24::486-509 (1970). Psyche – Zeitschrift für Psychoanalyse, 24 Die Freudsche Theorie und die Struktur der faschistischen Propaganda* Theodor W. Adorno
Die Reden und und Schriften der faschistischen Agitatoren Agitatoren in Amerika sind i m Laufe des letzten Jahrzehnts sozialwissenschaftlich eingehend untersucht worden. Die Ergebnisse einiger dieser Studien, die sich der Methode der qualitativen Analyse bedienten, werden in dem Buch Prophets Buch Prophets of Deceit Decei t von von L. Löwenthal und N. Guterman (1949) zusammenfassend dargestellt (vgl auch Löwenthal und Gute Guterm rman, an, 1948 194 8). Das Gesamtbild, das sich hierbei ergibt, ist durch zwei Hauptzüge gekennzeichnet. Der eine ist, daß sich, abgesehen von einigen Vorschlägen exzentrischer und durchaus negativer Art, wie der Verbringung von „aliens“ in Konzentrationslager und der Deportierung von Zionisten, die faschistische Propaganda in den Vereinigten Staaten kaum um konkrete, greifbare politische Problem Proble me kümm kümmerte Die Di e Reden der Agitatoren Agitatoren sind in i n ihrer Mehrheit ad hominem gerichtet: hominem gerichtet: sie beruhen offenkundig nicht auf der Absicht, durch rationales Aufstellen rationaler Ziele Anhänger zu gewinnen, sondern auf psychologischer psychologischer Berechn Bere chnun ung. g. Der Der Ausdruck „rabble rouser “ ist bei aller Anfechtbarkeit wegen seiner impliziten Verächtlichmachung der Massen insofern richtig, als er die d ie Stimm Stimmung ung irrationaler, irra tionaler, aff a ffektiver ektiver Aggressi Aggressivität vität ausdrückt, die unsere unsere Möchtegern Möchtegern-Hitlers -Hitlers bewußt fördern. förder n. Wenn Wenn es unverschämt ist, von von Menschen als „rabble“ — Pöbel — zu reden, so ist andererseits anderersei ts der Zweck des Agitators eben der, sie zu Pöbel zu machen, nämlich zu Massen, die zu Gewaltaktionen ohne vernünftigen politischen Zweck bereit sind, und Pogromstimmung zu erzeugen. Der allgemeine Zweck dieser diese r Agitatoren ist, das methodisch zu instigieren, was man seit Gustave Le Bons berühmtem Buch als die „Psychologie „Psychologie der Massen“ bezeichnet. bezeichnet. Der zweite Hauptzug Hauptzug ist, daß die Agitatoren durchaus systematisch vorgehen, nach einem fixierten Schema bestimmter Kunstgriffe und Techniken. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf den politischen Endzweck, die Abschaffung der Demokratie durch Massenunterstützung gegen das demokratische Prinzip, sondern mehr noch für das Wesen von Inhalt und Form der Propaganda selbst. Die Sprache der verschiedenen Agitatoren, von bekannt bekannten en Figuren Figuren wie Coughlin Coughlin und und Gerald Smith bis zu den kleinen kleinen —————————————
* Freudian theory and the pattern of fascist propaganda. In: Psychoanalysis and the Social Sciences, Bd. III, hg. v. G. Róheim. New York (Int. Univ. Press) 1951. Part V, S. 279-300. — Die deutsche Fassung wurde von Rainer Koehn Koe hnee hergestellt. - 486 -
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provinz provi nziel iellen len Haßverkäufern, Haßverkäufern, ist so gleichförmig, gleichförmig, daß man man nur nur die Reden eines einzigen zu analysieren braucht, braucht, um sie alle al le zu kenn kennen en1 . Dazu kommt, daß man auch in den einzelnen Reden wieder nur endlose Wiederholungen findet, wenn man den sehr begrenzten Bestand an Motiven und rhetorischen Kunstgriffen einmal kennt. Tatsächlich sind ständige Wiederholungen und Ideenarmut selbst notwendige Bestandteile der ganzen Technik. Da die di e mechanische echanische Starrheit des Gesamtschem Gesamtschemas as offensichtlich offensichtlich ist i st und selber selbe r der de r Ausdruck bestimmter bestimmter Aspekte der faschistischen Mentalität, Mentalität, hat man zugleich zugleich das Em Empfinden pfinden,, daß das Material der Propaganda faschistischen Typs eine struktu strukturell rellee Einheit ist, beruhend beruhend