erfüllen, nicht träumen, wie die neptuni schen Bereiche des zwölften Hauses auch locken mögen. Man ist im sechsten Haus dann erfolgreich, wenn man selbst zupackt und nicht wartet, bis andere die Arbeit tun. Man soll sich für eine Sache einsetzen und sein Bestes geben, auch wenn man zeitweilig glaubt, die Arbeit liege unter der eigenen Würde, oder sich sagt: «Immer muss ich alles alleine machen». Aber dadurch kommt alles andere in Gang und ordnet sich zu. Das ganze Geheimnis des sech sten Hauses liegt in der konstanten Pflichterfüllung, im vol len Einsatz seiner Fähigkeiten für gemeinsame Ziele.
92
Pierre Teilhard de Chardin, Philosoph 1.5.1881, 07.00 LT, Orcines, Clermont/F
Mondknoten im 7. Haus Hier sind wir im Gegenhaus zum ersten. Jetzt kommt eigentlich die Umkehrung, das, was vorher beim absteigen den Mondknoten negativ war, wird nun positiv gesehen. Im siebten Haus muss man sich bemühen, Kontakte zu schaffen und Verbindlichkeiten einzugehen. Verbindlich keiten, bei denen man darauf achten soll, dass sie auf Gegenseitigkeit beruhen. Ein Vertrag z.B. muss von bei den Seiten eingehalten werden, er sollte jedem etwas brin gen. Wir finden den Mondknoten im siebten Haus bei zwei erlei Typen von Menschen. Einmal bei denjenigen, die ego
93
zentrisch nur um sich selbst kreisen, nie richtig in Kontakt kommen und schon gar nicht bis zu einer Partnerschaft. Und zum ändern bei Menschen, die zu wenig selbst bewusst sind, als dass sie sagen könnten: «Ich will auch mei nen Teil haben.» Solch ein Mensch schützt sich meistens dadurch, dass in seinem Bewusstsein eine Art Schutzethik oder Schutzphilosophie entsteht, die sagt: «Man darf nicht berechnend sein, man muss spontan geben, für eine gute Tat darf man kein Lob erwarten, für geistige Arbeit darf man kein Geld nehmen.» Im siebten Haus muss es ein Geben und Nehmen sein, es entspricht ja dem Zeichen Waage, der Balance, der Ausge glichenheit der Konten zwischen dem Du und dem Ich. Der Mondknoten im siebten Haus erfordert, dass man immer einen Ausgleich schafft zwischen sich und anderen, das dient im wesentlichen zur Überwindung von ver krampftem Egoismus. Man muss auf gleichseitige Verträ ge achten und diese auch mit ganz kühlem Verstand nach prüfen. Das siebte Haus ist ein Lufthaus und das Lufttem perament denkt nach und hat nicht nur Gefühle, hinter die man sich dann verschanzen könnte. Wenn der Mondknoten im siebten Haus steht, kann das auch heissen, dass ich zu wenig Bindungsbedürfnis oder zuviel Angst vor definitiven Bindungen habe. Ich muss also lernen, gültige und verpflichtende Beziehungen einzu gehen. Das hat natürlich Konsequenzen, sie binden mich, bürden mir Verpflichtungen auf und schränken meine per sönliche Freiheit ein. Auch in meiner Selbstentfaltung ist durch die Bindung an einen Partner eine gewisse Strasse vorgelegt oder ein bestimmter Bewegungsraum abge steckt. Aber es ist ein natürliches Bedürfnis im Menschen, zu dieser totalen Form der Beziehung zu kommen. Und deshalb ist es wichtig, dass ich Bereitschaft entwickle, gülti
94
ge Beziehungen einzugehen. Daraus ergeben sich natürli che Pflichten, Einschränkungen, und es kann mit der Zeit als Freiheitsbeschränkung oder Freiheitsberaubung emp funden werden. Deshalb hält einen auch oft die Angst zurück, solche Bindungsmöglichkeiten überhaupt aufzusu chen. Mit dem Mondknoten im siebten Haus geht es darum, die Eigenart und die Eigenkonzentriertheit so zu mildern, dass der andere in der Beziehung mindestens ebenso egoi stisch sein kann und darf wie ich selbst. Es sollen gleiche Rechte herrschen, jeder sollte gleich profitieren und beide zu gleichen Teilen sich noch selbst sein dürfen. Das Stich wort für den Mondknoten im siebten Haus ist Gegenseitig keit und Equilibrium. Als Regulativ finden wir den Mond knoten im siebten Haus oft bei vielen Planeten am Aszen denten zum Ausgleich der Egozentrik. Bei Konflikten in Partnerschaften kann man dann selber den Ausgleich her beiführen, indem man sich öffnet und erkennt: ich muss den ersten Schritt tun. Der Mondknoten steht vielleicht deshalb im siebten Haus, weil ich Angst habe, dem Du zu vertrauen, von ihm Hilfe anzunehmen. Ich muss meine Angst, mein Zögern überwinden und bereit sein, Verbind lichkeiten einzugehen. Im siebten Haus haben wir in einem aktiven, schöpferi schen Prozess über das Du Zugang zum Ganzen, so wie wir es im vierten Haus zum Kollektiv haben. An der Ver antwortung für das Du, am Engagement für andere findet Weiterentwicklung statt, auch wenn die Aspekte im Horo skop keine Partnerschaft empfehlen. Beim Mondknoten im siebten Haus ist die Partnerschaft ein Lernprozess, den man annehmen soll. Oft muss man auch Dinge für seine Entwicklung tun, die das Horoskop sonst eigentlich ver neint.
95
Pearl S.Buck, Schriftstellerin 26.6.1892, 12.30 KST, Hillsboro/WV/USA
Mondknoten im 8. Haus Das achte Haus liegt in der Mitte zwischen Deszendent (DC) und Medium Coeli (MC). Wie alle fixen Häuser hat es keine Berührung mit den Hauptachsen. Es ist von der kar dinalen Kraft entfernt und stellt infolgedessen einen festen Zustand dar, wie jedes der fixen Häuser. Im achten Haus, dem Skorpion-Haus, wohnt ein doppelter Instinkt. Es herrscht die Situation, in der ich zwei Dinge will, einmal das, was am Deszendent gefragt ist, und zum anderen auch das, was am Medium Coeli gefragt ist. Die zwei nächstste
96
henden Hauptachsen bestimmen die Thematik der fixen Häuser. Dies führt zur Doppelnatur, man will im achten Haus zwei Zustände erreichen: Einerseits mit dem Du in guter Kom munikation sein und von den Kontakten, die man im sieb ten Haus geknüpft hat, profitieren, - andererseits weist der MC, die Himmelsmitte, zur Individualisierung hin. Das letztere kann aber auch Einsamkeit bedeuten, Verzicht auf Vorteile, die vom siebten Haus her möglich wären. Um ganz ich selbst zu werden, muss ich den Verzicht auf das Du leisten. Ich bin zwischen diesen beiden Wünschen hinund hergerissen. Obwohl ich einen optimalen Zugang zur Umwelt haben will, möchte ich auch ein starkes, unabhän giges freies Individuum sein. Deshalb versucht man, in der Gesellschaft jemand zu sein. Das ist ein klassischer Kom promiss, den die Gesellschaft schon immer vorgeschlagen hat. Die Gesellschaft ist die Summe aller Du’s, und indem ich die Karriereleiter in der Gesellschaft hochklettere und mir eine sichere Position erarbeite, bin ich jemand, den man respektiert. Wenn ich aber auf Karriere fixiert bin, bin ich von der Beurteilung anderer abhängig. Auf der einen Seite habe ich vielleicht eine Position, die mich zu bestimmten Funktionen ermächtigt, aber auf der anderen Seite befinde ich mich unter dem kritischen Druck der Gesellschaft. Der Mondknoten im achten Haus bedeutet, dass man diese zwei widersprüchlichen Forderungen verstehen muss, und sie ohne einen faulen Kompromiss in einen gesunden und geistig fassbaren Begriff bringt. Auch ein Kompromiss ist etwas Zwiespältiges. Mit dem Mondknoten im achten Haus wird eine Gratwanderung auf Messers Schneide ver langt. Ich muss mich hüten, der Sklave von meinem Sicher
97
heitsbedürfnis zu sein und meine individuelle Entwick lung zu verkaufen. Im achten Haus verlangt der Mondknoten einen gesunden Kompromiss zwischen Gesellschaft und individuellem Wachstum, der zur geistigen und persönlichen Harmonie führt. Er will, dass ich ein gesundes Verhältnis zur Umwelt bekomme, in der die Umwelt zum Zuge kommt, ihre Rech te gewahrt sind, in der ich meine Pflichten vollziehe, ohne dass mein eigenes geistiges Wachstum behindert wird. Das ist eine der schwierigsten Forderungen, die eine innere und äussere Unabhängigkeit voraussetzt, die schwer zu erfül len ist. Es ist ein Nehmen und Geben im Austauschprinzip nach dem Spruch: «Gib dem Kaiser was des Kaisers ist...» Aber nicht, indem man sich erpressen lässt, um Vorteile zu ergattern, sondern indem man sich selbst und dem anderen das gibt und nimmt, was einem selbst oder dem anderen zusteht. Das richtige Mass ist zu beachten, und hier ist küh ler Verstand und Abwägung, sorgfältiges Beachten der Gesetze, auch der Gesetze der Zuneigung, der Sympathie und des Kontaktes, gefragt. Man darf auch nicht gegen die Liebe verstossen, vielleicht dadurch, dass man um jeden Preis seine Geschäfte mit der Gesellschaft macht und alles seiner Position opfert, auch seine Lieben. Im achten Haus muss das Geistige und das Materielle in ein Gleichgewicht gebracht werden. Man wird immer wieder damit konfrontiert, das Statusdenken oder materielle Vorteile nicht als letzten Sinn zu sehen. Es geht mit dem Mondknoten im achten Haus meistens dar um, die Verhaftung an das Greifbare und Materielle zu überwinden, damit das Lebendige, die Menschlichkeit immer wieder neu erstehen kann.
98
Georges Braque, Franz Maler 9.5.1882, 02.30 LT, Paris Argenteuil/F
Mondknoten im 9. Haus Im neunten Haus geht es um die Entwicklung des eigenen Denkens, der geistigen Autonomie. Es ist die Drei/NeunAchse, die Denkachse, die hier angesprochen ist. Im drit ten Haus muss der Mensch lernen, die Sprache des Kollek tivs zu verstehen und sich das kollektive Wissen einzuver leiben. Als Kind übernimmt ein Mensch die Denkstruktu ren seiner Umwelt, des Kollektivs, in dem er lebt. Er wird in seinem Denken durch das Milieu geprägt. Das Kollektiv enthält nicht nur Wissen, sondern auch typische Denkmu
99
ster, die wie Mechanismen eingebaut sind, und das Denken geschieht im dritten Haus fast reflexhaft in bestimmten Strukturen. Im neunten Haus geht es nun darum, diese Denkstruktu ren, Denkschablonen, Skripts oder Programme, die wie festgewachsene Teile im gesamten persönlichen Haushalt funktionieren, bewusst und differenziert zu erkennen. Dann erst kann man jene Teile ablegen, die nicht dem ent sprechen, was man mit seinem eigenen Denken erkannt hat. Im neunten Haus soll ich mir mein eigenes Weltbild schaffen, um zu geistiger Unabhängigkeit zu gelangen. Ich muss mir in einer möglichst wertfreien und objektiven Weise von der Welt ein Bild machen, indem ich selbst beob achte, mir meine eigene Meinung bilde, um schliesslich zu einer eigenen Lebensanschauung und Lebensphilosophie zu kommen. Aus der sinnenhaften Wahrnehmung der Welt entwickeln sich eigene Gedanken. Aus der Beobach tung einen Gedanken ableiten zu können, ihn konsequent zu verfolgen und zu einer klaren Anschauung und zur eige nen Stellungnahme zu kommen, ist die typische geistige Leistung des neunten Hauses. Die Voraussetzung ist das richtige Beobachten, das sensitive Wahrnehmen, woraus ich Konklusionen ziehen, Konsequenzen ableiten und dar aus eine eigene Haltung entwickeln kann. Denkstruktu ren, die im dritten Haus lagern und unbewältigt sind, kön nen hier starke Voreingenommenheit schaffen, die es im neunten Haus erschweren, zu einer eindeutigen Klarheit zu gelangen. Man sollte also mit dem Mondknoten im neunten Haus fähig werden, einen eigenen Standort zu finden und ihn auch geistig vertreten. Man darf sich nicht darin beirren las sen, sei es durch zufällige oder gesteuerte Einflüsse, sei es durch eingebaute Mechanismen, die einen von dieser Klar
100
heit wegtragen können oder diese Freiheit in der Erkennt nis verbauen. Wenn man auf einen guten Gedanken trifft, der einem angeboten wird, so ist er nicht deshalb gut, weil er als gut bezeichnet wird, und er ist auch nicht gut, weil er von einer Autorität stammt, er ist nur dann gut, wenn man ihn selbst überprüfen kann und man zum selben Ergebnis kommt. Diese Überprüfung vorzunehmen ist Aufgabe des neunten Hauses. Die Wachheit der Sinne ist eine absolute Voraussetzung für die Klarheit des Denkens. Wachheit der Sinne, das ist symbolisiert in Jupiter, dem Herrscher des Zeichens Schütze, das dem neunten Haus entspricht. Da ist auch der Zusammenhang zwischen dem sinnesmässigen Wahrnehmen und dem Werturteil, das im neunten Haus oder durch den Schützen gefunden werden kann. Die Wachheit der Sinne garantiert die Fähigkeit, zu klaren Werturteilen zu kommen. Es erfordert Zivilcourage, eigene Gedanken zu vertreten, es erfordert Selbstvertrauen, seinen eigenen Beobach tungen und Empfindungen Vertrauen zu schenken und sich nicht vom Kollektiv überreden zu lassen, dass man etwas so oder so zu sehen hätte. Der eigene Standpunkt, den man gefunden hat, die selbsterfahrene Wahrheit, die man erlebt hat, an denen muss man im neunten Haus festhalten. Man soll nicht meinen, allem gerecht werden oder allen gefällig sein zu müssen. Der Aufstieg, den der Mond knoten im neunten Haus anzeigt, wird in persönlicher Bewusstseinserweiterung durch eigenes Denken, Reisen, Philosophieren und anderes gefördert, nachdem man davon abgekommen ist, dem Reiseprogramm anderer zu folgen. Man zieht selbst los, befragt die Leute und macht eigene Erfahrungen. Daran wird gelernt, wie das Leben wirklich ist.
101
Henri Rousseau, Franz Maler 21.5.1844, 01.00 LT, Laval/F
Mondknoten im 10. Haus Mit dem Mondknoten im zehnten Haus geht es darum, die eigene Individualität zu entfalten und von den Möglichkei ten, die vor mir liegen, diejenigen zu wählen, die mein Selbstverständnis fördern. Mit Selbstverständnis sind nicht Selbstbewusstsein oder Ansehen im äusserlichen Sinn gemeint. Sie würden die Selbstentfaltung als Individu um nicht fördern, sondern eher behindern. Der Aufforde rung des Mondknotens im zehnten Haus nachzukommen heisst, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich
102
von Fremdbestimmung zu befreien. Es ist ebenso schwie rig wie der Mondknoten im achten Haus, weil man immer auf Messers Schneide steht und von irgendjemanden abhängig ist oder vom Kollektiv kritisiert und beurteilt wird. Im zehnten Haus sind gewaltige Illusionsbildungen fast die Regel. Sie tragen alle die Begriffe: Autorität, Berühmt heit, Karriere und Macht. Prestige steht nicht im Vorder grund, das ist eher dem achten Haus zuzuordnen. Prestige ist ein Begriff, der mit Besitz zu tun hat, nicht mit Autori tät. Es geht im zehnten Haus darum, dass man entweder eine natürliche Autorität hat oder dass man Autorität spielt, d.h. dass man sich Autorität anmasst. Letzteres wäre dann reines Formen- oder Rollenspiel, das Saturn als Herr scher des zehnten Hauses in seiner Formentfaltung verkör pert. Das sind meistens Funktionen oder Rollen, die nicht die Funktion der Autorität wirklich erfüllen können. Das zehnte Haus ist auch das Haus der Berufung. Man muss Berufung anstreben und nicht Berühmtheit. Von der Berufung her gesehen übernimmt man eine Aufgabe für das Kollektiv, das gegenübersteht. Der ausgereifte Mensch fühlt sich berufen, etwas für das Kollektiv zu tun, er wendet sich dem Kollektiv zu und verwirklicht Ziele, die der Gemeinschaft dienen. Das zehnte Haus ist ein Erdhaus (Steinbock). Aus dem Temperament eines jeden Hauses innerhalb der Dreiheit seiner Temperamentszugehörigkeit kann man seine Funk tion ablesen. Das Steinbock-Haus leitet sich aus den Lei stungen des Jungfrau-Hauses ab, so wie das JungfrauHaus sich aus den Leistungen des Stier-Hauses ableitet. Das Zeichen Stier ist der Anfang, das zweite Haus, dann geht es zum sechsten und dann zum zehnten Haus. Das ist
103
eine sogenannte soziale Entwicklung, die hier verfolgt wer den kann. (Näheres siehe «Lebensuhr im Horoskop», Band III, Seite 100)
Mit dem Mondknoten im zehnten Haus muss man sich auch aus den Zielvorstellungen der Familie und Tradition lösen. Von der Familie wird ja, was Beruf und Status betrifft, etwas in mich hineinprojiziert. Davon muss man sich lösen, sein eigenes Leitbild finden, sein Bündel pakken, sich auf den Weg machen und selbstgesteckte Ziele erreichen. Besonders Frauen haben es nicht einfach, den Mondkno ten im zehnten Haus zu realisieren, da unsere Gesellschafts struktur die Individualisierung bei Frauen nicht gerne sieht. Frauen mit Mondknoten im zehnten Haus verbinden sich deshalb oft in der Partnerschaft mit einem Mann, der aus der Masse herausragt, um dadurch selbst an Geltung zu gewinnen. Das ist aber eine Fremdrolle, eine Funktion, die sie oft hervorragend spielen können, die sie aber per sönlich nicht weiterbringt. Bei Krisen in der Partnerschaft wird eine solche Frau häufig auf sich selbst zurückgewor fen, oft muss sie auf das bequeme Leben verzichten, um den Selbstwerdungsprozess zu vollziehen. So wird sie ler nen, auf eigenen Füssen zu stehen und aus sich selbst her aus zur Autorität und Individualität reifen. Die Eigenverantwortung, die freie, unabhängige Entschei dung, die Entfaltung des Willens in einem sehr entschiede nen Sinne verlangt der Mondknoten im zehnten Haus. Dazu gehört Härte gegen sich selbst, denn vom Gefühl her möchte man zum Kollektiv im vierten Haus dazugehören. Mit Mondknoten im zehnten Haus soll man seine eigene Persönlichkeitsausformung, seine Individuation (G.G. Jung) konsequent verfolgen, ohne Rücksicht auf Kritik.
104
Der Preis für die Entwicklung, für klare Individualität, muss mit einem gewissen Grad von Isolation und Einsam keit bezahlt werden. Dieser Preis verhindert, dass man die Entwicklung auf dem Rücken anderer vollzieht.
Mondknoten im 11. Haus Das elfte Haus gehört zur Beziehungsachse. Es hat mit der Haltung, der Einstellung von Menschen zueinander zu tun, ähnlich wie das fünfte Haus. Im fünften Haus geht man an die Aufgabe, menschliche Beziehungen zu regeln, mit einer naiven Natürlichkeit heran. Man sieht sich als den Mittelpunkt der Welt und versucht, das zu verwirkli chen, was man persönlich will oder sich vorstellt. Im elf ten Haus muss man von dieser Ichhaftigkeit frei werden, hier kann man diese simple Methode nicht anwenden, weil man sich als Teil eines Ganzen erkennt. Hier muss man sich um die Prinzipien bemühen und soll überpersön liche, allgemeingültige Kriterien erarbeiten. Dabei geht es mehr noch als um das Erarbeiten um das Postulieren die ser Kriterien. Wenn der Mondknoten im elften Haus steht, handelt es sich darum, eine klare Haltung zum Menschen zu finden. Das kann auch persönlich sein, denn im persönlichen Sinn versteht sich das elfte Haus als das Haus der Freundschaft. Hier habe ich Freunde, Menschen, zu denen ich Vertrauen habe und die Vertrauen zu mir haben, hier geht es um eine Auswahl von Menschen, die eine bestimmte Qualität haben, ln dieser Qualität ist immer eines sicher: Das Ver trauen. Durch den Begriff des Vertrauens ist das elfte Haus vom fünften Haus klar zu unterscheiden. Der Mondkno ten im elften Haus bedeutet auf der persönlichen Ebene, dass er mich veranlassen soll, Freundschaften zu pflegen
105
Sri Aurobindo, Integrales Yoga 15.8.1872, 04.30 LT, Calcutta/Indien
und Optimales aus Freundschaften zu machen. Man muss lernen, in der Wahl seiner Freunde selektiv zu sein und nach Seelenverwandten suchen, die echte Freundschaft garantieren. Man kann sich jahrelang nicht gesehen haben, aber wenn man sich wieder trifft, ist es so, als wäre es gestern gewesen. Das ist echte Freundschaft. Im elften Haus kann man erleben, dass es Sicherheit in der Liebe auch ohne Bedingungen gibt, sobald man lernt, nicht mehr festzuhalten. Dann ist in der Freundschaft völlige Bewe gungsfreiheit gegeben. Allerdings muss man mit dem Mondknoten im elften Haus den Sicherheitswunsch des
106
fixen Kreuzes im fünften und elften Haus überwinden und hinter sich lassen. An sich ist Freundschaft das Resultat des Bemühens um eine ethische Einstellung zum Menschen. So gesehen zielt das elfte Haus auf die Entwicklung eines idealen Menschen bildes. Ethik betrifft hier grundsätzlich die Beziehungsqua lität zwischen Menschen. Obwohl diese im neunten Haus erarbeitet oder gefunden wird, so ist die Ethik im elften Haus als vorgegebener Denkrahmen vertreten. Selbstver ständlich ist sie damit auch der Rahmen von Doktrinen und von Glaubensbekenntnissen, denn es ist ein fixes Haus, und in einem fixen Haus sind nicht Prozesse im Gan ge, sondern Zustände wirksam. Wenn es also um Ethik geht, handelt es sich hier im elften Haus um die fertige Form einer Ethik, an die man glaubt, mit der man sich iden tifiziert, die man ändern mitteilt oder gar aufoktroyieren will. Dogmatismus kommt fast immer aus dem elften Haus, in dem man von der Überzeugung, von der ethi schen Messweise ausgeht. Wenn der Mondknoten rot bestrahlt ist, hat man die Nei gung, eine Ethik zu vertreten, die unbesehen übernommen wurde. Sie mag noch so hoch komplex und differenziert sein, sie ist wahrscheinlich stillschweigend eingeflossen, meistens als Resultat der Erziehung oder des Kollektivein flusses in den Jugendjahren, besonders in der Zeit der Pubertät. Sie wurde einfach blind akzeptiert. Zu beachten ist auch die grüne Bestrahlung des Mondkno tens, weil damit eine Unsicherheit angezeigt ist. In diesem Fall ist man anfällig für - eventuell wechselnde - Ideolo gien, die einem Sicherheit zu bieten versprechen. Das kann zu Schwierigkeiten, besonders im praktischen Wirkungsbe reich des elften Hauses, in den Freundschaftsbeziehungen,
107
führen. Man ist dann bereit, gleich auch die Menschen zu wechseln, wenn man die Ethik wechselt. Bei blau aspektiertem Mondknoten oder Planetenstellun gen ist oft die Neigung da, sich einer elitären Gruppe oder einer Doktrin anzuschliessen, weil dies der bequemste Weg zu sein scheint. Man wiegt sich durch die Gruppe in Sicherheit und verwendet diese zu eigenen Zwecken. Dann ist bei Mondknoten im elften Haus eine gewisse Arbeit angezeigt. Man muss damit beginnen, seine eigene Ethik zu überprüfen. Das ist im elften Haus und mit blau en Aspekten nicht so leicht, weil einem die Ethik in den Knochen sitzt. Man kann vielleicht seinen Sinn ändern, aber unbewusst reagiert man doch nach dem eingeprägten Verhaltensmuster. Es muss also mit dem Mondknoten im elften Haus das Bemühen da sein, zu einer gesunden menschenwürdigen Ethik zu kommen, die klar formuliert und im Bewusstsein differenziert begründet ist. Sonst kann sich hier ein geisti ger Snobismus breit machen, ein elitärer Anspruch, der dem Ego dient. Eine verhärtete egozentrische Ethik bietet dazu die Grundlage: Ich bin besser, denn ich weiss, wie es sein muss. Oder: Wir sind besser, denn wir wissen, wie es sein muss. Der Mondknoten im elften Haus zeigt sicher an, dass man bei sich selbst ansetzen soll und nicht bei ändern. Letzteres ist die grosse Gefahr, denn man fühlt sich durch die Grup pe stark und durch ein Dogma, eine Ethik berechtigt, auf andere loszugehen und diese als falsch oder böse abzustem peln. Hinter dem Freundschafts-Gruppenegoismus steckt der individuelle Egoismus, der aber ethisch verbrämt sein kann und deshalb nicht als solcher sichtbar wird.
108
Mondknoten im 12. Haus Das zwölfte Haus ist das von der äusseren Welt am weite sten abgewandte Haus. Es ist gewissermassen vom Du-Punkt abgesondert. Dazu ist es ein sehr introvertier tes Haus; es entspricht dem passiven Fischezeichen. Man wartet ab, bis einen etwas anrührt, bis etwas kommt. Es ist der Ort der Innenkehr und der Selbstfindung. Mond knoten im zwölften Haus bedeutet, dass dieser Mensch es nötig hat, sich von Zeit zu Zeit aus seinem aktiven Treiben zurückzunehmen, um sich auf sich selbst zu besinnen. Das erste und das zwölfte Haus machen den Ich-Raum im Häusersystem aus, dazwischen steht der Ich-Punkt, der Aszendent. Im ersten Haus extravertiert sich das Ich, wendet sich der Welt zu, es meldet sich an: «Ich bin da!». Das introvertierte Ich-Haus ist das zwölfte Haus. Hier geht es nicht darum, sich der Welt darzustellen, sondern sich in Distanz zur Welt zu bringen, um ganz sich selbst sein zu können. Selbstsein bedeutet, sich genau zu erken nen, wie man wirklich ist, und sich als das, was man ist, anzunehmen. Selbstbeobachtung, Selbsterkenntnis und Selbstfindung sind Aufgaben, die man hier tun kann. Was man darüber hinaus noch tun kann, befasst sich mit etwas Grösserem, Zentralerem, nämlich dem Finden der Zugehörigkeit zum grossen Ganzen, zum kosmischen Ganzen, zur Menschheit, zu Gott. Dieses transzendenta le Erleben ermöglicht, dass man sich hier in ein grosses Ganzes eingewoben fühlt. Auch wenn wir isolierte Indi viduen sind, so sind wir trotzdem Teil einer ganzen Welt, der Schöpfung eines Ganzen, welches wir nicht in allen Teilen wahrnehmen, aber als Einheit erleben kön nen.
109
Willy Brandt, Politiker 18.12.1913, 12.45 MHZ, Lübeck/D Der Mensch hätte keine Chance zu überleben, wenn er nicht Teil eines Ganzen wäre. Diese Selbsteinordnung zum grossen Ganzen ist Gegenstand des zwölften Hauses, und der Mondknoten fordert immer dazu auf, diese Ein ordnung vorzunehmen, bzw. mit ihr ins Lot zu kommen. Diese Gleichschaltung mit dem Wesenhaften, die hier erlangt werden kann, ist die beste und sicherste Quelle für alle Gesundheit. Ein klares, bewusstes zwölftes Haus gibt eine innere Sicher heit, ein Urvertrauen, welches durch gar nichts zu ersetzen
110
ist. Es ist das Erleben der unendlichen Wirklichkeit, in der wir geborgen sind, in der alles enthalten ist. Hier ist auch der religiöse Raum, hier kommt der Gott-Begriff als Erleb nis, nicht als Begriff vor, hier kommt aber auch das religiö se Erleben eines Nichtreligiösen her. Etwa, wenn dieser sich mit dem Kosmos als unendlichem Gesamtraum befasst. Er erlebt dann im Grunde genommen dasselbe wie der gläubige Mensch, erfasst es nur begrifflich anders. Wer den Mondknoten hier hat, muss lernen, Begrifflichkeiten nicht als gültige Grössen anzusehen. Die sind im sech sten Haus zu Hause. Dort wird niedergeschlagen, was an Gebrauchsfertigem fürs Leben aus dem zwölften Haus geschöpft wird. Aber das Erleben dieser unendlichen Grös se, in der alles enthalten ist, das Erleben Gottes oder des Kosmos als Raumentität, das kann nicht begrifflich gültig erfasst werden, denn im zwölften Haus verlassen wir den Raum des Begreifbaren, und nur dadurch können wir zu einem echten, tiefen und umfassenden Erleben kommen. Deshalb ist es uns fremd und wir haben manchmal Angst, uns in diesen Raum zu begeben, weil wir hier alle Masstäbe des Denkens, Fühlens, Handelns verlassen und transzendie ren müssen. Wenn wir dieses Raumes ansichtig werden, befürchten wir, uns aufzulösen oder in eine unkontrollier bare, gähnende Leere zu fallen. Es ist der Sprung ins Nichts, der auch dem Tod vergleichbar ist. Der Mondknoten im zwölften Haus ist so zu verstehen, dass man fähig werden muss, sich temporär in diesen für alle kreatürlichen Wesen im Universum gültigen und doch ganz individuellen Raum zurückziehen zu können. Man lernt, zu sich selbst zurückzugehen und zwar so weit, dass man wieder das Ganze wird. Man lernt zu beten, zu medi tieren, zu kontemplieren, und man wird ehrfürchtig vor dem so viel Grösseren. Das kann jeder auf seine Art tun,
111
der eine geht in die Kirche, der andere schaut sich den Him melsdom an. Es hängt weder von dem gegenständlichen Raum ab, mit dem man sich identifiziert, noch von dem Ort an sich, sondern es hängt mit der Fähigkeit und dem Willen zusammen, sich zu öffnen und sich hinzuwenden.
"Sol et ejus umbra" Die Erde zwischen Licht und Finsternis M. Majer: "Scrutinium Chymicum", Frankfurt 1687
112
4. Der Mondknoten in den Zeichen
Der Unterschied Häuser und Tierkreiszeichen Mondknoten im Zeichen Widder Mondknoten im Zeichen Stier Mondknoten im Zeichen Zwillinge Mondknoten im Zeichen Krebs Mondknoten im Zeichen Löwe Mondknoten im Zeichen Jungfrau Mondknoten im Zeichen Waage Mondknoten im Zeichen Skorpion Mondknoten im Zeichen Schütze Mondknoten im Zeichen Steinbock Mondknoten im Zeichen Wassermann Mondknoten im Zeichen Fische
113
Der Unterschied Häuser und Tierkreiszeichen Bei den Tierkreiszeichen handelt es sich um eine gleichmässige Teilung der Sonnenbahn, der sogenannten Ekliptik, in zwölf 30-Grad Abschnitte. Diese stellen ein kosmisches Bezugssystem dar, einen Messkreis des Jahreslaufes. Die Tierkreiszeichen sind Teil unseres kosmischen Raumes (das Sonnensystem) und wirken auf die gesamte Erde ein. So gesehen, sind die Tierkreiszeichen kosmische Qualitä ten, die jedem Menschen als Energiequellen zur Verfü gung stehen. Astrologisch-psychologisch bedeuten die Zei chen das, was wir mitbringen, die Erbanlagen oder geneti sche Struktur eines Menschen. Die Häuser hingegen teilen den irdischen Raum um den Geborenen in zwölf Felder ein, und haben deshalb individuellen und ortsgebundenen Charakter; sie zeigen unseren Bezug zur realen Umwelt an. Während der Mondknoten in den einzelnen Häusern dar über aussagt, in welchem Lebensbereich der erste Schritt zur Weiterentwicklung gemacht werden soll, macht der Mondknoten in den Tierkreiszeichen Aussagen über moti vierende Qualitäten oder Intentionen, die bereits zur Ver fügung stehen. Der Durchlauf des Mondknotens durch den gesamten Tierkreis beträgt 18 Jahre, 7 Monate und 10 Tage. Durchschnittlich steht der Mondknoten in einem Zeichen 1 1 / 2 Jahre. Auch im Tierkreiszeichen kann der Mondknotenstand als Korrektiv betrachtet werden.
114
Tierkreiszeichen und Häuser
Widder Stier Zwilling Krebs Löwe Jungfrau
1. Haus 2. Haus 3. Haus 4. Haus 5. Haus 6. Haus
Waage 7. Haus Skorpion 8. Haus Schütze 9. Haus Steinbock 10. Haus Wassermann 11. Haus Fische 12. Haus
Mondknoten im Zeichen Widder Der Widder ist das kardinale Feuerzeichen. Er ist das Zei chen par excellence, bei welchem es um Selbstmanifesta tion geht. Das Ich muss klar dargestellt werden gegenüber der Welt, vor allem gegenüber dem Du. Man muss zu sich selbst «Ja» sagen können und diese Haltung in seinen Lebensäusserungen zum Ausdruck bringen. Es ist jedoch
115
eine Sache des Bewusstseins im Widder-Menschen, wie er dieses Geltungsbedürfnis lebt. Je unklarer nämlich das eigene Bild von sich selbst ist, umso mehr wird der W idder Gewalt anwenden. Je differenzierter der Widder in seinem Bewusstsein ist, desto subtiler wird sein Vorgehen. Aber nach wie vor mit Schub, er hat ja genug davon. Das Ich expulsiert seine Kräfte, stösst sie als Wellen in die Welt hin aus und versucht, sich so zu manifestieren. Genau darum geht es, wenn der Mondknoten im Widder steht; nämlich darum, die eigene Person in der Welt zur Geltung zu brin gen, etwas hervorzurufen, etwas hervorzubringen. Dieser Mondknoten ist meistens ein starker Aufruf, schöpferisch zu werden. Ein Mondknoten im Widder kann nicht ein fach nachbeten, etwas auf Befehl hin vollziehen oder Routi nearbeit leisten, auch wenn es um die Produktion grösser Mengen geht. Die Menge spielt beim Widder keine Rolle, sondern die schöpferische Leistung, die kein anderer in der Weise wie er hervorbringen kann. Der Beitrag der eigenen Schöpfung ist der optimale Selbstausdruck des Widders. Bei roter Aspektierung des Mondknotens besteht die Gefahr, in Mengen zu produzieren und sich der Umwelt nach einem Leistungsmasstab zu präsentieren. Dieser Mensch verfällt dann in aktive Hektik, und anstatt schöpfe risch zu sein, produziert er Quantität. Bei schöpferischen Leistungen jedoch kann ein Mensch mit Mondknoten im Widder Enormes hervorbringen.
116
Mondknoten im Zeichen Stier Das fixe Erdzeichen Stier ist das auf den Widder folgende Zeichen und hat dadurch eine Aufgabe, die mit dem, was der Widder tut, im Zusammenhang steht. Schöpferische Leistung erbringt Fundus, Eigenfundus, d.h. eine bestimmte Menge von Substanz, die einem zur Verfügung steht. Beim Stier geht es nun darum, diese Substanz zu pflegen, sie umzusetzen und zu nutzen, und zwar geht es um die wirkliche Eigensubstanz, die verwendet werden muss. Man darf hier nicht etwa auf fremde Substanz setzen - das kann sich der Skorpion leisten, aber nicht der Stier, denn der Stier liegt links im Tierkreis auf der Ich-Seite, der Skor pion rechts auf der Du-Seite. Im Ich-Bereich des Zodiak geht es um meine eigene Sub stanz und nicht um die des Du. Es kann zu Schwierigkei ten führen, wenn der Stier versucht, auf fremde Substanz zu setzen. Diese Gefahr besteht bei roten Aspekten zum Mondknoten. Es gilt also, eigene Talente und Fähigkeiten, eigenes Wissen umzusetzen, brauchbar und nutzbar zu machen für andere, aber auch für sich selbst. In erster E,inie muss natürlich dafür gesorgt werden, dass man Eigenfundus hat. Beim Mond knoten im Stier muss man seinen Fundus vergrössern, das, was fehlt, auffüllen, ergänzen. Wenn man sich selbst immer nur ausbeutet - und dies könnte bei roter Aspektierung pas sieren - dann ist dieser Eigenfundus am Schluss geleert. Dann sitzt man da und kann nicht mehr, hat sozusagen keine Energie mehr zur Verfügung. Der Stier-Mondknoten muss Vorsorgen, damit das nicht passiert.
117
Der Stier ist ein sehr geschickter Händler, er hat ein extrem ökonomisches Bewusstsein, das jede schwache Stelle sofort entdeckt und das stets bedacht ist, kein Ungleichge wicht entstehen zu lassen, etwa dass man zuviel ausgibt. Sofort muss wieder nachgefüllt werden, um das Gleichge wicht zu erhalten. Wenn der Mondknoten im Stier steht, bedeutet dies, dass man mit seinem Fundus haushälterisch umgehen soll, man darf seine Vitalenergien nicht unnötig verausgaben, so dass sie immer gesund fundiert sind. Es kann sogar ein Hin weis sein, besonders gesundheitsorientiert zu leben, denn die Gesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil des Eigen fundus.
Mondknoten im Zeichen Zwilling Der Widder sendet in einem totalen Selbstverständnis die eigenen Energien in die Welt hinaus, ohne zu überlegen, ob sie auch gefragt sind. Der Stier geht mit seinen Ener gien haushälterisch um, nützt sie optimal aus, aber im Prin zip auch noch weitgehend, ohne die Umwelt zu fragen, ob es ihr passt oder nicht. Das veränderliche Luftzeichen Zwilling ist im Gegensatz dazu ausserordentlich darauf bedacht, mit seiner Umwelt in ein Wechselspiel zu kommen. Diese Wechselbeziehung ist wichtig, denn der Zwilling muss aufnehmen und weiter geben, er soll vermitteln und Beziehungen schaffen kön nen, erst dann fühlt er sich wohl. Zwillinge sind immer auf die Umwelt bezogen, damit ihre Energien in ständigem Fluss und im Austausch mit der Welt bleiben. Mit Mondknoten im Zwilling soll man das,
118
was man bekommt, wieder weitergeben. Es ist ein ständi ger Austausch, ein Geben und Nehmen, wie ein verwobe nes Netz von Bezogensein, in das hineinfliessen kann, was man weiss, und aus dem wieder zurückfliesst, was dort vor handen ist. Dies ist das Grundelement der Zwillinge. Beziehungen müssen geschaffen und gepflegt und der ständige Hin- und Rückfluss der Energien bestätigt werden. Diese Bestäti gung ist sein Hauptanliegen. Der Zwilling sollte beweg lich bleiben, und bereit sein, sein eigenes Wissen und seine eigenen Fähigkeiten zu geben; gleichzeitig muss er begie rig sein, das, was die Welt weiss, hat oder kann, zu seinen Gunsten an sich zu nehmen. So kann beispielsweise der Zwilling-Mondknoten darauf hinweisen, dass es darauf ankommt, noch mehr dazuzuler nen von der Welt, die um ihn herum ist. Das bedeutet auch, mit ihr geistig, körperlich oder psychisch Berüh rungspunkte zu schaffen und mit Menschen Kontakt zu pflegen, und zwar sehr bewusst und mit viel Verstand. Man darf sich nicht verstecken vor der Welt, sondern soll immer wieder Anknüpfungspunkte suchen und mit ihr in Beziehung bleiben.
Mondknoten im Zeichen Krebs Beim kardinalen Wasserzeichen Krebs geht es wieder um Manifestationsprozesse. Der Krebs ist auf seine Manifesta tion ins gesamte Kollektiv hinein orientiert. Er will Zugang zu einer Familie, zu einem Nest haben, er will dazu gehören und nicht allein sein. Er fühlt sich wohl als Teil eines Gan zen, einer Menschengruppe, eines Menschenkollektivs. Darin sucht er Schutz, Pelzwärme oder Nestgefühl.
119
Steht nun der Mondknoten im Zeichen Krebs, so heisst das, dass dieser Mensch primär Anschluss an ein Kollektiv suchen soll. Manchmal kommt solch ein Mondknoten im Horoskop bei überstarken Individuen vor, die sehr zur Einsamkeit neigen und sich von der Masse abheben wol len. Im Extremfall sind es Einsiedler, sie isolieren sich, weil sie sich besser oder höher Vorkommen. Der Mondknoten in einem kollektiven Zeichen besagt, dass man sich auch mit dem Kollektiv befassen sollte, indem man versucht, sich als Teil einer Familie, einer Grup pe, Gemeinde, Nation oder der ganzen Menschheit zu füh len. Die Folge davon ist, dass man anfängt, um sich herum ein Kollektiv zu schaffen und dieses zu pflegen. Das bedeu tet eine gewisse Emsigkeit und Aktivität, wie es sich für ein Kardinalzeichen gehört. Menschen mit Mondknoten im Krebs können nicht faul herumliegen und nichts tun, denn hier geht es um die Schaffung einer Kollektivbezie hung im individuellen Sinne oder um die Schaffung eines Kollektivs, von dem sie selbst und die anderen profitieren können. Der vordergründigste und nächstliegende Bereich, so etwas zu tun, ist z.B. eine Familie zu gründen. Mit dem Krebs-Mondknoten ist es wichtig, gefühlsmässig mit der Umwelt in Übereinstimmung zu kommen. Jede Neigung zur Einsamkeit oder zur Isolation widerspricht dieser Mondknotenstellung. Das gefühlsmässige Erleben der Gemeinsamkeit, des Dazugehörens, spielt hier eine grosse Rolle.
120
Mondknoten im Zeichen Löwe Beim fixen Feuerzeichen Löwe geht es darum, einen gesi cherten Lebenszustand zu erreichen. Der Löwe ist darauf konzentriert, seine eigene Person optimal zu gebrauchen, sich einen Lebensraum zu schaffen, wobei Personen der Inhalt dieses Lebens sind. Der Löwe will sich einen Staat schaffen, in dem er König ist. Er wird sich einen Hoheits bereich abstecken, von dem er sagen kann: «Hier bin ich zu Hause, hier will ich aktiv werden, diesen Bereich will ich ganz in meinen Griff bekommen.» Letztlich geht es dem Löwen immer darum, seine Welt in den Griff zu bekom men. Das ist seine Sicherheit, es geht um die Absicherung von Lebensumständen, und da spielen Menschen natürlich eine entscheidende Rolle. Mit dem Löwe-Mondknoten sollte man eine positive, auch individuell definierte Stellung zu seiner Umwelt finden. Hier muss man hinaus, soll sich mitten in die Welt stellen und sich mit ihr auseinandersetzen. Meistens lässt die Umwelt einen auch gar nicht in Ruhe, sondern fordert stän dig zu dieser Auseinandersetzung heraus. Auch diese Mondknotenstellung hat einen Korrekturwert für die eige ne P>ntwicklung, sie lockt hinter dem Ofen hervor und ist ein Anreiz, sich zu exponieren. In Horoskopen, in denen eine gewisse Scheu oder Ängst lichkeit, sich zu exponieren, angezeigt ist, mag ein solcher Mondknoten helfen, diese Neigung zu überwinden. Der Mondknoten will, dass man aus sich herausgeht, sich prä sentiert und risikofreudig wird. Letztlich geht es bei die sem Mondknoten um die Selbsterprobung in der Welt, mit allem was dazugehört, wie euphorische Selbsterlebnisse einerseits und harte Niederlagen andererseits und allem, was dazwischen liegt.
121
Als Löwe erscheint man sich selbst und anderen immer offensiv, aber in Wirklichkeit ist man extrem defensiv, denn es ist ein fixes Zeichen, und nur das Feuer macht offensiv im Verhalten.
Mondknoten im Zeichen Jungfrau Im veränderlichen, beweglichen Erdzeichen Jungfrau muss man beweglich, flüssig, flexibel werden. Hier sollte man gegenüber dem Löwe-Zeichen alles, was im eigenen Leben Wirklichkeit ist, aufsummieren und das ausscheiden, was nur äussere Form und Pomp ist. Man muss hier wieder in Ordnung kommen mit der Gemeinschaft, in der man lebt, mit der ganzen Umwelt. Hier kommt die Beto nung des Du ganz deutlich heraus. Im Löwe-Zeichen ist die Betonung des Du zwar auch vorhan den, man kann aber in die Welt hinaus und sich selbst auspro bieren. Das Jungfrau-Zeichen ist ein dienendes Zeichen. Man ist hier dem Du mehr oder weniger ausgeliefert, man ist in einer Schwächeposition. Die Welt bestimmt, und das Du sagt mir, wie es mich haben will. Wenn der Mondknoten im Jungfrau-Zeichen steht, muss ich mir auch tatsächlich von der Umwelt sagen lassen, wie ich sein soll. Es geht darum, den richtigen Platz in der Welt zu finden. Nicht einen, den man sich vorstellt, den man gerne haben möchte, sondern den Platz, der wirklich zu einem passt. Man muss sich einfügen das ist das zentrale Wort im Jungfrau-Zeichen, man muss hin einpassen. Das kann recht mühsam, ja geradezu schmerzhaft sein. Aus diesem Grunde findet man viele Jungfrau-Men schen, die ihre Umwelt ständig an ihre Leiden erinnern. Dieses sich Einpassen, den richtigen Platz finden darf natürlich nicht zu einem Selbstverlust führen - das kann
122
aber bei roten Aspekten auf dem Mondknoten passieren. Man lässt sich dann fremdbestimmen und ist selbst nichts und niemand mehr. Der Mondknoten im Jungfrau-Zeichen sollte dazu dienen, positiv auf die Menschen in der Umgebung zuzugehen, zu sehen und zu erkennen, was diese wirklich brauchen und bedürfen und ihnen das geben, was man zur Verfügung hat. Beim Jungfrau-Mondknoten geht es um Dienen und Helfen als ganz wesentliche Ausdrucksform einer aktiv praktizierenden Liebe.
Mondknoten im Zeichen Waage Das kardinale Luftzeichen Waage ist im Gegensatz zum Jungfrau-Zeichen aktiv auf das Du eingestellt. Hier sollte man positiv auf die Umwelt reagieren und mit ihr etwas anstellen wollen. Man kann hier ruhig mit einer gewissen Forderung an die Welt herantreten. Zunächst jedoch geht man auf die Welt zu und fragt wie die Jungfrau, «wie möch ten Sie es gerne haben?» Man nimmt also Rücksicht und versucht, sich als harmonische Persönlichkeit zu präsentie ren. Es ist ein Eingehen auf die Umwelt vorhanden mit dem Versuch, mit ihr in Harmonie zu kommen. ln einem betonten Sinne heisst dies sogar, dass man dieser Welt Harmonie bringen will. Diplomatie zu entwickeln mag ein wesentlicher Punkt bei diesem Mondknotenstand sein mit dem Ziel, mit Menschen geschickt umzugehen und Harmonie zu bringen. Bei roter Bestrahlung kann es allerdings sein, dass man allerhand Kompromisse schliesst, nur um selbst gut durchzukommen und gut angesehen zu sein. Im Extremfall erzählt man dem einen genau das Gegenteil von dem, was man dem ändern erzählt.
