STE E REI H
Minimal Music or „music as a gradual process“
Ausarbeitung von Johannes Thies Musikreferat, Klasse 12
INHALTSVERZEICHNIS Steve Reich – Biographie
Minimal Musik – Der Begriff
Minimal Musik und Steve Reich
Reichs Schaffensphasen
Werkschau It’s gonna rain (1965) Come Out (1966) Piano Phase (1967) Pendulum Music (1968) Four Organs (1970) Drumming (1970-1971) Music for 18 Musicians (1974-76)
Different Trains (1988) Three Tales (2002) Daniel Variations (2006)
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BIOGRAPHIE STEVE REICH Steven Michael Reich wird am 3. Oktober 1936 in New York als Sohn eines Anwaltes geboren. Die Mutter, Sängerin und Songwriterin trennt sich in seinem ersten Lebensjahr und zieht nach Los Angeles. Steven wächst bei seinem Vater in New York bei seinem Vater auf und pendelt viel mit dem Zug zwischen NY und LA, was später als Inspirationsquelle für sein Werk Different Trains dient. Im Alter von sechs Jahren beginnt er mit Klavierunterricht. Sowohl im Unterricht als auch in seiner Freizeit hört er ausschließlich Musik aus der Periode von 1750 bis 1900 zu hören. Erst mit 14 Jahren öffnet sich für ihn eine Tür zur anderen Musik, wie er es formuliert. Besonders beeindruckt ist er von Bach, neuklassischen Werken von Strawinsky und Bela Bartók, aber auch von Charlie Parkers Jazz). Er stoppt den Klavierunterricht und fängt als Schlagzeuger an, da sein damalig bester Freund ihn auf dem Klavier übertraf und er nicht der zweitbeste sein wollte. Mit 26 Jahren graduiert er in Philosophie an der Cornell University, besuchte in seiner Studienzeit aber parallel Kurse für Musik und Komposition. Reich nimmt Jazzprivatuntericht, belegt aber bald auch Musikkurse bei der „Juillard School of Music“ in New York bei William Bersma und Vincent Persichetti. Ab 1962 geht ans Mills College in Oakland, Kalifornien um bei Luciano Berio und Darius Milhaud Unterricht zu nehmen. Ein Jahr zuvor hat Reich seine erst Frau Joyce Barkett geheiratet. 1962 besucht er mit Berio das von Strawinsky ins Leben gerufene „Ojai“ „Ojai“ - Festival und erfährt viel über Afrikanische Musik, legt gewissermaßen den Grundstein für seine späteren Studien über Westafrikanische Musik. In der Studienzeit bei Berio liegt auch der Beginn von Reichs Minimal Kompositionen. Er komponiert eine Reihe nach Schönbergs 12-Ton-Technik, 12-Ton-Technik, variierte diese aber nicht wie gewöhnlich, sondern wiederholte sie um einen bestimmten Klang zu erreichen. Als Berio ihn fragte, warum er dann nicht gleich tonal komponiere, antwortete Reich: „"That’s what I’m trying to do.“ 1963 arbeitet er mit Terry Riley, einem anderen Mininalkomponisten an dessen Werk „In C“. Parallel dazu probiert er auch selber mit Tapekompositionen herum. Während dieser Zeit macht Reich einen kurzen Ausflug in die Soundtrack-Komposition und liefert für zwei Filme von Robert Nelson ab. Im gleichen Jahr kommt sein Sohn Michael auf die Welt und er trennt sich von Joyce Barkett. Außerdem schließt er sein Studium am Mills College mit dem Master of Arts ab. 1965 entsteht sein erstes Werk „It’s Gonna Rain“, bei dem eine Phasenverschiebung durch ungleiche ungleiche Abspielgeschwindigkeit der Tonbänder erst zufällig geschieht. Sein Geld verdient Steve Reich allerdings erst einmal als Taxifahrer und komponiert Nebenberuflich. Dabei nimmt er Wortfetzen von Taxigästen auf, woraus das ebenfalls auf Phasing basierende „Come Out“ entstanden sein soll. 1966 setzt er die Phasenverschiebung manuell auf Klavier in seinem Stück „Piano Phase“ um und gründet darauf ein 3-Mann Ensemble, das später auf 18 und mehr anwächst – Steve Reich and Musicians.
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1970 unternimmt er eine Studienreise nach Ghana in Afrika, um die dortigen Trommelrythmen zu studieren, muss aber schon nach 5 Monaten wegen einer Malariaerkrankung wieder abreisen. Nach seiner Rückkehr belegt er unter anderem auch Studienfächer für hebräische Schrift. 1976, im Alter von 40 Jahren, heiratet er seine jetzige Frau, die Videokünstlerin Beryl Korot, mit der er den Sohn Ezra bekommt. Er entdeckt seine jüdische Tradition und besucht Israel 1977. 1988 komponiert er Different Trains in dem er sich mit seiner Kindheit, Politik und dem zweiten Weltkrieg auseinandersetzt und wofür er 1990 den Grammy Award bekommt. 1996 wird zu seinem 60ten Geburtstag eine CD unter dem Namen „Reich Remixed“ veröffentlicht, auf der mehrere junge Musiker Ihre Musik mit der von Reich vermischen. Dieser begrüßt es, da seine Werke so weiterleben. 1999 bekommt er noch einmal den Grammy Award für sein früher geschriebenes Werk „Music for 18 Musicians“ und danach noch viele weitere Auszeichnungen. Auch aktuell komponiert er noch, 2006 „Daniel Variations“, bei der Texte der hebräischen Bibel (Buch von Daniel), sowie Sätze des Amerikanischen Reporters Daniel Pearl (der 2002 von Pakistanischen Islamisten gekidnappt und ermordet wurde) verwendet werden Sein aktuellstes Werk aus 2009 heißt „Mallet Quartett“.