auf einer sei's sei 's bewußten, b ewußten, sei's unbewußten unbewußten Gesamtkon Gesamtkonzeption zeption,, die di e jedes j edes Wort, das gesprochen wird, wir d, bestimmt. bestimmt. Diese struktu strukturell rellee Einheit gilt gilt ebenso für die im i mplizite pli zite politische Konzeption Konzeption wie wi e für die psychologische psychologische Substanz. Substanz. Bisher Bis her wurden nur nur die di e Natur Natur der einzeln e inzelnen en Tricks der faschistischen Propaganda Propaganda wissenschaft wi ssenschaftlich lich studiert und und die psychoanalytischen psychoanalytischen Bedeutu Bedeutung ngen en der in i n dieser Weise isoli i soliert ert genommenen Motive aufgezeigt und entwickelt. Nun, da festgestellt ist, was die Bestandteile der Propaganda sind, ist es an der Zeit, das psychologische System, System, das diese Bestandteil Bestandteilee umfaßt umfaßt und und sie produz pr oduziert iert — wobei es nicht zufällig sein mag, daß sich mit diesem Ausdruck des „psychologischen Systems“ Systems“ die di e Assoziation der Paranoia verbindet v erbindet —, ins i ns Auge Auge zu fassen. Dies scheint um so mehr angebracht, als die psychoanalytische Bedeutung der einzelnen Tricks anderenfalls in gewissem Grade zufällig und willkürlich bleiben blei ben würde. Es muß muß etwas wie w ie ein ei n theoretisches theoretisches Bezugssyst Bezugssystem em entwickelt werden. wer den. Da die di e einz e inzelnen elnen Techniken Techniken fast unwi unwiderstehlich derstehlich nach psychoanalytischer psychoanalytischer Deutun Deutungg verlangen, verlangen, ist es nur nur logisch, zu postulieren, daß dies Bezugssystem in der Anwendung einer umfassenderen, grundlegenden psychoanalytischen psychoanalytischen Theorie auf das Vorgehen Vorgehen des Agitators als Ganzes gewonnen werden muß. —————————————
1 Diese Feststellung gilt nur mit gewissen Einschränkungen. So gibt es den Unterschied zwischen Agitatoren, die, ob nun zu Recht oder Unrecht, auf wirtschaftliche Unterstützung in großem Stil spekulieren, und die darum einen Schein von Respektabilltät zu wahren suchen und erst leugnen, Antisemiten zu sein, bis sie dann zum Geschäft der Judenhetze kommen, und erklärten Nazis, die entweder wirklich oder vorgeblich auf eigene Faust handeln wollen und sich in der ungezügeltsten und krassesten Sprache ergehen. ergehen. Ferner Fer ner gibt es den zwischen zwisc hen Agitatoren, Agitatoren, die den altmodisch-trauten, altmodisch-trauten, frommen christlichen Konservativen spielen und an ihrem Kaß auf die „dole“ — die Ausgabe öffentlicher Gelder zu Unterstützungszwecken — zu erkennen sind, und denen, die, einer schnittigeren neueren Variante folgend, sich vor allem alle m an die Jugend Jugend wenden w enden und und sich manchm manchmal al als revolut revol utionär ionär ausgeben. Die Bedeutung solcher Unterschiede darf man jedoch nicht überschät übersc hätzen zen.. Die Grundstruk Grundstruktu turr der de r Reden Rede n und und der Vorrat orra t der Tricks sind s ind trotz solcher geflissent geflisse ntlic lichh kultivi kultivierter erter Nuancen Nuancen dieselben. diesel ben. Man hat hat es hier eher mit einer Arbeitsteilung als mit echten Divergenzen zu tun. - 487 -
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In seinem 1921 veröffentlichten Buch Massenpsychologie und Ich Analyse, Analyse, das schon 1922, lange bevor die di e Gefahr des deut de utschen schen Faschismus Faschismus akut erschien, unter dem Titel Group Psychology and the Analysis Analysis of the Ego auch in englischer englischer Sprache Spr ache erschien, ersc hien, hat hat Freud selbst sel bst ein solches sol ches Bezugssyst Bezugssystem em gelie geliefert. fert.2 Es ist keine Übertreibung zu sagen, daß Freud, obwohl ihn die politische Seite des Problems kaum interessierte, in rein psychologischen psychologischen Kategorie Kategorienn das Heraufkom Heraufkomm men und und die Natur Natur