123
Mit dem Waage-Mondknoten ist es wichtig, einen Aus gleich zwischen dem Ich und dem Du zu schaffen, ein gerechtes Urteil zu fällen und mit der Welt in Harmonie zu leben. Das erfordert eine gewisse Selbstdisziplin, und die ist entscheidend. Gefühlskontrolle ist hier notwendig, sonst überschwemmt man Menschen mit den eigenen Emo tionen, Meinungen, mit allerhand individuellen Unausge glichenheiten. Dieser Mondknoten ist eine Kontrolle gegenüber zu starken Eigenheiten, zu betonter Autono mie, zuviel Egozentrik.
Mondknoten im Zeichen Skorpion Im fixen Wasserzeichen Skorpion steuert man wieder hin auf das Etablieren einer gültigen Ordnung. Auch hier geht es wie im Gegenzeichen Stier um die Verwendung von Substanzen, jedoch um die Verwendung der Substanzen anderer. So trifft man z.B. beim Skorpion oft den Typus an, der für andere verwaltet, andere managt, der Talente verwertet und hütet, die Fähigkeiten und Besitztümer sowie die Dienste anderer vermittelt. Im Prinzip geht es beim Skorpion-Mondknoten um die Forderung, dass man fähig wird, sich für andere einzusetzen, in ihrem Interesse und in ihrem Sinne ihre Substanz zu verwalten, wobei die eigene Person hier deutlich zurücktreten sollte. Freilich spielt auch die Eigenperson eine Rolle; sie muss sich, um eine solche Funktion ausüben zu können, einen Platz in der Gesellschaft erobern. Der Skorpion-Mondknoten weist immer auf ein Bemühen hin, in der Gesellschaft einen gewissen Status zu erringen. Das kann geradezu ambitiös, gesellschafts- oder statusstrebig machen; in besonderem Masse, wenn der Mondknoten rot aspektiert ist.
124
Der Skorpion glaubt immer darüber Bescheid zu wissen, was für den anderen richtig ist. Er hat meistens einen guten Rat für andere, wie sie ihre Substanz umsetzen können, wie sie optimale Möglichkeiten finden, um zum Erfolg zu kommen. Der Skorpion bedient sich der bestehenden Formen und Strukturen. Mit dem Skorpion-Mondknoten kann man sich in die bestehenden Gesellschaftsstrukturen bestens einfügen. Man kann sogar eine Geschicklichkeit darin entwikkeln, diese zum eigenen wie auch zum Vorteil anderer opti mal auszunutzen.
Mondknoten im Zeichen Schütze Das bewegliche Feuerzeichen Schütze und das kardinale Erdzeichen Steinbock sind die beiden Individualzeichen, deren zentrales Bedürfnis die Darstellung und die Ausrei fung der individuellen Persönlichkeit ist. Im Zeichen Schütze haben wir immer ein starkes Streben nach geisti ger Autonomie. In seinem Bewusstsein will der Schütze unabhängig sein. Er will sich seine Gedanken, seine Welt anschauung und Philosophie selbst erarbeiten und darüber auch selbst verfügen. Es geht beim Mondknoten im Schüt zen darum, sich geistige Autonomie zu erarbeiten. Das eigene Denken soll soweit kultiviert werden, dass man selb ständig zu eigenen Anschauungen kommt und nicht mehr von der Meinung anderer abhängig ist. Dieser Mondknoten ist vor allem dann vorhanden, wenn im Horoskop starke Tendenzen angezeigt sind, sich zu sehr nach der Meinung der ändern auszurichten. Wenn die Neigung vorhanden ist, sich im Denken von ändern füh ren, anleiten oder bestimmen zu lassen, dann sagt dieser
125
Mondknoten deutlich: «Du musst deine Gedanken selb ständig erarbeiten und zu eigenen Anschauungen kom men.» Dieser Mondknoten ist eine Kampfansage an Denk faule. Mit dem Schütze-Mondknoten muss man auch die Verant wortung für seine Meinung tragen, und das ist vielleicht der noch schwierigere Teil. Der Mondknoten ruft hier zu einer eindeutigen Haltung gegenüber der Umwelt auf, dahingehend, dass man unanfechtbar wird. Durch das Feuerzeichen Schütze steht hier wieder das Selbstverständnis der eigenen Person im Vordergrund. Die beiden vorangegangenen Feuerzeichen Widder und Löwe schäumen geradezu vor Selbstverständnis über. Der Schütze jedoch kann sich das nicht leisten, er muss durch eigene geistige Autonomie begründen, dass er sehr wohl das Recht hat, als Autorität dazustehen und dass er erwar ten kann, dass man ihn selbstverständlich akzeptiert. Bei rot-grüner Aspektierung des Mondknotens besteht häufig die Neigung zu Rechthaberei und Fanatismus.
Mondknoten im Zeichen Steinbock Beim kardinalen Erdzeichen Steinbock geht es wie beim Zeichen Schütze um einen klaren Stand in der Welt, aber nicht im Sinne von starkem Streben wie beim Skorpion oder wie beim Löwen, der sich einen Lebensraum schafft und sich darin wie ein König behauptet. Beim Steinbock geht es darum, seine Autorität wirksam zu machen und dabei auf einem echten Fundus zu basieren. Hier wird ein Können verlangt, das aus der Erfahrung kommt, das erar beitet wurde (Erdzeichen). Dieser erarbeitete Fundus muss
126
anderen, die ihn nicht haben, zur Verfügung gestellt wer den. Im Zeichen Steinbock haben wir den echten Regierenden, der aufgrund seiner wirklichen Autorität, die er sich viel leicht auf einem langen Weg erarbeitet hat, geeignet ist, andere anzuführen. Dem Steinbock folgt die Masse (im Gegenzeichen Krebs das Kollektiv). Der Steinbock steht als einsame Figur ganz oben, wird zur Verantwortung herbeigezogen und muss seine Autorität und damit den Fundus, über den er verfügt, denen da unten zur Verfügung stellen. Hier gilt das Wort (das der Löwe noch nicht ernst nehmen muss): «Der König ist der erste Diener seines Volkes.» Er ist also nicht König für sich selbst, dies kann beim Löwen passieren, sondern weiss von vornherein, der König ist nicht eine Sache an sich, es ist eine Funktion, die im wesentlichen zugunsten derjeni gen, die beherrscht werden, da ist. Hier geht es nicht um Autorität als Selbstzweck, sondern es geht um Autorität als Frucht grösser Anstrengung. Der Steinbock-Mondknoten verlangt also Kompetenz, Fähigkeiten, Können, Wissen. Dadurch erlangt man echte, natürliche Autorität, und wie beim Schützen kommt hier auch ganz klar die Verantwortung mit hinein. Bei rot aspektiertem Mondknoten, manchmal auch bei blau-roten Aspekten, tritt gelegentlich der Drahtzieher oder die graue Eminenz auf. Es besteht die Neigung, etwas aus dem Hintergrund bewirken zu wollen, ohne dafür vor aller Augen die Verantwortung übernehmen zu müssen.
127
Mondknoten im Zeichen Wassermann Beim fixen Luftzeichen Wassermann geht es wieder um die Etablierung, um das Erringen und Festigen eines Lebens zustandes. Beim Wassermann handelt es sich um Bewusst seinszustände wie Denken, Ethik und Philosophie. Dabei ist primär die Erkenntnis geistiger Zusammenhänge wich tig, erst sekundär oder im weiteren Sinne ist das praktische Leben mitbetroffen. Der Wassermann weiss auf alles Auskunft, er argumen tiert gerne: wenn die und die Voraussetzungen gegeben wären, dann würde das so oder so laufen. Mit anderen Worten: Im Wassermann ist ein starker Trieb, die Welt geistig in Ordnung zu bringen, ein gültiges System zu erarbeiten, das erlaubt, auch im praktischen Leben die Dinge besser in Ordnung zu halten. Dabei kann es passie ren, dass reine Luftschlösser entstehen. Hat der Mondkno ten z.B. grüne Aspekte, so werden gerne Idealkonzepte entwickelt, Weltverbesserungsideen, die keinen Bezug zur Realität haben. Die positive Seite des Wassermanns jedoch ist das Ringen um eine klare Konzeption, die der Wirklichkeit angepasst ist und erlaubt, die Welt richtig zu beurteilen. Es ist das Streben nach einer klaren, brauchbaren Ethik, die Lösun gen für die bestehenden Probleme anbietet, denn was sich der Wassermann ausdenkt, sollte immer diese Welt und die Gesellschaftsordnung betreffen. Darin ist der Wassermann dem vorangegangenen fixen Zeichen Skorpion verwandt. Sie befassen sich beide mit der Gesellschaft, um eine opti male und ideale Ordnung herzustellen. Beim Streben nach idealer Ordnung geht es zunächst dar um, im eigenen Kopf Ordnung zu haben. Beim Mondkno
128
ten im Wassermann ist häufig eine Neigung zum Verkrausen der Gedanken vorhanden, eine Überlagerung des Den kens durch die Gefühle. Mit dem Wassermann-Mondknoten müssen wir zuerst im Bewusstsein, im eigenen Denkge bäude, Ordnung schaffen, bevor wir uns an grössere Auf gaben heranwagen können. Im Extrem besteht die Neigung, dogmatisch zu werden, alle zurechtzuweisen, die sich nicht nach den eigenen Ideal vorstellungen ausrichten. Hier kann sich dann ein Macht gefühl entwickeln, das eigentlich Löwe-Eigenschaft hat, wobei sich die Achse auswirkt, denn der absteigende Mondknoten befindet sich ja im Löwen.
Mondknoten im Zeichen Fische Als veränderliches Wasserzeichen unterliegt das FischeZeichen einem Lernprozess, d.h. die Lernbereitschaft muss angestrebt werden. Im Fische-Zeichen geht es nicht um intellektuelles, verstandesmässiges Lernen, dafür steht Zwilling. Es geht auch nicht um praktisches Lernen wie bei Jungfrau, und es geht nicht um philosophisches Lernen wie bei Schütze. Es geht in einem inneren Sinn um ein existentielles Dazulernen, es geht um den Sinn des Lebens. Dieser Mondknoten deutet darauf hin, dass man sich mit dem Sinn des Lebens auseinandersetzen muss, Fragen in dieser Richtung stellen soll, was immer die Antwort sei. Nie im Verlauf eines ganzen Lebens wird die Antwort stän dig die gleiche sein, sondern ein immer neu aufbrechendes Lernbedürfnis ist beim Fische-Zeichen ausgeprägt.
129
Ein rot aspektierter Mondknoten kann eine gewisse Labili tät anzeigen, die einem erlaubt, sich aus jeder Situation her auszuwinden. Positiv gefragt ist aber beim Fische-Mondknot^n der bewusste Weg nach innen, die Bemühung, sich mit der Welt aus der Distanz zu befassen, nichts von ihr zu wollen, sondern versuchen zu verstehen, was eigentlich der Sinn dieser Welt ist. Gemeint ist auch das Loslösen im transzendentalen Sinn, das Entwickeln des grenzüber schreitenden Elementes, so dass man sein Bewusstsein in geistige Dimensionen ausweiten kann und von daher den tieferen Sinn des Seins erfasst. Von dort kann dann eine Korrektur in der Entwicklung vorgenommen werden. Im Fische-Zeichen empfindet und denkt der Mensch immer in kosmischen Dimensionen. Das versteht er vor allem dann, wenn er anderen Menschen begegnet. Das Fische-Zeichen hat den Auftrag zu helfen, mehr noch: zu erlösen. Durch den Begriff Furiosen unterscheidet sich das Fische-Zeichen von der aktiven Hilfe im Zeichen Jung frau. Erlösen bedeutet, dass der andere spürt, dass er in sei nen tiefsten Beweggründen erkannt wird. Erlösung brin gen bedeutet, dass man dem ändern auf irgendeine Weise mitteilen kann, dass man ihn als Wesen erkannt hat. Das kann der Fisch sehr gut: Die Welt und sich selbst, zum Gan zen gehörend, verstehen, den Sinn erkennen und die ande ren erlösen ist der höchste Auftrag des Fische-Mondknotens.
130
5. Das Mondknoten horoskop
Der Mondknoten und die innere Vergangenheit • Wie entsteht das Mondknotenhoroskop? • Mondknotenhäuser und deren archetypische Definition • 1. bis 12. Mondknotenhaus • Das Mondknotenhoroskop als innere Potenz •
131
Der Mondknoten und die innere Vergangenheit Als nächsten Schritt werden wir nun zum Ganzen des Systems Vordringen, in die Tiefe des Mondknotensystems hinabsteigen, von dem wir bisher nur die Durchlasstelle zur Oberfläche des Horoskops kennengelernt haben, also das, was im alltäglichen Charakter, den wir greifen kön nen, manifest ist. Wir können im Prinzip das Mondknotensystem ganz diessei tig verstehen in einer psychologischen Denkweise. Die Psy chologie spricht von der Schattenpersönlichkeit oder Schat tenfunktion. Dazu gibt cs verschiedene Definitionen in ver schiedenen psychologischen Schulen. Gemeint ist, dass etwas in uns ist, das nicht direkt und bewusst von uns gelebt werden kann. Hs steckt in einer Tiefe unseres Wesens, die schwer zugänglich ist und die man als Latenz bezeichnet. Wir werden später noch näher darauf eingehen. Jetzt sei schon so viel gesagt, dass die Schattenfunktion in uns als ein unterschwelliger Nährboden angesehen werden kann, aus dem die tiefsten Wurzeln unseres Wesens stammen und im Laufe des Lebens das eine oder andere aus der Dunkelheit des Unbewussten hochgezogen wird. Diese Ebene ist mit normalen psychologischen Mitteln nicht erfassbar. Das sagen viele Schulen, allen voran die Schule C.G. Jungs, Graf Dürckheims oder ähnliche Richtungen. Aber mit unserem Mondknotenhoroskop können wir dort hineinschauen und Dinge wahrnehmen, die im Unbewussten schlummern, die uns aber irgendwo bekannt sind. Wenn durch Lebensumstände, Zufalle oder was immer es sein mag, eine solche Struktur in der Tiefe angesprochen oder angereizt wird und in irgendeiner Form zur Oberflä che durchstösst, sei es in Bildern oder durch Träume, Erleb
132
nisse oder Ereignisse, die plötzlich auftreten, dann ist die übliche normale Reaktion darauf ein Gefühl: Man tut mir das an, da kommt von aussen etwas Fremdes auf mich zu, das ich nicht verstehen kann. Wenn man z.B. träumt oder Einbrüche ins Tagbewusstsein hat, dann wird man das zunächst schon als einen eigenen Vorgang anschen. Aber auch da kann es ohne weiteres sein, dass man sich sagt: hier muss ein Fremdeinfluss vorliegen. Es geht um etwas Unlebbares, das trotzdem gelegentlich Manifestationen im Leben hat. Wir können die Zusammen hänge solange nicht einsehen, als wir nicht irgendwelche Bezüge dazu erkennen. Hier eröffnet das Mondknotenhoro skop eine andere Dimension. Das Mondknotenhoroskop ist ein Spiegelhoroskop. Dieses Horoskop betrifft unterschwellige Zustände, es liegt in den tiefsten Schichten des Bewusstseins, sogar im Raum des kol lektiven Unbewussten. Es ist also auch die Öffnung in den kol lektiv unbewussten Raum. Diesseitig gesehen, in den Begrif fen der normalen Psychologie, kann man es so definieren: Das Mondknotenhoroskop zeigt den «Schatten» einer Persönlich keit. Wir haben in uns einen Schatten, einen nicht sichtbaren Wesensanteil, der Triebfeder und Wünsche enthält, Projek tionen und Inhalte, die unserem Bewusstsein nur schwer oder gar nicht zugänglich sind. Wir verdrängen sie auch, denn sie sind, gemessen an dem alltäglichen Leben, unbrauchbar oder sogar gefährlich. Es ist häufig und normal, dass man diesen Schatten als negativ oder schwarz bezeichnet. Dieser Bereich liegt im Schatten des Lichts unseres Bewusstseins, unserer Sonne, auf die wir zählen. Wir sind eigentlich in dieser Rich tung alle nachtblind. Wenn aber ein Mensch langsam anfängt, seine Schattenpartien zu durchschauen und dort Kontraste wahrnimmt, die er vorher nicht wahrgenommen hat, dann wird er erst ein wirklich voller Mensch. Er verdrängt dann
133
gewisse Inhalte, die ihn noch mitbestimmen, nicht mehr und lebt dann aus seiner Ganzheit. Die Schattenqualitäten werden bis heute nur in der Tiefen psychologie angegangen. In diesem Schattenbereich fin den sich alle geheimen Regungen des Menschen, die er sich nicht eingesteht. Sie bestimmen uns aber trotzdem, nur kommen sie meistens nicht bewusst in unserer Person vor, sondern erscheinen als Reaktionen unserer unbewussten Projektion. Sie treten als Situationen, als Gegenstände, als Personen von aussen in unser Leben. Es scheint da eine Art von magnetischer Funktion vorhanden zu sein, die die geheimen Wünsche, die wir verdrängen, zu einem Magnet für Situationen, Gelegenheiten und Menschen macht, die uns das zuführen. Wir empfinden es dann aber als von aus sen kommend und nicht als zu uns gehörend und können es deshalb auch nicht handhaben. Diese Dimension, die wir vorerst rein psychologisch darzu stellen versucht haben, kann auch anders gesehen werden. Sie kann von einer schicksalhaften Betrachtungsweise gese hen werden, deren Erklärungsdimension wir aus dem reli giösen oder esoterischen Bereich beziehen. Wir können sagen: Das ist wohl die tiefste Schicht, die unser Schicksal mitbestimmt. Die Begründung dafür können wir entweder nicht durchschauen, auch nicht mit Hilfe der Betrachtungs weise des Mondknotenhoroskops. Oder aber wir sehen darin eine Kausalkette, deren Anfang wir zwar nicht sehen, deren letzte Stufe vor diesem jetzigen Zustand wir aber doch erkennen können. Es ist der Zustand des Unge borenen, der ruhenden Seele, die noch nicht an das Gebo renwerden denkt, die aber schon geformt ist. Hier kann man nun im Sinne der christlichen Denkweise sagen: Gott hat mich geschaffen, das innere Bild, nach
134
dem er mich geformt hat, lässt sich hier ablesen. Das ist da, bevor ich ins Leben trete. Dann werde ich dadurch, dass ich Eltern habe, mit einer Erbstruktur versehen, und ich werde in der Folge noch durch die Umgebung geformt. Alles zusammen gibt meinen Gesamtcharakter. Aber die Urschicht ist schon vorher da. In dieser Sicht kann ich keine Kausalitäten in meinem eigenen Wesen sehen und muss annehmen, dass ich so wie ich bin, geschaffen wurde. Es gibt aber auch noch eine andere Betrachtungsweise, die sogenannte esoterische, die mit der Reinkarnation als Kau salkette rechnet. Nach der Reinkarnationslehre ist diese Urschicht, die auch hier schon vorher da ist, nicht eine Struktur, die mir von Gott oder einer höheren Macht zuge teilt ist, sondern ich habe sie selbst in früheren Leben geschaffen. Aus dieser Sicht heraus werde ich mit einer Situation konfrontiert, wo ich meine eigenen Konsequen zen tragen muss. Wir werden im 2. Teil dieses Buches noch näher darauf eingehen. Ob das eine höhere Instanz geschaffen hat oder ich selber in meiner Vergangenheit, ist aber im Endeffekt gleichgül tig. Ich muss mit meiner Struktur fertig werden.
Wie entsteht das Mondknotenhoroskop? Den Durchstieg in die Tiefe der Unterwelt, in das Unbe wusste jedes einzelnen, tun wir zunächst mit einem techni schen Schritt. Die Mondknotenlinie hat etwas mit einem eigenen Mondsystem zu tun, das uns grundsätzlich etwas über unsere innere Vergangenheit aussagt. Technisch gesprochen ist das Mondknotenhoroskop eigentlich ein Häusersystem, das der Mondbahn eigen ist.
135
Die Mondbahn hat als Zentrum die Erde; der Mond kreist ja in 28 Tagen um die Erde, und wir können von der Knotenlinie (aufsteigender und absteigender Mondknoten) ausgehend eine 30 Grad-Einteilung schaffen. Wir teilen die Mondbahn von der Erde aus gesehen in 30 Grad-Teile und applizieren das in das Horoskop hinein. Den Kreis normen wir durch Knotenpunkte, die Anfang und Ende markieren. Bei der Sonnenbahn ist cs der Früh lingspunkt Widder, der den Anfang markiert, und das Fischezeichen bildet das Ende des Tierkreises. Bei dem Kreissystem der Häuser nehmen wir den Aszendenten als Anfang; er ist der Schnittpunkt des Osthorizontes mit dem Tierkreis, also auch ein Knotenpunkt. Im Mondknoten horoskop nehmen wir den aufsteigenden Mondknoten als Anfang, der mit der Mondknotenlinie analog der Linie Aszendent-Deszendent den Horizont darstellt. Der aufstei gende Mondknoten, den wir einzeichnen, ist der entspre chende Aufstiegspunkt, er ist der Aszendent des Mondknotenhoroskopes, der absteigende Mondknoten ist der Des zendent. Nun müssen wir aber in Betracht ziehen, dass das Knoten system des Mondes rückwärts läuft, und dieser Bewegung müssen wir folgen. Sie spiegelt alles um. Das MondknotenHäusersystem läuft entgegen dem Tierkreis im Uhrzeiger sinn, nicht im kosmischen Drehsinn wie im Grundhoro skop, und die Häuser haben alle exakt 30 Grad. Es ist praktisch, wenn man das Mondknotenhoroskop so zeichnet, dass die Häuser in der Richtung wie im Grund horoskop laufen und der Zodiak in der umgekehrten Richtung. Das fallt uns leichter, wenn wir damit arbeiten. (Wir, vertuenden diese in den Horoskopbeispielen im 2. Teil die ses Buches, die vom API-Computer Cortex gerechnet und gezeichnet wurden.)
136
Noch ein weiterer Zusammenhang ist wichtig: Wir steigen ja über das Knotensystem in diese untere Dimension ein. Das Knotensystem ist unser Zugang zu diesem Schattenbe reich. Als einziges vom Häusersystem im Grundhoroskop setzen wir in das Mondknoten-Häusersystem den Aszen denten ein, weil er der Rückstieg in die obere Welt bedeu tet. Der AC des Grundhoroskopes wird im Mondknoten horoskop zum Mondknoten. Der AC des Mondknotenhoroskopes wird zum Mondknoten im Grundhoroskop. Wir zeichnen auch die Aspekte ein, die auf ihn fallen, denn jetzt werden die Aspekte zum Mondknoten wichtig, weil sie Beziehungen zur Oberwelt darstellen. Umgekehrt sind auch die Aspekte auf den Radix-Mondknoten eingezeich net, weil diese für unser Vorwärtskommen wichtig sind. Der Aszendent im Mondknotenhoroskop ist ein Zugangs weg zu unserer jetzigen Gegenwart oder eine Treppe aus dem Keller, die aus der Vergangenheitsprojektion unseres Mondknotenhoroskopes nach oben führt. Diese müssen
137
wir behalten, sonst verlieren wir uns und wissen nicht mehr, wie wir zurückkommen. Die Radix-Aspekte, die der Radix-Mondknoten hat, fallen dagegen weg, und somit verändert sich das Aspektbild.
Die Mondknotenhäuser und deren archetypische Definition Wir haben nun neue Häuser oder genauer gesagt, alte Häuser, denn cs ist ja die Vergangenheit, die Tiefenschicht, um die es jetzt geht. Wie muss ich diese Häuser beurteilen? Kann ich die Häuser des Mondknotensystems im gleichen Sinne deuten, wie ich es mit dem gewohnten Häusersy stem im Grundhoroskop mache? Ja und nein. Es ist schon dasselbe Häusersystem nicht irgendeine Zufalls- oder wil lentliche Erfindung von Menschen, sondern es handelt sich um eine uralte, lang beobachtete Entwicklung. Es ist aber sinnlos anzunehmen, dass man dafür alte Definitionen aus alten Quellen ohne weiteres übernehmen kann. Dieser Versuch wird zwar immer wieder gemacht, aber er taugt nichts, denn der heutige Mensch und seine Kultur, z. B. in Europa, ist eine andere als in der Antike und auch in ihrem Messwert anders. Unsere Definition der gewohnten Häuser ist kulturabhän gig, es ist eine mitteleuropäische moderne Denkweise, die eventuell auch noch für Nordamerika zutreffen mag, viel leicht auch noch für Südamerika, aber für Japan, China und die Philippinen sicher nicht mehr. Wenn wir das Vergangene im individuellen Horoskop ergründen wollen, dann müssen wir auch in einem gewis sen Sinn eine andere Sprache reden, die über die Zeit hin weg Gültigkeit behält, also nicht kulturabhängig ist wie unsere Sprache. Hier im Mondknotenhoroskop müssen
138
wir nun Definitionen finden, die archetypisch sind und als solche überkulturell, die in jeder Zeit und in jeder Kultur Gültigkeit behalten. Das ist nicht leicht, aber hier sollen einige Anleitungen zu dieser Denkweise gegeben werden, auch wenn sie nicht erschöpfend sein können. Es ist dann dem eigenen schöpferischen Impuls und der eigenen Bemü hung ein gewisser Freiraum gegeben. Diese archetypischen Bilder stammen aus der Erfahrung mit vielen Menschen, mit denen wir das Mondknotenhoro skop erarbeitet haben. Dabei kommt ein tiefenpsychologi scher Prozess in Gang. Auf ein bestimmtes Reizwort hin tauchen Bilder hoch, werden Tiefenerlebnisse wach, wie Schatten, die plötzlich in das Tagbewusstsein treten und Form annehmen. Das Ganze erscheint symbolisch und drückt sich grundsätzlich in zwei Formen aus. Was über ein bestimmtes Haus und über Planeten, die in diesem Haus stehen, ausgesagt wird, enthält immer zweier lei: einmal typische Figuren für dieses Haus und zum ändern typische Situationen für dieses Haus. Die typischen Figuren symbolisieren die Planeten, die in diesem Haus ste hen, und die Situation symbolisiert das Haus selbst. Wir kennen ja zwölf Häuser, und diese decken alle Lebens situationen, die möglich sind, ab. Es mag undenkbar erscheinen, dass die ganze, grosse Spannweite des Lebens, das ja nicht einfach, sondern hochkomplex ist, durch diese zwölf Häuser im Prinzip erfasst wird. Aber es handelt sich ja nicht nur um zwölf Häuser, sondern auch um zwölf Zei chen und um zehn Planeten und alle ihre möglichen Kom binationen, dazu noch alle Aspektmöglichkeiten, die da mit hineinwirken können. Wir werden nun versuchen, zur Arbeit mit dem Mondknotenhoroskop die typischen Figu ren und die typischen Situationen in den zwölf Häusern zu
139
formulieren. Da es sich um Symbole, um archetypische Bil der handelt, sind sie auch geeignet zur Arbeit mit Träu men, vor allem in Verbindung mit dem Horoskop.
1. Mondknotenhaus Hier kommt einer hinter dem Vorhang hervor und sagt: «Hallo, hier bin ich!» Es ist der Held, der die Hauptrolle in einem Stück spielt. Er stellt sich erst einmal mit grösser Geste vor und macht zugleich Werbung für sich. Das ist die archetypische Figur des ersten Hauses. Sie kann sich in verschiedenen Formen darstellen, je nachdem, was für Pla neten im ersten Haus stehen. Die Planeten oder der Planet, das ist die Figur, die in diesem Haus vorhanden ist. Das Dekor ist das Haus selbst. Und das ist im ersten Haus nur ein Vorhang, vor den die Figur tritt. Man mag sich vorstel len, dass z.B. das Jungfrau-Zeichen im ersten Haus für den Vorhang einen einfachen handgewobenen Stoff nimmt, während der Wassermann eine reine Seide aussucht, beim Krebs mag es ein buntes Gewirr aus mehreren Farben sein und beim Löwen schwerer Atlas oder ein schwerer Velour. Die Qualität des Dekors wird von den Zeichen bestimmt. Wenn man nun das erste Haus im Mondknotenhoroskop betrachtet, - 30 Grad vom Mondknoten an zurückgerech net, das ist das erste Haus -, dann kann man versuchen, sich vorzustellen, was darin enthalten ist. Was für ein Zeichen, das das Dekor bestimmt, in diesem Fall der Vorhang, was für Planeten und welche Figuren sie bilden. Man kann sich vorstellen: Ich komme jetzt vor den Vorhang, wie sieht der Vorhang aus, wie sehe ich aus, was mache ich für Bewe gungen, wie gebe ich mich. Man kann ganze Geschichten aus dem Unterbewussten auf tauchen lassen, man kann sie auch malen, weil man es oft
140
nicht beschreiben kann, und dieses Heraufholen von Bil dern und Erlebnissen ist das, was das Befassen mit dem Mondknotenhoroskop bringen sollte. Es soll ein Erlebnis sein, und wenn in einem bestimmten Haus nichts geschieht, kann man es vergessen und zunächst weiterge hen. Es ist besser, nicht darauf zu bestehen, sonst produ ziert womöglich das Unterbewusstsein unter dem Zwang, es müsse etwas liefern, irgendeine Phantasie, und das wäre nicht gut.
2. Mondknotenhaus Im zweiten Haus können wir uns als Figur z.B. einen Grossgrundbesitzer vorstellen, dem das ganze Land rings um gehört, und alle anderen sind ihm zu Diensten. Dann sehen wir auch die grosse Mauer als Dekor, die das Land umschliesst und alle Feinde draussen lässt. Was wird hier gezeigt? Gezeigt wird, wie ich mich selbst einfriede, d.h., wie ich versuche, meinen Frieden zu gewährleisten, indem ich meinen Grund und Boden, meinen Besitz hinter Mau ern verberge, ihn gegen draussen abgrenze und schütze, ln dieser Figur ist die Besitzfreude symbolisiert, eventuell auch die Besitzgier und vielleicht auch der Geiz; auch die Neigung, scharf zu schiessen, wenn mir einer zu nahe kommt, weil er eventuell an meine Substanz will. Das Dekor ist grundsätzlich so zu denken, dass es abgrenzt gegen ein Aussen, welches nicht unbedingt in dem Bild gezeigt wird. Man sieht nur die Mauer von innen. Es kann auch sein, dass auf der Bühne ein Gitter ist, wie es in Gefängnissen vorkommt, die Figur hat sich selbst einge sperrt. Auch das ist ein mögliches Bild. Eine Bühne, die ganz in sich geschlossen ist, da kann man wahrscheinlich nie mehr heraus, aber es kommt auch nichts mehr herein.
141
Das eigentliche Gefühl der Verbarrikadierung kommt in der Staffage zum Ausdruck. Die Figur ist jemand, der weiss, was ihm gehört und wie er sich zu verhalten hat. Der eine kann sich auf seinen Geldsack setzen, der andere stolz über sein Land schreiten und sich freuen, dass ihm alles gehört und keiner eindringen kann. Die Bilder haben die Einfachheit von Märchenfiguren, die ja auch oft über zeichnet sind.
3. Mondknotenhaus Im dritten Haus sind es gleich zwei Figuren oder eine Mehrzahl davon, weil das dem Zwilling entspricht. Da kommen auch oft ganze Scharen vor. Man kann sich z.B. die Narren vorstellen, die auf der Strasse herumtanzen, Lärm machen, sich miteinander austauschen in einem viel leicht ausgeklügelten Spiel. Wenn man da in Narrenmas ken miteinander verkehrt, dann geht es um Kommunika tion, aber gleichzeitig auch darum, sich zu zeigen, sich zu melden: «Ich bin da, ich gehöre dazu, ich weiss, was los ist.» Im dritten Haus nimmt man sich meistens nicht so ernst. Trotzdem gibt es genau die Gegenfigur, nämlich den ganz ernsthaften Lehrer, der sich sehr wichtig nimmt. Der Herr Lehrer, der alles weiss und der den Schülern alles bei bringt, das ist ja eine ernsthafte Angelegenheit, und man darf nicht darüber lachen. Die Narren werden da ferngehal ten, und wenn sie in den Klassenraum hineinkommen, dann müssen sie sich hinsetzen und schweigend zuhören. Im dritten Haus gehören zwei Figurentypen in denselben Raum. In diesem Raum wird Wessen auf der Horizontalen und Wissen in der Vertikalen vermittelt. Wissen auf der
142
Horizontalen: der Austausch zwischen den Menschen auf der Strasse, auf der «Piazza», man weiss fast alles voneinan der. Neuigkeiten werden ausgetauscht, man macht sich auch lustig über die verschiedenen Leute, das ist die hori zontale Wissensvermittlung und Kommunikation. Und die Vertikale ist: immer noch etwas dazulernen, wie in der Schule, und da ist jemand, der mehr weiss als man selbst, der Wissen vermittelt. Das Wissen ist Licht, und das kommt von oben, da ist auch schon das Autoritäre dabei. Der Schauplatz ist entweder die Strasse, der Dorfplatz, wo alle Zusammenkommen, oder das Schulhaus, der Hörsaal oder auch das Kloster als Vermittlungsstelle von Lehr stoff, wo man als Klosterschüler hingeht. Dieses sind die archetypischen Elemente, wie cs ja bei den ersten drei Zeichen des Tierkreises und des Häusersystems immer der Fall ist. Sie stehen für den ganzen Rest, das ande re ist eigentlich nur Wiederholung. Das erste Haus steht auch symbolisch für die Geburt des Menschen, ich trete hinter dem Vorhang hervor: «Da bin ich, nehmt mich, wie ich bin.» Und im zweiten Haus, da bin ich schon jemand, da gehört mir schon ein Teil der Welt und natürlich zeigt dann die Besetzung im zweiten Haus des Mondknotenho roskops, wie mein Besitzverhalten ist oder gewesen ist. Es sind tiefverwurzelte Strukturen, die zwar bewusstseinsmässig nicht zugänglich sind, aber mich doch in meinem Besitz verhalten gegenüber meiner Umwelt bestimmen. Im dritten Haus haben wir die erste wesentliche soziale Bezogenheit und den bereits erwachten Verstand, der dazu lernen will.
143
4. Mondknotenhaus Im vierten Haus kann man sich zunächst als Bild eine richtig gemütliche Mutter vorstellen mit Kindern, die um sie herum spielen, wieder zu ihr zurückkommen und als Staffa ge eine schöne Stube mit Herd- oder Kaminfeuer und war mem Kerzenlicht. Oder wo am Tag die Sonne zum Fenster hereinscheint, wo man zu Hause ist, wo man aufgehoben ist, und wo man mit den anderen unter einem sicheren Schutz Zusammensein kann. Das ist die Urvorstellung des vierten Hauses. Es ist das Erleben des Dazugehörens, der Wohnlich keit, der Wärme und Aufgehobenheit, von etwas Urtümli chem und Sicherheit-Gebendem. Die Symbolfigur der Mutter passt völlig zum Haus als sol chem, das Haus ist ja auch eine Mutter, das immer das Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Man kann sich auch eine mittelalterliche Stadt vorstellen, mit einer Mauer rund herum und Türmen, die darüber hinausragen und vielen Dächern; das gibt auch ein Gefühl von Geborgenheit und ist ein Bild, das hierher gehört. Eine weitere Figur ist der Bürgermeister mit seinen Rats herren, der über das Wohl der Stadt wacht und Sicherheit verspricht. Die beschützende Mutterqualität ist auch eine Institution, ln diesem archetypischen Bild sind es normaler weise Männer, aber die sind so schutzgebend ausgestattet mit einer grossen goldenen Kette, mit breitschultrigem lan gem Gewand, ähnlich der Mutterfigur.
5. Mondknotenhaus Im fünften Haus können wir uns vorstellen, dass wir über diese mittelalterliche Stadt mit hohen Mauern und Dä-
144
ehern hinwegschauen und nun das Stadttor sehen. Da zieht ein junger Wanderbursche hinaus, er freut sich auf die Welt und entdeckt sie, das ist eine ganz wichtige Figur im fünften Haus; «einer, der auszieht, das Fürchten zu ler nen», eine ganz frische, kräftige Gestalt, die sich freut, hin aus aus der Enge der Stadt ins freie Land zu gehen, um sich das Leben anzueignen. Hier ist also die weite Landschaft das Symbol, man kann sich nur noch im Hintergrund die Stadt vorstellen oder auch das Bauernhaus, wo der Sohn auszieht, um seine Lehr- und Wanderjahre abzuleisten. Im Prinzip geht es darum, dass das weite Land mich hinaus zieht und ich die Bereitschaft habe, der Welt mit offenen Armen entgegenzugehen. Im fünften Haus muss ich mein Heim verlassen und die Welt erforschen, um selbst in die ser Welt jemand zu werden. Darum muss in diesen Bildern der Horizont offen sein oder wenigstens durchlässig. Es kann aber auch sein, dass Saturn in meinem fünften Mond knotenhaus steht, d.h. dann: Ich bin gehemmt worden, man wollte mich nicht hinauslassen, man hat mir gesagt: «Die Welt ist gefährlich, bleib zu Hause.» Ich konnte dadurch an wesentlichen Erfahrungen nicht teilhaben, habe mir die Welt vielleicht ausgemalt, aber sie nicht wirk lich erlebt.
6. Mondknotenhaus Im sechsten Haus steht als Figur der arbeitende Mensch, der vielleicht auch kämpfen muss, der einen gebeugten Rücken hat. Es ist ja die Erfahrung des sechsten Hauses, dass es nicht genügt, mit grossen Plänen in die Welt hinaus zugehen, sondern dass man auch die eigene Leistung gewährleisten muss. Der Archetyp ist hier also der arbeiten de Mensch in irgendeiner Form. Die Umgebung, das Büh
145
nenbild ist deshalb auch nicht offen, wir sehen z.B. eine Werkstatt, einen Ort, wo gearbeitet wird. Der Arbeitsplatz ist immer eine Einschränkung. Ich muss ja arbeiten, wenn ich existieren will, und um arbeiten zu kön nen, muss ich mich auf das konzentrieren, was gearbeitet wer den muss. Das schränkt automatisch die Welt ein. Das Jung frau-Zeichen ist dafür bekannt, dass es sich im Kleinen ver liert und manchmal den Zusammenhang nicht sieht, dafür aber das einzelne ganz genau sieht, das, was getan werden muss. Hier wird also das Bühnenbild wieder kleinräumig, es ist ein überschaubarer Raum, in dem eine bestimmte Aufgabe gestellt ist. Es können in diesem Raum sehr wohl auch andere Arbeitende zu sehen sein; die schauen zu und fragen: «Was macht der, wie gut ist er, wie macht er seine Arbeit. Ist er gewissenhaft, sorgfältig, pflichtbewusst?» Das zählt in die sem Haus.
7. Mondknotenhaus Im siebten Haus können wir uns als Figuren ein Brautpaar vorstellen, das wäre das klassische Ehehaus. Da ist auch ein gewisser Optimismus vorhanden, ähnlich wie bei einer Hei rat. Dabei kommt es darauf an, was man in die Ehe mitbringt, wie weit man bereit ist, etwas zu geben, was einem der andere wert ist. Bei gewissen Planetenstellungen können Probleme auftreten, z.B. eine Angst oder Hemmung, eine Partnerschaft einzugehen, irgend etwas wirkt dem entgegen. Man gerät immer an den falschen Partner, oder mit dem Partner stimmt etwas nicht (im Traum ist es dann vielleicht ein anderer). Mei stens stimmt es in einem selbst nicht, und da müsste man zurückgehen ins Grundhoroskop und nachschauen, welche
146
Planeten dort im siebten Haus stehen und diese mit dem Mondknotenhoroskop vergleichen. Es kann aber auch sein, dass wir bei vielen Planeten im siebten Haus dieses Feld mit allen Schattierungen bereits gut kennen, wir haben das schon alles erlebt und kennen es in- und auswendig. Manche haben genug davon und wollen alleine sein, vor allem, wenn im Grundhoroskop keine Planeten mehr im siebten Haus sind. Das siebte Haus hat aber noch viele andere Figuren wie z.B. zwei, die miteinander verhandeln und sich zu einer Unterneh mung zusammentun oder zu einem Geschäft. Eine weitere Figur ist der Händler, auch den fahrenden Händler können wir hier ansiedeln, denn im siebten Haus ist immer Publikum da, das mitmacht, das gehört auch zur Szenerie.
8. Mondknotenhaus Im achten Haus haben wir es ebenfalls mit Publikum zu tun. Nur werden die Masse noch grösser. Jetzt sind es nicht mehr ein paar Zuschauer, sondern es ist die ganze Gesellschaft. Hier entsteht der Bezug zu einem Ganzen, zu einem Kollek tiv, zur menschlichen Gesellschaftsstruktur, der man hier begegnet. Typische Figuren sind der Richter, der Soldat, der Polizist, der Steuersekretär. Gelegentlich gibt es auch einen Lehrer, aber immer sind es Figuren, die Urteile abgeben oder auch Bestrafungen austeilen. Hier wird man beurteilt, aber nicht nach Normen, die von dieser Person, die beurteilt, ausgehen, sondern sie tut es im Namen der menschlichen Gemeinschaft. Hier ist die beurteilende Instanz ein Kollektiv, wobei das immer zwiespältig ist, denn die Beurteilung kann positiv oder negativ ausfallen. Das Gefühl, dass man unter Druck steht, ist hier fast nie zu vermeiden; denn wer lässt sich schon gerne beurteilen. Dieses Gefühl wird auch im Bühnenbild darge
147
stellt, eine beängstigende düstere Umgebung, ein Richter stuhl vielleicht, etwas Graues, Kaltes kann hier eine Rolle spie len, nicht so eine fröhliche Staffage wie im siebten Haus. Dort ist allgemein viel Sonnenschein, und wo etwas Negatives im siebten Haus geschieht, da kommt es plötzlich und unerwar tet, und das verändert nicht unbedingt die Staffage. Im achten Haus dagegen ist die Staffage von vornherein gedämpft, traurig und düster. Hier findet das siebte Haus sein Mass, so wie das fünfte im sechsten Haus sein Mass findet. Immer haben wir den Wechsel von einem aktiven zu einem passiven Haus, immer gibt das zweite das Mass für das erste. Im siebten Haus geht man eine Partnerschaft ein, setzt grosse Hoffnungen auf das, was kommt, und im achten Haus wird man mit harten Realitäten konfrontiert, mit Gesetzen. Hier hat alles seine Grenzen, man muss genau aufpassen, dass nichts falsch gemacht wird, sonst kommt etwas Unangeneh mes zurück. Das achte Haus hat einen sehr grossen Personenrahmen zur Verfügung. Je bewusster ein Mensch im achten Haus lebt, d.h., je mehr Planeten er dort hat, desto mehr werden es Gestalten von unserer menschlichen Art sein, wie wir sie aus unserem gesellschaftlichen Erleben kennen. Es können aber sehr wohl auch hier archetypische Figuren sein, der Richter z.B. ist eine archetypische Figur. Aber wenn im achten Haus der Mars oder die Venus stehen, dann können es auch tierhafte Gestalten sein, die meistens aus tiefen unbewussten Schich ten kommen. Es können auch düstere, dämonische Figuren auftreten, durch die eine noch viel tiefere Art von Beurteilt werden dargestellt wird, denen man auch nichts mit dem Ver stand entgegenhalten kann. Hier ist dann meistens die ursprüngliche Körperlichkeit betroffen. Dämonen treten da auf, wo die körperliche oder psychische Welt nicht in Ord
148
nung ist. Da hat man etwas nicht im Griff, da treten Störun gen auf, und die Szenerie ist dann eine düstere Umgebung. Dabei spielt das Wasser eine Rolle, es können aus einem See Ungeheuer heraustreten, auch allerlei Unterweltszenerien kommen vor mit sagenhaften Gestalten. Oft tauchen aus einer Tiefe, aus einer Höhle Kräfte auf, die von unten kom men, die die Körperlichkeit betreffen. Es hängt auch noch stark vom Zeichen ab, wie sehr der Instinktraum hereinspielt.
9. Mondknotenhaus Das neunte Haus ist wieder ein aktives Haus. Hier wird man unternehmungsfreudiger. Im neunten Haus finden wir auch wieder jemanden, der die Welt erobern will, allerdings wird hier seltsamerweise sehr oft eine schnelle Bewegung eine Rolle spielen. Die zentrale Figur ist hier eine bewegliche Figur. FLs kann z.B. ein Reiter sein, der durch die Landschaft reitet - eine der urtypischen Formen des neunten Hauses. Diese Landschaft kann im Hintergrund auch dunkel sein, nur die Richtung, in die er hinreitet, ist hell. Manchmal ist es eine weite Landschaft, wo das Pferd ausgreifen kann. Bilder kön nen aber auch in einer moderneren Form auftreten, von der Postkutsche zur Eisenbahn bis hin zum Flugzeug können bewegliche Objekte da sein, mit denen man vorankommt. Wichtig ist hier die Bewegung und das Ausschreiten zum Horizont. Immer ist in diesen Bildern die weite Landschaft und das Licht, auf das man zugeht. Damit ist Hoffnung ange zeigt, und die Hoffnung gehört sehr stark zum neunten Haus; aber auch eine Fragestellung, die hinter den Horizont greifen will. In dieser Szenerie ist immer ein in die Ferne ziehender Horizont da, denn das neunte Haus hat mit dem Suchen nach endgültigen Wahrheiten zu tun. Die Figur kann auch ein Wandergeselle sein, der in die Ferne zieht, es kann auch der Narr
149
sein, wie wir ihn aus den Tarotkarten kennen. Der Narr schrei tet in die Feme und wird durch irgend etwas Unbekanntes geleitet. Das Licht am fernen Horizont steht für die Erhel lung, die Erleuchtung, auf die wir hoffen, wenn wir nach letz ten Wahrheiten, nach Wissen und Weisheit suchen.
10. Mondknotenhaus Bei den meisten Menschen spielt im zehnten Haus eine gewis se Höhe eine Rolle. Man befindet sich irgendwo auf einer Höhe, oder man schreitet einer Bergspitze entgegen. Bei Men schen, die in einer flachen Landschaft wohnen, ist es eher ein hoher Bau oder ein Turm, aber die Aufwärtsbewegung oder das Obensein, das eine weite Sicht über die Dinge hinweg gewährt. Entweder ist man erhöht, oder man ist auf dem Weg zu dieser Höhe. Die Figur ist sehr variabel, es kann ein junger Mensch oder ein älterer sein, das ist hier ganz verschieden und hängt wiederum von der Planetenbesetzung ab. Die Höhe, die man erklettert oder ersteigt, hat verschiedene Formen, die mit der Landschaft Zusammenhängen, in der man geboren und aufgewachsen ist; das ist gerade bei diesem Bild deutlich festzustellen. Man kann hier gelegentlich auch schon, was dann eher im elften Haus häufig ist, höheren Gestalten in Bildern begegnen, Königen, Ministern, Kardinälen, Götterfiguren oder Heiligen. Das ist bei Horoskopen der Fall, in denen stark instinkthaft gelebt werden muss, dann wird zunächst diese Zehnthaus-Tendenz nach aussen proji ziert, man sehnt sich dahin, man begegnet jemandem, der diese Höhe kennt und möchte von ihm geholfen bekommen. Manchmal erlebt man sich selbst auf einer Bühne, vielleicht als Redner oder Schauspieler, das Volk jubelt einem zu - aber man hat immer Angst, nicht genug Beifall zu bekommen.
