Nathaniel Branden Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls Erfolgreich und zufrieden durch ein starkes Selbst
Buchzusammenfassung
Inhaltsverzeichnis Teil I – Das Selbstwertgefühl. Grundsätzliches ...................................................................................... 3 1. Das Selbstwertgefühl. Immunsystem des Bewusstseins .................................................... 3 2. Die Bedeutung des Selbstwertgefühls ........................................................................................ 5 3. Das Gesicht des Selbstwertgefühls ............................................................................................... 7 4. Die Illusion eines Selbstwertgefühls ............................................................................................ 9 Teil II – Innere Quellen des Selbstwertgefühls ................................................................................... 11 5. Unser Handeln .................................................................................................................................... 11 6. ERSTE SÄULE – Bewusst leben ................................................................................................... 12 7. ZWEITE SÄULE – Sich annehmen .............................................................................................. 19 8. DRITTE SÄULE – Eigenverantwortlich leben ....................................................................... 22 9. VIERTE SÄULE – Sich selbstsicher behaupten ..................................................................... 26 10. FÜNFTE SÄULE – Zielgerichtet leben ....................................................................................... 28 11. SECHSTE SÄULE – Persönliche Integrität .............................................................................. 30 12. Die Philosophie des Selbstwertgefühls ................................................................................... 32 Teil III – Äußere Einflüsse: Das Selbst und andere ........................................................................... 35 13. Das Selbstwertgefühl des Kindes fördern .............................................................................. 35 14. Selbstwertgefühl und Schule 15. Selbstwertgefühl und Beruf 16. Selbstwertgefühl und Kultur 17. Fazit: Die siebte Säule des Selbstwertgefühls
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TEIL I – Das Selbstwertgefühl: Grundsätzliches 1. Das Selbstwertgefühl – Das Immunsystem des Bewusstseins Selbstwertgefühl ist ein menschliches Grundbedürfnis, das nicht willentlich beeinflussbar ist. Definition Selbstwertgefühl ist die Erfahrung, dem Leben und seinen Herausforderungen gewachsen zu sein. Das heißt: •
Vertrauen in unsere Fähigkeiten
•
Vertrauen auf unser Recht zum Glücklich-‐Sein
Das Grundmuster ü Das Selbstwertgefühl beeinflusst unser Handeln, unser Handeln wiederum beeinflusst unser Selbstwertgefühl. ü Ein hohes Selbstwertgefühl ermöglicht es, mit Schwierigkeiten schneller fertig zu werden. Außerdem beeinflusst es unseren Ehrgeiz, unseren Selbstverwirklichungs-‐Drang, unsere Beziehungen und unseren Umgang mit anderen Menschen. ü Menschen mit ähnlich hohem oder niedrigem Selbstwertgefühl fühlen sich tendenziell zueinander hingezogen. Liebe
Ein geringes Selbstwertgefühl impliziert die Furcht, eine glückliche Liebesbeziehung nicht zu verdienen, was meist zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird. Wer sich selbst nicht liebt, kann andere nicht lieben.
Beruf
Geringes Selbstwertgefühl im Berufsleben kann beispielsweise durch destruktiven Neid, Geringschätzung einer anderen Gruppe, Furcht vor Nicht-‐ Gefallen oder durch Selbstsabotage gekennzeichnet sein. „Ich bin nicht gut genug für...“, „Dieser Kollege ist besser als ich“, „Hier soll meine Autorität untergraben werden“ usw.
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Selbsterfüllende Prophezeiungen Unsere stillschweigenden Erwartungen beeinflussen unser Handeln derart, dass die Erwartungen
schließlich
Wirklichkeit
werden.
Personen
mit
niedrigem
Selbstwertgefühl bekommen regelrecht Angst, wenn ihr Leben zu glatt und unproblematisch verläuft. Das Selbstwertgefühl – Ein Grundbedürfnis ü Das Selbstwertgefühl leistet einen wesentlichen Beitrag zum Verlauf des Lebens ü Es ist unabdingbar für eine gesunde und normale Entwicklung ü Es ist für unser Überleben wichtig Mangelndes Selbstwertgefühl zeigt sich etwa in der Wahl des falschen Partners oder Berufes. Das Leben zeigt sich den Betreffenden als eine endlose Kette von Niederlagen, an deren Ende nicht selten Drogenkonsum oder Selbstmord stehen. Zu viel Selbstwertgefühl? Zuviel Selbstwertgefühl kann man nicht haben. Arroganz und Angeberei sind vielmehr das Zeichen von zu wenig Selbstwertgefühl. Auch unsichere Personen, die anderen „zu viel Selbstwertgefühl“ unterstellen, thematisieren damit in Wahrheit ihren eigenen Mangel an Selbstwertgefühl. Wenn nichts „genug“ ist Menschen mit geringem Selbstwertgefühl können sich nicht über Erreichtes freuen. Ständig versuchen sie, ihren eigenen – unmöglichen – Wertmaßstäben zu entsprechen. Ein warnendes Wort Bisweilen wird das Selbstwertgefühl als Allheilmittel dargestellt. Es ersetzt weder ein Dach über dem Kopf, noch das tägliche Brot. Dennoch bleibt es ein elementares Grundbedürfnis aller Menschen.
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Die Herausforderungen der modernen Welt In der heutigen Zeit dürfen (oder müssen?) wir viele Entscheidungen treffen, da wir viele Freiheiten haben. Bei einem Mangel an Selbstwertgefühl kann diese Entscheidungsfreiheit schnell als Bedrohung wahrgenommen werden. 2. Die Bedeutung des Selbstwertgefühls Die beiden sich gegenseitig ergänzenden Grundpfeiler des Selbstwertgefühls sind Selbst-‐ Wirksamkeit und Selbstachtung. Fehlt einer dieser Grundpfeiler, ist das Selbstwertgefühl angeschlagen. 1. Selbst-‐Wirksamkeit – Vertrauen, die Herausforderungen des Lebens meistern zu können. Dies umfasst das Treffen von Entscheidungen, sowie die Fähigkeiten zu denken, zu lernen und zu wählen. 2. Selbstachtung – „Ich bin es mir wert und habe es verdient glücklich zu sein.“ Gemeint ist eine bejahende Haltung gegenüber dem Leben, sich wohlzufühlen, seine Wünsche und Bedürfnisse geltend zu machen und schließlich das Gefühl, ein Geburtsrecht auf Freude und Erfüllung zu besitzen. Die Wurzel unseres Selbstwertgefühl-‐Bedürfnisses Das Bedürfnis nach Selbstwertgefühl hängt von zwei grundlegenden Tatsachen ab 1. Unser Leben und Wohlbefinden hängt von unserer Fähigkeit zu denken ab. 2. Bei der Steuerung unserer Aktivitäten spielt die Wahlfreiheit und damit die persönliche Verantwortung Entscheidungen zu treffen eine wichtige Rolle. Kompetenz – Selbst-‐Wirksamkeit (siehe oben) Wirksam heißt per definitionem, imstande zu sein, ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Das bedeutet aber nicht, allwissend oder fehlerfrei sein zu müssen. Es bedeutet vielmehr, dass wir aus Überzeugung denken, urteilen und unsere Fehler korrigieren können. Wir geben unser Bestes, die Herausforderungen des Lebens entsprechend unserer Wertvorstellungen zu bewältigen.
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Fehlende Selbst-‐Wirksamkeit würde bedeuten, dass wir insgeheim ein Scheitern erwarten. Wir behindern uns selbst in unseren Bemühungen zur Bewältigung diverser Aufgaben. Wertigkeit – Selbstachtung Die Selbstachtung ist durch die Erwartung gekennzeichnet, dass Freundschaften, Liebe und Glück als Ergebnis unseres Tuns etwas Natürliches und Selbstverständliches sind.
