Z E I T U NG N G F Ü R D E U T S C H L AN AN D Mittwoch, 14. November 2012 · Nr. 266/46 R1
HERAUSGEGEBEN VON WERNER WERNER D’INKA, BERTHOLD KOHLER, GÜNTHER NONNENMACHER, FRANK SCHIRRMACHER, HOLGER STELTZNER STELTZNER
„Frankfurter Rundschau“ insolvent
Die Rundschau Von Werner D’Inka
as hat die „Frankfurter RundW schau“nicht allesversucht:Sparrunden, Gehaltsverzicht Gehaltsverzicht der Beleg-
miha. FRANKFURT, 13. November. Der Verlag der „Frankfurte r Rundschau“ hat am Dienstag beim Amtsgericht Frankfurt einenAntragauf Insol Insolvenzgestell venzgestellt.„Mast.„Massive Umsatzverluste im Anzeigen- und Druckgeschäft in der ersten Hälfte des laufenden Jahres“ hätten der Geschäftsführung „keine Chance für ein Verlassen der Verlustzone gegeben“, teilte der Verlag mit. Die Gesellschafter, die SPD-Medienholdin dienh oldingg DDV DDVG G undder Ver VerlagM. lagM. DuMont Schauberg, hielten die „sich nunmehr abzeichnende dauerhafte FinanzierunghoherVerluste“für runghoherVerlus te“für „nich „nichtt läng längerdarerdarstellbar“. Ursprünglich hatten die Gesellschafter der „Rundschau“ eine Finanzierungsgarantie bis 2015 gegeben, doch ließ sichdiesee ang sichdies angesic esichtsdersich htsdersich seitAprildieses Jahresabzeichnenden Anzeigenv Anzeigenverluserlustenichtmehrhalten.DieGehälterder tenichtmehrhalten.DieGehält erder Mitarbeiter, hießes, seien über das Insolvenzgeld bis zum 31. Januar 2013 gesichert. Nun würden „Sanierungsansätze“ geprüft und mögliche Investoren gesucht. Eingestellt wird die Zeitung vorerst nicht. „Nur wennwirerscheinen,haben erscheinen,haben wirdie Chan Chan-ce,Investorenzu ce,Inves torenzu finde finden“,hieß n“,hieß esauf einer Mitarbeit Mita rbeiterver erversamml sammlung ung in Fran Frankfurt. kfurt. (Siehe Seite 3, Feuilleton, Seiten 25 und 29 sowie Rhein-Main-Z Rhein-Main-Zeitung.) eitung.)
Unter schwierigsten Bedingungen: Am 1. August 1945 wurde die „Frankfurter Rundschau“ gegründet. gegründet. Sie war die zweite deutsche
Heute
Streit zwischen Eurostaaten und IWF über Hilfen für Griechenland
Die neue Rolle des Überbayern
Ein KesselBuntes Für wen sich die Wähler in der Bundestagswahll 2013 entscheiden, weiß destagswah niemand. Umfragen verheißen keine Mehrheit für Schwarz-Gelb oder RotGrün. Aber lässt sich mit anderen Koalitionenwerben? Politik, Seite 3
Schuleder Geduld Schwerpunkt des deutschen Einsatzes ist die Begleitung afghanischer Offiziere und Ausbilder im Alltag. Die partnerschaftliche Beratung verlangt den Deutschen einiges ab, aber sie werden gebraucht. Politik, Seite 6 GuteFlaschen,böse Flasch Flaschen en Zehn Jahre nach Einführung des Dosenpfands vermüllen nicht mehr Bierdosen das Land. Der Anteil von Mehrwegflaschen ist dennoch zurückgegangen. Was tun? Wirtschaft, Seite 11
Offensiver Selbstverteidiger Joachim Löw denkt gar nicht daran, den Stil der Nationalelf zu ändern. Vor dem dem Länderspiel Länderspiel gegen Holland Holland heißt es an alle Kritiker gerichtet nur: Weiter so. Sport, Seite 24 MeinFreund, der Archi Architekt tekt Vor fünfunddreiß fünfunddreißig ig Jahren hat Winfried Nerdinger das Münchner Architekturmuseum eingerichtet. Jetzt nimmt er mit einer großen Ausstellung Abschied. Feuilleton, Seite 27 „Tempo „Temp o istkeinWertan sic sich“ h“ Ministerpräsidentt Bouffier mahnt Ministerpräsiden zu Gelassenheit bei der Energiewende. Die Opposition spricht dagegen von kaum messbaren Fortschritten seit dem Energiegipfel vor einem Jahr. Rhein-Main-Zeitung, Seite 31
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Tageszeitung, Tagesze itung, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstand. In diesem halbzerstörten Gebäude saß damals die Redaktion.
Foto dpa
Lagarde Laga rde widers widerspricht pricht Juncker Juncker / Schäub Schäuble le will Steuer Steuerzahler zahler nicht zusätzl zusätzlich ich belas belasten ten
Er ist finanziell unabhängig und politisch widerborstig: Der Anwalt Peter Gauweiler hat als Spezialist für Alleingänge sein altes Image abgestreift. Feuilleton, Seite 25
Mitteilung des Verlags: 10 Seiten Verlagsbeilage „Finanzierung für den Mittelstand“, 4 Seiten Verlagsbeilage „Industriestandort Berlin“
2,10 € D 2955 A
wmu. BRÜSSEL, 13. November. Zwischen den Eurostaaten und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ist ein offenerStreitüber dieweitereFinanzierung weitereFinanzierung des internationalen Hilfsprogramms für Griechenland ausgebrochen. „Wir haben Meinungsverschiedenheiten, wir arbeiten daran, wir versuchen sie zu lösen“, sagte die Gesch Geschäftsfüh äftsführende rende Direk Direktorin torin des IWF, Christine Lagarde, nach einem Treffen der Eurogruppe in der Nacht zum Dienstagin Diens tagin Brüss Brüssel.Der el.Der bish bishernur ernur schw schweelende Streit trat offen zutage, nachdem die Troika aus IWF, EU-Kommission und Europäischer Zentralbank (EZB) der Regierung in Athen attestiert hatte, dass sie die ihr auferlegten Reformen bis auf einige Restposten verwirklicht habe. Nach dem Bericht der Troika braucht Athen zwei Jahre mehr Zeit, um seine Sparziele Sparz iele zu erfüll erfüllen. en. Wegen des Aufschubs, der unter den Kreditgebern im
Prinzipunstrittigist,entstehtt imaktuellen Prinzipunstrittigist,entsteh Hilfsprogramm für Athen eine Finanzierungslücke von 32,6 Milliarden Euro. Der IWF dringt weiter darauf, dass sich auch die öffentlichen Gläubiger wie EZB und Eurostaaten Eurostaat en aneiner Umschuldu Umschuldung ng beteiligen, um die Lücke zu schließen. Dagegen schlossen schl ossen Bunde Bundesfina sfinanzmi nzministe nisterr WolfgangSchäubleundder gangSchä ubleundder ChefderEurogruppe, Luxemburgs Ministerpräsident JeanClaude Juncker, eine solche Lösung aus. Erst wenn sich die Kreditgeber in dieser Frage geeinigt haben, kann die nächste Kredi Kredittranc ttranche he von 31,5 Milli Milliarde arden n Euro ausgezahlt werden, auf die der griechische Staat dringend angewiesen ist. Juncker sagte, die Fragen Fragen sollten bis zu einer Sondersitzung Sondersitzung der Eurogru Eurogruppe ppe am kommendenDienstag geklärtwerden. Anschließend soll der Bundestag damit befasst werden. Offen uneinig sind sich Eurogruppe und IWF auch in der Frage, wie
sicherzustellen sicherzuste llen ist, dass Athen seine Schulden Schul den wieder dauerhaft bedie bedienen nen kann.Juncker kann.Junck er vermi vermittelt tteltee ineiner gemei gemeinnsamen Pressekonferenz mit Frau Lagarde den Eindruck, die Finanzminister des Euroraums rorau ms hätten berei bereits ts „besch „beschlossen“ lossen“,, dass die griechische Staatsschuld nicht – wiebishervorgesehe wiebishervorg esehen n – imJahr 2020,sondern erst 2022 auf den Zielwert von 120 Prozentt der Wirtsch Prozen Wirtschaftsle aftsleistung istung sinken müsse.. Fra müsse Frauu Laga Lagardewidersp rdewidersprachundsagrachundsagte, der Fonds könne das Zieljahr nicht ändern. Schäuble deutete an, dass die Finanzierungslückemit rungsl ückemit Mittel Mitteln n ausverschie ausverschiedenen denen Quellen geschlossen werde. „Das kostet nicht unbedingt mehr Geld“, sagte er im Südwestrundfunk. „Es erhöht nur den Finanzierungsb nanzi erungsbedarf edarf auf der Zeitac Zeitachse. hse. Und dafür müssen Lösungen gefunden werden.“ (Fortsetzung (Fortsetzung und weiterer Bericht Seite 2; siehe Wirtschaft, Seite 11.)
Ermittlungen gegen Isaf-Kommandeur Allen Skandal um Petraeus Petraeus weitet weitet sich aus / Verdacht Verdacht auf „unangemessenen „unangemessenen Austausch“ rüb. WASHINGTON, 13. No rüb. Novem vember ber.. Der Skandal um den früheren Kommandeur der internationalen Truppen in Afghanistan (Isaf)und einstigen CIA-Direktor David Petraeus weitet sich aus. Wie das Pentagon am Dienstag mitteilte, wurde nach Ermittlungen der Bundespolizei FBIeine interne Untersuchung Untersuchung gegen gegen den gegenwärtigen Isaf-Kommandeur General John Allen eingeleitet. Dabei geht es um einen 20 000 bis 30 000 Seiten umfassenden sende n E-Ma E-Mailil-Ve Verkehr rkehr,, derzu einemGutteil zwischen Jill Kelley aus Tampa Tampa in Florida und Allen stattgefunden haben soll. Es geht nach Angaben des Pentagons um den Ver Verdacht dacht „unang „unangemesse emessenen nen Austauschs“. Verteidigungsminister Leon Panetta wurde nach Pentagon-Angaben am Sonntagg über die Ermitt Sonnta Ermittlunge lungen n infor infor-miert. Ob das FBI wegen einer Straftat die Sache an die Justizbehördenweiterleiten wird, war zunächst unklar.
Aus dem Pentagon hieß es, dass offenbar ein Zusammenhang zwischen den Ermittlungen gegen Allen und jenen gegen Petraeus Petr aeus bestehe, bestehe, die am Frei Freitag tag zum Rücktritt des CIA-Direktorswegen dessen Affäre mit seiner BiographinPaula Broadwellgeführt wellgefüh rt hatt hatten.Die en.Die Unter Untersuch suchungdes ungdes FBI war vor Mona Monaten ten durch eine Beschwerde Jill Kelleys wegen anonymer E-Mail-Drohungen in Gang gekommen. Diese stammten von der Petraeus-GeliebtenBroadwell,diein tenBroadw ell,diein JillKell JillKelleyeinepoteneyeinepotentielleNebenbuhlerinsah und sie aufforderte, „die Finger von meinem Kerl zu lassen“. Bei der Untersuchung des privaten Mail-Verkehrs Mail-V erkehrs von Frau Broadwell, die verheiratet und Mutter zweier Söhne ist, wurden Mails zwischen Broadwell und Petraeus aufgedeckt, die auf eine Affäre zwischen beiden schließen ließen. Offenbar brachte die Erforschung des Mail-Verkehrs Mail-V erkehrs von Frau Kelley, die eben-
falls verheiratet ist und drei Kinder hat, den „unangemessenen Austausch“ zwischen ihr und Allen zutage. Allen – auch er ist verheiratet – hat nach Angaben des Pentagons abgestritten, etwas Unrechtes getan, gegen den Verhaltenskodex des Militärsoder gar gegen gegen Gesetze verstoßen zu zu haben. Allen bleibt vorerst Kommandeur der Isaf; seine Nominierung zum künftigenKommandeur deramerikanischenSoldaten sowie aller Nato-Truppen in Europa (Sacrum) wird dagegen auf Eis gelegt. Allen hält sich derzeit in Washington auf, wo im Senat die Anhörungen zur Bestätigung seiner Nominierung vorgesehen waren.VerteidigungsministerPanetta, der sich zurzeit auf einer Asien-Reise befindet, forderte den Senat auf, die Anhörungen zur Nominierung von MarinekorpsGeneral Joseph Dunford zum neuen IsafKommande Komm andeur ur wie gepl geplant ant abzu abzuhalt halten. en.
Hollande: Mit Wac Wachstum hstum Arbeitslosigkeit senken
getfür 2013vorge 2013vorgesehen sehenenSteuererh enSteuererhöhunöhungen. Die Reform des Staates, der sozialen Sicherungssysteme und der Gebietskörperschaften sei die nächste Etappe. „Meine Mission ist, durch die Rückkehr zum Wachstum die Arbeitslosigkeit zu senken“,, sagt ken“ sagtee Holl Hollande ande.. Zude Zudem m sag sagteHollanteHollande,dassParisdie syris syrischeNatio cheNationaleKoal naleKoaliition als „einzige Vertreterin des syrischen Volkes“anerkenne. Er sehe in dem neu gegründeten Oppositionsblock die künftige provisorische Regierung Syriens. Die Frage nach Waffenlieferungen an die Opposition müsse nun neu gestellt werden. (Sie-
Tarifkonflikt bei Lufthansa beigelegt
mic. PARIS , 13. Nov November ember.. Präsi Präsident dent François Hollande hat die Franzosen auf Einsparung Einsp arungenbei enbei denStaatsa denStaatsausga usgabeneinbeneingestimmt. Der Staat müsse dringend modernisiertund dernis iertund „mitwenig „mitwenigerMittelnbesser erMittelnbesser gewirtschaftet“ werden, sagte Hollande amDienstagbei amDiensta gbei sein seinererstenPressek ererstenPressekonfe onfe-renz im Elysée-Pala Elysée-Palast. st. Sechs Monate nach seiner Wahl bezifferte der Sozialist den Einsparbedarf auf etwa zwölf Milliarden Euro im Jahr und verteidigte die im Bud-
Briefe an die Herausgeber ............ 12
he Seite 6 und Wirtschaft, Seite 9.)
Zeitgeschehen ......................................... 8
(Fortsetzung Seite 2; Kommentar Seite 8.)
ufe. WIESBADEN, 13. November. Die Gefahr von von weiterenStreiks des Kabinenpersonals bei der Lufthansa ist gebannt. Die Führung der größten deutschen Fluggesellscha gesel lschaft ft und die Branc Brancheng hengewer ewerkkschaft UFO legten ihren mehrmonatigen Tarifkonflikt bei. Der Arbeitgeber stimmte Lohnerhöhungen Lohnerhöhungen von bis zu 4,6 Prozentzu. Dafü Dafürr akzep akzeptierte tierten n dieArbeitne dieArbeitnehhmer niedrigere Einstiegslöhne für neues Personal. (Siehe Wirtschaft, Seite 9.)
Wetter .......................................................... 16
Feuilleton .................................................. 25
schaft,die Umstellun Umstellungg auf das kleiner kleineree Papierformat, Papierforma t, eineRedaktionsge eineRedaktionsgemeinmeinschaftmit ande anderenBlätternaus renBlätternaus derDuMont-Verlagsgruppe. Geholfen hat es nicht. Weil sie überschuldet ist, hat die Zeitung, die immerhin seit dem 1. August 1945 erscheint, Insolvenz angemeldet. Allgemeinee und besonde Allgemein besondere re Ursachen kommen zusammen. Die deutschen Tageszeitungen – nicht jede einzelne, aber die Gattung insgesamt – verlieren Leser. Dieser Entwicklung, deren Ursache nicht nur das Internet ist, war die „Frankfurter Rundschau“ im Besonderen ausgesetzt. ausgesetzt. Das linksgrüne Blatt machte eine bleierne Phase durch, in der die Zeitung für viele schlicht langweilig, weil vorhers vorhersehbar ehbar wurde, während auf ihrem politischen Terrain Terra in die „taz“ frischer und frecher wirkte. Und obschon die Leserschaft außerhalb Frankfurts schwand, hielt der Verlag an dem überregionalen Anspruch fest, erkauft mit hohen Vertriebskosten. Als die Zeitung wieder munterer wurde, war es zu spät. Der
F.A.Z. im Interne Internet: t: faz.net faz.net
Einstieg der SPD-Medienholding und später des Kölner Verlages DuMont Schaube Scha uberg rg ver verscha schaffte ffte der „Run „Runddschau“, wie sich jetzt zeigt, nur einen Aufschub.. Beide Gesellscha Aufschub Gesellschafter fter glichen jahrelang Millionenverluste aus, dieweiterzu dieweit erzu trag tragensie ensie nunnichtmehr bereit sind. Für die gedruckt gedruckten en Medien kommt derzeit auf jede gute Nachricht eine schlechte– schlec hte– oderumgeke oderumgekehrt. hrt. DasMagazin „Newsweek“ stellt am Jahresende seine Papierversion ein, die „Financial Times Deutschland“ steht auf der Kippe. Andererseits hat sich Warren Buffett, ein Mann, der sich aufs Geldverdienenversteht,an 63 amerikanische amerikanischen n Zeitungen Zeitung en beteiligt beteiligt – nicht ausMitleid, wie man vermuten darf. Und hierzulandee gibtes Hin land Hinwei weisedarauf sedarauf,, dassder Leserschwund zum Stillstand kommt. Sooderso soll solltedas tedas ung ungewi ewisseSchick sseSchick-sal der „Frankfurter Rundschau“ einer an die Gra Gratisma tismasche sche der digit digitalen alen Welt gewöhnten Gesellschaft Anlass zum Nachdenken darüber geben, was ihr unabhängige Zeitungen und eine Vielfalt der Stimmen wert sind. Die Basislektion Basislektio n lautet: Gratismahlze Gratismahlzeiten iten gibt es nicht. Wer für guten Journalismusnicht gutesGeld ausg ausgebenwill, ebenwill, liefert sich dem Kommerz und den Suchmaschine masc hinen n aus aus,, die gierig sind auf unsere Daten. Und wenn die letzte anständige Zeitung verschwunden ist, bleibt nur noch das Geschwätz.
Kein Partner Von Reinhard Veser
o hart und systematisch wie der-
S zeit sind die Machthaber in Russ-
land seit dem Ende der Sowjetunion nicht mehr gegen Gegner und Kritiker vorgegangen. Nach der Rückkehr Wladimir Putins in das Präsidentenamt im Mai wurden in schneller Folge mehrere Gesetze beschlossen, die den Bewegungsspielraum von Opposition und Zivilges Zivi lgesells ellschaft chaft sta stark rk eine einenge ngen. n. Gleichzeitig begann die Justiz damit, Oppositionsaktiviste Oppositio nsaktivisten n mit Verfahr Verfahren en zu überziehen. Betroffen davon sind sowohl sowo hl die Führer der ProtestbeweProtestbewegung, gun g, die nach der zwe zweifel ifelhafte haften n Duma-Wahl vor fast einem Jahr spontan entstanden ist, als auch einfache Demonstranten. Diese Welle der Repress Repressionen ionen ist mehr als eine innenpolitische Verhärtung. Der Kreml selbst bringt sie mit der Außenpolitik in Verbindung, indemer dasVorge dasVorgehengegendie hengegendie Oppos Opposiitionals antiwe antiwestlicheKampagneinszestlicheKampagneinszeniert:Er verpflichte verpflichtett russischeNichtregierungsorganisation gierungsor ganisationen en mit ausländ ausländiischen Geldgebern, Geldgebern, sich als „ausländ „ausländiische Agenten“ registrieren zu lassen, macht durch ein neues Gesetz über Hochverrat Hochve rrat jeden Kontakt zu Ausländernzur poten potentiellenStraftat, tiellenStraftat, wirft Organisationen ganisatio nen wie die amerikanische Usaid aus dem Land und lässt seine Justiz in Verfahren gegen OppositionellegroteskeSzenarienüberausländische Verschwörungen gegen Russland entwerfen. Es ist zweitrangig, ob die russische Führung selbst glaubt, was sie da verbreitet, oder oder ob sie nur versucht, in der Bevölkerung Bevölk erung verbreit verbreitete ete Ressentiments im Kampf gegen innere Gegner zu instrumen instrumentalisieren. talisieren. Entscheidend ist, welche Einstellung zu den Staaten darin zum Ausdruck kommt, die Moskau auf dem diplomatischen Parkett als „Partner“ bezeichnet. Diese „Partner“ sollten daraus ihre Schlüsse ziehen. Das gilt in besonderem Maße für Deutschland, das von allen EU-Staaten die engsten und besten Beziehungen nach Moskau unterhält. Bisher geht die deutsch deutschee RusslandPolitik von der Annahme aus, dass eine enge und breitange breitangelegte legte Zusammenarbe men arbeit it mit Mosk Moskau au mitte mittell- und langfristig zu einer nicht nur technologischen und wirtschaftlichen, sondern auch gesellscha gesellschaftlichen ftlichen Modernisie Modernisie-rung Russlands führen werde, also letztlich zu einem Russland, das sich an den westlichen Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit Rechtssta atlichkeit und Demokra Demokratie tie orientiert. Dahinter steht die Hoffnung, dass auch aus der derzeitigen russischen Elite Veränderungen kommen könnten. In den Argumenten für diese Ansicht konnte man noch während der Präsidentschaft Dmitrij Medwedjews eine gewisse Plausibilität erkennen ken nen,, selb selbstwennman stwennman sienichtteilte. Aber nun ist endgültig eindeutig,
könne es so etwas wie eine „strategische Partnerschaft“ geben. Die Alternative dazu ist nicht ein neuerkalterKrieg, sonderneine realistische und deutliche Vertretung deutscher und europä europäischer ischer Interess Interessen. en. Dazu gehört auch eine eindeutige, eindeutige, nicht in diplomatische Floskeln verpackte Kritik an der Verletzung von Menschenrechten Mensche nrechten und rechtssta rechtsstaatliatlichen Grundsätzen. Das ist eine Frage derGlaubwürdigkeitder derGlaubwürd igkeitder eigene eigenen n Wertorientierung – aber nicht nur: Die Außenpolitik Russlands ist ein Spiegelbild seiner Innenpolitik. Nicht nur gegenüber Bürgern des eigenen Landes, sondern auch gegenüber Nachbarländern neigen Putin und seine Entourage zum Foulspiel. Ihr Verhalten gegenüber Ländern, die sie als schwächer
Deutschland und die EU müssen gegenüber Putins Russland hart und prinzipienfest auftreten. wahrnehmen(auchgegenüberr EU-Mit wahrnehmen(auchgegenübe EU-Mit-gliedern), ist von rüder Einmischung und Erpressun Erpressungsversuc gsversuchen hen geken gekennnzeichnet. zeichne t. Die in der deutsche deutschen n Politik nochverbreitetee Vors nochverbreitet Vorstellung tellung,, mankönne bei Putin mit leisen Worten und Rücksicht auf die von ihm definierten russischen Befindlichkeiten Befindlichkeiten etwas erreichen, ist daher naiv. Ein deutlicher Protestt gege Protes gegen n Rechtsb Rechtsbeugun eugungg undWillkür in Russland dagegen ist ein Signal der eigenen Wehrhaftigkeit. Deutschland Deutsch land und Russland, die EU und Russland kommen aufgrund ihrer Nachbarschaft und ihrer vielfältigen gegenseitigen Verflechtungen nicht an einer engen Zusamme Zusammenarbeit narbeit vorbei. Beide Seiten brauchen einander – und Russlandden Weste Westen n vermutlichmehr als umgek umgekehrt. ehrt. Dahersind Regierun Regierungsgskonsultationen konsu ltationen wie diese Woche in Moskau trotz allem gut. Es gibt eine lange Reihe von sicherheits-, umwelt-, wirtschafts-und sozialpolitis sozialpolitischenThechenThemen, bei denen deutsche und europäische Interessen mit denen Russlands sehr nahe beieinanderliegen könnten – wenn es Moskau um Sachfragen und nicht in erster Linie um Machtpolitik ginge. Es ist Russlands Neigung, die Beziehungenzum Beziehun genzum Weste Westen n als Nullsummenspiel zu sehen, in dem einem Gewinn der einen Seite immer ein Verlust der anderen entspricht, die eine engeree Koope enger Kooperation ration auf diesen Feldernerschwe dernersc hwert rt undausnatür undausnatürliche lichen n Interessengegensätzen ernste Konflikte werden lässt. Dass der Kreml seine Interessen Interessen nur machtpolitisch machtpolitis ch undnicht sachlichdefiniert, macht es fürden Westen schwieschwierig, eine Politik zu formulieren, die den berechtigten Interessen Russlands
Politik
SEITE 2 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 F P M
STREIFZÜGE Passau
Eine Stun Stunde de dauert dau ert 180 Min Minute uten n u einem Studium gehört seit jeher,
derLebensfreu freudenichtnur denichtnur inSemiZ derLebens
narräumen und Bibliotheken nachzuspüren. Manche Bürger, die in diesem Sinne als bildungsfern gelten müssen, schätzen solche erweiterten Curricula nicht immer, zumal wenn sie in der Nähe von einschlägigen Bildungsstätten wohnen. In der Universitätsstadt Passau wird ein exemplarischer Streit über die Sperrzeit für Gastwirtschaften und Kneipen ausgefoch ausgefochten. ten. Grundsätzlichgilt in Bayerneine großzügi großzügige ge Regelung; die allgemeine Sperrzeit ist auf eine Stunde beschränkt, auf die Zeit zwischen fünf und sechs Uhr morgens. Diese salopp „Putzstunde“ genannte Ruhezeitkann nachder Gaststätten Gaststättenververordnung verlängert werden, wenn ein öffentliches Bedürfnis dafür vorliegt. Die Stadt Passau, in der sich Beschwerden über Lärmbelästigungen durch Kneipengänger gehäuft hatten, wolltedieseAusnahmemöglichkeit nutzen; von diesem diese m Monat an so soll llte te an Gaudeamus igitur Werktagen eine Sperrze Spe rrzeit it von zwei bis sechs Uhr, an Sonn- und Feiertagen von drei bis sechs Uhr gelten. Ausgenommen sollten gastronomische gastronomische Betriebe sein, die in Gewerbe-, Industrie- und Sondergebieten liegen. DerBayerische Verwaltung Verwaltungsgerichtssgerichtshof missbilligte jetzt in einer Eilentscheidung diesen Versuch, in Passau eine Zeitrechnung einzuführen, bei der eine Putzstunde 240 beziehungsweise 180 Minuten umfasst. Die Richter dürfen als durchaus sachkundig gelten, ist esdoch vomGebäud vomGebäudee desVerwal desVerwaltungs tungs-gerichtshofs in der Münchner Ludwigstraße nicht allzu weitzu Orten studentischer Zerstreuungen, die auch schon länger examinierten Kräften offenstehen. Pauschal das Passauer Stadtgebiet mit Ausnahme der Gewerbe-, Industrie- und Sondergebiete als besonders ruhebedürftig zu deklarieren, hielten sie für zu unbestimmt. Die Debatte ist eng mit einem Verbotverbunden,das botverbund en,das nochimmerdie Gemüter in Bayern bewegt – dem Verbot des Rauchens in Gaststätten. Seit es in Kraft ist, sollen die Beschwerden ruhebedürftiger Nachbarn sprunghaft gestiegensein, stieg ensein, weiles dieRauchervordie Kneipentüren zieht. Eine Ausdehnung desRauchverbot desRauchv erbotss auföffentli auföffentlichePlätze chePlätze und Straßen dürfte in Bay Bayern ern aber noch nicht drohen. Zumindest nicht vor der Land Landtagsw tagswahl ahl im näch nächsten sten Jahr. ALBERT SCHÄFFER ALBERT y a d r e t s e y V T o t o F
Heute Rechtsradikalals Wertu Rechtsradikalals Werturteil rteil Die Bezeichnung eines anderen als rechtsradikal in einer Auseinandersetzung in einem Internetforum ist ein Werturteil und von der Meinungsfreiheit gedeckt, hat Karlsruhe entschieden. Politik, Seite 4 Arafat unvergessen Längst nicht alle Palästinenser sind damit einverstanden, die Totenruhe ihres nationalen Idols nur einiger medizinischer Tests wegen, mit denen die Todesursache festgestellt werden soll, zu stören. Politik, Seite 6 Dafluchtnicht nurCuom Dafluchtnicht nurCuomo o Die Leute auf den Rockaways fühlen sich alleingelasse alleingelassen. n. Zwei Wochen nach dem Hurrikan Sandy hat die New Yorker Halbinsel noch immer keinen Strom. Deutschland und die Welt, Seite 7 „Dienehmen „Dienehm en Siemit insGrab“
In Karlsruhe hat am Dienstag ein erster Prozess um die fehlerhaften Brustimplantate aus Frankreich begonnen. Das Urteil könnte Zehntausende Frauen betreffen. Deutschland und die Welt, Seite 7
Im Prinzi Prinzip p einig So etwas gibt es nicht alle Tage im Bundestag. Alle Fraktionen sind besorgt über die Lage in Russland und drücken dies auch aus. Aber auch hier liegt der Teufel im Detail. Zeitgeschehen, Seite 8
Der Angest Angestellte ellte Einige im Beamtenbund sahen
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Wenig App Appeti etitt auf Griechisc Griechisches hes Die Troika aus EU, EZB und IWF bescheinigt Griechenland Reformfortschritte. Aber die Fachleute sehen nicht nur weiteren Geldbedarf, sondern auch große Risiken. Von Michael Martens ISTANBUL , 13. Nov November ember.. Zu den Begleiterscheinungen der griechischen Krise gehört es, dass sich die wirtschaftliche und finanzielle Lage des Landes bisher stets schlechter entwickelt hat als in den Modellrechnungen zur Rettung des Landes veranschlagt. Weil das von Beginn an so war war,, musst mussten en die damaligeAthenerRedamaligeAthenerRegierung und Griechenlands Geldgeber im Februar dieses Jahres die Bedingungen für ein zwei zweites tes Hilfsp Hilfspaket aket aushandeln, aushandeln, nachdem die erste, 110 Milliarden Euro an Notkr Notkrediten editen umfassende Einig Einigung ung vomMai 2010längstvon denEntwicklu denEntwicklunngen überh überholt olt war war,, Griec Griechenlan henlandd also mehr Geld brauchte. Der nun vorliegende Bericht der Troika (bestehend aus der EU, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds) bestätigtdie stäti gtdie vonBeginnan besteh bestehendenBeendenBefürchtung fürc htungen,dass en,dass auchdaszweiteHilfspa auchdaszweiteHilfspa-ket für Griechenland nicht das letzte sein wird. Das hat auch damit zu tun, dass die Dauer und das Ausmaß der Rezession in Griechenland Griech enland wie schon beim ersten Hilfspaket unterschätzt wurden. Für 2012 erwartett die Troi erwarte Troika ka inzwi inzwischen schen einen Rückgang Rückga ng der Wirtsch Wirtschaftsle aftsleistun istungg um etwa sechs Prozent. Im kommenden Jahr wird mit einem Minus von mehr als vier Prozent gerechnet. Es wäre für Griechenlanddas sech sechsteJahr steJahr derRezessio derRezession n inFolge.FrühestensEnde ge.Frühes tensEnde 2013könne einleichter Aufschwung einsetzen, der 2014 zu einem Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozentführenkönnte,heißt esnunmehr.Allerdings ist an anderer Stelle des Berichts zu lesen: „Eine Rückkehr zu nachhaltigem Wachstum kann nur erreicht werden, wenn die Strukturreformen vollständigund schne schnellausgefüh llausgeführt rt werde werden.“Komn.“Komme es nicht dazu, werde der Aufschwung auch 2014 ausbleiben. Deshalb müsse die Regierung sich auf einen Kampf gegen „mächtige Interessengruppen“ einstellen. Die Autoren der „Ersten Überprüfung deszweitenwirtschaftlich deszweitenwirtscha ftlichen en Anpass Anpassungsungsprogramms progra mms für Griec Griechenla henland“, nd“, wie der Troika-Bericht offiziell heißt, waren zwischen Anfang Juli und Mitte Oktober dieses Jahres viermal in Athen. Aus diesen Aufenthalten ziehen sie das das Fazit, es habe in Griech Griechenland enland in den verg vergangen angenen en Monaten (auch) „deutliche Fortschritte“ Fortsetzu Forts etzung ng vonSeite 1
Ermittlungen gegen Allen Dunford soll im Januar Allen nachfolgen, unabhängig davon, ob der 58 Jahre alte amtierende Isaf-Kommandeur zum Saceur ernannt wird oder seine Laufbahn womöglich beenden muss. Der Umstand, dass zwei der führenden Generäle in den Skandal verwickelt sind, wirft einen Schat Sc hatten ten auf die Streitkräfte.Petraeusund Allenhaben als Kommandeure derr de ameri am erika kani ni-schen und internationalen tiona len Trupp Truppen en im Irak und in Afghanistan die Kriege seit 2001 ge- John Allen prägt.. Inden Strei prägt Streittkräften gelten außereheliche sexuelle Beziehungen als Straftaten, die gewöhnlich hart bestraft werden. Derweil durchsuchten am Monta Montagaben gabendd FBIFBI-Beamt Beamtee das Wohnhaus Broadwells im Bundesstaat North Carolina. Die Polizisten machten Fotos und nahmen Dokumente mit. P F A o t o F
gegeben.DieRegierung(vonMinisterprägegeben.DieRegierung(vonMiniste rprä- hältn hältnisangeblic isangeblichh sogareinszu zehn.Densident Antonis Samaras) habe „bald“ klar noch heißt es in dem Bericht: „Die ReduStellung Stell ung bezogen bezogen undsich hinter dieZiele zierung der öffentl öffentlichen ichen Verw Verwaltun altungg des Anpassungsprogramms gestellt. Sa- muss fortgesetzt werden.“ Eine Ausnahmaras hatte noch im Wahlkampf und vor me soll offenbar das Justizsystem bilden, allemin seinerZeit alsOpposition alsOppositionsführe sführerr wo es nicht gelungen ist, die Masse an undieArbeit derTroika harschkritisiertund harschkritisiertund erledigten Fällen im vorgesehenen Maße einen Kurswechsel in Aussicht gestellt. zu verringern. Dies hat laut dem Bericht Zu den guten Nachrichten zählt die „vor allem“ mit dem Mangel an Personal Troika den Abbau bürokratischer Hürden an den Gerichten zu tun. für Untern Unternehmensg ehmensgründun ründungen. gen. In der Die für europäische Verhältnisse sehr jährlich dazu veröffentlichten Analyse hohen Verteidigungsausgaben Griechender Weltbank ist Griechenland um elf lands konnten gesenkt werde werden, n, lieg liegen en Plätze nach oben gerückt, liegt aber im- aber immer noch über dem Durchschnitt. mer noch auf Rang 78 – zwischen der Im Jahr 2009 machten sie laut Angaben Mongolei, den Bahamas, Vanuatu und Sri aus dem Troika-Bericht 3,9 Prozent des Lanka. EU-Bei EU-Beitrittska trittskandida ndidatt Kroati Kroatien en Bruttoinlandsprodukts aus. Der Wehretat liegt allerdings noch einmal deutlich hin- sei danach auf einen Anteil von 2,2 Proter Griechenland. Durch die Kürzungen zent an der Jahreswirtschaftsleistung gevon Höchstrenten und die Heraufsetzung senkt worden, doch liege Griechenland des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre sei- damit immer noch auf dem dritten Platz en die Rentenkassen entlastet worden, der 27 EU-Staaten. Nur Großbritannien heißt es lobend. Vage bleibt der Bericht und Zypern geben pro Kopf mehr für ihre bei der Frage nach der Verkleinerung des Verteidigung aus als als Griechenland. Staatsapparates. Es wird daran erinnert, Erfolge bei den Sparanstre Sparanstrengungen ngungen zeidass Athen sich bereits im ersten Anpas- gen sich laut Troika im Gesundheitswesungsprogramm dazu verpflichtet hatte, sen, wo die Kosten um fast eine Milliarde dieZahl derStaatsdie derStaatsdienerum nerum „minde „mindestens stens Euro gesenkt werden konnten. In Grie150 000“ Personen bis 2015 zu verrin- chenland gebe es nun ein elektronisches gern. Bisher, so steht es jedenfalls im Be- Verschr Verschreibungssystem eibungssystem für Medikamente, richt der Troika, sei der Staatsapparat im„das eines der modernsten in Europa ist“ merhin um fast 80 000 Personen verklei- und maßgeblic maßgeblichh zur Kostensenkung beigebeigenertworden,indemfür jefünf pensi pensionieronier- tragen habe. Auch die Budgets staatlicher staatlicher te Beamte nur einer neu eingestellt wur- Krankenhäus Krankenhäuser er unterlägen inzwischen der de. In einigen Behörden beträgt das Ver- Überwachung durch Computersysteme.
Die Privatisierung von Staatseigentum ist hingegen enttäuschend verlaufen – zumindest angesichts der hochgesteckten Erwartungen, die damit noch im vergangenenJahrverknüpftwurden.BisDezember werden Einnahmen von 1,7 Milliarden Euro erwartet. Griechische Politiker hatten hatte n zuvo zuvorr alle alleindas indas staat staatlich lichee Immob Immobiilienvermögen auf 300 Milliarden Euro taxiert und insinuiert, es ließe sich leicht zu Geldmachen.Ineinem deutli deutlichenSeitenchenSeitenhiebauf hie bauf dasbisEnde2011regi dasbisEnde2011regiere erendeKandeKabinett des früheren Ministerpräsidenten Papandreouheißtes Papan dreouheißtes indem Beric Bericht:„Leiht:„Leider stellte sich schnell heraus, dass der Privatisieru Priva tisierungspro ngsprozess zess nicht genüg genügend end vor politischen Behinderungen beschützt wurde und dass es an politischem Willen mangelte, mang elte, den Proze Prozess ss vora voranzutre nzutreiben. iben. Eine maßgebliche Zahl von für den Privatisierungsprozess nötigen Regierungsentscheidungenblieb aus.“ Erschwerend hinzugekommen sei allerdings ein „reduzierter Appetit“ der Investoren angesichts der politisch ungewissen Lage in Griechenland. „Die Risiken für das Programm bleiben sehr groß“, resümieren resümieren die Autore Autoren n– auchunterHinweisauf auchunterHinwe isauf juris juristisc tische he Schw Schwieierigkeiten: „Wichtige Haushaltsmaßnahmen werden wahrscheinlich vor Gerichten in Frage gestellt werden, was zu der Notwendigk Notw endigkeitführen eitführen könnt könnte, e, darau darauss entstehende stehen de fiskal fiskalische ische Löcher zu füllen füllen.“ .“ Wer diese „fiskalischen Löcher“ füllen soll, sagt der Bericht nicht. Foto dapd
Täglicher Protest: Am Dienstag demonstrierten in Athen StaatsangestellStaatsangestellte vor dem Ministerium für die Reform des öffentlichen Dienstes. Ihnen stehen nach der Verabschiedung Verabs chiedung des Sparprogramms vergangene Woche weitere Gehaltskürzungen bevor.
Fortsetzu Forts etzung ng vonSeite 1
Borg ve Borg vertei rteidig digtt sic sich h im EU-P EU-Parla arlament ment nbu. BRÜSSEL, 13. November. Im Europäisch ropä ischen en Parl Parlament ament hat sich der designierte neue EU-Gesundheitskom EU-Gesundheitskom-missar Tonio Borg am Dienstag gegen Vorwürfe verteidigt, verteidigt, er vertrete vertrete zu konservative gesellschaftspolitische gesellschaftspolitische Ansichten. In einer Anhörung der zuständigen Ausschüsse hob Borg hervor, er werde sich in Fragen der Abtreibung oder gleichgesch gleichgeschlechtlicher lechtlicher Partnerschaften strikt an die EU-Verträge EU-Verträge und die EU-Grundrechtecha EU-Grundrechtecharta rta halten. „Ich werde nicht der maltesische Kommissar sein, sondern der EU-Kommissar, den Malta nominiert hat“, sagte er unter Anspielung darauf, dass in seinem Heimatlan Heima tlandd Abtre Abtreibun ibungen gen verb verboten oten sind. Borg, der im Augenblick noch maltesischer Außenminister ist, soll seinem Landsman Land smann n JohnDall JohnDallii folg folgen,der en,der kürzlich in einer Korruptionsaffäre zurückgetreten war, deren genaue Umstände immer noch ungeklärt sind. In der Anhörung des Parlaments, die bei der Ernennung eines neuen Kommissars vorgeschrieben ist, wurde Borg von sozialdemokratischen,sozialistischen,liberalen und grünen Abgeordneten gefragt, wieseineHaltungenzu wieseineHaltung enzu Abtre Abtreibun ibungg und Homosexualität sich auf seine Arbeit als Kommissar auswirken würden. Zur Abtreibung sagte Borg, obwohl obwohl er persönlich gegen Schwangers Schwangerschaftsabbrüchaftsabbrüche sei, legten die EU-Verträ EU-Verträge ge eindeutig fest, dass deren Regelung Sache der Mitgliedstaaten Mitgliedstaat en sei. Daran werde er sich halten. Alle Programme der Kommissionwerd miss ionwerdee erfortfüh erfortführen.ZurHomoren.ZurHomosexualität sagte Borg, dass er eine Gesetzesänderung in Malta eingebracht habe,um gleichg gleichgeschlechtli eschlechtlichePartnerchePartnerschaften eintragen zu können. Er habe sich nie geringschätzig über Homosexualität geäußert. Das Parlament wird bei der Ernennung eines neuen Kommissars nach einem Rücktritt nur angehört. Sollte es den Kandidaten ablehnen, gilt er aber als politisch so beschädigt, dass ihn die vorschlagende vorschlag ende Regierung zurückziehen muss. Über Borg waren kurz vor der Anhörung Berichte in Brüssel verbreitetworden,die tetworde n,die erke erkennba nnbarr dara daraufabzielufabzielten, ihn als erzkonservativ und korrupt darzuste darz ustellen.Borgzeigt llen.Borgzeigtee sichinder Anhörung gut vorbereitet und legte unter anderemeinen ander emeinen 14 Jahr Jahree alte alten n Zeitun Zeitungsgsartikelvor,indem arti kelvor,indem ermit derAussag derAussagee zitiert wurde, es sei für eine Malteserin „völliglegal“, zu einer Abtreibungnach Großbritannien zu reisen. In Brüssel war behau behauptet ptet worde wo rden, n, Bor Borgg habe ha be abtr ab trei ei-bungswilligen Malteserinnen dieAusreiseverbieten wollen. In der Fraktion der Christlichen Demokraten, der Borg Borgss Partei angehört, Tonio Borg herrsc her rschte hte die Hoffnung, Hoffnu ng, dass das Parlament ihn am Ende bestätigen wird,weil die maltesisc maltesischen hen Sozialdem Sozialdemookraten in ihrer Fraktion für Borg werben.Beide Fraktionenzusammenverfügen über eine große Mehrheit, selbst wenn Teile der Sozialdemokraten gegen ihn stimmen würden. Als nächsten Schritt werden die zuständigen Ausschüsse eine Empfehlung aussprechen, dann soll das Plenum in der nächsten Woche über Borg abstimmen. abstimmen. In den stärker fachlich ausgerichtetenTeilender tenTeil ender Anhöru AnhörungkündigteBorg ngkündigteBorg an, dass er schon im Januar einen Vorschlag für eine neue Tabakrichtlinie Tabakrichtlinie vorlegen wolle. Es solle kein Unterschied zwischen unterschiedlichen Tabakformengemacht werden.Er kündigte an, sich für eine bessere Beachtung der EU-Regeln beim Tiertransport einzusetzen,undsprachsichdafür zuse tzen,undsprachsichdafür aus,das Klonen zur Nahrungsmittelge Nahrungsmittelgewinnung winnung zu verbieten. Borg, der auch für Verbraucherschutz zuständig wäre, sagte, Bankkunden Bank kunden soll sollten ten einfa einfacher cher die Bank wechseln können. Außerdem sei er für Sammelklagen in der EU. s r e t u e R o t o F
Streit über Hilfen für Griechenland Gr iechenland Juncker und Frau Lagardesagten,es Juncker Lagardesagten,es stün- derhers derherstellung tellung der griechis griechischen chen Schul- Olli Rehn ist eine Zwischenfinanzierung dentragfähigkei higkeitt zutag zutage. e. Damit ist ge- des griechi griechischen schen Staat Staates es sicher sichergeste gestellt, llt, den etliche Möglic Möglichkeiten hkeiten zur Verfü- dentragfä Schulden dau- auch wenn sich nun die Auszahlung der gung, die alle „unvoreingenommen“ ge- meint,dass das Land seine Schulden prüft würden. Unter anderem ist daran erhaft bedienen können muss und nicht nächsten Kredittranche von 31,5 Milliargedach ged acht, t, ein Sch Schulde uldenrüc nrückkau kkaufpro fpro-- immer wieder in Zahlungsschwierigkei- den Euro um mindestens zwei Wochen verzög ver zögern ern dürft dürfte. e. Am Fre Freitag itag muss gramm unter Beteiligung der Krisen- ten gerät. Frau Lagarde schloss eine Verlängerung länge rung des Zielda Zieldatums tums 2020 katego- Athen kurzfristige Anleihen ablösen. fonds EFSF oder ESM auf die Beine zu stellen. Fast sicher werden auch die Zin- risch aus. „Es geht darum, dass die grie- Dies sei auch ohne Hilfe der EZB mögchischee Staats Staatsschuld schuld wieder tragfähi tragfähigg lich, sagte Rehn, ohne dies näher zu ersen noc nochma hmals ls ges gesenkt enkt,, die der grie- chisch wird. Dafür müssen jetzt die richtigen läute läutern. rn. NachInformationenaus NachInformationenaus der Zenchische Staat für seine Kredite zahlen muss. Auch eine Streckungder Zahlung Zahlungss- Entscheidungen getroffen werden“, sag- tralbank bleibt diese in die Absicherung te sie.„Wirhaben ganzklarunterschiedliganzklarunterschied lidieser Anleihen involviert. zieleist im Gesprä Gespräch.Schäubl ch.Schäublee schlo schloss ss eiSchäuble wies darauf hin, dass bis Jahnen Schuldenschnitt unter Beteiligung öf- che Ansichten.“ Berechnungen der EUresendee dreiTranc dreiTranchen hen – zu den31,5 Mill MilliifentlicherGläubig fentli cherGläubiger er aberma abermalsmit lsmit derBe- Kommission zufolge steigt Athens Schul- resend von fast 177 Prozent der Wirt- arden Euro kämen die ursprüng ursprünglich lich für gründungaus, gründu ngaus, diesverstoßegegendas na- denstand schaftsleistung in diesem Jahr auf knapp September geplante Rate von fünf Millitionale Haushaltsrecht Haushaltsrecht mehrerer Mit- 189 Prozent im Jahr 2014. arden und die Jahresendrate von 8,3 Milgliedstaaten. glieds taaten. Es werde nichts beschl beschlososÜber den zweijährigen Aufschub für liarden Euro – anstehen. Es sei zu überlesen,was sich „unmittelba „unmittelbar“ r“ auf die öffent- Athen waren sich die Minister erwar- gen, alle drei geplanten Tranchen bisJahlichen Haushalte auswirke. Der Minister tungsgemäß einig. Geplant ist, dass Grie- resende gemeinsam zu behandeln. Vorgab aber zu, dass es durch die Senkung chenland erst 2016 einen Primärüber- aussetzung sei, dass in Kürze ein „wirksavon Zinsen oder eine Streckung von Zah- schuss (Haushaltssaldo vor Zinsen) von mer Kontrollmechanismus“ etabliert sei, lungszielen in laufenden Programmen zu 4,5Prozent derWirtschaftsleis derWirtschaftsleistung tung errei- sagte der Minister, ohne ins Detail zu ge„Änderungen „Änderung en in den Einnahmen“ der chen muss; zudem soll auch das Staatsde- hen. Auch diese Frage solle in den komStaatshaushalte kommen könne. fizit zwei Jahre später – also ebenfalls menden Tagen geklärt werden. Eine geBesonderss deutlich traten die Mei- erst 2016 – auf unter drei Prozent der meinsam Besonder meinsamee Behand Behandlung lung hätte auch eine nungsverschi nungsv erschiedenheit edenheiten en zwisch zwischen en IWF Wirtschaftsleistung zurückgehen. Nach nur einmalige Behandlung Behandlung durch den und Eurostaaten Eurostaaten mit Blick auf die Wie- Angaben von EU-Währungskommissar Bundestag zur Folge.
STIMMEN DER ANDEREN Unverständlicher Kontrast Der „Reutlin ger General-Anzeiger“ bewertet die Haltung der Bundesregierung zu Griechenland:
„Man gewöhnt sich daran, auch wenn es schwerfällt. Und gewusst haben wir es auch schon. Das extrem verschuldete Griechenland braucht ein weiteres Hilfspaket.DieRezessionfälltgewichtiger gewichtigeraus alserwartet.Unverbesserliche Optimisten in höchsten Ämtern wollen nicht wahrhaben, dass wenn Staat, Unternehmen und Bürger sparen, das Wachstum einer Volkswirtschaft merklich zurückgehen muss. In der Folge räumt auch die Bundesregierung Bundesregierung der Reihe nach alle Positi Positionen, onen, die sie einst aufstellte. Ein Stück weit magdas zum politischen Geschäft gehören. Unverständlich bleibt jedoch der Kont Kontrast, rast, wenn Wirtsch Wirtschaftsm aftsminister inister Rösler noch vor wenigen Wochen meinte, ein Austrit Austrittt Griechen Griechen-lands sei zu verschmerzen.“
zwischen aber reiste die Kanzlerin nach Athen und signalisierte dort, Deutschland werde Griechenland nicht alleinlassen. Angela Merkel wird also, um glaubwürdig zu bleiben, selbst im Plenum für ein Ja ihrer Koalition werben müssen.“ Man muss politische Reformen verlangen Die „Südwest Presse“ (Ulm) widmet sich der Lage in Griechenland selbst:
„Die Entscheidung, mit Griechenland auch den europäischen Gedanken und die gemeinsame Währung zu halten, ist richtig. Genauso richtig ist aber auch der Zwang, dem Land, das so schludrig mit dem Geld anderer umgegangenist, politische Reformenabzuverlangen. Die Lösungsversuche Lösungsversuche der Krise schlingern zwischendiesen beiden Polen hin und her. Man mag es Durchwursteln nennen. Doch das Durchwursteln gehört unauflöslich zu jedem Dilemma widerstreitender Ziele. GrieMerkell muss für ein Ja werben Merke chenland hat viel politisches Bemühen geliefert, das stimmt. Aber es hat noch keinen Staat aufgebaut, der „Der Tagesspiegel“ (Berlin) blickt auf die Stimmung das vorbehaltlose Vertrauen derer verdient, die ihn fiim Bundestag: „InDeutschlandwerdensichausdem „InDeutsch landwerdensichausdem politi politische schen n Um- nanzieren. Das braucht Zeit und Geld. Beides bekommt Athen bis auf weiteres. weiteres. Aber nicht ewig.“ feld von CDU, CSU und FDP Stimmen dagegen melden. Das ist verständlich. Mehr Zeit heißt eben auch mehr Offerte an die Bürgerlichen Geld. Über den deutschen Beitrag zur Streckung der Die „Neue Zürcher Zeitung“ kommentiert die Ent-
legen. Die Grünen wählten ein Team, und da erschien es wohl dem Gros der Mitglieder klug, dem unbestrittenen Trittin nicht noch eine temperamentvolle Linke, sondern eine Mittepolitikerin zur Seite zu geben. Zwei scharfkantige Linke hätten abschreckend wirken können. Göring-Eckardt dagegen wird in bürgerlichen Milieus Stimmen gewinnen. Wie Baden-WürttembergsMinisterpräsident Kretschmann, wie der neue Stuttgarter Oberbürgerme Oberbü rgermeister ister Kuhn, die Hambu Hamburger rger Grünen in der Koalition mit Ole von Beust oder der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ist Göring-Eckardt in der Lage, der Partei neue Segmente in der Mitte zu erschließen.“ Nicht die Kraft zum Rückzug Die „Badische Zeitung“ (Freiburg) kri tisiert die Parteivorsitzende und legt ihr nahe, politische Konsequen zen aus der Niederlage zu ziehen:
„,Wer nervt mehr als Claudia?‘ Es war kein übler Slogan, mit dem die Grünen im Frühling um weibliche Mitglieder warben. Was kaum einer zugab: Die Antwort vieler Grünen auf die Frage lautete schon länger: ,Niemand nervt mehr als Claudia Roth.‘ Derzeit nervt die Sirene des Politikbetriebs keinen mehr. Die gefühlt ewige Co-Chefin der Grünen erregt Mitleid. Mitleid, weil sie in der Urwahl um die Spitzenkandidatur zur Bundes-
Kein Ersatz in Sicht Anders sieht es die „Lausitzer Rundschau“ (Cottbus):
„Ein Ersatz für Roth im Parteivorsitz, der nach der grünen Arithmetik weiblich und ,links‘ sein muss, ist weit und breit auch nicht in Sicht. Nimmt man noch die Tatsache hinzu, dass Roth praktisch nur grüne Partei gelernt hat, wird klar, warum selbst die Demütigung durch dieBasis fürsie noch lange lange keinGrundzum Rück Rückzugist. zugist. Durch die zahllosen ,Claudia, mach’s noch einmal‘-Rufe bleibt ja auch der Schein gewahrt. Viel mehr allerdings nicht.“ Eineandere Mentali Mentalität tät Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ kommentiert den Besuch der Bundeskanzlerin in Portugal und kon trastiert die Situation dort mit der im Krisenland Griechenland:
„Die Demonstrationen hielten sich gestern in Grenzen, zumindest verglichen mit Merkels GriechenlandBesuch. Was Portugal von Griechenland unterscheidet, istdie Menta Mentalitä lität:Eine t:Eine breit breitee polit politischeMehrhe ischeMehrheitim itim Lissabonner Parlament steht hinter den harten Reformen, und die staatliche Verwaltung funktioniert. Dennoch brauchen auch die ungeduldiger werdenden Menschen Mutmach-Botschaften, Mutmach-Botsch aften, weil in Portugal das Wirtschaftswachstum sinkt und die Arbeitslosigkeit steigt. Erfolge
Politik
SEITE 2 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 F P M
STREIFZÜGE Passau
Eine Stun Stunde de dauert dau ert 180 Min Minute uten n u einem Studium gehört seit jeher,
derLebensfreu freudenichtnur denichtnur inSemiZ derLebens
narräumen und Bibliotheken nachzuspüren. Manche Bürger, die in diesem Sinne als bildungsfern gelten müssen, schätzen solche erweiterten Curricula nicht immer, zumal wenn sie in der Nähe von einschlägigen Bildungsstätten wohnen. In der Universitätsstadt Passau wird ein exemplarischer Streit über die Sperrzeit für Gastwirtschaften und Kneipen ausgefoch ausgefochten. ten. Grundsätzlichgilt in Bayerneine großzügi großzügige ge Regelung; die allgemeine Sperrzeit ist auf eine Stunde beschränkt, auf die Zeit zwischen fünf und sechs Uhr morgens. Diese salopp „Putzstunde“ genannte Ruhezeitkann nachder Gaststätten Gaststättenververordnung verlängert werden, wenn ein öffentliches Bedürfnis dafür vorliegt. Die Stadt Passau, in der sich Beschwerden über Lärmbelästigungen durch Kneipengänger gehäuft hatten, wolltedieseAusnahmemöglichkeit nutzen; von diesem diese m Monat an so soll llte te an Gaudeamus igitur Werktagen eine Sperrze Spe rrzeit it von zwei bis sechs Uhr, an Sonn- und Feiertagen von drei bis sechs Uhr gelten. Ausgenommen sollten gastronomische gastronomische Betriebe sein, die in Gewerbe-, Industrie- und Sondergebieten liegen. DerBayerische Verwaltung Verwaltungsgerichtssgerichtshof missbilligte jetzt in einer Eilentscheidung diesen Versuch, in Passau eine Zeitrechnung einzuführen, bei der eine Putzstunde 240 beziehungsweise 180 Minuten umfasst. Die Richter dürfen als durchaus sachkundig gelten, ist esdoch vomGebäud vomGebäudee desVerwal desVerwaltungs tungs-gerichtshofs in der Münchner Ludwigstraße nicht allzu weitzu Orten studentischer Zerstreuungen, die auch schon länger examinierten Kräften offenstehen. Pauschal das Passauer Stadtgebiet mit Ausnahme der Gewerbe-, Industrie- und Sondergebiete als besonders ruhebedürftig zu deklarieren, hielten sie für zu unbestimmt. Die Debatte ist eng mit einem Verbotverbunden,das botverbund en,das nochimmerdie Gemüter in Bayern bewegt – dem Verbot des Rauchens in Gaststätten. Seit es in Kraft ist, sollen die Beschwerden ruhebedürftiger Nachbarn sprunghaft gestiegensein, stieg ensein, weiles dieRauchervordie Kneipentüren zieht. Eine Ausdehnung desRauchverbot desRauchv erbotss auföffentli auföffentlichePlätze chePlätze und Straßen dürfte in Bay Bayern ern aber noch nicht drohen. Zumindest nicht vor der Land Landtagsw tagswahl ahl im näch nächsten sten Jahr. ALBERT SCHÄFFER ALBERT y a d r e t s e y V T o t o F
Heute Rechtsradikalals Wertu Rechtsradikalals Werturteil rteil Die Bezeichnung eines anderen als rechtsradikal in einer Auseinandersetzung in einem Internetforum ist ein Werturteil und von der Meinungsfreiheit gedeckt, hat Karlsruhe entschieden. Politik, Seite 4 Arafat unvergessen Längst nicht alle Palästinenser sind damit einverstanden, die Totenruhe ihres nationalen Idols nur einiger medizinischer Tests wegen, mit denen die Todesursache festgestellt werden soll, zu stören. Politik, Seite 6 Dafluchtnicht nurCuom Dafluchtnicht nurCuomo o Die Leute auf den Rockaways fühlen sich alleingelasse alleingelassen. n. Zwei Wochen nach dem Hurrikan Sandy hat die New Yorker Halbinsel noch immer keinen Strom. Deutschland und die Welt, Seite 7 „Dienehmen „Dienehm en Siemit insGrab“
In Karlsruhe hat am Dienstag ein erster Prozess um die fehlerhaften Brustimplantate aus Frankreich begonnen. Das Urteil könnte Zehntausende Frauen betreffen. Deutschland und die Welt, Seite 7
Im Prinzi Prinzip p einig So etwas gibt es nicht alle Tage im Bundestag. Alle Fraktionen sind besorgt über die Lage in Russland und drücken dies auch aus. Aber auch hier liegt der Teufel im Detail. Zeitgeschehen, Seite 8
Der Angest Angestellte ellte Einige im Beamtenbund sahen
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Wenig App Appeti etitt auf Griechisc Griechisches hes Die Troika aus EU, EZB und IWF bescheinigt Griechenland Reformfortschritte. Aber die Fachleute sehen nicht nur weiteren Geldbedarf, sondern auch große Risiken. Von Michael Martens ISTANBUL , 13. Nov November ember.. Zu den Begleiterscheinungen der griechischen Krise gehört es, dass sich die wirtschaftliche und finanzielle Lage des Landes bisher stets schlechter entwickelt hat als in den Modellrechnungen zur Rettung des Landes veranschlagt. Weil das von Beginn an so war war,, musst mussten en die damaligeAthenerRedamaligeAthenerRegierung und Griechenlands Geldgeber im Februar dieses Jahres die Bedingungen für ein zwei zweites tes Hilfsp Hilfspaket aket aushandeln, aushandeln, nachdem die erste, 110 Milliarden Euro an Notkr Notkrediten editen umfassende Einig Einigung ung vomMai 2010längstvon denEntwicklu denEntwicklunngen überh überholt olt war war,, Griec Griechenlan henlandd also mehr Geld brauchte. Der nun vorliegende Bericht der Troika (bestehend aus der EU, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds) bestätigtdie stäti gtdie vonBeginnan besteh bestehendenBeendenBefürchtung fürc htungen,dass en,dass auchdaszweiteHilfspa auchdaszweiteHilfspa-ket für Griechenland nicht das letzte sein wird. Das hat auch damit zu tun, dass die Dauer und das Ausmaß der Rezession in Griechenland Griech enland wie schon beim ersten Hilfspaket unterschätzt wurden. Für 2012 erwartett die Troi erwarte Troika ka inzwi inzwischen schen einen Rückgang Rückga ng der Wirtsch Wirtschaftsle aftsleistun istungg um etwa sechs Prozent. Im kommenden Jahr wird mit einem Minus von mehr als vier Prozent gerechnet. Es wäre für Griechenlanddas sech sechsteJahr steJahr derRezessio derRezession n inFolge.FrühestensEnde ge.Frühes tensEnde 2013könne einleichter Aufschwung einsetzen, der 2014 zu einem Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozentführenkönnte,heißt esnunmehr.Allerdings ist an anderer Stelle des Berichts zu lesen: „Eine Rückkehr zu nachhaltigem Wachstum kann nur erreicht werden, wenn die Strukturreformen vollständigund schne schnellausgefüh llausgeführt rt werde werden.“Komn.“Komme es nicht dazu, werde der Aufschwung auch 2014 ausbleiben. Deshalb müsse die Regierung sich auf einen Kampf gegen „mächtige Interessengruppen“ einstellen. Die Autoren der „Ersten Überprüfung deszweitenwirtschaftlich deszweitenwirtscha ftlichen en Anpass Anpassungsungsprogramms progra mms für Griec Griechenla henland“, nd“, wie der Troika-Bericht offiziell heißt, waren zwischen Anfang Juli und Mitte Oktober dieses Jahres viermal in Athen. Aus diesen Aufenthalten ziehen sie das das Fazit, es habe in Griech Griechenland enland in den verg vergangen angenen en Monaten (auch) „deutliche Fortschritte“ Fortsetzu Forts etzung ng vonSeite 1
Ermittlungen gegen Allen Dunford soll im Januar Allen nachfolgen, unabhängig davon, ob der 58 Jahre alte amtierende Isaf-Kommandeur zum Saceur ernannt wird oder seine Laufbahn womöglich beenden muss. Der Umstand, dass zwei der führenden Generäle in den Skandal verwickelt sind, wirft einen Schat Sc hatten ten auf die Streitkräfte.Petraeusund Allenhaben als Kommandeure derr de ameri am erika kani ni-schen und internationalen tiona len Trupp Truppen en im Irak und in Afghanistan die Kriege seit 2001 ge- John Allen prägt.. Inden Strei prägt Streittkräften gelten außereheliche sexuelle Beziehungen als Straftaten, die gewöhnlich hart bestraft werden. Derweil durchsuchten am Monta Montagaben gabendd FBIFBI-Beamt Beamtee das Wohnhaus Broadwells im Bundesstaat North Carolina. Die Polizisten machten Fotos und nahmen Dokumente mit. P F A o t o F
gegeben.DieRegierung(vonMinisterprägegeben.DieRegierung(vonMiniste rprä- hältn hältnisangeblic isangeblichh sogareinszu zehn.Densident Antonis Samaras) habe „bald“ klar noch heißt es in dem Bericht: „Die ReduStellung Stell ung bezogen bezogen undsich hinter dieZiele zierung der öffentl öffentlichen ichen Verw Verwaltun altungg des Anpassungsprogramms gestellt. Sa- muss fortgesetzt werden.“ Eine Ausnahmaras hatte noch im Wahlkampf und vor me soll offenbar das Justizsystem bilden, allemin seinerZeit alsOpposition alsOppositionsführe sführerr wo es nicht gelungen ist, die Masse an undieArbeit derTroika harschkritisiertund harschkritisiertund erledigten Fällen im vorgesehenen Maße einen Kurswechsel in Aussicht gestellt. zu verringern. Dies hat laut dem Bericht Zu den guten Nachrichten zählt die „vor allem“ mit dem Mangel an Personal Troika den Abbau bürokratischer Hürden an den Gerichten zu tun. für Untern Unternehmensg ehmensgründun ründungen. gen. In der Die für europäische Verhältnisse sehr jährlich dazu veröffentlichten Analyse hohen Verteidigungsausgaben Griechender Weltbank ist Griechenland um elf lands konnten gesenkt werde werden, n, lieg liegen en Plätze nach oben gerückt, liegt aber im- aber immer noch über dem Durchschnitt. mer noch auf Rang 78 – zwischen der Im Jahr 2009 machten sie laut Angaben Mongolei, den Bahamas, Vanuatu und Sri aus dem Troika-Bericht 3,9 Prozent des Lanka. EU-Bei EU-Beitrittska trittskandida ndidatt Kroati Kroatien en Bruttoinlandsprodukts aus. Der Wehretat liegt allerdings noch einmal deutlich hin- sei danach auf einen Anteil von 2,2 Proter Griechenland. Durch die Kürzungen zent an der Jahreswirtschaftsleistung gevon Höchstrenten und die Heraufsetzung senkt worden, doch liege Griechenland des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre sei- damit immer noch auf dem dritten Platz en die Rentenkassen entlastet worden, der 27 EU-Staaten. Nur Großbritannien heißt es lobend. Vage bleibt der Bericht und Zypern geben pro Kopf mehr für ihre bei der Frage nach der Verkleinerung des Verteidigung aus als als Griechenland. Staatsapparates. Es wird daran erinnert, Erfolge bei den Sparanstre Sparanstrengungen ngungen zeidass Athen sich bereits im ersten Anpas- gen sich laut Troika im Gesundheitswesungsprogramm dazu verpflichtet hatte, sen, wo die Kosten um fast eine Milliarde dieZahl derStaatsdie derStaatsdienerum nerum „minde „mindestens stens Euro gesenkt werden konnten. In Grie150 000“ Personen bis 2015 zu verrin- chenland gebe es nun ein elektronisches gern. Bisher, so steht es jedenfalls im Be- Verschr Verschreibungssystem eibungssystem für Medikamente, richt der Troika, sei der Staatsapparat im„das eines der modernsten in Europa ist“ merhin um fast 80 000 Personen verklei- und maßgeblic maßgeblichh zur Kostensenkung beigebeigenertworden,indemfür jefünf pensi pensionieronier- tragen habe. Auch die Budgets staatlicher staatlicher te Beamte nur einer neu eingestellt wur- Krankenhäus Krankenhäuser er unterlägen inzwischen der de. In einigen Behörden beträgt das Ver- Überwachung durch Computersysteme.
Die Privatisierung von Staatseigentum ist hingegen enttäuschend verlaufen – zumindest angesichts der hochgesteckten Erwartungen, die damit noch im vergangenenJahrverknüpftwurden.BisDezember werden Einnahmen von 1,7 Milliarden Euro erwartet. Griechische Politiker hatten hatte n zuvo zuvorr alle alleindas indas staat staatlich lichee Immob Immobiilienvermögen auf 300 Milliarden Euro taxiert und insinuiert, es ließe sich leicht zu Geldmachen.Ineinem deutli deutlichenSeitenchenSeitenhiebauf hie bauf dasbisEnde2011regi dasbisEnde2011regiere erendeKandeKabinett des früheren Ministerpräsidenten Papandreouheißtes Papan dreouheißtes indem Beric Bericht:„Leiht:„Leider stellte sich schnell heraus, dass der Privatisieru Priva tisierungspro ngsprozess zess nicht genüg genügend end vor politischen Behinderungen beschützt wurde und dass es an politischem Willen mangelte, mang elte, den Proze Prozess ss vora voranzutre nzutreiben. iben. Eine maßgebliche Zahl von für den Privatisierungsprozess nötigen Regierungsentscheidungenblieb aus.“ Erschwerend hinzugekommen sei allerdings ein „reduzierter Appetit“ der Investoren angesichts der politisch ungewissen Lage in Griechenland. „Die Risiken für das Programm bleiben sehr groß“, resümieren resümieren die Autore Autoren n– auchunterHinweisauf auchunterHinwe isauf juris juristisc tische he Schw Schwieierigkeiten: „Wichtige Haushaltsmaßnahmen werden wahrscheinlich vor Gerichten in Frage gestellt werden, was zu der Notwendigk Notw endigkeitführen eitführen könnt könnte, e, darau darauss entstehende stehen de fiskal fiskalische ische Löcher zu füllen füllen.“ .“ Wer diese „fiskalischen Löcher“ füllen soll, sagt der Bericht nicht. Foto dapd
Täglicher Protest: Am Dienstag demonstrierten in Athen StaatsangestellStaatsangestellte vor dem Ministerium für die Reform des öffentlichen Dienstes. Ihnen stehen nach der Verabschiedung Verabs chiedung des Sparprogramms vergangene Woche weitere Gehaltskürzungen bevor.
Fortsetzu Forts etzung ng vonSeite 1
Borg ve Borg vertei rteidig digtt sic sich h im EU-P EU-Parla arlament ment nbu. BRÜSSEL, 13. November. Im Europäisch ropä ischen en Parl Parlament ament hat sich der designierte neue EU-Gesundheitskom EU-Gesundheitskom-missar Tonio Borg am Dienstag gegen Vorwürfe verteidigt, verteidigt, er vertrete vertrete zu konservative gesellschaftspolitische gesellschaftspolitische Ansichten. In einer Anhörung der zuständigen Ausschüsse hob Borg hervor, er werde sich in Fragen der Abtreibung oder gleichgesch gleichgeschlechtlicher lechtlicher Partnerschaften strikt an die EU-Verträge EU-Verträge und die EU-Grundrechtecha EU-Grundrechtecharta rta halten. „Ich werde nicht der maltesische Kommissar sein, sondern der EU-Kommissar, den Malta nominiert hat“, sagte er unter Anspielung darauf, dass in seinem Heimatlan Heima tlandd Abtre Abtreibun ibungen gen verb verboten oten sind. Borg, der im Augenblick noch maltesischer Außenminister ist, soll seinem Landsman Land smann n JohnDall JohnDallii folg folgen,der en,der kürzlich in einer Korruptionsaffäre zurückgetreten war, deren genaue Umstände immer noch ungeklärt sind. In der Anhörung des Parlaments, die bei der Ernennung eines neuen Kommissars vorgeschrieben ist, wurde Borg von sozialdemokratischen,sozialistischen,liberalen und grünen Abgeordneten gefragt, wieseineHaltungenzu wieseineHaltung enzu Abtre Abtreibun ibungg und Homosexualität sich auf seine Arbeit als Kommissar auswirken würden. Zur Abtreibung sagte Borg, obwohl obwohl er persönlich gegen Schwangers Schwangerschaftsabbrüchaftsabbrüche sei, legten die EU-Verträ EU-Verträge ge eindeutig fest, dass deren Regelung Sache der Mitgliedstaaten Mitgliedstaat en sei. Daran werde er sich halten. Alle Programme der Kommissionwerd miss ionwerdee erfortfüh erfortführen.ZurHomoren.ZurHomosexualität sagte Borg, dass er eine Gesetzesänderung in Malta eingebracht habe,um gleichg gleichgeschlechtli eschlechtlichePartnerchePartnerschaften eintragen zu können. Er habe sich nie geringschätzig über Homosexualität geäußert. Das Parlament wird bei der Ernennung eines neuen Kommissars nach einem Rücktritt nur angehört. Sollte es den Kandidaten ablehnen, gilt er aber als politisch so beschädigt, dass ihn die vorschlagende vorschlag ende Regierung zurückziehen muss. Über Borg waren kurz vor der Anhörung Berichte in Brüssel verbreitetworden,die tetworde n,die erke erkennba nnbarr dara daraufabzielufabzielten, ihn als erzkonservativ und korrupt darzuste darz ustellen.Borgzeigt llen.Borgzeigtee sichinder Anhörung gut vorbereitet und legte unter anderemeinen ander emeinen 14 Jahr Jahree alte alten n Zeitun Zeitungsgsartikelvor,indem arti kelvor,indem ermit derAussag derAussagee zitiert wurde, es sei für eine Malteserin „völliglegal“, zu einer Abtreibungnach Großbritannien zu reisen. In Brüssel war behau behauptet ptet worde wo rden, n, Bor Borgg habe ha be abtr ab trei ei-bungswilligen Malteserinnen dieAusreiseverbieten wollen. In der Fraktion der Christlichen Demokraten, der Borg Borgss Partei angehört, Tonio Borg herrsc her rschte hte die Hoffnung, Hoffnu ng, dass das Parlament ihn am Ende bestätigen wird,weil die maltesisc maltesischen hen Sozialdem Sozialdemookraten in ihrer Fraktion für Borg werben.Beide Fraktionenzusammenverfügen über eine große Mehrheit, selbst wenn Teile der Sozialdemokraten gegen ihn stimmen würden. Als nächsten Schritt werden die zuständigen Ausschüsse eine Empfehlung aussprechen, dann soll das Plenum in der nächsten Woche über Borg abstimmen. abstimmen. In den stärker fachlich ausgerichtetenTeilender tenTeil ender Anhöru AnhörungkündigteBorg ngkündigteBorg an, dass er schon im Januar einen Vorschlag für eine neue Tabakrichtlinie Tabakrichtlinie vorlegen wolle. Es solle kein Unterschied zwischen unterschiedlichen Tabakformengemacht werden.Er kündigte an, sich für eine bessere Beachtung der EU-Regeln beim Tiertransport einzusetzen,undsprachsichdafür zuse tzen,undsprachsichdafür aus,das Klonen zur Nahrungsmittelge Nahrungsmittelgewinnung winnung zu verbieten. Borg, der auch für Verbraucherschutz zuständig wäre, sagte, Bankkunden Bank kunden soll sollten ten einfa einfacher cher die Bank wechseln können. Außerdem sei er für Sammelklagen in der EU. s r e t u e R o t o F
Streit über Hilfen für Griechenland Gr iechenland Juncker und Frau Lagardesagten,es Juncker Lagardesagten,es stün- derhers derherstellung tellung der griechis griechischen chen Schul- Olli Rehn ist eine Zwischenfinanzierung dentragfähigkei higkeitt zutag zutage. e. Damit ist ge- des griechi griechischen schen Staat Staates es sicher sichergeste gestellt, llt, den etliche Möglic Möglichkeiten hkeiten zur Verfü- dentragfä Schulden dau- auch wenn sich nun die Auszahlung der gung, die alle „unvoreingenommen“ ge- meint,dass das Land seine Schulden prüft würden. Unter anderem ist daran erhaft bedienen können muss und nicht nächsten Kredittranche von 31,5 Milliargedach ged acht, t, ein Sch Schulde uldenrüc nrückkau kkaufpro fpro-- immer wieder in Zahlungsschwierigkei- den Euro um mindestens zwei Wochen verzög ver zögern ern dürft dürfte. e. Am Fre Freitag itag muss gramm unter Beteiligung der Krisen- ten gerät. Frau Lagarde schloss eine Verlängerung länge rung des Zielda Zieldatums tums 2020 katego- Athen kurzfristige Anleihen ablösen. fonds EFSF oder ESM auf die Beine zu stellen. Fast sicher werden auch die Zin- risch aus. „Es geht darum, dass die grie- Dies sei auch ohne Hilfe der EZB mögchischee Staats Staatsschuld schuld wieder tragfähi tragfähigg lich, sagte Rehn, ohne dies näher zu ersen noc nochma hmals ls ges gesenkt enkt,, die der grie- chisch wird. Dafür müssen jetzt die richtigen läute läutern. rn. NachInformationenaus NachInformationenaus der Zenchische Staat für seine Kredite zahlen muss. Auch eine Streckungder Zahlung Zahlungss- Entscheidungen getroffen werden“, sag- tralbank bleibt diese in die Absicherung te sie.„Wirhaben ganzklarunterschiedliganzklarunterschied lidieser Anleihen involviert. zieleist im Gesprä Gespräch.Schäubl ch.Schäublee schlo schloss ss eiSchäuble wies darauf hin, dass bis Jahnen Schuldenschnitt unter Beteiligung öf- che Ansichten.“ Berechnungen der EUresendee dreiTranc dreiTranchen hen – zu den31,5 Mill MilliifentlicherGläubig fentli cherGläubiger er aberma abermalsmit lsmit derBe- Kommission zufolge steigt Athens Schul- resend von fast 177 Prozent der Wirt- arden Euro kämen die ursprüng ursprünglich lich für gründungaus, gründu ngaus, diesverstoßegegendas na- denstand schaftsleistung in diesem Jahr auf knapp September geplante Rate von fünf Millitionale Haushaltsrecht Haushaltsrecht mehrerer Mit- 189 Prozent im Jahr 2014. arden und die Jahresendrate von 8,3 Milgliedstaaten. glieds taaten. Es werde nichts beschl beschlososÜber den zweijährigen Aufschub für liarden Euro – anstehen. Es sei zu überlesen,was sich „unmittelba „unmittelbar“ r“ auf die öffent- Athen waren sich die Minister erwar- gen, alle drei geplanten Tranchen bisJahlichen Haushalte auswirke. Der Minister tungsgemäß einig. Geplant ist, dass Grie- resende gemeinsam zu behandeln. Vorgab aber zu, dass es durch die Senkung chenland erst 2016 einen Primärüber- aussetzung sei, dass in Kürze ein „wirksavon Zinsen oder eine Streckung von Zah- schuss (Haushaltssaldo vor Zinsen) von mer Kontrollmechanismus“ etabliert sei, lungszielen in laufenden Programmen zu 4,5Prozent derWirtschaftsleis derWirtschaftsleistung tung errei- sagte der Minister, ohne ins Detail zu ge„Änderungen „Änderung en in den Einnahmen“ der chen muss; zudem soll auch das Staatsde- hen. Auch diese Frage solle in den komStaatshaushalte kommen könne. fizit zwei Jahre später – also ebenfalls menden Tagen geklärt werden. Eine geBesonderss deutlich traten die Mei- erst 2016 – auf unter drei Prozent der meinsam Besonder meinsamee Behand Behandlung lung hätte auch eine nungsverschi nungsv erschiedenheit edenheiten en zwisch zwischen en IWF Wirtschaftsleistung zurückgehen. Nach nur einmalige Behandlung Behandlung durch den und Eurostaaten Eurostaaten mit Blick auf die Wie- Angaben von EU-Währungskommissar Bundestag zur Folge.
STIMMEN DER ANDEREN Unverständlicher Kontrast Der „Reutlin ger General-Anzeiger“ bewertet die Haltung der Bundesregierung zu Griechenland:
„Man gewöhnt sich daran, auch wenn es schwerfällt. Und gewusst haben wir es auch schon. Das extrem verschuldete Griechenland braucht ein weiteres Hilfspaket.DieRezessionfälltgewichtiger gewichtigeraus alserwartet.Unverbesserliche Optimisten in höchsten Ämtern wollen nicht wahrhaben, dass wenn Staat, Unternehmen und Bürger sparen, das Wachstum einer Volkswirtschaft merklich zurückgehen muss. In der Folge räumt auch die Bundesregierung Bundesregierung der Reihe nach alle Positi Positionen, onen, die sie einst aufstellte. Ein Stück weit magdas zum politischen Geschäft gehören. Unverständlich bleibt jedoch der Kont Kontrast, rast, wenn Wirtsch Wirtschaftsm aftsminister inister Rösler noch vor wenigen Wochen meinte, ein Austrit Austrittt Griechen Griechen-lands sei zu verschmerzen.“
zwischen aber reiste die Kanzlerin nach Athen und signalisierte dort, Deutschland werde Griechenland nicht alleinlassen. Angela Merkel wird also, um glaubwürdig zu bleiben, selbst im Plenum für ein Ja ihrer Koalition werben müssen.“ Man muss politische Reformen verlangen Die „Südwest Presse“ (Ulm) widmet sich der Lage in Griechenland selbst:
„Die Entscheidung, mit Griechenland auch den europäischen Gedanken und die gemeinsame Währung zu halten, ist richtig. Genauso richtig ist aber auch der Zwang, dem Land, das so schludrig mit dem Geld anderer umgegangenist, politische Reformenabzuverlangen. Die Lösungsversuche Lösungsversuche der Krise schlingern zwischendiesen beiden Polen hin und her. Man mag es Durchwursteln nennen. Doch das Durchwursteln gehört unauflöslich zu jedem Dilemma widerstreitender Ziele. GrieMerkell muss für ein Ja werben Merke chenland hat viel politisches Bemühen geliefert, das stimmt. Aber es hat noch keinen Staat aufgebaut, der „Der Tagesspiegel“ (Berlin) blickt auf die Stimmung das vorbehaltlose Vertrauen derer verdient, die ihn fiim Bundestag: „InDeutschlandwerdensichausdem „InDeutsch landwerdensichausdem politi politische schen n Um- nanzieren. Das braucht Zeit und Geld. Beides bekommt Athen bis auf weiteres. weiteres. Aber nicht ewig.“ feld von CDU, CSU und FDP Stimmen dagegen melden. Das ist verständlich. Mehr Zeit heißt eben auch mehr Offerte an die Bürgerlichen Geld. Über den deutschen Beitrag zur Streckung der Die „Neue Zürcher Zeitung“ kommentiert die Ent-
legen. Die Grünen wählten ein Team, und da erschien es wohl dem Gros der Mitglieder klug, dem unbestrittenen Trittin nicht noch eine temperamentvolle Linke, sondern eine Mittepolitikerin zur Seite zu geben. Zwei scharfkantige Linke hätten abschreckend wirken können. Göring-Eckardt dagegen wird in bürgerlichen Milieus Stimmen gewinnen. Wie Baden-WürttembergsMinisterpräsident Kretschmann, wie der neue Stuttgarter Oberbürgerme Oberbü rgermeister ister Kuhn, die Hambu Hamburger rger Grünen in der Koalition mit Ole von Beust oder der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ist Göring-Eckardt in der Lage, der Partei neue Segmente in der Mitte zu erschließen.“ Nicht die Kraft zum Rückzug Die „Badische Zeitung“ (Freiburg) kri tisiert die Parteivorsitzende und legt ihr nahe, politische Konsequen zen aus der Niederlage zu ziehen:
„,Wer nervt mehr als Claudia?‘ Es war kein übler Slogan, mit dem die Grünen im Frühling um weibliche Mitglieder warben. Was kaum einer zugab: Die Antwort vieler Grünen auf die Frage lautete schon länger: ,Niemand nervt mehr als Claudia Roth.‘ Derzeit nervt die Sirene des Politikbetriebs keinen mehr. Die gefühlt ewige Co-Chefin der Grünen erregt Mitleid. Mitleid, weil sie in der Urwahl um die Spitzenkandidatur zur Bundes-
Kein Ersatz in Sicht Anders sieht es die „Lausitzer Rundschau“ (Cottbus):
„Ein Ersatz für Roth im Parteivorsitz, der nach der grünen Arithmetik weiblich und ,links‘ sein muss, ist weit und breit auch nicht in Sicht. Nimmt man noch die Tatsache hinzu, dass Roth praktisch nur grüne Partei gelernt hat, wird klar, warum selbst die Demütigung durch dieBasis fürsie noch lange lange keinGrundzum Rück Rückzugist. zugist. Durch die zahllosen ,Claudia, mach’s noch einmal‘-Rufe bleibt ja auch der Schein gewahrt. Viel mehr allerdings nicht.“ Eineandere Mentali Mentalität tät Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ kommentiert den Besuch der Bundeskanzlerin in Portugal und kon trastiert die Situation dort mit der im Krisenland Griechenland:
„Die Demonstrationen hielten sich gestern in Grenzen, zumindest verglichen mit Merkels GriechenlandBesuch. Was Portugal von Griechenland unterscheidet, istdie Menta Mentalitä lität:Eine t:Eine breit breitee polit politischeMehrhe ischeMehrheitim itim Lissabonner Parlament steht hinter den harten Reformen, und die staatliche Verwaltung funktioniert. Dennoch brauchen auch die ungeduldiger werdenden Menschen Mutmach-Botschaften, Mutmach-Botsch aften, weil in Portugal das Wirtschaftswachstum sinkt und die Arbeitslosigkeit steigt. Erfolge
Politik
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 3
Der Fran rankfu kfurter rter Patient Im August 1945 erschien die „Frankfurter Rundschau“ erstmals. Nach einem Jahrzehnt wirtschaftlicher Probleme ist das Traditionsblatt seit Dienstag insolvent. Von Michael Hanfeld FRA NKF URT, 13. November ür die „Frankfurter Rundschau“ war dieser Dienstag ein schwarzes Datum. Denn an diesem Tag wurde offiziell, dass die Zeitungpleite ist.Morgensum ist.Morge nsum 9.45 Uhrgingbeim Amtsgericht Frankfurt der Insolvenzantrag des Druck- und Verlagshauses Frankfurt am Main ein. Als Insolvenzverwalter wurde der Anwa Anwalt lt Fra Frank nk Schm Schmitt itt eing eingesetz esetzt. t. Nachmittags um drei wurde den Mitarbeitern die schlechte Nachricht überbracht. „Massive Umsatzverluste Umsatzverluste im Anzeigenund Druckgeschäft in der ersten Hälfte des laufenden Jahres“, hieß es, hätten der Geschäftsführung „keine Chance für ein Verlassen der Verlustzone gegeben“. Der desaströ desa ströseBefundlaute seBefundlautet:Es t:Es sei„keinePerspektive der Fortführung des Unternehmens mehr erkennbar“. Für die Gesellschafter – den Verlag M. DuMont Schauberg und die SPD-Medienholding DDVG – sei „eine sich nunmehr abzeichnende dauerhafte Finanzierung hoher Verluste Verluste““ nicht länger „darstellbar“. Gleichwohl sei es das Ziel, den Geschäftsbetrieb fortzuführen; die Gehälter seien bis Ende Januar 2013 durch das Insolvenzg Insolvenzgeld eld gesichert. Der Dank gelte den Mitarbeitern, die seit Jahren auf Gehaltserhöhung Gehaltserhöhungen en verzichtet haben, sowie den Lesern, die dem Blatt bis zuletzt die Treue hielten. Eingestellt wird die „Frankfurter Rundschau“ scha u“ also – noch – nicht, doch ist sie vomAusnichtweitentfernt.. Sieistnun abvomAusnichtweitentfernt hängigvon den Entscheidungen Entscheidungen des Insolvenzverwalters. venzverwal ters. Der sondiert nun „Sanierungsansätze“ und sucht nach Investoren. „Nur wenn wir weiter erscheinen, haben wir die Chance, Investoren zu finden“, bekamen die Mitarbeiter zu hören. Das Gerücht, dass das defizitäre Blatt eingeste eing estellt llt werd werden en könn könnte, te, mach machte te die
F
Runde, seit im September publik wurde, dass der Mehrheitseigen Mehrheitseigentümer, tümer, der Verlag M. DuMont Schauberg, sondierte, ob das Blatt statt auf Papier nur noch digital verbreitet werden könnte. Nach der „Beendigung eines Druckauftrags“ mit dem Hannoveraner Medienunternehmen Madsack könne die „Frankfurter Rundschau“, sagte der DuMont-Sprecher Wolfgang Brüser damals, „in abgelegenen Gebieten Norddeutschlands nicht mehr tagesaktuell ausgeliefert“ werden. Deswegen würden dieseLeser befra befragt,ob gt,ob sieauchmit einerdigitalen Version zufrieden seien. Die Frage, ob das nur für bestimmte Gegenden im Norden der Republik geprüft werde, blieb. Betriebsversammlung sammlung Foto Wolfgang Eilmes Überlebenskampf einer Institution: Mitarbeiter der „Frankfurter Rundschau“ während der Betriebsver Die „Frankfurter Rundschau“ zählt zur Gründungsg Gründ ungsgenera eneration tion der demokr demokratiatischen sche n Press Pressee der Bundesrepubli Bundesrepublik. k. Am teile übernahm. Da hatten die besonderen einund suc suchtesie htesie inden Regi Regional onalzeit zeitungs ungs-Doch wird man nicht sagen dürfen, 1. August 1945 erschien sie zum ersten wirtschaftlichenSchwierigkeitendes Blat- verbund mit dem „Kölner Stadt-Anzei- dass die Gesel Gesellscha lschafter fter nicht alle alless verMal. Sie war die zweite Zeitung über- tes schon begonnen: Im März 2002 wur- ger“, der „Berliner Zeitung“ und der „Mit- sucht hätten. Das Engagement der SPDhaupt,die haup t,die vonden west westlich lichenAlliierte enAlliierten n li- den den damals 1500 Beschäftigten die teldeutschen Zeitung“ einzubinden. Peu à Medien Medienholdi holdingwar ngwar nie nurwirtschaftl nurwirtschaftlich ich zensiertwurde,vorihr zensi ertwurde,vorihr kamennurdie „Aa- ersten drastischen Sparmaßnahmen ver- peu wurde der Schwerpunkt der Redakti- motiv motiviert;dieDDVGversta iert;dieDDVGverstandsich ndsich alsRetchener Nachrichten“heraus. Sieben Publi- kündet kündet.. Sie ver verhinde hinderten rten jedoc jedochh nich nicht, t, on von Frankfurt nach Berlin verlagert, ter in der Not und erhob jedes Mal ihre zisten wurde das Blatt anvertraut. Schon dass das Land Hessen im Jahr darauf eine schon 2006 wurden von den bis dato ver- Stimme, wenn die Kürzungen des neuen im April 1946 stieg der Mann ein, der die Bürgscha Bürg schaft ft für die „Fra „Frankfurte nkfurterr Rund Rund-- bliebenen 720 Stellen 200 gestrichen, am Mehrheitseigentümers das Blatt auszuZeitung bis zu seinem Tod 1973 als Verle- schau“ übernehmen musste. Es wurden Endeverbli Endeverbliebenalleindie ebenalleindie fürden Onlin Onlinee- höhlen drohten. Und auch vom Verlag M. ger, Herausgeber und Chefredakteur prä- Verkaufsverhandlung en geführt,Finanzin- Auftritt und die Lokalberichterstattung DuMont Schauberg wird man nicht sagen sollte: Karl Gerold, der in der NS-Zeit Verkaufsverhandlungen Zuständigen am Main. gen, dass er nicht alles versucht hätte – als Sozialdemokrat verfolgt worden war vestoren erschienen als mögliche Käufer, Nach zwei Jahren, so lautete das Ziel und sich ins Schweizer Exil retten konnte. Chefredakteure und Geschäftsführer ka- des „Offensive 08“ genannten Plans, soll- mehr als 130 Millionen Euro soll der Vermenund gingen,dieLinieunddie gin gen,dieLinieunddie AusrichAusr ichlag in die „Rundschau“ gepumpt haben, Unterihmprofiliertesich Unterihmprofilie rtesich die„Frankf die„Frankfurter urter die „Frankfurter „Frankfurter Rundsc Rundschau“ hau“ wieder tung des Blattes wurden in Frage gestellt. te Rundschau“ als linksliberales Blatt, verschwarze schw arze Zahl Zahlen en schre schreiben. iben. Die Hoff- nur ging das Konzept der neuen „RundManagement-Chaos, aos, Streit und Nieder- nung beruhte auch auf der Umstellung schau“ eben nicht auf. Auch in diesem stand sich als publizistisc publizistischer her Wegbereiter Management-Ch Jahr soll es einen Verlust von 16 Millioder sozialliberalen Koalition. Neben der gang drangen nach außen und spiegelten des Blattes aufs Tabloid-F Tabloid-Format. ormat. Doch sich im Verkauf und schließlich im Abriss Frankfurter Allgemeinen Zeitung begrünaus dem Aufschwung wurde nichts, das nen Euro geben. des „Rundschau“-Hauses in der Frankfur Was einen nicht verwundern muss, deten die „Frankfurter Rundschau“ und Blattbrachtee seinenEigent Blattbracht seinenEigentümernfortlauümernfortlaudie „Frankfurter Neue Presse“ den Ruf ter Innenstadt wider. fend Verluste, von zehn Millionen Euro denn nicht nur der Sprung vom großen Schon damals wurde die „Frankfurter pro Jahr war die Rede. Dabei hat allein zum kleinen Tabloid-Format war gewalFrankfurts als führender Zeitungsstadt Rundschau“ totgesagt. Doch schien im die Umste Schwenk,aus enk,aus demLeib-un demLeib-unddder Republik. Umstellung llung aufs Tab Tabloidloid-Forma Formatt tig.Auchder Schw Magen-Blatt tt der linksliberalen Funktio1973 wurdedie Karl-Ger Karl-Gerold-Stiftunggeold-Stiftungge- Juli 2006 eine Lösung gefunden: Der Köl- schon einen zweistelligen Millionenbe- Magen-Bla gründet,sie gründ et,sie blie bliebbis bbis zumMai2004 alle alleiniini- ner Verlag M. DuMont Schauberg stieg trag gekostet. Ein Kostenfaktor ist auch närsschicht der alten Bundesrepublik eine Mehrheitsanteil von50 Prozent die 1978 in Betrieb gegangene Druckerei flippige Großstadtzeitung zu machen, war ge Eigentümerin des Blattes, bis die SPD- mit einem Mehrheitsanteil MedienholdingDDVG 90 Prozent der An- und einer Stimme bei der „Rundschau“ der „Frankfurter Rundschau“. groß. Der inneren Verfassung nach ist die
„Rundschau“ zu spät im wiedervereinigten Deutschland angekommen und findet esschwer– esschw er– wa wasnichtnurfürsiegil snichtnurfürsiegilt–, t–, sic sichh inder digi digitalenWeltzu talenWeltzu beha behaupten upten.. Fürsie gilt das Gorbatschow-Diktum von dem, der zu spät kommt und dafür vom Leben bestraft wird, in abgewa abgewandelter ndelter Form: Die Strafenden sind in diesem Fall die Leser – die, die es nicht mehr gibt, und die, an die mannichtherankommt.Und mannichtherankom mt.Und natür natürlichdie lichdie Anzeigenkunden, die glauben, im Internet für kleines oder gar kein Geld zu bekommen, was Zeitungen an Aufmerksamkeit zu schaffen vermögen. Die Leser mussten sich bei all dem fragen, welche Art Zeitung sie denn in Händen hielten: Um das Überregionale kümmerte sich die von Leuten der „Berliner Zeitung“ Zeitun g“ gefüh geführte rte Reda Redaktionsg ktionsgemeinemeinschaft scha ft in Berlin, das echt FrankfurteriFrankfurterische warnur noch dasLokale.Damit sind neueLeser in ausreich ausreichenderZahl enderZahl nichtzu gewinnen. Von der Auflage von mehr als 400 000 Exem Exemplare plaren n zuihren Gründ Gründungsungszeiten hatte die „Frankfurter Rundschau“ nur noch rund ein Viertel übrig. Die letzte gemel gemeldeteVerkauf deteVerkaufszahlliegtbei szahlliegtbei knapp 118 000 Exemplaren. Die Geschichte Geschichte des Nieder Niedergang gangss der „Frankfurte „Fra nkfurterr Runds Rundschau chau““ istalsoeine spezielle, von der man nicht so schnell aufs Allgemeine schließen sollte – auch wenn sich die Zeichen mehren, dass bei Gruner + Jahr mit der „ FTD“ die nächste Zeitungsschließung bevorsteht.Es istdie Geschichte einer Zeitung, die ihre Mitte, ihren Markenkern, verlor, und eines Verlags, der sich übernahm. Mit der „Rundschau“ scha u“ im Gepäc Gepäckk wuchs M. DuMont Schauberg zum führenden Regionalzeitungsverlag, doch hat dieser, wie nun zu sehen ist, seine Kräfte überspannt. Das kann man auch daran erkennen, dass d ie „Berliner Zeitung“ mit abermaligen Kürzungen rechnen muss und der Bonner „General-Anzeiger“, an dem M. DuMont Schauberg beteiligt ist, fortan auf einen so entscheidenden und dabei preiswerten Faktor wie eigene Korrespondenten in Berlin verzichtet. So sollen, wie zu hören ist, 400000 Euro im Jahr gespart werden. Bei M. DuMont Schauberg ist die Decke an allen Ecken und Enden zu k urz. Für die „Frankfurter Rundschau“ besteht durch die Insolvenz wenigstens noch die Chance,dassanderean Chan ce,dassanderean dieStelleder jetz jetziigen Eigentümer treten. Wer sich um die deutsche Presselandschaft verdient machen will, er hätte in Frankfurt die Chance dazu. Auf die Redaktionsmannschaft, deren Leidensfähigkeit legendär ist und die man nur dafür bewundern kann, wie sie bei all dem täglich Blatt machte, dürfte er zählen.
Vom V om merkwürdigen Verhalten Verhalten koalitionsreifer koalitionsreifer Hauptstädter Hauptstädter Die Urwah Urwahll der grünen Spitzenkand Spitzenkandidat idaten en verle verleiht iht den Spekulationen Spekulationen über das künftige künftige Regierungsbündn Regierungsbündnis is neuen Schw Schwung ung / Vo Von n Günte Günterr Bannas BERLIN, 13. November. Sigmar Gabriel lationen, für Warnungen und Gegenanhatte seinen grimmigen Blick aufgesetzt, griffe. Gabriels Gabriels Wort zum Sonntag war als er sein Wort zum Sonntag wieder ein- nur ein Teil davon. kassierte. Am Tag nach der VeröffentliDen Fall des Falles mittels dessen Thechung des Ergebnisses der Urwahl der matisierung zu verhindern ist die HerausGrünen,als Grüne n,als diebeidenSieger– Katri KatrinGönGö- forderung für die Wahlkämpfer geworden, ring-Eckardt und Jürgen Trittin – längst wasumso sch schwieri wierigerist,weilihreKoal gerist,weilihreKoalitiitiihr Bekenntnis abgelegt hatten, im Wahl- onsaussagen andere Notwendigkeiten – kampf auf „Rot-Grün“ zu setzen, ließ sich aus der Not geborene geborene Bündn Bündnisse isse also – der SPD-Vorsitzende von der „Süddeut- nicht grundsätzlich ausschließen dürfen. schen Zeitung“ mit Warnungen zitieren: Keine „Ausschließeritis“ lautet das Motto. Die Grünen dürften nicht mit einem Vor allem Union und SPD nehmen das schwarz-grünenBündnis schwarzgrünenBündnis nachder Bundes- Rechtfür sich in Anspruch, wenn auch witagswahl spekulieren. „Wählerinnen und derwillig;gegebenenfallsein Bündnis mit Wähler wollen Klarheit und kein doppel- einander eingehen zu können, wenn sie es tes Spiel.“ Tags darauf, nach der Sitzung denn müssen. Die Ankündigung des SPDdes SPD-Vorstands, SPD-Vorstands, klang es dann anders. Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück, er „Wir finden gut, dass sowohl Jürgen Trit- werde nicht in ein „Kabinett Merkel“ eintin als auch Frau Göring-Eckardt klar ge- treten, wird deshalb von manchen SPDsagt haben, dass das Ziel ist, nicht nur die Spitzenpol Spitz enpolitik itikernnicht ernnicht alssonderl alssonderlichklug ichklug jetzige Bundesregierung abzulösen, son- empfunden. Die SPD könne gezwungen dern – wie wird das gelegentlich gesagt? – rückstandsfrei, also auch Frau Merkel als Kanzlerin, abzulösen.“ Weil – jedenfalls nach den seit Monaten in dieser Frage konstanten Umfragen – keines der gewünschtenKoalitionsbündnisseeineAussichtauf die„Kanzlerme die„Kanzlermehrhrheit“ hat, ist es den Maßgeblichen in den Parteien fast unmöglich geworden zu vermitteln, welche Koalition sie anstreben. Die Unionsparteien blicken mit Sorge auf den Koal Koalitions itionspartner partner FDP und dessen Aussichten, die Fünf-Prozent-Hürde zu nehmen. Selbst wenn die etwa vier Prozent FDP-Stimmen zu den Prognosewerten der Union addiert werden, würde es nicht reichen. SPD und Grüne sind ebenfalls weit davon entfernt, gemeinsam eine Bundestagsme Bundes tagsmehrhei hrheitt zusta zustande nde zu bringen. Nur zwei Zweierbündnisse erscheinen ein Jahr vor der Wahl wahrscheinlich:: Schw lich Schwarz-R arz-Rot ot und Schw Schwarz-G arz-Grün. rün. DieseAussichtensinddie DieseAussic htensinddie Basi Basiss fürSpeku- Zukunftsmodell? Schwarz-Magenta Foto dapd
Frankfurt-Hahn
sein, eine Kanzlerin Merkel zu akzeptieren. Dass die Union als Bedingung für eine große Koalition von sich aus auf Angela Merkel verzichtet, gilt, ein halbwegs gutess Absc gute Abschnei hneidenvonCDU denvonCDU undCSUvorausgesetzt, als ausgeschlossen. Seitens der Unionsparteien aber hat sich noch kein Spitzenpolitiker mit der gleichen Wucht gegen geg en eine große Koal Koalition ition ausgesproausgesprochen, wie das Steinbrück – jedenfalls für sich als Person – getan hat. Nur wenn er seine Festlegung vor der Bundestagswa Bundestagswahl hl zurücknähm zurüc knähme, e, könnt könntee Stei Steinbrüc nbrückk nach Lage der Dinge in ein drittes „Kabinett Merkel“ eintreten. Gabriels Wendungen aber zeigen, wie die beiden großen Parteien ihre beiden kleineren „Wunschpartner“ behandeln. Unionund Uni onund SPDwoll SPDwollenselbstje enselbstje zwe zweiBündiBündnisoptionen zur Verfügung haben. Ihren „geborenen“ Partnern, der FDP und den Grünen, aber gönnen sie nur je eine Option.Anderesgiltes zuverhind zuverhindern.Entspre ern.Entspre-chend wird in der SPD kolportiert, das Spitzenper Spitz enpersona sonall derGrünenwerde– geg gegeebenenfalls – ein Bündnis mit der Union eingehen.VorallemJürgenTritt eing ehen.VorallemJürgenTrittinund inund die andere Fraktionsvorsitzende, Renate Künast,, würd nast würden en scho schon n aus Alter Altersgrün sgründen den dazu bereit sein. Es sei, wird gesagt, für die beiden Grünen die letzte Aussicht, noch einmal Bundesminister zu werden. Wenn Unionspolitiker streng sein wollen, erzählen sie, auf das Versprechen der FDP, nur mit CDU und CSU koalieren zu wollen, sei wenig Verlass. FDP-Politiker wie Christian Lindner und Wolfgang Kubicki würden sich – gegebenenfalls – für ein Bündnis mit SPD und Grünen einsetzen. Freilich: Die FDP ist derzeit dermaßen schwach, dass Unionspolitiker nicht oft böse sein wollen. Mit Vehemenz haben sich die Grünen gewehrt. Die Warnung Gabriels laufe „ins
Leere“, widersprachihr VorsitzenderCem Özdemi Özd emir, r, wei weill sic sichh kei kein n Grü Grüner ner für „Schwarz-Grün“einsetze.Auch „Schwar z-Grün“einsetze.Auch gabes grüne Sticheleien gegen die Sozialdemokraten – dort, wo es weh tut. „Meine Gegenaufforderung an Herrn Gabriel wäre, sich vielleicht an diesem Ideenwettbe Ideenwettbewerb werb aktiv zu beteiligen, wie denn die SPD einen Beitrag dazu leisten kann, dass wir RotGrün bekommen“, sagte Özdemir. Nichts anderes als ein Hinweis auf die immer noch ziemlich mäßigen Umfragewerte der SPD war das. Jürgen Trittin im Deutschlandfunk land funk wies noch auf eine andere Schwachstelle Schwachs telle des SPD-Kanzlerkan SPD-Kanzlerkandidadidaten Steinbrück hin: „Er hat Fehler gemacht.“ Immerhin fügte Trittin an: „Aber er hat diese Fehler auch korrigiert.“ Wenn Trittin es ganz übel mit der SPD gemeint hätte, hätte er noch etwas anfügen können: Durch Steinbrücks Steinbrücks Fehle Fehlerr und die Reaktionen in der SPD ist das Konzept des SPD-Kanzlerkandidaten gescheitert, scheit ert, wie weiland Joach Joachim im Gauck bei der Bundespräsidentenwa Bundespräsidentenwahl hl als ein parteiungebunden parteiung ebundener er Kandid Kandidat at in den Wählerreservoirs aller Parteien zu fischen. So übel jedoch meinte es Tritti Trittin n mit Steinbrück nicht. Doch unter Anhängern der SPD wird so geredet. Die nachträ nachträglichen glichen Glückwünsche Glückwünsche Gabriels nicht bloß zu den Kandidaten der Grünen, sondern auch zum Urwahlverfahren dürften seine Wunschpartner mit Genuss zur Kenntnis genommen haben. War dasnicht eineKritik amSPD-Fraktionsv amSPD-Fraktionsvororsitzenden Steinmeier, der mit seinem Kandidaturverzicht die Sturzgeburt des SPDKanzlerkandidaten Kanzlerka ndidaten provoziert hatte? Solche Reibereien zwischen den Bundestag Bundestagssfraktionen von SPD und Grünen gehören zur Tagesordnung. Die Unionsparteien aber sorgen sich, wegen des bürgerlich-protestantisc bürgerlich-protestantischen hen
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Hintergrundes der Spitz Hintergrundes Spitzenkandi enkandidatin datin Katrin Göring-Eckardt Göring-Eckardt Wähler an die Grünen zu verl verlieren ieren.. Immer Immerhin hin ist sie Bundestagsv Bundes tagsvizeprä izepräsiden sidentin tin und Präse Präsess der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland(EKD)– Deutsc hland(EKD)– undsie genie genießt ßt Ansehen auch in der Union. Deren Generalsekretäre sekret äre und Parl Parlamenta amentarische rische Geschäftsführer setzten auftragsgemäß zum Angriff an. Menschliche Beliebtheit reiche nicht. „Das ist kein Angebot, das bürgerliche Wähler überzeugt“, sagte Hermann Gröhe (CDU). „Gesellschaftspolitisch sind und bleiben die Grüne Grünen n eine durch und durch linke Partei“, äußerte Stefan Müller (CSU). „Jürgen Trittin ist
Morgen aufder Seit Morgen Seitee Staatt undRecht Staa Kunst und Rückgabe: Der Bundesgerichtshof Bundesg erichtshof will nicht, dass NS-Unrecht perpetuiert wird – auf Kosten des Rechts. derjenige, der jetzt das Sagen hat. Alles anderee istnur einenetteVerpackun ander einenetteVerpackung“,beg“,bemerkte Alexander Dobrindt (CSU). Trittin soll, als sei er ein Gottseibeiuns, zum eigentlich eigen tlichen en Wahl Wahlkampfg kampfgegner egner aufg aufgeebaut werden. So arrogant sei er, dass eine Zusammenarb Zusam menarbeit eit schon aus mensc menschlihlichen Gründen nicht möglich sei. Politische sc he Di Diff ffer eren enze zen n käme kä men n hi hinz nzu. u. „Schwarz-grüne Spekulationen verbieten sich damit von selbst“, lautet die Schlussfolgerung des CSU-Generalsekretärs. Manche in der Union aber lassen es sich nicht verbieten. Günther Beckstein (CSU), früher Ministerpräsident in Bayern, nannte Frau Göring-Eckardt eine „fromme Frau“ und eine „verlässliche
Frau“. 2009 hatte er bei der Wahl der Spitze der EKD-Synode – vergeblich – gegegen die Grüne kandidiert. Nun sagte Beckstein im Bayerischen Rundfunk, er könne sich vorstellen, dass „es zu einem Wahlergebnis kommt, wo Schwarz-Grün die Chance ist, und dann habe ich keine Bedenken, auch Schwarz-Grün in Erwägung zu ziehen“. Günter Krings (CDU), stellvertretender Vorsitzender der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, äußerte in der „Rheinischen Post“, die Wahl Frau Göring-Eckardts zur Spitzenkandidatin sei ein Signal, dass sich die Grünen für neue Bündnisse, also solche mit der Union, öffneten. Er nannte es ein „gutes Zeichen“. Auch weiter oben in der Union sind Leute auf Abwegen. Ursula von der Leyen, Arbeitsministerin und stellvertretende CDU-Vorsitzende, pflegt seit Wochen zu versichern, in der nächsten Regierungskoalition würden Mindestlöhne beschlossen, wissend, dass die FDP das partout nicht will. Ob nach der großen Koalition und nach dem schwarz-gelben Bündnis „Schwarz-Grün“ „Schwarz-Grün“ komme, wurde sie jüngst gefragt. „Das wird an der Wahlurne entschieden“, war die Antwort. Selbst der Frage, ob sie sich eine Fortsetzung der Koalition Koalition mit der FDP wünsche, wünsche, wich die Minist Ministerin erin aus. „Parteien sollten ihre eigene Position ganz klar bestimmen.“ Bundes Bun desfina finanzm nzmini iniste sterr Wolfga Wol fgang ng Schäuble (CDU) aber hatte mit der Verhöhnung Philipp Röslers begonnen. Jedenfalls wurde seineBemerkung, der (damals frisch gewählte) FDP-Vorsitzende sei „überaus sachkundig und liebenswürdig“, in dessen Partei als Spott verstanden. Auch eine Bemerkung Angela Merkels ging auf Kosten des FDP-Vorsitzenden. „Herr Rösler ist gerne Vizekanzler – und das kann ich gut verstehen.“
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EINFACHER FLUG AB
Politik
SEITE 4 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
Bezeichnung „rechtsradikal“ von der Meinungsfreiheit gedeckt
Inlandin Kürze Nürnberg ohne „N-SU“-Kennzeichen –
Die Stadt Nürnberg verzichtet bei ihren Dienstfahrzeugen auf Kennzeichen mit der Buchstabenfolge „N-SU“. Mitden Morden derTerrorzelle„Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) habe diese Buchstabenkombination eine schlimme Bedeutung erhalten, sagte Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD). Die Fahrzeuge des kommunalen Eigenbetriebs Stadtentwässerung undUmweltanalytik,die bislangKennzeichen mit N-SU haben, erhalten neue Nummernschilder. Zugleich können private Halter von Fahrzeugen, die ein Kennzeichen mit dieser Buchstabenfolge haben, ein neues Nummernschild beantragen, ohne dass Gebühren erhoben werden. (ff.) Kurt Beck soll aussagen – Im UntreueProzess wegen der Finanzierung des Nürburgring-Ausbaus sollen der rheinland-pfälzische Ministerpräsident KurtBeck(SPD)und seingesamtesKabinett aus dem Jahr 2009 nun doch öffentlich vernommen werden. Das Gerichtwerdeauf Anregungder Staatsanwaltschaft umeine entsprechende Sondergenehmigung der Landesregierung und der Landtagsverwaltung bitten, sagte der Vorsitzende Richter. Als wahrscheinliche Termine für die Vernehmung Becks und seiner Minister, darunter auch seine designierte Nachfolgerin Malu Dreyer (SPD), nannte derRichterden3. und5. Dezember.Ursprünglich sollten der Ministerpräsidentund seinenochamtierendenKabinettsmitglieder und Landtagsabgeordnete nicht öffentlich vor dem Amtsgericht Mainz aussagen. (holl.) CDU-Fraktion wählt abermals – Die CDU-Fraktion im Brandenburger Landtag hat am Dienstag abermals die stellvertretende Fraktionsvorsitzende gewählt. Es kandidierten, wie schon vor drei Wochen, Roswitha Schier und BarbaraRichstein,und esgewannabermals Frau Schier. Die Wahl war notwendig geworden, weil Frau Richstein die Wahl angefochten hatte und Frau Schier daraufhin zurückgetreten war. Am Samstag wählt die märkische Union eine neue Parteispitze. (mk.) Wieder Streit bei den Piraten – Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Piratenpartei im nordrhein-westfälischen Landtag, Monika Pieper, hält eineAuflösung ihrer Fraktionfür möglich. „Jeder handelt so, wie er es für richtig hält, ohne auf die KonsequenzenRücksichtzu nehmen“, schreibt sie in einem in Internet veröffentlichten Brief. Derzeit sei die Fraktion ein „lockerer Haufen von 20 Piraten ohne Regeln und Verbindlichkeiten“. Wenn das so bleibe, „können wir die Fraktionauch auflösen“.Dienordrhein-westfälische Piratenpartei hatte bei der Landtagswahl im Mai 7,8 Prozent der Stimmen erhalten. (reb.) Abermals Akten vernichtet – Die Leiterin des Berliner Verfassungsschutzes, Claudia Schmid, hat am Dienstag darüber informiert, dass in ihrem Haus 2010 Akten vernichtet worden sind, dienichtzuvordem Landesarchivangeboten worden waren. Die Vernichtung war ordnungsgemäß angeordnet worden. Frau Schmid hat Innensenator Frank Henkel (CDU) am Montag über den Vorgang informiert. Dieser sprach am Dienstag von „ernsthaften strukturellen Mängeln“ beim Verfassungsschutz. Die Akten betrafen nach Auskunft von Frau Schmid die verbotene rechtsextreme Gruppe „Blood and Honour“. Sie nehme an, dass das kür zlich bekanntgewordeneSchreddern vonAkten, die ins Landesarchiv gehörten, sowie das Schreddern von Akten, die zuvor nicht dem Landesarchiv angeboten worden seien, auf „Fehlern und Missverständnissen“ beruhe, sagte Frau Schmid,doch seiauchüber „strukturelle Mängel“ zu reden. Zu überdenken gab sie etwa eine stärkere Verzahnung ihrer Behörde mit der Arbeit des Geheimschutzbeauftragten. (mk.)
Neonazi-Ausschuss tagt in Erfurt cpm. ERFURT, 13. November. In Erfurt hat der Untersuchungsausschuss „Rechtsterrorismus und Behördenhandeln“, der das Abtauchensder Terrorzelle„Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) untersucht, seine Arbeit fortgesetzt. Noch immer befasst sich der Ausschuss, den der Landtag am 26. Januar eingesetzt hat und derwohl dieganze Legislaturperiodehin-
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Karlsruhe: Werturteil / „Grundrecht im Kern betroffen“
Lunch in London – Mit einer eintägigen Reise nach Großbritannien hat Bundespräsident Joachim Gauck seine Antrittsbesuche bei den europäischen Nachbarn abgeschlossen. Gauck und seine Lebenspartnerin Daniela Schadt kamen am Dienstag in London mit KöniginElisabethII. undPrinz Philipzu einem Mittagessenzusammen. NacheinemAperitifgab esim Buckingham-Palast einDreiGänge-Menü. „Als besondere Geste wurde ein Riesling von der Saar gereicht“, hieß es aus dem Bundespräsidialamt. Zum Abschluss Foto dpa tranken die Staatsoberhäupter Kaffee. (dapd)
Eine Gewerkschaft für den ganzen öffentlichen Dienst Beamtenbund und Tarifunion fusionieren / Harte Tarifauseinandersetzungen angekündigt rab. BERLIN, 13. November. Der „DBB an, dass der Artikel 33 des Grundgesetzes Beamtenbund undTarifunion“hatauf sei- bei der Ausübung hoheitsrechtlicher Benem Gewerkschaftstag am Dienstag in fugnisse „einenVorrang fürdie BeschäftiBerlin die Verschmelzung der bisher zwei gung im Beamtenverhältnis“ vorsehe. Gewerkschaften für Beamte (Beamten- Dessen Umfang könne man politisch enbund) und für Angestellte des öffentli- ger oder weiter interpretieren: „Nun sind chen Dienstes (Tarifunion) beschlossen. wir keine Utopisten, die verlangten, dass 94,69 Prozent der 868 Delegierten votier- die Fahrer, die mit ihren Zugmaschinen ten für die Strukturreform und wählten die Flugzeuge am Boden bewegen, moranschließend erstmals gemeinsam eine gen verbeamtet werden sollen.“ Aber vor neue Bundesleitung für die O rganisation, der 1,26 Millionen Mitglieder angehören. Zum Bundesvorsitzenden wurde der VollDBB-Chef Klaus Dauderstädt im jurist Klaus Dauderstädt gewählt, zum Porträt, Zeitgeschehen, Seite 8 Fachvorstand Tarifpolitik Willi Russ und zum Fachvorstand Beamtenpolitik Hans jedem Herauslösen von Aufgaben aus Ulrich Benra. Dauderstädt drohte den Ländern für dem öffentlichen Dienst müssten die Foldas Frühjahr harte Tarifauseinanderset- gen langfristigabgeschätzt werden.Jedenzungen an. Die Beschäftigen des öffentli- falls dürften Beamte nicht streiken, und chen Dienstes dürften trotz der angekün- das müsse so bleiben. Derneue Bundesvorsitzende – zumersdigten Sparhaushalte in den Ländern nicht von der allgemeinen Einkommens- ten Mal übt ein Angestellter, kein Beamentwicklungausgegrenztwerden,sagte er ter diese Funktion aus – stellte heraus, aufdem Gewerkschaftstag.Der DBBwer- dass der öffentliche Dienst „den Staat am de weiterhin für einen Gleichklang zwi- Laufen“halte.Dafürerwarteer imGegenschen den Gruppen der Beamten und der zug,„dassman unseren Einsatzauch wür Angestellten in der Einkommensentwick- digt“: „Wir möchten keine Angst haben, lungeintreten.Dauderstädterinnertedar- aus einer Befristung nicht übernommen
zu werden, keine Angst, dass eine Beförderung blockiert wird, keine Angst, dass unsere Versorgungsrücklagen verfrühstückt werden, und keine Angst vor Einheitsdienstrecht, Einheitsversicherung oder Einheitsgewerkschaft.“ Derneue Vorsitzendewarnte davor,angesichtsleerer öffentlicherKassenund eineralterndenBevölkerungdas hoheLeistungsniveau der Verwaltung in Deutschland durch falsche Personalpolitik zu gefährden. Heute schon fehlten mehr als 100 000 Fachkräfte – darunter 15 000 Finanzbeamte, 10 000 Polizisten, 10 000 Lehrer, Lebensmittelkontrolleure, Straßenwärter, Zöllner und auch Ingenieure. In den kommenden Jahren würden weitere 700 000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in den Ruhestand gehen. Politiker aus Bund und Ländern sowie Abgeordnete der im Bundestag vertretenen Parteien überboten sich anschließend in Reden und Grußworten mit Lobeshymnen auf den öffentlichen Dienst im Allgemeinen und das Berufsbeamtentum im Besonderen. Der niedersächsische Ministerpräsident McAllister (CDU) bezeichnete es als „tragende Säule unseres Staatswesens“.
Friedrich gegen Fusion von Sicherheitsbehörden Innenminister äußert sich skeptisch zu NPD-Verbot / Herbsttagung des Bundeskriminalamts pca. BERLIN, 13. November. Bundesinnenminister Friedrich (CSU) hat sich abermals skeptisch zu einem NPD-Verbotsverfahrengeäußert. „Verbote von Parteienmüsseultimaratiobleiben.Wir müssen in erster Linie dafür sorgen, dass auch radikale Parteien mit Argumenten bekämpft werden“, sagte Friedrich bei der Herbst-Tagung des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden. Allerdings gebe es „Überschneidungen zwischen der NPD und gewaltbereiten Neonazis, beispielsweise bei Demonstrationen, beispielsweise bei rechtsradikalen Musikveranstaltungen“. Friedrich fügte hinzu: „Wir müssen das Prozessrisiko abwägen“ und dann „klug entscheiden“. Er selbst sei „weder leidenschaftlich für noch leidenschaftlich gegen ein NPD-Verbot“. Die Entscheidung müsse aber bald getroffen werden,
denn es sei nicht gut,solche Entscheidungen im zeitlichen Zusammenhang mit dem Wahlkampf zu treffen. Friedrich rief zu einer verstärkten Verzahnungder Sicherheitsbehörden auf.Der Schlüssel zum Erfolg sei aber „nicht Fusion und Zusammenlegung“ von Sicherheitsbehörden, sondern „eine partnerschaftliche Herangehensweise“ der Polizei- und Nachrichtendienstbehörden. Richtig sei „Vernetzung“ und nicht „Zentralisierung“. DerPräsident des BKA,Ziercke, sagte es könne nicht ausgeschlossen werdenTerroristendes „Nationalsozialistischer Untergrund“(NSU)Nachahmerfänden. „Ausschließen dürfen wir nach den Erfahrungen mit dem NSU nichts mehr.“ Friedrichverteidigte dieEinrichtungeines neuen, umfassenden Abwehr- und Analysezentrum (GETZ) gegen Kritik.
Der innenpolitische Sprecher der SPDBundestagsfraktion, Michael Hartmann, griff Friedrich in dieser Sache an. „Der Bundesinnenministerversagtauf derganzen Linie, nicht nur beim Kampf gegen Nazis. Gerade jetzt, wo es um engste Zusammenarbeit und Vertrauen zwischen Bund und Ländern geht, brüskiert er die Beteiligten erneut.“ Friedrich werde mit seinem „Supersicherheitszentrum“ ebenso scheitern wie mit seinem Versuch zur Neuordnung des Verfassungsschutzes, sagte Hartmann. Die BKA-Herbsttagung befasst sich mit dem Rechtsextremismus. An diesem Mittwoch wird auch der türkische Botschafter inDeutschlandeineRedehalten.Generalbundesanwalt Rangesoll sprechenzu „Verfahrensproblemenund Terrorismusgesetzgebung“. (Kommentar Seite 8.)
durch bis 2014 tagen wird, mit dem Zeit- wer. In Roewers Amtszeit, die 1994 beraum bis zum Abtauchen des Jenaer Trios gann und 2000 von Ministerp räsident VoimJanuar1998.Bis zuden Morden,Atten- gel (CDU) beendet wurde, waren die Mittaten und Banküberfällen, die den mut- glieder des Trios mit Straftaten auffällig maßlichen Tätern zur Last gelegt werden, geworden und schließlich untergetaucht. ist der Ausschuss noch nicht vorgedrun- Wichtige Fragen, wie etwa die Arbeit mit gen. Die Regierungsfraktionen von CDU Verbindungsleuten in die rechte Szene, und SPD fragen bereits ungeduldig, wann seien unmittelbar zwischen Roewer und es denn vorangehe. dem damaligen Innenminister Dewes Ein frühererAbteilungsleiterdes Innen- (SPD) besprochen worden, sagte Hillministeriums, Bernd Hillmann, der den mann. Dewes habe sogar die Verhältnisse Verfassungsschutz zu kontrollieren hatte, zwischen dem Verfassungsschutz sowie verteidigte den viel kritisierten früheren dessen Fach- und Rechtsaufsicht umgePräsidentendes Verfassungsschutzes Roe- kehrt, indem er den Verfassungsschutz
mit der Untersuchung eines Vorgangs im Innenministerium betraut habe. Ungeklärt sind noch immer die genauen Umstände, unter denen Roewer an sein Amt kam. Befragt wurde dazu der frühere Staatssekretär im Innenministerium Michael Lippert (CDU), in dessen Amtszeit (1990bis 1994)RoewerPräsidentdes Verfassungsschutzes wurde. Die Entscheidung über Roewer sei im Kabinett gefallen und von der Staatskanzlei vorbereitet worden.Damals wardie heutige MinisterpräsidentinChristine LieberknechtMinisterin in der Staatskanzlei.
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Mü. FRANKFURT, 13. November. Die Bezeichnung eines anderen als „rechtsradikal“ in einer Auseinandersetzung in einem Internetforum ist ein Werturteil undgrundsätzlichvonder Meinungsfreiheit gedeckt. Das hat das Bundesverfassungsgericht am Dienstag entschieden. Der Erste Senat hob damit die Entscheidungen der Vorinstanzen auf. Ein Rechtsanwalt hatte auf seiner Kanzleihomepage und in Zeitschriftenveröffentlichungenetwa über die „khasarischen, also nicht-semitischen Juden“ geschrieben, die das Wirtschaftsgeschehen in der Welt bestimmten, und über den „transitorischen Charakter“ des Grundgesetzes, das lediglich ein „ordnungsrechtliches Instrumentarium der Siegermächte“ sei. Ein anderer Anwalt setzte sich in einem Internet-Diskussionsforum damit auseinander: Der Verfasser liefere „einenseinertypischenrechtsextremenoriginellen Beiträge zur Besatzerrepublik BRD, die endlich durch einen bioregionalistischorganisierten Volksstaat zuersetzen sei“. Wer meine, „die Welt werde im Grunde von einer Gruppe khasarischer Juden beherrscht, welche im Verborgenen die Strippen ziehe“, müsse „es sich gefallen lassen, rechtsradikal genannt zu werden“. Das Landgericht und das Oberlandesgericht verurteilten den Anwalt zur Unterlassung der Äußerungen, wobei das Landgericht sie teilweise als unwahre Tatsachenbehauptungen und das Oberlandesgericht sie als Schmähkritik aus dem Schutzbereich der Meinungsfreiheitherausfallenließen. DasBundesver-
fassungsgericht hob nun beide Urteile auf und verwies die Sache an das Landgericht zurück. DieseUrteile verletzenden Beschwerdeführer nach Ansicht der Karlsruher Richter in seinem Grundrecht auf Meinungsfreiheit. Es handele sich um Meinungsäußerungenin FormeinesWerturteils,denn esist nicht durcheineBeweiserhebung festzustellen, wann ein Beitrag „rechtsextrem“ ist, wann sich ein Denken vom „klassisch rechtsradikalen verschwörungstheoretischen Weltbild“ unterscheidetund wannman „essich gefallen lassen muss, rechtsradikal genannt zu werden“. Bedeutung und Tragweite der Meinungsfreiheit würden verkannt, wenn eine Äußerung unzutreffend als Tatsachenbehauptung, Formalbeleidigung oder Schmähkritik eingestuft werde. In der Abwägung müsse berücksichtigtwerden,dass derAnwalt,derauf Unterlassung der Äußerungen klagte, wederin seinerIntim-noch inseinerPrivatsphäre betroffen sei, sondern allenfalls in seiner Sozialsphäre. „Dagegen ist die Meinungsfreiheit des Beschwerdeführersin ihrem Kernbetroffen.“Die Verurteilung zur Unterlassung eines Werturteils müsse im Interesse des Schutzes der Meinungsfreiheit „auf das zum Rechtsgüterschutzunbedingt Erforderliche beschränkt werden“. Der Anwalt habe seine Beiträge öffentlich zur Diskussion gestellt;„dannmuss zuröffentlichen Meinungsbildung auch eine inhaltliche Diskussion möglich sein“, entschied das Bundesverfassungsgericht (Aktenzeichen 1 BvR 2979/10). (Kommentar Seite 8.)
Spracherfordernis wird geprüft Gericht leitet Klage einer Türkin an den EuGH weiter mk. BERLIN, 13. November. Das Berlilangtwird.Die Anforderungan nachziener Verwaltungsgericht hatdie Klage ei- hende Ehepartner, „sich in einfacher ner jungen Türkin an den Gerichtshof Weise in deutscher Sprache verständiderEuropäischen Union (EuGH) weiter- gen zu können“, so das Gericht, sei bisgeleitet. Die 25 Jahre alte Frau hatte her von den deutschen Gerichten nicht 2010in derTürkeieinen siebenJahreäl- beanstandet worden. Inzwischen hat terenTürken geheiratet,der eineNieder- das Bundesverwaltungsgericht jedoch lassungserlaubnis in Deutschland be- in einem anderen Fall solche Fragen als sitzt und seit 1988 hier lebt. Die Ehefrau offenbezeichnet;daherlässtdas Verwalhat zweimalSprachprüfungenbeim Goe- tungsgericht nun das Spracherfordernis the-Institut in Ankara nicht bestanden beim Ehegattennachzug grundsätzlich und damit eine Voraussetzung zur Ertei- überprüfen. Es legte dem EuGH zwei lungeinesVisumsnicht erfüllt. IhrePrü- Fragen zur Entscheidung vor: Widerfungsergebnisse lagen bei 8,5 bezie- sprichtdie Sprachanforderungden Assohungsweise 4,5 von 25 möglichen Punk- ziationsabkommen zwischender damaliten. Ihr wurde daraufhin ein Einreisevi- gen Europäischen Wirtschaftsgemeinsum verweigert. Die Klägerin habe, so schaft und der Türkei, in denen vereindas Gericht in seinem Beschluss, nicht bart wurde, „keine neuen Beschränkundargelegt, warum es ihr nicht zuzumu- gen der Niederlassungsfreiheit“ einzuten sei, vor der Einreise nach Deutschführen, oder widerspricht sie möglicherlandr udimentäredeutsche Sprachkennt- weise EU-Recht? (Aktenzeichen VG 29 nissenachzuweisen,wie esseit 2007ver- K 138.12 V.)
Schutz für Sinti und Roma Schleswig-Holstein ändert seine Landesverfassung F.P. KIEL, 13. November. Der Landtag rellen Arbeit in Schleswig-Holstein ist von Schleswig-Holstein wird an diesem der Landesverband Deutscher Sinti und Mittwocheine Änderung derLandesver- Roma e.V. Er wird mit Mitteln des Lanfassung beschließen, nach der die Sinti des Schleswig-Holstein gefördert. undRomaals Minderheit unterbesondeDie Förderung beinhaltet unter anderen Schutz gestellt werden. Der Antrag rem auch Gelder für die Arbeit von Mekann mit der Zustimmung des gesamten diatoren an Kieler Schulen. Sinti-Kinder Landtages in Kiel rechnen. Schleswighaben oft einen schweren Stand in der Holstein ist damit das erste Bundesland, Schule. Zum einen stößt ihre Kultur auf daseinensolchenPassusin seineVerfas- Vorbehalte, zum anderen behindern sung aufnimmt. Die Sinti und Roma er- häufig mangelnde Kenntnisse der deuthalten so einen ähnlichen Status wie die schen Sprache den Lernerfolg. Die Mein der Verfassung bereits genannten Dä- diatoren vermitteln bei kulturellen und nen und Friesen. sprachlichen Problemen zwischen den Die Sinti und Roma, die ursprünglich Lehrern und Eltern und sind auch Anaus Indien kamen, sind im Norden sprechpartner für die Kinder. schonlange zuHause.Ihre erstebekannDie Verfassungsänderung zugunsten te urkundliche Erwähnung findet sich der Sinti und Roma war seit etwa zwei 1417 in einer Lübecker Urkunde. Etwa Jahrzehnten betrieben worden, vor al400 Sinti und Roma kamen in der Zeit lem von der SPD. Aber erst seit SPD, des Nationalsozialismus in den Vernich- Grüne und Südschleswigscher Wählertungslagern um. In Schleswig-Holstein, verband gemeinsam regieren, zeichnete wo die Minderheitenpolitik von großer sich eine Zweidrittelmehrheit im LandBedeutung ist, leben heute schätzungs- tag für die Verfassungsänderung ab, zuweise 5000 Sinti und Roma, in ganz mal auch die FDP und die Piratenpartei Deutschland sind es etwa 70 000. Die Zustimmung signalisierten. In der verSinti und Roma im Norden wohnen vor gangenen Woche gab aber auch die allem in den Städten Kiel und Lübeck, CDU-Fraktion ihren Widerstand auf. aber auch im Hamburger Umland. In Dies sei kein leichter Schritt gewesen, Kiel entstand für sie die Siedlung „Maro sagte der Fraktionsvorsitzende JohanTemm“,was „Unser Platz“ bedeutet. Für nes Callsen.„Bislang wares die Position das Wohnprojekt bot die Landeshaupt- der CDU-Fraktion, dass die Landesverstadt ein 10 000 Quadratmeter großes fassung ausnahmslos den Schutz landesErbpachtgrundstück im Stadtteil Gaar- spezifischer Minderheiten – also den denan. Trägerder politischenundkultu- der Dänen und Friesen – regeln soll.“
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Politik
SEITE 6 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
Ausland in Kürze Angriffe in Gaza vorerst eingestellt —
Militante Palästinenser im Gazastreifen und das israelische Militär haben die gegenseitigen Angriffe nach vier Tagen eskalierender Gewalt am Dienstag vorerst eingestellt. Zuvor hatte die israelische Regierung mit einer harten Antwort auf die mehr als 120 Raketen und Mörsergranaten gedroht, die seit Samstag aus dem Gazastreifen Richtung Israel abgeschossen worden waren. Am frühenMorgen hatte die israelische Luftwaffe noch drei Ziele in dem Küstenstreifen am Mittelmeer angegriffen. Dabei gab es jedoch nach Informationen aus Gaza-Stadt keine Opfer. Das israelische Militär berichtete von einem Raketeneinschlag am Morgen.Auchdabei kamniemandzu Schaden. Am Vortag hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Botschafter inIsraelüber Gegenmaßnahmeninformiert.Israel werdehandeln,um dieRaketenangriffe zu beenden, zitierte ihn die Zeitung „Haaretz“. (dpa) Achalaja droht lange Haftstrafe – Wegen Foltervorwürfen drohen dem umstrittenen früheren georgischen Innenminister Batscho Achalaja bis zu 15 Jahre Haft. Er habe als Verteidigungsminister 19 Soldaten im Winter tagelang ohne Essen und Heizung einsperren lassen, sagte der georgische Generalstaatsanwalt am Dienstag in Tiflis. Er klagte den 32 Jahre alten Achalaja, der vor knapp einer Woche verhaftet worden war, daher auch wegen Freiheitsberaubung an, wie georgische Medien berichteten. Viele Georgier geben dem engen Vertrauten von Präsident Micheil Saakaschwili zudem die Schuld an einem Folterskandal in Gefängnissen. Berichte über die grausamen Misshandlungen hatten kurz vor der Parlamentswahl am 1. Oktoberzu Massenprotesten geführt. Achalaja hatte daraufhin zurücktreten müssen. (dpa) Abu Qatada freigelassen — Die britische Justiz hat den islamistischen Prediger Abu Qatada am Dienstag aus der Haft entlassen. Der 51 Jahre alte Terrorverdächtige verließ am Vormittag in einem dunklen Transporter das Hochsicherheitsgefängnis Long Lartin. Die Justiz hatte am Montag einem Einspruch Qatadas gegen seine geplante Auslieferung an Jordanien stattgegeben und entschieden, dass der Islamist unter strengen Auflagen auf freien Fuß kommt. Großbritannien versucht seit einem Jahrzehnt, den mutmaßlichen Al-Qaida-Aktivisten nach Jordanien auszuweisen, wogegen Qatada immer wieder den Rechtsweg beschreitet. Die britische Regierung sieht in ihm ein Risiko für die nat ionale Sicherheit. Die Justiz begründete die Entscheidung zu seiner Freilassung damit, dass Qatada in seinem Heimatland ein Prozess drohe, in dem unter Folter erzwungene Beweise gegen ihn verwendet werden könnten. Zu den Auflagen der Haftentlassung gehören nun eine ständige elektronischeÜberwachungund begrenzteAusgangsmöglichkeiten. (AFP) Angriffe in Kabul – Bei Raketenangriffen sind in der afghanischen Hauptstadt Kabul am Dienstag mindestens ein Mensch getötet und drei weitere verletzt worden. Aufständische feuerten am Morgen mindestens vier Geschosse ab, wie die Polizei mitteilte. Zweidavon schlugennahedem Flughafen ein, ein weiteres Geschoss in der Nähe eines Fernsehsenders. Die vierte Raketelandete inder NäheeinesBürogebäudes, das vom afghanischen Geheimdienst genutzt wird. (dapd)
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Ein Idol wird exhumiert storbenen Palästinenserführers, sondern des Status der palästinensischen Vertre– als Vorsitzender der Arafat-Stiftung – tung zu bitten. Seit September 2011 warauch dessen Nachlassverwalter. Die offi- tet Abbas auf eine Entscheidung des UNzielle Gedenkfeier, die Kidwa jedes Jahr Sicherheitsrats über die palästinensische für seinen Onkel im Kulturpalast von Ra- Bewerbung um eine UN-Vollmitgliedmallah organisiert, stand zwar 2012 unter schaft, die die Vereinigten Staaten ablehdem Motto „Wir sind alle Jassir Arafat“, nen. In der UN-Vollversammlung ist Ababer die wichtigsteBotschaft war eine an- basschonheuteeine Mehrheitfüreine Redere: Lasst unser Nationalsymbol in Frie- solution sicher, die die Palästinenser weden ruhen. nigstens zu einem Beobachterstaat („non Von Hans-Christian Rößler Damit übte der frühere palästinensi- member observer state“) machen wird. sche Außenminister auch indirekt Kritik Als Datum für die Abstimmunghat Abbas RAMALLAH, 13. November. Am Diens- an Arafats Nachfolger Abbas, der kurz jetzt den 29. November genannt. tag räumen Arbeiter die letzten Kränze nach dem Fernsehbericht den ForderunIm September vorigen Jahres versambeiseiteund machen sichan derSteinplat- gen nachgab, den Leichnam noch einmal melten sich die Palästinenser auf Plätzen, te zu schaffen. „Unser Führer Jassir Ara- untersuchen zu lassen. „Für diese ab- um Abbas zuzujubeln, als seine Bewerfat“, steht in schwungvollen arabischen scheuliche Idee gibt es keine Rechtferti- bungsrede aus New York übertragen wurLettern darauf. Genau elf mal elf Meter gung. Unser Volk kennt die Wahrheit. Es de. „Dieses Mal sind die Menschen nicht ist das würfelförmige Mausoleum neben ist Zeit, die Mörder zur Rechenschaft zu aufgeregt. Sie erinnern sich an voriges dem Präsidentenpalast in Ramallah groß, ziehen“, fordert Kidwa. Schon im Foyer Jahr, als nach der UN-Bewerbung nichts das damit an Arafats Todestag am 11. No- des Kulturpalasts stellen Plakate mit Zei- passierte“, sagt der Politikwissenschaftler vember2004 erinnert.Zum achten Jahres- tungsausschnitten klar, wen er für verant- Ghassan Khatib. Besorgt reagieren mantag pilgerten am Wochenende noch viele wortlich hält: Dort kommen der frühere che eher auf die israelischen Drohungen, Palästinenser dorthin. Jetzt sind die Tore israelische Ministerpräsident Ariel Scha- die Überweisung palästinensischer Steugeschlossen und mit blauen Plastikplanen ron und andere israelische Politiker und ergelderzu stoppen undandereStrafmaßzugehängt – bis zum 26. November soll Militärs mit Zitaten zu Wort, die aus Kid- nahmen zu verhängen. „Israel hat kein die vier Meter dicke Betonschicht durch- wasSichtbeweisen, dasssie Arafat mital- Interesse am Zusammenbruch der Autobrochen sein, unter der der Leichnam len Mitteln beseitigen wollten. nomiebehörde“,dämpft MohammedStayliegt. Denn dieser wird nun exhumiert. „Polonium wäre nur ein zusätzlicher yeh die Befürchtungen; er gehört dem FaDer palästinensischen Autonomiebe- Hinweis. Bei einer Halbwertszeit von tah-Zentralkomiteean undgiltals einVerhörde fehlt zwar das Geld, um das Arafat- acht Jahren könnte es acht Jahre nach trauter des Präsidenten. Stayyeh erwarMuseum neben dem Mausoleum fertigzu- dem Tod aber für einen Nachweis schon tet, dass Israel vor allem mit zusätzlichem stellen. Aber Arafats Nachfolger Mahmud zu spät sein“,sagt Kidwa. Wasel abu Jusef Siedlungsbau reagiert. Zudem hätten ara Abbas ließ sich nicht davon abbringen, teilt Kidwas Bedenken. Auch das Mit- bische Staaten wie Saudi-Arabien ein fieine neue Baustelle aufzumachen. Fach- glied des einflussreichen PLO-Exekutiv- nanzielles „Sicherheitsnetz“ im Wert von leute aus Frankreich und der Schweiz sol- komitees ist dagegen, das Grab für weite- monatlich 100 Millionen Dollar in Auslen mit russischer Unterstützung Proben re Untersuchungen zu öffnen. „Wir wis- sichtgestellt.„Wirmüssen endlichdas ponehmen,um endlichherauszufinden, wor- sen,dasser vergiftetwurde.Waswir brau- litische Vakuum beenden, auch wenn wir an Arafat in einem Pariser Militärkranchen, ist eine internationale Untersu- keine zu großen Erwartungen wecken kenhaus wirklich gestorben ist. Im Juli chung, um die Mörder zu finden“, sagt Ju- sollten“, sagt Stayyeh. hatten Schweizer Experten in einem Do- sef.Als Vorbildnennter dasinternationa Aber Abbas hoff t fast verzweifelt, mit kumentarfilm des qatarischen Senders Al leSondertribunal, dasden Mordam frühe- seinem zweiten UN-Antrag die Initiative Dschazira Hinweise darauf gefunden, ren libanesischenMinisterpräsidentenRa- wiederzugewinnen undin dereigenenBedass der PLO-Chef möglicherweise durch fiqHariri aufklärtund schonmehrereAn- völkerung an Boden gutzumachen. Zudie radioaktive Substanz Polonium 210 klagen erhoben hat. letzt hatte ervielePalästinenser mitÄußevergiftet worden ist. „Die Leute wollen Der verstorbene Palästinenserführer rungen irritiert, die klangen, als sei er zu die Wahrheit wissen. Es sind auch schon beschäftigt die Menschen wieder einmal Kompromissen beim Rückkehrrecht paandere Muslime exhumiert worden. Des- stärker alsseinlebenderNachfolger. Wäh- lästinensischer Flüchtlinge bereit. Zudem halb wird es bis zum Monatsende gescherend der Arafat-Gedenkfeier in seinem findet seine Ankündigung, am Tag nach hen“, sagt Abbas’ Berater Sabri Saidam. Präsidentensitz versuchte Abbas am Wo- der UN-Abstimmung wieder mit Israel zu Aber längst nicht alle Palästinenser chenende, sich als tatkräftiger Präsident verhandeln,kaum Unterstützung.Eingrosind damit einverstanden, die Totenruhe in Erinnerung zu bringen: Niemand kön- ßes Plakat, das in der Nähe von Präsidenihres Idols zu stören. „Die Öffnung des ne sich vorstellen, welch starker Druck tensitz und Arafat-Mausoleum dem ersGrabs ist unnötig. Wir wissen, dass Araauf die Palästinenser ausgeübt werde. ten Wintersturm trotzt, soll offenbar helfat ermordet wurde, und wir wissen, wer Aber er werde sich nicht davon abhalten fen, die Zweifel skeptischer Palästinenser dafür verantwortlich ist“, sagt Nasser al lassen, noch vor Ende November die UN- zuzerstreuen.DaraufblicktArafatseinen Kidwa. Er ist nicht nur der Neffe des ver- Vollversammlung um eine Aufwertung Nachfolger aufmunternd an.
Palästinenserpräsident Abbas will den Leichnam seines Vorgängers Jassir Arafat untersuchen lassen und damit als tatkräftiger Führer erscheinen.
Ramallah, 12. November 2004: Der Leichnam Arafats wird zu Grabe getragen.
Foto AP
Gefragte Ausbilder Die afghanische Pionierschule braucht die Hilfe der Bundeswehr / Von Johannes Leithäuser
Personalien Boutros Boutros-Ghali 90 Als Boutros Boutros-Ghali am 1. Januar 1992 als erster Afrikaner Generalsekretär der Vereinten Nationen wurde, war die bipolare Weltordnung gerade verschwunden. Mit der Auflösung der Sowjetunion im Dezember 1991 standen die UN vor einem Umbruch, auf die der ägyptische Kopte mit seiner „Agenda für den Frieden“ reagierte: Kernstückdes Plans wardie Bildungeiner schnellen Eingreiftruppe, die Konflikte wie den in Jugoslawien rasch lösen sollte. Doch das vom früheren Dekander Fakultätfür Wirtschaftund Politikwissenschaft an der Universität KairovorgelegteKonzeptstießauf den Widerstand der Vetomächte im UN-Sicherheitsrat. Selbst die Regierung in Paris, wo der frankophile Angehörige der ägyptischen Oberschicht 1949 an der Sorbonne in Internationalem Recht promoviert worden war, versagte dem bekennenden „Drittweltler“ die Unterstützung. Dass er zu sehr General und zu wenig Sekretär sei, machte ihm nach der Tötung amerikanischer UN-Soldaten in Somalia 1993 die Regierung Clinton zum Vorwurf – und verhinderte 1996 seine Wiederwahl. Seine politische Karriere hatte knapp zwanzig Jahre zuvor begonnen, mit der Ernennung zum Staatsminister durch Präsident Anwar al Sadat, den er im November 1977 zum historischen Treffen mit Israels Ministerpräsident Menachem Begin nach Jerusalem begleitete. Bis zur Enteignung durch Gamal Abdel Nasser war Boutros-Ghalis
MAZAR- I-SHA RIF, 13. November. Der Zünder der Sprengfalle liegt unter den Wurzeln eines Kiefernbäumchens, am Straßenrand, kaum einen Meter von den Schuhspitzen des deutschen Verteidigungsministers entfernt. Thomas de Maizière sieht geduldig zu, wie der junge afghanische Feuerwerker mit einem Pinsel langsam den Staub von der Zündschnur wischt und die rote Plastikdose mit dem Zündmechanismus freilegt. Hier ist nur eine Attrappe vergraben, auf dem Gelände derPionierschuleder afghanischenArmee, in der Offiziere der Bundeswehr ihren einheimischen Kameraden zur Seite stehen, um ihnen bei der Ausbildung, der Organisation und der Leitung dieser Einheit zu helfen. Dieses „Monitoring“, das Begleiten afghanischer Offiziere im Alltag, ist inzwischen zum Schwerpunkt des deutschen Einsatzes im Norden Afghanistans geworden.„Partnerschaftliche Beratung“heißtdas Konzept,bei demdie Offiziere der Bundeswehr ganze Tage, Wochen oder Monate lang ihre afghanischen Gegenüber begleiten, beraten und „im Zweifel machen lassen“, wie es ein deutscher Ausbilder nennt. Das verlangt zuerst den Deutschen eine Umstellung ab: Man müsse sich von den eigenen Arbeitsprinzipien lösen und die „afghanische Kultur“ akzeptieren, sagt der deutsche Oberst, der das „Partnerschaftlichen Beratungsteam“ im deutschen Verantwortungsgebiet führt, mit höflicher Umschreibung – „und ganz wichtig ist viel, viel Geduld“. Außerdem gelte: „Die Afghanen sagen niemals nein, das macht die Sache nicht leichter.“ Ein anderer Oberst, der über Monate hinweg einem afghanischen Bataillonskomman-
„Man muss sich von deutschen Gewohnheiten einfach trennen“, sagt der Oberst. Und ein dritter beratender Oberst, der einen afghanischen Brigadekommandeur begleitet, berichtet von der ungewohnten Arbeitsweise „seines“ Generals: Der afghanische Kommandeur sei der einzige Entscheidungsträger der gesamten 3000 Mann starken Brigade, sein Büro ein Taubenschlag, ein großer Raum mit Sofas an den Wänden, ständig Betrieb, einige Offiziere zu einer Beratung anwesend, trotzdem pausenloses Kommen und Gehen, das Telefon klingele, und dann kämen noch Untergebene vorbei, die einen Urlaubsantrag unterschrieben haben wollten. Sachte, durch das Berichten von Beispielen,durch persönlichen Austauschsuchen die deutschen Mentoren das Entscheidungsverhalten ihrer afghanischen Kollegen zu beeinflussen. Und alle sind im Grundton positiv gestimmt: Doch, es gebe Fortschritte, wenn auch mitunter bloß zähe und kleine, und ja, die Sicherheitslage habe sich merklich verbessert, wie sich an den sinkenden Zahlen von Zwischenfällen und bewaffneten Auseinandersetzungen zeige. In den nördlichen Provinzen, die dem deutschen Regionalkommando in Mazari-Sharif zugeordnet sind, gelten inzwischendieSprengfallenals dasgrößteRisiko. Sie werden vonden Aufständischen in Straßen und Wegen vergraben und mittels Fern-, Draht- oder Druckzündern zur Explosion gebracht. Wöchentlich registriert das deutsche Kommando eine beträchtliche Zahl von Meldungen über solche Sprengminen, von denen allerdings nur rund ein Fünftel explodieren, Schä-
spüren und Unschädlichmachen solcher Bomben gehört, liegt daher ein besonderes Augenmerk des deutschen Kontingents. Die Bundesrepublik hatte vor drei Jahren schon angeboten, die Pionierschule für die gesamte afghanische Armee in Mazar-i-Sharif einzurichten. Inzwischen ist das Gelände der Schule zu klein, am Rand des regionalen Hauptquartiers der afghanischen Armee entsteht ein Neubau mit Werkstätten und Unterkünften. Deutschland finanziert das Vorhaben mit 24 Millionen Euro. Auch an der Schule sindvieledeutscheOffiziereund Unteroffiziere als „Mentoren“ tätig: Sie begleiten dieafghanischenAusbilderim Alltag,verbessern ihre Ausbildungs- und Führungsmethoden. Die deutschen Berater gesellen sich gleich nach dem Morgengebet der afghanischen Soldaten zu ihren Partner-Offizieren; sie begleiten sie bis zum Dienstende vor der abendlichen Gebetszeit. Die afghanische Armee soll nach der vollständigenAufstellung baldin jederihrer 24 Brigaden über einen Zug von Pionieren verfügen,die in Kampfmittelbeseitigungausgebildetsind. Insgesamterrechnete sich daraus eine Truppe von 1200 Feuerwerkern, die an der Pionierschule im Entschärfen der Sprengfallen unterwiesen werden müssen, hinzu kommen entsprechende Fachkräfte fürdie afghanische Polizei. Der afghanische Kommandeur der Pionierschule empfängt den deutschen Verteidigungsminister höflich auf Englisch. Er beginnt mit Dankesworten, kommt abernachwenigenSätzenschonzu seiner dringenden Bitte: dass die Bundeswehr überdasAbzugsdatum2014 hinausmit ih-
Endlich einig, aber kaum anerkannt DieHaltung zu Syriens Opposition / Von Markus Bickel KAIRO, 13.November.DerklarenSprache des Golfkooperationsrats (GCC) mochte jedenfallsin Kairo keiner folgen. Die Nationale Koalition der syrischen Oppositions- und Revolutionskräfte sei „der legitime Vertreter“ des syrischen Volkes, sagte GCC-Generalsekretär Abdullatif al Zayani zu Beginn eines Treffens der Außenminister der Arabischen Liga undder EuropäischenUnionin Kairo,in dessen Mittelpunkt derKriegin Syrien stand — sowie das am Sonntag unter erheblichem internationalen Druck gebildete neue Oppositionsbündnis mit dem sperrigen Namen. Der Zusammenschluss der sechs Golfstaaten kündigte an, die Gegner Präsident Baschar al Assads unterstützen zu wollen, in der Hoffnung,„dassdas zueinerschnellenMachtübergabe“ in Damaskus führen werde. Unterstützung für das vom früheren Imam der Damaszener Omayyadenmoschee, Ahmed Moaz al Khatib, geführte Bündnis sagte zwar auch die Arabische Liga zu. Doch weil der Staatenbund gespalten ist in der Frage, ob Assad gestürzt oder weiter im Amt bleiben solle, versagten diein Kairo versammeltenAußenminister der maßgeblich vom StellvertreterKhatibs, Riad Seif, geschmiedeten Nationalen Koalition die Anerkennung als einziger legitimer Vertretung dessyrischenVolkes.Auf Drängenvorallem Algeriens und des Iraks, die weiter an der Seite Assads stehen, bezeichnete die Liga die Nationale Koalition lediglich als „einen legitimen Vertreter und vorrangigen Gesprächspartner des syrischen Volkes mit der Arabischen Liga“. Das ist ein Formelkompromiss, den die Vertreter der in Doha nach langem Ringen gebildeten Koalition auf Dauer kaumgutheißenwerden.Die Ligaforderte regionaleund internationale Organisationen auf, das Oppositionsbündnis als „legitimen Vertreter des Strebens des syrischen Volkes“ anzuerkennen — auch das fällt hinter die Formulierung des GCC zurück, dessen Syrien-Politik von den Assad-Gegnern Qatar und Saudi Arabienbestimmt wird.Dieser Sprachregelung schlossen sich am Dienstag die Vereinigten Staaten an. DiePositionder Ligascheintweniggeeignet,denvon demdeutschenAußenministerGuido Westerwelle erhofften „Erosionsprozess“ des Assad-Regimes in Syrien zu beschleunigen. Immerhin Frankreich erkannte am Dienstag die Nationale Koalition „als einzige Vertreterin des syrischenVolkesan“, wie PräsidentFrançois Hollande in Paris während einer Pressekonferenz sagte. Er sehe in dem Oppositionsblock die künftige provisorische Regierung Syriens. Frankreich war schon eines der ersten Länder gewesen, dasdie Vorgängerorganisationder Nationalen Koalition,den SyrischenNationalrat (SNC), anerkannt hatte. Westerwelle lud Khatib, den er in Kairo getroffen hatte, zwar nach Berlin ein, stellte zugleich aber Bedingungen. „Nun muss es gelingen, diesen Zusammenhalt zu festigen und in den Augen aller Syrer zu einer Alternative zum Regime zu entwickeln, um einen politischen Neuanfang zu ermöglichen“, sagte er. Der Status,dendie Bundesregierungdem Oppositionsbündnis zugestehen will, ist völlig offen — dürfte aber kaum die Erwartungen Seifs und anderer Führungskräfte der Nationalen Koalition erfüllen, die sich von ihrem Zusammenschluss erhoffen, den seit der Suspendierung Syriens Anfang des Jahres vakanten Platz innerhalb der Arabischen Liga einzunehmen. Frühestens Mitte Dezember, wenn die
„Freunde Syriens“ in Marokko zusammenkommen wollen, könnte die Nationale Koalition den SNC auch formal als wichtigsten Ansprechpartner der internationalen Gemeinschaft ablösen. Die Probleme, die die von den Vereinigten Staaten, Frankreich, Großbritannien,Saudi-Arabienund Qatardominierten „Freunde Syriens“ dem SNC seit dessen Gründung im August 2011 vorhielten, dürfte auch die Effizienz der Nationalen Koalition schwächen: Viele ihrer Vertreter leben im Exil, und trotz derangestrebten Bildung eines Militärrats ist kaum damit zu rechnen, dass diesem der Zusammenschluss der Dutzenden Milizen gelingen wird. Auch die von George Sabra, demam Wochenende zum dritten SNC-Vorsitzenden gewählten Reformkommunisten, erhobene Forderung wird nicht verstummen, nurweil künftig neue Ansprechpartner die syrische Oppositionvertreten: „WirbrauchenWaffen.Wir brauchen Waffen. Wir brauchen Waffen“, sagte erin Doha. Khatib gabin Kairo bekannt, dass ihm Waffenlieferungen zugesagt worden seien — aus welchem Land, sagte er nicht. In Paris sagte Hol-
Gipfelin Kairo: Die EU-Außenbeauftragte Ashton (oben) und der UN-SonderbeaufFoto AFP tragteLakhdarBrahimi (unten)
lande am Dienstag, die Frage nach Waffenlieferungen an die Opposition müsse nun, nach Gründung der Nationalen Koalition, neu gestellt werden. Frankreichs Präsident mag sich eines Dilemmas bewusst sein: Je länger der Westen zögert, das neue Oppositionsbündnis aufzuwerten, umso schneller könntedie dankderAutoritätSeifsangeseheneKoalition in der Bedeutungslosigkeit versinken. Die militärische Logik scheintohnehin kaum zubremsen. Auch dasin Dohaverkündete ZielderNationalenKoalition,nachAnerkennungalseinzige legitime Vertretung des syrischen Volkes eine Übergangsregierung zu bilden, würde weiter erschwert. Nach dem WunschSabras solle diese sichinnerhalb des von Aufständischen kontrollierten Streifens entlang der türkischen Grenze niederlassen, gewählt von einem Nationalkongress, wie ihn auch der GCC fordert. Doch Äußerungen europäischer Diplomaten in Kairo, dass in Syrien anders als in Libyen 2011 nicht „befreite Zonen“, sondern allenfalls „befreite Flecken“ existierten, deuten nicht auf Unterstützung dieses Ziels hin.