faschistischer Massenbewegungen klar voraussah. Wenn es zutrifft, daß in der Analyse das Unbewußte des Analytikers das Unbewußte des Patienten wahrnimmt, darf man auch annehmen, daß seine theoretischen Intuitionen auf rationaler Ebene noch latente latente Tendenzen antizipieren antizipieren können, können, die sich aber a ber auf einer tieferen Ebene schon manifestieren. manifestieren. Vielleicht Viellei cht war es kein Zufall, Zufall, daß d aß Freud Fr eud nach dem ersten Weltkrieg sich mit dem Narzißmus und den Ichproblemen im engeren Sinne zu beschäftigen begann. Offenbar spielen die dazugehörigen seelischen Mechanismen und Triebkonflikte heute in zunehmendem Maß eine Rolle, während die „klassischen Neurosen“, wie die Konversionshysterie, die das Modell bildeten, woran die psychoanaiytische Methode entwickelt wurde, nach dem Zeugnis der praktizierenden Analytiker heute seltener geworden sind als al s zur Zeit von Freuds Entwicklung, Entwicklung, wo Charcot sich s ich klinisch mit der Hysterie befaßte und Ibsen sie zum Gegenstand mehrerer seiner Stücke machte. Das Problem der Massenpsychologie ist Freud zufolge eng verbunden mit dem neuen Typus seelischer Erkrankung, der für eine Epoche, die aus sozioökonomischen Gründen den Niedergang des Individuums und seine daraus folgende seelische Schwäche sieht, so charakteristisch ist. Obwohl Freud sich nicht mit den Veränderungen der Gesellschaft befaßte, hat er innerhalb innerhalb der monadologischen Grenzen Grenzen des Individ Individuu uum ms die Spuren seiner tiefgehenden Krise und seiner Bereitschaft, vor mächtigen äußeren Kollektivgewalten kritiklos abzudank abzudanken, en, verfolgte. Ohne Ohne daß er zeitgenössische zeitgenössische gesellschaf gesellsc haftliche tliche Entwicklungen Entwicklungen studiert hätte, hat er durch die Entwic Entwicklu klung ng seiner eigen ei genen en Arbeit, die Wahl Wahl seiner Forschungsth Forschungsthemen emen und und die di e Entwicklung wegweisender wegwei sender Begriffe historische histori sche Tendenzen Tendenzen aufgezeigt. —————————————
2 Es ist hier anzumerken, daß in diesem Buch der Terminus „Ich“ noch nicht die besondere b esondere psych ps ychische ische Instanz Instanz bezeichnet, bezeichnet, die in i n Freuds späteren Schriften im Unterschied zum Es und Über-Ich beschrieben wird, sondern hier einf ei nfach ach das Indivi Individuu duum m bedeutet. bedeutet. Es ist i st eine ei ne der wichtigsten w ichtigsten Implikationen von Freuds Massenpsychologie, Massenpsychologie, daß er keine unabhängige, hypostasier hypostasierte te „Massenseele“ „Massenseel e“ anerk a nerkenn ennt, t, sondern die von Autoren Autoren wie Le Bon und McDougall beobachteten und beschriebenen Erscheinungen auf Regressionen zurückfüh zurückführt, rt, die in jedem jede m der Individuen, die eine ei ne Masse bilden bilde n und und in ihren Bann Bann geraten, geraten, vor sich gehen. gehen. - 488 -
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Freuds Methode Methode ist in seiner se iner Abhandlun Abhandlungg die dynam dynamische ische Interpretation Interpretation von Le Bons Besehreibung der Massenseele Masse nseele und und die di e Kritik Kri tik bestimmter bestimmter dogmatischer dogmatischer Begriff Be griffee oder od er magischer Worte, die d ie von Le Bon und und anderen vor-analytischen Psychologen so gebraucht wurden, als ob sie der Schlüssel zur Erklärung bestimmmter merkwürdiger Erscheinungen wären. Der wicht wi chtigste igste davon ist is t der Begriff der Suggestion, Suggestion, der im populären Verständnis Verständnis des von Hitler und und seinesg sei nesgleic leichen hen auf auf die Massen ausgeübten Zaubers Zaubers als Notbehelf Notbehelf übrigen übri genss immer immer noch eine große große Rolle Roll e spielt. spiel t. Freud bezwei bezweifelt felt nicht die Richtigkeit von Le Bons bekannten Kennzeichnungen der Masse, die als entindivi entindividualisi