Selbstachtung ist die Überzeugung von unserem eigenen Wert, hat aber nichts
mit Perfektionismus, Vergleichen oder Konkurrenzdenken zu tun! Eine zentrale Frage hierbei ist auch jene, ob wir unsere moralischen Entscheidungen als befriedigend empfinden. Wertvorstellungen und Werturteile bestimmen unser Leben von Anfang an. Wir können uns davon niemals lösen. Wir können uns aber vor einer Entscheidung immer die Frage stellen: „ist es gut für mich, und dient es meinem Leben und Wohlbefinden, oder nicht?“
Das Vertrauen in und die Bewunderung für uns selbst müssen stets im realen
Leben verankert sein und dürfen nie in Fantasie oder Selbsttäuschung abdriften! Drei grundsätzliche Punkte: 1. Wenn wir uns selbst achten, handeln wir so, dass uns diese Achtung von anderen bestätigt wird und andere entsprechend mit uns umgehen. 2. Wenn wir uns selbst nicht achten, wird unser Selbstwertgefühl durch unsere Handlungen weiter gemindert, indem wir unangemessenes Verhalten anderer akzeptieren. 3. Wenn wir unsere Selbstachtachtung erhöhen möchten, müssen wir demnach immer so handeln, dass wir uns zu unserem Wert als Person bekennen und jede unserer Handlungen unsere Selbstachtung erhöhen kann. Stolz Stolz ist eine spezielle Art der Freude. Wir freuen uns über uns selbst, wenn wir eine bestimmte Handlung oder Leistung vollbracht haben. Während das Selbstwertgefühl allgemein sagt „Ich kann“, sagt der Stolz „Ich tat“. Authentischer Stolz ist aber weder Prahlerei, noch Arroganz. Es geht nicht darum, etwas zu beweisen, sondern es zu
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genießen! Ebenso wenig ist Stolz mit Fehlerfreiheit gleichzusetzen. Wir können auf etwas stolz sein und trotzdem zu unseren Fehlern und Schwächen stehen.
Wenn Du etwas erreicht hast und trotzdem keinen Stolz fühlst, dann frage Dich,
ob das erreichte Ziel wirklich Dein eigener Wunsch war, oder der eines anderen. 3. Das Gesicht des Selbstwertgefühls Das Selbstwertgefühl offenbart sich in vielerlei Weise: ü in Mimik, Gestik und Sprache, also z.B. in offenen Augen, einem entspannten Gesicht, einer lockeren und aufrechten Haltung, einem zielstrebigen Gang, einer klaren Stimme... ü in der Art, wie wir über unsere Leistungen und Schwächen sprechen können ü in der Fähigkeit, Komplimente zu machen und anzunehmen ü in der Offenheit für Kritik und der Einsicht eines Fehlers ü in der Harmonie zwischen Sprachinhalt und äußerem Auftreten ü in einer offenen Haltung gegenüber Neuem und Herausforderungen ü in der Tatsache, dass Angst und Unsicherheit nicht einschüchternd, sondern als Herausforderung wahrgenommen werden ü im Humor ü in der Fähigkeit, flexibel auf Situationen zu reagieren ü in selbstbewusstem Verhalten gegenüber anderen (niemals aggressiv!) ü in der Fähigkeit, auch in Stress-‐Situationen Ruhe und Würde zu bewahren
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Selbstwertgefühl in Aktion Vernunft:
Die Basis der Vernunft ist das Respektieren von Tatsachen. Ausgehend von bestimmten Fakten werden Prinzipien aufgestellt, und umgekehrt werden diese Prinzipien wieder auf konkrete Fakten angewendet. Neue Informationen und Erkenntnisse (für die Du freilich aufgeschlossen sein musst) werden in das bereits vorhandene Wissen integriert. Keinesfalls bedeutet Vernunft das unkritische Integrieren von Inhalten, die von anderen Menschen als „vernünftig“ angesehen werden.
Realismus:
Auch Realismus bedeutet zunächst das Anerkennen von Tatsachen. Ein hohes Selbstwertgefühl ist an der Realität orientiert. Die eigenen Fähigkeiten sollten stets realistisch bewertet und nicht über-‐ oder unterbewertet werden.
Intuition:
Oft werden komplizierte Entscheidungen sehr schnell und jenseits des Bewussten betroffen und integriert. Der Verstand kann diese danach kritisch prüfen. Solange die Erfolgsquote stimmt, verlassen sich viele Menschen gerne auf ihre Intuition.
Kreativität:
Typisch für kreative Menschen ist das Vertrauen auf innere Signale. Im Bereich ihrer Kreativität unterwerfen sich diese Menschen ungern den Auffassungen anderer. Sie lassen sich aber von anderen inspirieren. Kreative Menschen beschäftigen sich oftmals mit sich und ihrer Fähigkeit zur Weiterentwicklung. Menschen mit geringem Selbstwertgefühl wissen indessen ihre eigenen Ideen nicht zu schätzen.
Unabhängigkeit:
Eigenverantwortung und eigenständiges Denken sind natürliche Ergebnisse eines gesunden Selbstwertgefühls.
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Flexibilität:
Flexibilität ist die Fähigkeit, auf Veränderungen zu reagieren ohne sich unangemessen an die Vergangenheit zu klammern. Ein Verstand, der sich selbst vertraut, ist offen und kann schnell auf Neues reagieren.
Veränderungen
Ein gesundes Selbstwertgefühl fließt mit der Realität und reagiert
akzeptieren:
schnell auf Veränderungen, ein ungesundes kämpft gegen die Realität an und verlangsamt die Reaktionszeit.
Fehler zugeben & Bei einem gesunden Selbstwertgefühl haben Tatsachen eine höhere korrigieren:
Wertigkeit als Überzeugungen. Zuzugeben, dass man sich geirrt hat ist wesentlich sinnvoller, als seine Fehler abzustreiten, zu verteidigen oder Recht behalten zu wollen.
Wohlwollen &
Wohlwollen ist das Ergebnis des Vertrauens auf sein Recht, „ja“
Kooperations-‐
oder „nein“ zu sagen, wenn man dies möchte. Ohne Furcht vor
bereitschaft:
anderen. Daraus ergibt sich oft eine Kooperation mit anderen zur Erreichung gemeinsamer Ziele. Auch Empathie und Mitgefühl sind bei Menschen mit hohem Selbstwertgefühl häufiger anzutreffen. Die Beziehung zu anderen ist oftmals ein Spiegel der Beziehung zu sich selbst.
4. Die Illusion eines Selbstwertgefühls Bei einem mangelnden Selbstwertgefühl werden wir oft von der Furcht vor der Realität manipuliert. Diese Ängste wirken zumeist derart selbst-‐sabotierend, dass sich das ursprüngliche Problem noch verschlimmert. Unsere Gefühle fördern bzw. verlangsamen die Wirksamkeit unseres Denkens. Mangelndes Selbstwertgefühl fürchtet das Unbekannte, meidet Herausforderungen und sucht nach Absolution. Hohes Selbstwertgefühl will neue Grenzen erkunden, sucht die Herausforderung und will bewundert werden.
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Ein Pseudo-‐Selbstwertgefühl Pseudo-‐Selbstwertgefühl ist das Verhalten, Ängste zu leugnen und nach außen hin Selbstwertgefühl vortäuschen zu wollen. Ein Mittel zum Selbstschutz also, fern von der Realität. Die Werte, auf denen das Pseudo-‐Selbstwertgefühl basiert, sind völlig anders als jene echter Selbst-‐Wirksamkeit und Selbstachtung. Materielle Anschaffungen, sexuelle Leistungen oder die Zugehörigkeit zu Gruppen oder Vereinen sind charakteristische Mittel zur Untermauerung des Pseudo-‐ Selbstwertgefühls. Das Selbstwertgefühl ist eine intime Erfahrung; entscheidend ist, was ICH über mich denke und fühle, und nicht eine andere Person. Ich kann von meinem Partner geliebt werden, und mich dennoch selbst nicht lieben. Ich kann nach außen hin ein Bild der Gelassenheit abgeben und mich dennoch in meinem Inneren unzulänglich fühlen. Ein positives Selbstwertgefühl ist im Endeffekt eine geistige Errungenschaft. Niemand außer mir selbst kann diese wecken oder aufrechterhalten – kein Auto, keine Partnerin, keine Beförderung und keine Auszeichnung. Natürlich sind positive, stärkende Beziehungen grundsätzlich vorzuziehen, jedoch können sie nie die Hauptquelle unseres Selbstwertgefühls sein. Befreie Dich von der Meinung anderer und stärke das Bewusstsein für Deine eigenen Erfahrungen! Unabhängigkeit Erfinder und kreative Menschen – kurz „Genies“ – sind stets bereit ihre Visionen zu verfolgen. Sie schrecken nicht vor Ablehnung oder Unbekanntem zurück. Sie sind unabhängig, mutig und kühn. Sie haben starke Nerven.