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MINIMAL MUSIC Minimal Musik (auch Minimal Music) bezeichnet eine Kompositionsart aus der Mitte des 20. Jahrhunderts und wird rückwirkend im Besonderen auf die Künstler Steve Reich, Terry Riley, Philip Glass und La Monte Young angewendet. Die Komponisten selber benutzen den Begriff allerdings ungern. Minimal Musik ist innerhalb der Avantgarde ein Überbegriff für jegliche Arten von „reduzierter Musik“, wie z.B. „repetitive Music“, „hypnotic Music“, „pulse Music“, „pattern Music“, „trance Music“, „process Music“, „modular Music“ und „systematic Music“ usw. Dabei zählt die Reduziertheit im Allgemeinen, egal ob wenig Tonbandaufnahmen, wenig Noten, wenig Instrumente, wenig Klangvielfalt oder wenig Akkordsprünge; meistens sind aber mehrere dieser Merkmale miteinander verbunden. Der Begriff ist wie so oft aus der bildenden Kunst entlehnt, der „Minimal Art“. Als Begriff kommt Minimal Musik erst um 1974 von Filmemacher Michael Lynn auf, wo die pure minimalistische Schaffensphase der „Urväter“ schon vorbei ist und sie sich größtenteils dem „Post-Minimalismus“ zugewendet haben, die ein farbigere Harmonik hat und weniger prozesshaft, wie z.B. Music for 18 Musicians ist. Merkmale der Minimal Musik sind Formflachheit, zyklische Wiederholungen von meist relativ kleinen Grundmustern (sogenannten „Pattern“) und ein geregelter Ablauf. Dabei wird auf klassische Expressivität mit Klimax verzichtet und es herrscht ein meist ruhiger, pulsierende Rhythmus. Oft kommen dem reinen Klangerlebnis auch noch philosophisch-theoretische Hintergedanken auf, da sich der Hörer bei der mangelnden m angelnden Vielfalt auf einzelne Bestandteile besser fokussieren kann. Dieser ist eingeladen sich auf den langsam ändernden Sound zu konzentrieren und mikroskopisch wachsam die unterschiedlichen Aspekte der Musik wahrzunehmen. Der psychoakustische Effekt durch die starke Konzentration kann einer meditativen Trance ähneln. Nach einer Zeit von extremer Komplexität in der Musik, war es eine sichere Wette dass die nächste Stufe eine extrem einfache Form der Musik ist, was sich dann auch bestätigte. In den frühen 50er und 60ern sind einige der kompliziertesten Stücke produziert worden; Kompositionsmethoden wie 12-Tontechnik von Schönenberg, die eine mathematisch-wissenschaftliche Seite zur Musik hinzufügt, bzw. ihr die Musik ihr unterward, oder andere abstrakte Musikformen wie die serielle Musik tauchen auf. Obwohl eigentlich hochkomplex geplante Formen, hörte sich diese Musik für den untrainierten meist eher aleatorische zusammengewürfelt an.
Jazz und Freejazz spielten wohl die Größte Rolle bei der Beeinflussung der Minimal Musik. Aber auch Barock und Klassik (insbesondere Bach und Strawinsky bei Reich), Dadaismus (bei La Monte Young) oder afrikanische Trommelmusik hielten ihren Einzug. Die Musique Concrete, die Alltagsgeräusche als Musik benutzt, wurde genutzt. Im Gegensatz zum vorherrschenden v orherrschenden Techniken wie verzerren oder rückwärts abspielen bevorzugte Reich aber zum Beispiel keine Modulierung. Reich verstand nicht, warum diese immer so verzerrt wurden oder o der rückwärts abgespielt wurden, dass man nicht hören konnte, dass es z.B. ein Autounfall war. Er wollte eben das ausdrücken – wenn er einen Autounfall verwenden wollte, wollte er auch, dass der Zuhörer Z uhörer das hört.
Natürlich war die Minimalmusik auch stark von der Elektromusik beeinflusst, welche zur gleichen Zeit aber wohl eher in den Anfangsschuhen steckte und sich vor allem durch die Minimal Musik erst richtig heraus kristallisierte. 4
Als erstes Stück wie das aleatorische Musikstück „In C“ von Terry Riley unter Mitwirkung von Steve Reich gesehen: In C besteht aus 53 kurzen, nummerierten musikalischen Phrasen mit einer ausführlichen Spielanweisung des Komponisten: jede Phrase kann beliebig oft wiederholt werden, jeder Musiker entscheidet selber, wann er zur nächsten Phrase übergeht. Die Dauer ist ebenso den Interpreten überlassen
Reich beginnt mit Tapekomposition, benutzt aber mehr aufgenommene Sprache denn Melodien wie Riley. Während sich Reich zunehmend auf seine Phasenverschiebung konzentrierte, arbeitet Glass dagegen an langen, linear wachsenden Stücken um mit sequenziertem Hinzufügen von Note eine anwachsende Melodie oder rhythmischen Zirkel zu erreichen. Die Hauptvertreter der Minimal Musik entwickelten sich schnell in verschiedene Richtungen weiter; manche ließen den puren Minimalismus hinter sich, manche komponierten weit ausufernder wie Riley oder gingen mehr in die serielle Richtung wie La Monte Young. Philipp Glass trieb es schließlich auf die minimalistische Spitze: In seiner Composition 1960#7“ gibt er lediglich einer Quinte die Anweisung: „To be held for a long time“, wendet sich dann aber komplett von der Minimal Musik ab. Generell kann man sagen, dass sich die vier Hauptprotagonisten der Minimal Music ab den 80er Jahren von dieser abwanden, nachdem sie gerade einmal 10 Jahre wirklich existiert existiert hat – nur noch Fetzen der Ursprünge blieben in der Musik, die nun in einem viel traditionellerem Kontext erschien, zurück. Bei klassischem Publikum erscheint die Musik meist eintönig und langweilig, moderne Hörer finden sie jedoch weit besser als serielle Musik oder o der Aleatorik. Das Prinzip des sich wiederholenden Samples hält bis heute Einzug in die Mainstreammusik, im besonderen Techno, Hip-Hop, New Age, Pop, Trance Tr ance und ganz besonders Ambientmusik. Noch heute halten führende DJs Reichs Music for 18 Musicians, six pianos und andere Werke stets bereit. Minimal Musik nur um ihrer Selbstwillen wird heutzutage aber kaum noch produziert, nur noch einige wenige Künstler weltweit arbeiten noch in die Richtung.