dualisiert, ert, vernu ver nunf nftlos, tlos, leicht l eicht lenkbar, zu gewal gewalttät ttätigen igen Handlung Handlungen en bereit und in jeder Beziehung Beziehung völlig völl ig regrediert regredier t beschrieben beschriebe n wird. Was ihn von Le Le Bon eigentlich unterscheidet, unterscheidet, ist i st das Fehlen der traditionellen trad itionellen Massenveraehtung, welche das thema probandum der älteren Psychologen war. war . Statt von den üblichen üblic hen Beschreibung Beschreibungen en auf eine, wahrscheinlich unabänderli unabänderliche, che, Minderwertigkeit der Massen Masse n als solcher so lcher zu schließen fragt er im Geiste echter Aufklärung, was die Massen zu Massen mache. Die bequeme bequeme Hypothese Hypothese eines sozialen oder Herdent Herd entrieb riebes, es, der für ihn i hn nicht die Lösung Lösung,, sondern das Problem Proble m bezeichnet, bezeichnet, lehnt lehnt er ab. Dies Die s ist, i st, neben den psychologischen psychologischen Gründen, Gründen, die Freud angibt, angibt, auch vom soziologischen Standpunk Standpunktt her w ohlbegründet. ohlbegründet. Da, wenigstens wenigstens prima facie, faci e, die d ie einzelnen, einzelnen, aus a us denen sich die heutigen Massen zusammensetzen, Individuen sind, Kinder einer individualistis i ndividualistisch-liber ch-liberalen alen Konkurrenz Konkurrenzgesellsc gesellschaf haft, t, dazu erzogen, erzogen, sich als unabhängige, sich selbst erhaltende Einheiten in der Konkurrenz zu behaupten, behaupten, und und unablässi unablässigg dazu dazu ermahn ermahnt, t, „rugged „rugged “ zu sein und gewarnt vor „ surrenderin — Aufgeben —, ist der einfache Vergleich modemer surre ndering g — Massenbildungen mit biologischen Phänomenen kaum aufrechtzuerhalten Selbst angenommen, daß in ihnen vorindividuelle, archaische Instinkte fortexistieren, könnte man nicht einfach auf dieses in ihnen liegende Erbe verweisen, sondern es müßte erklärt werden, wieso heutige Menschen in Verhaltensformen zurückfallen, die zu ihrem eigenen rationalen Niveau und der gegenwärtigen gegenwärtigen Stufe Stufe aufgeklärter aufgeklärter technischer technischer Zivilisation Zivilis ation in krassem krasse m Widerspruch stehen. Dies nun ist es, was Freud unternimmt, Er versucht (Massenpsychologie und Ich-Analyst 1921, 77) festzustellen, festzustellen, welche wel che Kräfte die Verwandlun erw andlungg von Individ Individuen uen in eine Masse bewir be wirken ken.. „Wenn die Indivi Individuen duen in der Masse zu einer einer Einh Ei nheit eit verbun ver bunden den sind, so muß es wohl w ohl etwas geben, geben, was w as sie s ie aneinander aneinander bindet, und und dies di es Bindem Bi ndemittel ittel könnte könnte gerade das sein, was für die Masse charakteristisch ist.“ Hiernach zu suchen, bedeutet aber nicht nicht weniger als die di e Entdecku Entdeckung ng des Grundproblems der faschistischen Manipulation. Manipulation. Denn der faschistische faschistis che Demagoge, Demagoge, der die Unterstützung von Millionen - 489 -
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Menschen für Ziele gewinnen muß, die mit ihrem eigenen rationalen Interesse unvereinbar sind, kann dies nur, indem er das von Freud gesuchte „Bindemittel“ künstlich schafft. Wenn diese Methode der Demagogen realistisch ist, woran ihr Erfolg keinen Zweifel läßt, läßt sich die Hypothese aufstellen, daß das, was der Demagoge synthetisch zu erzeugen versucht, eben dies Bindemittel ist, und daß es das vereinigende Prinzip hinter seinen verschiedenen versc hiedenen Propagandatediniken Propagandatediniken ist. Der allgem all gemeinen einen psychoanalytischen psychoanalytischen Theorie entsprechend entsprechend glaubt Freud, daß das die Indivi Individuen duen in eine eine Masse integrier integrierende ende Bindemittel Bindemittel libidinöser Natur Natur ist. is t. Auf Auf diesen Aspekt der Massenpsychologie sind auch frühere Psychologen gelegentlich schon gestoßene „Man kann sagen“, meint Mc Dougall, „daß die Affekte der Menschen kaum unter anderen Bedingungen zu solcher Höhe anwachsen, anwachsen, wie wi e es in einer Masse geschehen geschehen kann, kann, und und zwar zwar ist es eine genußreiche Empfindung für die Beteiligten, sich so schrankenlos ihren Leidenschaften hinzugeben und dabei in der Masse aufzugehen, das Fre e ud ud,, 1921 , 91). Gefühl Gefühl ihrer individuellen individuell en Abgrenzu Abgrenzung ng zu zu verlieren“ verli eren“ (Fr Über solche Beobachtungen geht Freud hinaus, indem er die Kohärenz der Massen ganz nach dem Lustprinzip erklärt, nämlich auch den wirklichen oder Ersatzbefriedigungen Ersatzbefriedigungen,, die di e das d as Sichaufgeben Sichaufgeben an eine Masse den einzelnen verschafft. Dieses libidinösen Ursprungs der Massenbildung war sich Hitler bewußt, wenn er den Teilnehmern Teilnehmern seiner Versammlun Versammlungen gen spezifisch weiblic wei bliche he Züge Züge von Passivität Passivi tät zuschrieb, zuschrieb, womit erauch einen Hinwei Hinweiss auf die Rolle unbewußt unbewußter er Homosexualit Homosexualität ät in der Massenpsych Massenpsychologie ologie gab.3 Die wicht wi chtigste igste Folge dieser dies er Einf Ei nführu ührung ng der Libido Libi do in die Massenpsychologie Massenpsychologie ist, i st, daß die den Massen zugeschriebe zugeschriebenen nen Eigenschaf Eigenschaften ten den scheinbar primitiven pr imitiven und und irreduziblen ir reduziblen Charakter, Charakter, den d en die Konstruk Konstruktion tion besonderer Massen- oder Herdentriebe widerspiegelt, verlieren. Letztere sind nicht Ursachen, sondern Wirkungen. Das, was den Massen eigentümlich ist, ist nach Freud nicht eine neue Qualität, sondern eine Manifestation schon vorhandener Eigenschaften, die gewöhnlich verdeckt sind. „Wir brauchten von unserem Standpunkt weniger Wert auf das Auftauchen —————————————
3 Dieser Aspekt des Problems wird von Freud nicht verfolgt, doch zeigt eine Stelle in den Nachträgen, daß er sich seiner bewußt war. „In gleicher Weise durchbricht durchbric ht die Liebe zum Weibe die di e Massenbindungen Massenbindungen der Rasse, der nationalen Absonderungen und der sozialen Klassenordnung und vollbringt vollb ringt damit damit kulturell kulturell wicht wi chtige ige Leistungen Leistungen.. Es scheint gesic gesichert, hert, daß sich die homosexuelle homosexuelle Liebe mit den de n Massenbindung Massenbindungen en weit wei t besser bess er verträgt, auch wo sie als ungehemmte Sexualstrebung auftritt“ (ebd., 159). Im deutschen Faschismus, wo die Grenze zwischen offenem und verdrängtem Sadismus eine viel fließendere war als in der liberalbürgerlichen li beralbürgerlichen Gesellschaft, Gesellschaft, hat sich dies zweifellos bestätigt. - 490 -
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neuer Eigenschaften zu legen. Es genügte uns zu sagen, das Individuum komme in der Masse unter Bedingungen, die ihm gestatten, die Verdrängungen seiner unbewußten unbewußten Triebregu Triebr egung ngen en abzuwerfen“ (ebd., 79). Damit, Damit, wurden w urden nicht nur nur ad hoc gebildete Hilfshy Hi lfshypothesen pothesen überflüssig, sondern es wird w ird auch der einfachen einfachen Tatsache Rechnun Rechnungg getragen, getragen, daß die, di e, die di e in i n der Masse Mass e aufgeh aufgehen, en, nicht Primitive Primitive sind, sondern daß sie primitive Verhaltensweisen Verhaltensweise n zeigen, zeigen, die ihrem normalen normalen rationalen Verhaken Verhaken widersprechen. widers prechen. Doch lassen lasse n auch die trivialsten trivi alsten Beschreibungen Beschreibungen der Masse keinen Zweifel an einer Affinität bestimmter Eigenschaften der Masse zu archaischen Zügen, Das gilt besonders für die di e von allen Autoren Autoren über Massenpsychologie Massenpsychologie hervorgehobenen Dispositionen zum Kurzschluß von ungestümen Emotionen zu ebensolchen Handlungen, einem Phänomen, das in Freuds