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TEIL II – Innere Quellen des Selbstwertgefühls 5. Unser Handeln Was kann und muss der Einzelne tun, um Selbstwertgefühl aufzubauen und aufrecht zu halten? Alle 6 Säulen des Selbstwertgefühls sind Operationen des Bewusstseins! Willensstärke und ihre Grenzen Willensstärke ist keine grenzenlose Allmacht. Viele Faktoren können unsere Freiheit einschränken: Begabungen und angeborene Unterschiede zwischen Menschen, sowie die Umwelt und Entwicklung in frühen Lebensjahren. Die Rolle der Eltern und ihre Grenzen Eltern mit gesundem Selbstwertgefühl sind die beste Voraussetzung für die Entwicklung eines ebensolchen. Ähnliches gilt für die Erziehung: wenn diese liebevoll und respektvoll verläuft, wird das Kind diese Erfahrungen höchstwahrscheinlich integrieren. Es gibt aber auch Gegenbeweise für diese Annahme. Innere Blockaden Unterbewusste Abwehrmechanismen können uns daran hindern, über die Lösung eines Problems überhaupt nachzudenken. Auch wenn die tiefere Ursache hierfür unbewusst bleibt, fördert es das Selbstwertgefühl, wenn wir zumindest versuchen, uns unser Problem bewusst zu machen. Was wir wissen Wenn wir an unserem Selbstwertgefühl arbeiten möchten, müssen wir wissen, welche wirkungsvollen Praktiken es gibt. Und wenn wir andere hierbei unterstützen möchten, müssen wir zuerst bei uns selber anfangen. Die Satzergänzungsmethode Die Satzergänzungsmethode ermöglicht es, den Dingen auf den Grund zu gehen und die sechs Praktiken auszuprobieren.
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Die 6 Praktiken / Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls 1. Bewusst leben 2. Sich selbst annehmen 3. Eigenverantwortlich leben 4. Sich selbstsicher behaupten 5. Zielgerichtet leben 6. Persönliche Integrität
Erste Säule – Bewusst leben 6. Bewusst leben Bewusstsein ist die höchste Form der Evolution. Beim Menschen wäre dies der Verstand. Wir haben grundsätzlich die Wahlfreiheit, uns um unser Bewusstsein zu kümmern oder nicht. Eine einfache Form des Nicht-‐Kümmerns um unseren Verstand wäre das Ausblenden von unliebsamen Tatsachen. Alle Wahlen, die wir jemals treffen, werden unbewusst in unserem Inneren addiert und zum Selbstwertgefühl zusammengefasst. Wenn wir uns also nicht um unseren Körper, unsere Beziehungen, unsere Zufriedenheit im Beruf oder unsere Sucht kümmern, wird sich dies in unserem Selbstwertgefühl niederschlagen. Bewusst leben heißt: ü ein Bewusstsein in Bezug auf unsere Handlungen, Absichten, Werte und Ziele zu haben ü nach besten Kräften und entsprechend unseren Fähigkeiten zu leben ü uns in unserem Verhalten von unserem Bewusstsein leiten zu lassen Betrug am Bewusstsein Gemeint ist hier Wissen, dass nicht in angemessenes Handeln umgesetzt wird. Ein Beispiel wäre, sich eines Fehlers zwar bewusst zu sein, sich jedoch vor dessen Wiedergutmachung zu drücken.
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Mögliche Missverständnisse ü Viele neu erworbene Fähigkeiten und Kenntnisse fallen früher oder später ins Repertoire des Unterbewussten (z.B. sprechen, Auto fahren) und müssen nicht ständig zurück in die Bewusstseinsebene geführt werden. ü Wir müssen uns nicht in jeder Minute mit Problemlösungen beschäftigen. Unser Geisteszustand sollte aber stets für die momentane Tätigkeit angemessen sein. ü Das Bewusstsein selektiert zwangsläufig. Wenn wir uns auf etwas konzentrieren, vernachlässigen wir das Bewusstsein für unsere Umgebung, befinden uns aber dennoch auf einer hohen Bewusstseinsebene. Letztendlich entscheidet der Kontext, welcher Geisteszustand für eine Tätigkeit angemessen ist. Tagträumereien etwa können am Schreibtisch unproblematisch, im Verkehr hingegen höchst gefährlich sein. Der Realität verantwortlich Rechnung tragen Respektiere die Tatsachen der Realität. Das sind Deine Wünsche, Bedürfnisse und Emotionen einerseits, und die Tatsachen der äußeren Welt andererseits. Wünsche, Ängste und Leugnen ändern die Tatsachen nicht. Zu einem bewussten Leben gehören: Ein Verstand, der aktiv statt passiv ist – Die Entscheidung zu denken, nach Bewusstsein zu streben, zu verstehen, zu wissen und Klarheit zu gewinnen. Die Entscheidung, eigenverantwortlich zu leben und für mein Glück und meine Existenz selbst verantwortlich zu sein, anstatt mich auf andere Personen zu verlassen. Eine Intelligenz, die sich freut, genutzt zu werden – Das Lernen und das bewusste Leben sollen als Quellen der Freude und Befriedigung empfunden werden. „Im Augenblick“ zu sein ohne dabei den breit gefassten Rahmen zu vergessen – Zu bewusstem Leben gehört auch das Leben in der Gegenwart. Was immer Du tust, sei BEI dieser Erfahrung oder Beschäftigung. Das heißt aber nicht, im Augenblick gefangen zu sein.
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Gezielt wichtige Tatsachen anzugehen, anstatt davor zurückzuweichen – Was wichtig ist, entscheiden Deine Bedürfnisse, Werte, Wünsche, Ziele und Handlungen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Du offen für neue, hilfreiche Informationen bist, oder davon ausgehst, dass es nichts Neues für Dich zu lernen gibt. Gezielt wichtige Tatsachen, Interpretationen und Emotionen zu unterscheiden – Wenn Du Dir einer Tatsache nicht bewusst bist, wirst Du dazu neigen, Deine Gefühle und Interpretationen als Realität zu behandeln. Unterscheide aber stets zwischen Tatsachen und Interpretationen! Meine Impulse zur Kenntnis zu nehmen und mich ihnen zu stellen anstatt unangenehmen Realitäten auszuweichen oder sie zu leugnen – Das Vermeiden von Angst und Schmerzen ist natürlich. Wenn es jedoch um Tatsachen geht, denen wir uns stellen sollten, ist das Verlassen von Gewohnheiten mitunter sinnvoll – und dessen müssen wir uns bewusst sein. Ängste sind Impulse, die Augen zu öffnen und sich der Realität bewusst zu werden. Gezielt wissen zu wollen, wo ich stehe und ob ich erfolgreich bin oder scheitere – Wenn ich ein bestimmten Ziel habe, wie steht es derzeit darum? Bin ich glücklich? Falls nicht, was tue ich dagegen? Komme ich meinen Zielen näher? Bewusstes Leben umfasst also auch eine Übereinstimmung von Zielen und Handlungen! Gegebenenfalls muss eines von beidem – Ziele oder Handlungen – überdacht und neu definiert werden. Das Feedback der Umwelt zu suchen – Es genügt nicht, Dein Ziel einmalig zu definieren. Du musst regelmäßig Feedback aus der Umwelt wahrnehmen und Deinen Kurs ggf. anpassen. Wenn etwas nicht funktioniert, probierst Du etwas anderes, oder agierst Du mechanisch? Beharrliche Bemühung, Dinge zu verstehen, auch bei Schwierigkeiten – Wenn Du etwas lernen oder verstehen willst, dann stößt Du gelegentlich auf Schwierigkeiten. Ich kann hierbei entweder durchhalten oder aufgeben. Eine Pause einzulegen ist in Ordnung, niemals solltest Du Dich jedoch von Verzweiflung überwältigen lassen. Wenn Du Dich entscheidest, ein Projekt nicht weiter zu
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verfolgen, dann tue dies bewusst. „Nie-‐nie-‐nie-‐nie-‐nie-‐niemals aufgeben“ (W. Churchill). Empfänglichkeit für neues Wissen und Überprüfung alter Annahmen – Du solltest nicht davon ausgehen, dass neue Informationen nicht interessant sind, wenn Du denkst, etwas bereits zu wissen. Ebenso wenig solltest Du an Deinen Gedanken zweifeln, jedoch offen gegenüber Klarstellungen und Verbesserungen sein. Die Bereitschaft, Fehler zu erkennen und zu korrigieren – Zum bewussten Leben gehört, sich der Wahrheit verpflichtet zu fühlen und nicht um jeden Preis Recht behalten zu wollen. Das Eingestehen eines Fehlers als Demütigung zu empfinden ist ein Zeichen für mangelndes Selbstwertgefühl. Die Entschlossenheit zu lernen und zu wachsen – Wenn Du glaubst, bereits „genug“ gedacht oder gelernt zu haben, wirst Du in dieser Welt nicht bestehen können. Sei bereit, ein Leben lang zu lernen! Die Welt um sich verstehen zu wollen – Die Welt in der Du lebst beeinflusst Dich physisch, kulturell, spirituell, gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch. Zum bewussten Leben gehört es, diese Aspekte verstehen zu wollen und nicht schlafwandlerisch durch Leben zu gehen. Auch die „innere Realität“ erkennen zu wollen – Viele Menschen verfügen über großes Wissen, leben jedoch völlig unbewusst hinsichtlich ihrer inneren Bedürfnisse. Stelle Dir folgende Fragen. •
Weiß ich, was ich jeden Augenblick fühle?