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MINIMAL MUSIC UND STEVE REICH Reichs Bezeichnung der „Minimal Music“ lautet „Music as a gradual process“, was so viel wie Musik als gleichmäßig geregelt verlaufender Prozess“ übersetzt heißt. Die größte Errungenschaft die er für die Minimal Musik erschuf war wohl sein „Phaseshifting“ bzw. „Phasenverschiebung“, „Phasenverschiebung“, eine „new canonic procedure“ aus der Arbeit mit Riley heraus wie er selbst sagte. „
Den Begriff Minimal Musik mag er selbst nicht, da die Begriffsanlehnung zur minimal Art für ihn kaum eine Parallele hat, außer die Zeitperiode, außerdem: würde der Begriff auf den Inhalt der minimal Music eingehen, würde er auf mehr Künstler als die genannten vier angewandt werden, was er aber kaum wird. Reich will das der Zuhörer den Zusammenhang zwischen Kompositionsprozess und Musik die dessen kompositorischer Prozess und eine Gesetzen folgt, sieht: „Woran ich interessiert bin sind ein kompositorischer klingende Musik, die ein und das gleiche sind“ – aus Patterns, Loops and Phase-Shifting. Damit der Hörer auch tatsächlich den Prozess nachvollziehen kann, muss letztere eben „gradual“, also allmählich ablaufen. Steve Reich grenzt damit die Minimal Musik und seine Phasenverschiebung stark von Cage’ scher Aleatorik (die wie der lateinische Name sagt auf Zufall Z ufall beruht) und Schönbergs serieller Musik (die auf mit der Musik unzusammenhängenden Zahlenreihen basiert) ab. Seine wesentliche Erfindung ist wie gesagt die Phasenverschiebung, bei der ein sich wiederholendes Pattern von dem gleichem im Tempo immer mehr abweicht. Der Grundbestandteil ist natürlich die Wiederholung, was eigentlich keine Neuheit in der Musikgeschichte ist. Reichs Vorbilder Bartók und Strawinsky benutzten Wiederholungen in vielen Stücken, aber auch Bach hat in einigen Stücken Grundmuster in jedem Takt wiederholt, und nur in Tonlage, Umkehrung oder Krebsform variiert. Strawinsky hat z.B. auch im Grunde eintönige variationslose Wiederholungen komponiert, überlagerte diese aber mit weiteren Mustern um Eintönigkeit zu vermeiden. Steve Reiche führt diese Wiederholung aber strenger, minimalistischer durch und arbeitet besonders in seiner anfänglichen Schaffensphase fast überhaupt nicht (z.B. in It’s Gonna Rain, Come Out). In dieser strengen Einhaltung des sich entwickelnden Prozesses unterscheidet er sich auch von anderen; ist so ein Prozess einmal in Gang gesetzt, geht er wie von alleine weiter bzw. zu ende. Phasenverschiebung meint noch einmal genauer gesagt folgendes: Meistens beginnen zwei Pattern im unisono, wobei eine der beiden sich nun im Tempo verschiebt, wodurch sie auseinander driften, eine Überlagerungen der Motive gegeneinander gegeneinander entsteht - und wieder zueinander finden, bis das zweite Pattern dem ersten eine „Phase“ voraus ist. Ist Stück dann nicht zu Ende, folgt meist neues Grundmuster (pattern). Besonders hervorzuheben sind bei den entstehenden, psychoakustischen Effekten Effekten die sog. „resulting patterns“ bzw. Summatinosklänge: Das menschliche Ohr neigt dazu, sich überlagernde Tonfolgen sowohl melodisch als auch harmonisch zu unterschiedlichen Summen zu vereinen. Das menschliche Gehirn hebt dabei bei jedem Hörer auf eigene Art bestimmt Teile der Musik hervor. Daneben entstehen natürlich auch bekannte akustische Phänomene wie Ober- und Differenztöne.
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REICHS SCHAFFENSPHASEN
Während Reichs frühere Musik eine entschiedene Ablehnung gegen westliche Traditionen wiederspiegelt, ist in seiner späteren Arbeit eine steigende Tendenz der Anpassung wahrzunehmen. Dabei lassen sich seine Schaffensphasen, sofern man sie ordnen will, grob in vier Stufen teilen. In der ersten Phase sieht er seine Musik streng als „gradual process“. Mit It’s gonna rain, r ain, Come out und in gewissem Maße auch Drumming hat er hier seine strengste minimalistische Phase. Er hat wohl zuvor auch ein paar Stücke komponiert („Oh dem Watermelons“ als Musik zu einem typischen 60er Jahre Kurzfilm und „"The plastic haircut“, ein ebenfalls für einen Film gemachtes Stück, welches auch mit Tapes arbeitete), die aber erstens nicht nach dem Prinzip der Minimal Music komponiert waren und zweitens weder viel Beachtung noch Erwähnung. Er nutzt fast nur Tonbänder und reduziert aufs Minimum. Die Musik soll auf sich selbst verweisen und als reines Klangerlebnis ohne wesentlichen Hintergrund vom Hörer absorbiert werden.