150
11. Mondknotenhaus Hier haben wir fast immer eine zählbare Gruppe zwischen fünf und höchstens zwanzig Personen, meistens ehrfurchtge bietende Weise oder Menschen, die ein hohes Ansehen haben, aber weit weniger häufig weltliche Ämter vorweisen als geistige Ämter. Es können Grafen, Prinzessinnen, Pharao nen oder elitäre Gruppen vom Tempelorden sein. Oft sind es auch gebildete Lehrer oder Professoren, aber eher noch Prie ster, oder auch Figuren aus Götter- und Heldensagen, wobei wieder zwei Arten von symbolischen Bildern möglich sind. Die eine Version: Man ist selbst so eine Figur oder gehört zu einer Gruppe von solchen höheren Wesen; die Szenerie ist dann meistens offen, es gibt tempelartige Gebilde oder sonst eine örtliche Markierung, die sich meist oben auf einem Hügel befindet und immer im Licht erstrahlt. Die andere Ver sion: Man sieht sich selbst klein und nichtig diesen hohen Figuren gegenüber. Gelegentlich kommen auch Eingel vor, die am Himmel oder vom Himmel herab schweben, oder man schwebt selber - wie in Träumen - und sieht auch die Flügel, mit denen man fliegen kann.
12. Mondknotenhaus Hier treten in der Vorstellung viele verschiedenartige Gestal ten auf. Es gibt meistens eine Fülle von Variationen, angefan gen von der einfachen Vorstellung, dass ich am Rand eines abgrundtiefen Loches stehe, Angst habe, hineinzuspringen und dann tatsächlich hineinfalle. Das ist eine mehrheitlich im Instinktbereich liegende Vorstellung. Es ist häufig eine Angst vor einer unendlichen Tiefe, die eine verschlingende Qualität hat. Die Szenerie ist dann auch düster, oft ist nur die ser dunkle Abgrund zu sehen, der Rest verschwimmt; die Vor-
151
Stellung einer unendlichen Welt, die aber für mich nicht vor handen ist, endet im Nebel.
Das zwölfte Haus hat ja mit Auflösung oder Transzendenz zu tun, und hier gibt es wieder zwei Vorstellungen, einmal die Angst vor dem Fall in die unendliche Tiefe, die andere Vor stellung dagegen, ohne Hilfe frei durch den Weltraum zu schweben. Das sind zwei Extreme, zwischen denen es eine Menge von Spielarten gibt, von Schwebeerlebnissen, vom Niedergedrücktwerden, in Spalten gezwängt werden etc. Dabei ist auch die Lichtgebung wichtig, man muss darauf ach ten, wie sie sich zeigt. Die Lichtgebung kann düster grau, bläu lich sein, so wie wir sie beim Gewitter kennen, bis hin zu blen dendem Licht. - Auch die Farbe Violett kann eine Rolle spie len - und hier können dann engelartige Wesen herumschwe ben, aber auch dämonische Figuren flattern, fledermausartige oder sonstige seltsame Tiere, die man nicht greifen kann, die nur das Gefühl von Unsicherheit und Irritation geben. Der Raum spielt eine grosse Rolle, vom tiefen Brunnen, der nir gendwo aufhört, bis hin zum unendlichen Weltraum.
Das Mondknotenhoroskop als innere Potenz Von einem anderen Standpunkt aus gesehen stellt das Mond knotenhoroskop die Aufsummierung meiner Vergangenheit dar, nicht etwa irgendwelche einzelnen früheren Leben. Wir müssen uns das so vorstellen: W;ir haben verschiedene Leben gelebt, jetzt sind wir wieder auf der Erde, um ein Stück weiter zukommen. Diese Leben, die wir gelebt haben, waren auf ein bestimmtes Grundthema ausgerichtet. Es gibt einige Haupt themen, mit denen ich mein ganzes Leben hindurch jeweils beschäftigt bin. Es gibt auch noch Nebenthemen, die aber nicht so wichtig sind. Es kann auch sein, und das ist anschei
152
nend sogar recht häufig, dass nur ein Thema im Leben vorhan den ist. Aus den Bemühungen eines Lebens, bestimmte Problemstel lungen zu bewältigen, ergeben sich sehr starke innere, seeli sche Potenzen. Diese Potenzen haben bleibenden Wert. Als abstrakte Kräfte bleiben sie bei diesem Individuum, sie wer den in die nächste Inkarnation mitgenommen. Es sind nicht äussere konkrete Dinge. Wenn ich z.B. in einem Leben gelernt habe, Tischler zu sein, und dann ein sehr erfolgreicher Tischler wurde, gut verdient habe, bekannt wurde in meiner Umgebung, weil ich eine grosse Fingerfertigkeit entwickelt habe im Handhaben meiner Werkzeuge, dann ist es nicht so, dass ich das nächste Mal wiederkomme und von vornherein das Tischler-Handwerk beherrsche. Denn die formalen Details dieser beruflichen Bewältigung von damals gehen ver loren. Was aber bleibt, ist das Gespür für das Material Holz, für gewisse Werkzeugtypen, das Gespür für die innere Bild qualität, die mit Möbeln zu tun hat - das nehme ich in alle fol genden Leben mit; es sind bleibende Qualitäten oder Talente, die irgendwo im Horoskop eingezeichnet sind. Wenn ich in einem bestimmten Sinne genügend in einem oder mehreren Leben getan habe, bleibt eine starke Struktur grundsätzlicher Art zurück, und das ist im Horoskop oft als Talentdreieck ver zeichnet. Von wann sie stammt oder von wo sie stammt, das ist für die Entwicklung völlig unbedeutend. Wichtig ist, dass sie zustande gekommen ist und dass ich fortan über eine Qua lität, die ich erworben habe, potentiell verfügen kann. Ich muss sie freilich in jedem Leben neu handzuhaben lernen. Das Mondknotenhoroskop zeigt nicht, wann oder wo ich etwas gelernt habe, sondern es zeigt, mit welcher Thematik ich mich längere oder kürzere Zeit, aber jedenfalls intensiv genug, auseinandergesetzt habe, um diese Qualität manifest zu haben. Das ist ein Potential, auch wenn es in meinem jetzi
153
gen Leben vielleicht gar nicht zum Zuge kommt. Es war ein mal stark betont, jetzt ist es vielleicht auf Warteposition gestellt in irgendeiner Talpunktstellung, es wird vielleicht später wieder in meiner Entwicklung gebraucht. Talpunkt stellungen von Planeten sind ein inneres Potential, aus dem ich eventuell ziehen kann. Es wird zur Zeit viel mit ganz konkreten Erinnerungen aus früheren Leben experimentiert, aber es ist in der Entwicklung nicht wesentlich, was ich wo oder wann erlebt habe, sondern was ich daraus gelernt habe. Wer in den Begriffen der Reinkar nation denkt, wird vielleicht versuchen, durch das Mondkno tenhoroskop Aufschlüsse über frühere Leben gewinnen zu können. Das aber bringt nichts ein, ausser, dass man sich in die Vergan genheit hineinsteigert und sich dort verliert und den Zugang zur Gegenwart schliesslich sogar einbüsst. Es kommt also dar auf an, dass wir unsere Strukturmuster erkennen und damit einen Zugang zu den eigentlichen tieferliegenden Motivatio nen haben. Im Mondknotenhoroskop sind viele solcher Strukturen vorhanden, die uns in unserem Schicksal befan gen machen. Sie verdrängen und stauen Energien in uns, die dann als Schicksalsfaktoren von aussen auf uns zukommen und die wir deshalb nicht kausal zu uns in Beziehung setzen können. Diesen sind wir dann ausgeliefert und können nichts dagegen tun.
154
6. Die drei Horoskope
1. Radix- oder Grundhoroskop • 2. Häuserhoroskop • 3. Mondknotenhoroskop • Vergleich Grund- und Mondknotenhoroskop • Die Evolution in den drei Horoskopen •
155
Man kann von jedem Horoskop drei Horoskope machen. Diese geben völlig verschiedene Dimensionen des mensch lichen Bewusstseins, Erkennens und Erlebens wieder. Die psychologischen Unterschiede dieser drei Horoskope wer den anhand von zwei Fallbeispielen am Ende dieses Buches behandelt. (Die 3 Horoskope auf einem Blatt können Sie beim API-Computer Cortex bestellen.)
1. Radix- oder Grundhoroskop Das normale Horoskop nennen wir Radix- oder Grundho roskop, es basiert auf der Messweise am Zodiak. Es ist das Horoskop, das unserem Bewusstseinszustand im Tagbe wusstsein zugemessen ist, wie es ja die Sonne an sich dar stellt. Die Sonne zeichnet für uns diesen Zodiakalkreis, und es ist richtig, diese Betrachtungsweise als gültig und als Grundlage unseres Denkens zu nehmen. Im Grundho roskop haben wir eine - von unserem Tagbewusstsein her gesehen - absolut rationale Annäherung an den Menschen. Wir haben den Bereich vor uns, den auch die Psychologie heute aufzuschliessen versucht. Allerdings vermag die Astrologie mit dem Horoskop den Menschen viel umfas sender und auch tiefschürfender zu erfassen.
2. Häuserhoroskop Als zweites Horoskop haben wir das Häuserhoroskop, des sen Messpunkt der Aszendent ist; darin sind die Häuser alle 30 Grad gross, so wie wir es subjektiv erleben. Durch das Fadenkreuz des Häuserhoroskops hindurch sehen wir die Welt, auch die Sternenwelt, also auch den Zodiak. Wenn man das nun optisch nachprüft, so zeigt sich in die ser Betrachtungsweise - und das ist für uns real - der Zodi-
156
ak nicht mehr als Kreis, sondern als Ellipse, und die Tier kreiszeichen sind ungleich gross. Dieses zweite Horoskop ergibt ein anderes Aspektgerüst. Es ergeben sich andere Winkel, wenn wir die Planeten am Häusersystem messen. Wir können davon ausgehen, dass die Häuser an sich die Umwelt darstellen, und diese Umwelt besteht aus gegenständlich greifbaren Situatio nen, einerseits Natur, Zivilisation, Gesellschaftsformen und andererseits Personen in dieser Umwelt. Diese sind es auch, die, als einzelne oder als Kollektiv auftretend, uns stark beeinflussen, weil sie in derselben Lebensstruktur vorhanden sind. Ihre Meinungen über mich kommen als wichtige Wirkungsfaktoren in mein Bewusstsein herein und zwingen mich, zu irgendeinem Grad Bezug zu neh men, mich darauf einzustellen. Und es ist naheliegender weise dieser Faktor, nämlich die Meinung der Umwelt über mich, die da in der Betrachtung des Aspektgefüges im Häuserhoroskop zum Ausdruck kommt. Wir können das Häuserhoroskop massgeblich für die Gegenwart, also zeitlich eindimensional, auch als eine Anreizung zur Weiterentwicklung sehen. Wenn es den Umwelteinfluss anzeigt, zeigt es, welche verändernden Kräfte auf uns einwirken. Es zeigt nicht das Endresultat an, sondern die verändernden Kräfte. Wir befinden uns algo hier nicht in einem deterministischen Gebäude, wo man von vornherein weiss, was herauskommt, sondern es liegt sehr erheblich an uns, wie weit wir uns durch die Kräfte, die auf uns einwirken, verändern lassen; wir kön nen Widerstand leisten, oder wir können mitarbeiten. Wir können aber in dieser Mitarbeit auch unter Umständen Veränderungen erwirken, die weder vorgeschrieben noch notwendigerweise angezeigt sind. Hier setzt die Freiheit ein.
157
In einem geistigen Sinn kann es für den Menschen kein klar und eindeutig vorgezeichnetes Schicksal geben. Es gibt nur Bedingtheiten, solche, die ich mitbringe, und solche, in die ich hineingeboren werde, die mich in meiner Bewegungs freiheit einschränken. Im übrigen aber ist immer ein mehr oder weniger grösser Freiraum da, mit dem ich selber umge hen kann und den ich gemäss meiner Einsicht und meinem Willen gestalten kann. Ich kann nicht nur die Geschwindig keit meiner Entwicklung erheblich mitbestimmen, sondern ich kann im Prinzip sogar neue Qualitäten hervorbringen, die nirgendwo auch nur andeutungsweise vorzufinden sind. Wir haben diese Freiheit - das ist die einzige gesunde Annäherung an die Astrologie. Mit einer anderen Einstel lung geraten wir immer wieder in den Determinismus, in eine vorgeschriebene Struktur, die uns zwingt, so und so zu funktionieren. Die Umwelt ist ein Mittel des Schicksals, uns herauszufordern, uns Zwänge aufzuerlegen, mit denen wir uns befassen müssen, um an ihnen zu wachsen. Das Häuser horoskop zeigt diese «Reizwirkung» der Umwelt auf unsere Entwicklung an.
3. Mondknotenhoroskop Das dritte Horoskop ist das Mondknotenhoroskop. Der Aszendent des Mondknotenhoroskops ist der Mondkno ten im Grundhoroskop. Von ihm aus zählt man dann rück wärts im Uhrzeigersinn 30 Grad ab und hat dann die Spitze 2 und so weiter. Wir sehen dann, dass die verschiedenen Planeten, die wir aus dem Radix-Horoskop kennen und die dort in bestimmten Zeichen und Häusern gelegen haben, eventuell in ganz andere Häuser gelangen. Damit werden unterschwellige Motivationen sichtbar, die zwar in ihrer Auswirkung bekannt sind, die ich aber bisher nicht als bei mir vorhandene Eigenmotivationen erkannt habe.
158
Auch im Mondknotenhoroskop haben wir zwölf Häuser, also zwölf Bereiche, in denen zwölf verschiedene Motiva tionen liegen können oder auch mehr, wenn mehrere Plane ten in ein Haus zu liegen kommen. Die Wünsche, die wir ans Leben haben, sind Wünsche an zwölf Lebensbereiche, und diese müssen wir verstehen können. Es ist im Mondknotenhoroskop in einem Grade gültig wie in keiner der anderen beiden Betrachtungsweisen, dass wir jedes Haus als etwas völlig Losgelöstes betrachten können. Wir können jede einzelne Position als solche definieren. Es sind in den Raum gestellte Einzelforderungen an genau die sen Lebensbereich in unserem Leben. Für das emotionale Ich, das wir im Mond haben, gibt es zwar die ganze Welt und gibt es die Fähigkeit, diese ganze Welt als eine Einheit zu sehen, aber sie ist völlig subjektiv, und logisch ist sie nicht. Der Mond, das Gefühl und damit die Hauptinstanz des Unbewussten braucht keine Logik. Es hat eine absolu te Forderung in sich: «Ich bin und ich will.» Das Mondknotenhoroskop, man kann cs auch Spiegelhoroskop nennen, ist von unserem Bewusstsein her etwas trüb, etwas wenig plastisch, und es ist seitenverkehrt wie beim Spiegel. Deshalb neigen wir dazu, diese Inhalte, die sehr tief im Unterbewusstsein liegen und die sich im Mond knotenhoroskop spiegeln, abzulehnen, sie zu verdrängen, und damit werden sie zum Schatten. Häufig beunruhigen sie uns und bringen uns durcheinander. Andererseits kön nen wir manchmal spontan erleben, dass irgendein solcher Inhalt in uns hochkommt, und dann interpretieren wir ihn prompt verkehrt herum, z.B. im Traum. Im Traum macht sich allerdings weniger die räumliche Ver kehrung bemerkbar, sondern sehr häufig die Verwirrung der zeitlichen Reihenfolge. Wir nehmen, weil wir es mit
159
unserem rationalen Verstand so gewöhnt sind, dann die Reihenfolge so, wie sie im Traum vorgekommen ist. Es muss aber durchaus nicht sein, dass diese Reihenfolge, ins Leben übersetzt, auch stimmt. Manchmal können wir das überprüfen, wenn wir von realen Dingen träumen, die wir schon erlebt haben oder die sich nachher durch das Leben bestätigen. In der Zeit ist diese Spiegelwirkung noch ver wirrender als in der optisch räumlichen Verzerrung, die wir viel leichter umdrehen können. Man erlebt das öfter bei Menschen, die parapsychologische Fähigkeiten haben, die Dinge voraussehen können. Auch das hat mit der Spiegelwirkung zu tun. Da werden oft zeitliche Quoten falsch eingeschätzt, weil sie im Erscheinungsbild, in der Vision, die der entsprechende Mensch gehabt hat, in einer objektiv falschen Reihenfolge aufgetreten sind, oder man ver schätzt sich in der Grössenordnung der Zeit. Man denkt vielleicht, es handle sich um einige Tage, und in Wirklich keit sind es einige Jahre. Manch ein psychischer Inhalt, den wir aus dem Leben ken nen, hat in der Spiegelsphäre des Mondknotenhoroskops oder im Schatten einer Persönlichkeit umgekehrte Propor tionen, und gerade diese zeigen Motivationen an, die wir verdrängt haben, weil wir sie nicht richtig integrieren kön nen und sic uns verkehrt erscheinen. Das ist eigentlich die Mechanik, mit der wir im Mondknotenhoroskop konfron tiert sind. Wir wollen dies noch näher erläutern. Der Aszendent bedeutet im Radix-Horoskop den Ort des Ichs, wo wir uns selbst sehen. Und der Deszendent ist der Ort, wo wir das Du sehen. Und an diesen beiden Orten beschreiben wir Ich und Du, d.h., wir geben da unserer Meinung Ausdruck: Das ist unsere Anschauung vom eigenen Ich und vom Du. Diese Anschauung ist es, die uns anleitet, uns so und so zu verhalten, wenn wir
160
dem Du begegnen. Diese Meinung ist rational, d.h., sie drückt sich in Bewusstseinsbegriffen aus. Sie mag mehr oder weniger differenziert sein, jedenfalls ist sie dem Bewusstsein zugänglich. Auch wenn wir uns nicht allzu sehr mit der Ich-Beschreibung befassen, so haben wir doch ein Ich-Bild von uns selbst. Und dieses Bild bestimmt unser Verhalten, wenn wir in Kontakt kom men. Die Du-Beschreibung lässt uns selektiv sein in der Auswahl derer, die uns begegnen. Im Mondknotenhoroskop wird das Du zum Ich und umge kehrt, was anzeigt, dass eigentlich schon im Grundhoro skop dieses Häusersystem auch umgekehrt angesehen wer den könnte. Aus dem Rechts-Links-System leitet sich eine Wertigkeit ab: Rechts hat eine bestimmte Wertaussage, Links hat eine bestimmte Wertaussage. Das ist ein gültiges Aussagemuster in allen Kulturen. Nun haben wir aber die Erscheinung, dass in manchen Kul turen von rechts nach links, in anderen von links nach rechts geschrieben wird. Da scheint ein Spiegelvorgang vorzuliegen. Die Wertung, die wir geben, ist damit nicht aufgehoben, aber wenn jemand in seinem ganzen Leben von links nach rechts schreibt, dann wird er viele Bewegun gen von links nach rechts vollziehen. Das ist die typisch westlich kultivierte, individualistische Sicht, und wir kön nen nicht annehmen, dass das die einzig gültige Betrach tungsweise ist. Der andere Mensch, der von rechts nach links schreibt, der geht in unserer Anschauungsweise vom Du her zu sich selbst, oder wenn er dem Leben und der Menschheit passiv gegenübersteht: er wird vom Du ständig «begangen». Das kehrt die Wirklichkeit um. Das Ich ist nicht mehr so erst rangig bedeutungsvoll.
161
Eigenartigerweise ist es fast immer eine Ich-Du-Beziehung, die im Mondknotenhoroskop zum Ausdruck kommt. Wenn wir versuchen wollen, es zu verstehen, kön nen wir als Messgrösse unsere Haltung zu unserer Umwelt nehmen, die Korrespondenz von Ich und Du und die sich daraus ergebenden Motivationen. Denn wir sind ja moti viert, wenn wir auf das Du zugehen, bzw. wenn wir das Du, das auf uns zugeht, entweder zulassen oder nicht zulas sen.
Vergleich Grund-/Mondknotenhoroskop Im Bewusstsein haben wir Motivationen, die wir kennen, aber wahrscheinlich auch solche, die wir nicht kennen. Diese können uns genauso oder noch mehr bestimmen. Es wäre also gut zu wissen, welche Motivationen wir haben. Wir müssen infolgedessen, wenn wir die Planetenstellun gen im Mondknotenhoroskop deuten wollen, verglei chend verfahren. Nach wie vor sollen wir die Planetenstel lung des Grundhoroskops in den Zeichen sehen, denn diese Kräfte, die wir mitgebracht haben, sind auch im Mondknotenhoroskop wirksam. Sie sind ja die eigentliche Ausrüstung, die wir haben. Das Mondknotenhoroskop zeigt die Motivationen an, mit denen wir diese im Grund horoskop angezeigten Kräfte handhaben. Wir müssen nun das eine dem ändern gegenüberstellen, so wie das Ich dem Du gegenübersteht. Alles ist dual in diesem Gebilde, und alles kann sich umkehren bzw. in Spiegelung auftreten. Wir müssen also so vorgehen, dass wir die Stellung eines Planeten in einem Zeichen, in einem Haus im Grundhoro skop richtig definieren und vor allem festzustellen versu chen, wie sie sich auswirkt und wie sie von unserem Bewusstsein her motiviert ist.
162
Dann sollten wir das Grund- und Mondknotenhoroskop vergleichen. Wenn sich zwei Stellungen in den beiden Syste men decken, d.h., wenn z.B. ein Planet im gleichen Haus bleibt, dann ist dort keine Veränderung angezeigt. Wir sind uns dann dieser Motivation bis in die Tiefe bewusst. Wir werden später im 2. Teil dieses Buches noch näher auf die Deutung eingehen. Hier sei bereits gesagt: Wir brauchen bei dieser Betrachtungsweise einen Orientierungspunkt, damit wir uns nicht im irrational Spekulativen verlieren. Es gibt da eine gültige Messgrösse, auf die wir uns beziehen können, nämlich, ob wir uns von dem Gesagten berührt oder dazu bezogen fühlen, d.h. ob wir innerlich darauf rea gieren. Das ist die einzige Wirklichkeit bei dieser Betrach tung. Wertigkeiten oder Normen können hier keine Gültig keit haben. Bei dem Versuch, diesen Motivationsvergleich nach der Definition einer bestimmten Wertigkeit durchzu führen, erfahren wir, dass sie sich umkehrt und uns ver wirrt. Als Beispiel dafür mag der Astronaut, der frei im Weltraum schwebt, gelten; für ihn gibt es kein reales Oben und Unten mehr. Der einzige Bezug, den er hat, ist sein eige ner Körper: Wo sein Kopf ist, da ist für ihn oben, und unten ist für ihn da, wo seine Füsse sind.
Die Evolution in den drei Horoskopen Diese drei Horoskope zeigen hinsichtlich der Zeitdimen sion eine dynamische Linie auf, einen Mechanismus der Entwicklung. Der Mensch soll sich entwickeln, wie die Pflanze aus dem Keim wächst, blüht und, wenn sie die Frucht hervorgebracht hat, stirbt und mit dieser Frucht den Keim zum Neuen geschaffen hat. Auch die Pflanze unterliegt einer Evolution - ebenso wie das Tier und auch der Mensch. Beim Menschen geht sicher
163
lich die Entwicklung auch biologisch vor sich, aber was wichtig ist: Beim Menschen geht es um die Entwicklung seines Bewusstseins. Es geht im wesentlichen darum, dass sich unsere Bewusstheit von der Welt und vor allem von uns selbst in dieser Welt verändert und einem Evolutions prozess unterliegt. Manche Menschen vollziehen ihn unbe wusst, werden durch das Schicksal gezwungen, manche versuchen mitzuarbeiten, ihre Entwicklung zu beschleuni gen und in eine bestimmte Richtung zu lenken. In den genannten drei Horoskopen wird eine solche Evolu tion angezeigt. Kurz gesagt, symbolisiert das Mondknoten horoskop die Vergangenheit, das Grundhoroskop die Gegenwart und das Häuserhoroskop die Reizung aus der Umwelt zur Weiterentwicklung. Im Mondknotenhoro skop liegen die ursprünglichen Voraussetzungen, die wir selbst geschaffen haben und die uns mit Wünschen für die ses Leben versehen, mit Erwartungen, die wir ans Leben haben und die wir erfüllt sehen möchten. Jede insgeheime Erwartung an das Leben, wie wir sie im Mondknotenhoroskop aufgezeichnet finden, hinterlässt in uns in der Folge einen starken Drang mit einem entspre chenden zwanghaften Verhalten und damit zusammenhän genden Schuldgefühlen, die zu einem treibenden Faktor im Leben werden können. Wir wissen gar nicht, aus wie viel Zwangsmechanismen und Schuldgefühlen wir funktio nieren. Das Mondknotenhoroskop zeigt vergangene Errungenschaften an, in denen spezifische Erwartungen ans Leben schlummern und in die Gegenwart hineinwir ken. Kurz gesagt: Das, was wir erwarten, ist im Mondkno tenhoroskop enthalten; das, was die Welt von uns erwar tet, ist im Häuserhoroskop zu sehen.
164
Man kann das Häuserhoroskop vergleichen mit einem Menschen, der Werkzeuge macht. Die Anschauung, die Beurteilung, die die Welt von meiner Person hat, sind Pro jektionen, Vorstellungen, Erziehungsmassnahmen, die aus mir ein Werkstück machen wollen. Ich habe allerdings auf das zukünftige Fertigstück auch selbst einen Einfluss, und zwar in dem Masse, wie ich meine eigenen Erwartungen aus der Vergangenheit und meine eigenen Realitäten in der Gegenwart genügend kenne. Es hängt also vom Grad des Bewusstseins ab, ob ich mich der Einflussnahme widersetzen kann oder ob ich ihr erlie ge. Unter Umständen kann ich auch den Prozess stoppen oder ihn beschleunigen. Ich kann also die Formgebung, die mir aufgezwungen werden will, beeinflussen. Deshalb ist das Häuserhoroskop kein Zustandsmodell der Zukunft, sondern ein Modell der auf mich einwirkenden Kräfte, die mich für die Zukunft formen wollen. Sie sind im Grunde genommen genau das, was ich zu meiner Weiterentwick lung benötige. Es zeigt meine Umwelt, der ich bis zu irgendeinem Grade und bis zu einem bestimmten Alter aus geliefert bin. Aber je nach dem Grad der Erkenntnis aller meiner Schichten, kann ich den Grad des Ausgeliefertseins selbst bestimmen.
165
Der Tierkreis von Dendera eine Zeichnung aus Description de l'Egypte
166
7. Mondknoten-Alterspunkt
Der Alterspunkt • Kreuzungspunkt und Opposition • Grundthemen des Lebens • Alterspunkt-Treffpunkte in den Häuserachsen • Begegnungsachse 1/7 • Besitzachse 2/8 • Denkachse 3/9 • Beziehungsachse 5/11 • Individualachse 4/10 • Existenzachse 6/12 • Kreuzungsachse und Mondknotenlinie •
167
Der Alterspunkt Auch das Mondknotenhoroskop hat einen Alterspunkt, d.h., auch in ihm ist ein Zeitelement enthalten, und es funk tioniert im Prinzip genau mit denselben Mechaniken wie der bekannte Alterspunkt. Im Grundhoroskop sind die Häuser, die jeweils in sechs Jahren durchlaufen werden, verschieden gross, deshalb gibt es je nach Hausgrösse ver schieden grosse oder kleine Schritte. Im Mondknotenhoro skop haben wir regelmässige Schritte, die am Zodiak ables bar sind, fünf Grad pro Jahr. Der Mondknoten-Alterspunkt läuft im kosmischen Drehsinn rückwärts, d.h., er verläuft im Uhrzeigersinn, (siebe Zeichnung).
Wenn wir im Grundhoroskop den Alterspunkt suchen und für denselben Zeitpunkt auch im Mondknotenhoro skop den Alterspunkt einsetzen, dann enthüllen sich wie der die gleichen, oben schon beschriebenen Bezüglichkei-
168
ten. Wir tun dies und jenes, wir begegnen rational begreif baren psychologischen Prozessen, die sich durch Erlebnis se auslösen und an Erlebnissen bestätigen, angezeigt durch den Alterspunkt im Grundhoroskop. Dann aber können wir im Mondknotenhoroskop sehen, was wir eigentlich unterschwellig tun wollen und was wir uneingestandenermassen eigentlich damit zu erreichen wünschen. Wir können sehr viel tiefer verstehen, warum wir uns eine solche Mühe geben, alles rational niet- und nagelfest zu begründen.
Kreuzungspunkt und Opposition Schnittpunkt von Mondknoten-Alterspunkt und Grundhoroskop-Alterspunkt Der Alterspunkt im Grundhoroskop, der im kosmischen Drehsinn verläuft, und der Mondknoten-Alterspunkt, der dagegen rückläufig geht, begegnen sich zweimal in den 72 Jahren, die der Alterspunkt durch das Horoskop läuft, d.h. alle 36 Jahre bei Menschen, die älter als 72 werden, im Prin zip sogar dreimal. Das erste Mal begegnen sie sich, je nach Mondknotenstellung, irgendwann in den ersten 36 Jahren des Lebens, das zweite Mal 36 Jahre nach diesem Zeit punkt. Wenn z.B. der erste Treffpunkt bei 14 Jahren (im dritten Haus) liegt, liegt der zweite bei 50 Jahren (im neun ten Haus), ein dritter könnte dann wieder bei 86 Jahren (wieder im dritten Haus) liegen. Eine andere wesentliche Markierung ist die, wenn sich die beiden Alterspunkte gegenüberliegen, also in Opposition sind. Das geschieht ebenfalls alle 36 Jahre.
169
Kreuzungspunkte K1/K2
Diese Punkte, an denen sich die beiden Alterspunkte begegnen oder sich gegenüberstehen, können wesentliche Bedeutung haben, denn sie sind Schnittpunkte auf der Zeit ebene. Die Knotenlinie, die Linie zwischen dem aufsteigen den und dem absteigenden Mondknoten, ist ja die Schnitt stelle zwischen dem unteren und dem oberen Horoskop, zwischen der tagbewussten Persönlichkeit und der aus der Vergangenheit stammenden Schattenpersönlichkeit des Mondknotenhoroskops. Das ist die räumliche Schnittlinie. Und dann gibt es eine zeitliche Schnittlinie zwischen die sen beiden Vitalbereichen, und das ist die Linie, die die
170
Punkte verbindet, an denen sich die zwei Alterspunkte tref fen (Kl und K2). Zur Technik: Man nimmt die beiden Alterspunkte, den Radix-Alterspunkt und den Mondknoten-Alterspunkt bei ihrem Anfang, sie laufen ja aufeinander zu, zwischen die sen Räumen tragen wir die Jahresschritte ein, und zwi schen den beiden gleichen Jahreszahlen muss der Treff punkt der beiden Alterspunkte sein und im Quadrat dazu die Opposition der beiden. Wir haben dann den Zeitpunkt der Kreuzung. Diese Punkte strahlen zeitlich sehr stark aus, so dass sie nicht exakt berechnet werden müssen. Sie können in bei den Richtungen bis zu zwei Jahren ausstreuen. Dabei kommt es darauf an, wie diese Gegend im Horoskop besetzt ist. Wenn z.B. in der Nähe dieses Treffpunktes oder der Opposition ein Planet steht oder sich eine Zei chengrenze, eine Häuserspitze oder ein Talpunkt befindet, kann er sehr stark ausstreuen. Es kann z.B. sein, dass spezifische Ereignisse, die für das Erleben der eigenen Entwicklung notwendig sind, nicht auf den exakten T reffpunkt fallen, sondern auf eine nahelie gende Schnittstelle: Planet, Zeichengrenze, Häuserspitze usw. Auch hier muss man sagen: Im wesentlichen geht es viermal im Leben darum, eine Grundsatzprüfung der gan zen Lebenshaltung vorzunehmen, eine Überprüfung der Lebensmotivation. Und da das die wenigsten Menschen selber tun, werden sie durch das Schicksal geprüft, und das kann zu drastischen Erlebnissen führen. Hier geht es wirk lich um die tiefste Lebensmotivation. Es wird nicht eine spezielle Situation, eine spezielle Neigung oder Fähigkeit in Frage gestellt, sondern das Ich: Wie verhalte ich mich zum Leben, warum verhalte ich mich so und nicht anders,
171
und ist mein Verhalten für meine Entwicklung richtig, oder was ist der Sinn meines Lebens überhaupt? Das sind die grundlegendsten Fragen, die das Schicksal stellen kann, und deshalb muss es eventuell einen Stop auf das Bisherige setzen. Es muss nicht sein, dass das in einer sehr drastischen Art geschieht, aber es ist notwendig, dass man sich hier neu einstellt, dass man sich selbst und seine Existenz hinterfragt. Eigentlich müsste man hier den Atem anhalten und auch alles, was sich sonst bewegt, anhalten. Als Symbolik z.B. ein Autounfall: man wird verletzt und büsst seine Bewegungsfähigkeit ein, das wäre ein drasti sches Anhalten. Es muss nicht so symbolisch geschehen, man kann lange vorher anfangen, sich damit zu befassen, was man da eigentlich macht. Wer diese Frage sich selbst stellt, wird im Prinzip jegliche Art von Ereignissen, die in diesem Zusammenhang auftreten könnten, erfolgreich ver hindern, weil er auf dem Weg ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Es passiert eben nur dann etwas, wenn man blind an sich vorbeilebt und sich leben lässt oder, wenn man irgendwelchen Phantomen nachjagt, die ganz äusserlich und weltlich sind. Diese Markierungspunkte wollen anscheinend nur er zwingen, dass ich mich irgendwann einmal damit befasse, dass ich nicht einfach zufällig hier auf der Welt bin und leben kann, wie ich gerade will, sondern dass ich mir Gedanken machen und bewusst werden soll, warum ich hier bin und was ich lernen muss. Wahrscheinlich ist es eine ursächliche Frage, die hier gestellt wird.
172
Grundthemen des Lebens Alterspunkt-Treffpunkte in den Häuserachsen Die Grundfragestellungen anhand der Alterspunkt-Treffpunkte im Horoskop lassen sich genau formulieren, näm lich nach der Häuserachse, in der sie stattfinden. Wir nen nen sie «Kreuzungsachse». Es gibt sechs Grundfragestellungen, diese werden immer an diesen Punkten besonders akut vom Schicksal gestellt, sei cs aus dem Innern herauskommend, sei es durch Druck mittel von aussen oder aus einer Kombination von beidem. Es handelt sich um eine Grundthematik, die im gesamten Leben immer wieder oder besser dauernd im Auge behalten werden soll, und mindestens viermal im Leben wird man gezwungen, sich mit dieser Grundmotiva tion zum Leben auseinanderzusetzen. Was sind nun diese sechs Grundthemen? Es sind die Achsenqualitäten. Die Lage der Treffpunkt-Linie und der Opposition zwischen den beiden Alterspunkten befindet sich ja in irgendeiner Häuserachse, und das definiert die Problemstellung, die in der «Kreuzungsachse» angezeigt ist. Dabei spielen nicht nur die Häuser, sondern auch die Zeichen eine Rolle, aber nicht in einem bedingenden Sinn. Von Bedeutung sind vorwiegend die Häuser mit den Ach sen, die Zeichen dagegen sind eine Art Hintergrundquali tät, die etwas über meine Neigung verrät. Die Häuser und die Achsen bezeichnen die Gegenwartsrealität. Sie geben die Thematik an, die ich jetzt in diesem Leben vor mir habe, mit der ich mich dauernd auseinandersetzen muss. Die Zeichenstellung gibt die Qualität an, die aus der Ver gangenheit heraus diese Haltung zur Zeit bestimmt oder beeinflusst.
173
Da der Kreuzungspunkt wie auch die Opposition der bei den Alterspunkte im ganzen Kreuz aktiviert ist, ist es emp fehlenswert, in diesem Zusammenhang die Polarität der Achsen nachzulesen im Buch: «Die astrologischen Häuser» Seite 143-172. Nachfolgend eine Zeichnung zur Orientie rung über die Achsenthemen:
Achsenkreuze
174
Begegnungsachse 1/7 Das Ich begegnet dem Du. Es geht hier ganz buchstäblich darum, dass ich weiss, wie ich meiner Welt begegne, und das bedingt zwei Dinge: Ich muss wissen, wer ich bin, wem ich begegne oder begeg nen will - und ich muss wissen, was ich beim Du will. Immer sind zwei Dinge zu beachten, das ist bei jeder Achse so. Es geht um die Klärung der Kontaktrealität zu meiner Welt, insbesondere zu den Menschen, denen ich begegne, wobei diese Klarstellung erbringt, dass ich dann die Men schen antreffe, die für mich die richtigen sind, mit denen ich das auch tun kann, was ich anstrebe, wenn ich mich klar deklariere. Anders kann ich es nicht erreichen. Wenn ich hingegen versuche, es mit jedermann zu probieren, indem ich mir etwas zurechtorganisiere, dann wird es mir nicht gelingen. Wenn ich mir aber bewusst bin, was ich will und das ehrlich zugebe, dann laufen mir beinahe auto matisch die richtigen Menschen zu. Durch die klare Formulierung der 1/7-Achse: wer bin ich und was will ich erreichen - selektiert man automatisch seine Wirkungsweise und bereitet so seinen Erfolg. Es ist eine Motivation, die sehr wichtig ist für jemanden, der im Leben Erfolg haben will. Dabei sind nicht unbedingt die oberflächlichen Erfolge gemeint, sondern hier geht es um den Lebenserfolg, um das, was einem am Herzen liegt, um das, was man mitteilen und weitergeben möchte oder was man an Kreativem zu bringen hat. Die 1/7-Achse ist auch eine kreative Achse, in der es letztlich darum geht, dass man mit seiner Umwelt kreativ werden kann, dass man etwas schaffen und etwas hinterlassen kann.
175
Besitzachse 2/8 Der eigene Besitz ist im zweiten Haus, der Besitz anderer im achten Haus. Hier geht es darum, dass ich Substanz habe, irgendwelche Substanz, angefangen beim rein mate riellen Besitz bis hin zur geistigen Besitzsubstanz oder zu psychischem Besitz von Talenten und Fähigkeiten, die immer ein gutes Rüstzeug sind. Hier lautet die Fragestel lung: Wie kann ich meine Substanz in das Gesamte einbringen, wie kann ich es vom Gesamten wiederum zurückerhal ten? Hier findet der Austausch zwischen mir und meiner Umwelt, zwischen meiner und ihrer Substanz statt. Was will ich damit erreichen, wie fühle ich mich wohl? Die Fragestellung nach dem Abgrenzen und Nichtabgrenzen kommt hier auch dazu: W ie weit soll und will ich mich abgrenzen, darf ich mich überhaupt abgrenzen, wo fängt es an, egoistisch zu werden, wo verletze ich durch zu starke Abgrenzung andere? Hier sollte Feingefühl entwickelt und gelernt werden, Grenzen zu erkennen, sie zu sichern und dabei doch nicht zu verletzen. Das Feinspiel zwischen Geben und Nehmen sollte ich kennenlernen und kultivie ren. Ich muss auch zwischen Mein und Dein unterscheiden lernen und genau wissen: was habe ich zu geben, und was kann ich erwarten? Diese beiden ersten Achsen betreffen im weitesten Sinne die alte Fragestellung nach Sein und Haben. Die erste Achse stellt die Frage nach dem Sein und die zweite Achse die nach dem Haben. Dies sind ja die zwei Begriffe, die einen Menschen auf dieser Welt angesehen und wertvoll machen, nach diesen zwei Begriffen misst man die Men schen.
176
Denkachse 3/9 In der dritten Achse fragt man: was weiss er? Wie fähig ist er zum Denken, wie selbständig denkt er oder wie konse quent? Auf der Denkachse haben wir auch zwei Pole: Unten im dritten Haus ist das Denken, wie man es vom Kollektiv lernt, in dem man aufwächst und zu Hause ist. Es ist das Denken, das einem den Zugang zum eigenen Kollektiv, zur Kultur der Gemeinschaft gibt und die primäre Voraus setzung, dass man Zugehörigkeit erleben kann. Im neunten Haus geht es darum, sich aufgrund eigener Beobachtungen des Lebens und einer konsequenten Denk weise eine eigene Lebensphilosophie zu schaffen. Dieser Prozess beginnt mit dem Erlernen der Sprache seiner Umgebung im dritten Haus und führt zu der Entwicklung, sich zu einem eigenen Denken hinauf ins neunte Haus zu profilieren. Das ist die Thematik, die auf der 3/9-Achse gefragt ist. Auf dieser Achse genügt es nicht, viel zu wis sen, sondern man muss mit diesem Wissen auch etwas anfangen können. Wenn man also auf dieser Achse die Schnittlinie hat, oder die Opposition, dann kann es hier Schwierigkeiten geben, sei es einfach dadurch, dass einen das Leben beiseite stellt, dass man von einem Posten weg geräumt wird, weil höhere Anforderungen an die Intelli genz gestellt werden, als man zu erbringen vermag, dann liegt die Betonung mehr im dritten Haus. Oder aber, man hat ständig Fragen vor sich, die man nicht beantworten kann, und dann muss man lernen, mit diesen offenen Fragen zu leben, sich nicht vorschnell durch ande re gescheite Köpfe beeinflussen zu lassen. Man muss dann eben vorläufig unglücklich sein, dass man diese Fragen
177
noch nicht beantworten kann. Es sind meistens Fragen nach einem grösseren Zusammenhang, nach dem Sinn einer Sache, nach dem Sinn des Lebens überhaupt, die quä lend sein können. Hier hält das Kollektiv in vielen Formen Antworten bereit, z.B. in Form von Philosophien, von politischen Anschauungen, von religiösen Dogmen. Dies sind Ant worten, die man quasi übernehmen kann. Wer aber diese 3/9-Kreuzungsachse hat, sollte sich damit nicht begnügen. Er sollte sich seine eigenen Antworten geben, und wenn er sie sich heute nicht geben kann, dann muss er sich bemü hen, auf die Antworten zu warten, auch wenn es lange dau ert. Schon das Bekenntnis: Ich schaffe es im Moment nicht, ich sehe nicht durch, ich kann diese Frage nicht beantworten, ist auf dieser Achse ein echter, positiver Wachstumsschritt. Es kommt nämlich seltsamerweise hier gar nicht auf die letzten Antworten an, sondern auf die Bereitschaft, zu die sen offenen Fragen ja zu sagen und keine Kunstkniffe anzu wenden, um zu einer fertigen Antwort zu gelangen. Denn Wissen ist auf dieser Achse nicht genug, es muss Weisheit im letzten und tiefen Sinne sein.
Individualachse 4/10 Im vierten Haus sind wir ein Teil eines Kollektivs, in das wir hineingeboren wurden, oder das wir später, im Erwachsenenalter, frei gewählt haben, und das aus Men schen besteht, die die gleiche Lebensform haben wie wir. Es geht hier nicht um grosse geistige Übereinstimmung, sondern es geht ganz entscheidend um die gemeinsame Lebensform. Denn hier muss man Zusammenleben.
178
Nun ist der Auftrag der Individualachse, wie schon der Name sagt, der, dass man sich aus diesem Kollektiv heraus entwickeln soll zu einem Individuum im zehnten Haus. Das setzt den Mut voraus, sich selbst von anderen zu unter scheiden, zu sagen, in dem Punkt bin ich so oder so, und da mache ich es anders als die anderen. Es ist die Originalität des Individuums, die sich hier herauskristallisieren muss, und dazu braucht es Zivilcourage. Insofern ist es eine Ver wandtschaft mit der 3/9-Achse; dort braucht es die Zivil courage, den eigenen Gedanken konsequent nachzugehen, weil man sich vielleicht aus einer gewohnten Denknorm herausbegibt. Im zehnten Haus kann ich mich nicht als Individualität pro filieren, wenn ich nicht in Kauf nehme, mich durch diese Unterscheidung in Distanz zu anderen zu bringen. Des halb muss ich auf dieser Achse auch allein sein können. Auf der 4/10-Achse geht es um die Fragestellung, ob man sich für diese Individualqualität entscheidet und also wach sen will, oder ob man sich dagegen entscheidet und dadurch unprofiliert und angepasst bleibt. Der Alleingang hinauf ins zehnte Haus kann oft der entscheidende Punkt sein, vor dem man zurückschreckt. Dann kann es passie ren, dass man auf irgendeine Weise vom Leben zum zeit weiligen Alleinsein gezwungen wird.
Beziehungsachse 5/11 Begegnungsachse und Beziehungsachse sind nahe beieinan derliegende Begriffe. Begegnung ist ein aktiver, ein dynami scher Prozess, Beziehung dagegen ist ein Zustand. Man könnte diese Achse auch die Achse der Liebe und Freund schaft oder der Ethik und der Moral nennen, aber das führt leicht zu Missverständnissen. Im elften Haus hat man eine
179
Ethik, im fünften Haus lebt man eine Moral; die Moral stammt meistens aus der Umgebung, sie wird von der Umge bungssituation bestimmt, also durch diejenigen Menschen, mit denen man zu tun hat. Wenn ich z.B. einen möglichen geschlechtlichen Partner treffe, der mich stark anzieht, der aber eine Moral hat, die es nicht gestattet, dass ich mich ihm nähere, so wird mir da ein Stop gesetzt. Nicht nur meine Moral ist hier wichtig, sondern auch die Moral des anderen Menschen, mit der ich mich konfrontieren lassen muss. Die Moral sitzt im Bauch, die Ethik sitzt im Kopf, und da liegen auch jeweils die wesentlichen Entscheidungen. Dabei ist interessant, dass Moral meistens die Bestätigung bei der Umwelt sucht, Ethik aber nur die Bestätigung vor sich selbst. Denn das moralische fünfte Haus liegt im Horo skop im unbewussten, instinkthaften Raum und rechts auf der Du-Seite, der Umwelt zugewandt; das ethische elfte Haus ist auf der oberen Seite links im bewussten Raum auf der Ich-Seite. Wenn man von mir sagt, ich sei ein moralisch einwandfreier Mensch, dann bin ich im fünften Haus zufrieden, hier brau che ich diese Bestätigung. Wenn ich aber aus meiner Ethik heraus im elften Haus auf andere Menschen heruntersehen kann, dann fühle ich mich auch gut. Auf der Beziehungsach se ist aber die Frage gestellt: Ist es wichtig, dass ich mich gross und edel fühle, oder ist es wichtig, dass ich eine gute Qualität in menschlichen Beziehungen habe und auch etwas geben kann? Ist die Beziehung lebendig oder ist sie bloss eine Formalität, mit der ich andere oder auch mich selbst beeindrucken kann? Prüfstein ist hier die Lebendigkeit und nicht die Form. Aber Formen werden auf dieser Achse besonders betont, es gibt keine Menschen, die so schnell beleidigt sind wie Men-
180
sehen, die auf dieser Achse Problemstellungen haben. Wenn man die Form nicht wahrt, dann ist es bei ihnen vorbei. Aber von Formen muss man auf dieser Achse frei werden und sich zu echter Lebendigkeit hinwenden.