•
Erkenne ich die Impulse, denen mein Handeln entspringt?
•
Registriere ich, ob meine Gefühle und Handlungen zueinander passen?
•
Weiß ich, welche Wünsche und Bedürfnisse ich zu befriedigen versuche?
•
Weiß ich, welche Erwartungen ich tatsächlich in die Begegnung mit einer bestimmten Person setze?
•
Weiß ich, worum es mir in meinem Leben geht?
•
Habe ich das „Programm“, nach welchem mein Leben läuft, unkritisch von anderen übernommen oder selbst gewählt?
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•
Weiß ich, was ich tue, wenn ich besonders glücklich mit mir bin?
•
Weiß ich, was ich tue, wenn ich mir selbst zuwider bin?
Diese Selbstbeschäftigung sollte nicht besessen und egozentrisch erfolgen. Es ist die Kunst der Wahrnehmung Deiner Emotionen, Gefühle und Verhaltensweisen. Dir Deiner Werte bewusst zu sein – Sei dir stets der Werte bewusst, die Deinem Handeln zugrunde liegen. Oftmals übernehmen wir Werte von anderen, die uns selbst nicht zuträglich sind. Derart fragwürdige Wertvorstellungen untergraben ein gesundes Selbstwertgefühl. Denke immer darüber nach, welche Werte Du für Deine Zwecke und Ziele übernehmen solltest. Die Frage der Abhängigkeiten Hinter jeder Abhängigkeit steht der Wunsch, Angst und Schmerz zu vermeiden. Tatsächlich werden diese jedoch nur im Bewusstsein betäubt. Für den Abhängigen ist das Bewusstsein der Feind: der Drogen-‐ oder Alkoholabhängige weiß, dass seine Sucht körperlich, psychisch und sozial schädlich ist. Diese Gedanken werden jedoch ignoriert und vernebelt. Ein persönliches Beispiel Jeder von uns kann sich an Situationen erinnern, wo wir uns gedacht haben: „Hätte ich doch nur...“, „Wenn ich doch nur...“, „Wäre ich doch nur...“ – Fakt ist, dass wir diesen Situationen nicht das nötige Bewusstsein entgegengebracht haben. Bewusstsein und der Körper Psychische Probleme können zusehends zu körperlichen Problemen werden. Wilhelm Reich 1 sprach von einer Panzerung des Körpers durch eingeschränkte Atmung und Muskelverspannungen. Letztere können mit speziellen Tiefenmassagen (Rolfing)2 gelöst werden. Diese Methode ist wissenschaftlich jedoch umstritten.
1 http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Reich 2 http://de.wikipedia.org/wiki/Rolfing
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Satzergänzungsübung für die Kunst bewussten Lebens Bei diesen Übungen geht es im Wesentlichen um die Ergänzung eines Satzstammes: •
Jede Ergänzung muss grammatikalisch zum Satzstamm passen.
•
Pro Satzstamm sollen mindestens sechs verschiedene Endungen gefunden werden.
•
Die Übung sollte schnell, also ohne Nachdenk-‐Pausen, durchgezogen werden.
•
Jede Endung ist in Ordnung. Wahrheit, Vernünftigkeit oder Wichtigkeit sind irrelevant.
Schreibe Dir morgens als allererste Tätigkeit folgenden Satzstamm auf: Bewusst leben heißt für mich... Ergänze dann diesen so schnell wie möglich mit 6-‐10 Endungen. Anschließend mache mit folgenden Satzstämmen weiter: •
Wenn ich meinen Beschäftigungen heute 5 Prozent mehr Bewusstheit entgegenbringe...
•
Wenn ich heute mehr darauf achte, wie ich mit Menschen umgehe...
•
Wenn ich meinen wichtigsten Beziehungen 5 Prozent mehr Bewusstheit entgegenbringe...
•
Wenn ich [ein spezifisches Problem, das Du hast] 5 Prozent mehr Bewusstheit entgegenbringe...
Am Ende des Tages ergänze die folgenden Satzstämme mit je 6-‐10 Endungen: •
Wenn ich darüber nachdenke, wie ich mich fühlen würde/was passieren würde... o ...wenn ich bewusster lebte... o ...wenn ich meinen Beschäftigungen 5 Prozent mehr Bewusstheit entgegenbringe... o usw.
Am Ende der Woche ergänze folgenden Satzstamm mit 6-‐10 Endungen: Wenn irgendetwas von dem, was ich diese Woche geschrieben habe, wahr ist, dann wäre es hilfreich, wenn ich...
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Die Herausforderung Um zu wissen, welchen Bereichen des Lebens wir mehr Bewusstheit entgegenbringen sollten, müssen wir auf die für uns unbefriedigenden Lebensbereiche achten. Als nächstes müssen wir uns fragen, warum es denn für uns so schwierig sei, auch in den problematischen Bereichen ein hohes Niveau zu wahren. Hierzu wieder eine Satzergänzungs-‐Übung: •
Der Grund, warum es mir so schwerfällt, diesem Bereich mehr Bewusstheit entgegen zu bringen, ist... o Das Gute daran, mich diesem Bereich nicht voll bewusst zu stellen, ist... o Wenn ich hier bewusster bleiben müsste, dann... o Wenn ich ausprobieren sollte, diesem Bereich um 5 Prozent mehr Bewusstheit entgegen zu bringen, dann...
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Zweite Säule – Sich selbst annehmen 7. Sich selbst annehmen Wer sich selbst nicht annimmt, kann kein Selbstwertgefühl haben. Das Konzept der Selbstannahme hat drei Bedeutungs-‐Ebenen: 1. Erste Ebene – Sich selbst annehmen heißt, auf seiner eigenen Seite zu stehen, sich selbst wertzuschätzen, mit Respekt zu behandeln und für sein Existenzrecht einzutreten. 2. Zweite Ebene – Sich selbst annehmen heißt auch, alle Teile von sich anzunehmen. Gedanken, Gefühle, Begehren, Träume und Handlungen sind allesamt menschliche Ausdrucksformen, die nicht geleugnet werden dürfen. Das heißt aber nicht, seinen Gefühlen immer nachzugeben. Aber die Gefühle, Ängste etc. müssen akzeptiert werden. Etwas Negatives kann nicht zum Positiven verändert werden, wenn es nicht zuerst akzeptiert wird. 3. Dritte Ebene – Schließlich gehört zur Selbstannahme auch Mitgefühl. Wenn Du einen Fehler gemacht hast, verleugne nicht insgeheim die Realität, indem Du nach Rechtfertigungen suchst, sondern übernimm die Verantwortung für Deinen Fehler und versuche dann, dessen Ursachen und Beweggründe zu verstehen. Eine Übung Stelle Dich vor einen Spiegel und betrachte Dich als Person – nicht oberflächlich in Bezug auf Kleidung usw. Achte auf Deine Gefühle – Fühlst Du Unwohlsein? Fällt es Dir schwer, bestimmte Stellen Deines Körpers länger zu betrachten? Wie auch immer, sage Dir: „Welche Fehler und Unzulänglichkeiten ich auch immer haben möge, ich akzeptiere mich voll und ganz.“ Akzeptieren heißt nicht automatisch auch „mögen“, sondern es heißt, die Realität anzuerkennen und nicht zu leugnen. Mache diese Übung morgens und abends für je zwei Minuten. Auf Gefühle hören
•
Konzentriere Dich auf Deine Gefühle und Emotionen
•
Atme tief und entspannt und entspanne Deine Muskeln. Lass das Gefühl zu. 19
•
Anerkenne, dass es Dein Gefühl ist
Ein Experiment •
Denke einige Minuten über ein Gefühl nach, dem Du normalerweise aus dem Weg gehen würdest – z.B. Neid, Hass, Trauer, Angst, Schmerz oder Unsicherheit.