Mit Drumming schafft er allerdings einen Übergang zur nächsten Schaffensphase (die vor allem in den 70er und 80er stattfindet), in der er den Prozess durch die Aufführunsichtbar machen will, wie in Piano Phase und Violin Phase. Er beginnt die instrumentale Umsetzung vom Phasing und entwickelt sogar eine Art komplexeres Metronom, das es dem Performer leichter macht die extrem komplizierte Phasenverschiebung umzusetzen. umzusetzen. Drumming ist damit wohl auch der Höhepunkt des reinen Phaseshiftings, in dem durch das Phasing eigene Melodien entstehen, die in ihren Klangfarben durch verschiedene Perkussioninstrumenten variieren, inspiriert durch seine Afrika-Reise.
Er wendet sich dann aber zunächst etwas hab und kehrt ein wenig zur Tonalität bzw. Zu stärkeren Harmonien wie in „Music for 18 Musicians“ zurück. Da nach seiner Meinung die elektrischen mittel die Lebendigkeit rauben, wendet er sich zunächst ganz ab, da die elektronische Exaktheit eben zu steif ist und der körperliche Aspekt des Musizierens gänzlich verloren geht. Im eben genannte Werk findet er auch einen Reiz an Kontrast Ko ntrast durch unterschiedliche Instrumente. Für die einen als Rückschritt angesehen, bezeichnet er selber diese Entwicklung wieder hin zur Harmonik als Fortschritt, da er nicht stur einer Sache verfällt sondern sich entfaltet und somit entwickelt. In seiner letzten Schaffensstufe finden sich aus allen vorherigen Werken Methoden. Hinzukommt aber ein vor allem ein emotionaler (historisch, politisch, oder religiöser) Hintergrund, der teilweise sogar der Musik übergeordnet wird. Er nutzt dabei wieder vermehrt elektronische Mittel wie in „The Cave“, „City Lifes“ oder vor allem „Three Tales“. Mit Different Trains gründet er wieder eine neue Stilrichtung die auch als „erweiterte minimal Musik“ bezeichnet wird. Different Trains“, „"The Cave“ und „"Three Tales“ sind vor allem autobiographischpolitisch, kombinieren dabei alle vorherigen Methoden wie Phaseshifting mit Inhalt Inhalt und Vielfalt von anderen werken „
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ÜBERBLICK DER WICHTIGSTEN WERKE REICHS IT’S GONNA RAIN (1965) Zufällig entdeckte Reich mit diesem Werk das Phänomen des Phaseshiftings. Das Werk besteht aus der 13 sekündigen Aufnahme von Brother Walter, einem farbigen Straßenprediger der über eine kommende Sintflut predigt. Reich wählte diese, da die Kubakrise ihm und vielen Amerikanern das Gefühl eines Welteruntergangs, übertragen also einer Sintflut gab. Einen Teil der Predigt, „it’s gonna rain“ wollte Reich manuell so gleichschalten, dass das „rain“ des einen Tapes auf das „it’s“ des andern trifft. Da dies mechanisch aber kaum möglich ist drifteten die Bänder langsam auseinander wodurch ein ganz neuer Effekt entstand, den Reich begeistert ausbaut. Zunächst hört man nur anhaltende Wiederholungen eines Teils der Predigt unisono auf zwei Tapes. Diese driften dann mit der Zeit immer weiter auseinander und gen Ende wieder zueinander. Die Aufmerksamkeit des Hörers verlagert sich auf den Sprachrhythmus bzw. Melodie, weg vom Inhalt. Die Semantik der Sprache verschwindet damit hinter der Artikulation.
COME OUT (1966) Dieses ebenfalls auf Phasenverschiebung basierende Werk arbeitet mit einer Stimmenaufnahme von Daniel Hamm, einem der „Harlem Six2, die in einer rassistischen Auseinandersetzung Auseinandersetzung mit der New Yorker Polizei (Harlem Riots 1964) inhaftiert wurden. Zu Grunde lag der Mord eines Afroamerikaners, wofür Hamm aber nicht verantwortlich gewesen sein soll. Er erklärt dass die Polizei ihn nicht behandeln lassen wollte obwohl auch er Opfer von Schlägerrein war. Dies zwang ihn dazu einen Bluterguss bzw. Quetschung aufzustechen damit es blutet. „I had to, like, o pen the bruise up and let some of the bruise blood come out to show them” Den letzten Teil des Satzes “come out to show them” lässt Reich nun wieder auf zwei Tapes abspielen und langsam im Tempo auseinander driften, wodurch ein Echoartiger Effekt entsteht. Er legt dann erst weitere zwei, dann später sogar bis auf acht gleichzeitig abspielen, bis die Worte völlig unverständlich werden und nur die Rhythmik der Sprache übrig bleibt. „By not altering its pitch or timbre, one keeps the original emotional power that speech has while intensifying its melody and meaning through repetition and rhythm" – Steve Reich
Come Out stellt einen großen Durchbruch für Reich da; auf einem Privatkonzert hörte ein Beauftragter von Columbia RECORDS das Stück und verhalf Reich zu einem Vertrag.
PIANO PHASE (1967)
Für dieses Stück werden zwei Klaviere oder Marimbas benötigt. Diese spielen einen Ausganspattern der aus zwölf im regelmäßigen Sechzehntelpuls Sechzehntelpuls ablaufenden Tönen besteht, das wiederum aus nur zwei Grundmustern besteht. Während die linke Hand die Achteln e-h-d wiederholt, pendelt die rechte Hand mit der linken abwechselnd zwischen fis-cis-fis und cis-fis-cis hin und her. Der erst Pianist wiederholt nun ständig das Ausganspattern. Der zweite beginnt unisono, überholt dann langsam um eine sechzehntel, verweilt eine Weile im gleichen Tempo, überholt dann wieder usw., bis nach zwölfmaliger Phasenverschiebung beide Spieler wieder unisono sind. Durch diesen Trick der Überholung macht Reich die manuelle Umsetzung von technischem Phaseshifting möglich. Das Grundpattern wird nun auf acht Töne Tö ne verkürzt und wiederum einen Phasing-Zyklus unterworfen, bei dem das Zweite Klavier ein anderes, aber strukturell ähnliches Pattern Parallel spielt. Dessen Töne a-h-d-e bilden dann das Endpattern für den letzten Zyklus. 8
Die Pattern erzeugen sogenannte „resulting patterns“, bzw. Summationsklänge, die auf psychoakustischen Gesetzmäßigkeiten Gesetzmäßigkeiten basieren. Die Musik löst sich damit von der Intention des Komponisten und auch Interpreten und die Klänge ergeben sich aus akustischen Gründen.