Existenzachse 6/12 Auf der Existenzachse geht es um Sein oder Nichtsein in einem diesseitigen und einem jenseitigen Sinn. Die Existenz frage wird zweimal gestellt. Einmal im sechsten und einmal im zwölften Haus. Das sechste Haus, der Umwelt zugewandt und in völliger Abhängigkeit von der Welt, fragt: Überlebe ich oder überle be ich nicht, habe ich zu essen und kann ich unter einem Dach schlafen. Das zwölfte Haus, von der Welt abgewen det, ist der innere Raum, in dem die Frage nach dem Sein an sich auftaucht, die Sinnfrage: Habe ich ein Recht zu leben, und ist es nützlich, dass ich lebe? Wenn hier die Treffpunkte liegen, wird diese Frage immer wieder ganz penetrant gestellt. Es wird der Sinn des mensch lichen Lebens überhaupt geprüft. Das kann durch viele Arten von Ereignissen oder inneren Erlebnissen gesche hen, kann auch völlig negiert werden. Man kann z.B. in eine Situation kommen, in der man vermuten muss, man über lebt sie nicht. Das muss nicht immer eine physische Gefahr sein, es kann auch eine seelische Situation sein, wo ich nicht mehr weiter weiss; es kann aber auch in positiver Form geschehen, dass man immer wieder von anderen in Frage gestellt wird. Hier ist es nötig, dass man sich in einer inneren Sicherheit sammelt in dem Sinne: Ich bin, also ist es auch sinnvoll, dass
181
es mich gibt. Das ist hier die letzte Antwort, wie immer sie dann formuliert wird. Ich soll ohne Bedingungen an das Leben herangehen, denn das Leben an sich ist richtig, und von dieser Voraussetzung muss ich ausgehen. Solange ich nicht zu dieser letzten Erkenntnis komme, bin ich immer wieder in der Gefahr, dass mich das Leben in meiner Exi stenzberechtigung lädiert. Es sind grundsätzliche philoso phische Fragen, wie auch auf der 3/9-Achse. In der zweiten Dreiergruppe der Achsen findet eine Wieder holung der ersten Dreiergruppe statt, nur auf einer anderen Ebene. Wie bereits gesagt, werden auf den Achsen Grund motivationen zum Leben formuliert, und die müssen geklärt und schliesslich bejaht werden.
Kreuzungsachse und Mondknotenlinie Die Kreuzungsachse darf nicht mit der Mondknotenlinie verwechselt werden. Auf der Mondknotenlinie kann ich den Weg vorwärts und rückwärts erkennen, bei der Kreu zungsachse wird ein Lebensgrundthema gegeben. Der Mondknoten selbst stellt keine Frage, sondern er gibt eine Empfehlung. Die Kreuzungsachse zwischen den Alterspunkt-Treffpunkten wie auch die Opposition der bei den Alterspunkte stellt eine Frage, und sie stellt sie immer wieder an diesen Punkten. Mit dem aufsteigenden Mond knoten kann ich sie richtig beantworten, er gibt mir die Handhabe, mit der ich die Richtung erkenne. Wahrschein lich begegne ich dieser Frage, die die Kreuzungsachsen stel len, nicht nur einmal oder viermal im Leben, sondern ich werde immer wieder in Situationen kommen, wo ich diese Fragen durchdenken, durcharbeiten, durchleiden muss, um vielleicht so zu einer grösseren, tieferen Antwort zu kom
182
men. Darum muss ich ja auch den Mondknoten als Aufstieg benützen, der mir immer wieder einen Hinweis gibt, wo es langgeht, auf was es ankommt. Der aufsteigende Mondknoten selbst, wie wir ihn im Grund horoskop haben, ist etwas Praktikables, das uns jederzeit in die richtige Richtung weist oder auf den nächsten Schritt hinweist. Die Kreuzungsachse ist ein Grossraumthema von der Grössenordnung eines ganzen Lebens.
183
Der orphische Gott Phanes mit den 12 Tierkreiszeichen Relief aus weissem Marmor, Museum Modena, Photo Bandieri
184
2. Teil
Mondknoten und Esoterik von Louise Huber
1. 2. 3. 4.
Esoterische Zusammenhänge Reinkarnations-Archetypen Anwendungsregeln Persönlichkeitsplaneten im Mondknotenhoroskop 5. Beraten mit drei Horoskopen
185
1. Esoterische Zusammenhänge
Einleitung • Was heisst Esoterik • Die ätherische Welt und das Mondknotenhoroskop • Die vier feinstofflichen Körper des Menschen • Esoterische Definition des Mondknotens • Unsterblichkeit • Das Gesetz der Evolution • Wiedergeburtslehre • Reinkarnationstherapie • Immer wieder eine Chance • Vervollständigung • Befreiung von Schuld • Geschichtliches Bewusstsein • Karma und Dharma • Die Schattenpersönlichkeit • Spiegelsphäre • Umkehreffekt • Jenseits von Gut und Böse • Relativitätstheorie • Sinnfindung und Synthese • Integration des Schattens • Psychologische Methoden •
187
Einleitung Viele Menschen glauben, Esoterik habe nur mit parapsy chologischen Phänomenen zu tun, mit okkulten Praktiken wie spiritistischen Sitzungen, Hellsehen, Hypnose u.a.m. Sie wissen oft nicht, dass Esoterik eigentlich ein geistiger Weg, ein Einweihungsweg ist, den man in den antiken Hochkulturen nur in den Einweihungsschulen gehen konnte. Durch die Geheimlehre von Helena Petrowna Blavatsky (1875) wurde dieses Wissen Ende des letzten Jahr hunderts aus den kleinen Zirkeln der Wissenden herausge tragen und an die Menschheit weitergegeben. Die Geheimlehre ist das Schlüsselbuch für alle esoterischen Richtun gen geworden. Alice A. Bailcy, Rudolf Steiner, Max Heindel und viele andere waren Schüler von Blavatsky und haben ihr Wissen in die Welt hinausgetragen, wobei dann die verschiedenen Richtungen entstanden sind. Heutzutage interessieren sich viel mehr Menschen für Eso terik als früher. Noch 1973 war es schwierig, in unseren Astrologie-Kursen etwas über Karma und Wiedergeburt zu lehren, geschweige denn etwas über das umfassende Werk von Alice A. Bailey, das unseren esoterischen Hinter grund bildet. Während unserer sechsjährigen Tätigkeit an der Arkanschule in Genf und im Institut für Psychosynthese bei Dr. Roberto Assagioli konnten wir die I.ehre von Alice A. Bailey studieren und in der Praxis erproben. Seit jener Zeit haben wir versucht, dieses Wissen in das astrolo gische Lehrgebäude zu integrieren und die esoterischen Ausführungen in eine Sprache zu bringen, die jeder ver steht. Mit Hilfe astrologischer Denkweise war das möglich geworden. Da es sich bei der Deutung des Mondknotenho roskops auch um eine esoterische Dimension handelt, kom men wir nicht ohne entsprechendes Grundwissen aus. Des halb werden wir im folgenden kurz die esoterischen
188
Zusammenhänge mit dem Mondknotenhoroskop erläu tern, bevor wir auf spezielle astrologische Deutungsmetho den eingehen.
Was heisst Esoterik Schaut man in einem Wörterbuch nach, findet man, dass «Esoterik» vom griechischen «esoterikos» abgeleitet ist, das ganz einfach «innen» oder «verborgen» heisst. Esoterik deutet also auf das, was hinter der äusseren Erscheinung liegt, auf unsichtbare Energien, welche die verschiedenen Erscheinungsformen, Körper oder Wirkungen hervorru fen. Sie bezieht sich auf die feinere Welt von Energien und Kräften, auf das Wesenhafte, das Selbst oder die Seele, die sich hinter allen äusseren Formen verbirgt. Das gilt in bezug auf einen Menschen wie auch auf einen Planeten oder irgendein Wesen. Es kann der Organismus eines Atoms, einer Pflanze, eines Tieres oder eines Menschen sein. In jedem Falle ist der esoterische Faktor das qualitati ve, vitale Prinzip, aus dem jeder Organismus seine Lebens energie bezieht. Esoterik befasst sich also mit diesem Hintergrund des Lebensprinzips, das alle Formen durchdringt und am Leben erhält, vom winzigen Atom bis zu den gigantischen Ganzheiten, die wir Planeten oder Sonnensystem nennen. Deshalb ist es zunächst wichtig zu erfassen, dass jeder Mensch nur ein winziger Teil eines unermesslichen und alles umschliessenden Ganzen ist, dass die Energien, die ihn und das ganze Leben antreiben, die Energien des «einen Lebens sind, in dem wir leben, weben und unser Dasein haben». Um Esoterik verstehen zu können, muss man lernen, dass jede abgesonderte Haltung, jedes Getrenntsein vom Ganzen eigentlich nur eine Illusion ist.
189
Vom Standpunkt der Einheit des Lebens aus gesehen stammt alles Existierende aus einer einzigen Quelle. Das Studium der Esoterik ist darum auch die Suche nach dieser Ursprungsquelle, nach dem «Weg zurück in Vaters Haus», der in der esoterischen Literatur «Einweihungsweg» genannt wird. Mit ihm befasst sich die esoterische Astrolo gie, wobei mit Hilfe der drei geistigen Planeten und der drei Horoskope: Mondknoten-, Grund- und Häuserhoro skop, die notwendigen Stufen, Wandlungsprozesse und Bewusstseinserweiterungen ermittelt werden können.
Die ätherische Welt und das Mondknotenhoroskop Das Lebensprinzip, das alle Formen lebendig macht, wird in der esoterischen Literatur auch Äther und in der indi schen Philosophie Prana genannt. Äther durchdringt alle Ebenen, nimmt deren Gestalt und Farbe an und schafft auf diese Weise immer neue Ausdrucksformen des Lebens. Es gibt ihn auf allen sieben kosmischen F,benen. Der Esoteri ker weiss, dass hinter der Erscheinungswelt eine ätheri sche, d.h. geistige Welt verborgen liegt, die eigentlich die beherrschende und belebende Kraft in jedem lebendigen Körper ist. Der Äther oder das Licht des Raumes ist das Gebiet, in dem und durch das die aus vielen Quellen stam menden Energien wirken. Der ätherische Körper des gan zen Universums, unseres Planeten und jedes einzelnen Menschen ähnelt einem goldenen Netz von F^nergieströmen, das in dauernder, unaufhörlicher Bewegung ist - ein ewiges Medium für den Austausch und die Übermittlung von Energien und von Informationen. Die ätherische Welt ist das «mysterium magicum», aus dem alles Bestehende geboren wird und zu dem alles wieder
190
zurückkehrt. Mit anderen Worten ist Äther das Licht, das Fohat oder die Universalseele, die als Matrix des Univer sums gilt und in ihrer Manifestation auf der Astralebene auch Akasha-Chronik genannt wird. Der Äther ist jene Ursubstanz, in der alles aufbewahrt bleibt, was je einmal gelebt hat. In alten esoterischen Büchern wird die ätheri sche Dimension auch mit einer Sandwüste verglichen, in der die Spuren sämtlicher Zeitepochen Zurückbleiben, auch die jedes menschlichen Lebens. Das Mondknotenho roskop enthält diese Spuren im Sand. Im «Kosmischen Feuer» von Alice A. Bailey wird der Äther als Akasha beschrieben: «Die Akasha ist die erste prägenetische (vor der Weltentstehung vorhandene) Materie. In der Manifestation erscheint Akasha als Fohat oder göttliche Energie, die als Tätigkeitstrieb die materielle Evolution vorantreibt. Auf den verschiedenen Ebenen wird Akas ha oder Fohat als Uräther, Luft, Feuer, Wasser, Elektrizität, Äther, Prana und ähnliches bezeichnet. Es ist die Gesamtsumme von allem, was tätig, beseelt oder belebt ist, und von allem, was sich mit der Anpassung der Form an die Bedürfnisse der inneren Lebensflamme befasst.»
Auch die moderne Wissenschaft ist heute damit beschäftigt, die ätherische Welt als Welt der Energien zu erforschen. Phy siker und Astronomen wiesen nach, dass der Weltraum von elektromagnetischen Strömen und Feldern durchdrungen ist, die ständig in Bewegung sind und ununterbrochen «Informationen» vermitteln. Biologen und Mediziner erforschten die Schlüsselstellung elektromagnetischer Phä nomene im Tierreich ebenso wie bei der menschlichen Ner venreizleitung und der Gehirntätigkeit. Scheinbar unbeleb te Materie offenbart ihre im Innern pulsierenden Kräfte und ihre Strukturen erst richtig unter dem Elektronenmikro
191
skop. Die Mikrowelt der Atomphysik erwies sich als experi mentelle Fundgrube der Erkenntnis. Inzwischen sind die Forscher mit der Quantentheorie und den hypothetischen Elementarteilen, Quarks genannt, noch tiefer in die dem Auge verborgene Feinstruktur der Welt vorgestossen. Zusammenhänge von Energie und Materie, von Ordnung und «Chaos» werden einsichtig; viele Aussagen moderner Wissenschaftler nähern sich für den Laien verblüffend den «alten» Erkenntnissen von Esoterikern und Philosophen. Die ganzheitliche, holistische Sicht der Welt wird wieder in steigendem Masse als wahr erkannt. Die Entwicklung der heutigen Wissenschaft ist ein gutes Beispiel für die Tatsache, dass wir durch wissenschaftliche Erkenntnis immer mehr über die Hintergründe unseres Daseins erfahren. Was früher verborgen, geheimnisvoll und esoterisch war und vom gewöhnlichen Sterblichen nicht verstanden werden konnte, wird uns dadurch nahege bracht. Heute erfahren wir viele geheimnisvolle Tatsachen und Zusammenhänge auf rein wissenschaftlich-nüchterne Weise, sodass wir oft gar nicht merken, dass es sich um Mysterien der Vergangenheit handelt, die jetzt ins klare Bewusstsein treten und somit alles Geheimnisvolle und Eso terische verlieren. Denken wir an die Computertechnik, in der die sekunden schnelle Verarbeitung von Informationen die Möglichkeit eröffnet, die früher mühsame und langwierige Arbeit durch die Vorleistung intelligent geschriebener Programme zu ersetzen. Damit ist es nicht so abwegig, das Programmieren eines Computers mit dem Mondknotenhoroskop zu verglei chen. Betrachten wir das Mondknotenhoroskop als die Auf summierung aller Inkarnationserfahrungen, so ist es wirk lich einem Computer vergleichbar, in dem all das aufgespei chert ist, was hineinprogrammiert, d.h. was erlebt wurde.
192
Dabei kann man die Mondknotenlinie als den «Code» ansehen, der den Einstieg ins Mondknotenhoroskop ermöglicht. — Eine andere Annäherung an diese Thematik ist das esoterische Konzept über den Aufbau des Menschen. Dadurch kann der Stellenwert des Mondknotenhoroskops für den Evolutionsprozess richtig eingeordnet werden.
Die vier feinstofflichen Körper des Menschen In der nebenstehenden Zeichnung versuchten wir die eso terische Konstitution des Menschen bildlich darzustellen. Wir stellen uns vor, dass sich direkt um den Körper herum der ätherische Körper befindet, in der mittleren Schicht kommt der Gefühls- oder Astralkörper und aussen der Mentalkörper. Zur Vervollständigung des Bildes haben wir im menschlichen Körper die sieben ätherischen Zentren, Chakren oder Lotosblumen eingezeichnet.
1. Der Ätherkörper Die esoterische Lehre besagt, dass der Mensch die Lebens kräfte für den physischen Körper aus dem feinstofflichen, dem ätherischen Bereich bezieht. Das rein Körperliche ist ohne Äther tote Materie - ein Leichnam. Beim Todesvor gang löst sich der Äther- oder Lebensleib vom physischen und geht zurück in den planetarischen Äther, aus dem er stammt, der physische Körper fallt der Erde anheim. Der Ätherkörper ist etwas grösser als der physische und versorgt zeitlebens alle irdischen Organe fluidisch mit Vitalität. Der Lebensleib wird astrologisch dem Saturn zugeordnet.
2. Der Gefühls- oder Emotionalkörper Der Ätherkörper bezieht seine Energie vom Astralleib, dem Gefühls- oder Emotionalkörper, in dem sämtliche Ge fühlsregungen vom Zorn bis zur aufopfernden Liebe ihren
193
Die Konstitution des Menschen
KausalKörper
MentalKörper
Emotional Körper
AetherKörper
Physischer Körper
194
Ursprung haben. Der Astralkörper entspricht der Mond ebene und das Mondknotenhoroskop spiegelt den Inhalt dieses Körpers wider. Hier herrschen die Polaritäten, die Gegensätze. Liebe und Hass, Ebbe und Flut, Gut und Böse wechseln in ständigem Rhythmus gleich dem Puls schlag des Lebens. Astrologisch entspricht der Gefühls körper dem Mond.
3. Der Mentalkörper Der Astralkörper ist anderseits im Mentalkörper eingebet tet, der noch feinstofflicher ist und alles Gröbere durch strömt. ln ihm finden die Gedankenprozesse statt und durch ihn empfängt und sendet man die Gedankenströme aus. Hier sammelt man Wissen und in ständigen Lernpro zessen befreit man sich von der Dualität und der Täu schungsneigung des Astralkörpers. Durch das Denken wird die notwendige Intelligenz entwickelt, indem man durch differenzierteres Unterscheiden wertungsfrei den ken lernt und die Gesetze des Lebens mehr und mehr in kosmischen Zusammenhängen, im Lichte des Entwick lungsgedankens versteht. Das Denk- und Urteilsvermö gen des Mentalkörpers entspricht der Sonne.
4. Der Kausalkörper Hinter diesen drei menschlichen Körpern ruht noch das unbewegliche und unsterbliche Selbst (im Horoskop sym bolisiert durch den leeren Kreis in der Mitte). In ihm wer den alle auf Erden gemachten emotionalen und mentalen Erfahrungen aussortiert und als Essenz, als Lebensqualität oder Lebensmotivation gespeichert. Es ist der Kausalkör per, der sich mit der sogenannten Akasha-Chronik in stän digem Informationsaustausch befindet, und in dem Hellse her lesen können, wenn sie über Vergangenheit und Zukunft eines Menschen etwas in Erfahrung bringen wol len. Jedes Leben, das ein Mensch durchlebt, wird auf der
195
Kausal-Ebene verarbeitet, dort werden die Essenzen her ausgezogen und als Erfahrungswerte gespeichert. Der Inhalt des Kausalkörpers lässt sich am Ende des Lebens durch eine bestimmte geometrische Figur darstel len. Wir wissen, dass sich die Aspektverbindungen im Horoskop zu symbolischen Linien formen und die Geome trie, die Struktur des individuellen Bewusstseinsbildes dar stellen. So gesehen, können wir sagen, dass das Aspektbild den Kausalkörper widerspiegelt. Dadurch haben wir im Aspektbild eine Abbildung aller früheren Taten und Errungenschaften in geometrischer Form, die wir auch lesen und deuten können. Im Mondknotenhoroskop ist das Aspektbild meistens anders gelagert als im Grundhoro skop, deshalb schliessen wir aus der Häuserverschiebung auf eine Entwicklungsdynamik: was wir ändern und dazu lernen müssen. Beispiel: Wenn im Mondknotenhoroskop der Schwer punkt der Planeten und des Aspektbildes auf der Ich-Seite des Horoskopes liegt, dann kann man daraus schliessen, dass in früheren Leben die Ich-Entwicklung im Vorder grund gestanden hat. Verschiebt sich das Aspektbild im Grundhoroskop auf die Du-Seite, dann muss dieser Mensch von seiner Ichhaftigkeit Abstand nehmen und ler nen, einem Du, einem Partner oder einer Gruppe nach besten Kräften zu dienen.
Esoterische Definition des Mondknotens Wollen wir das Mondknotenhoroskop in seiner ganzen Tragweite verstehen, so ist es notwendig, das Bewusstsein auszuweiten in noch tiefere Hintergründe, d.h. neben der Konstitutionslehre des Menschen sollten wir auch die Evo
196
lutionsgesetze und die Reinkarnations- oder Wiederge burtslehre kennen. Von der Reinkarnationslehre aus betrachtet, zeigt das Mondknotenhoroskop die Aufsum mierung aller Erfahrungen aus früheren Leben, gewissermassen die im Laufe der Evolution bereits gelernten Lek tionen als potentielles unbewusstes Wissen. Aber auch alle unbewältigten Konflikte aus der Vergangenheit sind im MKH aufgespeichert, Lektionen, die wir versäumten, lasten als unbewusste Schuldgefühle auf einem; man hat das Gefühl, eine Aufgabe nicht erledigt zu haben. Das kann einem besonders beim Alterspunktübergang oder auch bei ändern AP-Aspekten beunruhigen und quälen. Wir wollen das Mondknotenhoroskop von drei Seiten her betrachten: 1. Als Aufbewahrungsort früherer Lebenserfahrungen (innere Potenz) 2. Als karmischer Resonanzapparat (Gesetz von Ursache und Wirkung) 3. Als Schattenpersönlichkeit (Unterbewusstsein). Bei der esoterischen Definition des Mondknotenhoro skops gehen wir davon aus, dass es ein Abbild oder besser gesagt, ein «Aufbewahrungsort» der in früheren Leben gemachten Erfahrungen sei. Es ist mit der «Akasha-Chronik» vergleichbar, jenem geheimnisvollen Buch oder jenem unbekannten Ort im Ätherkörper unseres Planeten, wo alles, was jemals gedacht, getan oder gewünscht wur de, aufgezeichnet ist. Das Mondknotenhoroskop zeigt nicht einzelne Taten (gute oder schlechte) aus früheren Leben, auch nicht das zuletzt gelebte Leben, sondern die energetischen Muster, die Essenzen oder Qualitäten, die aus der Aufsummierung aller gemachten Erfahrungen resultieren. Diese können wir nun als essentielle innere
197
Potenz, als positives Lebensprogramm und Lebensqualität oder aber als zwanghafte Handlungsweise erleben. Es zeigt meist unbewusste Inhalte auf, das, was wir uns auf unserer Entwicklungsreise bereits angeeignet oder errun gen haben, was uns Freude und Erfolg verschaffte - aber auch jenes, was uns Mühe bereitete, was Rückschläge, Nie derlagen, Leid und Kummer brachte. Vom Evolutionsstandpunkt aus kann man es als das Horo skop unserer Errungenschaften und inneren Potenz ansehen. Was wir einmal bewusst durchlebt und verarbeitet haben, steht uns als «Know-How», als inneres Wissen zur Verfügung, damit können wir bewusst umgehen, können uns davon inspirieren oder leiten lassen. Bei bewusst leben den Menschen tritt es als Gewissen, als innere Stimme, Instinkt oder innere Führung auf; bei anderen als etwas Undefinierbares, das ihnen Angst macht, weil sie es nicht begreifen können. Sie unterdrücken den Inhalt des Mond knotenhoroskops mit allen Mitteln, es wird zum verdräng ten Teil des Menschen, zur Schattenpersönlichkeit, in die alles Böse hineinprojiziert werden kann.
Unsterblichkeit Um das Mondknotenhoroskop noch tiefer zu verstehen, müssen wir auch von der Unsterblichkeit der Seele reden. Es ist die Seele, der unsterbliche Geist, der sich immer wie der inkarniert. Und es ist auch die Seele, die die Summe aller Erfahrungen aufspeichert; denn nach dem Tode gehen alle Körper (auch die feinstofflichen) in die Ursubstanz zurück. Die Seele ist jenes innerste Wesen, das übrig bleibt, wenn alles vergeht. Die Lehre von der Unsterblich keit kommt in allen Weltreligionen vor. Sie nimmt aller dings vielgestaltige und verschiedenartige Formen der Dar-
198
Stellung an. Diejenige, die uns hier interessiert, geht davon aus, dass das Leben in uns unvergänglich ist und keinen Tod kennt, dass nur die Form, der physische Körper, den materiellen Gesetzen unterliegt und stirbt. Der Geist, die Seele, das Selbst bleiben ewig bestehen und inkarnieren sich nach den kosmischen Gesetzen der Wiedergeburt immer wieder in Menschengestalt auf Erden, um dadurch ein umfassendes Bewusstsein ihrer selbst und des ganzen Universums zu erlangen.
Das Gesetz der Evolution Das Gesetz der Evolution ist ein wesentlicher Bestandteil esoterischen Denkens. In der Esoterik versteht man unter Evolution einen grossen Entwicklungsprozess der gesam ten Menschheit. Die Menschheitsentwicklung hat in grau er Vorzeit einmal angefangen und geht einem unbekann ten Ziel in ferner Zukunft entgegen. Der Evolutionsgedan ke postuliert, dass der ganzen Schöpfung ein Evolutionsplan zugrunde liegt, wonach die menschliche Seele oder der Geist aus dem reinen, göttlichen Bewusstsein herabge stiegen ist in die Materie, um sich in der physischen Form zu manifestieren. Sie nimmt immer wieder neue Formen an, um sich zu vervollkommnen. Nach der Wiedergeburtslehre und der esoterischen Astrologie sucht sich die Seele selbst die Geburtszeit und die Familie aus, in der sie die für sie geeignetsten Voraussetzungen zur Weiterentwicklung vorfindet, in der sie innerlich wachsen, Schuld abtragen oder etwas wiedergutmachen kann, vielleicht an einem Elternteil oder mit schwierigen Geschwistern, etc. Währenddessen bleibt die Seele im Ewigen verankert und hat Teil an dem ganzen Evolutionsgeschehen. Wenn wir seelenbewusst sind, leben auch wir mit unserem Bewusst-
199
sein im Ewigen und verstehen jedes einzelne Leben in die sem grossen Rahmen besser. Manche unnötige Sorge, die wir uns machen, verschwindet von selbst. Wir sehen ein, dass das, was wir heute sind, nur ein Fragment ist aus der immensen Summe von Erfahrungen in unzähligen Inkarna tionen, die wir im Laufe der menschlichen Geschichte durchgemacht haben. Wer wir im nächsten Leben einmal sein werden, bestimmt der Entwicklungszustand, den wir in diesem Leben erreichen.
Die Wiedergeburtslehre Der Astrologischen Psychologie liegt der Entwicklungsge danke zugrunde, deshalb ist es verständlich, dass die Wie dergeburtslehre uns nahe liegt. Wir können uns vorstellen, dass wir nicht nur einmal leben, sondern dass wir schon oft gelebt haben, und noch öfter leben werden, bis wir das Endziel erreicht haben. Für materialistisch eingestellte Menschen ist das schwer zu verstehen, ihr Verstand wehrt sich gegen die Vorstellung, schon einmal dagewesen zu sein. Deshalb verschliessen sich solche Menschen dem Strom und dem Wissen der Neuzeit. Dadurch gelangen sie auch nicht an die gespeicherten Erfahrungen ihres Unterbe wusstseins. Aus einer nicht zu definierenden Angst heraus halten sie ihr Unterbewusstsein unter Verschluss. Sie bekämpfen energisch neue Ideen und verdrängen kunst voll ihre eigenen Tiefen und wissen offenbar nicht, dass sie sich dadurch selbst betrügen und vom Entwicklungsge schehen fernhalten. Die verdrängten Wesensanteile wer den so lange ihr Leben belasten, bis sie ins Licht des Tagbe wusstseins heraufgeholt werden. Oder mit anderen Wor ten, bis man sich mit ihnen auseinandergesetzt hat - und dafür ist das Mondknotenhoroskop eine ausgezeichnete Hilfe.
200
Reinkarnationstherapie Auch die moderne Psychologie befasst sich heute mit der Möglichkeit, die Wurzeln für psychische Störungen in ver gangenen Leben zu suchen. Viele Therapeuten führen heute bereits Menschen mit sogenannten «Reinkarnationstherapien» in vergangene Leben zurück. So soll die Vergan genheit bewältigt und Verdrängtes aufgearbeitet werden. In der Reinkarnationstherapie wird die Vergangenheitsana lyse nicht nur bis in die frühe Kindheit hinein verfolgt, son dern über den Zeitpunkt der Empfängnis hinaus, in frühe re Existenzen und damit in ein schier unbegrenztes Betäti gungsfeld. Wo man sich anfangs noch fragwürdiger Hyp nose- und Selbsthypnose-Techniken bediente, verwendet man heute geführte Imagination oder gelenkte Träume, Meditationsmusik und Entspannung, wobei innere Bilder ins Bewusstsein treten, die dann als Erinnerungen an ver gangene Leben gedeutet werden. So versucht man Verdrängtes wieder ins Bewusstsein zu bringen, um von unbewältigten Komplexen (oder vom Karma) befreit zu werden. Wiedergeburt, Wiederverkörperung, Reinkarnation, das sind heute populäre Themen, für die sich auch die Medien interessieren. Bei einer statisti schen Umfrage wurde ermittelt, dass bereits acht bis zehn Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung es für mög lich halten, schon einmal gelebt zu haben. «Was mystische Zirkel einst wie einen geheimen Schatz hüteten, wird gesellschaftsfähig», wunderte sich eine psychologische Zeitschrift. Das Fernziel ist eine neue «Einheit von Den ken und Fühlen, von Verstand und Intuition, von Geist und Körper, Ich und Welt, eine Einheit mit den früheren Existenzen und letzten Endes dann mit dem Kosmos selbst, aus dem jedes Einzel-Ich hervorging - und in den es einst zurückkehren wird.»
201
Immer wieder eine Chance Für Menschen, die sich weiterentwickeln und ihr Leben selbständig in die Hand nehmen wollen, ist es befreiend, zu wissen, dass sie immer wieder Gelegenheit haben, Fehlent wicklungen zu korrigieren und sich ständig zu verbessern. Für jene ist es klar, dass das gesetzte Entwicklungsziel nie mals in einem einzigen Leben erreicht werden kann. Dazu braucht es viele Leben und einen grossen Zeitraum, der vielleicht Millionen von Jahren umfasst. Wie lange das dau ert, weiss niemand genau; doch wissen wir mit Sicherheit, dass jeder von uns immer wieder die Möglichkeit hat, sich zu inkarnieren. ln jedem Leben haben wir die Chance, uns weiterzuentwickeln und dem Findziel ein Stückchen näher zukommen; alle zu meisternden Schwierigkeiten und Pro bleme sind dazu da, uns eine Stufe höher steigen zu lassen. Es ist ein tröstlicher Gedanke, dass wir uns so lange und so oft inkarnieren können, bis wir die erwünschte Vollen dung erreicht haben. Dadurch bekommen wir ein neues Gefühl für die Zeit, für Zyklen, Entwicklungsphasen und Wachstumsprozesse, wie auch für die ordnenden und hei lenden Gesetze des Universums.
Vervollständigung In bezug auf den Begriff der Vollkommenheit meinte C.G. Jung, es sei besser, von Vervollständigung zu reden. Das heisst, dass wir bewusst an unserer Vervollständigung arbeiten können, Vollkommenheit liegt noch in zu weiter Ferne und bleibt von der Gegenwart aus gesehen ein abstrakter Begriff. Denken wir an Vervollständigung, so muss dem Entwicklungsgeschehen eine dynamische Kraft zugrunde liegen, die das Leben bzw. das Schicksal veran lasst, sich ständig auszugleichen und abzurunden, bis wir
202
die gewünschte Ganzheit erreicht haben. Sind wir ins Ent wicklungsgeschehen harmonisch integriert, fallt es uns relativ leicht, alles zu tun, was zu einer Abrundung unseres Wesens beiträgt. Es sind die Ausgleichsgesetze unserer Natur, was in der Praxis heisst: Das, was wir in einem frü heren Leben übermässig entwickelt hatten, wird vielleicht in diesem Leben reduziert; was zu schwach entwickelt war, wird durch Umweltforderungen zum Wachstum ange reizt. Die Gesetzmässigkeiten, die solches bewirken, nennt man in der Astrologischen Psychologie «Ausgleichsprozes se». Zum Erfassen dieser Prozesse im Horoskop dient auch die Methode der dynamischen Auszählung, nachzulesen im Autodidacta-Band von Louise Huber: «Entwicklungspro zesse im Horoskop».
Befreiung von Schuld Wenn wir das Mondknotenhoroskop in diesem grossen Rahmen des Ausgleichsprinzips betrachten, dann können wir nicht mehr von Schuld sprechen. Der Begriff Schuld ist zu sehr missbraucht worden und belastet die aufbauen de und befreiende Tätigkeit unserer Seele. Wie bereits gesagt, sollen wir lernen, schuld- und wertungsfrei ins Mondknotenhoroskop zu schauen und unsere Potenzen und Errungenschaften sehen, die dort versteckt wie in einer Schatztruhe ruhen, um ins Bewusstsein gehoben zu werden. Betrachten wir unser Leben von diesem Standpunkt aus, so ist das ganze Leben ein sinnerfüllter Lernprozess. Wir können uns selbst durch die Sinnbejahung von aller Schuld befreien und in Einklang mit der göttlichen Liebe
203
kommen. Es ist das alte Mysterium der universellen Liebe, die mit Gnade bezeichnet wird. Wir vermögen unser Schicksal von diesem Standpunkt aus freudig und mit Überzeugung anzunehmen und dadurch eigene innere Heilkräfte zu aktivieren. Nicht selten geschieht es, wenn wir auf diese Weise «Seelenkontakt» hersteilen, dass wir plötzlich von allen Schuldgefühlen befreit werden und fri sche Lebensenergien uns zufliessen, die alle Wunden hei len. Sobald wir wissen, dass alles, was mit uns geschieht, richtig und in Ordnung ist, verschwindet die Angst. Wir können uns damit einverstanden erklären, weil alles, was mit uns geschieht, der Entwicklungsdynamik unterliegt und den Zweck hat, eine Abrundung, eine Vervollständi gung und einen Ausgleich von Fehlentwicklungen inner halb unserer Persönlichkeit zu erzielen. Alles, was im Horo skop aufgezeigt ist, hat eine symbolische Bedeutung für unsere Weiterentwicklung. Das ist der Grundgedanke, wenn wir das Mondknotenhoroskop als die Aufsummie rung all unserer früheren Lebenserfahrungen im Vergleich mit dem Grund- und Häuserhoroskop anschauen. Dieses Bewusstsein bewahrt uns auch davor, im Fallstrick eines «Schwarz-Weiss-Denkens» den Sinn zu verneinen, und damit die Liebeskräfte zu lähmen.
Geschichtliches Bewusstsein Eine zusätzliche wichtige Bewusstseinserweiterung ergibt sich, wenn wir ganze geschichtliche Epochen überblicken. Auf unserem langen Entwicklungsweg waren wir sicher lich schon in vielen Kulturen mit dabei. Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass Menschen, die sich intensiver mit dem Reinkarnationsgedanken auseinander setzen, Vorlieben für bestimmte Kulturen entdecken. Man fühlt sich zu irgend einem Kulturkreis besonders hingezo
204
gen. Für viele geht beispielsweise von der Vorstellung des Lebens in der ägyptischen oder griechischen Zeit eine Fas zination aus, andere werden angezogen von Indien, China, Russland oder der indianischen Kultur; wieder andere erle ben sich selbst beim innerlichen Anschauen von Bildern oder Szenen aus dem Mittelalter, sehen sich in Klöstern oder im römischen Reich, im viktorianischen Zeitalter oder bei den ersten Siedlern in Amerika. Um mit den unbe wussten Inhalten des Mondknotenhoroskops in Bezie hung zu kommen, ist es gut, wenn man solche Affinitäten herausspürt und unterscheiden lernt.
Karma und Dharma Eine andere Betrachtung ist das Gesetz des Karmas. Es ist das Gesetz von Ursache und Wirkung, das heute im Westen schon überall bekannt ist. Es strebt immer einen Ausgleich an: «Was du säst, das wirst du ernten», heisst es. Dharma hingegen ist ein schöpferischer Vorgang der Lebensbemeisterung durch Intelligenz. Nach dem Karma gesetz kann von einem Menschen nichts gedacht, ge wünscht oder getan werden, ohne dass es nicht in den grossen Energiespeicher des Kosmos eingehen würde und eines Tages wieder auf ihn zurückfiele. Das sind dann die Schicksalsschläge, durch die frühere Fehler «ausgebadet» und wiedergutgemacht werden müssen, bis genügend Intelligenz entwickelt wird, um einen harmonischen Aus gleich einzuleiten. Mit dem Verstehen des Karmagesetzes werden die Fragen: woher komme ich, wozu wurde ich geboren, welches ist der Zweck meines Lebens, warum muss ich dieses Schicksal erleiden, warum haben es andere leichter als ich? - einer befriedigenden Antwort zugeführt. Auch hier interessiert uns die Frage nach Schuld und Wie dergutmachung. Wer sich dieses Gesetzes bewusst wird,
205
begreift, dass das Leben, so wie es ist, als ernste Aufgabe zu verstehen ist und die Verantwortung für den Schicksals ablauf von jedem übernommen werden kann und muss, und zwar aus einer gesunden Einsicht heraus und nicht aus Schuldgefühlen. Wer sein Leid und sein Versagen ständig auf die Umwelt projiziert, dort Feindbilder aufbaut, die Schuld am eigenen Versagen anderen zuschiebt, der bleibt in seiner Entwicklung stehen. Er wird so lange mit missli chen Umständen konfrontiert, bis er erkennt, dass alles Negative in ihm selbst seine Wurzeln hat. «Wie innen, so aussen» ist die erste Einsicht, um Karma in Dharma umzu wandeln. Eine alte Weisheit sagt: Die Aussenwelt ist nichts anderes als der Spiegel deiner Innenwelt. Räume erst in dir selbst auf, aktiviere das Gute in dir, gelange in Kontakt mit deiner inneren Potenz, mit deinem unsterblichen Selbst, dann wirst du dich selbst befreien - und zwar durch deine wachsende Unterscheidungsfähigkeit, dein Verantwor tungsgefühl und deine Intelligenz. Diese Entwicklungsstufe wird erst allmählich erreicht, sie ist nicht von Anfang an da. Man wird bemerken, dass sich das Karmagesetz auf der unbewussten Ebene tatsächlich als das Gesetz von Schuld und Sühne, Bestrafung und Belohnung auswirkt und erst auf einer bewussteren Stufe als Lernaufgabe akzeptiert wird, woraus das Dharma ent steht. Nach der östlichen Weisheitslehre hat das Karma immer eine zweifache Wirkung: Erstens wird der Mensch gezwungen, seine Schulden aus früheren Leben zu bezah len, und zweitens lernt er, gewisse Dinge nicht mehr zu tun, weil er weiss, dass sie unerwünschte Wirkungen haben. Damit schafft er sich ein besseres «Karma», das in der indischen Philosophie «Dharma» genannt wird. Daraus geht hervor, dass Dharma sich nur entwickelt, wenn Bewusstsein vorhanden ist, wenn Intelligenz, Unter
206
scheidungsvermögen und freie Willensentscheidung mög lich sind. Erst dann wird man schöpferisch und kann seine Welt selbst gestalten. Genau in dem Masse, wie man durch Unterscheidungsfähigkeit intelligent und verantwortungs bewusst handelt und lebt, befreit man sich von vergange nen Fehlern und erarbeitet sich eine bessere Zukunft. Zudem lernt man sich als Teil des Ganzen in die Gemein schaft einzuordnen und im Flinklang mit kosmischen Kräf ten zu wirken. Letzteres ist das Privileg des vollbewussten, individualisierten Menschen. Ein Mensch, der mit sich selbst eins geworden ist, kommt in Kontakt mit kosmi schen Energien und mit den verwandelnden Kräften des eigenen Selbst; dann wandelt sich alles um ihn herum. Die moderne Astrologie will uns den Weg dorthin aufzeigen.
Die Schattenpersönlichkeit Das Mondknotenhoroskop betrifft u.a. auch die Schatten persönlichkeit. Tiefenpsychologisch verstanden, ist sie ein unsichtbarer Wesensteil in uns, der Triebe, Wünsche und Projektionen enthält, die dem Tagbewusstsein nicht zugänglich sind. Wir verdrängen sie meistens, weil sie in unserem normalen Alltagsleben unbrauchbar oder sogar gefährlich erscheinen. Die Schattenpersönlichkeit wird des halb häufig als negativ oder als «dunkel» angesehen. Es gibt allerdings auch positive Inhalte, wie es ja auch gutes Karma gibt. So können z.B. spirituelle Neigungen total verdrängt sein, weil sie sich vielleicht nicht mit unserem dogmatischen Denken vereinbaren lassen oder unzeitgemäss erscheinen. So bleiben diese Wesenszüge ungelebt, obschon sie mit zu unserer Persönlichkeit gehören. Die neuzeitliche Reinkarnationstherapie befasst sich mit solchen Inhalten; durch Rück schauerlebnisse will sie diese bewusst machen und Ursachen aufzeigen, die Akausales erklären können.
207
Auch C.G. Jung spricht vom «Schatten» des Menschen und betrachtet ihn als schwer zugänglichen Teil des Unbe wussten, der bis heute nur in der Tiefenpsychologie erforscht wird. Das menschliche Bewusstsein vergleicht er mit jenem Teil eines Eisbergs, der aus dem Wasser heraus ragt - das Unbewusste wird symbolisiert durch die darun terliegenden Eismassen, in dem sowohl das kollektive Unbewusste wie auch das individuelle Unbewusste als sogenannte Schattenpersönlichkeit vorhanden ist. Sie stellt die Schattenseite unseres Wesens dar, in der alles aufbe wahrt ist, was wir einstmals erlebten und waren, ln ihr sind geheime Wünsche, bewältigte und unbewältigte psychi sche Faktoren aus der Vergangenheit aufgespeichert. Moti vationen, verdrängte Komplexe und Schuldgefühle finden sich darin, die uns meistens nicht bewusst sind; wir können sie uns oft nicht einmal vorstellen, geschweige denn eingestehen. Sie tauchen höchstens in unseren Träumen auf. Aber sie haben trotzdem Einfluss auf unser Leben; nur bringen wir sie meist nicht mit uns selbst in Verbindung. Wir projizieren sie in die Umwelt, dort manifestieren sie sich und erreichen uns wieder als Schicksal. Immer dann, wenn wir Eigenschaften, Gewohnheiten oder Charakteristiken an anderen Menschen nicht leiden können, wenn sie uns tief bewegen und aufregen, können wir sicher sein, dass darin ein Teil unseres eigenen Schat tens liegt. Das heisst, diese Eigenschaften haben wir selbst in uns verdrängt. Manche äussere Lebenssituation, der wir hilflos ausgesetzt sind, ist nichts anderes als eine Spiege lung unseres Innern. Wir können sie nicht bewusst handha ben, solange wir sie als exterior und nicht als zu uns gehö rig betrachten. Die Auswirkungen dieser Schattenfunktio nen sind meistens unserer Steuerung entzogen. Sie stellen gewissermassen deterministische Tendenzen, auto matische Bewegungsvollzüge oder psychische Zwangsme
208
chanismen dar, denen wir ausgeliefert sind. Meistens müs sen wir sie zuerst als negative Erfahrung erleben, bevor wir sie mit uns in Verbindung bringen. Im Mondknotenhoroskop können wir uns nun mit Hilfe neuester Deutungsmethoden dieser verdrängten Wesens seite bewusst annehmen. Indem wir erkennen, dass dieser Teil auch zu uns gehört, beginnt die Integrationsarbeit. Mit anderen Worten: Es findet eine horizontale Identifika tion statt nach dem Motto: «Wie innen, so aussen», gleich der vertikalen «Wie oben so unten». Erst wenn beide Erkenntnisse von uns Besitz ergreifen, können wir von einer Ganzwerdung sprechen.
Spiegelsphäre Die Thematik der Spiegelung greift auch auf das esoteri sche Weltbild zurück. So gesehen symbolisiert das Mond knotenhoroskop auch die Astralwelt, jene Spiegelsphäre, in der unsere Motivationen, Wünsche und Taten aus der Vergangenheit (unser Karma) in gewissen Zeitintervallen in die Gegenwart projiziert werden. Um in dieses Unbe wusste einzutreten, durchschreiten wir die Mondknotenli nie, die gleich einer Spiegelfläche alles reflektiert, was innen und aussen, oben und unten vorhanden ist. Wenn wir in die Spiegelsphäre des Schattens eintreten, müssen wir uns vorher darüber im klaren sein, dass in die sem Bereich das Gesetz der Reflexion wirksam ist. Es ist die Mond-Ebene, die alles in verschiedenen Facetten wider spiegelt, was mit ihr in Berührung kommt. Man kann darin viele Widersprüche entdecken, auch Dinge, die gar nichts mit einem selbst zu tun haben, sondern anderen Menschen oder dem Kollektiv-Unbewussten angehören,
209
weil dieses ebenfalls dort unten vorhanden ist. Es besteht die Gefahr, dass man Eindrücke, Begegnungen oder Erleb nisse wie in einem Spiegelkabinett in Verzerrung wahr nimmt und sich leicht verirrt. Es ist die Welt der Täuschun gen, der Illusionen, der Weltverblendung, die wir vorfin den, wenn wir nicht Vorsicht üben. In jener «Unterwelt» gibt es «alte Archetypen», es ist die Welt der Dämonen und Phantome, wo sich Gott und Teufel bekämpfen. Es ist auch die Ebene der Gegensätze, der Dualitäten oder Polari täten. Wie im Pendelschlag mögen wir von einer Seite zur anderen geschleudert werden und kaum mehr aus diesem Labyrinth herausfinden. Wer die Mondknotenebene mit der Vorstellung betritt, dass er dort bloss die dunkle Seite seines lchs vorfindet oder schlechte Eigenschaften, die ver teufelt oder ausgerottet werden müssten, der ruft Geister auf den Plan, die er nicht mehr los wird.
Umkehreffekt Durch die Spiegelung findet auch immer ein Umkehreffekt statt. Wir kennen alle das Gefühl, wie blitzartig Emotionen ins Gegenteil kippen können. Aus heftiger Liebe wird eben so heftiger Hass, der Täter wird zum Opfer und umgekehrt. Ebenso können Errungenschaften, hohe Tugenden aus der Vergangenheit negativ werden und uns in der Entwicklung hemmen, wenn sie harte Strukturen geworden sind. Nach dem indischen Weisheitsspruch «Die Tugend wird zum Laster» kehren sich die Werte um. Zum Beispiel kann eine im Klosterleben geläuterte Sexualität die Ursache für einen «devitalisierten Ätherkörper» sein, weshalb als Ausgleich dazu im jetzigen Leben die Sexualität wieder gelebt werden muss. Wie oft finden wir im Mondknotenhoroskop gerade das Gegenteil angezeigt von dem, was wir vermuten. Das, was für unsere Persönlichkeit - für unser «kleines Ich» - gut
210
wäre, kann für die Weiterentwicklung unserer Seele falsch sein, das was für unsere «Seele» gut ist, bedeutet für das Ich meistens eine Zurücksetzung oder Verzichtleistung. Diese Umkehrung oder 180-Grad-Wendung ist der Schlüssel zum richtigen Deuten des Mondknotenhoroskops. Wir werden später noch darauf eingehen.