Schriften über primitive Kulturen Kulturen zu der Annahm Annahmee führt, führt, daß die Erm Er mordung des Vaters der Urhorde keine bloße Phantasie Phantasie ist, i st, sondern der vorgeschicht vor geschichtlic lichen hen Realität Reali tät entspricht Nach der dynam dynamischen ischen Theorie muß das Wiederaufleben solcher sol cher archaischen Züge Züge als al s das Resultat eines Konfli eines Konfliktes ktes ver verstanden standen werden, und und dies mag auch einige Erscheinu Ers cheinung ngen en der faschistischen Mentali Mentalität tät erklären erkläre n helfen, helfen, die di e ohne die Annahm Annahmee eines e ines Antagonism Antagonismus us verschiedener vers chiedener seeli se elischer scher Kräfte nur nur schwer sc hwer zu begreifen wären. Vor allem ist hier an den psychologischen psychologischen Begriff Begriff des Destruktionstriebes Destruktionstriebes zu denken denken,, mit mit dem sich Freud in „Das Unbehagen nbehagen in der Kultur“ Kultur“ befaßt. Der Faschism Fas chismus us ist als al s Rebellion Rebell ion gegen gegen die Zivilisation Zivilis ation nicht einfach einfach eine Wiederholu Wieder holung ng des Archaischen, sondern dessen Wiedererzeug Wiedere rzeugun ungg in der Zivilisation Zivilis ation durch die Zivilisation selbst. Es ist kaum hinreichend, die Antriebe der faschistischen Rebellion nur als mächtige Es-Energien zu bestimmen, die den Druck der bestehenden bestehenden Gesellschaft Gesellsc haftsordnun sordnungg abwerfen, sondern diese Rebellion Rebell ion erhält ihre Energien zum Teil von anderen psychologischen Instanzen, die in den Dienst des Unbewußten gezwungen werden. Da die di e libid l ibidinöse inöse Bindu Bi ndung ng zwis zwischen chen den Massenmitgliedern Massenmitgliedern offenbar keine ungehemmt sexuelle ist, entsteht die Frage, welche psychologischen Mechanismen Mechanismen die primäre sexu s exuelle elle Energie Energie in die Gefühlsbi Gefühlsbindu ndung ngen en umformen, welche die Masse zusammenhalten. Freud beantwortet sie durch die Analyse der unter dem Begriff der Suggestion und der Suggestibilität befaßten Erscheinun Erscheinungen gen,, Er erkennt erkennt die Suggestion Suggestion als einen „Schirm“ „Schirm“ oder eine „spanische „s panische Wand«, hinter hinter der sich „Liebesbeziehu „Liebes beziehung ngen“ en“ verbergen, verbe rgen, wobei wesentlich ist, daß die hinter der Suggestion stehende „Liebesbeziehung“ „Liebesbeziehung“ unbewußt unbewußt bleibt, blei bt, Freud hält die Tatsache fest, daß in organisierten Massen wie der Kirche und dem Heer entweder von Liebe zwischen den Mitglie Mitgliedern dern gar nicht gesproc gesprochen hen wird oder ode r sie si e nur in mittelbarer und und sublimierter s ublimierter - 491 -
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Form ausgedrückt ausgedrückt wird, wi rd, durch Vermittlun Vermittlungg eines religiösen rel igiösen Bildes, Bilde s, in dessen des sen Verehrung erehrung die Mitglieder sich vereinigen ver einigen und und dessen allum al lumfassende fassende Liebe sie s ie in ihrem Verhalten zu einander nachahmen sollen. Es ist bezeichnend, daß bei den künstlieh künstlieh vereinigten ver einigten faschistisc faschistischen hen Massen Massen der de r heutigen heutigen Gesellschaft die. Liebe fast gänzlich gänzlich von der Erwähn Erwä hnun ungg ausgeschlosse ausgeschlossenn ist4 . Hitler vermied die herkömm herkömmlic liche he Rolle des d es liebenden l iebenden Vaters Vaters und ersetzte sie durch die negative negative der drohen dr ohenden den Autorität. Autorität. Der Begriff der Liebe wurde auf die abstrakte Vorstellung „Deutschland“ verschoben und selten ohne das Beiwort Beiw ort „fanatisch“ ausgesproc ausgesprochen hen,, wodurch auch diese Liebe noch einen einen Beiklang von Feindschaft und Aggressivität erhält gegen diejenigen, die sie nicht einschlie einschließt. ßt. Es ist i st ein ei n Grundprinzip Grundprinzip des faschistischen