Urteile in „Mensalão“-Prozess Brasiliens Oberstes Gericht verhängt lange Haftstrafen oe. BUENOS AIRES, 13. November. Der Oberste Gerichtshof Brasiliens hat den Kabinettschef des früheren Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, José Dirceu, wegen Bildung einer illegalen Vereinigung und „aktiver Korruption“ zu zehn Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Die Mehrzahl der elf Mitglieder des Tribunals folgte damit der Forderung des Ermittlungsrichters JoaquimBarbosa.DasGerichtsieht Dirceuals Organisatordes großen Korruptionsnetzes an, mit dessen Hilfe zwischen 2003und 2005Abgeordnetemit einerregelmäßigen Monatszahlung („Mensalão“) bestochen wurden, um sie zu regierungskonformem Verhalten zu veranlassen. Überdies muss Dirceu eine Geldstrafe von umgerechnet 260 000Eurozah- José Dirceu len. Wegen der gleichen Vergehen verhängte das Gericht gegen den früheren Präsidenten von Lulas Arbeiterpartei (PT) José Genoino eine Haftstrafe von fast neun Jahren und gegen den Schatzmeister Delúbio Soares eine Haftstrafe von fast sieben Jahren. EinenTeil derStrafemussDirceuvor s e g a m i p d d o t o F
eine „Schande“, sagte er. Das Verfahren sei „auf Druck der Medien“ zustande gekommen. Dirceu bezeichnete sich rundweg als unschuldig. Nie habe er eine unerlaubte oder illegale Handlung begangen. Er werde nicht schweigen und sich nicht mit dem „ungerechten Urteil“ abfinden. Der Prozess sei allerdings noch nicht zu Ende, ihm bleibe die Möglichkeit, Rechtsmittel einzulegen. Keiner der bislang Verurteilten muss die Haftstrafe antreten, bevor nicht auch im letzten Fall der insgesamt 38 Angeklagten das endgültige Urteil gesprochen ist. Lula,der behauptet, vondem Korruptionsskandal nichts gewusst zu haben, enthieltsich einer Stellungnahme zu den Urteilen. Er habe den Prozess zuletzt nicht verfolgtund könnedeshalbnichtsdazu sagen, teilte er auf Nachfragen mit. Einige derin demsogenannten„Jahrhundertprozess“Beschuldigten wie der Werbemanager Marcos Valéria, über dessen Agenturen die Korruptionszahlungen abgewickelt wurden, behaupteten, Lula sei nicht nur über die Machenschaften informiert gewesen, sondern er sei sogar der „Chef“ und „Bürge“ des Systems gewesen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass damals in großem Umfang öffentliche Mittel in eine schwarze Kasse („Caixa 2“) der PT umgeleitet, zunächst für die Finanzierung von Lulas Wahlkampf 2002 und später für die „üppigen Monatszahlungen“ verwendet wurden. Die
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Deutschland und die Welt
NR. 266 · SEITE 7 MITTWOC H, 14. NOVEMBER 2012
„Die Implantate nehmen sie mit ins Grab“
McAfee wird in Belize wegen Mordes gesucht
In Karlsruhe ein erster„PIP-Prozess“ / Von Rüdiger Soldt
ceh. LOS ANGELES, 13. November. Nach der Ermordung eines Amerikaners in Belize sucht die Polizei des mittelamerikanischen Staatesden amerikanischen Softwaredesigner John McAfee.Der 67Jahrealte Programmierer, der durch die nach ihm benannte Anti-Virus-Software bekannt wurde, soll ein Nachbar des Toten gewesen sein. Wie die Justizbehörden von Belize mitteilten, war McAfee am Wochenendeverschwunden,als eine Haushälterin den ermordeten Gregory Faull auf der Insel Ambergris Caye entdeckte. Faull soll mit einem Kopfschuss getötet worden sein. „Wir sind immer noch auf derSuchenachMcAfee.Er sollvernommen werden“, sagte der Sprecher der Nationalpolizei von Belize, Raphael Martinez, dem Sender CNN. Wie „wired.com“meldete, giltder Programmierer als Hauptverdächtiger. Der frühere Mathematikstudent, der vor vier Jahren nach Ambergris Caye zog, soll das Internetportal am Montag aus einem Versteck in Belize angerufen haben, um seine Unschuld zu beteuern. „Sie haben sich im Haus geirrt. Sie haben ihn vermutlich mit mir verwechselt“, sagte McAfee. Seitdem die Polizei sein Haus im Frühjahr nach Rauschgift und Waffen durchsucht hatte, fühle er sich von der Regierung Belizes verfolgt.
KARLSRUHE, 13. November. Der Chirurg Dr. Horst S. gab sich große Mühe, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, als diePatientin IrisH. Anfang 2007 in seine Karlsruher Klinik kam. Er sprach über die Schönheiten Südfrankreichs,das gute Essen dort, sein Haus und die angeblich hervorragenden Brustimplantate der französischen Firma „Poly Implant Prothèse“ (PIP). „Die nehmen Sie mit ins Grab, da kann sogar ein Auto drüberfahren“, soll der bekannte Arzt für Plastische Chirurgie gesagt haben. Mario H., damals der Lebensgefährte derkünftigen Patientin, war vom Auftreten des Arztes begeistert. Für ein zweites Gespräch besorgte er am Kiosk sogar Hochglanz-Magazine– ChirurgDr.HorstS.wollte Vorlagen,um dieBrustgenaunachdenVorstellungen der Eheleute formen zu können. „Da hast du eine richtige Kanone rausgesucht“, kommentierte er später die Arztwahl seiner Frau. Bei der Mutter von drei Kindern war zufällig eine Zyste entdeckt worden, nach den Schwangerschaften und dem Erschlaffen des Brustgewebes fandsieGefallenan einer Brustvergrößerung. FünfJahrespätersinddie positivenErinnerungen an das Aufklärungsgespräch bei der Patientin ziemlich verblasst: Am Dienstag traf sie im großen Gerichtssaal desKarlsruher Landgerichtsauf ihrenfrüheren Chirurgen. Die zweite Zivilkammer verhandelte über eine Schadensersatzklage derPatientingegendenmittlerweilein denRuhestandgetretenen73 Jahre alten Arzt. Iris H. gehört zu den etwa 5000 Frauen in Deutschland, denen fehlerhafte Brustimplantate eingesetzt wordensind.Sie hatstarkeBeschwerden und braucht ein neues Implantat, das ihren Körper nicht schädigt. Allein in Baden Württembergsind 1587 Silikonkissenmit minderwertigem Silikon bei 887 Patienten eingepflanzt worden. Im März 2010 war der weitere Vertrieb der Silikonkissen von den französischen Aufsichtsbehörden untersagt worden. Der frühere PIP-Chef, Jean-Claude Mas, hatte in seiner Fabrik in Südfrankreich Brustimplantate aus Profitgier mit billigem Bausilikon auffüllen lassen. Mas saß im März im Gefängnis, die französischeRegierunghatte30 000Frauenempfohlen, die Implantate entfernen und ersetzenzu lassen.Die Firma istmittlerweile insolvent. Nachteilig für Patienten wirkt sich eine Entscheidung des deutschen Gesetzgebers aus: Der entschied sich bei der Abfassung des Medizinproduktgesetzes gegen eine staatliche Präventivkontrolle, das heißt: Der Hersteller ist verantwortlich für das Produkt, das er aufden Marktbringt – diestaatlicheKontrolleist dementsprechendlasch.Das Verfahrenin Karlsruhe istdieersteSchadens-
ersatzklage von Opfern der französischenFirma,überdie inDeutschland verhandelt wird. Die Münchner Kanzlei, vonderIris H.vertretenwird,bereitet geradedreiweitereVerfahrenvor.ImKarlsruher Fall entschieden sich die Anwälte für eine Maximalstrategie: Sie wollen für ihre Mandantin ein Schmerzensgeld in Höhe von etwa 30000 Euro erstreiten; sie klagen gleich gegen fünf Mitverantwortliche: den damaligen Operateur Dr. Horst S., die deutsche Firma, die das Silikon nach Frankreich lieferte, den TÜVRheinland, der die Silikonkissen einst zertifizierte, die Haftpflichtversicherung des Herstellers und die Bundesrepublik Deutschland, die nach Auffassung der Kläger über den Weg der Amtshaftung zur Verantwortung gezogen werden muss, weil das zuständige Bundesinstitut angeblich zu spät vor den Implantaten warnte.Die Klägerbeziehensich aufWarnungen amerikanischer Gesundheitsbehörden im Jahr 2000. Die Verjährungsfristim Medizinhaftungsrecht inDeutschland ist kurz, deshalb wird versucht, gegen jeden vorzugehen, der in irgendeiner Form einen „Ursachenbeitrag“ geleistet haben könnte. In der am Dienstag vom Vorsitzenden Richter der Zweiten Zivilkammer am Karlsruher Landgericht mit feiner Ironie referiertenKlageschrift schossen sieallerdings etwas über das Ziel hinaus: Sie zogen selbst ein Urteil eines Gerichts auf Mallorca zur Begründung der Klage heran: „Nach welchem Recht haben die dort denn geprüft, dem balearischen, dem katalanischenoder dem spanischen?“,fragteder Richterdie Kläger.Alsnichttragfähig erwies sich auch die Klage gegen den deutschen Silikon-Lieferanten. Die Teilfirma, gegen die Klage eingereicht wurde, hat das S ilikon gar nicht geliefert. Der Richter ließ erkennen, dass er wederdie AnsprücheaufAmtshaftungnoch die an den Haftpflichtversicherer der Firma fürrechtlichbegründbarhält. Eineunangemeldete Prüfung der Implantate durchden TÜV-Rheinland hielt der Richter durchaus für rechtlich begründbar. Umfangreich ließ sich dasGerichtdas Beratungsgespräch vor der Operation noch einmal schildern: Iris H. und ihr Mann Mario H. behaupteten, über eine Lymphknotenschwellung und die Durchlässigkeit der semipermeablen Hülle des Silikonkissensseiensie nicht aufgeklärtworden. Der Chirurg Dr. Horst S . präsentierteeine andereErinnerung andas Aufklärungsgespräch, er hat sich auf einer Karteikartealle Risikennotiert, dieangesprochen werden mussten. Das Gericht muss nun entscheiden, ob es in den Versprechungen des Arztes eine Verharmlosung des Eingriffs erkennt. Ist das der Fall, kann sich Iris H. vielleicht doch noch Hoffnung auf Schadensersatz machen.
Dutzende Polizisten getötet Hinterhalt inKenias Norden / Von Thomas Scheen JOHANNESBURG, 13. November. Es ist der schlimmste Überfall auf Sicherheitskräfte seit der Unabhängigkeit Kenias von Großbritannien im Jahr 1964: Mehr als 40 Polizisten sind am vergangenen Wochenendeim Nordendes LandesmutmaßlichvonViehdieben ineinen Hinterhalt gelockt und ermordet worden. Die ZahlderOpferwirdvermutlichnochsteigen. Nach wie vor suchen Sicherheitskräfte in der entlegenen Gegend von Baragoi im Samburu County nach weiteren Opfern. „Das ist bei weitem der brutalste Angriff auf Polizisten in der Geschichte unseres Landes“, sagte der Sprecher der kenianischen Polizei, Eric Kiraithe. Dabei hatte der Einsatz vom SÜDSUDAN SÜDSUDAN
ÄTHIOPIEN ÄTHIOPIEN KENIA
SOMALIA SOMALIA
KONGO BURUNDI
UGANDA
Indischer Ozean
Nairobi
RUANDA
Mombasa
TANSANIA
Turkanasee
KENIA
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Kitale
Baragoi
Samburu
Maralal
RIFT VALLEY
Kisumu
500km
Mount Kenia
5199 m a n T a
Viktoriasee
Nairobi
150 km F.A.Z. Karte lev. F.A.Z.-Karte
Wochenendezunächst nachRoutine ausgesehen. Der Ethnie der Samburu in Baragoi war wieder einmal Vieh gestohlen worden, und zwar von der rivalisierenden Ethnie der Turkana. Das ist Alltag in der Halbwüste am Südrand des Turkanasees. Mal sind es die Turkana, die sich bei den Samburus bedienen, mal umgekehrt. Die beiden nomadisierenden Ethnien kämpfen seit Urzeiten um Weide-
schärft, und jede der beiden Ethnien meint, ihre verdursteten Tiere durch den Diebstahl von anderem Vieh ersetzen zu müssen. Insofern war der Diebstahl in der vergangenen Woche nichts Neues. Ungewöhnlichallerdings wardie Brutalität,mit der die Diebevorgingen:13 Samburu wurden bei dem Versuch, ihr Hab und Gut zu verteidigen, erschossen. Die Polizei hatte offenbar recht schnell entdeckt, wo die Turkana die gestohlenenRinder versteckthielten, ein enges Tal nahe Baragoi. Als sich in der Nacht zum Sonntag dann eine Hundertschaft dem Tal näherte, geriet sie in einen offenbar von langer Hand geplantenHinterhalt.„Daswar einmit militärischer Präzision vorgetragener Angriff“, beschreibt der Provinzgouverneur von RiftValley,OsmanWarfa, dasGemetzel. DieViehdiebenahmendie Polizistenmit schweren Maschinengewehren und Granatwerfern unter Beschuss, sogar von taktisch klug gelegten Antipersonenminen ist die Rede. Zwar ist der Norden Kenias wegen seiner Nähe zu Somalia, Südsudan und den Unruheprovinzen Äthiopiens seit je ein Waffenbasar, wo selbst Viehhirten Schnellfeuergewehre tragen. Die Region gilt unter Kenianern als „Banditenland“, was auch damit zusammenhängen mag, dass es in der Gegend für gewöhnlich so gut wie keine Polizei gibt. Ein Vorfall wie am Wochenende ist jedoch etwas gänzlich Neues. In der Hauptstadt Nairobi spekulierte die Polizei am Dienstag, bei den Viehdieben könnte es sich um ehemalige Soldaten handeln, die sich als Söldner für die Nomaden verdingen. Der kenianische Minister für innere Sicherheit, Katoo ole Metito, versprach, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Woraufhin einige Stammesälteste sowohl der Turkana als auch der Samburu die Befürchtung äußerten, die Polizei werde sich an den Ethnien rächen. Zu einem ungünstigeren Zeitpunkt jedenfalls hätte der Überfall nicht stattfinden können:Im Märzwählt Kenia einenneu-
Kurze Meldungen Mitt Romney verliert
Getroffen, aufgestanden, zornig geworden: Bewohner Rockaways reparieren ein Haus am Strand.
Fotos Norbert Kuls
Da flucht nicht nur Cuomo ersten Seite über ein Pflegeheim an der nicht ausgetauscht, Bäume in der Nähe Strandpromenade, das auf den Sturm der Leitungen nicht zurückgeschnitten. nicht vorbereitet war. Die gebrechlichen Ein Reporter der Lokalzeitung Bewohner hatten dann nicht mehr genug „Newsday“ beobachtete Ingenieure, die zu essen, die Medikamente gingen aus. sich mit Leuchtmarkern über herkömmBis heute wissen manche Angehörige liche Karten beugten, um die Stromausfälle zu lokalisieren. Zuletzt waren in der nicht, wo die erst nach dem Sturm aus dem Gebäude geholten Patienten abge- Region noch mehr als 120 000 Haushalte ohneStrom.„WO IST LIPA?“ stehtauf eiblieben sind. Der Zorn der Anwohner richtet sich nem Betttuch, das derBesitzer eines Hauaber vor allem gegen den staatlichen ses von seiner Veranda wehen lässt. Dass Stromversorger der Region, die Long Is- zahllose Wagen der Stromversorger mit land Power Authority (Lipa) und deren gelbem Warnlicht auf dem Dach geschäf Vertragspartner National Grid. Zwei Wo- tig in den Rockaways herumfahren, muss Von Norbert Kuls chennachdem Sturmsinddie meisten Be- ein Affront für die Bewohner sein. Nach Sonnenuntergang mischen sich wohner der Rockaways – anders als die in NEW YORK, 13. November. Auch zwei New Yorks bekanntestem Stadtteil Man- diegelbenLichtermit denroten derKrankenwagen. Nur einige Straßenkreuzungen hattan – nochimmerohneStrom.Gouver Wochen nach dem Hurrikan Sandy kann das Ausmaß der Zerstörung die Helfer neur Andrew Cuomo hat die Unterneh- des Stadtteils sind von Scheinwerfern der Polizei erleuchtet, der Strom kommt aus men scharf kritisiert und will sie zur Renoch schockieren. „Die Fotos in den ZeiGeneratoren. An den Bushaltestellen stetungen waren schon Wahnsinn. Aber chenschaft ziehen: „Sie haben versagt.“ wenn man dann mittendrin steht, ist das Intern soll sich Cuomo noch deutlicher hen Schattengestalten mit Plastiktüten. geäußert haben. Aber Kraftausdrücke des Die Lichtkegel vorbeifahrender Autos noch mal was ganz anderes. Als wir mit Gouverneurs nutzenden frustriertenKun- schneiden sie aus der Dunkelheit. „Bei dem Bus über die Brücke waren, sind alle ganzstillgeworden“,sagt TamaraHender- denim Augenblickso wenig wie Demons- uns sind die Stromwagen anfangs immer trationen vor den Unternehmensverwal- bloß vorbeigefahren“, erzählt die Afroson, eine junge Frau aus Manhattan. Sie amerikanerin Gaye Watkins, die in einem gehört zu einer Gruppe Freiwilliger, die tungen. Nicht einmal Präsident Barack Wohnblock am östlichen Ende der fast 20 auf die Rockaways, eine Halbinsel im Obama, der die Rockaways am Donners- Kilometer langen Halbinsel wohnt. In tag besuchen will, kann einfach wieder New Yorker Stadtteil Queens, gekommen den Sozialwohnungen dort leben vor ist,um beimAufräumenzu helfen.Zusam- das Licht anschalten. allem Schwarze, weiter westlich dagegen, Man hätte vorbereitet sein können. Zumen mit ihrer Freundin Siobhan McHale einer typischen Mittelklassegegend, macht sie Dienst auf der Beach 129th letzt waren beieiner staatlichen Überprü- in viele Irischstämmige. In den ärmeren Street, in Steinwurfweite vom Strand. Die fung im vergangenen Jahr – nach dem Vierteln kam gleich der Verdacht auf, Helfer tragen salzwassergetränkten Müll Hurrikan Irene – schlimme Mängel zu- dass die Stromversorger sich zuerst um tage getreten. Die Mitarbeiter der Versoraus den zweistöckigen Häusern, schaudie wohlhabendere Klientel kümmern. feln Schutt in Eimer und versorgen die ger haben keine mobilen Kleincomputer „Du frierst dir hier sonst was ab, und keiLeute auf der Straße mit Snacks und Was- wie Smartphones oder Tablets. Manch- nerkümmert sich umdich.Die Leutefühmalfehltes sogar anDruckernund Faxgeser. „Die Häuser hatten bis zu zwei Meter len sich alleingelassen“, sagt Watkins. Schlammim Keller“,sagt McHale,die un- räten. Der Notfalleinsatz wird über einen Auch das Rote Kreuz habe erst Tage nach weit der Rockaways in der ebenfalls über- antiquierten Großrechnergesteuert. Rou- dem Sturm mit der Verteilung von Essen fluteten Strandgemeinde Long Beach tine-Wartungsarbeiten wurden verscho- begonnen. ben, vermoderte Strommasten aus Holz wohnt. Berichte über Plünderer, die Schnaps, „Dead End – Sackgasse“ steht auf Kleider, Handys und Fernsehgeräte miteinem gelben Straßenschild. Die Straße gehen lassen, schüren die Unsicherheit endet für gewöhnlich erst am Meer. Jetzt noch. In einem dunklen Sozialwohnungsist sie von einem Lastwagen voll grüner block soll eine Frau vergewaltigt worden Müllcontainer blockiert. Dahinter türmt sein. Ein McDonald’s ist immer noch mit sich meterhoch Hausrat, vermischt mit Brettern verbarrikadiert. „Hier ist nichts grauem, feuchtem Sand. Hausbesitzer zu holen“ steht mit Filzstift darauf. In Mark Hudson hat wertlos gewordene manchen Straßen patrouillieren PolizisElektroartikel in seiner schon schlammten oder Soldaten der Nationalgarde. Helfreien Garage auf einen Haufen geworfer geben von einem Pritschenwagen fen. „Das können sich die Inspektoren einer drängelnden Menge warmes Essen von der Versicherung anschauen“, sagt inStyroporschachtelnaus.Vor zweiTankHudson,der seitzwölfJahren inden Rocklastwagen stehen Leute mit roten Benzinaways wohnt und schon drei Sturmfluten kanistern in langer Schlange. Vor einer hinter sich hat. Wie viele in seiner Straße Kirche und einem Waschsalon gibt es gibt sich Hudson unbeugsam. „Ich baue warme Kleidung. Hortensia und Zoraida das wieder auf“, sagt er, „wir haben eine Anderson, zwei Schwestern aus der großartige Gemeinschaft hier.“ Bronx, gönnen sich unterdessen an Die Hilfsbereitschaft der Freiwilligen diesem Spätnachmittag eine Pause beim
Die Leute auf den Rockaways fühlen sich alleingelassen. Zwei Wochen nach dem Hurrikan hat die New Yorker Halbinsel noch immer keinen Strom.
nach der Präsidentenwahl jetzt auch noch Anhänger. Bis zu 850 Amerikaner je Stunde haben sich seit der Niederlage am 6. November beiFacebookvon demRepublikaner verabschiedet, der nach der Wahl bei den sozialen Netzwerken nahezu verstummt ist. Am Wochenende meldete sich der ehemalige Gouverneur von Massachusetts nur mit einer kurzen Botschaft bei den Wählern. „Aus tiefstem Herzen möchten Ann und ich unsfür die Unterstützung, die Gebete und die Stimmen bedanken“, ließ Romney wissen. Wie die Website „disappearingromney.com“ es mit einer abfallenden Kurve darstellte, ist der Freundeskreis des Politikers bei Facebook inzwischen auf etwa zwölf Millionengeschrumpft.Präsident Obama gewann seit der Wahl etwa 800 000 neue Anhänger und hat jetzt mehr als 33 Millionen. (ceh.) Daniel Solomon hat Barack Obamas Wiederwahl um ein Haar mit dem Leben bezahlt. Als der Sechsunddreißigjährige seiner Ehefrau Holly gestand, bei der Präsidentenwahl am 6. November nicht seine Stimme abgegeben zu haben, versuchte sie, ihn mit dem Geländewagen der Familie zu überfahren.Wie derSender CBSberichtet, jagte Holly Solomon den Nichtwähler nach einer hitzigen Debatte aus dem Haus in Gilbert (Arizona), setzte sich ans Steuer und überrollte ihn, als ersein Versteck hintereinem Laternenpfahl verließ. Nach dem Anruf mehrerer Zeugen bei der Polizei wurde Daniel Solomon unter dem Geländewagen hervorgeholt. Während er mit lebensbedrohlichen Verletzungen in das Osborn Medical Center in Scottsdale gebracht wurde, nahm die Polizei Holly Solomon fest. Die Achtundzwanzigjährige, die vor dem Angriff weder Drogen noch Alkohol konsumiert hatte, muss sich nun wegen Körperverletzung und häuslicher Gewalt verantworten. Wie ein Polizeisprecher sagte, soll sie nach Obamas Wiederwahl finanzielle Schwierigkeiten befürchtet haben. (ceh.) Kevin Clash, amerikanischer Puppenspieler, ist nach Gerüchten über eine Beziehung zu einer Minderjährigen bei der Kinderserie „Sesamstraße“ beurlaubt. Wie jetzt bekannt wurde, wird der Zweiundfünfzigjährigebeschuldigt, vor sieben Jahren eine Affäre mit einem 16 Jahre alten Jugendlichen begonnen zu haben. Die New Yorker Gesetze legen den 17. Geburtstag als Grenzefest. Während der Emmy-Preisträger,der seitden achtziger Jahrendas roteMonsterElmospielt,die unterstellten Übergriffe in Abrede stellt, lässt sich sein angebliches Opfer von einem auf Missbrauch spezialisierten Anwalt vertreten. (ceh.) Karlie Kloss, amerikanisches Model, hat jetzt die Indianer vor den Kopf gestoßen. Seit die Zwanzigjährige in dervergangenenWochebei derModenschau des Dessousherstellers Victoria’s Secret mit indianischem Federschmuck zum Leoparden-Bikini über den Laufsteg lief, muss sie sich gegen Diskriminierungsvorwürfe wehren. „Rassismus und die Sexualisierung indianischer Frauen sind inzwischen zu einer Epidemie ausgeartet. Es geht hier nicht um vermeintlichen Spaß oder ein Phantasiekostüm, sondern umunsereKultur“,monierten Angehörige mehrerer Stämme der Organisation „Native Appropriations“. Nachdem schon die Band No Doubt das Video „Looking Hot“ vor einigen Wochen bei Youtube hatte löschen lassen, als sich Indianer über das perlenbesetzte Outfit der Sängerin Gwen Stefani
Zeitgeschehen
SEITE 8 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Im Prinzip einig Wer zu spät kommt Bundesinnenminister FriedW enn richam Donnerstagdas erweiterte Terrorabwehrzentrum in Köln und
Meckenheim eröffnet, stehen die Länder abseits. Friedrich geht damit den Weg weiter, den er im Dezember 2011, kurz nach der Aufdeckung der NSU Verbrechen, gegangen ist. Damals entstand das Zentrum zur Abwehr des Rechtsextremismus nach dem Vorbild des Zentrums gegenislamistischen Terror, und schon damals fragte man sich, warum nicht gleich alle Spielarten von Extremismus berücksichtigt werden. Sokommtes jetzt.Dochdie Länderfühlen sich übergangen, und damit endet für sie der Fortschritt. Der Ärger ist auch deshalb so groß, weil Friedrich am längeren Hebel sitzt. Der Bund kann die Länder nicht zwingen, sich zu beteiligen, aber es gilt die Regel: Wer nicht mitmacht, ist selbst schuld. So kann Friedrich Schritt fürSchritt Beobachtungund Ermittlungsarbeit zentralisieren, ohne dass der Föderalismus abgeschafft würde. Haben die Länder nachden NSU-Morden,nach Polizeiversagen und Behördeneitelkeit ein Recht zu lamentieren? Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. kum.
Geschlossenes Weltbild a hat das Verfassungsgericht recht: Wer im Internet zweifelhafD te Theorien von sich gibt, muss Kritik aushalten. Es ist nur konsequent, dass die liberale Rechtsprechung des Gerichts zugunsten von Äußerungen und Aufmärschen etwa der NPD auch für deren Gegner gilt. Es gehört nicht nur zur Meinungsfreiheit, zur deutschen Geschichte eine andere Auffassung zu haben alsdie inSchulbüchernund Lehrer-Wochenzeitungen verbreitete. Man muss einen radikalen Gegner auch so nennen dürfen. Das ist in der Tat ein Werturteil, da über ein Weltbild kein Beweis erhoben werden kann. Diesen Eindruck versuchen aber Studienzu erwecken, die – wie jetzt wieder – einem guten Teil der Deutschen in den östlichen Bundesländern ein „geschlossen rechtsextremes Weltbild“ unterstellen. „Bewiesen“ wird so etwas mit der Zustimmung zu vorgelegten Aussagen, etwa über Ausländer. Ein Blick in die Geschichte, auf die wirtschaftliche Lage und die Struktur der Länder wäre hilfreicher. Aber auch die Fragesteller haben ebeneingeschlossenesWeltbild, das sie sich bestätigen lassen wollen. Auch das ist radikal. Mü.
E-Mail-Verkehr uch ohne gleich die große VerA schwörung zu wittern, ist festzuhalten: Eine außereheliche Affäre, deren Anfang in Kabul liegt, weitet sich zu einem Skandal aus. Erst sah sich CIA-Direktor Petraeus, der vielbewunderte ehemalige Heeresgeneral, zum Rücktritt veranlasst – drei Tage nach der Präsidentenwahl –, nun steht der amerikanische Oberbefehlshaberin Kabul, General Allen, im Verdacht unlauteren Handelns: Tausende E-Mails soll er an eine Frau geschrieben haben, die auch im Fall Petraeus eine Rolle spielt. Zufall, Dummheit oder ein Komplott? Dass Allen, wie geplant, demnächst Nato-Oberbefehlshaber wird, kann man sich kaum vorstellen. Dafür drängen sich Fragen auf: Wurden Sicherheitsbelange verletzt und Informationen weitergegeben? Hätte das FBI den Kongress früher informieren müssen? Was wusste wann das Weiße Haus? Wie kommt ein Befehlshaber im Krieg dazu, Abertausende Mails zu verfassen? Und dann die Mutter aller Fragen: Wem nutzen die Aufdeckung der Affäre und ihre personellen Konsequenzen? Doch spekulieren wir nicht, die Geschichte ist bizarr genug. K.F.
Der Bundestag macht sich Sorgen um Russland / Von Ann-Dorit Boy Diedeutschen Parlamentariersindsicheinig, dass man sich um Russland immer größere Sorgen machen muss. Sie stimmen auch darin überein, dass man Präsident Putin diese Sorgen mitteilen sollte. Gestritten wird allerdings darüber, wie scharf Kritik in Richtung Moskau formuliert sein darf und ob der erhobene Zeigefinger — der Partnerschaft wegen — von Entgegenkommen (in Visafragen beispielsweise) begleitet werden sollte. Als die Plenarsitzung des Bundestags am vergangenen Freitag beim Tagesordnungspunkt 45 („Die Situation in Russland mit besonderem Blick auf die Rechtsstaatlichkeit“) angelangt war, lagen deshalb drei unterschiedliche Anträge auf dem Tisch: Die Regierungsfraktionen CDU/CSU und FDP hatten ihre Beunruhigung über zunehmende Repression, politisch motivierte Gerichtsurteile und Kriminalisierung von Regierungskritikern in einen sechs Seiten langen Text gegossen. Die SPD und dieGrünenhattenjeweilseigeneMahnungen formuliert, die erstere etwas milder im Ton, die letztere etwas schärfer. Im Kern waren sich die Beschreibung der Missstände in Russland, die Aufzählung der repressiven Gesetze, fragwürdigenUrteile und Menschenrechtsverletzungen sehr ähnlich. Deshalb wurde der Antrag der Regierungsfraktionen ohne Gegenstimmen angenommen. Die Abgeordneten von SPDund Linkspartei enthielten sich. Die Grünen votierten mit den regierenden Parteien. Lediglich den ersten Absatz, inden dasAuswärtige Amtdiplomatische Freundlichkeiten hatte hineinschreibenlassenundin demRusslandals „strategischer Partner Deutschlands“ bezeichnet wird, wollten sie nicht mittragen, weil Russland nach Ansicht der Grünen in Ermangelung einer gemeinsamen Wertebasis zurzeit kein strategischer Partner sein kann. Gerade der versöhnliche Geist dieser ersten Textzeilen, in denen auch Russlands Bedeutung für die Friedensordnung inEuropahervorgehoben wird,gefiel SPD und Linkspartei. Sie stimmten dort (und nur dort) ausdrücklich zu. Über kaum ein anderes Land wird im Deutschen Bundestag so viel gesprochen wie über Russland. Im Sinne der „Modernisierungspartnerschaft“ mit Moskau, die der damalige Außenminister Frank-Wal-
terSteinmeier(SPD) unterdergroßenKoalition ausgerufen hatte und die seitdem von der schwarz-gelben Bundesregierung fortgeführt wird, wurde Kritik an Russlands Führung — mindestens bei den großen Parteien — bisher feinst dosiert und weich verpackt. Dieses Mal fiel im Antragsentwurf der Regierungsparteien die Kritik so ungewöhnlich deutlich aus, dass dasAuswärtige Amt,demder Textroutinemäßigvorgelegtwurde, ihn starkveränderte,verwässerte undergänzte,wasim Oktober bekannt wurde undfür einigen Unmut im Bundestag sorgte. In dem letztlich gefundenen Kompromisstext haben die Federführer,allen vorander Russland-Beauf-
tragte der Bundesregierung, Andreas Schockenhoff (CDU), vielvonihrer Kritik doch noch unterbringen dürfen. Den Begriff der Modernisierungspartnerschaft haben die Parteien beibehalten, aber ausdrücklich auf eine „umfassende Modernisierungspartnerschaft“ erweitert. „Weit über die wirtschaftlich-technologischeZusammenarbeit hinaus“ solle „auf die Förderung von Demokratie, Menschenrechten, Rechtsstaatlichkeit, Zivilgesellschaft, bürgerliches Engagement und das Wachsen einer breiten Mittelschicht in Russland“ gesetzt werden, heißt es im Antrag. Die FDP erinnerte Russland in einer Textergänzung daran, dass es Mitglied der Eu-
ropäischen Menschenrechtskonvention ist, und ließ auch den Fall des inhaftierten ehemaligen Oligarchen Michail Chodorkowskij im Antrag erwähnen, dessen Prozess Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) im Auftrag des Europarats beobachtet und stets sehr kritisch kommentiert hatte. Wegbereiterfür den deutlichen Ton warendie Grünen,die vorallemunter Federführung der Abgeordneten Marieluise Beck und Volker Beck einen Antrag mit dem Titel „Keine Modernisierung Russlands ohne Rechtsstaatlichkeit“ vorgelegt hatten. Die Grünen hatten auch während des Prozesses gegen die Aktivistinnen der
Die SPD, die in Bezug auf Russland bisher in einer Post-Schröder-Diktion feststeckte und sich mit der Männerfreundschaft von Altkanzler Gerhard Schröder und Wladimir Putin auseinandersetzen muss, tutsichmit allzumissbilligenden Tönen auch weiterhin schwer. Man wolle einen kritischen Dialog, aber „mit ausgestreckter Hand“, sagt SPD-Außenpolitiker Franz Thönnes, der auch den Gesprächskreis RusslandderFraktionleitet.DassPutin „die Zügel angezogen“ habe, könne und wolle man nicht ignorieren. „Auch wir kritisieren die Entwicklungen der letztenMonatein Russland,abermit demlauten Ton erreichen wir nichts für die Menschen“, sagt Thönnes. So zeigt sich der SPD-Antrag nach einer zutreffenden Darstellung der rechtsstaatlichen Defizite in Russlandauch verständnisvoll.Einige„Befürchtungen der russischen Seite im Zusammenhang mitdem geplanten Raketenabwehrsystem (Balistic Missile Defense, BMD) der Nato“, die ab 2015 Abfangraketen in Polen stationieren möchte, seien nicht einfach beiseitezuwischen. Russland, das sich seit langem nicht mehr als gleichberechtigter Partner anerkannt fühle, solle an Verhandlungen mit der Nato beteiligt werden,fordert dieSPD.Alszweites Entgegenkommen für Russland fordern die Sozialdemokraten Erleichterungen der Einreisebestimmungen in die EU für russische Staatsbürger. In diesem Punkt würde sich auch die FDP anschließen, die allerdings keine Einigung mit CDU und CSU erzielen konnte. Ihrer russlandfreundlichen Linie am treuesten bleibt die Linkspartei, deren Punkgruppe Pussy Riot in einem Brief an Außenpolitischer Sprecher Wolfgang den russischen Botschafter die Kunstfrei- Gehrcke in der Aussprache klagte, dass heit angemahnt und sich für die Freilas- ihm der Ton der Debatte missfalle. „Was sung der jungen Frauen eingesetzt. Die würden wir sagen, wenn die Duma so Fraktion hat außerdem einen Antrag zum über uns sprechen würde?“ Jenseits des Falldes AnwaltsSergej Magnitskij auf den Rednerpults ist auch Gehrcke nicht so Weg gebracht, in dem Einreisebeschrän- weit vom Common Sense entfernt „Es ist kungen für 60 Personengefordert wurden, nicht akzeptabel, mit welchen repressidie mit dem Tod des Anwalts in einem ven Maßnahmen in Russland agiert MoskauerUntersuchungsgefängnis in Ver- wird“, sagtGehrcke,der kürzlicherst wiebindung gebracht werden. Magnitskij, der der in Moskau war, dann. In Sachen VisawegenKorruption auf höchsterstaatlicher erleichterungen und Raketenabwehr liegt Ebene ermittelt hatte, starb im November die Linke auf SPD-Linie. Deren Antrag 2009 in Moskauer Untersuchungshaft, hatte man aber trotzdem nicht zustimweil er misshandelt und ihm medizinische men können, „wegen der Grundtendenz Hilfe verweigert worden war. einer positiven Beurteilung der Nato“.
Auf dem Weg nach Mali Ein europäischer Einsatz in Afrika mit Eskalationsrisiko / Von Lothar Rühl Unabhängig von einer Mitwirkung der Bundeswehr ist die europäische Mission zurAusbildungder ArmeevonMalieinbegrenztesmilitärischesEngagementmit hohemRisiko.Ob200 oder500 Soldatenvon der EU entsandt werden und wie viele algerische,mauretanische und westafrikanische Militärausbilder eventuell dazukommen: die Unternehmung wird zeitlich und zahlenmäßig begrenzt sein müssen. Damit sind Fragen gestellt, die eine Umschreibung des Problems und des Risikos ergeben: WelcherPersonalumfang mit welcher militärischenQualität ist notwendig? Welche internationale Zusammensetzung mit welcher „Leitnation“, die für alle Verantwortung trägt? Wie intensiv in Ausbildung und Einsatzbegleitung? Wie lange? Solche Fragen standen vor zwei Jahrzehntenam Beginnder europäischen„Krisenbeherrschung“zur „Stabilisierung“der Lage,als europäischeTruppenauf denBalkan in den jugoslawischen Zerfallskonflikt geschickt wurden. Deutschland stand damals bis 1994 abseits. Das Grundproblem lag in der objektiven Unmöglichkeit, die Lage in den Bürger- und Sezessionskriegen zu stabilisieren, die bis zum Kosovo-Krieg 1999 andauerten. Auf dem Balkan handelte es sich um sechs Völker. In Mali leben etwa 30 Ethnien verschiedener Sprachen, davon Bambara als stärkste. Sie stellt etwa ein Drittel der Einwohnerzahl, dazu die politisch dominanten Malinké mit etwa sechs Prozent, diverse Nomaden im Norden des Landes mit etwa 14 Prozent. Rund 80 Prozent der Malier sind Sunniten, etwa drei Viertel der Jugendlichen über 15 sind Analphabeten. DerGrundfür dieInstabilitätin Maliist der Tuareg-Aufstand seit Januar 2012 im
Norden des Landes. Zwei Drittel der gesamten Landesfläche sind von der Sahara bedeckt. Nord-Mali liegt in derSahelzone. Die Grenze zu Algerien ist 1376 Kilometer lang, die zu Mauretanien 2237 Kilometer. Der Tuareg-Aufstand wurde zu einem großen Anteil von Kämpfern begonnen, dievorherim Solde Gaddafis imlibyschen Bürgerkrieg gewesen waren. Der Zusammenhang mit Nordafrika und den dorti-
Madeira (Port.)
Atlantik
Algier
Rabat MAROKKO
ALGERIEN
Kanar. Inseln (Sp.) Westsahara MAURETANIEN Nouakchott SENEGAL
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gen Islamisten ist ebenso auffällig wie die Folgen des libyschen Krieges. Algerische Truppen und französische Spezialkräfte vertrieben die Tuareg-Banden aus Libyen. Algerienund Mauretanien scheuenein militärisches Engagement in Mali aus Sorge, dass sie in den malischen Aufruhr hineingezogen werden könnten. Die von den Tuareg angestrebte Unabhängigkeit in einem eigenen Staat berührt an den Grenzen beide Nachbarn und im Osten Niger
mit dem von Frankreich genutzten Uranabbau. IndieserSituationsoll nunauf amerikanisches und französisches Drängen die EU zusammen mit der westafrikanischen WirtschaftsorganisationEcowas,mit Algerien und Mauretanien militärische Ausbilder entsenden, um die geschlagene und in Auflösung befindliche malische Armee von etwa 4000 Soldaten auf Vordermann zu bringen.Präsidentengardeund Gendarmerie kommen hinzu, sind aber bisher nicht geschlossen mobil einsatzfähig. Was soll eine solche Mission, die zunächst für zwei Jahre in Aussicht genommen ist, ausrichten? Das größte Risiko liegt in der dem Eskalationspotential des Konflikts und den Desintegrationstendenzen angemessenenBegrenzung und Befristung des europäisch-westafrikanischen Engagements.Seit1992 nennt maneinsolchen Engagement „incremental“ oder „graduell“: ein Herangehen an das Problem mit einem schwachen Kräfteansatz zuBeginn,danachim Zugeder Eskalation eine graduelle Erweiterung des Auftrags und eine Verstärkung der Kräfte. Paris, das französische Interessen in Maliund Nordwestafrikavertritt, wünscht eine afrikanische Fassade des Einsatzes. Bietensoll sieim Rahmen vonEcowasdas nordafrikanische Algerien.Die dortigeRegierung aber zögert und stellt Bedingungen. Im Hintergrund müsste und würde Frankreich wirken mit der Fremdenlegion wie mit Spezialeinsatzkräften. Von der Ausbildungführt, wie dasafghanische Beispiel wieder lehrt, ein direkter Weg über die „Einsatzbegleitung“ der ausgebildeten einheimischen Einheiten durch die fremden Ausbilder in deren Kampfeinsatz. WaswestafrikanischeMilitärausbilderbei-
tragen würden, bliebe abzuwarten. Es ist verständlich, dass man in Paris und damit auch im EU-Hauptquartier in Brüssel an einer möglichst breiten europäischen Beteiligung interessiert ist. Damit wird der Solidaritätsappell politisch an alle EUPartner gerichtet, handelt es sich doch auch um eine Probe aufs Exempel für die seit 1999 eingerichtete gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die auf der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitikgründetund fürein Krisenmanagement deren militärische Substanz sein muss. Washington ist zwar am Erfolg interessiert, aber nicht an der Teilnahme amerikanischer Militärberater. Das „Africa Command“ in Stuttgart wird aber die europäischen Aktionen, wenn es denn dazu kommt, genau beobachten. Denn Europa sollseinesüdwestlichePeripherievonItalienbis zumAtlantikin Afrikaselberkonsolidieren und wenn nötig auch mit militärischen Mitteln kontrollieren. Eine Afrikapolitik für solche Fälle hat die EU bisher aberebensowenigwie eineOrientpolitik östlich von Italien und Libyen. Amerika wird von nun an seinen militärischen wie ökonomischen Kriseneinsatz sorgfältig nachgeopolitisch-strategischen Prioritäten ausrichten. Diese liegen mit der Levante beginnend im Osten und reichen in Richtung Ferner Osten/Pazifik. Westlich der Linie Ägypten-Israel-Türkei wird Washington, wie schon im LibyenKrieg,vorallem europäischeAnstrengungen erwarten und einfordern. Wie auch immer ein europäischer Anteil an einer militärischen Ausbildungsmission in Mali zugeschnitten sein wird, Europa ist insgesamt gefordert – in der EU oder in einer „Mali-Koalition“.
Klaus DAUDERSTÄDT
Foto dpa
Im Übergang Unmittelbar vor seinem 64. Geburtstag hat Klaus Dauderstädt es geschafft und steht an der Spitze des Beamtenbundes, der sich offiziell „DBB Beamtenbund undTarifunion“nennt. Damit wird Dauderstädt der älteste DBBChef aller Zeiten und der erste sein, der selbst kein Beamter ist. Dauderstädt wurde am 14. November 1948 in Nördlingen geboren. Der Arztsohn studierte in Bonn Rechtswissenschaften und widmete sein Berufsleben fast ausschließlich der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS). Er war dort Justitiar, stieg zum Geschäftsführer auf und war seit 1999 in Personalunionauch GdS-Bundesvorsitzender. Seit2003 gehörter derBundesleitung des DBB an, erlebte aus nächster Nähe Höhen und Tiefen der Ära Heesen, insbesondere dessen teilweise Entmachtung durch die Folgen der Föderalismusreformvon 2006. Erwar ein loyaler und unauffälliger Diener seines Herrn, bis Heesen beim Verzicht auf eine dritte Amtszeit äußerte, er wolle nicht dauernd mit der Frage konfrontiert werden: „Was will denn dieser Pensionärda?“ Daraufhinging Dauderstädt auf Distanz und rühmte sich vorab: „Bei mir würde in der Tat wieder Transparenz und Kollegialität einziehen.“ Als Übergangskandidatversäumte er es dabei nicht, denkbare Kronprinzen und Kronprinzessinnen für 2017 zu nennen, darunter jene, die seine Kandidatur stützen wollten. Der leidenschaftliche Briefmarkensammler Dauderstädt war sich schon im Juli der Unterstützung der 12 Bundesbeamtengewerkschaften sicher, und bei den 26 Bundesfachgewerkschaftenund den 16 Landesbünden gewann er an Boden. Von den DBB-Mitgliedern sind fast 900 000 Beamte und zirka 360 000 Tarifbeschäftigte. Um die von Heesen favorisierte Eingliederung des Arbeitnehmerbereichs kümmerte sich Dauderstädt federführend. Auf dem Gewerkschaftstag präsentierte er sich sogar als deren Schöpfer. In seiner Bewerbungsrede meinte Dauerstädt, der altersbedingt nur für eine Amtsperiode von fünf Jahren zur Verfügung steht, dass es nicht auf den Status, sondern auf die Qualifikation ankomme. Auch als Nichtbeamter betrachte er den Beamtenbereich als „Kernkompetenz“ der Organisation. Demgegenüber hob sein HerausfordererRolf Habermannhervor,dass allein schon aus Gründen der Glaubwürdigkeit ein Beamter Bundesvorsitzender werden müsse. 60 Prozent der Delegierten sprachen sich für Dauderstädt aus und sehen darin kein Signal für eine Selbstabschaffung des Berufsbeamtentums. Trotzdem wird dieser in seiner Amtszeit klarstellen müssen, wohin dieReiseder öffentlichBediensteten mit ihren zwei Statusgruppen gehen kann und soll. Noch sind fast zwei Drittel derDBB-Mitgliedervonder Sozialversicherung befreit und wollen es auch bleiben. Vielleicht hat aber die Berliner Dachorganisation längst schon bemerkt, dass sie sich hier langfristig auf verlorenem Posten befindet, und will sich daher selbst um eine stärkere Gleichbehandlungund Gleichstellung von Beamten und Arbeitnehmern bemühen. Dann jedenfalls ergeben die Verschmelzung und der neue Spitzenmann einen Sinn. RAINER BLASIUS
Wirtschaft
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
MITTWOC H, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 9
Schäubles Pirouetten Von Werner Mussler, Brüssel
Schwierige Suche: Francois Hollande erklärt seine Politik.
Foto Reuters
Arbeitslosigkeit setzt Hollande unter Druck Stellenabbau in Frankreich beschleunigt sich / „Über Rhythmus des Defizitabbaus nachdenken“ chs. PARIS, 13. November. Der französische Präsident François Hollande hat am Dienstag angekündigt, den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit zum zentralen Anliegen seiner fünfjährigen Amtsperiode zu machen. „Meine Mission besteht darin, durch die Rückkehr zum Wachstum die Arbeitslosigkeit zu senken“, sagte er bei einer Pressekonferenz vor vierhundert Journalisten im Elysée-Palast. Rund sechs Monate nach seinem Amtsantritt versuchte Hollande, der in Meinungsumfragen drastisch an Popularität verloren hat, seiner Politik durch den Medienauftritt neuen Schwung zu verleihen. An keiner anderen Fragewolle er nach fünfJahrenmehr gemessenwerdenals an derFrage der Arbeitslosigkeit. „Eine Million mehr Arbeitslose als vor fünf Jahren – das akzeptieren wir nicht“, sagte Hollande.Er kündigte jedoch an,dass dieArbeitslosenquote noch ein Jahr lang steigen werde, bis die Gegenmaßnahmen wirken würden. Der französische Präsident stehtwegen der schlechten Lage am Arbeitsmarkt un-
ter wachsendem politischen und wirt- Vorgängerregierung zu. Im Festsaal des trag über eine Flexibilisierung von Arschaftlichen Druck. Nach Angaben des Elysée-Palastes ließ er sich in der sorgfäl- beitszeit und Löhnen in den Unternehstaatlichen Statistikamtes Insee vom tig orchestrierten Pressekonferenz kaum men. Wirtschaftsvertreter haben den ProDienstag sind im dritten Quartal dieses eine Unsicherheit anmerken und machte zess als zu langwierig kritisiert. Jahres gegenüber dem Vorquartal rund sogar einige humorvolle Anmerkungen. Nach Hollandes Angaben sind die Re50 400 Stellen in der französischen Wirt- Hollande bestätigte dabei sein Verspre- formen jedoch nur nachhaltig, wenn sie schaft gestrichen worden. Der Verlust chen,die Tendenzder steigendenArbeits- im Konsens erreicht würden. Er wies warmehralsdoppeltso hochwieim zwei- losigkeit Ende 2013 umzudrehen. Aus auch darauf hin, dass Frankreich trotz der ten Quartal dieses Jahres. Gegenüber Sicht etlicher Ökonomen ist das unmög- Herausforderungen weiter Vertrauen auf dem dritten Quartal 2011 ist die Stellen- lich, weil noch auf absehbare Zeit mehr den Finanzmärkten genieße. Seit seiner zahl um fast 67 000 geschrumpft. In den Stellen zerstört als geschaffen würden. Wahlim Maiseien die Zinsen für zehnjähUnternehmen Frankreichs – der öffentli- „Alles ist vielleicht schon gesagt worden, rige französische Staatsanleihen auf 2,1 che Dienst ist in den Angaben nicht be- aber alles wurde noch nicht versucht“, Prozentgesunken. Hollandekritisierte darücksichtigt – sind somit nur noch etwas rief Hollande den Skeptikern zu. Er hat bei jedoch, dass mehrere große europäimehr als 16 Millionen Menschen beschäf- die Subventionierung von 150 000 neuen sche Länder gleichzeitig scharfe Sparprotigt. Das Statistikamt Insee rechnet bis Arbeitsplätzen für junge Franzosen be- gramme verfolgten. Dadurch verstärke zum Ende des Jahres nun mit einer Ar- schlossen, bei denen der Staat bis zu 75 sich der Abschwung. Er forderte, dass die beitslosenquote von 10,2 Prozent – 0,5 Prozent des staatlichen Mindestlohnes europäischen Länder über „den RhythProzentpunktemehr alsnochim Spätsom- von derzeit rund 1400 Euro bezahlt – für mus“ des Defizitabbaus nachdenken sollmer erwartet. Im dritten Quartal ging die Haushaltskosten von mehr als fünf Milli- ten. Alleine werde Frankreich aber nicht Beschäftigung besonders stark bei befris- arden Euro über zwei Jahre. Die ersten von seinem Ziel abweichen, im kommenteten Anstellungsverträgen zurück. Dies Stellen weihte Hollande in der vergange- den Jahr die Neuverschuldung von 4,5 auf ist ein Zeichen für die aktuelle Konjunk- nenWochemedienwirksambei derStaats- 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zuturschwäche. bahn SNCF, beim Roten Kreuz und bei ei- rückzuführen.Wegen einer möglichenGeHollande wies die Verantwortung für nigen Kommunen ein. Außerdem verhan- genreaktion an den Finanzmärkten sei die schlechte Lage am Arbeitsmarkt der deln die Sozialpartner im Regierungsauf- das zu risikoreich.
Heute
Eon macht unrentable Kraftwerke dicht Energieversorgerkritisiert Förderung erneuerbarer Energien/ Stärkster Kurssturz
OstvorWest Die Rentner im Osten dürfen sich im kommenden Jahr voraussichtlich über eine deutlich höhere Rentenanpassung freuen als die Ruheständler im Westen. Seite 10 Sammeln fürAthen Die finanzielle Überbrückung für Griechenland wird zur Zitterpartie. Ohne Belastung der Steuerzahler kommt das erforderliche Geld nicht zusammen. Seite 11
Unternehmen Vodafonehart getroffen Der größte Mobilfunkkonzern der Welt leidet unter der Euro-Krise: Das Unternehmen macht einen Milliardenverlust. Seite 16 Waswar Sandy? Die Klassifizierung des zerstörerischen Sturms wird zum Zankapfel zwischen Versicherern, Hausbesitzern und der Politik. Seite 15 Kölner Patriarch Alfred Neven DuMont lässt von der „Frankfurter Rundschau“ ab. Sein Sohn wirft dem Verlag vor, zu spät auf das digitale Geschäft gesetzt zu haben. Seite 14 Revolution für Deutschland Auf ihrem IT-Gipfeltreffen ruft die Bundesregierung eine neue industrielle Revolution aus. Die Unternehmen wollen mit anpacken. Seite 12 Anwälte müssen mailen Rechtsanwälte sollen in ein paar Jahren keine Briefe, Faxe oder Akten mehr an die Gerichte schicken dürfen – sondern nur noch E-Mails. Recht & Steuern. Seite 19 FIRMENINDEX
Aareal Bank
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St. DÜSSELDORF, 13. November. Mit überraschender Härte hat der Kapitalmarkt auf den Zwischenbericht der Eon AG reagiert. Der Kurs der Eon-Aktie fiel um bis zu 14 Prozent zurück, so stark wie nie zuvor in der Geschichte des Düsseldorfer Energiekonzerns. „Das ist ein schwerer Tag für Eon und ein schwerer Tag auch für unsere Investoren“, eröffnete der Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen die Telefonkonferenz. Ein Grund für diese Börsenreaktion ist die Ankündigung, dass die Prognosen für die Jahre 2013 bis 2015 nicht mehr zu halten sind undüberarbeitetwerden müssen. DieEinzelheiten, wie Eon auf die erschwerte Marktlage reagieren will, sollen Anfang nächsten Jahres veröffentlicht werden. Das laufende Effizienzprogramm mit demAbbauvon 11 000 Arbeitsplätzensoll schnell umgesetzt werden, sagte Teyssen. Fernersollgeprüftwerden,ob mehrUnternehmen verkauftwerdenmüssen.DasmittelfristigeInvestitionsprogrammsoll überprüft und dabei erwogen werden, ob sich Eon stärker nach Geschäften außerhalb Europas in Regionen mit wachsendem Energiebedarf umschauen sollte. Teyssen begrüßte die Ankündigung der Kommission, für 2013 weniger Emissionszertifikate zu verkaufen. Denn bei den gegenwärtigen Preisen gebe es überhaupt keinen An-
reiz, in umweltfreundlichere Anlagen zu werk Staudinger 6 ist auf Eis gelegt worinvestieren. Sogar moderne Gaskraftwer- den.Immermehr saubererStromverdränke seien gegenüber dem stärker als erwar- ge effiziente thermische Kraftwerke. Zum tet produzierten regenerativen Strom Ausgleich des unregelmäßigen Anfalls nicht kostendeckend zu betreiben. Am würden sehr alte Kraftwerke eingesetzt StandortStaudingersollen daher zweiBlö- werden. Abgesehen von den energiepoliticke aus dem Markt genommen, allerdings schen Einflüssen, drücke auch die vernach Vereinbarungen mit dem Netzbetrei- schlechterte Wirtschaft in Europa auf die ber Tennet noch für einige Zeit alsNetzre- Stromgroßhandelspreise. Deswegen will serve verwendet werden. Das Kohlekraft- Eon auch in anderen Staaten den Kraftwerkspark ausdünnen. Auch Gesetzesänderungen wie in den Niederlanden eine Eon in Zahlen Steuer aufKohlestrombelastendas Ergebnis. Eon hat deshalb in Europa größere 9 9 Veränd. Wertkorrekturen auf Kraftwerke vorgeMonate Monate in in Millionen Euro 2011 2012 Prozent nommen. Im dritten Quartal fiel dadurch eineAbschreibunginHöhe von1,2MilliarUmsatz 77 506 93629 21 den Euro an, die das auf die Eon-GesellEbitda 1) 6553 8817 35 schafter entfallende Konzernergebnis auf Ebit1) 3737 6114 64 179 Millionen Verlust drückten, nach 173 Konzernüberschuss der Millionen Euro Quartalsgewinn im VorGesellschafte r Eon AG 864 2727 216 jahr. Dennoch weist der Konzern für die I nv es ti tio ne n 41 06 4334 6 ersten neunMonateein um64 Prozentauf Cashflow 4489 6827 52 6,1 Milliarden Euro verbessertes betriebliErgebnis je Aktie ches Ergebnis aus. Auch der Umsatz wur(in Euro) 0,46 1,43 211 de um 21 Prozent auf 93 Millionen Euro Netto-Verschuldung2) 36 385 35585 –2 gesteigert. Teyssen bekräftigt, dass in dieMitarbeiter 78 889 73133 –7 sem Jahr ein Konzernüberschuss zwiStromabsatz schen 4,1 Milliarden und 4,5 Milliarden ( in M rd . k Wh ) 5 54, 0 550,8 –1 Euro erwirtschaftet und eine Dividende Gasabsatz von 1,10 Euro je Aktie ausgeschüttet wer( in M rd . k Wh ) 7 96, 2 837,6 5 den soll. (Aktienkurs von Eon fällt so ) bereinigt um außergewöhnliche Effekte; ) einschl. Rückstellungen, 1
2011: 31. 12.
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Quelle: Unternehmensangaben
stark wie noch nie, Seite 17)
ein, es „kostet nicht unbedingt N mehr Geld“, die Finanzierungslücke im internationalen Hilfsprogramm für Griechenland zu schließen. Es erhöht nur „den Finanzierungsbedarf auf der Zeitachse“. Es magzwarsein, „dasswir beider Reduzierung von Zinsen ein Stück weit Maßnahmen ergreifen“. Auswirkungen auf den (deutschen) Staatshaushalthat dasabernicht,dennes sindallenfalls „Änderungen in den Einnahmen“ vorstellbar. Mit derlei verbalen Pirouettenwill WolfgangSchäuble die Tatsache vernebeln, dass die Nibelungentreue zu Griechenland einen Preis hat – und zwar einen, der von den Steuerzahlern zu entrichten ist. Die politische Entscheidung, Griechenland in der Währungsunion zu haltenunddemLandaufalleFälleweiterzu helfen,ist längstgefallen– unabhängig davon, dass die im Hilfsprogramm vereinbarten Reformen lange nicht in Angriff genommen wurden. Und da die Eurostaaten A gesagt haben, kommen sie nicht umhin, jetzt auch B zu sagen. Wenn Athen weiter geholfen werden soll, ist das nur möglich mit einem Aufschub für die Verwirklichungder Sparziele.Dassdie dafür kalkulierten zwei Jahre realistisch sind, darf durchaus bezweifelt werden. Der Aufschub muss jedenfalls finan-
ziert werden, und die Finanzierung wird nicht vom Himmel fallen. Diese Erkenntnisse sind nicht neu. Die Bundesregierung konnte ihnen bisher immer mit dem Verweis darauf ausweichen, dass ja der Troika-Berichtnochnichtda war. Soweitder Bericht jetzt vorliegt, attestiert er Athen mit einigem Vorbehalt gute Reformfortschritte. Dass seine wichtigste Komponente – die Schuldentragfähigkeitsanalyse – fehlt, liegt an der Uneinigkeit der Kreditgeber. Sie streiten, wie die Finanzierungslücke geschlossenwerdensoll undwiesich dieSchuldentragfähigkeit wiederherstellen lässt. Die unterschiedliche Haltung von IWF und Eurostaaten lässt sich auf einen recht einfachen Nenner br ingen. Der Fonds besteht auf seinen eigenen Regeln,die er nicht verbiegenwill und kann. Die europäischen Politiker wollen die griechische Staatsschuld abermals ein wenig schönrechnen – in der Hoffnung, dass sich das nächste Loch erst nach dem nächsten Wahltermin auftut. Und sie wollen die öffentliche Beteiligung an der Umschuldung möglichst kunstvoll verschleiern. Schäuble kann das wohl am besten. Aber die nachhaltige und verlässliche Lösung der griechischen Tragödie erreicht er so gerade nicht.
Eon auf dem Rückzug Von Werner Sturbeck
uf einmal ist der Eon-Konzern werksbetreiber ins Wanken. Das kann A an der Börse fast vier Milliarden man nicht in einem Jahr auffangen. Euro weniger wert. Der Kapitalmarkt Aber nach dem Strukturbruch mit geist enttäuscht über die Warnung des waltigen Sonderlasten müsste jetzt Energieunternehmens, dass die schon eine ruhigere Zeit folgen, in der sich verhaltene Gewinnerwartung für die der Vorstand an seinen Versprechen nächsten Jahre weiter gesenkt wurde; messen lassen muss. Eon hat sich früder Aktienkurs fällt um mehr als 10 her als sein heimischer Wettbewerber Prozent.Zwar schneidetder Versorger RWEauf die politischenVorgabeneinin den ersten neun Monaten besser ab gelassen und viel Geld in regenerative als im vergangenen Jahr. Aber damals Energie undGaskraftwerkeinvestiert. hat der abrupte Kernenergieausstieg Nun zeigt sich, dass RWE an den polizu gewaltigen Belastungen geführt. tisch getriebenen Strommärkten mit Eon-Chef Johannes Teyssen trat mit dem Schwerpunkt Braunkohle besser voller Kraft auf die Bremse, verordne- arbeitet. Eon fährt mit regenerativer te dem Konzern eine Rosskur mit hef- Energie und Gaskraftwerken schlechtigem Personalabbau. Bis vor kurzem ter als im Vorjahr. Selbst moderne vermeldeteder Vorstandden erfolgrei- Gaskraftwerke machen Verlust. Außerdem fehlt der Ergebnisbeitrag der chen Umschwung: Die Verkaufsliste verkauften Gesellschaften. Zudem ist wurde abgearbeitet, mit den Gasliefe- jenseits russischer Kraftwerke bei den rantenwurden bessereLieferkonditio- avisierten Auslandsprojekten wenig nen ausgehandelt, in Brasilien wurde Konkretes erkennbar. ein Partner für den Kraftwerksbau geEons Gegenmaßnahmen klingen funden und die Straffung des Kon- vertraut:Kosten senken,flexibler werzerns hervorgehoben. den, Investitionsplanung überdenken. Es stimmt, Teyssen übernahm als DerKurssturzder Aktiedürfteirgendneuer Eon-Chef 2010 eine schwierige wann aufgeholt sein. Noch winkt mit Aufgabe.Dann kam auchnoch die Re- der versprochenen Dividende eine ataktorkatastrophe in Fukushima. Mit traktive Rendite. Spätestens danach der Energiewende und dem beschleu- stellt sich jedoch die Frage, wie Eon nigten Atomausstieg brachte die Bun- mit geschäftlichen Rückzugsgefechdesregierung das lange sehr ergiebige ten für die Zukunft eine angemessene Geschäftsmodell der vier Kernkraft- Ausschüttung erwirtschaften will.
Bürde für Lufthansa Von Ulrich Friese
Tarifkonflikt bei Lufthansa beigelegt
ie Einigung im Tarifkonflikt zwi-
Flugbegleitererhalten biszu 4,6 Prozent mehr Lohn / Vergütung für neues Personal sinkt ufe.WIESBADEN, 13.November.DieGefahrvon weiterenStreiksdes Kabinenpersonals bei der Deutschen Lufthansa AG ist gebannt. Die Führung der größten Fluggesellschaft und die zuständige Branchengewerkschaft UFO, die das Gros der 18 000 Flugbegleiter vertritt, legten ihren mehrmonatigen Tarifkonflikt bei. Die Einigung basiert auf einer Empfehlung, die unter Federführung des zum Schlichter bestellten früheren Wirtschaftsweisen Bert Rürup ausgehandelt wurde. Das am Dienstag in Wiesbaden vorgestellte Tarifpaket umfasst zum einen Lohnerhöhungen von bis zu 4,6 Prozent für das Kabinenpersonal sowie den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2014. Im Gegenzug mussten die Verhandlungsführer von UFO niedrigere Tarifefür künftige Mitarbeiterin derKabine, eine stärker am wirtschaftlichen Erfolg orientierte Vergütung sowie flexiblere Arbeitszeiten akzeptieren, um auf etwaige Personalüberhänge rasch reagieren zu können. „Meine Empfehlungen wur-
BHF-Bank ......................................13 Conergy 15
FTI Touristik ...............................14 Generali 14
den von beiden Parteien nur zähneknirschend akzeptiert“, beschreibt Rürup den zähen Prozess der Verhandlungen. Nicoley Baublies, der Verhandlungsführer von UFO, sowie derfür Lufthansa zuständige Personalvorstand Peter Gerber kommentierten das Ergebnis der Schlichtung am Dienstag sichtlich erleichtert. Mit dem erreichten Tarifabschluss für das Kabinenpersonal, der für einen Zeitraum von zwei Jahren gilt, sei die geforderte Sparvorgabe im Rahmen des konzernweiten „Score“-Programms erfüllt, sagte Gerber. Danach will der LufthansaKonzern bis Ende 2014 sein Ergebnis insgesamt um mindestens 1,5 Milliarden Euro verbessern. Die Bruttokosten für den Tarifabschluss bezifferte Gerber auf rund 33 Millionen Euro. Auf deutliche Veränderungen einigten sich die Unterhändler bei der Entwicklung einer neuen Vergütungsstruktur für das Kabinenpersonal: Statt der 17 Altersstufen, die bislang jährliche Gehaltszuwächse für Flugbegleiter vorsaKabel Deutschland ...............12 Kleinwort Benson 13
hen, soll es künftig vom sechsten Jahr der Betriebszugehörigkeit an nur noch alle zwei Jahre mehr Geld geben. Erreicht ein Kabinenchef (Purser) beim Einsatz im Übersee-Verkehr gegenwärtig ein monatliches Grundgehalt von 4400 Euro, wird sein Gehalt in Zukunft wohl etwa 3700 Euro im Monat betragen. Dies kann bei einem gutem Geschäftsverlauf der Lufthansa jedoch durch eine entsprechende Erfolgsbeteiligung aufgestockt werden. Hinzu kommt: Von der geplanten Ausgliederung des Europa-Verkehrs abseits der Flughafen-Drehkreuze Frankfurt und München sind die Flugbegleiter der Lufthansa kaum betroffen. Die etwa 500 Mitarbeiter an den Flughäfen Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg oder Berlin können bei der Muttergesellschaft verbleiben und bei Bedarf aufdie beidenHeimatbasenwechseln. Der Umstieg auf die neu formierte Billigfluggesellschaft Germanwings in Köln hätte indessen für sie kräftige Gehaltseinbußen zur Folge gehabt.
Prinovis .........................................13 RWE 17
Teachers Private Capital ..13 Tennet 9
D schen der Lufthansa und ihren
18 000 Flugbegleitern erfolgte schnellerundgeräuschloserals erwartet.Unter der Regie des geschickt vermittelnden Schlichters Bert Rürup einigten sich jetzt die Akteure von zwei Parteien,dienoch vorwenigenWochenheillos zerstritten schienen. Mit dem ausgehandelten Tarifpaket präsentieren die Verhandlungsführer der Lufthansa und der BranchengewerkschaftUFO einen nuraufden ersten Blick akzeptablen Kompromiss. Zum einen kann das Kabinenpersonal mit Gehaltsaufschlägen von bis zu 4,6 Prozent rechnen und muss für die kommendenzwei Jahrekeine betriebsbedingten Kündigungen befürchten. Im Gegenzug sichert sich die Lufthansa durch Einführung von flexibler Arbeitszeit und Umstellung auf erfolgsorientierte Vergütung den nötigen Spielraum, um auf eine flaue Geschäftslage und steigende Kostenlasten reagieren zu können. Mit dem Spareffekt des Tarifpakets erfülle das Passagiergeschäft die Vor-
Euro der Löwenanteil auf die Kernmarke Lufthansa entfällt. Doch schon heute zeichnet sich ab, dass die Vorgabe von Christoph Franz, dem Vorstandsvorsitzenden des Konzerns, nicht mehr reichen wird. Die Folgen einer schwachen Kon junktur schlagen sich zusammen mit dem Siegeszug der Billigfluggesellschaften in Europa und der obendrein wachsenden Konkurrenz durch staatlich geförderte Fluggesellschaften aus der Golfregion und der Türkei immer deutlicher in der Ergebnisrechnung der Lufthansa nieder. Bei einem Umsatz von rund 13 Milliarden Euro in den vergangenen Monaten halbierte sich der Betriebsgewinn in diesem Zeitraum auf nur noch 64 Millionen Euro. Die zunehmende Erosion des Ergebnisses führe zu einem Substanzverlust im Kerngeschäft, der auf Dauer nicht geduldet werde, warnte Franz vor wenigen Wochen. Damit deutet sich eine Verschärfung des Sparkurses an, von dem vor allem das Passagiergeschäft der Lufthansa betroffen sein wird. Angesichts der Aussicht, dass sich die Konjunktur
Wirtschaft
SEITE 10 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
Im Wahljahr droht eine Rentenspaltung Altersbezüge steigen in Ostdeutschland wohl um 3 Prozent, in Westdeutschland nur um 1 Prozent enn. WÜRZBURG, 13. November. Im unten korrigiert werden müssen. Im Os- holt würden. Sonst würden die langfristi- Weiß sagte dieser Zeitung, er halte das Wahljahr 2013 könnten die Rentenanpas- ten führt diese Korrektur dagegen zu ei- ge Finanzierbarkeit des Rentensystems Nachholender Rentenkürzungenim Wessungen in Ost und West erheblich ausei- ner deutlichen Steigerung. und die Beitragssatzstabilität gefährdet. ten 2013 für „vertretbar, weil dann alle nanderklaffen.Die Deutsche Rentenversi„Das wird zu politischen Diskussionen Gunkel verwies darauf, dass die Rentner quitt sind“. Wenig Verständnis zeigte er cherung rechnet nach vorläufigen Schät- führen“, sagte Buntenbach, die zugleich im Osten die Nachholleistung schon er- für die statistischen Korrekturen. „Solche zungen im Westen mit einer Rentenerhö- Vorstandsmitglieddes DeutschenGewerk- bracht hätten, da sie sich in Vorjahren mit Korrekturen auf einen Schlag führen zu hung um nur 1 Prozent, im Osten hinge- schaftsbundes (DGB) ist. Der Rentenan- niedrigeren Anpassungen begnügt hätten als ungerecht empfundenen Unterschiegen um rund 3 Prozent. Sie begründet die stieg im Westen wäre nicht einmal ein In- als rechnerisch möglich. Insofern wären den. Da wäre es besser, solche Effekteauf ungewöhnlich große Abweichung mit flationsausgleich. Angesichts der politi- West-Rentner durch eine Aussetzung be- mehrere Jahre zu verteilen“, sagte Weiß. „technischen Eigenheiten“ der Rentenbe- schen Brisanz einer gespaltenen Renten- günstigt. Besonders gravierend wirkt sich In der Debatte um drohende Altersarrechnung. Zum einen müssten im Westen anpassung forderte Buntenbach, den laut Rentenversicherung die nachträgli- mut präsentierte die Rentenversicherung noch Rentenkürzungen nachgeholt wer- „Nachholfaktor“ nächstes Jahr auszuset- che Korrektur von Fehleinschätzungen neue Zahlen: Das Rentenniveau vor Steuden, die in früheren Jahren zum Schutz zen. Allein diese nachträgliche Verrech- zur Lohnentwicklung im Vorjahr aus. Sie ernliegt derzeit bei49,6 Prozent desBrutder Rentner unterblieben seien, erläuter- nungfrüher unterbliebener Rentenkürzun- könnte den Rentenanstieg im Westen um toeinkommens aller Beschäftigten. Nach te die Vorstandsvorsitzende der Deut- gen dämpft den Rentenanstieg im Westen 0,6Prozentpunkte vermindern,den imOs- dem neuen Rentenversicherungsbericht schen Rentenversicherung Bund, Annelie 2013 um 0,7 Punkte. Gegen eine Ausset- ten um 1,3 Prozentpunkte erhöhen. der Bundesregierung wird das RentenniBuntenbach, am Dienstag in Würzburg. zung wandte sich indes der ArbeitgeberEin Sprecher von Bundesarbeitsminis- veau 2020 bei 48 Prozent liegen und der Zum anderen wird der Anstieg im Westen vertreter im Vorstand, Alexander Gunkel. terin Ursula von der Leyen (CDU) sagte Rentenbeitragssatz bei 19,8 Prozent. Im voraussichtlich dadurch gemindert, dass Wenn Kürzungen in schwierigen Jahren zur Prognose der Rentenversicherung, es Jahr 2030 wird das Rentenniveau noch die statistischen Annahmen zur Lohnent- unterblieben, müsse sichergestellt wer- sei noch zu früh, Zahlen für 2013 zu nen44,8 Prozent betragen und der Beitragswicklungdes Vorjahresnachträglich nach den, dass sie in besseren Zeiten nachgenen. Der CDU-Rentenpolitiker Peter satz 21,9 Prozent. (Kommentar Seite 16.)
Unter der Schirmherrschaft von
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Dr. Wolfgang Schäuble
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Bundesminister der Finanzen, Berlin
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Gastgeber
th
4 IFC – EURO FINANCE WEEK Conference Risks and Opportunities in Financing Sustainable Development 20. November 2012, Congress Center Messe Frankfurt am Main
Konferenzsprache: Englisch
Konferenzthemen
• Managing Risks and Realizing Opportunities in Emerging Markets through Partnerships • Shared Ex periences and Innovative Solutions in Emerging Market Investment • Managing Environmental and Social Risks at Financial Institutions • Financing Women’s Entrepreneurship
Imoni Akpofure
Roberto Dumas Damas
Chief Executive Officer, Standard Chartered Bank Nigeria Limited, Lagos
Director Western Europe, IFC, Paris
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Leo Johnson
Tania Moussallem
Houda Sbihi
Partner, PwC and Co-founder, Sustainable Finance, London
Head of Strategic Development and Financial Management Group, Assistant General Manager, BLC Bank, Beirut
Group Secretary General, BMCE Bank, Casablanca
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Ein Projekt der
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Dr. Thomas Schäfer
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Bruno Wenn
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Vice President, Business Advisory Services, IFC, Washington D.C.
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Rechnungshof mahnt zur Vorsorge Der Haushalt des Bundes auf dem Prüfstand: Gegen das Defizit wird zu wenig getan, dafür an anderer Stelle viel Geld unnütz ausgegeben.
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höchstens zur Hälfte ausgelastet wäre, schlug die Verwaltung vor, es auch für Feuerschutz und Schadstoffbekämpfung zu nutzen. Damit würde es jedoch nicht nur 11 Millionen Euro teurer, sondern könnte nicht mehr genutzt werden, um Tonnen zu legen. Denn Schiffe, die Feuerschutz betreiben, müssen sich ständig im Einsatzgebiet aufhalten und können nicht woanders Tonnen ausfahren.
mas. BERLIN, 13. November. Der Bundesrechnungshof mahnt die Bundesregierung, die Risiken beim angestrebten strukturellen Haushaltsausgleich nicht Teure Energieeinsparung DerBaudes Umweltbundesamtesin Deszu unterschätzen. „Für die Rückführung sauimJahr2005 giltalsökologischesMostehen die Chancen derzeit noch gut. Die relativ günstige gesamtwirtschaftli- dell. Es sollte möglichst wenig Energie che Situation sollte genutzt werden, um verbrauchen. Das Ergebnis ist ernüchdasHaushaltsdefizit konsequentzu redu- ternd. Das Gebäude taugt kaum als ökozieren“, sagte sein Präsident Dieter Engels, als er am Dienstag in Berlin von denErgebnissenderjährlichenÜberprüfung der Haushaltsführung des Bundes berichtete. Die Koalition will bis zum Jahr 2014 den Etat „strukturell“ ausgleichen. Dabei werden konjunkturelle Wirkungen undSondereffekteaus demDefizit herausgerechnet. Wie der Rechnungshofpräsident hervorhob, setzt der vorgesehene Defizitabbau voraus, dass die Konjunktur stabil bleibt, die Steuereinnahmen weiter steigen, die Arbeitslosigkeit zurückgeht und das Zinsniveau nicht anzieht. Sollten sich diese Annahmen nicht erfüllen, wären die derzeitigen Pläne zur Rückführung der Neuverschuldung gefährdet. Weitere Risiken ergäbensich aus der Beteiligung des Bundes an den Hilfsmaßnahmen zugunsten von Euroländern mit Haushaltsproblemen. Engels wies darauf hin, dass die Koalition einen Teil ihrer jüngsten Beschlüsse (Betreuungsgeld, Lebensleistungsrente) noch nicht vollständig finanziert hat. Der Bundes- Dieter Engels Foto dapd rechnungshof forderte die Bundesregierung auf, in stärkerem Maße finanzielle Vorsorgezu treffen. Sie sollte zum einen logisches Vorbild. Die Betriebskosten lagen im geprüften Zeitraum um rund die an ihren Konsolidierungsbeschlüssen Hälfte höher als bei herkömmlichen Vervon 2010 festhalten, die noch nicht voll- waltungsgebäuden und im Durchschnitt ständig verwirklicht seien. In dem Zuknapp 400 000 Euro über Plan. sammenhang nannte er unter anderem die geplanten Kürzungen im Verteidi- Streit verteuert Konsens-Programm gungsetat. Zum anderen sollte jeder Bund und Länder bemühen sich seit 23 Haushaltstitel darauf untersucht wer- Jahren, eine einheitliche Software für den,ob Zweck undUmfangder Mittel ei- dieFinanzämterzu entwickeln.DasPro jekt Fiscus wurde 2005 eingestellt, nachner kritischen Prüfung standhielten. Im aktuellen Jahresbericht spießen dem dafür mehr als 400 Millionen Euro die Rechnungsprüfer wieder einige kras- ausgegeben waren. Dem Nachfolgevorhaben mit Namen Konsens drohen nun se Fälle von unwirtschaftlichem Verhal- Verzögerungen und damit Kostensteigeten in Bundesbehörden auf. Einige Bei- rungen, weil Bund und Länder sich spiele aus dieser Liste: nicht einigsind,was diewichtigstenZiele sind. Tonnenleger, die keine Tonnen legen können
Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung beabsichtigt, für 28 Millionen Euro einen Tonnenleger zu ersetzen. Mit ihm werden schwimmende Verkehrszeichen ausgebracht.Weil das neue Schaff damit
Mehr
Computer als Beschäftigte
Bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt ist die Ausstattung mit Informationstechnik üppig. 1800 Beschäftigte müssen sich 4350 Computer „teilen“, auf jeden entfallen fast drei.
Kurze Meldungen Reding setzt Frauenquote durch Nach heftigem internenStreitwird Brüssel am Mittwoch eine Frauenquote für Europas börsennotierte Unternehmen auf den Weg bringen: EU-Justizkommissarin Viviane Reding sicherte sich am Dienstag die notwendige Rückendeckung ihrer Kollegen, berichtete die Nachrichtenagentur dapd aus Diplomatenkreisen.Ihr Richtlinienvorschlagwürde den Firmen vorschreiben, bis 2020 Aufsichtsratsposten zu 40 Prozent mit Frauen zu besetzen - also bei gleicher Qualifikation Bewerberinnen den Vorzug zu geben. Wer sich nicht daran hält, soll mit Geldbußen bestraft werden oder die Besetzungen sollen annulliert werden. dapd
Unter den Sprechern sind
Bola Adesola
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Erbschaftsteuer unter Vorbehalt Künftig sollen Bescheide zur Erbschaftsteuernur nochmiteinem Vorbehaltversandt werden. Darauf haben sich Bund und Länder verständigt, teilte FinanzstaatssekretärHansBernhardBeus ineinem Schreiben an die Abgeordnete der Linken,Barbara Höll,mit.Der Bundesfinanzhof hat die Erbschaftsteuer dem Bundesverfassungsgericht vorgelegt, weil er sie für grundgesetzwidrig hält. In solchenFällenistes üblich,die Steuerbescheide mit einem Vorläufigkeitsvermerk zu versehen. DieBetroffenen müssen dann keinen Einspruch einlegen, um von einer für sie günstigen Entscheidung auf jeden Fall zu profitieren. mas.
terung der wirtschaftlichen Lage im nächsten halben Jahr, schrieb das Zentrum. Die rezessive Entwicklung im Euroraum strahle auf Deutschland aus, warnte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. ppl.
Krisenfonds füllt sich langsam Der deutsche Krisenfonds zur Bankenrettung füllt sich nur langsam. In diesem Jahr zahlen heimische Geldinstitute 692 Millionen Euro Bankenabgabe, sagte der Chef des Rettungsfonds Soffin, Christopher Pleister, der „Süddeutschen Zeitung“. Zusammen mit den Einzahlungen von 2011 und abzüglich Verwaltungskosten lägen 1,27 Milliarden Euro im Fonds. Ursprünglich hatte die Bundesregierung mit Einnahmen von 1,3 Milliarden Euro pro Jahr gerechnet. dpa Deutsche wollen mehr arbeiten Millionen Erwerbstätige in Deutschland wollen einer Umfrage des Statistischen Bundesamtes zufolge mehr arbeiten. Rund 3,7 Millionen Erwerbstätige zwischen 15 und 74 Jahren hätten sich im vergangenen Jahr mehr Arbeit gewünscht, teilte die Statistikbehörde am Dienstag in Wiesbaden mit. Die Betroffenen wolltenihre wöchentlicheArbeitszeitum durchschnittlich11,5Stundenerhöhen. Zugleich fühle sich aber auch knapp eine Million Erwerbstätiger überbeschäftigt. Diese haben genau den umgekehrten Wunsch. Sie streben eine Reduzierung ihrer Wochenarbeitszeit um im Schnitt 11,7 Stunden an. AFP
ZEW-Konjunkturindex sinkt Die Konjunkturerwartungen der Fi- Keine Entschädigung nanzmarktanalysten sind im November Verspätet sich ein Anschlussflug außerwieder etwas gesunken. Dies teilte das halb der EU haben Flugpassagiere keiMannheimer Zentrum für Europäische nen Anspruch auf eine Ausgleichszah Wirtschaftsforschung mit. Der ZEW-In- lung. Das stellte der Bundesgerichtshof dex der Konjunkturerwartungen fiel (BGH) am Dienstag in Karlsruhe klar. um 4,2 Punkte auf minus 15,7 Punkte. Er wies damit eine Klage von PassagieIm September und Oktober hatten sich ren ab, die Flüge nach Brasilien und dieKonjunkturerwartungen derFinanz- Thailand gebucht hatten. Im ersten Fall fachleute unter dem Eindruck steigen- hatten dieKlägerbei derbrasilianischen derKurse undder Ankündigung der Eu- Fluglinie TAM Flüge von Frankfurt am ropäischen Zentralbank zu Anleihekäu- Main ins brasilianische Belem bestellt. fen etwas gebessert. Nun rechneten sie BeimUmsteigenin SãoPauloverspätete wieder deutlicher mit einer Verschlech- sich der Anschlussflug allerdings um
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
EU-Haushaltsgespräche geplatzt Finanzminister streiten über Lücke von 9 Milliarden Euro now. BRÜSSEL, 13. November. Die Gesprächeüber denEU-Haushalt2013sind am Dienstag gescheitert. Da die EU-Regierungen zu keiner Lösung für einen Nachtragshaushalt in Höhe von bis zu knapp9 MilliardenEuro beigetragenhätten, könne das Parlament die Verhandlungen über den Etat für 2013 nicht fortsetzen, sagte der Vorsitzende seines Haushaltsausschusses, Alain Lamassoure. Er reagierte damit auf eine offenbar zäh verlaufende Gesprächsrunde der EU-Finanzminister. Parlament und Regierungen war eine Frist bis Mitternacht gesetzt worden, zu einer Verständigung zu gelangen. Diese Verständigung über denNachtragshaushalt, dendie Europäische Kommission mit Zahlungsver-
pflichtungen in der Struktur- und Forschungspolitik sowie beim Studentenaustauschprogramm Erasmus begründethatte,galt alsVoraussetzung füreine Vereinbarung über den Etat 2013. Die Beratungen am Dienstag galten auch als Gradmesser für die Ende kommender Woche auf dem EU-Gipfel geplanten schwierigen Beratungen über die Ausstattung des EU-Haushalts in den Jahren 2014 bis 2020. Die Kommission wird jetzt einen weiteren Vorschlag zum Etat 2013 vorlegen. Ohne eine Verständigung vor Jahresende griffe die sogenannte Zwölftelregelung. Demnach steht dem EU-Haushalt monatlich nicht mehrGeldzur Verfügungalsim entsprechenden Vorjahresmonat.
Kein kranker Mann Wolfgang Schäuble will Frankreichs Politik nicht benoten „Nein!“ Es bricht aus Wolfgang Schäub- verkündet, man werde einen schnellen Start der Eurobankenaufsicht beschliele geradezu heraus, als ihn ein französißen. Bundeskanzlerin Angela Merkel scher Journalist auf Deutsch fragt, ob Frankreich der „kranke Mann Europas“ (CDU) sagte das Gegenteil – und sollte sei. „Keine Sekunde lang“ dürfe diese rechtbehalten. DiesesMuster wiederholte sich auf dem Eurogruppen-Treffen: Frage unbeantwortet bleiben, sagt der Bundesfinanzminister. Neben ihm sitzt Vorher fordert e Moscovici eine politisein französischer Amtskollege Pierre sche Einigung für eine Fortsetzung der Griechenland-Hilfe, Schäuble tat so, als Moscovici, der Schäuble um diese ungewöhnliche Veranstaltung gebeten hat: gebe es noch gar nichts zu entscheiden. eine gemeinsame Pressekonferenz der Heraus kam ein Kompromiss, eine Art konditionierte Hilfszusage für Athen. beiden Minister nach kurzer Nacht am Bei ihrem Auftritt versuchen die beiDienstagmorgen. Offiziell geht es darum, den internationalen Medien im völ- den Minister eine gemeinsame Interpretation des Beschlusses: Die Eurogruppe lig überfüllten deutschen Pressesaal gemeinsam die Ergebnisse des Treffens müsse einen „verlässlichen Mechanismus“ finden, um die griechische Staatsder Eurogruppe zu Griechenland am Vorabend zu berichten. Der eigentliche schuld tragfähig zu machen, sagt Grund für den gemeinsamen Auftritt Schäuble. Man brauche vor allem eine „gute“ Übereinkunft, die auch noch ein wird indes schnell klar: Die beiden Mipaar Tage dauern könne, sagt Moscovinister haben Anlass, zu demonstrieren, ci. Schäuble deutet an, dass die gemeindass kein Blatt zwischen sie passt. same Pressekonferenz nicht allen PartDasistvor allem einfranzösischesAn- nerländern gefallen werde. Sie sei aber liegen. Zu oft schien es in den deutsch- nötig, um zu zeigen, dass ohne die beifranzösischen Beziehungen in den ver- den großen Eurostaaten nichts vorangegangenen Monaten zu knirschen, zu oft he. Und natürlich gebe er anderen Ländrängte sich der Eindruck auf, Frank- dern keine Noten, ganz unabhängig dareich sei– vorallemwegenseinerökono- von, dass auch Deutschland vor einigen mischen Schwierigkeiten – kein gleich- Jahren als „kranker Mann Europas geberechtigter Partner mehr. Hinzu ka- golten habe. Diese Bezeichnung sei damen offenkundige Meinungsunterschie- mals genauso falsch gewesen, wie sie de zwischen der Bundesregierung und heute für Frankreich falsch sei. „Der der sozialistischen Regierung in Paris in eine ist nicht besser als der andere.“ wirtschaftspolitischen Einzelfragen. Und schließlich: „Wichtig ist, dass wir Vor dem EU-Gipfeltreffen im Oktober einander vertrauen.“ Bis zum nächsten hatte Staatspräsident Fran çois Hollande Brüsseler Treffen. WERNER MUSSLER
Misstrauen gegen Marktwirtschaft Umfrage: 43 Prozentsagen,sie führtzu Ungerechtigkeit ppl. FRANKFURT, 13. November. Eine neue Umfrage zeigt, wie das Misstrauen derDeutschen gegenüberderMarktwirtschaft sich verhärtet hat. Die Skepsis habe „eine ganz neue Dimension“ erreicht, sagte die Politologin Ulrike Ackermann vom HeidelbergerJohn-Stuart-Mill-Institut. Erstmals sagte eine relative Mehrheit von 43 Prozent, dass die Marktwirtschaft automatisch zu sozialer Ungerechtigkeit führe. Nur noch 38 Prozent sind der Meinung „Marktwirtschaft macht soziale Gerechtigkeit erst möglich“. Dies ergab eine repräsentative Allensbach-Umfrage, die das Mill-Institut in Auftrag gegeben hat. Im Osten ist die Ablehnung der Marktwirtschaft stärker als im Westen. Vor neun Jahren war das Meinungsbild noch anders. Damals sagten nur 34 Prozent, die Marktwirtschaft führe automatisch zu Ungerechtigkeit, 48 Prozent in Gesamtdeutschland fanden die Marktwirtschaft insgesamt gerecht.„Immermehr scheintdie Überzeugung verlorenzugehen, dass diese Wirtschaftsform Grundlage für Freiheit und Wohlstand ist“, kritisierte Ackermann während der Vorlage der Studienergebnisse in Berlin. „Stattdessen nehmen die antikapitalistischen Ressentiments zu.“
Das Mill-Institut hat einen „Freiheitsindex“konstruiert,der nebenderUmfrageauch Zeitungen analysiertund bewertet, wie oft Bürger und Journalisten für staatliche Verbote plädieren oder freie Entscheidungbevorzugen.Der Freiheitsindex hat 2012 etwas zugelegt, er bleibt mitminus 0,3 Punkten (nach minus 3 im Vorjahr) aber im negativen Bereich. Bei der Abwägung gegen Sicherheit und Gleichheit liege die Freiheit im Hintertreffen, sagte Ackermann. Die Mehrheit der Bürger fordert ausdrücklich eine Ausweitung der Staatsaufgaben. Der „betreuende“, „sich kümmernde Staat“ werde im Unterschied zum liberalen Staat,der wenig eingreife, alsder gerechteregesehen, indem esmenschlicherzugehe und der mehr Wohlstand ermögliche. Während Freiheit als abstrakter Wert zwar hochgeschätzt werde, befürworten viele Bürgeraber gleichzeitigviele Verbote. Die Mehrheit findet, der Staat solle Drogen verbieten, Klonen von Menschen, rechtsradikale Parteien, ungesunde Lebensmittel, Filme mit Gewaltdarstellungen sowie Kredite für Personen, die schon verschuldet sind. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Verbotsneigung der Deutschen leicht zurück.
Russlands Wirtschaft lahmt Wachstum sinkt auf niedrigsten Stand seit Anfang 2010 bet.MOSKAU,13. November.Die globale Wirtschaftsschwäche hinterlässt auch beim Energieexporteur Russland ihre Spuren.Das russischeBruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im dritten Quartal 2012 gegenüber der Vorjahresperiode nur noch um 2,9 Prozent, wie das Statistikamt mitteilte. Damit hat sich das Wachstumstempo weiter verlangsamt; im zweiten und ersten Quartal hatte das BIPnochum 4,0Prozentbeziehungsweise 4,9 Prozent zugelegt. Das Statistikamt schlüsselte die Wachstumsrate nicht weiter auf, doch gilt es unter Experten als wahrscheinlich, dass eine geringere Exportnachfrage und auch die schlechte Ernte schwerer wogen als der wachsende Inlandskonsum. Die russische Wirtschaft wuchs von Juli bis September so langsam wie seit Anfang 2010 nicht mehr, auch wenn Finanzmarktteilnehmer mehrheitlich eine nochmalsleichttiefere Rate erwartethatten. Auf Sicht von neun Monaten ergibt sich ein Wachstum von 3,9 Prozent; 0,4 Prozentpunkte weniger als im Gesamt-
drosselten Tempos sehen die Währungshüter dieWirtschaft imzweitenHalbjahr weiterhin nahe am Potentialwachstum, was deren strukturelle Schwächen beziehungsweise die Abhängigkeit von externen Faktoren hervorhebt. Nicht nur bestehen rund 80 Prozent der russischen Ausfuhr aus Rohstoffen (vor allem Erdöl und Gas), die bei einemverlangsamten Wachstumder Weltwirtschaft weniger gefragt sind. Auch richtet Russland seinen Export mehrheitlich nach Europa, das unter der Schuldenkrise ächzt. Die Inlandsnachfrage expandiert zwar weiter, hat diese Abhängigkeit aber nicht maßgeblich reduziert – auch deshalb nicht, weil sie sich vor allem in Konsum erschöpft, der durch wachsende Kreditvergabe gestützt wird. 2013 will die Zentralbank die Vergabe von Privatkrediten eindämmen und so das Inflationspotential begrenzen. Bei den Investitionen ist eine Bremse nicht nötig: Die Kapitalausgaben sind im September zum ersten Mal seit Anfang 2011 wieder gesunken, und dieBauausgabenliegenknapp 6 Prozent
Wirtschaft
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 11
Gläubiger kratzen Geld für Athen zusammen Der Aufschub für Griechenland ist eine Zitterpartie. Ohne Belastung der Steuerzahler kommt das erforderliche Geld nicht zusammen. bes./ruh./wmu. LONDON/FRANKFURT/ BRÜSSEL, 13. November. Bis zum nächsten Treffen der Eurogruppe am kommenden Dienstag wollen sich die Euro-Staaten und der Internationale Währungsfonds (IWF) darauf verständigen, wie die Finanzierungslücke von 32,6 Milliarden Euro im Hilfsprogramm für Athen geschlossen werden kann. Die Lücke entsteht, weil Griechenland von seinen internationalen Gläubigern zwei Jahre mehr Zeiterhaltensoll,um seine Sparziele zuerreichen.OhneEinigungüber dieFinanzierungslücke und die Wiederherstellung der griechischen Schuldentragfähigkeit wird die nächsteKredittranchevon 31,5 Milliarden Euro nicht ausgezahlt. Ein Teil dieses Die Finanzminister überlegen verschiedene Optionen: Senkung der Zinsen, längere Laufzeiten oder ein Schuldenrückkauf Foto AFP Geldes wird für die Kapitalisierung der griechischen Banken benötigt. sind und die Schuldentragfähigkeit letzt- chenlandsim Februarbeteiligthaben, wer- würdendann aberfastkomplett beiöffentMitder Schließung der Finanzierungslü- lichnurdurcheine Senkung desSchulden- den nach Bankenangaben 62 Milliarden lichen Gläubigern liegen. cke hängt zusammen, dass die griechische betrages erreicht werden kann. Das sehe Euro umgetauschte Anleihen gehalten, Etwa5,7MilliardenEuroAnleihenwerStaatsschuld wieder tragfähig werden auch die Bundesregierung so. die bis 2015 nur mit 2 Prozent und danach den von Investoren und Banken gehalten, muss. Athens Schulden sollen in Relation Zunächst aber werden wohl folgende mit langsam steigendem Sätzen verzinst die sich an der Umschuldung im Februar zur Wirtschaftskraft auf ein erträglicheres Maßnahmenbeschlossen: Wahrscheinlich werden. Diese Zinszahlungen machen für 2012 nicht beteiligen wollten und hoffen, Niveau reduziert werden. Griechenland werden die Geberländer die Zinsen auf Athen nicht viel aus, durch eine weitere dass sie die alten Anleihen voll ausgezahlt hat derzeit Staatsschulden von etwa 340 ihre bilateralen Kredite von 53 Milliarden Umschuldung wäre nicht viel zu holen. bekommen. Diese Anleihen werden weitMilliarden Euro, von denen etwa die Hälf- Euro reduzieren, was zu jährlichen ErSchäuble bestätigte aber Überlegungen gehend 2016 fällig. Die griechische Regietezu EFSF-Konditionen,alsozu 2 Prozent leichterungen von 500 Millionen Euro für über ein Schuldenrückkaufprogramm. In rung zögert noch, wie sie mit diesen Tifür10 Jahreverzinst wird. Esgiltals ausge- Athen führen könnte, Italien und Spanien der Londoner City wird bereits an einem teln umgehen soll. In der Londoner City schlossen, dass Athen – wie im bisherigen aberteuerzustehenkommt,diesichzu hö- solchen Programm gearbeitet, mit dem gäbe es aber großes Verständnis für einen Programmfestgelegt – bis2020 eineSchul- heren Zinsen Geld leihen müssen. Einen die im Umlaufbefindlichen Griechenland- Zahlungsausfall Athens auf diese Restdenquote von 120 Prozent des Bruttoin- Verzicht auf die Kredite wird es zunächst anleihen, die mit Marktpreisen von 25 anleihen, hieß es. landsprodukts erreicht. Für das laufende nicht geben, um den Reformdruck auf Cent je Euro Nennwert gehandelt werden Eine heikle Finanzierungshilfe von Jahr wird mit etwa 175 Prozent gerechnet, Athen aufrecht zu erhalten. Schäuble von Griechenlandmit Hilfeeines Kredites etwa 13 Milliarden Euro könnte Athen imkommendenJahrkönntedie Schulden- sprach davon, dass es einen „verlässlichen weitgehend zurückgekauft werden. Nomi- von den Regierungender Euro-Staaten erquote gegen 190 Prozent steigen. Zwi- Mechanismus“geben müsse,der ausschlie- nalkönnteAthen damitfastdas Dreifache halten, wenn diese sich entschließen sollschen dem IWF und der Eurogruppe gibt ße, dass das griechische Anpassungspro- deseingesetztenBetragesan Schuldenaus ten, die Buchgewinne ihrer Notenbanken es Streit darüber, wie sich die Schulden- gramm abermals aus der Spur gerate. demMarktnehmen.Dieswürdedie Schul- aus dem Tausch der Griechenlandanleitragfähigkeit wiederherstellen lässt. Die Von privaten Banken und Investoren, denlast senken. Die verbleibenden Schul- hen während der Umschuldung an Athen Eurogruppe favorisiert eine Verlängerung die sich an der ersten Umschuldung Grie- den Athens und damit auch die Risiken zu überweisen. Die nationalen Notenbandes Ziels bis 2022, der IWF lehnt das ab. kenhattenGriechenland-Anleihenim BeFest steht bereits, dass die Finanziestand, die sie zum Nennwert an die EZB rungslücke mit einer Kombination aus verkauft haben, damit diese die Anleihen mehreren Maßnahmen geschlossen wervor der Umschuldung in neue Anleihen den soll. Bundesfinanzminister Wolfgang tauscht. Der Buchgewinn wurde von den Griechenland leiht sich 4 Milliarden Euro Schäuble (CDU) schloss am Dienstag in Notenbanken an die Länder überwiesen, Der griechische Staat hat sich am ständen begeben hatte. Anders als in Brüssel abermals einen Schuldenschnitt undes warvereinbartworden, diese BuchDienstag 4 Milliarden Euro über die der vergangenen Wochen vermutet, unter Beteiligung öffentlicher Gläubiger gewinne weiter nach Athen fließen zu las Ausgabe von kurzlaufende n Schuldti- hat die Europäische Zentralbank aus. Es werde nichts beschlossen, wassich sen. Dies ist wegen der Nähe zur Staatsfiteln verschafft. Die mit rund 4 Pronicht den Rahmen für das Notkreditunmittelbar auf die öffentlichen Haushalnanzierung allerdings umstritten. zent verzinsten Titel seien zu einem programm der griechischen Notente auswirke. Es könne allenfalls sein, dass Eine entscheidende Größe sind die noguten Teil an Londoner Banken verbank ausgeweitet, um den griees durch die Senkung von Zinsen oder minal 45 Milliarden Euro an Griechenkauft worden, hieß es in Finanzkreichischen Banken Spielraum für den eine Streckung von Zahlungszielen zu land-Anleihen der Europäische Zentralsen. Vor dort sollten sie nach und Kauf der Staatstitel zu verschaffen. „Änderungen in den Einnahmen“ der bank, die aus dem ersten Anleihekaufpronach an griechische Banken weiterGleichwohl werden die neuen SchuldStaatshaushalte komme. gramm stammen. Die EZB hat einen Teilverkauft werden. Durch die Emission titel zu einem hohen Anteil bei der InLondonerBankenkreisenheißtes daverzicht ausgeschlossen und als unerlaubist die ärgste Finanznot des grieZentralbank landen. Denn die griete monetäre Staatsfinanzierung bezeichgegen, in den längst laufenden Verhandchischen Staats wohl behoben, der chischen Banken müssen sich refinanlungen zur Schließung der Finanzierungsnet. Als Kernfrage gilt, ob die EZB darauf am Freitag 5 Milliarden Euro für die zieren und können die Kurzläufer als lücke bestehe Einigkeit, dass die öf fentlipocht, dass ihr die in ihrem Bestand beTilgung von auslaufenden SchuldtiSicherheit bei ihren Finanzierungsgechen Gläubiger jedenfalls mittelfristig in findlichen griechischen Anleihen pünktteln aufbringen muss, die er im Somschäften mit der Athener Notenbank lich zurückgezahlt werden oder ob sie zu eine Umschuldung einbezogen werden. mer unter ähnlich schwierigen Umverwenden. ruh./bes. Der Punkt sei nämlich, dass die Zinszaheinem Verkauf zu Preisen deutlich unterlungen für Athen bereits relativ niedrig halb des Nennwerts bereit ist.
Prestigeobjekt Dosenpfand Nachzehn Jahren sinddie Ziele weitgehend verfehlt / Altmaier will Kennzeichnungspflicht jpen. FRANKFURT, 13. November. Es Weniger Lust auf Mehrweg wareinesder Prestigeprojekteder rot-grüAnteil Mehrweg- und ökologisch vorteilhafter nen Bundesregierung, und es sollte Einwegverpackungen für Getränke (MövE) in % Deutschland ein Stück umweltfreundlicher machen: „Das Pfand dämmt die Ein88,2 Bier (mit Mischgetränken) 87,8 wegflut ein, die mit zunehmender Wucht 80 ökologisch vorteilhafte Mehrwegsysteme 71,1 Mineralwasser vom Markt drängt“, frohlockte der frühere Umweltminister Jürgen Trittin von den 68,2 Grünen zur Einführung des Dosenpfan50,1 des. Am 1. Januar 2003 war es soweit. Fast genau zehn Jahre später fällt die 40 Bilanz ernüchternd aus. Zwar verschmutzen Bierdosen nicht weiter Parks und InAlle Getränke 34,6 nenstädte, sie sind fast vollständig aus davon: 20 den Regalen der Supermärkte verschwunMövE den. Doch Trittins Vorhaben, durch den Mehrweg Aufpreis auf Bier, Mineralwasser und Er0 frischungsgetränke inDosen undEinweg2 00 4 2 00 5 2 00 6 2 00 7 2 00 8 2 00 9 2 01 0 flaschen die Mehrwegquote zu erhöhen, Foto ddp Quelle: Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung F.A.Z.-Grafik swa. ist grandios gescheitert: Nicht einmal Auslaufmodell Bierdose jede zweite Flasche wurde im Jahr 2010 wiederbefüllt – 2004 waren es immerhin Verpackungskategorien aufklären. Alt- schen? Experten streiten darüber. „Pauschalurteile zur ökologischen Verträglichnochzweivon dreiFlaschen,zeigenErhe- maier erhofft sich, dass Kunden durch bungen derGesellschaftfür Verpackungs- eine klarere Kennzeichnung häufiger zu keit von Mehrweg und Einweg greifen zu marktforschung. Besonders drastisch ist wiederverwendbaren Flaschen greifen. kurz“, sagt Benedikt Kauertz, Verpader Rückgang beim Mineralwasser, die Denn, so zeigten es Studien, selbst Käu- ckungsforscher am Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu). Mehrwegquote hat sich seit 2004 auf we- fer, die bewusst Mehrweg kaufen wollen, Studien vom Anfang des Jahrtausends, niger als 35 Prozent halbiert. seien derzeit häufig verwirrt, weil sie die Warum das Zwangspfand seine Len- verschiedenen Flaschenarten kaum die Plastikflaschen ein miserables Ökokungswirkung verfehlt hat? „Der Auf- voneinander unterscheiden könnten. Ver- Zeugnis ausstellten, seieninzwischen verstieg der Einwegflaschen hat mehrere wirrung entstehe durch ähnliches Design altet. Kauertz: „Eine moderne PET-Einwegflasche ist heute nur noch etwa halb Gründe“, sagt Günter Birnbaum, Geträn- und „rechtswidrig falsche Deklaration in kemarktexperte der Gesellschaft für Kon- den Geschäften“, heißt es in dem Ent- so schwer wie vor 10 bis 15 Jahren.“ Wer glaubt, mit dem Griff zur Glasflasumforschung (GfK). Zum einen sei es wurf. der günstige Preis von beispielsweise Während der Getränkefachhandel, der sche der Umwelt etwas Gutes zu tun, kann leicht danebenliegen. Mehrere Stu19 Cent für die 1,5 Liter-Flasche Mineral- besonders viele Mehrwegflaschen verwasser,der die Kunden imDiscounter zur treibt, die mögliche Verordnung als einen dien zeigen, dass Mehrwegflaschen aus Plastik deutlich weniger Emissionen verPET-Flasche greifen lässt. Zum anderen „wichtigen ersten Schritt bezeichnet“, bespielten strukturelle Veränderungen eine zweifeln Experten, dass eine verschärfte ursachen als solche aus Glas. In einer Analyse, die das ifeu-Institut im Auftrag Rolle: „Die Menschen sind im Schnitt äl- Kennzeichnungspflicht tatsächlich das der Kunststoffindustrie angefertigt hat, ter“, sagt Birnbaum, „außerdem gibt es Konsumverhalten verändert. „Auf die ist eine moderne PET-Einwegflasche somehr Single-Haushalte.“ Beides führe Preisdifferenzenund diestrukturellen Ur- gar einer durchschnittlichen Mehrwegdazu, dass schwere Getränkekisten zum sachen hätte die Verordnung keinerlei glasflasche nahezu ebenbürtig. ZwarstimLadenhüter werden und Kunden lieber Einfluss“, sagt GfK-Experte Birnbaum. men diesem Ergebnis nicht alle Experten einzelne, vergleichsweise leichte Plastik- Der Geschäftsführer des Einzelhandels- zu, nicht von der Hand zu weisen scheint flaschen einkaufen. verbandesHDE,Kai Falk,fordertdie Poli- jedoch, dass PET-Flaschen durch gerinDie Kehrtwende, die „Mister Dosen- tik auf, anzuerkennen, dass durch Pfand- ger werdendes Gewicht, höhere Anteile pfand“, Jürgen Trittin, nicht geschafft regelungen keine Steuerung erzielt wer- von aufbereitetem PET und kürzer werhat, will Umweltminister Peter Altmaier den könne: „Die Händler jetzt abermals dende Distributionswege im Vergleich (CDU) jetzt mit einer verschärften Kenn- einseitig zu Pfandkennzeichnungen zu aufholen. „Die Fokussierung auf Mehrzeichnungspflicht einleiten. „Für den verpflichten ist nicht nur ungerecht, son- weg ist ein politisches Ziel, das eventuell Handel wird die Verpflichtung einge- dern belastet die Unternehmen wirt- mehr als nur ökologische Gründe hat“, führt,beider Abgabebepfandeter Geträn- schaftlich.“ Nach Berechnungen des Um- sagt deshalb ifeu-Experte Kauertz. Eine keverpackungen darauf hinzuweisen, ob weltministeriums würden die Pflicht zur höhere Mehrwegquote käme in erster Li-
EU-Energiemarkt: 13 Milliarden zu teuer now. BRÜSSEL, 13. November. Der nach wie vorunvollendete europäische Energiebinnenmarkt führt jährlich zu Milliardenbelastungen für private und industrielle Verbraucher. Mit diesem Argument verstärkt die Europäische Kommission den Druck auf säumige EU-Staaten, das Regelwerk zum Wettbewerb auf dem Strom- und Gasmarkt in Kraft zu setzen. Fast die Hälfte der 27 Mitgliedsländer sei nach wie vor nicht der für März 2011 auferlegten Verpflichtung nachgekommen, des sogenannten Dritten Pakets der Energiemarktliberalisierung in innerstaatliches Recht zu übertragen. Wie aus einer von Energiekommissar Günther Oettinger federführend vorbereiteten und am Donnerstag veröffentlichten Mitteilunghervorgeht, gehört Deutschland im Gegensatz zu Frankreich, Großbritannien oder Polen nicht zu den Nachzüglern. Nach den Ende Oktober eingereichten Klagen gegen Polen und Slowenien betrachte die Kommission jetzt weitere Verfahren gegen säumige Mitgliedsländer und den Flickenteppich beim Energiebinnenmarktvordem EuropäischenGerichtshof als „dringliche Angelegenheit“, heißt es in dem Textentwurf. Außer dem unzureichenden Wettbewerb moniert die Kommission insbesondere, dass die zu wenig genutzte, häufig denEndkundenauchunbekannte Möglichkeit, innerhalb von drei Wochen den Gas- oder Stromanbieter zu wechseln, mit Mehrkosten von jährlich 13 Milliarden Euro einhergehe. Ein Dorn im Auge ist der Kommission ferner die Praxis der „regulierten Preise“ für viele Kunden, die es in 18 der 27 EU-Staaten gebe und ebenfalls eine Hürde für wirksamen Wettbewerb darstelle. Sorgen bereitet der Kommission die Diskussion in mehreren EU-Ländern, darunter auch Deutschland, zum Umgang mit Angebotsengpässen bei erneuerbaren Energien. Es sei problematisch, bei unzureichender Versorgung mit Solarstrom oder Windenergie einen Rückgriff auf konventionelle Kraftwerke durch staatliche Beihilfen zu unterstützen. Vielmehr müssten die Mitgliedstaaten zunächst eingehend prüfe inwieweit Engpä durch
Briefe an die Herausgeber
SEITE 12 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
Briefe an die Herausgeber Die Familie als Urzelle der Gesellschaft Die ausführlichen und engagierten Beiträge von Uta Rasche zum Betreuungsgeld und zur Krippenerziehung (F.A.Z. vom 6. und 7. November) weisenauf viele Probleme und Versäumnisse bei der Realisierung des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz ab dem ersten Geburtstag hin. Die Kernproblematik wird aber auch in den genannten Beiträgen nicht ausreichend deutlich: Die „Systemrelevanz“ der Familie geht weit über die Argumentation von Frau Rasche hinaus. „In jeder Kultur ist der Familienverband als Urzelle der menschlichen Gesellschaft bisher das wichtigste Modell geblieben, an dem sich das Verhalten der Kinder orientiert“ (Helga Fleischhauer-Hardt, „Probleme der Fremdbetreuung von Kindern“). Die große Koalition hat 2008 den Rechtsanspruchfüreinen Krippenplatz ab August 2013 beschlossen, ohne die notwendigen Regeln für eine Realisierung in Gangzusetzen. Ähnlichwiebei manchanderemGesetz,zum Beispielbeidem Krankenpflege-Ausbildungs-Gesetz, bleibt der SchwarzePeterbeiden Ländernund Kommunen und nicht beim Bund. Schon 2008 hätte ein großzügiger Ausbau der Tagesstätten und der Erzieherinnen-Ausbildung in Gang gesetzt werden müssen. Stattdessen merken die Kommunen angeblich erst jetzt, Ende 2012, dass es an Gebäuden,Erzieherinnenund Tagesbetreuerinnen fehlt. Aus den Zahlen und Prognosen des Statistischen Bundesamtes war schon 2008, 2009, 2010 und 2011 abzulesen, dass der Rechtsanspruch 2013 nicht realisierbar sein wird. Es steht zu befürchten, dass, wie Frau Rasche richtig schreibt, die Kommunen sich einer Flut von Klagen wegen fehlen-
der Bereitstellungvon Krippenplätzen ausgesetzt sehen werden. Man kann Müttern heute nicht mehr raten, ihre außerhäusliche Tätigkeit zu unterbrechen. Denn die Stabilität der Ehenhat in denletztenJahrzehnten stark abgenommen, so dass die Zahlder alleinerziehendenMütterständig steigt. In der aktuellen politischen Diskussion gehtes vornehmlichum dieBereitstellung der Krippenplätze, nicht um deren Qualität und Ausstattung. Die Untergrenze in der Betreuungsrelationfür unterDreijährige liegt bei einer qualifizierten Erzieherin für sechs Kinder. Man braucht also in der Regel zwei Planstellen, um Urlaubszeiten undÜberstundenabzudecken.DasGehalt der Erzieherinnen muss überdies ihrer Qualifizierung angepasst werden. Schon werden Forderungen nach einer Senkung der Ausbildungszeiten für Erzieherinnen laut, Hilfskräfte werden gesucht. Bei der gemischten Betreuung von Kleinst- und Kindergartenkindern wird der Stellenplan im Einzelfallunübersichtlich;die Kommunen werden gelegentlich beide Augen zudrückenmüssen,um denBetriebaufrechterhalten zu können. Der qualifizierte Wiedereinstieg und eine „gehaltvolle Teilzeitarbeit“, wie von FrauRasche angesprochen, magin Einzelfällen hilfreich sein. Generell aber ist beides unzureichend, um die Demographie und die Kinderfreundlichkeit der Gesellschaft zu verbessern. Die Geburtenrate in Deutschland wird sich durch derartige Maßnahmen nicht erhöhen, sondern aufgrund der rückläufigen Zahlen von Frauen im„gebärfähigen Alter“ weitervermindern. PROFESSOR DR. HELMUT HELWIG, FREIBURG
Weit und breit nur Parteipolitik Zum Leitartikel von Michael Hanfeld „Geld gegen Proporz“ (F.A.Z. vom 3. November): Das öffentliche Gedächtnis ist so kurz, dass es gut war, in der F.A.Z. die längst vergessene Geschichte um einen vergleichbaren Anruf aus dem Büro Rau sozusagen als Ouvertüre wiederaufgefrischt zu bekommen – der Leitartikel von Hanfeld war dann das angemessene Finale furioso: Das politisch korrekte Pikiertseinvor soviel Unkorrektheitbeider CSU – „in Wahrheit hat das Schmierentheater das Gegenteil bewiesen: Der öffentlichrechtliche Rundfunk ist von den politischen Parteien abhängig bis ins Mark“.
Mit seinem Leitartikel bringt Hanfeld das eigentliche Problem des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf den Punkt: „Fünf Ministerpräsidenten im Verwaltungsrat des ZDF und ein Vertreter der Bundesregierung.“ Und im Verwaltungsrat weit und breit nur Parteipolitik – bis zur Besetzung des Landesstudios. Die so gestaltende Medienpolitik erscheint den wenigsten berichtenswert,weilsie keineSensationist – damachtHanfeldseitlangemeinerühmlicheAusnahme:Gut,dassdiesauf dieTitelseite genommen wird. Genau da gehören die Breitseiten hin. LORING SITTLER, BERLIN
Leider tritt der Teufel gepflegt auf Der Artikel von Sarah Khan „Die Macht der Frisuren“ (F.A.Z.-Feuilleton vom 9. November) befasst sich mit der Darstellung der „Nazis“ in der heutigen Kunst, speziellim Film.Bei den Naziverkörperungen bemängelt sie im Besonderen die Akkuratesse, die gewienerten Ledermäntel, die kernseifige Haut, die frisch rasierten Wangen und vieles mehr. Speziell bei den höheren Offizieren des Generalstabs, die sie im Film „Rommel“ gesehen hat, stört sie sich an gebügelten Uniformen, wiederum an Ledermänteln, an ausrasierten Nacken, Messerschnitten und blendend weißer Haut. Der Film ist in diesem Punkt sogar recht maßvoll, die Realität war krasser. Es wäre ja zu schön, wenn uns der Teufel ungepflegt und in finsterer Maske begegnen würde. Wir würden ihn dann sofort erkennen. Leider tritt der Teufel gepflegt auf, ist glattrasiert und gekleidet „wieaus demEi gepellt“.Wieman damals sagte: „eine tadellose Erscheinung“. Die
Täuschung war perfekt, und das machte ihn so gefährlich. Wenn man in die Fänge dieser Teufel in Menschengestalt geriet, dann ließ die Eiseskälte, die sie umgab, das Blut in den Adern gefrieren.Die Maskewar eben Realität, und so sollte die Kunst diese Realität auch widerspiegeln. Das macht jede Darstellung aus diesen schrecklichen Zeiten authentisch, und erst dann wird die Kunst ihrem moralischen Anspruch und Auftrag gerecht. So ist es einfach nicht zulässig, Kunst hin oder her, und auch geradezu albern, auch gefährlich, Hitler im Film als komische Figur darzustellen. Er war nicht komisch – leider. Eine Verharmlosung der Täter ist eine Verhöhnung der Opfer. Nurnebenbeivon einem alten Brandenburger: Carinhall wurde von Göring in Brandenburgin derSchorfheideund nicht in der Rominterheide gebaut, denn diese liegt in Ostpreußen. DR. KARL-ERNST KRÜGER, CUXHAVEN
Die Bio-Bauern haben alles richtig gemacht Zum Wirtschaftsleitartikel von Jan Grossarth „Glaubensstreit um die Scholle“ (F.A.Z.vom27. Oktober):Die Bio-Bauern haben alles richtig gemacht: Pioniere waren innovativ, gegen einen Mainstream. Sie haben sich eigene Standards gesetzt, selbst Kunden gesuchtund gewonnen, keine Subventionen gefordert oder gebraucht; sie haben sich in Verbänden vernetzt und wertvolles Wissen ausgetauscht, zum Wohle von Kollegen, Kunden und Umwelt. So haben sie Vertrauen im Markt aufgebaut und die Umweltschützer als Partner gewonnen. Daraus einen Glaubensstreit machen diejenigen, die mit ih-
ren bisher gepredigten Wahrheiten plötzlich alt aussehen und die erfolgreichen Innovatoren des Abfalls vom Glauben bezichtigen – sie seien verantwortungslos, weil sie so den Welthunger nicht besiegen könnten, oder sie seien romantisierendrückständig und fortschrittsfeindlich. Interesse an einem solchen Dogmatismus haben die Profiteure des alten Systems, die chemische Industrie, die viel Dünger und Pestizide verkaufen möchte, und die Nahrungsmittelindustrie, die ihre Rohstoffe möglichst billig einkaufen möchte. HANSJÖRG SCHRADE, REUTLINGEN
Die Kleinräuber unter den Vögeln Ich stimme Leser Albrecht Paschke in sei- gel. Jedes entdeckte Vogelnest wird seiner ner Zuschrift „Von Elstern und Eichelhä- Brut beraubt. Die hilflosen Alarmrufe der herneroberte Gärten“(F.A.Z.vom 27.Ok- Altvögel sind vergeblich. Im Übrigen getober) zu; denn in den jahrelangen tägli- bendie sonstoft imGebüsch undauf BäuchenStreifenin Wald undFeld(Zollbeam- men sitzenden oder im Fluge lärmenden ter)habeich einenochgrößereVielfalt an Räuberbeim Auskundschaftenunderfolg Vögeln erleben können, wie sie Leser reichen Angriffen sowie beim Abflug, im Paschkegenannt hat.Die schwindendePo- Gegensatz zu ihrem sonstigen Verhalten, pulation der Singvögel und die Vermeh- keinen Laut von sich! Dieses Verhalten rung der Eichelhäher und Elstern ist eine entspricht dem fast aller Raubvögel. Tatsache, wobei die Häher vormals ledig Was auch immer die von uns eingesetzlicheinzeln undausschließlichnur inWäl- ten Volksvertreter veranlasst hat, Elstern dern anzutreffen waren. Jahrhunderte- undEichelhäher zuden Singvögelnzu zählang waren dies seltene und unauffällige len, um sie damit der Bejagung zu entzie Vögel, deren Aufgabe darin bestand, die hen, kommt der Gesamtpopulation unsePopulation der Kleinvögel auszugleichen. rer heimischen Singvögel nicht entgegen. Eichelhäherund Elsternkönnennicht singen, sie schättern und krächzen. Sie gehö- WERNER BÜTTNER, MINDEN ren zu den Kleinräubern unter den Vögeln, die besonders in der Brutzeit die Vogelnester der Singvögel auskundschaften, Von den vielen Zuschriften, die uns täglich erreichen
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Unternehmen
Die vierte Version der IT-Industrie
Zusatzgebühr für „P-Konto“ ist verboten
Auf ihrem IT-Gipfeltreffen ruft die Bundesregierung eine neue industrielle Revolution aus. Und die Unternehmen wollen intelligente Netze ausbauen. magr. ESSEN, 13. November. Veranstaltungen mit dem Wort Gipfel im Titel wohnt oft eine Mischung aus Neuem und Bekanntem inne. So auch dem Nationalen IT-Gipfel der Bundesregierung, zu dem sich am Dienstag zum inzwischen siebten Mal mehr als 800 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Essen trafen. Neu war etwa, dass der Gastgeber Philipp Rösler bekanntgab, künftig mehr für Unternehmensgründer in der Internetbranche tun zu wollen. 150Millionen Eurowillder FDP-Bundeswirtschaftsminister an sogenannte Business Angels ausschütten, wenn diese sich für einen Zeitraum von drei Jahren an neuen Geschäftsideen beteiligen. NeuigkeitswertbesaßauchRöslersAnkündigung, Deutschland soll bis 2020 zu den Ländern gehören, deren Informations- und Telekommunikationsindustrie (IKT) am leistungsfähigsten ist. Derzeit rangiert Deutschland laut einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung wie im Vorjahr auf Rang 6. An der Spitze stehen die Vereinigten Staaten, Südkorea und Japan. Zum Bekannten zählte dagegen etwa, dass die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) diese Zusammenkunft besucht, die sie einst selbst ins Leben gerufen hatte. „Wenn Deutschland seine Exportkraft behaltenwill,kanndasnur funktionieren, wenn man sich der Strukturen der Informations- und Kommunikationstechnologie bedient“, sagte Merkel und traf damit ebenfalls keine unbedingt neue Aussage. Dass klassische deutsche Branchen wie der Maschinenbau oder die Autoin-
Aufbruch: Bundeskanzlerin Merkel ruft die Industrie 4.0 aus.
Foto dpa
dustrie nach den Worten der Kanzlerin Wachstumstreiber, sondern auch für anohne Informationstechnologie nicht dere Branchen“, sagte Rösler. mehr vorstellbar sind, hatte zuvor auch Ohne eine modernisierte Infraschon Heinrich Hiesinger, Vorstandsvor- struktur wird diese Revolution nach Ansitzender des Industriekonzerns Thyssen- sicht des IT-Branchenverbands Bitkom Krupp, festgestellt, in dessen Zentrale aber nicht gelingen. Eine pünktlich zum der Gipfel stattfand. „Ohne die IT würde Gipfel erschienene Studie des Fraununser Unternehmen nicht funktionie- hofer Instituts im Auftrag des Branchenren.“EinBeispielsei derServiceder Auf- verbandes beziffert, welches Potential zugsparte des Konzerns. Ohne Smart- zum Beispiel intelligente Netze in sich phones oder Tabletcomputer könne man tragen: Zwar müsste die Industrie eindie 30 000 Ingenieure nicht mehr sinn- malig 130 Milliarden Euro investieren, voll disponieren. um Netze aufzubauen, in denen nach MitBlickauf dasCloudComputingso- dem Schlagwort „Internet der Dinge“ wie die zunehmende Durchdringung vie- alle mit allem verbunden sind: Menler Wirtschaftsbereiche mit IT rief die schen mit Maschinen und Maschinen unKanzlerin die Gipfelbesucher dazu auf, tereinander. Doch summieren sich die die vernetzte Wirtschaft als „Industrie gesamtwirtschaftlichen Effekte schon 4.0“ zu fördern. Rösler hatte vorher von während des Auf- und Abbaus dieser der„viertenindustriellenRevolution“ ge- allumfassenden Netze auf 336 Milliarsprochen. „Die digitale Wirtschaft ist den Euro innerhalb von zehn Jahren. nicht nur für die eigene Branche ein (Kommentar Seite 16.)
jja. BERLIN, 13. November. Banken und Sparkassen dürfen für die Führungeines Pfändungsschutzkontoskeine Zusatzgebühren verlangen. Das hat der Bundesgerichtshof am Dienstag entschieden. Der Bundestag hatte vor zwei Jahren die Kreditinstitute durch eine Gesetzesänderung gezwungen, überschuldeten Kunden ein solches „P-Konto“anzubieten,um dennotwendigen Lebensunterhalt vor jeglicher Pfändung durch Gläubiger zu schützen. Den damit verbundenen Mehraufwand dürften die Banken nicht über den Preis auf die Kontoinhaber abwälzen, urteilten die Karlsruher Richter, weil sie zu diesen Tätigkeiten gesetzlich verpflichtet seien. Ein „P-Konto“ darf demnach nicht teurer sein als ein Standardkonto. Dies gilt sowohl bei der Umwandlung eines bestehenden Kontos als auch bei der Einrichtung eines neuen Kontos (Az.: XI ZR 500/11 und 145/12). Der Dachverband der Kreditwirtschaft versicherte umgehend, die beidenUrteileumzusetzenund beider Gestaltung der Entgeltmodelle zu beachten. Allerdings sei damit eine verursachungsgerechte Verteilung der Kosten von „P-Konten“ nicht mehr möglich. „Die Institute werden nun dazu gezwungen, den Mehraufwand auf die Gesamtheit der Kunden umzulegen.“ Diesen hätten die Geldinstitute wegen der Gesetzesreform den Gerichten abnehmen müssen. Der Bundesverband derVerbraucherzentralen,der dieMusterklage gegen die Sparkasse Bremen angestrengt hatte, zeigte sich zufrieden. „Wir erwarten, dass Banken und Sparkassen die zu Unrecht eingenommen Entgelte unbürokratisch erstatten“, sagte ihr Vorstand Gerd Billen. Im aktuellen Fall hatte die Sparkasse für die Führung eines „P-Kontos“ einen gesonderten Pauschalpreis von 7,50 Euro im Monat verlangt.
PBB mangelt es an Neugeschäft
Homag vermeldet Erfolge
Die verstaatlichtePfandbriefbank tut sich schwer im Markt
Maschinenbauer steigert Ergebnis
hpe. MÜNCHEN, 13. November. Gäbe es nicht daserklärte Ziel, in diesem Jahr mit Pfandbriefen und Immobilienkrediten einNeugeschäftvon 8 MilliardenEuro abzuschließen, könnten sich die Zahlen der PBB Deutsche Pfandbriefbank durchaus sehen lassen. Doch das Schwesterinstitut der maroden Hypo Real Estate, das nach der Rettung durch den Staat bis Ende 2015privatisiertwerdenmuss,tut sichim Markt äußerst schwer. Zwar weist es im dritten Quartal abermals einen Gewinn vor Steuern aus, noch dazu mit 49 Millionen Euro den höchsten in diesem Jahr. Abernach neun Monatenkommt die PBB nur auf ein Neugeschäft von 2,9 Milliarden; davon entfielen 2,5 Milliarden Euro auf die Immobilienfinanzierung und nur 0,4MilliardenEuroauf dieöffentlicheInvestitionsfinanzierung. Im vierten Quar-
tal rechnet der Vorstandmit einem weiteren Anstieg des Neugeschäftvolumens. Das geplante Wachstum im letzten Quartal wird aber angesichts einer klaffenden Lücke vongut 5 MilliardenEuro nicht reichen, um das Jahresziel noch zu erfüllen. Positiv auf das Ergebnis wirkten sich immerhindie stabil hohenBruttomargenim Geschäft aus. Beim Gewinnziel sieht sich diePBBauf Kurs. Nach neunMonatenbeträgtder GewinnvorSteuernnun100 Millionen Euro und erreicht damit das untere Ende des Jahresziels von 100 bis 140 Millionen Euro. Dass die PBB überhaupt profitabel ist, verdankt sie der staatlichen Bad Bank, der FMS Wertmanagement, in die sie vor zwei Jahren faule Kredite und Wertpapiere europäischer Krisenländer im Wert von 173 Milliarden Euro auslagern durfte.
sup. STUTTGART, 13. November. Der Spezialist für Holzbearbeitungsmaschinen Homag AG hat im dritten Quartal zwar weniger Aufträge erhalten und auch weniger Umsatz erwirtschaftet als im Vorjahr, doch das Ergebnis ist – von niedrigem Niveau aus – kräftig gestiegen. Man lege großes Augenmerk auf die Marge, erklärt der Vorstandsvorsitzende Markus Flik die Entwicklung. Der Auftragseingang von 125 Millionen Euro, 3 Prozent weniger als im Vor jahr, sei ein Zeichen dafür, dass die Kunden großes Vertrauen in die Produkte der Homag-Gruppe hätten – schließlich sei der Auftragseingang in der Branche deutlich stärker, nämlich um 10 Prozent zurückgegangen. Ziel bleibe es, bis Jahresendedas Auftragsvolumendes Vorjahres zu erreichen. Für den Umsatz erwar-
HHLA drosselt Investitionen
Nordex ist operativ erfolgreich
Kabel Deutschland wird profitabler
Unter dem Strich bleibt ein Verlust / Aktienkurs steigt
cmu. HAMBURG, 13. November. Ham- hpa. FRANKFURT, 13. November. Die burgs größter Hafenbetrieb bekommt die Umbauarbeiten im Windturbinenkon Wachstumsschwäche in Teilen von Asien zern Nordex SE zeigen erste Erfolge, und Europa zu spüren. Im dritten Quar- aber bis das Unternehmen alle internen talgingen aufden Terminalsder Hambur- Fehlerquellen beseitigen kann, wird ger Hafen und Logistik AG (HHLA) noch einige Zeit vergehen. Zwischen rund 1,9 Millionen Standardcontainer Juni und September erwirtschaftete (TEU) über die Kaimauern, damit sta- Nordex erstmalsnach dreiVerlustquartagnierte die Umschlagsmenge im Ver- len wieder einen Überschuss im operatigleich zur Vorjahreszeit. Die HHLA rea- ven Geschäft (Ebit) von 15,4 Millionen giert darauf, indem sie ihre Investitionen Euro und machte damit den Fehlbetrag zurückfährt. Nach den ursprünglichen des ersten Halbjahres mehr als wett. Der Plänen sollten in diesem Jahr rund 250 Vorstandsvorsitzende JürgenZeschky beMillionen Euro investiert werden, nun gründete die Trendwende in einer Telesollen es nur noch 200 Millionen Euro fonkonferenz zum einen mit guten Gesein. Der Konzern streicht vor allem solschäften in Europa, wo der Umsatz in che Projekte, welche die Kapazität der den ersten neun Monaten um 16 Prozent Hafenanlagen erhöhen sollten. Schon gestiegen sei, und der damit verbundenen besseren Auslastung der Werke. zum Ende des Halbjahres hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass die ursprüngZum anderen zeigten die im vergangelich anvisierte Mengensteigerung von 5 nen Jahr eingeleiteten Sparmaßnahmen Prozent im Gesamtjahr nicht mehr zu – unter anderem wurde die Zahl der Mitschaffen ist. Stattdessen werde man auf arbeiter im Jahresvergleich um knapp 6 dem Vorjahresniveau von rund 7 Millio- Prozent auf 2560 Menschen reduziert – nen TEU landen. nun Wirkung. Unterm Strich blieb nach Der Umsatz sank im dritten Quartal neun Monaten allerdings immer noch um etwas mehr als 11 Prozent auf rund einVerlustvon 15,6MillionenEuro.Den280Millionen Euro. Das erklärt sichzum noch überzeugte Nordex am Dienstag Teil durch den Verkauf der Anteile am die Investoren: Der Kurs der Aktie stieg Logistikunternehmen TFG Transfracht, im Tagesverlauf um rund 7 Prozent. dessen Umsätze nun nicht mehr der Noch immer kämpft Nordex aber mit Qualitäts- und Lieferproblemen seiner HHLA zufließen. Darüber hinaus stieg derAnteilvonContainern,die aufkleine- Zulieferer. Gut 20 Millionen Euro Mehrre Zubringerschiffe (Feederdienste) um- aufwand haben diese Mängel in diesem geladen werden. In diesemGeschäft sind Jahrschonverursacht, sagte Zeschky.Dadie Umsätze niedriger als beim Auf- und her rechne das Unternehmen für das Ge Abladen von Ozeanriesen, die zum Bei- samtjahr 2012 nur noch mit einer Ebitspiel nach Asien und Amerika fahren. Marge von 1 Prozent. „Wir haben MaßDas Ergebnis vor Zinsen und Steuern nahmen ergriffen, dass wir Blätter und sank überproportional um fast ein Drit- Türme künftig pünktlich und in der richtel auf knapp 50 Millionen Euro. Im Vor- tigen Qualität auf der Baustelle haben“, jahrhatte die HHLA voneinem Sonderef- sagte der Nordex-Chef. Die finanziellen fekt profitiert: Weil sie vorzeitig aus ei- Belastungenwürden dadurch sinken, „alnem Mietvertrag ausstieg, wurde sie von lerdings können wir die Probleme nicht der Stadt Hamburg mit 15 Millionen von einem Quartal zum anderen abstel-
Milliarden Euro zu erlösen, werde erreicht,kündigteer an.Währendder Windanlagenbauer mit seiner Fokussierung auf weniger Modelle und Schwachwindstandorte in Europa offenbar genau die richtigeStrategiegefundenhat, tuter sich in Amerika, wo ein heftiger Preiswettbewerb tobt, und in Asien weiter schwer. In Amerika gingen die Umsätze in den ersten neun Monaten um 8 Prozent zurück, dort habe man im dritten Quartal aber
Ein Rotorblatt wird geboren.
tet der Vorstand nun, die eigene Prognose von 750 Millionen Euro in diesem Jahretwaszu übertreffen.ImVorjahrwaren 799 Millionen Euro Umsatz erzielt worden – ein Volumen, das Homag erst wieder für das kommende Jahr anpeilt. Nach drei Quartalen erreicht der Umsatz 572 Millionen Euro, nach 579 Millionen Euro im Vorjahr. Die operative Marge hat Homag von 8,4 auf 11 Prozent gesteigert. Im dritten Quartal erreichte das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) – allerdings vor Sondereffekten – 25 Millionen Euro, seit Jahresbeginn summiert sich der Wert damit auf 52 Millionen Euro. Der Plan von 65 Millionen Euro fürs Gesamtjahr dürfte damit realisierbar sein. Unterm Strich bleibt im dritten Quartal ein Periodenergebnis von 5,7 Millionen Euro.
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ein fast ausgeglichenes Ergebnis erreicht, sagte Zeschky.InAsien sankendie Erlöse im Jahr 2012bisher um 64 Prozent, Nordex macht dortVerlust.Bis Jahresende sollen daher die Strukturen in beiden Regionen überprüft werden. Ob der gesuchte Partner in China überhaupt noch gefun-
hpe.MÜNCHEN,13. November. Derbörsennotierte NetzbetreiberKabel Deutschland Holding AG hat in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2012/13 (31.März)das Nettoergebnisfastverdreifacht. Der Gewinn nach Steuern stieg laut Unternehmensangaben von 45 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf nunmehr 127 Millionen Euro. Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber steigerte zudem den Umsatz um 8 Prozent auf 896,8 Millionen Euro, und das obwohl die Zahl der angeschlossenen Haushalte um 2 Prozent auf 8,5 Millionen Einheiten zurückgegangen ist. Weil aber immer mehr Kunden, die bisher lediglich Fernsehen oder Festnetztelefonie beziehen, kostenpflichtige Angebote wie HD-Fernsehen und einen digitalen Videorekorder hinzubuchen, nahm der Umsatz je Kunde deutlich zu. Dieser in der Branche wichtige Wert lag zur Geschäftsjahresmitte bei 15,55 Euro je Monat, 1,43 Euro mehr als im Vorjahr. Außerdem ist es dem hochverschuldeten Unternehmen gelungen, die Nettofinanzverbindlichkeiten auf 2,76 Milliarden Euro etwas zurückzuführen. Diese Summeentspricht einemVerschuldungsgrad des 3,3-fachen Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Goodwill). Kabel Deutschland will den Verschuldungsgrad des 3,0- bis 3,5-fachen Ebitda auch nach Zahlung einer Dividende undder Übernahme des Wettbewerbers Tele Columbus nicht überschreiten. Für die Zukunft ist Finanzvorstand Andreas Siemen zuversichtlich: „Wir haben den Anspruch, dass wir im Geschäftsjahr 2013/14 beim Wachstum noch zulegen.“ Die guten Halbjahreszahlen lassen den Streit mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalteneinwenig inden Hintergrund treten. Doch allmählich läuft die Zeit ab. ARD und ZDF hatten die Ka-
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Roboter und Kameras halten Einzug in die Tierställe Stallausstatter-Branche floriert trotz Kritik jagr.HANNOVER, 13. November.Ungeachtet der gesellschaftspolitischen Debatte um die sogenannte Massentierhaltung erfährt diese Branche im In- und Ausland einen anhaltenden Aufschwung. Zu Beginn der Messe Eurotier in Hannover teilte der Veranstalter am Dienstagmit, dieRekordzahlan Ausstellern der vergangenen Messe sei in diesem Jahr abermals um rund ein Viertel übertroffen worden. Viele der nun rund 2450 Aussteller, darunter viele Unternehmen aus dem Anlagenbau und der Informationstechnologie, stellen dort in den kommenden Tagen neue Produkte vor, die auch die Haltungsbedingungen für Tiere verbessern sollen. Dies wird in Deutschland und der EU zunehmend vomGesetzgebereingefordert.DieHälfte der Aussteller in Hannover kommt auch aus Deutschland, stark vertreten sind die Niederlande, Frankreich, China oder Italien. Eurotier ist die größte Messe dieser Art auf der Welt. Zu den Produktneuheiten zählen Computerprogramme, die anhand der Laufbewegungen etwa von Schweinen frühzeitig Krankheiten signalisieren oder aber neue, keimtötend wirkende Futtersubstanzen, die den umstrittenen hohenAntibiotikaeinsatzin derTierhaltung senken. Die Antwort der Agrarindustrie auf die verbreitete Kritik an der „entfremdeten“, weil hochtechnisierten Landwirtschaft lautet also: Mit noch mehrHochtechnologie solldie intensive Tierhaltung tierfreundlicher werden. Große Hersteller wie Big Dutchman, Gea oder De Laval zeigten aber auch neue Stallanlagen. Der Staatssekretär des Bundesagrarministeriums, Gerd
Müller (CSU), zeichnete am Dienstag solche Ställe aus, die Tieren mehr Platz lassen oder etwa Besuchergänge enthalten, um die Praxis der Tiermast für Bürger transparent zu machen. Er lobte diese „gläsernen Ställe“ wie auch den zunehmenden Einsatz von Stallkameras, die „der Öffentlichkeit einen Einblick in die moderne Tierhaltung“ böten. Die Bundesregierungbrachte in dieserLegislaturperiode eine Arzneimittel- und eine Tierschutznovelle auf den Weg, mit denen unter anderem eine Senkung des Antibiotikaeinsatzes erreicht werden sollen. Trotz sich verschärfender Gesetzeslage floriert das Geschäft der mitteleuropäischen Tierhalter. Laut einer auf der Messe vorgestellten Umfrage unter mehr als 2500 Betriebsleitern bleiben deren Geschäftserwartungen auf einem hohen Niveau, auch wenn sie nunmehr leichteingetrübtsind.WegenguterPreisabschlüsse mit dem Handel und florierenden Käseexports äußerten etwa die Milchviehhalter in Deutschland, Polen und Frankreich positive Erwartungen bezüglich der Umsatzentwicklung im kommenden Jahr. 2015 entfällt die EUMilchquote, viele Betriebe stellen sich auf Produktionsausweitungen ein. Weil global auch der Hühnerfleischverzehr steigt, sind die Erzeuger auch in diesem Segment zuversichtlich – trotz hoher Futterpreise. Allerdings fürchten insbesondere deutscheLandwirtedie öffentliche Debatte um die Tierhaltung. 88 Prozent erwarten dauerhafte Schäden für ihr Geschäft. Trotzdem wollen 48 Prozent der Höfe im kommenden Jahr in neue Anlagen investieren.
Dematic bekommt neue Eigner Anlagenbauer wird von Triton an AEAveräußert hpa./thwi. FRANKFURT, 13. November. bis 10 Prozent auch weiterhin zu erwirtNachsechs Jahrenvoller Umbauarbeiten schaften. Der Auftragseingang erreiche bekommt die einstige Siemens-Tochter- indiesemJahrmehr als1 MilliardeEuro, gesellschaft Dematic abermals neue Be- der Auftragsbestand liege bei485 Milliositzer aus der Finanzwelt. Die Beteilinen Euro, heißt es. Dematic sieht sich gungsgesellschaft Triton, die den seiner- mit einem Weltmarktanteil von rund 10 zeit schwerangeschlagenenAnlagenher- Prozent als führend in einem ansonsten steller von Siemens übernommen und sehr fragmentierten Markt. anschließend profitabelgemachthat, verDaswollen die neuen Besitzer nutzen, äußert Dematicnun andie nordamerika- um die Positiondes Anlagenbauersinsbenischen Finanzinvestoren AEA Inves- sondere in Asien auszubauen. AEA tors und Teachers’ Private Capital. Zum kommt aus Amerika, hat seit vier Jahren Verkaufspreis für das Unternehmen, das ein Büro in München und sieht sich als mit4500 Mitarbeiternauf rund1 Milliar- Wachstumsinvestor, nachdem Triton de Euro Jahresumsatz kommt, wurden „das Dematic-Boot wieder f lottgemacht keine Angaben gemacht. Gerüchten zu- hat“, wie es im Umfeld der Übernahme folge lag er aber unterhalb der von Triheißt. AllerdingswirdDematic auchweiton zunächst erhofften 800 Millionen terhin eine hohe Verschuldung zu tragen Euro. haben. Der Konzern hat zwei Anleihen Als Triton den Spezialisten für Logis- im Volumen von insgesamt 575 Milliotik- und Fördersysteme 2006 erwarb, nen Dollar begeben, die Hälfte der ersschrieb Dematic dem Vernehmen nach ten Emission floss an Triton. Zudem hat einen jährlichen Verlust im operativen Dematic geschätzte Bankschulden von Geschäft (Ebitda) von bis zu 100 Millio- 50 Millionen Euro, allerdings auch 84 nen Euro und hatte ein viel zu schwaMillionen Euro in der Kasse. AEA will die beiden Anleihen nun vollständig zuches Servicegeschäft. Der Finanzinvestor, der häufig Restrukturierungsfälle rückholen und durch eine ebenso hohe kauft,bauteden Konzern um,verringer- Bankenfinanzierung ersetzen, hieß es. te Produktion und Arbeitsplätze im Die Geschäftsführerin der IG Metall in StammlandDeutschlandund erwarbda- Offenbach, Marita Weber, reagierte zufür unter anderen den wichtigen ameri- rückhaltend auf den Besitzerwechsel. kanischen Wettbewerber HK Systems. Ein Industriekonzern wäre der GewerkHeute macht Dematic einen operativen schaft als Eigentümer lieber gewesen, alGewinn von gut 100 Millionen Euro, lerdingsscheineder Verkauf an Finanzinund Kreditanalysten trauen dem Unter- vestoren nun keine negativen Folgen für nehmen zu, diese Ebitda-Marge von 9 die Mitarbeiter zu haben, sagte sie.
BHF-Bank-Käufer unter Druck
Chemie hadert mit der Regierung
maf. FRANKFURT, 13. November. Die tag. FRANKFURT, 13. November. Die Bonitätsnoteder künftigen Muttergesell- mittelständischen Chemieunternehmen schaft der Frankfurter BHF-Bank steht sind von der Bundesregierung entvor einer Herabstufung. Wie die Rating- täuscht. Die im Koalitionsvertrag zwiagentur Moody’s am Dienstag mitteilte, schen Union und FDP versprochene wird das Rating der britischen Privatsteuerliche Forschungsförderung sei bank Kleinwort Benson auf eine Herab- nicht umgesetzt worden, überdies belasstufung geprüft. Derzeit wird die Kredit- teten der „chaotische“ Ausstieg aus der würdigkeit der Bank, die von der auf Fi- Atomenergie und die Kosten für die nanzdienstleistungenspezialisierten Be- Energiewende die heimischen Anbieter, teiligungsgesellschaftRHJ Investorskon- berichteten die beiden Unternehmer trolliert wird, mit „Baa2“ und damit als Reinhold von Eben-Worlée und Sabine investitionswürdig eingestuft. Moody’s Herold in Frankfurt. Der Verband der nenntalsGründefür diePrüfungden Er- chemischen Industrie hatte erstmals zu tragsdruck ineinemunsicherenkonjunk- einer eigenen Pressekonferenz seiner turellen Umfeld sowie die Schwierigkei- mittelständischen Mitglieder geladen, ten im Wachstum des verwalteten Ver- um dem Unmut Luft zu machen und die mögens. Mit der Übernahme der BHFBedeutung der Branche zu belegen. Die Bank würde Kleinwort Benson deutlich meistspezialisierten kleinerenund mittan Gewichtgewinnen. Dasnoch vonder leren Unternehmen beschäftigten demDeutschen Bank kontrollierte Institut nach in Deutschland 161000 Menschen verwaltet Vermögen von 36 Milliarden und erwirtschafteten mit 56 Milliarden Euro, während Kleinwort Benson nur Euro rund ein Drittel des Chemieumsatauf9 Milliarden Eurokommt.Mitte Sep- zes. Heftige Kritik übte Eben-Worlée an tember teilte die Deutsche Bank mit, der gestiegenen EEG-Umlage. Allein in dass die BHF-Bank für 384 Millionen seinem Unternehmen steige der Betrag Euro an ein von RHJ angeführtes Konim nächsten Jahr auf 465000 Euro. sortium verkauft wird. Diesem gehören Auch deshalb überlege er, neue InvestiBMW-Großaktionär Stefan Quandt, tionen im Ausland zu tätigen. Von den RHJ-Anteilseigner und -Mitgründer Ti- 2000 Chemieunternehmen in Deutschmothy Collins,dieamerikanischeFonds- landseienlediglichknapp60 alsenergiegesellschaft Blackrock und der chinesi- intensiv klassifiziert und deshalb von sche MischkonzernFosun an. Sie wollen der EEG-Umlage befreit. „Die von der eine Kapitalerhöhung von Kleinwort Bundesregierung als MittelstandskomBenson mittragen, wodurch sich der ponente bezeichnete Erweiterung der RHJ-Anteil von 100 auf 60 Prozent ver- EEG-Härtefallregelkommt beim Mittelringert. Doch noch prüft die Finanzauf- stand größtenteils nicht an.“ Die Mittelsicht Bafin die Übernahme, die sie ständlerforderndeshalb einen„vollstänschoneinmalwegen Bedenkenzur Kapi- digen Systemwechsel“, zumindest müsstalausstattung untersagt hatte. RHJ ten die Steigerungen der Umlage gede-
Unternehmen
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 13
Milliardenklage gegen Deutsche Bank zugelassen Amerikanische Behörde fordert Schadensersatz von 14 Milliarden Dollar maf. FRANKFURT, 13. November. Die Deutsche Bank muss sich in den Vereinigten Staaten wegen Hypothekenanleihen über 14 Milliarden Dollar in einem Prozess verantworten. Den Versuch des Instituts, eine Schadensersatzklage in dieser Höhe der staatlichen Behörde Federal Housing Finance Agency (FHFA) abzuwehren, lehnte das New Yorker Bezirksgericht nun ab. Ein Sprecher der Deutschen Bank wollte dies nicht kommentieren. Auch die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs scheiterte vor dem Bezirksgericht. Von ihr fordert die FHFA Schadensersatz über 11 Milliarden Dollar. Insgesamt hat die Behörde 18 Banken verklagt, die an die halbstaatlichen Wohnungsbaufinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac Hypothekenanleihen verkaufthatten.Die Schädenwerden auf insgesamt 196 Milliarden Dollar beziffert.
Die Hypothekenanleihen verursachten hohe Verluste,als viele Immobilienkäufer ihre Kredite nicht mehr bedienen konnten. Sie waren durch den starken RückgangderHäuserpreiseund denwirtschaftlichen Abschwung in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Ihre Kredite wurden von den verklagten Banken zuvor in den Hypothekenanleihen gebündelt. Deren Ausfälle haben die Finanzkrise verursacht. DieSchadensersatzklagen hattedie Behörde schon im Herbst 2011 eingereicht. Sie wirft den Banken – darunter auch der Bank of America, UBS und JP Morgan – vor,beim Verkaufder forderungsbesicherten Wertpapiere zwischen 2005 und 2007 falsche Angaben gemachtzu haben. Auch die Anträge von UBS, Bank of America und JP Morgan, die Klagen als unbegründetzurückzuweisen,lehntedas Bezirksgericht in Manhattan ab.
Fannie Mae und Freddie Mac hatten den staatlichen Auftrag, den Hausbesitz in den Vereinigten Staaten zu fördern. Sie erwarben die Hypothekenanleihen, behielten davon einen Teil in ihren Büchern und verkauften den Rest an andere Investoren. Jedoch sorgten die Zahlungsausfälledafür,dassdie beiden Immobilienfinanzierer vom amerikanischen Staat aufgefangen werden mussten. Die Übernahme kostete den amerikanischen Steuerzahler insgesamt 151 Milliarden Dollar. DieDeutsche Bankmusssich wegen ihrerRolleam amerikanischenImmobilienmarkt in mehreren Rechtsstreitigkeiten verantworten.Im Maihattedas Instituteinen Vergleich mit dem amerikanischen Justizministerium über 202 MillionenDollar geschlossen. Dabei wurden einer auf Hypothekenfinanzierungen spezialisierten Tochtergesellschaft der Deutschen
Bank vorgeworfen, falsche Angaben zu Hypothekenkrediten gemacht zu haben, die in ein staatliches Förderprogramm eingereicht worden waren. In ihrem am 30. Oktober vorgelegten Zwischenbericht nennt die Deutsche Bank im Zusammenhang mit Hypothekenanleihen noch weitere Klagen, die gegen sie eingeleitet wurden. Darunter befinden sich die Bayern LB, Charles Schwab sowie die Versicherungen Allstate, Mass Mutual Life und Union Central Life. Daneben muss sich die Deutsche Bank zusammen mit anderen Banken in den Vereinigten Staaten wegen angeblicher Manipulationen des Interbankenzinses Libor verantworten. Hier wurden mehrere Klagen bei einem New Yorker Bezirksgericht eingereicht. Alle diese Rechtsrisikensind derGeschäftssparte Investmentbanking zuzuordnen.
Bertelsmann blickt mit Sorge nach Spanien In Südeuropa und im Druckgeschäft läuft es nicht rund. Wegen hoher Sonderaufwendungen könnte der Medienkonzern sein Ergebnisziel verfehlen – trotz des Erfolgs mit dem Erotikroman „Fifty Shades“. rit. HAMBURG, 13. November. Der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann wird sein Ergebnisziel in diesem Jahr womöglich nichterreichen. Bisher hattesich das Unternehmen für dieses Jahr vorgenommen, das Konzernergebnis zu steigern.Dochin eineram Dienstagvorgelegten Pressemitteilung berichtet Bertelsmann-Vorstandschef Thomas R abe von negativen Sondereffekten aus dem Druck- und Direktkundengeschäft sowie aus den Geschäften im krisengeplagten Südeuropa. Außerdem verweist er auf die gedämpften Konjunkturaussichten. Der Umfang der erwarteten Sonderbelastungenkönne derzeit nicht vorhergesagt werden, ergänzte ein Bertelsmann-Sprecher auf Anfrage. Aber diese könnten so hoch ausfallen, dass das Konzernergebnis anstatt zu steigen gleich bleiben oder leicht unter das Vorjahresniveau fallen werde. 2011 hatte Bertelsmann einen Nettogewinn von 612 Millionen Euro erzielt. Das Druckgeschäft ist in ganz Europa ausgesprochen schwierig. Bertelsmann istin diesemvonÜberkapazitätengeplagten Markt mit de r Tochtergesellschaft Prinovis prominent vertreten. Im Direktvertrieb von Produkten (wie dem Brockhaus)an derHaustürist dieTochtergesellschaft Inmediaone zueinem Problemkind geworden, verlautet aus dem Konzern. Vonder Krise im Süden sind vor allem die spanischen Tochtergesellschaften von RTL (wie Antena 3) und Gruner + Jahr (G+J) betroffen. Der Hamburger Zeitschriftenverlag G+J („Stern“, „Geo“) leidet aber auch unter der Anzeigenflaute im deutschen Stammgeschäft und erwartet in diesem Jahr einen herben Gewinnrückgang. Wenn es zu einer Schließung der defizitären Wirtschaftsmedien kommt (F.A.Z. vom 12. November), sind
Zeitungskioskin Madrid
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weitere, hohe Sonderbelastungen zu erwarten. Auf der anderen Seite gibt es aber auch positive Effekte aus dem Buch- und Fernsehgeschäft. Der konzerneigene Publikumsverlag Random House profitiert nach wie vor von dem sensationellen Erfolg des Erotikromans „Shades of Grey“, der bisher mehr als 30 Millionen Mal verkauft wurde. Bertelsmann nennt im Zwischenbericht zu den ersten neun Monaten keine Segmentergebnisse. Aber dem Vernehmen nach hat Random House auch im dritten Quartal 2012 einen schönen Ergebnis- und Umsatzsprung geschafft und so erheblich zum Anstieg des operativen Konzernergebnisses auf 363 (Vorjahr: 296) Millionen Euro beigetragen. Auch die RTL Group hat ihre schon traditionelle Rolle als Gewinnbringer mit Leben gefüllt. Aus den separat vorgelegten Zahlen der börsennotierten RTL Group geht hervor, das Europas größte private Senderkette das operative Ergebnis im dritten Quartal um knapp 6 Prozent auf 165 Millionen Euro erhöht hat. Bei diesem Anstieg spielten allerdings aucheinmaligeSondererlöse ausdem Verkauf einer Immobilie in London eine Rolle. Zur deren Höhe wollte sich RTL auf Anfrage nicht äußern. Während die Sendergruppe im dritten Quartal in fast allen ausländischen Märkten mit sinkenden Werbeeinnahmen zu kämpfen hatte, stiegen die Werbeerlöse in Deutschland. Nach Angaben eines RTL-Sprecherswar derdeutscheFernsehwerbemarkt auch im Oktober leicht im Plus.Daherblicke manvorsichtigoptimistisch auf die weitere Marktentwicklung in Deutschland bis zum Ende des Jahres. Der Bertelsmann-Konzern meldet für die ersten neun Monate einen Umsatz von 11,4 Milliarden Euro. Das waren knapp 6 Prozent mehr als in der Vorjahreszeit.Bereinigtum Portfolio-undWechselkurseffekteverblieb ein Plusvon 4 Prozent. Das Betriebsergebnis stieg ebenfalls um6 Prozentauf 1,1MilliardenEuro.Mithin verharrte die operative Umsatzrendite bei 9,6 Prozent. Dank deutlich geringerer Sondereffekte kletterte der Nettogewinn auf 528 (377) Millionen Euro. Bis zum Erreichen des Gesamtgewinns des Vorjahres (612 Millionen Euro) fehlt also nicht mehr viel.