Jenseits von Gut und Böse Jedenfalls ist es sehr wichtig, dass wir uns bemühen, ganz objektiv und ohne Schwarz-Weiss-Denken ins Mondkno tenhoroskop zu schauen. Wir müssen lernen, aus dem Polari tätsdenken auszusteigen, indem wir uns (bildlich gespro chen) auf den Punkt in der Mitte einer Schaukel stellen. Von hier können wir gut balancieren, und die schwankenden Auf- und Abbewegungen steuern. Dann werden wir mit anderen Augen, d.h. wertungsfrei oder neutral, unpersön lich oder wissenschaftlich wie Forscher an das Mondknoten horoskop herangehen. Um Wertungsfreiheit zu erreichen, soll man beide Pole kennen und als reale Kräfte akzeptieren. Dabei handelt es sich um die Einheit der Gegensätze. Solan ge Menschen an Gut und Böse, an Schuld und Sühne oder an Vergeltungsmassnahmen denken, leben sie in der Polarität. Der These wird jeweils die Antithese gegenübergestellt, was aber unterbleibt, ist die Herstellung der Synthese, die erst die nächste Stufe der Entwicklung symbolisiert.
Relativitätstheorie In diesem Jahrhundert hat sich unsere Denkfähigkeit durch die Relativitätstheorie von Albert Einstein stark erweitert. Diese Theorie hat nicht nur die Physik, sondern auch die Phi losophie und die Psychologie befruchtet. Mit dem relativie
211
renden Prinzip, das einen verstehenden und vernünftigen Standort vermittelt, kann das Entweder-Oder-Denken des Mittelalters überwunden werden. Heute weiss jeder, dass eine Sache nicht nur zwei, sondern viele Seiten hat. Mit dem neuen relativierenden Denken erkennen wir die Zwischen töne, die Nuancen, die Feinheiten. Nur damit können wir sowohl psychologische wie auch esoterische Gedankengän ge tätigen. Die Aufhebung bzw. Auflösung des Wider spruchs von Gut und Böse, Schuld und Sühne, These und Antithese in der Synthese ist als dialektische Methode seit langem in der abendländischen Philosophie bekannt (vgl. Dialektik bei Hegel). Erst in der Synthese gewinnt man eine Erkenntnis höherer Art, verlässt die Ebene des Wider spruchs der Polaritäten und steigt eine Stufe hinauf, kommt auf die Flbene der «reinen Vernunft» und erkennt den tiefe ren Sinnzusammenhang. Dieser tiefere Sinn hat immer Evo lutionscharakter.
Sinnfindung und Synthese Sinnfindung und Synthese ist unser tiefstes Anliegen, wenn wir von der Dreidimensionalität als Ganzheit sprechen und das Mondknotenhoroskop richtig einordnen wollen. Wie schon gesagt, ist es ein Grundsatz, dass wir in die Schat tensphäre der Vergangenheit nur dann schadlos eintreten können, wenn wir «reinen Herzens», d.h. absichtslos sind. Das ist wiederum ein anderer Begriff für wertungsfrei. Wer einen Standort jenseits von Gut und Böse einnimmt und mit dem Licht der Unterscheidungsfähigkeit in den Schatten hineinleuchtet und keine vorschnelle Wertung vornimmt, kommt in den Einzugsbereich der Seele, die den Sinnzusam menhang eröffnet. Es ist dann auch nicht länger statthaft, von Glück oder Unglück zu sprechen. Glück ist etwas, was man sich selbst erringen kann, Unglück etwas, was man ver
212
meiden lernen sollte. Jede Schwierigkeit wird mit der Gewissheit bewältigt, dass sie uns unserem Entwicklungs ziel ein Stück näherbringt. Jede Niederlage, jedes Problem verliert so seine unangenehme, lähmende Wirkung. Es ist eine Frage der Interpretation und des Bewusstseins.
Integration des Schattens Sehen wir das Mondknotenhoroskop als Aufsummierung unserer Lebenserfahrungen im Evolutionsprozess und als Potenz und Erfahrungsschatz, dann können wir unseren «Schatten» integrieren, weil er Dinge enthält, die wir gerne als Fähigkeiten einsetzen wollen. Sehen wir ihn als schlecht an, dann werden wir ihn schwerlich lieben können, ihn ver teufeln und mit längstgesühnter Schuld neu beladen. Es mag nicht leicht zu verstehen sein, wenn es heisst, dass wir unseren Schatten lieben lernen sollen. Freudig lieben kön nen wir nur das, was uns liebenswert erscheint, was uns wei terhilft, was uns guttut. Dabei sollen wir wissen, dass es immer auf das Bewusstsein ankommt. So wie wir uns dem Schatten nähern, so zeigt er sich uns auch. Denken wir an das Gesetz der Reflexion oder an das bekannte Wort: «Wie man in den Wald hineinruft, so hallt es wider.» Wir selbst sind dazu berufen, den Schatten zu erlösen, indem wir ihm jene Bedeutung geben, die er in Wahrheit hat. Frei von Schuld können wir die Kräfte der Schattenpersönlichkeit, die Erfahrungen, die Essenzen als wesentlichen Teil unseres Selbst annehmen. Aber bevor wir so weit sind, müssen wir fähig werden, die Konsequenzen unserer Handlungen zu durchdenken, und auch bereit sein, nach vollbrachter Tat die Verantwortung voll zu übernehmen. Nach tiefenpsychologischen Erkenntnissen ist all das, was man bei anderen Menschen nicht leiden kann, in einem
213
selbst als verdrängter Anteil vorhanden. Man projiziert das, was man selbst nicht lebt, so lange in den anderen hinein, bis man sich damit auseinandergesetzt hat. Diese bewusste Aus einandersetzung dient der Integration des Schattens und kann mit Hilfe des Mondknotenhoroskops erheblich erleichtert werden. Schon alleine dadurch, dass man akzep tieren kann, dass äussere Umstände das Innere spiegeln, ver ändert sich vieles. Erkennt man sich als das verursachende Ich, dann weiss man um seine schöpferische Potenz, seine innere Macht, sein Leben und sein Schicksal zum Besseren zu wenden. Man wartet dann nicht mehr länger auf Hilfe von aussen, sondern greift zur Selbsthilfe im kreativen Bewusstsein der unablässigen Weiterentwicklung.
Psychologische Methoden Andere psychologische Schulen sprechen von einer Skript analyse, wenn es sich um Prägewirkungen handelt, die im Unbewussten wirken. Allerdings umfasst der Begriff «Skript» nur die eingeprägten Verhaltensstrukturen aus dem Milieu des gegenwärtigen Lebens, nicht aus den ver gangenen. Aber man kann die Prägewirkungen, die sich in den Skriptanalysen nachvollziehen lassen, auch auf das Mondknotenhoroskop ausweiten. Stellen wir uns vor, dass wir in einem früheren Leben ein Leben im Kloster verbracht haben. Der streng geregelte Tagesablauf mit dem Aufstehen am Morgen, dem Beten und den religiösen Riten wurde so oft wiederholt, vielleicht während fünfzig, sechzig oder mehr Jahren, dass man auch hier von einem «Skript» sprechen kann. Ich bevorzuge den Vergleich mit «eingefahrenen Schienen», auf denen sich ein Mensch vielleicht noch immer bewegt. Auch so lassen sich psychologische Zwangsmechanismen, oder esoterisch aus
214
gedrückt «das Karma» des Menschen erklären. Wir fallen immer wieder in diese «alten Verhaltensweisen» zurück, oft ohne es zu merken. Die meisten Menschen gehen davon aus, dass sie nur für jene Handlungen verantwortlich sind, die sie vorsätzlich begangen haben. Sie denken nicht daran, dass sie auch für unbewusste Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden. Aber es kann immer wieder Vorkommen, dass man in Situa tionen gerät, die man nicht gewollt hat und in denen man falsch reagiert. Wo man hinterher nicht sagen kann, warum man so oder so gehandelt, geredet oder agiert hat, und trotz dem die Verantwortung übernehmen muss. Wie oft kom men Impulse aus dem Unbewussten herauf, die uns zu etwas verleiten, was wir eigentlich gar nicht wollten; das nennt man dann psychische Zwangsmechanismen, Regression oder karmische Ursachen.
215
Grenzstein aus dem 14.Jahrh.vor Chr. Skorpion, Mond und Sterne Photo Musée du Louvre
216
2. Reinkarnations-Archetypen
Was sind Archetypen • Rückerinnerungen • Markante Strukturen • Geschichtliche Figuren • Auslöser • Das Vergessen • Die Beratungssituation Reizwörter • Die Archetypen • Abenteurer, Künstler, Seefahrer • Materialist • Kulturstand und Bildung • Machtstrukturen und Aristokratie • Klerikaler Hintergrund • Das Klosterleben •
Was sind Archetypen? Um den Schlüsselbegriff «Reinkarnations-Archetypus» richtig einordnen zu können, sollte man sich die Bedeutung genau ins Gedächtnis zurückrufen. Unter Archetypus versteht man ein Urbild, eine Urform des Seienden, die «zuerst geprägt» wurde. Diese allgemein anerkannte Defi nition verwendet auch die Biologie, wenn sie darunter das «Grundmodell einer Tiergruppe als Rekonstruktion des Bauprinzips einer stammesgeschichtlichen Ausgangs form» versteht. Entsprechendes vertritt die Psychologie (C.G.Jung), wenn sie als Archetyp die Komponente des kollektiven Unbewussten im Menschen versteht, die die ererbte Grundlage der Persönlichkeitsstruktur bildet. Archetypisch bedeutet also: der Urform entsprechend. ln unserem Zusammenhang ist diese Urform im Laufe vie ler Inkarnationen der Seele entstanden. Inkarnation als Menschwerdung eines göttlichen Wesens (Christus nach Joh. 1,14 und Buddha), als Verkörperung der Seele ist ural te religiöse und philosophische Weisheit, sozusagen in einem Wort «eingefangen». Die Überzeugung der Re-Inkarnation, also der Lehre der steten Wieder- Verkör perung der Seele in einem schier endlos erscheinenden Lernprozess, eingebunden in die Menschheitsgeschichte, ist Voraussetzung für das Verständnis der ReinkarnationsArchetypen. Sie sind menschliche Verhaltensmuster, die sich im Ver lauf der Geschichte gebildet haben, abhängig von der jeweiligen kulturellen Entwicklungsstufe, der Religion, ihrer Sprache und ihrer Wertstruktur. Typische Rollen sind so entstanden, die bis heute - u.a. in der Literatur überliefert werden und jedem vertraut scheinen.
218
Einzelne Menschen spüren diese Vertrautheit in unter schiedlicher Stärke, sie wissen nicht nur aus der Vermitt lung durch andere darum, sondern haben ihre ganz eigene, besondere Antenne für diese archetypischen Rollen. Sic tauchen oft ganz plötzlich wie Erinnerungen an frühere Leben auf oder führen uns auf deren Spur. Viele Menschen haben Rückerinnerungen an frühere Inkarnationen, wenn sie beispielsweise in einer Stadt sind, die sie vorher nie gese hen haben und die ihnen trotzdem vertraut vorkommt. In den Tiefen der Seele ruhen die Bilder früherer Leben, bis sie durch sogenannte Auslöser u.U. wieder ins Bewusst sein gelangen. Solche Auslöser können Begegnungen mit Menschen sein, Musikstücke oder Kulturstätten, wie etwa die Pyramide von Gizeh, der Tower von London, Stone henge oder andere historische Figuren.
Rückerinnerungen Manche berichten, dass sie zum Beispiel in Florenz am Arno spazierengingen und sich plötzlich in eine andere Zeit zurückversetzt fühlten. Sie haben den Eindruck, hier schon einmal gelebt zu haben. Ebenso kann es sein, dass man sich von der ägyptischen Pharaonenzeit magisch ange zogen fühlt oder von den Azteken, den Inkas, von der chi nesischen Kultur oder vom Buddhismus. Man weiss ein fach, dass man auch schon damals dabei war. In diesem Sinne kann man sich die Geschichte der Menschheit anschauen, die einzelnen Kulturen am geistigen Auge vor beiziehen lassen und meditativ erspüren, welche davon Erinnerungsbilder auslösen und welche nicht. Die Ver trautheit mit einer Kultur, mit einer Person, die unbe stimmte Ahnung, damit irgendwie zu tun gehabt zu haben, sind die ersten Anzeichen einer echten Rückerinnerung.
219
Markante Strukturen Auch das Mondknotenhoroskop verhilft uns zum Erin nern. Wie bereits gesagt, verschafft es uns Zugang zu tiefe ren Schichten unseres Wesens, wo vergangenes Wissen auf gespeichert ist. Dabei ist zu beachten, dass wir im Mond knotenhoroskop keine einzelnen Lebensläufe mit Formali täten wie Beruf, Rang und Namen und Wohnort finden, sondern nur markante Strukturen, die bestimmte typische Verhaltensweisen aufzeigen und die wir im folgenden «Reinkarnations-Archetypen» nennen. Das heisst, nicht einzelne Leben sind im Mondknotenhoroskop aufgezeigt, sondern tiefliegende Verhaltensmuster, die uns mehrere Leben lang geprägt haben. Hat man zum Beispiel ein Leben von fünfzig Jahren in einem Kloster verbracht, so hat sich daraus eine religiöse Haltung entwickelt, die einen bleibenden Charakterzug darstellt. Wenn jemand fünfzig Jahre lang ein intensives Verlangen nach Gottnähe im täglichen Gebet äusserte, kann man sich vorstellen, dass sich das in die Psyche ein gräbt und eine feste Struktur von Religiosität hinterlässt. Hat jemand ein ganzes Leben lang in Armut zugebracht und um seine Existenz kämpfen müssen, dann hinterlässt ein solches Leben entweder eine ständige Angst, nicht genug zu bekommen, oder einen Charakterzug der Beschei denheit, dass man mit wenigem zufrieden ist und mit har ten Lebensbedingungen fertig wird. Solche festgefügten Charakterzüge und Verhaltensweisen sind wie ein inneres Muster, nach dem wir oft noch heute leben. Sie wirken aus der Vergangenheit in die Gegenwart herein, sind in Fleisch und Blut übergegangen und zeigen neben einer inneren Potenz oder Eigenschaft auch psychi sche Zwangsmechanismen, Unfreiheiten oder «eingefahre
220
ne Schienen» an. In esoterischer Sichtweise stellen sie das Karma eines Menschen dar.
Geschichtliche Figuren Wenn wir davon ausgehen, dass das Mondknotenhoro skop die Summe von Lebenserfahrungen ehemaliger Inkar nationen aufzeigt, stellt sich die Frage, wie wir dieses Wis sen unserem Tagbewusstsein zugänglich machen können. Gibt es spezielle Methoden und Möglichkeiten, das verbor gene Wissen zu aktivieren? Wie gesagt, gibt es im Mondknotenhoroskop (genau wie im Grundhoroskop) keine Biographien, sondern markante Strukturen von archetypischem Charakter. W ir können sie in ihrer Qualität relativ leicht mit Figuren aus der Geschichte in Verbindung bringen. Finden wir beispiels weise im Mondknotenhoroskop eine Machtstruktur (4/10-Verspannung), dann kommt uns gleich ein Caesar oder ein Napoleon in den Sinn. Wenn jemand die Neigung hat, anderen seinen Willen auf zuzwingen, so spricht man ja auch im Volksmund von einem napoleonischen Charakterzug. Setzt sich jemand für andere unter Einsatz seines Lebens ein, weil sie unter drückt oder gedemütigt werden, dann kann man diese Hal tung mit der Rolle eines Robin Hood vergleichen. Wenn jemand ein Ideal mit allen Kräften verteidigt, dafür kämpft, Spott und Verfolgung auf sich nimmt, dann spricht man von einer Kreuzritter-Mentalität (beide Hal tungen finden wir vorwiegend auf der 5/11-Achse). Ist jemand ständig damit beschäftigt, andere zu kritisieren, sie zu verdammen oder zu bestrafen, dann spielt er sich als Richter auf (Planeten, vor allem Saturn im 8. oder 9.
221
Haus). Und wenn er dieses Amt mit Grausamkeit ausübt und andere im Namen Gottes verfolgt, dann vergleicht man diesen Charakterzug mit der Inquisition (3/9-Verspannung). Wenn die Erinnerung an solche historischen Phänomene uns heute zurückschrecken lässt, sollte man sich daran erin nern, auf welchem Bewusstseinsniveau die Mehrheit der Menschen in den entsprechenden Epochen lebte. Viele Taten, die uns jetzt in Grauen versetzen, erschienen den Menschen der damaligen Zeitepoche gerechtfertigt, wenn nicht sogar notwendig. Die Motive könnten wir manch mal heute noch nachvollziehen, wenn wir uns bewusstma chen, auf welchem Informationsstand die Menschheit damals war. Auch wir waren in früheren Existenzen einge bunden in das Kollektivschicksal, wollten vielleicht Gutes und wurden trotzdem Handlanger des Bösen. Wir sollten uns vor vorschneller Be- und Verurteilung hüten, besonders in der Beratersituation. Dies gilt auch dann, wenn von historischen Figuren ein positiver Reiz ausgeht. Manchmal hat dies eine so starke Wirkung, dass sich Leute mit herausragenden Figuren aus der Geschichte identifizieren und fest davon überzeugt sind, selbst Napole on, Kolumbus oder Marie-Antoinette gewesen zu sein. Das ist fast immer Einbildung, oft ein Zwang im Gefolge psychischer Störungen. In Wahrheit haben sie in ihrer Schattenpersönlichkeit Gemeinsamkeiten, z.B. Reaktions weisen oder Motivstrukturen, die diesen geschichtlichen Figuren ähneln.
222
Auslöser Unser Unbewusstes ist angefüllt mit Merkmalanteilen sol cher Archetypen. In psychologischer Interpretation wer den sie auch vielfach Schein- oder Teilpersönlichkeiten genannt. Es ist allgemein bekannt, dass die im Unbewuss ten aufgespeicherten Erfahrungen, Errungenschaften oder Teilpersönlichkeiten durch den richtigen Anreiz geweckt und bewusst gemacht werden können. In der Psychosynthese arbeitet man z.B. mit geführten Imaginationsübun gen, in einer Psychoanalyse u.a. mit der Deutung von Träu men, in der Reinkarnationstherapie mit dem Bilderleben. In einer astrologisch-psychologischen Beratung genügt oft schon ein einzelnes Reizwort, um diesen Bewusstwerdungsprozess einzuleiten. Das Reizwort wirkt als Erinne rungs-Auslöser, wodurch die ins Vergessen versunkenen Erlebnisse wieder geweckt werden.
Das Vergessen Wenn wir noch alle Details unserer früheren Leben wissen würden, gäbe es keinen Raum für eine unbekümmerte Wei terentwicklung. Es hat demnach sicher seinen Sinn, dass wir unsere vergangenen Inkarnationen vergessen haben. Erst von einem gewissen Reifegrad an wird dieses Wissen offenbart. Meistens entscheidet die seelisch-geistige Ent wicklung des Menschen über allfällige Rückerinnerungen, weshalb diese nicht forciert werden sollten. Im Laufe der Evolution hat sich der Vorhang des Vergessens zwischen den einzelnen Leben anscheinend gelüftet. In der heutigen Zeit, in der sich so viele Vorhänge öffnen, können weit mehr Menschen einen Zugang zu früheren Leben und damit zu den verborgenen Schätzen der Vergangenheit fin den. Früher waren es meist nur Eingeweihte, die in dieses
223
verborgene Wissen eingeführt wurden. Interessant ist übri gens, dass auch das Wissen über das Mondknotenhoro skop erst jetzt allgemein bekanntgemacht werden kann. In der Geschichte finden wir viele Belege dafür, dass richti ge Erkenntnisse zur «falschen» Zeit für diejenigen, die sie verbreiten wollten, problematisch waren. Die Skala reicht von Hohngelächter bis zur lebensbedrohlichen Verfol gung und Unterdrückung. Heute hat sich dies in weiten Teilen der Welt geändert. Auf dem Hintergrund eines ver änderten Bewusstseins vieler Menschen kann das Wissen um das Mondknotenhoroskop ganz wesentlich und hilf reich sein.
Die Beratungssituation Je mehr Erfahrung wir im Umgang mit dem Mondknoten horoskop erlangen, desto leichter können wir das richtige Reizwort finden, die archetypischen Qualitäten wahrneh men und sie im Klienten anklingen lassen. Wir werden an seiner Reaktion feststellen, ob bei ihm eine Resonanz her vorgerufen und das Bilderleben angeregt wurde. Hat man das richtige archetypische Reizwort gefunden, so wirkt es wie ein «Sesam öffne dich», es ist gleich einem Zauber wort, das die Tore öffnet und wodurch das Unbewusste «angezapft» werden kann. Dieses Zauberwort gilt es zu fin den, und das bedingt die Fähigkeit des Beraters, anhand des Mondknotenhoroskops Reinkarnations-Archetypen intuitiv zu erfassen und zu beschreiben. Dabei sollten wir sensitiv und unvoreingenommen auf die Reaktion des Klienten achten und uns davor hüten, ihm irgendein Reiz wort, einen Reinkarnations-Archetypen aufzudrängen, nur weil wir glauben, dass es so richtig sei. Durch eine zwingende Manipulation wird die Intuition sofort unter
224
brochen. Ohne Einfühlungsvermögen, ohne intuitives Gespür kommt man nicht an die tiefen Schichten heran. Man sollte die Beratung sofort abbrechen, wenn das geschieht, und sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf nehmen.
Reizwörter In meiner langjährigen Berater- und Lehrtätigkeit habe ich eine Liste von archetypischen Reizwörtern zusammenge stellt, die in Beratungen eine aufschliessende Wirkung zeigten. Ich versuchte sie in ein System zu bringen, das für andere nachvollziehbar ist. Das war bei der Vielzahl von Möglichkeiten gar nicht so einfach. Zunächst ging ich natürlich von den zwölf Häusern aus. (Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch das Kapitel «Die Mondhäuser und ihre archetypische Definition» im ersten Teil dieses Buches). In der Praxis hat cs sich dann gezeigt, dass die Häuserstellungen allein noch nicht zu dem passenden Reizwort fuhren. Wollen wir systematisch archetypische Figuren erfassen, können wir mit den Temperamenten beginnen. Es gibt Er de-, Wasser-, Luft- und Feuer-Archetypen; aber auch die drei Kreuze, Kardinal, Fix und Veränderlich, haben ar chetypischen Charakter. Nach meiner Erfahrung müssen wir in der Arbeit mit dem Mondknotenhoroskop immer verschiedene Elemente kombinieren, um den individuellen Reinkarnations-Archetypus zu finden. Dabei ist es uner lässlich, jeweils die ganze Achsenthematik in Betracht zu ziehen, wie auch das Aspektbild und die unterschiedlichen Häuser im Mondknoten- und im Grundhoroskop. Wie nicht anders zu erwarten, ergibt sich das treffende Reizwort erst dann schlüssig und stimmig, wenn die verschiede
225
nen Deutungselemente den erprobten Regeln gemäss im Zusammenhang gesehen werden. Dies bleibt die eigentliche kreative Leistung des Beraters und Therapeuten, denn nur in vereinzelten Horoskopen führt bereits die Häuserstellung zum richtigen Ergebnis. In der nachfolgenden Beschreibung der ReinkarnationsArchetypen versuche ich, so viel wie möglich aus meinen Erfahrungen mitzuteilen. Es bleibt jedem überlassen, diese Liste selber weiterzuführen.
Ouroboros als Symbol des Aeon Horapollo, Selecta Hieroglyphica (1597)
226
Die Archetypen Abenteurer, Künstler, Seefahrer Feuerhäuser 1, 5, 9 Achse 5/11 Bei diesen Archetypen kommen zuallererst die Feuerhäu ser in Betracht. Im ersten Haus ist man der Held, der alle Gefahren und Kämpfe siegreich besteht, im fünften Haus sind wir Abenteurer, die vor nichts zurückschrecken, wagemutig alles auf eine Karte setzen. Im neunten Haus streben wir nach fernen Horizonten, um neues Terrain zu erforschen. Dabei ist die Achse 5/11 wieder am stärksten von archetypi schem Charakter, weil alle fixen Achsen den ältesten Kul turwert haben. Das fünfte Haus wurde schon immer dem Spieler, dem Abenteurer, dem Risikofreudigen zugeord net, das neunte Haus den grossen Reisen, den Weiten des Meeres, dem Auffinden neuer Länder. Planeten im fünften Mondhaus deuten sehr oft auf verborgene schöpferische Fähigkeiten hin, auf den Künstler, der sich mit Liebe sei nem Werk hingibt und voll darin aufgeht. Spontan denken wir bei einem stark besetzten fünften Haus im Mondkno tenhoroskop gleich an ein ausschweifendes Leben, an Liebe und Sexualität; wir denken ans Kinderkriegen, an Ehebrecher, an Huren und Mätressen, aber auch an Kinds mord und Liebesleid. Tatsächlich stellt das fünfte Haus eine grosse Spielwiese dar, auf der viele emotionelle We sensäusserungen zum Zuge kommen. Vom Blauäugigen, der in kindlicher Weise an die Liebe, an das Gute im Men schen glaubt, bis hin zum Spieler, der ein freies Leben füh ren und keine Pflichten übernehmen will. Aber auch Abar ten des sexuellen Lebens finden sich hier. Auf der einen
227
Seite besitzergreifende Liebe mit strikter Abgrenzung der Intimsphäre, glühender Eifersucht und Ausschaltung von Nebenbuhlern. Auf der anderen Seite ein schamvolles Sich-Verstecken, das Mauerblümchen, das sitzengelassen wurde, und daneben all die seltsamen Verhaltensweisen wie Fetischismus, Exhibitionismus, Voyeurismus, sowie Obszönität, Orgien, Eifersuchtsdelikte etc. Eine Sonne im fünften Mondhaus strahlt immer noch im alten Glanz. Man spürt bei diesen Menschen einen gewis sen Sex-Appeal, sie machen einen faszinierenden Eindruck und bewegen sich mit Charme durchs Leben. Mit einer Sonne in diesem Mondhaus gewinnt man leicht Sympa thien, man wirft sich mit Unternehmungsfreude, Begeiste rung und Mut in neue Abenteuer. Man überlegt nicht lan ge, nimmt Risiken auf sich und probiert alles aus. Starke Erlebnisse wirken wie ein Lebenselixier und aktivieren die schöpferischen Kräfte. Das Leben wird genossen, alles wird erkundet, sei es im Eros oder auf regelrechten For schungsreisen. In irgendeiner Weise sollten sich diese Men schen auch heute noch schöpferisch betätigen können, sonst wendet sich die Erlebnisdynamik nach innen, was ein engend wirkt oder sogar neurotische Zustände hervorruft. Als archetypische Figuren tauchen manchmal, in Kombina tion mit den Häusern zwölf und neun, neben dem Abenteu rer, dem Künstler und Liebhaber auch der Seefahrer, der Pirat, der Freibeuter in der Rückerinnerung auf. Man erleb te möglicherweise in früheren Leben diese Qualitäten auf Seereisen. Auch die Freiheiten und gleichzeitig eifersüchti gen Riten des fahrenden Volkes, der Zigeuner, sind in den Häusern fünf und neun zu erkennen. Solche Archetypen ergeben sich nur aus der Kombination, sie stecken nicht einfach in einem einzelnen Mondhaus.
228
Archetypische Reizwörter für Abenteurer, Künstler: Der Liebhaber, der Künstler, der Seefahrer, der Aben teurer, die Hure, die Prostituierte, die Mätresse, der Frei beuter, der Pirat, der Zigeuner, der ewige Wanderer, das Nomadenleben, Gilgamesch-Syndrom.
Alchimistisches Symbol, Annulus Platonis (Siegel Salomons), Kupferstich, 1723
229
Materialist Erdhäuser 2, 6, 10 Achse 2/8 Selbstverständlich haben alle Erdhäuser mit der materiel len Lebensbewältigung zu tun. Die verhärteten Materiali sten vermutet man im fixen zweiten Haus, diejenigen, die mit Geld Macht ausüben, im zehnten, während es im sech sten Haus Existenzängste sind, die zu Materialismus verlei ten können. Die Achse 2/8 symbolisiert den uralten Archetypus, der das Besitzverhalten der Menschen schon seit der Steinzeit bestimmt. Alle notwendigen Massnahmen zur Verteidi gung des Besitzes einzelner Menschen und ganzer Volks stämme wurden im Laufe von Jahrtausenden entwickelt. Hier finden wir Kriege um Lebensraum und Ressourcen, Streit um Besitztümer und Substanz. Hat man zu wenig, wird es anderen weggenommen. Ist die 2/8-Achse durch eine Opposition im Mondknoten horoskop besetzt, dann ist diese Thematik ein eingefleisch tes Verhaltensmuster. Man reagiert sofort mit Gegenmass nahmen, wenn man Gefahr läuft, etwas zu verlieren. Bei vielen hat diese Achse geradezu determinierenden Charak ter und weist psychologische Zwangsmechanismen auf, die gründlich untersucht werden sollten. Hier ist eine tiefe Angst verwurzelt, dass man zu kurz kommen könnte und nicht genug zum Leben hat, oft ein krankhaftes paranoides Verhalten, wenn es um Besitzangelegenheiten geht. Viel leicht hat man tatsächlich in einem früheren Leben Not gelitten und deshalb diese Achse so stark entwickelt. Sol che Menschen tun kaum etwas freiwillig, sie rechnen immer mit einem Profit, den sie meistens auch bekommen,
230
sie vergleichen sich mit anderen und wehren sich ener gisch, wenn andere mehr erhalten. Bei Erbschaftsteilungen zum Beispiel wachen sie eifersüchtig darüber, dass kein anderer den grössten Anteil bekommt. Es gibt eine Viel zahl verschiedener Verhaltensweisen auf dieser Besitzach se, nicht umsonst ist hier vielleicht der älteste Archetypus der Menschheit angesiedelt. Mit Sicherheit kann man bei dieser Opposition im Mond knotenhoroskop davon ausgehen, dass dieser Mensch mög lichst viel von allen irdischen Gütern besitzen will, um das Leben zu geniessen und abzusichern. Wegen der oben beschriebenen Angst will er alles für sich behalten und nichts hergeben. Das Besitzverhalten ist bestimmend, eben so das Ansammeln von Reichtümern. Sicherlich wurde in vielen Leben das Hauptaugenmerk auf die Entwicklung ökonomischer Fähigkeiten gerichtet. Deshalb stehen ihm diese Fähigkeiten jetzt zur Verfügung. Fast immer ist ein Know-how vorhanden, wie man zu Geld kommt. Eine Sonne im zweiten Mondknotenhaus vermittelt eine unbe wusste Überzeugung, dass man immer genug haben wird. Solche Menschen machen sich ums liebe Geld wenig Sor gen, sie wissen ja, wie man es erlangen kann. Eine Sonne im Mondknotenhoroskop zeigt eben an, wo man schon Autonomie besitzt. Natürlich kann eine 2/8-Opposition im Mondknotenhoro skop auch das Symbol von Besitzdelikten sein oder von Eroberungsfeldzügen, Plünderungen und Zerstörungen fremden Eigentums. Es gab ja genügend Kriege und Feld züge in der Vergangenheit, wo man dabeigewesen sein konnte. Bei Stellungen im zweiten und achten Haus kön nen wir auf die Fähigkeit des Soldaten, den Gegner geschickt zu besiegen, wie auch auf das strategische Kön nen eines Generals schliessen. Hier ist der Soldat, der für
231
einen König ins Feld zog, eine echte archetypische Figur. Das Soldatentum findet man aber auch auf der 6/12-Achse und bei Marsstellungen in den Häusern acht bis elf. Vom archetypischen Standpunkt aus nennen wir die Achse 2/8 auch «Mafia-Achse», wenn Erpressung, Bedrohung und Bestrafung an der Tagesordnung sind. Auf dieser Stufe ist das Gesetz «Aug um Aug, Zahn um Zahn» gültig, das Heimzahlen, die Revanche, die Vergeltung. Auch die Raubritter-Mentalität gehört hierher. Je nach Kultur war es eine Art Sport, jemandem das wegzunehmen, was man sich gerade aneignen wollte. Erst im Laufe der Jahrhunder te haben sich die Gesetze entwickelt, die den Besitz der Menschen schützen sollten.
Archetypische Reizwörter für Materialismus: Finanzmacht, der Reiche, der Grossgrundbesitzer, Ban kier, Händler, Kapitalist, Eroberungsfeldzüge, Raubritter, Diebe, Kriege, der Soldat, der General, Mafia, Profit und Gewinn, Armut, Geiz, Angst vor Hunger, dem Tod, Ver lust, Rückschlägen, Krieg und Zerstörung.
232
Kulturstand und Bildung Lufthäuser 3, 7, 11 vorwiegend Achse 3/9 An intelligenter kultureller Entwicklung sind die Lufthäu ser massgeblich beteiligt. Meistens ist im dritten Haus angezeigt, wieviel Bildung wir genossen haben, und im elften Haus, wie hoch wir uns selbst einschätzen. Im sieb ten Haus brauchen wir den Partner, um unser Kulturbe wusstsein zu steigern und uns als wertvoll zu empfinden. Die Gewissheit, intelligent zu sein und über das nötige Wissen zu verfügen, zeigt sich meistens in einer Stellung von Hauptplaneten im dritten Haus des Mondknotenhoro skops. Mit der Sonne weiss man genau, wie Wissen erwor ben werden kann. Viele haben einen guten Instinkt für Gelegenheiten, für die richtigen Bücher, die richtigen Leh rer; sie erlangen auch in diesem Leben mit Leichtigkeit das Wissen, das sie brauchen und verwerten können. Andere mit Hauptplaneten in diesem Feld beteiligen sich aktiv am kulturellen Leben, sie sind häufig als Lehrer oder Schriftsteller tätig gewesen. Sie besitzen die Fähig keit, sich Gehör zu verschaffen, sind sprachlich und rhetorisch begabt. Oft findet man im Grundhoroskop kei nen Planeten im dritten Haus und trotzdem sind diese Fähigkeiten vorhanden. Erst das Mondknotenhoroskop deckt den Zusammenhang mit früheren Errungenschaften auf. Ferner sind im Mondknotenhoroskop auch Bildungskom plexe zu erkennen. Eine Opposition auf der Denkachse 3/9 zeigt fast immer eine Eingleisigkeit im Denken an oder eine Denkhemmung, die komplexhaften Charakter annehmen kann. Dann wirkt sich das als eine quälende
233
Angst aus, zu versagen, dumm dazustehen und im gegebe nen Moment nichts zu wissen. Je nach Planeten im dritten Mondhaus sind Prüfungsängste angezeigt, von denen man im Grundhoroskop nichts findet. Es kann sein, dass man auf diese Thematik erst aufmerksam wird, wenn man sie im Mondknotenhoroskop entdeckt. Der Betreffende weiss aber, dass er sehr empfindlich ist, wenn er als unin telligent gilt. Er kommt sich vielfach in Sachen Bildung minderwertig vor, ohne dies allerdings zuzugeben. Da sich im Mondknotenhoroskop alles umdreht, gewissermassen eine 180-Grad-Wendung nimmt (siehe auch «Spie gelsphäre» im vorherigen Kapitel), kann beispielsweise ein aspektloser Merkur im dritten Haus auf Analphabetentum hindeuten, weil vielleicht keine Bildungsmöglichkeiten vorhanden waren. Er kann aber auch das genaue Gegenteil bedeuten. Merkur kann losgelöst in seiner reinsten Form auftreten und einen gerissenen, witzigen Geist schenken, der überall mitredet, sich um keine Bewertung kümmert, immer mit dabei ist und stets etwas zu sagen weiss, ande ren damit aber auf die Nerven geht. Das elfte Haus ist eine «aristokratische Ecke» im Mondkno tenhoroskop. Mit den Hauptplaneten in diesem Haus gehörten wir meistens zur Oberschicht, wir waren hochge bildet, eventuell verbildet oder eingebildet. Das zeigt sich oft noch als ein Dünkel, der einen auf die Ungebildeten hochnäsig herabsehen lässt. (Gräfin-Allüren, Starallüren, Salonlöwe). Hat man jetzt im Grundhoroskop nichts mehr im elften Haus, aber dafür im dritten, dann sollte man sich um wirkliches Wissen bemühen, man hat es nicht mehr in die Wiege gelegt bekommen. Man kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass man hochgeachtet ist, nur weil man in eine gebildete, aristokratische Familie hineingeboren wurde. Um diese Lektion zu lernen, kommt es manchmal
234
vor, dass man ausgelacht wird, weil man nichts weiss oder in der Schule sitzenbleibt. Finden wir im Mondknotenhoroskop im siebten Haus eine Ansammlung von Planeten, besteht fast immer eine beson dere Begabung in Partnerschaftsangelegenheiten. Man kann sogar von einem Partnerschafts-Spezialisten spre chen, weil man gelernt hat, in enger Gemeinschaft zu leben, in vielen Leben wurde das Know-how errungen. Hochintelligent geht man an dieses Thema heran, man weiss genau, wie man einen Partner einfangen kann, wie man sich verhalten muss, um den/die Richtige zu finden. Ändert sich das Thema im Grundhoroskop vielleicht von der Du- auf die Ich-Seite, dann wollen diese Menschen nichts mehr von Ehestand und Partnerschaften wissen. Sie haben genug davon, weil sie es schon tausendmal erlebt haben, weshalb sie alles daransetzen, ihre persönliche Frei heit zu behalten.
Archetypische Reizwörter für Kulturstand und Bil dung: Universität, Schulklasse, der Gelehrte, Professor, Kultur papst, der Überhebliche, der Snob, der Dozent, Lehrer, Gemeindeschreiber, Schriftsteller, der Poet, der Schriften maler, der Gescheite oder Dumme, der Nichtwisser, der Alleswisser, der ewige Student, der Ehestand.
235
Machtstrukturen und Aristokratie Häuser 8, 9, 10 und 11 vorwiegend Achse 4/10 und 5/11 Hauptplaneten im oberen Bereich des Mondknotenhoro skops lassen fast immer auf eine Persönlichkeit schliessen, die Macht ausüben konnte. Im achten Haus durch ein Rich teramt, im neunten Haus durch das eigene Wissen, im zehn ten Haus durch eine hohe Stellung, im elften Haus durch einen aristokratischen Status. Machtstrukturen gehören im Prinzip zum kardinalen Kreuz, wirken sich aber vorwiegend auf der senkrechten Achse aus. Im Mondknotenhoroskop sind sie im zehnten Haus und in der Opposition 4/10 sichtbar. Menschen mit einer 4/10-Verspannung im Mondknotenhoroskop reagie ren oft allergisch auf Machtstrukturen, weil sie das eigene Machtstreben verdrängen. Sie können es nicht ertragen, herumkommandiert zu werden. Viele wissen oder ahnen, dass sie in früheren Leben Macht negativ angewandt haben und möglicherweise selbst daran zugrunde gegangen sind. Jetzt wollen sie nichts mehr davon wissen. Aber gerade deswegen geraten sie oftmals in abhängige Situationen, wo sie das tun müssen, was andere von ihnen verlangen, wor unter sie dann leiden. Wenn sie mit Hilfe des Mondknoten horoskops erkennen, dass sie ihr eigenes Verlangen nach Macht verdrängen und es jetzt in neuer Weise innerlich akzeptieren und integrieren sollen, können sie langsam ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und sich von äusseren Zwängen befreien. Auch das elfte Haus hat im Mondknotenhoroskop eine machtvolle Potenz. Es hat fast immer mit einer aristokrati schen Herkunft zu tun, mit der Zugehörigkeit zu einer her
236
ausragenden Machtgruppe. Mit der Sonne darin gehörte man wahrscheinlich zu der obersten Gesellschaftsschicht oder zu einem einflussreichen Hofstaat, zu einem Orden oder einer Bruderschaft. Vielen sieht man heute noch die Gräfin oder den Baron an. Sie identifizieren sich mit sol chen Rollen, und wenn die Sonne jetzt im unteren Bereich des Grundhoroskops steht, fühlen sie sich meistens ver kannt, als Aschenbrödel oder als gestürzte Regenten. Dar aus entsteht leicht so etwas wie das sogenannte Prinzessinnen-Syndrom, weil sie oft so tun, als ob sie noch immer auf einem Thron sitzen würden. Aber nach dem Entwicklungs gesetz muss man alle Rollen des Lebens lernen - einmal ist man oben, dann wieder unten.
Archetypische Reizwörter für Machtstrukturen und Aristokratie: Der Diktator, der König, das Militär, der Autokrat, der Ritter, der Baron, der Salonlöwe, das Prinzessinnen-Syndrom (vielfach bei Mond im elften Haus), der gestürzte König oder Königin (wenn im Grundhoroskop die Haupt planeten in den unteren Raum des Horoskopes fallen); die Kreuzrittermentalität bei einer Opposition auf der 5/11-Achse, oder wenn geistige Planeten anzeigen, dass man sein Leben für eine Idee einsetzte.
237
Klerikaler Hintergrund Wasserhäuser 4, 8, 12 11. und 9. Haus, Opposition 3/9 Da die Entwicklung der westlichen Welt in den letzten zweitausend Jahren stark von der Kirche bestimmt war, treten bei Rückschauerlebnissen häufig kirchliche Rollen auf. Man kann sich dann relativ leicht mit der Figur eines Pfarrers, eines Priesters, Kardinals oder Bischofs identifi zieren. Bei diesen archetypischen Charakteristiken sind die Häuser neun und elf von Bedeutung. Kommt eine Opposi tion auf der Denkachse dazu, dann ist eine Mitwirkung bei der Inquisition zu vermuten. Wahrscheinlich hat man im Namen Gottes oder irgendeiner Macht (Staat, König oder Priestertum) Menschen zum Tode verurteilt, das Strafge richt Gottes vertreten, Hexen verbrannt. Zu diesen The men gehört natürlich neben der Drei/Neun-Opposition meistens auch noch eine Elft- und Achthausbesetzung. Im elften Haus sind die verhärteten dogmatischen Gedanken formen sichtbar, der Fanatismus, die kompromisslose Hal tung, im achten Haus der Richterstuhl, der Vertreter der Gesetze. Das persönliche Karma wird durch das Gesetz von Ursa che und Wirkung bestimmt; das bewirkt im Mondknoten horoskop, wo das Karma aufgezeichnet ist, immer auch einen Umkehreffekt. Das heisst, wenn wir ein Richteramt missbrauchten, wurden wir mit Sicherheit auch selbst ver folgt und verurteilt. Man hat also sowohl das eine wie auch das andere erlebt. Bei den Inkarnations-Archetypen war man sowohl der Richter als auch der Verurteilte, der Täter und das Opfer, der Dieb und der Bestohlene, der Ehebre cher und der Betrogene.
238
Mit einem der drei Hauptplaneten im neunten Mondhaus hat man sich sicherlich mit Religionsfragen auseinanderge setzt, gewiss auch mit Philosophie, wobei oft die griechi schen Tempel als Hintergrund auftauchen, manchmal auch Tempeltänzerinnen. Die Sonne in diesem Haus ist immer ein Zeichen für ein selbständiges Denken, man sucht einen übergeordneten Standpunkt und eine philosophische Ant wort auf das Leben. Steht dann noch Jupiter am MC, ist eine priesterliche Funktion naheliegend. In irgendeiner Weise war man ein Wohltäter, kümmerte sich um das Volk im vierten Haus. Neptun und Jupiter gleichzeitig in die sem Bereich des Mondknotenhoroskops sind oft ein Anzei chen für einen Bischof, aber auch für einen Missionar. Man hat sich für andere eingesetzt, hat ihnen das Wort Gottes verkündet, hat Menschen gesegnet und ihnen das Heil brin gen wollen. Viele sehnen sich zeit ihres Lebens wieder nach einer solchen Rolle. Vielfach sieht man diesen Leuten den Pfarrer noch an, auch wenn sie im Grundhoroskop gar nichts im neunten Haus haben. Mit ein wenig Phantasie kann man sie sich mit einem Kardinalshut auf dem Kopf oder einem Bischofsstab in der Hand vorstellen. Mit Saturn im elften Mondknotenhaus wurden meistens kirchliche Dogmen oder politische Prinzipien mit allen Mitteln vertreten. Solch ein Mensch wird immer noch dar auf aus sein, dass seine Befehle befolgt, seine Forderungen erfüllt werden. Diese Saturnstellung lässt auch auf die Rolle einer Äbtissin schliessen, die ihre Novizinnen im Namen der Kirche bestrafen konnte, wenn sie gesündigt hatten. Im gegenwärtigen Leben ist das nicht mehr mög lich. Man merkt bald, dass diese Hausstellung in der Gegenwart nicht mehr wirksam ist, sie gehört der Vergan genheit an, heutige Menschen reagieren nicht mehr auf Strafandrohungen dieser Art. Jetzt muss man beachten, in welchem Haus des Grundhoroskopes der Saturn steht,
239
womit angezeigt ist, was man dazulernen muss. Diesen Veränderungswert beschreiben wir im Kapitel «Häuserver schiebung».
Archetypische Reizwörter für den klerikalen Bereich: Mutter Kirche, Religion, Glaube, Dogma, Priesterschaft, Tempeltänzerin, Ordensbruder, Kardinalshut, Bischofs stab, Missionar, der Papst, der Abt, die Äbtissin, Inquisi tion, Ketzerei, Hexenverbrennung, Schuld und Sühne, Bestrafung.
Hermesstab nach einer Zeichnung Hans Holbeins d. ].
240
Klosterleben Die Wasserhäuser 4, 8, 12 11. und 9. Haus, Achse 6/12 Wenn wir im Mondknotenhoroskop im zwölften Haus Pla neten vorfinden, können wir mit Sicherheit annehmen, dass der Betreffende einige Leben in der Abgeschlossenheit oder Isolation zugebracht hat. Das zeigt sich meistens darin, dass er auch in diesem Leben ohne weiteres allein sein kann, ja sogar ein inneres Bedürfnis verspürt, sich zuweilen in die Einsamkeit zurückzuziehen. Mit den Hauptplaneten dort hat er sicherlich ein oder mehrere Leben im Kloster oder in der Abgeschiedenheit eines Bauernhofes oder gar eines Gefängnisses verbracht. Hier kommt es auf die Kombina tion mit den anderen Häusern an. Bei der 6/12-Achse ist es auch oft ein kärgliches Leben gewesen, vielleicht hat man seine physische Existenz nicht wichtig genommen, hat die Verantwortung an die Mutter Kirche delegiert, vor allem mit einer Saturn-Stellung im zwölften oder sechsten Mondhaus. Bei den RückschauErlebnissen muss man dann auch unterscheiden zwischen einem katholischen Kloster, einem Lama-Kloster oder einer anderen abgeschlossenen Behausung. Bei mehreren Planeten im zwölften Haus - vor allem auch mit Neptun - schliesst man eher auf eine christlich-mysti sche Lebensabgewandtheit, verbunden mit dem Zölibat. Bei Uranus und Pluto eher auf ein buddhistisches Kloster, wobei auf letzteres noch Planeten im elften Haus hinweisen können. Mit einer Elfthaus-Saturnstellung war das Klosterleben meistens auch mit einer Machtstellung ver bunden - man denkt an einen Abt oder Äbtissin. Im harten Klausur-Fall, wo jemand in der totalen Abgeschiedenheit
241
eines strengen Ordens sein Leben mit Beten verbracht hat, wirkt auch das fünfte und achte Haus mit Selbstbestra fungsmechanismen herein. Auf der 6/12-Achse in den Mondknotenhäusern erleben wir auch das Helfersyndrom. Kommt noch eine Neptun stellung im zweiten Haus dazu, kann man von einem «Franziskus-Syndrom» sprechen. Es macht solchen Men schen wenig aus, wie jener das letzte Hemd zu verschen ken und auf alles zu verzichten; sie leben sehr bescheiden, teilen das, was sie haben, mit anderen, obwohl diese viel leicht mehr besitzen als sie selbst. Das Hauptmerkmal eines Fehlverhaltcns aus der Vergangenheit ist, dass z.B. Opfer sinnlos und unnötig sind und meistens niemandem wirklich nützen. Man muss bedenken, dass die Mondhäuser in der jetzigen Zeit nicht mehr existieren, sie gehören der Ver gangenheit an und sind demnach illusorisch. Dann gibt es auch noch das Helfer- und Märtyrer-Syn drom auf dieser Achse. Menschen mit 6/12-Verspannungen im Mondknotenhoroskop und mit entsprechenden Planeten oder Anlagen in den fixen Häusern acht und elf sind stets bereit, Opfer auf sich zu nehmen. Sie möchten alles Unangenehme, alles Leid der Welt auf ihre Schultern bürden, sie nehmen Lasten und Beschwerden auf sich, die gar nicht notwendig wären. Diese Haltung kann auch mit einer 2/8-Verspannung einhergehen, nur ist dann die Motivation etwas anders. Auf dieser fixen Achse nimmt man weitgehende Opfer und Verzicht auf sich, um sich dadurch einen Platz im Himmel zu sichern.