Führertum Führertums, die di e primäre Libido-Energie auf der unbewußten unbewußten Ebene Ebene festzuhalten festzuhalten,, um ihre Manifestationen Manifestationen in einer für die d ie politischen politis chen Zwecke Zwecke geeigneten Weise Weise ablenken zu können. Je weniger eine objektive Idee, wie die religiöse Idee der Erlösung, in der Bildung der Masse eine Rolle spielt, und je mehr die Manipulation der Masse zum einzigen Zweck wird, um so gründlicher muß jede ungehem ungehemm mte Liebe Liebe verdrängt ve rdrängt und und in Gehörsam Gehörsam um umgeformt geformt werden. wer den. Die faschistische Ideologie enthält zu zu wenig, das gellebt w erden könnte. könnte. Die libid l ibidinöse inöse Struktur Struktur des Faschismus Faschismus und die gesamte Technik Technik faschistischer Demagogen Demagogen ist autoritäre autoritäre.. Und Und dies di es ist der d er Punkt Punkt,, in i n dem die Techniken des Demagogen und des Hypnotiseurs mit dem psychologischen Mechanismus übereinkommen, der in den einzelnen die Regressionsprozesse verursacht, durch die sie zu bloßen Massengliedern werden. „Durch seine Maßnahmen weckt also der Hypnotiseur beim Subjekt ein Stück von dessen archaischer Erbschaft Er bschaft,, die auch den Eltern Eltern entgegenkam und im Verhältnis zum Vater eine individuelle Wiederbelebun Wiederbel ebungg erfuhr, erfuhr, die Vorstellun orstell ungg von einer ei ner überm über mächtigen ächtigen und gefährlichen Persönlichkeit, gegen die man sich nur passivmasochistisch einstellen ei nstellen konnt konnte, e, an die di e man seinen Will Willen en verlieren verli eren mußte, und mit der allein zu sein, ‚ihr unter die Augen zu treten‘, ein bedenkliches Wagnis Wagnis schien. Nur Nur so etwa können können wir uns uns das Verhältnis eines Einzelnen der Urhorde zum Urvater vorstellen. … Der unheimliche, zwanghafte Charakter der Massenbildung, der sich in ihren Suggestionserscheinungen —————————————
4 Einer der Gründe für diese auffallende Erscheinung ist vielleicht der Umstand, daß, solange der faschistische Agitator nicht zur Macht gelangt ist, die Massen, denen er gegenübertritt, gegenübertritt, primär pr imär nicht organisi organisierte erte Massen, Masse n, sondern die zufälligen Massen der Groß städte sind. Die lockere Verbundenheit Verbundenheit solcher sol cher Menschenmengen Menschenmengen macht macht die di e Betonu Be tonung ng von Zusammenhalt und Disziplin auf Kosten des zentrifugalen, ungelenkten Liebesbedürfnisses zur Notwendigkeit. Es ist ein Teil der Aufgabe des Agitators, Agitators, die di e Menge Menge glauben zu zu machen machen,, daß sie s ie organ or ganisi isiert ert sei wie das Heer oder die Kirche. Daher die Tendenz zur Überorganisation. Organisation Organisation an sich si ch wird wir d zu einem Fetisch Fetisch gemacht; gemacht; anstatt anstatt Mittel Mittel wird wi rd sie s ie Zweck, und diese Tendenz zieht sich durch die gesamten Reden des Agitators. - 492 -
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zeigt, kann also wohl mit Recht auf ihre Abkunft von der Urhorde zurückgef zurückgeführt ührt werden. werde n. Der Führer der Masse ist i st noch imm immer der gefürchtete gefürchtete Urvater, die Masse will wi ll immer immer noch von unbeschrän unbeschränkt kter er G walt beherrscht werden, sie ist im höchsten Grade autoritätssüchtig, hat nach Le Bons Ausdruck den Durst nach Unterwerfung. Der Urvater ist das Massenideal, das an Stelle des Ichideal Ichidealss das d as Ich beherrscht. Die Hypothese Hypothese hat ein gutes gutes Anrecht auf die Bezeichnung- eine Masse zu zweit; für die Suggestion erübrigt sich die Definition einer Überzeugung, die nicht auf Wahrnehmung und Denkarbeit, sondern auf erotische Bindungen gegrün egründet det ist“ ist“ (a. a. O., O., 142)5. Diese Stelle definiert in der Tat das Wesen und und den Inhalt Inhalt faschistischer Propaganda. Diese ist psychologisch wegen ihrer