•
Stelle Dir dann vor, in welchen Situationen dieses Gefühl auftritt
•
Atme nun in das Gefühl hinein. Stelle Dir vor, wie der Luftstrom direkt zu dem Gefühl und wieder davon weg fließt.
•
Akzeptiere das Gefühl uneingeschränkt
Wenn Selbstannahme unmöglich scheint Wenn es Dir noch unmöglich erscheint, ein unangenehmes Gefühl zu akzeptieren, so solltest Du damit anfangen, diesen inneren Widerstand zu akzeptieren: „Ich akzeptiere, dass ich derzeit nicht in der Lage bin, meine Unsicherheit zu akzeptieren.“ Der Widerstand wird schwächer werden... Trugschlüsse •
Nochmals: Akzeptieren heißt nicht gutheißen.
•
Akzeptieren heißt auch nicht, keinen Willen zur Veränderung zu haben. Die Annahme dessen was „ist“, ist die Voraussetzung für Veränderung.
Satzergänzungsübung zur Selbstannahme Woche 1
2
morgens
abends
Selbstannahme heißt für mich... Wenn ich meinen Körper mehr akzeptiere... Wenn ich meinen Körper ablehne und mich davon distanziere... Wenn ich meine Konflikte bereitwilliger akzeptiere...
Wenn ich meine Konflikte leugne und ausklammere... Wenn ich meine Gefühle bereitwilliger akzeptiere... Wenn ich meine Gefühle leugne und ablehne... Wenn ich meine Gedanken bereitwilliger akzeptiere... Wenn ich meine Gedanken leugne und ablehne... Wenn ich meine Handlungen bereitwilliger Wenn ich bereit bin, meine guten Seiten und akzeptiere... meine Ängste realistisch zu nehmen... Wenn ich meine Handlungen leugne und Wenn ich meine Ängste bereitwilliger ablehne... akzeptiere...
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Mir wird zunehmend bewusst...
Wenn ich meine Ängste leugne und ablehne...
Wenn ich meine Schmerzen bereitwilliger akzeptiere... Wenn ich meine Schmerzen leugne und ablehne... Wenn ich meine Wut bereitwilliger akzeptiere... Wenn ich meine Wut leugne und ablehne...
Wenn ich meine Sexualität bereitwilliger akzeptiere... Wenn ich meine Sexualität leugne und ablehne... Wenn ich meine Erregung bereitwilliger akzeptiere... Wenn ich meine Erregung leugne und
ablehne...
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Wenn ich meine Freude bereitwilliger akzeptiere... Wenn ich meine Freude leugne und ablehne... Wenn ich bereit bin, tatsächlich das zu sehen, was ich sehe, und das zu wissen, was ich weiß... Wenn ich meiner Wut sehr bewusst
Wenn ich meinen Ängsten sehr bewusst begegne... Wenn ich meinen Schmerzen sehr bewusst begegne...
begegne...
halte, die sich ergeben, wenn ich mich selbst
Wenn ich mir die Konsequenzen vor Augen
Wenn ich meiner Sexualität sehr bewusst nicht annehme... begegne...
Wenn ich die Tatsache akzeptiere, dass ist,
Wenn ich meiner Erregung sehr bewusst was ist, egal, ob ich es zugebe... begegne...
Allmählich sehe ich, dass...
Wenn ich meiner Freude sehr bewusst begegne...
Am Ende jeder Woche ergänze wiederum folgenden Satzstamm mit 6-‐10 Endungen: Wenn irgendetwas von dem, was ich diese Woche geschrieben habe, wahr ist, dann wäre es hilfreich, wenn ich... Das Verbrechen gegen uns selbst – Leugnen unserer positiven Seiten Die Selbstannahme sollte nicht nur das Schlechte, sondern vor allem auch das Gute in uns akzeptieren. Das größte Verbrechen gegen uns selbst wäre, unsere Größe zu leugnen und abzulehnen, aus Angst, sie würde uns zu sehr aus der Masse hervorstechen lassen!
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Dritte Säule – Eigenverantwortlich leben 8. Eigenverantwortlich leben Eigenverantwortliches Handeln heißt: Ich bin verantwortlich für die Erfüllung meiner Wünsche – Du, und nur Du bist verantwortlich, nach Möglichkeiten zur Erfüllung Deiner Wünsche zu suchen. Wenn Du die Hilfe anderer Personen benötigst, habe stets auch ein Augenmerk auf deren Eigeninteressen. Ohne diese Verantwortung sind Wünsche nur Tagträume. Frage Dich: Was bin ich bereit zu tun, um das zu bekommen, was ich mir wünsche? Ich bin verantwortlich für meine Entscheidungen und mein Handeln – Trete stets als die verantwortliche und treibende Kraft in Deinem Leben auf. Bekenne Dich zu Deinen Entscheidungen und Deinem Handeln. Ergänze den folgenden Satzstamm: „Wenn ich die volle Verantwortung für meine Entscheidungen und mein Handeln übernehme...“ Ich bin verantwortlich für das Maß an Bewusstsein, das ich meiner Arbeit entgegenbringe – Wiederum gilt: Du allein entscheidest, ob Du beruflich Dein Bestes gibst, oder versuchst, mit möglichst wenig Aufwand davonzukommen. Ich bin verantwortlich für das Maß an Bewusstsein, das ich meinen Beziehungen entgegenbringe – Bist Du wirklich präsent, wenn Du anderen begegnest? Denkst Du über die Folgen Deiner Äußerungen nach? Bist Du Dir bewusst, inwieweit andere von deinen Worten und Taten betroffen sind? Ich bin verantwortlich für mein Verhalten anderen gegenüber – Wie redest Du? Wie hörst Du zu? Was versprichst Du und kannst Du es halten? Versuche niemals, anderen die Schuld für Deine Handlungen zu geben!
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Ich bin verantwortlich, wie ich meine Zeit nutze – Nutzt Du den Großteil Deiner Zeit tatsächlich für Aktivitäten, die Dir – Deiner eigenen Aussage nach – wichtig sind? Ergänze folgenden Satzstamm: „Wenn ich die Verantwortung dafür übernehme, wie ich meine Zeit schwerpunktmäßig nutze...“ Ich bin verantwortlich für die Qualität meiner Botschaften – Drückst Du dich klar aus? Wird Deine Aussage vom Gegenüber verstanden? Wie höflich oder unhöflich überbringst Du Deine Botschaft? Ich bin verantwortlich für mein persönliches Glück – Es ist nicht die Aufgabe anderer Menschen, Dich glücklich zu machen! Dazu wieder ein Satzstamm: „Wenn ich die volle Verantwortung für mein Glück übernehme...“ Diese Verantwortung wird Dich schließlich befreien. Ich bin verantwortlich für die Werte, die ich für mein Leben wähle und übernehme – Niemals solltest Du unkritisch die Werte anderer übernehmen und sie irgendwann als Deine eigenen betrachten. Sei Dir stets der Verantwortung bewusst, dass Du alle Wertvorstellungen hinterfragen und die für Dich besten selbst auswählen kannst. Ich bin verantwortlich für die Erhöhung meines Selbstwertgefühls – Das Selbstwertgefühl wird in Deinem Inneren erzeugt. Warte nicht passiv auf diesbezügliche Geschenke anderer. Klarstellung Eigenverantwortlich zu handeln heißt nicht, dass Du für alles verantwortlich bis, das Dir widerfährt. Sei Dir stets bewusst, welche Bereiche des Lebens Deiner Kontrolle unterliegen, und welche nicht. Produktiv sein Produktive Ziele sind essentiell für einen eigenverantwortlichen Lebensstil. Frage Dich: „Was kann ich tun? Was liegt im Rahmen meiner Möglichkeiten? Was ist zu tun? Wie kann ich meine Situation verbessern? Wie kann ich meine Energien am besten nutzen?“ Eigenverantwortung heißt, aktiv zu leben!
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Für sich selbst denken •
Zu einem aktiven Leben gehört selbständiges Denken.