PENDULUM MUSIC (1968) Dieses wirklich absolut minimalistische Werk stellt einen kurzen Ausflug Reichs da, der an John Cages Aleatorik erinnert und sich auf die einfache Weise der Erzeugung konzentriert. Drei, vier oder mehr Mikrophone jeweils jeweils an einem Kabel über Lautsprechern hängend angeordnet. Die Verstärker werden so eingestellt, dass in einer Ruheposition des Mikrophons Feedback entsteht, dieses aber verklingt wenn sich das Mikrophon weg bewegt. Die Ausführenden starten nun möglichst gleichzeitig das entstandene Mikrophon-Pendel und überlassen den Prozess dann sich selbst. Da keine großen Angaben außer einem technischen Aufbau gegeben sind, ist jede Aufführung einzigartig und unterliegt zu einem großen Teil dem Zufall. Haben die Performer den Prozess einmal in Gang gesetzt, werden sie selbst zu Zuhörern, da er von selbst abläuft.
DRUMMING (1979-1971) Drumming ist von perkussiven Mustern aus seiner Studienreise nach Ghana inspiriert, die er dort von einem Großmeister des sog. Ewe-Stamms lernte. Das über 90 Minuten andauernde Stück unterliegt komplett dem Phaseshifting. Dabei wird ein Pattern wiederholt, dessen Takt 12-Achtel lang ist. Hinzu kommt aber eine Klangvielfalt, da Reich verschiedene Instrumente für das Pattern benutzt. Das Werk gliedert sich in vier Teile. Teil eins ist für vier Bongopaare, Teil zwei für 3 Marimbas und Frauenstimmen, Teil drei für Glockenspiele und Flüstern und der letzte Teil kombiniert alle Instrumente. Durch die verschiedenen Trommeln kommt eine Klangfarbe hinzu, während sich der Rhythmus nicht verändert. Das Hinzufügen von Instrumenten und stimmen die den Klang der trommeln imitieren, lassen eine weitere Richtung in Reichs Schaffen erahnen. Psychoaktustische Effekte lassen Rhythmus verwirren und klänge verschwimmen. Mit der neuen “substitution of beats for rests technique” wie Reich sie nennt, in dem Pausen zwischen Schlägen durch Phasenverschiebung von einem anderen Spieler der das gleiche muster verschiebt ersetzt werden (erinnert an afrikanischen Hoquetus), beginnt das Stück. Marimbas bauen zusammen einen Rhythmus Note für Note auf – ist er aufgebaut verschieben sich wieder zwei Spieler um eine gewisse Geschwindigkeit und ein anders klingender Rhythmus entsteht, obwohl alle eigentlich noch das gleiche Grundmuster spielen. Alle Teile gehen fließend ineinander über. Steve Reich bedient sich gezielt verschiedener Klangverhältnisse; so enden die Marimbas zum Beispiel in einer höheren höheren Tonlage und und blenden langsam langsam aus, während das Glockenspiel langsam langsam im unteren Tonbereich einblendet und sich die Instrumente überlagern. Teil zwei beginnt mit den Marimbaspielern, die exakt das gleiche Grundmuster wie die Bongospieler spielen, während letztere langsam ausblenden. Teil drei beginnt ebenfalls gleich; drei Glockenspieler beginnen die ausblendenden Marimbas zu auf die gleiche Art und Weise zu begleiten(die in einer höheren Tonlage gespielt werden). 9
Teil vier beginnt nachdem am Ende von Teil drei nur noch einer der Glockenspieler spielt. Marimbas und Bongos kommen hinzu und bauen das Grundmuster wieder auf, bis alle neun Spieler integriert sind, woraufhin das Stück dann abrupt endet.
MUSIC FOR 18 MUSICIANS (1974-76) Stark von der indonesischer Gamelanmusik beeinflusst, die Reich kurze Zeit studierte, ist dieses Werk in der Abgrenzung an die westlichen Traditionen eher ein Rückschritt, für Reich persönlich aber eine Weiterentwicklung und Entfaltung. Im Gegensatz zu vorherigen Stücken komponiert Reich mit einer wirklich wesentlich größeren Klangvielfalt und gibt Harmonie und Struktur eine neue, ja der Harmonie eigentlich die tragende Rolle. Trotz des Namens, sind nicht nur zwangsweise Aufführungen Aufführungen mit 18 Spielern möglich, auch andere Orchestergrößen sind möglich. Mit 18 Performern sieht die Aufteilung der Instrumente aber folgendermaßen aus: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.
Violine Cello Weibliche Stimme Weibliche Stimme Weibliche Stimme Klavier Klavier Klavier und Maracas Marimba und Maracas Marimba und Xylophon Marimba und Xylophon Marimba und Xylophon Metallophone und Klavier Klavier und Marimba Marimba, Xylophone und Klavier Klarinette und Bassklarinette Klarinette und Bassklarinette Weibliche Stimme und Klavier
Das Stück basiert auf einem Zirkel von Elf Akkorden. Das Werk ist in verschiedene Sektionen, namentlich „Pulses“ eingeteilt, wobei die Metallophone den Wechsel einer Sektion einleiten. Einige Sektionen haben ABCDCBA Strukturen; Reich sagt hierzu, dass dieses Werk wohl mehr Harmonische Bewegung in den ersten fünf Minuten als jegliches anderes seiner Stücke hat. Die Größe des Ensembles und die Ausweitung der Klänge bilden einen Mikrokosmos aus rhythmischen Klängen und sich ständig wiederholenden Harmonieverflechtungen. Harmonieverflechtungen.