Archetypische Reizwörter für Klosterleben: Mönch, Nonne, der Abt, die Äbtissin, die Novizin, der Religiöse, Klausur, Alleinsein, Isolation, Franziskus-Syndrom, Helfer-Syndrom, der Märtyrer, der Asket.
242
3. Anwendungsregeln
Deutungselemente • Häuserverschiebung • Das Aspektbild • Senkrecht/WaagrechtVerschiebung • Horoskopbeispiel Stephan • Planetenverschiebung • Horoskopbeispiel Maria • Sonne-Mond-Verschiebung • Planeten im gleichen Haus • Dreidimensionalität • Horoskopbeispiel Nora • Weitere Deutungsregeln • Losgelöste Planeten im MKH • Teilpersönlichkeiten • Oppositionen • Gleiche Achse • Machtstrukturen • Mondknoten-Alterspunkt • Kreuzungspunkte Kl und K2 • Horoskopbeispiel Susanne • Die Kreuzungsachse • Alterspunkt-Opposition •
243
Deutungselemente Wie bereits im ersten Teil dieses Buches ausführlich beschrieben, können wir im Mondknotenhoroskop alle bekannten Deutungsregeln anwenden, die Schichtung ist die gleiche wie im Grundhoroskop. Wir haben das Zen trum in der Mitte als das unvergängliche Selbst, die Seele. Um das Zentrum herum entsteht das Aspektbild in einer geometrischen Figur, dann kommen die Planeten in den Tierkreiszeichen und in den Häusern. Bei der Aufschlüsse lung des Aspektbildes können wir nach den ersten fünf Punkten der Deutungsregeln vorgehen, die an unserer Schule gelehrt werden. Wir betrachten die Lagerung des Aspektbildes im Häusersystem, die Dynamik, Kohärenz und Farbigkeit der Aspekte sowie die Aspektführung senk recht/waagrecht. Im nächsten Deutungsschritt schlüsseln wir die drei Persönlichkeitsplaneten Sonne, Mond und Saturn gründlich auf; es ist ja unsere Persönlichkeit, die sich weiterentwickeln will. Neu zu den bekannten Regeln hinzu kommt der Vergleich mit dem Grundhoroskop, der zuerst von der Häuserver schiebung ausgeht, dann vom Aspektbild und von den Per sönlichkeitsplaneten. Lediglich die Talpunkte sind etwas anders gelagert, weil es sich beim Mondknotenhoroskop um 30-Grad-Häuser handelt. Es hat sich aber gezeigt, dass die spitzenscharfen Planeten im Mondknotenhoroskop immer noch in die Gegenwart hereinwirken, während die im mittleren Bereich eines Hauses stehenden, also in Tal punktnähe, verschwunden zu sein scheinen. Aber auch hier hängt es weitgehend davon ab, welchen Entwicklungs stand und welche Reife der betreffende Mensch erlangt hat.
244
Häuserverschiebung Die Verschiebung, die sich sowohl im Vergleich des Aspektbildes wie auch in der Häuserstellung im Mondkno ten- und im Grundhoroskop ergibt, ist eines der wichtig sten Deutungselemente, um die Entwicklungsdynamik eines Menschen herauszufinden. Wenn wir davon ausge hen, dass jeder Mensch sich immer wieder verkörpert, um eine Abrundung seines Wesens und seines Charakters zu erreichen, so muss er in jeder Inkarnation etwas Neues dazulernen, etwas, was ihn in seiner Entwicklung weiter bringt. So betrachtet, ist sein ganzes Leben ein Lernpro zess, alles, was mit ihm geschieht, dient der Entfaltung sei nes seelisch-geistigen Potentials. Wie vorher erwähnt, wird dieser Entwicklungsprozess, das Wachsen und Rei fen zu einem vollkommenen Menschen, durch das Aus gleichsprinzip reguliert, das der ganzen Evolution zugrun de liegt. Auf unser kleines Leben angewandt, könnte es mit folgenden Worten in eine einfache Formel gebracht werden:
- Was wir in einem früheren Leben stark entwickelt haben, wird reduziert, und was wir vernachlässigt haben, wird aktiviert.
Das Aspektbild In der Astrologischen Psychologie können wir diese Ent wicklungsdynamik mit verschiedenen Methoden erfassen. Neben der dynamischen Auszählung gibt uns der Aspekt bildvergleich der zwei Horoskope (Mondknoten- und Grundhoroskop) einen Einblick in dieses Thema. Wenn wir beide Horoskope vergleichen, sehen wir sofort, inwie weit sich das Aspektbild im Häusersystem verschoben hat.
245
Wir können mit einem Blick erkennen, wo der Schwer punkt des Aspektbildes gelegen hat und wo er jetzt im Grundhoroskop liegt. Um die Verlagerung festzustellen, schauen wir die einfache Einteilung der oberen und unte ren Hälfte des Horoskopes, wie auch der linken und rech ten Hälfte an. Wie bekannt, ist die linke Hälfte des Horo skops die Ich-Seite und die rechte Hälfte die Du-Seite, die untere Hälfte das Unbewusste, die obere das Bewusste, wobei der Bereich über dem Horizont u.a. individuelle Freiheiten anzeigt und der untere Abhängigkeiten vom Kollektiv. Der obere Bereich ist mehr dem Denken, der untere mehr den Taten zugewandt. In diesem Zusammen hang ist auch die Quadrantenlehre zu beachten, die uns bei der Beurteilung der Häuserverschiebung den entsprechen den Themenkreis vermittelt, wie Sie aus der nachfolgen den Zeichnung ersehen können. Die Quadranten
246
Senkrecht/Waagrecht-Verschiebung Ebenso wichtig wie der Schwerpunkt des Aspektbildes im Raum des Horoskops ist die Linienführung des Aspektbil des. Laufen die meisten Aspekte im Horoskop senkrecht, von unten nach oben, bzw. umgekehrt, so spricht man bei der Deutung von einem Individualstreben. Dieser Mensch muss sich ganz individuell verwirklichen, vorwiegend indem er sich einen Beruf sucht, der für ihn eine wahre Berufung bedeutet. Laufen die meisten Aspekte waag recht, d.h. von links nach rechts bzw. umgekehrt, so spricht man von einem Bewusstsein, das sich in der IchDu-Beziehung verwirklichen will. Interessant wird es, wenn wir die beiden Horoskope, Grund- und Mondknotenhoroskop, von diesem Stand punkt aus untersuchen. Ändert sich die Linienführung der Aspekte grundlegend, beispielsweise von waagrecht zu senkrecht, so wird im gegenwärtigen Leben eine grundle gende Wandlung des Bewusstseins verlangt: Dieser Mensch muss sich von Du-Abhängigkeiten befreien. Seine Tendenz, in Begegnungen mit anderen Menschen aufzuge hen, wird durch das jetzige Leben zugunsten einer eigen ständigen Haltung überwunden. Meistens geschieht dies automatisch, sein Streben wird dahin gerichtet sein, zu einem Individuum heranzureifen, das fähig ist, selbst zu entscheiden und eigenständig zu handeln. Wenn einem senkrecht angelegten Mondknotenhoroskop ein waagrechtes Grundhoroskop gegenübersteht, so ist es umgekehrt. Jetzt gilt es, seinen individuellen, vielleicht prononcierten Ich-Standpunkt zu relativieren und sich mehr um andere zu kümmern. Der Betreffende sollte bereit sein, sich mit einem oder mehreren Menschen, mit der Arbeits- oder der familiären Umwelt gültig zu verbin-
247
den. Im folgenden Horoskopbeispiel können wir an der Linienführung des Aspektbildes deutlich sehen, dass im Mondknotenhoroskop eine stark individuelle Ausrich tung vorhanden war und im Grundhoroskop die gleichen Aspekte auf der Ich-Du-Ebene, also horizontal, zu liegen kommen. Hier geht es um den oben beschriebenen Ent wicklungsschritt.
Horoskopbeispiel Stephan 11.3.1930, 7.00
MKH
248
GH
Planetenverschiebung Bei der Häuserverschiebung können wir jeden einzelnen Planeten untersuchen. Wir schauen, in welchem Haus er im Mondknotenhoroskop gestanden und in welches Haus im Grundhoroskop er sich jetzt verlagert hat. Man kann sich die Frage stellen: «Mache ich da mit, weil es meine eige ne Entwicklungsdynamik ist, oder widersetze ich mich und glaube, ich schaffe das nicht?» Dabei sind die Haupt planeten besonders zu beachten, weil diese Veränderungen in der Persönlichkeitsentfaltung betreffen. Wir werden spä ter noch näher darauf eingehen. Wenn im Mondknotenhoroskop die Sonne beispielsweise am Deszendenten gestanden hat und nun im Grundhoro skop am Aszendenten steht, so muss dieser Mensch von sei ner Du-Abhängigkeit frei werden und ein Ich-Mensch wer den. Wenn eine Sonne vom oberen Bereich in den unteren «fallt», dann kann er seine Individualität nicht mehr unge hindert ausleben, sondern muss lernen, sich im Kollektiv zu bewegen und seine Verpflichtungen und Abhängigkei ten ernst zu nehmen. Es liegt auf der Hand, dass eine Verschiebung von einer Seite zur anderen viel schwieriger zu bewältigen ist als eine, die nur von einem Haus zum nächstfolgenden geht. Man kann sich auch denken, dass eine so krasse Umpolung nicht in einem einzigen Leben möglich ist, sondern dass dafür mehrere Leben benötigt werden. Man braucht also nicht zu verzweifeln, wenn man sich in seinem Horoskop mit einer grossen Veränderung konfrontiert sieht. Ver schiebungen des ganzen Aspektbildes von einer Seite auf die andere kommen allerdings selten vor.
249
Horoskopbeispiel Maria 14.11.1947, 07.20
MKH
GH
Sonne - Mond - Verschiebung In diesem Horoskopbeispiel können wir sofort sehen, sich im Mondknotenhoroskop der Schwerpunkt Aspektbildes mit Sonneund Mondstellung auf Du-Seite befindet, während er im Grundhoroskop auf Ich-Seite gelangt ist.
dass des der die
Es ist offensichtlich, dass Maria in früheren Leben intensi ve Du-Beziehungen gelebt hat. Die Sonne am Du-Punkt im Mondknotenhoroskop ist immer ein Zeichen dafür, dass dieser Mensch alles um einer Partnerschaft willen getan hat. In mehreren Leben war es sicher das wichtigste Lebensmotiv, einen Partner zu finden, sich um andere zu kümmern, die eigene Entwicklung hintenanzustellen. Sie hat sich in der Partnerschaft abgesichert, die Ehe als gesell schaftliche Aufwertung der eigenen Person gesehen sowie
250
als Masstab der eigenen Machtbefugnisse, mit Saturn am MC wahrscheinlich auch als Mutter. Sicher wurde man ches Leben dieser Hinwendung an das Du gewidmet, bis Maria alle möglichen Erfahrungen damit gemacht und hierin eine gewisse Perfektion erreicht hat. Menschen mit Sonne im siebten Mondhaus haben sich rei che Erfahrungen über Partnerschaftsangelegenheiten erworben. Sie wissen Bescheid über Liebe und Ehe, Treue und Pflichterfüllung, über Verantwortung, Opferbereit schaft, Selbstlosigkeit. Sie kennen auch alle negativen Erfahrungen in Partnerschaften: Unvereinbarkeiten, Kon flikte, Streit, Hass und Ablehnung, Lieblosigkeiten, Krän kungen, Trennung, Scheidung, Vertragsbrüche, egoisti sche Motive, Berechnung, Absicherung. Man könnte diese Liste noch beliebig erweitern. Jedenfalls kann man solche Menschen mit einer starken Besetzung dieses Mondhauses «Spezialisten des siebten Hauses» nennen. Dass vom Evolutionsgesetz aus diese Entwicklung einmal zu Ende gehen muss, um die andere Seite des Horoskops zur Geltung zu bringen, leuchtet ein. Deshalb wundert es uns nicht, wenn sich im Grundhoroskop alles umdreht. Marias Sonne ist jetzt auf den Ich-Punkt, den Aszendenten gekommen. Das heisst natürlich, dass sie in diesem Leben ihr eigenes Ich entwickeln und von der Du-Abhängigkeit freiwerden soll. Selbstverständlich ist der «alte Zug» zum Du immer noch vorhanden, denn das Mondknotenhoro skop wirkt noch lange nach, es ist in der verdrängten Schat tenpersönlichkeit «aufbewahrt». Handelt es sich um eine so krasse «Verschiebung» von einer Seite auf die andere, so wird sehr wahrscheinlich die Entwicklung durch ein einschneidendes Erlebnis angereizt werden. Nur so können «eingefahrene Schienen», alte Ver
251
haltensweisen überwunden werden. Diese Menschen erfah ren deshalb oft ein traumatisches Erlebnis in der frühen Kindheit. In diesem Fall war es ein Erlebnis, das der Du-Zuwendung entgegenwirkte.
Biographisches Maria war die erste Tochter nach zwei Söhnen; sie wurde als Mädchen willkommen geheissen, was eine Sonne am AC meistens signalisiert. Sie hat aber einen Quadrataspekt zur Saturn/Mars-Konjunktion, weshalb bei der Geburt auch Spannungen bestanden. Die Mutter hatte ein Jahr vorher eine Totgeburt, die Eltern standen bei der Geburt von Maria unter dem Druck der Angst, ob dieses Kind lebt. Wie froh waren sie, als ein gesundes Baby zur Welt kam. Im Alter von fünf Jahren, beim Übergang über die Mond/Venus-Konjunktion im Grundhoroskop, bekam Maria eine schwere Nierenentzündung und musste für drei Monate ins Spital. Es war für sie ein schmerzliches Erlebnis, alleingelassen zu werden. Sie sah sich noch immer weinend auf der Treppe sitzen, als die Eltern von ihr fortgegangen waren. Sie musste isoliert im Spitalbett liegen und hatte kaum Kontakt zu anderen Personen. So wurde sie schon als kleines Mädchen auf sich selbst zurückgeworfen. Dieses Trauma hat die geforderte IchEntwicklung eingeleitet. Furcht vor Alleingelassenwer den hat Maria ihr ganzes bisheriges Leben lang verfolgt. Aber gerade in dieser Erfahrung liegt für sie der Schlüssel zur Weiterentwicklung oder für die spätere Aufgabe im Leben verborgen. Als Maria zur Beratung kam, lief ihr Alterspunkt durch das Zwillingszeichen - eine gute Zeit zur Weiterbildung. Sie will sich psychologisch und astrologisch ausbilden las
252
sen, um anderen Menschen helfen zu können, den Weg und die Stärke zum Alleinsein zu finden. So kann sie aus ihrer Schwäche eine Stärke machen - nach dem alten Weisheitsspruch: «Verwandle das Leid deines Lebens in Licht.» So liegt in jedem Trauma eine Saat verborgen, die den Entwicklungsauftrag enthält. Die Offenbarung dieses ver borgenen Sinns oder inneren Auftrags ist eines der schön sten Geschenke des Häuservergleichs.
Planeten im gleichen Haus Steht ein Planet, zum Beispiel Jupiter, im Mondknotenho roskop im neunten Haus und im Grundhoroskop eben falls, so macht er keine Änderung durch. Er kann uneinge schränkt aus seinem Fundus schöpfen. Die Energie wird nicht in ein anderes Haus umgeleitet, wie das meistens der Fall ist, sondern sie fliesst durch einen direkten Kanal vom Unbewussten ins Bewusstsein. In der Regel handelt es sich hierbei tatsächlich um eine ausgereifte Fähigkeit, die aber nicht immer ohne Komplikationen in diesem Haus zur Gel tung kommen kann.
Dreidimensionalität Bei gleicher Hausstellung ist die Deutung am treffendsten, wenn man das Entwicklungsgesetz der Dreidimensionali tät zu Hilfe nimmt. Darüber habe ich bereits in der Zeit schrift «Astrolog» ab Nr. 41 bis 60, 1987-1990 ausführlich geschrieben. Hier will ich nur die wichtigsten Kriterien der drei Stufen erwähnen:
253
1. Stufe materielle Gebundenheit, Determination, saturni sche Kristallisation 2. Stufe emotionale Polarität, Gefühls-Konflikte, mondhaf te Lebenserfahrung 3. Stufe mentale Freiheit, Intelligenz und Wille, sonnenhafter Selbstentscheid Von dieser Sichtweise aus wird man leicht herausfinden, ob ein Mensch bereits auf allen drei Ebenen eine bestimm te Fähigkeit voll ausschöpfen kann oder ob er vorher noch eine Lektion dazulernen muss. Steht er auf der zweiten Stu fe, wo er hin- und hergerissen ist, so kann er wahrschein lich die dritte noch in diesem Leben erreichen; steht er ganz gefangen im Materialismus, dann muss er sich erst ein mal um die zweite Stufe bemühen. Wiederholt haben wir festgestellt, dass manche mit einem Planeten im gleichen Haus das Gefühl hatten, sie müssten eine Aufgabe noch zu Ende bringen. Oft haben sie das Gefühl, «ich komme nicht weiter» oder «das lerne ich nie». Andere wiederum haben sich beklagt, dass sie das entspre chende Haus schon derart ausgeschöpft hätten, dass sie gar nicht so recht wüssten, was es da noch zu lernen gibt. Und trotzdem geht auch für diese Menschen die Entwicklung weiter. Wieder andere mit einem Planeten im gleichen Haus sag ten, sie hätten bei diesem Hausthema das Gefühl, alle ändern Menschen seien gleich wie sie. Sie wundern sich, wenn sie später herausfinden, dass es noch andere Denk weisen oder Charakteranlagen gibt. Lange leben sie in einer Verblendung, dass die Beurteilung dieser Qualität nicht sie selbst, sondern andere betrifft. Da diese sich scheinbar bei ihnen so gleich verhält wie eh und je, glauben sie, dass es allen so ergehe. Solche Gleichmacherei ist eine
254
der möglichen Auswirkungen von Planeten im gleichen Haus.
Horoskopbeispiel Nora 19.6.1934,
MKH
17.26
GH
Sonne im gleichen Haus Wir wollen dies anhand eines Beispiels verdeutlichen. In diesem Mondknotenhoroskop steht die Sonne im achten Haus im Zeichen Zwillinge, im Grundhoroskop exakt auf der Spitze des achten Hauses. Somit ist das Thema des ach ten Hauses ein «altes Thema», mit dem Nora bereits ver traut ist. Auf der ersten Stufe ist alles, was mit der Gesellschafts
struktur, dem Status, der gesellschaftlichen Stellung, zu
255
tun hat, dem Bewusstsein wohl bekannt. Dieser Mensch weiss sich in jeder Gesellschaft zu benehmen, er kennt die üblichen Normen und Regeln und vermag sich einen Platz in der Gesellschaft zu sichern. Man kennt alle Tricks, um nach oben zu kommen, findet immer eine Gesetzeslücke, durch die man in schwierigen Situationen schlüpfen kann. Mit der Sonne will man sich Geltung verschaffen, jemand sein, der eine anerkannte Stellung innehat und die Gesetze der menschlichen Gemeinschaft vertritt. Mehrere Leben wurden darauf verwendet, alles kennenzulernen, was die ses Feld betrifft. Eine Zwillingsonne will mitreden, überall mit dabeisein, wenn es um die äussere Stellung geht. Man war wohl ein Mitglied der besitzenden Klasse, hat durch Besitz und Geld Macht ausgeübt, auch durch Körperschaften und Par teien aller Art, vielleicht im Tätigkeitsbereich der Sicher heitsorgane, der Steuerbehörde, der Verwaltungsämter, des Beamtentums, vielfach hatte man ein Richteramt inne. Man kennt bei Planetenstellungen im achten Haus auch die negativen Auswirkungen dieses Feldes. Materielle Verlu ste, Enterbung, Streitigkeiten, Korruption, Parteilichkei ten, Erwerb von unrechtmässigem Besitz, egoistische Aus nützung der Mittel anderer, Mitgiftjäger, geistiger oder materieller Diebstahl. Viele unterliegen einem dynasti schen Zwang, müssen das übernehmen und weiterpflegen, was andere geschaffen haben. Auf der zweiten Stufe findet immer eine Krise, eine
Wandlung durch Konfliktsituationen statt. Im achten Haus ist es die psychologische und geistige Forderung des ewigen «Stirb-und-Werde», der Transformation. Diese beschleunigt die Entwicklung derart, dass man totale Umkehrsituationen erlebt, wo alles, was bis dahin wichtig war, plötzlich seinen Wert verliert. Das «Stirb-und-Wer-
256
de» kennt keine Halbheiten, sondern bringt Erschütterun gen mit sich, in der überholte Strukturen vollständig zer brochen werden. Die Wandlungskräfte sind besonders hef tig auf das expansive Sonnen-Ich gerichtet. Ein ständiger Druck, eine Forderung wird empfunden, alles loszulassen, was an diese Welt bindet. Auf alle vorher erwähnten Machtansprüche, Ämter, Besitztümer, auf alles muss man in einer solchen Wandlungskrise verzichten. In gewissen Lebenssituationen hat man das Gefühl: Nie mand interessiert sich für einen selbst, man hat nur eine Funktion zu erfüllen, ist nur Verwalter von Substanzen, Gütern, Geldern, Gedankengut. So fühlt man sich im Innersten verkannt. Das nach Autonomie strebende Son nen-Ich bäumt sich auf, will die Bürde abwerfen und ist dennoch unfähig, es wirksam zu tun, und fällt immer wie der in alte Schablonen zurück. Der Transformationspro zess des achten Hauses mit der für alle Zeiten gültigen Motivwandlung hält das Ich wie eine Klammer fest. Auch wenn es sich als Produkt der Umstände, der Welt, des Vaters, abhängig und ohnmächtig fühlt, muss es durch das schmale Tor der Wandlung hindurch. Auf der dritten Stufe wird der Drang nach einer anderen Daseinsform überwiegen. Man will nicht mehr nur für das materielle Dasein und dessen Absicherung wirksam sein, sondern wendet sich höheren Lebensfragen zu. Wie der Phönix aus der Asche zum Allerhöchsten emporsteigt, wird das geläuterte Sonnen-Ich sich geistigen Dingen zuwenden. Man dringt in die Esoterik ein, will die Hinter gründe von Schicksal, Leben und Tod erforschen. Man interessiert sich für die Rätsel des Lebens, für die Vergäng lichkeit des irdischen Daseins, den Zerfall materieller For men, aber auch für die Unvergänglichkeit des menschli chen Geistes. Auf der dritten Stufe des achten Hauses wird
257
das im Transformationsprozess gewandelte Sonnen-Ich die Einmaligkeit des Selbstes, die Unsterblichkeit der Seele und das Streben nach Originalität der etablierten Welt demonstrativ Vorleben. Es wird sich nicht mehr länger wegen Macht und Geld anpassen. Wenn sich diese geballten Sonnen-Ichkräfte explosiv entla den und die Seele hervortritt, wird man durch das Tor der Einweihung schreiten. Das achte Haus ist auf der höchsten Stufe ein Tor, das uns mit der transzendentalen Welt, mit jenseitigen Dimensionen des Seins verbindet. Das ist auch der Grund, warum dieses Haus früher immer «Todeshaus» genannt wurde. Das Interesse für Grenzfragen, metaphysi sche Anschauungen und spirituelle Erlebnisse wächst auf dieser Stufe derart, dass man alle Schranken überwinden kann. Nichts anderes zählt mehr, nur noch das geistige Wachstum. Die Befriedigung eines sinnerfüllten Lebens wird durch die Vorstellung von Existenzformen jenseits der Schwelle gewonnen. Man kommt in Kontakt mit Licht wesen, mit der inneren geistigen Führung und wird weit über das gewöhnliche Leben hinausgeführt.
258
Weitere Deutungsregeln Losgelöste Planeten im MKH Bei der Betrachtung des Mondknotenhoroskops fallen uns Planeten auf, die nicht ins Aspektbild eingeschlossen sind. Sie stehen allein und sind deshalb abgespalten, fühlen sich im Unbewussten wie verlorengegangene Kinder, IchAnteile oder Potenzen, die dem Tagbewusstsein schwer zugänglich sind. Zwanghafte Reaktionen werden meistens durch nichtaspektierte Planeten oder isolierte Aspektver bindungen (Wurfaspekte) zwischen zwei Planeten verur sacht. Wir wissen aus unseren Deutungsregeln, dass auch im Grundhoroskop losgelöste Planeten oder Aspektfigu ren einen «autonomen Mechanismus» in unserem Bewusst sein darstellen, der meistens ohne unser Zutun in Gang kommt. Viele delegieren diese an die Umwelt, an den Part ner, die Eltern, Geschwister oder wer sich sonst dafür eig net. (Vergl. Fallbeispiel Anna.)
Teilpersönlichkeiten In der Psychosynthese spricht man auch von einer «Teil persönlichkeit». Teilpersönlichkeiten sind autonom funktioniernde Mechanismen unserer Psyche, die sich immer aus einer Mehrzahl von Elementen (Planeten, Zeichen, Häuser, Aspektstrukturen) zusammensetzen. Wir können diese also nicht nur von einem losgelösten Planeten im MKH ableiten, sie kommen aus allen drei Horoskopen. Bei losgelösten Planeten müssen wir vor allem immer auch das Häuserhoroskop konsultieren. Wenn dort z.B. ein unaspektierter Planet einen oder mehrere Aspekte neu dazu erhält, dann kann man sagen, dass dieser Mensch etwas wesentliches dazugelernt hat. Er kann durch den Einfluss seiner Umwelt diesen Planeten immer besser im Leben einsetzen.
259
Wenn hingegen ein Planet oder ein einzelner Aspekt in allen drei Horoskopen losgelöst bleibt, dann kann man sicher sein, dass es sich um eine Teilpersönlichkeit oder einen abgespalteten Ich-Anteil handelt. Abgelöste Plane ten in allen drei Horoskopen können völlige Autonomie gewinnen und werden als eigenständige, wechselnde oder oszillierende Entitäten erlebt. Der Extremfall ist die Schi zophrenie, wenn die Entitäten oder Teilpersönlichkeiten nichts mehr voneinander wissen. Solange sie bewusst sind, spricht man auch von Rollenfunktionen, die bewusst eingesetzt werden, angereizt durch die Situation. Ob es sich dabei um die Rolle der Hausfrau, der Mutter oder eines Direktors handelt, hängt von der Qualität der betref fenden Planeten ab.
Oppositionen Die Oppositionen im Mondknotenhoroskop müssen wir besonders beachten, denn es handelt sich dabei um «alte Geleise», auf denen wir immer noch eingespurt sind. Bei Oppositionen zwischen zwei oder mehr Planeten ist mit festen Strukturen zu rechnen, die nicht so leicht verändert werden können. Solche Menschen machen ständig die glei chen Erfahrungen durch, sie begehen die gleichen Fehler wie eh und je und reagieren immer wieder in der alten Wei se. Sie vermögen sich nur mit grösser Mühe zu ändern. Dabei ist zu beachten, ob sich die Opposition im Grundho roskop auf eine andere Achse verlagert hat. In diesem Falle trifft das programmierte Verhalten auf andere Lebensgebie te und muss sich neuen Umständen anpassen, was vermut lich schwerfallt. Vor allem bei einem Leistungsdreieck bleibt der Bewusstseinszustand lange Zeit starr und unein sichtig. Solche Menschen reagieren in bestimmten Situatio nen automatisch so, wie es das MK-Horoskop anzeigt. Bei neueren Forschungen hat es sich gezeigt, dass manche Men schen noch immer ihr Mondknotenhoroskop leben und
260
nicht bis zum eigentlichen Jetzt-Standort ihres Bewusst seins gelangt sind. Gleiche Achse Es kommt vor, dass eine Opposition in beiden Horosko pen auf der gleichen Achse bleibt, also nochmals dieselbe Struktur wirksam ist. Man kann sagen, sie macht in diesem Leben keine Veränderung durch, dieser Mensch kann sie problemlos im jetzigen Leben so wie bis anhin einsetzen. Man kann aber auch sagen: «Vorsicht, hier ist eine zwang hafte alte Fähigkeit, die mich beherrscht und alle meine Energien an sich reisst.» Ein Charakterzug wird zur Teil persönlichkeit, ist immer im Vordergrund und bleibt unverändert stark, spielt das ganze Leben lang die Haupt geige. Es kommt darauf an, welche Planeten diese Opposi tion bilden und auf welcher Achse sie liegt. - Bei einer kar dinalen Achse (1/7 und 4/10) ist der Wille mächtig dabei, hier will man Ziele erreichen, Konkurrenten ausschalten, der Erste und der Grösste sein. Auf einer fixen Achse (2/8 und 5/11) wird eine «alte Opposition» das Beharrungsver mögen unendlich verstärken, man pocht auf sein Recht, auf seinen Standpunkt und ist unbeirrbar in seinen Forde rungen, weicht keinen Schritt zurück. Auf den veränderli chen Achsen (3/9 und 6/12) wird das Thema des Lernens, der Liebe, der Freiheit in eine starre Gedankenform hinein gepresst. Man lebt gerne ziellos, spontan oder in einem Chaos und sieht keinen Grund, sich zu disziplinieren oder sich den Wünschen oder Forderungen anderer anzupassen.
Machtstrukturen Allzu leicht wird ein astrologischer Anfänger noch in die Polaritäten von Schuld und Sühne hineingezogen, wenn er zum Beispiel im Mondknotenhoroskop eine Machtstruk tur entdeckt. Diese erkennt man entweder in einer Opposi tion auf der 4/10 Achse oder wenn Pluto oder die Sonne
261
nahe dem MC stehen, oder die Zeichen Steinbock und Krebs stark besetzt sind. Dann hat man die Vorstellung, dass man in einem früheren Leben seine Macht miss braucht habe, und sieht sich als ehemaligen Richter oder Herrscher, der seine Untertanen quälte. Interessant ist aber, dass Menschen mit einer Machtstruk tur im Mondknotenhoroskop heute meistens auf jegliche Machtausübung allergisch reagieren. Sie selbst wollen unter keinen Umständen Macht besitzen und wenden sich gegen Machthaber jeder Art. Als Kompensation haben sie meistens auch noch ein Autoritätsproblem und können sich nicht unterordnen. Wenn jemand sie herumkomman diert oder ungerecht behandelt, werden sie aggressiv, ärgerlich oder wütend. Es ist die Umkehrung, die 180-Grad-Kehrtwendung, die wir schon im vorherigen Kapitel besprochen haben und die mit dem Mondknoten horoskop immer wieder als Spiegelung vorkommt. Bei sol chen Stellungen kann jemand entweder den einen oder den anderen Pol erfahren.
Mondknoten-Alterspunkt Wie bereits früher erwähnt, haben wir auch im Mondkno tenhoroskop einen Alterspunkt, der uns anzeigt, in wel chem Bereich des Horoskops wir uns zu einer bestimmten Zeit befinden. Der Mondknotenalterspunkt durchläuft die zwölf Mondhäuser ebenfalls in zweiundsiebzig Jahren. Zur Erinnerung sei hier nochmals erwähnt: Der MK-AP beginnt beim aufsteigenden Mondknoten und wandert dann im Uhrzeigersinn (d.h. in umgekehrter Richtung zum normalen Alterspunkt) jeweils in Sechsjahresschritten von einem Haus zum anderen. Da die Mondhäuser alle gleich gross sind (30 Grad), ergibt dies ein exaktes Fünfgradmass pro Lebensjahr.
262 *
MK-Alterspunkt
54
Wir können die entsprechenden Jahreszahlen auch direkt vom ausgedruckten MK-Alterspunktblatt des API-Computers Cortex oder vom Aspektgerät ablesen. Beachten Sie bitte, dass der Computer-Ausdruck das Mondknotenhoro skop «umdreht», d.h. hier sind die Tierkreiszeichen im Gegenuhrzeigersinn angeordnet, damit wir wie gewohnt die Häuser von links nach rechts zählen können. Mit etwas Übung erkennen wir auf diese Weise sofort, wo wir im Mondknotensystem z.B. im Alter von zwölf Jahren ste hen. Wir können dann auch die Aspekte ablesen und selbst prüfen, ob wir auf diese reagieren. Es hat sich im Laufe der Jahre gezeigt, dass nicht alle Menschen auf die üblichen MK-AP-Aspekte reagieren. Hingegen beobachteten wir, dass der Mondknoten-Alterspunkt in geistigen Entwick lungskrisen mehr Einfluss hat als jener im Grundhoro skop. (Lesen Sie da^u auch in: Lebensuhr im Horoskop, Band III,
«Das Horoskop von Krishnamurti», S. 170)
263
Kreuzungspunkte Kl und K2 Ein weiteres wichtiges Deutungselement ist die Kreuzung der beiden Alterspunkte. In einem Leben von zweiundsieb zig Jahren begegnen sich die beiden Alterspunkte zwei mal. Wir nennen diese Begegnung «Kreuzungspunkte». Im Computerausdruck der Altersprogression sind diese Punkte mit Kl und K2 bezeichnet. Über die Bedeutung dieser Punkte haben wir im ersten Teil dieses Buches bereits geschrieben. Hier möchten wir noch einen Hinweis geben, wie man den Kreuzungspunkt relativ leicht finden kann: Befindet sich ein Planet im Grund- und Mondknotenhoroskop im glei chen Haus, dann ist hier die Kreuzung der beiden Alters punkte. Manche Schüler finden den Kreuzungspunkt gera de dadurch, dass sie beim Planeten im gleichen Haus anfan gen. Natürlich kann der Kreuzungspunkt auch in einem Haus stattfinden, wo kein Planet steht. Dann finden wir dort meistens das gleiche Zeichen. Wenn ein Planet am Kreuzungspunkt steht, handelt es sich um einen markanten Wendepunkt im Leben. Meistens fin den solche grundlegenden Veränderungen langsam statt. Es sind Wandlungsprozesse, die zwei bis drei Jahre vor dem Kreuzungspunkt einsetzen und erst zwei bis fünf Jahre nach dem Übergang abgeschlossen sind. Im nachfolgenden Beispiel steht Uranus sowohl im Grund- wie im Mondknotenhoroskop kurz nach dem DC im Zeichen Krebs. Die Wandlungskrise begann bereits beim Eintritt ins Zeichen Krebs und erreichte ihren Höhe punkt beim Uranus-Übergang. In der Altersprogression trafen gleichzeitig verschiedene Faktoren zusammen: 1. Zeichenwechsel, 2. DC-Übergang, 3. Kreuzung der beiden Alterspunkte, 4. AP-Konjunktion Uranus und 5. Opposi-
264
tion Mondknoten im MKH. All diese Faktoren zusammen brachten eine grundlegende, typisch uranische Bewusst seinswandlung mit sich. Das Leben änderte sich für sie auf allen Ebenen gleichzeitig: Familie, Partnerschaft, IchErfahrung, Zielsetzung, Sinnfindung, Beginn des Astrolo giestudiums, neue Menschen, neuer Beruf.
Horoskopbeispiel Susanne 19.10.1953, 13.45
MKH
GH
Die Kreuzungsachse Die beiden Kreuzungspunkte liegen einander gegenüber und werden entsprechend der Achsenthematik definiert. Befindet sich die «Kreuzungsachse» in den Häusern eins und sieben, wie im obenstehenden Horoskopbeispiel, so
265
wird sich das Erleben des Ich und Du, also die menschliche Begegnungs- und Kontaktsituation als ein übergeordnetes Thema des Lebens erweisen. (Lesen Sie genaueres im Kapitel «Grundthemen des Lebens - die Treffpunkte der Häuserachsen» im ersten Teil dieses Buches).
Alterspunkt-Opposition Ein weiteres Deutungselement ergibt sich, wenn sich die beiden Alterspunkte gegenüberliegen, also in Opposition zueinander stehen. Diese Opposition geschieht alle sechsunddreissig Jahre und steht im Quadrat zu den Kreuzungs punkten Kl und K2. Wenn zum Beispiel die Kreuzungs achse in die Häuser 3/9 des Grundhoroskops zu liegen kommt, dann wird die Alterspunkt-Opposition auf der Achse 6/12 stattfinden. Dadurch wird sichtbar, dass es sich bei dem übergeordneten Lebensthema auch jeweils um eine der drei Kreuzqualitäten handelt.
4. Persönlichkeitsplaneten im Mondknotenhoroskop
Einleitung • Sonne im MKH • Sonnen-Verschiebung • Horoskopbeispiel Sozialarbeiterin • Mond im MKH • Horoskopbeispiel Nora • Mond-Verschiebung • Saturn im MKH • Horoskopbeispiel Hildegard • Saturn-Verscbiebung • Persönlichkeits planeten in den Kreuzen im MKH • Kardinale Persönlichkeit im MKH • Fixe Persönlichkeit im MKH • Veränderliche Persönlichkeit im MKH •
267
Einleitung Wenn wir davon ausgehen, dass die Entwicklung des Selbstbewusstseins Sinn und Zweck unserer ganzen menschlichen Evolution ist, dann spielt dabei die Ich-Manifestation und Persönlichkeitsentfaltung auf einer immer höheren Ebene eine wichtige Rolle. Auftrag des Menschen ist es, sich als Ich seiner selbst bewusst zu werden und das daraus entstehende Selbstbewusstsein in jedem Leben so vollständig wie möglich zum Ausdruck zu bringen. Alle Lebenserfahrungen im Laufe der Entwicklung dienen der Selbstwerdung und werden auf das Ich bezogen. Das Ich ist jene Instanz, die alle Erfahrungen aufsammelt und verar beiten muss. Ohne dieses zentrale, denkende und intelligen te Selbst ist keine Entwicklung möglich. Das bewusste Ich kann das Erlebte aussortieren, objektivieren und in einen grösseren Zusammenhang einordnen. Wenn wir uns mit dem Evolutionsgedanken und mit verschiedenen Inkarna tionen befassen, ist es einleuchtend, dass die Persönlich keitsplaneten bei der Deutung eine Hauptrolle spielen. (Umfassender nach^ulesen im Autodidacta Sonderband: «Die Persönlichkeit und ihre Integration» von Bruno Huber).
Persönlichkeitsplaneten
KÖRPERLICHKEIT
268
ICH-GEFÜHL
SELBST BEWUSSTSEIN
Die Planeten Saturn, Mond und Sonne sind jene Punkte im Mondknotenhoroskop, an denen wir erkennen können, in welchen Lebensgebieten (Hausstellung) und in welcher Weise (Zeichen) sich unser Ich bereits entfaltet hat, wo wir Selbstbewusstheit entwickelt, Macht, Autonomie, Knowhow erlangt haben. Im Vergleich mit dem Grundhoro skop sehen wir, in welchen anderen Lebensgebieten (Häu ser) sich in diesem Leben unser Ich weiterentwickeln soll. Daraus ergibt sich eine gezielte Entwicklungsdynamik, die es zu erkennen und anzunehmen gilt. Der Pfad vom Mond knotenhaus, in dem Sonne, Mond oder Saturn stehen, zum Häuserstand dieser Persönlichkeitsplaneten im Grundho roskop kann kurz oder lang, vergleichsweise einfach oder schwierig sein. Die Erkenntnis der Richtung und die Akzeptanz dieses Wegs beinhalten immense Entwicklungs möglichkeiten der Persönlichkeit. Die genaue Erforschung dieser Qualitäten und Entwick lungstendenzen im Vergleich Mondknoten- und Grundho roskop gibt uns also Aufschluss darüber, auf welche Verän derungen, Wandlungen und neuen Ziele unser Ich sich cinstellen muss. Für viele ist es eine befreiende Erkenntnis zu wissen, dass sie sich in dieser Richtung weiterentwickeln sollen und müssen. Oft ist es ein bejahendes Dürfen, wenn Schuldgefühle vorhanden waren und die Energien fliessen wieder. Durch solche Erkenntnis wird das Ich gestärkt und kann sich von möglichen Blockaden befreien, die die Entwicklung behinderten. Es ist eine alte Erfahrung, dass wir viel mehr wir selber sein können, wenn wir die Sicher heit haben, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Solange wir zweifeln, sind wir den Zufälligkeiten der Entwicklung ausgesetzt, wenn wir uns aber bewusst auf diesen eigenen W eg begeben und mit dem Strom der Entwicklungsdyna mik fliessen, bringen wir uns in Übereinstimmung mit den natürlichen Lebensgesetzen. Diese sagen uns unmissver
269
ständlich, dass wir keine Entwicklungsphase überspringen können und auch nie an einem erreichten Zustand festhalten sollen. So oder so müssen wir uns wandeln, weil das Leben ewige Bewegung ist und keinen Stillstand kennt. Klug ist es, immer in Bewegung zu bleiben und sich den neuen Bedingungen freiwillig anzupassen. Noch besser ist es, anhand des Vergleichs der beiden Horoskope herauszu finden, wohin unsere Entwicklung in diesem Leben gehen soll. Zunächst wollen wir Deutungsmöglichkeiten der drei Persönlichkeitsplaneten Sonne, Mond und Saturn im Mondknotenhoroskop aufzeigen und dann ein Beispiel der möglichen Wandlungstendenzen geben, die in der Ver schiebung dieser Planeten vom MKH ins Radix sichtbar werden.
Sonne im MKH Die Sonne im Mondknotenhoroskop signalisiert einen bestimmten Status, eine Stufe der Autonomie und Macht ausübung. In dem Haus, in dem sie steht, hat sie Selbstbe wusstsein und eine gewisse Autorität erreicht. Auf diesem Lebensgebiet hat sie das Feld beherrscht und Meisterschaft errungen. Mit der Sonne konnte man sich die zu diesem Lebensgebiet gehörenden Fähigkeiten aneignen, den Ton angeben und selbständig entscheiden. Man hat ein Knowhow auf diesem Gebiet erreicht, ein Wissen, was man tun muss, um eigenständig und selbstbestimmend wirken zu können. Man tat alles, um die Angelegenheiten dieses Hau ses unter eigener Kontrolle zu halten. Abhängigkeiten und Einmischung anderer wurden energisch zurückgewiesen und jegliche Art von Fremdbestimmung abgelehnt. Zu die sem Zweck hat man (je nach Zeichenstellung) auch den anderen Menschen den eigenen Willen aufgezwungen, sie für seine Ziele eingespannt und sie sogar zum eigenen Vor
270
teil ausgenützt. Fast immer hat man mit der Sonne auto nom und selbständig funktionieren können, einen Beruf ausgeübt, der dem Selbst Ausdruck verschaffte, eine aner kannte Stellung eingenommen und auf andere Menschen eingewirkt. Die Sonnenstellung ist auch ein Hinweis auf Machtkämpfe in diesem Feld. Wahrscheinlich hat man gegen Rivalen antreten müssen, sich Widersachern, Andersdenkenden, Eindringlingen, Räubern und Feldherren gegenüber behaupten und den eigenen Lebensraum verteidigen müs sen. Mit der Sonnen-Energie wachsen ja die eigenen Wil lens- und Kampfkräfte, man ist einfach da, stellt sich hin und lässt sich nicht so leicht auf die Seite schieben. Schliess lich ist die Sonne unser vitaler Ich-Kern und signalisiert unseren rechtmässigen Anspruch auf das Leben. Ob man immer mit rechten Mitteln um seinen Machtbereich gekämpft hat, zeigen dann die Aspekte. Wie bereits gesagt, hat der Schatten in uns zwei Seiten. Mit der Sonne hat man wohl Macht ausgeübt, ist aber mit Sicherheit auch einmal entmachtet und von seinem «Thron» gestürzt worden, viel leicht sogar durch fremde Mächte umgekommen. Die menschliche Geschichte ist voll von Stürzen von der erreichten Höhe. Beim Zusammenbruch von Machtsyste men, Untergang von Kulturen, bei Kriegen, Verlusten aller Art waren wir mit dabei.
Sonnen-Verschiebung Die Entwicklung und Veränderung des Selbstbewusst seins erkennen wir an der Verschiebung von einem Haus ins andere. Wie bereits im vorherigen Kapitel beschrieben, verlagert sich normalerweise die Sonnenstellung von irgendeinem Haus im MKH in ein anderes Haus im Radix.
271
Kommt eine Zweithaus MKH-Sonne ins dritte Haus des Radix, dann ist keine grosse Diskrepanz vorhanden, man muss sich lediglich ins Nebenhaus hineinentwickeln. Das wird auch meistens ohne grosse Schwierigkeit bewältigt. Bei einem Wechsel vom zwölften ins fünfte Haus zum Bei spiel ist der Sprung schon etwas weiter. Dieser geht sowohl von der Ich-Seite zur Du-Seite, als auch von einem Haus mit dem Thema der Isolation und Abgeschiedenheit zu einem Haus, das die praktische Erprobung des eigenen Ichbewusstseins verlangt. Es leuchtet ein, dass dieser Schritt nicht so leicht zu machen ist und viel mehr Zeit braucht. Wie sich diese Verschiebung dann wirklich im Leben auswirkt, hängt immer von der Lebensgeschichte des betreffenden Menschen ab. Wir wollen dies anhand eines Horoskopbeispiels kurz erläutern:
Horoskopbeispiel Sozialarbeiterin 31.5.1962, 21.55 Uhr
MKH
272
GH
Im nebenstehenden Horoskopbeispiel sehen wir im MKH die Sonne auf der dritten Häuserspitze, im Grundhoro skop auf der sechsten. Die Verschiebung geht also von einem veränderlichen zum nächsten veränderlichen Haus. Von der Kreuzthematik her ist keine grosse Veränderung angezeigt. Hier spielt also nur das Haus an sich mit seinem anderen Thema eine Rolle. Diese Frau stammt aus einer Familie, in der der Beruf des Lehrers Familientradition war. Der Vater war Lehrer, der Grossvater war Lehrer und noch zwei ihrer Geschwister ergriffen diesen Beruf. Die Dritthaus-Sonne im MKH im Zwillingszeichen ist eine hervorragende Stellung für eine Lehrtätigkeit. Höchstwahrscheinlich übte sie eine solche bereits in früheren Leben aus. Während ihrer ganzen Kind heit glaubte man, dass sie ebenfalls den Lehrerberuf ergrei fen würde. Ihr Vater (Sonne) war mit dieser Idee immer wieder an sie herangetreten. Aber sie weigerte sich ent schieden, dem Vater zu folgen. Sie wollte aus diesem Muster ausbrechen und interessierte sich für einen helfen den Beruf. Die Sonne im Grundhoroskop auf der sechsten Spitze ist eine dafür ausersehene Stellung. Beim Mond-Übergang im Alter von dreiundzwanzig Jah ren entschloss sie sich, den Beruf einer Sozialarbeiterin zu erlernen. Sie tat diesen Schritt ganz alleine und musste sich ohne die Hilfe ihres Vaters die Ausbildung selbst ermögli chen. Beim Eintritt ins Zwillingszeichen, in dem ihre Sonne auf der sechsten Häuserspitze im Grundhoroskop steht, trat sie als Sozialarbeiterin eine neue Stellung an, die sie sehr befriedigte. Hier erkennen wir, dass die Sonne im Mondknotenhoroskop vielfach auch eine Familientradi tion anzeigt, als ob der Schatten sich durch die Familie manifestieren wollte.