Steiff plant neue Läden in Deutschland Plüschtierhersteller setzt verstärkt auf Kinderkleidung / Geschäft mit Sammlern soll wieder wachsen ols.GIENGEN,13. November.Ein kleines gen Präsentation. Steiff-Tiere würden zuChamäleon aus mintgrünem Pailletten- sammenmit denPlüschtierenanderer Herstoffstehtauf demKonferenztisch.Martin steller auf ganz normalen Regalen nicht Hampe, seit Sommer wieder beim Plüsch- dekorativoder garwild durcheinanderprätierhersteller Steiff an der Spitze, nimmt sentiert. „Wir müssen aber emotionalisiedas 20 Zentimeter große Tier in die Hand. ren“, merkt Hampe an. Die Pailletten funkeln. Hampe überlegt 45 Prozent des Umsatzes werden im kurz und sagt: „Wir versuchen auch, neue Facheinzelhandel gemacht. Weitere 10 Käuferschichten anzusprechen. Modeaffi- Prozentdurch Verkaufin eigenenGeschäfne Käufer.“ Das Chamäleon könne er sich ten. In Deutschland gibt es davon acht, im auch in modernen Wohnungen vorstellen Auslandsind es drei.Das Geschäftüber ei– bei Menschen, die beruf lich erfolgreich sind. Hampe ist seit 2009 alleiniger Geschäftsführer der in Giengen an der Brenz ansässigen Steiff Beteiligungsgesellschaft mbH.Er folgtebei demPlüschtier-Hersteller Katja Thoma nach, die das Unternehmen verlassen hatte. In den vergangenen Jahren hat sich bei Steiff einiges getan. Seit Hampes Amtsantritt kommen verschiedenste neue Materialien zum Einsatz, berichtet der Geschäftsführer. Das Portfolio sei erweitert worden, um den Bereich Kinder- und Babykleidung.Für diesen Bereichsei eineLizenz vergeben worden. Außerdem plant der Plüschtierhersteller einen Ausbau des Modebereichs und zugleich die Eröffnung von neuen Läden in Deutschland. Bisher gilt für Steiff: „Die Produkte, vor allem die Plüschtiere, werden entweder im Facheinzelhandel oder in den Kaufund Warenhäusern präsentiert.“ Das sei ein schwieriges Umfeld. „Wir haben ein beratungsintensives Produkt. Ich befürchte, dass es im Bereich der Kauf- und Warenhäuser aus diesem Grund langfristig zu einer Bereinigung der Flächen kommt“, sagt Hampe und ergänzt: „Es gibt auch vereinzelt Überlegungen, Spiel-
gene Läden will Steiff ausbauen: Ziel seien mittelgroße Städte mit relativ starker Kaufkraft wie beispielsweise Reutlingen, Braunschweig, Freiburg oder Konstanz. „In Deutschland kann ich mir langfristig 30 bis 40 solcher Steiff-Läden vorstellen“, sagt Hampe. Ende des ersten Quartals 2013 soll es losgehen. Auch das Warenangebot in den Geschäften soll sich ändern: Über das Vehikel Fashion wolle Steiff mehr Kunden in die Geschäfteholen unddie Flächenprofitabilität erhöhen. „Wir überarbeiten gerade die eigene Flächenkonzeption für Steiff-Läden, um sie auch für Franchisenehmer interessanter zu gestalten“, erklärt der Steiff-Chef. Bisher teilt sich der Umsatz in der Fläche folgendermaßen auf: Zwei Drittel werden mit Plüschartikeln erzielt und ein Drittel mit Bekleidung. „Das wollen wir ändern: Der Modebereich soll in Zukunft 60 Prozent ausmachenunddasPlüsch-Geschäftnoch40 Prozent“, benennt Hampe die Ziele. Die Läden sollen im Idealfall um die 100 Quadratmeter Fläche haben und die komplette Tierwelt in Plüsch sowie das Bekleidungsangebot präsentieren. In den Läden sei auch ein separater Raum für Sammler vorgesehen. Der Sammlermarkt macht nur noch 25 Prozent vom Gesamtumsatz aus. Dieser Bereich sei deutlich zurückgegangen. Vor etwa zehn Jahren waren es einmal 80 Prozent vom Umsatz. Die Kleidung bietet Steiff bisher vor allem für Kinder bis zu sechs Jahren an. „Nun wollen wir auch Bekleidung für bis zu Zehnjährige anbieten.“ Doch das genügt Hampe nicht: Er könne sich auch eine Lizenzvergabe für den Bereich Reise-
ters und emotionalen Beschützers, wird durch Elektronik konterkariert.“ Für 2012 erwartet der Steiff-Manager ein leichtes Wachstum. Letztes Jahr habe der Umsatz der Steiff-Gruppe – zu ihr gehörtauchnoch derVentilhersteller Alligator und eine Weberei – 91 Millionen Euro (Vorjahr: 81,4) betragen. Der Bereich Spielwaren stagnierte bei 36 Millionen Euro.DieVentile legten um10 auf52 Millionen Euro Umsatz zu. Konkrete Angaben zum Ergebnis 2011 macht Hampe nicht. Das operative Geschäft habe sich verbessert. DieEigenkapitalquotedes Unternehmens mit 1916 Beschäftigten liegt bei über 50 Prozent. Im Jahr 2014 strebt die Gruppe einen Umsatz von über 100 Millionen Euro an. In Deutschland sind 506 Personen tätig, davon 246 bei Alligator. In der Produktion in Tunesien gibt es rund 900 Mitarbeiter und in Portugal weitere 100. Nach Angaben des dortigen Fabrikdirektors gibt es zumindest inoffizielle Pläne, die Produktion in Oleiros zu schließenund ausKostengründennach Tunesien zu verlagern, wie die dpa berichtet. Eine Sprecherin sagt, eine Entscheidung sei noch nicht getroffen worden. Am Stammsitz soll vermehrt wieder für die Sammler gefertigt werden, berichtet Hampe. Er will die Internationalisierung vorantreiben.In China seinun einPartner gefunden worden. Mit ihm werde die Eröffnung von sechs Läden im Großraum Schanghaigeplant. Aktuellwirdin 45Länder geliefert. Der Manager denkt über eine Straffung des Plüschtier-Angebots nach. Es werden 750 Ar tikel im Verkaufsprogramm verwaltet. „Das macht die Vertriebs- undProduktionsplanungsehrkom-
Unternehmen
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Hapag-Lloyd profitiert von höheren Frachtraten
MENSCHEN & WIRTSCHAFT
Kölner Patriarch
Ergebnissteigt trotz sinkender Transportmenge
Alfred Neven DuMont lässt von der „Frankfurter Rundschau“ ab uf dem traditionellen Neu jahrsempfang des Kölner Verlages sprach Anfang diesen Jahres der Hausherr von der digitalen Zukunft. „Verjüngung und Elektronik“, sagte Alfred Neven DuMont. „Das sind die Aufgaben, die vor uns liegen.“ Er sah einen „dornigen Weg“ voraus, an dessen Ende jeder einzelne Unternehmensbereich profitabelsein müsse. „Wirgehendiesen Weg mit Geduld, aber auch mit Konsequenz.“ An diesem Dienstag nannte die Mediengruppe M. DuMont Schauberg eine Konsequenz: Die „Frankfurter Rundschau“ ist insolvent – zu hoch seien die Verluste in der ersten Hälfte des Jahres. Das ist auch ein Verlust für Alfred Neven DuMont, den 85 Jahre alten undimmernoch aktivenZeitungsmann. Als Herausgeber und Verlegerdes „Kölner Stadt-Anzeigers“, des„Express“und der„Mitteldeutschen Zeitung“ in Halle ist er präsent im Haus – vor allem lenkt er als Aufsichtsratsvorsitzenderdie Geschickeder Mediengruppe M. DuMont Schauberg, dessen Regionalzeitungen auf eine Auflage von mehr als eine Million Exemplaren kommen. Wenn er mal nicht da ist, so wird in der Branche erzählt, passiert auch nicht viel im Verlag. Alfred Neven DuMont kommt aus einer seit Jahrhunderten als Verleger agierenden Familie, der er seit Jahrzehnten vorsteht. Geboren am 29. März 1927 in Köln studiert er Philosophie, Geschich- Alfred Neven DuMont te und Literatur in München. Nach Lehrjahren beim Springer Verlag und dem Verlag der „Süddeut- zehntsetzter mitdem Familienunternehschen Zeitung“ sowie einem Journalis- men weiter auf gedruckte Titel und musstudium in Chicago steigt er 1953 in macht damit dieses zum viertgrößten Tageszeitungsverlag in Deutschland. Seit den Familienverlag in Köln ein. Er wird Herausgeber der Tageszeitung „Kölner 1999 erscheint die „Kölnische RundStadt-Anzeiger“ und gründet 1964 das schau“ im Verlag, 2006 übernimmt M. Kölner Boulevardblatt „Express“. Nach DuMont Schauberg die Mehrheit an der dem Tod des Vaters, Kurt Neven Du- „Frankfurter Rundschau“ und 2009 die Mont, wird er 1967 alleiniger Herausge- „Berliner Zeitung“, „Berliner Kurier“ ber beider Zeitungen. Der Weg des poli- und „Hamburger Morgenpost“. Der Vertisch Liberalen Alfred Neven DuMont lag investiert in teils kriselnde Medien führt nach oben. Im vergangenen Jahr- und wächst.
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Wie siehtder Sohn die Rolleseines Vaters? „Er hat auch schon seine großen Verdienste, die Frage ist halt, wie man ein Unternehmen in die nächste Generation führt.Daist beiuns einigesschiefgegangen“, sagte Konstantin Neven DuMont am Dienstag. „Ich habedie Hoffnung nochnichtaufgegeben.“ Das Verhältnis zum Vater hat sich wieder gebessert, befindet er.DerSohn hältweiter Anteile am Unternehmen und sitzt mit seinem Vater sowie Christian DuMont Schütte, Vorstand der Mediengruppe,in der Gesellschafterversammlung. Könnte sich nun mit der Insolvenz der „Frankfurter Rundschau“ auch die Führungsstruktur des Hauses ändern? Möglich wäre,dass sichdie Familienvertreter aus dem Vorstand zurückziehen und auf den Aufsichtsrat beschränken. Bislang haben sie das nicht umgesetzt. „Trennung von Kapital und Management wurde uns schon vor Jahren empfohlen von Experten“, sagt Konstantin Neven DuMont. Er selbst wünscht sich eine Rolle im Aufsichtsrat. Alfred Neven DuMont wird seine Rolle im Zeitungsverlag kaum aufgeben, obwohl er auch andere Interessen hat. So schreibt er zum BeispielBücher.Im Jahr1994 veröffentlichte er, der sich vor der Verlagszeit auch als Schauspieler übte, einen ersten Roman mit dem Titel „Abels Traum“ unter dem Namen Franz Nedum. Mit seinem eigenen Namen schrieb er Foto Daniel Pilar 2009 über eine „Reise zu Lena“ und 2011 über „Vaters Rückkehr“ Im Jahr 2010 kommt es zum Knall in teilweise autobiographisch eingefärbt. der Familie: Sein Sohn Konstantin Ne- Ein Blick in diese Bücher dürfte ihm ven DuMont, Vorstand der Mediengrup- wohl gerade lieber sein als der Blick in pe, soll in Internetkommentaren teils die Bücher der Zeitungen. irreAussagen getroffenhaben;späterkriZur „Frankfurter Rundschau“ sagt tisiert er den Vater in anderen Medien. Konstantin Neven DuMont noch, dass Dieser weilt auf Mallorca und schweigt – man zu lange auf die gedruckte Zeitung der Sohn scheidet aus dem operativen gesetzt habe und früher ins digitale GeGeschäftim Streit aus.SeinenVorstands- schäft hätte umsteuern müssen. Also, posten übernimmt später die Schwester das, wovon sein Vater am Jahresanfang Isabella Neven DuMont. Der erstgebore- sprach: dass die Elektronik „vor uns“ lieJAN HAUSER ne Sohn Markus, ein Maler, starb 1995. ge.
„Mr. Windows“ scheitert an sich selbst as braucht man, um ein erfolgrei-
W cher Manager zu werden? Durch-
setzungsvermögen, ein ausgeprägtesEgo und den Ruf, absolut termintreu zu sein? Soziale Fähigkeiten, Empathie für die Wünsche und Bedür fnisse anderer? Die Antwort darauf ist nicht so trivial, wie es scheint. Zwei Personalien aus der amerikanischen Computer- und Softwarebranchedeutendaraufhin,dass manmit fachlicher Kompetenz und unbedingtem Willen zwar nach ganz oben kommen kann. Sich dort länger zu halten erfordert dann aber offensichtlich einiges mehr an zwischenmenschlicher Sensibilität. So lassen sich sowohl der Abgang von Scott Forstall bei Apple als auch von Steven Sinofsky bei Microsoft deuten. Der konfrontative Forstall war bei Apple bis vor ein paar Tagen für die erfolgreichen mobilen Plattformen verantwortlich und weigerte sich, die Verantwortung für das Debakel um die fehlerhafte Karten-Anwendung im Apple-Betriebssystem „iOS“ zu übernehmen. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Und auch Sinofsky,der bisherigeWindows-Chefvon Microsoft,ist überseineArt derFührunggestolpert. Forstalls Abschied war schon einhörbarerKnall.Die Resonanzauf das abrupte Aus für Sinofsky wird im Vergleich dazu aber noch um ein Vielfaches dadurchverstärkt,dass derManagergerade erst für die Entwicklung und wenigstens in Amerika glamouröse Markteinführung des neuen Betriebssystems „Windows 8“ zuständig war. Und Sinfosky zählte durch seine sichtbaren Erfolge zu den Kandidaten für eine Nachfolge für den selbst nicht unangefochtenen Microsoft-Vorstandsvorsitzenden Steve Ballmer. Der 47 Jahre alte
Informatiker Sinofsky war nichts anderes als „Mr. Windows“. Seine Bedeutung imUnternehmengehtaber weitüberdiesen Ehrentitel hinaus, wenn man Sinofskys gesamte bisherige Karriere berücksichtigt. Denn Sinofsky kam schon im Juli1989als Software-Designerzu Microsoft und war lange Zeit für die Entwicklung des Office-Büroprogrammpakets mitverantwortlich, des zweiten großen Standbeins des Konzerns neben Windows. Auch hier hat er für wichtige Innovationen gesorgt. Zur Windows-Produktsparte stieß Sinofsky erst, nachdem das Unternehmen mit der Version „Vista“ beinahe alles falsch gemacht hatte, was es falsch machen konnte: Entwicklungsziele waren zu ambitioniert gewiesen. Die Entwicklungszeiten wurden deutlich überschritten. Das endgültige Produkt schließlich warvöllig überladen– undzum Verkaufsstart schon nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Sinofsky gelang es in einem für ihn typischen Kraftakt, die Sparte wieder handlungsfähig zu machen, lieferte „Windows 7“ und nun „Windows 8“ schneller als erwartet aus – und setzte durch, dass nicht nur für Computer, sondern auch für Tablets und Laptops fortan Windows-Programme aus einem Guss verwendet werden. Wie sich in einem weitsichtigen Sinofsky-Porträt nachlesen lässt, das schon voreinigerZeitim amerikanischenBrancheninformationsdienst Cnet erschienen ist, gehörte zu den Gegnern Sinofskys auch der in der Technologiewelt sehr bekannte Ray Ozzie, der von 2005 bis 20 10 als Technologiechef Microsoft arbeitete. Ozzie hatte früh versucht, die MicrosoftDienste verstärkt in der Internetwolke
Foto AFP
(Cloud) anzusiedeln. Er scheiterte aber mit seinem Ansinnen, den Dienst „Live Mesh“nebender Windows-Produktgruppe aufzubauen – und musste sich Sinofskys „Sky Drive“ geschlagen geben, der in der ihm eigenen, kompromisslosen Art nicht wollte, dass Dritte über wichtige Bestandteile „seines“ Windwos-Systems bestimmen sollten. Kurz nachdem Ballmer seinerzeit entschieden hatte Sinofskys Vorschlag zu folgen, verließ Ozzie das Unternehmen. Während der Apple-Vorstandsvorsitzende Tim Cook Forstall öffentlich keine Träne nachgeweint hat, ist sich Ballmer nun zwar nicht zu schade, Sinofsky für seine Leistungen zu loben. Noch auffälligerist allerdings, wiesehr Ballmerdie integrativen Fähigkeiten seiner beiden Nachfolgerinnen lobt, auf die Sinofskys bisherige Arbeit nun aufgeteilt wird: Um die Software- und Hardware-Entwicklung kümmert sich ab sofort Julie Larson-Green, die auch für die Entwicklung des Kacheldesigns zuständig war, das den ersten optischen Eindruck von „Windows8“ prägt.Diebisherige Finanzchefin Tami Reller soll als Business-Managerin dafür sorgen, dass auch an der Ladenkasse das Geschäft mit Windows stimmt. Die Aufgabe, die Reller und Larson-Green übernehmen, lässt sich in ihrer Bedeutung für das Unternehmen gar nicht unterschätzen. Microsoft muss es gelingen, endlich wieder Kunden für ein Produkt des Hauses zu begeistern. Das ist seit Jahren nicht mehr gelungen; Apple hat die Herzen der Kunden erobert. Für die Emotionen rund um „Windows 8“ setzt Ballmer jetzt auf zwei Frauen. Das Windows-Team wird dafür dankbar sein, nun müssen noch die Kunden folCARSTENKNOP gen.
Aareal Bank wird mutiger Der Wiesbadener Immobilienfinanzierer Aareal Bank will im kommenden Jahr wieder mehr Neugeschäft zeichnen. Der Vorstandsvorsitzende Wolf Schumacher sagte am Dienstag, dass die Ausgangssituation vielbesserseials Ende2011.Deshalb soll die Akquise von Neugeschäft schon im Januar starten. In diesem Jahr hatte sich die Aareal Bank zunächst auf die Refinanzierung konzentriert. Ende September belief sich das Neugeschäft auf 3 Milliarden Euro. Bis Jahresende hofft Schumacher, dass es 5,5 Milliarden Eurowerden.Daswären aber2,5 Milliarden Euro weniger als im Geschäftsjahr 2011.In den ersten neun Monatenist das Konzernbetriebsergebnis um 6 Prozent
Unicredit mit Nettogewinn Die größte italienische Bankengruppe Unicredit schließt das dritte Quartal 2012 mit einem Nettogewinn von 335 Milliarden Euro ab, doppelt so viel wie imzweitenQuartal.DieRückkehrzu verbesserter Ertragskraft zeigt sich vor allem gegenüber 2011, als ein Eigenhandelsverlust, Beteiligungsverluste sowie Rückstellungen zu einem Verlust vor Steuern von 1,05 Milliarden Euro führten. 2012 muss Unicredit zwar einen Rückgang des Zinsgewinns um 6,1 Prozent auf 3,59 Milliarden Euro verkraften, zugleich blieb aber der Provisionsgewinn bei 1,93 Milliarden Euro fast konstant und wurde ein Eigenhandelsgewinn von 449 Milliarden Euro erzielt. Unter ande-
Steven Sinofsky
KurzeMeldungen Neue Spitze für Gesamtmetall Oliver Zander wird neuer Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. Er wird sein neues Amt am 1. Februar 2013 antreten und Gabriele Sons nachfolgen, die den Verband im Juli verlassen hatte und zum ThyssenKrupp-Konzern gewechselt war. In der Übergangszeitwirdder VerbandvonSüdwestmetall-Hauptgeschäftsführer PeerMichael Dick geleitet. Zander kommt vomHauptverbandder DeutschenBauindustrie.Neben demKerngeschäft,die Tarifpolitik der Mitgliedsverbände zu koordinieren, sei seine Aufgabe, den Verband „noch sichtbarer“ im öffentlichen Leben zu verankern. maxw. Deutsche Generali legt leicht zu
zent auf 12,5 Milliarden Euro verbessert, wie das Unternehmen mitteilte. In der Lebensversicherung ist das Beitragswachstumvon knapp4 Prozentvorallem auf das gestiegene Einmalbeitragsgeschäft zurückzuführen, bei dem auf einen Schlag eine größere Summe eingezahltwird.Generell seiin derLebensversicherungmit Blick auflangfristigeGeldanlagen nach wie vor bei vielen Kunden eineZurückhaltungzu spüren,berichtete der zweitgrößte deutsche Erstversicherer. So ging denn auch das Neugeschäft gegen laufenden Beitrag leicht zurück. In der Krankenversicherung führte die Umstrukturierung der Central zu niedrigeren Beitragseinnahmen. Dagegen konnten die Schaden- und Unfallversicherer
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
cmu.HAMBURG, 13. November. Deutschlands größte Linienreederei Hapag-Lloyd hatim drittenQuartal vonhöheren Transportpreisen profitiert, bekommt momentan aber die Schuldenkrise in Europa zu spüren. Normalerweise transportieren die Reeder zum Jahresende deutlich mehr Fracht,weil die Händlerihre Lager fürdas Weihnachtsgeschäft füllen (Peak Season). Davon sei indiesem Jahrnichtszu spüren, sagte ein Sprecher der Hapag-Lloyd AG aus Hamburg. Wegen der Konsumflaute in einigen Ländern bauten viele Händler ihre Bestände ab. Das mache sich in einer sinkenden Nachfrage nach Transportdienstleistungen bemerkbar. Im dritten Quartal hat die Reederei knapp 1,3 Millionen Standardcontainer (TEU) transportiert, rund 4,4 Prozent weniger als in der Vorjahreszeit. Der Umsatz stieg dennoch auf rund 1,8 Milliarden Euro nach gut1,5 Milliarden Euro im dritten Quartal 2011. Das erklärt sich zum Teilaus derim zweitenQuartalvorgenommenen Erhöhung der Frachtraten. Diese Transportpreise waren im vergangenen Jahr auf ein katastrophal niedriges Niveau gefallen und erreichten nun laut HapagLloyd mit knapp 1700 Dollar je transportiertem Container einen um 8 Prozent höheren Wert als in der Vorjahreszeit. Wegen der momentan schwachen Nachfrage sinddie Raten vor allem auf derwichtigen Route zwischen Asien und Europa seit September aber wieder gesunken. Der vorübergehende Preisanstieg bescherte Hapag-Lloyd im Zeitraum von Juli bis September einen um Sonderfaktoren bereinigten operativen Gewinn (Ebit) von fast 87 (Vorjahr: 37) Millionen Euro. Der operative Verlust des ersten Halbjahres ist damit mehr als ausgeglichen. Entsprechend rechnet das Unternehmen im Gesamtjahr mit einem positiven operativen Ergebnis. Unter dem Strich wird allerdings wohl wie schon 2011 ein Verlust stehen. Seit Jahresbeginn ist auf dieser Ebene ein Fehlbetrag
von gut 94 Millionen Euro entstanden. Dabei spielen die hohen Treibstoffpreise eine große Rolle. Im Durchschnitt musste Hapag-Lloyd in diesem Jahr rund 670 Dollar je Tonne Treibstoff bezahlen, knapp 13 Prozent mehr als 2011. Eigentlich müssten die Reeder diese höheren Kosten an ihre Kunden weitergeben. Weil das Angebot an Frachtraum aber deutlich höherals dieNachfrage ist,lassensichdie früher üblichen Treibstoffzuschläge derzeit am Markt nur schwer durchsetzen. Der Vorstandsvorsitzende von HapagLloyd, Michael Behrendt, rechnet damit, dass die Überkapazitäten erst in zwei oder drei Jahren verschwunden sein werden. ANZEIGE
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Carsten Kratz wird Norma sieht Belebung BCG-Deutschland-Chef durch Euro-6-Norm loe. FRANKFURT, 13. November. Neuer Deutschland-Chef der Unternehmensberatung The Boston Consulting Group (BCG) wird vom kommenden Jahr an Carsten Kratz. Der 45 Jahre alte Berater und Seniorpartner im Frankfurter BCGBüro folgt im Januar auf Christian Veith, der künftig einer von zwei Europa-Chefs der Beratungsgesellschaft sein wird. Die Wechsel sind Folge einer umfangreichen Managementrotation, nachdem die 750 BCG-Partner im Mai den Amerikaner Rich Lesser zu ihrem neuen internationalen Vorsitzenden gewählt hatten. Carsten Kratz arbeitet seit 22 Jahren für BCG. Er gilt als Industriefachmann, betreut Konzerne wie Siemens und Lufthansa. Zuvor warer mehrereJahre Leiter derTechnologie-Einheit des Beratungsunternehmens. Seit sechs Jahren ist er Teil des deutschen Managementteams. Kratz, der einst in Darmstadt Wirtschaftsingenieurswesenstudierte,hat sichin demAuswahlverfahren gegen Hubertus Meinecke aus dem Hamburger Büro durchgesetzt, der schon bei der Wahl zum internationalen Vorsitzenden kandidiert und den dritten Platz erreicht hatte. Kratz’ Ernennung gingkeineAbstimmung voraus.Der künftige Vorsitzende Lesser und der bisherige Deutschland-Statthalter Veith haben die Entscheidung nach Gesprächen mit den Partnern in Deutschland getroffen. BCG ist die zweitgrößte Unternehmensberatungder WelthinterMcKinsey.In denvergangenen neun Jahren verdreifachte sich der Umsatz auf zuletzt 3,55 Milliarden Dollar. Die Zahl der Mitarbeiter verdoppelte sich auf 8400.
hpa. FRANKFURT, 13. November. Die Schwierigkeiten vieler europäischer Fahrzeugkonzerne schlagen auch auf die NormaGroupAG durch,aberder Zulieferkonzern aus dem hessischen Maintal zeigt sich zuversichtlich, im kommenden Jahr wieder neuen Schwung zu bekommen. Für 2012 hat der Hersteller von Rohrverbindungen und Schlauchschellen seine Prognose auf ein Wachstum aus eigener Kraft von lediglich 1 Prozent zurückgenommen, obwohl nach neun Monaten ein Umsatzplus von knapp 6 Prozent auf 467 Millionen Euro erreicht wurde. „Aber die Lagehat sich inEuropa inzwischen verändert, viele Fahrzeughersteller machen Bestandsanpassungen nach unten“, erläuterte der Norma-Vorstandsvorsitzende Werner Deggim den eingetrübten Blick aufs laufendeQuartal.Im kommendenJahrsetzeman inEuropaaber aufdie allmähliche Einführung der Euro-6-Norm für Lastwagenmotoren. „Wir erwarten trotz rückläufiger Produktionszahlen in Europa ein organisches Wachstumfür Norma“, sagte er. In Amerika und in Asien war der Konzern zuletzt deutlich zweistellig gewachsen. Nun soll mit der Übernahme eines kleinen Herstellers von Verbindungsstücken für die Sanitärindustrie in Malaysia, Chien Jin Plastic, das Geschäft in Asien weiter ausgebaut werden. Chien Jin verfügeüberein großesHändlernetz,dasfür andereNorma-Produkte genutztwerden könne, erläuterte Deggim. Norma weist nach neun Monaten einen Gewinn von 47 Millionen Euro aus. Finanzvorstand Othmar Belker kündigte an, dass Norma auch für 2012 wieder rund 30 bis 35 Prozent des Nettogewinns ausschütten werde.
FTI rückt im Reisemarkt weiter vor 2013 sollErholungin Griechenland für Wachstumsorgen tko. FRANKFURT, 13. November. Am frage für diese vielfältige Destination im UrlaubhabendieDeutschen2012nichtge- kommenden Sommer wieder deutlich anspart– dieReisebranchestehtvor demAb- steigen wird“, sagt FTI-Managerin Heike schluss eines weiteren Rekordjahres. Die Niederberghaus. Für den Sommer wurde Reiseveranstalter melden mehr Buchun- das Flugangebot zu den Inseln Kreta, Rhogen, und ihre Kunden gaben im Durch- dosund Korfuaufdas Eineinhalbfachedes schnitt auch mehr für Urlaube aus. Beson- diesjährigen Niveaus erhöht. ders hoch fiel abermals der Zuwachs von Ausgebaut wird auch das Angebot für FTI Touristik aus. Im vergangenen Jahr Kunden, die mit dem Auto verreisen. Der hatte sich das Münchner Unternehmen Anteil der Deutschen, die mit dem eigeschon in der Rangfolge der größten Urlaubsanbieter aufPlatz vier vorgeschoben. Für das am 31. Oktober abgeschlossene Der Münchener Touristiker Geschäftsjahr weist der FTI-Gründer nun wächst um 29 Prozent, ein Umsatzplus von 29 Prozent aus. Die Branche dürfte nur um einen mittleren während der Gesamtmarkt einstelligen Wert gewachsen sein. bloß einstellig zulegt. Zwar haben der Kaufdes britischen UnternehmensYoutravel, eines Betreiberseiner Unterkunftsdatenbank, sowie die Übernahme des französischen Anbieters nen Wagen in den Urlaub aufbrechen, Starter wesentlich zum Umsatzanstieg auf liegt seit Jahren relativ konstant knapp 1,8 Milliarden Euro beigetragen. Doch über 50 Prozent. Andere Anbieter wollen auch ohne die Zukäufe kommt FTI auf ein das größte Segment des deutschen Reise Wachstum von 16 Prozent. Ausgezahlt hat markts aber ebenfalls stärker für sich ersichunteranderem,dassdie Münchneran- schließen. So stockt die Rewe-Sparte für ders als viele Konkurrenten im arabischen Bausteinreisen mit den Marken Dertour Frühling das Ägypten-Angebot nicht zu- und ADAC Reisen ihr Hotelangebot in sammengestrichen hatten. Für 2013 setzt diesem Segment auf. Auch Dertour schloss Ende Oktober ein Rekordjahr ab.
Unternehmen
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Geringe Nachfrage nach Streusalz macht K+S zu schaffen
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 15
MARKT & STRATEGIE
Aktienkurs des Rohstoffkonzerns sinkt um 5 Prozent lzt. FRANKFURT, 13. November. Je milderder Winter ausfällt, desto wenigerGeschäft macht der Rohstoffkonzern K+S – diese einfache Gleichung lässt sich aus der am Dienstag veröffentlichten Zwischenbilanz des Düngemittel- und Salzproduzentenaus Kasselableiten. Weildie Städte undGemeinden nachdem Rekordwinter vor zwei Jahren ihre Läger mit besonders viel Auftausalz gefüllt haben, im Jahr danach aber kaum Schnee fiel, ge-
vergangenen Monaten waren auf dem Weltmarkt trotz hoher Nahrungsmittelpreise auch Kalium- und Magnesiumdüngemittel nicht so stark gefragt wie noch vor Jahresfrist erhofft. Ein Grund dafür ist,dassdie schonlängst überfälligen,zentral verhandelten Abschlüsseneuer Lieferverträge für die Landwirte in den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Erde, China und Indien, immer noch ausstehen. Die daraus resultierenden Überkapazitäten der in Indien und China stärker engagierten Wettbewerber wirken sich auch ANZEIGE auf den Anbieter aus Kassel aus, selbst wenn für K+S andere Märkte wichtiger sind. Höhere Preise lassen sich unter diesenUmständenkaumdurchsetzen, undgeMorgen im Reiseblatt ringereMengenlassentendenziell dieProduktionskosten je Tonne steigen. So kommt es, dass der Ertrag in der Dünge Traum und Trance mittelsparte nicht so deutlich zugelegt hat Lauter Überdosen an Schönheit wieder Umsatz.InsgesamtliegendieKonin Französisch-Polynesien zernerlöse nach den ersten dreiQuartalen fast unverändert auf Vorjahresniveau. Der Wind und Wetter mit Salz, Kalium- und MagnesiumdüngeEinmal mit der Segelyacht mitteln erzielte Gewinn ist um 14 Prozent eigenhändig über den großen Teich auf 409 Millionen Euro gesunken. Durch den im zweiten Quartal abgeschlossenen Sterne und Schnuppen Verkaufdes mit 140 MillionenEuro bewerEin Blick in die Zukunft des Universums teten Stickstoffdüngemittelgeschäfts an in der südafrikanischen Wüste Karoo die russische Eurochem ergibt sich jedoch ein höherer Konzerngewinn. Geister und Gespenster Für das Gesamtjahr orientiert sich der Vom beschwerlichen Leben Vorstand nun für fast alle Kennzahlen am als Schlossherr in der Dordogne unteren Rand des im Frühling gegebenen Ausblicks. Der Umsatz soll bei 3,9 Milliarden Euro liegen, das operative Ergebnis Kostenloses Probeabo 0180 2 52 52* bei 820 Millionen Euro. Ursprünglich galten ein Umsatz von bis zu 4,2 Milliarden www.faz.net/probeabo * 6 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, Euro und ein Ergebnis von bis zu 900 MilMobilfunkhöchstpreis 42 Cent pro Minute. lionen Euro als möglich. Für den Gewinn nach Steuern geht das Management sogar davon aus, dass der einst mit 540 Millionen Euro bezifferte untere Rand der Prognosebandbreite um rund 10 Millionen Euro unterschritten wird, und begründet dies mit außerplanmäßigen Aufwendungen in derselben Höhe, die wegen des gesunkenen Zinsniveaus für Rückstellungen nötig werden, zu denen Bergbaubetriebe zurDeckungkünftiger Kostenfür dieStillhen jetzt nur spärlich Bestellungen beim legung ihrer Produktionsstätten verpflichgrößten Streusalzlieferanten der Welt tet sind. An der Börse gehörte die im Dax ein. Nicht einmal die regionale DiversifinotierteAktievonK+S amDienstagmit eizierung, die das Management 2009 mit nem Kursverlust von zeitweise mehr als 5 derÜbernahmedesamerikanischenWett- Prozent zu den Verlierern des Tages. bewerbers Morton Salt für 1,3 Milliarden Euro angekurbelt hat, dämpft diesen Effekt. Denn ausnahmsweise fiel die kalte K+S in Zahlen Jahreszeit zuletzt auf beiden Seiten des Jan.– Jan.– Veränd. Atlantiks ähnlich gemäßigt aus. Um 16 Sept. Sept. in Prozentist derSalzabsatzderK+S AGdesin Millionen Euro 2011 2012 Prozent halb in den ersten neun Monaten des lauUmsatz1) 2975 2994 0,6 fenden Jahres gegenüber dem Vergleichs- Kali- und Magnesiumzeitraum zurückgegangen, der operative produkte 1590 1812 13,9 Gewinn wegen der im Gleichschritt mit Salz 1271 1065 –16,3 der Nachfrage gesunkenen Preise sogar Operatives Ergebnis 698,4 625,3 –10,5 um 76 Prozent. Kali und MagnesiumproGegen die Wetterfühligkeit der Salz- dukte 608 558 8,9 sparte hat sich K+S eigentlich durch den 39 Salz 163 –76 Ausbau der Düngemittelproduktion abge- Konzernergebnis1) 409 476 –14 sichert. Er beschäftige keine MeteoroloMitarbeiter 14 275 14352 0,5 gen,betont der Vorstandsvorsitzende Nor) ohne die im zweiten Quartal 2012 verkaufte Stickstoffdüngersparte bert Steiner deshalb gerne. Doch in den Quelle: Unternehmensangaben 1
Ströer spürt die Werbeflaute Digitale Werbeflächen erobern die Außenwerbung csc. DÜSSELDORF, 13. November. Der cherheiten auf den Wirtschafts- und FiKölner Außenwerbekonzern Ströer leidet nanzmärkten sowie von vorsichtigem weiter unter der zögerlichen Auftragsver- Kundenverhalten bestimmt sein, teilte gabe seiner Großkunden. In den ersten Vorstandsvorsitzender Udo Müller mit. neun Monaten sank der Umsatz um 4,5 Allerdings verzeichne Ströer im vierten Prozent auf 397,4 Millionen Euro, wie das Quartal einen verbesserten Auftragsbebörsennotierte Unternehmen mitteilte. stand im Vergleich zum dritten Quartal. Am stärksten schrumpfte das Geschäft Dennoch werdeder Umsatz zwischen Okmit den Werbeflächen in Polen, aber auch toberund Dezembervoraussichtlichorgain Deutschland und in der Türkei entwi- nisch imniedrigeneinstelligenProzentbereich sinken. ckelten sich die Umsätze rückläufig. Große Erwartungen setzt Müller in Beim bereinigten operativen Gewinn den Ausbau des Geschäfts mit digitalen (Ebitda) musste Ströer einen Rückgang Werbeträgern. Die stärkere Vernetzung auf 58,5 (Vorjahr: 84) Millionen Euro hin- derklassischenAußenwerbungmit digitanehmen. Die Einbuße wird unter ande- len Services werde ein wesentlicher Morem mit höheren Mietaufwendungen und tor für die Entwicklung neuer Geschäfts Anlaufkosten für neu erworbene Verträge feldersein, sagte Müller.Ströerhathierzuin der Türkei begründet. Unter dem Strich landemehrals 1000große LCD-Bildschirstand ein nahezu unveränderter Verlust me anBahnhöfenund inEinkaufszentren von 17,4 Millionen Euro. Auch weiterhin aufgestelltund verzeichnetbei diesem Anwerde die Außenwerbebranche von Unsi- gebot steigende Umsätze.
Conergy kämpft gegen Preisverfall
Naturkräfte: Ein Auto kämpft sich durch die Fluten nach Sandy.
Foto Reuters
Hurrikan oder nur ein Tropensturm? NEWYORK/FRANKFURT, 13. November ls der verheerende Sturm Sandy Die meteorologische vor zwei Wochen über den ameri- Klassifizierung des kanischenNordosten fegte,machten sich Hausbesitzer an der Atlantikküs- Sturms Sandy wird zum tenoch wenig GedankenübermeteoroloZankapfel zwischen gische Feinheiten. Im Fernsehen wurde Sandy zwar mal als Hurrikan und mal als Versicherern, HausTropensturm bezeichnet. Klar war den Leuten an der Küstenur,dass der Wirbel- besitzern und der windmächtig genugwar,das Meermeterhoch aufzuwallen und ganze Häuserfron- Politik. Es geht um ten wegzureißen.Nachdem Sandy vorbei- Millionen Dollar. gezogen ist und das Ausmaß der Zerstörungen deutlich wird, droht die Klassifizierung des Sturms aber zu einem Zank- Von Norbert Kuls und apfel zwischen Hausbesitzern, Versiche- Philipp Krohn rern und den Politikern der betroffenen Bundesstaaten zu werden: Es geht um hohe Millionen-Dollar-Beträge. Wird Sandy als Hurrikan klassifiziert, müssen Atlantic City traf, von Hurrikan auf TroHausbesitzer in der Regel einen Selbstbe- pensturm heruntergestuft. Entscheidend halt von 1 Prozent bis zu 5 Prozent des dafür sind die Windgeschwindigkeiten. versicherten Hauswertes zahlen. Bei ei- Die Gouverneure mehrerer betroffener nem schönen Strandhaus im Wert von Bundesstaatenhaben den Versicherungs500 000 Dollar müssten die Besitzer also unternehmen umgehend bedeutet, dass bis 25 000 Dollar aus der eigenen Tasche sie wegen der Klassifizierung Sandys als berappen. War Sandy dagegen nur ein Tropensturm nun keine Hurrikan-SelbstTropensturm, die nächstschwächere behalte von ihren Kunden einfordern Sturmkategorie, belaufen sich die Selbst- könnten. In der Assekuranz regt sich allerdings behalte in der Regel nur auf einen fixen Widerstand. „Fragen Sie irgendjemanden Betrag von 500 bis 1000 Dollar. Klassifiziert werden Wirbelstürme in New York oder New Jersey, was pasvom Nationalen Wetterdienst der Verei- siert ist, und sie werden Ihnen sagen, nigten Staaten.Der Wetterdiensthat San- dass Hurrikan Sandy zugeschlagen hat“, dy am Abend des 29. Oktober, eine Stun- sagt Jimi Grande, der für Regierungsbeziehungen beim Versicherungsbranchende bevor der Sturm auf die Küstenstadt
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verband Namic zuständig ist, mit Betonung auf „Hurrikan“. Anwälte in der Branche meinen, dass letztlich Gerichte über die Klassifizierung entscheiden müssten. Der New Yorker Senator Charles Schumer gibt den Druck zurück und warnte die Versicherer kürzlich davor, auf eine Änderung der Klassifizierung von Sandy zu drängen. „Versicherungsunternehmen sollten nicht versuchen, die Realitätzu verändern, damit sie auf dem Rücken von Hausbesitzern Geld sparen“, sagte Schumer. Die Kontroversebetrif ft allerdings nur die direkten Schäden aus dem Sturm. Fachleute des Rückversicherers Munich Rerechnen damit, dass sie nurden geringeren Anteil an den gesamten Schäden ausmachen. Viel kostspieliger dürften die Folgen der Sturmflut werden. Hier dürfte vor allem das staatliche Flutversicherungsprogramm greifen, das bei Wohngebäuden für Schäden bis zu 250 000 Dollar aufkommt. Viele Häuser beispielsweise auf Long Island, der stark betroffenen Halbinsel östlich der Stadt New York, dürften allerdings deutlich teurer sein. Für sie wurden zum Teil private Zusatzdeckungen abgeschlossen, waswiederum Kostenfür Erst-undRückversicherer verursacht. Auch im Jahr 2005 bei Katrina, dem bislang teuersten Hurrikan, entfiel ein erheblicher Anteil – 16 Milliarden Dollar – der gesamten Versicherungschäden von 61,5 MilliardenDollaraufdie staatlicheFlutversicherung. Die europäischen Rückversicherer
haben sich mit konkreten Schadenschätzungen bisher allerdings noch zurückgehalten. Die Hannover Rück, bei der rund 5 Prozent der Prämieneinnahmen in der Schaden-Rückversicherung (rund 400 MillionenEuro)auf dasglobaleKatastrophengeschäft entfallen, hält es selbst für Richtwerte für zu früh. Die Munich Re hingegen gab kürzlich bekannt, dass sie einen mittleren dreistelligen MillionenEuro-Betrag erwartet, falls die bislang höchste Schadenschätzung von 20 Milliarden Dollar für die Versicherungsbran-
Sandy wurde von „Hurr ikan“ auf Tropensturm heruntergestuft. che zutreffen sollte. Fällt der Gesamtschaden geringer aus, bliebe allerdings deutlich weniger bei den Rückversicherern hängen. Denn vor allem beider Versicherung von Einzelrisiken – etwa großen Industrieanlagen oder Geschäftsgebäuden – haben sie sogenannte „Excess of Loss“-Verträge geschlossen. Das bedeutet, dass ihre Erstversicherungskunden mit einem Selbstbehalt bis zu einer bestimmten Schadenhöhe die Kosten allein tragen. Das ist auch der Grund dafür, dass die Münchner Allianz, Europas größter Erstversicherer, ihre Ergebnisprognose von 9 Milliarden Euro durch Sandy nicht gefährdet sieht.
Unternehmen üben sich in kontrollierter Defensivstrategie Umfrage unter Finanzvorständen: Kostensenkung und Investitionen in neue Produkte haben gleiche Priorität FRANKFURT, 13. November ie deutschen Unternehmen senken die Kosten und investieren gleichzeitig. Das ist das Ergebnis des CFO Survey der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte, für den im Abstand von sechs Monaten mehr als hundert Finanzvorstände großer Unternehmen befragt werden. RolfEpstein,Partnerbei Deloitte,fasstes in dem Bild zusammen, wonach die Unternehmen mit angezogener Bremse Gas geben. Man habe in der letzten Krise (dem Einbruch der Realwirtschaft nach der Finanzkrise von 2008) gelernt, dass esgut war, inder KrisenichtdieMitarbeiter massenhaft zu entlassen, und dass es wichtigist,auchinder Krise weiterzu entwickeln, damit man am folgenden Aufschwung von Anfang an teilhaben kann. Wenndie Zyklenkürzer werden– der letzte Aufschwung dauerte nur eineinhalb Jahre –, hat man immer weniger Zeit, sich über Einstellungen und Entwicklungen auf die neue Situation einzustellen.
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Um den Anschluss nicht zu verlieren, ist seit April 2012 sogar der Anteil der Unternehmen,die neueProdukteeinführenund inneue Märkte expandierenwollen,um mehrals30 Prozentpunktegestiegen. Es haben auch immer noch mehr Unternehmen die Absicht, die Investitio-
Alle Sorgen rund um den Euro haben in den vergangenen sechs Monaten abgenommen. nen zu erhöhen als zu senken, obwohl die Konjunktur für die kommenden zwölf Monate vonihnenmehrheitlichnegativ oder stagnierend eingeschätzt wird und man davon ausgeht, dass die Gewinne eher schrumpfen. Glaubtendie befragten Finanzvorstände im April noch, ihre Umsätze steigern
zukönnen,geht manheute voneinerStagnation aus. Alle Aussagen zur wirtschaftlichen Lage seien allerdings mit einer hohen Unsicherheit behaftet, geben die Befragten selbst zu. Die größte Sorge bereitet den Finanzvorständen dabei das instabile Finanzsystem und die insgesamt schwächere Nachfrage. Danach kommt – und das ist neu gegenüber April – schon die Befürchtung vor steigenden Energiekosten. Alle Sorgen rund um den Euro sind in den vergangenen sechs Monaten erheblich verblasst. Dass der Euro in nationale Währungen oder in Währungsblöcke zerfällt, glaubt heute (die Umfrage fand im Oktober statt) fast niemand mehr. Selbst einAustrittGriechenlandsaus demEuro wird für so unwahrscheinlich gehalten, dass 64 Prozent der Befragten angaben, sich aufeinensolchenFallauchnichtvorzubereiten. Die Mehrheit geht zudem davon aus, dass ein Austritt Griechenlands ohnehin keinen Dominoeffekt auf andere Euroländer auslösen würde.
In den Investitionsstandort Deutschland ist das Vertrauen sehr hoch. Mehr als 60 Prozent denken bei Investitionen zunächst an Deutschland, nur in der Fertigungswirtschaft liegtChina als Investitionsziel bei den deutschen Unternehmen an erster Stelle. Die Unternehmen gehen davon aus, dass sich der Markt für Unternehmensübernahmen beleben wird. Befragt danach, ob sie selbst an Übernahmen denken, reagieren die Finanzvorstände allerdings sehr restriktiv. Das deckt sich mit der Meinung, dass in der KriseÜbernahmenvon denAufsichtsgremien nicht genehmigt werden. Hier gilt es, keine Risiken einzugehen. Ähnliches giltfür dieVerschuldung. Obwohlalle sagen, dass die Fremdfinanzierung selten so günstig war wie derzeit, denkt niemand daran, sich zu verschulden. Im Gegenteil, trotz niedriger Zinsen steht die Entschuldung im Vordergrund. Auch hiergilt:keineneuen Risiken.Daherwerden zwar Mitarbeiter gehalten, aber keine neu eingestellt. GEORGGIERSBERG
mehr Rohstahl produziert als im Jahr zuvor. Im bisherigen Jahresverlauf ergibt sich allerdings ein Minus von 4,4 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet der Stahlverband einen Produktionsrückgang von 4 Prozent. B.K.
seine Umsatzprognose für 2012 auf 106 bis 109 Millionen Euro leicht erhöht, das wäre im Vergleich zum Vorjahr aber ein Wachstum von lediglich knapp 20 Prozent. Zum anderen wird 2013 wohl deutlich weniger Geschäft mit Kunden aus der Solarbranche bringen, hieß es. „In den anderen Kundensegmenten wird aber nicht auf die Investitionsbremse gedrückt“, erklärte Finanzvorstand Kai Bentz auf Anfrage. Daher rechnet LPKF für 2014 wieder mit 10 Prozent Wachstum. hpa.
Mehr als die Hälfte des Grundkapitals ist aufgezehrt cmu.HAMBURG, 13.November. Nacheinem geringen operativen Gewinn im zweiten Quartal ist der Solarkonzern Conergy im dritten Quartal wieder in die roten Zahlen gerutscht. Wie das Unternehmen mit Sitz in Hamburg mitteilte, stieg der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf knapp 32 Millionen Euro nach rund 27 Millionen Euro in der Vorjahreszeit. Unter dem Strich schlug ein Fehlbetrag von 37 Millionen Euro zu Buche. Das ist zwardeutlichwenigeralsim dritten Quartal2011.DamalshatteConergy einen Nettoverlust von rund 65 Millionen Euro ausgewiesen. Doch dieser hohe Verlust war durch Sondereffektebedingt.WeildasUnternehmen einen Teil seiner Fertigung in Frankfurt an der Oder eingestellt hatte, musste Conergy im vergangenen Jahr hohe Abschreibungen und Restrukturie-
MEMC Electronic Materials gekündigt hat, wurden Sicherheiten von 18 Millionen Euro fällig. Allerdings lief das Geschäft auch operativ nicht rund. Die Preise für Solarmodule sind nach Angaben von Conergy in den vergangenen zwölf Monaten um 40 Prozent gefallen. Darüberhinausverzögertensich einige Großprojekte. Insgesamt sank der Umsatz im dritten Quartal um mehr als 40 Prozent auf 108 Millionen Euro. Die Liquidität hat sich seit Jahresbeginn (23,8 Millionen Euro) auf 11,9 Millionen Euro halbiert. Der Vorstandschef Comberg will die Fertigungstiefe in Frankfurt an der Oder nun weiter zurückfahren. Zudem will er mehr Kunden für Großprojekte in Asien und den Vereinigten Staaten gewinnen, um die fallenden Preise für Solarmodule durch steigende Absatzzahlen aufzufangen. Zunächst muss Conergy aber zum
Kurze Meldungen Auftragseingang um rund ein Prozent Gespräche beendet Die Opel-Muttergesellschaft General auf 8,75 Millionen Tonnen zurück. UrMotors und Peugeot haben Gespräche sächlich für das Minus war vor allem der über eine gemeinsame Sanierung ihres Nachfragerückgang aus dem Inland, wie Europageschäfts Kreisen zufolge ge- die Wirtschaftsvereinigung Stahl in Düsstoppt. Gründe seien Peugeots ver- seldorf mitteilt. Die Schwäche im Auftragseingang in derfrühzyklischen Stahlschlechterte Finanzlage sowie die jüngst industrie spiegle wider, dass die deutgewährten Garantien des französischen Staates für die Finanzierungssparte Ban- sche Volkswirtschaft inzwischen stärker que PSA, sagten zwei mit den Verhand- von der Euro-Krise erfasst wird, heißt es lungen vertraute Personen. Durch die dortzur Begründung.DieRahmenbedinStaatsgarantien über 7 Milliarden Euro gungen für den Industriezweig werden sei die engere Zusammenarbeit von Opel nach den Prognosen auch im vierten mit Peugeot durchkreuzt worden. Der Quartal schwierig bleiben. Allerdings französische Staat hatte sich im Gegen- wird eine lagerzyklisch bedingte Stabilizug Mitspracherechte im Aufsichtsrat ge- sierung beim Auftragseingang nicht aussichert. Reuters geschlossen. Bei der Rohstahlproduktion legten die Unternehmen im Monatsver-
LPKF wird vorsichtiger Im Gegensatz zu vielen anderen Maschinenbauern hat der LasertechnikspezialistLPKFLaser& ElectronicsAG imdritten Quartal nochmals einen Umsatzund Ergebnisrekord erzielt. Dadurch kann das Unternehmen aus Garbsen nach neun Monaten ein Erlöswachstum von 36 Prozent auf 82,5 Millionen Euro vorweisen sowie eine Ebit-Marge von fast 18 Prozent. Die Dynamik wird sich
Constantin meldet Gewinn Mehrere Kinoerfolge, darunter die 3D-Produktion „Resident Evil: Retribution“,habender ConstantinMedienAG in
Unternehmen
SEITE 16 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
sie ersannen Schutzklauseln, um Rentenkürzungen zu verhindern, die alle Von MarcusTheurer hätten hinnehmen müssen, weil damals auch die Löhne sanken. Im Wahl jahr 2013 könnten nun die komplizierie Euro-Krise zwingt auch einen technischen Details der RentenbeD Riesen wie Vodafone in die Knie. ten rechnung – nachgeholte Kürzungen Happige Abschreibungen auf die Toch- und statistische Korrekturen – zu einer tergesellschaften in Italien und Spa- gespaltenen Rentenanpassung in nien haben dem weltgrößten Mobil- Deutschland führen: um ein Prozent im funkkonzern einen Halbjahres-Netto- Westen, aber dreimal so hoch im Osverlust von mehr als 2,3 Milliarden ten. Schnell haben Politik, GewerkEuro eingebracht. Die Hiobsbotschaft schaften und Sozialverbände neue Mawirft ein Schlaglicht darauf, wie tief nipulationen im Kopf, um die gefühlte sich die Krise der Europäischen Wäh- Gerechtigkeit bei der Rentnermehrheit rungsunion in die Realwirtschaft hin- im Westen zu erhöhen. Zumindest auf eingefressen hat– und wie dringend sie diesen Rentenmechanismus ist Verlass. entschärft werden muss. Vodafone ist Zu größerer Verlässlichkeit der Rentenan der Börse fast dreimal so viel wert politik führen solche Vorschläge nicht. wie die Deutsche Telekom und rund um den Erdball aktiv. Wenn die Eurowirren selbst einen solchen „Global Unnötige Förderung Player“ erbeben lassen, lässt das für andere, weniger potente und breit aufgeVon Carsten Knop stellte Unternehmen Schlimmes befürchten. Die Börse reagierte verie Frage, warum es in Deutschschreckt auf die südeuropäischen Wertberichtigungen. Dauerhaft aus der D land keine Garagen- oder Wohnheimzimmergründungenin der CompuBahn werfen werden sie Vodafone aber kaum, dafür ist das Geschäft geogra- ter- oder Internetbranche gibt, ist älter phisch zu gut diversifiziert. Südeuropa als der Facebook-Mitbegründer Mark macht lediglich ein Viertel des Kon- Zuckerberg und beinahe so alt wie zernumsatzes aus. Solange Deutsch- FPD-Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler. Letzterer hat sich nun dazu land, der insgesamt wichtigste Markt bereiterklärt, mit 150 Millionen Euro des Konzerns, nicht voll von der EuroGründungen in der Internetwirtschaft Kriseerfasstwird,bleibtsie fürVodafo- zu unterstützen. Freuen sollte man sich ne beherrschbar. darüber aber nicht. Denn öffentliche Fördergelder sind das letzte Mittel, das es braucht, um auf diesem Markt vorRentenmanipulationen anzukommen. Es geht auch nicht allein darum, Bürokratie in der Bearbeitung Von KerstinSchwenn von Förderanträgen abzubauen, wie Rösler meint. Was braucht Deutschichts macht die Politik so erfinde- land tatsächlich? Eine noch bessere N risch wie ein naher Wahltermin. Ausbildung seiner Schüler und StudenGeübt sind Regierungen in dem Bemü- ten, eine Gründermentalität, mehr hen, die Rentner z ufriedenzustellen. Toleranz gegenüber Gescheiterten, Schließlich gibt es davon mehr als 20 eine bessere – private – WagniskapitalMillionen, sie stellen eine erhebliche finanzierung, mehr Netzwerke, in de Wählergruppe– undkönnen aus Alters- nen sich Fachleute und Gründer gegengründennur wenigan ihrerwirtschaftli- seitig inspirieren können, und schließchen Situation ändern. Die Sorge um lich auch weniger Bürokratie. Mehr dasWohl derRentnerhat Politikerstets staatliches Geld braucht man dafür zu gravierenden Manipulationen an nicht, nur mehr Luft zum Atmen. Es der Rentenberechnung motiviert: Re- würde völlig reichen, wenn der Staat in chenfaktoren, die den Rentenanstieg eine modernere eigeneIT-Infrastruktur dämpfen, setzten sie außer Kraft. Und investierte.
Vodafone und der Euro
Vodafone-Filiale im Einkaufszentrum Westfield in London
Foto Bloomberg
Vodafone macht Milliardenverlust sätze in Südeuropa. Die Abschreibungen fen, um die Notierung zu stützen. Finan- als Impulsgeber erwiesen. „Vodafone reißen eintiefesLoch indas Halbjahreser- ziert wird dies aus einem Teil der Aus- zeigtsichin einemschwierigen Marktumgebnis (30. September) des Mobilfunkan- schüttung der amerikanischen Beteili- feld robust“, sagte der neue Deutschlandbieters. gungVerizon.Vodafoneteiltemit, vonVe- chef Jens Schulte-Bockum, der Anfang Der Konzern weist einen Nettoverlust rizon sei für 2012 eine Dividende von 2,4 Oktober von der niederländischen Lanvon 1,89 Milliarden Pfund aus. Für Voda- Milliarden Pfund zu erwarten. Viele Ana- desgesellschaft nach Düsseldorf gewechfone ist dies der erste Verlust, seit der Ita- lysten hatten dagegen erst im Dezember selt ist. Sein erster Zwischenbericht wird liener Colao vor vier Jahren das Ruder mit einer Entscheidung über die Höhe allerdings dadurch getrübt, dass Vodaübernommen hat. Im Vorjahreszeitraum der Ausschüttung gerechnet. fone die Marktführerschaft im deutschen hatteVodafonedagegen nocheinenÜberIn Südeuropa schrumpft das Geschäft Mobilfunk schon wieder an die Deutsche schuss von 6,64 Milliarden Pfund ausge- von Vodafone derweil weiter stark. Der Telekom abgeben musste. theu./bü. LONDON/BONN, 13. Novem- wiesen. Zugleich schrumpfte der soge- Service-Umsatz fiel in der Region um 10 Die Zahl der Mobilfunkkunden ist im ber. Der britische Mobilfunkkonzern Vo- nannte Service-Umsatz mit Telefonge- Prozent. Die Abwertung des Euro gegen- Vergleich zum Vorjahr um fast 5 Prozent dafone gerät immer stärker in den Strudel sprächen und Datendiensten global berei- über dem Pfund führte zu weiteren Belas- auf 35,1 Millionen geschrumpft, während derEuro-Krise. DerWeltmarktführer teil- nigt um 1,4 Prozent auf 10,18 Milliarden tungen. Wachstumsstarke Märkte wie In- die Telekom Ende September knapp 36 te am Dienstag eine Abschreibung von Pfund und damit doppelt so stark wie von dien, Südafrika und die Türkei halfen al- Millionen Kunden meldete. Vodafone beinsgesamt 5,9 Milliarden Pfund (7,5 Milli- Analysten prognostiziert. Auch die Deut- lerdings, die Einbußen teilweise wettzu- gründete den Kundenverlust vor allem arden Euro) auf seine Tochtergesellschaf- sche Telekom hatte vergangene Woche machen. „Wir sind weiter sehr zuversicht- mit der Ausbuchung von Karteileichen. ten in Spanien und Italien mit. „Wir tun wegen hoher Wertberichtigungen einen lich, was die langfristigen Chancen an- Erst im Mai hatte Vodafone die Telekom das nicht gerne, aber es spiegelt die SituaMilliardenverlust bekanntgegeben. geht“, sagteColao.Im Gesamtjahrrechne das erste Mal seit 2006 wieder überholt. tion wider“, sagte Vorstandschef Vittorio An der Börse führten die schlechten Vodafone mit einem operativen Gewinn Während der Umsatz in DeutschlandweiColao. Vodafone machen seit einigen Nachrichten zu einer Verkaufswelle. Der von bis zu 11,9 Milliarden Pfund. ter nach oben zeigt, kämpft Vodafone mit Quartalen Umsatzeinbußen im krisenge- Aktienkurs von Vodafonefiel im Handels Auch in Deutschland hat sich Voda- einer sinkenden Rendite: Der Betriebsgeschüttelten Südeuropa zu schaffen, wo verlauf in London um 4 Prozent auf 160 fone vergleichsweise gut geschlagen. Der winn Ebitda gab in Deutschland im ersdie Kunden zunehmend preisbewusster Pence, obwohl Colao zusammen mit den Gesamtumsatz ist von Juli bis September tenHalbjahr um 3 Prozent nach. EinSprewerden und ihre Mobiltelefone weniger Halbjahreszahlen ankündigte, das Unter- um rund 3 Prozent gestiegen, wobei sich cher begründete dies in erster Linie mit benutzen. Das Unternehmen erwirtschaf- nehmen werde eigene Aktien im Volu- dieGeschäftskundensparteunddas mobi- Umbaukosten für das vor Jahren von Artet rund ein Viertel seiner gesamten Um- men von 1,5 Milliarden Pfund zurückkau- le Internet wie schon in den Vorquartalen cor übernommene Festnetz.
Der größte Mobilfunkkonzern der Welt wird von der EuroKrise getroffen. Hohe Abschreibungen auf den Wert der Unternehmensteile in Italien und Spanien vermasseln das Halbjahresergebnis.
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Heute
Di. Mi. Do. Fr. 13.11. 14.11.15.11.16.11. Aachen 7° b 11°h 9 ° w 1 1° h Arkona 5° b 8° b 7° h 7° w Berlin 6° s 8° h 7° h 6° w Bremen 7° b 9° w 7° N 7° N Brocken 1° s 8° s 7° h 6° h Cottbus 7° s 8° h 8° h 6° w Cuxhaven 7° b 10°w 8° w 7° w Dresden 6° s 8° s 7° s 6° h D üs se ld or f 7 ° b 10°h 8° w 9° w Erfurt 5° s 6° N 7° h 5° N Essen 6° b 10°h 8° w 9° w Feldberg 2° s 10°h 1 0° h 1 0° h Feldberg Ts. 3°s 6° w 6° h 5° w Frankfurt/M. 5°s 8° w 8° w 7° w Freiburg 4° b 8° w 1 0° h 1 0° N Garmisch 6° R 9° N 1 1° N 1 1° h G re if sw al d 5 ° b 8° w 6° h 6° w Großer Arber 4°h 8° h 10° s 7° h Hamburg 7° w 9° w 8° h 7° w Hannover 7° s 9° h 7° h 7° N H el go la nd 8 ° b 11°w 10° w 9° b Hof 2° s 6° w 5° h 4° N Kahler Asten 3°s 7° h 5° w 5° N Kar ls ruh e 6° s 10°w 8° w 8° w Kassel 2° s 7° h 6° h 5° w Köln 6° b 11°h 9° w 9° w Konstanz 7° b 8° b 8° N 8° N Leipzig 6° h 8° h 7° h 6° w Lübeck 6° w 9° w 7° h 7° N M ag de bu rg 6 ° s 8° h 7° h 6° w Ma nn he im 6 ° s 9° w 8° w 8° N München 7° b 7° w 8° w 8° N N or de rn ey 7 ° b 10°w 9° w 7° w Nürnberg 4° s 8° w 7° w 7° w O be rs td or f 6 ° b 11°h 1 2° s 1 2° s O sn ab rü ck 6 ° R 9° w 8° h 6° w Passau 8° b 8° w 5° w 5° w Rostock 6° h 9° w 7° h 7° w Saarbrücken 1°N 8° w 8° N 9° N Stuttgar t 5° b 9° w 10° N 9° w Sylt 8° b 10°b 10° w 9° b Trier 5° h 9° w 8° N 8° N Z ug sp it ze - 1° s 4° h 4° h 1° h
An der Westseite von Hoch OTTO über Osteuropa strömt zumindest in höheren Luftschichten recht milde Luft zu uns nach Deutschland.
s= sonnig,h =heiter,w= wolkig,b =bedeckt, G= Gewitter,N=Nebel,R= Regen,Rs=Regenschauer, Sr=Sprühregen,S=Schnee,SR= Schneeregen,Ss= Schneeschauer, --= keineMeldung.AlleTabellenzeigen alsPrognosedieTages-Höchsttemperatur,alsgestrigen WertdieMessungmittagsOrtszeit.
Sonne & Mond
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Vorhersagekarten für heute, 14.11.2012 (Tagesmaximum)
07:37/1 6:42Uhr
08:14 /17:09Uhr
Auf- und Untergang in Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) für Frankfurt/Main.
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5 bis 9 10 bis 1415 bis 1920 bis 24 25 bis 29von 30° an
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H o c hd r u ck z en t ru m T T i ef d r uc k ze n t ru m Warmluftzufuhr Kaltluftzufuhr K a lt l u ft z uf u h r i n d e r H ö h e, E r wä r m un g a m B o d en
S c hn e e - Schneeschauer regen
Kaltfront Warmfront O k kl u s io n
Addis Abeba
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Johannesburg Durban
AusländischeStädte (Fortsetzung) 1 10 01 15 5
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bis - 10° --9 bis --6--5 bis - 1 0bis 4
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München München Quelle: ddp/wetter.com AG
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Bremen, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern: Nach zunächst dichten Nebelfeldern in den Früh- und Vormittagsstunden setzt sich noch einmal öfter die Sonne durch. Bei Werten bis 10 Grad weht schwacher bis mäßiger Südwind.
Baden-Württemberg und Bayern: Am Bodensee und entlang der Donau halten sich heute am ehesten den ganzen Tag über Nebel- und Hochnebelfelder. In den anderen Regionen setzt sich dagegen die Sonne durch, es zeigen sich nur wenige Wolken. Bei Höchstwerten zwischen 7 und 9 Grad weht schwacher Wind aus östlichen Richtungen.
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Hannover Hannover
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Toronto 6 Toronto 6 1 10 03 35 5
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Berlin, Brandenburg, SachsenAnhalt, Thüringen, Sachsen: Anfangs halten sich teils zähe Nebelund Hochnebelfelder. Diese lösen sich aber heute im Tagesverlauf meist noch wieder auf. Dann scheint bei maximal 8 Grad auch länger die Sonne. Es weht nur schwacher Wind.
Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland: Heute starten wir häufig mit zähen Nebelund Hochnebelfeldern, die sich auch am Tage öfter lange halten. Dort, wo diese sich aber auflösen, scheint die Sonne und es zeigen sich nur wenige hohe Wolkenfelder. Die Höchstwerte liegen bei schwachem Wind aus unterschiedlichen Richtungen zwischen 8 und 11 Grad.
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Aussichten
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Ausländische Städte
Am Donnerstagbreiten sich im Norden und in der Mitte von Deutschland sehr dichte Hochnebelfelder aus, die sich nur noch selten auflösen werden. Hier sind höchstens 3 bis 7 Grad möglich. An den Nordrändern der Mittelgebirge und Alpen scheint dagegen auch öfter die Sonne bei maximal 12 Grad. Am Freitag ändert sich nur wenig: Im Norden bleibt es trüb, während sich auf den Nordseiten der Berge die Sonne durchsetzt. In der Sonne ist es mild, sonst eher kühl.
In den Nebelgebieten sowie in den kühlen Morgenstunden besteht eine hohe Gefahr für rheumatische Probleme, Schmerzen in Gliedern und Gelenken sind wahrscheinlich. Tagsüber sorgt das teils trübe Wetter für Verstimmungen und schlechte Laune. Dort, wo sich allerdings die Sonne durchsetzt, bessert sich sofort die Gemütslage. Nach einem meist tiefen Nachtschlaf ist man hier tagsüber dann fit und ausgeruht sowie voller Tatendrang und Vitalität.
Europa 13.11. 14 .11. 15.11. 16.11. Amsterdam 9°b 10°w 9°w 7°N A th en 1 9° w 20°w 18°w 19°b Barcelo na 11°h 19°w 20°h 19°w Belg rad 11°w 9°w 11°w 12°w Bord eaux 6°N 18°w 18°w 18°w B oz en 1 2° h 16°h 15°s 13°s B rü s se l 8 °S r 9°h 8°w 9°N Budapest 9°R 10°h 9°w 9°w Bukarest 7°N 7°R 9°w 11°h Dublin 14°Sr 13°w 10°w 10°b Dubrovnik 20°h 21°h 16°w 18°h Edinburgh 12°R 11°R 9°w 9°R
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Mi. Di. D o. F r. 13.11. 1 4.11. 15.11. 16.11.
F ar o 1 8° s 19°h 19°w 19°b Helsinki 3°w 9°R 8°R 7°b Innsbru ck 7°w 11°h 11°s 11°h Istanbul 16°h 16°w 16°Rs 17°w Kie w 7°R 6°w 6°w 6°h Kopenhagen 7°N 10°b 9°w 8°b Larnaka 24°h 25°h 25°h 26°h LasPalmas 23°w 24°w 24°w 25°w Lissabon 14°s 17°w 17°R 18°b Ljublja na 10°R 9°b 8°w 8°b Locarno 8°w 13°w 11°s 10°h London 14°w 13°w 12°w 13°w
Mi. Di. 13.11. 14 .11.
M ad ri d Mailand Mala ga Mallorca M os ka u Neapel N iz za O sl o Ostende Palermo P ar si Prag
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D o. F r. 15.11. 16.11.
4 °s 18°h 17°w 17°w 12°b 14°w 13°w 12°N 16°s 21°h 21°w 20°w 16°R 21°R 21°h 20°h 4 °b 3°w 6°R 4°Rs 20°h 23°h 20°w 20°R 1 5° h 20°w 19°h 17°h - 2° N 9°b 8°w 4°w 10°b 9°h 9°w 9°w 21°s 22°h 21°w 20°R 7 °b 10°h 11°w 13°N 7°w 5°w 5°w 4°w
Europa
Di. Mi. D o . F r. 13.11. 14.11. 15.11. 16.11.
Reykjavik 5°w 5°Rs 5 ° R s 1 ° R s Riga 6° w 8°b 7 ° b 7 °b Rom 20° w 22°w 19°w 18°h S al zb u rg 7 ° b 8°w 8° N 8 ° N So�a 9° w 9°b 8 ° b 1 1° w Stockholm 2°h 11°b 10 ° b 7 ° w St.Petersbg. 4°w 7°R 8 ° R 6 °b V en ed ig 1 4° N 16°h 1 5° s 1 4° h Wars chau 6°w 6°w 7° h 6 °w Wien 8° R 7°w 9 ° w 8 ° w Z ür ci h 6 °b 8°b 8 ° N 8 ° N Afrika A cc ra 3 1° w 33°w 32°w 32°w A lg ie r 1 7° R 19°w 21°R 23°h Casabla nca 19° h 21°h 23°w 23°w D ak ar 3 0° h 30°h 29°h 29°h Johannesb. 24°h 25°w 26°w 29°h K ai ro 2 2° h 25°h 26°h 26°s Kapstadt 20°h 27°s 25°h 24°w Kinshasa 26°b 33°w 33°R 33°w L ag os 2 8° w 32°w 32°w 33°w N ai ro bi 2 4° w 27°w 28°w 27°w Tu ni s 2 4° w 22°R 21°R 21°R Nordamerika A tl an ta 1 4° w 13°b 12°w 16°w C hi ca go 2 ° w 8° b 9 ° b 1 1° b D env er 5 °h 13°w 10°h 13°h Houston 14°w 19°w 20°w 20°w LosAngeles 27° h 26°w 23°w 20°w M ia mi 2 8° w 28°w 28°w 27°w M on tr ea l 7 ° w 6° h 6 ° h 7 ° h NewYork 10°b 10°w 10°b 11°b S.Francisco 18° w 20°w 19°w 18°w T or on to 4 ° w 6° h 8 ° h 9 ° h Vancouver 9°R 10°s 9 °s 9 ° s Washington 9°b 10°w 10°b 11°w Lateinamerika B og ot a 1 7° w 20°w 20°R 19°R
Latein- Di. Mi. D o. F r. amerika 13.11. 14.11. 15.11. 16.11. B .A ir es 2 1° h 24°w 25°w 26°w C ar ac as 2 7° w 26°w 26°w 26°w Lima 22° w 23°w 23°w 23°w Mexik o-St. 17°w 20°w 21°w 22°h R ec if e 3 0° w 30°w 30°w 30°w R.d. Janeiro 24°R 23°b 23°R 25°R Sant.( Ch.) 20°h 26°h 26°h 24°w Naher Osten A nk ar a 1 2° h 16°h 14°w 15°h A nt a yl a 2 3° s 25°h 24°h 24°w Baghdad 19°Rs 22°w 22°h 23°h Du ba i 3 3° s 34°h 33°h 30°h K uw ai t 2 5° R 26°h 25°h 25°h Riad 29° h 27°w 24°w 24°h Tehera n 13°R 13°Rs 14°w 13°w T el A vi v 2 1° w 24°w 26°h 29°s Asien Al ma ty 1 °b 3° h 2 ° h 7 ° Rs Bangkok 32°w 35°w 36°w 35°w M um b ai 3 2° h 34°h 3 4° s 3 4° s Colombo 29°G 32°w 32°w 32°w H an oi 2 4° b 28°b 28°b 28°b Hongkong 24° h 27°h 28°w 26°w J ak ar t a 3 2° R s 33°w 33°w 34°w Kalk utta 28°s 30°s 30°h 30°h M an il a 3 0° b 31°b 32°w 31°b NeuDelh i 25°s 28°s 2 9 ° s 2 9° s Pe ki ng 5 °s 8° s 9 ° h 7 ° h Seoul 8° w 6° h 9° s 9° w Schanghai 17° s 18°s 14°h 15°R Singapur 28°Rs 31°w 32°w 32°w T ai pe h 2 4° w 25°h 25°w 24°w Tok io 1 7° s 17°s 1 6 ° s 1 6° s Xia n 10° s 13°h 11 ° R 9 ° h Australien und Neuseeland Melbourne 16° h 20°b 20°b 17°b S yd ne y 2 0° s 21°w 28°w 20°b Wellin gton 12°R 13°h 1 4° s 1 7° h
Finanzmarkt
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Aktienkurs von Eon fällt so stark wie noch nie Das Unternehmen kassiert seine Prognosen für die Jahre 2013 bis 2015 und nennt keine neuen Ziele. Die besten Zeiten sind aber auch für die Konkurrenz vorbei. dmoh. FRANKFURT, 13. November. Die Eon-Aktie hat am Dienstag im Handelsverlauf rund 14 Prozent an Wert verloren unddamitso vielwienochniezuvor aneinem Handelstag. Die Aktie schloss mit einem Minus von 11,5 Prozent. Das Unternehmen hatte anlässlich der Vorlage seiner Quartalszahlen mitgeteilt, die Ziele für das Jahr 2013 „vor dem Hintergrund der erheblichen wirtschaftlichenUnsicherheiten und strukturellen Änderungen des Sektor-Umfeldes“ wohl nicht zu erreichen. Auch die Aussagen bis zum Jahr 2015 würden überprüft. Der Aktienkurs von RWE, das seine Geschäftszahlen an diesem Mittwoch vorlegt, gab um bis zu 6,5 Prozent nach. Der europäische Branchenindex für Energieversorger verlor 3 Prozent. „Die Kommunikation von Eon ist aus Sicht der Anleger äußerst schlecht“, sagt Daniel Seidenspinner, Aktienanalyst des Bankhauses Metzler. „Das Unternehmen sagt, dass es seine Ziele nicht erreichen werde, nennt aber keine neuen. Das zeugt von Ratlosigkeit.“ Die Energiewende bereitedem Unternehmennach wievor großeSchwierigkeiten.„Die steigendeStromerzeugung aus erneuerbaren Energien führt zu geringeren Kapazitätsauslastungen insbesondere der Gaskraftwerke und somit zu sinkenden Gewinnmargen“, sagt Seidenspinner. Gerade Eon bereite das Probleme. „Eon ist im Gasbereich besondersstark,dassind aberdieerstenKapazitäten, die vom Netz genommen werden müssen, wenn Strom aus Sonne und Wind eingespeist wird.“ Das Unternehmen teilte mit, für das Geschäftsjahr 2012 weiterhin eine Dividendenzahlungvon 1,10Euro jeAktie anzustreben. Das entspricht auf Basis des auf rund 14,80 Euro gesunkenen Aktienkurses einer Dividendenrendite von 7,5 Prozent.Die meisten Analystengehendavon aus, dass die für den 6. Mai geplante Dividendenzahlung die anvisierten 1,10 Euro betragen wird. Für die Folgejahre setzen sie hinter die Dividenden aber ein dickes Fragezeichen. Dieses Jahr hatte Eonmit1 Euro jeAktiebereitseinDrittel weniger gezahlt als in den Vorjahren. Für die Eon-Aktionäre war der jüngste Kursrückschlag nichtder erste ineinerlangen Kette von Enttäuschungen. Im Juni
AusrangierteStromzähler: Die Energiewende bereitet Schwierigkeiten.
Foto Reuters
Deutsche Energiekonzerne verlieren stark an Wert Eon
RWE
Aktienkurs in Euro
1)
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80 70 60 50 40 30
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31.12.2007 101
Ende 2007
Eon und RWE versus Dax
Aktienkurs in Euro
13.11.2012
1)
Ende 2007=Index 100 90 80
Dax RWE
29
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31.12.2007
aktuell
54
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Ende 2007
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aktuell
1) Jüngster Stand: 13.11.2012, imTagesverlauf. Monatswerte. 2) Kursindex (ohneDividenden).
Eon
33 30
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31.12.2007
13.11.2012
Quelle: ThomsonReuters /F.A.Z.-Grafik Brocker
war der Kurs auf 14Euro gefallen, im Vor jahr kostete die Aktie im Tief 12,50 Euro. Gleichwohl müssensich dieaktuellen Kurseauch mitWertenaus demJahr2008 vergleichen lassen, als die Eon-Aktie noch mehr als 50 Euro kostete. In den Jahren 2006 bis 2009 war Eon über längere Zeit das wertvollste börsennotierte deutsche Unternehmen. Mittlerweile liegt Eon mit einem Börsenwert von knapp 30 Milliarden Euro nur noch auf Platz elf und weit hinter dem Spitzentrio Siemens, VolkswagenundSAP miteinemBörsenwertvonjeweils knapp 70 Milliarden Euro. Seit 2009 gehört Eon Jahrfür Jahr zu den schwächsten Dax-Werten und liegt auch in diesem Jahrmiteinem Minus von11 Prozentganz am Ende, während die Dax-Werte durchschnittlich um knapp 20 Prozent im Kurs zugelegt haben. Nord-LB-Analyst Heino Hammann sieht angesichts der desaströsen Kursentwicklung der vergangenen Jahre nun den Wendepunkt in Sicht und empfiehlt die Aktie zu halten. „Das Unternehmen ist mittlerweile in der Realität angekommen undverfällt nicht mehrreflexartigin Wehklagenüber denAtomausstieg“,sagtHammann. Allen Beteiligten sei klar, dass die gutenZeiten mitoligopolistischenStrukturen,in denenverdientwerdenkonnte,was man wollte, endgültig vorbei seien. „Das war ein Umgewöhnungsprozess, aber nun ist das Unternehmen auf dem richtigen Weg und passt langsam die Kosten an.“ Standortschließungen seien wegen unrentabler Gas- und Kohlekraftwerke angesichts von Überkapazitäten auf dem Strommarkt unumgänglich. „Es gibt derzeitmehrals genug Stromausallenmöglichen Quellen, das hatte nach dem Atomausstieg mancher anders eingeschätzt“, sagt Hammann. Da die Stromnachfrage stagniert, sinken die Großhandelspreise. Der Endverbraucher zahlt wegen höherer Umlagen für erneuerbare Energien nächstes Jahr wohl dennoch mehr für seinen Strom. Eon ist mit seiner Entwicklung jedoch kein Sonderfall. Auch RWE partizipiert kaum vom Aufschwung der erneuerbaren Energienundleidetunterden Überkapazitäten. Hier kommen zudem erschwerend die Kosten für CO²-Emissionen hinzu, die bei RWE wegen des besonders hohen Anteils an Kohlekraftwerken überdurchschnittlich hoch ausfallen. Aber auch den meisten Energieversorgern im europäischen Ausland geht es nicht viel besser. Hier belastet weniger das steigende Angebot, sondern die schwache Nachfrage angesichts tieferRezessionenin einigeneuropäischenLändern.Vor allem beider italienischen Enel und der spanischen Iberdrolasehen viele Analysten jedoch eineKurswende zum Besseren erreicht.
Im Gespräch: Michael Heinz, Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute
„Die Idee der Honorarberatung funktioniert nicht“ Werden Provisionen abgeschafft, schließen weniger Kunden Verträge zur Altersvorsorge ab / Reformbedarf für die Branche. Herr Heinz, Karl Matthä us Schmidt von der Quirin-Bank sagt, Provisionen seien Bestechungsgeld für den Berater. Sind Sie bestechlich?
Genauso wenig wie Bank- oder Steuerberater. Die Aussage ist zu pauschal. Sonst hätten wir doch seit 60 Jahren den Straftatbestand der Bestechlichkeit bei
Heute Bankaktienunter Druck An der Wall Street schwindet die Hoffnung auf eine schwächere Bankenregulierung. Bald sitzt eine scharfe Kritikerin der Finanzinstitute im Senat. In Europa sind Bankenwerte weniger belastet. Seite 18 Aus20 Posten werdenacht Mittelständler haben künftig weniger Mühe mit ihrer Bilanz. So müssen sie in ihrer Gewinn-und Verlust-Rechnung statt 20 Posten nur noch acht Positionen auflisten. Recht & Steuern. Seite 19
Sport Dampfin der blauen Lagune Novak Djokovic beherrscht die Kunst, Zeit zu stehlen – der serbische Tennisstar krönt sich beim ATPTour-Finale in London spektakulär zum Champion. Seite 23 Louisvan Bayern 15 Kilogramm weniger Gewicht,
Vermittlern und allen Berufsgruppen, die Provisionen für ihre Tätigkeit erhalten. Aber durch Provisionen werden Anreize gesetzt, Produkte zu vermitteln, die dem Vermittler mehr nutzen als dem Kunden.
Der Vorwurf ist in Teilen berechtigt. Das liegt aber nicht an der Vergütungsform, sondern an den Auswüchsen bestimmter Vertriebsformen. Verbraucherschützer sollten da einhaken, wo der Vertrieb dem olympischen Motto „Höher, Schneller, Weiter“ frönt. Wo er mit irrsinnigen Umsatzvorgaben die Menschen ködert, in diesen Beruf einzusteigen und sie dazu veranlasst, fehlgeleitete Abschlüsse zu erzielen. Wo er bestimmte Geschäftsabschlüsse mit einer Reise auf einem Schiff belohnt.
koll aus. Auf Wiedersehen.“ Versicherungen sind doch ein Verkaufsprodukt. Ich führe gerade viele Gespräche zur Pflegerente. Kein Mensch kommt von selbst auf die Idee, so eine Police abzuschließen. Was also sollte an der Vergütungsform geändert werden?
In der Kranken- und Lebensversicherung haben wir fünf Jahre Stornohaftzeit. Wir haben die klare Maßgabe, Krankenpolicennichtzu kündigen undneu abzuschließen. Wir müssen heran an Strukturvertriebe mit Zusatzvergütungen und Hierarchien, die darauf zielen, immer mehr zu produzieren. Bei der Umstellung
Muss man als o statt an die Provisionen an die Incentives heran?
Wir lehnen Incentives ab, wenn sie nur darauf abzielen, bestimmte Produktionsvorgaben zu erreichen. Das hat doch nichts mehr mit dem ursprünglichen Gedanken zu tun: „Beratung kostenfrei, Abschlusskosten vom Versicherer gezahlt, eingepreist in das Produkt“.
Das Problem si nd doch kapitalbildende Versicherungen mit langer Laufzeit: Kranken- oder Rentenpolicen. Hil ft die Provision nicht, den Kunden in Abschlüs se zu drängen?
Das ist möglich, aber es ändert sich auch nicht durch ein Honorar. Wenn ich jemandem nach einer umfangreichen Beratung eine Lebensversicherung verkaufe, bekomme ich 1000 Euro Provision. Nun denken wir um: Ich gebe ihm einen
Bei lang laufenden Verträgenhaben Kunden und Vermittler kein deckungsgleiches Interesse. Vermittlern kann es nach fünf Jahren egal sein, was mit dem Vertrag passiert. Müsste es nicht einen Teil der Provision erst am Ende geben?
Darüber kann man nachdenken. Wie aber ist es beim Honorar? Der Kunde legt das Geld nach der Beratung hin. Wie lange er den Vertrag hält, ist egal. Das Honorar hilft nicht, hohe Stornoraten zu senken. Auch sie haben viel mit dem Gebaren von Strukturvertrieben zu tun. Hinzu kommen veränderte Lebens- und Erwerbsbiographien. Außerdem ist heute vielen Leuten Konsum wichtiger. Dann hat aber doch der Berater etwas falsch gemacht, wenn er dem Kunden nicht klarmacht, dass der Vertrag sich erst am Ende wirklich lohnt.
Mit dem Honorar is t allerdings tatsächlich die Beratung vom Produkt getrennt, das der Vermittler empfiehlt.
DieIdeeist nicht ganzschlecht,funktioniert aber nicht. Der Versicherungsnehmer sieht nichte in, warum er etwa für ein Produkt wie die Autoversicherung mit einer durchschnittlichen Prämie von 400 Euro bei einem Stundensatz von 50 Euro und zwei Stunden marktumfänglicher Beratung 100 Euro Honorar zahlen sollte. Das kann man übertragen auf eine Hausrat- oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
darf und der Markt verengt sich auf wenige Unternehmen, die Konditionen diktieren. Nicht der gute Einfirmen-Vertreter überlebt, sondern die Vertriebsorganisationen mit viel Kapital im Hintergrund. Dabeigibtes garkeinen Anlass fürgrundlegende Reformen: Die Beschwerden über Vermittler beim Ombudsmann gehen zurück.
Er kann trotzdem optimal beraten haben. Aber wenn der Kunde nach zehn Jahren von 30 Jahren Laufzeit sagt: „Ich habe mich selbständiggemacht und muss mir ein Auto kaufen.“ Was habe ich dann vor zehn Jahren falsch gemacht? Welches Interesse hat der Vermittler daran, dass der Kunde durchhält?
Die Lebensversicherung ist doch nur ein Aspekt seiner Arbeit. Wenn jemand eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließt,fragenwir ihnnach anderenVerträgen: Hausrat, Gebäude, Unfall, Hund. auf Unisex-Tarife führt das dazu, dass dem Kunden die vierte Lebensversiche- Wir haben doch ein strategisches Interesrung verkauft wird. Der einfache Versi- se, den Kunden ein Leben lang zu begleicherungskaufmann macht so etwas ten.Und dasist beiden Einfirmen-Vertretern noch größer, weil sie den Cross-Selnicht. ling-Gedanken verfolgen. Wenn der KunGroßbritannien und die Niederlande halde nach fünf Jahren kündigt, habe ich ten trotzdem ein Provisionsverbot für nönichts davon, weil ich ihndann für andere tig, Deutschland nicht. Dient das nicht Geschäftsfelder verliere. Bei einer Umausschließlich dem Schutz des mit stellung auf Honorar werden die Leute 260 000 Vermittlern aufgeblähten Anweniger Vorsorgeverträge abschließen. bietermarkts? Und dann möchte ich die Politik sehen, wenn plötzlich keiner mehr eine RentenMichael Heinz
Foto Reuters
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 17
Die Börse heute
Infineon blickt auf das Geschäftsjahr Dax
F. A. Z. -R en di te 10 J .
D ol lar je E ur o
R oh öl $ j e B ar re l
7500
2,10
1,32
7350
1,95
1,30
119 London 116
7200
1,80
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7050
1,65
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110
6900
1,50
1,24
1,35
1,22
6750 14.8.2012 13.11.2012
F.A.Z.-Index Dax 30 M-Dax Tec-Dax Euro Stoxx 50 Dow Jones Nasdaq Index Bund-Future Ta gesg eld Fra nkfur t 3-Mo nat s-Eur ib or
14.8.2012
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12.11.
13.11.
1542,71 7168,76 11317,97 806,89 2473,52 12815,08 2904,26 143,23 0,06 % 0,192 %
1542,26 7169,12 11296,97 805,33 2493,14 12756,18 2883,89 143,37 0,06 % 0,192 %
eben dem Versorger RWE berichtet
N am Mittwoch mit Infineon ein weiterer Dax-Wert über seine Geschäfte im
dritten Quartal des Jahres 2012. Da das Geschäftsjahr von Infineon schon zum 30. September endete, wird gleichzeitig das Jahresergebnis 2011/2012 der früheren Tochtergesellschaft von Siemens be-
107 104
14.8.2 012
13.11.2 012
14.8.2 012
12.11.
Bundesanl.-Rendite 10 J. F.A.Z.-Renten-Rend. 10 J. US-Staatsanl.-Rend. 10 J. Gold, London ($/Unze) Rohöl (London $/Barrel) 1 Euro in Dollar 1 Euro in Pfund 1 Eu ro in Sc hw. Fr an ke n 1 Euro in Yen
1,35 % 1,46 % 1,59 % 1735,25 108,77 1,2735 0,8020 1 ,2 05 7 101,13
13.11.2012
13.11.
1,33 % 1,45 % 1,59 % * 1726,25 108,05** 1,2696 0,7997 1 ,2 04 6 100,93
*) Ortszeit 16.00 Uhr, **) Ortszeit 22.00 Uhr
kanntgegeben. Diese Aufgabe übernimmt der erst seit Anfang Oktober als Vorstandsvorsitzender amtierende Reinhard Ploss. Außerdem legen erstmals seit dem Börsengang Anfang Oktober der Erstversicherer Talanx sowie die M-Dax-Unternehmen Bilfinger und Celesio Geschäftsergebnisse vor. ham.
Der Devisenmarktbericht
Die Tigerstaaten Europas er in Osteuropa den Ausweg aus W dem niedrigen Zinsumfeld des Euroraums sucht, findet dort immer weniger lukrative Währungen. Denn nun sinken die Zinsen auch dort. In der vergangenen Woche hat die polnische Notenbank ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent gesenkt und weitere Zinssenkungen angekündigt. In Ungarn gab es im zweiten Halbjahr schon drei Zinssenkungen. Sogar inder Türkei, die lange durch eine unor thodoxe Geldpolitik auffiel, könnten die Zinsen bald fallen.Zumindest deuteteNotenbankpräsident Erdem Basçi zu Wochenbeginn an, der Leitzins von derzeit noch 5,75 Prozent werde gesenkt, falls die türkische Lira wegen derKapitalzuflüsse weiter aufwerten sollte. Die Ratingagentur Fitch hat die Bonität der Türkei Anfang November von „BB+“ auf „BBB–“ heraufgestuft. Zuvor hatte dieTürkeinichtzu denLänderngehört, die Kapitalanlegern als investitionswürdigempfohlenwurden. DieHeraufstufung durch Fitch in den Klub „Investment Grade“ löste nun an der Börse Istanbul ein freudiges Kursfeuerwerk aus. Der Aktienindex ISE 100 der wichtigsten türkischen Unternehmen stieg auf einen neuen Rekord. Der Index hat seit Jahresanfang in Punkten um 40 Prozent zugelegt. In Euro rechnende Anleger haben wegen der Kursgewinne der Lira zum Euro mit türkischen Aktien in diesem Jahr im Schnitt sogar 46 Prozent gewonnen. Seit Mitte letzter Woche gehört die Liraallerdingszu denvielenWährungen, dierund 1 Prozentzum Euroverlorenhaben.Am stärkstensindseitherdieEinbußen des polnischen Zloty, der zum Euro 1,6 Prozent abgewertet hat. Gemeinsam haben Polen und die Türkei, dass sie seit Jahrendie TigerstaatenEuropassind. Anders als Kapitalanleger halten westeuropäische Unternehmen beide Länder seit langem für investitionswürdig. So hat es zum Beispiel BNP Paribas, die größte französische Bank, vorgezogen, Filialen inder Türkeiund inPolenzu eröffnenanstatt zum Beispiel in Deutschland. Die Gründe dafür sind of fensichtlich. Die polnische Volkswirtschaft wuchs in jedem Jahr der Krise um mindestens 1,7 Prozent. Der Euroraum dagegen steckt inder Rezession. DastürkischeBruttoinlandsprodukt wuchs im vergangenen Jahr sogar um 8,5 Prozent. In diesem Jahr schwächt sich das türkische Wachstum zwar auf die Hälfte ab. Doch das langsamere, aber nach wie vor beachtliche Wachstumstempo hat auch Vorteile. DieInflationsratekönnteauf rund7 Prozent fallen – vor allem dann, wenn die höherenLira-Kurseden KaufvonWaren
im zunehmend günstigeren Ausland erleichtern. Mit niedrigeren Inflationsraten böte sich dann tatsächlich die Chance für die Notenbank, die Leitzinsen zu senken. Anlegern würden dann weitere Kursgewinne bei Anleihen winken. Etwas anders ist die Lage in Polen. Zinsniveau und Wachstumstempo sind niedriger als in der Türkei, aber gleichwohl deutlich höher als im Euroraum. Die polnische Notenbank verringerte aber in der vergangenen Woche ihre Erwartungen an das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr deutlich von 2,1 auf
Moody’s erwartet Libor-Belastungen
Kein Börsengang von Peach Property
maf. FRANKFURT, 13. November. Die zahlreichen Schadensersatzklagen gegen viele Banken im Zusammenhang mit angeblichen Manipulationen des InterbankenzinsesLiborkönnenderenBonitätsnoten belasten. Dies teilte die Ratingagentur Moody’s am Dienstag mit. Die von den Aufsichtsbehörden zu erwartenden Strafen schätzen die Bonitätsprüfer dagegen als verkraftbar ein. Zu den Banken, die Anfragen der Aufsichtsbehörden in diesem Zusammenhang schon eingeräumt haben, zählen unter anderem die Deutsche Bank, Barclays, HSBC, JP Morgan, UBS oder die Citigroup.GegenmehrereInstitute, darunter auch die Deutsche Bank, sind in New York zivilrechtliche Klagen eingereicht worden. An dem Interbankenzins Libor sind Finanzprodukte im Volumen von 500 Billionen Euro gekoppelt. Dazu gehören variabel verzinsliche Immobi-
pso. FRANKFURT, 13. November. Die deutscheTochtergesellschaftdes Schweizer Luxusimmobilienkonzerns Peach Property hat ihren Börsengang abgesagt. Nach eigenen Angaben würden jetzt „alternative Formen der Zusammenarbeit und Finanzierung“ geprüft. Eine Begründung für den gescheiterten Börsengang nannte das Unternehmen nicht.Of fensichtlich reichtedie Nachfrage nicht aus. Schon in der vergangenen Woche hatte Peach Property die Zeichnungsfrist verlängert. Das Unternehmen wollte sich mit dem Börsengang rund 25 Millionen Euro beschaffen. Zumindest für Großanleger war es damit wohl nicht attraktiv genug, zumal der Aktienkurs der Schweizer Muttergesellschaft seit längerem unter starkem Druck steht. Peach Property versicherte jetzt, dass die laufenden Projekte wegen ausreichender Innenfinanzierungskraft
Zloty je Euro Referenzkurse der Europäischen Zentralbank
4,42 4,34 4,26 4,18 4,10 4,02 13.2.2012
13.11.2012
Quelle: Thomson Reuters F.A.Z.-Grafik Fleischmann
1,5 Prozent und für 2014 von 3,0 auf 2,3 Prozent. Ein Mitglied des Zentralbankrates stellte noch zwei weitere Leitzinssenkungen auf dann 4 Prozent für die kommenden Monate in Aussicht. Damit bietet sich zwar die Chance auf Kursgewinne bei Zloty-Anleihen, aber das Zinsniveau insgesamt könnte Euroanlegern bald nicht mehr attraktiv genug erscheinen. Mit jeder Zinssenkung wächst dann die Gefahr, dass der Zloty zumEuro stärker abwertet, als der Anleger in Polen an Zinsaufschlagzum Euroraumgewinnt.In zehn Jahren fällige polnische ZlotyStaatsanleihenwerfenderzeit mit4,2 Prozent Rendite so wenig ab wie noch nie. Deutsche Bundesanleihen bringen 1,3 Prozent. Etwas höher ist noch der Zinsaufschlag in der Türkei: Türkische LiraStaatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit rentieren derzeit mit 7,4 Prozent. Fast überall auf der Welt sinken die Zinsen. Da ist es schon fast eine Nachricht, dass der Leitzins in Russland von 8,25 Prozent und in Australien von 3,25 Prozent in diesem Monat (noch) nicht gesenkt wurde. Damit verliert der größte Nachteil der Anlage im Edelmetall Gold – die fehlende Verzinsung – zusehends an Bedeutung. Während Gold in Euro nicht weit von einem neuen Rekordpreis entfernt ist, könnte Polen und der Zloty bei Euroanlegern an Boden HANNO MUSSLER verlieren.
Finanzmärkte und Geldanlage
SEITE 18 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
Analysten sehen amerikanischen Aktienmarkt im Abwärtstrend
Amerikanische Bankaktien nach Wahlen unter Druck
Technische Analyse aus Wall Street hi. FRANKFURT, 13. November. Der amerikanische Aktienmarkt steht unter anhaltendem Druck. Seit der Präsidentenwahl am 6. November hat sich daran wenig geändert, Aktienindizes haben wichtige charttechnische Punkte unterschritten.Für einewachsendeZahl technisch orientierter Analysten befindet sichder Markt nicht nurin einer Korrekturphase, sondern in einer neuen zyklischen Abwärtsbewegung, die als Teil der „säkularen“, im Jahr 2000 entstandenen Baisse gedeutet wird. Unbestritten ist, dass der Markt in eine zunehmend überverkaufte Lage gerät, aus der heraus jederzeit eine Zwischenerholung entstehen kann. Nach Ansicht der Pessimisten wäre dies vielleicht sogar die letzte Gelegenheit für längere Zeit, sich vonamerikanischenAktien zu trennen. Auf jeden Fall aber müssten Anleger wieder lernen, steigende Kurse zum Verkaufen zu nutzen und fallende Kurse nicht als Chance zum Kaufen zu betrachten, heißt es. Walter Murphy, ein unabhängiger Techniker, stellt fest, nach der „Elliott Wave Theory“ spreche das Gesamtbild der 2009 entstandenen Aufwärtsbewegung für eine Korrektur im Rahmen der langjährigen Baisse. Da viele technische Indikatoren unter mittelfristigen Aspekten für fallende Kurse spr ächen, dürften alle Erholungsversuche in nächster Zeit nur dazu dienen, die vorübergehend überverkaufte Lage zu bereinigen. Dabei würde ein Aufschwung des S&P 500 in den Bereich von 1415 bis 1430 Punkten nicht überraschen. Nach unten hin sieht Murphy Stützung zunächstzwischen 1345 und 1369Punkten. McNeill Curry, technischer Stratege bei Bank of America Merrill Lynch, siehtkurzfristigdas Risiko weiter fallender Kurse. Beim S&P 500 sei die Aufwärtstrendlinie, die zuletzt bei 1393 Punkten Stützung verheißen habe, verletzt worden. Dies bedeute, dass sie zum Widerstandsbereich geworden sei. Der Technikerargwöhnt, dass der Index in die Zone zwischen 1353 und 1357 Zählern fallen könne, bevor sich überzeugendere Anzeichen für die Bildung eines tragfähigen Bodens ergeben würden. Kürzlich hat sich auch Robert Farrell, früher Cheftechniker bei Merrill Lynch,
erstmals wieder zur Lage am amerikanischen Aktienmarkt geäußert. Farrell gilt als einer der Nestoren der moderneren Technischen Analyse, der nach seiner Pensionierung noch einen kleinen Kreis von Anlegern berät. Äußerungen des Technikers sind eine Rarität. Schon vor der Präsidentenwahl hatte er erklärt, der Markt werde seine „säkulare“ Baisse wiederaufnehmen, gleich welcher Kandidat aus ihr als Sieger hervorgehe. Folglich werde er bei jeder Erholung, die nach der Wahl einsetzen könne, amerikanische Aktien verkaufen. Ob der zyklische Gipfel bereits erreicht oder sogar überschritten sei, könne noch nicht mit hinreichender Gewissheit festgestellt werden, doch sei der Markt reif für eine neue zyklische Baisse. Selbst wenn die „säkulare“ Baisse inzwischen beendet sein sollte, was mancherorts behauptet wird, dürfte der Markt nach Überzeugung des Technikers die Tiefpunkte noch einmal auf ihren Bestand hin testen. Im Falle des S&P 500 wäre dies der Bereich von 670 Punkten. Farrell weist in diesem Zusammenhang auf eine seiner Meinung nach bedeutende negative Divergenz hin. Der S&P 500 habe am 14. September ein neues zyklisches Hoch erreicht. Die Marktbreite, also der linear dargestellte, täglich fortgeschriebene Saldo von gestiegenen und gefallenen Aktien in diesem Index, habe bereits am 2. April ihren Gipfel überschritten. Der Techniker fragt sich, wie lange diese Divergenz noch ohne Konsequenzen für das Kursniveaufortbestehenk ann.AllerErfahrung nach erreicht die Marktbreite schonMonatevor einem Index ihren zyklischen Höchstpunkt.
S&P-500-Index in Punkten
Börse New York Wochenschluss, 13. 11.: Tagesverlauf
1500 1450 1400 1350 1300 1250 30.12.2011
13.11.2012
Quelle : Thomson Reuters
F.A.Z.-Grafik Fleischmann
An der Wall Street schwindet die Hoffnung auf eine schwächere Regulierung. Dazu sitzt bald eine scharfe Bankenkritikerin im Senat. nks./ham. NEW YORK/FRANKFURT, 13. November. Das Votum der Börsianer an der Wall Street war eindeutig: Die Aktienkurse der großen Banken gaben am Tag nach den amerikanischen Präsidentschafts- und Kongresswahlen am Dienstag der vergangenen Woche kräftig nach und zogen auch die großen Marktindizes nach unten. Die Kurse haben sich seither auf dem niedrigeren Niveau eingependelt. Die Finanzbranche hatte sich vor den Wahlen mehrheitlich auf die Seite des Wahlverlierers Mitt Romney geschlagen, der die Wall Street als ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Beteiligungsgesellschaft BainCapital gutkennt.Der wiedergewählte Präsident Barack Obama hatte nach der schweren Finanzkrise vor vier Jahren dagegen ein an der Wall Street unbeliebtesFinanzmarktreformgesetz vorangetrieben. Romney hatte sich im Wahlkampffürdie Aufhebungdieses sogenannten Dodd-Frank-Gesetzesstarkgemacht. „Die Wall Street muss nun herausfinden, wie sie diese Beziehung erfolgreich führen kann“, sagte Glenn Schorr, Bankenanalyst bei der Investmentbank Nomura, zum Verhältnis der Finanzbranche zur amerikanischen Regierung. „Das ist nichtunmöglich,aberes istnichtder Ausgangspunkt, auf den sie gehofft hatte.“ Gemessen am Branchenindex KBW Bank Index, haben die amerikanischen Banken in den vergangenen fünf Tagen knapp 4 Prozent ihres Börsenwertes eingebüßt. DerDow-Jones-Index,der 30 große amerikanische Standardwerte abbildet, ist dagegennur um rund2 Prozent gefallen.EinzelneBankenhaben nochdeutlichere Kursverluste verbucht. Der Aktienkursder aufWertpapiergeschäftespezialisierten Bank Morgan Stanley ist um fast 6 Prozent gefallen. Die Titel des größeren Konkurrenten Goldman Sachs sackten um knapp 5 Prozent ab. Die Kurse vonGroßbanken wie derBank of America oder Wells Fargo ermäßigten sich ebenfalls um nahezu 5 Prozent. In Europa, wo sich die Aktienkurse seit Anfang Oktober/November kaum bewegt und damit besser als in Amerika entwickelt haben, sind auch Bankaktien weniger belastet. Auf Sicht von drei Monaten ist der europäische Bankaktienindex mit einem Zuwachs um 11 Prozent sogar so stark geklettert wie keine andere Bran-
Allianz setzt auf Infrastruktur Ausbau der direkten Finanzierung und der Kreditvergabe pik. FRANKFURT, 13. November. Der werden. Gebremst würde dieses Engage Versicherungskonzern Allianz will den ment in beide Anlageklassen durch das Anteil nicht börsennotierter alternativer noch geringe Angebot an lukrativen ProInvestments ausbauen. Wünschenswert jekten und die künftigen europäischen sei eine Ausweitung von Immobilien, di- Eigenkapitalregeln (Solvency II). Wenn rekten Unternehmenskrediten und Pri- Immobilieninvestitionen mit 25 Prozent vate-Equity-Fonds von derzeit 8 auf 16 Eigenkapital unterlegt werden müssten, Prozentdes Anlagevolumensin denkom- spiegle das nicht die marktüblichen menden fünf Jahren,sagte Vorstandsmit- Schwankungen auf dem deutschen gliedMaximilian Zimmereram Dienstag Markt wider, kritisierte Zimmerer. in Frankfurt. Europas größter VersicheZudem plant das Unternehmen, stärrer hat derzeit rund 498 Milliarden Euro ker in Unternehmensanleihen zu invesangelegt. Bislang hat das Unternehmen tieren. Sie machen derzeit 30 Prozent etwas mehr als eine Milliarde Euro di- des Anleiheportfolios von 453 Milliarrektin Infrastrukturprojektewie erneuer- den Euro aus, der Anteil von Bankenanbare Energien oder Energienetze inves- leihen von 8 Prozent werde sinken. Datiert. Künftig will die Allianz auch für werde stärker in Pfandbriefe invesFremdkapital für solche Investments be- tiert. Staatsanleihen, die mit 37 Prozent reitstellen und baut dafür gerade ein den Großteilam AnleiheportfolioausmaTeam auf, das die Vergabe von Infra- chen, würden umgeschichtet. Risiken in strukturkrediten prüft. den europäischen Staaten würden abgeDie Investitionen in Immobilien sol- baut, dafür werde mehr in Staatsanleilen bis 2015 von derzeit 20 Milliarden hen von Schwellenländern investiert. In auf dann 30 Milliarden Euro steigen. In den vergangenen neun Monaten erhielt Deutschland und Frankreich sollen auch die Allianz auf ihre Neuanlage eine Ververstärkt Immobilienkredite vergeben zinsung von 3,5 bis 3,6 Prozent.
Commerzbank enttäuscht Die Commerzbank-Aktie zu verkaufen, rät die Berenberg Bank und steckt ein mittelfristiges Kursziel von 1 Euro. Aktuell notiert die Aktie bei etwa 1,35 Euro. DieStrategie desFinanzinstituts mit Commerzbank ISIN DE0008032004 Sitz in Frankfurt in Euro Tagesschlusskurse Xetra 13.11.: Tagesverlauf am Main enttäu- 2,0 sche. Sie ignoriere 1,8 die wirklichenUrsa- 1,6 chen seiner Schwie- 1,4 rigkeiten und die 1,2 daraus folgenden 1,0 11.5.2012 13.11.2012 Konsequenzen. D as ge pl an te Höchst-/Tiefst2,171/1,134 stand, 52 Wochen Wachstum werde Börsenwert Mio. Euro 7840,69 9,5 (IBES) 12/2012 nichtzu höhererEf- 1)KGV KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis (IBESF.A.Z.-Grafik fizienz und höhe- Konsens-Schätzung). Quelle: Thomson Reuters Zinkhan rem Ertrag auf das Eigenkapital führen. Die Bank bleibe wohl auch weiterhin unzureichend kapitalisiert.Ihre Kosten dürftenbis 2016entgegen den eigenen Vorgaben nicht stabil bleiben, sondern unter anderem wegen der geplanten Investitionen deutlich schwanken. hi.
weltenwandler.tv ist das aktuelle CSR-Projekt der Bethmann Bank, von F.A.Z. Media Solutions und der Goethe-Universität Frankfurt am Main. In einer interaktiven Ge sprächsreihe führen wir Menschen mit unterschiedlichen Blickwinkeln zusammen und Wachstum: Ist weniger mehr? Bildung:
a
Welches Bildungsideal haben wir? Digitalisierung: Wie programmierbar ist die Welt?
weltenwandler.tv F.A.Z. Media Solutions unterstützt weltenwandler.tv inhaltlich sowie in der medialen Vernetzung. Es ist uns eine große Ehre, die Weltenwandler-Idee mit Rat und Tat zu begleiten. Sie ist ein echtes Vorbild im Internet und für den klugen, interdisziplinären Austausch in unserer Gesellschaft.
Des einen Freud, des anderen Leid: Obama feiert seinen Wahlsieg.
Foto dpa
che. Die Vorschläge der Liikanen-Kom- an, der fast 10 000 Stellen im Investmentmission laufen, sofern sie in Europa über- banking streicht. Die Aktie der Schweizer haupt verwirklicht werden, nicht darauf Bankstiegdaraufhinseit AnfangOktober hinaus, dass Universalbanken wie die um 25 Prozent. DeutscheBank ihrInvestmentbanking abIn Amerika beschränkt dagegen das spalten müssen. Daher gerieten an der Dodd-Frank-Gesetz verschiedeneeinst luBörse nur einige europäische Bankaktien krative Geschäftsbereiche von Banken unter Druck, zum Beispiel die Commerz- wie den Eigenhandel mit Wertpapieren. bank. Sie kürzte in der vergangenen Wo- Die genauen Regeln sind von den nachgeche ihr mittelfristiges Renditeziel von 12 ordneten Behörden zwar noch nicht alle auf 10 Prozente. Seither hat der Com- festgeschrieben. Allerdings schwinden merzbank-Kursmehr als10 Prozentverlo- mit der Wiederwahl Obamas, der unter ren. Gut kam an der Börse dagegen das anderem die personelle Besetzung von harte Durchgreifen des UBS-Vorstandes Aufsichtsbehörden bestimmt, die ChanDie Wall Street eine Woche nach der Wahl KBW-Bankenindex
Verluste der Aktien seit dem 5.11.2012
in Punkten 50,5
in Prozent Obamas Wahlsieg zeichnet sich ab
50,0
Morgan Stanley
–5,5
Goldman Sachs
–5,5
Wells Fargo
49,5
Blackstone
–4,9 –4,5
49,0
JP Morgan
–4,0
48,5
Bank of America 48,0
US Bancorp
47,5 5.11.2012 6.11. 7.11. 8.11. 9.11. 12.11. Quelle: Bloomberg
Citigroup
–3,7 –3,3 –2,4 F.A.Z.-Grafik Niebel
Tendenzen und Tipps
F.A.Z. Media Solutions entwickelt maßgeschneiderte Konzepte
beleuchten wichtige Fragen der Zeit, Beispiele
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
1)
Rheinmetall-Aktie kaufen Die Rheinmetall-Aktie wird von der National-Bank in Essen zum Kauf empfohlen. Das mittelfristige Kursziel wurde jedoch von 51 Euro auf 42 Euro gesenkt. Aktuell notiert das Papier bei etwa 32 Rheinmetall ISIN DE0007030009 Euro. Die Zahlen in Euro Tagesschlusskurse Xetra 13.11.: Tagesverlauf desRüstungsprodu- 45 zenten und Autozu- 42 lieferers aus Düssel- 39 dorf seien für das 36 dritte Quartaluner- 33 wartet schwachaus- 30 13.11.2012 gefallen. Zudem 11.5.2012 habe der Konzern Höchst-/Tiefst47,23/30,345 stand, 52 Wochen seine Vorgaben für Börsenwert Mio. Euro 1266,38 6,5 (IBES) 12/2012 das gesamte Jahr 1)KGV KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis (IBESF.A.Z.-Grafik herabgesetzt. Vor Konsens-Schätzung). Quelle: Thomson Reuters Zinkhan diesem Hintergrund seien die Prognosen zurückgenommen worden. Das Erreichen des neuen Kursziels setze eine Stabilisierung des Automarktes, besonders aber eine den Erwartungen entsprechende Entwicklung des Rüstungsgeschäfts im vierten Quartal voraus. hi. 1)
Schaltbau Holding ist ein Kauf Die Aktie von Schaltbau Holding zu kaufen, rät Close Brothers Seydler Research und nennt ein mittelfristiges Kursziel von 32 Euro. Aktuell liegt der Kurs der Aktie des Unternehmens bei etwa 27,80 Schaltbau Holding ISIN DE0007170300 Euro. Der Anbieter in Euro Tagesschlusskurse Xetra 13.11.: Tagesverlauf vonTechnologiefür 29 Transportsysteme 28 mitSitzin derbayri- 27 schen Landeshaupt- 26 stadt München 25 habe einen Aus- 24 13.11.2012 blick auf seine fi- 11.5.2012 nanzielle Entwick- Höchst-/Tiefst28,75/22,103 stand, 52 Wochen 171,54 lung im kommen- Börsenwert Mio. Euro 9,7 (IBES) 12/2012 den Jahr vorgelegt. 1)KGV KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis (IBESF.A.Z.-Grafik Das Ergebnis dürfte Konsens-Schätzung). Quelle: Thomson Reuters Zinkhan von Kosten für das künftige Wachstum geprägt werden. Die Perspektiven erschienen sehr verheißungsvoll, doch es könnten noch keine konkreten absoluten Zahlen präsentiert werden, da die Voraussehbarkeit des Geschäfts vor allem mit China und Russland begrenzt sei. hi. 1)
cen auf eine Verwässerung des Gesetzes. Bei den Wahlen im Jahr 2008 hatte die Wall Street Obamano ch mehrheitlich unterstützt. Nachdem der Präsident dennoch das Reformgesetz favorisierte und Banker einmal als „Bonzen“ bezeichnete, reagierten führende Köpfe der Branche extrem sensibel. Ein Hedgefonds-Managersprachvon „Klassenkampf“,ein anderer von „kommunistischer Regierung“. Stephen Schwarzman, der Gründer der Beteiligungsgesellschaft Blackstone, setzte einen ungeliebten Steuergesetzvorschlag mit der Invasion Polens durch Hitlergleich– entschuldigtesich späterallerdings für die Entgleisung. Zum Gegenwind für die Banken könnte in den kommenden Jahren auch die Wahlvon Elisabeth Warren beitragen,die sich im Bundesstaat Massachusetts im Rennen umeinen Senatssitzgegenden republikanischen Amtsinhaber Scott Brown durchgesetzt hatte. Die als scharfe Bankenkritikerin bekannte Professorin der Elite-Universität Harvard hatte zuletzt die neue Verbraucherschutzbehörde aufgebaut, dieTeildes 2010verabschiedeten Dodd-Frank-Gesetzes ist. Die Obama-Regierung sah aber von ihrer Nominierung als Leiterin der Behörde ab, da die nötige Bestätigung durch den Senat an der republikanischen Opposition in dieser Kongresskammer zu scheitern drohte.Nun ziehtWarrenselbstin denSenat ein und gilt als Kandidatin für einen Sitzim Bankenausschuss. „DieVorstandsvorsitzenden der Wall-Street-Banken – die gleichen Leute, die unsere Wirtschaft zugrunde gerichtet und Millionen von Jobs vernichtet haben – stolzieren immer noch schamlos im Kongress herum, verlangen Gefälligkeiten und tun so, als schulden wir ihnen Dankbarkeit“, hatte Warren in ihrer Rede auf dem Parteitag der Demokraten in diesem Jahr gesagt. Die amerikanische Handelskammer hatte sie vor der Wahl als die „größte Bedrohung für die freie Marktwirtschaft“ unter allen Kongresskandidaten bezeichnet. Die Republikaner haben bei den Wahlen ihre Mehrheitim Repräsentantenhaus verteidigt, die Demokraten bleiben weiter stärkste Fraktion im Senat. Banken beschäftigen Armeen von Lobbyisten, um Einfluss auf das DoddFrank-Regelwerk zu nehmen. An der Wall Street wird damit gerechnet, dass Banken nun mehr rechtliche Schritte unternehmen werden. Wirtschaftsvertreter hatten in jüngsten Auseinandersetzungen vor Gericht erfolgreich argumentiert,dassdie BörsenaufsichtSEC dieFolgekosten neuer Regularien nicht richtig analysiert hätte.
Riskante Immobilienfonds BERLIN, 13. November (dpa). GeschlosseneImmobilienfondssindnach einerUntersuchungder StiftungWarentest fürAnleger oft riskant und kaum durchschaubar. 40 von 58 Fonds für Immobilienpro jekte in Deutschland f ielen bei dem Test durch.Nur achtFondserhieltendas Qualitätsurteil„Befriedigend“,zehnandere die Note „Ausreichend“. Kein Fonds schnitt mit „sehr gut“ oder „gut“ ab. Geschlossene Immobilienfonds seien für die Altersvorsorge und für Kleinsparer ungeeignet. Der Verband Geschlossene Fonds (VGF) stellte hingegeneinigeder Warentest-Kriterien in Frage und verwies auf eine gute Leistungsbilanz. Geschlossene Immobilienfonds investieren über zehn oder mehr Jahre Millionen-Eurobeträge in ein oder mehrere Bauprojekte wie Bürogebäude. Die Häuser werden mit Geld von Anlegern und Krediten finanziert. Anders als bei offenen Immobilienfonds sind die Anleger Gesellschafter und bleiben während der Laufzeit an den Fonds gebunden. Bei Verlusten haften sie in Höhe ihrer Einlage.
Recht und Steuern
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 19
NACHGEFRAGT
Künftig dürfen Anwälte nur noch Mails an die Gerichte schicken
Aus 20 Posten
BERLIN, 13. November. In der Justiz be- Rechtsanwälte sollen in ein paar Jahren keine Briefe, Faxe oder reitet man sich auf eine „bürotechnische Revolution“ vor, wie es der nordrhein- Akten mehr an die Gerichte schicken dürfen. Bislang setzen sie westfälische Familienrichter Wolfram noch auf die klassischen Kommunikationswege. Doch Bundes Viefhues nennt. Dazu ist nichts geringe- regierung und Bundesländer wollen den „Elektronischen Rechtsres nötig als ein „Zehn-Jahres-Plan“, mit dem schrittweise die gesamte Korrespon- verkehr“ verbindlich einführen. Anfang kommenden Jahres könnte denz zwischen Anwälten und Gerichten der Bundestag endgültig über die Gesetzentwürfe abstimmen. elektronisch umgestellt werden soll. Rechtsvertretern soll damit die Nutzung Von Joachim Jahn des Internets vorgeschrieben werden, um den gewünschten „Effizienzgewinn“zu erzielen,k ündigteder hessischeJustizstaatssekretär Rudolf Kriszeleit auf einer Tagung des Deutschen Anwaltvereins (DAV) zum „elektronischen Rechtsverkehr“ in Berlin an. Der Bundesrat hat bereits parteiübergreifend einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg gebracht (F.A.Z. vom 26. September). Bundesjustizministerin Sabine LeutheusserSchnarrenberger (FDP) will einen ganz ähnlichen Vorschlag noch in diesem Jahr vom Kabinett verabschieden lassen. Bisher gleicht die Elektrifizierung der Justiz nocheinem Flickenteppich:Hessen und Berlin haben bereits an allen Gerichten den Mailempfang von Schriftsätzen erlaubt, wie Christian Meyer-Seitz vom Bundesjustizministerium auf derselben Veranstaltung vortrug – Bayernund Nordrhein-Westfalen hingegen noch gar nicht. Nochimmersei dasFaxbei denAnwälten weitaus beliebter als das „Elektronische Gerichts- und Verwaltungspostfach“ von Gerichten und Behörden; die Eingänge dort bewegten sich im Promillebereich, bedauerte Meyer-Seitz. „Kein Wunder“, rief ein Advokat dazwischen: „Bisher kocht jedes Bundesland seine eigene Suppe– undwirsinddieEinzigen,diehaften, wenn deshalb etwas schiefgeht.“ Familienrichter Viefhues, im Ehrenamt Vorsitzender der zuständigen Kommission des Deutschen EDV-Gerichtstags, warb für eine baldige Ausweitung. „Dieelektronische Akte istdas Ziel“, sagte er. Allerdings könne man nicht einfach alle dicken Briefumschläge einscannen, Viefhues wandte sich gegen Bedenken- Providers von der amtlichen Zeit nach die ein Lieferwagen etwa am Amtsge- träger auf allen Seiten. „Richter sehen im- der Atomuhr abweichen sollte. Solch ein richt Köln täglich abliefere: „Dann würmer gleich den Rechtsstaat in Gefahr, Fall sei aber noch niemals vorgekommen, de manches schiefgehen, und manches falls es zu technischen Problemen wurde ihm allseits versichert. wäre futsch.“ Auch seien die bislang am kommt, und Anwälte fürchten ein Haf Was bislang technisch schon alles mögMarkt befindlichen Computerprogram- tungsrisiko.“ Dabei komme es schließlich lich ist, schilderte der Wiesbadener me bloß „elektronische Bilderbücher“, auch im herkömmlichen Aktenbetrieb zu Rechtsanwalt Ulrich Volk. „Ich bin vom rügte Viefhues – „schön zum Angucken, Pannen, und umgekehrt funktioniere die Saulus zum Paulus geworden“, berichtete aber ungeeignet, um damit zu arbeiten“. Internetübermittlung doch in aller Regel. Volkbegeistert von der elektronischenBeEr räumte ein: „Der normale Justiz- Wie zur Illustration solch professioneller arbeitung und Übermittlung von Schriftmensch ist nicht immer die Spitze des Sorgensucherei beschwor ein Anwalt im stücken. Allerdings dürfe man seine MitFortschritts – wir sind da etwas bewah- Saal die Gefahr, eine Frist zu versäumen, arbeiter im Büro auch nicht überfordern, rend eingestellt.“ falls der elektronische Zeitstempel eines umkeinen Proteststurm zuernten. Inklei-
werden acht Haben Mittelständler künftig weniger Mühe mit ihrer Bilanz? ei etwa 500 000 Unternehmen
B könnten bereits für die diesjähri-
gen Abschlüsse deutliche Erleichterungen möglich sein. Diese ergeben sich aus dem Regierungsentwurf eines Gesetzes zur Schaffung von Erleichterungen für Kleinstkapitalgesellschaften bei den Bilanzierungs- und Offenlegungsvorschriften (F.A.Z. vom 31. Juli). Mit diesem Entwurf wird die Micro-Richtlinie der EU weitgehend umgesetzt.ErfasstwerdenKapital- und haftungsbeschränktePersonenhandelsgesellschaften, die höchstens einen der folgenden Schwellenwerte überschreiten: Umsatzerlöse 700 000 Euro; Bilanzsumme 350 000 Euro; im Jahresdurchschnitt zehn Arbeitnehmer. Die Erleichterungen bedeuten eine deutlich verringerte Darstellungstiefe in der Bilanz und in der Gewinn-und-
Klaus-Peter Naumann ist
Vorstandssprecher des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW). Verlust-Rechnung, den Wegfall der meisten Angaben im Anhang sowie eine reduzierte Offenlegungspflicht. Wichtige Regelungen der handelsrechtlichen Rechnungslegung werden durch dieseEntlastungnichtzur Disposition gestellt. So sind weiter gehende Vorschläge, insbesondere die Zulassung einer Einnahmen-AusgabenRechnung,zu Recht abgelehntworden. Denn die Ansprüche der Gesellschafter auf das Jahresergebnis und das Eigenkapital wären dann nicht mehr aus der kaufmännischen Rechnungslegung ableitbar. Die Folge wären aufwendige individuelle Vereinbarungen zur Regelung der Gesellschafteransprüche. Die Bilanz muss nur noch zwischen Anlagevermögen, Umlaufvermögen und aktiven Rechnungsabgrenzungsposten sowie zwischen Eigenkapital, Rückstellungen, Verbindlichkeiten und passiven Rechnungsabgrenzungsposten unterscheiden. Für die Gewinn-und-Verlust-Rechnungsind wahlweise lediglich acht Posten vorgesehen statt bisher19 oder20. DieGesellschaften werden zudem von der Pflicht zur Aufstellungeines Anhangsbefreit. Voraussetzung ist, dass unter der Bilanz die Haftungsverhältnisse dargestellt werden; außerdem sind dann Angaben zu Vorschüssen und Krediten an Mitglieder der Geschäftsführung und Aufsichtsorgane auszuweisen. Bei Aktiengesellschaften müssen ferner Angaben zu eigenen Aktien gemacht werden. Der Entwurf geht davon aus, dass auch einsolcherAbschlussein Bild der Vermögens-, Finanz- und Er tragslage vermittelt, das den tatsächlichen Verhältnissen entspricht. Dazu bedarf es zusätzlicherAngaben:Wenn Unternehmen Pensionszusagen erteilt haben, die unter Nutzung gesetzlicher Wahlrechte nicht in der Bilanz passiviert sind,isteine Angabe solcher Verpflichtungen unter der Bilanz erforderlich. Bisherwarendie Unterlagenim Bundesanzeiger zu veröffentlichen. Künftig soll es ausreichen, sie beim Bundesanzeiger zu hinterlegen. Außenstehende können aber auf Antrag kostenpflichtig eine Kopie der Bilanz erhalten.Somitwerdendem Wirtschaftsverkehr für wichtig gehaltene Informationen weiterhin nicht vorenthalten.
nen Schritten hat er seine Kanzlei deshalb aufgerüstet, und manches druckt er sich auch immer noch gerne aus: „Einen Tabletcomputer nehme ich bislang nicht mit ins Gericht.“ Für seinen Eingangsstempel hat Volk zudem ein zusätzliches Feldchen kreiert: Das kreuzt der jeweils bearbeitende Rechtsanwalt an, wenn die Sekretärin ein per Briefpost eingetrudeltes Schriftstück einscannen soll. Die Versendung eigener
Illustration Andrea Koopmann
Schreiben läuft über eine Chipkarte, die in ein kleines Lesegerät gesteckt wird und mittels einer Geheimzahl eine „qualifizierte Signatur“ erzeugt. So kann Volk das rechtzeitige Absenden des Schriftsatzes beweisen; und der Empfänger kann sich darauf verlassen, dass dieser wirklich von dem Anwalt stammt und nicht nachträglich verfälscht worden ist. DieFahrpläne von Bundesratund Bundesjustizministerium unterscheiden sich nur in Details; beide sehen drei Stufen für dieEinführungdes elektronischen Benut-
unseren Seiten www.faz.net/recht Blog: www.faz.net/dasletztewort
Finanzinvestoren sind jetzt auf eine Marktstufe festgelegt HAMBURG, 13. November. Vor gut ei- Unternehmen prinzipiell untersagt, sich nem Jahr hat der Bundestag die energie- beispielsweise an einem deutschen Überrechtlichen Entflechtungsvorschriften für tragungsnetzbetreiber wesentlichzu beteiTransportnetzbetreiber nach europarecht- ligen, wenn bereits ein nicht unerheblilichen Vorgaben deutlich verschärft. Dies cher Anteil an einem niederländischen betrifft die Betreiber von großen, überre- Offshore-Windpark besteht. Die Entflechtungsvorschriften drohen gionalenEnergienetzen. Umdie Gefahreiner Diskriminierung anderer Marktteil- somit über ihr Ziel hinauszuschießen. Bei nehmer zu vermeiden und der Macht gro- vertikal integrierten Versorgungsunterßer Energieversorger zu begegnen, wur- nehmen alter Prägung bestand die Gefahr den eigentumsrechtliche Entflechtungs- einer wirtschaftlichen Bevorzugung der vorschriften verabschiedet. Diese sehen Marktstufen der Erzeugung und des Vereine weitgehende Trennung des Netzbe- triebs mit Hilfe des monopolistischen triebes von den Bereichen der Energieer- Transportbereichs. Ganz anders sieht die zeugung und des -vertriebs vor. Die Vor- Interessenlage jedoch für nichtstrategischriften gehen auf die EU-Richtlinien sche Investoren aus: Diese sind vorrangig 2009/72/EG (Strom) und 2009/73/EG an einer Risikostreuung über Anlageklas(Gas) zurück. Sie sind Bestandteil des sen in verschiedene Marktstufen interes„DrittenEnergiebinnenmarktpakets“.Die- siert, um eine bestmögliche und stabile se Vorgaben aus Brüssel wurden durch Verzinsung der Investitionen zu sichern. eine Änderung des Energiewirtschaftsge- Weil Finanzinvestoren kein eigenes Vermarktungsinteresse an der Energie selbst setzes (EnWG) umgesetzt. In der Folge kam es zur beabsichtigten haben, besteht für sie kein Anreiz, ihren Aufspaltung großer, vertikal integrierter Einfluss auf der Ebene des EnergietransEnergieversorger.Die Praxisder vergange- ports auszunutzen,um andereEnergiepronenMonatezeigtnunaber,dassdie Vorga- duzenten zu diskriminieren. Einestriktam WortlautorientierteAusben die Entwicklung des Energiesektors legung hat nachteilige Konsequenzen zur nachhaltig beeinträchtigen. Dies gilt vor allem für den Ausbau der benötigten Off- Folge, weil sie die zügige Umsetzung der shore-Netzanbindungen.Gerade große Fi- Energiewende gefährdet. Vor diesem Hinnanzinvestoren, Infrastrukturfonds und tergrund ist mit Blick auf den GesetzesUnternehmen der Versicherungsbranche zweck eine korr igierende Auslegungshilfe sind in der Lage und bereit, sich als Co-Fi- oder Leitlinie der Europäischen Kommisnanzierer an großen Infrastrukturvorha- sion geboten. Denn nur so können unverben zu beteiligen. Doch auch sie unterlie- hältnismäßige Investitionsbarrieren beseigen den strikten Vorgaben, obwohl sie am tigt und die erforderliche Rechtssicherheit Tagesgeschäft ihrer Beteiligungen in der für Finanzinvestoren im Energiesektor Regel gar kein primäres Interesse haben. wiederhergestellt werden. MATTHIAS HIRSCHMANN Denn bei wortlautgetreuer Anwendung der Entflechtungsvorgaben ist es diesen Der Autor ist Partner bei Hogan Lovells.
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Datenschutz für Jugendliche Krankenkassen dürfen bei Gewinnspielen nur dann Daten von Minderjährigen ab 15 Jahren sammeln, um sie als Mitglieder werben zu können, wenn die Erziehungsberechtigten zustimmen. Denn die Jugendlichen hätten nicht unbedingt die nötige Reife, um die Tragweite einer Einwilli erklä Datenspeich
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Gerichte müssen belehren Gerichte müssen Bürger, die einen Zivilprozess verlieren, künftig über die möglichen Rechtsmittel aufklären. Das hat der Bundestagbeschlossen. Durchdiese InformationüberForm, Fristund daszuständige Gericht soll der Rechtsschutz verbessertwerden.Die Pflicht giltallerdingsnur für Verfahren, in denen nicht ohnehin ein Rechtsanwalt vorgeschrieben ist. jja.
zungszwangs vor. Wie Wiesbadens Justizstaatssekretär Kriszeleit berichtete, soll die Bundesrechtsanwaltskammer bis zum 1. Januar 2015 dafür sorgen, dass jeder Rechtsberater ein „Besonderes Anwaltspostfach“ erhält: Die Mails werden verschlüsselt und sind fälschungssicher; Absendung und Empfang sind beweiskräftig.VomJahr 2018an können dieBundesländer dann nach und nach die Benutzung vorschreiben – auch jeweils nur für einzelne Gerichtszweige. „Solche Pilotund Probephasen sind außerordentlich wichtig, um Erfahrungen zu sammeln.“ Zudem benötigten einige Bundesländer noch viel Zeit, um ihre Übertragungsnetze auszubauen. Wenn es nach der ganz großen Koalition im Bundesrat geht, fällt dann in zehn Jahren die Klappe: Falls Anwälte, Behörden oder andere „professionelle Einreicher“ – etwa Sozialverbände oder die RechtssekretärederGewerkschaften– danach noch Briefe oder Faxe an die Justiz schicken, sollen sie eine Strafgebühr zahlen. „Auch für die Kommunen wird das eine große Herausforderung“, unterstrich Kriszeleit. Eine weitere Neuerung: Ein zentrales Register für Schutzschriften soll dazu führen, dass niemand, der einen Eilantrag gegen sich befürchtet, ohne Berücksichtigung seiner Argumente von einemGerichtin einereinstweiligen Anordnung verurteilt wird. DasBundesjustizministerium hatin seinem Gesetzentwurf eine etwas kürzere Übergangsphase vorgesehen. Auch sollen die Bundesländer zwar ein Opt-out -Recht behalten, dies aber nur jeweils einheitlich für alle ihre Gerichtsbarkeiten ausüben können. Der Bund soll zudem durch eine Verordnungdie technischenFormate festlegen können. Offen ist überdies, ob weiterhindie aufwendige„qualifizierte Signatur“ nötig ist – oder ob das neue „DeMail-Verfahren“ ausreicht. Streit gibt es außerdem darüber, ob und wann eine Mail automatisch als zugestellt gilt. Ein „Anscheinsbeweis“ soll für die Echtheit der Schriftstücke gelten, und bei technischen Pannen istzugunstender Anwälteeine„Wiedereinsetzungin denvorigen Stand“ garantiert. Und noch in einem weiteren Punkt will Meyer-Seitz künftig Papier sparen: Schon in zwei Jahren sollen die Gerichte ihre Urteile im Normalfall nicht mehr mit Brief und Siegel als „vollstreckbare Ausfertigung“ rausjagen müssen, kündigte er an.
mit seinem Chef über die Durchführung von Arbeiten am Bodenbelag einer Straße gestritten. In Gegenwart eines Kollegen sagte er zu ihm: „Ich hau dir vor die Fresse. Ich nehme es in Kauf, nach einer Schlägerei gekündigt zu werden. Der kriegt von mir eine Schönheitsoperation; wenn ich dann die Kündigung kriege, ist mir das egal.“ Die Richter sahen darin eine strafrechtlich relevante Bedrohung – zumal der Mann wegen eines ähnlichen Vorfalls bereits einmal abgemahnt worden war (Az.: 6 Ca 1749/12). jja.
gesprochenen Personengruppe, die in geschäftlichen Dingen noch unerfahren sei. Beim Lesen der Gewinnkarte überwiegt demnach der Anreiz, etwas zu gewinnen, gegenüber dem „konsequenten Nachdenken darüber, was infolge der Preisgabe derDaten passierenkönne“.Auf denTeilnehmerkarten wurden Name, Anschrift, Wer mogelt, zahlt selbst Geburtsdatum und Kontaktdaten abge- Wenn jemand seine wahren Vermögensfragt (Az.: I-4 U 85/12). jja. verhältnisse verschleiert, um sich einen Rechtsstreit vom Staat bezahlen zu lasRauswurf nach Drohung sen, kann ihm diese Prozesskostenhilfe nachträglich wieder aberkannt werden.
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Sport
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 23
Formel-1-Rennen am Nürburgring 2013 vor dem Aus
Sport in Kürze Mario Gomez spielt wieder Bayern-Stürmer Mario Gomez hat nach seiner langen Verletzungspause ein torreiches Comeback gefeiert. Der 27 Jahre alte Nationalspieler, der auch beim Länderspiel in Amsterdam fehlt, erzielte am Dienstagabend beim 6:0 der Münchner im Testspiel beim oberbayerischen Landesligaverein FC Falke Markt Schwaben vier Tore. Außerdem trafen Claudio Pizarro und Mitchell Weiser. Gomez hatte sich Anfang August eine Verletzung am Sprunggelenk zugezogen und musste nach anschließender Operation drei Monate pausieren. (dpa)
NÜRBURG (dpa). Die Formel 1 am Nürburgringstehtfür 2013auf derKippe: Die Verhandlungen zwischen den Sanierern der insolventen Rennstrecke und den gekündigten Ring-Pächtern sind geplatzt, heißt es in Online-Berichten der „Rhein-Zeitung“ und der Mainzer „Allgemeinen Zeitung“ vom Dienstag.DerdeutscheGrandPrixhätte im nächsten Jahr turnusmäßig auf dem Nürburgring ausgefahren werden sollen– indiesemSommerwarder Hockenheimring an der Reihe. Wegen der Finanznot des Nürburgrings hatten die Formel-1-Verantwortlichen zuletzt aber parallel mit den Hockenheimern überdas am14. Juli2013 geplanteRennen verhandelt. Karl-Heinz Steinkühler, ein Sprecher der Pächter, sagte der „Allgemeinen Zeitung“, am Nürburgring werdees„keine Formel1 mehr geben“. Die Gespräche mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestoneseien abgebrochen worden. Die Sanierer des Nürburgrings wollen das offenbar nicht hinnehmen. Auf Nachfrage erklärt ein Sprecher, mit Ecclestone selbst verhandeln zu wollen, falls die Gespräche der Pächter wirklich abgebrochen wurden. In dem Grand-PrixRennkalender für 2013 hatte der Internationale Automobilverband FIA das deutsche Rennen mit einem Sternchen versehen. Das heißt, dass es erst noch bestätigtwerdenmuss.DenbeidenZeitungen zufolge wollen die Pächter zum 1. Dezember Insolvenz beantragen. Bislang ist nur die Besitzgesellschaft pleite. Sie gehört größtenteils dem Land Rheinland-Pfalz.
Zwei Remis in der dritten Liga In zwei nachgeholten Partien des 15. Spieltags in der dritten Fußball-Liga haben sich die Stuttgarter Kickers und die Spielvereinigung Unterhaching am Dienstagabend 0:0 getrennt, Rot-Weiß Erfurt und der SV Babelsberg 03 spielten 1:1. (re.)
Meisterlich: Novak Djokovic gelingt in London ein glanzvoller Sieg über Roger Federer – und bald wird er sich auf einer Insel vom Tennisjahr erholen.
Mit „Sportbetrug“ Doper attackieren ahe. FRANKFURT. Einen Tag nach dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) hat die Landesregierung von Baden-Württemberg eine Erweiterung des staatlichen Kampfes gegen Doping gefordert. „Es geht uns um die Einführung eines Straftatbestandes Sportbetrug, also einer neuen Strafnorm, die eine Bestrafungsmöglichkeit für Berufssportler schafft, die gedopt an einem Wettkampf teilnehmen“, teilte Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) nach der Kabinettssitzung am Dienstag unter Leitung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen)mit. BislangwerdenSpitzensportler, falls als Doper entlarvt, allein von Sportgerichten sanktioniert. Nach dem Wunsch des Deutschen Olympischen Sportbundes soll sich der Staat allein um die Enttarnung und Bestrafung von Hintermännern kümmern. Der DLV hatte auf Klagen von Staatsanwälten, wegen einer zu schwachen Gesetzeslage nicht in Doping-Szenen des Spitzensports eindringen zu können,reagiert.Er fordert, schonden Besitz von Doping-Mitteln unabhängig vom Umfang unter Strafe zu stellen. Mit einem entsprechenden Gesetzentwurf hat sich Bayerns hartnäckige Justizministerin Beate Merk (CSU) bislang nicht durchsetzen können. Auch Stickelberger, der unter anderen wie der DLV die Einführung einer Kronzeugenregelung anregt, werden keine großen Erfolgsaussichten eingeräumt. Dazu ist der Widerstand des DOSB und der Bundespolitik bislang zu groß. Der Unmut über die geltenden Bestimmungen im Lande aber scheint stetig zu wachsen.
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Feuerwerk in der blauen Lagune LONDON. Als er nach derletzten Pressekonferenz mit dem Aufzug in die Katakomben fuhr, hallte schon das Hämmern und Bohren der Handwerker durch die Arena. Irgendwie ein symbolisches Geräusch, denn noch ist Novak Djokovic nicht fertig mit derArbeit. In ein paar Tagen wird er in Brasilien landen, wo er im größten Slum Rio de Janeiros zu einem Wohltätigkeitsspiel mit der früheren Nummer eins des Tennis Gustavo Kuerten, erwartet wird. Ein wenig Fußball will er dort auch spielen. Aber danach, so kündigte er nach seinem glanzvollen Sieg beim ATP-Finale gegen Roger Federer (7:6, 7:5) an, werde es zweieinhalb Wochen lang nur noch eines geben – eine schöne tropische Insel. Wenn er dort mit einem bunt en Drink in der Hand den Blick aufs Meer richtet, werden in den ersten Tagen vielleicht noch mal ein paar Szenen aus London durch seine Gedanken ziehen. Farblich passend, denn der blaue Tennisplatz der inblaues Licht getauchtenO2 Arenaerinnert jedes Jahr aufs Neue stark an einen Swimmingpool. Was er mit Federer zu sp äter St unde im und am Pool präsentierte, gehörte phasenweise zum Besten, was das ohnehin prall gefüllte Tennisjahr 2012 zu bieten hatte. Nach dem verrücktesten Ball des Schweizers, einer aus extremer Bedrängnis fast mit dem Rücken zum Netz gespielten Vorhand im Tiebreak des ersten Satzes, stand Djokovic fassungslos auf der anderen Seite und dachte offenbar dasselbe wie alle in der vollen Halle: Der ist ja verrückt. Aber mit einem leichten Fehler im nächsten Ballwechsel schenkte ihm Federer die dritte Chance zum Satzgewinn, und Djokovic nahm dankend an.
Novak Djokovic beherrscht die Kunst, dem Gegner Zeit zu stehlen – der serbische Tennisstar krönt sich beim ATP-Tour-Finale spektakulär zum Champion. Von Doris Henkel
Gezeichnet: Verlierer Federer
Foto dapd
Manchmal ist es tatsächlich ein einziger von vielen hundert Schlägen eines Spiels, der Dinge erklären kann. So wie jener, mit dem das letzte Turnier des Jahres zu Ende ging. Federer hatte zehn Minuten zuvor zwei Satzbälle vergeben, musste einen Matchball abwehren, um weiter im Spiel zu bleiben, und er versuchte es auf perfekte Art. Er spielte geschickt einen Vorteil heraus, schlug im richtigen Moment eine extrem harte und flache Vorhand cross auf die Rückhandseite des Serben, und alle bis auf einen dachten: Matchball abgewehrt. Doch auf quietschenden Sohlenschlidderte Djokovic in die Ecke, streckte sich, erwischte den Ball, und der landete unerreichbar an der Aufschlaglinie neben dem aufgerückten Federer. Ein sensationeller Krachermit derWirkung eines ganzen Feuerwerks – spektakulärer kann ein Spiel kaum zu Ende gehen. Und ein Schlag, der den Tennisprofi Djokovic der Jahre 2011 und 2012 beschreibt. In Federers Worten klingt das so: „Auch inder Defensive bleibt er immer irgendwie offensiv, und damit stiehlt er dir Zeit.“ Andre Agassi hatte genau diese Mischung kürzlich als eine der größten Errungenschaften des modernen Tennis bezeichnet. Vor Beginn des Turniers hatte bereits festgestanden, dass der Serbe wie im vergangenen Jahr als Nummer eins in die Winterpause gehen würde. Er sagt, damals sei er sich nicht sicher gewesen, wie es für ihn nach den großen Erfolgen, nach drei Grand-Slam-Titeln weitergehen könne, aber er sei entschlossen gewesen, die Zeit des besten Tennis seines Lebens zu nutzen. Und deshalb ist er nun, obwohl 2012 nicht ganz so spektakulär lief wie 2011, angesichts seiner Konstanz auf höchstem Niveau tatsächlich noch zufrie-
dener mit sich und seinen Leistungen, vor allem auchin Anbetracht schwierigerUmstände. Im Frühjahr, während des Turniers in Monte Carlo, war sein Großvater gestorben,mit demihn starkeGefühleverbunden hatten. Und seit ein paar Wochen sorgt ersichum seinenVater, derins Krankenhaus gebracht wurde und auch nach wie vor intensiv behandelt wird. In gewisser Weise habe er in London auch für seinen Vater gespielt, sagt Djokovic. „Das wareinerder Gründe,warumich indieser Woche und speziell in diesem letzten Spiel noch mal alles gegeben habe. Dieser Titel ist für ihn.“ Federer hatte während der Woche in der „blauen Lagune“ von London immer wieder erklärt, seiner Meinung nach gebe es keinen Zweifel, dass Djokovic auch in diesem Jahr zu Recht an der Spitze der Weltrangliste stehe. Ob er nun mit der Familie wie der Kollege auf eine tropische Insel verschwinden wird, um die Füße ein paar Tage in dezenter Umgebung hochzulegen, mochte Federer nicht verraten. Er hat sich für die umgekehrte Variante entschieden: zuerst der Urlaub, dann Südamerika. Im Dezember wird er zu Schaukämpfen in Brasilien und Kolumbien über den Teich fliegen. Da drängt sich natürlich die Frage auf, weshalb die Spieler jahrelang ein früheres Ende der Saison forderten, um mehr Zeit zur Regeneration zu haben, und warum sie nun, da zwei Wochen früher Schluss ist, zu Schaukämpfen ausschwärmen. Er sehe da keinen Widerspruch, sagt Federer. Das Schöne an einer Auszeit sei doch, dass jeder damit machen könne, was er wolle. „Es liegt jetzt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Aber zumindest haben wir die Wahl, und das finde ich gut.“ Na dann, gute Reise.
Selbstverbesserung bis jenseits des Menschlichen? Warum wir über Doping der Vergangenheit sprechen müssen, um den Sport der Zukunft zu retten / Von Holger J. Schnell ie will man die Weichen der Doping-Prävention in die Zukunft stellen, ohne die Doping-Vergangenheit öffentlich aufgearbeitet zu haben? Das ist schwer vorstellbar, wie sich aneinem Teil der Ergebnisse unseres Forschungsvorhabens an der Humboldt-Universität in Berlin belegen lässt. Wir haben beschrieben, dass die von 1986 an vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft(BISp) mit öffentlichen Mittelngeförderte multizentrische Studie „Regeneration und Testosteron“ nach unserer Einschätzung als Doping-Forschung anzusprechen ist. Zu den Bedingungen für die Förderung gehörte zwar, dass die Testosteronstudie „nur auf Regeneration und nicht auf Leistungssteigerung ausgerichtet“ sein solle. Doch wir konnten nachweisen, dass die Teilstudien von vornherein auch der leistungssteigernden Wirkung von Testosteron nachgingen, dass dieForschungsgruppen sichalsoüber diese Bedingung hinwegsetzten. Das blieb durch eine Sprachregelung verdeckt, die im Anschluss an die Grundsatzerklärungen des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees gegen Doping von 1977 und 1983 geschaffen wurde: Begriffe wie „Stabilisierung“ und „Substitution“/„Regeneration“, medikamentös wohlgemerkt, eröffneten die
W
Das Bundesinnenministerium benutz- nellen Regulation, „katabole Stoffwechte diese verschleiernde und verharmlo- sellagen“ mit Krankheitsneigung und Besende Sprache noch 1991 in der Antwort lastungsschäden. Der Bundesausschuss auf einekleine Anfrage derSPD.Die Mit- Leistungssport des DSBhattedie entspreglieder der Arbeitsgruppe „Doping-Fra- chende Trainingssystematik nach der gen“ beim BISp, hieß es darin, „vertraten Grundsatzerklärung 1977 mit initiiert. die Auffassung, dass im Sinne der Sport- Auf das resultierende „Übertraining“ ler wissenschaftlich zu klären sei, ob wurde nicht mit regenerativen Maßnahdurch physiologische Testosterongaben men, etwa Pausen und Erholung, reazumDefizitausgleicheine schnellere Wie- giert. Vielmehr wurde an der überhöhten derherstellung eines normalen Gesund- Trainingsbelastung festgehalten und die heitszustandes erreichbar wäre“. medikamentöse Substitution bis hin zur Diese Sprachregelung war mit der Anwendung der anabolen Ursubstanz, „Entschließung zur ‚Grundsatzerklärung des Testosteron, vorangetrieben. für den Spitzensport‘“ 1983, auf die sich Inder Frage derVeröffentlichungunsedas BISp berief, unzulässig geworden. Im rerBerichte mache ich mir Sorgen prinziNamen der Deutschen Gesellschaft für pieller Art. Denn es droht, was der in Sportmedizin und Prävention hatte der Großbritannien arbeitende Bioethiker Mediziner Herbert Reindell eine Erklä- und Transhumanist Andy Miah berungzum Begriff der Substitution abgege- schreibt:die Freigabevon Doping undanben,welchedie „Substitution“durch Ana- deren Manipulationen des menschlichen bolika oder Testosteron unmissverständ- Körpers. Für ihn ist die conditio humana lich ausschloss. Sollten die „von einem nicht etwas Unveränderliches, sondern gesunden Organismus synthetisierten unterliegt der freien Gestaltungsmacht Substanzen“ wie Hormone nicht ausrei- des Menschen. Das schließt auch technochen, führte Reindell aus, so sei dies „als logische Eingriffe zur Überwindung bioGrenze der individuellen Leistungsfähig- logischer Beschränkungen ein. Transhukeit zu respektieren“. manisten befürworten dies als Mittel zur Ethisch problematisch war schon die „Selbstverbesserung“. Miah schreibt: Idee der medikamentösen Substitution „Das olympische Motto citius, altius, foroder Regeneration selbst. Spätestens in tiuskann betrachtet werden,als verewige den 1980er Jahren sehen wir in einig transhumanistische Vorstellung
Olympischen Spiele, Pierre de Coubertin, das wohl anders gesehen hätte. Jedoch: Ohne weitere normative Regulierung ist das olympische Prinzip schlicht ein Leistungsimperativ, dessen Überbietungslogik in den Doping-Sport führt und letztlich nicht einmal vor den Grenzen des Menschenmöglichen haltmacht.
Hätte Miah damit recht, wären alle AntiDoping-Bemühungen imSpitzensportgescheitert. Vielleicht noch beunruhigender aber wäre, dass die Grenzüberschreitung zum Posthumanen in der spitzensportlichen Praxis sich ganz unvermerkt, abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit, vollzogen hätte. Das ist nicht alles: Miah hofft auf eine „Normalisierung“ transhumaner Technologien auch in der außersportlichen GeOhne weitere normative sellschaft und schließt mit dem Ausblick, Regulierung ist das dass es für Menschen möglich sei, „Posthumans“ zu werden und zugleich davon Olympische Prinzip schlicht überzeugt zu sein, dass diese Qualitäten ein Leistungsimperativ, grundsätzlich menschlich bleiben. Diese dessen Überbietungslogik in Vision müssen wir sehr ernst nehmen. Wir stehen an einem Scheideweg: Noch den Dopingsport führt und stehtes in unserer Entscheidung,ob diese letztlich nicht einmal vor Vision eines (bio-)technologischenQualitätswandels des „Menschlichen“ selbst den Grenzen des Menschen Wirklichkeit werden soll oder nicht. Eine möglichen Halt macht. offen geführte gesellschaftlicheSelbstverständigung über die normativen Bedingungen und Grenzen menschlicher LeisDie Verselbständigung des olympi- tungssteigerung ist heute vielleicht drinschen Leistungsprinzips ist ein graduel- gender als je zuvor. Wenn diese DiskussilerProzess,der es nicht leichtmacht,ethi- on unterbleibt, ist zu befürchten, dass die sche Grenzüberschreitungen zum inhu- Eigendynamik der pharmakologischen manen Sport rechtzeitig und zielsicher und biotechnologischen „Selbstverbessezu erkennen. Miah sieht die entscheiden- rung“ unumkehrbare Fakten schafft. de Grenze zu einem „posthumanen“ Sta- Dann ist es zu spät, den Verlust dessen dium im Spitzensport bereits überschrit- rückgängig zu machen, was wir heute ihrer biologischen
MSV-Chef tritt zurück Der Fußball-Zweitligaverein MSV Duisburg muss sich einen neuen Chef suchen. Wie der Club am Dienstagabend mitteilte, ist der Vorstandsvorsitzende Andreas Rüttgers zurückgetreten. „Über die weitere Ausrichtung des MSV gibt es zu unterschiedliche Auffassungen. Ich habe mich entschlossen, mein Amt mit sofortiger Wirkung zur Verfügung zu stellen“, erklärte Rüttgers in der Vereinsmitteilung. Er hatte sein Amt im Januar 2012 angetreten. Bis zu einer Neuwahl wird der Club von den weiteren Vorstandsmitgliedern geführt. (dpa) Hinrunde für Jentzsch zu Ende Torwart Simon Jentzsch vom FußballBundesligaklub FC Augsburg fällt wegen einer hartnäckigen Fingerverletzung für den Rest der Hinrunde aus. Wie der Verein am Dienstag mitteilte, verletzte sich der 36 Jahre alte Torhüter am Samstag beim 1:3 gegen Borussia Dortmund an seinem bereits operierten Finger. (dpa) Flensburg im Aufwind Die SG Flensburg-Handewitt aus der Handball-Bundesliga hat mit einem mühsam erkämpften 30:24-Heimsieg gegen den SC Magdeburg die jüngste Mini-Krise beendet. Der Meisterschaftszweite setzte sich am Dienstagabend vor allem dank Torhüter Matthias Andersson durch und kletterte in der Tabelle auf Platz fünf. (dpa) Straubing besiegt Wolfsburg Die Straubing Tigers haben in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) den dritten Sieg nacheinander geschafft. Die Bayern gewannen in einem Nachholspiel des 10. Spieltages gegen die Grizzly Adams Wolfsburg 5:3 und verdrängten in der Tabelle den deutschen Meister Eisbären Berlin von Rang fünf mit nun 30 Punkten. Wolfsburg bleibt nach der zwölften Niederlage mit 17 Zählern Letzter. (dpa) Rekordbesuch für DEL-Match Die Deutsche Eishockey Liga freut sich auf einen bevorstehenden Besucher-Europarekord. Für das sogenannte Winter Game zwischen den NürnbergIceTigersund TitelverteidigerEisbären Berlin sind bereits über 36 000 Eintrittskarten verkauft worden. Das teilte die DEL am Dienstag mit. Die Freiluftpartie am 5. Januar nächsten Jahres wird damit das bestbesuchte Match in der Geschichte europäischer Eishockey-Ligen sein. (dpa) Spotakova macht Babypause Die tschechische Speerwerferin und zweimalige Olympiasiegerin Barbora Spotakova macht eine Babypause. Das meldete die Agentur CTK am Dienstag. Wegen ihrer Schwangerschaftwerde sie die kommende Saison 2013 auslassen,teilte Spotakovamit. DieOlympiasiegerin von 2008 und 2012 hatte vor vier Jahren in Stuttgart mit 72,28 Metern den bis heute gültigen Weltrekord aufgestellt. (dpa) Nowitzki-Team verliert weiter Das Fehlen von Dirk Nowitzki macht sichbeiden DallasMavericksnun doch immer stärker bemerkbar. Nach ihrem überraschend guten Saisonstart mit vier Siegen aus den ersten fünf Spielen erlitten die „Mavs“ beim 82:90 gegen die Minnesota Timberwolves die dritte Niederlage nacheinander. (dpa) Sport liveim Fernsehen ARD: 20.15 Uhr: Fußball, Länderspiel in Amster-
dam: Niederlande – Deutschland. EUROSPORT: 10 Uhr und 12.30 Uhr: Fußball, Futsal-Weltmeisterschaft in Thailand, Viertelfinale. 14 Uhr: Fußball, U-19-EM, Testspiel in Kehl:
Sport
SEITE 24 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Selbstverteidiger in der Offensive
Ich bin dann
Joachim Löw denkt gar nicht daran, nach der gewachsenen Kritik den Stil der Nationalelf zu verändern. Vor dem Länderspiel gegen die Niederlande gibt er die Losung aus: weiter so.