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DIFFERENT TRAINS (1988)
Reich kombiniert Zuggeräusche mit gesampelten Gesprächsfragmenten von HolocaustÜberlebenden, von Reichs Gouvernante und einem ehemaligen Zugbegleiter sowie aufgenommene Streichquartett-Stimmen mit dazu live spielenden Streichern. Dabei nimmt er die Stellen der Interviews die besonders klare tonhöhenunterschiede bzw. markante Sprachmelodien besitzen. Damit ist seine Musik eindeutig stärker Inhaltich geprägt als vorherige werke, allerdings ist der Inhalt dem Klangerlebnis immer noch untergeordnet. Eine Ausnahme bilden hier die Auswahl der Texte vom Holocaust, da diese auch nach aussagendem Inhalt ausgewählt wurden. Das Werk besteht aus drei Sätzen, namentlich „America – Before the war“, „Europe – During the war“ und „After the war“. Reich wendet das Prinzip der Wiederholung wieder auf einzelnen Sprachfetzen an. Dabei beschränken sich die Streichinstrumente auf die Imitation der Sprachmelodie, wobei die Violencelli die männlichen und die Violinen die weiblichen Stimmen wiederspiegeln. Laut reich soll damit eine musikalische Realität erreicht werden, um den Ereignissen gerecht zu werden. Die Streicher leiten meist die Melodie ein, worauf die Aufnahme folgt die dann wiederum ganz oder in Brüchen wiederholt wird. Im ersten Satz behandelt Reich seine eigene Kindheit vor Beginn des zweiten Weltkrieges. Er lässt die Geräusche amerikanischer Züge mit einfließen, da er in seiner Kindheit eben oft im Zug zwischen NY und LA hin und hergependelt ist, begleitet von seiner Hauslehrerin. Im zweiten Satz zieht er Parallelen zu den Ereignissen aus Europa und zeigt, was mit m it ihm als jüdischen Jungen passiert wäre, wenn er in Deutschland aufgewachsen aufgewachsen wäre. Als Parallel zum ersten Satz nutzt er wieder Zuggeräusche, allerdings die von europäischen, die den Abtransport der Juden ins Vernichtungslager demonstrieren. Im dritten Satz kommen die geflohenen bzw. überlebenden Juden aus Europa nach Amerika eingewandert und fahren – wieder mit der Bahn – zu neuen Wohnorten.
Wie schon in früheren Schaffensphasen bedeutet die verschobene Wiederholung für Reich keinen Abbruch der Wortbedeutung, sondern eine Verstärkung ihrer.
ÜBERSICHT DES SATZMATERIALS
1. Satz: „Amerika – Before the war“ Original
Übersetzung
From Chicago to New York One of the fastest trains The “crack” train from New York From New York to Los Angeles In 1939 1940 1941 I guess it must’ve been
Von Chicago nach New York Einer der schnellsten Züge Der Expresszug aus New York Von New York nach Los Angeles Jedes Mal andere Züge 1940 Ich glaube, es muss 1941 1 941 gewesen sein
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2. Satz: „Europe – During the war“ Original
Übersetzung
1940 On my birthday Walked into Holland Germans invaded Hungary I was in second grade I had a teacher A very tall man, his hair was concretely plastered smooth He said „Black Crows invaded out country many years ago And he pointet right at me No more school You must go away And she said „Quick, go!“ And he said „Don’t breathe!“ Into those ca*le wagons For 4 days and 4 nights And then we went through these strange sounding names Polish names Lots of ca*le wagons there They were loaded with people They shaved us They tatooed a number on our arm a rm Flames going up to the sky. It was smoking
1940 Die Deutschen marschierten ein Marschierten in Holland ein Deutsche eroberten Ungarn Ich war in der 2. Klasse Ich ha*e einen Lehrer Ein sehr großer Mann, sein Haar war gla* w ie Beton Er sagte “Schwarze Krähen haben unser Land vor vielen Jahren erobert Und er zeigte direkt auf mich Keine Schule mehr Du musst weggehen Und sie sagte „Schnell, geh!“ Und er sagte „Atme nicht!” In diese Viehwagen Für 4 Tage und 4 Nächte Und dann fuhren wir durch diese komisch klingenden Namen Polnische Namen Da waren viele Viehwagons Sie waren mit Leuten beladen Sie rasierten uns Sie tätowierten uns Nummern auf den Arm Flammen stiegen in den Himmel. Es rauchte
3. Satz. „After the war“ And the war was over Are you sure? The war is over Going to America To Los Angeles To New York One of the fastest trains There was one girl, who had a beautiful voice. And they loved to listen to the singing, the Germans And when she stopped singing they said „More, More!“ and they applauded -
Und der Krieg war vorbei Bist du sicher? Der Krieg ist vorbei Unterwegs nach America Nach Los Angeles Nach New York Einer der schnellsten Züge Da war ein Mädchen, das eine schöne Stimme hatte. Und sie liebten es, dem Singen zuzuhören, die Deutschen Und wenn sie zu singen aufhörte, sagten sie „Mehr, mehr!“ und sie applaudierten.