273
Mond im MKH Die Mondstellung im Mondknotenhoroskop zeigt an, wo wir unsere Gefühle voll entwickelt haben, Gefühle der Sympathie und Antipathie, der Freude und des Leids, der Spontaneität und des Vertrauens. Vielfach konnten wir in diesem Mondhaus Kind bleiben, man hat für uns gesorgt, andere haben die Verantwortung übernommen, uns gehegt und gepflegt, wenn nicht verwöhnt. Aufgrund der Hausstellung im Mondknotenhoroskop sehen wir, auf wel chen Lebensgebieten wir uns auf andere verlassen haben, wo wir uns abhängig machten und unmündig blieben. In diesem Mondhaus hat man sowohl Ängste wie Sorglosig keit aufgebaut, aber auch die Unfähigkeit, für sich selbst zu sorgen. Die Mondstellung gibt auch Hinweise auf Liebeserlebnisse. Hier erlebte man nach allen Seiten hin sowohl Freud wie Leid, wertvolle Beziehungen, Gefühlsabhängigkeiten, Liebesleid, usw. Mit der Mondstellung im MKH hat man seine Kontakt-Funktionen entsprechend der Hausqualität aufgebaut. Auch das sind Verhaltensmuster, die immer noch ins Jetztleben herein wirken, aber eigentlich der Ver gangenheit angehören. Im Mond sind alle Polaritätserfahrungen aufgespeichert, das was uns gut getan hat, aber auch das, was wir als Leid erfahren mussten. Je nach Hausstellung und Zeichen ist unsere Gefühlsnatur noch an die Vergangenheit geknüpft, wir werden von Wünschen und Vorstellungen längst ver gangener Zeiten heimgesucht. Oft träumen wir von einer Geborgenheit, einer Zugehörigkeit zu Menschen, mit denen wir in tiefer Liebe verbunden sind. Wir sehnen uns zurück nach ihnen, leiden darunter, dass sie nicht mehr da sind, fühlen uns verlassen und unverstanden. Manchmal
274
packt uns eine quälende Angst, nie mehr so geliebt zu wer den wie einst in früheren Leben. Aus der Tiefe steigt immer wieder eine Sehnsucht nach dieser Geborgenheit, nach einem Dazugehören zu Menschen, die für uns sorgen, sich für uns einsetzen und uns vor Gefahren bewahren. Oft glauben wir, dass das immer so weitergehen müsse und erkennen erst durch schmerzliche Erfahrungen in Bezie hungen, in der Liebe, dass dem nicht mehr so ist und dass wir uns weiterentwickeln müssen, auch wenn es weh tut.
Horoskopbeispiel Nora 19.6.1934,
MKH
17.26
GH
275
Mond-Verschiebung An der Verschiebung der Mondstellung in ein ganz ande res Haus erkennen wir, dass jetzt ein anderer Wind weht; die «alten Zeiten» sind vorbei, wir müssen uns gefühlsund kontaktmässig in eine neue Richtung hin entwickeln. Im nebenstehenden Horoskop erkennen wir die Verschie bung des Mondes vom MKH im fünften Haus hinauf an den MC im Grundhoroskop. Hier wird ein relativ grösser Schritt in der Entwicklung von unten nach oben verlangt. Der Mond im fünften Haus ist immer ein Zeichen von Kindlichkeit, man hat hier Kind sein dürfen, sich keine grossen Sorgen machen müssen um das, was das fünfte Haus betrifft: Liebe, Erotik, Kinderkriegen, künstleri scher Ausdruck, Unternehmungs- und Risikofreudigkeit, aber auch Unschuld, Naivität, Gläubigkeit, Hingabe, Rein heit, Harmlosigkeit sind Mondqualitäten dieses Hauses im Zeichen Jungfrau. Das fünfte Haus ist einer «kosmischen Spielwiese» vergleichbar, hier sind wir geschützt und dür fen Kind sein. Nora konnte sicherlich in früheren Leben alles, was dieses Haus bereit hält, spielerisch geniessen, sie bekam von allen Seiten genügend Liebe und Geborgen heit. Der Mond hat ja ein Talentdreieck zur Venus und zur Merkur/Pluto-Konjunktion. Diese heitere Unbekümmert heit ist eine innere Gabe, mit der sie viele Dinge nicht so tragisch nehmen wird. Im Unbewussten ist eine Gefühls struktur der Leichtigkeit im Umgang mit Menschen vor handen, wobei im fünften Haus auch Kinder wichtige Gefühlspartner sind. Die Verschiebung erfolgt im jetzigen Leben an den MC, den Individuationspunkt im Horoskop, wo man für alle sichtbar ist und selbständig werden soll. Dieser Individua tionsaufstieg des Gefühlskörpers ist ein grösser Schritt,
276
jetzt muss sie die eigene Entwicklung ernst nehmen, an sich arbeiten, sich verbessern und weiterbilden, damit sie ihre beruflichen Ziele verwirklichen kann (10. Haus). Selbstverständlich ist mit dieser Mondstellung in der Jung frau ein helfender Beruf angezeigt, der hier zur inneren Berufung wird. Noras besondere Gefühlsqualität ist gera dezu ihr Markenzeichen, viele bekommen diese Mondqua lität jetzt zu spüren, sie tut alle Dinge mit Hingabe und Gewissenhaftigkeit, damit sie ihre Aufgaben zufriedenstel lend ausführen kann. Tatsächlich hat sie sich in alternativen Heilmethoden aus gebildet und hat später ihre gesellschaftliche Stellung auf gegeben, um einen helfenden Beruf auszuüben. Wir haben dieses Beispiel mit der gleichen Sonnenstellung bereits im vorherigen Kapitel gebracht. Jetzt erkennen wir, dass hier die Weiterentwicklung auf der Gefühlsebene verlangt wird. Vom unbekümmerten kindlichen Gefühls-Ich hin zu einer bewussten Persönlichkeit, die im dienenden und hel fenden Beruf anderen Menschen etwas von ihrer seelischen Harmlosigkeit und Reinheit vermitteln kann.
Saturn im MKH Saturn, der physische Ich-Pol, hängt mit der Fähigkeit zusammen, sich im physischen Dasein zu verankern und zu überleben. Als Planet der Form, der Abgrenzung schafft er Formen und Strukturen, die überdauern. Im Mondknoten horoskop zeigt er markante Strukturen, die über manche Inkarnation hinweg erhalten bleiben. Saturn ist auch der «Hüter der Schwelle» und symbolisiert unsere materiellen Ängste, unser Haften am körperlichen Dasein, er ist die verpflichtende Last all der unbewältigten Aufgaben aus früheren Leben und gleichzeitig unser Streben nach Absi
277
cherung und Macht. Neben dem individuellen Selbsterhal tungstrieb spiegelt Saturn auch das Kollektiv-Verhalten aus verschiedenen Kulturen in uns wider, das uns bei der Weiterentwicklung nicht selten behindert. Seine Wirkung im Mondknotenhoroskop könnte man so beschreiben: Gemäss dem Mondhaus, in dem Saturn steht, haben wir uns einen Machtbereich geschaffen, den wir unter keinen Umständen aufgeben wollten. Auf diesem Gebiet waren wir Spezialist und haben durch unser Kön nen die Situation beherrscht und Macht ausgeübt. Mei stens mussten wir uns durch Charakterstärke auszeichnen, uns Respekt verschaffen, Autorität und Einfluss erringen, damit wir uns sicher fühlen konnten. In dem betreffenden Haus haben wir um eine gesicherte Position gerungen, eine geachtete Funktion innegehabt, einen Standort ange strebt, der uns Prestige und Sicherheit gab. Man hat auf uns gehört, solange wir kompetent waren; haben wir unse re Kompetenz verloren, hat man uns fallengelassen. In Saturn ist immer die F.rfahrung enthalten, ausgedient zu haben, alt und verbraucht und zu nichts mehr nütze zu sein oder abgewiesen zu werden. Diese Plrfahrungen sind in die sem Mondknotenhaus als unterschwellige Angst vorhan den. Machtausübung mit Saturn ist meistens etwas anderes als mit der Sonne. Bei Saturn sind es die Mittel, die Funktio nen, die formalen Befugnisse, die uns bestimmte Privile gien sichern, Macht und Einfluss verleihen. Die SaturnMacht lebt in Abhängigkeit von Formen, Funktionen, beruflicher Stellung. Viele haben in der Kirche oder einer Behörde Macht errungen und ausgeübt. Sie konnten in deren Namen Befehle erteilen, wirkungsvolle Anweisun gen geben und nicht zuletzt bestrafen. Zum Beispiel übt ein Gefängnisdirektor oder ein General keine Sonnen-
278
Macht, sondern eine Saturn-Macht aus; er hat die Gesetze hinter sich, die alle ohne Widerrede befolgen müssen. Saturn operiert mit Schuldgefühlen, andere werden zurechtgewiesen und abhängig gemacht, man stellt Bedin gungen und Verbote auf und droht mit Bestrafung. Saturn in einem Mondknotenhaus vertritt in Angelegenhei ten dieses Lebensbereiches einen kompromisslosen Stand punkt; man hat konsequent nach Vorschriften gelebt, Ein schränkungen und Opfer auf sich genommen und alles getan, um die Gesetze einzuhalten. Man lebte gemäss den dogmatischen Richtlinien einer Kirche oder einer Obrig keit, lehnte spartanisch alles Verführerische ab, lebte manchmal wie in einem Gefängnis, weil man sich nichts Erfreuliches leisten wollte oder konnte. Vergnügungen wurden als verwerflich abgelehnt, und auf vieles, was das Leben erleichtert hätte, wurde verzichtet. Wir haben ande re verurteilt und kritisiert, die auf diesem Lebensgebiet aus der Reihe tanzten und es nicht so ernst nahmen wie wir selbst. Auch im gegenwärtigen Leben ärgert es uns noch, wenn andere sich auf diesen Gebieten Freiheiten heraus nehmen. Wie bereits erwähnt, sind bei Saturn die Struktu ren verhärtet und überdauern Inkarnationen. Je nach Zei chen und Aspekten leisten sie jeglicher Veränderung hart näckigen Widerstand. Hier können wir nicht selten auf Ich-Verhärtungen schliessen, auf eine Weigerung, sich wei terzuentwickeln, ein Festhalten an alten Strukturen. Von dieser Seite her lässt er uns oft, sehr oft, so reagieren, als wären wir noch immer eine Autorität auf diesem Lebensge biet. Schauen wir ins Grundhoroskop, so wird sich Saturn wahr scheinlich in einem ändern Haus befinden. Auf diesem Lebensgebiet werden wir dann unsere Lektionen zu lernen haben, unsere Aufgaben und Verantwortlichkeiten erfül-
279
len müssen und die notwendige Korrektur an unseren Machtansprüchen vornehmen. Gut wäre es, wenn wir bewusst dabei mitwirken könnten. Jedenfalls sollten wir im Grundhoroskop darauf achten, dass wir dort innere Festigkeit und Stabilität an den Tag legen, Unabhängig keit beweisen und Selbstverantwortung tragen. Saturn hat ja immer eine Mission der Reifung zu erfüllen, wir können deshalb relativ leicht auf diesem Lebensgebiet innere Stär ke und Festigkeit erringen, wenn wir uns bewusst darauf einstellen.
Horoskopbeispiel Hildegard 10.5.24, 3.15
MKH
280
GH
Saturn-V erschiebung Im MKH von Hildegard sehen wir Saturn auf der elften Häuserspitze. Planeten im elften Haus weisen im Mond knotenhoroskop fast immer auf die ehemalige Zugehörig keit zu einer elitären Gesellschaftsschicht hin, meistens auf einen aristokratischen Hintergrund. Aber auch auf ein dog matisches Denken von klerikalem Charakter. Das elfte Haus versinnbildlicht neben Freunden und elitären Grup pen auch geistige Prinzipien. Hildegard lebte sicher kom promisslos nach solchen Richtlinien, verzichtete auf Ver gnügungen und Lustbarkeiten und nahm bewusst Opfer auf sich, damit sie als edel und gut angesehen wurde. Als Reinkarnations-Archetypus haben wir bei Saturn im elften Mondknotenhaus einen klerikalen Status. Man war ein führender Geistlicher, ein Bischof oder ein Abt, besass Einfluss auf andere Menschen, konnte ihnen vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen hatten. Beispielsweise eine typi sche Stellung für eine Äbtissin, die ihre Nonnen massregeln durfte, wenn jene gesündigt oder gegen die Vorschrif ten verstossen hatten. Die autoritäre Neigung, sich mittels eines Amtes als strenge Richterin aufzuspielen, ist bei Hil degard ein dem Unbewussten eingeprägtes Verhaltensmu ster. Im Grundhoroskop ist der Saturn nunmehr an den Tal punkt des siebten Hauses geraten. Eine Verschiebung von der Spitze zum Talpunkt signalisiert bereits eine deutliche Machtlosigkeit. Im Partnerschaftshaus wird der Talpunkt als eine dauernde Niederlage des autoritären Anspruchs erfahren. So erfolgreich man an der elften Spitze damit war, anderen Direktiven zu erteilen, so gross ist jetzt der Misserfolg im Beherrschen des Partners. Tatsächlich hat Hildegard in diesem Leben einen Ehemann bekommen,
281
der in keiner Weise auf irgendwelche Anordnungen rea giert. Sie kommt sich vor wie eine «Ruferin in der Wüste», ihre jahrelangen Bemühungen blieben erfolglos. Sie muss etwas ganz Neues dazulernen und Saturn stellt sie immer wieder vor neue Aufgaben. Solch eine Stellung verlangt jetzt die Entwicklung von Menschenkenntnis, das heisst, sie muss sich im Du-Raum um die berechtigten Bedürfnis se des DU bemühen und Abstand nehmen von eigenen Lieblingsideen. Sie darf nicht mehr stur davon ausgehen, dass sie selbst immer das Richtige weiss und durchsetzen kann, sondern muss begreifen, dass jeder Mensch seine eigene innere Wahrheit, seine eigene individuelle Gesetz mässigkeit hat - und die muss sie respektieren lernen.
Persönlichkeitsplaneten in den Kreuzen im Mondknotenhoroskop Die Fallbeispiele der «Verlagerungen» der drei Persönlich keitsplaneten zeigten mögliche Deutungen in der Praxis. Die notwendigen Variationen für alle Mondknotenhäuser und jeweiligen Zeichenbesetzungen ergeben sich sinnent sprechend nach den geltenden Regeln der Huber-Schule, im Zusammenhang interpretiert und gewichtet. Zur Erleichterung der Deutung erläutern wir im folgenden die drei Kreuze im MKH als spezifische Motivationen der Per sönlichkeitsplaneten. Die dabei gegebenen Beschreibungen und Deutungshinweise beinhalten einen wesentlichen Schlüs sel für das richtige Erfassen und Verstehen der Entwicklungs dynamik vom Mondknoten- zum Grundhoroskop. Diese Beschreibungen sind für die Häuser und in etwas abgewandel ter Form auch für die Zeichen gültig. Dabei kann jeder in sei ner Deutung die vorher beschriebenen Merkmale von Sonne, Mond und Saturn noch hinzunehmen.
282
Kardinale Persönlichkeit im MKH Sonne, Mond und Saturn in den kardina len Häusern 1, 4, 7 und 10 des Mondkno tenhoroskops hatten auf diesen Lebens gebieten fast immer eine erfolgreiche Wesensäusserung erreicht. Je nach Haus stellung konnten sie auf den entsprechenden Gebieten tun und lassen, was sie wollten. Sie lernten Macht auszuüben und versuchten in allen Situationen Sieger zu sein. Domi nanzstreben, Karrieredenken, hierarchische Ordnungssy steme, Leistungssteigerung, Konkurrenzverhalten sind nur einige der möglichen Eigenschaften auf diesem Kreuz. Auch bestand stets ein Anspruch auf Originalität und Ein maligkeit, mit dem man andere zu überbieten trachtete. Man war respektiert, gefürchtet, bewundert oder wurde angegriffen; meistens kommt es auf diesem Kreuz zu Rivali täten, gegen die man sich damals zur Wehr setzen musste. Es ist das Kreuz des Willens und der Macht. Mit Persön lichkeitsplaneten ist man fähig, seine Stellung mit allen Mit teln zu verteidigen. Man hat es in früheren Leben gelernt, andere auszuschalten und die Herrschaft zu sichern. Man konnte es unter keinen Umständen zulassen, dass andere sich einmischten oder einem den Platz streitig machten. Man lebte im Zwang, alles alleine schaffen zu wollen, man war fähig, autonom dazustehen, und wollte immer der Erste und der Beste sein. Mehrere Leben lang war man damit beschäftigt, den Machteinfluss in diesem Haus zu erweitern, zu verteidigen und zu halten. Trotzdem kann man annehmen, dass auch Niederlagen eingesteckt werden mussten. Wie bereits gesagt, ist im MKH alles zweischnei dig, gewiss hat man auch die Kehrseite der Medaille erlebt. Denn Niederlagen sind das Entwicklungselement des kar dinalen Kreuzes.
283
Fixe Persönlichkeit im MKH Das fixe Kreuz ist das Kreuz der Behar rung. Persönlichkeitsplaneten in einem fixen Haus (2, 5, 8,11) im MKH werden geschickt sein im Beschaffen, Festhal ten, Ansammeln und Behalten auf dem entsprechenden Lebensgebiet. Da sich im fixen Kreuz alle Prozesse quantitativ abspielen, wiederholte man oftmals das Haften am Materiellen, Besitzansprüche an Menschen oder Stellungen, Machtansprüche durch die Position, durch den Glauben oder Beziehungen, etc. Wegen des Wiederholungszwangs, der diesem Kreuz innewohnt, zeigen die Persönlichkeitsplaneten stark in die Psyche eingravier te Verhaltensmuster. Diese wirken unterschwellig noch in dieses Leben herein, auch wenn sie jetzt vielleicht in einem veränderlichen oder kardinalen Haus stehen. Viele leiden an einem inneren Zwang, alles an sich reissen und festhalten zu müssen, Besitz anzuhäufen, Menschen zu besitzen, ihnen Fesseln anzulegen, um so den eigenen Selbstwert im Festhalten zu erleben. Das Sicherheitsmotiv ist in allen fixen Häusern ausge prägt, so dass es in diesem Leben zu automatisch ablaufen den Reaktionen führt. Diese Menschen kommen kaum je in eine ausweglose Situation, irgendwie kommen sie unge schoren davon. Es scheint, dass ihre Persönlichkeitsplane ten im MKH wie eine automatische Sicherheitsvorrich tung funktionieren. Sie besitzen ein unbewusstes Knowhow, einen Instinkt Verlusten vorzubeugen und möglichst alle Gefahren abzuwenden, vor allem solche, die den eige nen Komfort, die Bequemlichkeit, das Eigentum, das Revier, die Substanz, die Kompetenz, usw. tangieren könn ten.
284
Und doch ist das Entwicklungselement des fixen Kreuzes der Verlust. Die Angst, etwas zu verlieren, und die Weige rung, etwas herzugeben, können gerade das bewirken, was man am meisten fürchtet. Trennungen und Verluste sind in Kauf zu nehmen, wenn man sich weiterentwickeln will.
Veränderliche Persönlichkeit im MKH Das veränderliche Kreuz ist das Kreuz der menschlichen Beziehungen, der Anpassung, des Kontaktes und der Lie be. Hier will man um seiner selbst wil len geliebt werden. Man hat sich alles angeeignet, um sympathisch zu sein, um einen Grad der Wertschätzung und der Beliebtheit zu erhalten, der das Identitätsgefühl stärkt. Man ist sich bewusst, dass die Liebe das schönste Geschenk im Leben ist. Um der Liebe willen gibt man alles, denn Liebe ist die Hoffnung der Welt. Man ist darauf aus, angenehm, feinfühlend wie auch kultiviert und gebildet zu sein, damit man bei anderen gut angesehen ist. Auf dem veränderlichen Kreuz sind wir fähig zu helfen, anderen beizustehen, wir sind an ihnen interessiert, tun alles für ihr Wohlergehen. Dieses Gutsein hat aber immer auch den Sinn, dass wir uns damit beliebt machen wollen, es steckt ein verborgener Egoismus dahinter. In den verän derlichen Häusern (und Zeichen) erlebt sich das Ich als ein freiheitliches Bewusstsein, man will etwas freiwillig tun, sich nicht binden oder gar erpressen lassen. Aber weil man keinen klaren und eindeutigen Standort einnehmen kann, ist man trotzdem beeinflussbar. Viele werden zum Spiel ball der Umwelt, weil das Anpassungsprinzip überentwikkelt wurde. Religion, Philosophie, Ethik, Kulturwerte,
285
Kunst und Literatur wirken auf das veränderliche Kreuz und damit auf die Persönlichkeit ein. Manche standen ehe mals unter einem starken Geist, einem Dogma, einer kirch lichen Autorität, einer Institution. Sie hielten sich an ein stabiles Denkmodell, mit dem sie ihre Wankelmütigkeit in Schach halten konnten. Die damit verbundene Unfreiheit wollten sie nicht wahrhaben, sie fühlten sich leicht ausge nutzt, verraten und betrogen. Viele weigern sich deshalb noch heute energisch, Anordnungen zu gehorchen. Wegen des Freiheitsanspruchs der Veränderlichkeit wol len sie sich unter keinen Umständen mehr abhängig machen. Und trotzdem lebt das veränderliche Kreuz mei stens auf Kosten der zwei anderen Kreuze, aber die Betref fenden wollen es nicht wahrhaben und den Preis nicht bezahlen. Sie lieben intensiv und meinen, damit sei ihr Bei trag bereits geleistet. Vielfach wird dieser Mensch Probleme mit Abhängigkei ten gehabt haben. Ohnmachtsgefühle, Krankheiten, Behin derungen, Kerker, Gefängnisse, Spitäler sowie freiwilliger Verzicht auf materielles Glück in Klöstern gehören eben falls zu diesem Kreuz. Die Kultivierung einer religiösen, weitabgewandten Einstellung erschien dem Ich, das sich verwirklichen wollte, vielfach als ein Weg zur Sinnfindung.
286
5. Beraten mit drei Horoskopen
Grundsätzliches • Beraten mit dem Mondknotenhoroskop • Vertrauensbasis • Wirkungsgrad • Beraten mit drei Horoskopen • Geschichte der Entdeckung • 1. Fall: Liebes-Neurose • 2. Fall: Magersucht als Symptom einer geistigen Krise • Schlussgedanken •
287
Grundsätzliches Die Fragestellungen in der Astrologie haben sich im Laufe der Jahrhunderte weitgehend geändert. Heute suchen viele Menschen in der Astrologie Antworten auf tiefere Lebensfragen, sie interessieren sich vermehrt für den Reinkarnationsgedanken, wollen den Sinn und Zweck ihres Lebens ergründen, ihr Karma erkennen und etwas über ihre wahre Berufung erfahren. Sie wollen wissen, warum ihnen bestimmte Konstellationen oder traumatische Kind heitserlebnisse so sehr zu schaffen machen. Andere möch ten sich geistig weiterentwickeln und bemühen sich, mit falschen Vorstellungen und Verhaltensweisen aufzuräu men. Auch Lebensberater, Psychologen, Erzieher und Ärzte suchen nach neuen Methoden, die menschliche Psy che besser zu verstehen und hilfesuchenden Menschen eine wirksamere Hilfe zu geben. Viele wenden sich wieder der Astrologie zu und setzen in ihrer Praxis mit Erfolg das Horoskop als Diagnoseinstrument ein. Im Mondknotenho roskop haben sie jetzt ein zusätzliches Mittel, die Hinter gründe des menschlichen Schicksals aufzudecken und Ursa chen von tiefsitzenden Problemen zu erkennen. In Zukunft sollte jeder Astrologe und Psychologe in seinen Beratungen vermehrt das Mondknotenhoroskop heranzie hen, um darin tiefere Zusammenhänge zu sehen. In der Beraterpraxis wird das Mondknotenhoroskop vor wiegend in folgenden Situationen herangezogen: 1) Wenn ein Klient, der sich bereits mit der Reinkarnationslehre auseinandergesetzt hat, Antworten auf tiefere Lebensfragen sucht; 2) in Fällen, wo das Grundhoroskop keine befriedigenden Erklärungen von psychischen oder geistigen Problemen bietet;
288
3) wenn wir vermuten, dass es sich um ein karmisches Pro blem handelt, dessen Wurzeln in der Schattenpersönlich keit oder in früheren Leben zu suchen sind; 4) wenn ein Mensch sich weiterentwickeln und den Sinn seines Lebens, seines Schicksals über Inkarnationen hin weg verfolgen will.
Beraten mit dem Mondknotenhoroskop Wie schon im ersten Kapitel erwähnt, sollten wir bei der Deutung des Mondknotenhoroskops eine positive Hal tung zum Klienten einnehmen, indem wir uns bewusst dar auf vorbereiten. Ohne eine humane und ethisch hochste hende Einstellung funktioniert sie nicht. Das Beraten mit dem Mondknotenhoroskop erfordert mehr an Aufmerk samkeit und sensitiver Zuwendung, an Verantwortungsbe wusstsein und auch an Erfahrung als das Deuten des Grundhoroskops. Es verlangt innere Distanz zur eigenen Person, zu eigenen Neigungen und Wertvorstellungen, sowie ein Höchstmass an Unvoreingenommenheit und cha rakterlicher Integrität. Mit Interesse und voller Erwartung sollte man die inneren Potenzen des Klienten entdecken, aber auch die Ursachen seiner Fehlhaltungen und Proble me finden wollen. Gemeinsam geht man an das Horoskop heran und schlüsselt es zusammen mit dem Ratsuchenden auf, der somit als Partner ernst genommen wird. Man soll te sich der Verantwortung stets bewusst sein, dass eine Beratung mit dem Mondknotenhoroskop ein erweiterter Selbstentdeckungsprozess ist, eine neuartige und faszinie rende Möglichkeit, das Innere des Menschen aufzuschliessen und den Weg mit ihm in seine Tiefen zu gehen. Die Respektierung seiner Intimsphäre ist dabei äusserst wich tig-
289
Vertrauensbasis Bei dieser, wie eigentlich bei jeder Beratung, sollte wäh rend des ganzen Gesprächs eine Atmosphäre des Vertrau ens dasein. Nur dadurch können wir in die Schattenpersön lichkeit Eingang finden und im Klienten einen Bewusstwerdungsprozess anregen. Es handelt sich ja um tiefe verborgene Wesensanteile, an die wir nur ganz behut sam herangehen dürfen, weil sie vor jedem ungehobelten Zugriff zurückschrecken. Um den Schatten herum sind viele Verdrängungsmechanismen aufgebaut, die ihn schüt zen und im Dunkeln belassen. Bei vielen ist ein «massiver Deckel» oben aufgelegt, der vielfach noch einbetoniert wurde. Bei jedem falschen Wort, bei ungeschickten Bewegungen und verkrampften Schwingungen kann der Deckel, den wir lüften wollen, wieder zufallen. Man sollte deshalb konstant eine Haltung der inneren Ruhe, der einfühlsamen Offenheit einnehmen, sowie einen Standort jenseits von Gut und Böse. Unter keinen Umständen dürfen wir eine moralische Bewertung vornehmen oder gar verurteilen. Bei der Beur teilung karmischer Komponenten haben wir davon auszu gehen, dass jede Kultur der Vergangenheit ihr eigenes Wertsystem hatte, dem sich kaum ein Mensch entziehen konnte. Jeder war mit dem Kollektiv-Schicksal verwoben, in das er hineingeboren war. Deshalb ist es unzulässig, wenn wir zum Beispiel bei einem «Inquisitionsaspekt» einen entsetzten Ausruf ausstossen, oder bei einem Richter-Archetypus von einem Schuldkomplex sprechen. Es steht uns nicht zu, Schuld zuzumessen und Urteile zu fal len. Wie oft geschieht es doch, dass sich ein Klient gerade durch das Aufschlüsseln verborgener Ursachen erleichtert und von seiner Schuld befreit fühlt. Das kann aber nur
290
geschehen, wenn er verstanden und nicht bewertet wird. Er darf sich weder geschmeichelt noch abgelehnt Vorkom men, weder überlegen noch unterlegen, sondern es soll von Mensch zu Mensch eine Vertrauensbasis, eine voll kommene Offenheit und Ehrlichkeit bestehen. Am besten ist es, wenn wir uns vor jeder Beratung in einer kurzen Meditation auf die Seele des anderen einstellen.
Wirkungsgrad Es gibt Ratsuchende, die in der Beratung direkter auf die Darlegung des Mondknotenhoroskops reagieren als auf die Erklärung des Grundhoroskops. Man könnte sagen, sie leben mehr in ihrem Schatten als in der Gegenwart. Zuerst nahmen wir an, dies treffe vor allem für junge Men schen zu, weil deren karmische Vergangenheit weniger weit zurückliegt, mussten dann aber entdecken, dass die Schattenthematik auch bei älteren Menschen noch voll da ist. Es gibt leider keine Regeln, um festzustellen, ob der Schat ten (und damit das Mondknotenhoroskop) total oder nur teilweise verdrängt ist. Wir konnten beobachten, dass Men schen, die durch eine Psychoanalyse gegangen waren, sich also bereits mit unbewussten Inhalten befasst hatten, viel rascher auf das Mondknotenhoroskop ansprachen als ande re, die bis zum Zeitpunkt der Beratung noch nie etwas davon gehört hatten. Wahrscheinlich kommt es hier auf den Bewusstseinsgrad wie auch auf das Entwicklungsstadi um des betreffenden Menschen an. Vielleicht auch darauf, welches Evolutionsziel seine Seele in diesem Leben errei chen will.
291
Beraten mit 3 Horoskopen In Zukunft wird das Beraten mit drei Horoskopen noch erheblich wichtiger werden. Ein wesentlicher Grund ist die Tatsache, dass man durch die Hinzunahme des Häuserund Mondknotenhoroskops in fast einmaliger Weise schnell und effizient zu richtigen tiefenpsychologischen Einsichten kommt. Der andere Grund ist darin zu sehen, dass durch den Vergleich der ganze Mensch in allen drei Ebenen seines Daseins erfasst werden kann. Die meisten Menschen wollen in einer Beratung in ihren tiefsten Schich ten erkannt werden, ihnen genügt nicht nur das Analysie ren ihres Charakters. Wie gesagt, muss eine solche Beratung den Fragen nachge hen: «Wer bin ich - Woher komme ich - Wohin gehe ich?». Das Leben kann als Entwicklungsweg, als Lernprozess angesehen werden, wodurch das, was mit einem geschieht, einen tieferen Sinn erhält. Unerträgliche Lebenssituatio nen werden annehmbar, wenn sie sich als notwendige Stu fen im Entwicklungsprozess über Inkarnationen hinweg herausstellen. In der Praxis sieht das folgendermassen aus. Kommt man mit dem Grundhoroskop nicht mehr weiter, kann man sofort entweder das Häuser- oder das Mondknotenhoroskop im Vergleich heranziehen. In jeder Beratung gibt es beim Aufarbeiten von Problemen einen Punkt, wo man ins Mondknotenhoroskop schauen darf, um den tieferen Sinn einer Situation zu entdecken. Viele Probleme erhalten im kausalen Zusammenhang die richtige Proportion zum Gan zen, verlieren ihren schmerzhaften Lupeneffekt. Der Klient kann sich dann leichter damit auseinandersetzen, einerseits weil er weiss, warum eine Lebenssituation so und nicht anders ist, und andererseits, weil er sich in der
292
Sinnerfassung damit identifizieren kann. Dadurch verlie ren manche belastenden Erfahrungen ihren Stachel, ja sie wenden sich zum Positiven als notwendige Stufen im Entwicklunsgeschehen. In diesem Sinne stellt das Beraten mit drei Horoskopen ein hervorragendes Instrument zur Verfügung, das tief ins Wesen der eigenen Existenz eindringen lässt. Wer sich sei ner mit Verantwortungsbewusstsein bedient, entdeckt bald, dass ihm Einsichten zuteil werden, die zu einem umfassenden Lebens- und Seinsverständnis führen. Diese Erkenntnisse können lebensverändernd wirken.
Geschichte der Entdeckung Die Geschichte der Entdeckung ist sicher für jeden interes sant, der mit den drei Horoskopen arbeiten lernen möchte. Als wir in der Arkanschule in Genf arbeiteten, suchten wir in der «Esoterischen Astrologie» von Alice A. Bailey nach Hinweisen, die unsere eigene Forschung anregen und bereichern konnten. Dabei erwies sich ein Hinweis, wie uns heute klar ist, als wichtiger Schlüssel. Wir erinnern uns noch lebhaft an die folgende Aussage: Für einen Jünger des neuen Zeitalters müssen schlussendlich drei Horosko pe erstellt und übereinandergelegt werden. Das eine Horoskop ist um die Sonne herum aufgebaut, ein weiteres um den ÄC und eines um den Mond. Wir haben uns jahrelang den Kopf darüber zerbrochen, was das wohl heissen mag. Wir konnten zu diesem Zeitpunkt (1958) noch nichts damit anfangen. Als wir dann in Florenz bei Roberto Assagioli im Institut für Psychosynthese arbeite ten, vergassen wir zeitweise diesen Satz wieder. Bruno Huber konnte dort seine astrologisch-psychologischen
293
Grundlagenforschungen betreiben und 1964 kehrten wir in die Schweiz zurück und gründeten das Astrologisch-Psy chologische Institut in Adliswil bei Zürich. Im Laufe unserer Schulungs- und Beratungsarbeit entdeck te Bruno Huber neben vielen anderen Neuerungen in Zusammenarbeit mit unserem Sohn Michael das Häuser horoskop und kurze Zeit später das Mondknotenhoro skop. Seit fast acht Jahren arbeiten wir in unseren Beratun gen mit diesen drei Horoskopen und kamen erst kürzlich darauf (1988), dass Alice A. Bailey diese drei Horoskope gemeint haben muss. Das Grundhoroskop ist um die Sonne herum aufgebaut, das Häuserhoroskop um den AC und das Mondknotenhoroskop um den Mond. Diese ver schlüsselte Ausdrucksweise mutet zunächst etwas fremd an, ist aber dennoch sehr treffend und aufschlussreich und für uns eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir wollen versuchen, diesen Weg anhand von zwei Fall beispielen aufzuzeigen.
1. Fall: Liebes-Neurose Bei diesem Beispiel handelt es sich um eine Person, die 1986 im Alter von fast 25 Jahren in die Beratung kam wegen einer Liebesaffäre, verbunden mit einer neuroti schen Krisensituation. Die astrologisch interessierte Horo skopeignerin glaubte - weil ihr Partner die Sonne im Zei chen Jungfrau hat und bei ihr dort der Mondknoten steht -, dass diese Beziehung karmischer Natur sei. Sie hatte gehört, dass Mondknotenbeziehungen ein Hinweis auf eine sogenannte «alte Beziehung» seien, vor allem dann, wenn dieser mit einem Planeten des Partners im Häusersy-
294
Fallbeispiel Anna 3. 6. 1961,19.50
GH
HH
MKH
295
stem eine «Klickstelle» hat. Klickstellen nennen wir in einer Partnerschaftsanalyse jene Planeten, die in beiden Horoskopen an der gleichen Stelle im Haus stehen, also eine Konjunktion machen. Auch die gleiche Zeichenstel lung deutet auf eine verwandtschaftliche Qualität, mei stens aber nicht auf eine Beziehung, die im Alltäglichen gelebt sein will. Tatsache ist, dass es sich bei Mondknotenbeziehungen auch wenn sie eine grosse Vertrautheit anzeigen - fast immer um einen ausgeprägten Lernprozess in einer Part nerschaft handelt. Einerseits erhält man die Möglichkeit, gemeinsam mitgebrachtes Karma zu verarbeiten und ande rerseits wird die persönliche Entwicklung durch eine tiefe Verbundenheit des gegenseitigen Kennens und Verste hens beschleunigt. Die Lernprozesse haben in bestimmten Phasen der Beziehung eine tiefgreifende, oft aufwühlende Wirkung. Vor allem, wenn verdrängte Wünsche aus den unbewussten Schattenbereichen angesprochen und akti viert werden, können sie den gewohnten Lebensablauf durcheinanderbringen. Dennoch reizen sie zur erhöhten Entwicklung an. Das vorliegende Mondknotenhoroskop ist dafür ein inter essantes Beispiel. Schon auf den ersten Blick fallt das losge löste Quadrat zwischen Saturn und Venus auf, das auf ein Problem mit der Mutter und dem eigenen Frausein hin weist. Die ganze Beratung drehte sich um die Bewusstmachung der damit zusammenhängenden Schuldgefühle. Gerade bei einer solch tiefgreifenden Problematik sollten alle drei Horoskope konsultiert werden. Bei der Beurteilung beachten wir die drei Ebenen, indem wir nach dem «Wo, Wie, Was» fragen: Wo wurzelt diese Problematik (MKH), wie zeigt sie sich in der Jetzt-Situa-
296
tion (GH), was kommt noch von der realen Lebenssitua tion dazu, d.h. welche Lösungsvorschläge hat das Milieu in der Erziehung (HH) gemacht. Im Mondknotenhoroskop von Anna lässt das Quadrat zwischen Venus (Spitze 5. Haus) und Saturn (Spitze 8. Haus) auf Schuldgefühle im erotischen Bereich schliessen. Saturn als Vertreter der etablierten Gesellschaft im 8. Mondhaus stellt eine Verurteilung venusischer Bedürfnis se dar. Anna wurde möglicherweise in früheren Leben dafür bestraft, dass sie als Frau lieben wollte, vielleicht sogar durch die Liebe missbraucht wurde. Daraus resultier te eine Fehlhaltung in der Weiblichkeit, das Frauenbild wurde zerstört. Das Quadrat ist losgelöst, kann somit nicht vom Bewusstsein kontrolliert werden. Dadurch wird es zu einem abgespaltenen Teil in der Schattenpersönlich keit, zur Teilpersönlichkeit.
Eine isolierte Figur im MKH betrifft Inhalte, die kaum integrierbar sind. Oft handelt es sich um komplexartige Zwangsmechanismen, denen man - vor allem, wenn der Alterspunkt sie aktiviert - ausgeliefert sein kann. Bekann terweise bringt Saturn Einschränkungen mit sich, die so stark sind, dass man aus dem Unbewussten heraus falsch reagiert, etwa mit Selbstbestrafung, Schuldgefühlen oder anderen neurotischen Zuständen. Man leidet tief in der See le; die Wirklichkeit draussen mag ganz harmlos sein, aber im eigenen Innern fühlt man sich unerträglich. Bei einem solchen Schuldkomplex kommt es darauf an, ihn aus dem Unbewussten herauszuheben, ihn anzuschauen, mit Intelli genz zu durchleuchten und so zu relativieren, dass er nicht mehr weh tut. Es hilft einem dabei das Grundhoroskop, wo in diesem Fall der Mondknoten im neunten Haus die mögliche Lösung anbietet. Wir werden später näher dar auf eingehen.
297
Im Grundhoroskop erkennen wir, dass das gleiche Qua drat in einer Dreiecksfigur aufgenommen wird. Der auf steigende Mondknoten (9. Haus) weitet die Problematik aus und regt im Lerndreieck zum persönlichen Wachstum an. Häufig liefert der Konflikt, der einem zu schaffen macht, die Triebfeder zu geistiger Entwicklung. Im GH steht der Saturn im zweiten Haus, wo es um die eigene Sub stanz, das Selbstwertgefühl geht. Saturn wechselt also vom achten Haus im Mondknotenhoroskop zum zweiten im Grundhoroskop. Das heisst, von der Fremd- zur Selbstbe stimmung, von der Du- auf die Ich-Seite im Horoskop. Das heisst, dass Anna in diesem Leben Selbstsicherheit ent wickeln und sich von den Urteilen der Aussenwelt befreien soll. Die Venus bleibt im fünften Haus, verändert also ihre Stellung nicht, das ist ein wichtiger Faktor, weil Anna beim Venusübergang in eine neurotische Krise geriet. Im Häuserhoroskop erkennen wir, dass der Saturn anstel le der Quadratur zur Venus jetzt eine zu Neptun hat. Der Konflikt wurde durch die Erziehung, die Einwirkung des Milieus umgeleitet. Anstelle der Venus, die die weibliche Libido darstellt, wird Neptun als Leitbild des höchsten Liebesideals eingesetzt, welches über die unbefriedigende Situation hinwegtrösten soll. Anna neigt dazu, sich in schwierigen Situationen in eine Phantasiewelt zu flüchten. Neptun steht im elften Haus und ragt im HH aus dem Aspektbild heraus. Er hat einen Einwegaspekt, was auf eine Sackgasse schliessen lässt, im Phantasieren und im Luftschlösserbauen wird keine Lösung gefunden. Mit die ser Stellung des Neptun im HH projiziert Anna irreale Wunschbilder und trügerische Ideale in Freundschaften und Beziehungen hinein, wobei zugleich im Skorpion das sexuelle Begehren in Wallung gerät. Sie wird in innere Widersprüche verwickelt und jagt Phantomen nach, bis ihre idealen Vorstellungen wie Seifenblasen zerplatzen.
298
Das Venus-Problem Es empfiehlt sich, die Probleme vom Klienten selbst dar stellen zu lassen; die Bestätigungen oder Erklärungen im Horoskop finden sich dann relativ leicht. Anna kam in die Beratung, kurz nachdem ihr Alterspunkt über die Venus gegangen war. Diese steht sowohl im Grund- wie im Mondknotenhoroskop nahe der fünften Häuserspitze. Wenn sich ein Planet in beiden Horoskopen im selben Haus befindet, so macht er - wie vorher beschrieben - keine Veränderung durch. Das weist fast immer darauf hin, dass ein altes Problem nahe an der Oberfläche liegt, also nicht tief im Unbewussten schlummert, sondern gewissermassen unter der Haut liegt. Es braucht dann nicht mehr viel, um das Problem ins Bewusstsein zu heben. Es heisst aber auch, dass ein Problem aus der Vergangenheit noch nicht bewältigt wurde und man jetzt mit der gleichen Problema tik nochmals konfrontiert wird, also wieder eine Gelegen heit bekommt, es zu bewältigen. Als Anna in die Beratung kam, befand sie sich in einem erregten Zustand von Ruhe losigkeit, Sinnlosigkeit und Frustration. Kein Wunder, denn zur gleichen Zeit fand auch die Kreuzung der beiden Alterspunkte direkt beim Venusübergang statt, was ja deutlich genug auf eine einschneidende Lebenswende hin weist.
Die Geschichte Im Alter von vierundzwanzig Jahren (Spitze 5) besuchte sie eine Fortbildungsschule und verliebte sich in ihren Zei chenlehrer. Sie fing an mit Hingabe zu malen, um ihm zu gefallen. All ihre Gefühle legte sie in diese Beziehung. Wenn er sich ihr zuwandte, hatte sie Herzklopfen, sie war bis über beide Ohren verliebt und wartete auf ein Gegenzei chen. Jede kleinste Regung in dieser Richtung weckte in ihr die Hoffnung auf Erfüllung. Sie tat alles, um seine Auf
299
merksamkeit zu erregen und deutete dann jede Reaktion des Lehrers als Liebesbeweis. Sie steigerte sich immer mehr in diese Hoffnung hinein, bis sie voll davon über zeugt war «er liebt mich, er kann es nur nicht zeigen». Sie träumte von ihm, wälzte sich nachts im Bett, und litt seeli sche Qualen. Sie geriet immer mehr in einen neurotischen Zustand, verbunden mit Zwangsvorstellungen.
Der «Fehltritt» Einige Monate später, exakt beim Venus-Übergang des Alterspunktes, ist es dann passiert. Sie lernte einen älteren Mann kennen und stürzte sich Hals über Kopf in ein einma liges sexuelles Abenteuer. Obwohl sie sich der Lust hingab (sie bezeichnete sich selbst als «Luder», wenn sie davon sprach), redete sie sich ein, dass der heimlich geliebte Leh rer sich von ihr abwenden würde, weil sie diesen Fehltritt begangen hatte. Sie litt unter starken Schuldgefühlen, und als er sich dann wirklich eine Freundin nahm, war sie über zeugt, dass er sie damit bestrafen wollte. Sie war darüber ganz verzweifelt und weinte viel, ln der Schule konnte sie sich nicht mehr halten, sie musste sich krank melden, um nicht ganz ihr Gesicht zu verlieren. Wie aus dem Mondknotenhoroskop ersichtlich, handelt es sich hier deutlich um eine «alte Neigung» der Irreführung und Verführbarkeit. Sie hatte in früheren Leben sicherlich geglaubt, die eheliche Hingabe sei eine Pflicht, die sie dem Partner schulde. Im MKH hat sie ja im siebten Haus auch noch den Mond in Konjunktion mit Jupiter, der die Du-Abhängigkeit mit einer Philosophie und im Wasser mann mit einer Ethik verbrämt. Je nach psychischem Zustand, kann durch Alterspunkt-Aspekte diese «alte Nei gung» mit verdrängten krankhaften Anteilen als Zwangs handlung wirksam werden. Im vorliegenden Fall fiel das
300
«Heraufsteigen aus dem Schattenbereich» mit dem VenusÜbergang und gleichzeitig mit dem Kreuzungspunkt der beiden Alterspunkte zusammen. Das war wohl zuviel auf einmal, weshalb auch ein nervlicher Zusammenbruch erfolgte. Hinsichtlich ihrer Entwicklung war das für Anna eine gute Gelegenheit, sich mit diesem alten Problem auseinanderzu setzen und bewusst daran zu arbeiten. Sie spürte es selber deutlich, dass sie einer früheren Qualität aus dem Schatten bereich anheimgefallen war. Sie stand unter einem inneren Zwang, sie konnte nicht anders und musste so handeln, sagte sie. In Bezug auf die Bewusstwerdung war diese Erfahrung positiv zu werten, weil die Inhalte aus früheren Leben nicht durch manipulative Methoden der Rückfüh rungstherapie heraufgeholt, sondern als «normale Aktivie rung» des Alterspunktes erlebt wurden. Deshalb konnte sie diese Erfahrungen auch bewältigen und sie sogar für ihre geistige Entwicklung auswerten.