Von Christian Eichler
mal krank
Von Michael Horeni AMSTERDAM. Heute weiß man, dass die AMSTERDAM. Ära Löw vor exakt einem Jahr auf ihrem Höhepunkt war. Die Deutschen fegten im November2011 Nov ember2011 dieNiederl dieNiederlandemit andemit unge unge-ahnter Leichtigkeit hinweg. Dieser Sieg im großen Nachbarduell aber war mehr als nur ein Sieg. Er war ein Kunstwerk. So brillant wie bei diesem 3:0 in Hamburg hatte eine deutsche Nationalmannschaft seit Jahrzehnten nicht gespielt. Es war ein Fußball, den sich die Deutschen kaum zu erträumen gewagt hatten, von dem sie vor ein paar Jahren nicht einmal ahnten, dass sieihn spiel spielenkonnten.UndJoachimLöw enkonnten.UndJoachimLöw war es, der diesen Fußball geschaffen hat. Die Gala von Hamburg enthielt aber auch ein Versprechen. Denn dass Schönheit kein Selbstzweck ist, gehört zum deutschen Fußballselbs Fußballselbstverständnis. tverständnis. Eine verspielte Europameistersch Europameisterschaft aft und eine verschenkte 4:0-Führung gegen Schweden später trifft die Nationalmannschaft scha ft andiesemMittw andiesemMittwochwiederaufHolochwiederaufHolland. Am Tag vor dem Spiel wird Löw auf der Press Pressekonf ekonferenz erenz gefragt, gefragt, ob seine Mannschaft spielerisch immer noch besser als die holländische sei. Es ist die FrageeinesHolländers.Löwistin geeinesHollän ders.Löwistin sein seinemEleemElement, er spricht vom Ballbesitz- und Offensivspiel, dass die Holländer seit dreißig Foto dpa Linientreu: Bundestrainer Löw kontert den Kritiker van Gaal und sagt außerdem, dass die Nationalmannschaft unter allen Umständen eine Attraktion bleiben soll. Jahren lernen und dass sie immer noch zu einem der spielstärksten Teams der Welt Bundestrainer,, der in Deutschland den Schmelzer ist nicht dabei. Fußprellung. hätten sie Gegentore bekommen, „wie es gehörten.„Aberwir gehö rten.„Aberwir habe haben n spiel spielerisc erischh auf- hält zunächst ein paar Komplimente für Bundestrainer Wochenende nde hatteder Dortmunderal- schlimmer nicht mehr geht. Wir müssen Bayern-Trainer Trainer bereit, Rumpelfußball erledigt hat, ungerecht be- Am Wochene geholt,wir geho lt,wir habenHolla habenHollandzweimalhinte ndzweimalhinterr- den ehemaligen Bayerndann kontert er: „Es ist auch gut für einen handelt fühlt, dass er glaubt, seine Leis- lerdings schon auf sich aufmerksam ge- alle defensiver denken“, forderte Neuer. einander geschlagen. Wir haben es getung der vergangenen Jahre würde nicht macht.Er mach t.Er äußertesicherstmalszu äuße rtesicherstmalszu derKri- Löw erklärte in Amsterdam: „Wir wollen Nationaltrainer, sich für ein Turnier zu schafft, einen solchen Gegner auch mal spielerisc spiel erischzu hzu domi dominier nieren.“Esist en.“Esist eineletz- qualifizieren. Das hat er beim letzten Mal gebührend gewürdigt. Löw hatte zuletzt tik von Löw, der in aller Öffentlichkeit vor unsere Offensiv-Spielweise absolut beibeeine kleine Medienoffensive nac nach h dem 4:4 demSpielim Oktober Oktob er inIrlandgesag inIrlandgesagtt hat- halten – aber wir müssen an einigen Dingeschafft.“ Der Bundestrainer Bundestrainer hat te Reminiszenz an die leichten Tage vor ja nicht geschafft.“ derDefensivearbei ivearbeiten. ten.““ Diesportli Diesportli-den Angriff abgeweh abgewehrt, rt, spielerisch. Ganz gegen Schweden gestartet. Er verteidigte te, er könne sich keinen anderen Verteidi- genin derDefens der EM, als der spielerische Glanz auch vor allem seinen bisherigen Weg. Auch gerschni gerschnitzen,undso tzen,undso müss müssee eres ebenwei- che Frage jedoch, die über allen anderen den großenGewinn versprac versprach. h. InDeutsch- so, wie er sich das auch von seiner Mannnach seiner ersten Pressekonferenz seit ter mit Schmelzer probieren. „Ich bin aus steht, und die auch das Missvergnügen land werden dem Bundestrainer mittler- schaft auf dem Fußballplatz bei Attacken schwerer- allen Wolken gefallen“, sagte der Dort- nach der EM stärker begründete als die wünscht. „Es wird viel von deutschen Tu- demAbsturzvonBerlinkannman schw weile andere Fragen gestellt. Sie drehen behaupten, dass der Bundestrainer in munder in einem Interview mit der „Süd- bloße Niederlage gegen Italien: Schafft es sich darum, was dem Team fehlt. Was ge- genden gesprochen“, fuhr Löw fort. „Aber lich eine neue Rolle Roll e geschlüpft gesc hlüpft wäre. Man deutschenZeitung“. MitspielerMario Göt- die Nationalelf – aktuelle Defensivschwäschehen muss, um das schöne Spiel zum man muss auch den Mut haben zu sagen, weißnichtmal,ob ersie über überhaup hauptt anneh anneh-- ze, an den er sich mit seiner Sorge wende- che hin oder her – beim nächsten Saisondass die deutschen Tugenden heute auch Erfolg zu führen. Es geht um Defensivarmen will – und damit auch die Kritik an te, sagte ihm, dass es so nicht gehe und höhepunkt, ihre Bestleistung zu zeigen, beit, deutsche Tugenden, um Hierarchie technisch gut ausgebildete Spieler sind, seine Arbeit, t, die damit verb verbunden unden ist. dass er sich nichts habe zuschulden komoder gar über sich hinauszuwachsen? hinauszuwachsen? Das ein technisch gutes Spiel – Angriffsfuß- seinerr Arbei und Führung. Die Fragen sind spätestens „Die Menschen sprechen mich eher auf men lassen. „Ich war immer schon ein ist der Anspruch, den Sportler an sich nachdem4:4 geg gegendie endie Schw Schwedenso edenso drän- ball.Das wollenwir fördern.“Jahrelanger- die ersten 60 Minuten gegen die Schwe- Typ, der über Vertrauen funktioniert und selbst haben müssen, aber den die Natioschien Löw wie Deutschlands bester Fuß- den an als auf die halbe Stunde danach“, gend geworden, dass Löw nun in seiner nie über Druck“, sagte Schmelzer. „Ver- nalelf unter Löw bisher nicht erfüllt hat. „schwierigsten Phase“ als Bundestrainer ballingenieur, einer, der sein Team immer sagte Löw vor ein paar Tagen in einem In- trauen gibt mir Selbstvertrauen. Ich weiß, Das ist etwas ganz anderes als eine plumweiter optimiert nach seinem Bild vom at- terview mit dem „Kölner Express“. Das dass in Dortmund alle Vertrauen in mich steckt, wie er zuletzt sagte, eine Phase, die pe Titelforderung, die der Bundestrainer traktiven Fußball. Nun aber ist er auch als schon vier, fünf Monate dauert. Dass sie klangtrotzig,fastso, klangtrotz ig,fastso, alswolleer dieoffen- habe haben.“Man n.“Man kann nun inmancherl inmancherlei ei Hin- kritisiert. sich zum Dauerzustand bis zur WM aus- Krisenmanager gefragt, als Sanierer der kundigen Schwächen ausblenden, zumin- sicht sagen, dass bei der Nationalelf VerLöw räumte in Amste Amsterdam rdam ein, dass Defensive, als Motivator nach Rückschlä- dest aber überblenden. Und er fügte hin- trauen verlorengegangen ist. weitet, ist nicht ausgeschloss ausgeschlossen. en. seinTeamProblemehat, seinTeamProbl emehat, wennetwas„AuLöw muss kämpfen. Zum ersten Mal, gen. „Zwei Dinge“ seien ihm wichtig, sagt zu: „Die Kritik, die nach dem Aus gegen Manuel Neuer hat sich zuletzt auch Ge- ßergewöh ßergewöhnliches“geschehe nliches“geschehe auf dem Platz. er. „Dass wir unserem Spielstil treu blei- Italien aufkam, habe ich nicht auf meine seit er die Nationalelf im Sommer 2006 danken gemacht. „Vielleicht muss einfach Da muss sich also auch etwas ändern bis ben können – schnelles Spiel und Ballsi- Pers übernahm. Aber noch weiß man nicht, ob Person on bezog bezogen.“ en.“ Waru Warum m eige eigentli ntlich ch mal im Vordergrund stehen: Wir spielen zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. der Begründer des schönen neuen deut- cherheit. Und dass wir unsere Grundord- nicht? heute zu null“, sagte der BayernBayern-Torhüter Torhüter Aberwas? DieSignale, die der Bundestrainung herstellen.“ Die Balance zu finden, schen Fußballs das kann. Schon die erste In Amsterdam fehlen acht Stammkräf- nach dem 4:4 im „Kicker“. Er würde sich ner seit dem Sommer sendet, stehen nicht Frage eines deutschen Reporters zeigt in dass sei das Thema der nächsten Monate. te, so viele wie lange nicht. Löw trat dem dies als „Hauptvorgabe“ für ein Länder- unbed unbedingtfür ingtfür Ver Veränderu änderungoder ngoder neueReiMan kann mittlerweile – wenn Löw un- Eindr Amsterdamdie neue Richtungan. DerholEindruck uck entg entgegen egen,, dass die Profi Profiss das spiel wünschen. Sie dürften die elementa- ze. Das Motto von Jogi Löw zum Ende eiverdrossendie deutscheSpielstärke preist, Te ländische Trainer Louis van Gaal habe geTest-L st-Länder änderspielnichtmehrganz spielnichtmehrganz sowich- ren Dinge des Fußballs nicht vergessen. nes Jahres, das so einiges auf den Kopf gesagt, Löw sei ein guter Trainer, aber was die gar nicht in Frage gestellt wird – auf tig nähmen und sich im Zweifel für ihre Auch beim 2:1 in Österreichoder beim 4:2 stellthat in seinerFußballwelt,lautet: Weiihm fehle, sei Erfolg. Der Bundestrainer den Gedanken Gedanken komme kommen, n, dass sich der Klub Klubaufg aufgaben aben schon schonten. ten. Auch Marc Marcel el im EM-Viertelfinale gegen Griechenland ter so.
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Loui Lo uiss van Ba Bay yern
AMSTERDAM (dpa). Joachim Löw hat eine Rückkehr von Torjäger Stefan Kießling in die deutsc deutsche he Fußba Fußball-Na ll-National tional-mannschaftnichtausgeschl mannsc haftnichtausgeschlossen.„Ichreossen.„Ichregistriere seine guten Leistungen in Leverkusen absolut“, sagte der Bundestrainer inAmsterdam.DersechsmaligeNational inAmsterdam.Dersechsmali geNational-spieler Kießling hat in dieser BundesligaSaison bislang sieben Tore erzielt. Nur Mario Mandzukic (Bayern München) und Adam Szalai (Mainz 05) waren mit jeweils acht Treffern erfolgreicher. „Stefan Kießling ist ein treffsicherer Spieler. Er ist nicht in Vergessenheit geraten“, sagte Löw. Der Bundestrainer hatte den 28 Jahre alten Stürmer auch nach dem Ausfall von Miroslav Klose nicht für das Länderspiel an diesem Mittwoch gegen die Niederlandenachnomi derla ndenachnominiert.Kießli niert.Kießlingwar ngwar zuletzt bei der WM 2010 in Südafrika im Spielum Plat Platzz dreigegenUrugua dreigegenUruguayy alsEinwechselspieler zum Einsatz gekommen.
Selbstbewu Selbst bewusst sst wie wie eh und je: je: Der Bondsc Bondscoach oach preis preistt immer noch seine Arbei Arbeitt in Münch München en
Namen Name n undDatenzum Spie Spiell Niederlande – Deutschland Niederlande: Krul (Newcastle United/24 Jahre/4 Länderspiele) – van Rhijn (Ajax Amsterdam /21/4), Mathijsen (Feyenoord (Feyenoord Rotterdam/32/84), Vlaar (Aston Villa Villa/27/13 /27/13), ), Brun Bruno o Martins ns Indi (Feyenoord Rotterdam/20/5) Rotterdam/20/5) – Nigel de Jong (AC Mailand/2 l and/27/6 7/66), 6), Heitinga t inga (FC Eve Everrton/28/84) – Robben (Bayern München/28/62), van der Vaart (Hamburger SV/29/102), Afellay (FC Schalke 04/26/43) – Huntelaar (FC Schalke 04/29/59). Deutschland: Neuer (Bayern München/26/35) – Höwedes (FC Schalke 04/24/9), Mertesacker (FC Arsenal/28/ Arsen al/28/84), 84), Humm Hummels els (Boru (Borussia ssia Dortmund/23/22), Lahm (Bayern München/29/94) – Lars Bender (Bayer Leverkusen/23/10), Gündogan (Borussia Dortmund/22/3) – Müller (Bayern
MÜNCHEN. In einem Jahr ohne Fußball hat Louis van Gaal 15 Kilo Körpergewicht verloren. Aber kein Milligramm Selbstbewuss Selbst bewusstsein. tsein. Die deutsch deutschee Nationalelf spiele „jetzt so, wie ich es beim FC Bayern eingeführt habe“, erklärte er vor zwei Woche Wochen n in „Sportbi „Sportbild“,im ld“,im erstenInterview seit der Entlassung in München im März 2011. Er sagte dabei nicht, dass das 4-5-1-System spätestens seit Mitte des letzten Jahrzehnts in ganzEuro pa gebräuchlich ist; und dass es vom deutschen Team schon im EM-Viertelfinale 2008 übernommen wurde. Also ein Jahr bevor van Gaal in Deutschland erschien. Auch van Gaals Selbstdarstellung, dass die aktuelle Klasse des FC Bayern noch auf seiner Arbeit beruhe, beruht auf exklusiver Wahrnehmung: vielleicht nicht ganz falsch, aber höchstens halb wahr. Denn van Gaal ordnete in München zwar Spielaufbau und Offensive, interessierte sich aber nie allzu sehr für se ine Abwehr, im Gegensatz zum Nachfolger Jupp Heynckes. Der entscheidende Fortschritt Fortsch ritt der Bayern in der Zeit nach van Gaal ist die viel größere Stabilität in der Defensive. Aber niemand bestreitet die Fähigkeiten des Fac Fachmanns hmanns van Gaal, vor allem den Blick für Talente, den Mut zur Jugend. Deshalb glaubt sein niederländischer Landsmann Arjen Robben, dass sich van Gaal, nunmehr als Nationaltrainer, freuen wird, an diesem Mittwoch beim Länderspiel in Amsterd Amsterdam am seine Münchn Münchner er Entdeckung Thomas Müller wiederzusehen. Müller ist einer der vielen Spieler, die van Gaals Weggang aus München bedauerten. Es sei „immer noch eine Freu-
Van Gaal selber sagt zwar, es sei für ihn „kein besonderes Spiel“, wenn zum dritten Mal binnen zwölf Monaten die Nachbarländer aufeinandertreffen. Doch räumt er „das irritierende Gefühl“ ein, dass bei ihm als TV-Zuschauer während des EM-Spiels zwischen Holland und Deutschland im Juni „zwei Herzen in meiner Brust schlugen“. Damals sei er „fast noch mehr Fan von Deutschland“ Deutschland“ gewesen, weil im deutschen Team „einfach zu viele Spieler“ gestanden hätten, „denen ich näher stand“ – seine alten Bayern-Zöglinge. Am Ende war van van Gaal einer der Profiteure des deutsch deutschen en 2:1-Sieges und des daraus resultierenden EM-Debakels der Holländer, Holländ er, die als Titelfavorit Titelfavorit mit null Punkten ausschieden. Die Entlas Entlassung sung Bert van Marwijks öffnete die Tür für die
Rückkehr des auch in der Heimat stets umstrittenen van Gaal. Noch im Früh jahr war seine Ernenn ung zum Generaldirektor bei Ajax Amsterdam vom ewigen Gegenspieler Gegenspieler Johan Cruyff verhi verhinndert worden. Ein zweiter Intimfeind ähnlicher Kragenweite ist ihm auch in Uli Hoeneß erwachsen („er ist der Präsident, ich bin ein Passant in München“). Er sieht Hoeneß als einzigen Grund für seine Entlassung in München — wenngleich er es „schön fände“, irgendwann zum FC Bayern (ohne Hoeneß) zurückzukehren. Denn van Gaal ist Wiederholungstäter. An jeder Wirk ungsstätte hat er in seiner Karriere eine zweite Amtszeit erlebt: bei Ajax, in Barcelona, in Alkmaar und nun auch als „Bondscoach“. Auf dem Posten hat er etwas gutzumachen. 2001 scheiterte Oranje mit van
Gaal blamabel in der WM-Qualifikation — auch weil der Trainer an zu vielen Altstars festhielt. festhielt. Nun beschr beschreibt eibt er als „neue Strategie, dass ich keinem Spieler mehr Vertrauen geben will. Als Nationaltrainer bist du noch abhängiger von Resultaten, deshalbhaben sie mein Vertrauen nur für ein Spiel.“ Van Gaal probierte in den ersten drei Monaten viele junge Spieler aus der heimischen „Eredivisie“ aus. „Die Ergebnisse geben ihm recht“, sagtt der Hamburger sag Hamburger Rafael van der Vaart, einer der fünf Bundesligaspieler im hollän holländische dischen n Aufgeb Aufgebot. ot. Nach vier Siegen in vier Spielen führen die Niederlande ihre WM-Qua WM-Qualifikati lifikationsgruppe onsgruppe überlegen vor Ungarn und Rumänien an. „Nicht unzufrieden“ ist van Gaal: „Aber erst nach dem Spiel gegen Deutschland wissen wir, wo wir stehen.“ Nach der 0:3-Vorführung vor einem Jahr und dem 1:2 bei der EM brennen die Holländer auf Revanche, wenngleich der sportliche Wert des Spiels nach den vielen Ausfällen im deutschen Team (und denen von Sneijder Sneijd er und van Persie im holländ holländiischen) deutlich geschrumpft ist. Immerhin bekommt die Partie „durch die Personalie van Gaal zusätzliche Brisanz“, findet Oliver Bierhoff, Manager des Nationalteams. Dabei ist van Gaals persönliche persönli che Ausgan Ausgangspositi gsposition on gemütli gemütli-cher als die des Kollegen Joachim Joachim Löw nach dem 4:4-Kollaps gegen Schweden. Van Gaal nennt Löw „einen guten Trainer“, der aber „noch nicht viel gewonnen hat“. „Deutschland „Deutsc hland ist viel weite weiterr als wir“, urteilt Arjen Robben, deshalb sei es „ein ganz wichtiger Test, denn unsere jungen
er kennt das nicht? BeschwerW den, die immer zur selben Jahreszeit kommen. Bei Fußballprofis, jedenfalls jedenfa lls richtig guten, ist das zum Beispiel oft Mitte November der Fall. Dann heißt es: muskuläre Beschwerden. Weil sich zerebrale UnpässlichUnpässlichkeiten auch nicht so gut anhören. Man versteht sie ja, die kostbaren Kickerbeine. Sensibel, wie sie sind, vermögen sie sich so gut in die Hirne ihrerr Herr ihre Herreneinzu eneinzufühl fühlen,dasssie en,dasssie immer gerade vor sogenannten Freundschaftsspielen schaftsspiele n zu zwicken beginnen. Schließlich soll man auf seinen Körper hören, und der sagt: Wer braucht nach zehn englischen Wochen am Stück,nach19 Stü ck,nach19 Liga Liga-,Pokal-,Cham -,Pokal-,Champipions-League- und Länderspielen im DreiDre i- bis Viert Viertage agesrh srhythm ythmus us von Ende August bis Mitte November, November, eine freiwillige Zugabe? Etwa das dritte Deutschla Deutschland-geg nd-gegen-Hollan en-HollanddSpiel in zwölf Monaten? Oder eine Reise nach Gabun? Oder Panama? Cristian Cris tianoo Rona Ronaldo ldo hat alle allerdin rdings gs guten Grund dafür, den Trip nach Schw Sc hwarz arzafr afrika ika mit Po Portu rtuga gall zu schwänzen.Sein schwä nzen.Sein Gege Gegenspiele nspielerr Ballesteros rammte ihm am Sonntag beim Sieg von Real Madrid gegen Levante den Ellbogen so heftig vors Auge, dass die Braue aufplatzte und so heftig blutete, als wär’s eine Showeinlagebeim Wrest Wrestling.Dagegenist ling.Dagegenist Vicente del Bosque klug genug, seine Spieler gar nicht erst zu echten oder falschen Verletzungen zu zwingen. So verschont der Trainer des Weltmeisters Spanien Spieler wie Xavi, Xabi Alonso oder oder Torres Torres auch ohne KranKrankenschein. Bei anderen Partien gibt es dagegen so viele auffällige Ausfälle, und zwar solche vorhersehbar vorübergehender Art, als solle hier die These bestärkt werden, dass auch Männer ihre Tage haben. Die Engländ Engländer er beklagen sieben Absagen, die Deutschen sche n sog sogarzehn arzehn (dar (darunte unterr sech sechss von Spielern, die am Wochenende noch aktivv war akti waren).Bei en).Bei denHollän denHolländernfaldernfallen die Stars Sneijder und van Persie aus. So erwartet die Zeitung „Volkskrant“eine Partie zwischen „Holland „Holland B und Deutschland C“. Natürlich sind, dies zur Ehrenrettung, viele wirklich krank oder verletzt. Das Tröstliche für die anderen ist, dass ihre Zipperlein wie von allein bis zum Wochenende verschwinden werden. Die englische Zeitung „Guar „G uardi dian“ an“ nan nannt ntee es mal da dass „Freundschaftsspiel-Verletzungssyndrom“. Ach, wenn das doch nur genauso einfach wäre mit allen Plagen, die den Menschen im November so befallen. Man könnte sich manche Praxisge Prax isgebühr bühr spar sparen. en. Gern hätt hättee man sie auch einmal als Nichtfußballer, die saisonale DiMiDo-Blessur: DiMiDo-Blessur: Dienstag zwickt’s, Mittwoch ruht’s, Donnerstag geht’s schon wieder.
DFB fin findet det EM-Plänee reizv EM-Plän reizvoll oll ash. FRANKFURT. Der Deutsche Fußball-Bu bal l-Bund(DFB)siehtdie nd(DFB)siehtdie Plän Plänee derEuropäischen Fußball-Union (Uefa) für ein EM-Turnier unter Beteiligung von 13 Ländern im Jahr 2020 weiterhin positiv. Nach bisherigen Überlegungen könnten auch drei Spiele im Berliner Olympiastadion stattfinden. „Der Gedanke ist reizvoll. Wir haben das Thema in unserem Präsidium besprochen und stehen den Vorschlägen offen gegenüber“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Auch der englische Verband zeigt Interessean der Ausrichtung einiger Partien, wie der Vorsitzende David Bernstein mitteilte. In Istanbul könnte das Finale gespielt werden, aber nur, wenn die Stadt nicht den Olympia-Zuschlag Olympia-Zusch lag für 2020 erhielte. Am 27. und 28. November in Brüssel werden die Uefa-Plänebeim Treffen Treffen einiger Verbandsspitzen Verbandsspitzen aus Europa weiter diskutiert werden. Anfang Dezember soll sich der Uefa-Vorstand erstmals damit befassen. Uefa-Präsident MichelPlati Mic helPlatiniverfolg niverfolgtt dieIdeeeinergemeinsamen Europameisterschaft seit einiger Zeit, weil das EM-T EM-Turnier urnier 2020 im 60. Jubiläumsjah Jubiläumsjahrr stattfindet. Doch zu hören ist auch, dass aufgrund der schwer kalkulierbaren Finanzkrise in Europa Euro pa es immer schwieriger schwieriger sein wird, eine solch teure Sportveranstaltung mit Milliardeni Milliardeninvestitionennur nvestitionennur einem Land aufzubürden. Wie aus UefaKreisen zu hören ist, könnte außer in Berlin, London und Istanbul noch in Madrid, Lissabon, Paris, Amsterdam, Brüssel, Basel, Athen, Rom, Moskau und Zagreb gespielt werden. Von 2016 (Frankreich) an nehmen 24 Teams am
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FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
M
ünchen, Promena Promenadeplatz. deplatz. Dunkelbraune Dunkel braune Wandtä Wandtäfefelung, ein Steing Steingarten arten mit Fetthennee unterdem DachFetthenn fenster,, dahintertrübgrauer fenster Novemberhimmel. Anwälte kommen und gehen durch Türen mit Messinggriffen. Im Eckbüro mit Stilmöbeln schwebt ein Putto mit Helm und bayerischer Fahne über dem Schreibtisch,auf Schreib tisch,auf dem keinComputersteht. Ein schwarzesweißes Bild zeigt den Vater, einfarbigesdieEhefra einfarbi gesdieEhefrauu undvierwohlg undvierwohlgeraerateneKinder. AuftrittPeter Gauwei Gauweiler,weiß ler,weiß der Schnauz Schnauzbart bart und der Haarkra Haarkranz,Sportnz,Sportuhr mit Kautschuk Kautschukband, band, Slipper, Slipper, mittelgraueWollhose,Tweedja graueWollhos e,Tweedjacket,schmaleKracket,schmaleKrawatte, schmaler Ehering. Fester Händedruck,beinahe schwarzwirkendeAugen in tiefen Höhlen, überdacht von graumelierten Augenbrauenskulpturen. „Sind sie katholisch?“, fragt er überfallartignachderBegrüßung,um artignachderBegrüßung ,um glei gleichanzuchanzufügen: „Ich bin evangelisch.“ Ob das vielleicht doch von größerem Belang ist? Der Dreiundsechzigjährige ist einer von zwei protestantischen protestantis chen Mitgliedern im Katholischen Männerverein Tuntenhausen. Dessen Ehrenvors Ehrenvorsitzender,der itzender,der ehemaligeKultusminister Hans Zehetmair, ist sicher, dass Gauweiler „ein Marienverehrer ist, „katholischer lebt als mancher von uns“. Also reden wir wir erst einmal über Kinder Kinder und Erziehungsfragen, landen bald beim Dauerbren Daue rbrenner: ner: Wen Wenn n er seine seinem m Sohn sage, er könne so viel Geld haben, wie er brauche, dann nähme der auch alles an – wie die Griechen. Woher nimmt Gauweiler nebenher soviel Zeit für die Griechen, als Anwalt, Bundestagsabgeordneter, Parteimitglied, Publizist, Familienvater? Er könne sich ein Leben, in dem das alles nichtt statt nich stattfände fände,, nich nichtt vor vorstell stellen.„Ein en.„Ein Anwalt ist im Dienst, bis er umfällt. Man will ja nicht wie wie ein Möbel herumstehen. herumstehen. Man muss es ja nicht mehr so gach machen.“ Gach, süddeutsch für schnell, jäh. Schnell war der Münchner Rechtsanwaltssohn immer. Im Alter von dreiundzwanzigJahrenStadtrat, Jura-Studi Jura-Studium, um, berufsmäßigerStadtrat, Kreisverwal Kreisverwaltungsretungsreferent in München, Innenstaatssekretär, Umweltminister. Als ihn „die Liebe meiner Partei“, wie er heute spöttelt, aus dem Amt drückt,macht er sich als als Anwalt selbständig. Die ersten Mandanten kommen aus Neugierde. Später Fusion zur Kanzlei Bub, Gauweiler & Partner in vornehmer Altstadtlage. Altstadtlag e. Eine Boutique mit fünfzehn Anwälten sei man, keine keine Law Firm.
gister fließend, fällt vom Hochdeutschen ins Bairische, retour ins Münchnerische. Er spricht frei, assoziativ, hangelt sich an einer internalisierten Motivkette entlang, wartett mit histo warte historisch rischen en Para Parallelen llelen auf: 1832,, To 1832 Todesja desjahr hr Goet Goethes, hes, Hamba Hambacher cher Fest, sagt er mit Blick auf die Casino-Historie. „Und der Sohn des bayerischen Königs wurde König von Gr iechenland. Womit wir beim Thema wären.“ Viele Zitate. Von Von Max Weber,Niall Ferguson, Charles de Gaulle, Margret Thatcher, Alexis de Tocquevi Tocqueville, lle, Immanuel Kant, Friedrich August von Hayek, Thomas Mann, Alexander Kluge, Sebastian Haffner und Sigmund Freud. Gauweiler zündet ein Tischfeuerwerk von Sentenzen. „Aus einem Aquarium kann man Fischsuppe machen, aber aus einer Fischsuppe kein Aquarium.“ – „Möglicherweise wol wollendie lendie Griec Griechen hen kein keinee Herzin Herzinfark farkttdeutschen werden, und wir wollen nicht um vier Uhr Mittagessen.“ Dass die Griechen uns hassen werden, prophezeit er, für die Türkei und Russland als Teil Europas ist er andererseits doch. Die Türkei
ter Gauweiler: „Er pickt sich symbolische Teilfragen Teilfra gen heraus, wirft sich auf den Gegner oder das Opfer und bleibt unheimlich hartnäckig am Ball. Dabei verkürzt er einen kompliz komplizierten ierten Sachverha Sachverhalt lt auf symbolische Themen.“ Dass es sich dabei auch um einetreffende Selbstbesc Selbstbeschreibunghanhreibunghandelt, wird in Baierbrunn klar. Der KulturvereinIsartalhatGauweil vere inIsartalhatGauweilerund erund Udegeladen, sie sollen aus ihrem wöchentlichen Briefwechs Briefw echsel, el, den sie seit Jahr Jahren en im „Münchner „Münc hner Merku Merkur“ r“ führe führen, n, vor vorlesen lesen.. Ude will im nächsten Herbst bayerischer Ministerpräsidentt werden. Ministerpräsiden Ein Rustikalbau mit Schießstand nahe den S-Bah S-Bahn-Glei n-Gleisenim senim Speck SpeckgürtelMüngürtelMünchens. An den Wänden Fotografien, die Trachtler zeigen, aufgetürmt zu Sechserreihen rei hen,, wie man es vo von n Hoc Hochze hzeite iten n kennt. Die halbe Bier kostet 2,50 Euro, eine Breze fünfzig Cent. Der Saal sieht so aus, als würde gleich ein Stück von Ludwig Thoma gegeben. An die hundert Zuhörer sind erschienen, darunter eine Grüne aus Solln. Der Tisch der Vorleser ist mit weißem Leinen gedeckt, darauf eine
„nordrhein-westfalisiert“ werde. Da tobt der Saal. Bald drei Stunden lang geht das so. Draußen in der nebligen Winternacht wartenzwei unbeleucht unbeleuchtete ete BMW-L BMW-Limousiimousinenmit lauf laufendemMoto endemMotorr aufdie Komb Kombatattanten. Udes Wagen steht auf der linken, Gauweilers auf der rechten Straßenseite.
Karlsruhe, Bundesverfassungsgericht. Das Urteil über Gauweilers Eilantrag gegen den Euro-Rettungsschirm wird in wenigen Minuten verkündet. Die deutsche Fahne hängt schlaff an ihrer Standarte in der Ecke, der Bundesadler sieht so aus, als sei er in einer Radarfalle geblitzt worden. Gauweiler betritt um 9.47 Uhr den Sitzungssaal.Sonnengebräunt,grauer Anzug, weißes Hemd, weiße Krawatte. Er macht den Eindruck, als würde er selbst gleich etwas verkünden. Die durchsichtige Brille braucht er, um beim Gestikulieren etwas in der Hand zu haben. Er gibt sich entspannt, lächelt, grüßt, redet. Ein Reporter mit roten Socken kniet vor ihm. AndreasVoßkuhle, schwarzbebrillterPrä-
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tikbetrieb – das Ausdeuten in Hinterzimmern. Als ihn der „Bild“-Redakteur Nikolaus Blome einen „Pausenclown Seehofers“ nennt, verbittet sich Gauweiler diese Zuschreibung Zuschreibu ng strikt.Brender fragt,ob Guttenberg ein Comeback haben sollte. Gauweiler überlegt: „Bitte nächste Frage.“ Unter den Linden, Abgeordnetenbüro. Über seinen Kampf gegen die Deutsche BankredetGauweiler BankredetGauweil er nicht gern,das Ver Ver-fahren läuft noch. Und zwar seit elf Jahren. Am Freitag dieser Woche will das Oberlandesgericht in München deutlich werden. Im März scheiterte ein Vergleich; jetzt sieht es günstig aus für Kläger und Anwälte. Dass er als Freund Leo Kirchs durchaus persönliche Motive hat, verbirgt er nicht. „Hermann Josef Abs würde sich im Grab umdrehen, wenn er manche Dinge sehen würde, die in den letzten fünfzehn Jahren eingerissen sind. Die Deutsche Bank hat sich so viel an indiskutablem Vorgehen erlaubt – bis hin, dass sie versucht hat, unsere Kanzlei auszuspähen.“DerFallKirchsei „einLehrstü „einLehrstückder ckder Verherrlichung, Verherrlic hung, der Umhofung durch die
Derr Über De berba bayyer Vom Schwarzen Peter zum Sekretär des Volkes: Vom Volkes: Der bekennende Föderalist Peter Gauweiler liebt politische und jur istische Alleingänge. Das gefällt nicht allen, aber vielen. Eine Langzeitbeobachtung. Von Hannes Hintermeier
Als Einheizer und Feuerwehrmann ist erder CSUwillk CSUwillkommen ommen,als ,als stel stellve lvertret rtretenender Vorsitzendernicht. Nach Nach derNiederlage um das Amt eines Partei-Vizes wollte ihn Seehofer stärker einbinden, erinnert sich Theo Waigel, „aber Gauweiler ist schlau und weiß, dass das gar nicht geht, weil Integration nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung ist“. Lieber will man ihn dort haben, wo es brennt. Der Straubinger Abgeordnete Hinsken, Banknachbar Gauweilers im Bundestag, will ihn als Redner im Bayerischen Wald. Eine CSUBastion droht verlorenzugehen. Die SPD hat den Bürgermeister von Bodenmais als Landratskandidaten Landratskandid aten aufgestellt – einen sechsundzwanzigjährigen sechsundzwanz igjährigen bekennenden Homosexuellen. Gauweiler Gauweiler lehnt ab. DieGerüchtekücheplatzi DieGerüchte kücheplatziert ert ihnim Zusammenhang mit einer möglichen Parteigründung rechts der CDU gern zwischen Thilo Sarazzin und Friedrich Merz. Der langjährige Kultusminister Hans Zehetmair, der heute als Chef der Hanns-Seidel-Stiftung Strippen zieht, hält es durchaus „für denkbar, dass es zu einer Parteigründungkommt.Aberichhaltees gründ ungkommt.Aberichhaltees fürunFoto Jan Roeder Wie der antike Philosoph Sokrates (links oben) weiß dessen Verehrer Peter Gauweiler, dass er nichts weiß: Aber dafür hat er es recht weit gebracht. denkbar, denkba r, dass Peter Gauweiler Gauweiler mitmacht.“ Als brillanter Analytikersei Gauweiler das Salz in der Suppe: „ Einen solchen Typen braucht die Volkspartei CSU – viele könnte sie nicht ertragen.“ habe die Staatspleite von 1995 gut über- Vase mit zehn zehn Tulpen Tulpen und eine Kerze, die sident des Bundes Bundesverfa verfassungs ssungsgeric gerichts, hts, Deutsche Bank“. Kaum sei „Kirch in NöIn der Eurofrage ist Gauweilers inner- wunden, Griechenland solle sich ein Bei- nicht angezündet wird. Gauweiler kommt sucht einige lange Sekunden den Blick- ten gewesen, sagt die Bank, wir sind beparteilich partei licher er Haupt Hauptgegne gegnerr natur naturgemäß gemäß spiel nehmen. Fanfare für ein Europa der als Landadeliger Landadeliger,, Ude als Trachtenda Trachtendarstelrstel- kont kontakt akt mit dem Publikum, seine ge- rechtigt, den Todesstoß zu setzen“. Vom Theo Waigel. Der sich nach außen gelas- Vaterländer! ler. Gauweiler schiebt die Unterlippe vor, schlo schlossenenLippenzucken ssenenLippenzucken.. Zweim Zweimalfällt alfällt noblen Image der Banker sei nichts übrig. sen gibt, wenn er sagt, Gauweilers WetIn der Fragerunde wandern seine Bli- bläst aus, nimmt die Blumenvase, rückt in den ersten Minuten die Vokabel „abge- Investment-B Investment-Banking anking habe man betrieben, tern gegen das „Esperanto-Geld“ führe cke zur Deck Decke. e. Der Volkstribun Volkstribun kennt sie in die Mitte des Tisches, dann stellt er lehnt“ am Ende verschachtelte verschachtelterr Sätze Sätze.. umes zumKunden zumKundenverra verratt zunutzen.„Denbei ihm „nicht zu einer Pulsverstärkung.“ scho schon n alle Fragen, Fragen, und die Antw Antworten orten sie auf den Boden, schließlich platziert er Gauweiler lächelt nicht mehr. In den fol- ken Sie an ,Pretty Woman‘: Das Geschäft Auch glaube er nicht, dass dieser sich an auch. Er ist lange genug im Geschäft. Mit sie vor dem Tisch in der Mitte. genden zwei Stunden der Urteilsbegrün- von Richard Gere ist es, wackelnde Firder Neugründung beteiligen würde: „Das der Oberlippe saugt er die Luft ein, um In den Briefen geht es um das „ewige dung fallen Wörter, die Erinnerungen an men aufzukaufen, zu zerteilen und zu verist ein ganz hartes Geschäft – und da miteinemAtemstoß miteinemAtemsto ß dieAntwo dieAntwort rt förml förmlich ich Euro-ScheißEuro-Scheiß-Hin-und-Her“, Hin-und-Her“, also um The- Edmund Stoiber wecken: „Kompetenz- werten. Dieses ursprüngliche Nebengekenntt erauch zuviele gesc kenn gescheite heiterteGegenrteGegen- auszublasen. Ob er mehr Nationalstaat Nationalstaat men wie Euro-Krise, das Versagen der Komptenz“, „Blankettermächtigungen“, schäft ist zum Hauptgeschäft geworden. beispiele, angefangen bei Franz Schönhu- wolle? In Bayern sei man gewohnt, aus Landesbank, die Rating-Agenturen, um „tatbestandliche Konkretisierung“, „Fi- Das hat die Vertrauensbasis ruiniert.“ ber und Manfred Brunner. Die CSU, die Berlin Befehle zu empfangen. „Egal, wer Udes Kandi Kandidatur datur.. Gauw Gauweile eilerr schr schreibt eibt nanzstabilisierungsfazilität“. Nach Sit Partei, der er viel verdankt, kann nicht uns etwas anschafft, Berlin oder Brüssel – schärfer, witziger, der Nebenerwerbs-Ka Nebenerwerbs-Ka-- zungsende stülpt sich eine Journalistensein Hauptfeind sein.“ Stattdessen hat er beides ertragen wir nicht.“ In der Galerie- barettistUde ernsthaft,beinahe nachdenk- glocke über Gauweiler. Populist, Scharfmacher, Eurohasser, eine Karriereempfehlung parat: Er könne straße wartet mit laufendem Motor der lich. Die Herren kennen sich seit mehr als Rechtsaußen – die Zeit der negativen At sich Gauweiler als Kulturstaatsminister Fahrer mit dem dunklen Siebener-BMW, vier Jahrzehnten, und wenn der „Stern“ tribute ist für Peter Gauweiler schon eine oder als Staatssekretär im Auswärtigen Gauweiler entschwindet in die Nacht. nicht 1994 die sich später als Gerücht entBerlin, ein Büro im Paul-Löbe-Haus. Weile vorbei. Die Alleingäng Alleingängee des beken Amt vorstellen. puppende pupp ende Beha Behauptu uptung ng befe befeuert uert hätte hätte,, Gauweiler empfängt einen Ministerialdi- nenden Föderalisten verfehlen ihre Wir Gauweiler winkt ab, kontert, seine ParGauweiler habe, als er in den Bundestag rektor des Auswärtigen Amtes, es geht kung nicht. Seit Seit er als dergroße Unabhänteisei „entw „entwöhnt“ öhnt“,, habedasKämpfenverCuvilliéstheater Cuvilliésthea ter München, Nacht der einzog, seine Kanzleianteile unrechtmä- um das Goethe House in New York. Den gigegleichzeitigdurch Fundamentund Firlernt, die Bindung zum Wähler verloren. Pianisten. Gauweilers Kanzlei ist Sponsor ßig verpachtet, wäre er im Wahlkampf ge- Vorschlag, die Immobilie zu verkaufen, mamen mamentt derPoliti derPolitikk zieh zieht,wandeltsichAbt,wandeltsichAbEr illustriert seine Diagnose mit einem des Abends. Beim Empfang nach dem gen Ude womöglich Sieger geblieben – hat der Unterausschuss für Auswärtige lehnung in Respekt, ja Hochachtung. Er Vergleich: Das Das verhalte sich wie bei einer Konzert ist das Ehepaar Stoiber dabei, die und säße heute noch auf dessen Stuhl. Kultur- und Bildungspolitik, dessen Vor- punktet in Thüringen mit einem Vortrag Vorinsolvenz, Vorinsolv enz, wenn die ganz dringlichen ehemaligen Minister Otto Wiesheu und Zu den Fragen setzt Gauw Gauweile eilerr ein sitzender der Abgeordnete Gauweiler ist, über Thomas Müntzer, im Oberland mit Anfragen kämen. Man setze sich zusam- Georg Freiherr von Waldenfels, die „Bun- durchsichtig durchsichtiges es Brillengestell und sein Po- abgelehnt. Die Kulturpolitik nennt Gau- der Weihnachtsgeschichte von Ludwig men, erkläre den Mandanten, was zu tun te“-Kolumnis te“-Kolumnistin tin Marie Waldbur Waldburg, g, der Ka- kerface auf. Wieder sucht er die Decke ab, weiler sein „Zaunkönigtum“. Joschka Fi- Thoma, in Karlsruhe mit Schriftsätzen gesei, wovon sie sich verabschieden müss- rikaturist Dieter Hanitzsch. Gauweiler ist die Hände in die Sakkotaschen gebohrt. scher habe das Goethe-Institut ruiniert, gen die Europäisch Europäischee Zentralbank,in Münten, zum Beispiel vom Auto. Dann käme mit seiner Frau und drei von vier Kindern erst unter Steinmeier habe es sich erholt. chen gegen die Kapitäne der Frankfurter Langweilt er sich? Vermutlich. Er lässt die Frage: Wie lange können wir noch so ersch erschienen ienen.. Der jüngs jüngste te Sohn kommt Ude Zeit für Ausführungen zum damali- Micky-Mouse-Beträg Micky-Mouse-Beträgee würden hier ver- Zwillingstürme. Soll und Haben: Im Sinne weitermache weite rmachen? n? Wenn man dann sage, nach dem Vater, Hände-in-den-Hosenta- gen Bundespräsidenten Wulff. Dessen In- handelt:Schließung der DeutschenBiblio- Solschenizyns müsse man ein „Sekretär ein,zweiJahre, hießees häufig häufig:: ZweiJah- schen-Rebell, finsterer Blick, aber wohler- terventionen im Hause Springer erzürnen thek in Helsinki – weil 40 000 Euro fehdes Volkes“ sein, findet Gauweiler. re – vielen Dank, also dann, wir melden zogen.Um zog en.Um 22Uhr verl verlässtGauw ässtGauweilereinieilereini- Ude besonders. Dass er selbst nie den di- len? „Die Deutschen sind keinKulturvolk „Diese Parteinummer Parteinummer – ich gut, du uns! So käme ihm die CSU vor. germaßen lautlos die Gesellschaft. „Frü- rektenWeg in MünchnerChefredaktionen mehr, wenn sie ihre Bibliotheken schlie- schlec schlecht ht – kann kein Mensch mehr höherhätteder hierdengroßenZampa hierdengroßenZampanogenoge- scheute, wenn ihm eine Schlagzeil Schlagzeilee miss- ßen. Wir gelten nun einmal als das Land ren. Man muss nur im Amt gut sein und geben“,sagtdie gebe n“,sagtdie Gräfi GräfinWaldbur nWaldburg,„aberer g,„aberer fiel,hater woh wohlverdrä lverdrängt.Udegibtden ngt.Udegibtden In- der Dichter und Denker. Wir sollten nicht dann möglichst überparteilich Eindruck Münchner Münch ner Kaufma Kaufmannscl nnsclub, ub, Odeon Odeonss- ist schon sehr viel ruhiger geworden.“ tellektuellen, Gauweiler ist einer. ein Signum für das Positive an Deutsch- machen.“ Das ist die neue Paraderolle platz. Am Empfang ein livrierter Diener, Immerhin ist aus dem Todf Todfeind eind Stoiber Und lässt es sich gerade deswegen nicht land abschaffen.“ des Peter Gauweiler. „Wenn er merkt, er Herr Goldfuß. Seit 1832 ein Hort des wieder ein Parteifreund geworden, den nehmen, sich als Praeceptor Bavariae zu Am Tag nach dem Karlsruher Urteil wird respektiert, respektiert, tritt eine weiche Seite konsvervativen München, zwölf Dutzend man einlädt. Gräben lassen sich eben inszenieren. „Bayern hat mehr Kläranla- sitzt Gauweiler um 6.30 Uhr in Potsdam anihm zutag zutage“, e“, urteiltTheoWaigel.GauHonoratioren haben sich eingefunden, doch zuschütten. Der Kommunarde Fritz gen als Italien den ganzen Stiefel rauf und beim Frühstücksfernsehen; um acht Uhr weiler selbst weiß sich auf einer „LebensKaufleute, Anwälte, Unternehmer, mehr Teufel habe ihm zur Hochzeit gratuliert, runter“, poltert er. Der Euro sei wie eine Obleute-Sitzung im Regierungsviertel, reise“und gibt sich sokratisch: „Wir sind
Rundschau uf den ersten Blick liegt eine billiA ge Ironie darin, wenn die Nachricht von der Insolvenz der „Frankfurter Rundschau“ zuerst die Nutzer der großen Nachrichtenportale erreicht, und dann erst die Redakteure Redakteure des Blatts. Die Einladung für die FR-Betriebsangehörigen triebsangehörig en war gestern für den Nachmittag ausgesprochen ausgesprochen worden, da hatten aber die Bewohner der sozialen Netzwerkee sich schon seit Stunden ihre Netzwerk speziellen Gedanken über das Aus der „Rundscha „Rund schau“gemacht u“gemacht.. Wieimmerging es dort schräg und emotional zu, mal nostalgisch, nostalgisc h, mal aggressiv aggressiv.. Auf Karikaturen sah man Dinosaurier auf einen herannahenden Kometen starren, oder es wurden suggestive Todesketten konstruiert, denn auch das Stadtmagazin „Prinz“ „Prin z“ kom kommt mt nurnochdigital.Undin „Amerika“ ist Newsweek in TheDailybeast.com aufgegangen, Tina Browns teurer Klatsch- und Nachrichtenseite. Es sind Ketten ohne Kausalitäten mit nur einem Anschein von Plausibilität verbunden: Magazine haben, wenn sie gut sind, Legendencharakter, die sind bekanntlich unsterblich, aber von beschränkter irdischer Dauer: „Tempo“ und „Life“ sind Lesern noch im Sinn, auch wenn sie längst nicht mehr erscheinen. Das haben private Medienmarken im Kapitalismus mit anderen Waren gemein, sie kennen ein Ende, aber, anders als Konsumgerätemarken oderSpülmitte oderSpül mittel,prägensiedarüberhinl,prägensiedarüberhinausdieKulturihrerZeitund dieErinnerung der Bürger. Trotz der dauernd beschworenen Schnelllebigkeit Schnelllebigkeit der Medien verfügt die bürgerlic bürgerliche he Öffentlichkeit über ein präzises Gedächtnis, ja ein Gespürfür Presse. Mehr Mehr noch; viele betrachten die Zeitung ihrer Wahl als TeilihresLebens:Daist Te ilihresLebens:Daist dieWoch dieWochenzei enzei-tung, deren jahrzehntelange Lektüre manchemden Schul-und Hochschul Hochschulbebesuch wenn nicht ganz ersetzt, so doch zumindest optimiert hat, die regionale Zeitung als dezentrale Informations Informations-quelle über den sozialen Nahbereich und die überregionale Tageszeitung Tageszeitung als scharfes, geistiges Multifunktions Multifunktionswerkwerkzeug, um sich im Medien- und Nachrichtendsc richt endschung hungelzurechtzu elzurechtzu finden finden.. Leser in ganz Europa pflegen eine innige Beziehung Bezi ehung zu jenen Zeitungen, Zeitungen, die über Jahrzehnte zu Symbolen geworden sind – die Spanier fiebern mit dem Schicksal von „El País“, vielen Briten war peinlich, was Murdoch aus seinen Zeitungen Zeitu ngen mach machte, te, und Fran Frankrei kreich, ch, sinktt zu Boden, wenn „Le Monde“ sink schwächelt. Nicht jedem Blatt glückt eine wirtschaftliche Positionierung in einem sich sehr rasch verändernden Markt. Mar kt. Eine orien orientierun tierungslo gslose se Führung, die das Risiko scheut und mit allem, insbesondere aber mit Phantasie geizt, eine lieblose lieblose Führung also, kriegt jede Marke Marke klein. mink
Berührende Berühre nde Briefe Ilse-Aichinger-Post Ilse-Aichinger -Post in Marbach Rund sechshundert Briefe der österreichischen Schriftstellerin Ilse Aiching Aichinger er liegen künftig in Marbach. Der Briefwechselder Autorinmit ihrerZwillingsschwester Helga Michie setzt im Juli 1939 ein und reicht bis in die Gegenwart. Die oft mehrere Seiten langen Korrespondenzensind Korresp ondenzensind „berührendeDokumente“ kumen te“ zu Krieg Krieg,, Exil und Nac Nachhkriegszeit, wie das Literaturarchiv mitteilt.Sie teil t.Sie spie spiegelt geltendie endie Entwi Entwicklu cklungder ngder einundneunzig Jahre alten Autorin und die Entstehung ihres Romans „Die größere Hoffnung“ wider. Auch die Ehe mit dem Dichter Günter Eich und ihre lebenslangee Zusammenarbei lebenslang Zusammenarbeitt werden reflektiert. Ilse Aichinger, die in Wien lebt,zähltzu lebt ,zähltzu denbedeute denbedeutendst ndstenVertreenVertreterinnendeutschsprachiger terinnendeutschsprachig er Nachkri Nachkriegsegsliteratur. Neben dem Roman schrieb dieAutorinder dieAutor inder „Grup „Gruppe47“auchKurzpe47“auchKurzgeschichten und Gedichte. F.A.Z.
Heute GottesWerk Vom Einsiedler Antonius in der ägyptischen Wüste bis zur klösterlichen Kultur im Mittelalter: Gert Melville folgt der Spur der Ordensleute. Seite 26 Die vierteHand Häuslebauer oder Welterrichter: Winfried Nerdinger verabschiedet sich mit der grandiosen Ausstellung „Der Architekt“ vom Münchner Architekturmuseum. Seite 27 IneinerPerson IneinerPerson Die Gesellschaft wird moderater, aber ist sie schon tolerant? John Irving und die subtilen Diskriminierungen: ein Gespräch mit dem amerikanischen Schriftsteller. Seite 28 Teufels Beitrag
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Literatur
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Neue Sachb Sachbücher ücher
Anwe An weisu isung ngen en für ein ge gest steig eigerte ertess Da Dasei sein n Die Stärke des Buches liegt darin, dass Der Papst erteilte Cluny schließli schließlich ch auch esdie wic wichtig htigenäußerenEtappe enäußerenEtappendes ndes mit- die Erlaubnis, andere Klöster zur Bessetelalterlichen telalterli chen Klosterlebens solide dar- rung in Besitz zu nehmen. Es entstand instellt. In chronologischer Folge wird man nerhalb von zwei Jahrhunderten ein momit den entscheidenden Figuren und Re- nastisches Imperium mit siebenhundert geln ein wenig vertraut. Die wesentlichen Niederlassungen. Der Abt von Cluny wurGrundlagen für die christlichen Asketen de steinre steinreich,Umfangund ich,Umfangund Prachtder Kloswurden die Evangelien, ferner die Vita teranlag teranlagee und der Liturgie nahmen zu, zudes Antonius, die Schriften des Augusti- gleich spendete man reiche Almosen und nus,ebensodie nus,eben sodie VitadesBened VitadesBenediktvonNuriktvonNur- pflegte die Nächstenliebe. Unter den dreisia, welche Papst Gregor der Große in sei- hundert Mönchen waren viele Adlige, die nen „Dialogen „Dialogen““ beschrieb, und schließlich schließlich einen Diener hatten und einen üppig gen derSpäta derSpätantik ntikee ände ändertesichdasPresrtesichdasPres- die „Regel des heiligen Benedikt“ selbst, deckten Tisch vorfanden. tigee desAskete tig desAsketen.Nichtzulet n.Nichtzuletztfür ztfür Mit Mit-- welche im sechsten Jahrhundert entstand. Einigen Mönchen wurde die Sache zu glieder der Oberschicht verloren die Melvillestellt die besagten Lebensläufe Lebensläufe bunt bunt.. 1098verl 1098verließe ießensie nsie dasKlost dasKlosterMoleserMoles Vergnügen Ver gnügen des städtisch städtischen en Lebens an AnAn- undText undTextee kurzvor,ohnesie umfa umfassendzu ssendzu me und gründeten just zwischen Cluny ziehung. Man hatte genug von exorbitan- erörtern. Die bedeutenden Unterschiede und Dijon das Kloster Cîteaux. Es sollte ten Gastmählern und erotischen Eskapa- beispielsw beispielsweise eise zwischen der Lehre der der neue Orden der Zisterzienser entsteden. Im Zug der Völkerwanderung brach Evangelien und der Regel des Benedikt hen, damit die Mönche wieder „Arme mit die verfeinerte städtische Kultur weitge- treten nicht systematisch in Erscheinung dem armen Christus“ seien und die Regel hend zusammen. Es erschien der christli- oder werden nur tröpfchenartig in den Benedikts streng befolgt werde. Auch Cîche Asket, der als Eremit, Mönch oder Fortgang der Darstellung eingeflochten. teaux baute schnell einen Verband von Nonnee ein ande Nonn anderes res Glück suc suchte. hte. Die Deutlich wird allendings, dass es zu keiKlösternauf, deraber ganzanderesorganihöchsten sozialen Instanzen, die Amtskir- nemZeitpun nemZeitpunktnur ktnur eine einen n einz einzige igen n Bezu Bezugsgs- siert wurde als jener von Cluny: nicht che, die Päpste und Bischöfe, die weltli- punkt gegeben hätte, um das klösterliche mehr patriarchalisch patriarchalisch mit einem einzigen chen Herrscher unterstützen das Leben Lebenzuformen.Es exis existiert tiertee kaumje Ei- Abt als Eigenherrn Eigenherrn aller Klöster, Klöster, sondern dieseraußergewöhnlichenreligiösenFigudieseraußergewöh nlichenreligiösenFigu- nigkeit unter den Mönchen und Nonnen nach rationalem Prinzip, welches auf den ren, weil diese das Christentum vorbild- in verschiedenen Häusern, was der rechte Konsens zwischen den Äbten setzte. Man lich zu repräsentieren schienen. führte ein jährliches Generalkapitel ein, An die sem Pu nkt set zt Ger t Melville quasi als mönchisches Parlament, zu dem mit seiner Studie über „Die Welt der mitalle Äbte des Ordens kamen. Gert Melville: telalterlichen Klöster“ ein: Mit dem Er Anfang des dreizehnten Jahrhunderts „Die Welt Welt der scheinen der ersten christlichen Asketen entwickelten die neuen Bettelorden, die mittelalterlichen inder ägyptischen ägyptischen Wüsteim dritten JahrJahrFranziskaner oder Dominikaner, ähnliKlöster“. hundert nach Christus, von denen der cheStrukturenund cheStruktur enund nannt nannten en auchdieVorGeschichte und Eremit Antonius der berühmteste wurde steher der Klöster nicht patriarchalisch Lebensformen. und auf die klösterliche Kultur des Mit Abt (Vater) oder Äbtissin, sondern sachVerlag C.H. Beck, telalters telal ters ausstra ausstrahlte. hlte. Melville ist allerlich Prior (Erster) oder Priorin, welche München 2012. 415 S., dings an der Vorgeschichte oder an anihre Ämter nicht mehr lebenslang, sonAbb., geb., 24,95 €. thropologisch thropol ogischen en Erklärun Erklärungen gen für das dern auf Zeit erhielten. Parallele Dinge Phänomen Phänom en der christl christlichen ichen Asketen vollzogen sich in den Städten, wo die Pakaum interessiert, ganz so, als seien sie Weg sei. Es Es gab ständig ständig Experimente, Experimente, Re- trizi trizier er eine kons konsulari ularische sche Ve Verfassu rfassung ng ein Phänomen sui generis, ohne die Vor- formen und neue Ansätze. durchsetzten. läufer der Stoa. Eswarendie frän fränkisc kischenHerrsch henHerrscher,die er,die Melvill Mel villee legtso seinAugenm seinAugenmerkauf erkauf die Der Ton ist leicht erhaben: „Dieses im achten und neunten Jahrhundert ge- evoluti evolutionäre,verfassungsmä onäre,verfassungsmäßigeEntwickßigeEntwickBuchhandeltt vonMenschen Buchhandel vonMenschen,, diedie Vol Volll- meinsammitder römisc römischenKurie henKurie undcha- lung der mittelalterlichen Klöster, auf die kommenheit ihrer Seele suchten und be- rismatisch rismatischen en Figuren wie Bonifatius ver- allmählic allmähliche he Aufspaltung in unterschiedlireit waren, sich dafür der irdischen Welt suchten, die Regel des Benedikt für Mön- che Orden und arbeitet diese Phänomene zu entledigen.“ Die Darstellung bewegt che und Nonnen als verbindlich einzufüh- aufschlu aufschlussreichheraus.Doch ssreichheraus.Doch derspirituelsich in traditionellen Bahnen und schilren. Die Klöster sollten in die Politik des leCloukommt zukurz: dasDurch dasDurchbrec brechen hen dert das Leben der christlichen Mönche Frankenreiches eingebettet werden, und der Endlichkeit des menschlichen Lebens und Nonnen „aus der Perspektive der zwar nicht nur als religiöse, sondern auch durch Techniken der Selbstdiszipl SelbstdisziplinieinieKlöster“, wie der Autor hervorhebt. Im als wirtschaftliche und kulturelle Stütz- rung. Auch vermisst man eine tiefere In Wesentlichen greift er auf spätantike punkte. Gerade die Klosterinsa Klosterinsassen ssen woll- terpretation des Ganzen: die Einsicht, oder mittelalterliche Texte zurück, die ten sich aber nie ganz von den weltlichen dass es hier um die Auflehnung gegen die das Leben von charismatischen Gründer- Mac Machtha hthabernodervon bernodervon derAmtski derAmtskircheberchebe- Triebe der Natur ging, um eine Auflehfiguren der monastischen Sphäre schil- stimmen lassen. Christliche Asketen und nung, die ihrerseits ganz neue feine Nerdern,oderauf berüh berühmteRegelw mteRegelwerke,welerke,wel- Eremiten, Mönche und Nonnen blieben venreizeerzeugt. Es wurdendie gewöhnl gewöhnliiche den Alltag der Mönche und Nonnen subversiv, subvers iv, schwankten zwischen Anpas- chen Lebensrhythmen ausgehebelt, um bestimmten. Der Leser wird hauptsäch- sung und Selbstbestimmung. zum Unend Unendlich lichen en vorz vorzudrin udringen. gen. Der lich mit der idealen oder orga organisat nisatorioriDas burgundische Kloster Cluny wurde Mönch oder die Nonne konnte sich nicht schen Seite der klösterlichen Welt ver- bereits bei seiner Gründung im Jahr 910 einfach abends ins Bett legen und mortraut,, nich traut nichtt so sehr mit dem tatsä tatsächlic chlichen hen durch Herzog Wilhelm von Aquitanien gens aufstehen. Man betete und sang zu Erlebnis – sei es mystische Ekstase, sei es mit umfassenden Freiheite Freiheiten n gegenüb gegenüber er verschiedenen Tag- und Nachtzeiten, in Langeweile. Es fehlen die Berichte und weltlichen Mächten ausgestattet, bald be- genau festgelegten zeitlichen Abständen. Visionen, welche in der einsamen Zelle stätigt durch König und Papst. Die neue Das Leben im Kloster wurde in höchstem entstanden, von Mönchen und Nonnen, Abtei sollte nach dem Willen des Grün- Maße zu einem Artefakt – im Glücksfall die nicht durchweg zu den Gründerfigu- ders zu einem Symbol der „Unversehrt- zum gesteigerten Dasein, das ganz eigene ERWINSEITZ ren gehörten. heit der katholischen Religion“ werden. Wonnen bot.
Von den Eremiten zu den Klöstern des Mittelalters: Der Dresdner Mediävist Gert Melville folgt der Spur der Ordensleute – und vernachlässigt den spirituellen Antrieb dieser Bewegung.
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Neue Erzählungen, alte Motive: Johannes Heesters in Louis Daquins Verfilmung von „Bel ami“, 1954
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Wahns ahnsinn inn als Leid Leidensc enschaft haft Zu den Schriftstellern, auf die das Klischee von Genie und Wahnsinn leider zutrifft, gehört Guy de Maupassant (1850 bis 1893): Er litt seit 1877 an Syphilis und starb im besten Mannesalter in einer Nervenklinik. Aus dem Schrecken heraus entstanden Texte, die das Thema beeindruckend gestalten: Der bekannteste ist „Der Horla“. Melanie Walz präsentiert nun fünf von ihr übersetzte, teils verspielte, teils abgründige Wahnsinns-ErzählunWahnsinns-Erzählungen. Die längste, ein Kleinod, erscheint dabei erstmals auf Deutsch: „Dr. Gloss und die Seelenw Seelenwanderung“ anderung“ erzählt von einem friedlichen Privatgelehrten, der ein
Manuskript findet. Mit deftiger Ironie beschreibt Maupassant, wie Dr. Gloss, dessen Name Candides unverbesserlichen unverbesserlichen Lehrer evoziert, erst einen Affen und dann sich selbst für eine Reinkarnation des Pythagoras hält: „. . . nichts bedeutet diese Freude neben der, die Doktor Héraclius Gloss überkam, als er nach so langem Schlingern in der Dünung der Philosophen und auf dem Floß der Ungewissheiten endlich triumphierend und erleuchtet in den Hafen der Seelenwa Seelenwandenderung einfuhr.“ Des Einen Triumph ist des anderen Spott: Als Dr. Gloss sich nicht damit begnügt, mit seinem Hund zu
ingemeiß inge meißelt elt schw schwebt ebt der Kanon
über dem bunten Treiben der BüE chernarren und Leselustigen. Das Boston Book Festival, das in diesem Jahr
zum vierten Mal stattfand, unterscheidet sich von Literaturfestivals anderer Städte durch zwanglose Konzentration: Alles spielt sich an einem Tag und auf einem Platz ab, dem Copley Square vor der BostonPublicLibrary tonPublicLibr ary.In .In dieMauerndesNeorenaissancepalastes sind an drei Seiten die Namen der Urheber geritzt, geritzt, deren Werkeim Einweihu Einweihungsjahr1895 ngsjahr1895 die eiserne Ration einer humanistischen Bildung ausmachten. Der in der Bibliothek einsehbare Index aller geehrten Personen umfasst 76 Seiten. Diese amerika amerikanisch nischee Besten Bestenliste liste ist noch überwiegend europäisch, mit starkem deutschen Anteil von Wolfram von Eschenbach bis zu Theodor Mommsen, der 1895 noch unter den Produzierenden weilte. Die Wissenschaften stehen noch gleichgewichtig neben der Dichtung, und auch Autoren, die für den Tag arbeiteten, Staatsmänner und die Gründer des Rezensionsjournals „Edinburgh Review“, haben sich erfolgreich verewigt. Literatur ist eine öffentliche Sache – und ist es in Boston immer noch. Da die Veranstalter nur für neun Stunden Programm machen, können sie eine beachtlich beach tlichee Zahl kanoni kanonischer scher Autore Autoren n präsentier präse ntieren.Auf en.Auf demPodiumüber„Graphic Novels“ sitzen Chris Ware, der nach zwölf Jahren soeben seinen zweiten Beitrag zur Gattung veröffentlicht veröffentlicht hat, die in einer Pappschatulle ausgelieferten „Building Stories“, und Charles Burns, der seinen Zyklus von Paraphrasen über „Tim und Struppi“ vorstellt. Die weltbekannten Wissenschaftler unserer Zeit wohnen in der Nach Nachbarsc barschaft: haft: der Kogni Kognitionstions-
Boston und seine Bücher wissenschaftler Steven Pinker, der Urheberrechtsexperte Lawrence Lessig und der politische Philosoph Michael Sandel. Wie viel kann man doch auf kleinem Raum unterbringen, wenn manwie Ware den Sinn des Präzisionsarbei Präzisionsarbeiters ters für Rhythmus und Formeln hat! Schon Homer, den Puvis de Chavannes auf dem Fresko im Treppenhaus der Bibliothek alsUrvaterdes Kanon Kanonss inthr inthronisi onisiert,verert,verstand sich auf Wirkungssteigerung durch Kompression. Die langen Gedichte über den Krieg um Troja und die verzögerte Heimkehr des Odysseus wurden von professionellen Vortragskünstlern zur Aufführung gebracht. Das Festival war damals der einzige Publikationsort für die Dichter. Eine Gesamtrezitation der Ilias, vermutet David Elmer, ein junger Professor für Klassische Philologie in Har vard, nahm drei Tage in Anspr uch. Verglichen mit der Zeit, die heute auch ein kundiger Leserfür dieLektüreder Überse Übersetzungbetzungbenötigt,war nötig t,war dasschnell dasschnell.. DieHörererkannten die für Homer so charakteristischen Motivwiederholungen, weil sie die Verse noch im Ohr hatten. Eine Stunde hat Elmer, um Madeline Miller zu befragen, die mit ihrem Debüt-
reden, sondern zum militanten Vegetarier wird, erregt er öffentliches Ärgernis – der Weg ins Irrenhaus ist vorgezeichnet. Dort wartet eine Überraschung . . . Die anderen Erzählungen präsentieren einen Mann, den Eifersucht auf ein Pferd quält, einen mordenden Richter, einen Seher unsichtbarer Wesen und einen Liebhaber der Nacht. Als Kaminlektüre unbedingt empfohlen! (Guy de Maupassant: „Dr. Gloss und die Seelenwanderung “. Erzählungen. Herausgegeben und aus dem Französischen übersetzt von Melanie Walz. Verlag C. H. Beck textura, München 2012. 126 S., br., 14,95 €.) nibe
roman „The Song of Achilles“ den britischen Orange-Preis gewonnen hat. Das Gespräch wird zu einer höchst vergnüglichen Lehrstunde über metaphysisc metaphysische he Entscheidungen Entscheidung en und logistische Kniffe auf einer epischen Großbaustelle. Am Abend gelingt dem Festredner Richard Ford und seiner Laudatorin Claire Messud im selbe selben n Zeitra Zeitrahmen hmen das glei gleiche che Kunststück. Zehn Jahre lang hat Madeline Miller an ihrem Manuskript zu „The Song of Achilles“ gearbeitet. „Ich „Ich musste meinen Weg zu meiner Version der Stimme des Patroklos finden.“ Nach fünf Jahren war der Roman fertig – aber sie verwarf diese Fassung wieder, weil sie noch zu homerisch war, „in einer epischen Stimme“ geschrieben. Die Entstehung von Rich Richard ard Fords Roman „Kanada“ hat noch mehr Zeit benötigt. Im Oktober 1989 schrieb er elf Seiten, Seite n, die den Keim der Geschichte Geschichte enthielten: enthie lten: Ein Junge, um den sich die Eltern nicht mehr kümmern können können,, wirdd nac wir nachh Kan Kanada ada ges geschi chickt ckt.. Der Banküberfall der Eltern, mit dessen Erwähnungim wähn ungim ersten ersten,, heuteschongeflügel heuteschongeflügel-ten Satz der Roman beginnt, beginnt, kam zwanzig Jahre später hinzu. In der Zwischenzeit nahm Ford diese Blätter nicht mehr in die Hand. Er verwahrte sie im Eisfach. Diese Geschichte (F.A.Z. vom 28. Juli) wird in der Bostoner Version zum romantischen Märchen: Das Tex Textfragment tfragment war ein Schatz, den der Autor hütete, aber nicht anzufassen und nicht anzuschauen wagte. „Während Jonathan Franzen, Jeffrey Eugenides, Zadie Smith und Jennifer Egan Ega n debüt debütierten ierten,, erwa erwachsenwurde chsenwurden n und ihreVerlagewechselten, lagdie Geschichte im Eisfach.“ So spricht ein Schriftsteller, der sich seiner kanonischen Stellung PATRICK BAHNERS sicher ist.
Seit 1133 wird hier ohne Unterlass gesungen: Zisterziensermönche im österreichischen Stift Heiligenkreuz
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MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 27
Als das Bauen noch geholfen hat: Wilhelm von Kaulbach brachte um 1850 auf die Leinwand, wer alles König Ludwig I. bei der Ausführung monumentaler Architekturen unter die Arme griff.
chtundsechzig: Bis heute missver-
stehen Betroffene, vor allem aber A Nachgeborene diese Ära. Als habe sie nur aus antiautoritären Ideologen,
blindwütigen Steinewerfern und sektiererischen Maoisten bestanden. Unterschlagen werden jene, die in Folge des Umbruchs die Gesellschaft in Politik,Wissenschaft und Kultur grundlegend reformiert haben. Zu ihnen gehört Winfried Nerdinger, derdrei Jahrzehnte langdasArchitekturmuseum der Technischen Universität München geleitet hat. Nerdinger vereinte dabei mehrere Professionen: Der diplomierte Architekt war zugleich engagierter Hochschullehrer und Ausstellungsmacher, Publizist und nicht zuletzt ein streitbarer, oftmals unbequemer Zeitgenosse. Als Museumsdirektorhat Winfried Nerdinger wie kein zweiter seines Fachs wissenschaftliche Erkenntnisse in eine breite Öffentlichkeit getragen. Doch er hat das Architekturmuseum nicht nur geleitet, sondern vor fünfunddreißig Jahren überhaupt erst erfunden. Als er dort begann, gab es an der Münchner TU eine bescheideneSammlung. Nunmehrverfügt dasMuseum mit 1100 Modellen, 500 000 Plänen und 200 000 Fotografien über das bedeutendsteArchivfür Architektur inDeutsch-
Die Axt der Vernunft Klarstellung: Mit der grandiosen Ausstellung „Der Architekt“ verabschiedet sich Winfried Nerdinger nach fünfunddreißig Jahren vom Münchner Architekturmuseum land. Dabei ist es als Hochschulmuseum Im Rückblick muss man staunen, wie ein Sonderfall, weil sich hier Forschung breit das Spektrum der Ausstellungen anund Lehre mit der Vermittlung von Archi- gelegt war. Neben monographischen Untekturunmittelbar verbinden. DieseSyner- tersuchungen und historischen Forschungienhat Nerdinger für mehr alssechzigei- gen wurden auch poetische Themen prägene Ausstellungen wirkungsvoll genutzt sentiert. So zeigte Nerdinger, ein beken– gemeinsam mit seinem „Hochleistungs- nender Bibliomane, etwa „ Architektur, team“, wie der W iener Architekturhistori- wie sie im Buche steht“. Seine wohl ker Friedrich Achleitner die Gruppe jun- schönste Schau zum Werk eines lebenden ger Wissenschaftler und Gestalter kürz- Architekten war dem österreichischen lich gerühmt hat. Baukünstler Heinz Tesar gewidmet.
DieIdeologen derModerneverstörteer durch seine Tabus brechende Ausstellung zur Rechtfertigungvon Rekonstruktionen. Überhaupt war für ihn die Geschichte im Sinne von Jacob Burckhardt das „Gerüst“ seines Programms. Und so spielte bei der erfolgreichen Präsentation „Ort und Erinnerung – Nationalsozialismus in München“ dieeigeneHerkunfteineRolle:Nerdingers Vater, ein Mann des Widerstands, wäre von den Nazis fast ermordet worden. Mit Walter Benjamin gesprochen, war Nerdingers Leidenschaft ein „Vordringen mit der geschliffenen Axt der Vernunft“. SeinVordringenin Gestaltvon Ausstellungenund begleitendenPublikationenvor allem seit dem Einzug des Museums in die Pinakothek der Moderne 2002 nannte der Schweizer Architekturhistoriker Werner Oechslin kürzlich eine „weltweit einzigartige wissenschaftliche Leistung“. Das trifft besonders auf die aktuelle Ausstellungzu,mit dersichNerdingerverabschiedet. „Der Architekt – Geschichte und Gegenwart eines Berufsstandes“ ist ein Paukenschlag: Niemals zuvor ist dieses Thema so umfassend, aber auch überzeugend dargestellt worden. Das Bauen gehört zu den ältesten Aktivitäten der Menschheit; der Name Archi-
tekt bedeutet nicht umsonst „Ur-Baumeister“. Außerdem ist jeder, von der Wiege biszur Bahre,ständigvonArchitekturumgeben. Es ist deshalb verwunderlich, dass die Arbeit des Architekten und die historische Entwicklung seiner Profession bislang nur wenigen genauer bekannt sind. Dieses Defizit behebt die Ausstellung mit einer Fülle von Zeugnissen. Skulpturen, Gemälden und Zeichnungen, darunter wertvolle Leihgaben aus Münchner Museen und Bibliotheken, sowie Fotos, Modelle, Filmeund die Werkzeuge desArchitekten. Sie dokumentieren einen Zeitraumvonfastfünftausend Jahren,vom AltenÄgyptenbiszur heutigendigitalenPraxis. Daneben werden Seitenblicke auf die Beziehung von Architekten zu Musik, Theater und Film geworfen. Dass sich das Thema noch viel weiter spannen lässt, vermittelt der zweibändige, mehr als vier Kilo schwere Katalog. Darin ist nahezu alles versammelt, was man schon immerüberden BerufdesArchitekten wissen wollte – historisch gehen die Beiträgebiszu denfrühenMythenzurück, international werden auch das heutige Japan, China und Indien behandelt. DereinführendeTextvon WinfriedNerdinger schlägt kritische Töne an: „Der Ar-
Foto Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
chitektstehtim SpagatzwischenAlleskönner und sich aller Disziplinen bedienender Dilettant.“ Seine Rolle wie auch sein Status stellen sich in den verschiedenen Kulturkreisen und Epochen ganz unterschiedlich dar. Wurde etwa der Architekt im Alten Ägypten zum Gott erhoben, blieb er im Mittelalter der dienende Werkmeister, wurde mal als „Titan der Erde“ (Ledoux) gefeiert, mal als „Schwachkopf“ (Flaubert) geschmäht. Eine große, weltweit wirksame Zäsur tat sich im neunzehnten Jahrhundert auf, als sich die Berufe von Ingenieur und Architekt trennten, eine zweite im zwanzigsten, weil seither Sonderfachleute die Berufsfelder des Architekten zunehmend einengen. Gleichwohl könnte der bekannte Satz von Leon Battista Alberti heute noch als Leitbild dienen: „Einen hohen Geist, unermüdlichen Fleiß, höchste GelehrsamkeitundgrößteErfahrungmussjenerbesitzenundvor allem eineernsteund gründliche Urteilskraft und Einsicht haben, der es wagt, sich Architekt zu nennen.“ WOLFGANGJEAN STOCK Der Architekt – Geschichte und Gegenwart eines Berufsstandes. Architekturmuseum der TU Mün-
chen in der Pinakothek der Moderne. Bis zum 3. Februar 2013. Der zweibändige Katalog aus dem Prestel Verlag kostet im Museum 76 Euro.
Das Leben hat etwas Theatralisches
Dazu heult wortlos die Weltseele
Rollenspiele: AxelR anisch lässt in seinem Film„Dicke Mädchen“ Identitäten üben
Wladimir Rannjews Multimedia-Oper „Zwei Akte“ in der Eremitage uraufgeführt
Frau Edeltraut Ritter ist manchmal nicht mehr ganz klar im Kopf. Da k ann es vorkommen, dass sie das Haus verlässt, und weil sie eine gründliche Person ist, schließt sie vorher noch die Balkontür ab. Dabei hat sie allerdings vergessen, dass auf dem Balkon noch jemand ist. Er heißt Daniel und ist eigentlich dazu da, Edeltraut tagsüber zu betreuen. Nun friert er stundenlang vor sich hin, kann weder Hilfeholen nochnach Edeltrautsuchen.Erst als deren Sohn Sven abends von der Arbeit nach Hause kommt, wird Daniel aus seinerZwangslage erlöst.Und „dieMutti“ taucht schließlich auch wieder auf. Kein Grund zur Panik. Eine seltsame Familie ist das, die Axel Ranisch inseinem Film„DickeMädchen“ präsentiert. Sven, ein älterer Junggeselle, schläft mit seiner Mutter in einem Bett. Abends tanzt er, wenn der Augenblick günstig ist, nackt zu Ravels „Bolero“. Und Daniel, der eine eigene Familie hat, fügt sich ganz hervorragend in die spontanen Darbietungen, zu denen Sven und seine Mutter sich manchmal hinreißen lassen. Das Leben hat etwas Theatralisches, es wird getanzt, gespielt, gesungen, am Rande der Altersdemenz wird die Mutti noch einmal ganz jung, eine Performerin, von der manchmal nicht ganz klar ist, ob sie nicht vielleicht einfach der Schalk reitet, wenn sie sich in sich verliert. Das Ernste heiter zu nehmen, das ist eine der höchsten Künste. Und man könnte sagen, dass Axel Ranisch sich dieserKunst auf mehrfache Weiseverschrieben hat. Denn in seinem Film geht es nicht nur umeine schräge Beziehungskiste mit einer Dame und zwei Herren, die sich auf eine komplizierte Konstellation einlassen. Es geht auch um eine Weise, dem richtigen Kino mit seinen plot points und production values einen Streich zuspielen. „DickeMädchen“wurde mit einer Mini-DV-Kamera gedreht und sieht aus wie bei Nachbars in der Wohnung mal schnell so hininszeniert. Der Soundtrack mit seinen wehmütigen Walzerklängen, aber auch einemnassfor-
Das Geheimnis dieses ganz offensichtlich unabhängigen Films liegt im Zusammenspiel dieser drei Menschen, die eine große Zärtlichkeit ausstrahlen gerade dort, wo sie eigentlich unbeholfen wirANZEIGE DI 04 DEZ Großer Saal 20:00
TROMPETISSIMO FRANZ LISZT KAMMERORCHESTER GÁBOR BOLDOCZKI UND SERGEJ NAKARIAKOV Trompete Werke von Telemann, Mendelssohn, Donizetti, Mozart und Haydn
FRANKFURT TICKETS 069 1340 400/WW W.ALTEOPER.DE
ken. Für „Dicke Mädchen“ wurde viel improvisiert, so steht zu lesen, und so meint man es den Bildern auch deutlich anzusehen. Mit den Rollenspielen mit Mutti, die etwa zur Hälfte des Films einen veritablen bunten Abend ergeben, werden die Grundlagen für eine Annäherung zwi-
schen Sven und Daniel gelegt, in der aus SANKT PETERSBURG, im November ren Faust und Hamlet in die moderne, al- sammen, das die Instrumentalisten dem Spiel dann ein gewisser Ernst wer- In dem unbedrohten Paradies ihrer infor- les verdauende Gesellschaft und zeigt, durch Pulse und Glissandobögen struktudenkann. Dennwenn da plötzlichGefüh- mellen, der Kunst geweihten Gegenwelt wie sie mehr und mehr verhackstückt rieren. Die ebenfalls von Rannjew besorgte le bewusst werden, die davor im Alltag of- glaubten die Moskauer Konzeptualisten werden. Die beiden Personifikationen fensichtlich gut unter Kontrolle gehalten schon unter der späten Sowjetmacht, des willensgesteuerten Denkens und des Regie projiziert dazu die abwesenden, dass die Epoche der großen Werke und radikalen Hinterfragens manifestieren aber vervielfältigten Solisten per Video waren, dann kann einen das ganz schön auf die Gebäudewand. Auf der Bühne in Schwierigkeiten bringen – es sei denn, Autoren zu Ende ging. Der u ngekrönte sich bei Prigow, indem Faust und Hamlet König dieser Szene, der 2007 gestorbene alternierend jeweils Formeln aus ihren steht, die Seele der Zeit verkörpernd, nur man hat mögliche neue Identitäten schon Dmitri Prigow, der auch ein tiefsinniger klassischen Monologen stottern. Dazu die Extremvokalistin Natalja Pschenitmal geübt. Kulturtheoretiker war, stilisierte deshalb heult wortlos die Weltseele. Rannjews schnikowa und wimmert, seufzt, grumNun kann ein Mann, der davor mit Musik zerbröselt die rudimentären Hel- melt. Zur Collage der Männerstimmen FrauundKind gelebthat, dieHomosexua- die eigene Person zu einer Mischung aus litätnichteinfachanlegenwie einenFum- Pop-Held und interdisziplinärem Ge- den zum Klon-Chor. Der Komponist hat wandelt sie sich erst zur gebückten Alsamtkunstwerk. Prigow, das unablässig die Sprechgesangspartien von Hamlet ten, die überrollt wird wie Ophelia, im mel. Doch Axel Ranisch will auch nicht sofort dasgroßequeereSchmerbauch-Me- Zeichnungen undTexteausstoßendeMul- und Faust mit den Sprechern Gunnar zweiten Akt dann zu einem apathischen titalent, verschmolz als Deklamator, Per- Brandt Sigurdson und Rainer Killius auf Gretchen in Gestalt einer Straßenverkäulodram ausrufen. Er hält „Dicke Mädformancekünstler und Schauspieler völ- je acht ineinandergreifenden Tonspuren ferin. Und sie ist es auch, die diesen Gochen“ sehr schön in einer Schwebe, in der lig mit seiner scheinnaiven, tragisch-abaufgezeichnet. Das Mischpult fügt sie zu belin aus medialen Partikeln zum finalen zumindestfür SvenzwischenWeinkrämp- surden Dichtung. Als lebendige Skulptur einem schillernden Stimmengestöber zu- Einsturz bringt. KERSTIN HOLM fen und Aufbruchsstimmung alles drin wurde er zum Klassiker. Dass seine Witist, während von Daniel eine Grundsatzwe Nadjeschda Burowa den Hauptteil entscheidung nicht verlangt werden des Nachlasses – Zeichnungen, Installatikann. Das wäre einfach zu früh am Ende onsmaterial, Videos – dieses moskowieines knapp fünf Viertelstunden langen tischsten aller russischen GegenwartsLow-Budget-Films, den man sich gut als künstler der Petersburger Eremitage verSerie (im Netz?) fortgesetzt vorstellen machte, ist dennoch folgerichtig: Das eukann. Ob „Mutti“ dann noch mitzuma- ropäische Kunstrefugium der Zaren, das chen in der Lage ist? Das hängt sehr von soeben seine prächtige Dependance für der Phantasie der Beteiligten ab, und Zeitgenössisches im grandios ausgebauwenn man „Dicke Mädchen“ als Anhalts- ten Generalstabsgebäude am Schlosspunkt nimmt, dann haben sie davon auf platz eröffnete, ist Russlands kulturelle BERT REBHANDL jeden Fall genug. Arche. Nach einem Prigow-Bonmot wurde Rembrandt eigentlich deswegen so berühmt, weil viele seiner Bilder in der Eremitage hängen. Betrüblich nur, dass fähige junge Kunsthistoriker, in der Zange zwischender Scylla desinteressierterKollegen und der Charybdis von Hungerlöhnen, die ein Bruchteil des Verdienstes von Soldaten oder Polizisten ausmachen, das trudelnde Schiff Richtung Westeuropa verlassen. Die neue Prigow-Schau, die Alexej von Jawlensky. Stilleben mit Weinflasche. Um 1904 teilweise in der ständigen Ausstellung Öl auf Malkarton, 49,7 x 53 cm. Auktion am 30. Nov. bleiben wird, startet mit einem Festival, als dessen Krönung die Oper „Zwei AUKTIONEN IN KÖLN Akte“ nach einem Prigow-Libretto im 29. NOV. PHOTOGRAPHIE 30. NOV. MODERNE KUNST neu überdachten Innenhof gespielt wur1. DEZ. ZEITGENÖSSISCHE KUNST de. Die Uraufführung der MultimediaVorbesichtigungen: in Brüssel 14. Nov.; in Köln 23.–29./30. Nov. Partitur des Petersburger Komponisten Wladimir Rannjew durch das Berliner
LEMPERTZ
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SEITE 28 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
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Endlich Freunde
Was du ererbt von deinen Briten – verjuxe es!
SalmanRushdieund John le Carréversöhnensich
Spaßam Alten: AlanBennetts „People“uraufgeführt LONDON, 13. November ennLady Diana Cooper anihre Kindheitauf derStammburgihrer Familie zurückdachte, erinnerte sie sich an den „erstickenden“ Geruch der Touristen, die durch den Besitz strömten. Für ihren Großvater stellten diese Touristen „England und Freiheit und das Lehnswesen dar, ein Bindeglied zwischen Adel und Volk“. In ihren Memoiren schildert die aristokratische Society-Schönheitdiese regelmäßigeInvasion des Pöbels als Lästigkeit. Die herrschaftlichen Kinder wurden im Sommer zu einem Picknick rausgeschickt, bis die Horden abgerückt waren. Selbst dort sei ihnen nicht zu entgehen gewesen. Alan Bennetts Lady Dorothy Stacpoole empfindet den gleichen Horror beim Gedanken, dass Ausflügler durch die Räume ihres Stammsitzes wandern und ihr einsiedlerisches Dasein stören könnten. Aber es bleibt ihr keine Wahl. In „People“, dem jüngsten Stück des Publikumslieblings, das jetzt im National Theatre seine Uraufführung erlebt, hat die Familie das Schicksal vieler britischer Adelshäuser ereilt. Das Geld ist ausgegangen und die Erbin muss entscheiden,ob sieden Besitzder Denkmalschutzstiftung National Trust übergibt, wie es die jüngere Schwester June, eine humorlose lesbische Erzdiakonissin, wünscht.Die wunderbarüberdrehte Dorothy von Frances de la Tour schwankt zwischendem Gegenangeboteineszwielichtigen Fonds, der historische Anwesen für die exklusive Nutzung von „Gleichdenkenden“ aufkauft, und der Möglichkeit, die Räume als Drehort für Pornofilme zu vermieten. Alles, bloß nicht die schrecklichen Menschen, die der National Trust mit sich brächte. Schließlich ist Dorothy schon vor vielen Jahren aus der mondänen Welt geflüchtet,in der sieals Haute-Couture-Model ein unstetes Dasein fristete, und hat sich mit ihrer Begleiterin hinter dem feuchtenund brüchigen Gemäuerdes Ahnensitzes im nordenglischen Yorkshire verschanzt, liest alte Zeitungen, die sich in ihren wilden Jahren angehäuft haben, womit sie mit dreißig jährigen Rückstand gerade beim Falkland-Krieg angelangt ist. Unter undichtem Dach sitzt sie
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Schlimmste seien die anderen Menschen, sie verdürben alles, umgarnt er die Schlossherrin und spricht dem Autor Alan Bennett aus dem Munde. Es sind allerdings nicht nur die anderenMenschen,diediesenspöttischenBeobachter der kleinen Befindlichkeiten mürrisch machen. Bennett verabscheut die kosmetische Aufbereitung historischer Anwesenund derenDarbietungals authentisches Bild der Vergangenheit. In einem Aufsatz, den das Programmheft gekürzt wiedergibt, bezichtigt er die Denkmalschutzorganisation, vor nichts zurückzuschrecken in ihrem publikumsgeilen Eifer, nicht einmal vor einer Audio-Tour des Londoner Rotlichtviertels Soho. In nostalgischer Erinnerung an die wohlfahrtsstaatliche Bescheidenheit seiner Kindheit sieht Bennett diese Vermarktung des nationalen Erbes als Sinnbild der Kommerzialisierung, die mit Margaret ThatcherEinzug gehaltenhabe undmit derdie Selbstverständlichkeitsozialer Einrichtungen verschwunden sei. Auf der „Poeple“-Bühne des National Theatre gerät der National-Trust-Kurator – Nicholas Le Prevost spielt ihn in rostbrauner Cordhose und Tweedjacke als lehrerhaften Enthusiasten – vor allemüber einDutzendNachttöpfe inVerzückung, die berühmte Gäste des Hauses wie George Bernard Shaw, Thomas Hardy und Ramsay MacDonald einmal genutzt haben und die aus Pietät nie geleertwurden. Der NationalTrustwill sie reinigen und „originalgetreu“ wieder auffüllen lassen. Auch die Vermietung des Salons für den Pornofilm „Griff nach dem Schenkel“ soll dem Publikum nicht vorenthalten werden, und als Krönungdes Ganzen wirdDorothy Stacpooleden Besuchernin ihrenlumpigenKleidern als lebendes Exponat dargeboten. Am Schluss, nachdem der Salon in einer witzig choreographierten Restaurierungsnummer zu altem Glanz gebracht wird, speit die verfallene Grandedame jene anekdotischen Banalitäten der National-Trust-Freiwilligenhelfer aus, die Bennett besonders ärgern: Es gebe ja „nichts, was nicht gesagt werden kann, nirgendwo, das nicht besuchbar ist. Das hat uns zumindest der Holocaust beigebracht“, lässt er den Vertreter des Natio-
Tanzen zu Downtown: Frances de la Tour und Linda Basset
mit ihrerschrulligen, strickendenBegleiterin frierend vor einem kleinen elektrischen Heizapparat wie eine Pennerin in modrigem Pelzmantel und Turnschuhen. Der verblichene Glanz des klassizistischen Salons, wo die beiden kampieren, gleicht mit seinen alten Meistern und dem Nippes der Jahrhunderte einer Rumpelkammer. Ein Gutachter mustert das Inventar für eine jener „Dachbodenversteigerungen“, bei denen Krimskrams durch die adelige Provenienz zum Wertgegenstand deklariert wird. Nebenbei vertritt Miles Jupps listig untertäniger Auktionator den finsteren „Konzern“, der die Öffentlichkeit aus seinen Immobilien fernhält. Der größte Luxus sei, Plätze für sich zu haben, das
Foto Catherine Ashmore
nal Trust in einem seiner pointierten Sprüche sagen, die, gemessen an den spitzen Pfeilen eines Oscar Wilde, freilich wie stumpfe Instrumente wirken. Auch krankt die Satire an pennälerhaften Sex-Witzen, die Bennett mit der Beharrlichkeit des verklemmten Briten streut,der imAlter vonseinenHemmungen befreit worden ist. Selbst unter Nicholas Hytners geschliffener Regie gerät der Klamauk mit einer lettischen Pornodarstellerin und ihrem schlaffen Gegenüberim schaukelnden Himmelbettzu einerplumpenSituationskömödie.DasPublikum aber nimmt die possenhafte Komik begierig auf. Und der National Trust geht mit Presseerklärungen in die Defensive. GINA THOMAS
Heute versucht jeder, moderater zu sein als alle anderen: John Irving letzte Woche in München.
Der amerikanische Schriftsteller John Irving im Gespräch
Das Geheimnis der Miss Frost In Ihrem neuen Buch gibt es wieder eine Schriftstellerfigur und auch einen Trans sexuellen – ist es eine neue Version von „Garp und wie er die Welt sah“? Die Themen ähneln sich vielleicht, aber die Romane sind doch sehr unterschiedlich. „Garp“ war über weite Strecken eine Parodie, das Buch war in den siebziger Jahren ein Weg für mich zu sagen:So,ihr denktalso,die sexuelleBefreiung hat funktioniert? Warum hassen die Menschen sich dann so? Die Figuren in diesem Buch sind – hoffe ich – keine Parodien. Es ist trauriger, ernster als „Garp“.
Presse Amerika immer als moralisch zutiefst zweigeteiltes Land dargestellt wird. Die gesellschaftlich Konservativen sind eine– wennauch sehrlaute – Minderheit. Seit der späten Reagan-Zeit bezeichnet sich die christliche Rechte zwar gern auch als „moral majority“ – doch in der Mehrheit war sie nie. So richtig begeistert über den Ausgang der Wahl scheinen Sie aber nicht. Obama ist ein guter Typ, ich mag ihn – aber gebe auch zu, dass ich vorher lieber HillaryClintongehabt hätte,weil siedeutlich liberaler ist. Oder lieber noch vorher schon John Kerry. Was hat sich denn seit damals geändert? Das erinne rt daran, was vor d er Wahl im Das politische Klima, in dem ich Jahr 2000 der K andidat der am erikani„Garp“ damals schrieb, war eines des Exhaben die Frauen darunter Miss Frost fast tremismus,derAttentatesogar.Heute ver- so lange wie zunächst Billy für eine Frau schen G rünen, Ralph Nade r, gesagt hat: Dass der demokratische Kandidat nur sucht jeder, moderater zu sein als alle angehalten, während Männern gleich auf- das kleinere von zwei Übeln ist . . . deren, eskommt mirmanchmal vor, alsob fiel, dass sie zu breite Schultern hat. . . . und jedes von diesen Übeln ist ein man zurück in die fünfziger Jahre wollte. Die Demokraten scheuen sich, das Wort Man könnte meinen, Ihr Bu ch sei auch kleineres als Ralph Nader! Der Grund dafür, dass George Bush damals gewonnen „liberal“ auszusprechen. Romney war eine Art Theatergeschichte des zwanzigssehr bemüht, sich als moderat zu präsen- ten Jahrhunderts, zumindest der Stücke, hat, war nicht die Auszählung in Florida. Es war Nader. Ohne ihn hätte Gore dort tieren – auch wenn er in Paul Ryan einen die in Amerika viel gespielt wurden. extremistischen Vizekandidaten hatte. Mir ging es eher ums Bild des Rollen- locker gewonnen und wäre Präsident geworden, so einfach ist das. spiels als solches, das sich im Roman in Aber was klagen Sie dann an? vielenFacettenzeigt:Jede Figurspieltauf Also gehöre n Sie auch zu denen, die s aNun, natürlich ist man heute schon viel eine Weise eine Rolle, ist nicht ganz, was gen, dass Nader niemals hätte antreten toleranter als damals – aber noch immer sie scheint, eben mehr als eine Person. sollen? gibt es Orte, an denen es für Gleichge- Theater war aber auch für mich persönEr hätte den Rest seines Lebens damit schlechtliche keine gute Idee ist, Händ- lich seit der Kindheit sehr wichtig. Und verbringen sollen,Autositzefür Kinder sichen zu halten, auch in Deutschland, das Buch ist auch eine Hommage an Weg- cherer zu machen, ja. Er hat als Anwalt oder? Und es geht in meinem Buch um gefährten, die mich geprägt haben, zum für Kundenrechte viel erreicht, aber ansubtilere Diskriminierungen, um das Ver- Beispiel den Regisseur Tony Richardson. sonsten – ich weiß nicht, ob Sie im Deuthältnisvon sexuellenMinderheiteninnerschen auch diesen Ausdruck haben – halb von Minderheiten. Der bisexuelle Der 1991 an Aids gestor ben ist. Was be- weiß ich nicht, was der geraucht hat. deutet diese Krankheit für den Roman? Mann wird vom Hetero wie auch vom Schwulen komisch beäugt. Er ist „nicht Das hat ebenfalls einen persönlichen Aber hatte er nicht in einem Punkt recht: dass Amerika mindestens eine im Club“. Bei Jüngeren ist das heute viel- Hintergrund: Aids war, auch in meinem leicht nicht mehr so problematisch, aber engenFreundeskreis, manchmalder einzi- dritte große Partei nötig hätte? Wissen Sie, wir haben doch schon diein meiner Generation – und also im Alter ge Weg, auf dem man erfuhr, dass jemand des Erzählers Billy Abbot – gilt ein Bi- homosexuell war – erst, als man bemerk- se dritte Partei. Einmal sind dadie Demosexueller einfach nur als jemand, der sich te, dass die Leute starben! Das hat mich kraten – die einzige Partei, die am gesellnicht traut, sich ganz zum Schwulsein zu zu der Frage geführt: Warum haben sie es schaftlichen Fortschritt interessiert ist. bekennen. dir nicht früher gesagt, hast du irgendet- Und dann gibt es zwei Parteien der Konservativen. Nämlichdie fiskalKonservatiwas getan oder gesagt, weswegen sie sich Die Le hrerin M iss Frost ist von der ers- nicht sicher fühlten? ven, die einfach nur Angst haben, dass ten Seite des Romans an das Objekt der die Regierung sich zu sehr einmischt, was Begierde die ses Billy Abb ott. Habe n Sie Bedeutet die Wiederwahl Obamas für sie dann schnell Sozialismus nennen. auch gewisse Empathie für solche Leser, Sie auch eine Hoffnung auf mehr ToleUnd es gibt jene eben genannte Minderdie enttäuscht sind, wenn sie herausfin- ranz in Amerika, wenn man etwa an die heit der gesellschaftlich Konservativen: den, das diese Miss Frost nicht wirklich – was die Them en Ihres Romans b etrifft Diese Gruppe, die auch sexuell konservaeine „Miss“ ist? – ziemlic h radikale n Ansic hten der Tea- tiv und unter allen Umständen gegen Abtreibung ist, ist die dritte Partei – die daDas ist interessant: Ich habe dazu Party-Bewegung denkt? schon ganz verschiedene Rückmeldungen Dazu muss ich zunächst sagen: Es ge- bei ist, die Republikaner zu zerstören. von Lesern bekommen. Komischerweise fällt mir nicht, wie in der europäischen Die Fragen stellte Jan Wiele.
Fürc te ic nic t, enn ic a e ic er öst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
Prof. Dr. jur. Hans Stoll * 4. August 1926 in Freiburg 8. November 2012 in Freiburg
ausgezeichnet mit dem großen Bundesverdienstkreuz In Liebe und Dankbarkeit Elisabeth Stoll, geb. Schneider Dr. Andreas Stoll mit Familie Dr. Veit Stoll mit Familie Dr. Eva Stoll mit Familie Angela Stoll mit Familie Alemannensteige 9
Foto Frank Leonhardt
79117 Freiburg
Der Trauergottesdienst ist am Freitag, den 23. November 2012, um 10.00 Uhr in der
Im Jogginganzug sitzt John Irving entspannt in einem Frankfurter Luxushotel. Er hat bei uns gerade seinen Roman „In einer Person“ vorgestellt. Ein Gespräch über Toleranz, Theater und Politik.
Die Goethe-Universität Frankfurt am Main trauert um ihren Ehrensenator und Präsidenten a. D.
Prof. Dr. Hartwig Kelm 15.April 1933 – 11. November 2012 Professor Dr. Hartwig Kelm studierte an der Frankfurter Goethe-Universität Chemie und promovierte dort 1962. Danach wechselte er als Assistant Professor an die State University of New York, kam jedoch 1970 als Professor für Physikalische Chemie nach Frankfurt zurück. Schon fünf Jahre später rückte er in das Präsidium der Goethe-Universität auf, zunächst als Vizepräsident von 1975 bis 1977, dann als ihr Präsident von 1979 bis 1986. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Stiftung zur Förderung der internationalen wissenschaftlichen Beziehungen der Goethe-Universität, die Prof. Kelm als Vorsitzender viele Jahre lang leitete. In Dankbarkeit und Anerkennung seines Engagements ernannte ihn der Senat der Goethe-Universität 2002 zum Ehrensenator. Professor Dr. Hartwig Kelm hat sich zudem als Intendant des Hessischen Rundfunks verdient gemacht sowie als Vorsitzender der Arbeitsgemeinsc haft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland. Die Goethe-Universität wird ihren Ehrensenator Hartwig Kelm als herausragende Persönlichkeit stets in bester Erinnerung behalten. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie.
Eine der heftigsten literarischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre soll beigelegt sein. Wie die „Times“ meldet, bedauern Salman Rushdie und JohnleCarrébeideden bitterenSchlagabtausch, dersich imNovember aufder Leserbriefseite des „Guardian“ im Zusammenhang mit dem Streit um RushdiesRoman„DieSatanischenVerse“entfachte.Als dieFatwa1989gegen Salman Rushdie ausgesprochen wurde, zählte le Carré nicht zu den Schriftstellern, die bedingungslos für das Recht der freien Meinungsäußerung eintraten. Vielmehr schien er mit der Frage, ob vom Islam zu erwarten sei, auf demselben Entwicklungsstand zu stehen wie der säkularisierte Westen, gegen RushdieStellung zu beziehen.In einem Jahre später folgenden Schriftverkehr beschimpfte Rushdiele Carréals„arroganten Esel“ und le Carré empfahl, dass Rushdies Briefe Pflichtlektüre in den Schulen sein solle als Beispiel einer sich als freie Meinungsäußerung tarnenden Intoleranz. Nun hat Rushdie ein Friedensangebot gemacht. Er bewunderele Carréundhalte„Dame,König,As,Spion“füreinender bedeutendsten Romane der Nachkriegszeit, sagte er anlässlich der Veröffentlichung seines jüngsten Buches „Joseph Anton“. Darin bekennter auch,den Streitzu bereuen. Le Carré hat der „Times“ gegenüber bestätigt, dass er den Streit ebenfalls bereue. Die Frage allerdings, ob „wir die Freiheit haben sollten, Religionenzu verspotten,an dieandereleidenschaftlich glauben“, und ob „wir überrascht sein sollten, wenn die Gläubigen, die wir verletzt haben, zornig reagieren“,könne er bis heute nicht beantworten. Le Carré gestand im Nachhinein, ein wenig stolz zu sein, dass er, den Zorn der westlichen Intellektuellen in Kauf nehmend und diesen in seiner selbstgerechten Herrlichkeit ertragend, seine Stimme erhoben habe gegen den Trend. Heute würde er seinem brillanten Schriftstellergenossen herzlichdieHand schütteln.VorvierJahren bereits hat le Carré in einem Interview gesagt, er habe sich vielleicht geirrt – wenn ja, dann sei er aus den richtigen Gründen im Unrecht gewesen. G.T.
Ordentliche Lösung Laufenberg für Wiesbaden Der gerade im Krach als Opernchef in KölnabgegangeneRegisseur und Intendant Uwe Eric Laufenberg wird neuer Generalintendant des Staatstheaters Wiesbaden als Nachfolgervon Manfred Beilharz, dessen Vertrag im August 2014 endet. Der einundfünfzigjährige Kölner bekommt einen Vertrag über fünf Jahre, gilt als erfahren, ehrgeizig undsolide,fing amStaatstheaterDarmstadt an, kam über Stationen in Frankfurt, wo er sich auch als Schauspieler probierte, und Köln ans Schauspielhaus Zürich, wo er in der Ära Kuck das Haus mit ordentlichen Produktionen am Laufen hielt. Nach drei Jahren am Maxim GorkiinBerlinübernahmer bis 2009 das Hans Otto Theater in Potsdam, dem er ein ambitioniertes Programm verschrieb. Er wandte sich schon länger mehr der Oper zu (Inszenierungen etwa in Dresden, Wien, Genf) und eroberte seinem Kölner Haus überregionale Aufmerksamkeit. Für Wiesbaden müsste er sich wohl einen eigenen Schauspielchef suchen und interessante Temperamente neben sich zulassen. G.St.
In Serners Tradition Preis für Almut Tina Schmidt Der vom Sender Freies Berlin und dem Literaturhaus Berlin ausgeschriebene Walter-Serner-Preis geht in diesem Jahr an die einundvierzigjährige, in Wien lebende Schriftstellerin Almut Tina Schmidt. Prämiert wird ihre Geschichte „Wiener Geflecht“, die sich unter 361 Einsendungen für die seit fastvierzig JahrenvergebeneAuszeichnung durchsetzte. Der mit 5000 Euro dotiertePreisfür Kurzgeschichten erinnert an den 1889 in Karlsbad geborenen und 1942 gemeinsam mit seiner Frau von den Nationalsozialisten aus Prag deportierten, dann in Lettland ermordeten Schriftsteller Walter Serner. Unter den früheren Preisträgern finden sich etwa Michael Kumpfmüller und David Wagner. F.A.Z.
Vom Alten Fritz CoburgerSonaten wiedergefunden Drei Musikhandschriften von Friedrich dem Großen, die als verschollen galten, sind in den Kunstsammlungen der Veste Coburg wiedergefunden worden. Beiden „CoburgerSonaten“handelees sich um Kompositionen für Flöte und Cembalo,teilten die MünchnerArbeitsstelle des internationalen Quellenlexi-
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Medien
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 29
Kein Korrespondent
Der Tag der lebenden Toten heit, eher werde der Main austrocknen als die „Rundschau“ untergehen. Das war schon damals eine Haltung, mit der sich zwar überleben, mit der sich aber niemandfür Aufbruchund Neuerungbegeistern ließ. Was sich in dem Moment, in dem sich die Mediengruppe M. DuMont Schauberg und die DDVG, die Medienholding der SPD, an der Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH beteiligten, veränderte, war paradox: Vorher, in den neunziger Jahren, war noch investiert und zugleich gejammert worden; jetzt, wo Geld von außen den Fortbestand des Betriebs garantierte, wurde nur noch gespart und wenig geann immer ich in den letzten hofft – so klang es jedenfalls bei jenen, die über all die Jahre geblieben waren. Jahren das vertraute Grün der Dass die „Rundschau“ nun das Insol„Frankfurter Rundschau“ gesehen habe, musste ich an ein Modell den- venzverfahren eröffnen will, überrascht ken, welchesder Philosoph David Hume niemandenernstlich.Dass die Geschäftsgewählthat,um dieVerwirrungenzu be- führung zunächst weiter im Amt bleibt, bei jedem Cent, den sie ausgeben schreiben, die beim Nachdenken über aber unter Kuratel steht, klingt dagegen Identität und Wandel entstehen. Ist ein will, wie ein Horrorfilm: Als wolle man aus Schiff, an dem über die Jahre nach und der Zeitung eine Art Zombie machen, nach alle Teile ausgetauscht werden, der nicht mehr leben kann, aber auch überhaupt noch dasselbe Schiff? Ist die nicht sterben darf. Das ist, wenn man „Rundschau“, deren Aus jetzt endgültig dort einmal gearbeitet hat, wenn man droht, noch die „Rundschau“? die politische Bedeutung und das intelFür die Tageszeitung, bei der ich acht lektuelle Format betrachtet, welche sich Jahre lang Redakteur war, lässt sich die- die Zeitung in der Nachkriegspublizistik se Frage nicht ganz so einfach beantwor- erworben hatte, sehr bitter und traurig. ten, auch wenn es mir, elf Jahre nach Das Dahinsiechen hat aber auch, wenn dem Weggang, so vorkommt, als sei da man ohne Nostalgie an die Debatten der nicht mehr viel von dem geblieben, was Neunziger zurückdenkt, eine traurige ich erst als lesender Student und später Konsequenz. Damals lagen sich immer als schreibender Redakteur kennenge- wieder die überregional Denkenden mit lernt hatte. Nicht nur, weil das Rund- den Patrioten des Lokalen in den Haaschau-Haus an der Großen Eschenhei- ren,wennes darumging,wo dieZukunft merStraßeschon2006 abgerissen wurde der Zeitung läge. Und weil die Richtung und die Zeitung damit aus dem städti- in diesem Konflikt sich mit wechselnden schen Raum verschwand, um einer dieMachtkonstellationen ändern konnte, ser Simulationen von Urbanität Platz zu weil vor allem jedoch die politischen machen – das von Wilhelm Berentzen Analysen oft reflexhafte Züge annahentworfene Haus war, nebenbei gesagt, men, weil viele Beständigkeit und Starrmit seinen eleganten Rundungen und sinn miteinander verwechselten, konnte der großzügigen Verglasung ein sehr ge- sich kein Kurs so durchsetzen, dass noch lungenes Exemplarder sonst oft verrufe- ein attraktives Profil der Zeitung daraus nen Architektur der fünfziger Jahre und geworden wäre. Und zugleich wankte, in seiner Anmutung für mich lange auch schon lange vor dem Internet, sogar die Ausdruck einer Haltung, welche der Zei- Bastion der lokalen und regionalen Antung entsprach, die dort entstand. zeigenerlöse. Fremd geworden war mir die Z eitung Als Redakteur eines überregionalen allerdings, weil personell und strukturell Ressorts fehlte mir wohl das Verständnur noch wenig an die Jahre erinnerte, nis,wiesehr ihrelokaleWurzelndieZeidieich dortverbrachte.Wer damalsweg- tung prägten. Ich nahm sie als das, was gehen konnte,der gingweg,weildasKri- sie fern von Frankfurt gewesen war: als sengefühl eine Grundstimmung und das eine Bühneder intellektuellenAuseinanKlagen über schrumpfende Auflage und dersetzung, die in Feuilleton und Politik knappe Finanzen die Begleitmusik der stattfand, als eine harte Währung im inneunziger Jahre gewesen waren. Im Be- tellektuellen Diskurs – und womöglich wusstsein vieler altgedienter Redakteure war auch das in den Neunzigern schon mischte sich eine gewisse Zaghaftigkeit mehr Nimbus als Realität. Was an der mit der durch nichts gedeckten Gewiss- Trauer nichts ändert. PETERKÖRTE
„General-Anzeiger“ verlässtBerlin
Die Insolvenz der „Frankfurter Rundschau“ war absehbar, dennoch ist es ein trauriges Datum für Zeitungsleser in ganz Deutschland. Eine Art Nachruf
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Was vom „Sachsensumpf“ bleibt Wiederaufnahme: Der „Journalistenprozess“ in Dresden Vor dem Landgericht Dresden wird seit Dienstag abermals über die freien Journalisten Thomas Datt und Arnd Ginzel verhandelt. Die beiden, die unter anderem für den „Spiegel“, die „Zeit“ und die ARD arbeiten, waren im August 2010 im sogenannten „Journalistenprozess“ vom Amtsgericht Dresden wegen übler Nachrede in zwei Fällen zu fünfzig Tagessätzen à 50 Euro verurteilt worden. Die Reporter hatten in einem 2008 bei „Zeit online“ erschienenen Artikel über den sogenannten „Sachsensumpf“, ein angeblich mafiöse Kartell von Polizei, Politik, Justiz und Organisierter Kriminalität,zweiFragen zuden Ermittlungen der Polizei gestellt, die das Gericht als falsche Tatsachenbehauptungen wertete. Vom Vorwurf der teilweise falschen Berichterstattung in einem Artikel für den „Spiegel“ im gleichen Jahr, für den sie recherchiert, den sie aber letztlichnichtselbstverfasst haben,wurdendie Angeklagtenfreigesprochen.Gegen das Urteil hatten sowohl Datt und Ginzel als auch die Staatsanwaltschaft DresdenBerufungeingelegt.DieJournalisten sehen sich in ihrer Recherche ver-
folgt und fordern einen Freispruch; die Staatsanwaltschaft dagegen fordert, die Angeklagten nicht nur wegen übler Nachrede,sondern auchwegen Verleumdungund darüberhinaus auch wegenihrer Zuarbeit für den „Spiegel“ zu verurteilen. Letzteres fordert zudem auch der Nebenkläger, der ehemalige Richter Jürgen N., der seinen Ruf von den Reportern in den Dreck gezogen sieht. Der Journalistenverband DJV, der beide Reporter in dem Verfahren unterstützt, wertet die Anklage als Angriff auf die Pressefreiheit; investigative Recherche sei kein Straftatbestand. Gegen beide Veröffentlichungen wurde bisher nicht zivilrechtlichvorgegangen. Zum Auftakt des Berufungsprozesses stelltenbeide AngeklagteBefangenheitsanträge gegen den Vorsitzenden Richter sowie die Zusammensetzung des Gerichts, da sie aufgrund der damals behaupteten Verstrickung der sächsischen Justiz indie AffäresowieeineParteinahme für den Nebenkläger befürchten, es werde kein faires Urteil gefällt. Der Prozess wird jedoch bis zu einer Entscheidungüberden Befangenheitsantragfortgesetzt. STEFAN LOCKE
Pleitegeier in Paris? dapd-Tochter Sipa Newsfürchtet die Einstellung GENF, 13. November Die Insolvenz der Nachrichtenagentur dapd hat auch Folgen in Paris. Vor einem Jahr hatten deren Eigentümer die renommierte französische Fotoagentur Sipa übernommen. Und zwar mit dem vollmundigen Versprechen, diese zu einer umfassenden Nachrichtenagentur und ernsthaften Konkurrenz für die AFP (Agence France Presse) auszubauen. Im vergangenen Juli wurden noch lautere Töneangeschlagen: Nachlangen Verhandlungen konnte zusätzlich die französische Tochter der amerikanischen Agentur AP erworben werden. Siebzehn der zwanzig AP-Redakteure behielten ihren Arbeitsplatz – vorerst. Gleichzeitig wurden 35 weitere Journalisten angestellt. Bei der AFP wurde der Chefredakteur Frankreich, Jean-Luc Testaut, abgeworben. Emmanuel Hoog, Direktor der Agentur, die zu den welt-
News. Nach Angaben des „Figaro“ hatte sichAP bereiterklärt,jedesJahreineMillion zu bezahlen. Und dies drei Jahre lang. Damit sollte der Betrieb in der Anlaufphase garantiert werden. Für AP ging es darum, die hohen Kosten im Falle einer Einstellung zu vermeiden. Laut „Figaro“ hat sich dapd nicht an die Vereinbarung gehalten und „es scheinbar vorgezogen, das Geld zu behalten, um die Verluste in Deutschland zu decken“. Der Plan des Insolvenzverwalters Wolf von der Fecht für die Restrukturierungder dapdsiehtvor,dassin derBerlinerZentralerund hundert von29 Mitarbeitern entlassen werden (F.A.Z. vom 13. November). In Paris glaubt keiner mehr an die Rettung. Die 120 Angestellten wurden informiert, dass Sipa News wohl schon Ende Monat eingestellt werde– entgegen allenVersprechungen.Bis vor kurzem hatte man verlauten lassen,
Wunderwaffe gegen links – oder ein Hauch von Revolte aus dem Filzstift? Wolf Gerlach, aufgenommen 1990.
Fotos Marcus Kaufhold
Die alte Bundeshauptstadt hat für die neue nicht mehr so viel übrig – zumindest was das Pressewesen angeht. Zum 31. Dezember 2013 nämlich schließt der Bonner „General-Anzeiger“, die mit einer Auflage von rund 80 000 Exemplaren führende Regionalzeitung am Platz, sein Korrespondentenbüro in Berlin. Den drei Korrespondenten und der Redaktionsassistenz sind angeblich Auflösungsverträge vorgelegt worden. Der Verlag will sich künftig demVernehmennach– demsogenannten „Bauchladen-Prinzip“ folgend – in die Berichterstattung anderer Korrespondenten einklinken. Gespart werden soll dadurch eine Summe von rund 400 000 Euro jährlich – für diese freilich wird der „General-Anzeiger“ bis dato täglich mit umfassender, eigener Berichterstattung aus Berlin versorgt. Und diese dürfte beim Bonner Lesepublikum nicht nur ob der am Rhein verbliebenen Ministerialen sehr gefragt sein. Insofern darf die Entscheidung schon Verwunderung auslösen. Erläutern will der „General-Anzeiger“,der inder zehntenGeneration im Besitz der Familie Neusser und an dem der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg seit ein paar Jahren mit achtzehn Prozent beteiligt ist, diese nicht. Die Geschäftsführung und die Chefredaktion der Zeitung wollten sich zu dem Vorgang auf Anfrage nicht äußern. „Wir geben keine Stellungnahme ab“, hieß es. miha.
Die Anarchisten waren seine Brut
Stattmagazin
Gegenprogramm als Prinzip: Zum Tod des Mainzelmännchen-Erfinders Wolf Gerlach
DasmonatlicherscheinendeStadtmagazin „Prinz“ erscheint im Dezember zum letztenMalin gedruckter Form.Der Jahreszeiten-Verlagwilldafür dastagesaktuelle Internetangebot der Marke ausbauen. Der Medienwandel verändere den Markt dieser Magazine fundamental, sagte der Geschäftsführer des Verlags, Peter Rensmann. Die wirtschaftlichen Erwartungen seiennicht erfülltworden, ergänzte der Verleger Thomas Ganske. Die bisherigen Investitionen seien aber eine Basis für die Neuausrichtung. Das Stadtmagazin„Prinz“wurde 1986 in Bochum gegründet, gehört seit 1989 zum Jahreszeiten-Verlag und erscheint mit vierzehn regionaleAusgaben.Die Auflage lag zuletztbei 150 000 Stück. F.A.Z.
DerTodeinessechsfachenVatersistzu beklagen. Ach was – eines sechzigtausendfachen. Wolf Gerlach brachte 1963 Sechslinge zur Welt und benannte sie in streng alphabetischer Reihenfolge Anton, Berti, Conni, Det, Edi und Fritzchen. Zwanzig mehr hätten es also noch werden können, aber für Gerd und Hänschen war dann genausowenigPlatzwie für Gerda oderHelga. Mädchen gab es in der Familie von Wolf Gerlach nicht. Dafür aber eben sechzigtausend Episoden mit den Jungs. Die Jungs, das sind die Mainzelmännchen, und dieser Name war ein Geniestreich, auch wenn niemand mehr weiß, wer überhaupt darauf gekommen ist. Gerlach schnappte ihn in den Studios auf, wo manfieberhaftdenStarteinesneuenFernsehsenders vorbereitete, und weil das so eifrig betrieben wurde, hatte irgendwer die damit Beschäftigen „Mainzelmännchen“ getauft. Denn der Sender, für den Gerlach seine Figuren in Trickfilmchen zum Leben erweckte, war das in Mainz beheimatete ZDF. Das sollte Adenauers Wunderwaffegegendie dem greisenKanzler zu links eingestellten öffentlich-rechtlichen Sender des ARD-Verbunds werden.
len“,aufdie manalsKind vordem Fernseher wartete wie auf Weihnachten; geblieben ist die traditionelle Rolle als Werbeunterbrechung, die nach Ansicht ihres Erfindersdazu geführthat,dassKinderFernsehreklame eher als Mainzelmännchenunterbrechung wahrnehmen und entsprechend hassen.„Aber diese Erkenntnis“,so sagte Gerlach einmal lapidar, „ist ohne Folgengeblieben.“ Das hat ihm sein Auskommen gesichert, denn Gerlach war 1962, als er die Mainzelmännchen entwarf, noch angestellter Filmarchitekt, der für die neue Geschäftsidee seinen Job aufgab. Einen eigenenFernseher konnte er sich damalsnoch
nicht leisten; als der erste Cartoon, den er animiert hatte, am 2. April 1963 ausgestrahlt wurde, musste er im Bekanntenkreis erst mühsam ein Gerät suchen, um ihn sehen zu können. Auch das gekrähte „Guten Abend!“ stammte von Gerlach selbst, weil er mit keiner anderen Synchronstimme zufriedenwar.Mit dempointenfreienHerumgehampel von heute hatten seine Episoden nichtszu tun.Man wünschtsichund allen, die damals noch gar nicht geboren waren, einen Klassikervorabend im ZDF zu Ehren von Wolf Gerlach, der vorgestern in Bad Zwischenahn im Alter von 84 Jahren gestorben ist. ANDREAS PLATTHAUS
„Prinz“ gibt es nur noch digital
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Strichkonzert: Wolf Gerlach am Werk
Doch die Mainzelmännchen brachten vom zweiten Sendetag am 2. April 1963 an mehr als nur einen Hauch von Anarchie ins ZDF. Ihre Komik war dazu gedacht, die spätnachmittägliche Werbung attraktiverzu machen,alsowurden dieeinzelnen Reklamespots getrennt durch jeweils sechssekündige Trickfilme. Da aber die Öffentlich-Rechtlichen am Sonntag keine Werbung senden dürfen, blieben sechs Tage dafür übrig, und deshalb wurden es nur sechs Mainzelmännchen. Dochdie Truppeagiertenicht seltenim Verbund, und es sollte erfolgsbedingt bald auch längere Episoden geben, die sogenannten „Kapriolen“, die eine richtige Dramaturgie aufwiesen und nicht nur auf den schnellen Gag setzten. Da kamen die unterschiedlichen Charaktere der Figuren erst richtig zum Ausdruck, denn außer Det, dem Streber mit der schwarzen Latzhose, dem man seine Klugheit an der Nickelbrille ansehen konnte, hatte Gerlach auch dessen Brüder mit spezifischen Eigenschaftenversehen: Anton ist Faulenzer, Berti ein Tüftler, Conni der Frechdachs,Edi einGenießer undFritzchen ein Sportler. In ein festes Schema gegossen wurde diese zuvor oft kaum erkennbare Rollenverteilung erst vor zehn Jahren, als man das Aussehen der Mainzelmännchen gefälliger zu machen versuchte. Das misslang, der Charme der ersten
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Feuilleton
SEITE 30 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
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gazin 9.00 Tagesschau 9.05 Rote Rosen 9.55 Sturm der Liebe 10.45 Brisant 11.00 Tagesschau 11.05 ARD-Buffet. Leben & genießen 12.00 Tagesschau 12.15 ARDBuffet. Leben & genießen 13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen 15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der Liebe 16.00 Tagesschau 16.10 Verrückt nach Meer. Ein Kapitän zum Knutschen 17.00 Tagesschau 17.15 Brisant 18.00 Verbotene Liebe. Unterhaltungsserie. Mit Tatjana Kästel, Melanie Kogler 18.50 Heiter bis tödlich – Hubert und Staller. Ein Stück vom Kuchen. Krimiserie 19.45 Wissen vor 8 – Werkstatt. Woraus besteht eine Schallmauer? 19.50 Das Wetter im Ersten 19.55 Börse im Ersten 20.00 Tagesschau 20.15 Fußball Testspiel. Niederlande –
Deutschland. Live aus Amsterdam (NL) / ca. 22.40 Zusammenfassungen der anderen Testspiele: Schweden – England, Italien – Frankreich, Österreich – Elfenbeinküste, Irland – Griechenland, Russland – USA. Moderation: Matthias Opdenhövel, Experte: Mehmet Scholl
23.30 Sportschau-Club
Live aus Amsterdam (NL)
0.00 Anne Will Genosse Krösus – Stein-
brücks Kanzler-Träume schon geplatzt? Zu Gast: Matthias Machnig (SPD, Wahlkampfberater von Peer Steinbrück), Werner Hansch (Sportreporter), Hans-Ulrich Jörges (Mitglied der „Stern“-Chefredaktion), Sevim Dagdelen (Die Linke, Bundestagsabgeordnete mit Wahlkreis Bochum), Jakob Augstein (Journalist und Verleger)
1.15 Tagesschau
stände in Pflegeheimen / Gulasch mit Kürbis und Linsen – Kochen mit Armin Roßmeier / Reportage: Eine Altenpflegerin packt aus / Redensarten (3) – die halbe Miete / Mode: Trendlook Schößchen. Zu Gast: Simone Rethel-Heesters10.30 Notruf Hafenkante 11.15 SOKO Wismar 12.00 heute 12.10 drehscheibeDeutschland 13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute – in Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00 heute 15.05 Topfgeldjäger 16.00 heute – in Europa 16.10 Die Rettungsflieger 17.00 heute 17.10 hallo deutschland 17.40 Leute heute 18.00 SOKO Wismar 18.50 Lotto 19.00 heute 19.25 Die Garmisch-Cops 20.15 Das Geheimnis der Wale
Dt. Drama mit Veronica Ferres Regie: Philipp Kadelbach, 2010 Anna reist nach Neuseeland, um dort ihren Vater Johannes Waldmann, den renommierten Walforscher, endlich wieder einmal zu besuchen und sich mit ihm aussprechen. Doch das Schicksal will es anders.
23.05 heute-journal 23.32 Wetter 23.35 Markus Lanz
Zu Gast: Rolf Töpperwien (Sportkommentator), Hansi Müller (Fußball-Legende), Désirée Nick (Autorin und Kabarettistin), Nina Pauer (Journalistin), Oliver Pocher (Moderator)
0.50 h eute nacht 1.05 Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (2) Dokumentationsreihe 1.50 Cocktail für eine Leiche
Amerik. Kriminalfilm mit John Dall. Regie: Alfred Hitchcock, 1948
X:enius 8.55 Unterwegs im Süden Afrikas (3/5) 9.40 Prohibition (3/5) 10.30 Der schwarze Löwe. Österr. Drama, 2008 12.00 Fotografie als Kunst. 1850 – 1860 12.30 As Time Goes By. Dt. Historienfilm, 2011 12.40 Skulpturenaus Pappmaschee 12.50 ARTE Journal 13.00 X:enius 13.25 Mit dem Zug durch ... 14.10 Karambolage 14.25 Zu Tisch in ... 14.50 Bedrohte Tiere 14.55 Dein Wille geschehe 16.30 X:enius 17.00 Skulpturen aus Pappmaschee 17.10 Nächster Halt (3/5) 17.35 Der Duft der Götter – Weihrauch 18.20 Silex and the City 18.25 Die Rückkehr bedrohter Tierarten (1) 19.10 ARTE Journal 19.30 Böhmen – Land der hundert Teiche
norama 9.00 ZIB 9.05 Kulturzeit 9.45 nano 10.15 Lanz kocht 11.30 ECO 12.00 Newton 12.25 Natur im Garten (8/10) 12.50 Streifzug durch Jordanien 13.00 ZIB 13.15 Oman – Land im Aufbruch 13.30 Sehnsuchtsrouten – Kreuzfahrt ins Morgenland 14.15 Sehnsuchtsrouten– Kreuzfahrtins Morgenland 15.00 Sehnsuchtsrouten – Kreuzfahrt im Reich der Drachen 15.40 Sehnsuchtsrouten – Kreuzfahrt im Reich der Drachen 16.25 Sehnsuchtsrouten – Kreuzfahrt um Kap Hoorn 17.10 Sehnsuchtsrouten – Kreuzfahrt um Kap Hoorn 17.55 Notizen aus dem Ausland 18.00 New York für Fortgeschrittene 18.30 nano spezial: Planet Stadt 19.00 Brasilia 19.30 Kulturzeit extra: Sehnsucht Stadt
20.15 Mammuth Franz. Komödie
20.15 Eine Stadt wird erpresst
mit Gérard Depardieu. Regie: Benoît Delépine, Gustave de Kervern, 2010. Nach einem langen Arbeitsleben entdeckt der Schlachthofarbeiter Serge kurz vor seinem Ruhestand, dass sein früherer Arbeitgeber ihn nie steuerlich angemeldet hat. Er begibt sich auf einen Roadtrip.
21.45 Merce Cunningham (19192009) Tanz als Vermächtnis 22.40 Die Eigenheiten einerjungen Blondine Franz./Span./Portug.
Drama. Regie: Manoel de Oliveira, 2009. In Galizien sagt man: „Was du weder deiner Frau noch deinem besten Freund erzählen kannst, das erzähle einem Fremden.“ Genau das tut der junge Macário auf einer Zugfahrt von Lissabon an die Algarve. 23.45 Tournee Franz. Komödie Regie: Mathieu Amalric, 2010 1.35 28 Minuten Magazin
Dt. Thriller mit Uwe Kockisch und Misel Maticevic. Regie: Dominik Graf, 2006. Unbekannte erpressen die Stadt Leipzig: Ein Anschlag auf das Stromnetz ist geplant. Am Rande eines Braunkohleabbaugeländes wird eine Sonderkommission mit seltsamen Dorfbewohnernkonfrontiert.
21.45 Die Angst hat 1000 Augen
Städte im Zeichen des Terrors
22.35 La zona – Betreten verboten
Span./Argen./Mexik. Drama mit Alan Chávez. Regie: Rodrigo Plá, 2007. Beim Einbruch in einer reichen Wohnsiedlung wird eine Frau getötet, ihr Nachbar erschießt wiederum zwei der Täter. Der Dritte, der 16-jährige Miguel, kann vom Tatort fliehen. Anwohner verfolgen ihn.
0.05 2057 – Unser Leben in der Zukunft Präsentiert von
Frank Schätzing. Die Stadt
6 7.30 Alles was zählt 8.00 Unter uns 8.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Punkt 9 9.30 Mitten im Leben! 10.30 Mitten im Leben! 11.30 Unsere erste gemeinsame Wohnung 12.00 Punkt 12 – Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Mitten im Leben! 15.00 Verdachtsfälle 16.00 Familien im Brennpunkt 17.00 Die Schulermittler 17.30 Unter uns. Unterhaltungsserie. Mit Joy Lee Joana Abiola-Müller, Anne Apitzsch, Petra Blossey 18.00 Explosiv – Das Magazin 18.30 Exclusiv – Das StarMagazin 18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell – Das Wetter 19.05 Alles was zählt. Unterhaltungsserie.Mit Silvan-PierreLeirich, Andrè Dietz, Tatjana Clasing 19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Barbara Salesch. Die übergewichtige An ja sollihre Personaltrainerin Silke imWald mit einem gespannten Draht zu Fall gebracht haben 12.00 Zwei bei Kallwass 13.00 Britt. Kreuzverhör: Wie echt ist Deine Liebe? 14.00 Richter Alexander Hold 15.00 Familien-Fälle 16.00 Familien-Fälle 17.00 Pures Leben – Mitten in Deutschland. Liebesquartett 17.30 Schicksale – und plötzlich ist alles anders. Ich liebe den Freund meiner Tochter 18.00 Nachbar gegen Nachbar. Die wilde Hilde 18.30 K 11 – Kommissare im Einsatz. Der falsche Bulle 19.00 K 11 – Kommissare im Einsatz. Der letzte Flug 19.30 K 11 – Kommissare im Einsatz. Blutiges Brautkleid
20.15 Christopher Posch – Ich kämpfe für Ihr Recht!
20.00 SAT.1 Nachrichten 20.15 Beim Leben meiner Schwester
Doku-Soap.Kredit-Romeo
21.15 Raus aus den Schulden Marco E.
(32) ist Diplom Betriebswirt. Er studierte an einer privaten Hochschule. Doch die Studiengebühren und die vermeintliche Investition in die eigene Zukunft brachten ihm 60.000 Euro Schulden. 22.15 stern TV Abrechnung mit der Justiz / Schwermetallvergiftung nach Hüft-OP – Wenn Prothesen krank machen / Der „Rollermann“ – bäuchlings mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs / Bauunternehmung „Stern“-TV: Aus Müll wird ein Haus. Zu Gast: Jörg Kachelmann, Miriam Kachelman, Dieter Kleinschnieder, Kerstin Pinkes, Professor Dr. Jürgen Schäfer, Jean Yves Blondeau 0.00 RTL Nachtjournal 0.30 Christopher Posch – Ich kämpfe für Ihr Recht!
Amerik. Drama mit Cameron Diaz. Regie: Nick Cassavetes, 2009 Sara und Brian führen mit ihren Töchtern Kate und Jesse ein glücklichesFamilienleben. Als Kate an Leukämie erkrankt, beginnt die vergebliche Suche nach einem geeigneten Knochenmarkspender.
22.35 The Mentalist
Von langer Hand. Krimiserie Als Patrick Jane an einem Obststand einkaufen möchte, wird er von einer unbekannten Person entführt. Daraufhin durchforstet das CBI-Team Janes alte Fälle, um Aufschluss zu gewinnen. 23.30 The Mentalist
Tiger, Tiger? Krimiserie
0.30 Beim Leben meiner Schwester
Amerik. Drama mit Cameron Diaz. Regie: Nick Cassavetes, 2009
2.15 The Mentalist
Radio am Mittwoch HÖRSPIEL 20.03 ARD-Radio-„Tatort“ – BR 2 21.30 HR 2
„Der Stalker“. Von Robert Hültner Mit Florian Karlheim, Brigitte Hobmeier u.a. Komposition: zeitblom. Regie: Ulrich Lampen ca. 57 Min. 20.05 „Der Sonderzug“ – NDR Kultur
Von Erich Kuby nach Gerhart Pohl Mit Paul Bildt, Maria Wimmer u.a. Regie: Kurt Reiss, ca. 84 Min. 21.33 „Und dann“ – DKultur
Von Wolfram Höll Mit Fabian Busch, Florian Lukas u.a. Regie: Cordula Dickmeiß, ca. 57 Min.
KLASSIK 18.05 Opernführer – RBB Kulturradio
Ambroise Thomas: „Hamlet“, ca. 55 Min. 19.05 Roland Kunz: Oratorium „Der Seele Ruh“ – BR-Klassik
Mit Andreas Scholl, Countertenor; Roland Kunz, Countertenor, Keyboards; Orlando Circle, orpheus chor münchen, Münchner Rundfunkorchester, Leitung: Anu Tali ca. 115 Min. 20.03 Musik kommentiert – SWR 2
Alban Berg: Wozzeck, ca. 117 Min. 20.04 Drachentöter – SR 2
Kantaten zum Michaelisfest J.S. Bach: „Herr Gott, dich loben alle wir“, Kantate BWV 130; „Es erhub sich ein Streit“, Kantate BWV 19; „Nun ist das Heil und die Kraft“, Coro BWV 50; „Man singet mit Freuden vom Sieg“, Kantate BWV 149 (Chapelle de la Vigne, Leitung: Bernhard Schmidt) ca. 146 Min.
JA ZZ , POP, ROC K 19.35 Jazz Lounge – MDR Figaro
Susie Arioli, Vocal, ca. 30 Min. 20.03 I n concert – DKultur
Elbjazz 2012 Robert Glasper Experiment, ca. 87 Min.
KABARETT Pro Sieben 7.45 Malcolm 8.45 Scrubs 9.40 Two and a Half Men 10.30 The Big Bang Theory 11.25 How I Met Your Mother 12.20 Mal-
colm mittendrin 13.20 Scrubs – Die Anfänger 14.10 Two and a Half Men 15.05 The Big Bang Theory 16.00 How I Met Your Mother 17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons 19.05 Galileo 20.15 Grey’s Anatomy 21.15 New Girl 21.45 How I Met Your Mother 22.15 Suburgatory 23.40 TV total 0.45 How I Met Your Mother 1.10 New Girl 1.35 Suburgatory
Phoenix 8.15 Leben am Limit 9.00 Vor Ort 9.10 BON(N)Jour mit Börse 9.45 Thema 11.00 Vor Ort 12.00 Thema 13.15 Die Cowboys der Camargue 14.00 Vor Ort 14.30 PK zu
den Deutsch-Polnischen Regierungskonsultationen 15.15 Ausgebrannt – Vom Ende der Glühbirne 16.00 Thema 17.15 Kampf um den Fisch 17.45 Vor Ort 18.00 Mein Geld, mein Haus, mein Risiko 18.30 Leben am Limit 19.15 Leben am Limit 20.00 Tagesschau 20.15 Der Playboy auf dem Sachsenthron 21.00 Größenwahn und Selbstbedienung 21.45 Bis zum Morgengrauen 22.15 Phoenix-Runde 23.00 DerTag 0.00 Phoenix-Runde 0.45 Die Sternenkriege der Maya 2.15 Die Germanen
Tele 5 8.00 Homeshopping 12.30 Jackie Chan:
Meister aller Klassen. Hongkong. Actionfilm, 1980 14.15 Star Trek – Das nächste Jahrhundert 15.15 Star Trek – Deep Space Nine 16.15 Stargate 17.10 Star Trek – Das nächste Jahrhundert 19.10 Star Trek – Deep Space Nine 20.15 Birthday Girl. Engl./Amerik. Krimikomödie, 2001 22.05 Wes Craven’s Carnival of Souls. Amerik. Mysterythrillermit ShawneeSmith,1998 23.55 BettinasHollywood 0.05 True Hollywood Story 1.00 Birthday Girl. Engl./ Amerik. Krimikomödie, 2001
KIKA 8.25 Lulu Zapadu 8.50 Löwenzähnchen 9.00 Kleiner Roter Traktor 9.25 Kleine
Prinzessin 9.45 ZoésZauberschrank 9.55 Au Schwarte! 10.18 Kikaninchen 10.25 Nick 10.50 Briefe von Felix 11.15 Der kleine Prinz 11.40 Kein Keks für Kobolde 12.05 Chi Rho 12.30 Meister Eder und sein Pumuckl 12.55 Talis und die 1000 Aufgaben 13.10 Die Schule der kleinen Vampire 13.55 Fluch des Falken 14.10 Schloss Einstein 15.00 Die Hauptstadtpraktikanten 15.25 Der Sleepver Club 16.25 Piets irre Pleiten 16.45 Hier ist Ian 17.10 Chi Rho 17.35 Kein Keks für Kobolde 18.00 Sherlock Yack 18.15 Briefe von Felix 18.40 Der Mondbär 18.50 Sandmann 19.00 Der kleine Prinz 19.25 pur+ 19.50 logo! 20.00 KiKa Live 20.10 Elternalarm
Hessen 7.45 Sturm der Liebe 8.35 maintower 9.00 hessenschau 9.30 Experiment Ver-
21.05 Querköpfe – DLF Köln
wandtschaft(3/3) 10.00 Ich mach’s 10.15 In aller Freundschaft 11.00 service:reisen 11.25 Eine Frau für alle Fälle 11.55 Giraffe, Erdmännchen & Co. 12.45 In aller Freundschaft 13.30 Unterwegs in Sachsen 14.00 Zu Gast in der Türkei 14.30 Die Straße von Gibraltar 15.15 Im Reich des Eisvogels 16.00 hallo hessen 16.45 hessenschau kompakt 17.00 hallo hessen 17.50 hessenschau kompakt 18.00 maintower 18.20 Brisant 18.50 Service: Trends 19.15 alle wetter! 19.30 hessenschau 20.00 Tagesschau 20.15 mex. U.a.: Gemütlich, preiswert, lecker – Wie die Gastronomie Senioren lockt 21.00 Alles Wissen 21.45 Weg mit der Brille? – Chancen und Risiken des Augenlaserns 22.30 hessenschau kompakt 22.45 defacto 23.15 Die Marx-Brothers: Go West. Amerik. Komödie, 1940 0.30 Die Marx Brothers im Kaufhaus. Amerik. Komödie, 1941 1.50 Unsere 60er Jahre (4/6)
wegte Mann. Dt. Komödie, 1994 23.15 Kino Kino 23.30 Rundschau-Nacht 23.40 BR-Kurzfilmnacht 1.35 on3-südwild
NDR
9.20 Timmy das Schäfchen 9.30 Mike der
RTL 2 8.05 Die Schnäppchenhäuser 9.05 Frau-
entausch 11.00 Family Stories 12.00 Family Stories 13.00 Berlin – Tag & Nacht 13.55 Privatdetektive im Einsatz 14.50 Der Trödeltrupp 17.05 Privatdetektive im Einsatz 18.00 X-Diaries 19.00 Berlin – Tag & Nacht 20.00 News 20.15 Teenager in Not (3/8) 21.10 Babys! Kleines Wunder – großes Glück (3) 22.05 Transgender – Mein Weg in den richtigen Körper (3) 23.05 Extrem schön! 0.00 Dog – Der Kopfgeldjäger 1.00 Crime 360 (1) 1.45 MythBusters – Die Wissensjäger
Super RTL 8.40 Chuggington 8.55 Die Oktonauten
8.10 Sturm der Liebe 9.00 Nordmagazin 9.30 Hamburg Journal 10.00 SchleswigHolstein Magazin 10.30 buten un binnen
Magazin 11.00Hallo Niedersachsen 11.30 Im Land der Schneeaffen 12.15 In aller Freundschaft 13.00 NaturNah 13.30 Brisant 14.00 Aktuell 14.15 Bilderbuch 15.00 Aktuell 15.15 Kanadas Queen Charlotte Islands 16.00 Aktuell 16.10 Mein Nachmittag 17.10 Das Waisenhaus für wilde Tiere 18.00 Regional 18.15 Winter auf Neuwerk 18.45 DAS! 19.30 Regional 20.00 Tagesschau 20.15 Expeditionen ins Tierreich. Wildes Skandinavien – Finnland 21.00Die bewegendsten TV-Momente 1953 bis 2010 21.45 Aktuell 22.00 Großstadtrevier 22.50 extra 3 23.20 Zapp 23.50 Kojak 0.40 Anne Will 1.55 Weltbilder
RBB 8.30 Abendschau/Brandenburg aktuell 9.00 zibb 9.55 Täter – Opfer – Polizei 10.20 nano 10.50 Menschliches Versa-
gen (2) 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Rote Rosen 13.05 Schloss Einstein 13.30 In aller Freundschaft 14.15 Planet Wissen 15.15 Planet Erde (1) 16.05 Heute im Parlament 17.05 Das Waisenhaus für wilde Tiere 18.00 rbb um sechs 18.30 zibb 19.30 Abendschau/Brandenburgaktuell 20.00 Tagesschau 20.15 rbb Praxis. Tödliche Keime im Krankenhaus 21.00 Abenteuer Bahnhof. Neues Leben an alten Gleisen 21.45 rbb aktuell 22.15 was! 22.45 Wie ein wilder Stier. Amerik. Drama, 1980 0.45 ttt – titel thesen temperamente 1.15 Die Leica-Geschichte
WDR 8.20 Planet Wissen 9.20 Eins zu eins 9.45
Warschauer Notizen 10.00 Lokalzeit 10.30 Aktuelle Stunde 11.10 Giraffe, Erdmännchen & Co. 12.00 Pinguin, Löwe & Co. 12.45 WDR aktuell 13.00 Servicezeit 13.30 In aller Freundschaft 14.15 Mord ist ihr Hobby 15.00 Planet Wissen 16.00 WDR aktuell 16.15 daheim & unterwegs
Arte, 20.15 Uhr, Mammuth, Auf einem Roadtrip entdeckt der BeinaheRentner Serge (Gérard Depardieu) ein neues Gefühl von Freiheit. Foto Arte 18.05 hier und heute 18.20 Servicezeit 18.50 Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Das NRW Duell.
Zu Gast: Sandra Quellmann (Moderatorin), Stefan Pinnow (Moderator), Bella Lesnik (Moderatorin), Rainer Nitschke (Moderator) 21.00 Bunt und lecker (2/6) 21.45 WDR aktuell 22.00 Bericht aus Brüssel 22.15 SK Kölsch 23.00 Tatort.TVKriminalfilm, Dt. 1985 0.20 Berlin Parterre 1.05 Domian 2.00 Lokalzeit aus Köln
MDR 8.05 Sturm der Liebe 8.55 Brisant 9.45 Einfach genial! 10.10 Elefant, Tiger & Co. 11.00 MDR um elf 11.40 In aller Freundschaft 12.30 Klinik unter Palmen – Kuba
(2/2). Letzte Liebe. Dt. Familienfilm mit Klausjürgen Wussow, 2003 14.00 Dabei ab zwei 14.30 LexiTV 15.30 Biwak 16.00 Hier ab vier 17.45 MDR aktuell 18.05 Brisant 18.54 Sandmännchen 19.00 MDR regional 19.30 MDR aktuell 19.50 Tierisch, tierisch 20.15 Exakt. U.a.: Raus aus dem Job: Wie das Arbeitsamt mit Mitarbeitern umgeht / Vertrieben aus der Stadt: Warum die Polizei Bürger nicht schützen kann 20.45 Exakt 21.15 Die Spur der Schätze 21.45 MDR aktuell 22.05 Tatort. Todesbilder. Dt. Kriminalfilm mit Simone Thomalla, 2012 23.35 Liebe für Fortgeschrittene. Österr./Dt. Komödie, 2008 1.05 Exakt 1.35 Exakt
SWR 8.40 ARD-Buffet 9.25 Grünzeug 9.55 SWR BW extra 10.25 SWR Landesschau BW 11.25 Brisant 11.50 Leopard, Seebär
& Co. 12.40 Sturm der Liebe 13.30 Schöne Lügen. Dt. Drama, 2003 15.00 Planet Wissen 16.05 Kaffee oder Tee 17.05 Kaffee oder Tee 18.00 SWR Landesschau aktuell 18.15 Lust auf Backen 18.45 SWR Landesschau BW 19.45 SWR Landesschau aktuell 20.00 Tagesschau 20.15 betrifft. Der Preis der Blue-Jeans 21.00 betrifft:Die Paketsklaven 21.45 SWR Landesschau aktuell 22.00 Renn, wenn Du kannst. Dt. Drama, 2010 23.50 Hannes undder Bürgermeister(5/10) 0.20 Freunde in der Mäulesmühle 0.50 Dies bisschen Leben (1/2) 1.20 Leben live
Bayern 7.30 Panoramabilder 9.00 Tele-Gym 9.15 Panda, Gorilla & Co 10.05 Münchner
Runde 10.50 Vor Ort 11.20 Rote Rosen 12.05 Sturm der Liebe 13.00 Dahoam is Dahoam 13.30 Gesundheit! 14.15 Klinik unter Palmen 15.00 Wirtshausgeschichten aus Bayern 15.30 Wir in Bayern 16.45 Rundschau 17.00 Wirtshausgeschichten aus Bayern 17.30 Abendschau 18.45 Rundschau 19.00 stationen.Dokumentation 19.45 Dahoam is Dahoam 20.15 Bayerntour. U.a.: Lebensader Regen: Roding und sein Fluss / Bayerns Gewichtheber-Hochburg: die schweren Jungs aus der Oberpfalz / Der schnelle Stolz der Stadt: Unterwegs im Roding Roadster / Volksmusik mal anders: zu Besuch bei „D´Raith-Schwestern“ 21.00 Rundschau 21.15 Kontrovers. Zoff um Studiengebühren: Verhärtete Fronten im Koalitionsstreit / Wahnsinn: Willkür, Widersinn, Wurstigkeit / Nachschlag: Was sonst noch geschah 21.45 Der be-
Ritter 9.45 Cleo und die Kunstpiraten 10.15 Mister Maker 10.45 LazyTown – Los geht’s 11.15 Benjamin Blümchen 11.45 Meister Manny’s Werkzeugkiste 12.15 Disney Jake und die Nimmerland Piraten 12.45 Disney Micky Maus Wunderhaus 13.15 DisneysAmericanDragon 13.45 Disney Phineas und Ferb 14.15 Kim Possible 14.45 Cosmo & Wanda 15.15 Fünf Freunde – Für alle Fälle 15.45 Go Wild! 16.15 Coop gegen Kat 16.45 Cosmo & Wanda 17.15 Eddie Angsthorn 17.45 Angelo! 18.15 American Dragon 18.45 Kim Possible 19.15 Disney Phineas und Ferb 19.45 DisneyJessie 20.15 Once Upon A Time – Es war einmal... 21.10 Sindbad 22.10 Ritas Welt 23.40 Golden Girls 0.25 Shop24DirectSchlagernacht
21.15 King (5/8) 22.15 Crossing Jordan – Pathologin mit Profil 23.50 Rizzoli & Isles 0.40 Nachrichten 1.00 King (5/8) 1.40
Crossing Jordan – Pathologin mit Profil
BR-alpha 8.15 Frauen des Mittelalters (3/4) 8.30 Ich leb’doch nicht von Luft 9.00 Meilen-
steine der Naturwissenschaft und Technik 9.15 Grips Englisch 9.30 Frage China – FrageÖsterreich 10.15 bäckstageVolksmusik 10.30 Willis Quiz Quark Club 11.00 Die Seidenstraße 11.45 KAT spezial 12.05 Tagesgespräch 13.00 alpha-Forum: Christine Haderthauer 13.45 Mädchenarrest 14.15 Die Müritz 15.00 Sehen statt Hören 15.30 nano 16.00 alpha-Campus Doku 16.30 on3-südwild 17.30 W wie Wissen 18.00 Fast Track English 18.30 Die Tagesschau vor 25 Jahren 18.45 Rundschau 19.00 Kunstraum 19.15 Grips Mathe 19.30 Kabbala – Magie, Mystik, Kult 20.15 Iran: Im Land der Ayatollahs 21.00 alpha-Forum: Peter Gritzmann 21.45 Planet Wissen 22.45 alpha-Centauri 23.00 Rund um den Chiemsee 23.45 LeseZeichen 0.15 alpha-Forum 1.00 Kabbala – Magie, Mystik, Kult 1.45 alpha-Centauri
N24
Kabel 1
Stündlich Nachrichten 12.45 Börse am Mittag 13.05 N24 Zeitreise 14.05 Countdown in Las Vegas 15.05 N24 Drive 15.30 N24 Cassini 16.05 Tanker, Docks und harte Jungs 17.05 Der Superhafen 18.15 Börse am Abend 18.25 N24 Cassini 19.10 Autopsie XXL: Der weiße Hai 20.15 Die Erde – Ein Planet entsteht (1) 21.10 Die Erde – Ein Planet entsteht (2) 22.10 Kraftwerk Erde 23.05 Deutschland akut 23.35 Legenden der Vergangenheit 0.35 Die Erde1.25 Die Erde
8.05 Unsere kleine Farm 9.05 Ein Engel
n-tv
auf Erden 10.05 Charmed – Zauberhafte Hexen 11.05 GhostWhisperer–Stimmen aus dem Jenseits 12.00 Cold Case – Kein Opfer ist je vergessen 12.55 Navy CIS 13.50 Charmed 14.50 Ghost Whisperer 15.45 Cold Case 16.50 Navy CIS 17.50 Abenteuer Leben – täglich neu entdecken 19.00 Toto & Harry 19.30 Achtung Kontrolle – Die Topstories der Ordnungshüter 20.15 The Missing. Amerik. Drama mit Tommy Lee Jones, 2003 22.55 Indiana Jones und der Tempel des Todes. Amerik. Abenteuerfilm mit Harrison Ford, 1984 1.20 The Missing. Amerik. Drama mit Tommy Lee Jones, 2003
Vox 8.00 Unter Beobachtung 9.05 Hilf mir
doch! 10.00 Verklag mich doch! 11.05 Mieten, kaufen, wohnen 12.05 Shopping Queen 13.05 Verklag mich doch! 14.00 Hilf mir doch! 14.55 Shopping Queen 15.55 Menschen, Tiere & Doktoren 17.00 Mieten, kaufen, wohnen 18.00 Mieten, kaufen, wohnen 19.00 Das perfekte Dinner. Tag 3: Anca/Altes Land 20.00 Prominent! 20.15 Rizzoli & Isles. Unter Verdacht. Krimiserie
Stündlich Nachrichten 7.35 Telebörse 14.30 News Spezial 15.20 Ratgeber – Steuern & Recht 15.40 Telebörse 16.05 PlanetExtrem 17.05 AbrissExtrem 18.20 Telebörse 18.30 Ratgeber: Geld 19.05 Planet Extrem 20.05 Welt der Wunder 21.05 Wissen 22.03 Hurrikane – Stürme der Zerstörung 22.45 Telebörse 23.05 Mysterium Universum 0.05 Welt der Wunder 0.55 Fastfood-Produktion 1.15 Der Getränkekarton 1.35 Planet Extrem
CNN 8.00 Report 9.00 World Sport 9.30 Inside
Africa 10.00 WorldBusinessToday 11.00 Amanpour 11.30 CNNGo 12.00 World One 13.00 Piers Morgan Tonight 14.00 News Stream 15.00 World Business Today 16.00 International Desk 17.00 Global Exchange 18.00 World Sport 18.30 CNNGo 19.00 International Desk 20.00 Quest Means Business 21.00 Amanpour 21.30 CNN NewsCenter 22.00 Connect the World 23.00 Amanpour 23.30 World Sport 0.00 Piers Morgan Tonight 1.00 World Report 1.30 World Sport
Der Mut der Lisa Fitz, ca. 60 Min.