Quelle: Jesko Habert, Steve Reich, Musikreferat 12. Klasse, 3. Februar 2010
„Die letzten drei Sätze von dem jüdischen Mädchen m it der schönen Stimme sind in mehreren Quellen auffindbar und faktisch belegt – die Bedeutung ist verständlicherweise zwiespältig, da die deutschen KZ-Bewacher hier einen Sinn für das Schöne haben, was ihren Taten widerspricht. Andererseits zeigt es erst echt den Wahnsinn, jemanden so zu behandeln, wie dieses Mädchen zweifellos behandelt wurde, wenn ma n doch so begeistert von ihr ist.“ - Jesko Habert, Steve Reich, Musikreferat 12. Klasse,14. März 2010
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THREE TALES (2002), 5 Stimme, Streichquartett, Schlaginstrumente, Piano und Tape Three Tales ist eine Videooper die in Zusammenarbeit mit seiner Frau Beryl Korot entstanden ist. Dabei werden drei Schlüsselthemen abgehandelt, die starke Auswirkungen auf das 20te und 21te Jahrhundert hatte und noch haben können. Es geht jetzt also nicht mehr nur um die Musik als Klangereignis, sondern als Aussage. Die Videooper ist in drei Akte unterteilt, namentlich „Hindenburg“, „Bikini“ und „Dolly“, mit jeweils weiteren Unterordnungen. „Hindenburg“ handelt um die Beginne der Luftfahrt und den Absturz des gleichnamigen Zeppelins 1937. „Bikini“ arbeitet mit dem Atomtest am Bikini Atoll 1946 und den Wasserstoffbombentest in den Solomon Inseln, außerdem bietet es Material über die gleichnamigen Badeklammoten, die nach dem Atoll benannt wurden. Reich sagte dazu, warum er den Badeanzug als Ergebnis menschliche Fortschrittssucht stilisierte folgendes: „Als ich ein Kind war, ereignete sich die Zerstörung des Bikini Atolls. Die nächste weltbewegende Nachricht war die von der Erfindung des Badeanzugs namens Bikini. Ich hatte die Idee: Zuerst gab es Bikini, davon blieb nichts übrig. Vorher gab es Badeanzüge, nun bestanden sie quasi aus nichts.“
Der letzte Teil „Dolly“ handelt über die Technologiesierung im 21. Jahrhundert, im speziellen die Biound Gentechnik.
Im Satz Hindenburg wird die positive Berichterstattung auf Seiten der Technik gezeigt, dass der Absturz der Hindenburg in lakehurst keine mechanischen Ursachen haben könnte. Man sieht die Arbeiter an den Teilen der Hindenburg arbeite – Musique Concrete wird hier mit Phasenverschiebung vermischt. Als Symbol des Aufstiegs des Naziregims sieht man den Zeppelin aufsteigen, mit einem großen Hakenkreuz auf ihm prangend. Der zweite Satz Bikini ist noch in drei sich dreimal wiederholende teile aufgebaut. a ufgebaut. „In the air“ bildet die erste Sektion, in dem eins ständiger Countdown mit verschiedenen Augenzeugenberichten Augenzeugenberichten zu sehen ist. Es folgt „The Atoll“, in dem die Zwangsumsiedlung mit Filmklappen unterbrochen wird die es wie ein Filmscript wirken lassen. Außerdem sind Teile einer amerikanischen Rede zu vernehmen. „On the ships“ spiegelt amerikanische schiffe wieder und hat wesentlich schnellere Musik als die vorigen teile. Nachdem diese Folge dreimal in ihrer Struktur wiederholt wurde, endet Bikini mit einer Coda, in der die Auswirkung der Atomversuche indirekt durch entwurzelnde und langsam zerreisende in gelben-orangem Licht eingefärbte Palmen zu sehen sind. Dazu erklingt traurige Musik, die mit Satzteilen der Schöpfungsgeschichte vermischt wird mit Adam und Eva. Grund dafür ist der Vergleich der verschiedenen Temperamente im Menschen, schützend und destruktiv in Bikini. Der letzte Satz Dolly besteht hauptsächlich aus Interviewteilen. Dabei werden gleichzeitig Stellen des Satzes übereinstimmend mit den sprechenden Köpfen der Protagonisten gezeigt bzw. gehört. Während der erste Satz Hindenburg eine klare Struktur mit Unterbrechungen zeigt, wirkt „Dolly“ eher konfus und durcheinander. Gewollt ist damit die eigene Meinungsbildung des Zuschauers, da die ersten beiden Sätze mehr Implizierend bzw. historisch sind, Dolly aber keinen klaren Standpunkt wiedergibt.
Interviewte Wissenschaftler in „Dolly” Ruth Deech Deech,, Expertin Expertin für für Embriolog Embriologie ie Richard Dawkins, Dawkins, Professor für Öffentliches Verstehen der der Wissenschaft) Wissenschaft) James D. Watson, Watson, erforschte erforschte die die Struktur Struktur der DNA DNA
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Gina Kolata, Kolata, wissenschaftlich wissenschaftliche e Autorin, Autorin, machte den Fall „Dolly“ „Dolly“ bekannt bekannt Kismet, interaktiver sozialer Roboter, der Medienaufruhr verursachte Stephan Stephan Jay Gould, Gould, Profess Professor or der Zoologi Zoologie e Jaron Lanier, Lanier, prägte prägte den Begriff Begriff und entwickelte entwickelte „Virtuelle „Virtuelle Realität“ Realität“ Sherry Sherry Turkle, Turkle, Professorin Professorin für Soziologie Soziologie der Wissensch Wissenschaft) aft) Rodney Rodney Brooks, Direktor Direktor des MIT Labors Labors für künstliche künstliche Intelligenz Intelligenz Steven Steven Pinker, Pinker, Professor Professor der der Psychologie Psychologie Robert Robert Pollak, Professor Professor für biologisch biologische e Wissenschaft Wissenschaft Adin Steins Steinsaltz, altz, Experte Experte für für Religionen Religionen Kevin Warwick, Warwick, Kybernetikprofessor, Kybernetikprofessor, will sich zum Cyborg erweitern Joshua Joshua Getzler, Getzler, Rechtswiss Rechtswissensch enschaftler aftler Ray Kurzweil, Kurzweil, Erfinde Erfinderr von Sprachumwa Sprachumwandler ndlern n u.ä. Cynthia Cynthia Breazeal, Breazeal, Erfinde Erfinderin rin von Kismet Kismet Bill Joy, Co-Autor Co-Autor der der Java Java Computerspr Computersprache ache Marvin Marvin Minsky, Minsky, Professor Professor für Elektro-Ma Elektro-Maschine schinenbau nbau Henri Atlan, Atlan, Professor Professor für für Biophysik Biophysik in Paris und Jerusalem Jerusalem
Andere interviewte Personen Freya Freya von Moltke, Witwe eines eines Hitlerattentäte Hitlerattentäters. rs. In: Hindenburg Hindenburg
Das Paradoxe Technik-Kritik, ist eben die Nutzung der entwickelten Technik um die Aussage zu vermitteln. Reich sieht diese Paradoxie allerdings positiv, da die Produzenten somit selber als Bestandteil der Welt erscheinen, die sie anklagen. Die Technik erlaubt Reich ebenfalls Umsetzung von Ideen, die früher noch nicht zu verwirklichen waren. Als da wären z.b. der „slow motion sound“ (wozu die frühere frühere Idee in folgendem Satz Satz enthalten ist: „Verlangsame ganz allmählich einen aufgezeichneten Klang bis auf ein Vielfaches seiner ursprünglichen Länge, ohne seine Tonhöhe oder seine Klangfarbe im geringsten zu verändern.“) Außerdem kommt der „freeze effect“ vor, der dem einfrieren eines Bildes im Film ähnelt. Im Gegensatz zu „Different Trains“ wird auch nicht mehr nur die Musik der Sprache angepasst, sondern letztere dank des technischen Fortschritts auch auf die Musik zugeschnitten. Eine Anspielung Reichs auf die kommende Anpassung des Menschen an die Technik.