•
Selbständiges Denken ist das Ergebnis von Bewusstheit und Eigenverantwortung o Bewusstheit bedeutet, nach dem eigenen Verstand zu leben o Eigenverantwortung bedeutet, für sich selbst zu denken
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Du kannst von anderen lernen, jedoch solltest Du alles irgendwann selbst verstehen und nicht bloß nachahmen und übernehmen.
Moralische Prinzipien Bitte nie jemanden, gegen dessen Eigeninteresse zu handeln. Lasse stattdessen denjenigen hinter Deinen Interessen auch eigene Interessen entdecken. Satzergänzungsübung zur Eigenverantwortung WOCHE 1: 1. Eigenverantwortlich zu leben heißt für mich... 2. Der Gedanke, dass ich für mein Dasein selbst verantwortlich bin... 3. Die Verantwortung für meine Existenz zu übernehmen würde bedeuten... 4. Wenn ich der Verantwortung für meine eigene Existenz aus den weg gehe... WOCHE 2: 1. Wenn ich 5 Prozent mehr Verantwortung für die Erreichung meiner Ziele übernehme... 2. Wenn ich nicht selbst die Verantwortung für die Erreichung meiner Ziele übernehme... 3. Wenn ich mehr Verantwortung für die positive Entwicklung meiner Ziele übernehme... 4. Der Grund, warum ich manchmal passiv bleibe, ist... WOCHE 3: 1. Wenn ich selbst die Verantwortung dafür übernehme, .wie ich mit den Botschaften umgehe, die von meiner Mutter bei mir ankommen... 2. Wenn ich selbst die Verantwortung dafür übernehme, .wie ich mit den Botschaften umgehe, die von meinem Vater bei mir ankommen... 3. Wenn ich selbst die Verantwortung dafür übernehme, welche Ideen ich übernehme oder ablehne... 4. Wenn ich die Ideen, von denen ich mich motivieren lassen, bewusster wahrnehme... WOCHE 4: 1. Wenn ich 5 Prozent mehr Verantwortung für mein persönliches Glück übernehme... 2. Wenn ich nicht selbst die Verantwortung für mein persönliches Glück übernehme... 3. Wenn ich 5 Prozent mehr Verantwortung dafür übernehme, welche Freunde und Bekannte ich mir aussuche 4. Wenn ich nicht selbst die Verantwortung dafür übernehme, in wessen Gesellschaft ich mich befinde...
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WOCHE 5: 1. Wenn ich 5 Prozent mehr Verantwortung für die Worte aus meinem Mund übernehme... 2. Wenn ich nicht selbst die Verantwortung für die Worte aus meinem Mund übernehme... 3. Wenn ich bewusster darauf achte, was ich zu mir selbst sage... 4. Wenn ich die Verantwortung dafür übernehme, was ich zu mir selbst sage... WOCHE 6: 1. Ich mache mich selbst hilflos, wenn ich... 2. Ich mache mich selbst depressiv, wenn ich... 3. Ich mache mir selber angst, wenn ich 4. Wenn ich selbst dafür die Verantwortung übernehme, dass ich mich hilflos mache... WOCHE 7: 1. Wenn ich die Verantwortung dafür übernehme, dass ich mich depressiv mache... 2. Wenn ich die Verantwortung dafür übernehme, dass ich mir angst mache... 3. Wenn ich bereit bin, das zu verstehen, was ich geschrieben habe... 4. Wenn ich selbst die Verantwortung für meinen derzeitige Lebensstandard übernehme... WOCHE 8: 1. Ich habe das Gefühl, sehr eigenverantwortlich zu handeln, wenn ich... 2. Ich habe das Gefühl, kaum eigenverantwortlich zu handeln, wenn ich... 3. Wenn der Sinn des Lebens nur darin besteht, den Erwartungen anderer gerecht zu werden... 4. Wenn mein Leben mir gehört... WOCHE 9: 1. Wenn ich aufhöre, mich selbst damit zu belügen, dass ich am derzeitigen Zustand nichts ändern könne... 2. Wenn ich ab sofort die Verantwortung dafür übernehme, was ich aus meinem Leben mache... 3. Wenn niemand kommt, um mich zu retten... 4. Mir wird bewusst, dasss... Am Ende jeder Woche ergänze wiederum folgenden Satzstamm mit 6-‐10 Endungen: Wenn irgendetwas von dem, was ich diese Woche geschrieben habe, wahr ist, dann wäre es hilfreich, wenn ich...
Es kommt niemand • Es kommt niemand, der Dich rettet
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Es kommt niemand, der Dich glücklich macht
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Es kommt niemand, der Deine Probleme löst
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Nichts wird sich ändern, wenn Du nicht selbst etwas dafür tust!
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Vierte Säule – Sich selbstsicher behaupten 9. Sich selbstsicher behaupten Was ist Selbstbehauptung? Selbstbehauptung heißt, eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Werten Rechnung zu tragen und dies in angemessener Weise zu praktizieren. Das Gegenteil hiervon wäre, sich zu verstecken, um Konfrontationen zu vermeiden, anderen zu gefallen oder einfach dazuzugehören. Selbstbehauptung heißt jedoch nicht, über andere drüberzufahren oder arrogant zu sein. Es bedeutet lediglich, andern niemals etwas vorzumachen. Was Selbstbehauptung ist und nicht ist •
Selbstbehauptung heißt Selbstbewusstsein – Selbstbewusstsein heißt, bewusst sehen, denken, wahrnehmen, fragen...
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Selbstbehauptung heißt, für sich selbst zu denken
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Selbstbehauptung ist niemals bloße Rebellion oder Protest
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Selbstbehauptung ist, nur dann „Ja“ zu sagen, wenn Du auch „Ja“ meinst, und umgekehrt
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Selbstbehauptung beginnt mit Denken, aber danach musst Du Dich auch in die Welt einbringen!
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Selbstbehauptung zu praktizieren heißt, Dich Deinem Recht zu leben verpflichtet zu fühlen
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Du bist nicht hier, um die Erwartungen anderer zu erfüllen
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Sei überzeugt, dass Deine Ideen und Wünsche wichtig sind
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Kämpfe für Deine Ideen und suche Unterstützer für deren Verwirklichung
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Sei bereit, Dich den Herausforderungen des Lebens zu stellen und diese zu meistern
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Lerne, in einer Beziehung Dein Selbstgefühl nie aufzugeben, freundlich, aber nicht aufopfernd zu sein und mit anderen zusammenzuarbeiten, ohne Deine Überzeugungen zu verraten.
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Die Angst, sich selbst zu behaupten Selbstverwirklichung setzt eine erfolgreiche zweigleisige Entwicklung voraus: Autonomie einerseits und Beziehungsfähigkeit andererseits. Habe den Mut, zu sein, wer Du bist. Satzergänzungsübung zur Selbstbehauptung WOCHE 1: 5. Selbstbehauptung heißt für mich... 6. Wenn ich mich heute 5 Prozent mehr behaupten würde... 7. Wenn jemand mir gesagt hätte, meine Wünsche seien wichtig... 8. Wenn ich den Mut hätte, meine eigenen Wünsche wichtig zu nehmen... WOCHE 2: 5. Wenn ich meine innersten Bedürfnisse und Wünsche bewusster wahrnähme... 6. Wenn ich meine innersten Sehnsüchte ignoriere... 7. Wenn ich bereit wäre, ja zu sagen, wenn ich ja sagen möchte, und nein zu sagen, wenn ich nein sagen möchte... 8. Wenn ich bereit wäre, meine Gedanken und Meinungen häufiger zu äußern... WOCHE 3: 5. Wenn ich meine Gedanken und Meinungen unterdrücke... 6. Wenn ich bereit bin, das einzufordern, was ich haben möchte... 7. Wenn ich schweige und nicht sage, was ich möchte... 8. Wenn ich bereit bin, andere die Musik hören zu lassen, die in mir ist... WOCHE 4: 5. Wenn ich bereit bin, selbst die Musik zu hören, die in mir ist... 6. Wenn ich heute 5 Prozent mehr von mir selbst zum Ausdruck bringe... 7. Wenn ich verberge, wer ich wirklich bin... 8. Wenn ich ganzheitlicher leben möchte... Am Ende jeder Woche ergänze wiederum folgenden Satzstamm mit 6-‐10 Endungen: Wenn irgendetwas von dem, was ich diese Woche geschrieben habe, wahr ist, dann wäre es hilfreich, wenn ich...