FEATURE & MAGAZIN 6.05 Mikado – HR 2
Darin: Das Odenwälder Plattenlabel „Peripherique Records“ und die erste CD des jungen Pianisten Michael Geldreich 8.20 Reportage – DKultur
Ende des Flüchtlingscamps? Asylbewerber erreichen Bundestagsabgeordnete ca. 10 Min. 8.30 kulturWelt – BR 2
U.a.: Peter Menasse fordert die Juden in Österreich und Deutschland auf, die Opferrolle zu verlassen ca. 30 Min. 9.07 Thema – DKultur
Das Literaturfest München begibt sich auf die Spuren der Romantik, ca. 13 Min. 10.05 Leute – SWR 1 BW
Gast: Wilfried Scharnagl, ehem. Chefredakteur des „Bayernkurier“, ca. 115 Min. 10.05 Notizbuch – BR 2
Mit Mentoring zum Schulerfolg, ca. 115 Min. 10.10 Länderzeit – DLF Köln
Wie die Länder die Bundesregierung unter Reformdruck setzen, ca. 80 Min. 12.05 Scala – WDR 5
Darin: Kunst durch Konsole. Videospiele jenseits des Mainstreams, ca. 55 Min. 12.05 Doppel-Kopf – HR 2
Herbert Brandl, „Landschafts-Phantast“ ca. 55 Min. 13.07 Län derreport – DKultur
Ein Zwischenhalt an Deutschlands ältester Tankstelle in Essen, ca. 23 Min. 14.07 Thema – DKultur
Was den Filmemacher Andreas Dresen an der Wahl ins Landesverfassungsgericht reizt, ca. 13 Min. 15.05 Fidelio – HR 2
17.10 Gespräch mit der Schauspielerin Iris Berben, ca. 95 Min. 15.05 LebensArt – WDR 5
Gut sein, wenn es drauf ankommt, ca. 55 Min. 16.05 Leonardo – WDR 5
Ärzte warnen vor bestimmten Arzneimitteln für Kinder, ca. 55 Min. 16.05 Eins zu Eins – BR 2
Gast: Django Asül, Kabarettist, ca. 55 Min. 16.10 Zu Gast – RBB Kulturradio
Der Maler und Grafiker Johannes Grützke ca. 35 Min. 16.35 Forschung aktuell – DLF Köln
U.a.: Bericht vom AWI-Permafrost-Statusseminar in Hamburg, ca. 25 Min. 17.05 Forum – SWR 2
Was müssen Schauspieler heute können? ca. 45 Min. 17.35 Kultur heute – DLF Köln
„Im Banne des Dunkels“ – Die Hamburger Kunsthalle zeigt den französischen Radierer Charles Meryon, ca. 25 Min. 18.05 Der Tag – HR 2
Vorwärts und schon wieder vergessen – was ist Solidarität?, ca. 55 Min. 18.05 IQ – Wissenschaft und Forschung – BR 2
Gefährliche Teilchen - Muss der Einsatz von Nano-Silber reguliert werden?, ca. 25 Min. 18.07 Weltzeit – DKultur
Asiatische Immigranten in Kalifornien / Latinos in Kalifornien, ca. 23 Min. 18.10 Figa ro trifft … – MDR Figaro
Die Sopranistin Christiane Karg, ca. 50 Min. 19.05 Zündfunk – BR 2
Das neue Berlin: Leipzig zieht Künstler und Kreative an, ca. 55 Min. 19.15 Zur Diskussion – DLF Köln
Europas Zukunft, ca. 45 Min. 19.30 Zeitreis en – DKultur
Sexualtität in Japan, ca. 30 Min. 20.05 Tischgespräch – WDR 5
Mit der Schauspielerin Claudia Michelsen ca. 55 Min. 20.10 Studiozeit – DLF Köln
Wirtschafts-ethischeImpulse derWeltreligionen, ca. 20 Min. 20.30 Das Forum – NDR Info
Der Internationale Strafgerichtshof ICC – Weltgericht oder Alibi-Institution?, ca. 20 Min. 21.05 Redezeit – NDR Info
Der Erfolg Chinas. Vorbild oder Schreckensbild?, ca. 55 Min. 22.00 Feature – MDR Figaro RBB Kulturradio
Gerhart Hauptmanns Heimkehr, ca. 60 Min. 22.03 Feature – SWR 2
Kino und Metaphysik, ca. 57 Min. 23.05 Fazit – DKultur
U.a.: Berlin, Museum Deutsche Guggenheim „Visions of Modernity“, ca. 55 Min.
LESUNG 14.30 Fortsetzung folgt – SWR 2
Josef Haslinger: „Jáchymov“ (2/19) ca. 25 Min. 14.30 Lesung – RBB Kulturradio
Hans Fallada: „Ein Mann will nach oben“ (3/21), ca. 30 Min.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung
INDUSTRIESTANDORT BERLIN 14. November 2012 | Nr. 266
VORBILDLICH Welche Rolle die Hauptstadt mit fortschrittlichen Technologien bei der nachhaltigen Energieversorgung von morgen spielt. S. B2
ANZIEHEND Interview mit Regierungschef Klaus Wowereit über die Zukunft des Industriestandorts und boomende Wachstumsbranchen. S. B3
VERSPIELT Wo früher Stahlseile für Aufzüge hergestellt wurden, gehen heute Seilspielgeräte in Produktion. S. B3
BEWEGLICH Neue Verkehrskonzepte und elektrische Fortbewegungsmittel werden die Mobilität verändern. S. B4
EDITORIAL
Made in Berlin Regierungssitz, Partyhauptstadt, Berlinale – so lauten die Stichworte, mit denen man Berlin heute für gewöhnlich in Verbindung bringt. Wer „Industriestandort“ hört, der dürfte eher an Städtenamen wie Duisburg, Wolfsburg oder Ludwigshafen denken. Dabei waren vor rund 75 Jahren noch mehr als eine halbe Million Menschen im produzierenden Gewerbe der damaligen Wirtschaftsmetropole beschäftigt, die mit so klangvollen Namen wie Siemens, AEG oder Telefunken verbunden war. Heute zählt das Verarbeitende Gewerbe gerade einmal noch 20 Prozent der im Jahr 1936 darin Beschäftigten. Doch genügend Anzeichen sprechen dafür, dass die Industrie in Berlin eine rosige Zukunft hat. Unternehmen aus den Sparten Mobilität und Energietechnik, aber auch aus der Kreativ- und der Gesundheitsbranche siedeln sich vermehrt an, die Hochschulen locken mit interessanten Angeboten junge Leute aus aller Welt – eine Chance gerade wegen des demographischen Wandels. Stolz weist der Regierende Bürgermeister darauf hin, dass kein Bundesland seit 2005 stärker gewachsen ist als der Stadtstaat. Ob gigantische Gasturbinen, schicke Motorräder oder innovative Stahlseilkonstruktionen, Produkte made in Berlin sind Aushängeschilder und Exportschlager zugleich. Auch auf dem Gebiet der Forschung kann die Bundeshauptstadt gut mithalten. Ein Beispiel von vielen: In der City soll eine mit Batterien betriebene Buslinie in Zukunft für Furore sorgen. Die wachsende Bedeutung des Industriestandorts nimmt die Berliner Wirtschaftskonferenz in ihrer heutigen sechsten Auflage zum Anlass, sich mit den Zukunftstrends der heimischen Industrie eingehend auseinanderzusetzen.
Ludger Kersting
Ein Beispiel von vielen, das die Bedeutung des Industriestandorts Berlin unterstreicht: die Gasturbinenfabrik von Siemens in Moabit. Hier wurden bisher mehr als 800 leistungsstarke Maschinen hergestellt und in 60 Länder ausgeliefert.
Vom Spätentwickler zum „neuen“ Berlin Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die Industrialisierung Berlin. Den großen wirtschaftlichen Einbruch brachten der 2. Weltkrieg und schließlich die Teilung. Doch mittlerweile hat die Stadt wieder zu neuer Leistungskraft zurückgefunden.
VON KLAUS SEMLINGER. Berlin kokettiert inzwischen mit
Ganz anders und doch ähnlich hing auch die West-BerliKarl Schefflers Verdikt, die Stadt sei dazu verdammt, „im- ner Wirtschaft am staatlichen Tropf, da hier sonst kaum ein merfort zu werden und niemals zu sein“. Kritiker halten es Privater investieren wollte. Als 1950 die Arbeitslosenquote dagegen für eine aktuelle Umschreibung ihres Vorurteils, auf mehr als 30 Prozent angestiegen war, bemühte sich die dass die Stadt nichts zu Ende bringt. Tatsächlich stammt die Bundesregierung durch Kürzung der Umsatzsteuerschuld Charakterisierung aber aus den Anfängen des 20. Jahrhun- für Lieferungen an westdeutsche Abnehmer die Produktion derts, als Berlin zu „Elektropolis“, zum weltweiten Zentrum und den Absatz Berliner Industrieerzeugnisse zu begünsdieser damals noch jungen Industrie wurde. tigen. Bis 1961 konnte dann auch in West-Berlin nahezu Dabei war die Stadt in der Tat ein wirtschaftlicher Spät- Vollbeschäftigung erreicht werden. entwickler. Erst gegen Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die Industrialisierung auch Berlin. Grundlage dafür war Einschnitt Mauerbau die lange zuvor bereits betriebene Ansiedlung qualifizierDer Mauerbau drohte diese Entwicklung dann wieder rückter Handwerker, Kaufleute und Unternehmer. Aber erst gängig zu machen. Gleichzeitig bescherte er West-Berlin ein nach Einführung der Gewerbefreiheit 1810, mit entfachganz neues ökonomisches Problem: Von einem Tag auf den tem Gründergeist und unterstützt durch staatliche Quali- anderen versiegte der Flüchtlingsstrom und es fehlten plötzfizierung- und Finanzierungshilfen gelang es Berlin, an die lich auch 60 000 Einpendler aus Ost-Berlin und dem Umland. Spitze der deutschen Wirtschaftszentren vorzudringen. Die Politik reagierte darauf vor allem mit einer deutlichen Den 1. Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise überstand Erhöhung der Investitionsförderung, um nun vorrangig die die Stadt noch als unangefochtenes ökonomisches Kraftzen- Produktivität zu steigern. Die Situation konnte damit zwar trum Deutschlands, in dem die Industrie beschäftigungspoli- stabilisiert werden, allerdings verstärkte sich dadurch auch tisch immer noch bestimmend war. 1936 zählte das produzie- in West-Berlin der Trend zu einer Industriestruktur, deren rende Gewerbe in Berlin rund 575 000 Beschäftigte und damit Wettbewerbsfähigkeit weniger auf innovativen Produkten mehr als in ganz Württemberg, Baden oder Thüringen. Nach und hoch qualifizierten Arbeitskräften als vielmehr auf subdem 2. Weltkrieg lag die Stadt jedoch, wie viele andere auch, in ventionsbedingten Kostenvorteilen beruhte. Schutt und Asche. Was an Produktionsanlagen nicht zerstört So war am Vorabend der Wiedervereinigung die einstige war, wurde hier aber umfassend demontiert. Industriemetropole im Westteil der Stadt zur verlängerten Werkbank westdeutscher Unternehmen und im Ostteil zum Reservat staatlich regulierter Großkombinate geworErschwerter Neuaufbau Hinzu kam die besondere Situation der Teilung, die den den. Mit dem Fall d er Mauer verlor dann zunächst die OstNeuaufbau massiv erschwerte. War die Stadt noch bis berliner Industrie ihre Subventionsbasis und ihre garantierin den Krieg hinein auf dem Weg zur Fünfmillionen- ten Absatzmärkte. Der Westberliner Wirtschaft wurde kurz Metropole, so zählte sie nach Kriegsende nur noch darauf im Vertrauen auf das Anhalten des kurzen Nach3,3 Millionen Einwohner. Und während die Währungs- wendebooms die besondere staatliche Förderung entzogen. reform in Westdeutschland einen Grundstein zum bald ein- In der Folge gingen in der Berliner Industrie bis 1995, in setzenden Wirtschaftswunder legte, war sie in Berlin Anlass nur sechs Jahren, bald 180 000 oder fast die Hälfte der Aroder Vorwand für die Blockade des Westteils der Stadt und beitsplätze verloren. Das war mehr als der Strukturwandel die zunehmende Trennung der beiden Stadthälften, die im in der westdeutschen Eisen- und Stahlindustrie nach 1974 Mauerbau von 1961 ihren Höhepunkt fand. in fünfzehn Jahren gekostet hatte. Bis dahin war es in beiden Stadthälften nur vorderAuch danach ging es mit der Berliner Industrie vordergründig gelungen, die wirtschaftlichen Folgen des Krie- gründig weiter bergab. Hinter dem allgemeinen S chrumpges zu überwinden. Im Ostteil der Stadt erfolgte der fungsprozess verbarg sich jedoch ein grundlegender ErneuWiederaufbau eingezwängt in das Korsett von Planwirt- erungsprozess. Dieser war im Westteil der Stadt vornehmschaft und verordneter Arbeitsteilung zwischen den so- lich mit einer Modernisierung der Produktpalette in fort-
INDUSTRIESTANDORT BERLIN Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite B2
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Die Energiewende muss in den Städten beginnen In Berlin entstehen fortschrittliche Technologien für die nachhaltige Energieversorgung der Welt. Die Stadt könnte bei der Energiewende eine Vorreiterrolle übernehmen. Immerhin muss das Strom- häuser starten, um das „Zuviel“ des Stroms zu nutzen. Insgesamt werden damit pro Jahr garantierte Einsparungen netz zunehmend Fluktua- In Berlin wird zudem seit mehreren Jahren intensiv er- von rund 11,7 Millionen Euro erzielt. tionen verkraften, weil der forscht, wie Elektroautos auf diese Weise zum Speichern Ein ehrgeiziger Plan wie die deutsche Energiewende lässt Anteil an erneuerbaren von Sonnen- und Windstrom beitragen k önnen. sich aber nicht allein durch Energieeinsparungen oder mit Energiequellen wie etwa Neben gut funktionierenden Stromverteilungsnetzen in erneuerbaren Energien schaffen. Um eine ausreichende Windkraft und Sonnen- Städten und Landkreisen sind in der Zukunft aber auch und sichere Energieversorgung zu erreichen, werden zuenergie stetig wächst. So neue Stromautobahnen wichtig, die den Strom aus den gro- mindest in den nächsten Jahrzehnten auch konventionelle schwankt etwa die Leistung ßen Offshore-Windparks im Norden zu den industriellen Kraftwerke benötigt. Denn zum einen reicht die Menge des von Photovoltaikanlagen Verbraucherzentren im Süden transportieren. Auch dafür grünen Stroms noch nicht, um eine ganze Industrienation enorm, wenn sich Son- werden in Berlin Schlüsselkomponenten produziert – etwa zu versorgen. Zum anderen müssen die Schwankungen von nenschein und Wolken Hochspannungsschaltanlagen und Komponenten für eine Sonne und Wind ausgeglichen werden, um Versorgungssiabwechseln. Eine weitere effiziente Übertragungstechnik. cherheit zu gewährleisten. Herausforderung ist, dass Zur Energiewende gehört natürlich auch der Baustein Doch auch bei konventionellen Kraftwerken sind noch das Stromnetz selbst immer Energieeffizienz – vor allem bei Gebäuden. Immerhin ver- erhebliche Verbesserungen und Effizienzgewinne möglich. komplexer wird. Bereits brauchen sie allein rund 40 Prozent Das zeigt beispielsweise eine in heute speisen neben Groß- der Energie weltweit. Saniert man Berlin entwickelte und hergekraftwerken zahlreiche klei- Büro- und Wohnhäuser konsequent stellte Gasturbine, die in Kombination mit einer Dampfturbine und mittlere Energieer- nach dem heutigen energetischen Bis 2037 lässt sich laut Studie der zeuger erneuerbaren Strom Stand der Technik, lässt sich laut der ne im vergangenen Jahr einen TU Berlin der Gesamtenergiebedarf in die Netze ein – künftig Studie der TU Berlin bis 2037 der Effizienzweltrekord aufgestellt der Berliner Häuser um bis zu 45 bis hat: Mehr als 60 Prozent der werden es Millionen sein. Gesamtenergiebedarf der Berliner 50 Prozent senken. Energie des Erdgases wandelt Ein echter Kraftprotz: die Siemens-Gasturbine SGT5-8000H ist die größte und leistungsstärkste Gasturbine der Welt. Um die Stromnetze verläss- Häuser um 45 bis 50 Prozent senken. lich betreiben zu können, Eine enorme Einsparung, die durch dieses Gaskraftwerk in Strom sind intelligente Verteilernetze – sogenannte Smart Grids – nö- moderne Heizungen, Lüftungen, um. Zum Vergleich: Der KraftVON BURKHARD ISCHLER UND DANIEL MÜLLER . Groß- tig. Dafür braucht es unter anderem neuartige Sicherungs- und Klimatechnik, Gebäudeautomation, Dämmungen oder einen werkspark in Deutschland bringt es heute durchschnittlich Ausbau der Fernwärmeversorgung möglich wird. Mit intelli- auf gerade einmal 30 bis 40 Prozent. Zudem können Gasstädte bedecken nur etwa ein Prozent der Erdoberfläche, Schutzsysteme, wie sie in Berlin entwickelt und gebaut werden. verschlingen aber rund 75 Prozent der Energie weltweit. Vor allem auf die intelligente Steuerung kommt es also genten Zählern oder durch Netzautomationssysteme können kraftwerke sehr flexibel kurzfristig schwankende NetzeinNicht zuletzt deshalb muss die Energiewende in Deutsch- künftig an. Eine aktuelle Studie der Technischen Uni- Gebäude auch mit einem Smart Grid verbunden werden. Je speisungen erneuerbarer Energien ausgleichen. Auch sie land vor allem auch in den Städten beginnen. Doch diese versität (TU) Berlin und der Unternehmen Siemens un d nach Stromangebot können so die Stromverbraucher wie zum sind damit ein wichtiger Bestandteil des künftigen intelliAufgabe ist anspruchsvoll, denn eine klima- und umwelt- Vattenfall kommt zu dem Schluss, dass sich der Anteil an Beispiel Klimaanlagen gesteuert werden. Fahrstühle können je gentenStromnetzes. freundliche Energieversorgung lässt sich nur durch ein Ökostrom in Berlin bis zum Jahr 2037 von derzeit etwa nach Stromangebot langsamer oder schneller fahren. Wie Kernkomponenten der Energiewende optimal inganzes Bündel an Maßnahmen erreichen. Die Energie- 25 Prozent auf rund 60 Prozent erhöhen ließe. Neben Da viele Bauherren oder Eigentümer die Kosten scheueinandergreifen, könnte künftig auf dem Gelände des landschaft von morgen setzt sich daher wie ein Puzzle aus dem Ausbau der erneuerbaren Energien würde allein die en oder nicht für sie aufkommen können, bieten TechnoTegeler Flughafens erforscht werden. Denn das Gelände verschiedenen Teilen zusammen – beispielsweise einer effi- intelligente Abstimmung zwischen Energieerzeuger und logieunternehmen „Energiespar-Contracting-Modelle“ an. soll nach ersten Planungen zu einem Entwicklungs- und zienten Energieerzeugung und einem sparsamen Energie- Energieverbraucher die Nutzung regenerativer Energien Dabei braucht der Kunde kein Geld in die Hand zu neh- Forschungsstandort ausgebaut werden, in dem auch mo verbrauch. Wie die Teile dieses Puzzles aussehen können, um 14 Prozentpunkte erhöhen. Der Grund: Wenn der men – er spart Energie und Kosten und finanziert damit die derne Energietechnik für Metropolen entworfen und gezeigt Berlin schon heute. Viele der dafür benötigten Ideen Wind nachts stark weht, wird kaum Strom benötigt. In Investition über einen vertraglich festgelegten Zeitraum. testet wird. Damit könnte sich Berlin zu einem Vorreiter und Technologien entstehen hier und sind größtenteils für solchen Fällen müssen Windräder oftmals abgeschal- Viele Berliner Liegenschaften wurden mit Hilfe dieses Mo- der Energiewende entwickeln. den Weltmarkt bestimmt. tet oder die Strommengen exportiert werden. Mit einer dells – in Berlin auch als „Energiespar-Partnerschaften“ beEin Beispiel sind Hightechkomponenten für das künftige intelligenten Netzsteuerung aber kann man in solchen kannt – saniert: darunter viele Schulen, Rathäuser, mehrere Burkhard Ischler und Daniel Müller, Berliner Büro der Leitung der Siemens AG Stromversorgungsnetz, zum Beispiel Überlastschutzsysteme. Momenten Wärmepumpen, Spülmaschinen oder Kühl- Schwimmbäder oder die Berliner Universität der Künste.
5 FRAGEN AN . . . Mit „Berlin“ verbindet man nicht unbedingt auf Anhieb „Industrie“. Ist die Stadt in Ihren Augen dennoch ein spannender Industriestandort?
Unbedingt ist Berlin ein spannender Industriestandort mit einer langen Geschichte. Und die Stadt hat viel mehr an Industrieunternehmen zu bieten, als man denkt. Daher freut es mich auch, wenn Veranstaltungen wie die Lange Nacht der Industrie oder die Industriekampagne von be Berlin dazu beitragen, Berlin wieder als Industriestandort bekannter zu machen. Es gibt hier zahlreiche Universitäten und Hochschulen, die nicht nur gute Fachkräfte hervorbringen, sondern auch viele gemeinsame Projekte mit Industrieunternehmen ermöglichen. Berlin ist mehr als nur eine coole Event- und Dienstleistungsstadt – Industrie ist wieder angesagt. Könnte der Firmensitz der BAE GmbH auch irgendwo anders in Deutschland sein?
Verena Jantke arbeitet als
Assistentin der Geschäftsführung bei der BAE Batterie GmbH.
Die BAE Batterien GmbH ist seit über 115 Jahren in Schöneweide in Berlin. Der Standortvorteil ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Technologie und Wissenschaft. Die enge Zusammenarbeit mit der HTW Berlin beispielsweise hilft uns, die Produktionsprozesse zu optimieren. Außerdem liegt Berlin strategisch ideal, dies spiegelt sich allein schon in den Exportzahlen von BAE wider, die bei 80 Prozent liegen. Natürlich profitieren wir auch von der hohen Anziehungskraft und Außenwirkung, die Berlin in den vergangenen Jahren erfahren hat.
Aus welchen Gründe n würden Sie anderen, vor allem jungen Mensc hen empfehlen, auch in Berlin und dor t in der Industrie zu arbeiten?
Die Industrie hat vielleicht nicht das Image wie kreative Bereiche, sie bietet aber genauso spannende Aufgaben und Tätigkeitsfelder. Es gibt etliche Möglichkeiten, sich zu verwirklichen und spannende Erfahrungen zu machen. Ich finde es toll zu erleben, wie aus vielen einzelnen Materialien am Ende ein fertiges Produkt herauskommt. Außerdem ist Berlin eine absolut lebendige und abwechslungsreiche Stadt. Hier lohnt es sich zu leben. Kommen Sie aus Berlin?
Nein, ich stamme aus Eisenhüttenstadt, einer Kleinstadt in Brandenburg. Ich bin nach Berlin gekommen, da mir hier einfach mehr Möglichkeiten geboten wurden als in Eisenhüttenstadt je möglich gewesen wären. Sollte Berlin das wirt schaftliche Standbein „Industrie“ weiter ausbauen?
Die Industrie ist ein wichtiger Baustein im Kreislauf der Wirtschaft und zugleich ein wichtiger Wachstumstreiber. Es ist außerordentlich wichtig, sie weiter auszubauen und nachhaltig zu stärken. Deshalb sollte die Stadt Interessenten dabei unterstützen, sich hier niederzulassen. Des Weiteren ist es wichtig, das vorhandene Wissen zu bündeln und die vorhandenen Institutionen und Netzwerke miteinander zu verknüpfen. In Berlin ist viel Potential vorhanden. Es wäre schade, es nicht zu nutzen.
FORTSETZUNG VON SEITE B1
Vom Spätentwickler zum „neuen“ Berlin neuen Gründerzeit. So arbeiteten im Jahr 2001 in Ost-Berlin bereits zwei von drei Industriebeschäftigten in einem Betrieb, der erst nach 1991 gegründet worden war. In Berlin insgesamt war es immerhin gut jeder vierte. Mittlerweile scheint die Berliner Industrie wieder Grund unter den Füßen gefunden zu haben. So überstand nicht nur die Berliner Wirtschaft insgesamt, sondern auch die Berliner Industrie den letzten Konjunktureinbruch im Jahr 2009 deutlich besser als der Bundesdurchschnitt. Ausdruck ihrer neuen Leistungsfähigkeit sind die inzwischen über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegende Produktivität und eine Exportquote, die sich
wieder, über die Zeit sogar schneller als die bundesdeutsche Wirtschaft insgesamt. Parallel dazu steigt die Zahl der Erwerbstätigen, und auch dies deutlich stärker als im Bundesgebiet. Die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit ist denn auch weniger einer fortwährenden wirtschaftlichen Stagnation geschuldet. Sie ist vielmehr im Zusammenhang mit dem ständig wachsenden Pendlerüberschuss zu sehen, der mittlerweile die 100 000er Marke übersteigt. Und nicht zuletzt ist Berlin in den vergangenen fünf Jahren bei steigender Tendenz um gut 100 000 Einwohner gewachsen. Mit 3,5 Millionen hat die Stadt heute den höchsten Bevölkerungsstand der Nachkriegszeit.
einer „2.0-Version“ ihrer alten Kernbranchen Elektro- und Verkehrstechnik (regenerative Energieerzeugung, Energieeffizienz, Elektromobilität und neue Verkehrskonzepte). Die Stadt hat ihre Entwicklungsschwerpunkte definiert. Wie weit sie führen, wird maßgeblich davon abhängen, inwieweit es gelingt, das neu erwachte unternehmerische Engagement und das kreative Potential der Stadt wirtschaftlich wirksam werden zu lassen. Als Kulturmetropole und Zentrum der Wissenschaft bietet Berlin das ideale urbane Hinterland für eine moderne, dienstleistungsgestützte Industrie. Die Stadt hat es damit schon einmal geschafft.
INDUSTRIESTANDORT BERLIN Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite B3
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INTERVIEW mit Klaus Wowereit
„Die Wachstumsspielräume sind noch lange nicht ausgeschöpf“ Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, zur Zukunft des Industriestandorts Berlin, zur Anziehungskraft der Stadt für Investoren und Arbeitnehmer sowie zur künftigen Nutzung des Flughafenareals Tegel. Herr Wowereit, durch die deutsche Teilung hat Berlin den Status der führenden Industriemetropole zwischen Paris und Moskau verloren. Doch seit einigen Jahren steigt der Industrieanteil wieder. Woran liegt dies?
Da kommt einiges zusammen: die auch allgemein sehr gute Wirtschaftsentwicklung Berlins – kein Bundesland ist seit 2005 stärker gewachsen; die umfassende Neuaufstellung der hiesigen Unternehmen, die einen harten Strukturwandel mitgemacht haben und nun wieder wettbewerbsfähige Produkte herstellen; die vielen guten Köpfe, die Berlin zu einem Innovationsstandort gemacht haben, und nicht zuletzt auch eine verlässliche, strategische Wirtschaftspolitik, die die richtigen Akzente setzt. Dennoch arbeiten lediglich rund zehn Prozent der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe – zum Vergleich: In Gesamtdeutschland liegt der Anteil bei 25 Prozent.
Ein vergleichsweise geringer Produktionsanteil ist für große Ballungsräume nichts Ungewöhnliches. Schauen Sie nach Paris oder London, auch dies sind Metropolen wie Berlin, die von Dienstleistungen geprägt werden. Gleichwohl setzt Berlin gezielt auf die weitere Entwicklung des Industriestandorts. Und wir freuen uns natürlich über jeden zusätzlichen Arbeitsplatz. Entscheidend ist dabei in zunehmendem Maße, welche Industrien am Standort eine Perspektive haben. Berlin ist inzwischen Gründerhauptstadt in innova-
ZUR PERSON Klaus Wowereit (59) ist seit Juni
2001 Regierender Bürgermeister von Berlin, zunächst kurze Zeit als Chef eines Übergangssenats, dann zwei Legislaturperioden in einer Regierung aus SPD und PDS. Seit November 2011 führt der im West-Berliner Bezirk Tempelhof geborene Volljurist eine rot-schwarze Landesregierung an.
tiven, stark wissensbasierten Branchen. Da entwickeln sich jetzt Betriebe, deren Wachstumsspielräume noch lange nicht ausgeschöpft sind. Wie fördert das Land Berlin die Weiterentwicklung des Industriestandorts?
Unsere Investitionsbank bietet gute Förderangebote für Investitionen und Wachstum. Was den Unternehmensservice betrifft, so gibt es bei Berlin Partner und in den Bezirken kompetente Anlaufstellen. Der Masterplan Industrie hat Themen identifiziert, an denen der Industriestandort Berlin weiterentwickelt werden muss, und entsprechende Projekte aufgesetzt. Ich selbst habe vor einigen Jahren den Steuerungskreis Industrie ins Leben gerufen, der ressortübergreifend für bessere Rahmenbedingungen in der Industrie sorgt. Warum sollte Industrie überhaupt wieder eine größere Rolle in Berlin spielen? Ist das noch zeitgemäß?
Zurückgefragt: Was ist an Industrie denn unzeitgemäß? Gehören ein Elektroantrieb oder ein Herzkatheter etwa nicht in unsere Zeit? Ich finde schon – und ich bin auch ein wenig stolz auf die weltweit gefragten Produkte ‚Made in Berlin‘. Außerdem gibt es in den Industriebetrieben viele gut bezahlte Arbeitsplätze, auch davon können wir in Berlin ruhig noch ein paar mehr gebrauchen. Und noch einmal: Auf junge Betriebe mit viel Zukunftspotential kommt es uns ganz besonders an. Was bedeutet die bundesweite Energiewende für den Standort Berlin?
Als Stadtstaat ist Berlin weder großer Produzent regenerati ver Energien nochbesonders stark von der Frage neuer bundesweiter Netzverbindungen direkt betroffen. Mit den vielen innovativen Betrieben im Bereich der Energietechnik, der e-Mobilität oder der energetischen Gebäudesanierung bieten sich Berlin aber neue Wachstumschancen. Insbesondere mit Blick auf unsere exzellente Forschungslandschaft werden von Berlin intelligente Lösungen für neue Speicher-
Kreativer Drahtseilakt Seit fast 150 Jahren produziert die Berliner Seilfabrik Stahlseile. Während mit den Seilen früher die Aufzüge der Industrie betrieben wurden, stellt man heute aus ihnen Seilspielgeräte her. Auch das Flechten der komplexen Raumnetze ist Teil des seltenen Handwerks, das die Berliner beherrschen: „Das können tatsächlich nur eine Handvoll Hersteller auf der Welt – und wir gehören dazu“, sagt David Köhler stolz. Mit einem Seilzug werden die vorher produzierten Einzelteile einige Meter in die Höhe gezogen und dann der Vorlage entsprechend per Hand miteinander verbunden oder verflochten. „Man muss dabei genau wissen, an welcher Stelle das Seil in welche Richtung gebogen werden muss“, erklärt Muth. Mit Berlin gewachsen
Begeistern Kinder, Eltern und Mitarbeiter gleichermaßen: die Produkte der Berliner Seilfabrik VON KATHARINA KLEIN. Wer denkt nicht wehmütig an sie zurück: an die Zeiten, in denen Nachmittage hauptsächlich darin bestanden, die Rutsche so oft wie irgend möglich herunterzurutschen, beim Fangspiel den anderen davonzulaufen oder den Sandtunnel mit Hilfe der richtigen Technik endlich vor dem Einsturz zu bewahren. Für die meisten Menschen bieten solche Erinnerungen lediglich Stoff für Tagträume. Für David Köhler hingegen sind sie Antrieb seines beruflichen Alltags: Zusammen mit seinem Vater Karl-Heinz Köhler, mit dem er die Berliner Seilfabrik leitet, und den weiteren 50 Mitarbeitern entwickelt, produziert und liefert er Seilspielgeräte für die Spielplätze dieser Welt. In der Nische produzieren
Die Berliner sind dabei ein ganz besonderer Fall: Als Produzenten im Nischenbereich „Seilspielgeräte“ entwerfen sie einzigartige Gerätekonstruktionen, bei denen mit Polyestergarn umwickelte Stahlseile zu Kletternetzen aufgespannt werden. Die dadurch entstehenden sogenannten „Raumnetze“ bieten nicht nur mehreren Kindern gleichzeitig Platz zum Spielen, sondern machen die Berliner Seilfabrik aufgrund ihrer seltenen Handwerksfähigkeit zu
lang hauptsächlich Stahlseile für die Aufzüge der Industrie hergestellt. Dies änderte sich, als Ende der 70er Jahre ein Architekt auf die Idee kam, aus kunststoffummantelten Stahlseilen Spielgeräte für Kinder zu bauen. Er gewann die Unterstützung der Fachmänner, welche die Idee fortan verfeinerten und optimierten. 1995 entschied schließlich der damalige Technische Leiter Karl-Heinz Köhler, sich ausschließlich auf das Seilspielgeschäft zu konzentrieren. Er kaufte die Berliner Seilfabrik und widmet sich seither der Herstellung und Weiterentwicklung von Seilspielgeräten. Gegenüber ihren wenigen Konkurrenten haben die Berliner dabei vor allem einen Vorteil: einen langjährigen Erfahrungs- und Wissensschatz rund um die technischen und gestalterischen Spitzfindigkeiten der Materie „Seil“. So wussten sie beispielsweise gleich, dass für die Spielgeräte am besten vierlitzige Seile mit einem Durchmesser von 16 Millimetern verwendet werden mussten. „Würde man weniger Litzen verwenden, wäre die Haptik des Seiles zu uneben – würde man mehr als vier verwenden, wäre die Seiloberfläche zu glatt“, erklärt Klaus Muth, Prokurist und Technischer Leiter der Seilfabrik. Eine „Litze“ ist dabei je ein mit Polyestergarn um-
Dass solches, durch jahrelange Erfahrung entstandenes Spezialwissen nicht einfach ersetzt werden kann, betont auch David Köhler. Aus diesem Grund kann er sich auch nicht vorstellen, die Produktion in eine andere deutsche Stadt oder gar ins Ausland zu verlagern. „Vielleicht würden wir Kosten sparen, aber hier in Berlin haben wir die Fachleute, die wir brauchen. Außerdem sind wir mit der Stadt zusammengewachsen und wollen hier einfach nicht weg“, unterstreicht er. Die räumliche Konzentration von Ideenschmiede und Produktion bietet überdies einen weiteren entscheidenden Wettbewerbsvorteil: die Möglichkeit, neue Ideen schnell testen zu können. Denn neben der hohen Qualität der Spielgeräte sind es die innovativen Gerätekonstruktionen, welche die Kunden der Seilfabrik mögen. Mit Produkten wie „Picolino“, „Cosmo“ oder „Quadropolis“ sind inzwischen zwar alle möglichen geometrischen Raumnetze verwirklicht, dennoch ist der Kreativität der Mitwirkenden kaum eine Grenze gesetzt. „Man kann die Formen der Außengerüste ständig verändern oder vorhandene Gerätelemente zu ganz neuen Konstruktionen kombinieren“, erklärt Köhler. Auch in Zukunft werden den Berlinern die Ideen daher so schnell nicht ausgehen. „Sich beruflich mit einem so positiv besetzten Thema beschäftigen zu können macht uns sehr viel Spaß“, versichert er. Und vermutlich in Erinnerung an seine eigenen Erfahrungen auf Rutschen und Klettertürmen im Sand fügt er schmunzelnd hinzu: „Das ist es auch, was ich an meinem Beruf so sehr schätze: die hundertprozentige Identifikation mit dem Produkt.“
Industrie zum Anfassen: Klaus Wowereit zu Besuch bei Nokia Siemens Networks systeme oder mehr Energieeffizienz ausgehen. Damit birgt die Energiewende auch für Berlin große Potentiale. Nach „Stuttgart 21“ dürfte es noch schwerer geworden sein, Industriebetriebe in dichtbewohnten Gebieten anzusiedeln. Wie wollen Sie Akzeptanz für die Industrieansiedlung schaffen?
Die Zeiten, in denen Industrie gleichbedeutend war mit rauchenden Schloten, sind lange vorbei. In Berlin haben wir daher auch in den innerstädtischen Gebieten Gewerbegebiete, die völlig akzeptiert sind. Wir haben eine Industriekampagne gestartet, die natürlich vorrangig nach außen das Profil des Industriestandorts Berlin stärken soll. Aber auch nach innen, in die Stadt hinein hat sie Wirkung. Zum Beispiel über die ‚L ange Nacht der Industrie‘, in der viele Betriebe ihre Türen öffnen. Apropos Großprojekte: Im Zuge des neuen Großflughafens sollte eigentlich noch in diesem Jahr ein Teil des jetzigen Flughafens Tegel zum Industrieareal umgewidmet werden. Was wird daraus angesichts der verzögerten Inbetriebnahme?
Wir wollen den Flughafen Tegel als Standort für Urban Technologies nachnutzen. Von Forschung über Entwicklung bis Produktion werden wir dort Wissenschaftseinrichtungen und wissensorientierte Unternehmen ansiedeln. Dazu bietet das Areal eine nahezu einzigartige Chance. Mit der BeuthHochschule wird es einen ersten Ankermieter geben. Der noch laufende Flugbetrieb in Tegel ändert nichts an diesen Plänen, außer dass sich die Zeitschiene etwas verschoben hat. Wenn ausländische Investoren einen geeigneten Standort in Deutschland suchen, steht Berlin auf der Hitliste immer mit ganz oben. Welche Branchen zieht es in die Bundeshauptstadt?
Erfreulicherweise ist Berlin nicht nur für einige wenige Einzelbranchen attraktiv. Viele Unternehmen zieht es inzwischen in die Hauptstadt, auch deshalb, weil die Metropole Berlin besonders attraktiv ist für qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und weil die vielen Berliner Hochschulen auch ein deutschlandweit einzigartiges Angebot an Absolventinnen und Abvsolventen haben. Besondere Ansiedlungserfolge gibt es in seit Jahren von uns zielstrebig entwickelten und geförderten Bereichen wie der Kreativ- und Gesundheitswirtschaft, der Mobilität oder der Energietechnik. Aber auch der Tourismus und die dynamische Start-up-Szene boomen. Ein Standortvorteil Berlins ist ihre Anziehungskraft auf junge Leute. Wie nutzen Sie diesen positiven Effekt für den Industriestandort Berlin?
Unsere Anziehungskraft auf Menschen aus aller Welt ist tatsächlich ein riesiges Wettbewerbsplus. Allein im vergangenen Jahr ist Berlin um 40 000 Menschen gewachsen. Viele Qualifizierte kommen hierher, aber viele Junge kommen auch zu Beginn ihres Studiums. Das wirkt sich positiv aus. Auf die Ausstrahlung der Stadt, aber auch natürlich für Betriebe, die Fachkräfte brauchen. Wie wird der Industriestandort Berlin im Jahre 2025 aussehen, welche neuen Branchen werden sich angesiedelt haben?
Es werden die innovativen und kreativen Branchen sein. Die Forschungslandschaft sowie die Attraktivität und Offenheit unserer Stadt werden dafür sorgen, dass die guten Köpfe weiterhin nach Berlin kommen. Tegel wird sich zu einem Standort moderner Industrien gemausert haben. Außerdem bin ich sicher, dass die vielen Start-ups von heute die Hauptstadt dann noch stärker prägen werden. Die Fragen stellte Ludger Kersting.
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Berliner Herzensangelegenheit Höchste Präzision gefragt: In Berlin stellen ausgebildete Goldschmiede, Zahntechniker oder Uhrenmacher Unterstützungssysteme für herzkranke Patienten her. Ein Besuch in einem Unternehmen, das ein eher ungewöhnliches Tagesgeschäft ausübt.
VON KATHARINA KLEIN. Überlebenswichtige Produkte herzustellen, das kann nicht jeder Betrieb von sich behaupten. Das Unternehmen „Berlin Heart“ ist jedoch ein solcher Fall: Seine Mitarbeiter entwickeln und produzieren mechanische Herzunterstützungssysteme für Menschen, deren eigene Herzfunktion so eingeschränkt ist, dass sie ohne die technischen Geräte nicht überleben könnten. Die kleine Lara aus Erlangen beispielsweise war eine solche Patientin. Das Mädchen kam mit einem Herzfehler auf die Welt, und im Alter von 3 Jahren war das Organ schon so geschwächt, dass ihr Puls nur noch durch technische Geräte aufrechterhalten werden konnte. Zweieinhalb Jahre lang übernahmen Pumpen des sogenannten Excor-Systems von
Berlin Heart die Funktion ihres Herzens, bis sie im Sommer 2012 wieder fit genug war und ihr das langersehnte Spenderherz transplantiert werden konnte. Das Excor-System ist eine außerhalb des Körpers liegende mechanische Pumpe, die per Luftdruck angetrieben wird und über Kanülen mit dem Herzen verbunden ist. Berlin Heart ist nach eigenen Angaben weltweit der einzige Hersteller, der eine solche technische Möglichkeit für ganz junge Patienten anbietet. Für die herzkranken Kinder gibt es oftmals keine andere Möglichkeit zu überleben: Ihre Körper sind noch zu klein, als dass andere Unterstützungssysteme wie etwa innerhalb des Körpers liegende Pumpen eingesetzt werden könnten. Diese Möglichkeit besteht hingegen bei Erwachsenen – vorausgesetzt jedoch, ihre Herzprobleme betreffen nur die für den Blutkreislauf zuständige linke Herzkammer. Hier hilft dann das implantierbare Incor-System. Es bietet den Patienten eine deutlich erhöhte Lebensqualität: Angetrieben durch einen Akku, der in einer kleinen Tasche untergebracht ist, übernimmt die Pumpe die Funktion des Herzens. Ist jedoch überdies auch die rechte Herzkammer erkrankt, muss der Patient mit dem parakorporalen ExcorSystem unterstützt werden. Nach der stationären Unterbringung wird dann ein mit komplizierter Technik ausgestattetes mobiles Antriebssystem, dessen Aussehen an einen Einkaufstrolley erinnert, sein ständiger Begleiter. Ruhiges Händchen
Überlebenswichtig: Produkte von Berlin Heart bringen Herzen auf der ganzen Welt zum Schlagen.
Obwohl die mechanischen Pumpen theoretisch über lange Zeit die Funktion des Herzens für ihre Patienten übernehmen könnten, ist ihr Einsatz oft nicht von langer Dauer. „Unsere Systeme werden meistens eingesetzt, um die Zeit bis zu einer Transplantation zu überbrücken“, erklärt Geschäftsführer Dr. Dirk Lauscher. Es gebe andererseits auch Fälle, in denen sich das Herz aufgrund der Entlastung durch die Geräte wieder erholt und anschließend selbständig weiterarbeiten kann. Dies komme jedoch selten vor. Dass bei der Herstellung höchste Präzision gefragt ist, bestätigt auch der Blick in die Produktionsräume von Berlin Heart. Zum Zusammenbauen der angelieferten Teile benötigen die 200 Mitarbeiter am Standort im Berliner
Bezirk Steglitz vor allem eines: ein ruhiges Händchen. Aus diesem Grund sind ein Großteil der Belegschaft ausgebildete Goldschmiede, Zahntechniker oder Uhrenmacher, die, in weiße Hygieneanzüge gehüllt, die komplizierten Produkte herstellen. Im ebenfalls wichtigen Geschäftsbereich Forschung und Entwicklung sind es vornehmlich Maschinenbauer, die auf Strömungs- oder Fertigungstechnik spezialisiert sind, und die mit ihrem Wissen den Fortschritt der Geräte ständig vorantreiben. Patienten liefern Ideen
Lauscher schätzt das qualifizierte Personal, das er in Berlin vorfindet. Dieser Zustand bestätige ihn auch immer wieder in der Wahl seines Betriebssitzes, der sich für ihn darüber hinaus durch die enge Zusammenarbeit mit den einzelnen Wissenschaftsstandorten und die logistisch günstigen Bedingungen der Metropole auszeichnet. „Ein Wechsel kam für uns nie in Frage und wird auch in Zukunft kein Thema sein“, sagt er. Denn wenn beispielsweise jemand im Betrieb neu eingestellt wird, dauert es bis zu einem Jahr, bis er die benötigten Fertigkeiten besitzt, um die hohen Qualitätsstandards der Produktion erfüllen zu können. Außerdem bestehe nach wie vor eine Zusammenarbeit mit dem Herzzentrum Berlin, dessen Forscherteam rund um Dr. Emil Sebastian Bücherl vor knapp 30 Jahren auch die Vorstufe des heute verfügbaren Excor-System entwickelt hatte. „Der Austausch mit den Ärzten und Experten bringt wichtige Impulse für die Weiterentwicklung und Verfeinerung unserer Herzunterstützungsysteme“, bestätigt Lauscher. Wertvolle Ideen kommen aber durchaus von den Patienten selbst, wenn sie beispielsweise Berlin Heart besuchen, um zu sehen, wer das für sie überlebenswichtige Gerät überhaupt herstellt. Für die Mitarbeiter sind solche Zusammenkünfte vor allem immer wieder eine Bestätigung ihrer Arbeit: „Zu sehen, dass ein Patient mit den Metallteilen, die wir poliert haben, oder mit den Kanülen, die wir gegossen haben, weiterleben kann – das ist doch eine tolle Sache“, sagt ein Produktionsmitarbeiter. Sein Beruf ist für ihn eben in jeder Hinsicht eine Herzensangelegenheit.
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ie stellt Kraft Foods eigentlich Röstkaffee her? Oder Gillette seine Rasierklingen? Und wie werden inzwischen BMW-Motorräder gefertigt? Auskunft über solche und ähnliche Fragen gab die in diesem Jahr erstmals in Berlin veranstaltete „Lange Nacht der Industrie“, bei der 25 Berliner Unternehmen ihre Werkstore öffneten und den Besuchern Einblicke in sonst verborgene Arbeits- und Produktionsprozesse gewährten (Fotos). Das Veranstaltungsformat, das 2008 erfolgreich in Hamburg gestartet war und aktuell in 10 deutschen Städten stattfindet, verfolgt dabei das Ziel, die Industrie als Arbeitgeber und Wachstumsmotor bekannter und attraktiver zu machen. Das Angebot richtet sich daher generell an alle Wissbegierigen; vor allem profitieren aber potentielle Mitarbeiter, Schüler und Studierende davon, denn bei den Führungen in je zwei Betrieben erhalten die Besucher von fachkundigen Ansprechpartnern Antworten auf alle offen gebliebenen Fragen. Die nächste „Lange Nacht der Industrie“ findet am 13. Mai 2013 statt. Da das Veranstaltungskonzept nicht nur in Berlin auf große Begeisterung stößt, soll das Angebot in den kommenden Jahren auf insgesamt 20 Städte im gesamten Bundesgebiet ausgedehnt werden.
Katharina Klein, Freie Journalistin, Frankfurt am Main
Wie wird Elektromobilität Berlin verändern? Elektroautos für jedermann, elektrischer Lieferverkehr und eine elektrische Buslinie – in Berlin werden ständig neue Ideen zur Elektromobilität entwickelt, erprobt und umgesetzt. VON BARBARA LENZ. Elektromobilität ist mehr als das Ersetzen von konventionellen Autos durch elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Prominentes Beispiel ist das Car-Sharing, das in ganz neuen Varianten die städtischen Mobilitätsmärkte in Schwung bringt. Besonders deutlich wird das in einer großen Stadt wie Berlin, wo neue Mobilitätskonzepte nicht nur getestet werden, sondern darüber hinaus dazu beitragen, das bestehende Verkehrsangebot zu erweitern und noch attraktiver zu machen. Geringerer Flächenverbrauch
Neben den klassischen Car Sharing-Anbietern gibt es in Berlin mittlerweile drei verschiedene Anbieter für das sogenannte Flex Car Sharing. Einer davon ist bereits vollständig mit elektrischen Autos ausgestattet, und die beiden anderen Anbieter wollen ihre Flotte in naher Zukunft zusätzlich mit elektrischen Fahrzeugen bestücken. In Berlin zeigt sich, dass die Flexibilität des neuen Angebots und der einfache Zugang, aber auch die Attraktivität der Fahrzeuge sowohl das flexible als auch das konventionelle Car Sharing interessant machen. Denn die Berliner, die einerseits seltener ein Auto besitzen, als dies im Bundesdurchschnitt der Fall ist, und denen andererseits ein weitverzweigtes und gut frequentiertes ÖPNV-Netz zur Verfügung steht, scheinen das Angebot recht gut anzunehmen. Je mehr Menschen in hybriden, mit Elektrofahrzeugen ausgestatteten Systemen unterwegs sind, desto weniger Abgase entstehen, und desto weniger Fläche wird für den ruhenden Verkehr benötigt. Darüber hinaus verbindet sich mit der Elektromobilität ein hohes Potential an Lärmminderung; beim Anfahren an der Ampel beispielsweise verursachen Elektroautos deutlich weniger störende Geräusche als konventionelle Fahrzeuge. Allerdings wird auch in Berlin diskutiert, mit welchen Maßnahmen die Nutzung von Elektroautos so gefördert werden kann, dass für die Lebensqualität der größtmögliche Nutzen entsteht. Maßnahmen, die nur das Elektroauto an die Stelle des herkömmlichen Pkw setzen, kann sich eine Stadt allenfalls für kurze
Auch eBikes und Pedelecs sind ein immer wichtiger werdender Bestandteil des elektromobilen Verkehrs in Berlin. Typisch für Berlin sind die weiten Entfernungen innerhalb der Stadt. Bislang gab es keine Alternative zum öffentlichen Verkehr oder zum Auto. 15 Kilometer auf einem eBike sind aber keine Entfernung mehr, und die dabei möglichen Reisezeiten müssen den Vergleich mit dem Pkw nicht scheuen. Ziel wird es deshalb mittelfristig sein, nicht nur den Radverkehr im Zentrum sicherer und unkomplizierter zu machen, sondern auch hochfrequentierte Pendlerstrecken attraktiv fürs Rad beziehungsweise für eBikes zu machen. Gemeinsam mit dem Land Brandenburg wird Berlin in den nächsten Jahren eines der vier nationalen „Schaufenster Elektromobilität“ sein. Im Berliner S chaufenster sind mehr als 30 unterschiedliche Projekte geplant. Sie reichen vom elektrischen Car Sharing für jedermann über Firmenflotten in Unternehmen und Behörden bis hin zum elektrischen Lieferverkehr. Ein für die Bürger und die Touristen besonders sichtbares Projekt wird eine batterieelektrisch betriebene Buslinie sein, die vom Hauptbahnhof durch die östliche Berliner City bis zum Ostbahnhof verkehren soll. Die Busse sollen an den Endhaltestellen induktiv, das heißt kabellos, mit Strom versorgt werden. Führend in Ladeinfrastruktur
Im „Schaufenster Elektromobilität“ soll der unmittelbare Austausch mit den Bürgern schon in der Forschungsphase gesucht werden. Die Region Berlin-Brandenburg verfolgt das Ziel, die Leitmetropole der Elektromobilität in Europa zu werden. Schon heute besitzt die Bundeshauptstadt das größte Netz an Ladeinfrastruktur aller deutschen Städte. Bereits angestoßen ist ein Ausbau der Ladeinfrastruktur von derzeit rund 500 auf 3700 Ladepunkte in den kommenden drei Jahren – davon sollen 1400 Ladepunkte öffentlich und 2300 privat sein. Die Elektromobilitäts-Forschung umfasst auch Fragen wie Akzeptanz und Nutzung der
schätzt. Gerade im innerstädtischen Liefer verkehr liegen die Tageskilometer der einzelnen Fahrzeuge vielfach unter 40 Kilometern. Das sind „perfekte“ Einsatzbedingungen für Elektrofahrzeuge. Außerdem sind durch exakte Fahrtenplanung die Tageskilometer bereits vor Antritt der Fahrt bekannt. Ein „Reichweitenproblem“ im Sinne von „range anxiety“ – also: „Reicht der Strom bis zum Ziel?“ – besteht nicht. Erste Projekte im Rahmen der Modellregionen haben gezeigt, dass Elektro-Lkw für städtische Lieferverkehre sehr gut eingesetzt werden können. Die Reduzierung von Abgasen und Lärm macht sich vor allem in den Zentren bemerkbar. Eine Befragung in einem der Berliner Bezirkszentren hat gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Anwohner erwartet, dass sich durch den Einsatz von Elektrolastern die Lebensqualität im Wohnumfeld erhöhen wird. „Ich ersetze ein Auto“
Darüber hinaus hat Berlin das Projekt „Ich ersetze ein Auto“ gestartet, in dem gemeinsam mit sieben weiteren Städten im Bundesgebiet getestet wird, wie kleinvolumige, bis zu 220 Kilogramm schwere Lieferungen mit ElektroLastenrädern durchgeführt werden können. Durch ein solches Vorhaben können zugleich der Einsatz neuartiger Fahrzeuge sowie neue Logistik-Konzepte erprobt werden.
Prof. Dr. Barbara Lenz, Direktorin des Instituts für Verkehrsforschung des DLR, Berlin
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Natur und Wissenschaft
NR. 266 · SEITE N 1 MITTWOC H, 14. NOVEMBER 2012
Klug verliert
Die Herkunft der kosmischen Korkenzieher gewinnt an Kontur
Der Planetarische Nebel Fleming 1 im Sternbild Centaurus ist rund zehntausend Lichtjahre von der Erde entfernt.
ie in entgegengesetzte Richtungen weisenden
D Auswürfe, die wie diese beiden „Korkenzieher“ von Fleming 1 im Sternbild Centaurus etliche Planetarische Nebel zieren, verdanken ihre Herkunft oft Doppelsternen in den Zentren der Systeme. Diese These wird jetzt von Beobachtungen mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte bestätigt. Planetarische Nebel formen sich,
wenn alternde sonnenähnliche Sterne Schalen aus Gas abstoßen. Sie sollten deshalb normalerweise kugelsymmetrisch sein. Die bisherigen Studien haben darauf hingedeutet, dass jeweils zwei zusätzliche Jets wenigstens dann entstehen können, wenn Doppelsysteme im Zentrum, deren Komponenten weit auseinanderstehen und für einen gegenseitigen Umlauf mindestens zehn Jahre benötigen, die Auswürfe beein-
Heikle Hoffnungsträger Partikeln aus Titandioxid schädigen Wasserflöhe Ob in Kosmetika, Zahncremes, Tabletten oder Wandfarbe – nanometergroße Partikeln aus Titandioxid werden überall dort verwendet, wo ein strahlend weißer optischer Eindruck erzielt werden soll. Doch je stärker man die Nanomaterialien nutzt, desto größer ist auch das Risiko, dass sie unkontrolliert etwa über Abwässer in die Umwelt gelangen. Seit einigen Jahren diskutiert man über die möglichen Auswirkungen auf die Natur und die Gesundheit. Dass industrielle Titandioxid-Partikeln in Wasser lebende Kleintiere offenkundig stärker schädigen können als bislang gedacht, zeigt jetzt eine Studie von Ökotoxikologen der Universität Koblenz-Landau. Die Wissenschaftler um Ralf Schulz wählten für ihre Untersuchungen Wasser-
Wasserfloh mit Nanopartikeln
Foto R. Schulz
flöhe der Art Daphnia magna. Die Tierchen, die durchschnittlich 21 Tage lang leben, sind Standard-Testorganismen für Wissenschaftler, die Chemikalienoder Nanopartikeln auf deren Umwelttoxizitäthin untersuchen. Die Studienobjekte wurden, kaumwarensie geschlüpft, inWassergefäße mit unterschiedlich hohen Konzentrationen an Titandioxid-Partikeln gegeben. Die Belastungen variierten zwischen 0,02 undzweiMilligrammpro Liter. Diedurchschnittliche Größe der – kommerziell erhältlichen – Titandioxid-Partikeln betrug rund hundert Nanometer. Bei den Versuchen wurdedarauf geachtet, dass die Wasserflöhe einer konstanten Belastung ausgesetzt waren. Zur Kontrolle ließ man
eineGenerationvon Wasserflöhenin normalem Wasser heranwachsen. Aus früheren Versuchen, wussten die Forscher bereits, dass Wasserflöhe, die längere Zeit Nanopartikeln ausgesetzt sind,ihre Schwimmfähigkeitverloren. Untersuchungen hatten gezeigt, dass sich die Nanopartikeln besonders an der OberflächederTierchenanlagern.Beiihrenjüngsten Versuchen interessierten sich Schulz und seine Kollegen für die Nachkommen von belasteten Wasserflöhen und dafür, ob und wie stark der Nachwuchs geschädigt wird. Bei einem Experiment ließen die Forscher die Wasserflöhe 21 Tage in einer hochkonzentrierten Titandioxid-Lösung heranwachsen. Nach18 Tagen entnahmen sie die gerade geschlüpfte fünfte Brut und gaben diese in eine andere, weniger belastete Lösung. Es zeigte sich, dass die Jungtiere bereits bei geringerTitandioxid-Konzentration nach kurzer Zeit eingingen. In einem anderen Fall wurden die adulten Tiere am 18. Tag herausgenommen undin ein saubere Lösung gegeben, in die sie ihren Nachwuchs entließen. Doch obwohl die Jungtiere selbst nie Kontakt mit Titandioxid hatten, waren sie weniger schwimmfähig als ihre Pendants der Kontrollgruppe („PlosOne“, doi: 10.1371/journal.pone.0020112). „DerEffekt tratschonbeieinerrechtgeringen Partikelkonzentration auf, der die Eltern zuvor ausgesetzt gewesen waren – nämlich bei 0,02 Milligramm pro Liter,“, sagt Ralf Schulz. Das ist etwa die Konzentration, wie man sie Studien zufolge in natürlichen Gewässern vermutet. „Überraschenderweise zeigten die Elterntiere ihrerseits keine Auffälligkeit gegenüber der Kontrollgruppe.“ Warum die Jungen so empfindlich reagieren, können die Forscher nochnichtsagen. „Wirglauben,dass die Eltern durch die Titandioxid-Partikeln geschädigt werden und ihrem Nachwuchs dadurch nicht das weitergeben können, was sie zum Überleben benötigen“, erMANFRED LINDINGER klärt Schulz.
Plagiat mit Pränataltest Die Humangenetikbelebt Ur-Stellungnahmewieder Wie kann man quasi verspätet wirken und gleichzeitig um Lichtjahre seiner Zeit voraus sein? Die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik zeigt, wie es geht. Sie hat seit Anfang dieser Woche eine Stellungnahme zum umstrittenenPränataltest veröffentlicht, der seit mehr als einem viertel Jahr auf dem Markt ist. Mit dem Bluttest der Konstanzer Firma Lifecodexx ist es möglich geworden, aus einem Tropfen Blut einer Schwangeren genügend Genschnipsel des Fötus zu gewinnen, um bereits um die zwölfte Schwangerschaftswoche mit dem „Massively Parallel Shotgun Sequencing“eine Trisomie21 (Down-Syndrom) feststellen zu können. Vorteil: Die Diagnose ist viel treffsicherer als etwa Ultraschall, zudem müssen nicht wie bei den klassischen, mit einem Fehlgeburtsrisiko verbundenen invasiven Untersuchungen – etwa bei der Amniozentese – Nadeln in den Körper der Schwangeren gestoßen werden. Nachteil: Wenn alles leichter und sicherer ist, wird auch Missbrauch wahrscheinlicher. Was freilich als Missbrauch anzusehen ist bei einem schonenderen und weniger gefährlichen Verfahren, darüber wird nun
Klaus Zerres, zu einem überraschenden Manöver Sie publiziert eine Stellungnahme, die in Teilen fast wortgleich 1993 veröffentlicht worden war. Seinerzeit ging es ebenfallsum einen Bluttest, derallerdings dazu gedacht war, ganze Zellen des Fötus und nicht etwa Genschnipsel für weitere Tests herauszufischen. Heute wie damals heißt es: „Als eine Weiterentwicklung nicht-invasiverTestverfahrenzu einer risikolosen, in der frühen Schwangerschaft einsetzbaren Untersuchungsmethode ist die Diagnostik ... aus mütterlichem Blut prinzipiell positiv zu bewerten.“ Will heißen: Viel ändert sich aus ärztlich-ethischer Sicht erstmal nicht. Schließlich hat sich der zelluläre Bluttest als Standarddiagnose auch nicht durchgesetzt. Das könnte sich nun mit dem neuen Gentest– trotzder1200 EuroKosten– ändern,wasauchin derStellungnahmezu lesen ist (http://www.gfhev.de). Vor allem befürchten die Genetiker, dass das Mehr an medizinischer Information, die mit der Schnellsequenzierung des gesamten kindlichen Genoms bald schon verfügbar sein wird, „die gesellschaftliche Bewertung vonerkennbaren Behinderungen/Entwick-
flussen. Im innersten Bereich des Planetarischen Nebels Fleming 1 haben die Forscher der Eso mit dem VLT dagegen, wie sie in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „Science“ berichten, ein aus zwei Weißen Zwergen bestehendes Doppelsternsystem mit einer Umlaufperiode von nur 1,2 Tagen entdeckt. Außerdem fanden die Astronomen in dessen Nähe den äußeren Korkenziehern ähnliche – durch „Knoten“ aus-
Foto Eso
gezeichnete – Gebilde, die zusammen mit den übrigen Befunden die Doppelstern-These für den Ursprung der Jets stützen. Für Fleming 1 scheint es von Bedeutung zu sein, dass sich die Achse der sogenannten Akkretionsscheibe aus Gas, die sich um den einen Stern bildet, wenn er Materie von seinem Begleiter an sich zerrt, wie die Achse eines schräg aufgesetzten Kinderkreisels zu drehen beginnt. (G.P.)
Der große Heisenberg irrte ie von Werner Heisenberg 1927 Mit dem Verfahren der „schwachen formulierte Unschärfebeziehung Die Natur ist schärfer Messungen“, dasdie israelischenTheoreist trotz ihrer Tiefgründigkeit und als gedacht: Experimentiker Yakir Aharonov und Lev Vaidman Abstraktheit das wohl bekannteste Ge1988 entwickelt hatten, gelang den kanasetz der Quantenphysik. Sie besagt ver- te an polarisierten dischen Forschern jedoch das scheinbar einfacht, dass man nicht gleichzeitig die Unmögliche. Bei einer schwachen MesPhotonen widerlegen Geschwindigkeit und den Ort etwa eines sung schwächt man die Kopplung zwiElektronsmit beliebiger Präzisionbestim- eine beliebte Veranschen dem Messgerät und dem Quantenmen kann. Für die Popularität dieses Gesystem so weit ab, dass Letzteres nur weschaulichung der Unbesetzes hat vor allem eine ebenfalls von nig durch diese Messung beeinflusst Heisenbergstammendebildhafte Erläutewird. Entsprechendgeringer istder Inforrung gesorgt, deren sich Lehrer und Wis- stimmtheitsbeziehung. mationsgewinn, den eine schwache Messenschaftler gerne zur Veranschaulisung verglichen mit einer normalen Meschungdes kompliziertenSachverhaltsbe- Von Rainer Scharf sungliefert,die dasQuantensystemallerdienen. Demnach sei es unmöglich, eine dings nachhaltig stört. Führt man nun an Messungauszuführen,ohne dasQuantenvielen, identischen Quantensystemen system dabei nachhaltig zu stören. Jeder wie in diagonaler Richtung oszillieren. ersteineschwache unddann einenorma Versuch, den Ort eines Elektrons präzise Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, leMessungdurch,so erhältman genugInzu messen, führt laut Heisenberg dazu, dass sich das elektrische Feld schrauben- formation darüber, wie stark die normale dass sich auch dessen Geschwindigkeit förmig rechts oder links in Richtung der Messung die Quantensysteme stört. verändert. Doch diese einfache Version Flugbahn des Photons dreht. Man spr icht In ihrem Experiment unterzogen die der Unschärferelation ist offenbar nicht dann von rechts- beziehungsweise links- Physiker Paare von Photonen, deren Polarichtig, wie ein Experiment kanadischer zirkular polarisiertem Licht. risationszustände quantenmechanisch verForscher nun zeigt. So wie es nach Heisenbergs Unschärfeschränkt waren,einer behutsamenschwaHeisenberg hatte ein Gedankenexperi- beziehung unmöglich ist, dass ein Elek- chen Messung. Das Besondere an solch ment – auch bekannt als Gammastrah- tron sich an einem bestimmten Ort befin- korrelierten Teilchenpaaren ist, dass ihre len-Mikroskop – ersonnen,in demdie Po- det und zugleich eine bestimmte Ge- Polarisationen enger miteinander abgesition eines Elektrons dastimmtsind,alses inderklassidurch gemessen wird, dass schen Physik möglich ist. man es mit Licht bestrahlt Führtman eineMessunganeiGamma-Strahlen Mikroskop nach Heisenberg unddie vondem Teilchenabnem Partner aus, spürt dies gelenkten Photonen regisder andere sofort, unabhängig triert. Die Ortsbestimmung davon, wie weit beide voneiwird umso präziser, je kürzer nander entfernt sind. Auf dieBeobachter die Wellenlänge des verwenseWeisekonnten dieForscher deten Lichts ist. Weil damit an einem Photon eine schwa jedoch der Rückstoß größer che Messung der linearen Linse wird, den ein abgelenktes oder zirkularen Polarisation Photon dem Elektron erteilt, vornehmen und an dem verändert sich entsprechend schränkten Partner eine entauch dessen Geschwindigsprechende normale Meskeit. Heisenberg schloss darsung. Dadurch erhielten sie Einfallendes aus: Je genauer man den Ort dasgleicheResultat,so alshätPhoton des Elektrons bestimmen te man beide Messungen an Reflektiertes Photon trifft will, desto stärker muss man einund demselbenPhotonausPhoton auf Elektron zwangsläufig die Geschwingeführt, was aber wesentlich digkeit des Teilchens stören schwieriger gewesen wäre. – eine Folgerung, die allem Die Forscher wiederholten Anschein nachmit der Aussadieschwachenund dienormage der Unschärfebeziehung len Messungen der linearen in Einklang steht. Dass die und der zirkularen PolarisatiSachlage nicht so ganz einon an einer großen Zahl von Anfangsimpuls Endimpuls fach ist, wie Heisenberg verschränkten Photonen. Dardes Elektrons des Elektrons glaubte, vermutete im Jahr aus ermittelten sie, wie stark 2003bereitsMasanaoOzawa die Polarisation durch den F.A.Z.-Grafik Kaiser von der Universität Nagoya. Messvorgang gestört wurde Der japanische Theoretiund wie sehr die einzelnen ker zeigte, dass die Messgenauigkeit und schwindigkeit hat, so kann auch ein Pho- Messergebnisse um den Mittelwert streudie dabei auftretende Störung durchaus ton beispielsweisenicht mit Bestimmtheit ten. Wie Steinberg und seine Kollegen in die Heisenberg-Beziehung verletzen kön- horizontalund zugleichrechtszirkular po- der Zeitschrift „Physical Review Letters“ nen. Er formulierte selbst eine verallge- larisiertsein. DieUnschärfebeziehungbe- (Bd. 104, Nr. 100404) berichten, erhielten meinerte Unschärferelation, die die Ge- sagtindiesemFall,dass dielinearePolari- sie ein eindeutiges Ergebnis: Die normale nauigkeit einer Positionsmessung und sation des Photons umso ungenauer be- Messung der linearen Polarisation der die Stärke der dadurch entstehenden Stö- stimmt ist, je präziser die zirkulare Polari- Photonen hatte deren Schwingung deutrung der Geschwindigkeit in Beziehung sation festgelegt ist. Misst man für eine lichwenigerstarkgestört,alsmanes angesetzt. Im Gegensatz dazu macht Heisen- große Zahlvon identischen Lichtteilchen, sichts der beobachteten Streuung der bergs Unschärferelation eine Aussage wiestarksieentwederzirkularoderlinear Messergebnissefür diezirkularePolarisatiüber die Orts- und die Geschwindigkeits- polarisiert sind, so findet man, dass die on erwarten würde – vorausgesetzt, man unschärfe eines Elektrons, die spezifi- Messergebnisse in einer Weise um ihren könnte Heisenbergs Unschärferelation sche Eigenschaften des quantenmechani- jeweiligen Mittelwert streuen und somit hieranwenden.Doch dasist offensichtlich schen Zustands des Teilchens sind, aber „Unschärfen“ aufweisen, die in Einklang nicht der Fall. Vielmehr erfüllten die genichts mit Störungen bei einer Messung mit der Unschärfebeziehung stehen. mittelte Störung und die Unschärfe der zu tun haben, wie Heisenberg ausseinem Während solche Polarisationsmessun- Messergebnissejene Ungleichung,die MaGedankenexperiment folgerte. Was Oza- gen zur Laborroutine gehören, standen sanaoOzawa aufgestellthatte. wa vermutete, haben die Physiker um Steinbergund seineKollegenvor einerunSteinberg und seine Kollegen sehen es Aephraim Steinberg von der University gleich schwierigeren Aufgabe. Sie muss- damit als erwiesen an, dass die Schlüsse, of Toronto jetzt experimentell bestätigt. ten an einer großen Zahl von Photonen die Heisenberg aus seinem GedankenDie kanadischen Forscher nahmen al- messen, wie stark die Schwingungsrich- experiment gezogen hatte, nicht korrekt lerdings nicht Ort und Geschwindigkeit tung eines Photons gestört wird, wenn sind. Die Forscher betonen, dass Heiseneines Elektrons unter die Lupe, sondern mandessen horizontale oder zirkulare Po- bergs Unbestimmtheitsrelation nach wie zwei verschiedene Polarisationszustände larisation misst. Nur auf diese Weise ließ vor für die Unschärfe gültig ist, die von eines Photons. Das ändert nichts an der sichherausfinden,ob dasAusmaßder Stö- Natur aus in einem Quantenzustand Aussagekraft des Experiments, da Hei- rungunddieStreuungdergemessenenPo- stecktund alsStreuungder Messergebnissenbergs Unschärferelation in abgewan- larisationendie vonHeisenbergaufgestell- se zutage tritt. Sie hat aber keine Bedeu-
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ass der Grieche vor dreitausend D Jahren einer Hochkultur angehörte und heute weltökonomisch auf den Rang eines Sozialhilfeempfängers gerutscht ist, gehört jetzt auch zu den Erscheinungen der menschlichen Geschichte, die genetisch leicht zu erklären sind. Der Athener der Antike war intellektuell einfach in einer besseren Position. Er war uns evolutionspsychologisch sogar haushoch überlegen. In „Trends in Genetics“ rechnet uns der amerikanische Anthropologe Gerald Crabtree von der Stanford-Universität in zwei Teilstudien vor, weshalb der Grieche,aber längstnicht nurer durchaus wehmütig werden darf, wenn er hundert oder zweihundert Generationen zurückblickt. Damals waren die zwei- bis fünftausend Gene, die Homo sapiens für die Realisierung seines vollen intellektuellen Potentials benötigt, in ihrer höchsten Blüte. Seitdem geht es langsam, aber stetig bergab, sagt der Genetiker. Der Flynn-Effekt ist schiere Illusion, die Beobachtung, wonach der moderne Mensch in den ersten fünfzig Jahren nach Einführung von Intelligenztests sukzessive um ein paar Punkte besser abgeschnitten hat, ist für den Genforscherneurologischmit dem Verbot von bleihaltigem Benzin und der Eliminierung kindlicher Schilddrüsenerkrankungen gut erklärbar. Fakt sei vielmehr: Unsere Intelligenz erodiert, und zwar ungebremst. Sie wird einfach nicht mehr gebraucht. Das Übel hat wohl mit der Sesshaftigkeit begonnen, danachgerietder Menschgenetisch auf die schiefe Bahn. Die Erbanlagen, die aus ihm den Überlebenskünstler und dasUniversalgenieder Evolutionmachten,wurden vonda annichtmehr benötigt.Entsprechendfielen fataleMutationen in diesen Genen kaum mehr ins Gewicht. Und wenn wir weiter so bequem und faul in den Tag hineinleben undunshinterdemLaptopaufdenMeriten der frühen Hochkulturen ausruhen, prophezeit der Wissenschaftler, werden in weiteren dreitausend Jahren in jedemunserer Nachkommen mindestens ein bis zwei weitere fatale Genveränderungen verankert sein, die den schlauen Fuchs in uns sukzessive zum Verschwinden bringen. Was also ist zu tun? Crabtree rechnet mit technischen Genoptimierungsstrategien der kommenden Generationen. Wir hingegen setzen unsere Hoffnungen vollständig in den genetischen Wildtyp und plädierendafür,die indigenen Restevon Intellektualität noch konsequenter zu schützen als bisher. Jeder Versuch der Zivilisierung muss als Versuch der Zerstörung unserer intellektueller Reservoire angesehen werden und sollte von höchster Stelle verboten werden. jom
Europas Förderer machen mobil Knapp eine Woche vor dem möglicherweise entscheidendenTreffen dereuropäischen Finanzminister machen nun auchdie fünfziggrößten Forschungsförder-Organisationen aus 25 Mitgliedsländern mobil, um das geplante 80 Milliarden Euro umfassende Budget für das nächste EU-Rahmenprogramm „Horizon 2020“ zu retten. „Zeit für Europa, sich zum wissensbasierten Wirtschaftsraum zu bekennen“, steht über der Stellungnahme der Dachorganisation „Science Europe“. Neben der gemeinsamen Unterschriftensammlung von 44 Nobelpreisträgern und sechs Field-Medaillen-Gewinnern sowie einerOnline-Petition mitinzwischenfast 130 000Unterzeichnernistdies diedritte Initiative, um für das, wie es heißt, von der EU-Kommission für die nächsten sieben Jahre „vorsichtig kalkulierte“ – allerdings um mehr als ein Drittel erhöhte – Forschungsbudget zu kämpfen. Wegen der Finanzkrise und nationaler Sparprogramme wird eine Kappung der Etatsteigerung befürchtet. Jeder Euro für die Forschung zahle sich für die europäische Industrie mit sieben bis 14 Euro Mehrertrag aus. F.A.Z.
Heute Atomkerne aufder Waage Isoliert in einem Ionenkäfig, lassen sich die Massen der Elemente jenseits von Uran präzise messen. Dabei offenbaren die Kerne auch schwer zugängliche Informationen über ihre Stabilität. Seite N2 AlleMacht allen „Mehr Demokratie wagen“, lautete die Parole der ersten SPD-geführten Bundesregierung. Der Politologe Wilhelm Hennis hatte davon 1969 eine eigene, weniger euphorische Lesart. Seite N3 Schavans Endspiel In der Affäre um die plagiathaltige
SEITE N 2 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
Natur und Wissenschaft
Unnötige Elektroschocks
Kleineres Risiko für Kinder?
Verzögerte Defibrillator-Signale sind wirkungsvoller
Rotavirus-Impfung ohne Altersgrenze gefordert Die strengenAltersgrenzen für die Rotavirus-Impfungzulockern,könntemehrKinderndas Lebenretten,als durch Impfkomplikationen gefährdet werden – vor allem in Ländern mit geringem und mittlerem Durchschnittseinkommen. Das schreiben Wissenschaftler von den amerikanischen Centers for Disease Control and Preventionund derLondonSchoolof Hygieneand Tropical Medicine in der Zeitschrift „PLoS Medicine“ (doi: 10. 1371/journal.pmed.1001330). Die Impfung gegen dasVirus,dasstarkeDurchfälleauslöst,erhöht das Risiko für eine gefährliche Darminvagination, die Einstülpung eines Darmabschnittes in einen anderen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) entschied deshalb, dass die Impfung, die mehrere Gaben erfordert, vor dem Alter von fünfzehn Wochen begonnenund vor demAlter von 32Wochen abgeschlossensein sollte.Der Grundfür dieseBeschränkungist,dassältereKinderohnehineinerhöhtes Risikohaben,eineDarminvaginationzu erleiden.Die Altersgrenzen führten gerade in armen Ländern mit schlechtem Zugang zu Ärzten dazu, dass viele Kinder die Impfung verpassen, schreiben dieWissenschaftlerin ihrer Veröffentlichung. Sie errechneten, dass man zusätzlich 47 200 Todesfälle durch Rotavirus-Infektionen verhindern könnte, wenn man die Altersbeschränkung aufheben würde. Knapp dreihundert Todesfälle durch Darminvaginationen würden dann allerdings zusätzlich auftreten. Experten von der WHO räumten nach dieser Berechnung ein, dass unter bestimmten Umständen die Chancen, die sich auch durch eine Impfung älterer Kinder böten, die Risiken überträfen. Somit müssten die Altersempfehlungen in einigen Regionen abgeschafft werden. In Deutschland rechnet die am Robert-Koch-Institut angesiedelte Ständige Impfkommission die Impfung gegen das Rotavirus nicht zu ihren Empfehlungen, sie rät aber auch nicht davon ab. Vor einer gene rellen Emp fehlung ben ötigen die Experten noch Daten zur Sicherheit des Impfstoffs und zur Krankheitslast. CHRISTINAHUCKLENBROICH ANZEIGE
Saugt den Pflanzensaft aus der Kakaofrucht: Kakao-Wanze (Helopeltis sulawesi).
Foto Universität Göttingen
Im Schädling den Nützling erkennen enn sich schädliche Insekten über
W Kulturpflanzen hermachen, kann der vorschnelle Griff nach einem Pestizid zum Bumerang werden. Denn unter Umständen mindern die ungebetenen Besucher einen noch folgenschwereren Befall durch andere Insekten – und entpuppen sich somit als Nützlinge. Das hat eine Gruppe von Ökologen der Universitäten Göttingen und Würzburg bei Untersuchungen in Kakaoplantagen auf der in-
donesischen Insel Sulawesi herausgefunden. Gefährdet wird der Ernteertrag etwa durch die auf Pflanzensaft erpichte Kakao-Wanze (Helopeltis sulawesi). Stark befallene Früchte werden außen hart und narbig. Das wiederum schätzt ein anderer Schädling, die Kakao-Miniermotte (Conopomorpha cramerella), nicht. Gerade dieses Insekt, dessen Larven sich durch die Schale ins Innere der Kakaofrucht bohren, kann verheerende
Schäden anrichten. Wie die Forscher um Arno Wielgoss im „Journal of Applied Ecology“ (Bd. 49, S. 465) berichten, steigerte ein mittelstarker Befall mit Kakao Wanzen daher den Ernteertrag. Dass manche Pflanzen infolge Insektenfrasßes weniger attraktiv für weitere Schädlinge werden, hat man schon früher beobachtet. Wielgoss zufolge wurde aber jetzt erstmals auch ein günstiger Einfluss auf den Ertrag nachgewiesen. (R.W.)
Die Magier unter den Atomkernen Gefangen in einem Käfig lassen sich die Massen schwerer Radionuklide präzise vermessen. Dabei hat man nun Atomkerne aufgespürt, die eine erhöhte Stabilität aufweisen.
u den wichtigsten Größen der Physik zählt die Masse eines Atomkerns. Sie liefert wertvolle Informationen über den Aufbau, die Struktur, die Bindungsverhältnisse und die Stabilität des Kerns. Doch ist es mitunterrecht schwierig,Massen vonAtomkernenpräzisezu messen.Dasgilt insbesondere für die künstlichen radioaktiven Nuklide, die schwerer sind als Uran. ISBN: 978-3-89843-219 -1, Preis: 34,90 €, Update: 24,90 € Da sie durch Kernreaktionen hergestellt werden müssen, stehen sie häufig aufAktuelle CD-ROM mit 40.000 Wissenschaftsgrund geringer Produktionsraten nur in berichten aus F.A.Z. und Sonntagszeitung der Jahre 1993 bis 2011. kleinen Mengen zur Verfügung. AußerNeu: Inklusive Online-Version. demsind die Halbwertszeiten derschweRegistrieren Sie sich für das Wissenschaftsarchiv ren Transurane für detaillierte UntersuOnline auf www.faz-wissenschaft.de. chungen meist zu kurz. Abhilfe bietet seit kurzem eine spezielle Waage für Bestellen Sie die CD-ROM inkl. 1 Jahr Online-Nutzung telefonisch (069) 75 91-10 10*, schwere Elemente, die von der Gesellauf www.faz-archiv.de/nuw oder im Buchhandel. schaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt entwickelt wurde. Damit hat eine europäische Forschergruppe jetzt die Massen und die Bindungsenergien von Isotopen der künstlichen Elemente Nobelium und Lawrencium bestimmt. Dabei sind sie auf Schaleneffekdie einigen dieser AtomkerFür die Supersymmetrie tenegestoßen, offenkundig eine recht große Stabilität verleihen. wird die Luft dünner Die Protonen und Neutronen sind im Einenextrem seltenenZerfalleines Bs-Me- Atomkern in ähnlicher Weise auf Enersons haben Forscher am europäischen For- gieschalen angeordnet wie die Elektroschungszentrums Cern bei Genf beobach- nen in der Atomhülle. Kerne gelten als tet.Das auseinem Anti-Bottom-Quark und besondersstabil,wenndie ZahlihreBaueinem Strange-Quark zusammengesetzte steine zwei, acht, 20, 28, 50 oder 82 beTeilchen sei in zwei Myonen, die schweren trägt. Bei diesen „magischen“ Zahlen ist Verwandtender Elektronen,zerfallen – ein eine Schale vollständiggefüllt. DerScha Vorgang, der laut Standardmodell nur ein leneffekt sorgt dafür, dass selbst schwere Malpro 300 Millionen Teilchenzerfälleauf- Atomkerne jenseitsvon Uranzusammentreten sollte. Wie die Physiker des LHCb- gehalten werden, die eigentlich sofort Experiments auf einer Tagung in Kyoto be- durch Spontanspaltung zerfallen müssrichtet,habe mantatsächlichdie prognosti- ten. Allerdings sind die Verhältnisse in zierte Rate gemessen. Damit sei die Hoff- den großen Radionnukliden viel komplinung aber weiter gesunken, Hinweise auf zierter als in den kleineren Atomkernen. die Existenz von „supersymmetrischen“ Die Physiker können deshalb meist nur Teilchen zu finden. Die Supersymmetrie, grob abschätzen, bei welcher Neutrodie unter anderem die Natur der rätselhaf- nen- oder Protonenzahl eine Schale geten Dunklen Materie erklären könnte, sagt füllt ist. Für die Überprüfung der theoreeine weitaus höhere Zerfallsrate als die getischenVorhersagensinddie Experimenmessene voraus. F.A.Z. tatoren zuständig, indem sie etwa die Masse und damit die Bindungsenergie für die fraglichen Kerne möglichst präzise ermitteln. Beide Größen sind über die DPG-Medaille für berühmte EinsteinscheFormel E = m c2 direkt miteinander verknüpft. Wissenschaftskomiker
Z
Die Masse eines schweren Radionuklids bestimmt man üblicherweise dadurch, dass man die beim radioaktiven Zerfall freigesetzte Energie und die Massen der Zerfallsprodukte misst – ein bisweilen ungenaues Verfahren, da ein Teil der Energie als Anregungsenergie in den entstehenden Atomkernen verbleibt und sich damit der Massenbestimmung entzieht. Einen Ausweg bietet nun die Waage in Darmstadt, da man mit ihr die Massen von künstlich erzeugten schweren Kernen direkt und auf vergleichsweise einfache Weise bestimmen kann. Das zentrale Element der „Waage“ ist ein Käfig, in dem geladene Teilchen mit Hilfe sich überlagernder elektrischer und magnetischer Felder festgehalten werden. Ausder Frequenz,mit der einTeilchenum die magnetischen Feldlinien kreist – die sogenannte Zyklotronfrequenz –, lässt
s s u l h c s n a z t e n t s e F r e l a m r o n *
Die Medaille für Naturwissenschaftliche Publizistik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) ist in diesem Jahr an die „Physikanten & Co.“ verliehen worden. Das Ensemble aus Dortmund trage auf eine einzigartige Weise dazu bei, Begeisterungfür naturwissenschaftlichePhänomene und Fragestellungen in der breiten Öffentlichkeit, insbesondere auch bei Kindern und jungen Menschen zu wecken, heißt es in der Begründung. Seit ihrer Gründung hätten die Physikanten al-
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Medikamente gegen ADHS aus Kindersicht Sie fühlen sich nicht in seelenlose Roboter verwandeltund denken nicht, dass sie ihrer Authentizität beraubt sind. So lautetdas Urteil derjenigen,die Medikamente wie Ritalin oder verwandte Substanzen einnehmen, um ihre Unruhe und
Die zylindrische Ionenfalle
Foto GSI
sichdessen Masse ermitteln.Die dabei erzielte GenauigkeitbeträgtwenigeMillionstel Prozent und übertrifft herkömmliche Verfahren um eine Größenordnung. Die Forscher um Michael Block und Minaya Ramirez haben sich in ihrem jüngsten Experiment auf Atomkerne der Elemente Nobelium (Ordnungszahl 102) und Lawrencium (Ordnungszahl 103) mit Neutronenzahlen um 152 konzentriert. Der Grund: Bei 152 Neutronen erwartet man eine abgeschlossene Schale und somit eine höhere Bindungsenergie alsbei benachbarten Kernen.Zur HerstellungderTransuranehabenBlockundseine Kollegen Blei- beziehungsweise Wismutfolien mit energiereichen Kalziumio-
befragt, wie sie sich mit den Medikamenten fühlen (http://adhdvoices.com und „British Medical Journal“, doi: 10.1136/bmj.e6947). Die gängige Skepsis wolltensienichtbestätigen.Die vonGegnern der Therapie geäußertenBedenken, das moralische Urteilsvermögen und das ethische Verantwortungsgefühl würde denKinderndadurch genommen,wiesen sie von sich. Ilina Singh, Bioethikerin am
nen bestrahlt. Trafen Kalziumkerne auf die Kerne des Targetmaterials, kam es hin und wieder zu Fusionsreaktionen, in deren Folge auch Atomkerne mit 102 und 103 Protonen entstanden. Die Zahl der Neutronen variierte zwischen 150 und 153. Die Halbwertszeiten der Radionuklide waren mit rund zwei Sekunden bis1,7 Minutenfür diedirekteMassenbestimmung lang genug. Allerdings war die Rate, mit der einige Isotope erzeugt wurden, äußerst gering. So gingen den Forschern während der viertägigen Messzeit etwa gerade mal fünfzig Atomkerne des Isotops Lawrencium-256 in die Falle. DieMühenhaben sichoffenkundiggelohnt: Als die Forscher aus den Massen der sechs „gewogenen“ Isotope und aus den bereitsbekannten Massen von weiteren Nobelium- und Lawrenciumnukliden dieentsprechenden Bindungsenergien ermittelten,zeigtendie Atomkernemit 152 Neutronen gegenüber den anderen Isotopen eine deutliche Überhöhung. Für Block und seine Kollegen ein untrügliches Zeichen dafür, dass man es hier offenkundigmit zweivergleichsweisestabilen Atomkernen zu tun hat, die jeweils eineabgeschlossene Neutronenschalebesitzen („Science“, Bd. 337, S. 1207). Für die Forscher zählt 152 damit definitiv zu den magischen Zahlen. Das präzise Wägeverfahren für schwere Atomkerne ermöglicht es nicht nur, schwer zugängliche Kernmassen direkt zubestimmen,sondernauchdie theoretischen Modelle der Kernphysik zu testen. „Ein theoretischer Ansatz sagt beispielsweiseeine magischeZahlfür 154Neutronen voraus, was nicht bestätigen konnten“, sagt Michael Block. „Die theoretischen Modelle können nun an unsere experimentellen Befunde angepasst werden“. Daraus lassen sich etwa bessere Voraussagen über die Lage der „Insel der Stabilität“ auf der Nuklidkarte ableiten. Damit bezeichnet man künstliche schwere Atomkerne, die aufgrund vollständig gefüllter Protonen und Neutronenschalenrechtstabil sindundtheoretischenBerechnungen zufolge bis zu Minuten oder vielleicht Stunden leben, bevorsie zerfallen. Die benachbarten Kerne existieren dagegen nur fürMillisekundenoder kürzere Zeit. Erwartet wird dieses Eiland beiNukliden mit rund120 Protonenund 184 Neutronen. Die bislang schwersten erzeugten Atomkerne haben 118 Protonen und 176 Neutronen. Die Forschergruppe, zu der Physiker aus Greifswald, Heidelberg, Mainz, Padua und Petersburg zählen, will ihr Wägeverfahren nun weiter verfeinern und sich schrittweise an die Stabilitätsinsel herantasten. MANFRED LINDINGER
antwortlichkeit für daseigene Fehlverhaltendamitab, verletzte dieKinder. Siekritisierten auch das mangelnde Vertrauen mancher Ärzte und Therapeuten. Diese befürchteten allzu oft, dass sie sich nicht strikt an die Medikation halten wollten. Stattdessen geht es offenbar vielen Kindern darum, flexibel mit der Dosis umzugehen. Wenngleich die Ergebnisse nicht den hohen Ansprüchen wissenschaftli-
Die implantierbarenDef ibrillatoren, winzige Elektrodensysteme zur Verhinderung eines plötzlichen Herztods, geben teilweise auch ohne triftigen Grund elektrische Schocksignale ab – ein Nachteil, der die Patienten erheblich belastet. Anders als weithin angenommen, fallen die unnötigen Stromstöße allerdings nicht in die Rubrik „unangenehm, aber weitgehend harmlos“. Laut den Ergebnissen einer aktuellen Studie unterminieren sie vielmehr die lebensrettende Wirkung der automatischen Schockgeber. Stellt man die Defibrillatoren nämlich so ein, dass sie nur noch selten überflüssige elektrische Impulse aussenden, verringert sich zugleichauch dieSterblichkeitder Patienten. Überzeugende Belege für einen solchen Zusammenhang haben jedenfalls Wissenschaftler um den amerikanischen Kardiologen ArthurMoss vonder University of Rochester in New York „im New England Journal of Medicine“ vorgelegt (doi:10.1056/NEJMoa1211107). In der Studie mit dem Kürzel MADITRIT hatten die Forscher untersucht, ob sich die Zahl der unnötigen elektrischen Impulse verringern lässt, wenn die Schockgeber weniger empfindlich einstellt sind als bislang üblich. Hierzu programmierten sie die Defibrillatoren von 1500 Patienten, die bis dahin noch kein bedrohliches Herzrasen erlitten hatten, zuje einemDrittelentwederwie gewohnt (Kontrollgruppe) oder auf eine von zwei neuenArten.Bei derherkömmlichenEinstellung schaltete sich der Defibrillator ein,wenn dasHerz länger alszweieinhalb Sekunden lang mit einer Frequenz von mindestens 170 pro Minute schlug. Bei der verzögerten Aktivierung feuerte er beim gleichen Puls, jedoch erst nach 60 Sekunden. Und bei der dritten Anwendungsart reagierte er erst von einer Herzfrequenz von 200 Schlägen pro Minute an, dann allerdings schon nach zweieinhalb Sekunden. Das Ergebnis: Verglichen mit dem herkömmlichen Vorgehen, führten beide neuen Programmierungsarten zu einem drastischen Rückgang derunnö-
tigen Stromimpulse und – was viele nicht für möglich gehalten hatten – einer geringeren Sterblichkeit. So gaben die wie gewohnt eingestellten Defibrillatoren im Verlauf von eineinhalb Jahren insgesamt 1000 überflüssige Stromstöße ab. Bei den Geräten mit verzögerter Aktivierung waren es demgegenüber nur 264 und bei jenen, die erst ab einer erhöhten Herzfrequenz feuerten, sogar lediglich 75. Was die Sterblichkeit angeht, erlagen in der Kontrollgruppe knapp sieben Prozent der Patienten einem schweren Leiden. In den beiden anderen Kollektiven waren es nur etwa halb so viele Patienten. Ein weiterer Vorteil der Programmierung war, dass sie deutlich weniger Energie verbrauchte und die Batterien somit mehr schonte. Je länger diese halten, desto seltener müssen sich die Patienten einem Gerätewechsel unterziehen. Wie einer der Studienautoren, Helmut Klein von der University of Rochester, aufAnfragedarlegt,hattendie Ethikkommissionen und viele Ärzte zunächst befürchtet, die erst später erfolgenden Impulsabgaben könnten das Risiko für einen Herztod erhöhen. Es sei daher nicht leicht gewesen, sie von der Notwendigkeit des Projekts zu überzeu gen. Weshalb die herkömmliche Programmierung mit einer erhöhten Sterblichkeit einherging, ist bislang zwar unklar. Klein hält es gleichwohl für denkbar, dass die unnötigen Elektroschocks mitunter selbst ein tödliches Herzflimmern – das sind unkoordinierte Zuckungen der Hauptkammern des Herzens – erzeugen. „Nicht jedes Herzrasen mündet zwangsläufig in ein solches Kammerflimmern und muss daher sofort beendet werden“, erklärt der Kardiologe. „Oft hört das Herzjagen vielmehr von selbst wieder auf.“ Das Verdienst der Studienautoren ist es, die Frage nach der korrekten Programmierung der kleinen Lebensretter systematisch angegangen zuhaben. Denn wasnützen immerbessere,zunehmendkomplexeremedizinische Geräte, wennman derentherapeutisches Potential nicht zu nutzen verNICOLAVON LUTTEROTTI mag?
Wieder auferstanden Uralte Viren werden in Mäusen reaktiviert Acht Prozent unseres Genoms stammen fähig gemacht. Das hatte Folgen. Kurz aus uralten Infektionen mit Retroviren. nachdemerstenLebensjahrhatten 67ProDie sogenannten„Endogenen Retroviren“ zent der Tiere Lymphome – Tumore der (ERVs) haben ihr genetisches Material in Lymphknoten – entwickelt, die die Forunser Erbgut eingebaut, doch mit der Zeit scher einermassivenInfektionderdort anhaben sich darin so viele Fehler angesam- sässigen Zellen mit MLV zuschreiben. melt, dass im Prinzip keine funktionstüchMäuse mit einem normalen Antikörtigen Viren mehr daraus entstehen kön- per-Arsenal waren allerdings vor den Tunen. Nun haben Forscher um Jonathan morengeschützt.Die ImmunmolekülehatStoye und George Kassiotis vom National ten nicht die Viren sondern Bakterien aus Institute for Medical Research in London der Darmflora im Visier. Wie sich herausgezeigt,dassdie viralenReliktein Mäusen stellte, können die Darmbakterien die reaktiviert werden können, wenn die Tie- ERV-Gene aktivieren. Indem das Immunre keine Antikörperabwehr besitzen. system die Mikroben unter Kontrolle hält, In den Zellen der immungeschwächten verhindert es, dass die viralen Sequenzen Nager beobachteten die Forscher, dass die abgelesen werden – lange bevor infektiöse ERV-Gene ungewöhnlich aktiv waren. Partikel überhaupt entstehen könnten. Vor allem ein Überbleibsel des Murinen Beim Menschen ist bis jetzt nicht nachLeukaemia Virus (MLV) – die sogenannte gewiesen, dass ERV-Gene wieder funktioEmv2 Sequenz – wurde auffällig stark ab- nelle Viren bildenkönnen.Allerdingsköngelesen.Wasim Grunde ohneKonsequen- nen einige davon – die sogenannte Retrozen hätte bleiben sollen, wie George transposons – mitunter ihre Position im Young und seine Kollegen sie in der On- Genom wechseln und dabei schwerwieline-Ausgabe der Zeitschrift „Nature“ gende Mutationen verursachen – was Tu(doi: 10.1038/nature11599) berichten. more auslösen kann. In der Petrischale Denn Defekte in Emv2 machen eine Ver- konntendie Forscher umYoungdie„sprinmehrung und Ausbreitung des Virus un- genden Genen“ genauso wie die anderen möglich. Gegen alle Erwartung ließen ERV-Sequenzen in dendritischen Zellen sich im Blut der Mäuse infektiöse Viren mit bakteriellen Molekülen aktivieren: nachweisen: Emv2 hatte ihre defekten Auchbeim Menschenkönnte alsodie AntiStellengegen dieintakten Gegenstückean- körper-Abwehreinewichtige Rolle beider derer abgelesenen ERV-Gene ausge- Kontrolle gefährlicher Virus-Überbleibsel tauscht, und sich so wieder voll funktions- spielen. EMMANUELLEVANIET
Sieden ohne Bläschenbildung
Eine heiße Kugel mit einer stark wasserabweisenden Oberfläche zeigt nur wenig Foto Ivan Vakarelski Blasenbildung. Anders eine Kugel ohne Beschichtung (rechts).
asser zum Kochen zu bringen,
W ohne dass sich die beim Sieden typi-
schen Bläschen bilden, ist ein Fähigkeit, die man normalerweise Zauberern zuschreiben würde. Was an Magie zu grenzen scheint, ist jetzt Forschern von der König-Abdullah-Universität für Wissenschaft und Technik in Saudi-Arabien gelungen. Ivan Vakarelski und seine Kollegen beschichteten eine zwei Zentimeter große Metallkugel mit einem stark hydrophoben Lack, der fein verteilte Nanopartikeln enthielt. Als die Forscher die auf 400 Grad erhitzte Kugel in ein Wasserbad tauchten, war die Blasenbildung stark un-
ähnlichen Effekt beobachtet man, wenn man einen Wassertropfen auf eine heiße Herdplatte fallen lässt. Der Tropfen tanzt auf einem winzigen Dampfpolster so lange hin und her, bis er verdampft ist. Auf einer unbeschichteten Kugel gleicher Temperatur entwickelten sich hingegen rasch viele kleine Gasblasen, die blubbernd aufstiegen. Extrem wasserabstoßende Oberflächen stabilisieren offenkundig die Verdampfungsphase von Wasser, die nach Johann Gottlob Leidenfrost benannt ist. Mag der Effekt für einige Anwendungen durchaus wünschenswert sein, so hat er doch einen entscheidenden
Geisteswissenschaften
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er sich die Aufgabe stellt, den Begriff ausfindig zu machen, der am bündigsten, prägnant und doch umfassend den Generalanspruch unserer Zeit zumAusdruck zu bringen sucht, der muss nicht lange suchen: Es genügt, das tägliche Morgenblatt aufzuschlagen.In jedem Ressort,dem politischen ohnehin, aber auch in allen Sparten des Feuilletons, im Wirtschaftsteil, in allen Berichten aus der Welt der Kirche, Schule, Sport, Universitätsreform, Theaterreform,Verlagsreform, Reformder Kindergärten,Krankenhäuser und Gefängnisse bis hin zur allgemeinen Forderung der Gesellschaftsreform – derGeneraltenoraller Ansprüche der Zeit auf Veränderung der uns umgebenden gesellschaftlichen Welt findet seine knappste Formel in dem einen Wort „Demokratisierung“. Man wird wohl sagen dürfen, dass dieser Begriff die universalste gesellschaftspolitische Forderung unserer Zeit in einem Wort zusammenfasst. Die Forderung ist nichts spezifisch Deutsches. Die ForderungnachmehrDemokratie,mehrPartizipation, nach Verringerung oder Abbau der Herrschaft – wir finden sie in allen westlichen Kulturstaaten, aber genauso, sei es als Formel des politischen UntergrundsoderalsPropagandabegriff,der gegen die kapitalistischen Staaten ausgespielt wird, auch, in den Staaten des kommunistischen Machtbereichs. Und doch scheint die Formel in Deutschland auf besonders fruchtbaren Boden, zu fallen. Die Vorstellung, wir Deutschenhätten einen besonderenNachholbedarf an Demokratie, die Verhaltensweisen, der Menschen seien in unserem Lande noch, in besonderer Weise von obrigkeitsstaatlichen Traditionen bestimmt, die „Strukturen“ der gesellschaftlichen Sphärender Wirtschaft,Wissenschaft, Bildung seien im Vergleich zu anderen Staaten noch besonders autoritär und unfreiheitlich, ist weit verbreitet. Die von der neuen Welle der Hochschulgesetzgebung intendierte Umwandlung der überkommenen Wissenschaftsuniversität in eine sich als demokratisch verstehende „Gruppenuniversität“ steht in der Welt jedenfalls einzigartig da. Genau dies wird der Forderung nach Demokratisierung aller gesellschaftlichen Bereiche unterlegt, sei es, dass argumentiert wird, die verfassungsmäßige staatlich-politische Demokratieschwebe in der Luft, bedürfe zu ihrer Sicherung der komplementären Demokratisierung aller gesellschaftlichen Bereiche, am „Widerspruch“von Demokratiehier,nicht Demokratie da müsse die politische Demokratie sonst zerbrechen, sei es, dass man aus der politischenForm Demokratieden Auftrag herausliest, diese Form in allen anderen Bereichen gleichfalls durchzusetzen. Ist denn die Demokratie identisch mit dem menschlichen Guten, können wir in unserem Jahrhundert noch Rousseau nachreden, für den der Zusammenfall von Mensch und Bürger der Probierstein der guten Verfassung war, oder erfahren wir nicht genauim Gegenteil,dassder Probierstein der guten, das heißt der freiheitlichen Verfassung genau dies ist, dass der Mensch dieFreiheit haben muss– odersie sich im Widerstand nehmen sollte –, als Mensch gegen seine Bürgerpflichten Widerspruch anzumelden?
W
„Demokratisierung“ – Zu einem häufig gebrauchten und vieldiskutierten Begriff Die immer wieder aktuelle Forderung nach mehr Demokratie läuft auf die Politisierung dessen hinaus, was nur um den Preis der Despotie politikfähig ist. Von Wilhelm Hennis
Das Betriebsklima durch mehr Demokratie verbessern
Abgesehen vom Universitätsbereich, wo die neuen Hochschulgesetze mit der Demokratisierung auf Paragraph und Absatz genau Ernst zu machen suchen, bleibt die Forderung bisher im Reich des Bewusstseins. Aber man muss klar sehen, dass in ihm die großen politischen Entscheidungen fallen. Wandlungen des Bewusstseins sind zunächst immer Wandlungen der Sprache, der Begriffe, mit denen sich der Mensch die Wirklichkeit auslegt. Zu den beliebtesten Zitaten der Neuen Linken in Deutschland gehört eine sehr gelegentliche Stelle aus einem Brief Hegels an Niethammer,indem Hegelschreibt:„Die theoretische Arbeit, überzeugte ich mich täglich mehr, bewegt mehr Zustände in der Welt als die praktische; ist das Reich der Vorstellungen revolutioniert, so hält die Wirklichkeit nicht aus.“ Das ist eine vollkommenr ichtigeBeobachtung, und daher ist dieerste Arbeit, diewir leistenmüssen, eine Analyse des Begriffes in seinem gegenwärtigen Gebrauch. Er begegnet uns zunächst als eine gedankenlose liberale Parole, als Synonym für mehr Liberalität, Offenheit, besseres „Betriebsklima“ hier und da – im Sinne von„demokratischermachen“ gleich„besser, freiheitlicher machen“. Festzuhalten ist,dass dieserbei Politikern nochgewöhnliche Sprachgebrauch nicht ihnen ursprünglich ist, man bedient sich vielmehr einer sich anbietenden Sprachhülse, ähnlich wie man sich daran gewöhnt hat, jede Gehaltsverbesserung oder Rentenanhebung als „Ausbau des sozialen Rechtsstaats“ hochzustilisieren. Diese Redeweise ist nicht unproblematisch. Wenn für jede beliebige politische Maßnahme sofort die Kriterien Rechtsstaat, Demokratie oder gar „Menschenwürde“ ins Spiel gebracht werden, so trägt man in die täglichen Agenden der Politik eine Dramatik hinein, die ihnen nicht zukommt.Wennjede Maßnahmedes Gesetzgebersoder derVerwaltungvordemKriterium sich bewähren muss, ob sie der Demokratisierung dient oder nicht, so kann, wer die Frage meint negativ beantworten zu müssen, gewissermaßen am laufenden Band das Recht des Widerstands für sich in Anspruch nehmen.
Sein Lieblingsbild: Francisco de Goyas „Der Traum der Vernunft produziert Monstren“
nunft sein sollte. Wir werden noch sehen, sichtspunkt ihrergesellschaftlichenAufgadass die Folgen dieses Sprachgebrauchs, ben, sei es denen des Wirtschaftens, Büdie Dramatisierungjeder politischen Maß- cher- oder Theatermachens, Belehrens nahme als demokratischoder undemokra- oder auch der Verkündung des Glaubens tisch, jener Form der bewusstseinsverän- betrachten, sondern unter dem Aspekt ihdernden Sprachrevolutionierung in die rer Herrschaftsverhältnisse, die man unter Hände arbeitet, die unter Demokratisie- Abstraktion von dem Zweck der Herrrung etwas ganz anderes versteht als das schaft in Analogie zum modernen Politikbloße „demokratischer machen“. verständnis kurz als Machtverhältnisse Oft mit dem erstgenannten Sprachge- versteht. Da ist die Rede von den Machtbrauch verbunden, zumeist aber klar da- strukturen eines Gymnasiums, eines Bevon abgesetzt, ist eine Verwendung des triebs, einer Familie, eines KrankenhauDemokratisierungsbegriffs zu beobach- ses und natürlich, jedermann geläufig, eiten,die diezu demokratisierenden„Struk- ner Universität, die gekennzeichnet sein turen“ nicht mehr primär unter dem Ge- solldurch dieschrankenloseMacht derOrdinarien und die Ohnmacht aller anderen. Dass diese Macht jedenfalls in allen öffentlich-rechtlich geregelten Bereichen in Wahrheit immer eine klar begrenzte, auf eine bestimmte Aufgabe bezogene Amtszuständigkeit und Amtsverantwortung ist, kommt den Kritikern der jeweiligen Wer alle seit den sechziger Jahren Machtstruktur kaum je in den Blick. Hat in dieser Zeitung publizierten Beiman dieseVerhältnisseeinmal unterAbseträge des am vergangenen Samstag hung ihrer gesellschaftlichen Aufgaben verstorbenen Freiburger Politikwisals Machtverhältnisse definiert, so fällt es senschaftlers in Buchseitenformat dann nicht schwer, auf diese Machtbereiausdrucken würde, käme auf mehr che jene Prinzipien der Machtkontrolle als einen Band. Wilhelm Hennis und Machtverteilung, Machtverantworschrieb über Goya und Max Wetunganzuwenden,dieim Bereichder poliber, über die Parteiendemokratie tischenMacht die demokratischlegitimierund die Verfassungsorgane, über ten sind. politische Reformen und politische Symbole. In dankbarer Erinnerung Nur wo es um Interessenausgleich an diesen großen intellektuellen geht, ist Parität am Platz Begleiter der Bundesrepublik drucken wir die gekürzte Fassung
Wilhelm Hennis
Foto Hamburger Kunsthalle
und Einflusschance aller in der jeweiligen Institution Zusammenwirkenden zu kaum erträglichenKonsequenzen führen würde, verbirgt sich unter dem Etikett der Demokratisierungin dieser EbenedesSprachgebrauchs in Wahrheit fast immer eine eher ständestaatliche Zuteilung von Einflusschancen nach paritätischen oder proporzmäßigen Kriterien. DieDrittelparitätfür dieZusammensetzung der Entscheidungsgremien der Universität ist das bekannteste Beispiel. Gerechtfertigt wird solche paritätischeBeteiligungmit derBehauptung,inder Institution träfen verschiedene Gruppen mit verschiedenen, durch paritätische Zusammensetzung auszugleichenden Interessen aufeinander. Nur wenn der Nachweis gelingt, dass in der Tat im Kern der Institution der Ausgleich verschiedener Interessen steht, ist eine paritätische Besetzung solcher Gremien auch zu rechtfertigen. DieZusammensetzungeiner Tarifkommission,in derzwischenArbeitgebernundArbeitnehmern Löhne ausgehandelt werden, genauso die Zusammensetzung einer Schlichtungskommission, die zwischen den Interessen von Mietern und Vermietern einen Ausgleich herbeizuführen sucht, nach paritätischen Kriterien ist völliggerechtfertigt,genausowie fürdie paritätische Zusammensetzung der Aufsichtsgremien der Rundfunkanstalten oder auch der großen Wirtschaftsbetriebe viel vorgebracht werden kann. Unfug wäre aber schon eine paritäti-
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nicht, dass irgendetwas dafür vorgebracht tät des sozialenVolkskörpers;von allensowerden kann, die Leitungsgremien eines zialen Tatbeständen bleibt er unterschieKrankenhauses, einer Schule oder einer den durch seine Abstraktion von der ReUniversität paritätisch zu besetzen. Man produktion des Lebens: Er ist der Staat mag den Schlichtungsausschusseiner Uni- der Erwachsenen, der den Menschen erst versität, der über Streitigkeiten zwischen „emanzipiert“,volljährigund dannin völliLehrenden und Lernenden zu entschei- ger rechtlicher Gleichbehandlung an seiden hat, getrost paritätisch besetzen. Die- ner Willensbildung teilhaben lässt. ses Muster auf die Senate und Fakultät an Alle Sozialtatbestände und ihre Instituzuwenden heißt, zuvor die reale Aufgabe tionen:Kirche, Schule,Universität,die AreinerUniversität,ein Ortdes Lehrens,Ler- beitswelt und schließlich, im Grunde nanens, Ausbildens und Forschens zu sein, türlich zuerst zu nennen, die Familie, sind wegzudefinieren und an die Stelle dieser Initiationsgebilde, die in sich Ungleiche Funktionsbestimmung das margmale Pro- und, so jedenfalls die Familie, auch Unblem möglicherInteressendifferenzierung freie vereinigen. Vereinigt die Familie in zu setzen, dem durch Anhörung, Mitspra- sich absolut und unaufhebbar Unfreie, die che etc. leicht Rechnung getragen werden Neugeborenen, so sind alle Sozialtatbekann und sollte. stände nicht nur durch das Zusammenwir Während im zweiten Sprachgebrauch ken von Ungleichen, sondern durch das mehr Selbstbestimmung, also Freiheit, Zusammenwirkenvon verschiedenen Freiaber immerhin noch ein Rest von Un- en gekennzeichnet. gleichheit, durchParität eventuellneutralisiert, anerkannt bleibt, wird im dritten Adamsneid oder Die Leugnung der Sprachgebrauch das demokratische Prin- Tatsache, geboren worden zu sein zip der Gleichheit radikal genommen und Man kann – und warum sollte man unter Demokratisierung die Beseitigung nicht – in Schulen, Universitäten, Wirt jeder Ungleichheit verstanden. Während schaftsbetrieben, Zeitungsredaktionen, inder alten marxistischenTheorie nurder Krankenhäusern die Formen des menschProtest gegen die ökonomische Ausbeu- lichen Miteinander ändern, sie freier, tung der Arbeiterschaft im Vordergrund auch ihre rechtlichen „Strukturen“ wenistand,wird dieForderungder Emanzipati- ger hierarchisch gestalten. Für Anhörung, on aus hierarchischen gesellschaftlichen Mitwirkung, auch Mitbestimmung sollte, Verhältnissen in diesem dritten Sprachge- wo immer es möglich ist, Raum gegeben brauch ausgeweitet auf den gesamten Be- werden. Nur „demokratisch“ lässt all dies reich der Berufsausbildung, der Schule, sich nicht legitimieren. Nicht einmal für der Kirche, ja der Familie. die wirtschaftliche Mitbestimmung, die Denbraven Politikern der Linguademo- ichfür einegute undnichtpreiszugebende cratica des ersten Sprachgebrauchs Sache halte, lässt sich aus dem Begriff der kommt es zumeist gar nicht in den Sinn, Demokratie das geringste ableiten. dass an diesem Begriff etwas problema Aber von welcher Art sind eigentlich tisch seinkönnte; undnicht wenigelibera- die Fesseln, von denen man sich hier in le Wortführer der zweiten, noch halbwegs letzter Instanz zu befreien sucht? Der Formetaphorischen Sprachusance erklären derung nach Demokratisierung der Schubereits nicht ohne drohenden Unterton, le, Universität etc., also insbesondere der sie möchten den suchen, der Zweifel dar- Institutionen, die ihren Ursprung im an anmeldet, dass in der Bundesrepublik menschlichen Bedürfnis nach Belehrung Schule, Universität etc. einer Demokrati- haben, liegt eine Variante adamitischer sierung bedürftig seien. Aber diese Zwei- Verirrung zugrunde, die ich Adamsneid felsindnichtnurerlaubt,sondernim Inter- nennen möchte, der Neid auf den einen esse der Demokratie müssen sie schnells- Stammvater, der, da er nie Kind war, einer tens und mit allem Nachdruck vorge- solchen Belehrung nie bedürftig war. bracht werden. Ich scheue mich nicht zu Worum es mir geht, mag eine Steile aus sagen,dassdas, wassichhinterdiesemBe- dem zweiten Treatise of Government griffverbirgt,aufdie PreisgabevonGrund- John Lockes zeigen. Da heißt es im 6. Kalagen der abendländischen, politischen pitel des 2. Buches, das von der väterliKultur hinausläuft, wie sie einschneiden- chen Gewalt handelt: „Adam wurde als der nicht gedacht werden kann. vollkommener Mensch geschaffen, Körper und. Geist in vollem Besitz von Kraft Demokratisierung trägt Machtfragen undVernunft.Somit warervom erstenAuin vorpolitische Gebiete hinein genblick seines Daseins an fähig, für seiDamit komme ich zum zweiten Teil, nen eigenen Unterhalt und seine Erhaldem Versuch, den Begriff in weitere Zu- tung zu sorgen und seine Handlungen sammenhänge einzuordnen. Demokrati- nach der Vorschrift des Vernunftgesetzes sierung gehört zu jenen für unsere Zeit so zu lenken, das Gott ihm eingeimpft hat. typischen transitiven Begriffen. Er ver- Später bevölkerten seine Nachkommen heißtdieÜberführungvoneinemZustand dieWelt,diealleals unmündige Kindergein einen anderen, er definiert einen Pro- boren wurden, schwach und hilflos, ohne zess, aber doch auch, wenn der Begriff Wissen und Verstand.“ Wir würden „frei überhaupt etwas besagen soll, das ange- geboren, sofern wir vernünftig geboren strebte Ende des Prozesses. Bei einer Ver- werden, was aber nicht heißen soll, daß flüssigung dürfen wir die billige Erwar- wir beides sofort anwenden können: Das tung hegen, dass am Ende Flüssigkeit da Alter, welches das eine bringt, bringt auch ist, bei einer Pulverisierung Pulver. Es das andere mit sich.“ heißt den Begriff also nicht überfordern, Ich glaube, nur in Kenntnis dieser den sondern ihn nurer nst nehmen, wenn man Common Sense von Jahrtausenden ausam Ende einer Demokratisierung von drückenden Auffassungist die revolutionäSchule und Universität eine Schul- oder re Kraft des ersten Halbsatzes des ersten Universitätsdemokratie erwartet. Satzes des „Contract Social“ Rousseaus zu Was sind folglich die immanenten Kon- ermessen, in dem es heißt: „Der Mensch sequenzender Demokratisierungeines So- wird frei geboren und überall liegt er in zialbereichs unterhalb der politischen Ge- Fesseln.“ Dieser berühmte Satz leugnet samtordnung? Die Demokratisierung ei- eine Tatsache der Natur, nach der der nes Sozialbereichs bedeutet im strikten Mensch zwar durchaus mit der BefähiSinn zunächst seine Politisierung, das gung,freizu werden,geboren wird, imZuheißt die Unterwerfung dieses Bereichs stand derGeburtjedochmehralsjedesanunter jene Prinzipien, die im Bereich der dereLebewesenaufSchutzund GeborgenPolitik die maßgeblichen sind, zum zwei- heit angewiesen ist. ten, da Demokratie ohne Gleichheit nicht Wasist das stärkstebeeinflussende Fakdenkbar ist, die tunlichste Herstellung ei- tum unseres Erkenntnisvermögens? Kein ner Gleichheit aller in diesem Sozialbeanderes als die Tatsache, dass wir als reich Tätigen. Beides zusammen ist eine Kind geboren werden. In dem ersten VerForderung von ungeheurer Tragweite. such einer zusammenfassenden Darstel Wollen wir sie erfassen, so müssen wir lung der Hindernisse, die klarer wissenuns vergegenwärtigen, dass die spezifi- schaftlicher Erkenntnis im Wege stehen, sche abendländische Sozialordnung be- in Bacons Idolenlehre, heißt es daher am stimmt wird durch die Unterscheidung Schluss ganz konsequent, dass all diese von Politischem und Nichtpolitischem. „idols and their équipage“ beiseite geDiese Unterscheidung,die die antike Polis rückt werden müssten“ mit der entschieerstmals mit äußerster Schärfe durchge- denen und klaren Absicht, das Verstehen führt hat, liegt vor der durch das Christen- „völlig und ganz davon zu befreien und zu tum die abendländische Welt bestimmen- reinigen“. Das Verstehen muss befreit de Unterscheidung von weltlicher und und gereinigt werden. Wovon? Von der geistlicher Gewalt. Der Gegenbegriff zur Zeit der Belehrung durch Ältere. Und so politischen Herrschaft ist vielmehr die heißt es am Ende der Idolenlehre: „The häusliche Herrschaft, die Herrschaft des entrance into the kingdom of man, founHausvaters im Oikos. dedon thesciences, beingnotmuch other Diese Unterscheidungist fürdasAbend- than the entrance into the kingdom of land insofern konstitutiv, als es sich darin heaven, where into non may enter except gegenüber der östlichen, barbarischen, as a child.“ Das heißt: Ihr müsst werden „despotischen“ Welt begriffen hat und wiedie Kindlein, unschuldig,vonallenErdassdieseUnterscheidungimmer nochal- fahrungen frei. leinerechtfertigt,dass wirmit derKategoDie Irritation des Forschers durch die rie der Politik umgehen – die man durch Verblendungen, Verstellungen, die die die Geschichte des Abendlandes seit der Folge unseres langsamen Aufwachsens athenischen Polis bis in unsere Tage hin- sind, hat im Laufe der letzten 200 Jahre ein verstehen kann als den Kampf um die eine Fülle von Variationen durchlaufen: Grenze,ein Kampf,in demes kleine,mitt- Die Idolatrie des Kindes in der Pädagogik lere und riesigeGrenzverschiebungenzwi- Rousseaus, die Zurückführung aller Verschen politischem und nichtpolitischem krüppelungen unserer Psyche in der LehBereich gegeben hat. Der geschichtliche re Freuds auf die Kindheit, Mitleid mit Paradefall der immermöglichenGrenzauf- dem Kind, Hass auf die Kindheit, es sind hebung war der Absolutismus; der totale alles verschiedene Seiten einerSache, des Staat unseres Jahrhunderts ist gleichfalls Umstandes, dass die Menschen zunehdurch dieseAufhebungder Grenzevon öf- mendwenigergeneigt sind,die Umstände fentlichem und privatem Bereich defi- ihrer Kreatürlichkeit anzunehmen. niert. Dieses ist der eigentlich tiefste ZusamZwar liegt esauf derHandund kannnatür- menhang, in dem ich die emanzipatorilich vonjemandem,derauchnur diebares- sche Forderung nach Demokratisierung ten Grundkenntnisse der Problematik ei- von auf Grund der Natur durch Ungleichnes modernensozialen Wirtschaftsverwal- heit bestimmten Sozialtatbeständen glautungsstaates hat, in keiner Weise bestrit- be sehen zu müssen. Diese Forderung ist tenwerden,dassdieGrenzenzwischenöf- mithin keine Ideologie, bloß falsches gefentlichem und privatem Bereich sich au- sellschaftliches Bewusstsein, sondern ßerordentlich verwischt haben. Und doch eine Revolte gegen die Natur. Da wir nicht ist in einer Beziehung die Unterscheidung imstande sind, die Natur zu verändern, despolitischenBereichs,alsomodern:des werdenmit demBegriffder DemokratisieStaatesund desihm zugeordneten,auf ihn rung von Sozialtatbeständen Hoffnungen hinführenden Bereichs der politischen geweckt, die unerfüllbar sind. Die Erwar-
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Geisteswissenschaften
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Schmidt von Essen
Sorgen und Macht
Pionier der Regionalplanung im Ruhrgebiet
Eine Tagung über Peter Hacks und die Utopie
DieFahnen auf demDach lassendie „Metropole Ruhr“ flattern. Eine aufgesetzte Botschaft, die der Mann, in dessen Amtszeit das Haus des Siedlungsverbands Ruhrkohlenbezirk (SVR) in Essen errichtet wurde, noch nicht im Blick hatte und diesichdoch aufihn bezieht.Dennin Auftrag gegeben wurde der streng funktionale, mit abgerundeten Ecken versehene Backsteinbau des Architekten und Folkwang-Lehrers Alfred Fischer, der 1928/29, gleichzeitig mit der Zeche Zollverein XII, entstand, von Robert Schmidt, derals ersterDirektordes SVR1920 angetreten war, den boomenden, doch infrastrukturell unterentwickeltenIndustriebezirk mit einer die kommunale Kirchturmpolitik überwindenden Regionalplanung zu stärken und zu einer eigenständigen Provinz auszubauen. Die konzeptionelle Grundlage dafür hatte der Wasserbauingenieur 1912 gelegt, er, als e r, damals Technischer Beigeordneter der Stadt Essen, die Beratungen der Grünflächenkommission des Regierungsbezirks Düsseldorf zu einer vielbeachteten Publikation bündelte: „Denkschrift betreffendGrundsätze zurAufstellung eines General-Siedelungsplanes für den Regierungsbezirk Düsseldorf (rechtsrheinisch)“. Der umständliche Titel spiegelt die komplexe Problemlage. Denn die Planung eines großangelegten, die Wohngebiete durchwebenden Grünflächensystems war, so Schmidt, als Einzelaufgabe nicht möglich, sondern mit Verkehrsentwicklung,Raumordnung und Siedlungstätigkeitzu verknüpfen undauf denwestfälischen Teil des Reviers auszudehnen. Hundert Jahre ist dieses Memorandum nun alt, das 2009 als Faksimile-Nachdruckwiederaufgelegtwurdeund denAnfang einer Fachdisziplin, der Regionalund Landesplanung, markiert. So hatten die Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung und die Fachhochschule Dortmund gleich zwei gute Gründe, dem „Erbe Robert Schmidts“ eineTagung zu widmen.Dasssie im Haus desRegionalverbandsRuhr (RVR) unddamit der Nachfolgebehörde des SVR stattfand, war Huldigung an den Genius loci und Teil des Themas. Denn der SVR hatte 1975 die Planungshoheit verloren und war zum Kommunalverband Ruhr (KVR) abgewertet worden; erst der RVR, der 2004 neu aufgestellt wurde, erhielt 2009 die zentrale Kompetenz von den Bezirksregierungen zurück. In diesen Diskontinuitäten bildet sich das Dilemma des Ruhrgebiets ab, das – von drei Regierungsbezirken und zwei Landschaftsverbänden, auch sechs Handwerkskammern undvierWDR 2-Programme zerschnitten – in seiner regionalen Handlungsfähigkeiteingeschränkt ist. Robert Schmidts Denkschrift ist aktuell geblieben: Noch immer hemmen Verwaltungsgrenzen die politischen Entscheidungsprozesse und, vom Nahverkehr bis zur Wirtschaftsförderung, eine effiziente Zusammenarbeit. Die Tagung handelte die Geschichte des SVR an zentralen Aufgabenbereichen (wie Verkehrsplanung oder Freiraumschutz) nuanciert ab: Die persönlichen Konstellationen und das Stadtmodell der zwanziger Jahre wurden dargestellt, Vergleiche mit Hamburg und Mitteldeutschland gezogen, die strategische Planung an europäischen Beispielen aufgefächert, bis Medellínund DhakawurdeSchmidtsVorbildcharakter und Einfluss nachgewiesen. Als seine Erben verstehen sich der RVR und die (im Haus gegenüber sitzende) Emschergenossenschaft,die ihreParadeprojekte vorstellten: der RVR, der inzwischen Freiflächen von 18 000 Hektar (etwa so groß wie das Stadtgebiet von Bochum) besitzt, den Emscher Landschaftspark und die Emschergenossenschaft die Herkulesaufgabe, Europas größte Kloake in eine saubere Flusslandschaft zu verwandeln. Doch Robert Schmidt verstand die Durchführung des „General-Siedelungsplans“ auch als eine Art Gesamtkunstwerk und berührte sich darin mit den Visionen des Kunstmäzens und FolkwangGründersKarlErnst Osthaus,der zurgleichen Zeit seine Heimatstadt Hagen zum „Stützpunkt künstlerischen Lebens“ und Gegengewicht zu Berlin ausbauen wollte. Auf diesen Zusammenhang aber ging der Diskurs ebenso wenig ein wie auf die Internationale Bauausstellung Emscher Park, deren Direktor Karl Ganser wie keiner vor oder nach ihm den ganzheitlichen Anspruch von Robert Schmidt aufnahm und so dessen erster Erbe wurde. Welche Rolle unter den Vorzeichen des Strukturwandels Architektur, Industriekultur, Denkmalschutz und (Landmarken-)Kunst für die Identitätsbildung des Ruhrgebietsspielenkönnen,wäreeine genaue Betrachtung wert gewesen. Als polyzentri sche Region, die Arbeitslosigkeit und Überalterung, Bevölkerungsrückgang und infrastrukturelle Defizite belasten, ist das Ruhrgebiet mit 5,3 Millionen Einwohnern heute weit davon entfernt, sich mit Berlin, außer im Fußball, messen zu können. Zu den Zeiten von Robert Schmidt (1869 bis 1934), der dem SVR bis 1932 vorstand, war das anders. Als der 1926 das Amt des Stadtbaurats von Groß-Berlin ausschlug, begründete er das, so erinnerte sich Martin Wagner, der es damals übernahm, mit den Worten: „In Essen sei er doch
Also sprach die Genossin Emma Holdefleiß: „Kollegen, Kommunismus, wenn ihr euch den vorstellen wollt, dann richtet eure Augen auf, was jetzt ist, und nehmt das Gegenteil.“ Die Worte richten sich an die Arbeiter einer Brikettfabrik in dem Stück „Die Sorgen und die Macht“ von PeterHacksaus demJahr1962. VonUtopien komme „nichts als Peinliches“, verkündete Hacks dagegen in dem Aufsatz „Die Schwärze am Ende des Tunnels“ von 1991. In welchem Umfang und mit welchem Ziel Hacks’ Werke utopisch seien, war Thema der fünften wissenschaftlichen Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft in Berlin. DaserwähnteStückaberhatte,wieLeonore Krenzlin darlegte,das Paradoxon vor Augen geführt, dass es, obwohl es der staatlichen Forderung nach Produktionsstücken vollkommen entsprach, durch seinen utopischen Gehalt – „Und malt euch alsomitden grauenTintender Gegenwart der Zukunft buntes Bild“, schließt Holdefleiß’ Rede an die Arbeiter – die Machthaber so sehr verstörte, dass es nach kurzer Zeitvon denSpielplänenverschwand. Die von 1970 bis 1990 an der Akademie der Wissenschaft Berlin tätige Literaturwissenschaftlerin beschäftigte sich vor allem mit Entstehung und Titelmotiv von „Die Sorgen und die Macht“ und bettete das Stück in die realen DDR-Verhältnisse ein. Das zunächst, Anfang 1958, schlicht „Briketts“ undin derzweiten Fassungnochkomödienhaft „Drei Flaschen Sekt“ betitelte Stück hatte Hackserst mitder dritten(erstmals erhaltenen) Fassung „Die Sorgen und die Macht“ genannt – als heute rätselhafte Verbindung zweier Abstrakta. Im damaligen Zeitgeist war das anders: Krenzlin erwähnte sowohl Walter Ulbrichts Rede vom Oktober 1957, in der er betonte, die „Festigung, Leistung und Erfüllung“der sozialistischen Planwirtschaft „machen den Arbeitern auch Sorgen“, als auch Chruschtschows – im Kontrast zur üblichen Schönfärberei – ungewöhnliches Eingeständnis von „Sorgen“ bei den Machthabern im Zusammenhang mit der Durchführbarkeit des Sowjet-Kommunismus in seinem Gespräch mit Arbeitern in Leipzig im gleichen Jahr. Bedeutender sei jedoch das bei der Feier der Sowjetunion im Oktober 1957 in der DDR uraufgeführte Lied„OhneKapitalisten gehtes besser“ gewesen, welches zur Musik von Hanns Eisler die Freundschaft zur Sowjetunion besang. Kurt Bartel, „Kuba“ genannt, reimte hier: „Und stöhnten wir am Morgen, / hat Moskau nur gelacht: / Wer die Macht hat, der hat auch die Sorgen / – die Sorgen und die Macht.“ Das Lied wurde lange Zeit im Radio gespielt, es ist davon auszugehen, dass Hacks es gekannt hat. Wie bei Hacks– hier: rückwärtsgewandtes – Utopisches mit Realem verknüpft ist, arbeitete auch Jens Mehrle (Berlin) an dem zwölfstrophigen Gedicht „Das Vaterland“ heraus, in dem sich das bekannte Diktum über die Mauer als „der Erdenwunderschönstes“ enthält.Rief seinVerlesen dieser mit „Wer kann die Pyramiden überstrahlen?“anhebenden sechstenStrophe belustigte Irritation im Publikum hervor, so zeigte seine Analyse, wie Hacks Zeile für Zeile die scheinbare Verklärung der DDR humorvoll-realistisch beschränkt. Ute Baum (Dresden) erkannte in den späten Russland-Dramen im vermehrten Auftreten von Wundern, welche zu glücklichen Stückausgängen führten, utopisches Potential; Kai Köhler (Berlin) ordnete Hacks’ Stückenden nach dem Kriterium, ob siepunktgenauabbrächen oder bevor beziehungsweise nachdem die HandlungzuEnde seisowienachihrem jeweiligen utopischen Gehalt. Für Utopie gebe es bei Hacks ein besseres Wort, nämlich Ideal, erläuterte Felix Bartels, und machte drei Phasen im Werk des Dichters aus: eine naive, pro-utopischebis 1961;die klassische Phase,in welcher Hacks seinen Idealbegriff entwickelte, von 1962 bis 1972; und schließlich, beginnend mit dem „Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“, eine von 1973 an währende ideologiekritische Phase, die vor allem von der Polemik gegen das „falsche Bewusstsein“ der anderen und weniger von eigenen großen utopischen Entwürfen gekennzeichnet,somit zunehmendutopiekritisch gewesen sei. Eva, nicht Adam sei sein „besterWurf“, sagtGottin „Adamund Eva“(1972).Welche Rolle spielen Frauen für Hacks’ Utopien?Findensich Utopienvor allemin seinenKinderwerken?Fragen,mit denendie Podiumsdiskussion die Zuhörer entließ. Vergnügen bereitete und Vernetzung ermöglichte das Vorprogramm der Tagung: das jedermann offenstehende Arbeitstreffen für Studierende und Nachwuchswissenschaftler, die zu Hacks forschen, und die immer am Vorabend stattfindende Hacks-Darbietung, diesmal eine Lese-Inszenierung der 1993 uraufgeführten Aristophanes-Bearbeitung „Der Geldgott“ im Habbema,der Bühne derPeter-Hacks-Gesellschaft. Mit Hacks’ kapitalismuskritischer Komödie,in welcherdie Mächtedes Geldgottes Pluto und der Glücksgöttin Fortuna wie zufälligmit menschlichen Schicksalen verwoben werden, erheiterte und verstörte die Truppe um Regisseur Olaf Brühl die anwesenden Zuschauer gleichermaßen.
Freiwillige Helfer der Demokraten bei der Telefonwerbung am 5. November, einen Tag vor der Präsidentschaftswahl
Foto Travis Dove/The New York Times
gon Bahr hielt nicht viel von Willy zählte und bis heute selbst KommunalBrandts Wahlkampf 1961. Er war politik in der Landeshauptstadt macht. Auf der Basis eigener erhobener und im ihm zu „amerikanisch“. Die KamDrei-Jahres-Rhythmusvon der Stadtverpagne,so Bahr damals, gleicheeinemKawaltung publizierter Daten entwickelrussell: „Bunt, klingelnd, dauernd in Beten die Sozialwissenschaftler einen wegung, ohne vom Fleck zu kommen.“ Kommunal-Atlas, der ein sozioökonoBrandts PR-Strategen wollten den Regiemisches Bild einzelner Stadtteile zeichrendenBürgermeistervon Berlinzum junnete. In Kenntnis dieses Bildes ließ gen deutschen Kennedy stilisieren. Mit mandie Parteien mitdem Milieudes Becremefarbenem Mercedes-Kabriolett und zirks kommunizieren. „Wenn ich weiß, hellem Anzug schickten sie ihn auf eine mit wem ich es zu tun habe, kann ich „Wahlreise neuen Stils“, in die deutsche ihn auch ansprechen“, so umreißt HerrProvinz zum Händeschütteln. Brandts mann die Idee. 1996 habe man dann in Werberoute passte man dem Tageslauf seinem Ortsverband (Südstadt) auch des Bürgers an, Wartezeiten bis zum AufHausbesuche gemacht. Bei solch einem tritt des SPD-Kandidaten wurden von eiCampaigning sei es natürlich wichtig, nem Berliner Kabarett-Ensemble überdass man sich nicht zwei Stunden lang brückt,und der mitreisende GünterGrass mit einer Person aufhalte. Die Maßgabe bekundete künstlerisch-intellektuellen für Obamas Straßenwahlkämpfer lauteBeistand.Dagegenblieb„die Rumpelkamte: zwei bis drei Minuten pro Tür. mer der sozialistischen Ideologie, ihrer Es gibt zwar eine deutliche Tendenz, Symbole und Prinzipien“, wie der „Spie- beit. Durch Facebook und Twitter ge- VS-Verlag,2012). „Politische Kommunikagel“ schrieb, „hermetisch verriegelt“. schieht die Ansprache auch über das tion“, sagt der in Kassel lehrende Speth, die sozialen Netzwerke auch für die persönliche politische Ansprache stärker Anfang der Sechziger mag ein Wahl- Netz. Klingeln hierzulande Unbekannte sei als Forschungsfeld bisher kaum in die kampf, der die Mechanismen amerikani- an der Wohnungstür, sollteman sich eher Politologieintegriertgewesen.Ansatzwei- zu nutzen. Dennoch sollten sich die PRscher„whistle-stop campaigns“adaptier- aufZeugen Jehovas einstellenalsauf mis- se sei es zwar in der Forschung über Inte- Strategen der Parteien künftig nicht auf te, manchem noch wie ein schwindelsionierendeGenossen.Und auchim Inter- ressenverbände oder soziale Bewegungen „Social Media“ verlassen, meint Herrerregendes Karussell vorgekommen netdürften diewenigstenschon aufwahl- diskutiert worden. Hauptsächlich habe mann. Im Willy-Brandt-Haus will man sein. Heute, gut fünfzig Jahre später, ist kämpfende Jungunionisten aus dem Kon- sich damit aber die Kommunikationswis- konventionellen und Internet-Wahlkampfmiteinanderverzahnen.Stets müsder Blick über den Atlantik Usus, wenn rad-Adenauer-Haus gestoßen sein. senschaft auseinandergesetzt, was nicht se man überlegen, wie sich der realweltlies gilt, Ideen für einen bevorstehenden Dennoch werden sich SPD und CDU zuletztam Internetliegt, das alsGraswur- che Wahlkampf im Web 2.0 abbilden las Wahlkampfzu entwickeln.Die Strategen bei der Bundestagswahl im kommenden se. Automatismen wie eine willfährige von SPD und CDU wissen, dass sich in Jahr womöglich verstärkt an GraswurÜbernahmevon Elementender erfolgreidenVereinigten Staatenam besten beob- zel-Aktivitäten nach amerikanischem chen Obama-Kampagne werde es nicht Jeder Wahlkampf ist ein achten lässt, wie man effektiv und effi- Vorbildversuchen. Es gilt, sämtliche Regeben. Denn, so habe Franz Müntefering Unikat, dessen Bedingunzient Wahlkampf macht. Auf diese Wei- gister zu ziehen. Denn eine Regierungseinmal gesagt, jeder Wahlkampf sei ein sesinddie FernsehduellederSpitzenkan- mehrheitist derzeit weder für das rechte gen sich vom einen auf den Unikat, dessen Bedingungen sich vom eididaten zum festen Bestandteil nicht nur noch für das linke Lager erkennbar. So nenaufden anderenTagändernkönnten. anderen Tag ändern. von Bundestags-, sondern auch von drohten,schreibt der MainzerPolitikwisDie CDU will ebenso auf GrassrootsLandtagswahlkämpfen geworden. Wäh- senschaftler Gerd Mielke mit Blick auf Campaigning setzen. Der Schwerpunkt rend der TV-Wettstreit inzwischen also dieSPD,„die Gefahreneinerunfreiwilliliege dezentral in den Wahlkreisen ein fester Bestandteil deutscher Wahl- gen Demobilisierung der eigenen An- zel-Apparat in den vergangenen Jahren und werde dort auch organisiert. Bei kämpfe ist, fristet das im vergangenen hängerschaft vorallemdurch diekoaliti- immer bedeutender wurde. „Eine zentral den bundesweiten Graswurzelaktivitäamerikanischen Präsidentschaftswahl- onspolitischen Perspektiven“. Den Sozi- gesteuerte Kampagnenorganisation kann ten werde 2013 wie schon 2009 das kampf so erfolgreich betriebene „Grass- aldemokraten stehe ein hartes Jahr be- mit einem dezentralen Medium verbun- „teAM Deutschland“ wieder eine „wichroots-Campaigning“ bei den deutschen vor: „Man muss sich etwas einfallen las- den werden“, erklärtSpeth. tige Rolle spielen“. Die UnterstützerParteien ein Nischendasein. Dass die Wissenschaft einen frucht- kampagne für Angela Merkel verfügt sen.“ Vorsorglich reisten Mitarbeiter des Dessen Logik ist schnell beschrieben Willy-Brandt-Hauses im Oktober nach baren Boden für Graswurzeln bereiten über eine eigene Online-Plattform. Zuist: Wer die Wahl gewinnen will, muss als Ohio, einem der Swing-States, und sam- kann, zeigt ein Projekt, welches schon nehmend seien aber auch Offline-Komerstes die eigenen Anhänger identifizie- melten als aktive Tür-zu-Tür-Wahl- zwei Jahrzehnte zurückliegt. Eine For- ponenten inden bundesweitenGraswurren,mobilisierenund andieUrne bringen kampfhelfer von Obama Erfahrungen schergruppe um den Soziologen Micha- zel-Wahlkampf eingebunden worden. – getreu der Devise: „Der Kandidat kennt für die heimische Kampagne. Gastfami- el Vester wandelte 1992 auf den Spuren Vor drei Jahren hätten sich um die seine Wähler.“ (F.A.Z. vom 3. November lien gaben ihnen kostenlos Logis. Auf von PierreBourdieu und fertigte in Han- 30 000 Freiwillige auf der Plattform re2012) Dazu werden im Wahlkampfbüro diese Weise bedankten diese sich für die nover kleinräumige Stadtteilanalysen gistriert.Überdie Planungen für2013 erListen geführt, in denen mögliche Stim- Unterstützung aus Deutschland. an. Ausgangspunkt war das schlechte fährt man aus dem Konrad-Adenauermenlieferanten mit Namen und Adressen Auch die deutsche Politikwissenschaft Abschneiden der SPD bei der nieder- Haus noch nichts. Ob on- oder offline – eingetragensind.Sympathisantender geg- hat dem Thema Grassroots-Campaigning sächsischen Kommunalwahl 1991. „Vie- „jetzt hat sich der Wind gedreht“, meint nerischen Partei sind in den Verzeichnis- noch relativ wenig Beachtung geschenkt. le Hannoveraner Ortsvereine wussten Rudolf Speth. Die Medialisierung der senerst garnicht aufgeführt. Dannziehen Im Dezember wird nun ein Sammelband nicht mehr, wie die soziale Lage in ih- Wahlkämpfe sei an eine Grenze gekomdie Unterstützer eines Kandidaten von neue Forschungsergebnisse präsentieren rem Stadtteil war“, erzählt Thomas men. Nun schlage die Stunde des „BoTür zu Tür und leisten Überzeugungsar- (Rudolf Speth: Grassroot-Campaigning. Herrmann, der zur Forschergruppe denkampfes“. ANDREASGROTH
E
Bodenoffensive mit Netzunterstützung
In Amerika spielt die persönliche Ansprache der Wähler auch an der Haustür eine wichtige Rolle. In Deutschland hingegen ist die Graswurzel-Technik längst noch nicht so verbreitet.