Die Beratung In der Beratung besprachen wir eingehend die ganze The matik. Vorsichtig versuchte ich auf die astrologische Ursa che ihres Problems hinzuweisen und erklärte ihr unter anderem den Kompensationsmechanismus, den Neptun im Häuserhoroskop als Fluchtweg ihrer erotischen Gefüh le auftat. Wir sprachen über den roten Einwegaspekt vom Saturn im HH, der ins elfte Haus hineinragt, in dem man so leicht trügerischen Idealbildern zum Opfer fallen kann. Es war offensichtlich, sie jagte einer Illusion nach, die sie ganz gefangen nahm. Aber wie sollte ich ihr das in diesem Zustand der Krise klar machen. Sie konnte keine Auskunft darüber geben, ob der Lehrer sie auch liebte; ich bemerkte bei meinem Hinweis auf eine mögliche Selbsttäuschung,
301
dass ihre Stimme zitterte. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass alles nur Einbildung gewesen sei. In ihrer Vorstellung war der Lehrer genauso verliebt wie sie. Sie sagte sogar, dass dieser eben Hemmungen und im sexuel len Bereich eine Blockade habe, weil er sich ihr körperlich nie näherte. In Wahrheit hatte der Lehrer gar kein Interes se an einer persönlichen Liebesbeziehung mit ihr, aber das wollte sie nicht wahrhaben.
Das Bilderleben Als möglicher Zugang zur tieferen Wurzel des Problems im MKH kann das Bilderleben als Mittel herangezogen werden. Wie bereits im Kapitel «Inkarnations-Archety pen» ausführlich beschrieben, bedient man sich dabei einer archetypischen Figur, die als Resonanz das Verdrängte bewusst machen hilft. Als wir in der Beratung die erkann ten Zusammenhänge in uns nachklingen Hessen und mit Ernsthaftigkeit diese Stellung anschauten, da kamen Gedankenbilder, die sie voll bestätigte. Saturn auf der ach ten Spitze erschien uns als eine Autoritätsperson, als arche typische Figur des strengen Richters, der die Gesellschafts struktur mit ihren Gesetzen vertritt und die Venus auf der fünften Spitze als Sünderin schuldig gesprochen und verur teilt hat. Sie war sich selbst klar, dass sie aus der Gemein schaft ausgestossen worden war, weil sie tatsächlich einen Fehltritt begangen hatte. Deshalb hat sie jetzt so grosse Angst, bestraft und falsch beurteilt zu werden. Umgekehrt hat auch sie mit Saturn andere verurteilt, weil im Mond knotenhoroskop sich die Rollen immer vertauschen lassen. Sie ist bei dieser Saturnstellung sowohl der Richter wie das Opfer gewesen. Wahrscheinlich hat sie in einer Inkarna tion vielleicht als Mann und Richter selbst das Weibliche, das Erotisch-Sexuelle mit Schuldgefühlen beladen, verleug net und verdrängt oder sogar verteufelt. Beim Saturn im
302
MKH ist immer alles zweischneidig, da ist die eine Seite genau so wahr wie die andere, da erlebt man Positives wie Negatives.
Die Denkachse 3/9 Wir besprachen dann noch die Thematik der Denkachse Drei/Neun, die in ihrem Grundhoroskop eine Opposition von Jupiter/Mond und Uranus/Mars aufweist. Ich beschrieb ihre Fähigkeit, Denkprozesse selbständig zu täti gen und nach Erkenntnissen zu streben. Dabei betonte ich den aufsteigenden Mondknoten im neunten Haus als Auf stiegspunkt im selbständigen Denken. Hier war eine Lösung dieser alten Problematik möglich, aber sie musste selbst darauf kommen. Tatsächlich war sie bei ihrem zwei ten Besuch zwei Monate später dahintergekommen, dass die ganze Angelegenheit eine Selbsttäuschung gewesen sei. Sie sagte, die erste Horoskopbesprechung habe ihr gut getan, sie hat das Problem von einem übergeordneten Standpunkt aus anschauen können. Das Horoskop als neu trales Diagnosemittel konnte sie als Beurteilung anneh men. Jegliche andere Beurteilung ihrer Umwelt hat sie als Verurteilung empfunden (Saturn 8. Haus im MKH). Sie sagte, diese Erkenntnis sei bis jetzt aber nur im Kopf, im Bauch täte es immer noch weh.
Die Lösung Wie bereits angedeutet, liegt der erste Schritt zur Lösung im aufsteigenden Mondknoten im neunten Haus wie auch im Aszendentenzeichen Schütze als Zielrichtung der indivi duellen Entwicklung. Wir besprachen dieses Thema gründ lich. Durch ihr Bewusstsein, durch eigene Erfahrung und eigene Unterscheidungsfähigkeit muss sich Anna selbst von ihren Schuldgefühlen befreien. Das grosse Lerndrei-
303
eck (rot-grün-blau) hilft ihr zu verarbeiten, zu neutralisie ren, zu objektivieren, was sie als schmerzlichen, nicht inte grierbaren moralisierenden Druck verspürt. Sie wird mehr und mehr einsehen, dass ihr schlechtes Gewissen von aus sen stammt, sei es von einer Obrigkeit, die heute keine Macht mehr hat, sei es von einem Schicksal, das längst der Vergangenheit angehört und heute nicht mehr relevant ist. Sie wird sich davon befreien können, indem sie klar erkennt, dass diese Vergangenheit nicht mehr existiert. Heute ist entscheidend, dass sie ihre Weiblichkeit akzep tiert, indem sie mit ihrer Venus im fünften Haus zulässt, die körperliche Liebe ohne Schuldgefühle zu erleben. Auf diese Weise kann sie langsam ihrem Unterbewusstsein ein prägen, dass sich die moralischen Masstäbe grundlegend verändert haben, und dass das Frausein etwas sehr Schönes ist. So kann sie das gestörte Frauenbild selbst wieder korri gieren, wozu ihr natürlich die heutige aufgeklärte Zeit sehr zustatten kommt. Im Widder ist die Venus auch verlangend und fordernd, und wenn sie im Quadrat zum Saturn durch Schuldgefühle unterdrückt wird, so wird sie sich gelegentlich explosions artig Raum schaffen, das soll sie dann als Naturereignis hin nehmen und frei von Schuldgefühlen erleben. Vielleicht muss sie eine Zeitlang das Weibliche, das «Luder» in sich zulassen, um eine eigene Moral, ein eigenes Gewissen und einen eigenen Lebensstil zu entwickeln. Im Individuations prozess (nach C.G.Jung) müssen sich manche Menschen einfach das nehmen, was ihnen verweigert wurde, damit sie frei werden von alten Zwängen und zum Eigenen hin finden. Dazu hilft in diesem Beispiel sicherlich der Schütze am AC; dieses Zeichen will sich frei machen von jeglicher Indoktrination durch andere, es duldet keine Fremdbestim mung. Als Individualzeichen richtet es sich nach eigenen Leitwerten und Zielmarken aus.
304
Sollte Anna die Befreiung nicht schaffen, würde sie wieder in die gleiche Situation geraten und Männer lieben, die ihre Zuneigung nicht erwidern. Sie würde dann immer wieder ein ähnliches Schicksal erfahren, bis sie diesen Kreislauf mit ihrem eigenen schöpferischen Denken (Uranus), ihrem autonomen Willen (Pluto) durchbrochen und geändert hat.
Mondknoten im 9. Haus Der aufsteigende Mondknoten hat im neunten Haus noch Uranus, Pluto und Mars als Helfer, welche die Entwick lungsdynamik kräftig fördern. Anna lernt sehr schnell und wird erkennen, dass sie in sich selbst ein eigenes Gewissen, einen ganz persönlichen Masstab herausarbeiten kann, um ernsthaft und verantwortungsbewusst dieser inneren Auto rität zu folgen. So wird sie als Wassermanngeborene immer fähiger, sich durch ein reifes, selbsterrungenes Welt bild von Selbsttäuschungen und aufoktroyierten Schuldge fühlen zu befreien. Sie wird Realsinn entwickeln, indem sie das wirklichkeitsfremde, überholte Weltbild der Vergan genheit abstreift und sich den Erkenntnissen der moder nen Psychologie aufschliesst. Es wird ihr aufgehen, dass das «Luder in ihr» eine schöpfe rische Potenz ist, die sie in ihre künstlerische Laufbahn einbringen kann. Sie möchte später Kunstlehrerin werden. Die Sonne im Zeichen Zwillinge, die Mond/Jupiter-Konjunktion auf der dritten Spitze sowie Mars/Uranus nahe der neunten Spitze deuten auf ihre Fähigkeit hin, als origi nelle Pädagogin mit Einfühlungsvermögen Wissen zu ver mitteln.
305
2. Fall: Magersucht als Symptom einer geistigen Krise Elvira litt schon seit Jahren an Magersucht. Zur Zeit der Beratung wog sie noch 42 Kilo. Sie hatte von unserem Institut gehört und wollte durch eine Beratung mit den drei Horoskopen die psychologischen Hintergründe und geistigen Zusammenhänge ihrer Krankheit erkennen. Sie war bereits bei mehreren Ärzten und Therapeuten gewe sen, aber weitgehend ohne Erfolg. Jetzt erhoffte sie sich von einer Horoskopbesprechung Antworten auf ihre Pro bleme.
Das Grundhoroskop Beim Betrachten des Grundhoroskops kommen wir zunächst nicht auf die-Idee, dass sie an Magersucht leiden könnte. Wir sehen das Körper-Ich, den Saturn im Zeichen Krebs, in einem Trigon zur Sonne, also blau aspektiert, ent spannt. (Im Häuserhoroskop ist das Trigon nicht mehr da, die Sonne bekommt dort Quadrate zu Mars und Pluto, ist also gespannt.) Wir stellen beim weiteren Betrachten fest, dass Sonne und Saturn nur mit je einem einseitigen Aspekt an Mars angehängt sind; sie stehen im Aspektbild eigent lich abseits. Der Mond, das kindhafte Gefühls-Ich, befin det sich als Spannungsherrscher der Aspektfigur im fixen Bereich des dritten Hauses und hat eine Opposition zum Neptun, der ebenfalls an einem losen Ende hängt. Aus der Stellung von Sonne, Saturn und Mond schliessen wir hier auf ein Familienmodell, das nicht in Ordnung ist. Damit ist bereits ein Hinweis gegeben: Psychologisch gesehen gilt Magersucht als eine Krankheit, mit deren Hilfe man sich von den Rollenvorbildern der Eltern, bei erkrankten Mäd chen bzw. Frauen vor allem der Mutter, distanzieren will. Sie spiegeln damit ein aktives, willensbetontes, (auto-)-
306
Fallbeispiel Elvira 16. 11. 1945, 11.00
GH
HH
MKH
307
aggressives Verhalten, die Mutter wird abgelehnt und für ihr Benehmen «bestraft», soll mitleiden angesichts des erbärmlichen Zustands der Tochter. Eine vorhandene Nei gung, mit Nahrungsverweigerung auf emotionale Zurück weisung zu reagieren, kann dann auch durchaus gegenüber anderen Personen als den Eltern unterschwellig demonstra tiv eingesetzt werden.
Das Häuserhoroskop Zum Sachverhalt gibt auch das Häuserhoroskop Aus kunft. Wie bereits erwähnt, sehen wir dort Mars und Pluto im Quadrat zur Sonne. Diese Aspektierung deutet mei stens auf ein Vaterproblem hin. Tatsächlich hat sie zeitwei se ihren Vater gehasst und ihm den Tod gewünscht. Wenn sie der Mutter nicht gehorchen wollte, hat er sie wieder holt mit den Worten beschuldigt: «Du bringst Deine Mut ter noch ins Grab». Dieser warnende Vorwurf hat sie schwer getroffen und immer wieder in alte Schablonen der Selbstbestrafung zurückgeworfen. Das aus früheren Leben schon stark mit Schuldgefühlen belastete Ich nahm diese Worte schwerer, als sie vom Vater wohl gemeint waren.
Der Alterspunkt Um die Zusammenhänge noch tiefer zu erfassen, wollen wir den Werdegang dieses Problems anhand des Alters punktes verfolgen. Das Thema begann bereits im Alter von vier Jahren. Bei der AP-Opposition zum Saturn erleb te sie wiederholt Zurückweisungen von seiten ihrer Mut ter. Diese nahm sich keine Zeit für ihre Probleme, worun ter sie sehr litt. So erging es ihr während ihrer ganzen Kind heit, immer fühlte sie sich zurückgewiesen. Beim MondÜbergang im Alter von etwa vierzehn Jahren verliebte sie sich hoffnungslos in einen Lehrer, der natürlich nicht dar
308
auf einging. Beim Uranus-Übergang im Alter von einunddreissig kam der Alterspunkt fast gleichzeitig auch in die Opposition zum Merkur auf der 6/12-Achse. In diesen Monaten verlor sie ihre ganze bisherige Existenz. Alles geriet in Umbruch, sie musste ihr Geschäft aufgeben, ver lor ihre Stellung und ihre Freunde, niemand konnte und wollte ihr helfen, eine Welt stürzte für sie zusammen. Diese grossen Enttäuschungen wirkten sich nun auch kör perlich aus; sie wurde zum erstenmal ernstlich krank und musste sich schliesslich einer Darmoperation unterziehen. Eine Opposition auf der 6/12 Achse ist typisch für psycho somatische Erkrankungen. Bis zum Mondknoten-Übergang im Alter von fünfunddreissig Jahren hatte sie sich wieder einigermassen erholt. Sie bekam damals eine neue Stellung und einen neuen Freund, der aber verheiratet war. Also wiederum eine hoff nungslose Beziehung. Sie nahm es als Schicksal an und tat alles, um diese Liebschaft leben und halten zu können. Sie bezahlte dem Mann sein Studium, verzichtete auf vieles, opferte sich auf und bekam doch nicht das zurück, was sie ersehnte. Die Aussichtslosigkeit dieser Beziehung unter grub allmählich ihre Lebensfreude, die einseitige Hingabe verbrauchte ihre ganze Kraft. Sie mochte nicht mehr essen, die Kehle war ihr wie zugeschnürt, und sie wurde wieder krank. In dieser Zeit begann sie auch mit dem Gedanken zu spielen, nicht mehr leben zu wollen. Nicht nur die Skorpionsonne neigt zu selbstzerstöreri schen Gedanken, sondern auch Mars und Pluto. Sie umrah men die achte Häuserspitze und deuten ebenfalls solche extremen «Lösungsversuche» an. Zweimal versuchte Elvi ra sich das Leben zu nehmen, aber sie konnte es nie ganz vollenden. Dafür konnte und wollte sie aber kaum mehr essen, woraus die Magersucht resultierte, die in diesem Fall
309
in der Wirkung einem langsamen Selbstmord gleich kommt.
Das Mondknotenhoroskop Um die Hintergründe noch besser verstehen zu können, konsultieren wir das Mondknotenhoroskop. Dort sehen wir im achten Haus die Skorpionsonne, die fast losgelöst nur das Trigon zum Saturn hat. Die Stellung von Saturn und Mars auf der Spitze des zwölften Mondknotenhauses lässt auf ehemalige Isolationserfahrungen schliessen, ver mutlich in einem klösterlichen Rahmen. Das archetypische Reizwort «Klosterleben» zündete bei ihr sofort. Elviras selbstzerstörerische Neigung bedenkend, kann man sich gut vorstellen, dass ihr «kleines Ich» in endlosen Exerzitien abgebaut und ihre persönlichen Wünsche zugunsten reli giöser Ekstase verdrängt wurden. Das MK-Horoskop als ganzes deutet auf solche läuternden Bemühungen hin. Pluto im elften, Neptun und Jupiter im neunten Haus bestätigen, dass sie alles überwinden wollte, was an das Weltliche band. Sie ahnte in der Besprechung, dass sie eine priesterliche Funktion ausgeübt hatte, um sich damit einen Platz im Himmel zu sichern. (Skorpion im achten Haus rechnet unbewusst immer auf irgendeinen Lohn.) Es wurde ihr klar, dass ihr Opferwille und ihr Verzicht auf Wunschbefriedigung mit der Hoffnung auf ein besseres Leben im Jenseits zusammenhingen. Bereits als Kind hatte sie sich ein Leben als Nonne in einem Kloster vorgestellt. Sie sah sich in Wandelhallen beten, in ein gemeinschaftli ches Leben eingebettet. Man weiss, dass Erlebnisse früherer Leben ins Kindheitsal ter hereinwirken können; häufig erfahrt man, dass Berufs wünsche von Kindern mit ehemals tatsächlich ausgeübten Berufen Zusammenhängen.
310
Man kann also anhand des Mondknotenhoroskops bei der von Ärzten diagnostizierten neurotischen Neigung zur Selbstzerstörung (Magersucht) darauf schliessen, dass diese Erfahrung in früheren Leben schon einmal gemacht wurde und vielleicht auch Selbsttötung schon vorgekommen ist. Möglicherweise hängen psychiatrische Krankheiten (Neu rosen, Psychosen) auch damit zusammen, dass gestörte oder extreme Verhaltensweisen über mehrere Leben hinweg erhalten geblieben sind. Mit Sicherheit kann man jedoch sagen, dass Skorpionsonnen im achten MK-Haus häufig auf eine verborgene Suizid-Neigung hinweisen.
Die Mondstellung Der Mond, das Gefühls-Ich, verstärkt psychische Fehlhal tungen, vor allem, wenn er im Spannungsaspekt zum Nep tun steht. Im Aspektbild ist er dazu noch Spannungsherr scher und stellt auch deshalb einen neuralgischen Punkt in der Psyche von Elvira dar. Mond in Opposition zum Nep tun bedeutet schon in der klassischen Astrologie Liebesleid. Im Vergleich der beiden Horoskope sehen wir den Mond beidemal im dritten Haus. Wie bereits im Kapitel «Persönlichkeitsplaneten im Mond knotenhoroskop» erwähnt, findet keine Veränderung statt, wenn ein Planet in beiden Horoskopen (Radix und Mondknoten) im selben Haus steht. Das heisst im Fall von Elvira: sie war schon mehrmals mit dem Thema der Selbst täuschung in der Liebe konfrontiert (Mond Opposition Neptun auf der gleichen Achse). Man kann hier sagen: die Transformation der egozentrischen Mondwünsche in das universelle Liebesprinzip des Neptun ist ein «altes The ma». Der einzige Unterschied ist die Stellung innerhalb des Hauses. Die Opposition zum Neptun hat sie früher weitge hend kompensativ gelebt, weil diese im MKH im Stressbe
311
reich vor der Achse 4/10 steht. Damals im Kloster war es naheliegend, den eigenen Liebeswunsch in eine mystische Neigung zu verlagern. Ihre Triebe kompensierend wollte sie gleich dem Phönix aus der Asche geläutert emporstei gen bis zum Allerhöchsten. Ein hohes Liebesideal, ein unerreichbarer Lehrer, ein verheirateter Freund, das sind Entsprechungen für diese Stellung. Auch im jetzigen Leben erlebt sie ihre Gefühle im dritten Haus, diesmal eingeschlossen im Widder auf der Denkach se 3/9. Die Ausflucht ins Religiöse gelingt nicht mehr, jetzt erlebt sie Niederlagen im direkten Kontakt, weil sie ihre Gefühle nicht ohne weiteres ausdrücken kann. Anderer seits sind eingeschlossene Planeten auch geschützt, die Umwelt kann nicht an sie heran. Aber im dritten Haus bleibt der Mond abhängig von der Umgebung, sie lässt sich beeinflussen und wird leicht zum Spielball innerer und äusserer Bilder. Sie ist nach wie vor darauf aus, von ande ren als lieb und sympathisch betrachtet zu werden, sie passt sich an und bekommt doch nicht, was sie seelisch braucht. Sie macht sich gefühlsmässig von den Meinungen und vom Zuspruch der anderen abhängig, kann aber daraus keine Befriedigung ziehen. (Zur Beurteilung eines Ich-Planeten im gleichen Haus - in diesem Fall der Mond - sollte man die im Kapitel «Persönlichkeitsplaneten im Mondkno tenhoroskop» beschriebenen drei Stufen bedenken.) Bei Elvira ist die Kompensationsneigung stark. Einerseits will sie krank sein und verweigert die Nahrung; sie liegt abgemagert im Spital, wird von Ärzten und Schwestern umsorgt. Obwohl sie sich wohlumsorgt fühlt, merkt sie, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Sie hat es zwar erreicht, dass sich in dieser Lage viele Menschen besorgt um sie küm mern, ihre Bedürfnisse ernst nehmen und sich ihr zuwen den: aber um welchen Preis. Mit grösser Hoffnung ist sie
312
dann zur Beratung gekommen, um durch das Erkennen esoterisch-astrologischer Hintergründe ihr Schicksal begreifen zu können. Sie ist also reif genug, um nach dem Sinn und Zweck ihres Lebens zu fragen. Dies allein kann schon genü gen, um auf die dritte Stufe zu gelangen, auf der die echte innere Wandlung und damit die Selbstbefreiung möglich ist. Ein weiteres Merkmal der inneren Reife ist der Stein bock am Aszendenten. Das Aszendentenzeichen zeigt die Zielrichtung der individuellen Entwicklung in diesem Leben. Steinbock verlangt den Alleingang auf den Gipfel des Berges. Elvira muss lernen, Selbstverantwortung zu übernehmen, ihren eigenen Willen einzusetzen, um wieder gesund zu werden. Erst wenn sie wirklich aus ihrem tiefsten Innern heraus gesund sein will, kommt sie aus diesem Kreis lauf heraus. Eine weitere Hilfe ist es, wenn sie sich bewusstmachen kann, dass der Auslösefaktor für ihr selbstzerstörerisches Verhalten in der Vergangenheit, im Schatten des Unterbe wusstseins zu suchen und zu finden ist. Motive, die auf dem Hintergrund z.B. mittelalterlicher Lebens- und Bewusst seinverhältnisse durchaus zur Lebensbewältigung und zur geistigen Erweiterung beitrugen, können heute anachroni stisch bis kontraproduktiv wirken. Erst ein Heraustreten aus solchen tief eingegrabenen Gewohnheitsschablonen ermöglicht für die Zukunft ein unbelasteteres Lernen und Sich-Weiterentwickeln. Grundhoroskop Bei tiefen Problemen sollte man zur Aktivierung selbsthei lender Kräfte nochmals das Grundhoroskop studieren. Neh men wir die Stellung der Sonne in Elviras Grundhoroskop. Sie steht blau bestrahlt auf der elften Häuserspitze, das heisst, Elvira soll ihren inneren Selbstwert verwirklichen
313
und von der Umwelt unabhängiger werden. Das elfte Haus ist in einem anderen Sinne auch Umwelt, es betrifft die Abhängigkeit von Freunden, die einen als wertvoll empfin den sollen. Sie darf sich nicht länger vom Vater, vom Mann, von den anderen bewerten lassen, um dann unter dieser Fremdbestimmung zu leiden. Mit dieser hochgestellten Sonne ist sie elitär, kultiviert und verfeinert, sie ist selbst etwas wert und kann diesen eigenen Wert zur Geltung brin gen. Dazu verhelfen ihr neben der Sonne der Steinbock-AC und die Venus am MC, aber auch der Pluto im Löwen mit dem Talentdreieck zu Mond und Merkur. Diesen inneren Kern gilt es aufzurütteln, und das geschieht, wenn Pluto als das Bild des «Höheren Selbst», als der eigene Kern erkannt wird. Zur Zeit der Beratung näherte sich der Alterspunkt der Plu tostellung. Das ist eine Zeit, in der aus ihr selbst die nötige Selbstbestätigung kommen und sie freimachen wird vom Urteil und der Bewertung anderer. Unter dieser Abhängig keit hat sie so lange gelitten und in ihrer Bemühung, sich mit ihren eigenen Bedürfnissen gegen die Ignoranz bzw. die egoistischen Erwartungshaltungen ihrer Umgebung zu behaupten, mit Krankheit reagiert. Jetzt geht sie zum ersten mal in eine Therapiegruppe und betätigt sich dort auch künstlerisch. Sie hat Freude am Schreiben und am Malen bekommen. Da ist bereits eine selbstheilende Kraft ihres Innern am Werk. Dem muss sie nachleben, das wird ihr über die plutonische Schwelle helfen. Dann wird sie lernen müs sen, zu sich selbst «Ja» zu sagen, ihr Schicksal als eine Mis sion der Reifung anzunehmen.
Venus am MC Interessant ist im Grundhoroskop auch der Venusstand hoch oben im Zenith, am MC. Elvira hat in dieser langen
314
selbstzerstörerischen Phase ihre eigene Weiblichkeit ver leugnet. Sie wollte - unglaublich bei dieser Venusstellung ein Junge sein, zog immer Hosen und Krawatten an und schämte sich, ein Mädchen zu sein. Im Häuserhoroskop hat die Venus ein kleines Lerndreieck zu Mars und Sonne bekommen, es gibt also durchaus ein Zusammenwirken von Anima und Animus - sie hat es zu Hause gelernt. Die Konstellationen im Häuserhoroskop werden jedoch häufig auch als «Rollenverhalten» gelebt und verhindern eine vita le Erfahrung. Bei der Veränderung in der Aspektierung zwi schen den zwei Venus-Stellungen im Grund- und Häuserho roskop ist die Verkleidung der Anima als Animus zwar keine sehr hilfreiche, aber dennoch vorstellbare Lösung. Dabei sind aber auch immer Kompensationen vorhanden, ln diesem Fall spielt sogar eine Kompensationsneigung aus früheren Leben eine Rolle, wobei sie das Sexuelle ins Religiö se sublimierte. Häufig finden wir bei Mondknotenhoroskopen mit starken Anzeichen für klösterliches Gedankengut, Selbstüberwin dung und -kasteiung auch die Neigung, das Sexuelle als nied rig zu erachten, es zu unterdrücken oder sogar zu verteu feln, womit immer unbewusste Schuldgefühle einhergehen. Dies wirkte sich bei Elvira so aus, dass sie sich nie dem Part ner ganz hingeben konnte und sich als Frau empfinden. Sie hatte immer gleich den Gedanken der Aufopferung, der bereits bei der Mond/Neptun-Opposition als Selbsttäu schung bezeichnet wurde.
Alterspunkt: Pluto-Übergang Wie bereits gesagt, läuft ihr Alterspunkt gegenwärtig auf den Pluto zu. Vorher, in der Lücke zwischen Mars und Pluto auf der achten Spitze, hat sie sich mit dem Sterben aus einandergesetzt; in hoffnungsloser Stimmung begab sie
315
sich ins Spital, um dort Hilfe zum Sterben zu empfangen. Aber der Arzt sagte: «Sie sind nicht krank genug, um zu ster ben, Sie müssen den Willen zum Leben zurückgewinnen.» Geistig gesehen ist Pluto die Kern-Energie, das Pneuma, der Nukleus, das Wesenszentrum im Menschen. Beim Pluto übergang wird der innere Kern aktiviert, und meistens zer stört diese Aktivierung die falschen, nicht zum Wesenskern gehörenden Ich-Formen. Das ist die Metamorphose, die gei stige Krise bei jeder Pluto-Erfahrung. Auch Elvira wird sich den metamorphotischen Prozessen stellen. Sie ist dafür vorbereitet, sie hat ihren Körper, ihre Psyche genug geläu tert, nicht nur in vergangenen Leben, sondern auch im jetzi gen. Nun geht es darum, aufzubauen, neuzuwerden, die Todestriebe zu besiegen, entsprechend dem esoterischen Saatgedanken von Elviras Sonnenzeichen Skorpion: «Krie ger bin ich, und aus dem Kampf gehe ich siegreich hervor». Pluto wird sie an das Tor führen, das sich entweder zum Ster ben oder zu einem neuen Leben öffnet. Sie wird erkennen, dass mit Pluto auch ihr eigener Lebenswille wieder erwa chen kann. Wenn sie zu sich selbst ehrlich und konsequent zu sagen vermag: «Ja, ich will leben, ich will nicht mehr krank sein», dann werden regenerierende plutonische Kräf te frei, und das höhere Selbst, dem sie sich nunmehr überlas sen kann, wird aktiv und übernimmt die innere Führung. Diesen Vorgang nennt man auch Selbsteinweihung. Es kann ihr schliesslich niemand anders helfen, nur sie sich selbst durch ein erneut riskiertes Vertrauen ins Leben. Epilog Wir erhielten ihren Bericht einige Monate später. Sie hat es tatsächlich geschafft, sie erblickte die Schwelle und war dem Tode nahe, doch im Höhepunkt der Krise erkannte sie sich
316
selbst. Sie erfasste den tieferen Sinn dieser Bewusstseinskri se und wusste plötzlich, dass diese Entwicklung im geisti gen Selbst begonnen hat, schon einige Inkarnationen frü her. Das persönliche Selbst musste lernen stillzuhalten und sich vom Geiste bearbeiten zu lassen, das konnte sie aber erst dann akzeptieren, als sie wusste, «warum». Die drei Horo skope zusammen brachten ihr die entscheidende Hilfe zur Selbsthilfe.
Schlussgedanken Trotz der positiven Erfahrungen mit der MondknotenAstrologie gibt es keine endgültigen Antworten auf Fra gen nach den Wurzeln unseres Seins. Kein Astrologe darf sich als Spezialist empfinden, der auf alle Fragen eine Ant wort weiss, man muss demütig bleiben. Schliesslich kann man nicht Astrologe sein, ohne echte Religiosität zu besit zen. Gerade wer sich tief und gründlich mit der Astrologie als universellem Konzept von Mensch und Kosmos ausein andersetzt, wird die Grenzen des menschlichen Geistes erfassen. Jenseits dieser Grenzen gibt es nur noch die Wirk lichkeit Gottes, jene wirkende Kraft, welche die Ursache unseres Daseins ist. Dieser wirkenden Kraft unterstehen wir alle, in ihr leben, weben und sind wir.
317
Literaturhinweise - API-Computer «Cortex», CH-8134 Adliswil -
Arroyo, Stephen: «Astrologie, Karma und Transforma tion», Heinrich Hugendubel Verlag, München, 1978
- Assagioli, Roberto: «Psychosynthese, Prinzipien, Metho den und Technik», Verlag Astrologisch-Psychologisches Institut, Adliswil/Zürich, 1989 -
Astrolog, Zeitschrift für Astrologische Psychologie, Jahrgänge 1981-1991, Redaktion: Obertilistrasse 4, CH-8134 Adliswil
-
Atkinson, R.J.C.: «Stonehenge», Hamish Hamilton Lon don, 1956 (engl.)
-
Bailey, Alice A.: «Esoterische Astrologie», «Kosmisches Feuer», «Weisse Magie», «Esoterisches Heilen», «Eine Abhandlung über die 7 Strahlen» Bd.I + II, Lucis Trust, Genf 1964 bis 1970
-
Blavatzky, Helena Petrowna: «Die Geheimlehre», Arkana-Verlag, Ulm, 1963
-
Brunton, Paul: «Das Überselbst», Bauer-Verlag Freiburg i.Br., 1940
-
Dethlefsen, Thorwald: «Schicksal als Chance», C.Ber telsmann Verlag, München, 1979
-
Dürckheim, Graf Karlfried: «Vom doppelten Ursprung des Menschen», Herder-Verlag, Freiburg i.Br., 1973
-
Göbel, Dieter: «Das Abenteuer des Denkens», Fourier Verlag, Wiesbaden, 1976
318
Grof, Stanislav und Christina: Kösel-Verlag, München 1990
«Spirituelle
Hawkins, Gerald S.: «Beyond Books Ltd., London 1973 (engl.)
Stonehenge»,
Krisen»,
Arrow
Huber, Bruno und Louise: «Die Astrologischen Häu ser», API-Verlag 1973 Huber, Bruno und Louise: «Lebensuhr im Horoskop», Band I + II, III, API-Verlag 1984/90 Huber, Louise: «Tierkreiszeichen, Reflexionen, Medita tionen», API-Verlag 1978 Huber, Louise: «Was ist esoterische Astrologie?», APIVerlag 1976 Huber, Bruno: «Die Persönlichkeit und ihre Integra tion», API-Verlag 1984 Jung, Carl Gustav: «Die Dynamik des Unbewussten», Rascher-Verlag, Zürich, 1967 Jung, Carl Gustav: «Erinnerungen, ken», Walter-Verlag, Olten, 1971
Träume,
Gedan
Mertz, B.A.: «Karma in der Astrologie», Ansata-Verlag, Interlaken/Schweiz 1984 Neumann, Erich: «Ursprungsgeschichte des Bewusst seins», Rascher-Verlag, Zürich, 1949 Rudhyar, Dane: «Astrologie der Persönlichkeit», Hein rich Hugendubel Verlag, München, 1978
319
Verlags-Programm 1991 Lehrbücher in Astrologischer Psychologie, Leinen Bruno und Louise Huber:
Louise Huber: Roberto Assagioli:
- Die Berechnung des Horoskopes - Die astrologischen Häuser - Lebensuhr im Horoskop - Band I + II zusammengefasst - Lebensuhr im Horoskop, Band III - Mondknoten-Astrologie - Die Tierkreiszeichen, Reflexionen, Meditationen - Psychosynthese, Prinzipien, Methoden, Techniken - Typologie der Psychosynthese
Autodidacta-Bände, DIN-A 5, broschiert Bruno Huber:
- Die Persönlichkeit und ihre Integration - Liebe und Kontakt im Horoskop - Intelligenz im Horoskop - Pluto in den zwölf Häusern Louise Huber: - Was ist esoterische Astrologie - Entwicklungsprozesse im Horoskop Michael A. Huber: - Dynamische Auszählung, Berechnung Robert Mittclstaedt: - Freiheit oder Schicksal API-Buchversand Michael und Margarcth Huber. CH-8909 Zwillikon Telefon: 01/761 87 87. Fax: 01/761 8745
Zeitschrift für Astrologische Psychologie (seit 1981) Erscheint 6x im Jahr, nur im Abonnement erhältlich. Die Zeitschrift informiert, diskutiert und kommentiert astrologische Themen. Sie ist ein Bindeglied zwi schen allen an Astrologischer Psychologie Interessierten und gleichzeitig das Fachorgan für den Berufsverband «API-International». Astrolog. Postfach 614, CH-8134 Adliswil. Tel: 01/71037 76. Fax: 01/71037 86
API-Computer (seit 1984) Rechnet und zeichnet Horoskope in Farben, ab Fr. 18.-,DM 20.-. Cortex rech net nach den neuesten astronomischen Erkenntnissen und bietet alle Spezialitä ten der Huber-Schule an. Auf Anfrage erhalten Sie Bestellformulare. API-Cortex, Postfach 614, CH-8134 Adliswil, Tel 01/710 65 72
Astrologische Psychologie
Die Tierkreiszeichen Reflexionen - Meditationen Louise Huber
ln diesem Buch schildert die Autorin in einmaliger Art die kosmi schen und planetarischen Zusammenhänge der zwölf Tierkreis zeichen. Sie vermittelt neue Perspektiven, wie man durch mo natliche Tierkreis-Meditationen tiefer in die Hintergründe der Zeichenqualitäten und des eigenen Schicksals eindringen kann. Anschaulich beschreibt sie die psychologischen Auswirkungen, den geistigen Weg und die Wandlungskrisen für jeden in seinem Tierkreiszeichen Geborenen, wodurch sich neue Möglichkeiten des persönlichen und geistigen Wachstums auftun.
Ein Buch, das jeder geistig Suchende haben sollte! Aus dem Inhalt: Erde und Tierkreis. Der Zodiak: eine Projektion menschlichen Fühlens und Handelns. Die zwölf Archetypen. Die „Aura der Erde“. Die Wissenschaft der Meditation. Die drei Vollmond feste Widder, Stier, Zwillinge. Ausführliche Beschreibung, Visualisationsübung und Meditation jedes einzelnen Zeichens. 3. Auflage 1989 ISBN 3 85523 005 6 407 Seiten, 16 Abb., gebunden
In der Reihe: Astrologische Psychologie sind im gleichen Verlag von B. und L. Huber erschienen:
Astrologische Psychologie 1 Die Berechnung des Horoskopes Dieses Buch zeigt auf leicht verständliche Art, wie mit Hilfe von Tabellen ein exaktes Horoskop berechnet werden kann. 96 S. brosch. mit einem wertvollen Tabellenmaterial.
Astrologische Psychologie 2
Die astrologischen Häuser früher: «Der Mensch und seine Welt» ln diesem Buch stellen die Verfasser das astrologische Häusersy stem aus seinem ursprünglichen Naturerlebnis heraus dar und übertragen es in die moderne psychologische Denkweise. Dieses Buch ist die Grundlage für die psychologische Deutung des Horoskopes wie auch für die Anwendung der Altersprogression. 6. Auflage 1993, 210 Seiten, 25 Abb., 4 Tabellen, gebunden
Astrologische Psychologie 3+4
Lebensuhr im Horoskop Altcrsprogressions-Methode Eine revolutionierende Neuheit in der Astrologie und ein wesentlicher Bestandteil der Huber-Methode. Sie lernen in die sen Büchern die praktische Anwendung der einfachen und treff sicheren Lebensuhr und können schon nach kurzer Zeit in Ihrem Horoskop selbst erkennen, wo Sie gerade im Leben ste hen und welche Aufgaben Sie zu erfüllen haben. Band 1+2 zusammengefasst: Struktur, Wirkungsweise und Anwendungsregeln der Altersprogression, 408 S., Ln. Band 3: Die geistige Bedeutung der Altersprogression, 264 S, Ln.
Astrologische Psychologie
Lebensuhr im Horoskop Altersprogressions-Methode Bruno und Louise Huber
Die Altersprogressions-Methode ist revolutionär, neu und einmalig in der Astrologie. Sie basiert auf einem Zeitmaß des astrologischen Häusersystems, das jeder - auch der astrologische Laie - sofort erfassen kann. Im individu ellen Horoskop können Sie, ähnlich wie auf Ihrer Uhr, «Ihre Zeiten» ab lesen. Ohne komplizierte Berechnungen gewinnen Sie einen Überblick über Ihren ganzen Lebenslauf und können die zukünftige Entwicklung einer bestimmten Problematik erforschen und sie auch bis in die Kind heit zurückverfolgen. Über die Altersprogression wurden ursprünglich 3 Bände geschrieben. Seit 1989 sind die ersten 2 Bände in einem zusammengefaßt. Im Band 1+2 der Lebensuhr finden Sie eine aus führliche Darstellung der Struktur, Wirkungsweise und Technik der Altersprogression. Im praktischen Teil werden interessante Fallbeispie le mit einer neuen Aspektlehre aufgezeigt. Der Alterspunkt im Horo skop von C. G. Jung zeigt eine verblüffende Übereinstimmung mit sei ner eigenen Lebensbeschreibung. Im Anhang dieses Lehrwerkes fin den Sie eine Kurzeinführung in die Astrologische Psychologie. Band 1 + 2: 416 Seiten ISBN 385523-007-2. Der 3. Band der Lebensuhr ist der geistigen Bedeutung der Alterspro gression gewidmet. Neben der psychologischen Anwendungsweise wird der Alterspunkt auch als ein initiatischer Weg zur Weiterentwick lung beschrieben. Band 3: 264 Seiten ISBN 385523-005-6. Alle Bücher sind in Leinen gebunden und mit einem reichhaltigen Bild material versehen (auch in Farben).
AstrologischPsychologisches Institut Bruno und Louise Huber - bietet Ihnen eine systematische Schulung durch Fachlehrer in Kursen, Semi naren, Ferienkursen, Privatunterricht, Fernstudium; - lehrt eine kombinierte Methode von Astrologie und Psychologie (HuberMethode), die aus dreissigjähriger Forschungsarbeit entstanden und in der Beraterpraxis wie im Leben erfolgreich anwendbar ist; - bildet Sic zum Astrologen aus: als Hobby, zur Selbsthilfe oder bis zur berufli chen Reife (mit Diplomabschluss); - berät Sie anhand Ihres persönlichen Horoskopes in Erziehungsfragen, in der Berufs- oder Partnerwahl und in Entscheidungskrisen durch ein BeraterTeam im API-Zentrum, Adliswil bei Zürich; - erleichtert Ihr Studium durch eigene Bücher, eine ausgewählte Fachliteratur, Hilfsmittel und einem Computer-Ausrechnungsservice
Aktivitäten und Ausbreitung (seit 1964) - seit 1968 Abendkurse und Wochenend-Seminare in der Schweiz und in Deutschland - seit 1972 Vortragstätigkeit in Europa und Amerika - Seit 1972 Ferienkurse im Kulturzentrum Achberg/Lindau a.B. - seit 1972 Himmelfahrtseminare in Morschach oder Einsiedeln - seit 1973 Beraterausbildung mit Diplomabschluss - seit 1973 Herausgabe eigener Bücher im Selbstverlag - seit 1977 Sommerkurse auf der Mittelmcerinsel Elba - seit 1977 Herbstseminare in Oetz (Tirol) - seit 1978 Übersetzung der Bücher in Englisch. Französisch, Holländisch, Italienisch. Norwegisch. Portugiesisch, Spanisch. Russisch - seit 1981 Mitorganisation von vier Astrologie-Weltkongressen in Zürich und Luzern im dreijährigen Turnus - seit 1981 «Astrolog». Zeitschrift für Astrologische Psychologie - seit 1983 API-Zentrum in Adliswil im eigenen Haus - seil 1984 API-Computer Cortex - seit 1984 «Huber-School» in England - seit 1986 Fernstudium in Deutsch, Englisch, Spanisch - seit 1989 Berufsverband «API-International» - seit 1993 Magister-Ausbildung Astrologisch-Psychologisches Institut (API) Obertilistrassc 4, Postfach 614, CH - 8134 Adliswil
Hohe Schule der Astrologie Das Astrologisch-Psychologische Institut (API) ist eine international anerkannte Astrologenschule in der Schweiz, wurde 1968 von Bruno und Louise Huber in Adliswil bei Zürich gegründet und wird in Fachkreisen auch «Huber-Schule» oder «API-Schule» genannt. Schon seil 1968 bildet API Astrologen aus: als Hobby, zur Selbsthilfe oder bis zur beruflichen Reife. Die Schweizer Huberschule hat Niederlassungen in Deutschland, England, Canada. Brasilien, Norwegen, Spanien, Südafrika und USA. Das Interesse an einer systematischen und seriösen Schulung hat sich sehr verbreitet. Lernen auch Sie Astrologie von kompetenten Lehrern und Psycho logen, als Selbsterfahrungsprozess oder als beratenden Beruf. Der Lehrstoff wird vermittelt in Abend- und Tageskursen, Wochen end-Seminaren, Ferienkursen sowie im Fernstudium und seit 1993 auch in Lehrfilmen (Video VHS). Unterstützt wird das Studium durch eigene Lehrbücher, die Zeitschrift «Astrolog» und einen ComputerHoroskop-Service «Cortex».
Berufsausbildung Schon seit 1973 bietet API eine gutfundierte Berufsausbildung an. Sie ist berufsbegleitend und kann nach 3 Jahren mit einem Diplom abge schlossen werden. In diesem Beruf können auch Sie eine sinnvolle und befriedigende Tätigkeit finden. Seit 1989 besteht ein internationaler Berufsverband «API-International», der die Interessen dieses neuen Berufszweiges wahrnimmt. Über den gesamten Ausbildungsweg erhalten Sie auf Anfrage eine kostenlose Broschüre und ein Jahresprogramm. API-Sekretariat. Postfach 614, CH-8134 Adliswil Tel: 0041(1)7103776, Fax: dto 7103786
API-Fernstudium Das API-Fernstudium bietet eine individuell abgestimmte Wissens vermittlung auf dem Korrespondenzweg. Es ist bereits in 3 Sprachen übersetzt. In Deutsch seit 1986, in Englisch seit 1984, in Spanisch seit 1988. Es besteht aus einer Allgemeinen Einführung, drei Aufbau kursen und drei Wochenend-Seminaren. Die einzelnen Kurse sind in 7-10 Lektionen unterteilt. Nach jeder Lektion sind praktische Aufgaben zu lösen. Während der ganzen Ausbildungszeit wird der Studierende von einem fachkundigen Studienberater betreut. Dieser beantwortet fachliche Fragen und bietet persönliche Unterstützung im Selbsterkenntnis prozess. Die Ausbildung dauert in der Regel etwa 2 Jahre bis zum Zertifikat, mit Anschluss an die API-Beraterausbildung mit Diplomabschluss. Über den gesamten Ausbildungsweg erhalten Sie eine kostenlose Broschüre und eine Leseprobe des Fernstudiums. API-Fernstudium Postfach 252, CH-8135 Rümlang, Tel /Fax (X)41/(l) 8172247
Zeitschrift
für
Astrologische
Psychologie
Lesen Sie den «Astrolog»! Er begleitet Sie während Ihrem Studium und informiert Sie über eine hochqualifizierte Astrologie, Beiträge zu Studien- und Forschungsergebnissen, Psychologie, Wissenschaft, Kunst, Astronomie, Fallbeispiele aus der Beraterpraxis, u.v.m. Er erscheint zweimonatlich - ist nur im Abonnement erhältlich! Bitte verlangen Sie eine Probenummer, Astrolog, Postfach 614, CH-8134 Adliswil. Tel: 0041(1)7103776, Fax: dto 7103786
Sie werden Ihre Ansicht über Astrologie revidieren, wenn Sie dieses Buch gelesen haben. Als Gegengewicht zum üblichen Horoskopdeuten - mit dem Aneinanderreihen von schematischen Einzelaussagen kam in den letzten Jahren eine neue Form der ganzheitlichen Horoskopdeutung immer stärker zur Geltung. Die Mond knoten-Astrologie ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Entwicklung. Mit diesem Buch wollen die Verfasser das Ganzheitsdenken in der Astrologie fördern und Fragen nach dem Sinn des Lebens und der geistigen Entwicklung nachge hen. Ein Vorhang hat sich geöffnet. Das, was bisher im Dunkel des Unbewussten schlummerte, wird jetzt für den Suchen den sichtbar. Mit der Entdeckung des Mondknotenhoro skops wird die Schattenpersönlichkeit des Menschen erfass bar und integrierbar. Lebenserfahrungen aus einer langen Kette von Inkarnationen stehen als innere Potenz zur Verfü gung. Das Mondknotenhoroskop im Vergleich mit dem Grundhoroskop gibt Antwort auf die Fragen: «Wer bin ich? - Woher komme ich?- Wohin gehe ich?»
Bruno und Louise Huber sind Begründer und Leiter der in ternational bekannten Schweizer Astrologenschule «API» (Astrologisch-Psychologisches Institut) in Adliswil/Zürich. Sie lehren eine neue, astrologisch dynamische Richtung der Psychologie, die weltweit verbreitet ist. Bis jetzt sind ihre Bücher aus der Reihe «Astrologische Psychologie» in acht Sprachen übersetzt. Astrologie ist Lebenshilfe