Mut Alle Handlungen, die ein gesundes Selbstwertgefühl fördern, sind gleichzeitig auch Ausdruck eines gesunden Selbstwertgefühls. Es wird dadurch aufgebaut, dass wir den Mut aufbringen, uns in Situationen zu behaupten, wo uns dies nicht leichtfällt.
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Fünfte Säule – Zielgerichtet leben 10. Zielgerichtet leben Produktivität Produktivität ist, uns Ziele zu setzen und auf deren Erreichung hinarbeiten. Die Ziele sollen Deinen Fähigkeiten entsprechen. Effizienz Ziele müssen immer an einen konkreten Aktionsplan gebunden sein. Frage Dich: „Was versuche ich zu erreichen? Wie versuche ich, es zu erreichen? Warum halte ich diese Mittel für angemessen? Welches Feedback bekomme ich? Gibt es neue Informationen? Muss ich meinen Kurs ändern oder korrigieren? Muss ich meine Ziele überdenken?“ Selbstdisziplin Produktivität erfordert Selbstdisziplin. Selbstdisziplin ist die Fähigkeit, zugunsten eines entfernteren Ziels auf unmittelbare Belohnungen verzichten zu können. Was gehört zu einem zielgerichteten Leben? Bewusst die Verantwortung für die Formulierung der eigenen Ziele und Absichten übernehmen – Du musst wissen, was Du willst und wohin Du kommen möchtest. Sich bemühen zu erkennen, was im Einzelnen getan werden muss, um diese Ziele zu erreichen – Mache Dir genaue Aktionspläne und ergänze diese ggf. mit Zwischenplänen. Denke jeden Schritt einzeln durch. Ernennen, ob das eigene Verhalten im Einklang mit den eigenen Zielsetzungen ist – Wir können vom Kurs unseres Aktionsplans abkommen. In solchen Fällen musst Du entweder zu Deinen ursprünglichen Absichten zurückkehren, oder Deine Ziele überdenken.
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Auf die Ergebnisse des eigenen Handelns achten – um zu erkennen, ob sie dahin führen, wo wir hin möchten – Trotz klarer Ziele und entsprechender Handlungen können wir vom Weg abkommen, da wir vielleicht verschiedene Faktoren übersehen haben könnten. Frage Dich immer wieder: „Sind meine Strategie und Taktik richtig? Komme ich dahin, wo ich hin möchte? Führt mein Handeln zu den erwarteten Ergebnissen?“ Klarstellungen: •
Ein Leben ohne Ziele, ohne Sinn und Zweck, ist unmöglich.
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Das Selbstwertgefühl sollte nicht anhand der äußeren Leistungen bemessen werden. Die Wurzel unseres Selbstwertgefühls liegt in jenen Praktiken, die uns unsere Leistungen erst ermöglichen.
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In Bezug auf das Selbstwertgefühl entscheidet folgende Frage: „Liegt diese Angelegenheit innerhalb meiner direkten, willentlichen Kontrolle? Oder gibt es zumindest ursächlich eine direkte Verbindung zu Dingen, die meiner direkten, willentlichen Kontrolle unterliegen?“ – ist die Antwort Nein, so hat dieses Problem nichts mit dem Selbstwertgefühl zu tun.
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Wir dürfen weder gegenüber der Zukunft, noch gegenüber der Gegenwart blind sein, sondern müssen beides miteinander in Einklang zu bringen. o Destruktive Ziele wie „Ich muss mich beweisen“ oder „Ich darf nicht versagen“ können dieses Gleichgewicht stören. o Besser sind Ziele, die den Ausdruck der eigenen Persönlichkeit zum Inhalt haben.
Satzergänzungs-‐Übung: Zielgerichtet leben 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
Zielgerichtet leben heißt für mich... Wenn ich 5 Prozent zielgerichteter lebe... Wenn ich 5 Prozent zielgerichteter arbeite... Wenn ich mich bemühe, 5 Prozent zielgerichteter in meinen Botschaften zu sein... Wenn ich 5 Prozent zielgerichteter im Umgang mit Kolleg/innen bin... Wenn ich 5 Prozent zielgerichteter in meiner Ehe bin... Wenn ich 5 Prozent zielgerichteter mit meinen Kindern umgehe... Wenn ich 5 Prozent zielgerichteter mit meinen Freunden umgehe... Wenn ich 5 Prozent zielgerichteter mit meinen innersten Sehnsüchten umgehe... Wenn ich mich 5 Prozent zielgerichteter um meine eigenen Bedürfnisse kümmere... Wenn ich mich mehr in die Verantwortung nehme, um mir meine Wünsche zu erfüllen.... Wenn irgendetwas von dem, was ich geschrieben habe, wahr ist, wäre es hilfreich, wenn ich...
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Sechste Säule – Persönliche Integrität 11. Persönliche Integrität Integrität ist die Integration von Idealen, Überzeugungen, Maßstäben, Einstellungen und von Verhalten. Wenn unser Verhalten mit unseren Wertvorstellungen übereinstimmt, dann sind wir integer. Dazu bedarf es aber folgender Voraussetzung: Wir müssen moralische Überzeugungen und Werturteile besitzen. Frage Dich folgendes: • • • •
Bin ich ehrlich, zuverlässig und vertrauenswürdig? Halte ich meine Versprechen? Tue ich das, was ich vermeintlich verwundere und vermeide ich das, was ich vorgeblich verabscheue? Bin ich fair und gerecht im Umgang mit anderen?
Übereinstimmung – Integrität bedeutet also, dass Worte und Verhalten übereinstimmen. Wenn wir unsere Maßstäbe verraten – Wenn Du entgegen Deiner eigenen Wertvorstellungen handelst, dann verrätst Du Deinen Verstand und untergräbst Dein Selbstverständnis und Selbstgefühl. Für Deinen Verstand zählt nämlich immer nur Dein eigenes Urteil über Dich. Umgang mit Schuldgefühlen – Schuldgefühle sind moralische Selbstvorwürfe. Entscheidend ist hierbei, was in unserer Macht steht, und was nicht. Zum Schutz Deines Selbstwertgefühls solltest Du Dir die eigenen Grenzen stets vor Augen halten. Was nicht in Deiner Macht steht, unterliegt nicht Deiner Verantwortung und Du hast somit keinerlei Schuld. Du kannst ein Ereignis bedauern, aber fühle Dich nicht schuldig! Wenn Deine Schuldgefühle tatsächlich gerechtfertigt sein sollten, so kannst Du Deine Integrität wie folgt wiederherstellen: 1.
Erkenne an, dass DU es getan hast. Übernimm die Verantwortung.
2.
Versuche zu verstehen, warum Du es getan hast. Suche keine Ausreden.
3.
Bekenne Dich gegenüber den betroffenen Personen zu dem Schaden.
4.
Tue alles Dir Mögliche, um den Schaden zu begrenzen oder zu beheben.
5.
Nimm Dir vor, die zukünftig anders zu verhalten.
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Was, wenn unsere Werte irrational sind? Es besteht die Möglichkeit, dass Du Werte übernimmst, die Deinen Bedürfnissen und Deiner Natur zuwiderlaufen (z.B. bestimmte religiöse Wertvorstellungen). In solchen Fällen solltest Du alle Dir zugetragenen Wertvorstellungen überdenken, hinterfragen und anhand Deiner eigenen Vorstellungen beurteilen. Dies ist der Schnittpunkt von Integrität und bewusstem Leben: Ein moralisches Leben erfordert ernsthaftes Nachdenken. Satzergänzungs-‐Übung zur persönlichen Integrität: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Integrität heißt für mich... Wenn ich über die Bereiche nachdenke, in denen es mir schwerfällt, mich integer zu verhalten... Wenn ich mich bewussten den Bereichen stelle, in denen es mir schwerfällt, mich integer zu verhalten... Wenn ich 5 Prozent mehr Integrität in mein Leben bringe... Wenn ich meiner Arbeit mit 5 Prozent mehr Integrität nachgehe... Wenn ich meinen Beziehungen 5 Prozent mehr Integrität entgegenbringe... Wenn ich meinen Werten treu bleibe, die ich wirklich für richtig halte... Wenn ich mich weigere, nach Werten zu leben, die ich nicht achte... Wenn ich meinem Selbstwertgefühl einen hohen Stellenwert beimesse und entsprechend handle...