Der gute Mensch denkt nicht, sondern ist einfach nett Intuitiv neigen Menschen zur Kooperation, Nachdenken macht sie egoistisch Wer ein guter Mensch sein will, sollte nicht allzu lange über seine Handlungen nachdenken: das ist das Ergebnis einer Reihe von zehn Experimenten, die David G. Rand, Joshua D. Greene und Martin A. Nowak im Internet und im Labor durchgeführt haben („Spontaneous giving and calculated greed“, in: Nature, Band 489, 20. September 2012). Sie ließen ihre Versuchspersonen Spiele nach Art des Gefangenen-Dilemmas spielen, bei denen alle Spieler Gewinn machen, wenn sie kooperieren, ein Egoist, der nicht kooperiert, aber den höchsten Gewinn erzielen kann. Dabei gingen die Forscher davon aus, dass Menschen auf zwei verschiedenen Wegen zu ihrer Entscheidung kommen können: entweder schnell und intuitiv oder langsamer und durchdacht. Wie würde es sich auf das Spielverhalten aus-
Schlechte EthikProgonose für Rodin? Foto picture alliance
Bauch heraus sich als genau richtig oder als verhängnisvoll erwiesen hatten? DasErgebnis wareindeutig:Dieschnelleren, intuitiven Entscheidungen waren diesozialeren.Die Versuchspersonen,die nicht lange nachdachten, setzen mehr Geld für die gemeinsame Sache ein, als jene,die mehr Zeithatten, über ihre Strategienachzudenken.Zwar fandendie Forscher auch, dass Menschen, die schlechte Erfahrungen mit ihren Kooperationsversuchen gemacht hatten, zurückhaltender warenund weder intuitiv noch reflektiert besonders viel kooperierten. Doch in keinem Fall war die intuitive Reaktion weniger kooperativ als die durchdachte. Menschen sind demnach intuitiv auf Kooperation und Vertrauen eingestellt. Moralische Appelle und rationale Argumente über den Nutzen von Kooperation sind hier nicht nur überf lüssig, sie könn-
werden erst nach und nach egoistischer; Menschen treffen viele moralische Entscheidungen aus dem Bauch heraus und können sie nicht rational rechtfertigen; und einjährige Kinder helfen und teilen umstandslos und beginnen erst, wenn sie älter werden, ihren Altruismus selektiver einzusetzen („Why be nice? Better not think about it“, in: Trends in Cognitive Sciences, Heft 12, Band 16). Irgendwann, so scheint es, haben die Menschen gemerkt, dass es besser ist zusammenzuhalten, auch wenn man nicht verwandt ist.Evolutionäre Modellebestätigen inzwischen, dass es besser ist, zu vertrauen und ab und an übers Ohr gehauen zuwerden,alsimmermisstrauisch zu sein und dadurch gute Gelegenheiten zur Zusammenarbeit zu verpassen, berichtet Tomasello. Das bedeute nun aber nicht unbedingt, dass uns kooperatives
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Forschung und Lehre
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE N 5
Werkgerechtigkeit und Promotionshermeneutik: Die Folgen aus dem Fall Schavan
Die Zukunft der Gewissensgesellschaft
Gewiss kein Glanz
Die Debatte über das Plagiat lenkt von den Fehlern der Bildungsministerin ab / Von Frank-Olaf Radtke
Die große Beschwichtigung: Schavans Hermeneuten
uletzt wieder, nach der Wahl eines Pfarrers zum Bundespräsidenten, ist bemerkt worden, die Bundesrepublik sei nach 1989 protestantischergeworden. Im alten Westen hatte mit der Privatisierung der Religion die Konfession von Politikern kaum nochdafürherhalten müssen,Politikdarzustellen oder zu deuten. Doch nun, in der Debatte um die Plagiatsvorwürfe gegen die Bundesbildungs- und -forschungsministerin Dr. Annette Schavan, scheint sich eine Mentalitätsdifferenz erneut zu aktualisieren, die entlang des Konfessionsschismas katholisch-evangelisch verläuft. Die Referenz auf Konfession drängt sich auf angesichts der umlaufenden Selbstdarstellung der CDU-Ministerin, die eine lupenrein katholische Biographievorweist.Im rheinischenKatholizismus großgeworden, hat sie vor der Amtsübernahme, um nur zwei Funktionen zu benennen, das katholische Begabtenförderungswerk Cusanus geleitet, das u. a. Promotionsstipendien vergibt und der Förderung katholischer Eliten dienen will. Bis heute gehört sie der ebenso katholischen Görres-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft an, die auf den preußischen Kulturkampf zurückgeht und deren Protektor immerhin der Kölner Kardinal Meisner ist. Im Plagiatsstreit geht es aus der Sicht der Betroffenen um die Ehre, aus der Sicht derRegierungum Schadensbegrenzung. Im Kern aber handelt es sich um eineversetzt, mitmoralischen ArgumentengeführteKontroverse um dieWissenschafts- und Bildungspolitik. Angefangen von den Advokaten aus ihrer Partei, diedas Verfahrender Universität Düsseldorf angreifen, über die Kommentatoren aus den Medien und der Wissenschaft, die Methoden und Beurteilungskriterien der Gutachter diskutieren, bis zu den Sprechern der Opposition, die den nächsten Wahlkampf vorbereiten, denken alle Teilnehmer am Plagiatsstreit vom Ende her: dem Rücktritt der Ministerin. Wer aus politischen oder persönlichen Motiven hilfreich sein will, um einen solchen Ausgang der Affäre zu verhindern, streicht die Verdienste der Ministerin um die Wissenschaft heraus und weist vorsorglich den Verdacht einer Täuschungsabsicht der jungen Doktorandin zurück.Die unabweisbarenTatsachen, die auf der Plattform der Plagiatsjäger nachzuvollziehen sind, werden als lässliche (Jugend-)Sünden behandelt. Im Umgang mit einer unverhältnismäßig breiten Themenstellung der Dissertation und der viel zu umfangreichen Sekundärliteratur mögen, so ihre Beschützer aus der Erziehungswissenschaft, der Studentin handwerklicheFehler unterlaufen sein. Um die Plausibilität des Arguments zu erhöhen, erzeugen sie historisierend denEindruck,die inkriminierten Zitierpraktiken seien in der Erziehungswissenschaft üblich, zumindest üblich gewesen oder bei diese m Typ Dissertation doch unvermeidlich. Bedient wird der Eindruck, dass es mit der Wissenschaftlichkeit der doch eher verachteten akademischen Pädagogik so weit nicht her sei. Indiesem weitherzigen Verständnis eines Plagiats leuchtet argumentativ das Motiv der Werkgerechtigkeit auf, das die römisch-katholische Rechtfertigungslehre getragen und dasLuther so erbost und zum Protest getrieben hatte. Im aktuellen Fall sollen die guten Werke der Ministerin, gleichsam im Tausch, Verfehlungen aufwiegen, die sie auf dem Karriereweg begangen haben mag. Die Mahnung zur Nachsicht, die auf die Lebensleistung der Angeschuldigten abhebt, wird konzertiert von ehemaligen Granden der Wissenschaftsorganisationen vorgebracht, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft über den Wissenschaftsrat bis zur Hochschulrektorenkonferenz. Sie sind der Ministerin in einer Überzeugungsgemeinschaft verbunden, ihre Organisationen bleiben auf die millionenschweren Zuwendungen ihres Ministeriums angewiesen. Dass aus dieser Runde gar der Vorwurf in den Raum gestelltwird,die UniversitätDüsseldorf,die
erständnis allenthalben. Muss es skeptisch stimmen, dass nach so großem Jagdeifer nun so große Duldsamkeit für mutmaßliche Abschreiber herrscht? Von e iner zornigen Sehnsucht nach dem Neuen ist zu lesen,die Dissertationen unterFortschrittszwang stellt, von der ausreichenden Legitimation einer Doktorarbeit durch die Weitergabe von Wissen, von dem dringlichen Wunsch nach einem Ende der beschämendenPlagiatsjagd als Massenspektakel im Netz. Zwischen Guttenberg und Schavan liegt ein gutes Jahr. Die Fälle liegen unterschiedlich. Auf der einen Seite der charismatischeBlender, aufder anderendie vorher eher für zu große Seriosität gescholte-
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Die große Notenblase Nicht nur Finanztitel sind überbewertet, auchZeugnisse Der Wissenschaftsrat hat am vergangenen Montag eine Studie veröffentlicht, diezur Notengebungan deutschenHochschulen feststellt: Die Prüfungsergebnisse werden im Durchschnitt immer besser, und die Notenverteilung weicht je nach Fach, Studienort und Abschluss stark voneinander ab. Außerhalb von
sichdurch eineIndiskretion angreifbarge- und über die Zweckmäßigkeit von Entmacht hat, verfolge mit ihrer Untersu- scheidungen auf Märkten entschieden chung „eine Mission“, unterstreicht nur werden soll. den hochpolitischen Charakter der Aus Was sind diegut en Werke derMinisteeinandersetzung. Es geht ums Ganze. rin, welche ihre möglichen Verfehlun Wer dagegen bereit wäre, im Namen genrechtfertigensollen?Für diein Plagider Wissenschaftshygiene die Folgen ei- atsfällen leicht erregbare Wissenschaftnes Rücktritts der Ministerin in Kauf zu lergemeinschaft wäre es naheliegender, nehmen, oder wer direkt auf ein solches inhaltlich in eine Kontroverse über die Ende hinarbeitet, folgt einem engen Politik der Ministerin einzutreten. Es Konzept des Plagiats. Bewaffnet mit war Annette Schavan, die ein Ministericomputergestützter Textanalyse, sind umübernommenhat, das – unterder AnPlagiatsjäger zu einem neuenTypdes po- leitung der EU und der OECD, operatilitischen Akteurs geworden. Wie der sa- ver Stiftungen und Beratungsfirmen – algenhafte Robin Hood operieren sie aus les daransetzte, die Organisationen des demVerborgenenund lehren dieabgeho- Wissenschafts- und Erziehungssystems benen Funktionseliten das Fürchten. mit betriebswirtschaftlichen Mitteln aus Aber sie rauben nicht, sie zahlen heim. Hervorgebracht hat sie ein erneuter ihrer Tradition und Routine herauszureiStrukturwandel der Öffentlichkeit, der von den interaktiv-digitalen Medien ausgelöst worden ist. Die Aktivisten berufen sich auf Prinzipien guter wissenschaftlicher Praxis, die quer zu den Fakultäten und Wissenschaftskulturen jederzeit gelten müssten. Appellierend an die protestantische Ethik, bestehen sie auf einem asketischen Berufsethos, dessen Verhaltensmaßstäbe kategorisch, ohne Rücksicht auf Umstände oder Folgen zu gelten hätten. Seit die nachkantische protestantische Theologie die Ethisierung der Religion nachvollzogen hat, können Wahrheitsfragen zu Wertfragen umgedeutet, kann wert- von zweckrationalem Handeln unterschieden werden. Alle Zweckrationalität ist durch Werte zu kontrollieren, die individuell als Tugenden zu leben sind. Die Prüfkriterien werden von den Tugendwächtern mechanisch, im Modus moralischen Rigorismus angelegt. In ihrer Logik können sie, allen voran Redlichkeit und Gewissenhaftigkeit, für die Begutachtung auch einer dreißig Jahre zurückliegenden Dissertation nicht ermäßigt werden. Aktuell kommt hinzu, dass nach der vorangegangenen Affäre Guttenberg, an dessen Fall die Wissenschaftsministerin entscheidend beteiligt war, im wissenschaftlichen Establishment gerade noch die Verschärfung der Maßstäbe verabredet worden war.
dass die angestrebten Ziele verfehlt, die unerwünschten Nebenwirkungen der Umbauten aber zur Hauptsache geworden waren. Zur Debatte stünde also die Frage, ob wir so regiert werden wollen. Ist es wün schenswert, wenn ein wichtiges Politikfeld, dem anerkanntermaßen große Bedeutung für die zukünftige Entwicklung des Gemeinwesens zukommt, nicht mehr über Werte und Normen, sondern über Indikatoren und Marktmechanismen gesteuert wird? Zu fragen wäre, ob weiter gelten soll, dass über Aufgaben, die individuelle Lebenschancen unserer Kinder betreffen, eine politische Verständigung nicht mehr stattfindet, sondern assessments , benchmarks und ran-
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der es an ausreichendem Verständnis für das Internet zu fehlen scheint. Spätestens seit der erfolglosen Petition gegen das Leistungsschutzrecht ist das Brodeln im virtuellen Untergrund nicht mehr zu spüren. Auch auf den Seiten der Plagiatsjäger finden sich nur noch wenige Unermüdliche ein. Man nutzt die Gelegenheit, sich vonder hyperbolischen Aufmerksamkeitsökonomie des Netzes zu befreien, die affektiveEnergienausbeutet und Aufnahmekapazitäten schnell erschöpft. Die hermeneutische Gegenoffensive läuftunterder begründeten Annahme,die Erkenntnisleistung einer Dissertation lasse sich nicht im technischen Abgleich von Textbausteinen beurteilen. Aber auch sie hat ihre Übertreibungen. Man erkennt es schon daran, dass mancher im Fall Schavan mehr Nähe zum Text forderte, sich aber von der Lektüre des Werkes entbundenfühlte,das ervor demPlagiatsvorwurf inSchutznahm.Gegendas technizistische Textverständnis wirdeine überdehnteHermeneutik aufgefahren und eine Genieästhetik,die oftim Widerspruch zumempirischen Charakter der verhandelten Arbeiten steht. Das superlativische Vokabular wurde den Universitäten im Zuge der Exzellenzinitiative von Wissenschaftsmanagern eingeflüstert, die nicht kleinlich im Gebrauch von Top- und Spitzenprädikaten sind. Eine antiquierte Bildungssprache ragt steil über die Wirklichkeit finanziell gebeutelter Massenuniversitäten heraus. Die hermeneutische Wende hat so eine falsche Ausschließlichkeitsfigur etabliert. Die eigenständige Erkenntnisleistung, die vom bloß handwerklichen Mangel des Abschreibens unangetastet bleibe, wird zum allein maßgeblichen Kriterium erklärt und verletzte Zitatpflichten mit lässiger Geste abgetan. Im Umgang mit dem Wort „Erkenntnis“ gibt man sich generös. Nun kann eine Arbeit eine eigenständige Erkenntnis enthalten und trotzdem die Anforderungen an eine Dissertation verfehlen. Es wird von keinem Doktoranden eine Schöpfung aus dem Nichts gefordert, sondern nur, dass er die Leistungen, auf denen er aufbaut, nennt. Es geht auch nicht darum, nur im Schlusskapitel, sondernüberdie ganzeArbeithinwegdiesouveräne Autorschaft und die Emanzipation von seinen Quellen zu demonstrieren. Wenn man theoretische Vorbemerkungen von der Pflicht eigenständiger Formulierung entbindet, gibt man den (sicher oft nicht eingehaltenen) Anspruch ganz auf, dass sie die folgende Empirie leiten und durchdringen sollen.
iemand würde sich heute für Annette Schavans Dissertation mitdem vielversprechendenTitel „Person und Gewissen“ interessieren, wäre sie nicht die Wissenschaftsministerin.In dieser Funktionsrolle freilich ist sie an den Resultaten ihrer Politik zu messen. Das hatte die Kanzleie neu reklamierte Freiheit kann auch als der Versuch verrin im Fall Guttenberg gemeint, als sie standen werden, das Versagen davon sprach, sie habe ihn schließlich als der akademischen Selbstreini Verteidigungsminister bestellt und nicht gungskräfte zu überdecken. Die versproals wissenschaftlichen Assistenten. In chene Aufklärung nach den spektakuläderPolitik, derErziehung oderbeimMiliren Plagiatsfällen läuft halbherzig und tär sind Plagiate ja nicht verboten, sonschleppend, von den angekündigten Gedern: best practice , durchaus erwünscht. genmaßnahmen und festen Instanzen ist Aber die Operation, Gewissenhaftigkeit wenig zu sehen. Unverbindliche Redlichals systemspezifische Teil-Ethik zu bekeitsformeln sollen es richten. Im Unterhandeln, die in der Politik keine Geltung bewussten der Debatte gärt unterdessen beanspruchen könne, schlug fehl. Eine eine enorm hoch zu vermutende Dunkelsolche Differenzierung ist kontraintuitiv ziffer. Die Pflicht und Möglichkeit zur und dem Publikum nicht zu vermitteln. Aufklärung wächst mit verbesserten ReDie anlasslose Überprüfung von Quacherchewerkzeugenund weiterenDigitalilifikationsarbeiten von Abgeordneten saten. Sie würde eine personelle Überforoder Ministern hat einen paradoxen EfFoto dapd In der Sekunde des Rücktritts von Minister zu Guttenberg: Annette Schavan und Angela Merkel derung bedeuten, wenn nicht nur willkürfekt:Sie drängtdie Rechtfertigungder jelich und sporadisch, sondern gerecht und weiligen Politik aus dem Fokus der Aufflächendeckend nachgeprüft werden soll. merksamkeit. Die Moral, die System- ßen, unter Wettbewerbsdruck zu setzen kings die Politik lenken. Erziehungs-, ne Hochschulpolitikerin. Unabhängig von Es ist fraglich, ob dem Zukunftstyp des grenzen überspringt, substituiert das po- und vom Kindergarten bis zur Universi- Bildungs- und Wissenschaftspolitik sind den Personen zeichnet sich aber ein Stim- akademischen Netzwerkers, der überall litische Argument. Wenn das Handeln tät unter Gesichtpunkten der Effizienz- unter dem Ministerium der Annette mungswechselab, derin seiner Schärfean potentielle Verbündete sieht und scharfe von Politikern moralisierend auf ihr Ver- und Effektivität zu reorganisieren. Ist Schavan von einer expertokratischen eine andere Trendwende erinnert. Kontroversen meidet, die Aufklärung aus halten in anderen Wertsphären redu- das wirklich alternativlos? Handlungslogik überwältigt worden, die Verständnis ist eine hermeneutische Fi- eigener Kraft gelingt. ziert und nach „gut“ und „böse“ beurGanz dem Zeitgeist verpflichtet, hat dem Publikum Entscheidungen als blogur. Im Namen der Hermeneutik geht es Hinter der Plagiatswelle steht auch das teilt wird, verläuft die Kontroverse nicht ihr Haus mit einer marktvorbereitenden ße Sachzwänge präsentiert. Die verspro jetzt darum, an die digitale Kultur verlore- Problem, dass Arbeiten im Bewusstsein mehr entlang der üblichen Koordinaten Politik unbeirrt darauf hingearbeitet, chenen Verbesserungen sind Schavans nes Diskursgebiet zurückzuerobern. Text- geschrieben werden, keine Leser zu ha„links“ und „rechts“, in denen Interes- auch die öffentlichen Güter Wissen- Betriebswirte aber schuldig geblieben. nähe und nuanciertes Verständnis werden ben. Verteidigt die Genierhetorik nur die senmarkiertwerden.Insofernist derPla- schaft, Erziehungund Bildung einer kosIm Umgang mit dem herrschenden eingefordert anstelle der kontextblinden Indifferenz gegenüber den Texten? Der giatsstreit ein weiteres Beispiel für Ent- tenbewussten Produktions- und Waren- Marktradikalismus jedenfalls hat die kaSoftware-Lektüre, die am Buchstaben Münchner Rechtswissenschaftler Volker politisierung, in diesem Fall der For- logik zu unterwerfen. Der Unmut in den tholischeMinisterin,die sicheinerchristklebt und Schriften auf Strichcodes skelet- Rieble hat darauf hingewiesen, dass schungs- und Bildungspolitik. Spiegel- Bildungsanstalten über die Aufopferung lichen Wissenschaft verbunden weiß, dedas Urheberrecht keinen ausreichenden tiert. Man sieht die Zeit gekommen, mit verkehrtkann mandie Moralisierung po- der Kindheit und Jugend für eine unbe- ren Sorge dem ganzen Menschen als Perdem ungeliebten Typus des zahlenfixier- Schutz gegen Plagiate bietet, weil es nur den Anspruch des Einzelnen gegen heimlitischer Fragen als unbeholfen-wider- kannte Zukunft im Zeichen globaler songilt, weniger wertorientiertund printen Plagiatsjägers im Netz abzurechnen, ständige, Luhmann hätte gesagt „fieber- Wettbewerbsfähigkeit wird unüberhör- zipienfest als konventionell und konforder den Informatiker und Zahnarzt als liche Übernahme verteidigt und keine hafte Immunreaktion“ der Wissenschaft bar. Die Kritiken an „G8“ und „BA“ sind mistischgehandelt.Das solltebei derPrüTextkritiker salonfähig machte, ange- Sanktionsmittel gegen das freiwillige auf die neue Regierungstechnik lesen. einschlägigeChiffren.Undes warAnnet- fung ihrer Werke für Zwecke der RechtstammteAutoritätendüpierte undseinUr- Ghostwritingund die vonProfessoren anMoral wird überall da wütend in Ante Schavan persönlich, die in bester fertigung nicht übersehen werden. teil weit über seine Kompetenzen dehnte. gemaßte Autorschaft über die Schriften schlag gebracht, wo die Politik ins Tech- DDR-Manier realitätsblind die BolognaUnd man wird auch der eifernden Selbst- ihrer Assistenten enthält. Frank-Olaf Radtke lehrte bis 2011 Allgemeine ErEs geht in den Plagiatsfällen aber nicht nokratische umzuschlagen droht, wo und Pisa-Reformen noch schönredete, ziehungswissenschaft an der Johann Wolfgang justizder anonymenKollektivenicht nachnur um den Schutz der Opfer, sondern um Wertfragen von Sachzwängen überholt als vor aller Augen längst deutlich war, trauern, die sich in einer zufälligen AusGoethe-Universität. den allgemeinen Anspruch auf fairen wahl an prominenten Opfern schadlos Wettbewerb und wissenschaftliche Redhielten. Parallelzur Rückeroberungangestamm- lichkeit,umdie Kollision vonErkenntnis-, zent,über alle Fächerhinweg sindim BaEineganzandere(Teil-)Erklärungbie- sich mit einer soliden „Drei plus“ nirten Terrains läuft nicht zufällig der allge- Qualifikations-und Titelinteressen. Solanchelorexamen 80 Prozent der Studenten tet der Wissenschaftsrat an, wenn er auf gendwo mehrsehen lassen kann. DieBemeine Rückzug der sogenannten Netzge- ge es den um Erkenntnis ringenden Proderart glänzend. die Bedeutung der Bachelornoten für funde des Wissenschaftsrats vollziehen meinde,die ihrutopischesPotentialaufge- movenden tatsächlich gibt, steht mehr auf dem Spielals die Verteidigung handwerkliDer Wissenschaftsrat spricht von ei- den Übergang zum Masterstudium hin- dabei einen weltweiten Trend nach. zehrt hat. Die Netzavantgarde muss ihre Standards. Wer verletzte Zitationsner schleichenden Noteninflation. Sie weist. Hochschulen unterlägen dem An Wie die Soziologen Richard Arum und FreiräumeheutegegenStaatenund Unter- cher pflichtals Lappalieabtut oder eigenständihat verschiedene Gründe. In manchen reiz, ihren eigenen Absolventen über Josipa Roksa zuletzt in einer Studie genehmen, die sie einmal auf ihrer Seite ge Sprache nurfür einen Teil der DissertaFächern werden weniger gute Studenten gute Noten bildungsbiographische Vor- zeigt haben, werden auch an nordameriglaubte, verteidigen. Ihr Personal ist ver- tionfordert,hat sichgegendas Erkenntnisschnell entmutigt oder „herausgeprüft“. teile zuverschaffen,heißtes.Der Wissen- kanischenColleges immermehrgute Abschlissen, frühere Lichtgestalten wie Juli- interesse,mit demer seine ToleranzverteiOder auch: Manche Fächer haben Stanschaftsrat hätte es allerdings auch so for- schlüsse mit immer weniger Aufwand eran Assange entzaubert. digt, entschieden. dards und setzen sie auch durch. So mag mulieren können: Die von unsvorbehalt- worben. Eine Bedingung dafür, die der Allgemein hatsich dieErkenntnis eingeMitGuttenberg hatsichaucheinesympman sich eventuell die 86 Prozent guter los bejahte Bologna-Reform hatte unter Wissenschaftsrat nicht erwähnt, nennen stellt, dass die oft mit messianischen Ver- tomatischeRedefigur in die Plagiatsdebatbeziehungsweise sehr guter Absolventen anderem dasZiel einesstatistischenQua- dieSoziologenden „disengagementcomheißungen verbundenen Projekte nach te eingeschlichen: das in den Politikererin der Physik erklären, oder hohe Zahlen litätsausweises der Lehre und den haben pact“, also die Minderleistungsübereingroßer Anfangseuphorie keine Dauer er- klärungen lässig eingestreute Autodafé in der Chemie (75 Prozent) undInforma- wir jetzt. kunft, die Studenten, die nur die Note inreichen. Man sah es bei der grünen Twit- „die gewiss keine Glanzleistung ist“ (getik (71 Prozent). Aber vermutlich nicht Je mehr Zertifikate verteilt werden, teressiert, mit Professoren schließen, die ter-Revolution in Iran wie bei den Face- meintistdie jeweiligeDoktorarbeit). Mittdie96 Prozent im selbenNotenbereichin was politisch erwünscht ist, desto weni- nur die Forschung interessiert. Inhalt: book-Erhebungen in den arabischen Staa- lerweile ist die Beschwichtigungsformel den Erziehungswissenschaften oder in ger informieren sie über die Inhaber, was Macht ihr uns keine Schwierigkeiten, ten, bei der Blogger-Offensive, die den in den allgemeinen Gebrauch übergegan-
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Jugend schreibt
SEITE N 6 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
In voller Fahrt Aus Schrittfehlern werden beim Rollstuhlbasketball ganz einfach Schubfehler onnerstagabend. Aus der Turn-
halle eines Internats in WürzD burg-Heuchelhof tönt Dribbeln, hin und wieder mal ein Jubel-
schrei sowie manchmal ein Quietschen. In der Halle bewegen sich sechs junge Frauen und Männer auf 24 Rädern quer durch den Raum. Plötzlich geht alles schnell. Eine Spielerin bekommt den Ball zugepasst und hat freie Bahn in Richtung Korb. Die ersten zurückgelegten Meter dribbelt sie den Ball noch rechts von sich, bis sie ihn auf den Schoß nimmt. Links und rechts von ihr haben es mittlerweile auch ihre Mitspieler ans andere Ende desFeldesgeschafft.Noch dreiArmzüge, dann bleibt sie stehen. Den Ball in den Händen hebt sie die Arme, hält kurz inne und wirft. Treffer! Ihre Mannschaft jubelt. Beim Rollstuhlbasketball benutzen die fünf Spieler ihre Rollstühle, um sich vom einen Ende des Feldes zum anderen zu bewegen. Aus einem Schrittfehler wird ein Schubfehler, das heißt, dass ein Spieler mehr als die erlaubtendrei AnschübeseinesRollstuhlesausübt.Allerdingsgibtes eineKlassifizierung der Spieler. Die höchste Punktzahl, die ein Spieler haben kann, ist eine 4,5. Rollstuhlfahrer mit dieser Klassifizierung sind laut dem offiziellen Regelwerk diejenigen Feldspieler, die die geringste Behinderung haben und noch über eine gewisse Beinfunktion verfügen. Aber wie im Alltag bestimmen auch hier Ausnahmen die Regel: Nicht jeder Körperbehinderte kann genau kategorisiert werden. So wird dann zum Beispiel aus einem Spieler, der einerseits ein 3-PunkteSpieler wäre, aber andererseits auch ein 4-Punkte-Spieler sein könnte, ein 3,5-Punkte-Spieler. Diese Kategorisierung ist im Spiel ausschlaggebend: Da nichtjederSpielerdie gleichenkörperlichen Fähigkeitenhat, mussselbstverständlich darauf geachtet werden. Aus diesem Grund darf der jeweilige Trainer zu jedem Zeitpunkt des Spiels insgesamt nur maximal so viele Spieler spielen lassen, dass eine Gesamtpunktezahlvon14 nicht überschrittenwird. Die 17 Jahre alte Natascha Differding, eine 3,5-Punkte-Spielerin, bewegt sich konzentriert durch die Halle. Den Ball hat sie fest unt er Kontrolleund schafft esimmerwieder, diegegnerischen Spieler auszutricksen und sich einen Weg zum Korb der Gegner zu bahnen. Seit drei Jahren spielt sie Rollstuhlbasketball. „Das Zusammenspiel im Team macht den Reiz aus“, sagtsie.Für sieist esvor allem dieFairness der Spieler untereinander, die den Unterschied zum normalen Basketball bildet. Seit ihrem vierten Lebensjahr sitzt Natascha im Rollstuhl. Sie hat eine angeborenebeinbetonte spastischeDiparese, eine Behinderung, die es ihr durch Gleichgewichtsstörungen und zukurze Sehnen erschwert, ohneHilfsmittelzu gehen.Bis vor einigen Jahren konnte sie noch Fußball spielen, allerdings nur mit Gehhilfen zur Unterstützung. „Ich stand dann immer im Tor
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
ie 19 Fahrer auf dem Gelände des MSC Manching bei Ingolstadt sind vollkommen konzentriert, die Zuschauer voller Erwartung auf das Rennen zur südbayrischen Motocrossserie. Die Fahrer, die am Startgatter stehen, werfen ihre Motorräder mit einem kräftigen Fußkick an. Ihr Fokus ist auf die Zeittafel gerichtet, die von einem hübschen Mädchen in etwa 40 Meter Abstand in die Höhe gereckt wird. Die Brüder Badstuber fahren Motocrossrennen Das Mädchen dreht die Tafel von 15 auf 5 Sekunden um und verlässt zügig die Streund werden von ihrem Vater trainiert. Am cke. Die Anspannung ist spürbar, die Motoren heulen immerlauter auf,alsdie Fah Wochenende ist die ganze Familie unterwegs. rer denGasgriff biszum Anschlagaufdrehen. Dann fällt das Startgatter. Die Motocrosspiloten schießen unter ohrenbetäubendem Dröhnen auf ihren der Drittplatzierte liefern sich das ganze am selben, bei nationalen und internatio250 Kubikzentimeter starken Maschinen Rennen über ein hartes Duell und sindnie nalen Veranstaltungen am nächsten Tag über die Startanlage und die rund 100 Me- weiter als zehn Meter voneinander ent- statt.In denbeidenHauptrennenkämpfen terlangeStart-und Zielgerade entlangauf fernt. Nach 25 Minuten ist der Lauf zu die Fahrer um Punkte für das MeisterdieersteKurvezu. Dabeientstehteinerie- Ende, und ein vollkommen verdreckter, schaftskonto. Der Sieger eines Laufes besige Staubwolke, die den unglücklich pos- aber überglücklicher Badstuber gewinnt kommt 25 Punkte, der 20. immerhin noch tierten Zuschauern jegliche Sicht auf das mit mehr als sieben Sekunden Vorsprung. einen. Wer am Ende die meisten Zähler Geschehen nimmt. Derweil hat einer der „Das machtFun.Wideopen!“,rufter to- ausden beidenRennenerrungenhat,wird Fahrer, der 16-jährige Florian Badstuber, tal verschwitzt, aber über das ganze Ge- Tagessieger. den Startsieg, auch Holeshot genannt, er- sicht strahlend. „Diese Sprünge, die KurEinmal WM-Rennen zu fahren ist ein rungen undführtdas Fahrerfeldin dieers- ven, das ist einfach nur geil! Vor allem die großer Traum von Florian und Stefan, die te von 20 langen Runden. Action und das Gefühl von Freiheit auf zurzeit in ihren Altersklassen in der südFlorian ist ein drahtiger Junge mit kur- der Maschine machen richtig Spaß“, bayrischen Motocrossserie und in der zen, blonden Haaren und sympathischen, schwärmt er. Das glaubt man ihm, wenn ADAC-MX-Masters-Sebraunen Augen. Er ist nicht der Größte für man sieht, mit welcher Leichtigkeit und rie starten. Letztere sein Alter, aber genau wie sein zwei Jahre Eleganz er überdie bis zu 20 Meter weiten weist ein international jüngerer Bruder Stefan ein begabter Moto- Schanzen springt und wie leicht es aus- besetztes Fahrerfeld auf, crosser. Florian betreibt diesen Sport, seit sieht, wenn er sich in die Kurven legt. die Rennen finden in er sechs ist. Die Brüder sehen sich recht Zwei Stunden später beginnt der zweite ganz Deutschland statt. ähnlich, jedoch ist Stefan kleiner und Wertungslauf, in dem er nach hartem Daher verbringt die braunhaarig. Gemeinsam mit ihren Eltern Kampf um den Sieg als Zweiter über die Familie Badstuber die leben sie in Wettstetten, einem Ort bei In- Ziellinie fährt. „Ein insgesamt erfolgrei- Wochenenden meistens golstadt. Auch der Vater Eugen Badstuber ches Rennwochenende“, sagt er. in ihrem Wohnmobil. In fährtseit 35JahrenMotocross.Er ist48 JahMotocrossrennen dauern meistens das der Regel wird am Freire alt, sportlich gebaut, hat welliges, brauganze Wochenende und setzen sich aus ei- tag losgefahren und am nes Haar und wachsame braune Augen. nem freien Training, während dem sich Sonntagabend erst die Sein Dialekt verrät seine schwäbische Her- die Fahrer mit der Strecke vertraut ma- Heimreise angetreten. kunft. Er hat schon unzählige Rennen be- chen, einer Qualifikation und zwei Wer- Die Brüder müssen ihre stritten und den zweiten Platz in der Meis- tungsläufen zusammen. Die Qualifikation Schularbeiten unter der terschaftsklasse „Deutscher Motocrosspo- besteht aus einem verpflichtendem Zeit- Woche erledigen und in kal“ erreicht. Badstuber arbeitet als Archi- training, bei dem die schnellste gefahrene ihremFreundeskreis Abtekt und trainiert nebenbei gewissenhaft Runde zählt. Bei überregionalen Veran- striche machen. „Ich geh seine Söhne Florian und Stefan. Dadurch staltungen mit einem größeren Fahrerfeld vielleichtnichtso oftfeihaterdie FahrweiseunddasTempoderbei- können sich Fahrer, die an der zeitlichen ern wie andere, aber das den kontinuierlich verbessern und eine Hürde gescheitertsind,nochüberein Qua- ist es mir auf jeden Fall Menge Erfahrung weitergeben können. lifikationsrennen, ein sogenanntes Last wert“, erklärt Florian. Nichtnur dasviele Übenaufdem Motor- Chance Race, einen Startplatz für die Auch Mutter Sabine hat rad, sondern auch Kraft- und Kondi- Hauptrennen erkämpfen. Die Qualifizier- sich angepasst. „Ich tionseinheitengehören zum Training.Bad- ten aus dem Zeittraining sowie die Plazie- muss den kompletten stuber betont, „dass gewisse Abläufe nötig rungen eins bis sechs des Last Chance Ra- Haushalt in nur fünf Tasind“. Die Tage vor einem Wettkampf soll ces dürfen dann in den Wertungsläufen gen erledigen und hab Florian beispielsweise besonders auf die starten. In regionalen Serien finden diese haltdannam MontagimErnährung achten, und am Tag vor dem Rennen wird ein spezielles Programm absolviert, um den Körper anzuregen, so dass Florian zum Wettkampf maximal belastbar ist. So wurde Florian 2007 südbayrischer Vizemeister und erreichte 2010 in der deutschen Meisterschaft den 10. Gesamtrang. Außerdem hat er einen Titel in der ADAC-Motocross-Serie vorzuweisen. Auchum die Wartungund Einstellungsarbeiten der Motorräder, einer 250 Kubikzentimeter starken Honda bei Florian und einer 85 Kubikzentimeter starken KTM von Stefan, kümmert sich der Vater. Die Zeit, die er als Mechaniker verbringt, ist enorm, auch wenn ihm seine Söhne dabei helfen. Nach jedem Training und Rennen, wird in jede der beiden Maschinen ungefähr eine Stunde Wartungszeit investiert. Dazu kommen noch die Arbeiten vor dem Fahren, so zum Beispiel die Feinjustierungen, um die Motorräder auf die jeweiligen Streckenbedingungen einzustellen. In der Zwischenzeit kämpfen die Rennfahrer in Manching verbissen um jeden Platz. Mit atemberaubendem Tempo rasen die Piloten über die Strecke und liefern sich spektakuläre Duelle, egal ob in den Kurven oder in der Luft. Mittlerweile führt Florian Badstuber und baut seinen Vorsprung Runde für Runde aus. Doch hinter ihm geht es deutlich enger zu. Der Zweit- und nd plötzlich war ich in der Türkei und konnte meinen Traum als Fußballprofi leben“, erzählt der zwanzigjährige Cemal Kaldirim mit einemLächeln aufden Lippen. Dennim Juni 2011 wurde der mittelgroße, junge Türke mit den kurzgeschnittenen, dunklen Haaren und dem goldenen Teint von einem deutsch-türkischen Manager in die Türkei an den dortigen Erstligisten Bursasporvermittelt.Bursaliegt imasia t tischen Teil der Türkei und ist etwa eine r u f k Stunde von Istanbul entfernt. n a r F Doch bekanntlich ist aller Anfang n e b o r schwer, und so war es auch bei ihm: Er p r o b fühltesich fremd indem Land, daser bis a L , r dahin nur aus Urlauben kannte, war ein e t h c e sam ohne seine Familie und Freunde, a W p i und an die Sprache musste er sich auch l i h P erst gewöhnen. Seine Eltern stammen n o i t a beide aus Isparta, der Hauptstadt der r t s u l l gleichnamigen türkischen Provinz in der I
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„Diese Sprünge, das ist einfach geil“
feld, Brackweder Gymnasium Braunschweig, Wilhelm-Gymnasium Bremen,OberschuleCarl-Gordeler-Str. Brixen, Italien, Vinzentinum Bruchsal, Justus-Knecht-Gymnasium Burgwedel, Gymnasium Großburgwedel Butzbach, Weidigschule Cottbus, Humboldt-Gymnasium, Pücklergymnasium Dortmund, Konrad-Klepping-Berufskolleg (Wirtschaftsgymnasium) Dresden, Romain-RollandGymnasium Dublin, Irland, St. Kilian’s Deutsche Schule Eschwege, Oberstufengymnasium Essen, Maria-Wächtler-Gymnasium Ettenheim,Heimschule St. Landolin Euskirchen, Gymnasium Marienschule Frankfurt, Lessing-Gymnasium, Otto-HahnSchule, Schule am Ried Freiburg, Abendgymnasium Freigericht, Kopernikusschule Fürth, MaxGrundig-Schule Fulda, Freiherr-vom-Stein-Schule Geisenheim, St. Ursula-Schule Genthin, Bismarck-Gymnasium Gifhorn, Humboldt-Gymnasium Gilching, Christoph-Probst-Gy mnasium Gladbeck, Städt. Ratsgymnasium Göppingen, Justusvon-Liebig-Schule Göttingen, BBS Ritterplan Hamburg, Stadtteilschule Stell ingen Sek.II Herxheim,Pamina-Schulzentrum Heubach,Rosenstein-Gymnasium Hilden, Dietrich-BonhoefferGymnasium Hüllhorst,Gesamtschule Ingolstadt,
Verantwortlich: Dr. Ursula Kals
Pädagogische Betreuung: IZOP-Institut zur Objektivierung von Lern- und Prüfungsverfahren, Aachen Ansprechpartner: Norbert Delhey
An dem Projekt „Jugend schreibt“ nehmen teil:
Aachen, Inda-Gymnasium, Paul-Julius-Reuter-Berufskolleg Aalen, Justus-von-Liebig-Schule Arnsberg, Gymnasium Laurentianum Aschaffenburg, Friedrich-Dessauer-Gymnasium Bad Bederkesa, Niedersächs. Internatsgymnasium Bad Bergzabern, Gymnasium im Alfred-Grosser-Schulzentrum Bad Homburg, Kaiserin-Friedrich-Gymnasium Bad Kissingen Jack-Steinberger-Gymnasium Bad
Eduard-Spranger-Gymnasium Langenfeld, KonradAdenauer-Gymnasium Leonberg, Berufl. Schulzentrum Leverkusen, Werner-Heisenberg-Gymnasium Linz am Rhein, Martinus-Gymnasium Ludwigsburg, Mathilde-Planck-Schule Lüneburg,Gymnasium Oedeme München, Willi-Graf-Gymnasium Münster, Hans-Böckler-Berufskolleg, Marienschule – Bischöfl. Mädchengym. Neuenburg, KreisgymnasiumNeuenburg Nieder-Olm,Gymnasium Oberursel, Gymnasium, Hochtaunusschule Öhringen, Richard-von-Weizsäcker-Schule Oldenburg, Freie WaldorfschuleOldenburg Quickborn,Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Regensburg, Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen Rosenheim, Ignaz-Günther-Gymnasium Saarburg, Geschwister-Scholl-Schule Schleswig, Domschule Schleswig Schopfheim, Theodor-Heuss-Gymnasium Schorndorf, Johann-Philipp-Palm-Schule Schwetzingen, Carl-Theodor-Schule Spenge, RegenbogenGesamtschule Stegen, Kolleg St. Sebastian Steinfurt, Wirtschaftsschulen des Kreises Steinfurt Stuttgart, Hölderlin-Gymnasium Sundern, Städtisches Gymnasium Uccle, Belgien, École Européenne Bruxelles I Uetersen, Ludwig-Meyn-Gymnasium Ulm, Gymnasium St. Hildegard Unterschleiß
Die Männer der Familie Badstuber fahren Motocrossrennen. Cemal Kaldirim ist in Deutschland aufgewachsen und Fußballprofi in der Türkei. Rollstuhlbasketballer haben den Ball voll unter Kontrolle.
gegenüber zeigt er sich offen: „Ich bete zwar nicht fünfmal am Tag, aber gläubig bin ich trotz allem schon.“ Aus dem Grund besucht er jeden Freitag die Moschee. Dieses Ritual führt er in der Türkei weiter fort. Sein Freundeskreis ist buntgemischt:Er verstehtsichmit Menschen aller Kulturen gut. Außerdem besitzt er beide Staatsangehörigkeiten. Cemal Kaldirim besuchte bis zur neunten Klasse die Regionalschule in seinem Heimatort am Rhein. Danach wechselte er auf die Ludwig-ErhardtSchule in Neuwied, um die mittlere Reife zu machen. Diese schaffte er t rotz des vielen Trainings, das er bei dem Verein TuS Koblenz absolvierte, mit einem guten Abschluss. Ein enger Freund, Ilkay Keskin, hat ihm den Zutritt zu dem Oberligisten SG Bad Breisig organisiert. In diesem Verein spielen viele Studenten, von denen er selbst behauptet, dass er einiges von ihnen gelernt hat und sie sein Inneres zum Positiven beeinflusst haben: „Es war alles wie eine Familie“, berichtetder Sportler, während er inGedanken schwelgt. Zurzeit ist er nur noch selten in Deutschland. Trotzdem versucht er den Kontakt zu seinen Bekannten in seiner Heimat zu halten, auch wenn sich dies nichtimmerals leicht entpuppt.„Ichversuche mich stets gegenüber allen loyal zu verhalten, damit ich trotz meines Erfolgs nicht abgehoben wirke.“ Kaldirim kann sich nämlich seit seinem Vertrag, der bis 2014 anhält, einiges leisten, Nähe von Antalya. Doch den Erfolg sei- wozu Menschen in seinem Alter meisnes Bruders Hasan Ali Kaldirim vor Au- tens nicht in der Lage sind, da sie gerade gen, derseit 2012 nunbei FenerbahceIs- dieSchule beendet habenoder eine Austanbul spieltund inder türkischenNatio- bildung absolvieren. nalmannschaft seinen Platz gefunden Der Traum vom Fußballprofi stand hat, versuchte er sich schnell anzupasfür ihn von Anfang an an erster Stelle. sen. Als es dann hieß „Hallo Türkei – tschüs Seit seiner Ankunft wohnt er bei dem Deutschland“, bracher sofort seine AusFußballclub mit vielen jungen Fußbal- bildung bei der Firma Birkenstock in lern unter einem Dach. Alle haben das Vettelschoß ab und verließ das Land. gleiche Ziel: ein sorgenfreies Leben zu führen und später vielleicht einmal ei- Viele türkische Vereine suchen sich die ner der gefragtesten internationalen Spieler aus Europa aus, da sie von JuFußballer zu werden. Die Chancen da- gend an eine bessere Grundausbildung fürsind aber gering, und ausdem Grund im Fußball genießen. Sie sind meistens professioneller dem Gegner gegenüber, sind Konkurrenzkämpfe programmiert. Bei dem Club ist für Unterkunft und wogegen in der Türkei mit viel mehr Verpflegung gesorgt, sodass sich die Pro- Körperkontakt und aggressiver gespielt fis ausschließlich auf den Fußball kon- wird. Außerdem scheint der Aufstieg in zentrieren können. Training ist wäh- der Türkei leichter zu sein als in vielen Ländern Europas. Die Vereine dort sind rend der Saison zweimal am Tag. Die Zeiten dafür sind nach den Spielzeiten im Allgemeinen von der Qualität her geregelt, damit sich die Spieler an die nicht mit den europäischen zu vergleiTemperaturen gewöhnen können. Denn chen. DerBerufsweg eines Fußballers ist jeeinmal am Wochenende sind die Spiele doch endlich, was bedeutet, dass ab eider türkischen Süper Lig, und da die Temperaturen gerade im Sommer tags- nem gewissen Alter der Körper abbaut über sehr hoch sind, braucht der Körper und die so hohe Intensität des Sports dafür viel Spielpraxis. nicht mehr ertragen kann, und auch mit Dazwischen bleibt dann noch genug plötzlichen Verletzungen muss immer Zeitfür Freizeitaktivitäten.Gerne unter- gerechnet werden. Deshalb plant der nimmt er etwas mit seinen Bekannten, Sportler zurzeit gemeinsam mit seinem um auch außerhalb seines Vereins unter Bruder Hasan Ali, Immobilien zu kauMenschen zukommenund dieihm frem- fen, um sich finanziell abzusichern. de Kultur kennenzulernen. Dadurch hat Eine Familie zu haben, kann er sich er gelernt, sich besser auf Türkisch zu zum heutigen Zeitpunkt noch nicht vorunterhalten und offener mit Menschen stellen, und auch über einen weiteren umzugehen. Beruf nach seiner Fußballkarriere hat Doch Deutschland ist und bleibt für er sich noch keine Gedanken gemacht. ihn seine Heimat. So sagt Cemal Kaldi- Aber für die Zukunft hält er sich allesofrim: „Ich bin in Deutschland geboren, fen. „Ich möchteglücklich, frei und sorgbin mit deutschen Kindern aufgewach- los sein – was sonst noch kommt, das sen und spreche die Sprache fließend.“ Es ist die Disziplin der Menschen in weiß ich nicht“, erklärt Cemal Kaldirim, Deutschland, die er sehr schätzt und in der von seinen Freunden oft „Cem“ genanntwird.Docheines stehtfür denjun-
Der türkische Fußballspieler kickt für Bursaspor
ZEITUNG IN DER SCHULE
Ihr Ehrgeiz trägt sie weiter
Tobias Wirth, Katharinen-Gymnasium, Ingolstadt
In der fremden Heimat U
undhab den Ball statt mit den Händen einfach mit den Krücken gefangen“, berichtet sie stolz. „Ich weiß, dass ich den Rollstuhl immer brauchen werde, aber ich will trotzdem nicht immer auf ihn angewiesen sein. Deswegen versucheich so viel wie möglichmit meinen Gehhilfen zu gehen. Auch wenn es manchmal ein bisschen komisch ausschaut“, sagt die aus der Nähe von Würzburg stammende Frau. Deshalb ist sie froh, dasZentrum für Körperbehinderte Würzburg-Heuchelhof zu besuchen, wo sie auch Rollstuhlbasketball spielt. „Da hat einfach jeder irgendeine Behinderung, und für jeden ist das normal“, fügt sie hinzu. Ein „Läufer“, wie sie Menschen ohneBehinderung nennen, kannnoch so viel Kraft in den Armen haben – beim Spiel ist er den Rollstuhlfahrern
mer jede Menge Wäsche und einen HaufenArbeitvor mir“,sagtsie schmunzelnd. Zwar ist sie über die Risiken des Hobbys besorgt, sagt aber: „Wenn sie gut trainieren, wird das Verletzungsrisiko geringer. Ich hab da Vertrauen in meine Männer und versuche einfach, nicht allzu viel darüber nachzudenken.“ NebenseinenElternzählt Florianmittlerweile auch das Rockstar-Honda-Meyer-Racing-Team zu seinen Sponsoren, die ihm sein Motorrad zur Verfügung stellen. „Man braucht jede Unterstützung, die man erhalten kann“, erklärt er, denn Motocrossist inDeutschlandeine Randsportart. Anders ist es in den Vereinigten Staaten. Für viele Amerikaner ist Motocross wie Surfen zu einer Art Lifestyle geworden. Die Rennen sind besser besucht, die Trainingsmöglichkeiten traumhaft. Doch auch in Deutschland löst sich die Motocross-Szene immer mehr aus ihrem Nischendasein. Der Sport kommt an, und „Crazy Boys“, wie in Amerika, gibt es in Deutschland genauso. Auch für Florian Badstuber ist Motocross mehr als nur ein cooles Hobby, sondern eine Art Lebenseinstellung, sein „Way of Life“, wie er es gerne nennt.
Verlagsbeilage
Frankfurter Allgemeine Zeitung
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND 14. November 2012 | Nr. 266
SUBSTANZSTEUERN DROHEN Wie das Außensteuerrecht zum Abkassierungsschwert geworden ist, erklärt der Steuerrechtler Thomas Koblenzer S. V3
WORAN ES MA NGELT Viele Mittelständler bereiten sich ungenügend auf Finanzierungsprozesse vor, meint Christian Ukens. S. V5
RITTERSCHLAG FÜR EIN START-UP Dem Internet-Modeversandhaus Zalando gelang eine langfristige S. V7 Fremdkapitalfinanzierung.
WEITERE THE MEN Private Equity Kreditplattformen Mittelstandsanleihen
S. V8 S. V9 S. V10
EDITORIAL
Komplexe Welt 2013 ist es so weit: Dann sollen schrittweise die sogenannten Basel-III-Richtlinien für Banken umgesetzt werden. Sie sehen strengere Vorgaben dafür vor, wie viel Eigenkapital und Liquidität Finanzinstitute vorhalten müssen. Damit, so das Ziel, muss im Krisenfall nicht mehr der Steuerzahler einspringen, um die Banken zu retten. A ndererseits treibt mittelständische Unternehmen die Sorge um, welche Folgen die Richtlinien für die Kreditvergabe seitens der Finanzinstitute haben werden. Denn das ist derzeit noch nicht einmal den Banken selbst ganz klar. Mit einer wirklichen Kreditklemme, so viel deutet sich an, ist auch im kommenden Jahr nicht zu rechnen. Und an ein unsichereres Finanzierungsumfeld mussten sich die Unternehmen in den vergangenen Jahren – notgedrungen – schon gewöhnen. Nicht zuletzt deshalb haben viele Mittelständler ihre Eigenkapitalquoten nach oben gefahren und sind so unabhängiger von den Banken geworden. Ein Schreckgespenst dürfte vor diesem Hintergrund Basel III nur für wenige sein. V ielmehr sind die Richtlinien ein weiterer Schritt einer Entwicklung, die schon viel länger anhält: Unternehmen müssen sich für ihre Finanzierung weit mehr Instrumenten als früher bedienen. Dabei bleiben die Part ner auf Bankenseite als Kapitalgeber zwar wichtig. Doch auch der direkte Kontakt zum Finanzmarkt sowie zu privaten Finanzinvestoren gehört immer mehr dazu. Damit ist die Unternehmensfinanzierung wesentlich komplexer geworden. Diese Komplexität zu bewältigen ist – ganz unabhängig von Basel III – für mittelständische Unternehmen die eigentliche Herausforderung. Alexander Schneider
Botschafter einer selbstbewussten Finanzbranche: Die Bankenhochhäuser dominieren die Frankfurter Skyline nach wie vor. Ändern aber wird sich durch die Regulierung wohl die Rolle der Institute bei der Finanzierung des Mittelstands.
Unter dem Schirm Seit Juli 2011 stehen Mezzanine-Programme sukzessive zur Rückzahlung an. Doch offenbar sind viele Unternehmen darauf nicht ausreichend vorbereitet. Bietet das Schutzschirmverfahren den Ausweg? VON STEFAN BLUM . In den Jahren 2004 bis 2007 legten
bei der Gewährung neuer Unternehmenskredite sein werzahlreiche deutsche Banken insgesamt 17 Programme auf, den. Die Folgen wären strengere Kreditprüfungen, höhere mit denen mittelständischen Unternehmen Standard-Mez- Zinsen und ein noch stärkeres Verlangen nach werthaltigen zaninekapital im Gesamtvolumen von 4,7 Milliarden Euro Sicherheiten. Eine Anschlussfinanzierung wird daher insgewährt wurde. Doch nun deuten sich Probleme bei der besondere für bonitätsschwache oder schlecht geratete UnRückzahlung der auslaufenden Programme an. Betroffenen ternehmen nur mit großen Anstrengungen oder gar nicht Unternehmen bietet das reformierte Insolvenzrecht aber zu erlangen sein. Chancen auf eine erfolgreiche Sanierung. In fast allen Mezzanine-Programmen ist es infolge von Die Programme hatten schillernde Namen wie PREPS, Insolvenzen der beteiligten Unternehmen bereits zu ZahequiNotes, HEAT oder MezzCap – um nur die größten lungsausfällen gekommen. Aktuellen Prognosen zufolge zu nennen. Sie versprachen dem deutschen Mittelstand sollen zudem bis zu 15 Prozent der noch an den Programbilliges Kapital und institutionellen Anlegern eine (vermen beteiligten Unternehmen nicht in der Lage sein, das meintlich) sichere Anlage. Unter jedem der Programme ihnen gewährte Kapital bei Fälligkeit zurückzuzahlen. gewährte jeweils ein von einer Bank betreuter Fonds 30 Damit drohen den Anlegern, deren Anleihen bereits jetzt bis 70 mittelständischen Unternehmen nachrangiges Ka- erheblich im Wert gesunken sind, empfindliche Fordepital, befristet für die Dauer von sieben Jahren. Der Fonds rungsausfälle. Genau wie bei der Bündelung und Verbriebündelte und verbriefte die sich hieraus ergebenden Forfung US-amerikanischer Hypothekenkredite wurde ofderungen und refinanzierte sich durch die Ausgabe von fensichtlich auch bei den Mezzanine-Programmen nicht Anleihen am Kapitalmarkt. immer hinreichend berücksichtigt, dass Nachrangkapital Die Programme boten für alle Beteiligten scheinbar nur Risikokapital bleibt, auch wenn es an eine Vielzahl von Vorteile: Insgesamt 572 – meist deutsche – mittelständische Unternehmen gewährt wird. Unternehmen erhielten schnell u nd unkompliziert billiges Nachrangkapital zu Zinsen von jährlich 6 bis 10 Prozent. Was bringt der Schutzschirm? Verlangt wurde meist nur, dass die Unternehmen von eiSobald ein Unternehmen absieht, dass es das Kapital bei ner Ratingagentur mit „Investment Grade“ geratet wurden; Fälligkeit nicht zurückzahlen kann, sollte es nicht untätig eine Due-Diligence, die Einhaltung bestimmter Finanz- abwarten, sondern umgehend handeln. Hierbei wird das kennzahlen oder die Gewährung von Sicherheiten mussten Unternehmen oftmals schmerzhaft zu spüren bekommen, sie hingegen nicht vorweisen. Institutionelle Anleger erhieldass ihm u nter den Mezzanine-Programmen keine kreditten durch den Erwerb der Anleihen erstmals Zugang zum gebende Bank gegenübersteht, mit der es sinnvoll über eine deutschen Mittelstand, der sich zuvor überwiegend konser- Stundung oder Reduktion der Zahlungspflichten verhan vativ über Bankkredite finanziert hatte. Die Risiken aus den deln kann. Vertragspartner des Unternehmens ist vielmehr Anleihen wurden aufgrund der erfolgten Risikostreuung ein Fonds mit einer Vielzahl kaum organisierter Anleger. als überschaubar angesehen. Dies erschwert in der Praxis oftmals sinnvolle Verhandlungen oder macht diese praktisch unmöglich. Scheitert eine außergerichtliche Einigung mit den MezEuphorie schlägt in Angst um Seit Juli 2011 stehen die Mezzanine-Programme nun sukzes- zanine-Gläubigern, bietet die Insolvenzordnung den besiv zur Rückzahlung an. Die anfängliche Euphorie ist dabei troffenen Unternehmen attraktive und aktuell nochmals inzwischen in Angst vor einer deutschen „Subprime-Krise“ verbesserte Sanierungschancen. Mit Wirkung zum 1. März umgeschlagen. Denn offenbar haben sich zahlreiche Unter2012 wurde die Insolvenzordnung durch das „Gesetz zur nehmen nicht ausreichend auf die bevorstehende Fälligkeit weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“ der Programme vorbereitet. Vergleichbare Mezzanine-Pro(ESUG) substantiell reformiert und sanierungsfreundligramme sind mit Aufkommen der Finanzkrise ab dem Jahre cher ausgestaltet. Als völlig neues Sanierungsinstrument 2007 nicht mehr aufgelegt worden. Daher wird den Unterwurde beispielsweise das sogenannte Schutzschirmvernehmen eine Anschlussfinanzierung meist nur gegen Sicher- fahren in die Insolvenzordnung aufgenommen, das bereits heiten oder zu deutlich teureren Konditionen möglich sein. von zahlreichen Unternehmen erfolgreich genutzt wurZwar befindet sich das Zinsniveau derzeit auf einem his- de; aus der Presse bekannt sind beispielsweise Wieland, torischen Tiefstand. Allerdings werden (voraussichtlich) ab Centrotherm und Solarwatt. dem 1. Januar 2013 sukzessive die neuen Basel-III-Regeln Das Schutzschirmverfahren kann von jedem Unternehin Kraft treten. Diese verschärfen – als Reaktion auf die Fi- men beantragt werden, das zwar noch nicht akut zahlungs-
Kleine Sieger beweisen Mut.
Große Sieger beweisen Kompetenz.
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V2
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage
Schuldschein international
Die Zeit ist reif
Immer mehr internationale Investoren interessieren sich für den Schuldschein. Das hilft deutschen Emittenten aus dem Mittelstand.
Geringer Aufwand, breite Investorenschicht: Viele Unternehmen setzen auf den Schuldschein. VON MARKUS DENTZ. Für viele Mittelständler
gilt der Schuldschein als beste Eintrittskarte für den erweiterten Kapitalmarkt. Besonders dann, wenn die Hausbanken an ihre Grenzen kommen und neue Gläubigergruppen erschlossen werden sollen. Bei den Laufzeiten spielt die Musik zwischen drei und sieben Jahren, aber auch zehn Jahre sind in Einzelfällen möglich. Experten gehen davon aus, dass das Marktvolumen dieses Jahr bei mehr als 12 Milliarden Euro landen wird. Inzwischen ist das typisch deutsche Produkt auch international immer angesagter – sowohl für Emittenten als auch für Investoren. Ein Beispiel ist der Schweizer Life-ScienceKonzern Lonza. Drei Viertel der Zeichner des Schuldscheins über 170 Millionen Euro kamen aus dem Ausland. Besonders stark war der Anteil asiatischer Anleger mit 41 Prozent, 11 Prozent kamen aus Australien und 7 Prozent aus Luxemburg. „Investoren suchen nach Adressen mit guter Kreditqualität, vor allem aus dem deutschsprachigen Raum“, sagt Claudia Hopstein, Leiterin Debt Financing bei der HSBC. Eine Chance auch für den Mittel-
stand. So hat das niedersächsische Unternehmen Envitec Biogas Ende September ein Schuldscheindarlehen über 30 Millionen Euro bei institutionellen Investoren plaziert. Die Mittel sollen zur Wachstumsfinanzierung genutzt werden. Analytic Jena, ein Anbieter von Instrumenten auf den Gebieten Messtechnik, Life Science und Optoelektronik, hat im August ebenfalls 30 Millionen Euro eingesammelt. Wiederholungstäter ist die Otto Bock Gruppe. Der Medizintechnikproduzent hat ein Schuldscheindarlehen über 200 Millionen Euro am Kapitalmarkt plaziert, begleitet von der Commerzbank und der Landesbank Baden-Württemberg.
Ehrgeizige Pläne Schon 2010 hatte die Gruppe den Schuldscheinmarkt mit einem Papier über 100 Millionen Euro getestet. Dahinter stehen ehrgeizige Pläne: Bis 2020 soll sich der Umsatz mehr als verdoppeln. Dafür muss die Finanzierung angepasst werden: „Wir wollen im kommenden Jahr noch ein k leineres Private Placement abschließen. Hinzu wird eine syndizierte Kreditlinie kommen. Insgesamt streben wir einen
Gesamtfinanzierungsrahmen von circa 550 Millionen Euro an“, erklärt Ralf Stuch, Executive Vice President Finance & Treasury. Die beiden Schuldscheine sollen dazu beitragen, die Finanzierung des Unternehmens auf eine breitere Investorenbasis zu stellen und die Fälligkeitsstruktur zu verbessern: „Wir wollen noch bis Jahresende einen Konsortialkredit über 300 Millionen Euro refinanzieren, der 2013 fällig wird“, sagt Stuch. Zur Refinanzierung wäre auch eine Anleihe in Betracht gekommen – doch gegenüber einem Schuldscheindarlehen hätte dies einen höheren Dokumentationsaufwand und mehr zeitlichen Vorlauf bedeutet. Viele Firmen entscheiden sich deshalb lieber für einen Schuldschein.
Nähe zum Kredit „Unternehmen können über Schuldscheine mit einem vergleichsweise geringen Aufwand eine breite Investorenschicht erreichen“, sagt Stefan Oldendorf, Co-Head Germany Syndication & Sales bei der Commerzbank. Auch bei Lonza gaben das günstige Pricing und die schlanke Dokumentation ohne Financial Covenants den Ausschlag zugunsten des Schuldscheins. „In dem Kreditprüfungsprozess, der nahezu vier Wochen dauerte, merkt man die Nähe zum Kredit“, sagt Günther Jakob, seit Anfang 2008 Head of Group Treasury des Unternehmens. Die Vermarktung über einen Investorentag in Frankfurt sei deutlich weniger aufwendig als eine Euroanleihe gewesen. Für die Schweizer ist der Schuldschein Teil der Refinanzierung eines Brückenkredits, der für die Übernahme des US-Unternehmens Arch Chemicals aufgenommen worden war. „Wir konnten damit unsere Investorenbasis verbreitern“, freut sich Jakob. Markus Dentz, Redakteur Fachmagazin Finance, Frankfurt am Main
Im gehobenen Mittelstand liegt der Anteil von Kapitalmarktprodukten an der Gesamtfinanzierung derzeit lediglich bei etwa 15 Prozent. Doch diese Quote wird weiter steigen.
VON CORNEL WISSKIRCHEN. Anders als in
den Vereinigten Staaten oder Großbritannien finanzieren sich deutsche Unternehmen, erst recht der Mittelstand, unverändert mehrheitlich über Bankkredite. Seit Jahren wird deshalb eine baldige Trendumkehr prognostiziert. In diesem Jahr ist hierzulande auch tatsächlich eine Zunahme bei Kapitalmarktfinanzierungen oder deren Vorstufen zu verzeichnen – trotz rückläufigem Kreditmarkt. Ist nun also die Zeit auch bei uns reif für ein schnelles Einschwenken der Finanzierungsstruktur auf angelsächsische Verhältnisse?
Alternativen zu Staatsanleihen Die Argumente für Finanzierungen am Kapitalmarkt sind vielfältig. Auf Investorenseite haben viele Anleger, die in festverzinsliche Wertpapiere investieren, freie Liquidität zur Verfügung und suchen sichere, aber renditestärkere Alternati ven zu Staatsanleihen. Dies drückt die erwarteten Risikoaufschläge und senkt die Einstiegsbarrieren (etwa externe Ratings). Hiervon profitieren nicht nur börsennotierte Großunternehmen, sondern auch größere mittelständische Firmen. Gleichzeitig werfen die Krise der Bankenindustrie und die anstehenden regulatorischen Veränderungen Fragezeichen auf. Zwar kann von Kreditklemme aktuell keine Rede sein, dennoch sind Finanzierungen mit langen Laufzeiten über Banken bereits heute nur noch schwer zu bekommen, da den Instituten teilweise eigene Refinanzierungsmöglichkeiten fehlen. Dies betrifft insbesondere Finanzierungen in Fremdwährungen, etwa Dollar. Es war also selten leichter und gleichzeitig bedenkenswerter, neben den Banken neue Investoren an das Unternehmen zu binden. Zudem kann dies auch ein vorbereitender Schritt sein auf dem Weg zu einer externen Eigenkapitalbeschaffung. FürüberzogeneErwartungenbestehtdennoch kein Anlass. Voraussetzungen für die sinnvolle
Nutzung des Kapitalmarkts bleiben Größe, damit einhergehender Finanzierungsbedarf sowie Stabilität des Unternehmens. Viele Mittelständler sind diesbezüglich noch zu klein und werden somit ihren Bedarf auch zukünftig über Banken abdecken (müssen). Auch die neuartigen Börsensegmente für Mittelstandsanleihen mit niedrigeren Zugangsbarrieren können sich dieser Logik nicht vollständig entziehen, wie spätestens nach den ersten Problemfällen klargeworden ist. Zudem sind jene Finanzierungsbausteine, deren Inanspruchnahme atmet, für Kapitalmarktfinanzierungen nur bedingt geeignet. Eine Studie des Instituts für Mittelstandsforschung vom April dieses Jahres zeigt, dass neben der Kreditfinanzierung insbesondere die Innenfinanzierung für Unternehmen einen hohen Stellenwert einnimmt. Kapitalmarktinstrumente spielen derzeit noch eine untergeordnete Rolle. Weiterhin ist ein Großteil der Unternehmen nicht bereit, den höheren Publizitätspflichten nachzukommen. Selbst im gehobenen Mittelstand liegt der Finanzierungsanteil von Kapitalmarktprodukten oder deren Vorstufen an der Gesamtfinanzierung der Unternehmen lediglich bei etwa 15 Prozent.
Millionen Euro interessant sein. Sie bieten darüber hinaus den Vorteil, dass Unternehmensinformationen nicht einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssen. Momentan ergeben sich auch gute Opportunitäten im Markt für (schuldscheinähnliche) USPrivatplazierungen bei amerikanischen Lebens versicherungsgesellschaften, wo Laufzeiten von bis zu 15 Jahren möglich sind. Im Anleihebereich, wo bekannte Namen inzwischen nicht mehr zwingend ein externes Rating vorweisen müssen, ist es noch immer so, dass ein liquider Sekundärhandel erst ab einem Emissionsvolumen von circa 100 Millionen Euro zuverlässig erreicht wird. Alles darunter muss eher wie eine Privatplatzierung gesehen und vermarktet werden – unabhängig von der Kategorisierung.
Keine breite Öffentlichkeit Diese Quote wird weiter steigen. Nach Schätzungen der Deutschen Bank sind eine vierstellige Zahl von Unternehmen in Deutschland Kandidaten für einen direkten Kapitalmarktzugang, davon ist nur ein Teil bereits heute am Markt aktiv. Diese Unternehmen können von einer Di versifizierung ihrer Finanzierungsbasis, einer Konditionsverbesserung, dem Zugang zu anderen Währungsräumen sowie längeren Laufzeiten profitieren. Den ersten Schritt in Richtung Kapitalmarkt stellen in der Regel Schuldscheine oder Anleiheprivatplazierungen dar. Mit einer Volumenschwelle von teilweise unter 20 Millionen Euro können sie bereits für Unternehmen mit Gesamtfinanzierungsvolumina von etwa 75
Klare Kommunikation Der Gang an den Kapitalmarkt im Wege einer breiten Plazierung erfordert von Unternehmen eine offene (Finanz-)Kommunikation mit den Investoren. Diese erwarten Klarheit über Unternehmensstrategieund Mittelverwendungund im weiteren Verlauf ein aussagefähiges Reporting. Von der induzierten Leistungssteigerung interner Funktionen profitieren die betroffenen Unternehmen dabei in der Regel weit über die ursprünglicheFinanzierungsmaßnahmehinaus. Ob Kapitalmarkt oder nicht, außer Frage steht, dass Unternehmen sich im Verhältnis zu ihren Banken emanzipieren und professioneller werden. Auch im Bereich der Bankenfinanzierung nutzen mittelständische Unternehmen einer gewissen Größenordnung zunehmend Techniken, die über das klassische bilaterale Kunde-(Haus)Bank-Verhältnis hinausgehen. Dr. Cornel Wisskirchen ist Mitglied der Geschäftsleitung Firmenkunden Deutschland und des Management Committees Deutschland der Deutschen Bank
INTERVIEW mit Manfred Maas
„Strategischer Partner“ Manfred Maas, Sprecher der Geschäftsleitung der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, über bisherige und künftige Förderaufgaben Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt hat sich als zentrale Fördereinrichtung in Sachsen-Anhalt etabliert. Wo liegen ihre Schwerpunkte? Die Investitionsbank Manfred Mass Sachsen-Anhalt ist als strategischer Partner in Dialoge mit den Verantwortlichen auf regionaler und Landesebene zu Fragen der Wirtschafts- und Finanzpolitik aktiv einbezogen. Die Zusammenarbeit konzentriert sich vor allem auf nachhaltige Landesentwicklung und Zukunftsthemen, Förder- und Finanzierungsprodukte werden gemeinsam überarbeitet und neue kreiert.
Drei Prinzipien. Zwei Partner. Ein Versprechen: Mehr Liquidität für Ihren Erfolg. Kompetenz für eine fundierte, persönliche Beratung vor Ort, innovative Produkte und Lösungen für neue finanzielle Freiräume sowie die Sicherheit von über 40 Jahren Erfahrung und der Verbindung zur Landesbank Baden-Württemberg – das sind die gemeinsamen Stärken der SüdLeasing und SüdFactoring, von denen Sie als unser Kunde profitieren. Gemeinsam sichern wir Ihre Liquidität für nachhaltigen Erfolg.
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Wie will die Investitionsbank Sachsen Anhalt in den kommenden Jahren zur nachhaltigen Leistungsentwicklung der Wirtschaft im Land beitragen? Wir konzentrieren uns weiterhin auf die Investitionsförderung, auf Forschung und Entwicklung, auf kleine und mittlere Betriebe und Existenzgründung. Bei allen
Entscheidungen sind der demographische Faktor und Nachhaltigkeit ein entscheidender Gradmesser. Gemeinsam mit dem Land richten wir die Förderung stärker auf forschungs- und wertschöpfungsintensive und innovative Unternehmen aus, ebenso auf wissensbasierte und technologieorientierte Firmen.
Wie fördert die Investitionsbank Sachsen Anhalt die Sicherung und Qualifizierung von Fachkräften in und für Unternehmen? Fachkräfte sind und bleiben ein zentrales Thema. Wir unterstützen mit unseren Förder- und Finanzierungsinstrumenten die engere Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft, ebenso die engere Verzahnung von Berufsbildung und Unternehmertum. Das beginnt bei der frühkindlichen Bildung, geht über die Lern- und Unterrichtsbedingungen an Schulen bis hin zu denen an Hochschulen und Universitäten. Kurz: Gute Bildungsstandards sind wichtig für Fachkräfte, für ihr Bleiben und auch für ihr Kommen. Aktuell setzen wir gemeinsam mit dem Land eine Kampagne zur Weiterbildung von Fachkräften um.
Wie werden sich Förderschwerpunkte und die Aufgabenfelder für die Investitionsbank Sachsen-Anhalt weiter verschieben, insbesondere auch durch die veränderten Fördermöglichkeiten der EU in der kommenden Strukturfondsperiode? Die EU-Gelder werden weiter fließen, wenngleich längst nicht mehr so üppig wie zuvor. Demzufolge werden wir auch in der kommenden Strukturfondsperiode, die eine Übergangsphase sein wird, über Fördermittel verfügen und bisherige, angepasste oder neue Programme umsetzen. Wir werden an der Erschließung europäischer Fördermöglichkeiten außerhalb der EU-Fonds mitwirken. Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen brauchen Förderung und neue kreative Programme. Und wir brauchen als zentrale Förderbank eine innovative Förderpraxis. Klar ist auch, dass wir weiter von der Zuschuss- zur Darlehensförderung übergehen und die guten Erfahrungen beim Einsatz revolvierender Fonds zielgerichtet ausbauen. Das Gespräch führte Michael Jakob
FORTSETZUNG SEITE V1
Unter dem Schirm droht. Dabei muss das Unternehmen durch eine Bescheinigung nachweisen, dass eine Sanierung nicht offensichtlich aussichtslos ist. Nach Anordnung des Schutzschirmverfahrens hat das Unternehmen dann drei Monate Zeit, um einen Insolvenzplan auszuarbeiten und dem Insolvenzgericht vorzulegen. Während dieser Zeit wird es weiterhin durch das alte Management geleitet – unter Aufsicht eines vom Insolvenzgericht bestellten Sachwalters. Auf Antrag des Unternehmens untersagt das Insolvenzgericht den Gläubigern zudem Zwangsvollstreckungsmaßnahmen.
keine Sorge haben, mit dem Eröffnungsantrag die Kontrolle über das Unternehmen zu verlieren. Ein Insolvenzplan ist zudem regelmäßig auf den Erhalt des Unternehmens und dessen Rechtsträger gerichtet. Besonders interessant ist die Unternehmenssanierung mittels Insolvenzplan zudem deshalb, weil nachrangige Forderungen im Insolvenzplan grundsätzlich als erlassen gelten. Der Insol venzplan kann daher beispielsweise vorsehen, dass gezielt nur die nachrangigen Forderungen aus den Mezzanine-Programmen beschnitten werden, die ja gerade Auslö-
der Gläubiger im Insolvenzplan zu einem Rechtsverzicht gezwungen werden, der außerhalb des Insolvenzverfahrens nicht zu verhandeln war. Jedes von einer Insolvenz bedrohte Unternehmen sollte somit frühzeitig handeln und eine Unternehmensinsolvenz nicht länger als Makel, sondern als echte Sanierungschance zum Erhalt des Unternehmens begreifen, wenn außergerichtliche Verhandlungen scheitern. Dieses Verständnis hat sich in den Vereinigte Staaten mit dem dortigen „Chapter 11“-Verfahren seit langem durchgesetzt.
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage
Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V3
INTERVIEW mit Thomas Koblenzer
„Am Schuldenabgrund“ Wie sehr müssen Unternehmer mit einer Substanzbesteuerung rechnen? Und welche Folgen hätten eine Vermögensteuer oder eine höhere Erbschaftsteuer für den deutschen Mittelstand? Ein Gespräch mit dem Düsseldorfer Steuerrechtler Professor Thomas Koblenzer. Dr. Thomas Koblenzer ist spezialisierter Steueranwalt mit Büros in Düsseldorf und in Zürich. Er lehrt als Professor für Steuerrecht an der Universität Siegen.
Herr Professor Koblenzer, Sie sagen: Unternehmer Welche konkret? müssen fest damit rechnen, dass es in der kommenEin Beispiel ist die Lancierung des Armutsberichts den Legislaturperiode zu irgendeiner Form der durch die Arbeitsministerin Ursula von der Leyen in Substanzbesteuerung kommt. Doch das fordert diesem Sommer, die sicherlich nicht ohne Rücksprabislang nur die Opposition. che geschehen ist. Hierin ist die Rede davon, dass man Wenn wir den Blick nur auf das Thema Vermögensteuer überlegen müsse, wie sich Leistungsträger stärker zur oder Vermögensabgabe richten, dann stimmt das. Doch gesellschaftlichen Verantwortung heranziehen ließen. es gibt genügend Anzeichen dafür, dass eine kommen- Hinzu kommen weitere Puzzlestücke: Die Erhöhung der de Bundesregierung – egal, welcher Couleur – an der Grundsteuer und der Grunderwerbsteuer oder neue ReSubstanzsteuerschraube drehen wird. Denn die Politik geln zur Abzugsfähigkeit von Kosten sind alles bereits steht vor folgendem Problem: Trotz rekordhoher Steu- Eingriffe in die Vermögenssubstanz. Außerdem hat die ereinnahmen und enorm niedrige Zinsen liegt der letzte Bundesregierung ein Gutachten zur Privilegierung von ausgeglichene Bundeshaushalt mehr als 40 Jahre zurück. Betriebsvermögen bei der Erbschaftsteuer in Auftrag geAuch die Gemeinden kommen nicht mehr mit ihrem geben, das zu dem Schluss kommt, diese Privilegierung Geld klar. Das liegt vor allem daran, dass ein Teil der sei nicht mehr gerechtfertigt. Die Begründung hierfür ist Bevölkerung – die untere Mittelschicht und die Unter- schlichtweg perfide. schicht – wesentlich mehr Leistungen erhält, als er an volkswirtschaft lichem Wertschöpfungsbeitrag erbringt. Weshalb? Das kann zwar gesellschaftlich durchaus wünschenswert Darin heißt es sinngemäß, durch die Verschärfung des Ausein, damit die Einkommensschere zwischen Arm und ßensteuerrechts sei ein Wegzug für deutsche Unternehmen Reich sich nicht zu weit öffnet. Jedoch entsteht so ma- nicht mehr ökonomisch sinnvoll, auch wenn man das Bethematisch betrachtet ein Delta, also ein Minus, das nur triebsvermögen der Erbschaftsteuer unterwerfe. Das heißt durch Umverteilung oder Schuldenaufnahme ausgegli- nichts anderes, als dass das Außensteuerrecht zum Abkaschen werden kann. sierungsschwert des deutschen Fiskus geworden ist. Dieses war – mal abgesehen von dem unrühmlichen nationalsoUnd bislang auch so ausgeglichen wurde. zialistischen Ursprung – ein grundsätzlich steuerpolitisch Die Bankenkrise hat uns aber schneller an den Schul- sinnvolles und nachvollziehbares Instrument der Missdenabgrund geführt, als sich die Politik gewünscht brauchsbekämpfung, mit dem eine Abwanderung von Unhätte. Nun gibt es die Schuldenbremse. Das Delta lässt ternehmen durch Verlagerung von Steuersubstrat ins Aussich daher – wenn man nicht die Ausgaben kürzt – nur land verhindert werden sollte, die unter Inanspruchnahme durch mehr Umverteilung reduzieren. Es ist vor diesem der deutschen Infrastruktur und der stabilen politischen Hintergrund nachvollziehbar, dass die Politik jetzt an Lage entsprechend Werte aufbauen konnten. Jetzt aber der Steuerschraube drehen will. Schließlich ist Steuer- dient es scheinbar immer stärker dazu, die Leistungsträger geld das politische Machtinstrument schlechthin. Ver- an die Kette zu nehmen. Wenn ein Unternehmen beispielsschiedene Entwicklungen aus den vergangenen zwei weise seine Forschung nach Indien verlagern will, wird Jahren zeigen, dass die Reise ganz klar in Richtung der Wertschöpfungsbeitrag des Forschungsbereichs als Substanzsteuer geht. fiktiver Gewinn besteuert.
Chancen und Risiken liegen dicht beieinander Grenzüberschreitende Transaktionen in Europa: D ie Eurokrise macht Finanzierungen teurer und komplexer. Deutsche Mittelständler sind für
Was raten Sie vor diesem Hintergrund mittelständischen Unternehmen? Für Mittelständler ist es angesichts der Verschärfung des Außensteuerrechts ratsam, einen Teil der Wertschöpfung möglichst frühzeitig ins Ausland zu verlagern, damit sie nicht mit dieser Problematik konfrontiert werden. Darüber hinaus müssen sie sich im Klaren darüber sein, dass jegliche Substanzsteuer – ob Vermögen- oder Erbschaftsteuer – zusammen mit den Wirkungen einer künftig vermutlich höheren Inflationsrate zur realen Vermögensvernichtung ungeahnten Ausmaßes führt. Dabei muss man bedenken, dass sich bei Unternehmern privates und betrieblich gebundenes Vermögen oft kaum sinnvoll trennen lässt. Andererseits werden große Vermögen vererbt, ohne dass die Erben zu den Leistungsträgern gezählt werden können. Fakt ist, dass ein Prozent der Bevölkerung 25 Prozent des Steueraufkommens erwirtschaftet, zehn Prozent etwa 55 Prozent. Dazu zählen zwar auch solche, die einfach nur von ihrem Erbe leben, ohne unternehmerisch tätig zu sein. Aber im Wesentlichen trägt der gehobene Mittelstand dazu bei, den Sozialstaat zu bezahlen.
baren Anspruchsdenken täglich zu kämpfen hat und sicherlich nicht auf Rosen gebettet ist. Und solange beispielsweise jemand aus der unteren Mittelschicht in den Urlaub fahren, aber angeblich kein Geld für die Gesundheit ausgeben kann, ist das für mich ebenfalls eine fragliche Entwicklung. So könnte man sich fragen, ob die beitragsfreie Mitversicherung von Kindern in der gesetzlichen Krankenkasse wirklich sinnvoll ist, und sollte generell stärker daran arbeiten, die Eigenverantwortlichkeit bei Themen wie Gesundheit zu fordern und zu fördern.
Eine Steuererhöhung wäre für Sie auf keinen Fall das richtige Mittel? Natürlich sollten wir verhindern, dass die Schere zwischen Arm und Reich zu weit auseinandergeht. Doch statt über eine Vermögensteuer könnte man auf andere Weise mehr Leistungsgerechtigkeit herstellen und die Leistungsträger verpflichten, in schwierigen Zeiten wie diesen mehr zu leisten – zum Beispiel über eine Art Einkommenszuschlagssteuer, die nur ab einem bestimmten Einkommen erhoben wird. Das ist für Unternehmer viel eher akzeptabel als eine Steuer, die in die Vermögenssubstanz und damit in die Substanz des Unternehmens eingreift. Allerdings müsste der Gesetzgeber dafür deutlich machen, dass diese Steuer zeitlich klar begrenzt und zudem klar an den Zweck der Schuldentilgung gebunden ist.
Wie sollte denn der Staat den Schuldenabbau erreichen? Wie werden die Unternehmer auf Steuererhöhungen Zum einen sollten wir als Gesellschaft über unsere Definiti- reagieren? on von Armut nachdenken. Nach OECD-Richtlinien gilt je- Schon in der Vergangenheit sind große Vermögen ins Ausmand als arm, der weniger als 60 Prozent des Durchschnitts- land abgewandert – und zwar nie wegen der Einkommeneinkommens zur Verfügung hat. Das ist eine Definition von steuer, sondern immer wegen Substanzsteuern. Diese Tenoben. Eine vierköpfige Familie in Düsseldorf, die von Harz IV denz könnte zunehmen. Zumindest aber werden sicherlich leben muss, hat etwa eine Gesamtleistung von 2000 Euro zur viele überlegen, wie sich ein Vermögen so strukturieren Verfügung und bekommt daneben weitere, nicht pekuniäre lässt, dass man die Substanzbesteuerung vermeidet, indem Leistungen durch sonstige, nicht staatliche Einrichtungen, wie man mögliche künftige politische Entscheidungen schon etwa den Zugang zu sogenannten Kleiderkammern. Das ist für heute in seine Überlegungen einbezieht. mich keine Armut, wenngleich natürlich eine solche Familie in Das Gespräch führte Alexander Schneider. unserer Gesellschaft mit einem teils nicht mehr nachvollzieh-
Weil eine Bank erst dann kompetent ist, wenn sie überall gleich tickt. Können Sie weltweit auf die einheitlichen Standards der Commerzbank zählen.
strategische Zukäufe gut positioniert. Mittelstand liegt gut im Rennen Viele deutsche Mittelständler sind aufgrund ihrer soliden Kapitalausstattung gut positioniert, um das aktuelle Marktumfeld für Akquisitionen zu nutzen. Zudem sind sie in den zurückliegenden Monaten und Jahren deutlich professioneller geworden und nutzen auch bei kleineren Transaktionen einen gesunden Finanzierungsmix innerhalb der gesamten Bandbreite der Finanzierungsinstrumente. Die Bereitschaft, bei grenzüberschreitenden Transaktionen einen unabhängigen Spezialisten für das Arrangieren einer nachhaltig angelegten Finanzierung sowie für Bankenverhandlungen (insbesondere mit bestehenden Hausbanken) einzubeziehen, ist dabei spürbar gestiegen. Die Unternehmen haben erkannt, dass die Schuldenkrise nicht nur dazu geführt hat, dass interessante Unternehmen zum Verkauf stehen, sondern dass eine erfolgreiche Übernahme auch Expertise und „neues Die Euro-Krise trifft die spanische Jugend hart. Aber auch für den deutschen Mittelstand Denken“ bei der Strukturierung von Vermacht sie sich bemerkbar. bindlichkeiten verlangt. Gleichzeitig wollen viele Mittelst ändler durch die Einbeziehung VON CLAUS PETER UND OLIVER FRIESER. auf das in der Vergangenheit sehr lukrative unabhängiger Fusions- und FinanzierungsFinanzierungen von grenzüberschreitenden „Underwriting“. Ausdruck findet das ge- experten ihre Position bei internationalen Transaktionen in Europa sind in den vergange- stiegene Risikobewusstsein zudem auch in Übernahmen verbessern und mit Hilfe ihres nen Monaten komplexer geworden. So haben einem im Vergleich zu den Vorjahren ge- Beraters Lösungen erarbeiten, die bei der die Staatsfinanzkrise und erhöhte regulatorische stiegenen Eigenkapitalanteil an der Finan- Finanzierung ausreichend „SicherheitspufAnforderungen im Euroraum dazu geführt, dass zierung und einer reduzierten Leverage- fer“ bieten und klassische Fehlerquellen wie sich wesentliche Paradigmen bei Finanzierun- Akzeptanz. Aktuell liegt der „rechnerische“ Interessenkollisionen innerhalb des Finangen verändert haben. Viele Banken haben sich Eigenkapitalanteil bei mindestens 45 Pro- zierungs-Pools vermeiden. verstärkt auf den Heimatmarkt ausgerichtet, zent. Die Zurückhaltung klassischer KreErste Mittelständler haben die Schuldenihre Kriterien zur Kreditvergabe verschärft und ditgeber nutzen in jüngster Zeit vor allem krise in Südeuropa bereits dazu genutzt, ihre sich aus bestimmten Geschäftsfeldern zurück- Alternative Asset Manager – insbesondere Marktposition durch Übernahmen auszubaugezogen. Transaktionsfinanzierungen speziell in „Direct Lending Fonds“ –, um ihr Geschäft en. Aufgrund einer abwartenden Haltung zur Südeuropa stehen in der Regel gar nicht (Stichauszuweiten. Diese neuen Spieler im Markt Zukunft des Euroraums wird aber vielerorts wort: Länder-Limits) oder nur unter hohen Auf- sind bei Juniorfinanzierungen bereits ver- noch „Pulver trocken“ gehalten. Dies erklärt lagen im Fokus. Trotz eines historisch niedrigen stärkt in Europa vertreten. Eine weitere auch den von unterschiedlichen FusionsexZinsniveaus sind Finanzierungen nicht güns- Ausweitung auf den Senior Finanzierungs- perten diagnostizierten Stau am Transaktionstiger geworden, da speziell bei risikoreicheren bereich ist kurzfristig zu erwarten. markt. Bei einer Stabilisierung des Euroraums Transaktionen erhöhte Zinsmargen diesen VorMit Blick auf die Ausführung von Trans- wird sich die Übernahmetätigkeit deutscher teil aufzehren oder sogar überkompensieren. aktionen lässt sich feststellen: Das Finanzie- Mittelständler voraussichtlich verstärken. Für Die Risikospreads orientieren sich heute vor rungsmanagement ist zu einem integralen den Mittelstand gilt es, Chancen zu nutzen allem an Economic Capital und RAROC (Risk Bestandteil eines Akquisitionsprozesses ge- und Risiken zu minimieren. Unabhängige adjusted Return on Capital). worden, auch weil Rezession und schlechte und international aufgestellte Berater können Bonitäten nicht selten zu einer hohen Ver- helfen, die richtige Balance zu finden. Mehr Risikobewusstsein als zuvor schuldung potentieller Übernahmekandida-
Mittelstandsbank
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FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V4
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Sicher ans Ziel
INTERVIEW mit Oliver Grün
„Wenig Verständnis ür IT und Sofware“
Fahrsimulatoren sind technisch komplex, ihre Entwicklung nimmt enorme Ressourcen in Anspruch – eigentlich eine Mammutaufgabe. Wie gelang es einem kleinen Unternehmen aus Brandenburg mit nur sechs Mitarbeitern dennoch, einen der modernsten Simulatoren zu entwickeln?
VON CLARA GÖRTZ. Mit mehr als 180 Kilometern pro
musste her.“ Das war aber bei weitem nicht die einzige Anforderung, die das Unternehmen an eine Neukonstruktion stellte, er sollte auch einfacher zu transportieren und aufzubauen sein – möglichst nur von einem einzigen Mitarbeiter. Ein wichtiges Ziel war es zudem, ihn universell einsetzen zu können – also sowohl als Rennsimulator, der ein Formel-1-Rennen nachahmt, als auch für Sicherheitstrainings. „Die Herausforderung bestand darin, die Realität annähernd eins zu eins abzubilden“, sagt Saschenbrecker und fügt hinzu: „Unser neuer Simulator sollte also beispielsweise auch die Kräfte abbilden, die in Extremsituationen auf das Lenkrad und damit auf die Hände des Fahrers wir Als kleines Unternehmen wären wir nicht in der Lage gewesen, ken.“ Ein hochgestecktes Ziel – vor das Projekt ohne remde Unterstützung zu realisieren. allem, wenn man bedenkt, dass es sich bei Bestsim um ein kleines Unternehmen mit lediglich sechs MitWas sich nach einem Actionfilm anhört, ist tatsächlich arbeitern handelt. Und 2009, bei Projektbeginn, war auch nicht ganz real. Denn der Fahrer des Wagens sitzt zum der notwendige Informatiker, der die Simulationssoftware Glück nur in einem Simulator und übt, wie er bei einem programmieren sollte, noch nicht fest eingestellt. Auch waUnfall am besten reagiert. „Alle denkbaren Fahrsituationen ren sich Saschenbrecker und seine Kollegen dessen bewusst, lassen sich so trainieren“, sagt Sebastian Saschenbrecker. Er dass die Entwicklung eines neuen Simulators nicht nur Zeit muss es wissen. Schließlich konstruiert er seit vielen Jahren in Anspruch nehmen, sondern auch mit hohen Kosten verFahrsimulatoren wie diese. Er ist Projektmanager bei Bestbunden sein würde. „Als kleines Unternehmen wären wir sim, einem Unternehmen aus dem brandenburgischen Pernicht in der Lage gewesen, das Projekt ohne fremde Unterleberg, das sich auf Konstruktion, Vermietung und Vertrieb stützung zu realisieren“, erzählt der Projektmanager. von Fahrzeugsimulatoren spezialisiert hat. 2003 baute die Hilfe erhielten Saschenbrecker und seine Kollegen vom Firma, damals noch eine Eventagentur, den ersten mobilen Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand. Das FörderFahrsimulator, den es auf dem Markt gab, und vermietete programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und ihn zum Beispiel an Unternehmen, die damit auf Messen Technologie unterstützt bundesweit Innovationsprojekte oder anderen Events für Aufmerksamkeit sorgen wollten. im Mittelstand, und zwar in allen Branchen und TechnoloDoch mit 40 Quadratmetern nahm das Gerät eine enorme giebereichen. So erhielt Bestsim Fördermittel in Höhe von Fläche in Anspruch, „und der Preis für Messeflächen wurde 157 500 Euro – und konnte unter anderem den Informatiauch nicht günstiger“, erinker einstellen. nert sich SaschenIm Sommer 2011 trat dann der „G Motion 601“ nach brecker. „Ein zwei Jahren Entwicklungszeit seine erste „Fahrt“ an. Stolz kleinerer erzählt Saschenbrecker: „Bei unserem neuen Gerät hanSimudelt es sich um den einzigen mobilen Simulator mit einer lator sechsachsigen elektrischen Bewegungsplattform, auf die das Cockpit aufgebaut ist.“ Das Besondere daran: Der Fahrsimulator vermittelt ein besonders reales Fahrgefühl – und das auf lediglich 4 Quadratmetern und ohne Starkstrom. Das kommt nicht nur bei den „Fahrern“ gut an, sondern auch bei vielen Unternehmen und Vereinigungen wie dem ADAC, die den Simulator für Messen, Events und Trainings buchen. Saschenbrecker und seine Kollegen sind sogar in der komfortablen Lage, Interessenten manchmal Absagen erteilen zu müssen, wenn der Simulator bereits verliehen ist. Stunde rauscht ein Auto in der Nacht über die regennasse Fahrbahn. Plötzlich entdeckt der Fahrer in Sichtweite einen umgefallenen Baumstamm, der auf der Straße liegt. Er tritt sofort in die Bremsen, aber das Auto verliert die Haftung und gerät ins Schleudern. Zwar lenkt der Fahrer gegen, doch das Auto kommt von der Fahrbahn ab und landet im Straßengraben. Kurze Zeit später startet der unversehrte Fahrer sein unbeschädigtes Auto neu und fährt weiter, als sei nichts gewesen.
Clara Görtz, Redakteurin des Magazins INNOVATIONSMANAGER, Frankfurt am Main
ZUR INFO Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)
Eine eigene F&E-Abteilung können sich wohl die wenigsten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) leisten. Abschreckend wirkt auch der zeitliche Aufwand intensiver F&E. Dennoch sind Innovationen auch für KMU ein existentieller Bestandteil unternehmerischen Erfolgs. Mit seinem „Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand“ (ZIM) möchte der Bund KMU zu mehr Anstrengungen für Forschung, Entwicklung sowie Innovationen anregen und dabei gleichzeitig die technischen und wirtschaftlichen Risiken von F&E-Projekten verringern. Ziel ist es darüber hinaus, F&E-Ergebnisse zügig in marktwirksame Innovationen umzusetzen und die Zusammenarbeit von Unternehmen und Forschungseinrichtungen auszubauen. Unterstützt werden KMU einschließlich des Handwerks und der Freien Berufe. Die Förderung erfolgt ohne thematische Einschränkung auf bestimmte Technologiefelder oder Branchen und in Form eines Zuschusses. Das ZIM fördert Kooperationsprojekte und Einzelprojekte ebenso wie Netzwerkprojekte und innovationsunterstützende Dienst- und Beratungsleistungen für KMU für Kooperations- und Einzelprojekte. Weitere Informationen: EuroNorm GmbH Dr. Kathrin Schreiber Stralauer Platz 34 10243 Berlin E-Mail: [email protected] Web: www.euronorm.de
Dr. Oliver Grün, Präsident und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands IT-Mittelstand e. V. (BITMi) sowie Vorstand der GRÜN Software AG, über die speziellen Finanzierungsbedürfnisse seiner Branche. Herr Dr. Grün, wie sehen Sie die Finanzierungsbedingungen mittelständischer IT-Unternehmen vor dem Hintergrund von Basel III im kommenden Jahr? Trotz aller Zusicherungen ist das Misstrauen beim deutschen IT-Mittelstand gegenüber Basel III berechtigterweise nach wie vor hoch. Kleine und mittlere Unternehmen aus der IT-Branche haben es in Deutschland generell schwerer, Banken von ihrer Kreditwürdigkeit zu überzeugen, denn ihr Kapital setzt sich weniger aus Bestandsgütern als aus Know-how und Innovationsfähigkeit zusammen. Hier müssen wir ernüchtert feststellen, dass alle Reformversuche, Software als Ratingkriterium in das Bewertungssystem der Banken und Sparkassen aufzunehmen, in der Praxis der Kreditvergabe vom Scheitern bedroht sind. Für IT und Software besteht bei deutschen Banken sehr viel weniger Verständnis als in der Finanzkultur des Silicon Valley. Tritt nun die Verschärfung von Kapitalregeln hinzu, könnten Finanzierungsengpässe entstehen. Der BITMi fordert deswegen die Bundesbank auf, die Umsetzung von Basel III zu beobachten.
Dr. Oliver Grün
Forschung und Entwicklung ist heute von essentieller Bedeutung für den Standort Deutschland. Sie sehen hier aber steuerrechtlichen Reformbedarf. Neben der bewährten Technologieförderung schlagen wir eine steuerliche FuE-Förderung des Mittelstands in Form einer Steuergutschrift in Höhe von 10 Prozent aller Forschungsinvestitionen vor, um noch mehr Dynamik in Forschung und Entwicklung hineinzubringen. Bisher stellt sich das Bundesfinanzministerium aber quer. Deswegen schlagen wir außerdem eine jährliche Obergrenze der Steuerförderung in Höhe von fünf Millionen pro Unternehmen vor.
Ein Private-Equity-Gesetz und ein IT-Fonds Deutschland sollen bei Finanzierungengpässen Abhilfe schaffen. Wie soll der Fonds aufgebaut sein?
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Venture Capital (VC) ist aus unserer Sicht ein wichtiges Instrument, um das Wachstum der deutschen IT-Wirtschaft zu entwickeln und
Hürden gerade bei der Internationalisierung der IT-Unternehmen zu überwinden. Dabei sehen wir nicht nur die Start-ups, sondern auch Mittelständler als lohnende Investitionsobjekte, denn die Start-ups von heute sind die Mittelständler von morgen. Nach Zahlen des Bundes verbandes deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften lag das VC-Kapital in Deutschland 2009 bei lediglich 260 Millionen Euro, wohingegen es in den Vereinigte Staaten 15,4 Milliarden Dollar waren. Wir brauchen aber nicht nur das Kapital der VC-Gesellschaften, sondern ebenso ihr Knowhow bei der Abschätzung betriebswirtschaftlich zukunftsfähiger Projekte. Daher ist es unsere Idee, einen IT-Fonds Deutschland zu schaffen, in dem der Staat, vertreten durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau, und Kapitalgeber zusammen in einem noch auszulotenden Verhältnis einzahlen. So entsteht eine Hebelwirkung, wodurch für jeden Euro staatlichen Geldes ein VC-Betrag hinzukommt. Anzudenken wäre ebenfalls eine garantierte Ausfallbürgschaft, um auch größere institutionelle Anleger anzulocken. Es ist höchste Zeit, in diese Richtung zu denken, denn wir können nicht länger auf das bestehende Bankensystem warten.
Inwiefern sind Ihre Forderungen schon in Berlin diskutiert worden beziehungsweise in konkrete Gesetzesvorhaben eingeflossen? Wir haben uns bezüglich Basel III in Kooperation mit anderen mittelständischen Verbänden sehr stark in der Politik dafür eingesetzt, die Risikogewichte für den Mittelstand bei der Kreditvergabe zu verkleinern und dabei Erfolge bei deutschen und europäischen Parlamentariern erzielt. Generell wünschen wir uns aber beim Gesetzgeber eine stärkere mittelständische Denkweise. Kaum jemand kann etwa die heute amtliche Praxis der Verrechnungspreise noch beherrschen.
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie mit Ihren Vorschlägen die politischen Entscheidungsträger erreichen? Die deutsche Politik ist noch immer stark an den Industriekonzernen ausgerichtet. Doch wir hoffen, dass sich dies in Zukunft ändert. Denn ein Vergleich von Frankreich und Deutschland in der jetzigen Euro-Krise zeigt, dass dies früher oder später in die Sackgasse führt. Die Fragen stellte Alexander Schneider.
Geburtshelfer des Neuen Wie unterstützen Förderbanken Start-ups? Rheinland-Pfalz geht mit gutem Beispiel voran. Dort liegt die Gründerquote besonders hoch. VON ULRICH DEXHEIMER. Existenzgründungen sind in Rheinland-Pfalz ein entscheidender Wirtschaftsfaktor: Im bundesweiten Vergleich liegt das Land mit einer Gründerquote von 1,84 Prozent auf Platz eins der Flächenländer, davor liegen nur die Großstädte Berlin, Hamburg und Bremen. Eine positive Entwicklung ist ebenfalls im Nebenerwerb festzustellen: Mit 40 Prozent Nebenerwerbsgründungen liegt RheinlandPfalz auf Platz drei. Einen sicheren Start in die Selbständigkeit ermöglicht die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) mit Beratungs- und Förderprogrammen – dies nicht nur bei Neugründungen, sondern auch bei Unternehmensnachfolgen. Rund 3 800 rheinland-pfä lzische Betriebe stehen jährlich vor der besonderen Herausforderung, die Nachfolge an der Unternehmensspitze zu regeln und damit ihre Existenz zu sichern. Keine Existenzgründung soll scheitern, weil zur Umsetzung guter Ideen das nötige Kapital fehlt. Daher unterstützt die ISB Gründungen mit unterschiedlichen För-
ge Ideen nicht an fehlenden Sicherheiten scheitern. Bei guten Erfolgsaussichten des Gründungsvorhabens oder der Betriebsübernahme erhalten die Antragsteller die notwendige Sicherheit. Mit der Bürgschaft ist es erfahrungsgemäß leichter, eine Bank als Finanzierungspartner zu finden. Darüber hinaus betreut die ISB zurzeit auch mehr als hundert Unternehmen, denen sie mit Beteiligungskapital verschiedener Venture-Capital-Gesellschaften zum nötigen Eigenkapitel verholfen hat. In diesem Geschäftsfeld werden insbesondere inno vative Technologieunternehmen finanziert. Dabei kooperiert die ISB unter anderem auch mit dem High-Tech Gründerfonds (HTGF) und stellt Start-up-Unternehmen, die vielversprechende Forschungsergebnisse umsetzen, Eigenkapital zur Verfügung. Unterstützt wird damit die sogenannte Seed-Phase für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben bis zur Bereitstellung eines Prototypen oder eines Machbarkeitsnachweises. Auch die Markteinführung kann damit gefördert werden.
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage
Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V5
Individualisierung des Kreditprozesses Viele Mittelständler bereiten sich mangels Ressourcen ungenügend auf Finanzierungsprozesse in einem immer komplexeren Umfeld vor. So entsteht in der Kreditverhandlung ei n Ungleichgewicht zugunsten der potentiellen Kreditgeber. VON CHRISTIAN UKENS. Auch wenn der deutsche Mittel-
unzureichenden Finanzierungsplanung und eines mangel- das ganzheitliche Transparenz über Geschäftsmodell, bei Kreditgebern zu führen. Diese führen dann in mulstand im aktuellen makroökonomischen Spannungsfeld haften Finanzmanagements zu den häufigsten Insolvenzur- Wertschöpfung und besondere Anforderungen der Ge- tilaterale Gespräche unter Unternehmensführung mit grundsätzlich gut aufgestellt ist, wird sich die momentan la- sachen im Mittelstand zählen. sellschafter bietet und für die Ansprache der Finanzie- den identifizierten Kreditgebern (zum Beispiel im Club bile internationale Konjunktur zunehmend auswirken. Die rungspartner genutzt wird. Unternehmen fehlen häufig oder Konsortium) über die Verhandlung der wesentlichen Planungsunsicherheit wächst, das Umlaufvermögens wird Wertschöpfung durch konsequente Vorbereitung die Kapazitäten und die Erfahrung für die Außendarstel- Transaktionsbedingungen durch ein Term Sheet. Dieser volatiler, Investitionen werden zurückgestellt. Auch die zu- Grundsätzlich sollte die Unternehmensplanung lange vor lung. Daher lassen sie sich hier zunehmend durch exter- Selektionsprozess ermöglicht zum einen Handlungsspielnehmende Unsicherheit im Bankenumfeld und die negati- der Kontaktaufnahme mit potentiellen Finanzierungsge- ne Dritte (neben Hausbanken meist finanzierungs- und räume, um bei einer Absage beziehungsweise aggressiven ven Erfahrungen einer überproportionalen Kreditvergabe bern (re-)finanzierbar gemacht werden. Der entsprechende operativ erfahrene Berater, die aufgrund ihrer Neutrali- Verhandlung einzelner noch Spielraum zu bewahren, und mit laschen Kontrollmöglichkeiten (covenant-lite) aus der Finanzierungsbedarf muss in der Planung berücksichtigt tät und operativem Unternehmensverständnis bevorzugt zum anderen einen kompetitiven Wettbewerb hinsichtlich Vergangenheit im Kreditprozess werden Folgen haben. werden und so weit operativ umzusetzen sein, dass zu jedem werden) unterstützen. Konditionen und Verpflichtungen des Kreditvertrages. Dieses Umfeld führt Bankinstitute zu einer grundsätzlich Zeitpunkt relevante Schwellenwerte bestimmter LeistungsDas Unternehmen sollte bei mehreren Finanzierungszurückhaltenden und häufig auch verzögerten Kreditverga- kennzahlen nicht unter- beziehungsweise überschritten wer- Wertschöpfung durch aktive Gestaltung gebern neben einer kommunikationsstarken eigenen Rolbebereitschaft. Daher ist eine frühzeitig und individuell auf den. Es gilt, die Leistungsindikatoren des Unternehmens zu Erst wenn diese Vorbereitungen abgeschlossen sind, sollte le auf starke und verlässliche Hauptfinanzierungsgeber das Unternehmen bezogene Planung und Vorbereitung von sensitivieren und im Zirkelschluss die notwendigen Hand- ein Unternehmen potentielle Finanzierungsgeber eigen- (wie MLAs) achten, die die individuellen Interessen der (Anschluss-)Finanzierungen unumgänglich. So kann die lungsspielräume, auch unter Berücksichtigung alternativer ständig auswählen und ansprechen. Neben den t raditionel- einzelnen Kreditgeber bündeln, steuern und ganzheitlich Finanzierung in der angestrebten Höhe und zum avisierten Finanzierungsmöglichkeiten, für das Unternehmens si- len Bankbeziehungen ist es zunehmend unabdingbar, eine gegenüber dem Kreditnehmer vertreten. ZusammenfasZeitpunkt realisiert werden. cherzustellen. Während dieser Vorbereitung ist es sinnvoll, objektive Einschätzung der möglichen Finanzierungsgeber send lässt sich beobachten, dass Verhandlungsprozesse Eine aktuelle Befragung des Autors in Zusammenar- dass sich das Management, unterstützt von einem externen zu Fähigkeiten wie (i) Verhalten in schwierigen Situationen, zunehmend härter (digitaler) verlaufen, der Verhandbeit mit der Universität Bamberg bei mehr als 200 deut- operativ erfahrenen Berater, zusammensetzt und die Not- (ii) Verkauf/Übertragung der Kredite, (iii) Fähigkeit gege- lungsspielraum enger geworden ist und die Bereitschaft, schen Mittelständlern zeigte jedoch, dass die Vorberei- wendigkeit von bestimmten unternehmensspezifischen In- benenfalls die Syndizierung abzuschließen, und (iv) Erfah- einem Finanzierungsprozess „treu zu bleiben“, abgenomtung auf (Re-)Finanzierungsprozesse häufig ungenügend vestitionen – hinsichtlich Höhe und Ausgabenzeitpunkten rungen zu Verhandlungsverhalten zu erhalten. men hat – auch bei den sogenannten Hausbanken. Daher erfolgt. Vor allem mangelt es vielen Unternehmen an ei- – plausibilisiert und potentielle Beschränkungen (zum Beispiel Kleinere Finanzierungen können in der Regel über ist eine individuelle Vorbereitung und die eigenständige ner professionellen und integrierten Finanzplanung; Die Capex-Investitionen) und Verpflichtungen (zum Beispiel Ein- die Hausbank gestemmt werden, großvolumige und län- Auswahl und Führung der Finanzierungsgeber für das vorhandenen Finanzpl anungen sind häufi g nur ein „ Ne- haltung der Finanzkennzahlen) der Finanzierung analysiert. gerfristige Finanzierungen üblicherweise über mehre- Unternehmen unumgänglich. benprodukt“ der Planungsprozesse. Für eine unternehDie gewonnenen Erkenntnisse fließen regelmäßig re Finanzierungspartner. Sinnvoll ist zunächst, bilateral mensübergreifende drei- bis fünfjährige Gesamtplanung in ein sogenanntes Informations-Memorandum ein, erste informelle Vorgespräche zur Interessenauslotung Aus Covenant-Brüchen lernen inklusive einer integrierten Finanzplanung (also eine Aus den Verfehlungen der Kreditverträge der letzten Jahre verknüpfte G&V-, Bilanz- und Cash-Flow-Planung) ist lassen sich für den Finanzierungsprozess folgende Lehren zwar ein höherer Aufwand nötig; diese ist aber entschei- WER TSCH ÖPF UNG EIN ES I NDI VIDU ALI SIER TEN KRE DITP ROZ ESSE S ziehen: dende Voraussetzung, um Auswirkungen der Finanzie▶ Im Vorfeld einer Finanzierung sollten Unternehmen rung speziell auf die Unternehmensplanung kontrolliert mittels Sensitivitätsanalysen, auf Basis der integrierten 4. Verhandlung 1. Planung 2. Analyse 3. Auswahl darstellen und steuern zu können. Finanzplanung, die Auswirkungen der Leistungskennund Abschluss Den Unternehmen ist die Bedeutung dieses Sachverhalts zahlen des Unternehmens simulieren. bewusst, jedoch fehlen vielen mittelständischen Unterneh▶ Ebenso sollte sich dieses vor einer Finanzierung proak Vorbereitung Strategie Ansprache Umsetzung men in diesem komplexer gewordenen Finanzierungstiv mit den Verpflichtungen und den Finanzkennzahlen Hausaufgaben machen Szenarien/Ziele und Auswahl der Banken und Finanzierungsumsetzung umfeld die Ressourcen; zudem haben sie nicht genügend des Kreditvertrages auseinandersetzen, um individuelle Finanzierungsbedarf Verhandlungen oder nur unzureichend qualifiziertes Personal hierfür. Aus Handlungsspielräume sicherzustellen, · Integrierte GuV-, Bilanz- und Cash · Finanzierungsalternativen prüfen · Einschätzung und Bewertung · Verhandlung finales Term-Sheet und diesen Gründen entsteht in der Kreditverhandlung ein Un▶ Aktive Ansprache und individuelle Auswahl der FinanFlow Planung (3-5 Jahre) · Szenarioanalyse von möglicher Finanzierungspartner Kreditvertrag gleichgewicht zugunsten der potentiellen Kreditgeber. zierungpartner sind entscheidend, insbesondere bei · Mittelherkunft - und Leistungsindikatoren · Bilaterale/Multilaterale · Umsetzung der vereinbarten Eine integrierte Finanzplanung wirkt diesem Sachvergroßvolumigen und längerfristigen Finanzierungen, Mittelverwendungsplan · Gestaltung und Berechnung von Gespräche mit Banken Finanzierung halt entgegen. Durch sie können sich Unternehmen auf damit die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Fi· Informationsmemorandum/Prospekt Covenants · Vorgabe der Finanzierungsstrategie · Den Kreditvertrag im täglichen für das Term-Sheet Geschäft leben die Herausforderungen der Kreditverhandlung vorbereiten nanzierung gewährleistet wird. und im Hinblick auf die Verpflichtungen und operativ notPlanung nanzierbar machen! Geeignete Partner nden! fi fi Christian Ukens, Partner Corporate Finance Deloitte, Leiter wendigen Freiräume eine proaktive Verhandlungsführung Debt Advisory & Financial Restructuring Services, Frankfurt definieren. Aktuelle Insolvenzverwalterbefragungen bestäQuelle: Deloitte am Main tigen, dass Finanzierungsprobleme als Konsequenz einer
Deutschland im europäischen Sog
Sparkassen-Finanzgruppe
Die Realwirtschaft kämpft, die Zahlungsmoral sinkt – die Aussichten für die Eurozone sind nicht besonders rosig. Deshalb ist finanziell e Absicherung jetzt oberstes Gebot. VON DIRK BRÖCKELMANN . Die Bedingungen für die Realwirtschaft sind schwierig, die Zahlungsmoral der Unternehmen in der Eurozone sinkt erneut im laufenden Jahr. Vor allem in Italien und Spanien beobachten wir vermehrt Zahlungsausfälle. Als internationaler Kreditversicherer stuften wir die beiden südeuropäischen Länder in seinen Länderbewertungen weiter ab. Für die beiden großen Volkswirtschaften erwarten die Coface-Analysten in 2012 einen Wirtschaftsabschwung von bis zu zwei Prozent. Dabei verschlechtert sich hauptsächlich die Situation der südeuropäischen Unternehmen. Bereits 2011 stiegen die Zahlungsausfälle um 50 Prozent. Nachdem daraufhin beide Länder Anfang 2012 auf A4 herabgestuft wurden, ist diese Bewertung mittlerweile mit negativem Ausblick versehen. Spanien und Italien droht – wie zuletzt schon Griechenland (C) und Portugal (B) – eine Bewertung außerhalb der üblichen Investment Grades (A1–A4). Unter-
nehmen, die ihre Geschäftsbeziehungen nach Südeuropa aufrechterhalten wollen, müssen sich vor diesen Risiken wappnen. Die angespannte Lage in der Eurozone spüren auch die Unternehmen in Mittel- und Osteuropa. Denn die Eurozone ist ihr wichtigster Absatzmarkt. Erschwerend kommt die europäische Bankenkrise hinzu. Rund ein Fünftel des Wachstums in Osteuropa ging im vergangenen Jahrzehnt auf die grenzüberschreitende Kreditvergabe zurück. Auch in Deutschland verschlechtern sich die wirtschaftlichen Perspektiven. Das BIP in Deutschland bewegt sich nur noch knapp im positiven Bereich. Hier macht sich die Abhängigkeit von den benachbarten Märkten bemerkbar. Coface rechnet nicht nur mit einem Anstieg von Nichtzahlungsmeldungen, sondern auch damit, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt. Jeder Lieferant, der Kunden Zahlungsziele einräumt, ist indirekt Geldgeber für andere
INDEX DER ZAHLUNGSAUSFÄLLE Unternehmen in Spanien und Italien geraten in Schwierigkeiten. (Gleitender Zwölfmonatsdurchschnitt; Basis: Welt 1995 = 100) 300
Welt Italien Spanien
250
200
150
100
50
0
Unternehmen. Er gewährt Lieferantenkredite und geht damit ein Risiko ein. Aber schon verspätete Zahlungen von Kunden können Unternehmen in Liquiditätsprobleme bringen. Forderungen sind also ein großes Risiko. Ein professionelles Forderungsmanagement ist deshalb existentieller Bestandteil des Risikomanagements. Kreatives Forderungsmanagement bietet auch die Möglichkeit, eigene finanzielle Potentiale zu heben. Damit kann zum Beispiel die Abhängigkeit von Krediten reduziert werden. So wird das Forderungsmanagement zum Bestandteil einer aktiven Finanzierungsstrategie.
Unentbehrlich: Transparenz Dies gilt nicht nur für Konzerne oder große Mittelständler. Auch für kleinere Unternehmen gibt es einzelne Bausteine, die sich konzeptionell ergänzen und kombinieren lassen. Ein weiterer Vorteil: Weil Forderungen als Vermögen gelten und in der Bilanz unter Aktiva stehen, können hier Strategien und Verfahren aufgebaut werden, um Forderungen schneller zu realisieren und Bilanzen zu entlasten. Voraussetzung ist, das Forderungsmanagement nicht allein als professionelles Rechnungs- und Mahnwesen zu verstehen, sondern als Prozess in der Finanzierungskette. Kreditversicherungen schützen vor Forderungsausfall. Der Kreditversicherer überprüft die Abnehmer des Versicherungskunden und übernimmt Deckungsschutz im Rahmen von Limiten, die sich aus der Bonitätsprüfung ergeben. Die Forderungen selbst bleiben in den Büchern des versicherten Unternehmens. Es behält aber nur einen geringen Teil des Risikos. Die Kreditversicherung ist für nationale und internationale Geschäftsverbindungen möglich. Um das Vertrauen der kreditversicherten Kunden zu gewinnen, ist es entscheidend, Kreditentscheidungen transparent zu machen. Das bedeutet, Einblicke in Unternehmensbewertungen zu gewähren. So können Kunden auch unbequeme Entscheidungen nachvollziehen und letztendlich akzeptieren.
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FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V6
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage
Unternehmensfinanzierung durch betriebliche Altersversorgung? Die Rolle der betrieblichen Altersversorgung als Bestandteil der Unternehmensfinanzierung hat sich im Mittelstand in den letzten Jahren stark zurückgebildet. Risikominimierung und Bilanzneutralität stehen deshalb heute mehr denn je im Vordergrund. VON PAULGERD KOLVENBACH. Spielt die betriebliche Al-
tersversorgung (bAV) eine Rolle bei der Unternehmensfinanzierung, und wenn ja, welche? Diese Frage lässt sich wohl am besten mit Zahlen belegen. In den Bilanzen der deutschen Unternehmen standen Ende 2010 rund 250 Milliarden Euro an Pensionsrückstellungen. Da auf der Passivseite der Bilanz die Finanzierungsmittel stehen, ist die Frage also erst mal einfach zu beantworten: Die betriebliche Altersversorgung spielt ganz offensichtlich eine Rolle bei der Finanzierung deutscher Unternehmen. Die eingangs erwähnten 250 Milliarden Euro stellen aber nur 53,1 Prozent der gesamten Deckungsmittel der betrieblichen Altersversorgung im Jahre 2010 dar. Ratings, Sicherheitsfragen, bilanzielle und administrative Gründe gaben bei den übrigen 46,9 Prozent den Ausschlag für die Wahl sogenannter externer Durchführungswege wie Pensionskasse, Pensionsfonds und Direktversicherung. Deren Dotierung erfolgt unmittelbar zu Lasten der Gewinn-und -Verlust-Rechnung des jeweiligen Unternehmens und entfaltet keine Finanzierungswirkung.
Zinsen mittlerweile nicht mehr eine unbedingt günstige Finanzierungsvariante. Aus Erfahrung klug geworden, sind viele Unternehmen dazu übergegangen, ihre Pensionsverpflichtungen auf der Aktivseite mit einem sogenannten Deckungsvermögen zu versehen. Gemeint sind hier Vermögenswerte, die dann die passende Liquidität abwerfen, wenn sie für Pensionsleistungen gebraucht werden, wie beispielsweise Rückdeckungs versicherungen. Gleichzeitig eröffnet das neue Handelsrecht seit 2010 die Möglichkeit der bilanziellen Saldierung von Pensionsverpflichtung und Deckungsvermögen. Die Pensionsrückstellung dient dann nicht mehr der Unternehmensfinanzierung und tritt, soweit durch spezielles Vermögen gedeckt, bilanziell gar nicht mehr in Erscheinung.
Auch im Mittelstand hat die betriebliche Altersversorgung eine Finanzierungsfunktion.
den. Bei den kleineren Unternehmen fällt die Quote stark ab, bis auf 35 Prozent bei Unternehmen mit weniger als fünf Mitarbeitern. Im Jahre 2001 lagen die Prozentsätze bei kleinen und mittleren Unternehmen noch erheblich niedriger. Hier zeigen sich die Auswirkungen des 2001 eingeführten Rechtsanspruchs auf eine betriebliche Altersversorgung im Rahmen der Entgeltumwandlung, kostenneutral für den Arbeitgeber und in aller Regel extern durchgeführt.
Mittelstand neigt zu mehr externer Finanzierung Erfahrungen belegen, dass die Durchdringung mit Direktzusagen, für die Rückstellungen zu bilden sind, mit der Unternehmensgröße deutlich zunimmt. Für den Mittelstand dürfte dennoch ein Anteil am Rückstellungsvolumen in zweistelliger Milliardenhöhe verbleiben und gleichzeitig der prozentuale Anteil der externen Durchführungswege wesentlich höher ausfallen. Auch im Mittelstand hat die be- Risiken durch Pensionsrückstellungen werden häufig triebliche Altersversorgung also eine Finanzierungsfunkti- unterschätzt on, allerdings in einem geringeren Ausmaß als bei den ka- Geht man der Frage nach, welche Aktiva durch Pensionspitalmarktorientierten Unternehmen. Dabei hat die rückstellungen finanziert werden, ist festzustellen, dass sich Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung im Mittel- hier in den vergangenen 15 Jahren ein Paradigmenwechsel stand deutlich zugenommen. vollzogen hat. Bis in die Mitte der neunziger Jahre hielt sich Gemäß Analysen von tns infratest aus dem Jahr 2007 ist die Überzeugung von der billigen Unternehmensfinanziein mehr als 90 Prozent aller Unternehmen mit mindestens rung durch Direktzusagen im Rahmen der betrieblichen 20 Mitarbeitern eine betriebliche Altersversorgung vorhan- Altersversorgung: Die Rückstellungen stellten einen zins-
günstigen, unkündbaren Dauerkredit der Arbeitnehmer an den Arbeitgeber dar, mit dem dieser seine unternehmerischen Aktivitäten nachhaltig finanzieren könne. Schon damals wurde oft unterschätzt, dass der Kredit der Arbeitnehmer keine feste, planbare Größe darstellt, sondern sich mit der Entwicklung der dahinter liegenden Pensionsverpflichtungen und dem aktiven Geschäft des Unternehmens verändert. Reduziert sich beispielsweise aus konjunkturellen Gründen die aktive Belegschaft, so stellt die nach wie vor vorhandene Pensionslast der ehemaligen Aktiven eine immer stärkere finanzielle Belastung des Unternehmens dar. Die finanziellen Auswirkungen sind dann doppelt schmerzhaft, einerseits aufgrund der Liquiditätsabflüsse für die Rentenzahlungen und andererseits wegen der „Zwangstilgungen“ des Kredites aufgrund nicht nachwachsender Aktivenbestände. Außerdem ist eine Rückstellung, die gemäß HGB mit rund 5 Prozent pro Jahr verzinst werden muss, in Zeiten deutlich gesunkener
Zunehmende Risiken fördern externe Durchführung Gerade im Mittelstand mit seinen oft kleinen Unternehmensgrößen kommt es darauf an, das Unternehmen vor Unwägbarkeiten zu schützen. Versorgungszusagen beinhalten biometrische Risiken wie beispielsweise Berufsunfähigkeit, Tod oder Langlebigkeit, und die Ansammlung der Deckungsmittel ist dem Kapitalanlagerisiko ausgesetzt. So ist jetzt bereits erkennbar, dass der nach HGB für die Rückstellungsberechnung anzusetzende Zins in den kommenden Jahren kontinuierlich sinken wird. Dies hat zur Folge, dass die Rückstellungen ansteigen werden, ohne dass diesem Anstieg gesichert auch ein Anstieg des Deckungsvermögens gegenübersteht. Eine solch drohende Unverhältnismäßigkeit zwischen Aktiv- und Passivseite fördert zusätzlich die Tendenz zur externen Durchführung der betrieblichen Altersversorgung. Erweist sich diese als nicht genügend flexibel für die bestehende Zusage, so kann eine Absicherung durch Rückdeckungsversicherungen bei Beibehaltung der internen Durchführung Abhilfe schaffen. Dr. Paulgerd Kolvenbach, Aktuar und Sprecher der Geschäftsführung der Longial GmbH, Düsseldorf
INTERVIEW mit Brun-Hagen Hennerkes
„Familienunternehmen werden vom Kapitalmarkt geschätzt“ Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für kleinere und mittlere Unternehmen? Sind Familienunternehmen kapitalmarktfähig? Und wie sind die Erwartungen für die Zukunft? Ein Interview mit Professor Brun-Hagen Hennerkes, Gründer und Vorstand der Stiftung Familienunternehmen in München.
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Herr Professor rung spielt nach wie vor die Bank die Hauptrolle. Der Markt hat die Familienunternehmen Hennerkes, im Vor allem größere Familienunternehmen arbei- entdeckt. Nachdem Stuttgart als Vorreiter eivergangenen Jahr ten mit mehreren Finanzinstituten zusammen. nen Platz für Mittelstandsanleihen etabliert hat die Stiftung Durch Basel III und die verschärfte Bankenregu- hat, sind sofort fünf weitere in Deutschland Familienunterneh- lierung wird die Schere weiter auseinanderge- nachgezogen. Die Deutsche Börse in Frankmen eine Studie hen: einerseits die Firmen hoher Bonität mit gu- furt hat mit Daxplus Family einen eigenen zur KapitalmarktIndex aufgelegt, der sich ausschließlich auf fähigkeit von Familienunternehmen bezieht. Die Werte Familienunternehund Charakteristika der FamilienunternehDie Finanzierungsmen herausgegemen, darunter das langfristige Engagement bedingungen für die deutsche ben. Die Autoren der Inhaber, werden inzwischen sehr vom Prof. Brun-Hagen zogen unter Kapitalmarkt geschätzt. Wirtschaft sind insgesamt noch Hennerkes anderem das immer sehr günstig. Fazit, dass der Wie schätzen Sie die FinanzierungssituaGroßteil der Familienunternehmen den tion der Familienunternehmen aktuell Kapitalmarkt als Finanzierungsquelle ter Kreditversorgung, andererseits die mittlerer ein? Was hat sich hier – auch seit der noch nicht in Betracht gezogen hat. oder schwacher Bonität, die – wenn überhaupt Krise in den Jahren 2008 und 2009 – Welches sind die Hauptgründe hierfür? – nur zu schlechten Konditionen an Geld kom- verändert? Eine Finanzierung über den Kapitalmarkt men. Für größere Unternehmen, die Wachstums- Die Finanzierungsbedingungen für die ist an eine Reihe von Bedingungen ge- phasen finanzieren wollen, ist die Diversifizier- deutsche Wirtschaft sind insgesamt noch knüpft. Neben der ausgewogenen Relation ung der Finanzierungsquellen unerlässlich. Der immer sehr günstig, auch wenn sich jetzt von Unternehmensgröße zu eingeworbe- Kapitalmarkt bietet hier – auch ohne den Bör- eine Verschlechterung abzeichnet. Konsornem Kapital müssen Familienunternehmen sengang – inzwischen gute Alternativen. tialkredite für große Familienunternehmen weitere Kriterien erfüllen. Angefangen von sind mittlerweile an die Entwicklung beder Transparenz über das Reporting bis hin Welche Rolle spielt hier das relativ junge stimmter Finanzkennzahlen wie Verschulzu Vorschriften bezüglich der Rechnungs- Segment der Mittelstandsanleihen, das dung und Eigenkapitalquote gebunden. legung. Dazu sind nicht alle bereit. Viele bereits bei relativ geringen Volumina die Werden diese Werte über die Laufzeit nicht Familienunternehmen neigen nicht dazu, Möglichkeit eröffnet, Fremdkapital über eingehalten, kann die Bank die Konditionen ihre Zahlen ins Schaufenster zu hängen den Kapitalmarkt aufzunehmen? anpassen und im Extremfall den Kredit – und nicht viel anderes bedeuten für sie Mittelstandsanleihen sind eine flexible und kündigen. Für die Banken spielt aber zunehdie Anforderungen des Kapitalmarkts. Sie schnelle Möglichkeit, an frisches Geld zu mend nicht nur die individuelle Bonität des scheuen den bürokratischen Aufwand und kommen. Aber den Aufwand, eine Anleihe Unternehmens, sondern auch die künftige seine Kosten. am Markt zu plazieren, darf man auch nicht Entwicklung der gesamten Branche eine außer Acht lassen. Und oft handelt es sich um große Rolle. Im Bereich Bau oder Schiff Werden Familienunternehmen vor dem mit hohen Zinsen teuer erkaufte Liquidität. fahrt halten sie sich eher zurück, während Hintergrund regulatorischer Veränderundie Erwartungen an eine positive Entwickgen – Stichwort Basel III – verstärkt über Gibt es umgekehrt auf Kapitalmarktseite lung beispielsweise im Logistiksektor hoch
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage
Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V7
Aufstieg in die nächste Finanzierungsliga Kann ein Start-up erstmals einen Bankenkredit ergattern, kommt das einem Ritterschlag gleich. Ein gutes Beispiel ist der Online-Versandhändler Zalando, der sich jetzt erstmals Kredite sicherte.
Keine Sonderbehandlung für Start-ups In der ersten Lebensphase eines Start-ups mögen noch Business Angels ihre schützende Hand über das junge Unternehmen halten, die nicht nur Geld geben, sondern auch beraten. Möchte ein junges Unternehmen jedoch einen Bankenkredit an Land ziehen, gibt es keine Sonderbehandlung: „Unsere Risikoanalysemethoden haben sich bewährt und gelten für alle Kunden. Kleine wie große Firmen müssen daher bestimmte Kriterien erfüllen“, betont Schmid. Zalando-Finanzchef Kemper kann das bestätigen: „Finanzinstitute sind bei der Vergabe von Krediten an Unternehmen tendenziell sehr risikoavers. Zalando musste wie jedes andere Unternehmen den umfangreichen Kreditprüfungsprozess jedes der beteiligten Institute durchlaufen.“ Nach einigen Monaten Prüfung habe es von allen Banken grünes Licht gegeben. Ein bekannter Name wie Zalando sei allerdings kein Vorteil – wichtig seien nur „vernünftige Zahlen und ein überzeugendes Gesamtbild“, verdeutlicht Michael Schmid. Was die Kennzahlen anbelangt, betont Zalando vor allem sein Umsatzwachstum: „Mit 471 Millionen Euro konnten wir allein im ersten Halbjahr 2012 unseren Nettoumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppeln“, hebt CFO Kemper hervor. Bereits von 2010 auf 2011 konnte sich Zalandos Umsatz mehr als verdreifachen auf 510 Millionen Euro. „Allgemein vergeben wir Mittelstandskredite ab einem Geschäftsumsatz von 2,5 Millionen Euro“, sagt Schmid. Doch der Umsatz allein reicht nicht. Vielmehr kommt es auf die „Relation der Unternehmenskennzahlen“ an, sagt KfW-Sprecher Wolfram Schweickhardt. Im Idealfall sollte das betreffende Unternehmen bereits mehr einnehmen als ausgeben: „Wir sehen es schon gern, dass die Gewinnschwelle erreicht Qualitätsware? Zalando muss den Banken jetzt beweisen, dass deren Vertrauen in das Geschäftsmodell gerechtfertigt ist. ist“, bestätigt Schmid. Zudem seien ein solider Cashflow und ein nachhaltiges Geschäftsmodell entscheidend. VON ALINA BARTSCHER. Das erste Problem ist die Idee. cherte sich der Modeversender, der durch kreative WerSchweickhardt betont zudem die Bedeutung von SicherDas zweite sind die Finanzen. Ein Start-up mit erfolgrei- bung von sich reden machte, eine langfristige Fremdkapi- heiten für Start-ups: „Gründungsfinanzierungen sind imchem Geschäftsmodell zu gründen und zu finanzieren er- talfinanzierung. Finanzierende Banken waren die mer schwierig, weil die Erfahrungswerte fehlen.“ Bürgfordert Planung und Kreativität. Erstes Geld liefern meist Commerzbank, die Förderbank KfW Bankengruppe und schaften oder ein zahlungskräftiger Mutterkonzern sind Freunde und Familie, ein Venture-Capital-Geber oder die Sparkasse Mittelthüringen. „Für ein junges Unterneh- empfehlenswert, und auch Privatvermögen oder ImmobiliBusiness Angels. Ist das Geschäftsmodell tragfähig, rückt men wie Z alando stellt die Fremdkapitalfinanzierung einen en sind von den Banken gern gesehen. Doch Start-upeine Fremdkapitalfinanzierung von Banken in den Bereich wichtigen Meilenstein dar“, unterstreicht Zalando-Finanz- Gründer können derartige Sicherheiten häufig noch nicht des Möglichen. Diese kommt jedoch einem Ritterschlag chef Jan Kemper. Mit dem Geld will das Unternehmen vor vorweisen. Teils zähle belastbares Vermögen bei der Kreditgleich, sagt Walter Schiller von der Start-up-Beratung Mer- allem den Innenbereich seines Logistikzentrums in Erfurt entscheidung mehr als das Geschäftsmodell, sagt Jan Seeger kur, da ein Unternehmen für eine Bankenfinanzierung ausbauen. Zalando sei jedoch kein Einzelfall, berichtet Mi- von der Berliner Unternehmensberatung Forensika, die „schon sehr kreditwürdig sein muss“. chael Schmid, der bei der Commerzbank für Mittelstands- sich auf Frühphasenfinanzierung spezialisiert hat: „Ohne Aktuelles Beispiel ist das E-Commerce-Start-up Zalando. kredite verantwortlich ist. Andere Unternehmen kommu- Sicherheiten geht gar nichts. Banken brauchen Historie. Knapp vier Jahre nach Gründung des Unternehmens si- nizierten allerdings weniger offen über ihre Finanzierungen. Deshalb müssen Start-ups erst mit einigen Abschlüssen
nachweisen, dass ihr Geschäftsmodell tragfähig ist.“ Dies erfordere in der Regel mindestens zwei bis drei Jahre. Zalando muss den Banken jetzt beweisen, dass ihr Vertrauen in das Geschäftsmodell berechtigt ist: Bislang hatte sich der Modeversender primär durch Eigenkapital von Gesellschaftern finanziert, darunter JP Morgan, Quadrant Capital Advisors und der Investor Kinnevik, der unlängst seine Anteile von 16 auf 26 Prozent erhöhte. Dennoch wollte Zalando den Fremdkapitalmarkt als Finanzierungsquelle erschließen und eine gesunde Kombination aus Fremd- und Eigenkapital sicherstellen. Den strukturellen Ausbau will das Unternehmen künftig stärker mit Krediten unterstützen. Nach der Finanzkrise waren Banken zunächst allgemein vorsichtiger bei der Kreditvergabe, vor allem bei riskanteren Finanzierungen wie Start-up-Krediten. Im Zuge der Basel-III-Reformen sei es für Start-ups noch schwieriger geworden, sich Bankenkredite zu sichern, beobachtete Walter Schiller. Die Zalando-Finanzierung kann möglicherweise als ein Zeichen für Entspannung gedeutet werden: „Das könnte durchaus eine Orientierungshilfe für andere Unternehmen sein.“ Alina Bartscher, Redakteurin „Markt und Mittelstand“, Friedberg
Aktuelle Nachrichten rund um das Thema Mittelstandsfinanzierung gibt es im Online-Portal der Fachzeitschrift „Markt und Mittelstand“: www.marktundmittelstand.de/nachrichten/finanzierung/
CHECKLISTE Was braucht ein Start-up, um einen Bankenkredit in Betracht ziehen zu können? ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Solider Businessplan, tragfähiges und nachhaltiges Geschäftsmodell Stabile Umsätze Gewinnschwelle sollte überschritten oder in Reichweite sein Solider Cashflow Sicherheiten, zum Beispiel Bürgschaften, Privatvermögen, Immobilien Belastbare Erfahrungswerte: erste Jahresabschlüsse sollten vorliegen
Die richtigen Rechtsberater Gerade bei Transaktionen – etwa im Zuge von Nachfolgeprozessen – ist juristischer Rat gefragt. Nur: Auch Juristen können irren. Und das kann teuer werden. Doch wie findet man die richtigen Rechtsberater?
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Teuer gleich gut? Die teuersten Anwälte sind nicht immer am besten geeignet. VON REINHARD HERMES UND ROLF GIEBELER.
Nicht wenige mittelständische Unternehmer stehen vor einer Herausforderung wie dieser: Die Nachfolge ist noch ungesichert, und es wird Kapital für notwendige Investitionen benötigt. Anders als früher halten sich die Banken mit der Kreditvergabe zurück. Ein Investor will sich an dem Unternehmen beteiligen. Der Unternehmer ist interessiert, möchte aber die Kontrolle und die Entscheidung über eine mögliche Nachfolge aus seiner Familie behalten. Wie bei anderen grundlegenden Unternehmensentscheidungen auch ist hier kompetenter juristischer Rat gefragt. Nur: wie den richtigen Anwalt mit der notwendigen juristischen Expertise und Marktkenntnis finden? Wem sollte der Unternehmer vertrauen, dem bewährten, ihm persönlich nahestehenden Hausanwalt, einer bekannten Großkanzlei oder der Empfehlung eines guten Freundes? Außerdem, wie kann er die Kosten im Griff halten? Der Unternehmer sollte sich in dieser Konstellation vor allem überlegen, wie und nach welchen Kriterien er seinen Anwalt auswählt – und nicht wie manch andere den Fehler ma-
geschäfts nicht vertrauter Anwalt wirkt eher hinderlich oder gefährdet sogar den Transaktionserfolg. Ebenso wenig hilft es dem Unternehmer, sich hinter die Großmandanten einer teuren internationalen Kanzlei einzureihen, die dann vielleicht nur ihr B-Team für ihn aufs Eis schickt und außerdem auch noch für finanzierende Banken agiert. Die Auswahl des geeigneten Rechtsberaters ist allerdings selbst für größere Unternehmen nicht einfach. Hier hilft es einige Regeln zu beherzigen: ▶ Sich frühzeitig Gedanken machen und sich einen Überblick über den Anwaltsmarkt verschaffen. ▶ Ein „Pflichtenheft“ für die Beratung im konkreten Fall erstellen: Welche Leistungen brauche ich voraussichtlich? Welche Märkte und welche Länder sind betroffen, welche Spezialfragen (zum Beispiel Umweltthemen, Patente) stellen sich? Wer berät die Gegenseite? ▶ Eine Vorauswahl grundsätzlich geeigneter, aber möglicherweise unterschiedlicher Kanzleien vornehmen. Großkanzleien mögen da ebenso in Betracht kommen wie spezialisierte Boutique-Kanzleien, die
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riertes Bietungsverfahren ermitteln, bei dem einheitliche Parameter, einschließlich Kosten abgefragt werden und die Kandidaten Gelegenheit zur persönlichen Vorstellung erhalten. Bereits im Auswahlverfahren die Mandatsbedingungen einschließlich der abrechenbaren Leistungen und der Zahl und Qualifikation der beteiligten Anwälte festlegen. Auf einem Gesamtbudget, gegebenenfalls Festpreisen für definierte Arbeitsschritte, bestehen und die Kostentragung bei un vorhersehbaren Ereignissen regeln. Schließlich die Kanzlei und vor allem die verantwortlichen Anwälte auswählen, mit denen die Chemie stimmt, mit denen man nach Persönlichkeit und Temperament harmoniert (hier hilft der Pizza-Test: Kann man sich vorstellen, nach einem langen Verhandlungstag um Mitternacht mit dem Anwalt noch gerne eine Pizza essen zu gehen?). Das eigene Unternehmen auf die Transaktion vorbereiten: überlegen welche Aufgaben man im eigenen Haus erledigen kann; einen zentralen Ansprechpartner für alle Informationswünsche der Kanzlei bestimmen. Während der Transaktion regelmäßig Kontakt mit dem verantwortlichen Anwalt halten, insbesondere hinsichtlich strategischer Entscheidungen und Einhaltung des Budgets.
Die entscheidenden Weichenstellungen werden also am Anfang vorgenommen. Ist die Kanzlei erst einmal beauftragt und läuft die Transaktion, ist der Einfluss des Mandanten begrenzt. Die teuersten Anwälte sind dabei nicht immer die am besten geeigneten. Ist ein Landrover ein besseres Auto als ein Ferrari? Für die Fahrt durchs Gelände der eine, für die Rennstrecke der andere. Für Stadt oder Landstraße mag ein VW oder Toyota sinnvoller sein. Dr. Reinhard Hermes und Dr. Rolf Giebeler von
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FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V8
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage
Neues Selbstbewusstsein Die Finanzstrukturen der mittelständischen Unternehmen haben sich deutlich verbessert. Das führt zu mehr Unabhängigkeit von den Banken. Die Folge: Der Mittels tand wächst weiter.
Wie steht es um die Wettbewerbsfähigkeit? Mittelständler bauen ihre Innovationskraft aus. VON MARTIN FISCHEDICK. Bereits Anfang des Jahres konn-
ten die Konjunkturforscher ihre Prognosen deutlich nach oben korrigieren. Das galt übereinstimmend nicht nur für die Volkswirte der großen Banken, sondern auch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und das Ifo-Institut hoben ihren Wachstumsausblick an. Von dieser Belebung, die sich im bisherigen Jahresverlauf auch gezeigt hat, konnten Deutschlands mittelständische Unternehmen in vollem Umfang profitieren. Auf dieser Basis wird sich das Wachstum des deutschen Mittelstands – in seiner gewachsenen Struktur einzigartig in Europa – weiter ausweiten. Das liegt auch daran, dass die mittelständischen Unternehmen sich in den zurückliegenden Jahren deutlich wetterfester gemacht haben und so Krisen besser denn je widerstehen können. Auffällig ist insbesondere, dass auch kleinere Unternehmen ihre Eigenkapitalquoten deutlich ausgebaut haben. Dadurch besitzen diese jetzt die notwendigen Polster, um Phasen mit schwächeren Umsätzen abzufedern und Investitionen zu finanzieren. Die Unternehmen haben sich in vielerlei Hinsicht fit gemacht für „den Aufbruch nach Globalia“, wie Professor Hermann Simon die Herausforderungen internationaler Märkte für die „Hidden Champions“ aus
Deutschland genannt hat. Besonders auffällig: Die Unternehmen investieren weiter in Innovationen und stärken damit nachhaltig ihre Wettbewerbsfähigkeit. Das Bild hat sich damit deutlich gewandelt. Denn lange Zeit galten niedrige Eigenkapitalquoten (unter 10 Prozent) als Achillesferse des deutschen Mittelstands. Seit einigen Jahren aber verbessern sich diese Quoten nahezu kontinuierlich, selbst die Finanzmarktkrise 2008/2009 konnte diesen Trend nicht stoppen. Vielleicht hat die Krise die Unternehmen sogar erst darin bestärkt, ihre Eigenkapitalquoten nach oben zu fahren: Der Anteil schwach kapitalisierter Unternehmen ist noch im vergangenen Jahr auf unter 30 Prozent zurückgegangen, während es vor zehn Jahren noch 41 Prozent waren. Fast gleichauf mit knapp 29 Prozent liegt jetzt der Anteil der Unternehmen mit solider (30 Prozent und mehr) Eigenkapitalquote. Er stieg seit 2002 um 12 Prozentpunkte.
Größerer Finanzierungsspielraum Da die Eigenkapitalquote ein wichtiger Faktor für die Ratingeinstufung ist, verfügen viele Unternehmen heute auch über einen größeren Finanzierungsspielraum – den sie aber häufig gar nicht in Anspruch nehmen. Denn durch konse-
quentes Forderungsmanagement, Optimierung des Cash Managements und Gewinnthesaurierung haben sie ihr Working Capital optimiert. Dadurch können sie immer häufiger Investitionen aus Eigenmitteln und dem Cashflow finanzieren. Die Kapitalstruktur ist heute deutlich besser als noch 2007, die Eigenkapitalbasis ist breiter. Auch die Effizienz ist höher – die Unternehmen haben die Kosten im Griff, und die Strukturen sind schlank. Dies spiegelt der Fremdfinanzierungsbedarf wider: So werden noch immer zwischen 40 und 60 Prozent der zugesagten Kreditlinien nicht abgerufen. Von einer Kreditklemme oder einem erschwerten Zugang zu Fremdkapital ist deshalb schon längst nicht mehr die Rede – im Gegenteil: das neue Selbstbewusstsein der Mittelständler führt in der Folge zu mehr Unabhängigkeit von Banken. Auch der Kapitalmarkt öffnet sich für den Mittelstand – und umgekehrt. Hier gibt es aber eine größenabhängige Komponente, die nicht übersehen werden darf. Eine Kapitalmarktlösung muss zur Größe und Bilanzstruktur des Unternehmens passen. Insbesondere kleine Anleihen sind nur dann eine Alternative, wenn sich eine große Endfälligkeit als Risikofaktor erweist. Dieses ist nur bei einer gesunden Diversifizierung der Passivseite sichergestellt. Ein Trend ist sicherlich der Kredit in Form von Club Deals, bei denen mehrere Banken gemeinsam involviert sind. Seit längerer Zeit ist zudem die Finanzierung über „atmendes“ Umlaufvermögen beliebt – die sogenannte Borrowing Base Finance, die insbesondere bei Unternehmen Anwendung findet, die mit größeren Lagerbeständen operieren müssen.
Traditionell exportstark Ein weiteres positives Signal für die künftige Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen ist der Ausbau ihrerInnovationskraft.Im weltweitenInnovationsindikator 2011 der Deutsche Telekom Stiftung und des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) belegt Deutschland einen hervorragenden 4. Platz (2009: Platz 9), übertroffen nur von der Schweiz, Singapur und Schweden, aber vor den anderen großen Industrienationen. Zurückzuführen ist diese erfreuliche Entwicklung darauf, dass die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung auch während der Krisenjahre 2008/2009 beibehalten wurden. Die aktuelle TNSInfratest-Studie im Auftrag der Commerzbank Initiative Unternehmerperspektiven zeigt außerdem, dass rund 70 Prozent der befragten Unternehmen derzeit Investitionen tätigen und weitere 11 Prozent neue Investitionen planen. Diese Investitionen werden zumeist aus Gewinnen, Rücklagen und dem Cashflow getätigt. Auf dieser nachhaltigen Basis besitzt der traditionell exportstarke deutsche Mittelstand beste Chancen, vom langfristigen Wachstumstrend im Auslandsgeschäft zu profitieren. Die Eu-
Wie die Zusammenarbeit auf Zeit gelingt
roabwertung gegenüber nahezu allen wichtigen Währungen, beispielsweise US-Dollar oder dem britischen Pfund, schafft gute Voraussetzungen im deutschen Export, die niedrigen Zinsen begünstigen Wachstumsperspektiven. So geht die Welthandelsorganisation WHO davon aus, dass sich das weltweite Exportvolumen in den nächsten 20 Jahren verdreifachen wird und somit deutlich schneller wächst als die Binnenwirtschaft. Ursache dafür ist nicht zuletzt die Entwicklung in vielen Schwellenländern, in denen Wohlstand und Kaufkraft der Be völkerung sprunghaft zunehmen – und damit das Interesse an technologisch anspruchsvollen Konsum- und Investitionsgütern Made in Germany. Insofern sind die Aussichten der deutschen Wirtschaft für 2013 aufgrund dieser Rahmenbedingungen gut, auch wenn die Wirtschaftsleistung am Jahresende 2012 leicht schrumpfen dürfte.
Die Bremse löst sich Wenn es der deutschen Wirtschaft also derzeit vereinzelt noch ergeht wie einem Auto, dessen Fahrer mehr und mehr Gas gibt, aber vergessen hat, die Bremse zu lösen, so wird diese Wirkung in den kommenden Monaten zurückgehen. Die Volkswirte der großen Geschäftsbanken sprechen schon jetzt von einem „schlummernden Boom“. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist allerdings die Wiedergewinnung von Vertrauen in die Finanzmärkte und die Stabilität des Euro. Der Mittelstand hat in den letzten Jahren sehr stark vom Euro profitiert und ist sich dessen Bedeutung wohl bewusst. Die Auswirkungen der Haushaltssituation in einigen europäischen Nachbarländern würden den deutschen Mittelstand viel härter treffen, gäbe es den Euro nicht. Die mittelständischen Unternehmen sollten daher nun Faktoren, die sie selbst beeinflussen können, tunlichst im Auge behalten: An erster Stelle steht eine stabile Kapitalstruktur des Unternehmens – mit einer soliden Eigenkapitalausstattung, gegebenenfalls unterstützt durch MezzanineKapital, welches wirtschaftliche Abschwünge verhindert, und eine robuste Fremdkapitalausstattung. Gleichrangig ist eine transparente und rechtzeitige Finanzkommunikation, denn Vertrauen und Verlässlichkeit sind für eine gesunde Hausbankbeziehung unerlässlich. Ebenso sollte eine nachhaltige Personalpolitik – auch vor dem Hintergrund des zunehmenden Mangels an Fachkräften – im Fokus stehen. Zudem geht es weiterhin darum, die betrieblichen Prozesse kontinuierlich zu verbessern und die Produktivität zu erhöhen. Der Mittelstand hat dafür – auch dank der Anstrengungen der vergangenen Jahre – beste Voraussetzungen. Martin Fischedick, Bereichsvorstand Mittelstandsbank, Commerzbank AG, Frankfurt am Main
Eine existentielle Frage Um Patente bei der Finanzierung einzusetzen, muss der langfristige Schutz des geistigen Eigentums
Private-Equity-Fonds und mittelständische Unternehmer haben eines gemeinsam: Beide möchten im
sichergestellt sein. Viele Unternehmen unterschätzen
Unternehmen das Sagen haben. Dennoch arbeiten beide Seiten in der Praxis zusammen.
die Risiken.
HANS-JOCHEN OTTO UND GABRIELE FONTANE.
Im Ergebnis bedeutet dies für den Mittelständler jedoch, dass er sich auf einen Komplettverkauf seines Unternehmens einlassen muss, falls er nicht die Mittel hat, den PEFonds auszukaufen, und auch die Veräußerung der Minderheitsbeteiligung an einen Dritten nicht zustande kommt. An diesem Risiko eines möglichen Veräußerungszwangs des Mittelständlers am Ende der Beteiligungslaufzeit des PE-Fonds scheitern – gerade bei erfolgreichen mittelständischen Unternehmen – häufig ansonsten sinnvolle Kooperationsmöglichkeiten mit den Anbietern von Beteiligungskapital.
Es gibt viele Situationen, in denen mittelständische Unternehmen daran interessiert sind, dass ein Beteiligungsunternehmen sich als Minderheitsgesellschafter engagiert. Zum Beispiel wenn der in der Unternehmensführung tätige Mittelständler sich mit dem Ausscheidenswunsch von nicht aktiv tätigen Mitgesellschaftern konfrontiert sieht oder Meinungsverschiedenheiten zwischen unternehmerisch aktiven Gesellschaftern eine Trennung erfordern und hierdurch ein Kapitalbedarf entsteht, der mit den verfügbaren Eigen- und Fremdmitteln nicht zu decken ist. Auch alteingesessene, traditionsreiche Familienunternehmen, die eine infolge zahlreicher Erbgänge überdehnte Gesellschafterstruktur aufweisen, ziehen Bereinigungsmaßnahmen in Betracht.
Ungewohnte Rolle Kommt in solchen Fällen eine den Auskauf des oder der ausscheidenden Gesellschafter finanzierende Minderheitsbeteiligung eines PrivateEquity-Fonds (PE-Fonds) zustande, lassen sich, wie die Praxis zeigt, während der Dauer des Beteiligungsverhältnisses die Interessen des Mittelständlers mit denen des PE-Fonds trotz der für diesen ungewohnten Minderheitenrolle durchaus in einer für beide Seiten zufriedenstellenden Weise durch Gesellschaftervereinbarung in Einklang bringen. Typisch ist etwa die Einrichtung eines mit Überwachungs- und Informationsrechten gegenüber der Geschäftsführung ausgestatteten Beirats, in welchem der Mittelständler und der PE-Fonds sowie oft auch neutraler Sachverstand vertreten sind. Struktur- und Strategieentscheidungen sowie sonstige außergewöhnliche Geschäftsführungsmaßnahmen erfordern Einvernehmen zwischen Mehrheits- und Minderheitsgesellschafter. Über grundlegende Strategie- und Strukturthemen sollte bei Bedarf schon vor Beteiligung des PE-Fonds eine Abstimmung erfolgen, die anschließend vertraglich geregelte Umsetzungsmaßnahmen zur Folge hat, wie zum Beispiel eine Straffung der Gruppenstruktur, Zukäufe, Internationalisierung des Vertriebs oder auch einen eventuellen Ausschüttungs- oder Entnahmebedarf auf Seiten des Mittelständlers oder seiner Familiengesellschafter. Je gründlicher die vertraglichen Ver-
Gemeinsame Interessen: Mittelständler und PE-Fonds können erfolgreich kooperieren.
Schwieriger ist es dagegen, den Anspruch des Mittelständlers auf Aufrechterhaltung seiner Mehrheitsbeteiligung auch nach Ende der Beteiligung des PE-Fonds mit den für diesen gültigen Anlagegrundsätzen zu vereinbaren, da das Geschäftsmodell des PE-Fonds auf einer bestmöglichen Realisierung der Beteiligung nach Ende der Beteiligungslaufzeit (in der Regel drei bis sechs Jahre) basiert. Kann das Unternehmen, etwa aufgrund PE-finanzierten, internen oder externen Wachstums, börsenreif gemacht werden, so könnte bei Gelingen eines IPO der PE-Fonds wunschgemäß sein Investment über die Börse veräußern, wohingegen der Mittelständler, gegebenenfalls zusammen mit seiner Familie, eine Beteiligungsquote von mehr als 50 Prozent aufrechterhält und damit auch nach dem Ausscheiden des PE-Fonds im Unternehmen weiterhin das Sagen hat. Beispielsfälle aus der Praxis für solche Minderheitsbeteiligungen von PE-Fonds mit späterem Wiederausstieg im Rahmen eines Börsengangs sind der MDax-Konzern Fielmann (PE-Investor: Hannover Finanz) oder der S-Dax-Konzern Wacker Neuson (PE-Investor: Lindsay Goldberg)
zur Sicherung der Ausstiegsmöglichkeiten des PE-Fonds nach Ablauf der vereinbarten Beteiligungslaufzeit im Wesentlichen folgende Gestaltungsvarianten herausgebildet: ▶ Zunächst wird dem Mittelständler und seinen Familienmitgliedern innerhalb eines bestimmten Zeitraumes ein Erwerbsrecht auf die Beteiligung des Finanzin vestors eingeräumt, wobei der Kaufpreis durch ein Bewertungsverfahren ermittelt wird, mindestens aber einem die erwartete Mindestrendite des PE-Fonds sichernden Betrag entspricht. ▶ Macht der Mittelständler von seinem Erwerbsrecht innerhalb einer bestimmten Frist keinen Gebrauch, kann der PE-Fonds seine Minderheitsbeteiligung selbst an einen beliebigen Dritten, eventuell mit Ausnahme von Wettbewerbern, veräußern. ▶ Gelingt auch eine solche (oft schwierige) Veräußerung der Minderheitsbeteiligung an einen Dritten nicht, steht dem PE-Fonds letztlich das Recht zu, von dem Mittelständler und dessen Familie die Mitveräußerung ihrer Anteile zusammen
VON ANNEROSE TASHIRO. Viele junge Un-
ternehmen starten mit einer neuen Produktidee oder einer besonderen Erfindung. Aber auch bei den typischen alteingesessenen deutschen Familienunternehmen basiert der Unternehmenswert oftmals auf speziellem Know-how oder geistigem Eigentum – teilweise bildet dieses sogar die Existenzgrundlage des Unternehmens und muss daher besonders geschützt werden. Der erste Schritt ist in diesem Zusammenhang das Anmelden des geistigen Eigentums als Patent sowie als Gebrauchs- oder Geschmacksmuster. Da solche Schutzrechte gleichzeitig Vermögenswerte darstellen, können sie von Unternehmen nicht nur eingesetzt werden, um Umsatz zu generieren: Sie können darüber hinaus auch zur Finanzierung genutzt werden, indem sie Darlehen gegenüber den Banken absichern. Um die Ablösung möglicher Kredite und darüber hinaus den zukünftigen Umsatz und letztlich den Erfolg des Unternehmens sicherzustellen, ist es im nächsten Schritt für Unternehmen von maßgeblicher Bedeutung, die Wertigkeit ihrer Schutzrechte auch langfristig zu erhalten. Viele Unternehmen unterschätzen dabei jedoch das Risiko, das etwa im Falle einer Kooperation mit dem Ausland entsteht: Muss das geistige Eigentum zum Beispiel für die Expansion, für den Verkauf oder für die Produktion eingesetzt werden, kann es im Fall der Fälle verlorengehen. Denn im Gegensatz zu Maschinen oder Waren kann ein Unternehmen sein Knowhow nicht einfach wieder bei seinem Vertragspartner abholen. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob man mit ihm möglicherweise im Disput auseinander – oder schlicht die vertragliche Zusammenarbeit zu Ende gegangen ist.
Kreativität gefragt Eine kreative Lösung dieses Dilemmas kann darin bestehen, dass Mittelständler und PEFonds eine unter anderem mit Eigenkapital (Kapitalrücklagen und gegebenenfalls Gesellschafterdarlehen) des PE-Fonds sowie dem Akquisitionskredit einer Bank finanzierte Erwerbergesellschaft gründen, die 100 Prozent des Unternehmens, also sowohl die Anteile des ausscheidewilligen Gesellschafters wie auch des Mittelständlers, erwirbt und an welcher der Mittelständler durch steuerneutrale Sacheinlage eines Teils seiner Altanteile die Mehrheit übernimmt, während der PE-Fonds Minderheitsgesellschafter wird. In vielen Fällen dürfte der Nachsteuerertrag, welchen der Mittelständler aus den von ihm veräußerten – und nicht für die Sacheinlage in die Erwerbergesellschaft benötigten – Altanteilen erlöst, ausreichen, um am Ende der etwa drei- bis sechsjährigen Beteiligungslaufzeit des PEFonds diesen ausbezahlen zu können. Ergänzend wäre im Übrigen auch denkbar, dass das Unternehmen selbst, soweit es über freie Rücklagen verfügt, diesen Rückerwerb durch einen teilweisen Erwerb eigener Anteile vom PE-Fonds unterstützt. Am Ende eines solchen Kein Schutz ist ohne Lücken Prozesses stünde eine nachhaltige Bereini- Neben der Anmeldung der Patente müssen gung der Gesellschafterstruktur des Unter- Unternehmen daher weitere Maßnahmen nehmens mit dem Ergebnis, dass der Mittel- zum Schutz des geistigen Eigentums ergreifen. ständler, gegebenenfalls zusammen mit Grundsätzlich gilt dabei allerdings, dass es geweiteren Familienangehörigen, seinen An- gen die Verletzung von geistigem Eigentum in teilsbesitz auf bis zu 100 Prozent aufstockt, der globalen Welt keinen lückenlosen Schutz ohne für die Finanzierung eines solchen Hin- gibt – auch wenn Erfindungen, Patente und zuerwerbs von Anteilen sein Privatvermögen Marken angemeldet und registriert sind. In einsetzen zu müssen. vielen Ländern sind zum Beispiel die gesetzlichen Grundlagen mangelhaft, oder das Ge-
vielen Mittelständlern oftmals die finanziellen Mittel, um eine Verletzung ihrer Schutzrechte rechtlich verfolgen zu lassen. Und selbst wenn das Gericht die Rückgabe oder Zerstörung von Unterlagen oder Dateien anordnet, ist damit nicht sichergestellt, dass diese und das in ihnen enthaltene Know-how nicht schon vorher ohne Einverständnis und unkontrolliert kopiert worden sind oder die Maschine längst auseinandergenommen und nachgebaut ist. Verantwortliche können jedoch – und dies ist von entscheidender Bedeutung – die rechtlichen Rahmenbedingungen aus- und das wirtschaftliche Risiko bewerten, bevor der Vertrag mit einem ausländischen Geschäftspartner unterzeichnet wird. Die Fragen, die sich Unternehmen stellen sollten, sind: Wie viel gebe ich her, was steht auf dem Spiel, und wie viel kann ich dadurch wirklich gewinnen?
Selbstzerstörung im Zweifelsfall Ebenso wichtig ist es, dass sich die Verantwortlichen dezidiert überlegen, mit welchen Produkten sie das Risiko einer möglichen Schutzrechtsverletzung eingehen können. Ein mögliches Vorgehen ist es zum Beispiel, Waren „von der Stange“ oder ältere Modelle im Ausland in Serie zu fertigen, bei denen eine Verletzung der Schutzrechte nicht mehr so schmerzhaft ist, und die Spezialprodukte zu Hause zu produzieren. Zudem sollten Unternehmen prüfen, welche technischen Möglichkeiten es gibt, mit denen ein Kopieren des Know-hows verhindert werden kann – zum Beispiel durch eine sogenannte erzwungene Selbstzerstörung, wenn Dateien kopiert werden. Aus der Erfahrung zeigt sich, dass hier insbesondere Juristen eng mit Ingenieuren und Technikern zusammenarbeiten müssen, um alle denkbaren Eventualitäten und technischen Möglichkeiten durchzuspielen. Fakt ist: Gerade wenn der Schutz des geistigen Eigentums den Schutz des Unternehmenswertes bedeutet, ist dringend ein nüchterner Blick auf die Realität geboten – und zwar von Beginn des Projektes an. Auch physisch muss geistiges Eigentum letzten Endes geschützt werden. Denn nur so kann der Wert des Know-hows erhalten werden, an dem die Zukunft vieler Mittelständler hängt.
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage
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INTERVIEW mit Peter Kroha und Dr. Claus-Hermann Wiegel
„Anspruchsvolle, aber realistische Ziele“ Ein Gespräch mit Dr. Claus-Hermann Wiegel, CEO von BSN medical, und Peter Kroha, Geschäftsführer von Montagu Private Equity in Deutschland, über die Erfahrungen mit Private Equity und die Rolle von Finanzinvestoren im deutschen Mittelstand. Herr Dr. Wiegel, im Februar 2006 übernahm Montagu Private Equity das Unternehmen BSN medical, bis dahin ein Gemeinschaftsunternehmen von Beiersdorf und Smith & Nephew. Welchen Hintergrund hatte der Einstieg des PrivateEquity-Investors? Wiegel: Als Beiersdorf und Smith & Nephew BSN medical 2001 als Joint Venture gründeten, war der spätere Verkauf bereits geplant. Hierfür kamen vor allem Finanzinvestoren in Betracht, denn der Verkauf an Wettbewerber wäre aus kartellrechtlichen Gründen problematisch gewesen. In einer globalen Auktion setzte sich schließlich Montagu durch, die das beste Angebot machten, weil sie die Chancen unseres Unternehmens optimistischer einschätzten als andere Bieter.
Haben sich diese Erwartungen erfüllt? Kroha: Bei Auktionsverfahren geht es für den Verkäufer darum, den Investor zu finden, der den höchsten Preis zahlen möchte. Aus Sicht des Bieters ist es entscheidend, den Preis zu zahlen, der den strategischen Entwicklungsmöglichkeiten eines Unternehmens angemessen ist. Bei BSN haben sich unsere Erwartungen mehr als erfüllt.
Ist es denn immer gut, sich für das höchste Angebot zu entscheiden? Falls die Erwartungen und die Realität nicht zusammenpassen, kann es doch Probleme geben. Wiegel: In einem Auktionsprozess treffen die Anteilseigner die Entscheidung, nicht das Management des Unternehmens. Das bedeutet im Bieterverfahren, sich als Management mit allen Interessenten intensiv auseinanderzusetzen – auch mit denen, die man nicht favorisiert. Bei Montagu – das hat dann die spätere Praxis gezeigt – passte aber deren Ansatz, funktionierende Unternehmen zu kaufen und das Management zu beteiligen, sehr gut zu uns.
Wie kann man sich die Zusammenarbeit zwischen Unternehmensführung und Private-Equity-Unternehmen konkret vorstellen?
Peter Kroha Kroha: Abstrakt gesprochen: Private Equity ist privates Kapital, wie der Name schon sagt. Und anders als bei öffentlichem Kapital, das man beispielsweise über den Gang an die Börse erhält, ist bei Private Equity keine Investorenarbeit in dem Umfang nötig. Der Quartalsdruck, den viele börsennotierte Unternehmen spüren, fällt weg. Das Management muss sich auch nicht mit den Einschätzungen von Analysten auseinandersetzen, sondern kann konzentrierter und intensiver mit dem Investor zusammenarbeiten. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu börsennotierten Unternehmen.
Und welche Nachteile hat Private Equity?
Dr. Claus-Herman Wiegel
Heute sind die Mittelständler viel offener für Private Equity – etwa, wenn es darum geht, eine Nachfolgeregelung zu finden, um den Wert der eigenen Lebensleistung zu erhalten. Zudem denken Mittelständler bei einer Kapitalerhöhung verstärkt über Finanzinvestoren als Alternative zu Banken nach.
Im Juni 2012 hat Montagu seine Beteiligung an den schwedischen Finanzinvestor EQT weiterverkauft. Wie haben Sie den Verkaufsprozess erlebt? Wiegel: Der Verkauf war von Beginn an geplant, auch das ist Teil des Prinzips bei Private Equity. Aus Unternehmenssicht ist es wichtig, den Arbeitsaufwand nicht zu unterschätzen, der mit einem Verkauf verbunden ist. Denn diese Zeit steht nicht für das operative Geschäft zur Verfügung. Bei uns hat der Prozess beispielsweise im vergangenen November begonnen – es waren al so mehr als sechs Monate nötig, bis die Unterschriften unter dem Vertrag trocken waren.
Wiegel: Zu Beginn gab es in unserem Unternehmen eine Wiegel: Unsere Erfahrungen waren sehr gut, und mit dem vorsichtige Grundhaltung. Denn wir hatten noch keine Er- neuen Investor EQT zeichnet sich eine ähnlich konstruktive fahrung mit Private Equity, und in der Öffentlichkeit do- Zusammenarbeit ab. Doch sicherlich gibt es auch Finanzinminierte damals die Heuschreckendebatte. Die Zusammen- vestoren, die sehr intensiv ins operative Geschäft eingreifen arbeit war aber deutlich besser, als wir uns das anfänglich oder Unternehmen mit extremen Finanzierungspaketen vorgestellt hatten. Montagu sieht sich als Finanzinvestor, überfordern. Die „Börsenzeitung“ schrieb zum Verkauf an EQT, der dem Management die volle Verantwortung über das Unternehmen überlässt und nicht in das operative Geschäft Wie sehen Sie generell das Thema Fremdverschuldass Montagu nach dem Kauf „alles andere als eingreift. Wir haben zwar alle vier bis sechs Wochen die dung im Zuge des Einstiegs von Private-Equitysieben Jahre an BSN beteiligt bleiben“ wollte. wichtigsten Kennzahlen besprochen, es ging dann aber vor Investoren? Warum hielten Sie solange an BSN medical fest? allem um die strategische Grundausrichtung und Entwick- Wiegel: Es ist wichtig, dass sowohl das Management als Kroha: Der übliche Zeithorizont für eine Investition beträgt lungsmöglichkeiten. auch der Investor anspruchsvolle, aber realistische Ziele bei Private Equity-Gesellschaften rund drei bis sieben JahKroha: Bei Private Equity gibt es unterschiedliche Modelle setzen. Ist die künftige Finanzierung nur durch die Erfülre. Auf diesen Zeitraum ist in der Regel auch die Finanzieund Investoren. Viele Private-Equity-Unternehmen haben lung extrem ambitionierter Ziele möglich, ist das problema- rung ausgerichtet. Über unsere relativ lange Beteiligung an gute Erfahrungen mit einem partnerschaftlichen Modell tisch. Dass die Fremdfinanzierungskomponente beim Ein- BSN haben wir uns nicht geärgert – wir haben in dieser Zeit gemacht, wie auch Montagu es verfolgt. Wir bringen un- stieg von Private Equity immer relativ hoch ist, gehört dazu. beispielsweise mehrere Akquisitionen durch das Unternehsere Expertise bei Themen wie Übernahmen und Fusionen Das muss man akzeptieren. Generell dürfte aber durch die men begleitet, was auch seine Zeit braucht. Die Finanzkrise ein, halten uns aber ansonsten aus dem operativen Tagesge- vorsichtigere Haltung der Banken in der Finanzierung eine hatte aber auch Einfluss; als wir 2008 über eine Veräußeschäft heraus – das überlassen wir den Managern. Wichtig Übernahme durch Überschuldung heute schwieriger gerung nachdachten, stimmten durch die Lehman-Pleite die ist uns deshalb, dass sich das Management auch selbst am worden sein. Rahmenbedingungen nicht. Unternehmen beteiligt und wir dadurch auch Interessensgleichheit erreichen. Denn wer könnte besser die Chancen Liegt denn die Heuschreckendiskussion mittlerweile Welche Rendite hat Montagu mit der Investition in BSN medical erzielt? und Risiken des Unternehmens beurteilen als ein erfahre- endgültig hinter uns? nes Management, das selbst beteiligt ist? Kroha: Ich bin überzeugt, dass die Finanzierungsform Kroha: Unser Renditeziel lautet, unser eingesetztes EigenPrivate Equity eine wichtige Rolle spielt und ihre Daseins- kapital während der Beteiligungszeit zu verdoppeln. Diese berechtigung hat. Schwarze Schafe wird es immer wieder Erwartungen wurden übererfüllt. Wo sehen Sie Vorteile von Private-Equity-Kapital gegenüber anderen Arten der Wachstumsfinanzierung? geben, nicht nur in der Private-Equity-Industrie. Meiner Wiegel: Der Kauf war bei uns weniger eine Finanzierungs- Meinung nach war die Heuschreckendebatte jedoch nicht Wie lange will EQT sich beteiligen? quelle, sondern ein wirklicher Inhaberwechsel, der natür- nur negativ, sondern die Branche hat auch davon profitiert. Wiegel: Ebenfalls rund vier bis sechs Jahre wie Montagu, lich von einer Finanzierung begleitet war. Doch das Finan- Denn Private Equity ist viel transparenter geworden, das abhängig von unseren Ergebnissen und den Marktverzierungsthema spielte nur zu Beginn eine wichtige Rolle sieht man unter anderem schon an den Websites einiger hältnissen. Anschließend ist der Börsengang eine Option. in den Diskussionen – es ging in den späteren Gesprächen Investoren. Ich persönlich arbeite seit Mitte der 1990erDenn börsenfähig ist BSN medical schon heute. eher um unsere Strategie. Finanzierung ist dabei nur ein Jahre im Bereich Private Equity. Damals haben einen viele Das Gespräch führte Alexander Schneider. Mittel zum Zweck. Unternehmer noch als Finanzhai eher skeptisch gesehen.