Eine Übersicht des komplette Satzmaterials gibt es wahlweise unter www.stevereich.com www.stevereich.com,, „Three Tales“, „Libretto“ oder unter http://www.scribd.c http://www.scribd.com/doc/24730 om/doc/24730171/Musikrefer 171/Musikreferat-Steve-Reich-u at-Steve-Reich-undnddie-Minimal-Music,, ab Seite 19. die-Minimal-Music DANIEL VARIATIONS (2006) Diese sehr neue Stück ist in vier vi er Stücke geteilt und wird mit Sopran und Tenor, Klarinetten, Klavieren, Perkussioninstrumenten und eine Streichquartett aufgeführt. Es handelt um Textstellen aus dem „Buch von Daniel“ aus der Bibel und weiterhin von Daniel Pearl, einem Amerikanisch-jüdischen Reporter der 2002 in Pakistan gekidnappt und ermordet wurde. Von der Klangharmonik ist es in einigen Teilen vergleichbar mit „Music for 18 Musicians“, wenn auch nur bedingt. Die Textpassagen für das Stück sind folgende: 1. I saw a dream. Images upon my bed and visions in my head hea d frightened me. (Daniel 4:2, or 4:5 in Christian translations) 2. My name is Daniel Pearl. (I'm (I 'm a Jewish American from Encino California.) 3. Let the dream fall back onto the dreaded. (Daniel 4:16, or 4:19 in Christian translations) 4. I sure hope that Gabriel likes my music, when the day is done d one
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Q UELLENVERZEICHNIS UELLENVERZEICHNIS Englische Wikipediaeinträge Wikipediaeinträge auf http://en.wikipedia.org/wiki auf http://en.wikipedia.org/wiki und die Unterseiten /Steve_Reich /Minimalist_music /Three_Tales_(opera) /Three_Tales_(opera) /Drumming_(Reich) /Different_Trains /Daniel_Variations /Music_for_18_Musicians Deutsche Wikipediaeinträge Wikipediaeinträge auf http://de.wikipedia.org/wiki/ auf http://de.wikipedia.org/wiki/ und die Unterseiten /Hoquetus /Pattern_(Musik) /Minimal_Music /Perkussion_(Musik) /Steve_Reich Musikreferat: Steve Reich und die Minimal Music, Jesko Habert unter http://www.scribd.com/doc/2473 http://www.scribd.c om/doc/24730171/Musikrefer 0171/Musikreferat-Steve-Reich-u at-Steve-Reich-und-die-Minimal-Music nd-die-Minimal-Music Reich: Piano Phase, Erik Reischl unter http://www.erik-reischl.de/text_reich_de.htm „Three Tales – a documentary digital opera“ auf www.stevereich.com auf www.stevereich.com “An Interview with Steve Reich”, Gabrielle Zuckermann, American Public Media unter: http://musicmave http://musicmavericks.publicradio.org/features ricks.publicradio.org/features/interview_reich.html /interview_reich.html „To repeat or not repeat – that is the question“, Kyle Gann for American Public Media, unter http://musicmavericks.publicradio.org/features http://musicmavericks.p ublicradio.org/features/essay_gann08.html /essay_gann08.html “Patterns, Loops und Phase-Shifting” Phase-Shifting” , Volker Straebel 98, unter http://www.straebel.de/praxis/index.html?/ http://www.straebel.de /praxis/index.html?/praxis/text/treich_p praxis/text/treich_phase.htm hase.htm Steve Reich, Avant magazine issue 3, Malcolm Ball, unter http://www.oliviermessiaen.org/malcolmball/reich.htm Steve Reich und die richtige Mischung, Martin Klebes, unter http://parapluie.de/archiv/generation/reich/ „Talking Music“, William Duckworth, unter http://www.oart.org/history/50s&_60s/Minimalism/Reic art.org/history/50s&_ 60s/Minimalism/Reich/Talk-Reich.html h/Talk-Reich.html Minimal Music, Hansjörg Brugger, unter http://www.8ung.at/hansjoergbrugger/minimalmusic.htm Steve Reich, Roger Sutherland, unter http://media.hyperreal.org/zines/est/articles/reich.html „Steve Reich”, unter http://audiolabo.f http://audiolabo.free.fr/revue1999 ree.fr/revue1999/content/minimal7.html /content/minimal7.html
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