Integrität in der Praxis – Integrität in einer korrupten Welt bewahren Auch wenn es oftmals schwierig sein dürfte, in einer Welt der moralischen Abgründe integer zu bleiben, so ist dies doch gleichzeitig Quelle und Ausdruck eines gesunden Selbstwertgefühls. Oder anders ausgedrückt: Aus Sicht des Selbstwertgefühls ist die Beibehaltung der persönlichen Wertvorstellungen stets am besten. Das Prinzip der Wechselseitigkeit von Ursache und Wirkung Vielleicht hast Du Dir bereits die Frage gestellt: „Muss ich nicht, um die 6 Säulen zu praktizieren, bereits über ein gesundes Selbstwertgefühl verfügen?“ Fakt ist, dass alle 6 Säulen zugleich Ursache und Wirkung eines solchen sind. Und je mehr die 6 Säulen ins Leben integriert werden desto mehr werden sie zur Gewohnheit. Umgekehrt wird sich ein Abkommen von diesen Idealen zusehends unangenehmer anfühlen.
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12. Die Philosophie des Selbstwertgefühls Dem Selbstwertgefühl förderliche Überzeugungen in Bezug auf das Selbst:
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Allgemein 1. Ich habe ein Recht zu leben 2. Ich bin mir selbst sehr viel wert 3. Ich habe das Recht, meine Wünsche und Bedürfnisse für wichtig zu halten 4. Ich bin nicht hier auf Erden, um die Erwartungen anderer zu erfüllen 5. Ich betrachte mich nicht als Besitz einer anderen Person und ich betrachte niemanden als meinen Besitz 6. Ich bin liebenswert und bewundernswert 7. Menschen, die ich mag und achte, werden mich in der Regel auch mögen und achten 8. Ich sollte mit anderen fair und gerecht umgehen; andere sollten mit mir fair und gerecht umgehen 9. Ich verdiene es, von jedem höflich und mit Respekt behandelt zu werden 10. Wenn mich andere respektlos behandeln, sagt das nur etwas über sie und nicht über mich aus; ich bin erst betroffen, wenn ich die Respektlosigkeit akzeptiere 11. Wenn jemand, den ich mag, mein Gefühl nicht erwidert, so ist das allenfalls schmerzlich, halt aber nichts mit meinem Selbstwertgefühl zu tun 12. Niemand hat die Macht zu bestimmen, wie ich über mich denke und welches Selbstwertgefühl ich habe 13. Ich vertraue meinem Verstand 14. Ich sehe, was ich sehe, und ich weiß, was ich weiß 15. Es ist besser, sich an die Wahrheit zu halten, anstatt sich auf Kosten der Fakten zu rechtfertigen 16. Mit Beharrlichkeit kann ich wichtige Dinge verstehen lernen 17. Mit Beharrlichkeit kann ich meine (realistischen) Ziele erreichen 18. Ich habe die Fähigkeiten, die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen 19. Ich bin es wert, glücklich zu sein 20. Ich bin „genug“ 21. Ich kann mich von einer Niederlage wieder erholen 22. Ich habe das Recht, Fehler zu machen 23. Ich verrate nicht meine Überzeugungen, um mich beliebt zu machen 24. Entscheidend ist nicht, was andere denken, sondern was ich weiß 25. Niemand hat das Recht, mir Ideen und Werte gegen meinen Willen aufzuzwingen 26. Wenn meine Ziele vernünftig sind, verdiene ich es, Erfolg zu haben 27. Glück und Erfolg sind selbstverständlich für mich 28. Die Entwicklung und Erfüllung meines Selbst sind angemessene moralische Ziele 29. Mein Glück und meine Selbstverwirklichung sind ein hehrer Lebenszweck
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Bewusst leben 1. Je bewusster ich mir meiner Werte, Ziele, Bedürfnisse und Interessen bin, desto besser wird mein Leben sein 2. Es macht mir Spaß, meinen Verstand zu nutzen 3. Es ist besser für mich, Fehler zu korrigieren, statt sie zu leugnen 4. Es ist besser für mich, Werte zu untersuchen, statt mich ihnen unkritisch unterzuordnen 5. Ich darf mich nicht von der Versuchung beherrschen lassen, unangenehmen Tatsachen auszuweichen 6. Es ist von Vorteil, die Welt rund um mich zu verstehen 7. Ich muss mein Wissen ständig erweitern
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8.
Selbsterforschung ist ein Muss für ein erfülltes Dasein
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Selbstannahme 1. Auf der fundamentalsten Ebene bin ich für mich selbst da und nehme mich selbst an 2. Ich akzeptiere die Realität meiner Gedanken 3. Ich akzeptiere meine Gefühle und Emotionen 4. Ich kann akzeptieren, was ich getan habe 5. Ich akzeptiere, dass meine Gedanken, Gefühle und Taten ein Ausdruck meiner selbst sind 6. Ich akzeptiere die Realität meiner Probleme; aber diese Probleme sind nicht das Wesentliche an mir
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Eigenverantwortung 1. Ich bin verantwortlich für meine Existenz 2. Ich bin verantwortlich für die Erfüllung meiner Wünsche 3. Ich bin verantwortlich für meine Entscheidungen und mein Handeln 4. Ich bin verantwortlich für das Bewusstsein, das ich meinen Tätigkeiten entgegenbringe 5. Ich bin verantwortlich für das Bewusstsein, das ich meinen Beziehungen entgegenbringe 6. Ich bin verantwortlich für mein Verhalten gegenüber anderen 7. Ich bin verantwortlich dafür, wie ich meine Zeit schwerpunktmäßig nutze 8. Ich bin verantwortlich für die Qualität meiner Botschaften 9. Ich bin verantwortlich für mein persönliches Glück 10. Ich bin verantwortlich für die Werte, die ich für mein Leben wähle oder übernehme 11. Ich bin verantwortlich für die Erhöhung meines Selbstwertgefühls 12. Ich akzeptiere, dass ich alleine verantwortlich für mich bin. Es kommt niemand. 13. Eigenverantwortung ist eine natürliche Notwendigkeit und keine Tragödie
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Selbstbehauptung 1. Es ist grundsätzlich angemessen, meinen Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen. 2. Ich habe das Recht, mich in angemessener Weise zum Ausdruck zu bringen 3. Ich habe das Recht, für meine Überzeugungen einzutreten 4. Ich habe das Recht, meine Werte und Gefühle wichtig zu nehmen und entsprechend zu handeln 5. Es ist in meinem eigenen Interesse, dass andere sehen und wissen, wer ich bin
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Zielgerichtet leben 1. Nur ich kann die Ziele und den Zweck meines Lebens wählen 2. Ich muss einen Aktionsplan erstellen und in die Tat umsetzen, um Erfolg zu haben 3. Um Erfolg zu haben, muss ich auf die Ergebnisse meines Handelns achten 4. Es ist in meinem Interesse, die Realität im Auge zu behalten 5. Ich muss Selbstdisziplin üben
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Persönliche Integrität 1. Ich halte mich selbst an das, was ich predige 2. Ich halte meine Versprechen 3. Ich komme meinen Verpflichtungen nach 4. Ich gehe mit anderen Menschen fair, gerecht, wohlwollend und mitfühlend um 5. Ich bemühe mich, moralisch konsequent zu leben 6. Ich bemühe mich, mein Leben zum Spiegel meiner inneren Vision des Guten zu machen 7. Mein Selbstwertgefühl ist wichtiger als irgendeine kurzzeitige Belohnung, für die ich es verrate
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Dem Selbstwertgefühl förderliche Überzeugungen in Bezug auf die Realität 1. 2. 3. 4.
Was ist, ist – eine Tatsache ist eine Tatsache Selbstgewählte Blindheit macht weder das Unwirkliche wirklich noch das Wirkliche unwirklich Es ist befriedigender, der Realität Rechnung zu tragen, als sie zu leugnen Überleben und Wohlbefinden hängen von der angemessenen Inanspruchnahme des Bewusstseins ab 5. Das Bewusstsein ist zuverlässig – Wissen ist erwerbbar – die Realität ist erkennbar 6. Werte, die das Leben und die Erfüllung eines Individuums auf Erden fördern, sind immer vorzuziehen 7. Jeder Mensch hat einen Selbstzweck – kein Mensch ist ein Besitz 8. Jede Mitgliedschaft sollte freiwillig sein 9. Selbstaufopferung ist KEIN moralisches Ideal! 10. Beziehungen sollten auf dem Austausch von Werten und NICHT auf Opfern basieren 11. Das Leugnen persönlicher Verantwortung ist niemandes Selbstwertgefühl dienlich
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