BSN MEDICAL Das Unternehmen BSN medical, gegründet 2001 als Gemeinschaftsunternehmen von Beiersdorf und Smith & Nephew, setzte 2011 mit hochwertigen Medizinprodukten in den Bereichen Wundversorgung, Orthopädie und Phlebologie (Erkennung und Behandlung von Gefäßerkrankungen) 663 Millionen Euro um. Das Unternehmen mit weltweit 3800 Mitarbeitern steht für bekannte Marken wie Leukoplast oder Jobst. 2006 übernahm der britische Finanzinvestor Montagu Private Equity BSN medical und verkaufte seine Beteiligung im Juni 2012 an den schwedischen Finanzinvestor EQT VI. Seither hält die 1968 gegründete Beteiligungsgesellschaft Montagu noch eine Minderheitsbeteiligung.
Von privat an privat Kreditplattformen bieten Kleinunternehmen interessante Finanzierungsmöglichkeiten. Das ist oft günstiger als bei der Hausbank. VON JÜRGEN HOFFMANN. Norbert Johannes Heikamp ist freiberuflicher Dolmetscher und Übersetzer in Köln. Vor eineinhalb Jahren kaufte er sich einen neuen Laptop für 3000 Euro und unterschrieb beim IT-Händler ein Finanzierungsangebot. Als er die erste Rate bezahlen sollte, stellte Heikamp fest, dass er über 13 Prozent Zinsen zu zahlen hatte. Er kündigte den Kredit und suchte im Internet nach günstigeren Darlehen. Dabei stieß er auf das Portal Smava – einen Kreditmarktplatz, über den sowohl Privatpersonen als auch kleine und mittelständische Unternehmer online günstige Kredite von Banken und privaten Anlegern erhalten. Heikamp gab seinen Kreditwunsch an, schickte eine Selbstauskunft und hatte nach einer Woche die Zusage und nach zehn Tagen das Geld auf seinem Konto. Die Konditionen: 5,7 Prozent für 36 Monate fest. Privatpersonen hatten Heikamp Geld angeboten. „Ein gutes Gefühl, wenn man sieht, dass andere an einen glauben“, betont der Sprachenexperte, der für Medien- und Industrieunternehmen arbeitet. Mit der Umschuldung habe er seine „unternehmerische Sicherheit“ zurückgewonnen: „Ich muss mir jetzt keine finanziellen Sorgen mehr machen, sondern kann mich wieder ganz auf meine Arbeit konzentrieren.“ Auch Dietrich Schrag hat gute Erfahrungen mit dem Kreditmarktplatz gemacht: Als der IT-Berater vor einem Liquiditätsengpass stand und sein Girokonto mit 14 Prozent Kon-
lungsseite an, 25 000 Euro für 60 Monate leihen zu wollen. Innerhalb von 24 Stunden lagen ihm fast 40 Offerten von privaten Anlegern mit Einzelsummen zwischen 250 Euro und 4000 Euro vor – und nach drei Tagen hatte er die Gesamtsumme zusammen. Das sind keine Einzelfälle: Immer öfter wechseln Unternehmer, Selbständige und Freiberufler von ihrer Hausbank zu einem OnlineKreditmarktplatz wie Smava oder Auxmoney oder zu Online-Vergleichsseiten wie Check24 oder Geld.de, um wieder liquide zu sein oder eine Investition finanzieren zu können. Der Chef einer Gärt nerei braucht 30 000 Euro für ein neues Gewächshaus, eine Innenarchitektin 15 000 Euro für die Erstausstattung ihres Büros. Wer frisches Kapital sucht, stellt seinen Wunschkredit und die gewünschte Laufzeit auf die Seite des Vermittlers, der anhand der Bonität des Kreditsuchenden einen Zinssatz festlegt. Finden sich zu den Konditionen Banken oder private Geldgeber, kommt das Geldgeschäft zustande. „Das ist das klassische Marktprinzip“, erläutert Alexander Artopé, Smava-Gründer und Geschäftsführer. „Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Es gibt keinen Bittsteller, sondern Marktteilnehmer in Augenhöhe. Auf diese Weise bekommen beide Seiten die für sie bestmöglichen Konditionen.“ Uneigennützig ist die Vermittlung nicht: Für die Dienste von Artopé muss der Kreditnehmer 2,5 Prozent der Kreditsumme bei einer Laufzeit von 36 Monaten
DANKE
FÜR DIE KRAFT,
EIN GANZES LAND Handwerker oder Web-Designer hat privates Fremdkapital einen großen Vorteil: Die Kreditnehmer müssen den Geldgebern keine Sicherheiten stellen. Selbstauskunft und Schufa-Bericht werden von den meisten Vermittlern zwar erwartet, aber entscheidend ist die Kapitaldienstfähigkeit. Weiterer Pluspunkt: Der Kreditnehmer kann seine Schulden jederzeit tilgen, es gibt weder Kündigungsfristen noch Vorfälligkeitsentschädigungen. Folge bei Smava: Ein Drittel der vermittelten Kredite gehen an Unternehmer, Freiberufler oder Selbständige. Die Kredithöhe beträgt im S chnitt 12 000 Euro, der Kreditzins derzeit etwa sechs Prozent. Übrigens: Smava.de vermittelt Selbstständigen seit einem Jahr auch Bankk redite bis zu 50 000 Euro. Effektiver Jahreszins derzeit ab 2,85 Prozent. Der Clou: Die Auszahlung erfolgt innerhalb von 48 Stunden. Online-Vergleichsportale und Kreditmarktplätze wachsen rasant, weil sie eine Alternative zu Banken darstellen. Doch Vorsicht: Es gibt auch schwarze Schafe. Wie erkennt man die? Die Stiftung Warentest prüft regelmäßig alle Plattformen, wie man schnell bei Google prüfen kann. Auch andere Prüfer vergeben Gütesiegel. Wichtig: Seriöse Kreditvergleichsplattformen verlangen Gebühren nur dann, wenn ein Kredit ausgezahlt wird. Zahlen müssen allerdings immer beide Seiten. Eine Einlagensicherung gibt es bei Online-Krediten nicht.
VORANZUTREIBEN. DEUTSCHLAND – MADE BY MITTELSTAND.
Der Mittelstand bewegt Deutschland. Für uns ist das ein guter Grund, den Unternehmerinnen und Unternehmern, die unser Land Tag für Tag vorantreiben, Danke zu sagen. Seien Sie gespannt auf unsere Initiative „Deutschland – made by Mittelstand“. www.deutschland-made-by-mittelstand.de
FINANZIERUNG FÜR DEN MITTELSTAND Mittwoch, 14. November 2012 | Nr. 266 | Seite V10
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Verlagsbeilage
INTERVIEW mit Alexander von Preysing
„Unternehmen sollten Anleihen strategisch betrachten“ Das Segment der Mittelstandsanleihen wächst. Wir sprachen darüber mit dem Head of Issuer Services bei der Deutschen Börse.
kann auch die Umschuldung mittels Anleihen sinnvoll sein. Bislang haben wir beobachtet, dass mehr als die Hälfte der Unternehmen das Kapital für Wachstum nutzen wollte.
Wie teuer ist die Finanzierung über Anleihen im Herr von Preysing, wie hat sich das noch junge Segment der Mittelstandsanleihen bislang entwickelt? Innerhalb von nur zwei Jahren sehr gut. Bei uns machen die Unternehmen über den Entry Standard für Alexander von Preysing Anleihen den ersten Schritt an den Kapitalmarkt, gerade auch solche, die damit noch nicht viel Erfahrung haben. Insgesamt haben Unternehmen seit dem Start der Mittelstandsanleihen bei uns bereits rund 800 Millionen Euro an Fremdkapital hierüber aufgenommen. Übrigens zählen hierzu nicht nur klassische Mittelständler, sondern auch sehr junge Unternehmen.
Wie wird sich dieser Markt weiterentwickeln? Anleihen über eine Börse zu plazieren ist ein langfristiger Trend. Denn, das zeichnet sich klar ab, die Bankenfinanzierung wird für kleine und mittlere Unternehmen schwieriger. Zudem ist auch das aktuelle Niedrigzinsumfeld sehr günstig für Anleihen. So haben Anleger kaum Alternativen, weil sich mit Staatsanleihen guter Bonität derzeit kein Geld verdienen lässt.
Allerdings konnten bereits einige Mittelständler die Forderungen nicht bedienen. Dass Anleihen von Mittelständlern höhere Risiken aufweisen, ist den Investoren klar. Ein Unternehmen aus dem Bereich der Windenergieindustrie musste im März Insolvenz anmelden. Generell geraten kleinere Unternehmen eher in Schwierigkeiten, wenn eine ganze Branche in Schwierigkeiten gerät wie etwa die Solarbranche. Davon ist ein großer Konzern sicher weniger stark betroffen als ein einzelner So-
larzellenhersteller. Kleine Unternehmen sind daher imma- Vergleich zu anderen Instrumenten? nent riskanter – deshalb müssen sie ja auch einen höheren Die Coupons zeigen, dass es nicht ganz billig ist. UnternehZins zahlen. Nur: Es hat sich gezeigt, dass auch Staatsanlei- men müssen abwägen, ob Alternativen günstiger sind. Dahen nicht risikolos sind. bei sollten sie aber bedenken, dass sie durch den Gang an den Kapitalmarkt bei einigen Banken erst hoffähig werden. Zudem bekommen sie das Kapital anders als einen Bank Was hören Sie von Unternehmen über deren aktuelle Finanzierungsmöglichkeiten? kredit langfristig – die Laufzeiten betragen oft fünf und Die Bankenzurückhaltung hat sich noch nicht grundsätz- mehr Jahre. lich durchgeschlagen – gerade größere Unternehmen werden weiter finanziert. Insofern ist es sicherlich verkehrt, Stichwort Transparenz: Wie sehr müssen sich von einem „Credit Crunch“ zu sprechen. Doch man sollte Mittelständler verändern, um kapitalmarktfähig Mittelstandsanleihen nicht nur vor dem aktuellen Finan- zu sein? zierungshintergrund betrachten, sondern auch strategisch Der Anpassungsbedarf bei Mittelständlern ist nicht mehr darüber nachdenken. Das haben einige Unternehmen er- so groß wie noch vor einigen Jahren. Die meisten Unterkannt, die sich mit einer heute begebenen Anleihe auf die nehmen haben inzwischen sehr gute ReportinginstrumenZeit in einigen Jahren vorbereiten. Denn wer dann nach- te, um verlässliche Daten zu produzieren. Umstellen müsweisen kann, bereits Erfahrung mit diesem Instrument sen sie sich teilweise bei der Bekanntgabe ihrer Ergebnisse. zu haben und seine Forderungen zu bedienen, der kann Denn die will der Kapitalmarkt früher kennen, als viele es das Instrument Anleihe auch in schwierigeren Zeiten gewohnt sind. nutzen. Wer hingegen erst dann damit anfängt, wird es schwer haben. Wie entwickelt sich das Rating von Mittelstands-
Wie sehen Sie den Wettbewerb im Segment?
Für welche Mittelständler kommt eine Finanzierung über Anleihen grundsätzlich in Frage – und für welche eher nicht?
Genau aus diesem Grund haben wir kürzlich den Prime Standard für Anleihen gestartet. Hier werden Anleihen mit einem Volumen von mindestens 100 Millionen Euro platziert. Das ist für größere Unternehmen interessant, die sich eher am institutionellen Kapitalmarkt orientieren und deren Anleihen den Standard Investment Grade erfüllen. Seit dem Start im Oktober sind bereits zwei Anleiheemissionen über die neue Plattform abgewickelt worden. Auch das zeigt: Das Segment Anleihen wird bei der Deutschen Börse immer wichtiger.
anleihen?
Es können durchaus auch kleinere Unternehmen sein. Im Entry Standard für Anleihen haben bislang Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 50 Millionen und 2 Milliarden Euro Anleihen begeben; das typische Unternehmen in diesem Segment hat einen Umsatz zwischen 50 Millionen und 300 Millionen Euro. Idealerweise sollte es bei dieser Art der Finanzierung um eine Wachstumsfinanzierung gehen, zudem muss das Unternehmen eine gesunde Bilanz und ein überzeugendes Geschäftsmodell vorweisen. Im Einzelfall
Tue Gutes und rede darüber Mittelstandsanleihen auf Kurs: Wenn Qualitäten eines Emittenten und Ausstattung einer Anleihe stimmen, hat die sorgfältig geplante Kommunikation der Plazierung beste Aussichten auf Erfolg.
VON SABINE TRAUB. Beispiele für erfolgrei-
che Produkte gibt es viele, iPhone und iPad ebenso wie Nespresso und Bionade. Doch gute Produkte zu entwickeln, ist nur ein Teil des Erfolges. Genauso wichtig wie die Produkteigenschaften sind die Anstrengungen, die unternommen werden müssen, um diese Eigenschaften zu vermitteln. Das gilt nicht nur für die angebotenen Produkte oder Dienstleistungen eines Unternehmens, sondern auch – oder vielleicht sogar erst recht – für das öffentliche Angebot von Wertpapieren eines Emittenten. Kapitalmärkte sind extrem global, schnell und effizient organisiert, daher nehmen Information und Kommunikation eine zentrale Schlüsselrolle ein. Und dies in mehrfacher Hinsicht, denn Informationen sind für Investoren nicht nur während der Begebung einer Anleihe ein wertvolles Gut, sondern darüber hinaus auch während der Laufzeit von großem Wert.
Bekannt oder unbekannt? Bei der Emission einer Mittelstandsanleihe stellt sich zunächst die Frage, ob der Name des Unternehmens selbst schon bekannt ist oder nicht. Ist der Firmenname bereits ein „brand name“, kann die Kommunikation direkt darauf aufbauen. Im Mittelpunkt steht in diesem Fall neben einer Übersicht über die Gesellschaft die Emission mit Informationen zu Struktur und Ausstattung der Anleihe und zu den Plänen zur Verwendung des Anleiheerlöses. Unternehmen und Anleihe sollten einerseits informativ beschrieben werden, andererseits sollte aber in der Kommunikationsentwicklung auch ein Spannungsbogen aufgebaut werden. Insgesamt bildet das die sogenannte B ond Story. Die Informationen zur Mittelverwendung besitzen dabei einen besonderen Stellenwert, denn sie sind für einen Investor ein wichtiger Hinweis darauf, ob das aufgenommene Kapital ertragswirksam eingesetzt wird und zusätzliches Geschäft generiert, aus dem die erforderlichen Mittel für die Zinszahlungen gewonnen werden können. Wird das Kapital auch zur Ablösung bestehenden Fremdkapitals eingesetzt, sollte die vorhandene Ertragskraft und Gewinnsituation des Emittenten beleuchtet werden. Ist das Unternehmen über die eigene Industrie hinaus noch nicht bekannt, sollte vor der Kommunikationsstrategie zur Anleihe noch ausreichend Öffentlichkeitsarbeit zum Unternehmen selbst erfolgen, um der Emission den Weg zu ebnen. Der Vorteil ist, dass eine reine Kommunikation über die Gesellschaft losgelöst
Denn ein Unternehmen, das mit Anleihen gute Erfahrungen macht, ist auch eher bereit, über den Gang an die Börse nachzudenken. Für uns ist das ein klares strategisches Ziel im Zusammenhang mit dem Entry Standard für Anleihen.
Bei einem gänzlich unbekannten Unternehmen kann man idealerweise bis zu sechs Monate für allgemeine PR einplanen. Je besser diese Vorbereitungsphase genutzt wird, desto leichter wird später die Anleihekommunikation fallen.
Ich bin mir sicher, dass die großen Ratingagenturen künftig mehr dazu anbieten werden. Aus Sicht der Unternehmen ist ein Rating zwar aufwendig, wird aber rückblickend häufig als wertvoll angesehen, weil sie so erst bestimmte Defizite entdecken und ihr Unternehmen anschließend besser managen können.
Kann die Arbeit an der Kapitalmarktfähigkeit auch eine Vorbereitung auf einen späteren Börsengang sein?
Wir schielen nicht so sehr auf unsere Wettbewerber – für uns ist es vor allem wichtig, dass sich das Segment der Mittelstandsanleihen nachhaltig entwickelt. Dennoch kann ich sagen, dass sich der Entry Standard für Anleihen seit dem Start sehr gut entwickelt und wir den Pionier in diesem Segment, die Stuttgarter Börse, bei der Anzahl der begebenen Anleihen bereits eingeholt haben. Unser Anspruch als Deutsche Börse ist es, auch hier die führende Plattform zu sein.
Wie wird die Liquidität bei kleineren Mittelstandsanleihen sichergestellt? Es gibt tatsächlich immer mehr Anleger, die ihre Anleihen zwischenzeitlich verkaufen wollen. Mit der Xetra-Plattform stellen wir eine hohe Liquidität sicher. Das ist schon fast vergleichbar mit Aktienemissionen kleinerer Unternehmen. Die Anleihen werden auch sehr stark gehandelt, so dass man sie als echte Alternative zur Aktie bezeichnen kann.
Viele institutionelle Investoren haben strenge Anlagerichtlinien. Können diese überhaupt in Mittelstandsanleihen investieren?
Das steht für die Unternehmen meist nicht im Vordergrund. Für die Deutsche Börse ist das natürlich schon wichtig.
Das Gespräch führte Alexander Schneider.
Erster Schritt in die Kapitalmarktöffentlichkeit Der noch junge Markt für Mittelstandsanleihen wird erwachsen und hat bisher erste Insolvenzen überstanden. Auch im Kapitalmarkt gilt die R egel: Der erste Eindruck zählt.
VON MARTIN STEINBACH. Solvency II und BaTermintreue, insbesondere für die Veröffentlichung der Dokumente, ist dabei extrem wich- sel III sind Schlüsselwörter, die viele Unternehtig. Nur so lassen sich Verunsicherungen bei mer nachdenklich stimmen. Denn die erhöhten den Anleihegläubigern vermeiden. Anforderungen an die Eigenkapitalunterlegung An aktiven Instrumenten stehen dem Emit- von Krediten, welche die Kreditgeber erfüllen tenten Telefonkonferenzen mit Investoren müssen, können den Zugang zum klassischen Kommunikation zählt und Analysten, Roadshows unabhängig von Kredit erschweren oder die Kredite verteuern. Die Kommunikation endet allerdings nicht aktuellen Emissionen, Präsenzveranstaltun- Um auch künftig ihre Unternehmensfinanziemit der Plazierung der Emission. Denn gen bei Multiplikatoren wie Banken, Brokern, rung zu sichern, müssen sich Unternehmen also Nachhaltigkeit in der Kommunikation ist Beratern oder öffentliche Veranstaltungen wie mit folgenden Fragen auseinandersetzen: Was ebenso wichtig, wie eine gute kommunika- zum Beispiel Finanzmessen zur Verfügung. ist zukünftig der richtige Finanzierungsmix zwitive Einführung, insbesondere mit Blick auf Für mittelständische Emittenten bieten sich schen Fremd- und Eigenkapital, um weiterhin eine Refinanzierung. Grundsätzlich sollte der insbesondere Telefonkonferenzen und öffent- von günstigen Gesamtkapitalkosten zu profitieEmittent einer Mittelstandsanleihe ein lang- liche Veranstaltungen über Multiplikatoren ren? Welche Kapitalquellen stehen auch nachfristiges Konzept der Kommunikation gegen- an, um eine regelmäßige zeitliche Durchfüh- haltig zur Verfügung? Welche Vorteile bietet der über seinen Investoren erarbeiten. Die Folgerung zu gewährleisten. Kapitalmarkt? Passt diese Finanzierungsquelle pflichten einer Börsenzulassung geben dafür Wenn zum guten Geschäftsmodell des Un- zum Unternehmen, und wie bereite ich mich auf bereits einen Rahmen vor, an dem er sich ternehmens und zur Kapitalmarktfähigkeit diesen Schritt vor? orientieren kann. Passive Kommunikation durch eine gute Finanzstruktur und durch ein erfolgt idealerweise durch Veröffentlichung leistungsfähiges Rechnungswesen sowie zur Vorsprung durch Bekanntheit von relevanten Informationen auf der Home- sorgfältigen Produktstrukturierung noch eine Besonders mittelständische Unternehmen page des Emittenten. Dazu zählen Jahresab- gut vorbereitete und durchgeplante Kommu- sind von den bestehenden und zu erwartenschlüsse, Halbjahresabschlüsse, Kennzahlen nikation hinzukommt, sind die Voraussetzun- den Veränderungen in der klassischen Bankfizu Kapitalstruktur, Cashflow und Liquidität, gen für eine erfolgreiche Plazierung geschafnanzierung betroffen. Sie sondieren daher die Ratings und Folgeratings, (Quasi-)Ad-hoc- fen – und der Grundstein für ein dauerhaft Anleihefinanzierung über den Kapitalmarkt. Mitteilungen, der aktuelle Finanzkalender erfolgreiches und zufriedenes Verhältnis zwiAllerdings sind viele Anleiheemissionen unter mit allen Terminen zur Veröffentlichung der schen Emittent und Investoren gelegt. 300 Millionen Euro für etablierte Plazierungs vorgenannten Dokumente und von geplanten, prozesse von sogenannten Benchmarkanleiregelmäßigen Veranstaltungen des Emitten- Sabine Traub, Leiterin der Primary Market hen und für die Bondmärkte in Luxemburg ten, an denen Investoren teilnehmen können. Group der Börse Stuttgart und Dublin zu klein. Für Unternehmen, die sich mit ihrem Finanzierungsbedarf unter der 300-Millionen-EuroGrenze bewegen, hat sich in Deutschland ein noch recht junger Markt für MittelstandsanleiIMMER MEHR CLUB DEALS UND KONSORTIALKREDITE hen herausgebildet: Seit 2010 haben fünf Börsen Wie wirkt sich die Euro-Schuldenkrise auf die F inanzierung von Unternehmen mit schlechten Bonitäten neue Segmente eingerichtet und ein Gesamtemund in der Sanierung aus? issionsvolumen von mehr als drei Milliarden 89 89 89 89 Euro generiert. Bis Mitte Oktober 2012 haben Trifft nicht zu sich bislang 54 Unternehmen diesen Weg er9% 11% 15% Teils-teils schlossen. Fünf Unternehmen haben sogar 21% mehr als eine Emission plaziert und den Anlei Trifft zu hemarkt mehrfach in Anspruch genommen. 32% Die Börsensegmente für Mittelstandsan43% leihen sind grundsätzlich für alle Branchen 44% offen. Schwerpunkte liegen jedoch derzeit im 55% Logistik-, Energie-, Automotive- und Consumer-Bereich. Wer über einen bekannten Namen verfügt, hat einen Plazierungsvorteil. Entscheidend beim Gang an die Börse über 57% Mittelstandsanleihen sind die Investoren. 49% 41% Aufschluss über deren Erwartungen an Größe 24% und Finanzkennzahlen des Emittenten geben Daten aus Wertpapierprospekten und Ad-hocQuelle: Aktuelle Umfrage der UnterMeldungen der betreffenden Unternehmen. nehmensberatung Dr.Wieselhuber Geringe Trend zu Keine Größere Eine aktuelle Analyse der Mittelstandsanlei& Partner (W&P) unter rund 90 Bereitschaft Club Deals Auswirkungen Bereitschaft zur
STARKE SPREIZUNG Insbesondere kleine und große Unternehmen begeben viele Anleihen. Anzahl 20
19 15
16
10
12 9
5 5 0 Kleiner 50 Mio €
50 Mio € bis 100 Mio €
100 Mio € bis 150 Mio €
Quelle: Ernst&Young
Die kritische Masse ist für viele institutionelle Investoren ein Eingangskriterium, um überhaupt in ein Unternehmen investieren zu können beziehungsweise zu dürfen. Das betrifft das Volumen der Emission und damit implizit auch die Größe des Unternehmens und seinen Finanzierungsbedarf. Die Erwartungen von Investoren im Hinblick auf die Ertragskraft und Kapitaldienstfähigkeit der emittierenden Unternehmen haben Auswirkungen auf die Plazierbarkeit der Anleiheemission. So zeigt die Analyse, dass Anleihen mehrheitlich voll ausplaziert sind. Der Anteil der Kouponzinsen am verfügbaren Ebitda ist hier deutlich geringer als bei nicht voll ausplazierten Anleihen.
Börsengang auf Zeit Die Erfolge von Anleiheemissionen im Rahmen der Plazierung sind sehr unterschiedlich. Nicht jede Anleiheemission wird in wenigen Stunden mehrfach überzeichnet. Wie viele Beispiele zeigen, zahlt sich hier eine rechtzeitige und gute Vorbereitung der Anleiheemission aus, die sich an den Bedürfnissen der In vestoren orientiert und die Emission damit zum Erfolg werden lässt: Eine Anleiheemission ist schließlich zunächst ein Börsengang auf Zeit. Und für viele ist sie das Debüt am Kapitalmarkt, denn mehr als die Hälfte der Anleiheemittenten sind Börsenneulinge. Die gute Vorbereitung bei Anleiheemissionen startet mit einer internen Bestandsaufnahme beim Anleiheemittenten, deren Ergebnis zunächst mit der erörterten Sollstrategie zur Ansprache des Kapitalmarkts verglichen wird. Die hier identifizierten notwendigen und vorbereitenden Maßnahmenbündel führen zu teilweise erheblichen Einsparungen
150 Mio € bis Größer 200 200 Mio € Mio € Jahresumsatz im Vorjahr der Emission
die internen Strukturen (Reporting, Rechnungswesen, Investor Relations), das initiale und fortlaufende Rating und ein individuelles Emissionskonzept (Volumen, Plazierungskreis, Ausstattung, Bond-Story, Börse). Der noch junge Markt für Mittelstandsanleihen wird erwachsen und hat bisher erste Insol venzen überstanden. Für viele mittelständische Unternehmen ist der Börsengang über Anleiheemissionen ein neuer Finanzierungsweg und ein erster Schritt in die Kapitalmarktöffentlichkeit. Auch im Kapitalmarkt gilt bei Investoren die Regel: Ein guter erster Eindruck schafft Potentiale für weitere Kapitalaufnahmen. Dr. Martin Steinbach, Head of IPO und Listing Services, Ernst & Young
IMPRESSUM Finanzierung für den Mittelstand Verlagsbeilage Frankfurter Allgemeine Zeitung
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH Hellerhofstraße 2– 4 60327 Frankfurt am Main, 2012
Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Alexander Schneider F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH Mainzer Landstraße 199 60326 Frankfurt am Main [email protected]
Verantwortlich für Anzeigen: Andreas Formen (Verlagsgeschäftsführer); für Anzeigenproduktion: Stephan Puls Weitere Detailangaben siehe Politik, Seite 4
Verwendete Fotos: S.V1: Jan Haas/Picture Alliance; S.V2: Picture Alliance, IB Sachsen-Anhalt; S.V3: Thomas Koblenzer, Picture Alliance; S.V4: EuroNorm GmbH, Bundesverband IT-Mittelstand e.V.; S. V6: Thinkstock, Stiftung Familienunternehmen; S. V7:
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012
NR. 266 (2) · SEITE 31 RMZ IM INTERNET: www.faz.net/rmz
Einhausung A 661: Bund zahlt nur geringen Betrag rieb. FRANKFURT. Der Bund will sich nicht in nennenswerter Weise an der Finanzierung der Einhausung der Autobahn 661 im Frankfurter Norden beteiligen. Dies geht aus einem Schreiben Jan Mückes, des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesverkehrsministerium, an die Frankfurter Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach (CDU) hervor. Die fachliche Prüfung des Einhausungskonzepts hat laut Mücke ergeben, dass sich die Fördermöglichkeit des Bundes auf einen „eher geringfügigen Betrag“ beschränkten. Dazu zähle das Geld, das der Bund für Lärmschutzmaßnahmen zur Verfügung stellen wolle, die bei einer Tunnellösung entfielen. Hinzu kämen Mittel aus der dann ersparten Unterhaltung des Fahrbahnbelages und aus der Städtebauförderung. Staatssekretär Mücke ließ in seiner Antwort auf eine Anfrage Steinbachs zum Ausbau der A 661 und dem Lückenschluss der A 66 mit dem Riederwaldtunnel keinen Zweifel daran, dass Frankfurt das Projekt weitgehend selbst stemmen müsse. „Es obliegt daher der Stadt Frankfurt, eine Lösungsstrategie für die Finanzierung ihres Projekts in eigener Zuständigkeit zu finden“, schreibt Mücke. Es ist das erste Mal, dass der Bund sich schriftlich in dieser Richtung geäußert hat. Die Kosten für die Einhausung des nördlichen Teils der A 661, in deren Umgebung das neue Ernst-May-Viertel entstehen soll, liegen laut dem vor kurzem vorgelegten städtebaulichen Rahmenplan zwischen 120 und 145 Millionen Euro. Bei einer vollständigen Einhausung bis zum Autobahndreieck Erlenbruch würden mindestens weitere 140Millionen Euroan Kosten anfallen. Ferner müsste in diesem Fall der Riederwaldtunnel neu geplant werden.
Heute Werwürgt wen? Viele sehen mit Besorgnis, wie in der Finanz- und Schuldenkrise politisch entschieden wird. Ob die Krise des Kapitalismus auch zur Krise der Demokratie wird, wurde in Frankfurt diskutiert. Wirtschaft, Seite 34 DerOscarund seineHistorie Die Oscar-Academy in Los Angeles hat ihre Archive geöffnet und zeigt die Exponate erstmals der Öffentlichkeit — und das nicht in Amerika, sondern im Filmmuseum Frankfurt. Kultur, Seite 35 Spielfür harteJungs Blaue Flecken sind für die C-JugendMannschaft der TSG Oberursel ganz normal. Denn wer beim Handball auf Torejagd geht, muss hart im Nehmen sein. Unsere Seite, Seite 38 48 Millionenfürs Rathaus In Mainz würde die Sanierung des Rathauses laut einer Studie 48 Millionen Euro kosten. Der Stadtvorstand hat sich inzwischen für die Modernisierung des Gebäudes ausgesprochen. Rhein-Main, Seite 39 Veranstaltungskalender Theater, Oper, Konzerte, Film: Die große Übersicht auf Seiten 36, 37
Wetter Heute: Viele Nebelfel-
der, die sich nur langsam auflösen. Bis in den Nachmittag trüb bei maximal 9 Grad, nachts um 5 Grad. Temperaturen gestern
Min.
Max.
F lu gh afe n Fra nk fu rt - 1˚ 9˚ Fe ldb er g im Tau nu s - 1˚ 5˚ Flughafen Frankfurt gestern: 24-stg. Niederschlag bis 18h 0 mm
Schmerzhaft
Kein guter Tag Von Peter Lückemeier
Rote Zahlen, schwarzer Tag: „Rundschau“-Geschäftsführer Karlheinz Kroke erläutert vor dem Redaktionsgebäude die Lage der insolventen Zeitung.
Foto Wolfgang Eilmes
„Frankfurter Rundschau“ droht das Ende Verlag meldet nach fortdauernden Verlusten Insolvenz an / Gehälter sind noch bis Januar gesichert mak./rsch.FRANKF URT. Die„Frankfur- schafter zudem entschieden hätten, kein ter Rundschau“ steht vor dem Aus. Die zusätzliches Geld zur Verfügung zu stelGeschäftsführungder Druck-und Verlags- len, sei ihm der Weg zum Amtsgericht nicht erspart geblieben. haus Frankfurt am Main GmbH, die die „Wir haben nie erwartet, dass unser traditionsreiche Tageszeitung herausgibt, hat gestern beim Frankfurter Amtsge- Engagement in Frankfurt hohe Gewinne zeitigen würde“, teilten gestern DuMont richtInsolvenzbeantragt.AlsGrund wurden massive Umsatzverluste in der ersten Schauberg und die Deutsche Druck- und Jahreshälfte genannt. Sie hätten der Ge- Verlagsgesellschaft gemeinsam mit. schäftsführung „keine Chance auf Verlas- Doch ließen sich nicht auf Dauer hohe sen der Verlustzone gegeben“, heißt es in Defizite tragen. Die DDVG, die der SPD einer Mitteilung der Kölner Mediengrup- gehört, hält 40 Prozent am Verlag der „Rundschau“, während bei DuMont pe M. DuMont Schauberg, die die Mehrheitan demVerlag der„FrankfurterRund- Schauberg 50 Prozent plus eine Stimme liegen. Die restlichen knapp zehn Proschau“ hält. „Somit war auch für die Geschäftsleitung keine Perspektive der Fort- zent liegen bei der Karl-Gerold-Stiftung. Aus Köln hieß es gestern, allein in dieführung des Unternehmens erkennbar.“ Jahr seien bisher Verluste in Höhe Die 487 Mitarbeiter wurden gestern sem von 16 Millionen Euro aufgelaufen. Der während einer Betriebsversammlung im im Frühjahr bereitgestellte Betrag in Verlagshaus in Frankfurt-Sachsenhausen Höhe von 25 Millionen reiche mithin keiüber die Einzelheiten in Kenntnis ge- neswegs bis 2015, wie erhofft. setzt, mussten allerdings zuvor von der Solange nach Sanierungsansätzen und Insolvenz aus dem Internet erfahren. Investoren gesucht wird, soll der Ge Wie der Geschäftsführer Karlheinz Kro- schäftsbetrieb fortgeführt werden. „Nur keim Anschluss andie Versammlung aus- wenn wir erscheinen, haben wir die führte, hatten die Gesellschafter noch im Chance, einen Investor zu finden“, sagte Frühjahreine „Patronatserklärung“ abge- Kroke gestern. Löhne und Gehälter seien geben, wonach der Betrieb eigentlich bis bisher stets gezahlt worden, bis zum 31. 2015gesichertsei. ImApril seiderAnzei- Januar seien sie nun über das Insolvenzgenmarkt allerdings derart eingebro- geld gesichert. chen, dass sich der „Business-Plan“ nicht Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist erfüllen lasse und die Finanzierung nur der Frankfurter Rechtsanwalt Frank noch bis ins dritte Quartal 2013 reiche. Schmitt aus der Kanzlei Schultze & „Wegen der Entwicklung auf dem Anzei- Braun bestellt worden. Er wolle nun zugenmarkt ist kein Business-Plan mehr nächst einen „Liquiditätsplan“ aufstellen, möglich, der uns in die schwarzen Zah- sagte Schmitt gestern. Weitere Einsparlen führt“, sagte Kroke. Weil die Gesell- möglichkeiten sieht er skeptisch: Schon
in den zurückliegenden Jahren habe man „intensiv am Kostenrad gedreht“. Auf die Frage, ob die „Frankfurter Rundschau“ womöglich als digitale Version für Tabletcomputer weitergeführt und das Druckerzeugnis eingestellt wird, sagte Kroke, erwolle keineLösungausschließen: „Alles, was Sinn macht, werden wir fortsetzen.“ Der Geschäftsführer führt dieKriseder „Rundschau“auf dasAbwandern der Zeitungsleser ins Internet und auf das schlechte Anzeigengeschäft zurück: „Viele Medien streiten sich um einen Werbekunden, der nur begrenzt zur Verfügung steht.“
führt werden könnte. So sei über einen Sanierungstarifvertrag zu reden. Außerdem könne man Miete sparen: In Sachsenhausen zahle das Verlagshaus jährlich 1,3MillionenEuro, währendin Neu-Isenburg Verlagsräume leerstünden. Auch habe die „Rundschau“ mit ihren OnlineProdukten erfolgreich den Einstieg in die „digitale Welt“ geschafft. „Das sollten wir nicht abbrechen.“ Der Leiter des Verdi-Fachbereichs Medien in Hessen, Manfred Moos, machte Fehlentscheidungen der Verleger für die Lage verantwortlich. Die Umstellung auf das kleinere Tabloid-Format habe Anzeigenkunden verunsichert. „Keiner wusste mehr, wofür die ,Rundschau steht.“ Das Zielmüsse es sein, Arbeitsplätze zuerhalten und damit die Medienvielfalt in der Region zu sichern. Zahlreiche Politiker äußerten gestern ihr Bedauern über die Insolvenz. Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) sagte, die Zeitung sei wichtig für die Stadt. „Es sind jetzt drei Monate Zeit, in der alles unternommen werden muss, um einem neuen Investor denEinstiegzu ermöglichen.“ DerVorsitzendeder hessischen SPD,ThorstenSchäfer-Gümbel, schrieb, die „Rundschau“ gehöre zur Identität des Bundeslandes. Hingegen meinte Jörg-UweHahn, Vorsitzender der FDP in Hessen, die SPD könne sich angesichts ihrer Beteiligung ander Zeitung „nicht einfach aus derVerantwortung stehlen“. Wenn SchäferGümbelBedauernüber die Insolvenzzeige, sei dies „ein Schlag ins Gesicht“ der Mitarbeiter.
Eon verzichtet auf Block 6
„Tempo ist kein Wert an sich“
Kraftwerk Staudinger wird nicht ausgebaut
Bouffier mahnt zu Gelassenheit bei Energiewende
mak. GROSSKROTZENBURG. Der allerdings voraussichtlich für winterliche Energiekonzern Eon wird das Kraftwerk Notfälle bereitgehalten werden soll. Da Staudinger in Großkrotzenburg nicht aus- von den fünf Blöcken auch Block 3 zum bauen. Der Vorstandsvorsitzende Johan- Jahresende außer Betrieb geht und nes Teyssen teilte gestern mit, wegen der Block 2 seit Jahren nicht mehr läuft, begegenwärtigen energiewirtschaftlichen Si- stehtdasGroßkraftwerkStaudingerin Zutuationfehlees aneinerhinreichendenIn- kunft nur noch aus den Blöcken 1 und 5. vestitionssicherheit für den Bau des Tatsächlich produziert allein KohleBlocks 6, der mit Kohle befeuert werden block 5 gegenwärtig noch in großer Mensollte. Das Projekt war in der Region um- ge Strom, seit dem Abschalten der alten stritten, neben Umweltschutzverbänden Atomkraftwerke in Deutschland nach der waren auch Anrainerkommunen juris- Katastrophe in Japan im vergangenen tisch dagegen vorgegangen. Zwar hatte Jahr sogar mehr als zuvor. Die anderen das Regierungspräsidium Darmstadt im Blöcke sind hingegen zuletzt wenig am Dezember 2010 eine Teilbaugenehmi- Netz gewesen. Block 1 sollte eigentlich gung erteilt, Eon hatte jedoch unter Hin- ebenfalls Ende dieses Jahres abgeschaltet weis aufmehrereKlagen vor demVerwal- werden,doch hatte das Regierungspräsiditungsgerichtshof in Kassel von einem um im vergangenen Jahr einer VerlängeBaubeginn abgesehen. Man wolle Rechts- rung der Laufzeit über 2012 hinaus zugesicherheit, hieß es. stimmt – bis zur Inbetriebnahme des geDass der Konzern nun den Ausgang planten Blocks 6, wie damals verlautete. Aus der SPD-Fraktion im Hessischen der Verfahren in Kassel gar nicht abwartet, hängt mit den Veränderungen der Landtag hieß es gestern, der Ausbaustopp Stromproduktion in Deutschland zusam- in Großkrotzenburg sei eine gute Nachmen. Der zunehmende Ausbau der Wind- richt für den Klimaschutz. „Eon hat endenergie führt dazu, dass immer weniger licherkannt,dassein solcherKohle-Megakonventionelle Kraftwerke Strom produ- meiler nicht mehr in die Zeit passt“, sagte zieren; denn je mehr Deutschland auf erder umweltpolitische Sprecher Timon neuerbare Energien setzt, desto unsiche- Gremmels. Block 4 hingegen solle für Rerer wird es, ob sich ein solch milliardenservefälle vorgehalten werden. Teyssen
ler. WIESBA DEN. Ministerpräsident VolkerBouffier (CDU) hat vorübertr iebener Eile bei der Energiewende gewarnt. Geschwindigkeit sei in dieser existentiellen Frage „kein Wert an sich“, sagte der Regierungschef ein Jahr nach dem von ihm einberufenen Energiegipfel. „Es geht nicht um die schnellste, es muss für Hessen um die klügste Lösung gehen.“ Eine sichere,saubere und bezahlbareStromversorgung könne auf absehbare Zeit nicht ohne konventionelle Kraftwerke garantiert werden. Eine ganze Reihe der vor einem Jahr vereinbarten Empfehlungen seien bereits umgesetzt oder würden realisiert, betonte Bouffier.So werde etwaderzeitdasAnhörungsverfahren zum novellierten Landesentwicklungsplan ausgewertet, der zwei Prozent der Landesfläche als Standorte für Windkraftanlagen ausweisen solle. Die CDU/FDP-Landesregierung wolle sich dafüreinsetzen, dass der Umstieg auf erneuerbareEnergienbundesweitkoordiniert werde, fügte Bouffier hinzu. Dazu müsse das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) grundlegend und „marktgerecht“ angepasst und eine bessere Verzahnung von alternativen Energien mit dem beste-
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Zum Schluss ein aussichtsloser Kampf Frankfurt, Seite 33 Die Mitarbeiter zeigten sich gestern entsetzt. „Es ist ein schrecklicher Tag“, war am späten Nachmittag auf der Internetseite der Zeitung zu lesen, „aber es ist nicht das Ende der ,Frankfurter Rundschau “.Während dieRedaktionweiterarbeite, werde sie „mit allem Nachdruck Möglichkeiten suchen und Wege erkunden, die das Erscheinen der ,Frankfurter Rundschau dauerhaft sichern“. Zugleich zeigten sich die Mitarbeiter verärgert, dass sie nicht vorab über den Insolvenzantrag informiert worden waren. „Das ist ein schlechter Umgang der Anteilseigner mit der Belegschaft“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Marcel Batis. Er kündigte Vorschläge an, wie der Betrieb fortge‘
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Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) kündigte an, dass sich die Arbeitsgruppen des Gipfels bei ihren künftigen Treffen vor allem mit dem Thema Energiesparen befassen würden. Zudem stünden verbesserte technische Möglichkeiten zur Erzeugung und Speicherungalternativer Energien im Blickpunkt. Aus Sicht des CDU-Fraktionsvorsitzenden, Christean Wagner, ist Hessen bei der Energiewende „einen großen Schritt vorangekommen“. Die Umstellung vollziehe sich zügiger und erfolgreicher als erwartet, sagte auch FDP-Fraktionschef Wolfgang Greilich. Die Vorsitzenden der Oppositionsfraktionen SPD, Grüne und Linkspartei äußerten sich hingegen ernüchtert über die Bilanz ein Jahr nach dem Energiegipfel. An messbaren Fortschritten habe Bouffier kaum mehr verkünden können, als dass dank staatlicher Förderung 20 000 Heizungs-Umwälzpumpen ausgetauscht worden seien, sagte Tarek Al-Wazir (Die Grünen). Auch Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD) beklagte,dass wesentliche Teile des „Minimalkonsenses“ vom vergangenen Jahr nur unzureichend umgesetztworden seien. Janine Wissler (Linke), deren Fraktion die
Niemand in einer Branche, die von harter Konkurrenz geprägt ist, wird aufdas Ende der„Frankfurter Rundschau“ mit Häme blicken. Jeden, dem Pressefreiheit und Meinungsvielfalt am Herzen liegen, muss es bedrücken, wenn eine Qualitätszeitung nach mehr als sechzig Jahren ihr Erscheinen einstellt. Zwar ist es noch nicht so weit, noch soll das Blatt weiter herauskommen, noch ist es nicht gänzlich ausgeschlossen, dass sich in letzter Minute ein Retter findet. Doch als wahrscheinlich kann das nicht gelten: Die bisherigen Inhaber, die SPD-Medienholding DDVG und der Kölner Merheitsgesellschafter M.DuMontSchauberg,verstehenihr Geschäft, sie haben alles versucht. Auch der Geschäftsführer Karlheinz Kroke hat alle Register des Sparens gezogen, am Ende war das Gemisch aus konjunktureller Anzeigenflaute, aus hausgemachten Problemen mit Langzeitfolgen und aus der Strukturkrise einer ganzen Branche nicht mehr beherrschbar. Die „FrankfurterRundschau“gerietin einen Circulus vitiosus: Mit einer verunsicherten, dezimierten, schlecht bezahlten Mannschaft lassen sich auf Dauer keine Siege erringen. Am Ende sind alle zu loben, die so langedurchgehalten haben.Die Journalistenkollegen, weil sie sich nicht haben entmutigen lassen und für den Fortbestand ihres Blattes mit persönlichen Einbußen eingestanden sind. Die Verlagsmanager, weil sie unverzagt gegen Windmühlenflügel ankämpften. Undnicht zuletztdie Geldgeber; der Verlag aus Köln befindet sich in Privathand, hier haben keine anonymen Konglomerate Geld durch den Schornstein geheizt, sondern Unternehmer aus Fleisch und Blut; die DDVG ließ sich durch die Verluste aus Frankfurt die Bilanz verhageln, allein das Interesse der SPD an einem linksliberalen Blatt könnte einen Hoffnungskeim bergen. Ob sich jemand nach der Insolvenz den Titel sichert, der ja immer noch einen Marktwert hat, ist ungewiss. Lokale Verlage werden davor zurückschrecken, sich mit einem überregionalen Vertrieb zu belasten. Das Fortschreiben als rein lokales Produkt aber dürfte die Leser nicht befriedigen, die an einen politisch, wirtschaftlich und kulturell intelligenten Mantelteil gewöhnt waren. Nein, gestern war kein guter Tag. Fürdie Mitarbeiter nicht, fürdie Eigner nicht, für die Leser nicht und nicht für eine ganze Branche.
Neugeborenes in Nidda wurde getötet jjo. NID DA. Das Baby, dessen Leichnamam Sonntag am Ortsrandvon Nidda-Eichelsdorf gefunden wurde, ist gewaltsam ums Leben gekommen. Gegen die 16 Jahre alte Mutter werde wegen des Anfangsverdachtsdes Totschlagsermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft Gießen gestern mit. Es stehe zweifelsfrei fest, dass das Mädchen lebend auf dieWeltgekommensei.Die Obduktion habe ergeben, dass das Kind durch „multiple Gewalteinwirkung“ getötet worden sei. Die junge Mutter müsse nicht in Untersuchungshaft, dafür gebe es „keine Gründe“.
CDU-Abgeordneter wird Chef der Wibank ler. WIESBADEN. Der finanzpolitischeSprecher der CDU-Landtagsfraktion, Gottfried Milde, ist neuer Chef der hessischenWirtschafts- und Infrastrukturbank (Wibank). Der Vorstand der Landesbank Hessen-Thüringen habe den 49 Jahre alten Abgeordneten aus Griesheim (Kreis Darmstadt-Dieburg) gesternzum Sprecherder Geschäftsführung berufen, teilte Finanzminister ThomasSchäfer(CDU)mit.Die Neubesetzung war notwendig geworden, weil der langjährige Sprecherder GeschäftsführungHerbertHirschler(FDP)voreinem Jahr als Staatssekretär ins Kultusministerium gewechselt war. Milde ist
Frankfurt
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FRANKFURT & FRANKFURTER
Dieser Auftritt Ferry Ahrlés kann der gottlosen Stadt Berlin gewiss nicht schaden. Der Frankfurter Maler (Foto) tritt dort am Buß- und Bettag nächsten Mittwoch in der Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde auf bei einer Veranstaltung mit dem Titel „Wenn Christen sich zeigen – anstatt sich zu verstecken“. Ahrlés Botschaft an die Ungläubigen lautet: „Ich bete jeden Tag, das istmir wichtig.“ DerFrankfurterPolitologe Iring Fetscher hingegen, der ebenfalls an dem Gesprächsgottesdienstteilnimmt, wird bekennen: „Ich bete auch, aber ich setze es nicht in die Zeitung.“ Woraus der Leser entnehmen kann, dass Fetscher sich nicht darum bemüht hat, an dieser Stelle erwähnt zu werden. Ahrlé wiederum darf sich zugutehalten, dass er mit seinem Glauben nie hinter dem Berg gehalten hat. In so manchenGottesdienstwarenseine Bilder schon integriert. Unter anderem hater einmal Bachs Musik bildlichumgesetzt. Zurzeit beschäftigt er sich mit dem Thema „Auferstehung“. Ohne den Glauben an Gott sei ihm sein Lebennichtvorstellbar,sagtArlé.Der liebe Gott hilft ihm sozusagen beim Malen: Gedanken und Ideen kommen dem Maler, seine Hand wird beflügelt, Bilder entstehen. Arlé glaubt in solchen Situationen, dass ihm ein höheres Wesen über die Schulter schaut. Hoffentlich glauben ihm das die Berliner. rieb.
Baumzuwachs in den Wallanlagen
P A o t o F
Das ist ja fast schon ein nordkoreanisches Ergebnis, das Erika Steinbach jetzt auf der Bundesversammlung der Vertriebenen erzielt hat. Die Frankfurter Bundestagsabgeordnete wurde mit 97,5Prozentder Stimmenals Präsidentin wiedergewählt. In der Führung der Vertriebenenverbände hat sich mittlerweile einWechsel von der „Erlebnisgeneration“ zur „Bekenntnisgeneration“ vollzogen. Will heißen: Steinbach und die meisten ihrer Mitstreiter sind nicht selbst vertrieben worden, sondern sind Kinder von Vertriebenen oder sie kennen die Vertreibung nur vom Hörensagen und aus den Geschichtsbüchern. Nicht so gut wie in der Bundesversammlung der Vertriebenen läuft es für Steinbach bei ihrer Kandidatur für den Bundestag. Die CDU-Politikerin wäre schon froh, wenn sie bei der entscheidenden Abstimmung über den CDU-Kandidaten im Wahlkreis 183 halb so viel Stimmen bekommen würde wie auf der Vertriebenenversammlung. Mit 48 oder 49 Prozent hätte sie vermutlich gegen ihre Mitbewerber Ulf Homeyer und Thomas Dürbeck obsiegt. Doch auch dies ist keine Garantie für ein Mandat im Bundestag. Dafür muss Steinbach den Wahlkreis oder einen sicheren Listenplatz erringen. Ein Selbstläufer dürfte das nicht werden. rieb.
7,5 Millionen Euro für 111 Sozialwohnungen Die Stadt unterstützt den Bau von 111 Sozialwohnungen im Europaviertel mit 7,5 Millionen Euro. Der Förderbescheid wird in diesen Tagen an den Bauherrn Sahle Wohnen aus Greven versandt, der im zweiten Bauabschnitt des Quartiers Helenenhöfe die Wohnungen errichtet. Der zweite Bauabschnitt kostet insgesamt rund 15,9 Millionen Euro. Das Land Hessen beteiligt sich an der Finanzierung mit 5,9 Millionen. Das Gebäude wird als Passivhaus errichtet und soll spätestens zum 31. Dezember 2014 fertig sein. „Mit dieser Fördermaßnahme sorgen wir dafür, dass im Europaviertel Wohnangebote für alle Einkommensschichten geschaffen werden“, teilte der Planungsdezernent Olaf Cunitz (Die Grünen) mit. Für den ersten Bauabschnitt des Projekts hatte die Stadt bereits 16,5 Millionen Euro für 257 Wohnungen bewilligt. Durch das Darlehen des Frankfurter Programms zur sozialen Mietwohnungsbauförderung werden 109 ZweiZimmer- und zwei Drei-Zimmer-Wohnungen gefördert. Die Wohnungen unterliegen für zwanzig Jahre einer Belegungs- undMietpreisbindung.Der Förderempfänger verzichtet für diese Zeit auf das Recht der Direktvermietung und erhält vom Amt für Wohnungswesen Mietervorschläge zur Auswahl. Die Anfangsmiete liegt bei 5,50 Euro je Quadratmeter ohne Betriebskosten. Die Wohnungen sind für Wohnungssuchende bestimmt, die beim Wohnungsamt registriert sind und wegen des geringenHaushaltseinkommensgeförderten Wohnraum nutzen können.
Einer von 18: Die Bäume werden als Ersatz gepflanzt.
Foto Dieter Rüchel
Ein Ginkgo, eine Magnolie, Esskastanien, Hainbuchen, Linden, Amber- und Tulpenbäume – 18 Bäume an der Zahl stehen nebeneinander aufgereiht innerhalb der Baustellenabsperrung für das Luxushotel, das an der Alten Oper entstehen soll. Die Bäume kommen seit gestern und voraussichtlich noch bis einschließlich Freitag in den Wallanlagen zwischen Reuterweg und Eckenheimer Landstraße in den Boden. Sie sind Ersatzpflanzungen für die 18 Bäume, die Ende Februar für das Luxushotel an der Liesel-Christ-Anlage gefällt wurden. Ursprünglich war sogar von 23 Bäumen die Rede gewesen, die gerodet werden sollten, doch letztlich genügten 18, um den Abriss auf dem Hotel-Areal zu ermöglichen. Wie das Grünflächenamt damals mitteilte, können wegen mehrerer Leitungstrassen etwa zum Mainova-Umspannwerk an der Hochstraße nur wenige Ersatzbäume wieder direkt in der Liesel-Christ-Anlage gepflanzt werden, also im Abschnitt von der Alten Oper bis zum Weiher der Bockenheimer Anlage. Nach den Baumpflanzungen wird in den nächsten drei Wochen der bisherige Bauzaun in Richtung der Baugrube versetzt. Auf den somit wieder frei werdenden Flächen der Wallanlagen solle Rasen gesät werden, teilte gestern Harald Hamm mit, Bauleiter bei der Gartenbaufirma Rosskopf, die im Auftrag des Hotel-Investors die Arbeiten vornimmt. Hamm wird mit seinen Leuten auch die Bewässerungsanlage in diesem Teil der Wallanlagen erneuern und einen Weg neu anlegen. Allerdings wird rund um einen stattlichen Mammutbaum noch eine kleinere Baustellenfläche bleiben, bis das Hotel fertig ist. Dann sollen weitere Bäume auf dem Areal des Hotels hinzukommen, um einen fließenden Übergang zu den Wallanlagen zu schaffen. (mch.)
Auszeichnung für Vogelschützer Trotz des Streits um das Erbe ihres Stifters hat die Bruno-H.-Schubert-Stiftung wieder ihren hochdotierten Umweltpreis vergeben. Es waren namhafte Wissenschaftler wie der israelische Vogelkundler Yossi Leshemund diedeutscheNaturschützerinMarionHammerl,die gesternmitdem höchstdotierten privaten Umweltpreis Deutschlands, dem Bruno-H.-Schubert-Preis, ausgezeichnet wurden – die Stuhlreihen im Kaisersaalwarendennochnur spärlichbesetzt. Dafür gibt es mehrere Gründen. Einer ist sicherlich, dass der Name des im Oktober 2010verstorbenenStifters wegen des Streits um sein Erbe und möglicher Steuerhinterziehung mittlerweile in Misskreditgeraten ist.Außerdemhattees Schubert zu seinen Lebzeiten mit Hilfe großzügig vergebener Einladungenzum anschließenden Abendessen immer vermocht, die Preisverleihungen zu einem gesellschaftlichen Ereignis zu machen. Der frühere Regierungspräsident GeroldDieke, seiteinemhalbenJahrstellvertretenderVorsitzenderder Bruno-H.-Schubert-Stiftung,ist überzeugt,dass„die Stürme der vergangenen Jahre“ der verdienstvollen Arbeit der Stiftung nicht abträglich gewesen sind. Der Ruf des Preises sei unter Natur- und Umweltschützern unbeeinträchtigt, und man werde die 1984 begonneneStiftungsarbeitfortsetzen – daszeige schließlich die diesjährige Preisverleihung. Allerdings ist die Auszeichnung dieses Mal nur mit insgesamt 70 000 Euro ausgestattet, vor zwei Jahren waren es noch 100 000 Euro gewesen. Die reduzierte Summe wird mit den sinkenden Erträgen des Stiftungsvermögens auf dem Kapitalmarktbegründet.Schonseit2008, alsovor den Auseinandersetzungen um das Schu-
bert-Erbe, hatte die Stiftung beschlossen, den Preis nur noch alle zwei Jahre zu verleihen. Vorseinem Todhatte Schubert das Preisgeld immer aus seinem Privatvermögen aufgestockt. Einen Blick hinter die Kulissen gewährte zu Beginn der Preisverleihung auch das Kuratoriumsmitglied Wolfgang Haber. Er verabschiedete zwei Kuratoriumsmitglieder, die nach seinen Worten eine „solide“ Grundlage für die Stiftung geschaffen und in der Krise den Weg gewiesen haben: der ehemalige Frankfurter Oberfinanzpräsident Hermann Clemm als Finanzfachmann und Otto-Rudolf Kissel, einst Präsident des Bundesarbeitsgerichts, als Jurist. Schubert habe seinerzeit eigentlich eine GmbH und keine Stiftung gründen wollen, um den Preis nach seinen Vorstellungen vergeben zu können, aber er sei dabei von den beiden wie auch später, wenn er
Feierstunde im Römer: Schubert-Preisträger Yossi Leshem (links) mit dem Vorsitzenden des Kuratoriums, Zoodirektor Manfred Niekisch, und der Frankfurter UmweltFoto Wolfgang Eilmes dezernentin Rosemarie Heilig
Türöffner zur Bücherwelt Stadtbücherei bedankt sich bei ehrenamtlichen Helfern Die Begrüßung beginnt mit einem Geständnis: „Ganz ehrlich, wir haben Blut und Wasser geschwitzt, bis wir wussten, wie wir Sie hier alle unterkriegen sollen“, sagtdieLeiterinder Stadtbücherei, Sabine Homilius. Doch am Ende finden die rund 200 ehrenamtlichen Helfer aus den Frankfurter Büchereien und Schulbibliotheken alle einen Platz. Mit einer Feier am Montagabend wollte sich die Stadtbücherei bei ihnen bedanken. Dort, wo normalerweise nicht gegessen werden darf, in der hohen Halle der Stadtbücherei, sitzen, eingerahmt von Bücherregalen, die Bibliothekshelfer an gedeckten Tischen. Die Mitarbeiter der Bücherei schenken Wein aus und reichen belegte Brötchen.Ein Pianistspieltauf einemFlügel. Er ist einer der wenigen Männer im Raum. Die ehrenamtliche Arbeit mit Literatur ist offensichtlich Frauensache. Das ist auch in der Schillerschule so. In der Bibliothekdes SachsenhäuserGymnasiumsarbeitetein Mannzusammenmit 30 Frauen.Einevon ihnenistKristiane Schit-
„unerwartete undnichtimmer durchdachte Ideen zur Verleihung“ gehabt habe, gebremst worden. IndiesemJahrist derPreiswiederumin drei Kategorien vergeben worden: 25 000 Euro erhielt Yossi Leshem, der sich für Zugvögel einsetzt, mit der Stadt Frankfurt ein Mauersegler-Projekt plant und eine besondere Verbindung zu Frankfurt hat: Seine Mutter Klara Löffelholz emigrierte 1932 nach Israel. Mit jeweils 15 000 Euro wurden Marion Hammerl für ihr Engagement und das südafrikanische Ehepaar van der Westhuiezen für seine Einsätze in Simbabwe und Sambia ausgezeichnet. In der Kategorie für junge Menschen wurden die Schul-Imkerei der Geschwister-Scholl-Realschule in Nürnberg und die Jugendgruppe des Vereins der Freundedes NationalparksBerchtesgaden mit jeweils 7500 Euro bedacht. mch.
bliothek wirklich in den Unterricht einbezogen wird“, sagt Schitto. Mehr als 450 Helfer engagieren sich in den 90 schulinternen und 18 öffentlichen Bibliotheken, die zum Verbund der Stadtbücherei gehören. „Sie verschenken eines der wichtigsten Güter unserer heutigen Gesellschaft: ihre freie Zeit“, bedankte sich Bildungsdezernentin Sarah Sorge (Die Grünen). Corinna Rämsch schenkt Kindern einmal im Monat in der Stadtbüchereieine Geschichte.„Ichfinde eswichtig, Kindern die Welt der Bücher zu erschließen“, sagt die Gymnasiallehrerin. Wenn sie die Bibliotheknach einer Stunde Vorlesen am Samstagnachmittag verlasse, habe sie gute Laune. Das geht auch ihren drei Kolleginnen so, die mit ihr am Tisch sitzen.AndreaWölbigerzählt, wiedieKinder mit den Händen auf die Bilderbücher patschen und „guck mal, guck mal“ rufen. „Das rührt mich sehr“, sagt die ältere Dame, die viele Jahre in der Universitätsbibliothek gearbeitet hat. Nicht nur Kindergartenkinder kämen zum Zuhören, er-
Messerstecherei auf Parkplatz in Griesheim Ein 24 Jahre alter Mann ist am Montagabend bei einem Streit mit einem Messer leichtverletzt worden.Wie diePolizeimitteilte, hatte sich der Mann mit dem Täter aufeinem Parkplatzan derMainzerLandstraße getroffen, um über geschäftliche Differenzen zu sprechen. Dabei gerieten dieMännerjedochin Streit, undder Täter versuchtemehrfach,mit einemMesserzuzustechen. In seiner Wohnung fand die Polizei später 29 verschweißte Plomben und 76 Ampullen mit verdächtigen Substanzen; er selbst ist flüchtig. pede.
Männer nach Einbruch in sechs Gärten gefasst Zwei 31 und 49 Jahre alte Rumänen sind von der Polizei in der Nacht zum Dienstag nach dem Einbruch in sechs Hütten einer Kleingartenanlage an der Waldschulstraße festgenommen worden. Wie die Polizei mitteilte, fanden die Beamten die Einbrecherin einerderHütten,wo siesichhinter
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Aufruf zur Rekonstruktion „Zehn Frankfurter“ fordern Umdenken am Krönungsweg Magistrat und Stadtverordnetenversammlung sollen dafür sorgen, dass in der geplanten neuen Altstadt entlang des Krönungswegs nur rekonstruierte Häuser errichtet werden. Das fordert eine Initiative, die sich selbst als „Zehn Frankfurter“ tituliert, in einem offenen Brief an alle Stadträte und Stadtverordneten sowie andie MitgliederdesGestaltungsbeirats für das Dom-Römer-Areal. Sollte das Ergebnis des Architektenwettbewerbs von 2010 verwirklicht werden, drohe eine architektonische Entgleisung. Der Initiative gehören zehn mehr oder weniger prominente Mitglieder an. Es handelt sich um Eintracht-Präsident Peter Fischer, Kommunikationsberater Jürg Leipziger, die ehemalige Eiskunstläuferin Marika Kilius und Günter Possmann, den Seniorchef des gleichnamigen Apfelwein-Unternehmens, außerdem um Ernesto Melber, den letzten Nachfahren Goethes, Dagmar Charrier, Gründerin der Aids-Aufklärung, und der Unternehmer Peter Helberger. Auch die Journalisten Günter Mick, bis 2007 Ressortleiter im Regionalteil dieser Zeitung, Dankwart Guratzsch („Die Welt“) und Holger Weinert (Hessischer Rundfunk) haben unterzeichnet.
Die Initiative wünscht sich für die Gebäude Markt 7 bis 11 sowie Markt 30 bis 38 die Rekonstruktion der im Bombenkrieg zerstörten Häuser; Markt ist dieof fizielleBezeichnung des Krönungswegs. Außerdem soll nach dem Willen der zehn Unterzeichner das Ensemble der Metzger- und Bäcker-Schirn neben dem„Roten Haus“wiederhergestellt werden. Für die fraglichen Grundstücke waren im WettbewerbEntwürfe ausgewählt worden,die sichan dieVorgabender Gestaltungssatzung halten, im Übrigen aber zeitgenössisch ausfallen. Diese Planung könne das über Jahrhunderte gewachsene Stadtbild nicht ersetzen, vielmehr drohe ein Architekturexperiment wie an der Saalgasse, heißt es in dem Schreiben.DieSaalgassewarin denachtziger Jahren mit Häusern bebaut worden,diemit ihren Giebelnzwardie historische Grundform aufgreifen, jedoch mit postmodernen Fassaden versehen sind. NachMeinung der Initiative solltendie beauftragten Architekten eine entsprechenden Alternativplanung erarbeiten. Die künftigen Erbpachtnehmer könnten dann entscheiden, welchen Typus sie bevorzugten. Manvertraue darauf,dass „sie imLichte derErkenntnisdierichtigeEntscheidung treffen werden.“ ale.
Stadt löst Derivate-Portfolio auf Seit2000 rund 24,8 Millionen EuroGewinn Die Stadt hat kein Geld mehr in Derivaten angelegt. Wie Kämmerer Uwe Becker (CDU) gestern im Haupt- und Finanzausschuss der Stadtverordnetenversammlung sagte, hat die Stadt das Volumen des Portfolios nach der Pleite der Lehman-Bankvon ursprünglich279 Millionen Euro sukzessive abgebaut. Zuletzt seien 60,8 Millionen Euro in Derivaten angelegt gewesen; in diesem Monat sei das Portfolio nun ganz aufgelöst worden. Durch diese Anlageform habe die Stadt seit dem Jahr 2000 24,8 Millionen Euro Gewinn gemacht, sagte Becker. Das sei ein Beleg für den soliden Umgang mit dem Geld der Stadt. Man habe nicht „in Panik“ alles auf einmal an den Markt gebracht, sondern das Portfolio zu möglichst günstigen Konditionen aufgelöst. Der Ausstieg sei aber grundsätzlich richtig gewesen, fügte der Kämmerer hinzu. Außerdem werde derzeit geprüft, so Becker weiter, wann und unter welchen Voraussetzungen die Stadt aus dem gemischten Aktienfonds aussteigen könne, in den sie im Jahr 2000 rund 52 Millionen Euro investiert hat. Es handelt sich um Geld der städtischen Zusatzversorgungskasse, die die Altersversorgung
von rund 28 000 städtisch Versicherten gewährleistet. Derzeit betrage das Guthaben des Fonds 41,4 Millionen Euro. Lothar Reininger von der LinkenFraktion im Römer sagte, die Stadt habe bei seinen Derivatgeschäften schlicht Glück gehabt. Es sei gut, dass die Stadt aus diesen „Wetten“ aussteige. Im Ausschuss wurde auch die Insolvenzder „Frankfurter Rundschau“angesprochen. Alle Fraktionen äußerten ihr Bedauern über den Schritt des Verlages. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Oesterling sagte, er sei sehr betroffen. Es müsse nun alles getan werden, um ein ähnliches Ende wie beim Versandhändler Neckermann – ebenfalls ein Frankfurter Traditionsunternehmen und ebenfalls in der Insolvenz – zu verhindern. Michael zu Löwenstein, Fraktionsvorsitzender der CDU, wies darauf hin, dass nun möglicherweise eine „wichtigeStimmein derStadt“ verlorengehe. Sein Parteifreund Becker sprach davon, dass die „Rundschau“ eine Traditionseinrichtung sei – „bei allen inhaltlichen Unterschieden“. Manuel Stock, Fraktionsvorsitzender der Grünen, fand noch deutlichere Worte: „Das ist durchaus eine Katastrophe.“ moja.
Warnung vor Salafisten Diskussion im Hausam Domüber religiösenExtremismus ClaudiaDantschkevom ZentrumfürDemokratische Kultur in Berlin hat Moscheegemeinden mitverantwortlich dafür gemacht, dass jugendliche Muslime Halt bei Salafisten suchten. In Moscheen werde oft über die Probleme der jugendlichen Muslime „hinweggeredet“, sagtesie amMontagabendbei einerDiskussionsveranstaltung im Haus am Dom. Extremistische Strömungen wie die Salafisten seien vor allem bei jungen Muslimen erfolgreich, weil sie ihnen Wissen und Or ientierung in einer Gesellschaft versprächen, in der unterschiedliche Glaubensrichtungen um die Gunst von Neumitgliedern werben. Als „gefährlich“ beurteilte Dantschke vor allem jene „politisch-missionarischen“ Salafisten in Deutschland, die Gewalt legitimierten, um ihre Ziele zu erreichen. Mit Leuten wie Pierre Vogel an ihrer Spitze hätten sie Jugendliche für sich gewonnen, die auf der Suche nach Sinn und Orientierung im Leben seien. Dantschke diskutierte auf Einladung des Rates der Religionen und des Hauses am Dom mit Thomas Schmidt, Professor für Religionsphilosophie an der Goethe-Universität, und Muhammad Murtaza von der Stiftung Weltethos über religiösen Extremismus. Murtaza sagte, bei den politisch-missionarischen Salafisten handele es sich um
RHEIN-MAIN-ZEITUNG Zeitungfür Frankfurt
VERANTWORTLICHE RESSORTLEITER: Dr. Matthias Alexander (Stadt) und Peter Lückemeier (Region). Patricia Andreae, Peter Badenhop, Mechthild Harting, Friederik e Haupt, Katharina Iskandar, Ingrid Karb,HansRiebsamen,Tobia sRösmann,RainerSchulze, Helmut Schwan, Dieter S chwöbel, Stefan Toepfer, Matthia s Trautsch, Jacqueline Vogt, Corneli a von Wrangel, Sascha Zoske.
KULTUR: Michael Hierholzer (Koordination); Dr. Florian Balke, Harald Budweg, Katharina Deschka-Hoeck, Eva-Maria Magel.
WIRTSCHAFT: Manfred Köhler (Koordination); Tim Kanning, Jochen Remmert, Thorsten Winter.
KORRESPONDENTEN: Wolfram Ahlers, Bernhard Biener, Oliver Bock, Werner Breunig, Luise Glaser-Lotz, Rainer Hein, Dr. Ewald Hetrodt, Heike Lattka, Hanns Mattes, Markus Schug, Eberhard Schwarz, Anton Ja-
eine „Splittergruppe“, die jugendliche Muslime mit Büchern und Online-Unterricht ködere. Sie böte jenen, die sich intensiver mitislamischemRecht undislamischer Theologie beschäftigen wollten, ein Angebot, „das es vorher nicht gab“. Die Mehrheit der Salafisten lehne Gewalt jedoch ab. Im Prinzip sei der Salafismus entstanden, weil islamische Gelehrte seit 400 Jahren nach Auswegen aus der Krise suchten, in der sich die Religion seit dem Ende ihrer Blütezeit im 16. Jahrhundert befinde. Den Kampf gegen Radikalisierung könne gewinnen, wer die Weltbilder extremistischer Gruppen hinterfrage und Alternativen anbiete. Das Wort „Extremismus“, so Murtaza, drücke in der öffentlichen Debatte über Religionen oft nur das Unbehagen einer Glaubensgemeinschaft gegenüber einer anderen aus. Viele Christen fänden das Tragen von Kopftüchern extrem. Wirklicher Extremismus liege vor, wenn die Vertreter einer Glaubensrichtung Gewalt anwendeten und andere Religionen abwerteten. Ähnlich argumentierte Schmidt. Er bezeichnete Extremismus als Symptom einerpluralistischenGesellschaft,in der sich jede Glaubensrichtung auf einem „Markt derOptionen“ positionierenwolle– unddabei oft „grelle“Töne anstoße, um sich Gehör zu verschaffen. bewo.
LANDESPOLITIK: Ralf Euler. RHEIN-MAIN-SPORT: Der Rhein-Main-Sport wird redigiert von der Sportredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung; verantwortlich: Anno Hecker; zuständiger Redakteur: Uwe Marx; Marc Heinrich, Leonhard Kazda, Ralf Weitbrecht.
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Frankfurt
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 33
Zum Schluss ein aussichtsloser Kampf
Der Chefredakteur schützt die Intimsphäre der „Rundschau“
Alle haben sie gekämpft bei der „Frankfurter Rundschau“: Mitarbeiter, Manager, nicht zuletzt die Geldgeber. Am Ende hat alles nichts geholfen. Ein Abgesang.
In Sachsenhausen trauern Leser um ihre Zeitung Um 11.20 Uhr, als der Insolvenzverwalter das Verlagshaus der „Frankfurter Rundschau“ in Sachsenhausen betritt, haben die meisten Leser ihre morgendliche Zeitungslektüreschonhintersich.Einigemachen sich gleich auf zum Karl-GeroldPlatz, als die Nachricht die Runde macht, dass „ihre“ Zeitung pleite ist. Hinter den Fensterscheiben versteinerte Gesichter. Die ersten Drucker und Verlagsmitarbeiter sitzen schon eine halbe Stunde vor Beginn der Mitarbeiterversammlung im Foyer in den Stuhlreihen. Zwischen Bangen und Hoffen. Um 15 Uhr beginnt die Betriebsversammlung, auf der den rund 500 Mitarbeitern erläutert wird, was sie zuvor schon im Internet erfahren mussten: Dass die „Rundschau“ insolvent ist. Die Plakate auf den Türscheibendes Foyerswirkenwie Durchhalteparolen, die ihren Sinn verloren haben: „Jetzt 24 Seiten pro Woche mehr“, steht dort. Ein anderes Plakat wirbt für das Geschichtsmagazin der Zeitung, die fünfziger Jahre in Frankfurt sind das Thema. An einem Tag wie diesem erscheint die damalige Aufbruchstimmung wie eine goldene Zeit. „Hier beginnt unsere Intimsphäre“, sagt Chefredakteur Arnd Festerling, der mit einer Gr uppe rauchender Mitarbeiter den Hintereingang bewacht, bevor es losgeht. Alses soweit ist, sieht man durch die Scheiben wenig Emotionen. Einige winken resigniert ab. Mitunter ein Kopfschütteln. Aber die meisten ertragen die Nachricht anscheinend stoisch, mit ernster Miene und verschränkten Armen. Oder blicken betreten zu Boden. Vor dem Gebäude marschieren die Kamerateams auf und warten, dass sich die Tür öffnet. Eine Dreiviertelstunde dauert es schon. Vor dem Verlagsgebäude lässt auch Gisela Haase ihren Emotionen freien Lauf. Die Augen gerötet, die Stimme brüchig, trauert sie um ihre Zeitung. Die „Rundschau“ war ihr Lehrbetrieb. „Karl Gerold hat mir noch auf die Schulter geklopft“, sagt sie. In den sechziger Jahren war das, als es bei der Zeitung noch nach Blei roch und längst eingesparte Korrekturleser mit rotem Stift über den Fahnen hingen. Die Rentnerin hat Verlagskauffrau gelernt, damals noch in dem ehrwürdigen Rundschau-Haus am Eschenheimer
Von Peter Lückemeier Es war nicht immer von Krise die Rede bei der „Frankfurter Rundschau“, es gab auch goldene Zeiten. Die Anzeigen, vor allem der lokale Wohnungs- und Stellenmarkt, spülten schöne Gewinne in die Kassen. Man ließ es sich gutgehen, die Weinrechnungen des Geschäftsführers Horst Engel sind im Verlag noch heute Legende. Doch schon damals verdeckten die gutgehenden Geschäfte die strukturelle Schwierigkeit des Blattes: Die überregionale Auflage war nicht groß genug für die teure nationale journalistische Ambition, die Zeitung wurde zu je etwa einem Drittel in Frankfurt, in Hessen und in Deutschland vertrieben. Die höchste je verkaufte Auflage lag 1989 bei immerhin 197 085 Exemplaren (mittlerweile ist sie auf knapp 118 000 gesunken). Zugleich machten die florierenden Anzeigenerlöse auch innerredaktionelle Anstrengungen scheinbar nicht erforderlich: In denkafkaesk engenGängen des Zeitungsverlags am Eschenheimer Tor war oft von einer imaginären „langen Bank“ die Rede. Die stand vor der Chefredaktion und half beim Vertagen der Probleme. Ehe sie wirtschaftlich mit voller Härte einschlug, äußerten sich redaktionelle Vorboten der Krise in unsteter Führung: Auf den langjährigen Chefredakteur Werner Holzer folgten 1992 Roderich Reifenrath, 2000 das Duo Siemens/ Kohl, 2002 Wolfgang Storz, 2006 Uwe Vorkötter, der zuletzt von Berlin aus die Geschicke der mit der „Berliner Zeitung“ zusammengelegten Redaktion leitete, bis er beim Verleger Alfred Neven DuMont in Ungnade fiel und in diesem Sommer abgelöst wurde. Bis heute waren in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet nur noch die Lokalredaktionen und die Abteilungen für die digitalen Forma-
Markant: Das
Rundschau-Haus am Eschenheimer Turm ist Geschichte, jetzt droht der Zeitung das gleiche Schicksal.
te vertreten – die „Frankfurter Rundschau“ war im Grunde bis aufs Lokale eine Zeitung aus der Bundeshauptstadt. Spätestens im Jahr 2003 war die wirtschaftliche Krise des Blattes schon überdeutlichgeworden.Ausgerechnetdie Landesregierung jenes Roland Koch, dessen Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft die „Rundschau“ im Wahlkampf 1999 mit einer Unterschriftenaktion bekämpft hatte, unterstützte die Zeitung mit einer Landesbürgschaft. Als im Mai 2004 die SPD-Medienholding DDVG 90 Prozentder „Rundschau“-Anteileübernahm, wurde dies in der Branche als lebenserhaltende Maßnahme der Sozialdemokratie für ein linksliberales Blatt gewertet. Das Kölner Verlagshaus M. DuMont Schauberg übernahm im Juli 2006 mit 50 Prozent und einer Stimme die Mehrheit bei der, wie der Verlag offiziell heißt,Druck-und VerlagshausFrankfurt
am Main GmbH. 40 Prozent hielt und hält weiter die DDVG, zehn Prozent liegen bei der nach dem Gründer benannten Karl-Gerold-Stiftung. M. DuMont Schauberg gibt regionale Blätter wie den „Kölner Stadtanzeiger“, die „Kölnische Rundschau“, den Kölner „Express“, die„BerlinerZeitung“den „Berliner Kurier“, die „Mitteldeutsche Zeitung“ in Halle und die „Hamburger Morgenpost“ heraus. Dem eigenwilligen Altverleger Afred Neven DuMont wurde nachgesagt, er verwirkliche mit dem Mehrheitserwerb der „Frankfurter Rundschau“ lang gehegte überregionale Ambitionen. Der Start in die neue Zukunft war folgerichtig beschwingt. Große Erwartungen setzte man in die Umstellung auf das handlichereTabloid-Format. Erfüllt wurden sie genauso wenig wie die Hoff nung, schwarze Zahlen zu schreiben; seit 2006 ging es bergab.
Leistungsträger.
Foto Bergmann
Bewundernswertwar,was sichdieMitarbeiter,derenZahl auchdurchteure Abfindungen immer stärker dezimiert wurde, im Laufe der Jahre gefallen ließen – Verzicht auf Weihnachts- und Urlaubsgeld ebenso inklusive wie dauernde redaktionelle Strategiewechsel. Auch der erste Mann des Managements in Frankfurt, Karlheinz Kroke, ein munterer Rheinländer, ließ sich durch all die Nackenschläge, die er hinnehmen musste, nicht den Kampfesmut nehmen; immer wieder ersann er neue Sparmaßnahmen, Auslagerungen, Leiharbeitsverhältnisse. Am Ende hat alles nicht gefruchtet. Zu spätangegangenehausgemachteSchwierigkeitentrafen aufdie strukturelleKrise einer Branche, die noch keine Antwort auf die digitale Herausforderung findet, und auf hohe Rückgänge bei den Anzeigenerlösen.Es istschade.Mit der„FrankfurterRundschau“verliertdie Pressevielfalt eine vernehmbare Stimme.
Turm. Seltsam fern wirkt die Zeit, als an jeder Straßenecke grünlivrierte Zeitungsboten die aktuelle Ausgabe verkauften. Frau Haase ist heute „todtraurig“. „Es ist ein Jammer.“ Seit den fünfziger Jahren liest sie die Rundschau, schon ihre Eltern hatten die Zeitung abonniert. Mit einer Zeitung ist es wie mit einer langen Beziehung.Man wechseltsie nicht so leicht. Die F.A.Z. sei ihr „zu schwierig“, die Neue Presse „zu rechts“. Was die Rundschaufür siebedeutet?„Die wareinfach immer da“, sagt sie. Morgens ging der erste Weg vor dem Frühstück zum Briefkasten. Wie andere im Internet oder Fernsehen ihre Informationen zu bezie-
„Die ,Rundschau war einfach immer da. Ich bin nur noch am Heulen wegen denen.“ ‘
hen kommt für sie nicht in Frage. „Die neuenMediensindnichtsfür mich.Ichsitze auch nicht gern vor der Flackerkiste. Eine Zeitung ist etwas anderes.“ Frau Haase hat die „Rundschau“ schon mit dem Gang nach Berlin enttäuscht. Seit der Mantelteil gemeinsam mit dem der „Berliner Zeitung“ produziert wird, sei es nur noch „ein Matsch“, sagt sie. „Ich bin nur noch am Heulen wegen denen.“ Um kurz vor vier geht die Tür auf, der Geschäftsführer Karlheinz Kroke und der Insolvenzverwalter Frank Schmitt werdenvon Kameraleutenund Reporternumringt, die über das Schicksal von Kollegen zu berichten haben. Ein Betriebsratsmitglied und ein Verdi-Vertreter schimpfen, die Drucker rauchen. Gegen Abend postet die Belegschaft eine Mitteilung auf der Internetseite „fronline.de“. Sie klingt trotzig: „Wir werden Ihnen weiterhin jeden Tag eine Zeitung nach Hause oder an den Kiosk liefern, die lohnt, gelesen zu werden. Wir werden Ihnen aus Nepal berichten wie aus Südafrika, aus Berlin wie aus Frankfurt-Bonames. Wir werden über große Politik und kleine Fahrraddiebe schreiben, über Sport und Kultur und Wirtschaft.“ Die Belegschaft hatihre„Rundschau“nochnichtabgeschrieben.„Wir machenZeitung aus Leidenschaft“, steht dort. RAINERSCHULZE
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Wirtschaft
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Wer würgt wen?
MENSCHEN & MÄRKTE
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Die Politiker müssten sich mehr trauen, die Banken weniger. Eine Diskussion über das Verhältnis zwischen Demokratie und Finanzmärkten.
Neue Vorstände für den Börsenverein Der für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland zuständige Landesverband des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels hat einen neuen Vorstand. Zum Vorsitzenden wurde der geschäftsführende Direktor der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft in Darmstadt, Andreas Auth, gewählt. Der Wirtschaftswissenschaftler gehört dem Verlegerausschuss des Börsenvereins an. Als Stellvertreterin wurde die rheinland-pfälzische Verlegerin Barbara Jost bestimmt. Auch gewählt wurden Jochen Mende von der Prolit-Verlagsauslieferung in Fernwald, Walter Lüderssen von der Buchhandlung Angermann in Wiesbaden und Martina RickenBollinger von der Buchhandlung Bollinger in Oberursel. Der Vorstand umfasst vier Vertreter Hessens, drei für Rheinland-Pfalz und zwei für das Saarland. Im Frühjahr hatten die zuvor selbständigen Verbände der drei Bundesländer rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres ihre Fusion beschlossen. Seit 2002 unterhalten sie im Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine eine Geschäftsstelle. Der neue Landesverband vertritt insgesamt 1100Mitgliedsunternehmenaus dem Verlagswesen und dem Buchhandel. balk. ANZEIGE
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kann. FRANKFURT. Man darf gespannt sein auf den nächsten Montag. Zum ersten Mal seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 lädt die Stadt Frankfurt wieder zum Bankenabend in den Kaisersaal des Römer. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) wird dann die Vorstandsvorsitzenden der größten Frankfurter Finanzinstitute begrüßen. Dass der Kontakt mit den Banken essentiell sei, stehe außer Frage, schließlichzahltendie gut200 Kreditinstituteeinen beachtlichen Teil derGewerbesteuern, mit denen auch Kindergartenplätze und Schulen finanziert würden. Doch das Stadtoberhaupt machte auf der Auftaktveranstaltung zum Wintersemester der Bürger-Universität am Montagabend klar, dass für ihn eher die Etagen unterhalb des Vorstands relevant sind. Er wolle nicht nur mit den Chefs reden, sagte er, die vor dem Dinner noch einmal rasch nach Hause fahren und sich schick machen könnten. Die Kleiderordnung für den Bankenabend sei daher Tagesdress, nicht Smoking. Das Verhältnis von Politik und Finanzweltstehtim Mittelpunktdes Winterhalb jahres der Bürger-Universität. „Demokratieim Würgegriffder Finanzmärkte?“lautet die Frage, die in mehreren Diskussionsrunden in Kooperation mit dieser Zeitung behandelt wird. Zum Auftakt diskutiertenvorgut 500Interessiertenim Holzfoyer der Oper neben Feldmann der Frankfurter Finanzprofessor Reinhard Schmidt, der Tübinger Soziologe Christian Deutschmann, der Occupy-Aktivist Erik Buhn und der stellvertretende Leiter des Feuilletons dieser Zeitung, Andreas Platthaus. Der Begriff Würgegriff ging einigen Diskutanten zu weit. Es gebe gewisse Sachzwänge zwischen der Politik und der Wirtschaft, auch in anderen Branchen
Von oben betrachtet: Auch die Rolle der EZB in der Krise wurde diskutiert.
wie der Autoindustrie, sagte Schmidt. Dennoch spreche doch niemand vom „Würgegriff der Autoschlange“. Für Deutschmann liegt der Beziehung darin, dass Unternehmen heute internationaler aufgestellt seien als die Politiker, so dass sie neuer Regulierung oft ausweichen könnten. Das verschaffe ihnen das Drohpotential gegenüber der Politik, im
Warten bei Karstadt
Foto Seuffert
Falle neuer Gesetze Arbeitsplätze zu verlagern. Eine stärkere politische Vernetzung innerhalb der Europäischen Union sei daher geboten. Dabei sollte eine Angleichung der Steuersysteme eher im Mittelpunkt stehen als die Kontrolle, ob ein anderer Staat spare oder nicht. Die grassierende Staatsschuldenkrise sahen viele Redner auf dem von F.A.Z.-
Redakteur Manfred Köhler moderierten Podium als direkte Folge der Finanzkrise, die die Banken 2007 und 2008 ausgelöst hatten. Schmidt widersprach dieser Kausalkette aber zum Teil: Griechenland zum Beispiel habe überhaupt keine größeren Banken retten müssen. Occupy-Aktivist Buhnnutzte Griechenland als Beispiel dafür, wie die Demokratie im Sinne der Finanzmärkte ausgehebelt werde. Das Gegenbeispiel biete seiner Meinung nach Island. Hier die hätten die Bürger die Chance gehabt, über die Maßnahmen gegen die Finanzkrise abzustimmen, die schuldigen Banker seien juristisch bestraft worden, und heute könne das Land wieder Wachstum vermelden. Nach Ansicht des Feuilletonisten Platthaus ist weniger der Würgegriff der Finanzmärkte das Problem als vielmehr der ständige Blick vieler Politiker auf die nächste Wahl. Viele trauten sich nicht, dasszu tun, was sie fürrichtighielten, aus Angst, nicht wiedergewählt zu werden. DieEntscheidungderamerikanischenRegierung, Lehman Brothers nicht zu retten, sei eigentlich die richtige gewesen, sie sei den Politikern aber dann „um die Ohren geflogen“. Platthaus konstatierte, dass es den Banken heute gar nicht mehr schlechtgehe. Das Problem sei auf die Staaten verlagert worden, so dass heute nur noch von Schuldenkrise die Rede sei. Bankenvertreterwollten ander Diskussionsrunde trotz mehrerer Anfragen nicht teilnehmen, was auf dem Podium und im Publikum teils heftig kritisiert wurde. Feldmann sagte allerdings,dass er inzwischen eine Zusage von Jürgen Fitschen, dem Co-Vorstandsvorsitzenden derDeutschen Bank,habe,dass er sichan einer der künftigen Veranstaltungen in der Reihe beteiligen wolle. Vielleicht kann das Thema ja während des Bankenabends vertieft werden, der den ersten Tag der Euro Finance Week abschließen wird. Während der Kongresswoche werden Wege aus der Krise wiederum nur von Bankern unter sich gesucht. Am 26. November um 19.30 Uhr in der
Evangelischen Akademie am Römerberg 9 geht es in der Bürger-Universität um das Thema „Ohnmächtige Demokratie – autistische Ökonomie: Wer kontrolliert Finanzsystem und Ratingagenturen?“
Dematic wechselt Besitzer
LängereBetriebsversammlung / „Alles ganz normal“
Trotz Verkaufs: Offenbacher Unternehmen sucht Mitarbeiter
hoff. FRANKFU RT. Gestern war Be- leistungsgewerkschaft Verdi geht sogar thwi./hpa. OFFENBAC H. Die in Offen- nanzinvestoren sagte Weber, die Arbeitnehmervertreter hätten ein produzierentriebsversammlung bei Karstadt an der von 2600 Vollzeitstellen aus. Unter ande- bach ansässige Dematic GmbH wechselt Zeil, eine von jährlich vier ordentlichen rem müsse die Schließung der Multime- wieder den Besitzer. Der Finanzinvestor des Unternehmen als Eigentümer bevorSitzungen, die nach dem Betriebsverfas- dia-Abteilungen im nächsten Jahr mitbe- Triton verkauft den Hersteller von La- zugt. Doch habe der Verkauf „dem ersten Fondsbank zieht sungsgesetz während der Ladenöffnungs- rücksichtigt werden. Diese schließt auch ger- und Fördertechnik an AEA Investors Anschein nach keine Folgen für die Bezeit stattfinden müssen. Um „circa 11.45 das Frankfurt-Haus, wie Sachs bestätigt. und an Teachers’ Private Capital weiter. schäftigung“. Die Dematic, die Konzerne nach Kronberg Uhr“ sollte laut Ankündigung Schluss Auch AEA gehört der Private-Equity- wie Amazon und Wal-Mart beliefert, suchtauch für Offenbachneue Kräfte, die bie. KRONBERG. Am deutschen Haupt- sein.Dochersteine DreiviertelstundespäBranche an, während Teachers’ Private sitz des Vermögensverwalters Fidelity ter wurden die Absperrbänder beiseiteCapital zu einem kanadischen Pensions- Auftragslage gilt als gut. Aus Europa wie Amerika gebe es mehrere Anfragen nach Worldwide Investment verdoppelt sich geräumt. Die wartenden Kunden, unter fonds zählt. Zum Kaufpreis machten beiDemademnächst die Mitarbeiterzahl. Die Toch- diesen viele Rentner, fanden das nicht so de Seiten gestern keine Angaben. Im Juli, Fördertechnik,wieWebersagt.Mit tic vertraute Personen beziffern den Auftergesellschaft FILFondsbank (FFB) zieht gut. Es wurde viel geschimpft ( „Wer zahlt als die Verkaufsabsicht von Triton be- tragsbestand auf 485 Millionen Euro. am 19. November von ihrem bisherigen mir jetzt die Parkgebühren?“) und spekukanntwurde, war der Wert von Dematic 450 Mitarbeiter sollen es bald in OffenStandort an der Strahlenberger Straße in liert(„Ich denke mal, dagehtes umEntlasangesichts eines Jahresumsatzes von bach sein, wie ein Betriebsratsmitglied Offenbach in den Taunus. Damit wech- sungen.“). Viele Kundenzogenauch beleimehr als900 Millionen Euro auf eine Mil- sagte. Diese Zielzahl habe das Manageseln170 Beschäftigteden Arbeitsplatz;Fi- digt wieder ab. liarde Euro taxiert worden. ment genannt. Sie entspricht der Zahl delity gibt die Zahl seiner Mitarbeiter in Norbert Sachs, der BetriebsratsvorsitDematic gehörte bis 2006 zum Sie- zum Zeitpunkt der Übernahme durch TriKronberg mit 150 an. Dort sind künftig zende im Frankfurter Karstadt-Haus, vermens-Konzern, fristete dort aber ein ton. Derzeit arbeiten in Offenbach etwa alleGeschäftsfelderunter einem Dachver- sichert auf Anfrage, es habe sich um eine Randdasein und schrieb rote Zahlen. 425 Angestellte für den Logistikspezialiseint:Fidelityverwaltetfür privateAnleger „ganz normale“ Betriebsversammlung geDem Finanzinvestor ist aber die Ertrags- ten, das sind 15 mehr als noch im Juli diesowie Versicherungen und Pensionsfonds handelt, bei der „nichts Schlimmes“ verwende gelungen. Wie zu erfahren war, ses Jahres. Hinzu kommen rund 30 Leihzwölf Milliarden Euro und vertreibt in kündet worden sei. Die Länge der VerdrehteTritonden Betriebsverlustvor Zin- arbeiter. (Siehe Seite 13.) Deutschland 152 Investmentfonds. sammlung sei schlichtweg der Frage gesen, Steuern und Abschreibungen von FFB wurde von Fidelity 2009 als Frank- schuldet gewesen, dass um 11.45 Uhr ANZEIGE 100 Millionen Euro in einen Gewinn in furter Fondsbank von der BHF-Bank ge- noch nicht alle Fragen beantwortet geweetwa gleicher Höhe. Dieser sogenannte kauft. Sie ist auf die Verwahrung von sen seien, sagt Sachs. Turnaround ging jedoch mit erheblichen Fondsanteilen spezialisiert und hat vor alGleichwohl ist bekannt, dass bei Karfinanziellen Zugeständnissen der Beleglem unabhängige Finanzberater, Invest- stadt im nächsten Jahr ein Stellenabbau schaft in Offenbach einher. Dematic trat mentgesellschaften und Banken als Kun- im großen Stil ansteht. Im September ist zum 30. Juni 2008 aus dem FlächentarifWem können Sie den, aber auch Pr ivatkunden von Fidelity. der Sanierungstarifvertrag ausgelaufen, SiebetreuteinVermögen von12,9 Milliar- der drei Jahre lang die Jobs im Unterneh- Gestern zu: Karstadt Frankfurt Foto hoff vertrag der Metallindustrie aus, begleitet als Unternehmer von massiven Protesten. Erst seit 1. Mai den Euro.Fidelity bezeichnet die„Konsoli- men und die 120 Filialen geschützt hat. uneingeschränkt dierungdes Firmensitzes“als langfristiges Umgekehrt erhalten mit dem Ende der DerBetriebsratsvorsitzendehofft, dass ein diesesJahreszahltdas Unternehmen wieBekenntnis zum deutschen Markt mit sei- Schonzeitauchdierund 370Karstadt-Mit- Teil des Stellenabbaus über Altersteilzeit der nach Tarif. vertrauen „Mit diesem Ergebnis wurde eine für nen Wachstumsaussichtenund zum Stand- arbeiter inFrankfurt jetzt wiederUrlaubs- und Abfindung abgefedert werden kann. beide Seiten tragfähige Lösung gefunden, ort Kronberg. Dort hatte das Unterneh- und Weihnachtsgeld. Mit 50 Millionen Der Umfang hänge auch vom Umsatz im men 1999 die historische Villa Mumm an Euro fallen die Sozialleistungen im Ge- Weihnachtsgeschäft ab. Das Frankfurter welche auch zu einer Verbesserung der Einkommenssituation der Mitarbeiter der Straße nach Falkenstein gekauft und samtunternehmen ins Gewicht. Warenhaus war 2011 in einem ersten Bau- führt“, befand Marita Weber, Geschäftssaniert. Daneben entstand ein moderner Bereits im Sommer hatte Vorstandschef abschnitt fürzwölfMillionenEurorunder- führerin der IG Metall in Offenbach, im Neubau, der bisher nicht vollständig ge- Andrew Jennings den Abbau von 2000 neuert worden. Nach derzeitigem Plan Juli.Diesgiltnoch immer, wiees beimBenutzt wurde. Ein Stockwerk ist jetzt für Vollzeitstellen angekündigt. Die Dienst- wird 2013 das Erdgeschoss umgebaut. www.datev.de/steuerberater triebsrat heißt. Zum Verkauf an die Fiden FFB-Umzug ausgebaut worden.
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Lufthansa-Tarifabschluss sieht Wechsel zu Drehkreuzen vor
Kundenboni und Klimawald
jor. W IESB ADE N. Nach der Tarifeini- und Männer, die sich auf 370 Vollzeitstelgung zwischen der Deutschen Lufthansa len verteilen. Der vom 1. Januar auf zwei AG und der Flugbegleitergewerkschaft Jahre geltendeAbschlusssiehtin derSumUfo spricht viel dafür, dass sich bald an me eine Entgeltanhebung um fast 4,6 Proden Drehkreuzen Frankfurt und München zent im Jahr 2013 vor. Tabellenwirksam ein Personalüberhang ergeben wird. Hin- sind davon 3,95 Prozent, der Rest ergibt tergrund ist der Entschluss der Lufthansa- sich beispielsweise aus Einmalzahlungen. Konzernleitung, den Punkt-zu-Punkt-Ver- Verbesserte Erfolgsbeteiligungen sind kehr von den sogenannten dezentralen ebenfalls vereinbart worden. Standorten wie Hamburg, Stuttgart oder Bis Ende 2014 sind zudem betriebsbeBerlin künftig mit Flugzeugen und Perso- dingte Kündigungen ausgeschlossen. Für nal der Billigtochter Germanwings zu be- neue Mitarbeiter der Lufthansa gilt vom dienen statt mit der teureren Lufthansa- nächstenJahr an eine höhereEinstiegsverPassage. gütung,abereineansonstenflacheralsbisDer nun unter der Leitung des Schlich- her verlaufende Entgeltsteigerung. Bisher ters Bernd Rürup erzielte Tarifabschluss bekommenEinsteiger1533 EuroGrundgestelltes denetwa500 betroffenenLufthan- halt, künftig1670.In derEndstufe werden seaten an den dezentralen Standorten in der Lufthansa-Kabine bisher maximal frei, ohne Verluste von Lufthansa zu Ger- 4400 Euro erreicht, künftig nur noch 3700 manwings oder aber als Lufthanseaten an Euro Grundgehalt. Gerber wie auch Ufodie Drehkreuze Frankfurt und München Chef Nicoley Baublies sprachen von zu wechseln. Auch der Lufthansa-Ver- schmerzhaftenZugeständnissen. handlungsführer Peter Gerber, VorstandsFür die Kabinenmitarbeiter der Luftmitglied der Lufthansa-Passage, ging ges- hansa-Tochter Germanwings spielt dieser
Die Bank Ihres Vertrauens sollte ein Finanzpartner sein, der Sie qualifiziert berät, gute Konditionen bietet und im Idealfall auch gesellschaftlich Verantwortung übernimmt. Als Genossenschaftsbank ist die Sparda-Bank Hessen schon gemäß Satzung dazu berufen, ihre Mitglieder nach Kräften zu fördern. In diesem Sinne bietet sie ihnen gebührenfreie Kontoführung mit BankCard ec, persönliche Beratung, Onlinebanking und weitere Leistungen zum Nulltarif. Darüber hinaus engagiert sich „die Bank für Hessen“ auch für das Gemeinwohl. Ein Beispiel ist die Klimaschutz-Aktion „Hessen wächst“: Für jedes neue Mitglied lässt die Bank einen Baum pflanzen! Bei Wembach, südöstlich von Darmstadt, wächst dadurch in Kürze bereits der fünfte hessische Klimaschutzwald, denn jährlich kommen zwischen 10.000 und 15.000 neue Mitglieder zur Sparda-Bank Hessen.
Manuela Seiniger, Filialleiterinder Sparda-Bank Hessen in Frankfurt- Sachsenhausen Telefon: 069-7537-0
Mehr Stewardessen in Frankfurt
Der Sparda-Finanztipp. Heute: Vorteile der Genossenschaftsbank.
Ohne ihre vielen treuen Mitglieder – derzeit über 290.000 – wären der Bank weder dieser Erfolg noch die stabile Geschäftslage möglich. Hierfür bedankt sich das Institut regelmäßig bei allen seinen Mitgliedern mit exklusiven Konditionsvorteilen. Dieses Jahr gibt es in den Sparda-Treuewochen noch bis zum 14. Dezember besondere Treueboni auf bestimmte Geldanlagen, Spar- und Vorsorgeverträge.
Vergabegesetz: Verzicht auf Mindeststandards ler.WIESBA DEN. Diehessischen Regierungsfraktionen CDU und FDP haben sich gegen die Einführung sozialer oder ökologischer Standards bei der Vergabe öffentlicherAufträge entschieden. Folglich hat sich in der Koalition im Landtag die Linie der FDP durchgesetzt. Man dürfe kleinen und mittleren Unternehmen durch „vergabefremde Kriterien“ nicht noch mehr Bürokratie aufbürden, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Liberalen im Landtag, Jürgen Lenders, gestern aufAnfrage.Zudemsei unklar,wie eineKommune die Einhaltung sozialer oder ökologischerStandards ausreichendüberprüfen könnte. Im Entwurf für ein Mittelstandsförderungs- und Vergabegesetz, den Union und Liberale heute in Wiesbaden präsentieren wollen, wird allerdings klargestellt,dassbei derAuswahleines Angebots nicht allein der niedrigste Preis ausschlaggebend, sondern dass das entsprechend den Ausschreibungsbedingungen„ wirtschaftlichste“ Angebot auszuwählen sei. Bei dieser Entscheidungmüssten auch„auftragsbezogene Nachhaltigkeitsgesichtspunkte“ – beispielsweise die technische Lösung, die Ästhetik, die Umweltverträglichkeit oder die Rentabilität – berück sichtigt werden, heißt es nach Informationen dieser Zeitung. SPD und Grüne im Landtag treten dafür ein, dass Unternehmen, die Aufträge von Landesbehörden oder Kommunen erhalten, einen Mindestlohn in Höhevon8,50 Eurozahlenmüssen.Einig sind sich die beiden Oppositionsparteien auch in der Forderung, dass öffentliche Auftraggeber die Möglichkeit haben müssten, die Bestellung davon abhängig zu machen, ob soziale oder ökologische Standards eingehalten werden. Im Gesetzentwurf der Regierungsfraktionen wird eine Auftragserteilung mit beschränkter Ausschreibung bei Bauleistungen bis zu einem Auftragswert von einer Million Euro zugelassen, eine freihändige Vergabe ist bei Aufträgen mit einem Wert von weniger als 100 000 Euro gestattet. Bei Lieferungen und sonstigen Leistungen liegen die entsprechenden Höchstgrenzen bei 200 000 beziehungsweise 100 000 Euro. Diese Summen entsprechenden Schwellenwerten,diezur Unterstützung der Konjunkturprogrammeim Jahr2009,zunächst nurvorübergehend, eingeführt worden waren. Im Falle einer beschränkten Ausschreibung werden mehrere als geeigneterscheinende Unternehmengezielt zur Abgabe von Angeboten aufgefordert, bei freihändiger Vergabe wird mit mehreren oderausnahmsweisenurmit einem geeigneten Unternehmen verhandelt. Eine öffentliche Ausschreibung, auf die sich eine unbeschränkte Zahl von Interessenten melden kann, ist künftig nur noch erforderlich, wenn dasAuftragsvolumendie imGesetzentwurf genannten finanziellen Grenzen überschreitet.
Norma AG erwartet für 2013 wieder Auftrieb thwi. MAINTAL. Zu Monatsbeginn hat die Norma Group AG noch die Anleger verschreckt, indem sie ihre Umsatzprognose für das laufende Jahr zurücknahm. Die Erlöse sollen nun um ein bis drei Prozent wachsen statt um bis zu sechs Prozent, wie es vorher geheißen hatte. Doch für das nächste Jahr erwartet der Vorstand um Werner Deggim wieder bessere Geschäfte, wie der Konzernchef sowie Finanzvorstand Othmar Belker gestern hervorhoben. „Wir können jetzt schon sagen, dass wir 2013 organisch wachsen werden“, sagte Deggim. Auch werde es 2013 wieder eine Dividende geben. Der Vorstandsvorsitzende des seit 2011 börsennotierten Herstellers von Schlauchschellen und VerbindungsteilensowieFluidprodukten,die unteranderem in Autos, Zügen und Haushaltsgeräten eingebaut werden, begründete die Zuversicht mit der Euro-6-Norm für die Abgabe von Kraftfahrzeugen. „Da liefern wir hinein.“ Deggim und Belker erwarten auch deshalb nach dem Jahreswechsel wieder Rückenwind, weil Kunden derzeit ihre Bestände an Zulieferteilen an den Bedarf anpassten, um zu viel Umlaufvermögen und damit unnötige Kosten zu vermeiden. Vor dem Jahreswechsel 2011/12 hätten sich Kunden ähnlich verhalten, und von Januar an sei es dann abermalsaufwärts gegangen. Vorerst baue Norma in Maintal aber aufgrund fehlender Auftragsspitzen den Großteil der 100 Leiharbeiterstellen ab;Änderungen ander 750 Kräftestarken Stammbelegschaft seien nicht geplant. Und im neuen Jahr dürften wieder mehr Leiharbeiter benötigt werden, sofern sich das Geschäft belebe. Wie Norma zuvor mitgeteilt hatte, ist der Konzernumsatz in den ersten drei Quartalen um 5,8 Prozent auf gut 467 Millionen Euro gewachsen, auch dank zweier Übernahmen. In Asien
Kultur
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 35
Penner neben Banktürmen
Nackter Ritter mit Filmrolle
DieGewinnerdes „Open Mike“ lesen in Frankfurt Seit 1993 hat sich der „Open Mike“ zum bekanntesten deutschen Nachwuchspreis für junge Schriftsteller entwickelt. Am Montagstellten die tagszuvor in Berlin bestimmten Gewinner des Wettbewerbs, der in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal veranstaltet wurde und seit 2006 von der Frankfurter Crespo Foundation gefördert wird, ihre Texte im Club Orange Peel an der Frankfurter Kaiserstraße vor, als Gäste der Veranstaltungsreihe „Text and Beat“, am ersten Abend einer kurzen Tournee, die sie auch noch nach Wien und Zürich führt. Aus 623 Einsendungen hatte die Jury zuvor 22 Finalisten ausgewählt. Zu entscheidenhatten ihreMitglieder,unter denen Marcel Beyer, der derzeitige Stadtschreiber von Bergen-Enkheim, ebenso ist wie die in Of fenbach lebende Schriftstellerin Silke Scheuermann und ihr Kollege Thomas von Steinaecker, über die Vergabe von vier mit insgesamt 7500 Euro dotierten Preisen – drei für Prosa, einer für Lyrik. Im Gespräch mit Christian Metz, Literaturwissenschaftler an der Frankfurter Goethe-Universität und Moderator des Abends, stellte Juan S. Guse seinen Prosatext „Pelusa“ vor, eine Kurzgeschichte über ein junges Paar im patagonischen Nirgendwo, für die er eine der Auszeichnungen erhalten hatte. Der 1989 in Seligenstadt geborene Mitherausgeber der
Ehe die Oscar-Academy ihre Exponate in Los Angeles zeigt, werden sie im Frankfurter Filmmuseum erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Von Pascale Anja Dannenberg Er ist Legende, er ist Mythos, e r ist der älteste, bekannteste und glamouröseste Filmpreis der Welt: der Oscar. Die unprämierte Auszeichnung wurde seit 1929 bis heute 2809 Mal verliehen. Viele meinen, sein Wert sei unermesslich,seine Herstellungskosten jedenfalls liegen bei 300 Dollar. Die mit einer 24-karätigen Goldschicht überzogene Trophäe eines nackten Ritters mit Schwert auf einer Filmrolle geht oftmals an solche Filme, die von Kunstkinoanhängern als konventionelle, teure, effektaufgeblähte Großproduktionen fürs Massenpublikum belächelt werden. Für die Gewinner wie übrigens auch schon fürdie Nominierten bedeutethingegen die 34,4 Zentimeter hohe und 3,8 Kilogramm schwere Statuette Ruhm und Ehre, Ritterschlag und Karrieresprung. Für die Zuschauer ist die Oscar-Verleihung ein Medienspektakel, das spannende Unterhaltung verspricht. Mehrere Voraussetzungen muss ein Film erfüllen, um von der Academy of Motion Picture Arts and Sciences berücksichtigt zu werden. So muss er an mindestens sieben aufeinanderfolgenden Tagen in Los Angeles County zu sehen sein. Er darf nicht übermäßig beworben werden, nur „auf normale und übliche Weise“. Und falls es sich um einen fremdsprachigen Film handelt, muss er Englisch untertitelt sein. Abgesehen vom Marketing-Kriterium dürften solche Auflagennicht immerleicht zu erfüllen sein für kleine (ausländische) Produktionen. In der Regel haben die Academy-Mitglieder ihre Favoriten dann aus 100 bis 250 Filmen zu treffen. Über viele Arbeiten können sie gar nicht urteilen, schließlich sichten sie nicht hauptberuflich wie etwa Mitglieder einer A-Festival-Jury über das ganze Jahr hinweg Filme. Erstmals nun — und das ist wirklich erstaunlich — hat die Academy ihre Archive geöffnet für die Präsentation ihrer Exponate und das nicht etwa in Amerika, sondern in einer Ausstellung im Deutschen Filmmuseum Frankfurt. Erst im nächsten Jahr soll die vonJessicaNiebelund Michael Kinzer kuratierteSchauin LosAngeles gezeigt werden. Bislang wurden einzigForschernder Zutrittin dieArchivege-
Literaturzeitschrift „Bella tr iste“ hat vor vier Jahren in dem vom Frankfurter Literaturhaus abgehaltenen Workshop „Schreibzimmer“ mit dem Schreiben begonnen,damalsunterLeitungvon Ricarda Junge. „Das war die Geburtsstunde für diesen Gewinn“, sagte Guse im Gespräch am Rande der Lesung. Der zweite Preisträger mit hessischen Wurzeln, der in Frankfurt geborene und inBadSodenlebendeMartin Piekar,rezitierte seine von der Jury mit dem LyrikPreisausgezeichneten Gedichte,unter ihnen der „Bastard-Zyklus“, die Auseinandersetzung einer Ich-Figur mit ihren Träumen und Erinnerungen sowie der Realität. Diese Zerrissenheit, sagte der 22Jahrealte Student,lassesichauf seine Heimatstadt übertragen. „Penner neben Banktürmen und Autobahnen, die durch Parks führen, dasgibt es sonst nirgends.“ Vor fünf Jahren hat auch Piekar am „Schreibzimmer“ teilgenommen, heute ist er Mitglied der aus der Werkstatt hervorgegangenen Autorengruppe „Sexy Underground“. Der zweite Prosa-Preis ging an die 34 Jahre alte Sandra Gugi ć für „Junge Frau, undatiert“, die Geschichte einer Namenlosen, die mit dem Wohnort die Identität wechselt. Ihren mit dem Publikumspreis geehrten Text „Schaf e.V.“ las die in Berlin lebende Autorin Joey CONSTANZE EHRHARDT Juschka.
Gongschlag zum Tag des Zorns Bester Film: Billy Wilders „The Apartment“ mit Jack Lemmon und Shirley MacLaine erhielt 1961 fünf Oscars.
währt, in denen Tausende Kostümentwürfe, Produktionsskizzen, Storyboards, Casting-Kommentare, Original-Plakate, Drehbücher, Briefe, Requisiten und Millionen von Fotos aufbewahrt werden. Und erst jetzt ist für all diese Schätze der Filmgeschichte ein 250 Millionen Dollar teurer Museumsbau von Renzo Piano und Zoltan Pali geplant, mit dessen Errichtung 2016 begonnen werden soll. Dass nun also diese Exponate — darunter zehn Oscar-Statuetten — nicht mehr ausschließlich weiter gesammelt, konserviert und ausgewertet, sondern auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden — und das am Schaumainkai ist ein „Knaller“, so formuliert es Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU). „And The Oscar Goes To . . .“ erzählt die 85 Jahre umfassende Geschichte der Königskategorie des Oscars. „The Best Film“ ist der begehrteste Oscar, da er im Gegensatz zu den Auszeichnungen in den Einzeldisziplinen wie etwa Kamera, Schnitt und Regie von allen rund 6000 Academy-Mitgliedern gekürt wird. Die AcaFoto Frank Röth demy setzt sich aus
Foto Capital Pictures
Branchenkollegen zusammen, die selbst unddamitdie „Beste Produktion“ meinen, zu den Gewinnern oder Nominierten ei- sondern auch die übrigen Disziplinen vernes Oscars gehören oder aufgrund ihrer treten wie Regie, Schauspiel, Kamera und Leistungen eine „Einladung“ zum Acade- Technik. Die vonder Academyausgewählmy-Beitritt erhalten haben. Auch Nomi- ten Oscarswurden in stoßresistenteKlimanierte und Gewinner des „Besten fremd- boxen gebettet und in luftgefederten sprachigen Films“ wie Florian Henckel Transportern und im Flieger auf die Reise von Donnersmarck gehören der ehren- nach Frankfurt geschickt, überwacht von amtlichen Organisation an. einem ganzen Trupp Museumslogistikern. Jedes Oscar-Jahr wird in der Sonder- Nacheiner24 Stundenandauernden Ruheschau vorgestellt anhand einer Auflistung phase im Filmmuseum oblag es ausaller nominierten „Besten Filme“ auf schließlich den kuratorisch und konservaSchautafeln mitsamt Standfotos. Zudem torisch arbeitenden Academy-Kurieren, wird pro Jahr ein Originalexponat eines die Trophäen auszupacken. nominierten oder des Gewinnerfilms geDie 1927 gegründete Organisation verzeigt. Die „Besten Filme“ sind auf kleinen lieh ihre First Academy Awards 1929 unin die Schautafeln eingelassenen Monito- ter Douglas Fairbanks. In dem Jahr wurde ren in Ausschnitten zu sehen, ergänzt mit Emil Jannings der bislang einzige Osdurch Clips aus den Preisverleihungen. So caran einendeutschen Schauspielerverliewirddie übersichtlichpräsentierte Ausstel- hen. Aus diesem ersten Jahrgang ist der lung den seit 1929 inzwischen knapp 500 Preis an Frank Borzage für „7th Heaven“ nominierten „Besten Filmen“ zumindest (1927) am Schaumainkai präsent. Der über eine kleine textliche wie visuelle Re- jüngste Oscar ist der für Sam Spiegels ferenz gerecht. Neun Themenbereiche be- „Lawrence Of Arabia“ (1962) als bester leuchten jahresübergreifend bestimmte Film. Unter den übrigen Oscars befinden historische Aspekte wie die Anfänge, Re- sich Auszeichnungen an Clark Gable, Betkorde, vergessenen Filme oder das Wahl- te Davis, John Huston und Billy Wilder. verfahren. Vom Ende der klassischen Hol- Wilder heimste für seine tragikomische lywood-Ära und der Wahrnehmung inter- Moralsatire „The Apartment“ (1960) nationaler „Neuer Wellen“ erzählt der gleichmehrere derTrophäenein,unteranThemenbereich „Oscar und die Filmge- deren auch die für den „Besten Film“. schichte“, der den Umbruch an der BestDie Ausstellung im Deutschen Filmmuseum FrankFilm-Verleihung an Tony Richardsons furt, Schaumainkai 41, ist bis 28. April zu sehen. „Tom Jones“ (1963) festmacht. Sie wird begleitet von einer Reihe (restaurierter) FürGlamourstehendie zehnOscar-Sta- Oscar-Filme und einer Reihe, in der deutsche tuetten, die nicht nur den „Besten Film“ Filmschaffende über ihren Oscar sprechen.
„Roßmarkt hoch drei“: Der Baum, eine Skulptur Ihm blute das Herz, habe ein Passant beim Anblick des abgesägten Baums geäußert. Dies sei durchaus eine angemessene Reaktion, sagte Städelschulrektor Nikolaus Hirsch. Er sprach gestern Abend bei der Eröffnung der dritten Ausgabe von „Roßmarkt hoch drei“. Wieder hatten 25 Schüler Frankfurter Gymnasien eine Kunstposition ausgewählt, um aus dem innerstädtischen Platz den Winter lang einen Denkraum zu machen. Dieses Mal war die Wahl auf die Wiener Gruppe „gelitin“ gefallen, deren vier Mitglieder Wert darauf legen, keine Platzgestaltung vorgenommen, sondern auf dem Roßmarkt eine Skulptur plaziert zu haben. Und nichts anderes. Ein zweiteiliges dreidimensionales Werk: Baumstumpf und liegender Restbaum mit ausladendem Wipfel. Ein kritischer Kommentar zu einer Stadt, deren Häuser deutlich in die Senkrechte streben, wie einer der beteiligten Schüler-Kuratoren erläuterte. Zwar sieht es so aus, als sei der gefällte Baum just an Ort und Stelle niedergestreckt worden, tatsächlich aber kommt er aus einem Wald in der Nähe von Bensheim. Sein Stumpf wurde fest in der Erde am Rand des grauen Geländes verankert, neben schon lange dort heimischen Ahornpappeln. So wirkt die Installation doch, wie Hirsch bemerkte, als hätten die Künstler es auf eine Auseinandersetzung mit dem Bedürfnis der Menschen nach Grün in der Stadt abgesehen. Hätten sie nicht, beteuern die vier Österreicher, aber jeder könne mit ihrer Arbeit anfangen, was er wolle. Offiziell sprachen sie zur Eröffnung nicht, sie riefen nur f röhlich „Hallo Frankfurt“ ins Mikrofon. Das Projekt „Roßmarkt hoch drei“, initiiert und geleitet von Juliane von Herz, habe drei Jahre lang den Fokus auf einen Platz gelenkt, der „von manchen als eher suboptimal“ wahrgenommen werde, sagte Kulturdezernent Felix
Die Frankfurter Kantorei mit Cherubinis c-Moll-Requiem Der Wunsch nach Geborgenheit, der im berühmten Hauptthema des ersten Satzes von Schuberts „Unvollendeter“ mitschwingt, war im sanft wiegenden Vortrag der Camerata Frankfurt in der Dreikönigskirche unter der Leitung von Winfried Toll als Sehnsucht nach Erlösung vom menschlichen Leid verstehbar oder als eine Erinnerung an irdisches Glück, das nie von Bestand war. Vom düsteren Beginnder tiefenStreicherzu denschicksalhaften Fanfaren der Blechbläser zog sich ein Spannungsbogen über die zwei Sätze der Sinfonie Nr. 7 in h-Moll D 759, im Andante con moto in feiner Statik und heftigen Erschütterungen fortgeführt, stimmig in den Kontrasten, anden Übergängen und Schnittstellen. Das 2010 auf Initiative Winfried Tolls gegründete (Projekt-)Orchester, das die von ihm geleitete Frankfurter Kantorei begleiten soll, zeigte sich ebenso gut disponiert wie im Zusammenwirken mit dem Chor im hervorragend ausgewähl-
ten,weilzu selten aufgeführtenRequiem c-Moll von Luigi Cherubini. Das starke, kompakte und ohne Solisten besetzte Werk erklang bei Beethovens Begräbnis 1827, bei dem Schubert Fackelträger war. Was Cherubinis visionäre Musik mit der Beethovens und Schuberts verbindet, ist das Spiel von Licht und Finsternis, das Ringen mit sich, Gott und Welt. Das vermittelte sich mit hoher Piano-Kultur gleich im Introitus. Die Frankfurter Kantorei sang durchweg geschlossen und ausgewogen, ohne Schärfe in den Sopranen und ohne Schwerfälligkeit in den Männerstimmen.DasTosenzum Tag des Zorns,dem mit einem Gongschlag eingeleiteten „Dies irae“, bekam große Durchschlagskraft und wirkte technisch und artikulatorisch doch noch kontrolliert. Die Fuge auf „Quam olim Abrahae promisisti“ erklanghell,sicher undzügig.Ein angenehmer Ruhepunkt zum Totengedenken war das „Pie Jesu“. GUIDOHOLZE
Kurz & klein Bernd-Pfarr-Sondermann-Preis Eine „Sondermann Spendengala für die Opfer karnevalistischer Umtriebe“ wurde jetzt in Erinnerung an den Zeichner BerndPfarr(1958 bis2004)im Frankfurter Depot 1899 ausgerichtet. Mit Pfarrs Kuriositäten erheiterten Festredner wie
KULTURCAMPUS FRANKFURT Bürgermeister Olaf Cunitz lädt ein:
Vom Konsensplan zum Bebauungsplan Informationsveranstaltung KulturcampusFrankfurt
Dienstag, 20. November, 18.30 Uhr Planungsdezernat Kurt-Schumacher-Straße 10 60311 Frankfurt am Main Themen: • Umsetzung Konsensplan / Strukturplan • Stand der Planungen zur Kultur • Neues aus den Arbeitsgruppen
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Bernd Eilert, Hans Zippert, Leo Fischer oder Andreas Platthaus, Redakteur dieser Zeitung. Der Sondermannverein überreichteden mit5000 Eurodotierten Preis „Bernd Pfarr Sondermann für Komische Kunst“ an den Illustrator Christoph Niemann. kcd.
Veranstaltungen und Termine
SEITE 36 · MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
HEUTE IN FRANKFURT THEATER Schauspiel Frankfurt, Kammerspiele: Phädra, Schauspiel von Jean Racine, 20 Uhr; Willy-BrandtPlatz, www.schauspielfrankfurt.de, z 212494 94. Die Käs: Anka Zink, Sexy ist was anderes, 20Uhr; Waldschmidtstraße19, www.die-kaes.com, z 550736. Die Katakombe: Der Prinz von Homburg, Schauspiel von Heinrich von Kleist, 20 Uhr; Pfingstweid straße2, www.katakombe.de, z 491725.
spräch, 19.30Uhr; Basaltstraße23, www. theaterperipherie.de, z 719130 20.
Musikkeller Summa Summarum: Gypsy Swing Session, 21Uhr; Klappergasse 3,
Theatrallalla: Bäppi’s Couch Gebabbel, mit Prof. Dr. Felix Semmelroth und Bäppi La Belle, 20 Uhr; Friedberger Landstraße296, www.theatrallalla.de, z 593701.
KONZERTE Alte Oper: Anna Vinnitskaya, Klavier, Werke von Brahms, Scrjabin, Debussy u.a. 20 Uhr; Opernplatz1, www.alteoper.de, z 1 3 4 0 4 0 0 .
Frankfurt Art-Bar: Stand Up Comedy Open Mic, 20.30Uhr; Ziegelhüttenweg32–34, www. frankfurtartbar.de, z 633079 38.
Alte Oper, Großer Saal: Frankfurter Opern- und Museumsorchester, Pier Giorgio Morandi, Leitung, Chor der Oper Frankfurt, Matthias Köhler, Chor u.a. „Maria Stuart” von Gaetano Donizetti, Oper Konzertant, in ital. Sprache mit dt. Übertiteln, Konzerteinführung 18.15Uhr, 19 Uhr; Opernpla tz 1, www.alteoper.de, z 1 3 4 0 4 0 0 .
Fritz Rémond Theater: Loriots Dramatische Werke, Schauspiel von Vicco von Bülow, 20Uhr; BernhardGrzimek-Allee1, www.fritzremond.de, z 435166. Gallus Theater: The Tortil la Cur tain, Scha uspiel von T.C. Boyle, P latypus Th eater Berlin , in en gl. Sprach e, 11, 16, 19 Uhr; Anmeldung: z 758060 20, Kleyerstraße 15, www.gallu stheater.de, z 758060 20. Gesellschaftshaus Palmengarten: Le Grand C, Compagnie XY, Akrobatik, Tanz und Musik, Europa-Kulturtage 2012, 20 Uhr; Palmengartenstraße 11, www.palmengarten-gastronomie.de, z 900291 51. Jahrhunderthalle: Alive & Swingin’, Rea Garvey, Xavier Naidoo, Sasha und Michael Mittermeier, a Tribute to the Rat Pack, 20 Uhr; Pf affenwiese 301, www.jahrhunderthalle.de, z 1 3 4 0 4 0 0 . Neues Theater Höchst: Varieté Herbst 2012, 16, 20 Uhr; Emmerich-Josef-Straße46a, www.neuestheater.de, z 339999 33. Stalburg-Theater: Severin Groebner, Servus Piefke, 20 Uhr; Glauburgstraße80, www.stalburg.d e, z 256277 44. The English Theatre: Sweet Charity, Musical von Cy Coleman, Dorothy Fields and Neil Simon, 19.30 Uhr; Gallusanlage7, www.englis h-theatre.de, z 242316 20. Theaterperipherie im Titania: Die im Dunkeln – Ein Projekt über Menschen ohne Papiere, Schauspiel, theaterperipherie, anschl. Publikumsge-
Nachtleben: Dritte Wahl, Support: FreiBier, 21 Uhr; Kurt-Schumacher-Straße45, www.batschkapp.de, z 2 0 6 5 0 .
Osterkirche: Emil Mangelsdorff, Janusz Maria Stefanski, Thilo Wagner und Vitold Rek, „Swing tanzen verboten – als Jazzmusiker im III. Reich”, Gesprächskonzert, 20 Uhr; Mörfelder Landstraße 214, www.maria-magdalena-gemeinde.de, z 9 6 3 1 6 1 0 .
Tigerpalast: Internationale Herbst-Winterrevue 2012/2013, 19, 22Uhr; Heiligkreuzgasse16–20, www.tigerpalast.de, z 9 2 0 0 2 2 0 .
Die Schmiere: Hauptsache egal! – Irren ist Standard, 20Uhr; Seckbächer Gasse 4, www.dieschmiere.de, z 281066.
Frankfurt LAB: Study #1, Choreografie von William Forsythe, Musik von Thom Willems, 19.30Uhr; Schmidtstraße 12.
z 0 1 7 3 / 1 6 8 5 6 7 4 .
Ponyhof: Myles, 21Uhr; Klappergasse16, www.ponyhof-club.de.
Batschkapp: Into Darkness 2012, mit Pain, Moonspell, Swallow The Sun, Lake of Tears und Gästen, 18Uhr; Maybachstraße24, www. batschkapp.de, z 952184 10. Caritas-Altenzentrum Sankta Teresa: Kateryna Kasper und Andrea Capecci, Sopran und Klavier, 16 Uhr; Große Nelkenstraße16. Das Bett: Die Orsons, Deutscher Hip-Hop, 20 Uhr; Schmidtstraße 12. Dreikönigskirche: Kammerensemble Cologne, 20 Uhr; Dreikönigsstraße32, www. dreikoenigsgemeinde.de. Gibson: PUR präsentiert: Ryan Leslie, R’n’B, 5 Minute Freshen Up, 21 Uhr; Zeil85– 93, www. gibson-club.de, z 7 1 0 4 8 9 4 7 5. Heilig-Geist-Kirche im Dominikanerkloster: Coffey Anderson, 20 Uhr; Kurt-Schumacher-Straße23. Hochschule für Musik und Darstellende Kunst: Sonaten von Johannes Brahms, Dozentenkonzert mit Sophia Jaffé, Violine; Björn Lehmann, Klavier, 19.30Uhr; Eschersheimer Landstraße29–39, www.hfmdk-frankfurt.de, z 1 5 4 0 0 7 3 3 4. Jazzkeller: Jazz-Session, mit professioneller Rhythmusgruppe, 21 Uhr; Kleine Bockenheimer Straße18a, www.jazzkelle r.com, z 288537. Mampf: Hans Maiwald Trio , 20.30 Uhr; Sandweg64, www.mampf-jazz.de, z 448674.
St. Jakob Bockenheim: Bettina Strübel, Reihe: Orgelpunkt am Mittwoch, Thema: Consolation, 18.30–19Uhr; Kirchplatz9, www. evgemeindebockenheim.de, z 774742.
FILME Berger Kino: Das grüne Wunder – Unser Wald, 15.10Uhr; Die Vermessung der Welt (3D), 16, 18.30, 20.55Uhr; Messner, 16.55 Uhr; Der Vorname, 19 Uhr; Cloud Atlas, 20.55Uhr; Cloud Atlas (OV), 20.55Uhr; Berger Straße177, z 9 4 5 0 3 3 0 . Cinema: Winterdieb, 15, 19 Uhr; Argo (OmU), 15.15, 18, 20.30Uhr; Die Wand, 15.30, 20Uhr; Robot & Frank, 17Uhr; Wie beim ersten Mal, 17.45 Uhr; Pieta, 21Uhr; Rossmarkt7, www.arthouse-kinos.de, z 219978 55. Cinestar: Skyfall, 17, 18, 19.30, 20Uhr; Hotel Transsilvanien (3D), 17. 10 Uhr; Agen t Ranjid r ettet die Welt, 17.30Uhr; Hotel Transsilvanien, 17.30Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa, 17.40 Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held, 17.40Uhr; Das Schwergewicht, 17.50, 20.30 Uhr; Canakkale 1915 (Türkisch mit dt. Untertiteln), 19.40 Uhr; Cloud Atlas, 20Uhr; Cold Blood: Kein Ausweg. Keine Gnade, 20Uhr; 96 Hours – Taken 2, 20.20Uhr; Mainzer Landstraße 681, www.cinestar.de, z 0 1 8 0 5 / 1 1 8 8 1 1 . Cinestar Metropolis: Skyfall (OV), 13.30, 16.30, 19.40, 22.50Uhr; Das Schwergewicht, 14, 16.4 5 Uhr; Skyfall, 14, 16.30, 17, 20.30 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa, 14.15Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held, 14.15, 16.15 Uhr; Wie beim ersten Mal, 14.15 Uhr; Hotel Transsilvanien (3D), 14.20Uhr; Agent Ranjid rettet die Welt, 14.30Uhr; Hotel Transsilv anien, 14.30 Uhr; Argo, 16.45, 19.30, 23 Uhr; Cold Blood: Kein Ausweg. Keine Gnade, 20 Uhr; Possession – Das Dunkle in Dir, 20.40Uhr; Paranormal Activ ity 4, 22.45Uhr; Looper, 23.15 Uhr;
96 Hours – Taken 2, 23.25 Uhr; Eschenheimer Anlage40, www.cinestar.de, z 955064 01. E-Kinos: Agent Ranjid rettet die Welt, 13, 15 Uhr; Gregs Tagebuch – Ich war’s nicht! 13 Uhr; Skyfall, 13, 16.30, 17, 20, 20.30Uhr; Hotel Transsilv anien, 13.15, 15.30, 18Uhr; Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät, 13.30, 16Uhr; Das Schwergewicht, 14, 16.15, 18.30, 20.45Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa, 14Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held, 14, 16 Uhr; Die Vermessung der Welt, 15.15, 18, 21Uhr; Argo, 17.45, 20.30 Uhr; Omamamia, 18.30Uhr; Love Is All You Need, 20Uhr; Sneakpreview, 20.30Uhr; Savages, 20.45 Uhr; Zeil125, www.ekinos-frankfurt.de, z 285205. Eldorado: Cloud Atlas, 20 Uhr; Schäfergasse 29, www.ekinos-frankfurt.de, z 281348. Filmforum Höchst: El regreso de Lencho – Die Rückkehr von Lencho (Original mit engl. Untertiteln), 18.30Uhr; El diablo no se quema – Der Teufel brennt nicht (Original mit engl. Untertiteln), 20.30Uhr; Emmerich-Josef-Straße46a, www. filmforum-höchst.de, z 212456 64. Filmtheater Valentin: Late Bloomers, 18 Uhr; Wie beim ersten Mal, 20 Uhr; Bolongarostraße 105, www.filmtheater-valentin.de, z 3 0 8 6 9 2 7 . Harmonie: Lore (2012), 15Uhr; More than Honey, 15, 19 Uhr; Fraktus, 17, 21.15Uhr; Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel, 17.15 Uhr; Oh Boy, 19.15, 21 Uhr; Dreieichstraße54, www.arthouse-kinos.de, z 663718 36. Kinder- und Jugendclub Nieder-Erlenbach: König Drosselbart, 16 Uhr; Große Bleiche10, www. kijuclub.de, z 0 6 1 0 1 / 4 1 1 3 4 . Kino des Deutschen Filmmuseums: In den Sümpfen (OV), 18Uhr; Bled Number One – Back Home (Original mit engl. Untertiteln), 20.30Uhr; Schaumainkai41, www.deutsches-filmmuseum.de, z 9 6 1 2 2 0 2 2 0. Mal Seh’n: Camp 14 – Total Control Zone (OmU), 18 Uhr; The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit, 20 Uhr; Adlerflychtstraße 6, www.malsehnkino.d e, z 5 9 7 0 8 4 5 . Orfeo’s Erben: Sushi in Suhl, 17 Uhr; Ein griechischer Sommer, Türkisches Filmfestival, 19 Uhr; Zenne – Der Bauchtänzer: Dancer (OmU), 21.15Uhr; Hamburger Allee 45, www.orfeos.d e, z 707691 00. Weltkulturen Museum: Fold Crumple Crush: The Art of El Anatsui, 19Uhr; Schaumainkai29–37, www.weltkulturenmuseum.de, z 212359 13.
LITERATUR Frankfurter Literaturtelefon: Monika Carbe, liest aus „Neuseelandskizzen”, Gedichte, Literatur rund um die Uhr, Tel.: 069/24246021, ; www.frankfurt.de, z 242460 21. Haus des Buches: Spuk! Wahnsinn! Teufelswerk! „Das Nashorn schläft”, ein kleines Festival zum 75. Geburtstag von F. K. Waechter, szenische Lesung, Fliegende Volksbühne, 20 Uhr; Info: z 4 07 66 25 80, www.fliegendevolksbuehne.de, Braubachstraße 16.
Weihnachtsgeschenkidee
Messe und Vorträge Information und Beratung
Kurhaus Bad Homburg Johann-Strauß-Orchester Wiesbaden Herbert Siebert Sonntag, 23. Dezember 2012, 17.00 Uhr
Festliches Weihnachtskonzert
17.+18.November 2012 Stadthalle Oberursel Sa.10-18 Uhr · So.11-17 Uhr
Öffentliche Ausschreibungen HOCHTAUNUSKREIS Der Kreisausschuss
Ludwig-Erhard-Anlage 1-5, 61352 Bad Homburg v.d.Höhe
Öffentliche Ausschreibung gemäß VOL/A, § 3 (1) Der Kreisausschuss des Hochtaunuskreises, Ludwig-Erhard-Anlage 1 - 5, 61352 Bad Homburg v. d. Höhe, beabsichtigt, die Beschaffung von
Lehrmitteln des Herstellers LD Leybold Didactic als Ergänzung zur vorhandenen Leybold-Ausstattung für das Gymnasium Oberursel - Ausschreibung Nr. 36/2012 Veröffentlichung in Hessischer Ausschreibungsdatenbank: HAD-Nr. 2018/598 auf dem Wege einer öffentlichen Ausschreibung an geeignete Firmen zu vergeben. Die Lieferung muss innerhalb 8 Wochen nach Zuschlagserteilung, spätestens am 08.03.2013,erfolgen. Die Zahlungsbedingungen und die Eigenerklärung des Bieters sind in den Verdingungsunterlagen enthalten. Die Ausschreibungsunterlagen können bis Freitag, den 30.11.2012 mit Angabe der Ausschreibungsnr. 36/2012 per E-Mail, [email protected] oder unter der Anschrift Der Kreisausschuss des Hochtaunuskreises Fachbereich 10.00 – Einkauf – Ludwig-Erhard-Anlage 1-5 61352 Bad Homburg v. d. Höhe schriftlich angefordert werden. Auskünfte zum Vergabeverfahren erteilt Herr Löw (06172/999-1010). Das Angebot muss in allen Bestandteilen in deutscher Sprache abgefasst werden. Das Angebot ist fest verschlossen und fristgerecht an den Hochtaunuskreis, Der Kreisausschuss, Postfach 19 41, 61289 Bad Homburg v. d. Höhe, zu senden oder bei der Posteingangsstelle der Kreisverwaltung Ludwig-Erhard-Anlage 1, 61352 Bad Homburg v.d.Höhe, abzugeben. Die Angebotsfrist läuft am Mittwoch, den 05.12.2012 um 09.00 Uhr ab. Die Zuschlags- und Bindefrist läuft bis Freitag, den 11.01.2013. Zuschlagskriterium ist der Preis. Es wird darauf hingewiesen, dass Bewerber mit der Abgabe ihres Angebotes auch den Bestimmungen über nicht berücksichtigte Angebote gemäß § 19 VOL/A unterliegen. Bad Homburg v. d. Höhe, 12. November 2012
Ulrich Krebs Landrat
Ausschreibungsbekanntmachung Öffentliche Ausschreibung VOL/A Die Stadt Bad Homburg v.d.Höhe – Der Magistrat – schreibt folgende Leistung nach VOL/A aus: Personalservice, Beihilfebearbeitung
Vergabe-Nr.
Kosten
Submissionstermin
HG-2012-0188
10,00 €
07.12.2012; 11:00 Uhr
Die Vergabeunterlagen können schriftlich bis zum 30.11.2012 bei der Stadt Bad Homburg v.d.Höhe – Der Magistrat – Fachbereich Recht, Vergabestelle, Rathausplatz 1, 61348 Bad Homburg v.d.Höhe (Fax: 06172/100-3099 oder [email protected]), mit Einzahlungsbeleg oder Verrechnungsscheck angefordert werden.
Werke von l e s r
u r e b O , e c i v r e s e b r e
W s u p p a K © · . V . e . O s u k o f : r e t l a t s n a r e V
G.F. Händel, W.A. Mozart, E. Humperdinck, J. Strauß u. a.
Claudia Grundmann, Sopran Bernd-Peter Arnold, Moderation
Literaturhaus Frankfurt: Iris Berben und Christoph Amend, liest aus „Ein Jahr – ein Leben oder Ein Mädchen von den Sternen”, 19.30Uhr; Schöne Aussicht2, www.literaturhaus-frankfurt.de, z 7 5 6 1 8 4 0 .
VORTRÄGE Archäologisches Museum: Kirchengrab und Grabkirche, Elitenbestattung in merowingerzeitlichen Kirchen, von Dr. Sebastian Ristow, EuropaKulturtage 2012, 18Uhr; Karmelitergasse1, www.archaeologisches-museum.frankfurt.d e, z 212358 96. Cafébar im Kunstverein: Zusammenhalt. Die Stadt und ihre Brüche, mit Peter Lindner, Daniela Wanger, Klaus Ronneberger und Dieter von Lübke, Reihe: Eine Stadt für alle? Heinrich-Boell-Stiftung Hessen e.V. 19.30Uhr; Markt 44, www.fkv.d e, z 847708 63. Goethe-Universität, Campus Bockenheim: Mineralische Rohstoffe in Sachsen und andere Rohstoffprojekte in Deutschland – Chancen für die Zukunft, von Prof. Dr. Thomas Seifert, Reihe: Der Kampf um die Rohstoffe, Hörsaal H 14, 18.15 Uhr; Senckenberganlage31, www.uni-frankfurt.d e, z 7980.
Historisches Museum: Der Euro und seine Vorläufer, von Dr. Gunther Quarg, Frankfurter Numismatis che Gesellschaft, 18 Uhr; Die schwarze Schmach, Vortrag, eine rassistische Kampagne im Deutschland der Zwanziger Jahre, von Dr. Iris Wigger, 19Uhr (abgesagt); Fahrtor2, www. historisches-museum-frankfurt.de, z 212351 54. K-1 BusinessClub GmbH: Berufsfindung – Umorientierung, Studienwahl, Work-Life-Balance, Diskussion, Infoabend, Perspektive X, 19–20 Uhr; Hanauer Landstraße204, www.k1bc.d e.
Stadtteilbibliothek Nieder-Eschbach: LeseZauber-Fest, „Die Bremer Stadtmusikanten”, Puppentheater Kolibri – Theaterstück, Ausstellung und Buchverlosung, ab 4 Jahren, 15 Uhr; Urseler Weg27, www.stadtbuecherei. frankfurt.de, z 212756 87.
Museum für Angewandte Kunst, Historische Villa Metzler: Agnes Meyer und Thomas Mann. Die Geschichte einer unerwiderten Liebe, von Prof. em. Dr. Hans Vaget, Transatlantischer Mittwoch, 19.30Uhr; Schaumainkai 17, www. angewandtekunst-frankfurt.de, z 212340 37. Romanfabrik: Über das fiktive Spekulationskapital, Kurzvortrag von Rudolf Hickel, anschl. Gespräch mit Micha Brumlik, Ruthard Stäblein und dem Publikum, Philosophis ches Café, 20.30 Uhr (abgesagt); Hanauer Landstraße186, www. romanfabrik.de, z 4 9 4 0 9 0 2 . Saalbau Bockenheim: Wie die USA in Nahost ihre Führung und ihren Weltfrieden voranbringen, Diskussion der politischen Zeitschrift Gegenstandpunkt, 19 Uhr; Schwälmer Straße 28, www.saalbau. com, z 777546.
Stadtteilbibliothek Rödelheim: LeseZauber-Fest, „Puppen.etc: Das Glück, das nicht vom Baum fallen wollte“– Theaterstück, Ausstellung und Buchverlosung, ab 4 Jahren, 15Uhr; Radilostraße17–19, www.stadtbuecherei-frankfurt.de, z 783058.
Stadtteilbibliothek Schwanheim: @ Wir zeigen’s Ihnen! Interneteinführung mit persönlicher Betreuung, 9–11Uhr; Anmeldung erforderlich, Alt-Schwanheim 6, www.stadtbuecherei.f rankfurt. de, z 357733. Zentralbibliothek: Weiterbildung Rhein-Main, Beratung der Walter-Kolb-Stiftung über allgemeinbildende, schulische und berufliche Weiterbildung, 16.30–18.30Uhr; Jenseits der bürgerlichen Gesellschaft – Refeudalisie rung und Postdemokratie, von Sighard Neckel, Reihe: à jour: An der Grenze? Über die Zukunft der Moderne, 19.3 0 Uhr; Hasengasse4, www.stadtbuecherei. frankfurt.de, z 212380 80.
Ausstellungshalle: Eröffnung:Bernd Wolf und Michael Kolod, Malerei und Objekte, Michael Hierholzer, Einführung, 19 Uhr; Schulstraße1a, www.ausstellungshalle.info, z 962001 88.
KINDER Abenteuerspielplatz Riederwald: Abenteuerspielplatz Riederwald, Pädagogisch betreuter Abenteuerspielplatz im Außengelände, 11–17 Uhr; Kirschenallee, www.abenteuerspielplatz.de, z 421050. Eselsohr: Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen … von 8 bis 11 Jahren, Rahmenprogramm zur Frankfurter LeseEule, 19.30Uhr; Info: www.kinderkultur-frankfurt.de,Anmeldung erforderlich, Am Weingarten11, www.esels ohrbuchhandlung.de, z 706811. KiBi – Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek: LeseMinis, ab 4 Jahren, „Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich” von den Gebrüdern Grimm, 16 Uhr; Anmeldung erforderlich, Arnsburger Straße24, www.stadtbuecherei. frankfurt.de, z 212316 31. Löwenhof: Kleiner Klaus, großer Klaus, TheaterGrüneSosse, ab 6 Jahren, 9.30, 11Uhr; Löwengasse27. Museum Giersch: Suchen, sammeln, Schätze zeigen…, von 5 bis 10 Jahren, in der Ausstellung „Kunstschätze des Mäzens Heinrich von Liebieg”, 15.30–17.30Uhr; Anmeldung erforderlich, Schaumainkai83, www.museum-giersch.de, z 633041 28. Nikolauskapelle Bergen-Enkheim: Maulwurf Grabowski, Theater Mär, ab 4 Jahren, 15 Uhr; Marktstraße56, www.saalbau.com, z 153081 20. Römer: Marie-Aude Murail, liest aus „Das ganz und gar unbedeutende Leben der Charity Tiddler”, ab 12 Jahren, in französischer Sprache, Tobias Scheffel, Übersetzung, Rahmenprogramm zur Frankfurter LeseEule, Schwanenhalle, 18 Uhr; Info: www. kinderkultur-frankfurt.de,Anmeldung: z 21 23 64 95, Römerberg19, www.frankfurt.de, z 212385 89. Senckenberg Naturmuseum: Forschen in der dunklen Jahreszeit: Experimente mit Licht und Schatten, Begleitprogramm zur Ausstellung „Licht und Farbe”, von 7 bis10 Jahren, Experiment Museum, 16–17.30Uhr; Anmeldung: www.senckenberg.de/veranstaltungen, Senckenberganlage25, www.senckenberg.de, z 7 5 4 2 0 . Stadtteilbibliothek Dornbusch: LeseMinis, ab 4 Jahren, „Die große Reise von Fräulein Pauline” von Charlotte Gastaut, 15 Uhr; Anmeldung: z 21 23 45 03, Eschersheimer Landstraße248, www.stadtbuecherei. frankfurt.de, z 212345 03.
Stadtteilbibliothek Niederrad: SchülerInfos, Ein Lesetrainer ganz für dich allein, ab 1. Klasse, 15–16 Uhr; Anmeldung: z 67 46 73, Haardtwaldplatz 3, www.stadtbuecherei. frankfurt.de, z 674673.
Stadtteilbibliothek Seckbach: LeseMinis, ab 4 Jahren, „Freunde fürs Leben” von Florence Seyvos, 16.30 Uhr; Arolser Straße 11, www.stadtbuecherei. frankfurt.de, z 473705.
WEITERE VERANSTALTUNGEN Archäologisches Museum: Königinnen der Merowinger, Adelsgräber aus den Kirchen von Köln, Saint-Denis, Chelles und Frankfurt, 18Uhr; Karmelitergasse1, www.archaeologischesmuseum.frankfurt.de, z 212358 96.
Basis Gutleutstraße: Pablo Pijnapple, Mirror Facing Mirror, 18Uhr; Gutleutstraße 8–12, www.basisfrankfurt.de, z 400376 17. Die Galerie: Eröffnung: Johannes Heisig, Malerei, 18.30 Uhr; Grüneburgweg123, www.die-galerie. com, z 9 7 1 4 7 1 0 . Experiminta Science Center: Teufelsrad-Vor führung, 15.30Uhr; Hamburger Allee22–24, www.experiminta.de, z 7137 9690. Frankfurter Kunstverein: Contact. Artists from Aotearoa/New Zealand, 18Uhr; Markt 44, www.fkv.de, z 2 1 9 3 1 4 0 . Historisches Museum: Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg, Führung mit Silke Lohmann, 18Uhr; Fahrtor2, www.historisches-museum-frankfurt.de, z 212351 54. Jüdisches Museum: Arnold Daghani und Charlotte Salomon, Erinnerung – Bild – Wort, 18Uhr; Untermainkai14–15, www.juedis chesmuseum.de, z 212350 00. Kunstraum Bernusstraße: Eröffnung: Victor Sanovec, 1984–2012 – Arbeiten von Victor Sanovec, 19 Uhr; Bernusstraße 18, www.kunstraumbernusstrasse.de, z 977836 56. Liebieghaus Skulpturensammlung: Kunst und Religion, Senioren Wrestlin g, 19 Uhr; Schaumainkai 71, www.liebieghaus.de, z 6 5 0 0 4 9 0 . Museum für Angewandte Kunst: Eröffnung: In heißer Lieb’ gebraten – Plastiken von Caro Suerkemper, Intervention in den Epochenräumen der Historischen Villa Metzler, 19 Uhr; Schaumainkai 17, www.angewandtekunst-frankfurt.de, z 212340 37. Museum für Kommunikation: Willst du mit mir gehen? Botschaften unter der Schulbank, 16Uhr; Tempo Tempo! Im Wettlauf mit der Z eit, Füh rung, 17 Uhr; Schaumainkai 53, www.mfk-frankfurt.d e, z 6 0 6 0 0 . Museum für Moderne Kunst: Zeit, Führung mit Marta McClennan, 11 Uhr; Fotografie Total, Führung mit Bianca Knall, 18 Uhr; MMK Sunset, Kurzführungen, Kuratoren- und Künstlergespräche, zur Ausstellung „Thomas Scheibitz. One-Time Pad”, 19–0 Uhr; Domstraße10, www.mmk-frankfurt.de, z 212304 47. Museum Giersch: Kunstschätze des Mäzens Heinrich von Liebieg, 17.30 Uhr; Schaumainkai83, www.museum-giersch.de, z 633041 28. Schirn Kunsthalle: Gustave Caillebotte, Ein Impressionis t und die Fotografie, 11 Uhr; Privat, 19 Uhr; Römerberg, www.schirn.de, z 2 9 9 8 8 2 0 . Städel Museum: Wahnsinn in der Kunst des 19. Jahrhunderts, Führung mit Maureen Alexandra Ogrocki, in der Ausstellung „Schwarze Romantik”, 18.30 Uhr; Art Talks, Führung in engl. Sprache, Line, Figure and Form in Raphael’s Drawings, 19Uhr; Raffael, Zeichnungen, 19.30Uhr; Schaumainkai 63, www.staedelmuseum.de, z 6 0 5 0 9 8 0 .
HEUTE IN RHEIN-MAIN
Extra-Chor Staatstheater Wiesbaden Projekt-Chor Johann-Strauß-Orchester Wiesbaden
Samstag, 12. Januar 2013, 19.00 Uhr
Neujahrskonzert Werke von G. Puccini, C.M. Ziehrer, J. Offenbach, J. Strauß u. a.
Anja Stader, Sopran Bernd-Peter Arnold, Moderation Wer für beide Konzerte Karten erwirbt, erhält 20 % Ermäßigung. Vorverkauf an allen üblichen Vorverkaufsstellen: Tourist Info + Service Kurhaus Bad Homburg, Telefon 0 61 72 / 178 37 10 Frankfurt Ticket RheinMain, Hauptwache B-Ebene und Call Center Telefon 069 / 1 34 04 00 www.johann-strauss-orchester-wiesbaden.de
RheinMainMedia
Wissen was los ist Wissen, wer was anbietet. EineAnzeigein dieserTageszeitung erreicht mehr Leser, als Sie glauben.
ASCHAFFENBURG
BAD SODEN
A KONZERTE
A FILME
Colos-Saal: Randy Hansen & Band, 20 Uhr; Rossmarkt19, www.colos-saal.de, z 0 6 0 2 1 / 2 7 2 3 9 . �
Hofgarten-Kabarett: Frank Keller’s Acoustic Lounge, „The walk of fame”, 20Uhr; Hofgartenstraße 1a, www.hofgarten-kabarett.d e, z 0 6 0 2 1 / 2 0 0 4 5 5. A FILME
Casino-Filmtheater Aschaffenburg: Madagascar 3: Flucht durch Europa, 15 Uhr; Robot & Frank, 15.30Uhr; Argo, 16.45, 19Uhr; More than Honey, 17.15Uhr; Omamamia, 19 Uhr; Vielleicht lieber morgen, 21 Uhr; Fraktus, 21.1 5 Uhr; Ohmbachsgasse1, www.casin o-aschaffenburg.d e, z 0 6 0 2 1 / 4 5 1 0 7 7 2 . �
Kinopolis: Hotel Transsilv anien, 14 Uhr; Skyfall, 14, 16.30, 16.45, 19.30, 20.15, 23Uhr; Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät, 14.10Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa (3D), 14.10, 16.45Uhr; Hotel Transsilvanien (3D), 14 .15, 17 Uhr; Agent Ranjid rettet die Welt , 14.30, 16.40 Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held, 15 Uhr; Die Hochzeit unserer dicksten Freundin, 17.15 Uhr; Das Schwergewicht, 17.30, 20.20, 23.15Uhr; 96 Hours – Taken 2, 18.45Uhr; Cloud Atlas, 19.30 Uhr; Die Vermessung der Welt (3D), 19.45Uhr; Hasta la vista! 20 Uhr; Paranormal Activit y 4, 21, 23.15Uhr; Sneakpreview, 22.45Uhr; Goldbacher Straße 25–27, www. kinopolis.de/aschaffenburg, z 0 6 0 2 1 / 3 5 7 3 5 7 .
BAD HOMBURG A THEATER
Erstes Deutsches Äppelwoi-Theater: Der König von Mallorga, Super-Show der 90er Jahre, 20Uhr; Louisenstraße58, www.deutschesaeppelwoi-theater-bad-homburg.de, z 0 6 1 7 2 / 1 7 8 1 1 0.
