Robin Hoffmann
œhr für Hören solo
durchschnittliche Spieldauer: 5 min. Januar – März 2006
Erläuterungen œhr für Hören solo ist ein stummes Musikstück. Es äußert sich nicht mittels akustischer Ereignisse, sondern richtet sich auf den Ausführenden selbst. Ein lediglich zuhörendes Publikum wird ausgeschlossen. Anstelle eines Klanges ist eine Hörsituation komponiert. Das Stück lotet die Grenze aus, die der Schall passieren muss, um in den Körper zu gelangen.
Der zeitliche Verlauf ist in der Partitur von oben nach unten dargestellt. Notiert sind Bewegungen der Hände vor und an den Ohrmuscheln. Sie dienen der Filterung des gegenwärtigen Umgebungsklanges. Die sich ergebenden Kurvenformen müssen bei einer Interpretation genauestens nachgezeichnet werden. Proportion, Winkel und Ambitus, sowie Abstand zur Ohrmuschel sind zu beachten. Handzeichen machen weitere Angaben zur Handhaltung. Aus der Perspektive des Spielers ergibt si ch: Hand seitlich – mit hohler Hand vor Ohrmuschel Handrücken – geschlossene Hand hinter den Ohren Handinnenfläche – geschlossene Hand vor den Ohren Zeigefinger – verschließt Ohren durch unterschiedlich hohen Druck auf Ohrendeckel Die Komposition ist in sieben Abschnitte A-G gegliedert, ein Abschnitt pro Seite. Die Dauer jedes einzelnen Abschnitts richtet sich nach der unmittelbaren Umgebungslautstärke: Je leiser, desto mehr Zeit wird benötigt, um die Modulation des Schalls durch die Handfilter wahrzunehmen. Die Dauern der einzelnen Abschnitte können im Verhältnis zueinander frei gewählt werden. Die Gesamtlänge beträgt nach eigenen Erfahrungen durchschnittlich fünf Minuten, ist aber keineswegs verbindlich.
Der Orientierung wegen ein paar Stichworte zu den Partiturseiten: zu A: „Abschirmen“ Die linke Hand nähert sich der Ohrmuschel, berührt sie allmählich mit Handballen und erhöht schließlich den Druck derart, dass das Ohr vollständig verschlossen ist. Die rechte Hand filtert den Schall zunächst mit der hohlen Hand, bevor auch sie mit dem Handballen die Ohrmuschel verschließt. zu B: „Schwankungen“ Große Bewegungen, zunächst parallel, dann im Accelerando Entwicklung hin zu Gegenbewegung. zu C: „Filter“ Exposition der Seitwärtsbewegungen, subito (sub.) und allmählich (Pfeile). zu D: „Nähe“ Tremolo, Verschlussakzente bei stets hohem Druck und weiches Kneten der Ohrendeckel im zeitl ich-proportionalen Verhältnis 3:2:2. zu E: „Spiel“ Quasi Durchführung, alternierend zwischen Verschluss des Ohrendeckels (schwarze Fläche) und Druck mit flacher Hand auf Ohrmuschel (gepunktete Fläche). zu F: „Distanzen“ Vier Abstände: entfernt, nah und direkt an Ohrmuschel (ohne zu berühren und mit Druck). Unterschiedliche, gegenläufige Tempi. Gegenläufig auch die horizontale und vertikale Bewegung der Hände. zu G: „auf/zu“ Abschließende Reduktion auf zwei Zustände.
zur Präsentationsform œhr für Hören solo kann
als Hörstudie für den privaten Bereich verstanden werden, es lassen sich aber auch Präsentationsformen, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit anderen Künsten erarbeiten. Ob Film, Videoinstallation, Ausstellung, Konzert- oder Theaterperformance – vieles ist denkbar.
Frankfurt Main, 9. März 2006, Robin Hoffmann
A
stets nach außen hören
Ohrendeckel Ohrmuschel
Ohrmuschel
B Ohrendeckel Ohrmuschel
Ohrmuschel
C Ohrendeckel
Ohrendeckel Ohrmuschel
Ohrmuschel
Ohrmuschel
sub.
sub.
sub.
sub.
sub.
sub.
Ohrmuschel
sub.
sub.
sub.
sub.
sub.
sub.
sub.
sub. sub.
sub.
sub.
D Ohrendeckel Ohrmuschel
Ohrmuschel
E Ohrendeckel
Ohrendeckel Ohrmuschel
Ohrmuschel
Ohrmuschel
Ohrmuschel
F Ohrendeckel
Ohrendeckel Ohrmuschel
Ohrmuschel
Ohrmuschel
Ohrmuschel
G Ohrendeckel Ohrmuschel
Ohrmuschel