BAD VILBEL A THEATER
Theater Alte Mühle: Robert Kreis, Kabarett, Ach, du liebe Zeit, 20Uhr; Lohstraße 13, www.kultur-bad-vilbel.de, z 0 6 1 0 1 / 5 5 9 4 5 5. �
DARMSTADT A THEATER Staatstheater, Foyer: Aktion Theaterfoye r, musikalisch er Nachmittag, 16 Uhr; Georg-Büchner-Platz1, www.staatstheaterdarmstadt.de, z 0 6 1 5 1 / 2 8 1 1 6 0 0 . �
Comedy Hall/Kikeriki-Theater: Faust – ein teuflisches Jahrmarktspie l, Schauspiel, 20.30 Uhr; Heidelberger Straße131, www.comedyhall.de, z 0 6 1 5 1 / 9 6 4 2 6 6 . Die Komödie Tap: Taxi Taxi !! oder Dopp elt leben hält besser, Schauspiel von Ray Cooney, 20.15Uhr; BessungerStraße 125, www.die-komoedie-tap.de, z 0 6 1 5 1 / 3 3 5 5 5 . West Side Theatre: The Sea, Schauspiel von Edward Bond, ESOC-Theatre Group, 20 Uhr; Landwehrstraße 58, www.westsidetheatre.de, z 0 6 1 5 1 / 4 9 2 4 6 2 1 . A KONZERTE
An Sibin: Open-Mic-Night, Mixed, offene Bühne, 21Uhr; Landgraf-Georg-Straße25, www.ansibin.com, z 0 6 1 5 1 / 2 0 4 5 2 . �
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A KONZERTE
Altana Kulturstiftung im Sinclair-Haus: Lehrende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Japanische Komponisten des 20. Jahrhunderts, Werke von Yoritsune Matsudaira, Toru Takemitsu u.a. 19 Uhr; Löwengasse15, www.altana-kulturstiftung.de, z 0 6 1 7 2 / 4 0 4 1 2 0. A FILME
Kur-Theater: Wer’s glaubt wird selig, 20 Uhr; Zum Quellenpark 2, www.galax-cinema.de, z 0 6 1 9 6 / 2 7 7 3 3 . �
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Kaskade: Ice Age 4 – Voll verschoben, 15 Uhr; Skyfall, 16, 20Uhr; Holy Motors, 17.30, 20 Uhr; Seedammweg, www.galax-cinema.de, z 0 6 1 7 2 / 4 8 9 2 0 9. �
A VORTRÄGE
Klink Dr. Baumstark: Korea – Reise in ein geteiltes Land, Dia-Vortrag von Horst Liebelt, 19.30Uhr; Viktoriaweg 18, www.klinik-dr�
Centralstation: Eric Bibb & Habib Koité, Weltmusik, 19.30Uhr; Im Carree, www.centralstationdarmstadt.de, z 0 6 1 5 1 / 3 6 6 8 8 9 9 . Goldene Krone: Kitsch, Rock, 21Uhr; Schustergasse 18, www.goldene-krone.de, z 0 6 1 5 1 / 2 1 3 5 2 . Schlösschen im Prinz-Emil-Garten: Tanz mit Gesang und Livemusik, Mixed, 14–17 Uhr; Heidelberger Straße56, www.nbh-darmstadt.de, z 0 6 1 5 1 / 6 3 2 7 8 . A FILME
Cinemaxx Darmstadt: Madagascar 3: Flucht durch Europa (3D), 14.30, 17Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held (3D), 14.30, 16.45Uhr; Skyfall, 14.30, 15.45, 17.15, 19.30, 20, 20.45, 22.30 Uhr; Hotel Transsilvanien (3D), 14.45, 17.45, 18.45 Uhr; Das Schwergewicht, 15, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr; Agent Ranjid rettet die Welt, 15.15, 17.30Uhr; Tom und Hacke, 15.30Uhr; Possession – Das Dunkle in Dir, 18, 20.30, 23Uhr; Cloud Atlas, 19.30Uhr; 96 Hours – Taken 2, 19.45 Uhr; �
Helia: Hotel Transsil vanien, 14.45, 18Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held, 14.45 Uhr; Skyfall, 14.45 Uhr; Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät, 15Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa, 15, 17.30 Uhr; Gregs Tagebuch – Ich war’s nicht! 15.30Uhr; Die Vermessung der Welt (3D), 16.45, 20.15Uhr; Skyfall (OV), 17, 19.45 Uhr; Robot & Frank, 17.45Uhr; Der Verdingbub, 18Uhr; Cloud Atlas, 19.30Uhr; Savages, 20 Uhr; Mann tut was Mann kann, 20.15 Uhr; Die Hochzeit unserer dicksten Freundin, 20.30 Uhr; Wilhelminenstraße9, www.citydome.de, z 0 6 1 5 1 / 2 9 7 8 9 . Pali: Skyfall, 14.45, 16.30, 20 Uhr; Luisenstraße10, www.citydome.de, z 0 6 1 5 1 / 2 9 7 8 9 . Rex: More than Honey, 17, 19Uhr; Argo, 17.30, 20.30 Uhr; Die Wand, 18.15, 20.4 5 Uhr; Vielleicht lieber morgen, 18.15Uhr; Hard Candy, 20.45Uhr; Omamamia, 21 Uhr; Grafenstraße 18–20, www.citydome.de, z 0 6 1 5 1 / 2 9 7 8 9 . A KINDER
Schlösschen im Prinz-Emil-Garten: Geschichten vorlesen mit Romy, Lesung, 15– 16.30 Uhr; Heidelberger Straße56, www.nbhdarmstadt.de, z 0 6 1 5 1 / 6 3 2 7 8 . �
WEITERE VERANSTALTUNGEN Schenck Technologiepark: Kleinplastik aus Ägypten, Führung, mit Annika Potzgalski, 18Uhr; Landwehrstraße55, www.schenck-technologiepark.de, z 0 6 1 5 1 / 3 2 1 2 0 0. A
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FRIEDRICHSDORF A FILME
Kino Köppern: Was bleibt, 20 Uhr; Köpperner Straße 70, www.kinokoeppern.de, 1 0 3 9. �
z 0 6 1 7 5 /
HANAU A FILME
Kinopolis: Hotel Transsilvanien, 14.15 Uhr; Skyfall, 14.20, 16.40, 17.30, 20, 20.40, 22.45 Uhr; Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät, 14.30Uhr; Gregs Tagebuch – Ich war’s nicht! 14.30Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa (3D), 14.30, 16.20 Uhr; Das Schwergewicht, 15, 17.30, 20, 22.45 Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held, 15Uhr; Der Lorax, 15.30Uhr; Agent Ranjid rettet die Welt, 16.45, 19 Uhr; Die Vermessung der Welt (3D), 17, 20Uhr; Liebe, 17 Uhr; Hotel Transsilvanie n (3D), 17.30 Uhr; Wie beim ersten Mal, 18.30 Uhr; Cloud Atlas, 19.30 Uhr; Skyfall (OV), 19.30 Uhr; Possessio n – Das Dunkle in Dir, 20.45, 23 Uhr; 96 Hours – Taken 2, 21 Uhr; Sneakpreview, 22.30 Uhr; Paranormal Activity 4, 22.50Uhr; �
14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
Termine
SEITE 37
GROSSER RÄUMUNGSVERKAUF WEGEN UMBAU!
HEUTE IN RHEIN-MAIN
DARMSTADT. Zwei herausragende Vertreter ihres Fachs geben sich die Ehre: Eric Bibb, einer der derzeit einflussreichsten Künstler des amerikanischen Blues, und Habib Koité, eine der wichtigsten Stimmen Westafrikas. Gemeinsam wollen sie ihr Publikum die spirituelle Dimension von Musik spüren lassen. Die Künstler treffen heute abend 19.30 Uhr in der Centralstation aufeinander. FotoCentralstation
HOFHEIM A THEATER
ShowSpielhaus Main Taunus: Abba Makabra, Show, von Hans-Jürgen Mock, 20Uhr; Hattersheimer Straße31, www.showspielhaus.de, z 0 1 8 0 / 5 0 4 0 3 0 0. A FILME Cinepark: Madagascar 3: Flucht durch Europa (3D), 14.45Uhr; Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät, 15 Uhr; Hotel Transsilvanien (3D), 15 Uhr; Skyfall, 17, 20.15Uhr; Skyfall (OV), 17, 20.30Uhr; Das Schwergewicht, 17.30, 20Uhr; Sneakpreview, 22.30 Uhr; Chinonplatz6, www.kinohofheim.de, z 0 6 1 9 2 / 9 2 8 3 8 3 3 . �
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KARBEN Cinepark Karben: Hotel Transsilvanien (3D), 15 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa, 15 Uhr; Skyfall, 17, 20.30Uhr; Das Schwergewicht, 17.30, 20Uhr; Robert-Bosch-Straße62, www.kinokarben.de, z 0 6 0 3 9 / 9 3 2 6 0 4. A FILME
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KELKHEIM A FILME
Kino Kelkheim: Skyfall, 20Uhr; Der atmende Gott – Eine Reise zum Ursprung des modernen Yoga, 20.30 Uhr; Hornauer Straße102, www.kino-kelkheim.de, z 0 6 1 9 5 / 6 5 5 7 7 . �
KRONBERG Kronberger Lichtspiele: Skyfall, 17, 20.15Uhr; Friedrich-Ebert-Straße1, www. kronberger-lichtspiele.de, z 0 6 1 7 3 / 7 9 3 8 5 . A FILME
A FILME
Rathaus: Friedrich Jacob Schütz – ein globaler Mainzer Revolutionär, Vortrag von Dr. Manfred H. W. Köhler, 18Uhr; Jockel-Fuchs-Platz1, www.mainz. de, z 0 6 1 3 1 / 1 2 2 5 2 2 . A KINDER
Hugendubel: Ingo Siegner zeichnet und liest aus „Der kleine Drache Kokosnuss”, 12–16Uhr; Am Brand33, www.hugendubel.de. �
A WEITERE
VERANSTALTUNGEN GutenbergMuseum: Druckvorführung an der GutenbergPresse, Vorführung an der Tiefdruckpresse, stündlich außer an Wochentagen um 13 Uhr, 10–16Uhr; Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung, Führung mit Führern der Touristik Ce ntrale Ma inz, 14 Uhr; Lie bfrauenpla tz 5, www.gutenberg-museum.de, z 0 6 1 3 1 / 1 2 2 6 4 4 . �
Innenstadt: Wochenmarkt Weisenau, Tanzplatz, 9–15 Uhr; Info: www.mainz.de. Leichhof: Wochenmarkt Altstadt, 7–15 Uhr; Info: www.mainz.d e, Leichhof 1. Mainz-Gonsenheim: WochenmarktGonsenheim, Kirchstraße, 7–13 Uhr; Info: www.mainz.de.
NIDDATAL A VORTRÄGE Ehem. Synagoge: Zum früheren jüdischen L eben in Assenheim und Umgebu ng, von Monica Kingreen, 19.30Uhr; Anmeldung: z 0162/ 366 8177, Brunnengasse4. �
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MAIN-TAUNUS-ZENTRUM Kinopolis Main-Taunus: Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät, 14 Uhr; Skyfall, 14, 15.45, 16.20, 16.45, 17.20, 19.45, 20.10, 20.40, 22.45Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa, 14.20Uhr; Das Schwergewicht, 14.50, 17.30, 20, 22.45Uhr; Hotel Transsilv anien (3D), 14.50, 17.25Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held, 14.50Uhr; Hotel Transsilvanien, 15.20Uhr; Die Vermessung der Welt (3D), 16.30, 19.50Uhr; Agent Ranjid rettet die Welt, 16.40, 21 Uhr; Argo, 17, 20, 23 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa (3D), 17.20Uhr; Ziemlich beste Freunde, 17.45Uhr; Vielleicht lieber morgen, 17.50Uhr; Die Hochzeit unserer dicksten Freundin, 18.50Uhr; Skyfall (OV), 19.25Uhr; Cloud Atlas, 19.30 Uhr; 96 Hours – Taken 2, 20.10 Uhr; Possessio n – Das Dunkle in Dir, 20.25, 22.55Uhr; Paranormal Activity 4, 20.30Uhr; Harodim – Nichts als die Wahrheit? 23.10Uhr; Sneakpreview, 23.15Uhr; Main-Taunus-Zentrum, www.kinopolis.de/su, z 3 1 4 0 3 1 5 . �
MAINZ A THEATER
OFFENBACH A FILME
Cinemaxx: Skyfall, 14, 15, 16, 17.30, 19, 20, 21 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa, 14.10Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held, 14.20, 16.30Uhr; Das Schwergewicht, 14.30, 17.30, 20.30Uhr; Hotel Transsilvanien (3D), 14.3 5 Uhr; Hotel Transsilvanien, 16.20 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa (3D), 16.50Uhr; Mann tut was Mann kann, 18.15 Uhr; Paranormal Activity 4, 18.30Uhr; Cloud Atlas, 20Uhr; Dredd (3D), 20.30Uhr; Berliner Straße210, www.cinemaxx.de, z 0 1 8 0 5 / 2 4 6 3 6 2 9 9 . �
RÜSSELSHEIM A WEITERE
VERANSTALTUNGEN Stiftung Opelvillen – Zentrum für Kunst: Kunstpause, Exklusive Bildbetrachtungen, Dietrich Helms, Führung mit Martina Frankenbach, 13–13.30Uhr; Anmeldung erforderlich, Kunstkaffee, Senioren, Führungmit Doris Bender, 14.30Uhr; Anmeldung erforderlich, Ludwig-Dörfler-Allee9, www. opelvillen.de, z 0 6 1 4 2 / 8 3 5 9 0 7.
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WIESBADEN A THEATER
Staatstheater, Großes Haus: Rewind I, Ballett, Ballettprogramm in drei Teilen, 19.30 Uhr; Gutenbergplatz 7, www.staatstheater-mainz.de, z 0 6 1 3 1 / 2 8 5 1 2 2 2 . Staatstheater, Kleines Haus: Warten auf Godot, Schauspiel von Samuel Beckett, 19.30Uhr; Gutenbergplatz 7, www.staatstheater-mainz.de, z 0 6 1 3 1 / 2 8 5 1 2 2 2 . Frankfurter Hof: Carolin Kebekus, Comedy, Pussy Terror, 20 Uhr; Augu stinerstraß e 55, www. frankfurter-hof-mainz.de, z 0 6 1 3 1 / 2 8 6 2 1 0 . Kammerspiele: Tschick, Schau spiel von Wolfgang Herrndorf, 20Uhr (ausverkauft); Rheinstraße 4, www.mainzer-kammerspiele.de, z 0 6 1 3 1 / 2 2 5 0 0 2. Unterhaus: Thomas Fre itag, Der kaltwütige Herr Schüttlöffel, 20Uhr; Münsterstraße7, www. unterhaus-mainz.de, z 0 6 1 3 1 / 2 3 2 1 2 1. A KONZERTE Kulturcafé: Jazz am Mittwoch, Open-Stage und Jam-Session, 21.30 Uhr; Becherweg5, www.kulturcafe-mainz.de, z 0 6 1 3 1 / 3 9 2 4 0 6 3 . Kulturzentrum KUZ: Eric Sardinas, Levell Price und Bryan Keeling, Weltmusik, 20Uhr; Dagobertstraße 20b, www.kuz.de, z 0 6 1 3 1 / 2 8 6 8 6 0 . A FILME Bar Jeder Sicht: Kino am Mittwoch, Four Letter Word, 20.30 Uhr; Hintere Bleiche 29, www.sichtbar-mainz.de, z 0 6 1 3 1 / 5 5 4 0 1 6 5 . Capitol: Cloud Atlas (OmU), 20Uhr; Neubrunnenstraße9, www.programmkinos-mainz.d e, z 0 6 1 3 1 / 2 1 3 3 4 9 5 . CinéMayence: Sag, dass du mich liebst (OmU), 20.30Uhr; Schillerstraße 11, www.cinemayence.de, z 0 6 1 3 1 / 2 2 8 3 6 8. Cinestar: Skyfall, 14, 15, 17.30, 18.30, 19.40, 20.30, 21.15, 22, 22.30 Uhr; Hotel Transsilvanien (3D), 14.05Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held, 14.15Uhr; Hotel Transsilvanien, 14.20, 16.50 Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa, 14.35 Uhr; Agent Ranjid rettet die Welt, 14.55, 17.15Uhr; Das Schwergewic ht, 15.10, 20.40 Uhr; Argo, 16.40, 19.30, 22.40Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa (3D), 17 Uhr; Mann tut was Mann kann, 17.50Uhr; Cloud Atlas, 20Uhr; Cold Blood: Kein Ausweg. Keine Gnade, 20Uhr; 96 Hours – Taken 2, 23.15Uhr; Paranormal Activity 4, 23.20Uhr; Holzhofstraße1, www.cinestar.de, z 0 6 1 3 1 / 2 0 6 8 4 0 1 . Palatin: Skyfall (OV), 17.15, 20.15Uhr; Die Wand, 17.30Uhr; Fraktus, 18.45, 20.45Uhr; More than Honey, 19Uhr; Die Vermessung der Welt, 20Uhr; Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel, 20.45 Uhr; Hintere Bleiche 6–8, www.programmkinos-mainz. de, z 0 6 1 3 1 / 2 1 3 3 4 9 5 . Residenz und Prinzess: Die Vermessung der Welt, 17, 19.30Uhr; Omamamia, 17.30Uhr; Wie beim ersten Mal, 20Uhr; Große Langgasse5–7, www.cinestar.de, z 0 6 1 3 1 / 6 6 9 2 5 5 6 . A LITERATUR Mainzer Kulturtelefon: Brigitta
AKTUELLE HERBST/WINTER-KOLLEKTIONEN REDUZIERT – BIS ZU
Hessisches Staatstheater, Kleines Haus: Der nackte Wahnsinn, Schauspiel von Michael Frayn, 19.30Uhr; Christian-Zais-Straße3, www.staatstheater-wiesbaden.de, z 0 6 1 1 / 1 3 2 3 2 5 . �
Pariser Hoftheater: Margie Kinsky, Kabarett, Legt los, 19.30Uhr; Spiegelgasse9, www. pariserhoftheater.de, z 0 6 1 1 / 3 0 0 6 0 7. A FILME
Apollo Kinocenter: Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät, 15 Uhr; Das Schwergewicht, 15, 17.30, 21Uhr; Hotel Transsilvanien, 15, 17Uhr; Niko 2 – Kleines Rentier, großer Held, 15Uhr; Hotel Transsilvanien (3D), 15 .15 Uhr; Die Wand, 16.4 5, 19 Uhr; Agent Ranjid rettet die Welt , 17.15 Uhr; Wie beim ersten Mal, 17.15, 19.45Uhr; Lore (2012), 19 Uhr; Omamamia, 19Uhr; Love Is All You Need, 21.15Uhr; Paranormal Activity 4, 21.15Uhr; Moritzstraße6, www.wiesbaden.cineple x.de, z 0 6 1 1 / 1 6 0 0 3 3 3 . �
Arkaden am Ring: Skyfall, 14, 17.15, 20.30Uhr; Bleichstraße 45–47, www.wiesbaden.cineple x.de, z 0 6 1 1 / 1 6 0 0 2 2 2 .
Bambi: Gnade, 20Uhr; Mauritiusstraße 3a, www.walhallabambi-kino.de, z 0 6 1 1 / 9 1 0 3 7 4 3 . Caligari Filmbühne: Dicke Mädchen, 18 Uhr; Liebe, 20 Uhr; Marktplatz 9, www.wiesbaden.de/caligari, z 0 6 1 1 / 3 1 5 0 5 0 .
Hollywood: Madagascar 3: Flucht durch Europa, 14.15Uhr; Madagascar 3: Flucht durch Europa (3D), 15.15Uhr; Skyfall, 16.15, 19.3 0 Uhr; Argo, 17.15 Uhr; Cloud Atlas, 19.45 Uhr; Sneakpreview, 22.45Uhr; Dredd (3D), 23 Uhr; Kirchgasse 72, www.wiesbaden. cineplex.de, z 0 6 1 1 / 1 6 0 0 4 4 4. Murnau-Filmtheater im Deutschen Filmhaus: Amphitryon – Aus den Wolken kommt das Glück, 15.30Uhr; Großstadtmelodie, 18Uhr; Murnaustraße 6, www.murnau-film theater.de, z 0 6 1 1 / 9 7 7 0 8 4 1 .
LITERATUR Villa Clementine: Friedrich Ani, „Krimi & Lyrik”, 19.3 0 Uhr; Frankfurter Straße1, www.literatur-in-wiesbaden.de, z 0 6 1 1 / 3 0 8 6 3 6 5 . A
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A VORTRÄGE
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Haus der Heimat: Michel Houllebecq – ein neuer Klassiker der französischen Literatur? von Friedemann Beyer, Sitzungszimmer, Vorderhaus 3. Stock, 19.30 Uhr; Friedrichstraße 35. A KINDER Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Wartburg: Der Spürnasenclub, Führung, Treffpunk t: Bühnen pforte, vo n 6 bis 8 Jahren , 16.30Uhr; Anmeldung: z 0 6 1 1 / 1 3 2 2 7 0 , Schwalbacher Straße51, www.staatstheaterwiesbaden.de, z 0 6 1 1 / 1 3 2 3 2 5 . �
A WEITERE
VERANSTALTUNGEN Museum Wiesbaden: Kunstpause, Dietrich Helms, Führung mit Martina Frankenbach, 12.15Uhr; FriedrichEbert-Allee2, www.museum-wiesbaden.d e, z 0 6 1 1 / 3 3 5 2 2 5 0 . �
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SEITE 38 · MITTWOC H, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Spiele für furchtlose Jungs
FRAGEBOGEN
NOTIZBLOCK
Handball ist nichts für Zaghafte, blaue Flecken gehören dazu. Vor allem der Torhüter muss eine Menge aushalten. In der TSG Oberursel spielt der erfolgreiche Nachwuchs. Von Alex Westhoff Termine DINOSAURIER-NACHT: Am 16. November
KATJA NOLL ist 9 Jahre alt und besucht die Grundschule in Wiesbaden-Nordenstadt
Wünscht sich Gerechtigkeit Was hast Du in letzter Zeit besonders Schönes erlebt? Den Geburtstag von
meiner Oma, weil ich Klavier vorgespielt habe.
Und worüber hast Du Dich geärgert?
Über nichts.
Worauf freust Du Dich? Auf den Fami-
lien-Geburtstag von meinem Bruder.
Hast Du in der Schule ein Lieblingsfach?
Ich mag Mathe, Deutsch, Sachkunde und Sport.
Was machst Du am liebsten mit Deinen Freunden? Im Garten auf dem Kletter-
gerüst spielen.
Und was, wenn Du alleine bist? Lesen
und nähen.
Wie viele Geschwister hast Du? Ich habe
einen Bruder (12) und eine Zwillingsschwester.
Harte Jungs: Ein paar blaue Flecken halten die C-Jugend der TSG Oberursel nicht davon ab, sich richtig ins Zeug zu legen, wenn es um Tore geht.
Weißt Du schon, was Du einmal werden willst? Das weiß ich noch nicht.
andball hat seinen ganz eigenen Soundtrack: eine Mischung aus prallenden Bällen, quietschenden Schuhsohlen undzackigenKommandos,die in derHalle widerhallen. WennYannik Gogolin ins Spiel eingreift, kommen noch andere Klänge dazu.Es klatscht, wenner die Bälle mit den Händen abwehrt. Es klingt dumpf, wenn die Würfe an seinem Bauch, Hüfte oder Oberschenkel abprallen. Yannik ist Torwart. Handballtorhüter gilt als einer der brutalsten Jobs im Sport überhaupt. Für die Aufgabe kommen nur furchtlose Jungs in Frage, die gute Reflexe haben. Viele Bälle rauschen unhaltbar an Yannik vorbei ins Netz, aber wenn er dann einen pariert, ist der Jubel von Mitspielern, Trainern und Zuschauern groß. Aus nächster Nähe springen die Gegner ab und werfen mit voller Kraft auf das Tor. Im Training sind es die eigenen Mitspieler von der C-Jugend (Jahrgang 1998/99) der TSG Oberursel. Schon Yanniks Eltern waren beide Torhüter, das prägt. „Ich mag es, das Spiel besonders beeinflussen zu können“, erzählt der Vierzehnjährige. In der Tat: Wenn ein
Was würdest Du gerne können? Cello
spielen.
Wenn Du einen berühmten Menschen treffen könntest, werwäre es? Bach oder
Mozart.
Und wenn Du einen Wunsch frei hättest?
Dann würde ich mir wünschen, dass alle Menschen gleich gut behandelt werden. Welches Essen schmeckt Dir, was magst Dunicht? Ich mag Spinat und türkische
Pizza. Brokkoliauflauf mag ich nicht.
Hosentaschenleeren!
Geheimnisvolle Ausstellung im MMK
H
Torhüter einen Glanztag erwischt, hat er Frank Stahl, was bei der Niederlage gegen häufig einen besonderen Anteil am Sieg Wallau falsch gelaufen ist. „In der Abwehr derMannschaft.Daswaraber amWochen- hat es nicht gestimmt“, analysiert der ende nicht so. 29:33 haben die Oberur- Coach.Daranwerdeheuteim Training geseler gegen Wallauverloren. Sie spielen in arbeitet. Die TSG-Spieler nicken. derOberliga– dasistdie höchsteSpielklasSelbst beim Warmmachen im Training se in ihrem Alter. Drei Tage nach der Nieder Oberurseler wird deutlich, welch ein derlagesehensie sichbeimTrainingin der actionreicher Sport Handball ist. Schnell, modernen Halle der Hochtaunusschule rasant, körperbetont, zupackend – es geht wieder. Die meisten tragen blaue Hemden fast pausenlos hin und her zwischen den mitdem Vereinswappenund ihrem Vorna- Toren. Und es fallen auch viele Tore. „Das men darauf. In der Kabine erklärt Trainer A und O ist es, mit hohem Tempo anzugreifen“, sagt Trainer Stahl. Man müsse versuchen, die gegnerische Abwehr zu überrumpeln, bevor sie sich postiert habe. Dafür haben die Oberurseler verschiedene Spielzüge und Passfolgen einstudiert. Wenn Spielmacher Aaron Herzog beispielsweiselaut„Zweirechts“ruft,weißjeder, wie er zu laufen und zu passen hat. Wer engen Körperkontakt, mal einen Rempler und harte Duelle Mann gegen Mann nicht verträgt, für den ist Handball nichts. Denn nicht nur Torhüter Yannik kann an seinen blauen Flecken ablesen, das man im Handball auch etwas einstecken können muss. Auch die Feldspieler Handspiel: Auch beim Handball muss erleidenmanchmal Prellungen undÄhnliches. das Runde ins Eckige.
LIES DOCH MAL Abbildung MMK/ ©von Zubinski, Monster-Versteck
Geheimnisse machen neugierig. Und weil das Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK) Kinder neugierig auf das Museum und die Kunst machenwill,gibt esvom 14.Dezemberan eine Ausstellung mit dem Titel „Pssst!“, in der es um Geheimnisse geht. Neun Künstler aus der Frankfurter Ateliergemeinschaft Labor, die die LeserdieserSeitedurch die„Kritzelbücher“ kennen, und acht Künstler aus England haben Kunstwerke für Kinder gestaltet.Der Beitrag vonMoni Portist eine Ausstellung in der Ausstellung. In Mini-Vitrinen zeigt sie, was Kinder in ihren Hosentaschen verstecken: Muscheln, Schneckenhäuser, Plastikfigürchen, Softair-Munition oder verfilzte Objekte aus Taschentüchern und Bonbonpapier. Weil sie ganz viele solcher Vitrinen aufstellen will, lädt Moni Port jeden ein, ihr seine HosentaschenSchätze für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Sie können in einem Kuvert mit Namen, Alter und Datum an der Kasse des Museums abgegeben und dort nach der Ausstellung auch wieder abgeholt werden. Die ersten 50 werden zur Eröffnung gezeigt. cp.
Spuk: Tok . . .Tok . . .Tok, grünlicher
Rauch schwillt unter dem Kapuzenmantel hervor: Ein riesiger Geist schaut über das Haustor in der Eselsgasse im alten Rom – Olivia ist starr vor Schreck. Und als am nächsten Morgen die linkeSeite der Eselsgasse krank ist, wird auch noch ihr Vater, der Schmied, beschuldigt und soll denLöwenzum Fraß vorgeworfen werden. Gut, dass Olivia Freunde hat: Remus, den Sklavenjungen, der seinem grausamen Herrn davongelaufen ist,und Meander, der aus guter Familie kommt, seinen Lateinunterricht hasst, aber auch manches weiß, was die anderen nicht wissen. Zusammen sind sie R.O.M: Ein starkes Team, das den Machenschaften eines gefährlichen Geheimbundes auf die Spur kommen muss, um Olivias Vater aus dem Gefängniszu befreien.Freundschaft,Grusel und höchst lebendiges altes Rom: die Mischung stimmt. steff.
Herz: Cowboy Klaus ist anders. Er reitet
nicht auf einem Pferd durch die Prärie und fängt auch keine Kühe mit dem Lasso. Er schläft nicht am Lagerfeuer und trinkt nicht aus Blechtassen. Stattdessen wohnt er auf der Farm „Kleines Glück“ im Westen Amerikas, hat ein Schwein, das Lisa heißt und am liebsten in der Sonne liegt, und lernt eine Kuhkennen,dieseiltanzen kann. Wenn es gefährlich wird, hat Cowboy Klaus Angst. Einmal muss er de n Kaktuswald vor der Haustür rasieren, um einkaufen gehen zu können. Ein anderes Mal will er aufeinem pupsendenPony reiten,das seinem Indianerfreund gehört, mit dem er Milchbrüderschaft trinkt. Und ein drittes Mal besiegt er den fiesen Fränk – mit etwas Glück und ganz ohne Waffen. Cowboy Klaus hat nämlich etwas, wofür die großen lassoschwingenden Cowboys nicht berühmt sind: Herz. steff.
Christian Tielmann: „Daemonicus. R.O.M“. Loewe
Eva Muszynski, Karsten Teich: „Cowboy Klaus. Das pupsende Pony und andere Abenteuer“.
Verlag. 192 Seiten, 12,95 Euro. Ab 10 Jahre.
Tulipan Verlag. 122 Seiten, 14,95 Euro. Ab 8 Jahre.
Fotos Wonge Bergmann
Das Besondere am Handball im Gegensatz zum Fußball ist, dass alle Spieler gut verteidigen und angreifenkönnen müssen. Bei gegnerischem Ballbesitz verteidigen alle das eigene Tor, ist der Ball in den eigenen Reihen,greifen alle gemeinsaman. So verteilen sich die Torerfolge meist auf vieleSpieler. Viele Trefferfür dieOberurseler erzielt gewöhnlich Lucas Becker. Er ist für seine 14 Jahre schon groß gewachsen und verfügt über einen knallharten, plazierten Wurf. „Mein Wurf ist mir in die Wiege gelegt worden“, erzählt er. „In meiner Familie haben alle, auch mein Opa, Handball gespielt.“ Neulich ist ihm bei einem heftigen Zusammenprall mit einemGegner ein Stück Zahn abgebrochen. „Halb so wild“, sagt Lucas und lacht. Von so etwas lässt er sich den Spaß an seinem Sport nicht vermiesen.Am EndedesTrainingswird nochmal ausgiebig aufs Tor geworfen. Bälle prallen, Schuhsohlen quietschen – und die Würfe rauschen Yannik nur so um die Ohren. Er ballt die Faust, wenn er im Hechtsprung einen gehalten hat. Die TSG Oberursel bietet schon für die „Minis“ (ab 4 Jahren) Handballtraining an. Schon in der E-Jugend spielen die Sechs- bis Siebenjährigen auf dem großen Feld auf die großen Tore. Mehr Informationen unter www.oberursel-handball.com.
FRAGE DER WOCHE
Warum beschlagen Glasscheiben? war es wieder so weit: Vor der G estern Fahrt in die Schule mussten die ver-
eisten Scheiben des Autos freigekratzt werden. Doch kaum setzte sich der Wagenmit Mutter undzweiKindernin Bewegung, war die Sicht schon wieder getrübt – so, als wäre immer noch eine Eisschicht auf der Scheibe, oder draußen dichter Nebel. Beides war nicht der Fall. Stattdessen waren die Autofenster von innen beschlagen. Mit einem Lappen ließ sich die Sicht verbessern. Doch die Scheibe beschlug immer wieder. Das wurde erst besser, als die Heizung eine Weile lief und es im Auto wärmer wurde. Was wie Nebel aussieht, istetwasÄhnliches:winzigkleineWassertröpfchen, die sich auf die Fensterscheibe legen. Das geschieht, wenn die Luft sehr viel Feuchtigkeit enthält, und das tut sie, wenn drei Menschen in einem Auto sitzen und atmen. Diese Feuchtigkeit ist
Wasserdampf, den man beim Atmen in der Kälte ja auch sehen kann. Wenn sich nun die feuchte Atemluft abkühlt, dann schließen sich die Wasserteilchen zu winzigen Tropfen zusammen und heften sich ans kalte Glas. Das kann man auch im Sommer beobachten, wenn man ein Glas mit einem eiskalten Getränk hat, dann ist es nach kurzer Zeit von außen nass. Der Wasserdampf aus der Luft wird flüssig. Das liegtdaran, dass kalte Luft weniger Flüssigkeit aufnehmen kann als warme. Wenn der Wasserdampf aus der Luft an das kalte Glas kommt, kühlt sich die Luft ab, kann weniger Wasser halten, und deshalb heften sich kleine Tröpfchen an die Glasscheibe. Das geschieht übrigens auch mit einer Brille, wenn man von draußen in ein warmes Zimmer kommt, oder mit den Badezimmerfenstern beim Duschen. cp. Foto Plainpicture
können Kinder zwischen 19 und 22 Uhr die mehr als 60 Dinosaurier im Rüsselsheimer Waldschwimmbad bei Nacht erleben. Damit das finster-gespenstische Spektakel nicht ganz so gruselig wird, dürfen die Besucher auch Martinslaternen, Fackeln und Taschenlampen mitbringen. Karten gibt es nur im Vorverkauf und nur in den Kundenzentren der Stadtwerke im Gebäude Walter-Flex-Straße 74 und im Bahnhof Rüsselsheim. ROMANTISCHES SPIEL: Kinder und Erwachsene können am 18. November zwischen 14 und 18.30 Uhr im Petrihaus in Frankfurt-Rödelheim ein Gesellschaftsspiel basteln, das es schon in der Romantik gab. Dieses Gänsespiel haben sowohl der Dichter Clemens Brentano als auch Heinrich Hoffmann, der Erfinder des Struwwelpeters, gespielt. Als Vorlage dienen auf Bilderbogen gedruckte Gänsespiele aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Zubehör wird zur Verfügung gestellt. Die Bastelrunde ist geeignet für Kinder ab sechs Jahren. Weitere Informationen und Reservierung unter 01 70/4 05 27 03. KINDER-KÜCHE: Die Frankfurter Kinder-Küche, in der man spielerisch Kochenlernenkann,feiertam 17. November ihr einjähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür. Von 11 bis 17 Uhr gibt es Schnupper-Kochkurse, einen Sinnes-Parcours und viele Snacks aus der Küche. Weitere Informationen unter069/ 4300 3078 [email protected]. kkle. PLÄTZCHENBACKEN: Das Restaurant„Table“an derSchirn-Kunsthallein Frankfurt lädt für Samstag, 1. Dezember, zum „Benefiz-Backen“ zugunsten der Aktion „F.A.Z.-Leser helfen“ ein. Von 11 bis 13.30 Uhr können Kinder von sechs bis zwölf Jahren dort Teig rollen, ausstechen und mit Zuckerguss dekorieren. Am Ende kann jedes Kind eine Tüte Plätzchen mit nach Hause nehmen. Anmeldung an die Mail-Adresse [email protected] (Betreff: Plätzchenbacken). Die Teilnahme „kostet“ eine Spende in Höhe von 15 Euro (Getränke und Imbiss werden gestellt). Die Spende kommt zu gleichen Teilen einem Verein zugute, der Ärzte in Kalkutta unterstützt, einem Jugendhospiz in Wiesbaden und einer Mainzer Initiative, die sich um Kinder mit krebskranken Eltern kümmert. lr. Sonstiges BÜCHER: Die
Kinderjury des Literaturpreises „Kalbacher Klapperschlange“ hat ihr Lieblingsbuch des Jahres ausgezeichnet: Sylvia Heinleins Geschichte „Mama ist Geheimagentin“. Der Preis wird seit 1988 jährlich im Frankfurter Stadtteil Kalbach-Riedberg vergeben. In der Altersgruppe der fünften und sechsten Klasse war Nele Neuhaus’ Buch „Elena – ein Leben für Pferde: Gegen alle Hindernisse“ das beliebteste. kkle. rmz-unsere-seite @ faz.de – Die Redaktion freut sich über E-Mails und Post an: F.A.Z.Rhein-Main, Unsere-Seite, 60267 Frankfurt
Witz der Woche
Hochstapler Zwei Mäusedamen treffen sich zum Kaffee. Sagt die eine: „Du, ich habe einen tollen Typ kennengelernt, willst du mal ein Foto sehen?“ „Das ist ja eine Fledermaus!“, sagt die andere. „Soein mieserTyp“,sagtdie Erste, „mir hat er gesagt, er sei Pilot.“
Von Carolin Winter (11 Jahre) aus
Bad Soden.
Sudoku
Fülle die Ziffern 1 bis 8 so in das Gitter ein, dass jede Ziffer genau einmal in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem
Lösung vom 7. November
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 39
MAINZ
Lob für Laufenberg
Eigentum verpflichtet
Nachfolger von Beilharz tritt Posten 2014 an htr. WIESBADEN. „Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, einen so renommierten Regisseur mit internationaler Erfahrungnichtzuletztim Musiktheater für Wiesbaden zu gewinnen.“ Mit diesen Worten kündigte die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann (CDU), gestern Uwe Eric Laufenberg als den künftigen Intendanten des Staatstheaters Wiesbaden an. Sie bestätigte damit einen Bericht dieser Zeitung vom Dienstag. Kühne-Hörmann stand an der Spitze einer Findungskommission der neben ihr der Wiesbadener Oberbürgermeister Helmut Müller, dessen Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz (beide CDU), Ulrich Khuon,der Intendant des Deutschen Theaters Berlin und Vertreter des Deutschen Bühnenvereins angehörten. Laufenberg wurde unter 32 Bewerbern ausgewählt. Der 51 Jahre alte Schauspieler, Regisseur und ehemaligen Intendant der Oper Köln lebt zurzeit mit Frau und Tochter in Potsdam. Dort hatte er das Hans-Otto-Theater geleitet, bevor er an die Kölner Oper wechselte. Sein Vertrag in Wiesbaden reicht von 2014 bis 2019. Schon zum 1. Juli 2013 wird Laufenberg aber ein Konzept für die Weiterentwicklung der Schauspielbiennale „Neue Stücke aus Europa“ vorlegen. Sie hat der gegenwärtige Intendant Manfred Beilharz in Wiesbaden etabliert. Wie berichtet, hatte der Vierundsiebzigjährige schon im März angekündigt, dass er seinen im August 2014 auslaufenden Vertrag nicht verlängern wolle. Das HessischeStaatstheater Wiesbaden wird zu 52 Prozent vom Land Hessen und zu 48 Prozent von der Landeshauptstadt getragen. „Wiesbaden und sein Theaterpublikum dürfen sich auf einen versierten und kreativen Intendanten freuen, der bewiesen hat, dass er große Bühnen auf hohem künstlerischen Niveau führen kann“, meinte Müller gestern. Er zeigte sich überzeugt, „dass das Staatstheater mit Uwe Eric Laufenberg spannende künstlerische Schritte in allen Sparten gehen wird“ Beilharz erinnerte daran, dass Laufenberg unter ihm gearbeitet habe, als er noch Intendant in Bonn gewesen sei.„Man kannVertrauen darin haben, dasser dievielfältigen Herausforderungen dieses Viel-Sparten-Hauses meistert und einen Blick für die hier arbeitenden Talente entwickelt“, meinte Beilharz.
Heute Hochschule im Rheingau Der Wissenschaftsrat befürwortet die Fusion von Forschungsanstalt und Fachhochschule in Geisenheim. Damit kann die neue hessische Hochschule im Rheingau Anfang 2013 gegründet werden. Seite 40 Baubeginnin Wöllstadt Eine Entlastung von 75 Prozent erwartet Wöllstadt, wenn erst die Umgehungsstraße für die B 3 und die B 45 fertig ist. Gestern war offizieller Baubeginn. Neun Kilometer lang ist die Trasse. Seite 41 Mieterbund sieht„Skandal“ Der Mieterbund Aschaffenburg hält der Wohnungsgesellschaft GBW vor, die Mieten vor dem Verkauf der Unterkünfte zu erhöhen. Die vom Land zum Mieterschutz versprochene Sozialcharta sei wertlos. Seite 43 Zahldes Tages Nach der Hessischen Gemeindeordnung können Ausländer in den Kommunen einen Ausländerbeirat wählen. Wie oft finden die Ausländerbeiratswahlen statt?
A Alle drei Jahre B Alle fünf Jahre C Alle sieben Jahre Antwort auf Seite 44
Ausgewählt vom Hessischen Statistischen Landesamt
Von Markus Schug
Hoch hinaus: Die Stadt
Mainz will ihr Rathaus sanieren. Ein Gutachten verspricht viele Vorteile, nicht zuletzt auch Energieeinsparungen.
Foto Michael Kretzer
Klimahülle für den Fuchsbau Die Sanierung des Mainzer Rathauses ist für knapp 48 Millionen Euro möglich. Das hat eine Studie ergeben. Der Stadtvorstand spricht sich für eine Modernisierung aus. sug. MAINZ. Die seit langem diskutierte Sanierungdes vierJahrzehntealten Mainzer Rathauses lässt sich laut einer gestern vorgestellten Machbarkeitsstudie für knapp48 MillionenEuroin dieTatumsetzen. Sollte der Stadtrat, wie es von Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und den Dezernenten gewünscht wird, am 5. Dezember einen entsprechenden Grundsatzbeschluss fassen, könnte mit dem Großvorhabennach einjährigerPlanungszeit voraussichtlich 2014 begonnen werden.Für etwa350 Mitarbeiterder Verwaltung müssten dann allerdings Ausweichquartiere gefunden werden. Denn während der auf 18 Monate geschätzten Bauzeit wäre das in Erinnerung an den verstorbenen Alt-Oberbürgermeister Jockel Fuchs (SPD) gerne auch „Fuchsbau“ ge-
nannteGebäude nicht zu nutzen. Schließlich müsste das von Arne Jacobsen und Otto Weitling entworfene Rathaus, das Ende 1973 feierlich eröffnet worden war, nahezu vollständig entkernt werden. Auf der Mängelliste ganz oben steht dieveralteteGebäudetechnik,dielaut Studie unter anderem dafür verantwortlich ist, dass im düsteren Rathaus aktuell dreimal mehr Strom verbraucht wird als im Stadthaus. Anstelle der in den Büros stehenden Klimatruhen, die über ein rund um die Uhr zu betreibendes und fast sechs Kilometer langes Druckluftsystem geregelt werden, soll es künftig Heizkörper in den Zimmern und ein Blockheizkraftwerk im Keller geben. Zudem empfiehlt die von der Mainzer Aufbaugesellschaft (MAG) mbH erstellte Auflistung den Einbau von Fenstern, die zu öffnen sind, sowie eine Wärmedämmung von Fassade und Dach. Allein die energetische Sanierung könne die Kosten für Heizung und Kühlung um einen Betrag zwischen 400 000 und 600 000 Euroim Jahrreduzieren,erläuterte Bau- und Denkmalschutzdezernentin Marianne Grosse (SPD) gestern bei der Vorstellung der Studie im Rathaus. Noch
Schriftlicher Hinweis auf Quote
dazusollbei dervom Stadtvorstandpräferierten größeren Lösung mit „Klimahülle“der bisdato ungenutzte Innenhofüberdacht werden. So könnte das Erdgeschoss um zusätzliche Flächen erweitert werden. Der unscheinbar wirkende Haupteingang am Jockel Fuchs-Platz könnte im Zuge einer Modernisierung ebenfalls umgestaltet werden, hieß es. Die bröckelnde Naturstein-Fassade und die von Rost bedrohten Gitter müssten bei einer Totalsanierung abgenommen und zu einem guten Teil ersetzt werden. Für die Verwirklichung einer bereits früher einmal geplanten breiteren Treppe zum Rheinufer hat die MAG Zusatzkosten von rund 400 000 Euro ermittelt. Die ebenfalls dringend anstehende Modernisierung der Rathaus-Tiefgarage, die von der Parken in Mainz GmbH betrieben wird, müsste laut MAG-Geschäftsführer Martin Dörnemann über andere Töpfe finanziert werden. Bürgermeister und Finanzdezernent Günter Beck (Die Grünen) nimmt an, die Rathaus-Sanierung ohne private Investoren hinzubekommen, deren durchaus nachvollziehbare Renditeerwartungen das Projekt unnötig verteuern würden.
Bis zu 20 Millionen Euro aus dem „Landeshauptstadtansatz“, mit dem Rheinland-Pfalz amSitz derRegierungregelmäßig herausragende Projekte unterstützt, sieht Beck als Basis für eine solide Finanzierung. Zudem rechnet er mit den derzeit günstigen Krediten aus den KfW-Förderprogrammen für Investitionen und Energieeinsparungen,die auf30 Jahre angelegt sind und Kommunen momentan mit Anfangszinssätzen von 0,15 respektive 1,54 Prozent angeboten werden. Dassin einemGebäude, in demWände wegen Feuchtigkeit in Folie eingepackt sind und nach starken Regenfällen auch schon Putzeimer auf den Fluren gestanden haben, dringend etwas getan werden muss,stehtfür Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) außer Frage. Dabei sei das Rathaus, „ein Ort vongroßer Symbolkraft“ sowie „Ausdruck von Würde und Bürgerstolz“, keinesfalls beliebig in der Stadt zu verschieben. Der international beachtete Bau des dänischen Architekten Jacobsen am Rheinufer besteche nicht durch Prunk, Kunst und Verzierungen, sondern wirke trotz seiner Größe nüchtern und bescheiden. Und genau so soll es laut Ebling auch nach der Sanierung sein.
Kein weiterer Stadtrat
Hochtaunuskreisdroht Kommunen mit direkter Zuweisung
Koalition in Kelsterbach hebt eigenen Beschluss wieder auf
bie. HOCHTAUNUSKREIS. In die Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber im Hochtaunuskreis kommt nur langsam Bewegung. Deshalb hat der zuständige Kreisbeigeordnete Uwe Kraft (CDU) in der Kreistagssitzung am Montag angekündigt, demnächst die 13 Kommunenim Kreisgebietanzuschreiben. In dem Brief will er die Bürgermeistervorsorglichaufdie Möglichkeithinweisen, die Asylbewerber auch direkt den Städtenund Gemeindenzuweisenzu können.Dassieht Paragraph2 desLandesaufnahmegesetzes vor. Bisher übernahm der Kreis die Aufgabe, den Menschen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen. Dabei zählte allein das Angebot. Dieses ist bisher in Oberursel, wo an der Karl-Hermann-Flach-Straße ein Containerlager steht, und Grävenwiesbach mit Abstand am größten. Eine kleinere Unterkunft war in Bad Homburg belegt, ansonsten noch eine Reihe von Wohnungen in verschiedenen Städten. Seit Monaten sucht Kraft nach weiterenPlätzen.WichtigsteUrsache istdie politische Absicht, das Containerlager in Oberurselaufzulösen.Vor allem diedortigen Lebensumstände für Familien hatten Flüchtlingsorganisationen und Helfer immer wieder kritisiert. Anfang des Jahres waren noch 184 Menschen der OberurselerUnterkunft zugeteilt. EineAlternative fand sich zunächst nicht, und obwohl zwischenzeitlich keine Kinder mehr dort lebten, musste der Kreisbeigeordnete nach eigenen Worten jüngst doch wieder fünf Familien in den Containern unter-
jrau. K ELS TER BAC H. SPD und Freie menleben der Kulturen in der Stadt ge Wähler (FW) in Kelsterbach sind einem fährdet. Eine weitere AuseinandersetBürgerentscheid gegen einen zusätzli- zungin einemBürgerentscheid,der innerchen hauptamtlichen Stadtrat zuvorge- halb der nächsten sechs Monate hätte abkommen. Die beiden Koalitionspartner gehalten werden müssen, hätte den Riss in der Stadtgesellschaft noch weiter verhaben in der Stadtparlamentssitzung am Montagabend ihren Beschluss vom tieft,sagteZeller.Deshalbkomme dieKo25. Juni zur Schaffung eines weiteren De- alition dem Bürgerentscheid zuvor, auch zernentenpostens, der von einem Mit- wenndieSPD dieIntegrationvonEinwanglied der FW übernommen werden sollte, derern für ein wichtiges Thema halte, das aufgehoben. Die drei Oppositionsfraktio- künftig im Magistrat stärker berücksichtigt werden solle. nen CDU, Wählerinitiative Kelsterbach Als „Hexenjagd“ bezeichnete der Frak(WIK) und die Linke/Europäische Union Kelsterbach hatten das Bürgerbegehren tionsvorsitzende der FW, Werner Goy, den Streit um einen weiteren Stadtrat. unterstützt und stimmten ebenfalls für Der zusätzliche Dezernent hätte die Intedie Aufhebung des Beschlusses. Damit ist das von einer Bürgerinitiative organisier- gration von Einwanderern in Kelsterbach te Bürgerbegehren,dasrund 3000Kelster- voranbringen können, sagte Goy. Doch dieDiskussion seiunsachlichgeführtworbacher unterzeichnet hatten, hinfällig. Am Ende stimmten aber auch die Eigentlich sollte in der Parlamentssit- den. FW für die Aufhebung des Beschlusses. zung am Montag über die Zulässigkeit eiDie größte Oppositionsfraktion, die nes Bürgerentscheids abgestimmt wer- WIK, wies die Kritik der SPD zurück, woden. SPD und FW hatten ihren Schritt zur nach die Kosten für den weiteren haupt Aufhebung des Beschlusses aber im Vor- amtlichen Dezernenten zu hoch dargefeld angekündigt. In der Debatte zeigte stellt worden seien. Dieser Posten hätte sich, wietief derGrabenzwischenKoaliti- die Stadt mehrere hunderttausend Euro ons- und Oppositionsparteien ist, obwohl gekostet, sagte der WIK-Fraktionsvorsitam Ende einstimmig für die Aufhebung zende Bruno Zecha. Die Bürger hätten votiert wurde. eindeutliches Zeichen desUnmutsgegenEs sei nicht gelungen, die Bürger von überder Koalition gesetzt.Diehohe Beteider Notwendigkeit eines Dezernenten für ligung habe gezeigt, dass SPD und FW geIntegration zu überzeugen, sagte der gen den Bürgerwillen gehandelt hätten, SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Zeller. sagte der CDU-Fraktionschef Michael de Erkritisiertedie Initiatoren desBürgerbe- Frênes. Der Posten sei der Preis für das gehrens dafür, die Kosten eines weiteren Bündnis gewesen. Ansonsten hätte die Stadtrats „überzogen“ dargestellt zu ha- SPD die Stelle schon vor Jahren schaffen ben. Die Diskussion um das Begehren können, als sie noch die absolute MehrhabedensozialenFriedenund dasZusam- heit hatte.
bringen. Denn inzwischen steigt auch die Zahl der Flüchtlinge wieder. 470 Menschen habe der Kreis derzeit unterzubringen, sagte Kraft, und weitere 122 würden bis zum Jahresende noch erwartet. Für Protest haben die im Sommer bekanntgewordenen Pläne gesorgt, ein ehemaliges Hotelin Schmitten sowie ein weiteres in Bad Homburg mit Asylbewerbern zu belegen. Ein privater Betreiber hat sie dem Kreis angeboten. In Schmitten wehren sich Anwohner und Gemeinde dagegen, und auch die Stadt Bad Homburg hält das vorgesehene Objekt für nicht geeignet. Diese privaten Angebote in Betracht zu ziehen habe keinerlei politische Gründe gehabt,versicherteKraft.„Von offizieller Seite der Kommunen ist ja nichts gekommen.“ Der Hinweis auf die direkte Zuteilung darf deshalb durchaus als Drohung verstanden werden. Allerdings sagte der Beigeordnete, inzwischen prüfe der Kreis eine Reihe von Angeboten in verschiedenen Städten. Genaue Standorte wollte er noch nicht nennen. Außerdem bemühe man sich intensiv darum, für Flüchtlinge mit Aufenthaltstitel Wohnungen zu finden, um so Plätze in den Unterkünften frei zu machen. Sollten die Asylbewerber direkt auf die Kommunen verteilt werden, würde dies prozentual nach der Einwohnerzahl geschehen. Oberursel und Grävenwiesbach hätten in diesem Fall ihr Soll schon jetzt weitübererfüllt.Alleanderenmüsstenzusehen, wie sie zwischen einem Dutzend und mehr als 120 Menschen unterbringen.
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Über Geschmack lässt sich streiten. Nicht aber darüber, dass das seit der Eröffnung am 31. Dezember 1973 immer wiederfür Architektur-Debattensorgende Mainzer Rathaus dringend saniert werden muss. Denn viel zu lange ist die vom dänischen Baumeister ArneJacobsenam Rheinufer geschaffene Trutzburg von seinem Besitzer, der Stadt, vernachlässigt worden. Werheutzutage immernoch eineHeizungs- und Kühlungsanlage aus den frühensiebzigerJahrenbetreibt– aus einer Zeitalso,in derEnergiegünstig war –, dem wachsen die Kosten zwangsläufig über den Kopf. Selbstwenn es nicht viel bringt, im NachhineinSchuldigezu suchen,sollte jene CDU, die sich nun am lautesten gegen die überfällige Modernisierung wehrt, nicht vergessen, dass sie gemeinsam mit der FDP jahrelang die Geschicke der Stadt bestimmt hat; und unter anderen ihr Baudezernent,Norbert Schüler, damalsandere Prioritäten setzte. So ist das bei den Bürgern von Anfang an als „Beamtengefängnis“ verspottete Gitter-Gebäude längst das beste Beispiel dafür, dass sich eine hochverschuldete Kommune auch „kaputtsparen“ kann, wie es Finanzdezernent Günter Beck (Die Grünen) gestern ausdrückte. Seiner Auffassung nach lässt sich dank des von Rheinland-Pfalz gewährten Landeshauptstadt-Zuschusses, wie schon bei früheren Großprojekten, abermals ein Grundstock bilden, um das marode Bauwerk mit Hilfe der aktuell zudemäußerst günstigen Kommunalkredite wieder in Schuss zu bringen. Wenn es stimmt, dass sich so fortan jährlich eine halbe Million Euro alleinan Betriebs- undHeizkosten einsparen lässt, könnte die Rechnung am Ende tatsächlich aufgehen. Weil niemand der Stadt ein neues Rathaus schenken wird, spricht alles dafür, im alten zu bleiben. Auch wenn es nicht aus rotem Sandstein ist, wie die in ihren Dom, in das Schloss und die Altstadt vernarrten Mainzer es am liebsten mögen. Selbstbewusst hat Jacobsen mit seiner kühlen Architektur vor mehr als vier Jahrzehnten einen Kontrapunkt gesetzt. Und zumindest in der Fachwelt genießt das vom Keller über das Dachbis zumInterieur durchgestalteteGebäude bisheutegroßeAnerkennung. Das seit 2006 noch dazu unter Denkmalschutz stehende Rathaus abzureißen verbietet sich schon deshalb von selbst. Es herzurichten und künftig auch in Schuss zu halten ist sicher keine billige, aber g leichwohl die beste Lösung.
Bund gibt Geld für Eisenbahnprojekte mak. HESSE N. Zwei wichtige Eisenbahnprojekte der Region kommen voran. Das Bundesverkehrsministerium übernimmt die Kosten der Vorentwurfsplanung für den weiteren Ausbau des Eisenbahnknotens Frankfurt und für die Verbindung von Hanau Richtung Fulda. Insgesamt kann für zehn Investitionsvorhaben der DeutschenBahnin Deutschlanddie konkrete Planung beginnen. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sprach voneinem„wichtigenSchritt“,der hessische Verkehrsminister Florian Rentsch (FDP) von einer „guten, lang erwarteten Nachricht“. Während es beim weiteren Ausbau in Frankfurt vor allem um neue Gleise am Stadion geht, ist weiterhin ungewiss, wie dereinst der Fernverkehr Richtung Fulda und Würzburg abgewickelt werden soll, entweder durch Modernisierung der vorhandenen Strecken oder den Bau einer neuenVerbindung durch den Spessart. Das Berliner Ministerium sprach gestern vage von derAusbau-oder Neubaustrecke„Hanau–Würzburg/Fulda–Erfurt“, womit weiterhin alle Möglichkeiten offen sind.
Rhein-Main
SEITE 40 · MITTWOC H, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
WIESBADEN · RHEINGAU-TAUNUS · MAINZ
IHK: Wiesbaden besser als die Region
Wissenschaftsrat für neue Hochschule Das Beratergremium befürwortet die Fusion von Forschungsanstalt und Fachhochschule in Geisenheim. Der neue Senat soll noch 2012 gewählt werden. obo.GEIS ENHEIM /KÖLN. DieGründung einer neuen hessischen Hochschule in Geisenheim zum Jahresbeginn 2013 hat die letzte Hürde genommen. Der Wissenschaftsrat, der Bund und Länder in Fragen der Entwicklung von Hochschulen, Forschung und Wissenschaft berät, hat die Zusammenführung der 1872 gegründeten Forschungsanstalt und des 1971 errichteten Fachbereichs derHochschule Rhein-Main zueiner „Hochschule neuen Typs“ befürwortet. Die schon enge Kooperation und Verflechtung beider Einrichtungen werde „in sinnvoller Weise institutionalisiert“, stellt der in Köln ansässige Rat fest. Das Gründungskonzept sei eine guteVoraussetzungfür einepositive Entwicklung der neuen Hochschule. Die Hochschulgründung ist Konsequenz der Kündigung des bilateralen Staatsvertrags über die Forschungsanstalt Geisenheim durch das Land Rheinland-Pfalz zum Jahresende 2010. Hessen diskutierte danach mehrere Optionenund entschiedschließlich,die akademische Marke „Geisenheim“ durch eine Hochschulgründung im Rheingau zu bewahren und nach 40 Jahren der Trennung dort Forschung und Lehre institutionell wieder zusammenzuführen. Der Wissenschaftsrat erinnert in seiner Stellungnahme daran, dass er schon 1984 in einem Gutachten für das Land Hessen zu dem Schluss gelangt sei, dass sich „die institutionelle Zweiteilung in Forschungsanstalt und Fachhochschule nicht bewährt“ habe. Damals hatte der Wissenschaftsrat empfohlen, die beiden Institutionen „möglichst wieder weitgehend zu vereinen“, und schon seinerzeit schien eine eigenständige Fachhochschule eine gute Lösung. Inzwischen aberhatsich dieBildungslandschaft gewandelt und der Wissenschaftsrat auch Hinweise und Warnungen für Hessen. Vor allem aber sieht er „im institutionellen Sonderformat der Hochschule Geisenheim kein auf andere Fälle übertragbares Modell für die institutionelle Umgestaltung von Fachhochschulen“. Deutschlands wichtigstes wissenschaftspolitisches Beratungsgremium weist überdies darauf hin, dass Hessen mit der Gründung einer eigenständigen Hochschule zugleich die teuerste aller Varianten gewählt habe. Der „dauerhafte finanzielle Mehraufwand“
werde höher ausfallen als die vom Land geplanten 1,5 Millionen Euro und setze nachhaltiges Engagement der Landesregierung voraus, heißt es. Für das Gelingen der Hochschulgründung sei das die „entscheidende Voraussetzung“. Forschungsanstalt und Fachhochschulstandort verfügen bislang zusammen über 32 Professuren. Damit diese nebenden Vorlesungenfür die1100 Studenten mehr Zeit für Forschung haben, sollen vier zusätzliche Professoren und sechs wissenschaftliche Mitarbeiter eingestellt werden. Der Wissenschaftsrat hält das für nicht ausreichend. Er regt nocheinezusätzlicheProfessur fürTechnik im Gartenbau sowie eine weitere für Landschaftsarchitektur an. Auch die Hochschulverwaltung müsse aufgestockt werden. Dass Hessen den für 2013 vorgesehenen Betrag von 21,9 Millionen Euro noch einmal erhöht, glaubt der Direktor der Forschungsanstalt, Hans Schultz, aber eher nicht. Er hält es für wahrscheinlich, dass Geisenheim zumindest in der Übergangsphase bis zum neuen Hochschulpakt 2015 mit dem vorgesehenen Geld auskommen muss. Die Landespolitik müssesichdasGutachten abergenauansehen und entscheiden, was leistbar sei. Die Hochschule werde versuchen, mehr Studenten zu gewinnen und mehr Drittmittel für die Grundlagenforschung zu akquirieren, auch im Hinblick aufein eigenständiges Promotionsrecht in einigen Jahren. Für 2017 prognostiziert die Hochschule fast 1700 Studenten, davon 485 Erstsemester. Dass die Geisenheimer Neugründung wegen der ungewöhnlichen Fusion mit einer Forschungseinrichtungkeine Blaupause für die Umgestaltung anderer Hochschulen sei, habe niemanden überrascht. Nach Angaben von Schultz laufen die Vorbereitungen gut. Schon für Dezember sei die erste Wahl des Hochschulsenats angesetzt, diese werde noch nach den Regeln der Hochschule RheinMain abgehalten. Erfreulich sei, dass zurGruppenwahlnur Einheitslisteneingereichtworden seienundkeine Fraktionen anträten. Das spreche für das Zusammengehörigkeitsgefühl in Geisenheim. Die hessische Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) sieht im Gutachten des Wissenschaftsrats ein Gütesiegel für das Konzept der Landesregierung und eine Bestätigung des eingeschlagenen Wegs auf dem Campus Geisenheim. Der Wissenschaftsrat erkenne in der Gründung der Hochschule Geisenheim ein Beispiel für die ErprobungneuerHochschultypenund-formate in Deutschland. Hessen gründe erstmals seit Jahrzehnten nicht nur eine neue Hochschule, sondern auch eine neuen Typs in staatlicher Trägerschaft.“
Modernisierung: Um 800 neue Wohnungen im Wiesbadener Weidenborn bauen zu können, wurden 550 alte abgerissen.
Foto Sick
Wohnen im Weidenborn Beinahe die Hälfte des Projekts im Wiesbadener Südosten ist fertiggestellt htr. WIESBADEN. Rund 800 Wohnungen sollen im Wiesbadener Stadtteil Weidenborn entstehen. Beinahe die Hälfte ist schon fertig. Das Richtfest im „Quartier K“ nahm Xaver Braun, der Geschäftsführer der städtischen Wohnbaugesellschaft GWW, gestern zum Anlass für einen Zwischenbericht. Das imSüdosten der InnenstadtgelegeneGebietwurdein denfünfziger und sechziger Jahren entwickelt. Etwa ein halbes Jahrhundert später habe man den Bewohnern eines Hauses an der Hauberrisserstraße gleichsam über Nacht eine neue Bleibe verschaffen müssen, berichtet Braun. Denn ihr Haus habe kurz davor gestanden, regelrecht auseinanderzubrechen. WeilVeränderungen in der Gründungsebene zu irreversiblen Schäden des Bauwerks geführt hatten, entschied sich die GWW, die 80 Häuser im Weidenborn nach und nach abzureißen. Im Jahr 2007 wurde damit begonnen, die 550 alten Wohnungen durch neue zu ersetzen. Rund 150 Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt. Einen Teil davon nimmt die GWW wieder ein, indem sie
etwa ein Viertel der Wohnungen ver- die früher gezahlt worden seien. Aber der Anstieg verringere sich angesichts der gekauft. Sogehörenzum „QuartierK“ beispiels- sunkenen Nebenkosten. Die Energiekosweise vier Gebäude mit insgesamt 29 Ei- ten seien nämlich um achtzig Prozent gegentumswohnungen in einer Größe von sunken. Dies liege zum einen an der mo69 bis 150 Quadratmetern und 29 Tiefga- dernen Technik, zum anderen aber auch daran, dass die Häuser mit den Wohnzimragenplätzen. Im März dieses Jahres haben die Bauarbeiten begonnen. Inzwi- mern zur Südwestseite hin ausgerichtet seien. Weil manche Familien nach dem Auszug ihrer Kinder mit weniger Platz auskäDie Kaltmieten für die neumen, seien sie beispielsweise in eine kleien Wohnungen sind höher nere Wohnung eingezogen. So sei ihre monatliche Belastung in absoluten Beträals bisher. Die Energiegen oftmals kaum gestiegen. Hinzu komkosten sinken aber deutlich. me, dass die neuen Häuser überdurchschnittlich ausgestattet seien und ihren Bewohnern einen höheren Komfort böschen sind die Wohnungen allesamt ver- ten. Ein Balkon oder ein Gartenanteil sei kauft. Der durchschnittliche Preis lag bei die Regel. 3300 Euro pro Quadratmeter. Zum Standard zählten beispielsweise Die Pläne der GWW hätten zu Anfang auchParkettbödenund große, teilsbodenfür Diskussionen gesorgt, berichtet Ober- ständige Fenster. Trotzdem ziehe natürbürgermeister Helmut Müller (CDU), der lich auch ein Teil der Mieter weg. Müller Aufsichtsratsvorsitzende der Gesell- kündigte an, dass das Projekt im Weidenschaft. Denn die Kaltmieten für die neu- born voraussichtlich Ende 2016 abgeen Wohnungen lägen über den Beträgen, schlossen werden könne.
Bagger im Strafraum
Lange Nächte im Kinosessel
Aus Kiedricher Sportplatz wird teures Wohnquartier
Trash und Ernstes beim 25. Exground Filmfest in Wiesbaden / Höhepunkte zum Jubiläum
obo. KIEDRIC H. Noch stehen Tore undFlutlichtmasten,aberdas letzteFußballspiel des FC Kiedrich wurde schon vor vier Wochen abgepfiffen. Der alte Sportplatz in Kiedrich wird verschwinden.Als Zeichen der Veränderung stand am Montagabend ein Bagger im Strafraum, während Bürgermeister Winfried Steinmacher (SPD) die Erschließung „anpfiff“. Bis zum Juli nächsten Jahres wird das Sportfeld abgerissen, zugleich werden zehn Parzellen für Doppelhäuserund 18Parzellenfür Einfamilienhäuser vermessen. DieVermarktungder 200bis 500 Quadratmeter großen Grundstücke hat schon begonnen. Für Preise um 550 Euro je Quadratmeter sind elf Verkäufe schon abgeschlossen, und weitere zwei sind für diese Woche vorgesehen. Für zwölf Areale hat die Gemeinde Kiedrich schon feste Zusagen von Bauherren. Steinmacher zeigt sich deshalb zuversichtlich, dass das rund 1,5 Hektar große Areal bis zum Jahresende vollständig vermarktet werden kann. Insgesamt
rechnet der Rathauschef mit Einnahmen aus den Grundstücksverkäufen in Höhe von rund acht Millionen Euro. Dem stehen Ausgaben von 1,65 Millionen Euro gegenüber. Bis Steinmacher die voraussichtlich mehr als 100 Neubürger willkommen heißen kann, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Das Bauunternehmen will die Erschließung bis Juli nächsten Jahresbeenden,den Käufern derGrundstücke wurde von der Gemeinde die Übergabezum1. Oktober 2013festzugesagt. Die ersten Häuser werden daher kaum vor dem Sommer 2014 bezugsfertig sein. Die Fußballer haben hingegen auf ihrem neuen Platz am südwestlichen Ortsrand schon die ersten Spiele ausgetragen. Ohne den Verkauf der alten Sportstätte wäre die Investition von mehr als vier Millionen Euro in die neue, 41 Hektar große Anlage nicht möglich gewesen, erinnerte Bürgermeister Steinmacher an den Zusammenhang der Infrastrukturprojekte,dieKiedrichderzeitzügig angeht.
mohm. WIESBAD EN. Filmfans können sich wieder auf lange Nächte im Kinosessel freuen. Von diesem Freitag an bis zum 25. November findet das Wiesbadener „Exground Filmfest“ statt. Mehr als 250 Produktionen stehen auf dem Programm, zwei Drittel davon sind kurze oder mittellange Filme mit einer Spielzeit von bis zu 50 Minuten. Gastland ist die Schweiz, die mit Spielfilmen,Dokumentationen und einem eigenen Kurzfilmprogramm in den Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch vertretenist. EröffnenwirddasFestival der mehrfach prämierte Film „Summer Games“, in dem der zwölf Jahre alte Nic versucht, sich zwischen den WutausbrüchenseinesVatersundder zerbrechenden Ehe der Eltern zu emanzipieren. Neben den traditionellen Reihen „Neues aus Deutschland“, „American Independent“, „International“ und dem LänderFokus, zeigen die Veranstalter zum 25Jahre-Jubiläum von Exground eine Auswahl ihrer Lieblingsfilme aus den Programmen der vergangenen Jahre unter
dem Titel „Festival-Highlights“. Dazu ge- nicht. Die Gong-Show, für die Hobbyfilhören Filme von Michael Haneke,Tommy mer eigene Kurzfilme einreichen können, Lee Jones und die Dokumentation „Blank ist abermals dabei. Jeder Film, der nicht City“. Darin porträtiert Céline Danhier schon beim Abspielen durch einen Gong die Entstehung der Undergroundfilmsze- abgebrochen wird, nimmt an einem kleine im New York der siebziger Jahre, unter nen Sonderwettbewerb mit Publikumsjuanderem in Interviews mit Jim Jarmusch ry teil. und Steve Buscemi. Mit Spannung erwartet werden unter Einen weiteren Schwerpunkt ist das anderem „Twixt“, der aktuelle Film von Kurzfilmprogramm. Die vier Wettbewer- Altmeister Francis Ford Coppola, in dem besind deminternationalen,demnationa- es um einen Schriftsteller (Val Killmer) len und dem Wiesbadener Kurzfilm sowie geht, der einer mysteriösen Mordserie dem Jugendfilm gewidmet. Während die nachgeht. Der Streifen „Wenn man es verGewinner des internationalen und des Ju- steht, ist es zu spät – 50 Jahre Fluxus“ feigendfilm-Wettbewerbs von einer Jury be- ertzum Jubiläumder MusikrichtungWeltstimmt werden, ist das Publik dazu aufge- premiere im Rahmen des Festivals. rufen, seine Favoriten für den Deutschen Begleitend sind im Wiesbadener Kunstundden WiesbadenerFilmpreiszu bestim- haus Bilder des israelischen Fotografen men. Alle Gewinner werden zum Ab- Rudi Weissenstein zu sehen. Der Film schluss des Festivals, am Sonntag, 25. No- über die Archivierung seines fotografivember, verkündet. schen Schaffens wurde im vergangenen Außerhalb der Wettbewerbe gibt es und wird auch in diesem Jahr wieder geKurzfilmprogramme für den iranischen, zeigt. polnischen und baskischen Kurzfilm so- Das Programm des 25. Exground-Filmfests wie zwei Reihen mit ausschließlich doku- findet sich im Internet unter der Adresse mentarischen und animierten Kurzfil- www.exground.com oder über die unentgeltliche Exground-App für Android und iOS . men. Auch der Trash fehlt in Wiesbaden
htr. WIESBADE N. Das Geschäftsklima ist in Wiesbaden „spürbar besser“ als im Rhein-Main-Gebiet. Davon zeigt sich jedenfalls die Industrie- und Handelskammer (IHK) in der Landeshauptstadt überzeugt. Nach ihren Angaben hat sich die Wachstumsdynamik in der Region im Jahresverlauf deutlich verlangsamt. Der Geschäftsklimaindex für das Rhein-Main-Gebiet sei von 122 auf 110 Punkte zurückgegangen. Im Bezirk der IHK Wiesbaden sei der Index von 127 auf 116 Punkte gesunken. Die gegenwärtige Lage werde von den Unternehmen im Bezirk der IHK Wiesbaden ebenso wie im RheinMain-Gebiet unverändertpositiv eingeschätzt. 87 Prozent der Befragten fänden ihre gegenwärtige Lage gut oder befriedigend. Während im RheinMain-Gebiet 19 Prozent eine günstige Wirtschaftsentwicklung erwarteten, sei dieser Anteil in der Region Wiesbaden mit 22 Prozent etwas größer. Die IHK erwartet für das nächste Jahr im Raum Wiesbaden ein Wachstum von etwas über einem Prozent, wie es heißt. Das sei etwas mehr, als für das Rhein-Main-Gebiet und Deutschland erwartet würden. Am Arbeitsmarkt könne es im Bezirk der IHK Wiesbaden geringfügige Zuwächse geben. Zehn Prozent der Unternehmen rechneten mit einer Abnahme der Beschäftigung, 13 Prozent wollten Mitarbeiter einstellen. Im Rhein-Main-Gebiet liege die Zahl der Abnahme und des möglichen Zuwachses bei jeweils 15 Prozent.
Preis für Marathon zum Klimaschutz htr. WIESBADEN . Die Stadt Wiesbaden hat ein Preisgeld von 20 000 Euro für ihren „CO2-Marathon“ erhalten. Mit der Aktion hatte sie sich an einem Wettbewerb des Bundesumweltministeriums beteiligt. Wie berichtet, ruft Umweltdezernent Arno Goßmann (SPD) die Wiesbadener seit dem Früh jahr auf, die Emission von Kohlendioxid zu senken. Insgesamt sollen sie mindestens 100 Tonnen CO2 einsparen. Auf der Internetseite www.co2marathon.org können sie sich zu kleinen Verhaltensänderungen verpflichten, die sich leichtin den Alltag integrieren lassen. Sobald sich Teilnehmer registrieren und zu einer Aktion verpflichten, wird diedadurch eingesparteMengean Kohlendioxid auf der Homepage über eine wachsende Blase dargestellt. Die Teilnehmer erhalten für ihr Engagement ein Zertifikat. Bisher haben sich rund 430 Wiesbadener mit knapp 1500 Einzelaktionen an dem Projekt beteiligt. Das entspricht nach Goßmanns Angaben einer Kohlendioxid-Einsparung von mehr als 30 Tonnen. Der größte Anteil daran wurde durch das Herunterschalten der Heizung, den Verzicht auf einen Wäschetrockner und kürzeres Duschen erreicht.
Kurze Meldungen WIESBADEN. Die
Nerobergbahn hat in diesem Sommer 292 000 Fahrgäste den Neroberg hinaufgebracht. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um mehr als acht Prozent. htr. WIESBADEN. Über die Entwicklung der Sportvereine spricht Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule in Köln am Montag um 19 Uhr in Raum 22 des Rathauses. Anmeldung erbeten unter 06 11 / 31 54 00 oder [email protected]. htr. WIESBADEN. Über den Umgang mit Medikamenten und Selbstbehandlung informieren Mediziner heute von 17.30 und 19.30 Uhr im Rathaus. htr. BAD SCHWALBACH. Die Taunusbühne Bad Schwalbach zeigt „Die Kleine Meerjungfrau“ von Samstag bis 9. Dezember, jeweils 15 Uhr, im Kurhaus. Karten: 0 61 24/50 01 00. obo.
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FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 41
HOCHTAUNUS · MAIN-TAUNUS · WETTERAU
Schwarzbachtal nur für Radfahrer höv. MAIN-TAUNUS-KREIS. Das Schwarzbachtal, das Tal von Kriftel bis Eppstein, soll an einem Sonntag ganz alleinden Radfahrerngehören.Für Autos wird das Tal an diesem Tag gesperrt. So wollen es die Fraktionen des Kreistags im Main-Taunus-Kreis. Einstimmig hießen sie die Idee gut, an einem Sonntag im Jahr 2014 eine Veranstaltung „autofreies Schwarzbachtal“ auf die Beine zu stellen. Vorbild sind ähnliche Radlersonntage in anderen Tälern, etwa „Kinzigtal total“ mit einer 80 Kilometer Strecke von Hanau biszur Mündung der KinzigbeiSinntal oder der „Weiltal-Sonntag“ im Hintertaunus mit einer Strecke von Weilrod bis Weilburg. Nach dem Antrag wird zunächst geprüft, wie teuer eine solche Veranstaltung im Main-Taunus-Kreis wäre.Auch die genaue Strecke müsse noch festgelegt werden, zum Beispiel von Kriftel über Hofheim und Lorsbach nach Eppstein. Der Kreisausschuss wird nach dem Willen der Fraktionen ein Konzept zusammen mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) ausarbeiten. Die an der Strecke liegenden Städte sollen ebenfalls in die Planung einbezogen werden. Auch Vereine und Verbände könnten für eine Teilnahme gewonnen werden, ebenso die lokalen Touristikgesellschaften.
Pläne für Stadthalle werden ausgearbeitet höv. ESC HBORN. Die Stadt Eschborn arbeitet nach einem Votum von CDU, Grünen, SPD und Freien Wählern im Stadtparlament weiter an Plänenfür eineneueStadthalle.Ursprünglich sollten Rathaus und Stadthalle abgerissen und für 73 Millionen Euro ein gemeinsamer Neubau errichtet werden. Der Verwaltungsbau und die Halle sind ineinander verschachtelt. Dieses Großprojekt wurde in einem Bürgerentscheid im Frühjahr jedoch abgelehnt. Nun soll nur eine Stadthalle neu gebaut werden. Nachdem Willen derStadtverordneten ist zunächst eine Bestandsaufnahme vorgesehen. Sie soll zeigen, was das alte Gebäude bietet und wie Stadthallen anderer Städte aussehen. In einem zweiten Schritt soll ein Konzept für den Neubau entwickelt werden, dabei ist auch die Frage zu beantworten, ob der neue Saal an dem bisherigen Standort neben dem Rathaus errichtet wird oder an anderer Stelle. Schließlich muss auch über eine Sanierung des Rathauses entschieden werden, das nach dem Bürgerentscheid nicht abgerissen werden darf. Der Bau- und Umweltausschuss soll das Vorgehen koordinieren und auch überArt undUmfangder Bürgerbeteiligung bestimmen. Diskutiert werden soll über dieses Vorhaben nicht in den Routinesitzungen des Ausschusses, sondern in öffentlichen Sondersitzungen,bei denenauchGästen,etwaSprechern von Bürgerinitiativen oder Sachverständigen, ein Rederecht eingeräumt werden kann.
Eschborn: Beitritt zu Marketing-Verbänden höv. ESC HBORN. Die Stadt Eschborntrittzwei Werbeverbändender Region bei, dem Verein Frankfurt Main Financeund demUnternehmenFrankfurt Rhein-Main GmbH International Marketing of the Region. Dafür haben sichdieStadtverordnetenmit denStimmen von CDU, Grünen, FDP und dem Vertreter der Bürgerlichen ausgesprochen.DieMitgliedschaftim Finanzverbund kostet 75 000 Euro im Jahr. Für die Beteiligung am Region-Marketing gibt die Stadt 80000 Euro jährlich aus. Bürgermeister Wilhelm Speckhardt (CDU) sagte, es reiche nicht, dass der Main-Taunus-Kreis in der Region-Marketing-GmbH vertreten sei. Eschborn müsse sich selbst beteiligen. Die Stadt lebe davon, dass sie Unternehmen in die Gewerbegebiete hole. Der Standort sei Eschborn, nicht der Landkreis.
Spielhallen-Geldbote bei Überfall verletzt bie. KRIFTEL. Der Kurierfahrer eines Spielsalons ist am Montagvormittag an der Gutenbergstraße überfallen und ausgeraubt worden. Der 42 Jahre alte Mann hatte die Tageseinnahmen mehrerer Spielhallen eingesammelt und wollte diese kurz vor 10 Uhr bei der Zentrale abliefern. Als er aus dem Auto steigenwollte, griff ihn ein Unbekannter von hinten an. Der Täter sprühte dem Geldboten Pfefferspray ins Gesicht, entriss ihm drei Geldtaschen undrannte inRichtungeines Lebensmittelmarkts davon. Sein Opfer musste mit Augenverletzungen in einer Klinikbehandelt werden. Der Räuber soll etwa 30 Jahre alt und schlank
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Brücken
Enge Verhältnisse: Bald kann der Verkehr um Ober-Wöllstadt herum f ließen.
Foto Sick
r e b e i S e t r a K . Z . A . F
NiederWöllstadt r e t t e
1000m
nach Karben
W
Baubeginn für Wöllstädter Umfahrung stadt die Verkehrs- und Lärmbelastung in den beiden Ortsteilen Ober- und Nieder Wöllstadt deutlich. Die Ortschaften würden um bis zu 75 Prozent vom Durchgangsverkehr entlastet. Die neue rund neun Kilometer lange Trasse soll den Verkehr in Verlängerung der schon fertiggestellten Friedberger jjo. WÖL LSTA DT/ KAR BEN. Mehr als Westumfahrung östlich an Ober-Wöllzwei Jahrzehnte lang hat Wöllstadts Bür- stadt und westlich an Nieder-Wöllstadt germeister Alfons Götz (CDU) auf diesen vorbeiführen. Nachdem Archäologen Tag hingearbeitet: Rund vier Monate vor schon damit begonnen haben, die Trasse Ende seiner Amtszeit wurde gestern offi- nach frühzeitlichen, römischen und mitziell mit dem Bau der Ortsumfahrung telalterlichen Siedlungen zu untersuchen, Wöllstadt für die Bundesstraßen 3 und 45 soll noch in diesem Jahr mit den eigentlibegonnen. Hessens VerkehrsministerFlo- chenBauarbeitenan denzehn neuenBrürian Rentsch,der Parlamentarische Staats- cken begonnen werden. Bis Ende 2016 sekretär im Bundesverkehrsministerium, soll die Umgehungsstraße, für deren Bau Jan Mücke (beide FDP), und Ministerprä- die Projektmanagementgesellschaft Desident Volker Bouffier (CDU) lobten ges zuständig ist, fertig sein. Die Kosten Götz für seine Hartnäckigkeit. „Ohne die trägt der Bund. Das Projekt wird sich gepositive Penetranz von Bürgermeister genüber früheren Kalkulationen vorausGötz stünden wir nicht hier“, sagte sichtlich um mehr als ein Zehntel verteuRentsch. ern. In einer Mitteilung der Hessischen Nach seinen Angaben verringert sich Staatskanzlei war gestern zwar von Kosnach Eröffnung der Ortsumgehung Wöll- ten in Höhe von 38,8 Millionen Euro die
Die B 3 wird südlich von Friedberg weitergebaut. Karben votiert für baldigen vierspurigen Ausbau zwischen Bad Vilbel und Kloppenheim.
Fast 2900 Bürger nutzen Bad-Homburg-Pass
Rede. Mücke sprach von „rund 40 Millionen Euro“. Stefan Franz von der Deges hatte jedoch schon im Juni in Wöllstadt angekündigt, dass das Bauvorhaben zirka 42,7 Millionen Euro kosten werde. Nach Angaben Rentschs wird das Straßenbauprojekt auch nach Eröffnung der Ortsumfahrung noch nicht beendet sein, weil die B 3 noch bis nach Karben-Kloppenheim weitergebaut werden soll. Der Trassenverlauf ist allerdings noch unklar. Die Karbener Stadtverordneten hatten sichmit großerMehrheitdafür ausgesprochen, vor dem Weiterbau der B 3 noch die Bundesstraße zwischen Bad Vilbel und dem Ausbauende bei Kloppenheim zunächst vierspurig auszubauen, damit der Verkehr besser abfließen kann. Der KarbenerMagistrat sollsichnun dafüreinsetzen, dass der vierspurige Ausbau, für den Planungs- und Baurecht besteht, in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) zufolge lässt die Straßen- und Verkehrsverwaltung im nächsten Jahr zunächst eine Verkehrsuntersuchung erstellen.
bie. BAD HOM BURG. Das Wort „Erfolgsgeschichte“ ist SozialdezernentDieter Kraft (Die Grünen) in Zusammenhang mit dem Bad-Homburg-Pass zwar in den Sinn gekommen. Als passend empfindet er es bei diesem Thema gleichwohl nicht. Immer mehr Menschen mit keinem oder geringem Einkommen beantragen den Pass, der eine Reihe von Vergünstigungen im Nahverkehr und bei Veranstaltungen gewährt. Zum Stichtag 30. Juni waren es 2900, was eine deutliche Steigerung bedeutet. Ein Jahr zuvor lag die Zahl noch um 780 Passinhaber niedriger. Vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda sei das Angebot im zweiten Jahr seines Bestehens bekannter geworden, sagte Kraft gestern bei der Vorlage des zweiten Berichts zum Bad-Homburg-Pass. Auch die Stadtteil- und Familienzentrum hätten daran ihren Anteil. Beantragen kann das Dokument jeder, der Sozialhilfe bezieht oder nur wenig verdient. Die Einkommensgrenze liegt bei 748 Euro für den Haushaltsvorstand und 262 Euro für jedes weitere Familienmitglied. Außerdem können die Kosten für die Unterkunft hinzugerechnet werden. Nach der Statistik des Kreiseslebenin derKurstadt 3140Leistungsempfänger. Knapp 1800 haben einen Bad-Homburg-Pass, also 57 Prozent. Dies zeige zum einen, dass auch im vermeintlich reichen Bad Homburg viele Menschen auf Unterstützung angewiesen seien, sagte Kraft. Von diesen habe man mit dem Angebot einen erheblichen Teil erreicht, wenn sich auch 43 Prozent noch nicht gemeldet hätten. Die übrigen Passinhaber seien Geringverdiener. Ihr Anteil an der Gesamtzahl lasse sich nicht bestimmen, weil es hierfür keine Übersicht gebe. DieInhaber desPasseslassensichhingegen statistisch aufschlüsseln. So haben mehr Frauen als Männer das Dokument beantragt. Der Unterschied beträgt nahezu 600. Dem Sozialdezernentenist aufgefallen, dass die Zahl der Bad Homburger Bürger im Alter von mehr als 65 Jahren allgemein zurückgegangen ist, während ihr Anteil bei den Bad-
Homburg-Pass-Inhabernwächst. Obdas ein Hinweis auf zunehmende Altersarmut sei, werde man weiter beobachten, sagte Kraft. Nach Worten von Sachbearbeiterin Birgit Steins gehen monatlich etwa 64 Anträge ein. Inzwischen hätten 75 Prozent der Inhaber den Pass verlängern lassen. Nur wenige Anträge müssten abgelehnt werden. Der wichtigste Vorteil des Passes ist die vergünstigte Stadtbus-Monatskarte, die mit dem Dokument nur 75 Prozent des Preises kostet. 1350 Inhaber haben davon mindestens einmal Gebrauch gemacht. Der Nahverkehr liegt damit weit
„Wichtig ist, dass das Angebot den Makel des Sozialhilfepasses loswird.“ Sozialdezernent Dieter Kraft (Grüne)
vorn. So nahmen 65 Prozent der Passinhaber im Rentenalter dieses Angebot in Anspruch. Auch die preisreduzierte Ferienkarte für das Seedammbad war mit 327 Nutzern stark gefragt. Für die mit dem Pass verbilligten Veranstaltungen des Fachbereichs Kultur in Stadtbibliothek, Englischer Kirche oder Gotischem Haus interessierten sich vor allem Ältere. Ausgesprochen erfreulich nannte es Steins, dass mehr als elf Prozent der Passinhaber im Alter zwischen 14 und 20 Jahrenden UnterrichtderMusikschule besuchten. Die Kurse der Volkshochschule würden häufig von Personen zwischen 21 und 64 Jahren gebucht. Dabei lägen Sprachkurse vorn. Im Berichtszeitraum von Juli 2011 bis Ende Juni 2012 hat der Bad-HomburgPass die Stadt knapp 285 000 Euro gekostet. Weil viele Monatskarteninhaber vorher aber nicht Bus gefahren sind, gibtes fürdie zusätzlichen Nahverkehrsnutzer eine Erstattung vom RheinMain-Verkehrsverbund. Der städtische Haushalt wurde deshalb lediglich mit 190 000 Euro belastet. Sozialdezernent Kraft will weiter für den Pass werben. Wichtig sei, dass das Angebot den Makel des „Sozialhilfepasses“ loswerde.
Krebs für Klinikverlagerung Landrat willPsychiatrie inBad Homburg bie. BAD HOMBURG / FRIEDRICHSDORF. Landrat Ulrich Krebs (CDU) hat sich am Montag im Kreistag dafür ausgesprochen, die bisher als WaldkrankenhausKöpperngeführte Psychiatrische Klinik von Friedrichsdorf nach Bad Homburg zu verlagern. Dort sei der nötige Platznebendem Neubauder Hochtaunuskliniken an der Zeppelinstraße vorhanden. Als Ergänzung sei ein tagesklinisches Angebot in Usingen sinnvoll.Damit hat sich zum ersten Mal ein Vertreter des Hochtaunuskreises ausdrücklich für den umstrittenen Umzug der Psychiatrie ausgesprochen. Diese Pläne verfolgt die Vitos Holding des Landeswohlfahrtsverbandes schon seit drei Jahren. Unter anderem hatte der Betriebsrat des Waldkrankenhauses die Überlegungenkritisiertund fürden idyllischen Standort im Grünen geworben. Aber auch die politischen Gremien der beiden von dem Schritt berührten Städte lehnen den Umzug bisher ab. Zuletzt hat-
ten sich im September die Friedrichsdorfer Stadtverordneten in einer von allen FraktioneneingebrachtenResolutioneinstimmig gegen einen Ortswechsel des psychiatrischen Krankenhauses ausgesprochen. Auch wennder Bau der Hochtaunuskliniken weit fortgeschritten ist, bleibt ein nachträglicher Anschluss eines weiteren Gebäudes technisch möglich. Die Stadt Bad Homburg verweist darauf, dass sie überden Bebauungsplanfür dasKlinikgelände keine Möglichkeit habe, auf die Nutzung Einfluss zu nehmen. Ein Bauantrag für die Psychiatrie liege noch nicht vor. Im August bestätigte der Vitos-Aufsichtsrat seinen Grundsatzbeschluss von 2009 für den Umzug. Außerdem gibt es Gespräche mit dem Hochtaunuskreis über die Schaffung eines gerontopsychiatrischen Zentrums in Usingen, wo das dortige Allgemeinkrankenhaus derzeit ebenfalls am Stadtrand neu errichtet wird.
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Altlast zwischen Altstadtmauern Mit heißem Dampf und Luft gegen Lösungsmittel bie. OBERURSE L. Die Sanierung einer Altlast an der Eppsteiner Straße geht in die entscheidende Phase. Von Dezember an wird ein Dampf-Luft-Gemisch in den Boden gepumpt, um Schadstoffe herauszuspülen. An dem betreffenden Standort befand sich von den sechziger Jahren bis 1976 eine kleine Fabrik für Korrosionsschutzmittel. In einem ebenso wie das Fabrikgebäude längst abgerissenen Unterstand wurden offenbar Fässer mit Lösungsmitteln ausgespült.Als die Stadtdas im Zuge der Altstadtsanierung erworbene Grundstückvor zehnJahrenverkaufen wollte, wurden Bodenuntersuchungen in Auftrag gegeben. Dabei fand man leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW), vor allem Perchlorethylen (PER) und Trichlorethylen (TRI). Sie gelten als gesundheitsschädlich und wurden auch im Grundwasser nachgewiesen. In Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Darmstadt folgten weitere Gutachten und Studien, die 2009 in ein Sanierungskonzept mündeten. DieFlächebefindet sichhinterder Straßenbebauung und liegt inmitten von denkmalgeschützten Häusern. Die Erdoberfläche des ehemaligen Fabrikgeländes ist inzwischen um mehr als einen Meter abgetragen worden. Weil die Kohlenwasserstoffe bei den Aushubarbeiten ausgasen konnten, trugen die Arbeiter Schutzanzüge, und die Baustelle wurde
sogenannte In-situ-Sanierung: Die umliegenden Häuser bleiben stehen, und auch das Gelände wird nicht komplett ausgekoffert. Stattdessen sollen die flüchtigen Lösungsmittelmit einenvonder Universität Stuttgart entwickelten Verfahren aus dem Boden geholt werden. Hierfür wurden 27 Löcher für die Infiltrations- und Extraktionsbrunnen gebohrt:Indie einenwirddasheißeDampfLuft-Gemisch hineingedrückt und in den anderen zusammen mit den gelösten Schadstoffen aufgefangen. Dieses Prinzip sei seit 1998 erprobt und immer weiter verbessert worden, sagte Oliver Trötschler von der Universität Stuttgart. In Durlach habe man eine Altlast saniert, die sichuntereinemdenkmalgeschütztenAltbau befunden habe. Umfangreiche Messungen auf dem Grundstück selbst und in der Nachbarschaft begleiteten die Arbeiten, die bis Ende 2013 abgeschlossen sein sollten. Nachdem die Sanierung im Bauausschuss zur Sprache kam, warnte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in den vergangenen Tagen vor Belastungen für die Anwohner und sprach von „einer der schwersten Belastungen hessenweit in einem Innenstadtbereich“. Dennoch besteht nach Ansicht von Erstem Stadtrat Christof Fink (Die Grünen) kein Anlass für eine Umsiedlung der Nachbarn. Sie seien im Umweltmedizinischen Institut
Gemeinsam für eine saubere Umwelt: Die vielfältigen Klimaaktiv-Angebote der Mainova machen’s möglich. Von Grünstrom und E-Mobilität über hoch-
SEITE 42 · MITTWOC H, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266
Rhein-Main
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
MAIN-KINZIG
Im Dezember Wahl des Hanauer Bürgermeisters Sozialdezernent sollaufrücken / Vierte Stadtratsstelle höv. HANAU. Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel (SPD) soll im Dezember zum Hanauer Bürgermeister gewählt werden. Seine bisherige Stelle als Stadtrat soll wieder besetzt werden, so dass es fortan vier hauptamtliche Dezernenten gibt statt bislang drei. Der Posten des Bürgermeisters ist seit rund einem Jahrzehnt vakant. Die Stadtverordneten entschieden am Montagabend, im Dezember einen Bürgermeister zu wählen. Dafür stimmte die Vierer-Koalition aus SPD, den Grünen, FDP und Bürgern für Hanau, außerdem die Republikaner und zwei Vertreter der Linken. Die CDU lehnte die Vorlage ab. Nach dem Beschluss wird ein Wahlvorbereitungsausschuss eingesetzt, um die Abstimmung vorzubereiten. Als Bürgermeister und erster Vertreterdes Oberbürgermeisterssei derbisherige Sozialdezernent vorgesehen, sagte Cornelia Gasche (SPD). Als vierter Hauptamtlicher ist der 49 Jahre alte Andreas Kowol (Die Grünen) im Gespräch,ein Mitarbeiter derWiesbadener Stadtverwaltung. Bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr hatten die Grünen an Stimmen gewonnen, deshalb war ihnen innerhalb der Vierer-Koalition ein Dezernat zugestanden worden. In einem weiteren Beschluss legten dieFraktionen fest,die viertehauptamtliche Stelle im Magistrat nicht abzuschaffen. Dafür stimmtendie Vierer-Koalition und die Republikaner. Gasche und Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) kündigten aber an, in der Wahlperiode nach der nächsten Kommunalwahl die vierte Dezernentenstelle wieder streichen zu wollen. In den nächsten Jahrenstünden zunächst wichtige Themen an, der Stadtumbau, der
Umbauder ehemaligen Kasernen für zivile Zwecke und die Energiewende. Die Stadtbrauche vierDezernenten,um diese Aufgaben zu bewältigen. Wenn dann in einigen Jahren diese Vorhaben erledigt seien, komme man in der Zukunft wieder mit drei Hauptamtlichen im Magistrat aus. Die Stelle des Bürgermeisters ist nicht besetzt, seit im Jahre 2003 der damalige Bürgermeister Kaminsky zum Oberbürgermeister gewählt wurde. Außer ihm gibt es zwei hauptamtliche Stadträte, den Sozial- und Bildungsdezernenten Weiss-Thiel sowie den Bauund Wirtschaftsdezernenten Ralf-Rainer Piesold (FDP). Ineinem Bürgerentscheidwarim September über die vierte Dezernentenstelle abgestimmt worden. Die Initiatoren hatten durchsetzen wollen,dass dervierte hauptamtliche Posten gestrichen wird. Es hatte sich in der Abstimmung zwar eine große Mehrheit für die Streichung der Stelle ausgesprochen. Das Quorum, die für einen gültigen Entscheid notwendige Mindeststimmenzahl, war aber nicht erreicht worden. Die Stadtverordneten bestätigten dieses Ergebnis in ihrem Beschluss. Die CDU kritisierte die Erweiterung des hauptamtlichen Magistrats. Man sei zehn Jahre lang mit drei Hauptamtlichen ausgekommen, so könne in Hanau auchweiter regiert werden.„Parteipolitisches Anspruchsdenken“ sei der Grund, warum die vierte Stelle besetzt werde. Beim Bürgerentscheid sei das Quorum nursehr knapp,um einige hundertStimmen,verfehltworden.BeidieserAbstimmung hätten sich neun Zehntel der Bürger,die sichbeteiligthätten,dafürausgesprochen, die Stelle zu streichen.
Stadt produziert Knef-Stück
Aus Kooperation wird Fusion Zwei Hanauer Stiftungen, die in der Altenpflege tätig sind, werden verschmolzen. Ziel ist es, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu stärken. lu. HANAU. Neue Wege in der Altenhilfe wollen die städtische Stiftung Althanauer Hospital und die private MartinLuther-Stiftung in Hanau noch stärker als bisher gemeinsam gehen. Deshalbsollen die beiden Hanauer Institutionen bis zumJahr 2014in einer gemeinsamen Stiftung, deren Namen noch festgelegt werden muss, miteinander verschmelzen. Die Stiftung Althanauer Hospital stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist damit die älteste der Stadt. Seit dem Jahr 1965 hält sie in mehreren Wohnkomplexen in der Stadt und in den Stadtteilen rund 150 altengerechte, sozialgebundene Wohnungen zur Verfügung. Träger waren lange Jahre die Stadt Hanau sowie die beiden evangelischenKirchengemeinden der Johannes- und Marienkirche alleine. Im Jahr 2009 wurde die Verwaltung der Stiftung auf die Hanauer Gesellschaft für Altenhilfe übertragen, deren Mitgesellschafter die Martin-Luther-Stiftung ist. Sie trat zu diesem Zeitpunkt auch als Mitgesellschafter ein. Die 130 Jahre alte Martin-Luther-Stiftung ist wie die Stiftung Althanauer Hospital Mitglied der Diakonie. Sie unterhält Häuser mit verschiedenen Formen der Altenbetreuung in Hanau, Schöneck und Schlüchtern für mehr als 800 Menschen. Gemeinsame Projekte mit der Stadt sind das Altenzentrum Bernhard-Eberhard in der Innenstadt, das im Bau befindliche Modellprojekt des Mehrgenerationenwohnens an der Keplerstraße in der Hanauer Weststadt und ein weiteres, gerade entstehendes Modellprojekt in Großau-
heim, wo in der ehemaligen Schule am Brunnen unter anderem Wohngruppen und Betreuungsangebote für an Demenz erkrankte Menschen eingerichtet werden. Diese enge Kooperation zwischen den beiden Stiftungen soll nach den Worten von Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) nun in einer gemeinsamen Institution münden. Damit wolle die Stadt den Herausforderungen des demographischen Wandels frühzeitig begegnen. Geschaffen werden sollten verbesserte Möglichkeiten, den modernen Ansprüchen an die Versorgung im Alter gerecht zu werden. Die städtische Stiftung alleine,
für die bestehenden Wohnungen der jetzigen Stiftung Althanauer Hospital entwickeln. Der Trend gehe weg von der Unterbringung in vollstationären Pflegeeinrichtungen und hin zu wohnortnahen kleinen Versorgungszentren mit einem nachbarschaftlichen Umfeld, das in die Altenbetreuung eingebunden werden könne. Wie Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel (SPD) in einer Pressekonferenz ausführte, hänge das Überleben der Stiftung Althanauer Hospital stark von der Gewährung städtischer Zuschüsse ab. Diese ließen sich angesichts der Hanauer Finanzlage nicht dauerhaft garantieren. Für die Sanierung der Altenwohnanlagen stünden Investitionen in einstelliger Millionenhöhe an. Da es keine FinanzDie Stiftung Althanauer rücklagen gebe, sei das Überleben der Hospital stammt aus dem Stiftung nur durch das Aufgehen in der Martin-Luther-Stiftung möglich. Alfred 14. Jahrhundert und ist die Merz, Vorstandsvorsitzender der Martinälteste der Stadt. Luther-Stiftung, lobte die lange und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadt. Diese werde gestützt auch von der die sehr stark von städtischen Zuschüs- Arbeit der städtischen Hilfezentrale als sen abhänge, sei aus eigener Kraft finan- ambulantePflegeeinrichtung,die einweiziell dazu nicht in der Lage, zumal ihre teres Standbein des Zusammenschlusses Häuser einen hohen Sanierungsbedarf bilden werde. hätten. Mit dem Zusammenschluss würDer frühere Oberbürgermeister Hans den die wirtschaftlichen Voraussetzun- Martin (SPD), der viele Jahre lang Vorgen der städtischen Stiftung erweitert. standsvorsitzender der Martin-LutherDie Stiftung Althanauer Hospital rich- Stiftung war, erinnerte daran, dass es tet sich an betagte Bürger mit einem schon in den sechziger Jahren Bestrebunniedrigen Einkommen. Nach den Wor- gen für eine Zusammenlegung gab. Diese ten von Friedrich Trapp, Geschäftsfüh- sei nun möglich und werde wichtige Synrer sowohl der Martin-Luther-Stiftung ergieeffekte in der Altenpflege schaffen. als auch der Hanauer Gesellschaft für AlDie Zusammenlegung der beiden Stiftenhilfe, wolle man daran festhalten, die- tungen soll noch in diesem Jahr notariell sen Menschen weiterhin günstigen beurkundet werden. Nach dem Ablauf Wohnraum anzubieten. Derzeit liege das des Jahres 2013 als gesetzlich vorgeniedrigste Mietniveau bei 400 Euro. Die schriebenes „Sperrjahr“ soll die eigentlineue Stiftung werde sich nicht nur um che Eingliederung im Jahr 2014 stattfindie Schaffung weiterer Wohnangebote in den. Es ist vorgesehen, der Stadt und den der Zukunft bemühen, sondern vor al- beiden Kirchengemeinden Sitz und Stimlem moderne Unterstützungskonzepte me im Aufsichtsgremium zu gewähren.
Viva Touristika
lu. HANAU. „Knef – Für mich soll’s rote Rosen regnen“ heißt der Titel der nächsten Eigenproduktion der Stadt Hanau. Regie führt Benjamin Baumann, in der Hauptrolle der jungen Hildegard Knef wird die Sängerin Simone Kerchner zu sehen sein. Den zweiten Part, die gereifte Knef, wird Petra Mathein übernehmen. Die zehnte städtische Produktion spielt nach Angaben der Stadt Mitte der siebziger Jahre, als die Sängerin und Schauspielerin auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angekommen zu sein schien. Doch privatsei siein einer Krisegewesen. In dem Stück blicke die Knef kritisch zurückund treffe „imSpiegelder Vergangenheit“ auf die junge Hilde. Daraus entwickelten sich ein Streitgespräch und eine „offene, ehrliche Abrechnung mit sich selbst“. Gesungen werdenLiederwie „Fürmichsoll sroteRosen regnen“, „Ich brauch Tapetenwechsel“, „Eins und eins, das macht zwei“ sowie „Von nun an ging s bergab“. Das Stück hat am 24. Januar im Comoedienhaus Wilhelmsbad Premiere. Weitere Aufführungen finden vom 25. bis 27. Januar, am 23. und 24. Februar sowie am 4. und 5. April statt. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Karten kosten zwischen 19 und 29 Euro (Telefon 069/1 34 04 00). ’
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Kurze Meldung Die Gruft der Hanauer Grafen in der Marienkirche ist am Sonntag geöffnet und kann von 15 bis 17 Uhr besichtigt werden. Die evangelische Gemeinde, der Geschichtsverein, die Märtesweinvereinigung und die Volkshochschule organisieren die Begehung derGruft ausAnlassdes 400.Todesjahres von Graf Philipp Ludwig II. höv. HANAU.
16. bis 18. November
Rundherum Urlaub Die sechste Viva Touristika macht Lust auf Reisen
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In der kalten Jahreszeit
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Im Winter auf den Azoren mit dem E-Bike unterwegs: da werden gleich zwei Reiseträume wahr. Foto: Veranstalter
nung. So zeigt Familie Zagel, wie man mit Kleinkindern unter sechs Jahren um die Welt reisen kann, Matthias Hanke stellt auf den Spuren von Rosamunde Pilcher die Schönheit englischer Gärten vor. Neben Ländern wie der Mongolei, Kanada, Polen und der Schweiz bildet Deutschland einen Schwerpunkt unter den Reisezielen. Der Urlaub im eigenen Land wird zunehmend geschätzt. Besonders vielfältig präsentieren Aussteller aus Bayern, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern die bunte Mischung, die sie an Freizeitmöglichkeiten bereithalten. Bad Rodach, das oberfränkische Heilbad im Coburger Land, lockt mit einer Thermalquelle, einer historische nAltstadt und fränkischer Lebenslust. Die Therme Natur ist ein Wohlfühlerlebnis für Körper, Geist und Seele. Sie zählt zu den schönsten Wellness- und Gesundheitseinrichtungen Frankens. Erholung, Kultur und Genuss sind die Stärke der Region um Koblenz. Hervorzuheben ist dabei die Seilbahn, die den Besucher vom Deutschen Eck zur Festung Ehrenbreitstein bringt, eine der größten Festungsanlagen Europas aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Radtouren an der
geboten der Messe. Alpine Regionen vervollständigen die Urlaubsziele in Deutschland, reichen aber selbstverständlich auch nach Österreich und Südtirol. Zum zweiten Mal wird der Outdoor-Bereich um das Thema Wasserwanderungen am Standvon „derflusswanderer“ ergänzt. Im Mittelpunkt steht dabei das Faltboot. Multivisionsshows und ein ausgewähltes Bühnenprogramm bereichern das Ausstellerangebot und erwecken Geschichten und Landschaften zum Leben. Viva Touristika
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Eintrittspreise Tageskarte 8 Euro, ermäßigt 6 Euro, Kinder unter sieben Jahre frei. Am 16. November kostet der Eintritt 4 Euro. Familienkarte
Rhein-Main
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
MITT WOCH, 14. NOVEMBER 2012 · NR. 266 · SEITE 43
DARMSTADT · OFFENBACH · ASCHAFFENBURG
Darmstadt verschiebt den Weltuntergang
„Bewohner werden schon vor dem Verkauf zur Kasse gebeten“
Vortrag der Europäischen Weltraumorganisation über die Asteroidenabwehr / Gefahr erst im Jahr 2040 mskl. DA RMSTADT. Asteroiden betrachtet Michael Khan von der Esa in Darmstadt durchaus als ernstzunehmende Bedrohungfür die Menschheit.Bei seinem Vortrag in der Europäischen Weltraumorganisation zeigt der Planungsleiter aber auch, was sich gegen eine solche Gefahr ausrichten lässt. Haben sich die Maya verrechnet, die für Ende Dezember 2012 den Weltuntergang vorhersagen? Erst2040 wirdes seiner Ansichtnach wieder bedrohlich. Im vergangenen Jahrhundert gab es drei nennenswerte Asteroideneinschläge. 1908 explodierte „Tunguska“ über einem dünnbesiedelten Waldgebiet Sibiriens. Vermutlich gab es keine menschlichen Opfer. 2000 Quadratkilometer Wald wurden zerstört, in etwa die Fläche des Rhein-Main-Gebietes.2007 schlug einAsteroid in Peru ein und hinterließ einen Krater von 14 Meter Durchmesser. 2008 explodierte einer über dem Sudan. Es ist der erste, der bisher vorhergesagt wurde. Nur einzelne Brocken erreichten die Erde,der Restverglühtein derAtmosphäre. Im November 2011 flog ein Asteroid mit 300 Meter Durchmesser innerhalb der Mondlaufbahn an der Erde vorbei. Im Weltraum ist das nur ein kleiner Schritt, der aber eine apokalyptische Gefahr für die Menschheit darstellt. Asteroiden in der Erdatmosphäre sind Khan zufolge keine Seltenheit, sie verglühen täglich und bescheren uns als Sternschnuppen einen schönen Nachthimmel. Auf den Durchmesser kommt es an: Einige Meter haben die Sprengkraft der Hiroshima-Bombe. Von dieser Größenordnung an können die Himmelskörper die Erdatmosphäre durchdringen. Hundert Meter Durchmesser entsprechen schon hundert Atombomben, statistisch alle 1000 Jahre. Sie können mehrere Kontinente verwüsten. Ab einem Kilometer Durchmesser gäbe es eine Explosion von mehreren tausend Atombomben – das Ende der Menschheit. Doch ein solcher Fall tritt nur alle 100 000 Jahre ein, wie Khan weiter erläutert. „Statistisch wäre es aber bald soweit“, sagt er. Und es gibt ja auch noch den Maya-Kalender, der am 21. Dezember endet und für manche den Weltuntergang bedeutet. Die Maya selbst sprachen aber von einer großen Veränderung,
Mieterbund:Sozialchartafür GBW-Wohnungen wertlos
Einschlag: Der „Tunguska-Asteroid“ hat 1908 in Sibirien ein Areal von der Größe des Rhein-Main-Gebiets verwüstet.
nicht vom großen Ende. Die Apokalypse ist eine christliche Vorstellung. Asteroiden sind real. Was kann unternommen werden? Die „Bruce-Willis-Methode“ sei nicht geeignet, sagt Khan. Im Film„Armageddon“(1998) landet Schauspieler Willis mit einer Bohrmannschaft auf dem Brocken, um ihn von innen her zu sprengen. Eine Landung sei aber derzeit unmöglich, meint Khan. Zudem sei Zeitder entscheidendeFaktor. ImFilm erfolgte die Sprengung viel zu spät. Zehn Jahre im Voraus müsse man den Asteroiden nur ein wenig umlenken, einen „Schubs aus der Umlaufbahn“ nennt Khan das. Ein solchersei bereits möglich, „auch mit Atomwaffen“. Bleibt die Frage, wie man sie zum Asteroiden befördert.
DieNasaarbeitetan einemgroßenRaumschiff, das den Asteroiden anziehen und damit von der Erdumlaufbahn ablenken könnte. Zur Not muss eine gefährdete Region auf der Erde evakuiert werden. Messungenauigkeitenerschweren mögliche Eingriffe, weil Sonnenwinde die Berechnung der Größe beeinflussen. So bedrohen Asteroiden die Menschheit nicht nurdurch ihrenEinschlag,sie habenauch Einfluss auf das politische Klima: Sollte ein Asteroid Richtung Atlantik fliegen, bliebe die Frage der Richtung zu klären, in welche die Gefahr abzulenken wäre. Bei Berechnungsfehlern wären entweder Europa und Russland oder die Vereinigten Staaten und Kanada betroffen. Da die Nordamerikaner bisher den erheblichen
Foto dpa
Großteil der Überwachung leisten, fiele die Wahl wohl auf die östliche Richtung. Doch Khan beruhigt: Raumschiffe, die landen und den Asteroiden dann zerteilen können, „müssen und werden gebaut werden“. Dann könnte uns Bruce Willis retten. Drängt die Zeit? Der bedrohlichste aller Asteroiden, der AG 5, kommt am 5. Februar 2040 der Erde gefährlich nahe. Bei seinen 130 bis 290 Meter Durchmesser könnte ein ganzer Kontinent zur Mondlandschaft veröden, was heftige Klimaveränderungen für die ganze Welt mit sich brächte. Das Risiko liegt bei etwa 1 zu 550. Exakt wird man das Verhalten von Asteroiden nicht vorhersagen können. Vielleicht gab es auch bei den Maya Messungenauigkeiten.
as. ASCHAFFENBURG. Die Zitter- Zustand sind. Die GBW verlange jedoch partie für Tausende Mieter in der Regi- in einigen Fällen die ortsübliche Miete, on Bayerischer Untermain, die in Woh- obwohl die Miete aufgrund „erheblicher nungen der Wohnungsgesellschaft Mängel“ gemindert worden sei. GBW leben, hält an. Doch zu der Unge Am Freitag hatte die Frist für potenwissheit,wer dieinsgesamt 32 000Woh- tielle Käufer des größten bayerischen nungen im Freistaat erwerben wird, die Wohnungsunternehmens geendet. Eine sich zu 92 Prozent im Eigentum der große Zahl namhafter Interessenten aus Bayerischen Landesbank (LB) befin- dem In- und Ausland habe Interesse am den, versucht die GBW jetzt auch noch, Erwerb der GBW AG angemeldet, sagte vor dem Verkauf in Aschaffenburg Miet- einSprecher derBayern-LB.Die Intereserhöhungen durchzusetzen. Dies mach- senten mussten bestätigen, dass sie die te der Vorsitzende des Deutschen Mie- Sozialcharta zur Absicherung der Mieterbunds Aschaffenburg und Umge- ter akzeptieren. Mietervereine halten bung, Christoph Schwandt, öffentlich. diese allerdings für nicht ausreichend. Er spricht von einem Skandal. Die Sie hatten eine individualrechtliche VerMieterhöhungdienenurdem Zweck,den ankerung von Mieterschutzklauseln per Kaufpreis der GBW in die Höhe zu trei- Einzelvertrag gefordert. ben.„AufdieseWeisewilldie Bayerische DieBayern-LBmussdie GBWauf AnStaatsregierung ihren durch die Pleite ordnung der EU verkaufen, um mit dem der Landesbank lädierten Staatshaushalt Erlös einem Teil der Milliardenhilfen auf dem Rücken der Mieter sanieren“, fürihre Rettungan den Freistaatzurückheißt es in einer Erklärung Schwandts. zuzahlen. Nach Angaben von Experten EinGBW-Sprecherwies dieseInterpreta- könnte der Preis bei zwei Milliarden tion zurück und sprach von einem ganz Euro liegen. Laut der Nachrichtenagennormalen geschäftlichen Vorgang. turReuterssind etwazweiDutzendInteDer Mieterbund-Vorsitzende hält die ressensbekundungen bei der Bayern-LB von Ministerpräsident Horst Seehofer eingegangen. Zu diesen gehört neben und Finanzminister Markus Söder (bei- dem Immobilienunternehmen Patrizia de CSU) versprochene Sozialcharta, die und dem Immobilienkonzern Deutsche potentiellen Käufern Mieterhöhungen Wohnen auch das kommunale Konsortiuntersagt, für wertlos, weil „die Mieter um „Wohnen in Bayern“. Deren Ziel ist schon vorher zur Kasse gebeten wer- es, den sozialgebundenen Wohnungsbeden“. Nach seinen Worten sind Anfang stand der GBW langfristig zu sichern. Oktober GBW-Wohnungen in MiltenDer Aschaffenburger Stadtrat wirdam berg an einen privaten Investor aus Montag entscheiden, ob sich die StadtNürnberg verkauft worden. Schwandt bauGmbHan einerkommunalenBieterist darüber sehr verärgert, weil GBWgemeinschaftbeteiligt,um nacheinerer VorstandErnst Holland dies beim jüngs- folgreichen Transaktion die GBW-Wohten Treffen mit dem Mieterbund in der nungen im Stadtgebiet zum „fairen Staatskanzlei mit keinem Wort erwähnt Preis“ kaufen zu können. Alle Intereshabe. „Das hat jetzt ein arges Ge- senten müssen bis 17. Dezember ein schmäckle.“ Nach seinen Informationen Kaufangebot abgeben. Aus dem Kreis will der Käufer in Miltenberg ein Haus der Bieter wird die Bayern-LB dann eine abreißen. Mieter hätten außerdem von Auswahl (sogenannte Short List) treffen „Entmietungsvorgängen“ berichtet. und bis Mitte Januar bekanntgeben, wer In Aschaffenburg gibt es rund 900 Einsicht in die Bücher nehmen und ein GBW-Wohnungen. In der gesamtenRegi- verbindliches Kaufpreisangebot vorleonsollenes 2200sein.VondenMieterhö- gen darf. Laut Mitteilung der Bank wird hungen betroffen sind Mieter von Woh- diese Auswahl ausschließlich anhand nungen an Medicusstraße, Fabrikstraße, von wirtschaftlichen Kriterien getroffen, Inselstraße, Gentilstraße und am Pfaffen- die zwischen der Bayern-LB und der mühlweg. Nach seinen Worten kann es EU-Kommission festgelegt wurden. Der legitim sein, Mieten an den Mietspiegel Zuschlag soll im April oder Mai nächsanzupassen, wenn die Objekte in gutem ten Jahres erfolgen.
„Lieber Verkaufsverfahren als Insolvenz“
Todesdrohungen wegen lärmender Kinder
Klinikums-Betriebsrat: Können an Bürgerbegehren nicht teilnehmen
Nachbarschaftsstreitin Groß-Zimmern endet mit Messerstich / Zwei Jahreauf Bewährung
ajw. OFFENBACH. Der Betriebsrat des angeschlagenen Offenbacher Klinikums wirdsichnichtan einemBürgergehrengegen den von den Stadtverordneten in der vorigen Woche beschlossenen Verkauf des Großkrankenhauses beteiligen. Der Betriebsratsvorsitzende Holger Renke sagte gestern dieser Zeitung, als Institution könne die Arbeitnehmervertretung an einer solchen Initiative nicht teilnehmen. Es stehe aber den Mitgliedern frei, sich für das Bürgerbegehren zu engagieren, was er, Renke, als Privatperson auch tun werde. Nach den Worten von Renke sieht der Betriebsrat durch ein Bürgerbegehren mehr Nachteile für die zirka 2500 Klinikmitarbeiter als im Fall eines Verkaufs. Bei einem Bürgerbegehren stünde das Klinikum vor der Insolvenz: „Lieber ein geordnetes Verkaufsverfahren als eine Insolvenz, in der das Klinikum in drei Monaten abgewickelt wird.“ Wie Renke weiter
müg. DARMSTADT. Lärmende Kinder haben am 15. Juli in Groß-Zimmern zwei benachbarte türkische Familien derart in Rage gebracht, dass im Verlauf einer handfesten Auseinandersetzung nicht nurReizgas versprühtwurdeund Blumenkübel flogen. Einer der Beteiligten griff auch zum Messer und stach zu. Das Landgericht Darmstadt verurteilte den 31 Jahrealte CelalÜ.gesternzu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung wegen versuchten Totschlags. Der Angeklagte sei zusammen mit zwei – gesondert verfolgten – Mittätern in das Nachbarhaus eingedrungen und habe die Familie „mit dem Tod bedroht“, hieß es in der Anklage. Im Verlauf einer Schlägerei habe der Angeklagte dem 16 Jahre alten Eren K. dann „in Tötungsabsicht“ in den Rücken gestochen. Der Prozess verlief ungewöhnlich. Der durch den Stich verletzte Hauptbelastungszeuge war sichtlich bemüht, seinen
sagte, hat der Betriebsrat diese Ansicht dass der Oberbürgermeister als Kämmeden Beschäftigten gestern in einem Brief rer und Beteiligungsdezernent die Federmitgeteilt. führung in dem Verkaufsverfahren überDer Deutsche Gewerkschaftsbund nehme, sei „völlig normal“. Er, Peter (DGB) Südosthessen bestätigte dieser Schneider, halte es aber für selbstverZeitung, dass die Gewerkschaft gewillt ständlich, dass das Verkaufsverfahren in sei, ein Bürgerbegehren gegen den Ver- enger Abstimmung mit ihm als Klinikdekauf des städtischen Klinikums einzulei- zernenten stattfinde. ten. „Wir wollen die Initiative ergreifen Der Bürgermeister suchte mit dieser und auch einen Finanzierungsvorschlag Stellungnahme dem Eindruck entgegenvorlegen“, sagte der Organisationssekre- zutreten, der sich gestern im Rathaus vertär Mike Josef. Eine Entscheidung dar- breitete, wonach der erst seit zwei Monaüber sei aber noch nicht getroffen wor- ten im Amt befindliche Klinikdezernent den. „teilentmachtet“ werden solle. In der Unterdessen wurde bekannt,dassOber- jüngsten Stadtverordnetensitzung hatte bürgermeister Horst Schneider (SPD) die OberbürgermeisterSchneider deutlich geFederführung in dem Verkaufsverfahren macht, dass er gegen Kaufgebote von Ininnehaben wird, welches die Stadtverord- vestoren, die das Klinikum zum Niedrigneten am vergangenen Donnerstag für preis erwerben wollten, nicht nur Widerdas anhaltend defizitäre Klinikum be- spruch einlegen werde. Er ließ wissen, schlossen haben. Peter Schneider (Die dass er eine solche Vorlage erst gar nicht Grünen), Bürgermeister und Klinikdezer- in die Stadtverordnetenversammlung einnent, sagte dieser Zeitung auf Anfrage, bringen werde.
Junge Leser bewerten Bücher Förderpreis für Schul- und Stadtteilbücherei inDreieich es. DREIEICH. Kein Buch ist vor AleTagen wurde die Schul- und Stadtteilbüxander sicher: 20 bis 40 Bücher liest der cherei Weibelfeldschule für das Projekt Achtzehnjährigeim Laufe eines Schuljah- „Jugend-Literatur Dreieich“ ausgezeichres und bewertet sie, denn er ist Mitglied net: Eine Fachjury erkannte insgesamt von „Jugend-Literatur Dreieich“ (Julid). fünf Institutionen den Hessischen LeseInsgesamt 16 Schüler der Weibelfeldschu- förderpreis zu, den das Ministerium für le, einer kooperativen Gesamtschule, und Wissenschaft und Kunst jährlich vergibt. des Ricarda-Huch-Gymnasiums in Drei- Den mit 15 000 Euro dotierten Preis teilt eichmachen beidem Leseclubmit undbe- sich „Julid“ mit der Stadtbücherei Frankfassen sich mit den Neuerscheinungen furt, der Kinder-Akademie Fulda, der des laufenden Jahres auf dem Gebiet der Schul- und Stadtbücherei Liebenau und Jugendliteratur:NurErstauflagen sindfür der Stadtbibliothek Offenbach. Die Dreidie Jugendlichen interessant. eicher Bücherfreunde können sich über Auch Clara und Katharina, beide das zweithöchste Preisgeld – 4000 Euro – 16 Jahre alt, lesen und benoten Bücher. nach der Stadtbücherei Frankfurt freuen. Einmal im Monattreffensichdie Teilneh- Es kommt der gesamten Stadtbücherei mer, die mindestens 14 Jahre alt sein soll- zum Kauf von neuen Medien zugute. ten, in der Schul- und Stadtteilbücherei Hein, die aus Leipzig kommt, brachte an der Weibelfeldschule, um sich über die Idee einer Jugendjury von dort nach ihre Eindrücke auszutauschen. Anfang Dreieich mit. Jährlich lesen die „Julid“2009wurdedie Schul-und Stadtteilbüche- Schüler mehr als 90 Bücher und bewerten reials Zweigstelleder Dreieicher Stadtbü- ihreLektüremit biszu15 Punkten.Aufeicherei eröffnet; im September des glei- ner Postkarte und Plakaten werden die chen Jahres trafen sich die Jugendlichen fünf Siegertitel eines Jahres kurz vorgezum ersten Mal. Mit vier Leuten habe stellt und empfohlen. AndereJugendliche man begonnen, berichtete Bibliothekarin können sich bei der Lektüreauswahl darLinda Hein, die das Projekt organisiert. an orientieren. Auch im Internet unter Willkommen sei jeder, „der gerne liest der Adresse www.julid-online.de sind die und gerne darüber spricht“. Vor wenigen aktuellen Buchkritiken zu lesen.
Mann bedroht frühere Freundin und tötet sich as. STOCKSTADT. Ein 43 Jahre alter Mann hat gestern Mittag seine frühere Freundin mit einer Waffe bedroht und
umsUnterfranken,mit demMann inKontakt zu kommen, blieben erfolglos. Am Abend stürmte ein Sondereinsatzkom-
Angreifer in Schutz zu nehmen und vor längerer Gefängnisstrafe zu bewahren. Der Messerstecher habe sich bei ihm entschuldigtund Reuegezeigt, sagteErenK.: „Er hatte kein böses Anliegen.“ Dem Vernehmen nach ist es zwei Imamen gelungen, zwischen den zerstrittenen Familien Frieden zu stiften. Was den Lärm der im Hof spielenden Kinder angehe, so nehme manjetzt etwasmehr Rücksichtaufeinander, war in Gerichtspausen zu hören. Im offenkundigen Wunsch, den Angeklagten zu entlasten, gestaltete sich die Vernehmung des Eren K., der nach dem Abschlussseiner Lehre als Konstruktionsmechaniker unbedingt „zur Polizei“ will, zeitweiligderart schwierig, dass Staatsanwalt Sebastian Zwiebel ihn ermahnte, bei der Wahrheit zu bleiben. Er wolle e igentlich „nichts sagen“, versuchte sich der Zeuge herauszuwinden. Die beiden Familien seien ja im Grunde „wie verwandt“. Und mittlerweile sei alles wie früher.
Beinahe widerwillig schilderte er schließlich, dass er vor Ü. in den Hausflur geflüchtet und dort zu Boden gegangen sei. In dieser Situation habe ihm Ü. das Messer in den Rücken gestoßen. Er sei aber nicht schwer verletzt worden, fügte er hinzu. Der Angeklagte legte ein umfassendes Geständnis ab. Hatte er zu Beginn der Hauptverhandlung noch behauptet, in Notwehr gehandelt zu haben, weil der Sechzehnjährige mit einer Pistole auf seine Familie losgegangen sei, ließ er diese Version nach der Vernehmung des Eren K. von seinem Verteidiger zurechtrücken: Sein Mandant trete der Schilderung des Zeugen nicht entgegen, sagte Rechtsanwalt Manfred Döring. Die angebliche Bedrohung mit einer Pistole habe er nur ins Spiel gebracht, um selbst in besserem Licht dazustehen. Die Schwurgerichtskammer honorierte die Einsicht mit dem vergleichsweise milden Urteil auf Bewährung.
Hessen
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Neue Windräder bei Korbach
Einsparungen und neue Marketingstrategie Das Wissens- und Erlebniscenter „Wortreich“ in Bad Hersfeld schreibt rote Zahlen. Das will die Stadt mit einem neuen Konzept ändern. was. BAD HER SFELD. Dass die Stadt richtig gehandelt hat, ein solches Pro jekt zu realisieren, daran hegt Bürgermeister Thoma Fehling (FDP) keinen Zweifel. Die Rede ist von der Erlebniswelt „Wortreich“, ein Mitmach-Museum, wo sich Besucher mit Sprache und Kommunikationauf vielfältigeWeise beschäftigen können. Es handelt sich um die erste Einrichtung dieser Art; sie trägt nach Fehlings Ansicht dazu bei, dem Fremdenverkehr in der osthessischen Stadt neue Impulse zu geben. Gleichwohl macht die Freizeit- und Bildungsstätte auf einer ehemaligen Industriebrache am Rande der Innenstadt nicht nur für positiv von sich reden. Denn die Kalkulationen haben sich als bei weitem zu optimistisch entpuppt. Nannten Prognosen rund 120 000 Besucher im Jahr, wurden ein Jahr nach der Eröffnung von „Wortreich“ lediglich etwa 65 000 Gäste gezählt. Damit klafft eine Finanzierungslücke von etwa einer halben Million Euro im Etat des Museums, welche die Stadt nun schließen muss. Fehling macht keinen Hehl daraus, dass sich Stadt einen solchen Zuschuss auf Dauer nicht leisten kann. Zumaldie Kommune indas Museum schon sechs Millionen Euro investierte. Daraus haben Magistrat und die kommunale Trägergesellschaft Konsequenzengezogen. Sohat sichdieStadt vonihrem Partner Petri & Tiemann GmbH getrennt. Eine Tochtergesellschaft des international tätigen Bremer Unternehmens, das unter anderem das „Universum“ Bremen und den österreichischen Wissenschaftscenter in Wels betreibt, fungierte bislang als Betreiber von „Wortreich“. Das macht die Stadt nun mit einer eigenen Gesellschaft selbst. Damit sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, das multimediale Mitmach-Museum auf eine solide finanzielleGrundlage zustellen.Denndie Schieflage kreiden die Verantwortlichen im Rathaus in erster Linie dem bisherigen
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Betreiberan, derfür dieBesucherzahlen offenkundig unseriöse Berechnungen angestellt habe, wie es heißt. Die Stadt will neue Wirtschaftspläne erarbeiten,die voneinem„realistischen“ Gästeaufkommenausgehen, wie der Bürgermeister, deraucheinerder Geschäftsführer der städtischen Betreibergesellschaft ist, sagt. Künftige Kalkulationen orientieren sich also an der Bilanz des ersten Betriebsjahres, die Rede ist von bis zu 75 000 Besuchern im Jahr. Um die Kostenzu senken,werden Organisationsstrukturen und Betriebsabläufe gestrafft. Was freilich mit Personaleinsparungen verbunden ist. Etwa ein Drittel der festen und in Teilzeit beschäftigten Mitarbeiter istdavonbetroffen.Zudemsoll die Gastronomie einen neuen Pächter bekommen, der für mehr Umsatz sorgt. Zum anderen geht es darum, eine neue Marketingstrategie zu entwickeln. Bislang orientierten sich Angebot und Werbung vor allem an jüngeren Besuchern, vor allem Schülergruppen. Künftig solle es mehr als bisher um zahlungskräftigere Klientel gehen. Denn die Einrichtung lockt nicht nur mit rund 90 Exponaten und Versuchen zu Ursprung undEntwicklungvon Sprache undKommunikation auf einer Fläche von mehr als1000 Quadratmetern.„Wortreich“ offeriert auch Seminare und Workshops für Vereine, Verbände und Erwachsenenbildung, hat dafür Studios eingerichtet.DieseAngebotesollenerweitertwerden. Geplant ist nicht zuletzt, Wechselausstellung und Präsentationen mit speziellen Themen aufzubauen. Mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen hat auch die neue Kunst-und Kulturhalle. Diese bildet zusammen mit der Wissens- und Erlebniswelt das Zentrum des umgestalteten ehemaligen Industriegeländes. Die Konzert- und Kulturhalle war nach Sanierung und Umgestaltung mit Millionenaufwand in einer früheren Fertigungshalleim Sommereröffnet worden. Dort finden mehr als 500 Besucher Platz. Konzipiert, um eine Lücke im den Veranstaltungsorten in Osthessen zu füllen, ist die neue Veranstaltungsstättebislangallerdingsnurzu etwaeinemDrittel ausgelastet, was prognostiziert worden war. Auch für diese Einrichtung will die Stadtnun dasBetriebskonzept modifizieren und mit neuen Angeboten an Veranstalter herantreten.
Hoch hinaus: Die neue Ovag-Anlage ersetzt sechs alte Windräder.
Foto Ovag
Die Oberhessischen Versorgungsbetriebe (Ovag) bauen ihren Windenergiepark im nordhessischen Flechtdorf aus. Das Areal befindet sich bei Korbach in der Nähe zur Grenze nach Nordrhein-Westfalen. Die Ovag, kommunaler Energieund Wasserlieferant der Kreise Wetterau, Vogelsberg und Gießen mit Sitz in Friedberg, engagiert sich landesweit bei mehreren Projekten für erneuerbare Energien. Auf dem Gelände in Flechtdorf lässt das Unternehmen eine zweite Windkraftanlage errichten. Die beiden, nach aktuellen Erkenntnissen zur Windenergiegewinnung in Mittelgebirgen entwickelten Anlagen, ersetzen sechs alte, die dort Mitte der neunziger Jahre aufgestellt worden waren. Nach Auskunft von Holger Link von der Ovag-Tochter Hessenenergie, die den Windpark betreibt, hatten die alten Anlagen eine Leistung von jeweils 225 Kilowatt. Die beiden neuen erreichen jeweils Leistungen von zwei Megawatt. Sie übertreffen also die bisherigen Anlagen um das Dreifache. Wurden in der Vergangenheit in Flechtdorf pro Jahr durchschnittlich rund zwei Millionen Kilowattstunden elektrische Energie aus Windkraft produziert, sollen aus den beiden neuen Anlagen den Prognosen zufolge etwa zehn Millionen Kilowattstunden pro Jahr ins Stromnetz eingespeist werden. Die Umrüstung im Windenergiepark Flechtdorf zählt zu den wesentlichen Pro jekten der Ovag zum Aufbau eines eigenen „Stromerzeugungsportfolios“ für regenerative Energien. Hatten die alten Anlagen bei Korbach eine Nabenhöhe von 36 Metern, so drehen sich die neuen Rotoren in 125 Metern Höhe. Mit Flügellängen von etwa 45 Metern erreichen die Anlagen also maximale Höhen von rund 170 Metern und zählen damit zu den größten in deutschen Mittelgebirgslandschaften. Die Ovag plant nach den Angaben des Vorstandsvorsitzenden Rainer Schwarz, sich in den nächsten Jahren als eines der „aktivsten Unternehmen in Hessen“ zu profilieren, wenn es darum geht, die Energiewende in Deutschland herbeizuführen. Zu den weiteren Projekten zählt unter anderem der Windenergiepark Platte bei Ulrichstein im Hohen Vogelsberg. Dort sollen Anlagen mit einer Gesamtleistung von 16 Megawatt in Betrieb gehen. (was.)
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was. HUNGEN. Der Grasser Berg, eine Anhöhe in der Nähe der Horloff-Aue, zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten zwischen der nördlichen Wetterau und demGießenerBecken.Schonim 19. Jahrhundert fanden erste archäologische Grabungen in diesem Terrain am Rande des Hofguts Grass vor den Toren der Stadt Hungen statt. Pfeilspitzen, Fragmente von Werkzeugen und Gefäßen belegen, dass sich in diesem Gebiet schon in der Bronzezeit und jüngeren Eisenzeit Menschen niedergelassen und dort gejagt hatten. Bei einer neuen Grabung, die kürzlich abgeschlossen wurde, hat ein Team unter der Regie der Landesarchäologie eine unerwartete Entdeckung gemacht, die darauf hindeutet, dass dort im Mittelalter einegrößerebefestigteSiedlungexistierte. Zwar kamen schon bei früheren Grabungen und bei der landwirtschaftlichen Bearbeitung des Bodens manche Spuren zum Vorschein, wie etwa eine Vielzahl von Keramikscherben. Aus schriftlichen Quellengeht zudemhervor,dass amGrasser Berg einst eine Kirche stand, die dem heiligen Cyriakus geweiht war. Zudem wissenHistorikervon einerOrtschaft, die sich um das Gotteshaus herum gruppierte. Weitere Indizien deuteten darauf hin, dass sich an dieser exponierten Stelle oberhalb der fruchtbaren Flussniederungeneine Befestigungsanlagebefundenhaben könnte. Bei den jüngsten Grabungen bestätigte sich das nicht nur. Überrascht waren die Archäologen über die Ausmaße dieser früheren Burganlage, die nach den ersten Untersuchungsergebnissen aus der Zeit der Herrschaft der Salier im 11. Jahrhundert stammt.
Dass es sich um eine stattliche Befestigungsanlage handelte, darauf deuten bis zu drei Meter umfassende Fundamente von Mauern hin, die offenbar von einem Turmstammen.NachSchätzungen derArchäologen könnte dieser Turm rund zwei Dutzend Meter hoch gewesen sein und war vermutlich von einer Art Ringmauer umgeben. Geplant ist nun von der Landesarchäologie, ein Schutzkonzept für das Areal zu entwerfen. Die Rede ist in diesem Zusammenhang auch davon, den Grasser Berg in einen historischen Rundweg einzubeziehen, der Besucher mit den wichtigsten Bodendenkmälern dieses Gebietes aus verschiedenen Epochen bekannt machen will, vor allem mit der römischen Vergangenheit. Denn einer der Zweige des Obergermanisch-Raetischen Limes, der von der Unesco in den Rang eines Weltkulturerbes erhoben wurde, verlief vom Rand des Taunus über das südliche Gießener Becken in die Wetterau, wo sich in der NähevonEchzell bisins 2.Jahrhunderteines der größten römischen Militärlager in diesem Grenzgebiet befand. Dieser Limesbogen erstreckte sich über mehr als 30 Kilometer durch die Kreise Gießen und Wetterau. Mehr als zwei Dutzend Wachposten mit Türmen hatten die Römer auf diesem Stück errichtet und zur Verteidigung knappein DutzendKleinkastelle als Truppenstützpunkte eingerichtet. Ausgangspunkt des Rundwegs ist das Limes-Informationszentrum auf dem von den Oberhessischen Versorgungsbetrieben sanierten historischen Anwesen von HofGrass.Diesevon derLandesarchäologie konzipierte Einrichtung wurde im zurückliegenden Jahr eröffnet.
Auszeichnung für vier Initiativen
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Archäologen legen Reste mittelalterlicher Anlage frei
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Sozialministerium verleiht hessischen Gesundheitspreis iff. WIESBADEN. Vier Initiativen aus Frankfurt, Wiesbaden und Marburg haben gestern den zum er sten Mal vergebenen hessischen Gesundheitspreis erhalten.Der Preiswirdan vorbildlicheProjekte zur Gesundheitsförderung und Präventionvergeben,diein verschiedeneKategorien eingestuft werden und die sich an Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen wenden. Zwei Gewinner kommen aus Frankfurt. In der Kategorie „Gesund Leben“ wurde das Projekt „Agiler – Aktivierende Gesundheitsinitiative für Langzeiterwerbslose“ von der Abteilung Sportmedizin der Goethe-Universität ausgezeichnet, das sich an Menschen wendet, die äl-
Projekt „VerständlicheMedizin– Gesundheitsthemades Monats“des Gesundheitsamts Wiesbaden in Kooperation mit dem Praxisverbund Wiesbaden. In monatlichen Veranstaltungen werden gesundheitsrelevante Themen verständlich aufbereitet. Für Kinder mit besonderem Förderbedarf hat das Kinderzentrum Weißer Stein Marburg das Projekt „Null bis sechs – Präventive Beratung fürElternund Kindertagesstätten“ entwickelt. Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) sagte bei der Preisverleihung: „Angesichts des demographischen Wandels wird es künftig noch mehr als bisher darauf ankommen,die Gesundheitskompetenzin allenLebensphasenzu stärken.“DasSozial-
Wochenmarkt bleibt städtisch was. GIESSEN. Die Stadt wird den Gießener Wochenmarkt nicht in private Hände vergeben, sondern weiterhin selbst als Betreiber fungieren. Das hat der Magistrat nach Auswertung einer Prüfung beschlossen. Nach Angaben vonOberbürgermeisterin DietlindGrabe-Bolz (SPD) hatte die Prüfung ergeben, dass eine Privatisierung für die Stadt keine wesentlichen finanziellen Vorteilegebrachthätte. Gegeneine Privatisierung spreche auch, dass die Stadt in dem Fall keinen Einfluss mehr darauf gehabt hätte, welche Händler mit welchen Produkten am dem Mark teilnehmen. Der Gießener Wochenmarkt rund um den Stadtkirchenturm und das Alte Schloss in der Innenstadt zählt bei vielen Kunden nicht nur aus Gießen zu den Institutionen.Vertreten sind dort mit ihren Ständen, Buden undVerkaufsfahrzeugenvor allem kleinereHändler, dieüberwiegendErzeugnisse aus mittelhessischem Landbau feilbieten. Beschlossen hat der Magistrat aber auch, die Standgebühren anzuheben – und zwar deutlich, wie die Rathauschefin ankündigt. Beträge nannte sie allerdingsnichtmit Hinweis auf bevorstehende Gespräche mit den Händlern. Die Gebühren waren zuletzt vor 25 Jahren angehoben worden. Der Marktbetrieb verursachte in den vergangenen Jahren durchschnittlich ein Defizit von rund 10 000 Euro. Bei den Gesprächen mit den Händlern soll es deshalb auch darum gehen, wie sich Betriebskosten reduzieren ließen, etwa bei der Reinigung.
Lauterbach verzichtet auf Pferdesteuer LAUTERB ACH (lhe). Die Einführungder Pferdesteuer istin Lauterbach mit großer Wahrscheinlichkeit vom Tisch. Der Haupt- und Finanzausschuss strich diese Idee am Montagabendbei seiner Sitzung ausdem Sparprogramm der hochverschuldeten Vogelsberg-Kreisstadt. Heute Abend entscheidendie Stadtverordneten, mit welchen Mitteln gespart werden soll. Die Pferdesteuer ist bei diesen Gedankenspielen aber nun kein Thema mehr. Lauterbach wäre die erste Kommune inDeutschlandgewesen,diedie Pferdesteuer eingeführt hätte, wie Thomas Ungruhe von der Deutschen ReiterlichenVereinigungsagte. Diskutiert werde aktuell über solch eine Abgabe in Hessen aber noch in Bad Sooden-Allendorfund HessischLichtenau.Erwogen worden war in Lauterbach, Pferdehalter mit rund 200 Euro im Jahr zur Kassezu bitten. Betroffengewesenwären aber nur Hobby-Reiter, keine gewerblichen Pferdehalter in Zucht oder Landwirtschaft. Die Stadt versprach sich davon Einnahmen von rund 30 000 Euro jährlich. „Letztlich mangelt es aber an der Umsetzbarkeit. Der Verwaltungsaufwand ist zu groß – das sprach dagegen“, sagte Ungruhe.
Brigadegeneral führt Landeskommando bad. WIESBADEN. Das Bundeswehr-Landeskommando Hessen in Wiesbaden wirdk ünftig voneinem General geführt: Brigadegeneral Eckart Klink, zuletzt im Militärstab der EuropäischenUnion inBrüsseltätig,ist gestern offiziell von Generalmajor Gerhard Stelz, dem Befehlshaber des Wehrbereichs II, als Kommandeur ernannt worden. Er folgt Oberst Bernd Bauer, der im April in den Ruhestand gegangen war. Das Landeskommando ist die zentrale Stelle für die militärisch-zivile Zusammenarbeit in Gefahren- und Katastrophenfällen und hat seinen Sitz seit 2007 in Wiesbaden. KlinksErnennungistFolgeder Bundeswehrreform: Durch die Auflösung des Wehrbereichskommandos II in Mainz und die Übertragung von dessen Aufgaben auf die vier bis dahin unterstellten Landeskommandos (Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Saarland) ist die Wiesbadener Dienststelle in der neuen Bundeswehrstruktur aufgewertet worden.
Fünfjähriger bei Unfall schwer verletzt KASSEL (lhe).NacheinemFrontalzusammenstoß zweier Autos musste gestern ein fünfjähriger Junge mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogenwerden.AuchzweiErwachsene kamen verletzt ins Krankenhaus. Wie die Polizei mitteilte, war die 30 Jahre alteMutterdes Kindesaufder Bundesstraße 251 auf offenbar glatter Straße beim Überholen ins Schleudern geraten und mit einem entgegenkommenden Auto eines 50 Jahre alten Manns frontal zusammengeprallt. Zahldes Tages Antwort von Seite 39:
B Die hessischen Ausländer-
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man durch den Tod nicht verlieren.
Unfassbar für uns alle verstarb am 10. November 2012 nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 85 Jahren mein lieber Mann, unser herzensguter Vater, Schwiegervater, Opa, Uropa, Bruder, Schwager und Onkel
Martin Zapke In Liebe und Dankbarkeit: Anni Zapke Hermann, Birgit, Josephine, Gilles, Stefan und Andina Martin, Christiane, Patrick und Martin Harald, Petra und Paulina Achim, Claudia, Tim und Luca Christa Hees geb. Zapke und alle Angehörigen
Familienanzeigen Still ruhen deine Hände, der Kampf des Lebens ist zu Ende, du hast gesorgt, du hast geschafft, bis dir die Krankheit nahm die Kraft. Wie schmerzlich war ’ s, vor dir zu steh’n, dem Leiden hilflos zuzuseh ’n. Ruhe hast du nie gekannt, schlafe wohl und habe Dank.
MITTWOCH, 14. NOVEMBER 2012 · SEITE 45
„… er war uns ein Freund, unser P. Amandus.“ – „… werden uns gerne an ihn erinnern als glaubwürdigen und tatkräfigen Glaubenszeugen und Ordensmann.“ – „… ein großer Verlust im sozialen Wirken in Frankurt.“ – „Seine besondere Ausstrahlung und seine Persönlichkeit …“ – „... in seiner bodenständigen, sympathischen Bescheidenheit …“ – „Seine Impulse waren kurz, knapp und klar …“ – „Ein Gesicht, eine Stimme und Gesten, die das Evangelium markant unter die Leute brachte …“– „Ein Mann, der Totes zum Leben erwecken konnte …“ Aus den Kondolenzbrieen
Durch bewegende Zeilen und in persönlichen Gesprächen haben wir erfahren, wie schmerzlich viele Mitmenschen berührt w urden durch den Heimgang von
Frau Wally Marx geb. Schnabel geb. 20. 2. 1932 gest. 5. 11. 2012
Pater Amandus Hasselbach Kapuziner
ist für immer von uns gegangen.
Wir danken allen, die seiner im Gottesdienst und durch viele andere Zeichen gedachten.
In stiller Trauer
Herbert Marx Andreas Marx Ilse Kohlmann Gerhard Blatt und alle Angehörige
63225 Langen, den 14. November 2012 Die Trauerfeier findet am Freitag, dem 16. November 2012, um 13.30 Uhr auf dem Friedhof in Langen statt. Gott mit uns.
65623 Netzbach, im November 2012
Die Brüder Kapuziner in Liebfrauen, Frankfurt am Main Lukas 14 – Integration und Kultur für Menschen mit Behinderungen e.V. Der Verein Lukas14 dankt insbesondere allen, die bei der Frankfurter Volksbank e.G., BLZ 501 900 00, Konto 6 100 927 347, Stichwort: P. Amandus, für das Fortbestehen seines Werkes gespendet haben.
Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am Freitag, dem 16. November 2012, um 14.30 Uhr auf dem Friedhof in Netzbach statt.
Ich hab’ das Leben überwunden, bin nun befreit von Schmerz und Pein. Denkt oft an mich in stillen Stunden, und lasst mich immer bei euch sein.
Was du im Leben hast gegeben, dafür ist jeder Dank zu klein, du hast gesorgt für deine Lieben, von früh bis spät, tagaus, tagein. Dein gutes Herz hat aufgehört zu schlagen , du wolltest doch so gern noch bei uns sein, schwer ist es, diesen Schmerz zu tragen, denn ohne dich wird vieles a nders sein.
Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb mein l ieber Ehemann, unser guter Vater, Schwiegervater, Opa und On kel
Horst Schneider * 1. 1. 1931
† 8. 11. 2012
In Liebe nehmen wir Abschied:
Angela Schneider Achim Schneider und Familie Martin Schneider und Margarete sowie alle Angehörigen Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung findet am Montag, dem 19. November 2012, um 13.30 Uhr auf dem Friedhof in Oberhöchstadt statt.
Nach einem erfüllten Leben nehmen wir Abschied von meinem lieben Vater, Schwiegervater, unserem Opa, Uropa und Lebensgefährten
August Lauth * 27. 2. 1927
† 9. 11. 2012
In Liebe und Dankbarkeit
Marion und Heinz Lausch Volker und Claudia Lausch mit Philipp Thomas und Melanie Lausch mit Anna, Marie und Moritz Ingrid und Frank Müller und alle Angehörigen Die Beerdigung findet statt am Freitag, dem 16. November 2012, um 9.45 Uhr auf dem Kirdorfer Friedhof.
Nachruf
Werner Klör
Eine Stimme, die uns vertraut war, schweigt. Ein Mensch, der immer für uns da war, lebt nicht mehr. Erinnerung ist das, wa s bleibt.
* 4. Januar 1931
† 5. November 2012
Wir nehmen Abschied
Agnes Klör geb. Geist Dr. Eckhard und Annette Klör mit Hannah und Tabea Frank und Claudia Ossowski geb. Klör mit Nina und Nadine Die Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung findet am Samstag, dem 17. November 2012, um 14.00 Uhr auf dem Waldfriedhof in Bad Homburg v.d.Höhe statt. Anstelle eventuell zugedachter Kranz- und Blumenspenden bitten wir im Sinne des Verstorbenen um eine Spende an: „Ärzte für die Dritte Welt - German Doctors e.V.“ bei der EKK-Bank, Konto-Nr. 4 888880, BLZ 520 604 10 (Stichwort: Trauerfall Werner Klör).
Mache dich auf und werde Licht, denn dein Licht kommt. Jesaja 60,1
In Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unserem lieben Vater, Schwiegervater, Großvater, Urgroßvater, Bruder, Schwager und Onkel
Wir trauern um unseren ehemaligen Mitarbeiter
Herrn Norbert Blum der am 6. November 2012 im Alter von 82 Jahren verstarb. Herr Blum gehörte unserem Unternehmen von 1971 bis 1990 an und hat sich durch vorbildlichen Fleiß und Einsatz ausgezeichnet. Mit Dank und Anerkennung blicken wir auf die Jahre gemeinsamer Tätigkeit zurück. Wir trauern mit den Angehörigen und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Geschäftsleitung, Betriebsrat und Mitarbeiter der Firma Tetra Pak Produktions GmbH & Co. KG in Limburg
Eine Familienanzeige informiert viele
Anton Hemmerich
Meine liebe Frau, unsere herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Schwester
* 21. 9. 1919
Berlindis Pelzl geb. Titze * 28. Februar 1935
ist am 9. November 2012 verstorben. Wir trauern um sie in Liebe und Dankbarkeit.
Helmut Pelzl Eva Pelzl und Matthias Hettich mit Anna, Clara, Selma und Christina Johanna und Stefan Mölls mit Franziska und Fabian Rauthgundis Titze
† 7. 11. 2012
Marietta und Peter Brüsselbach Prof. Dr. Friedhelm Hemmerich mit Tobias und Jonas Pascal Brüsselbach Michèle und Wolfgang Brüsselbach mit Patrick, Thomas und Oliver Stephan und Maria Hemmerich mit Chiara und Luca und alle Anverwandten Die Beisetzung findet am Donnerstag, dem 15. November 2012 um 11 Uhr auf dem katholischen Friedhof im Gluckensteinweg in Bad Homburg statt.
Als die Kraft zu Ende ging, war es kein Sterben, war es Erlösung.
Die Trauerfeier findet statt am Freitag, dem 16. November 2012, um 11.00 Uhr auf dem Friedhof in Kronberg-Oberhöchstadt, Steinbacher Straße.
Wir nehmen Abschied von unserer Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Urgroßmutter
Gertrud Henge geb. Steffens * 19. Juni 1924 † 31. Oktober 2012
Der Tod ordnet die Welt neu. Scheinbar hat sich nichts verändert und doch ist die Welt für uns ganz anders geworden.
In stiller Trauer: Wir sind traurig, dass wir ihn verloren haben, wir sind dankbar, dass wir ihn hatten.
In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unserem Vater, Schwiegervater und Opa
Johannes Menzler * 27. 12. 1925
† 9. 11. 2012
In stiller Trauer:
Waltraud und Viktoria Bärbel und Paul Katharina und David sowie alle Angehörigen 65594 Arfurt, Kleinfeld 2 Das Requiem ist am Freitag, 16. November 2012, um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche zu Arfurt, anschließend findet die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung von der Friedhofshalle aus statt. Das Rosenkranzgebet ist am Donnerstag, 15. November 2012, nach der Abendmesse.
N a c h r u f In lieber Erinnerung an meinen Vater, er war ein guter Mensch.
Erich Herzer 1931 – 2012
Was man im Herzen besitzt, kann man nicht verlieren. Pia Schlede, geb. Herzer „Den Bösen zu missfallen, ist so gut wie ein Lob.“ Dem letzten Befehl meiner Mutter, der Trauerfe ier fernzubleiben, komme ich deshalb nach.
Bestattungskalender
Gustav Hoyer
am Mittwoch, dem 14. 11. 2012 (Angaben ohne Gewähr)
* 23. August 1929 † 28. Oktober 2012
Hauptfriedhof 13.00 Balser, Frolinde, 88 J. Friedhof Niederrad 10.30 Spörrer, Gertrud, geb. Schwind, 81 J. Friedhof Niederursel 12.00 Kreutzer, Leandre, 68 J. Friedhof Nieder-Eschbach 11.00 Mathieu, Theresia, geb. Eich, 84 J. Friedhof Hausen 10.00 Jülg, Anna, geb. Ritzert, 90 J. Flörsheim am Main Neuer Friedhof 14.00 TF/U Schaffer, Christina Helene, geb. Hafner, 95 J. Kelkheim Hauptfriedhof 13.30 TF/U Zimmer, Alfred 14.30 Grimm, Karl Eschborn Friedhof Eschborn II 14.00 TF Pilarsky, Kurt Karl, 73 J. Hofheim am Taunus Waldfriedhof 13.30 Birkmeyer, Rita Friedhof Diedenbergen 14.00 TF/U Friedemann, Margaretha Bad Soden am Taunus Friedhof Kernstadt 13.30 TF/U Daum, Elisabetha Liederbach am Taunus Friedhof Königsteiner Weg 14.00 TF/U Burandt, Lieselotte, 78 J. Bad Homburg Friedhof Gonzenheim 14.00 Siara, Norbert, 71 J. Friedhof Dornholzhausen 15.00 TF Schuster, Margarethe, 90 J. Oberursel (Taunus) Alter Friedhof 13.00 TF König, Carla, 86 J.
Dieter, Marion, Markus und Jens Norbert und Dagmar 65549 Limburg, Brünner Straße 7
Die Urnenbeisetzung hat im engsten Familienkreis stattgefunden.
Danke allen
die sich in stiller Trauer mit uns verbunden fühlen für viele tröstende Worte und stumme Umarmungen, wenn die Worte fehlten. RheinMainMedia
Sven, Sabine, Jana und Marcel Hoyer In Liebe und Dankbarkeit haben wir, auf Wunsch des Verstorbenen, in aller Stille Abschied genommen
Daddy’s flown across the ocean Leaving just a memory The Snapshots in the family album Daddy what else did you leave for me Daddy what d‘ya leave behind for me All in all it was just a brick in the wall All in all it was just bricks in the wall
In Memoriam Der Tod eines geliebten Verwandten oder Freundes hinterlässt Spuren. Gedanken, Augenblicke und Gefühle erinnern an die gemeinsame Zeit. Miteiner MemoriamAnzeige können Sie die persönliche Erinnerung für sich und viele Angehörige wachhalten. UnsereMitarbeiterhelfen Ihnen gerne, die passende Gestaltung zu finden.
Frieda Fink geb. Stübinger * 30. Mai 1939 † 7. November 2012
Hermann Fink Robert mit Familie Harald mit Familie
Pink Floyd
Norbert Tödter * 15. 1. 1965
Weinet nicht, Ihr meine Lieben, schwer ist es für Euch und mich. Ich wär so gern bei Euch geblieben, doch meine Kräfte reichten nicht. Was ich getan in meinem Leben, ich tat es nur für Euch. Was ich gekonnt, hab ich gegeben, als Dank bleibt einig unter Euch.
Die Trauerfeier mit anschließender Erdbestattung findet am Freitag, dem 16. November 2012, um 9.00 Uhr auf dem Friedhof in Frankfurt-Bornheim statt.
† 9. 11. 2012
Es gab noch mehr als genug zu tun und hättest du es getan, wäre es einzigartig gut geworden.
Die Zeit vergeht, aber die Lücke, die Du hinterlassen hast, bleibt!
Birgit Brigl Lena, Lasse und Nils Tödter Renate und Kurt Tödter Silke Tödter Walburga und Andreas Brigl Die Trauerfeier wird am Freitag, dem 16. November 2012, um 11.30 Uhr auf dem Waldfriedhof in Friedrichsdorf-Köppern stattfinden. Die Beerdigung auf Sylt findet am Mittwoch, dem 21. November 2012, um 12.00 Uhr von der
In lieber Erinnerung an meinen Sohn
Wolfgang Hissnauer Auskünfte und Beratung unter: Telefon (0 69) 75 01 - 33 36 Telefax (0 69) 75 01 - 33 37
* 14.09.1943 14.11.2005