irrationalen, autoritären Zwecke, die nicht durch rationales Überzeugen, sondern nur durch ein geschicktes Wiedererwecken „eines Stückes der archaischen Erbschaft des Subjektes“ Subjektes“ erreicht erre icht werden wer den können können.. Die faschistische Agitation hat hat deshalb ihr Zentrum Zentrum in der Vorstellun Vorstell ungg des Führers, sei er nun wirklich Führer oder ode r nur nur ein ei n Vertreter Vertreter von v on Gruppenint Gruppeninteress eressen, en, weil nur nur dies di es psych ps ychologische ologische Bild Bil d die Idee des allmächtigen allmächtigen und und drohenden Urvaters Urvaters wiederer wi edererwecken wecken kann. kann. Das ist die letzte Wurzel der sonst rätselhaften Personalisierung, die für die faschistische Propaganda kennzeichnend ist, ihres ständigen Auftrumpfens mit Namen Namen und und vorgeblich großen großen Männern, Männern, das an die Stelle Stell e der Erörterun Erö rterungg objektiver Ziele tritt. Die Bildung der Vorstellung einer allm all mächtigen ächtigen und und ungez ungezügelten ügelten Vaterfigu Vaterfigur, r, die den individuellen individ uellen Vater wei t überragt überr agt und und sich deshalb zur Vergrößerung, zu einem „Massen-Ich“ eignet, ist der einzige Weg, die „passiv-masochistische Einstellung“, in der „man seinen Willen verlieren muß“, zu proklamieren, eine Einstellung, die von den faschistischen Gefolgsleuten um so mehr gefordert —————————————
5 Diese Schlüsselstelle der Freudschen Theorie der Massenpsychologie enthält zugleich die Erklärung einer der entscheidendsten Beobachtungen in bezug bezug auf auf den faschistischen Charakt Charakter: er: die di e Veräußerlichung Veräußerlichung des Über-Ichs. Der Begriff „Ichidea“ ist Freuds früherer Ausdruck für das, was er später das Über-Ich nannte. Dessen Ersetzung durch ein „Massen-Ich“ ist genau das, was w as beim b eim faschistischen Charakter Charakter geschieht. Solche Menschen Menschen entwickeln kein unabhängiges, autonomes Gewissen und ersetzen es durch die Identifizierung Identifizierung mit mit einer kollektiven Autorität, Autorität, die so irrational i rrational ist, wie w ie Freud sie si e beschrieb, b eschrieb, heteronom heteronom,, starr unterdrückend, unterdrückend, dem eigenen Denken Denken des Individuums weitgehend fremd, und darum trotz seiner strukturellen Starrheit leicht lei cht auswec auswechselbar, hselbar, Dies Di es Phänomen Phänomen drückt adäquat die nazistische Formel aus, daß gut ist, was dem deutschen Volke nützt. Das gleiche Schema Schema wieder w iederholt holt sich in den Reden der amerikanischen faschistischen Demagog Demagogen, en, die nie das d as eigen ei genee Gewissen Gewi ssen ihrer prospektiven Anhänger ansprechen, sondern ständig äußerliche, konventionelle und stereotype Werte anrufen, die, fraglos angenommen und als autoritativ gültig behandelt, behandelt, nie einem Prozeß lebendiger Erfahrung Erfahrung oder diskursiver Untersuchung unterworfen werden. Wie in dem Buch „The Authoritarian Personality Personali ty““ von Th. W. Adorno et al. (1950) im einzelnen gezeigt wird, findet man man bei den Vorurteil Vorurteilsvoll svollen en gewöhnlich gewöhnlich einen e inen Glauben an konvention konventionelle elle Werte an Stelle Stell e eigener e igener moralischer Entscheidun Entscheidungen gen;; für das da s Richtige sehen sie an, „was man tut“. Sie neigen mithin auch zur Unterwerfung unter ein Massen-Ich durch Identifizierung auf Kosten ihres eigenen Ichideals, welches w elches virtuell vi rtuell völlig völ lig mit äußeren äußeren Werten vermischt wird.
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werden wer den muß, muß, als das von ihnen ihnen geforder geforderte te politische poli tische Verhalten mit mit ihren eigenen rationalen Interessen Interessen als al s Privatpers Pr ivatpersonen onen und und mit mit denen der Masse oder Klasse, der sie wirklich angehören angehören,, unvereinbar unvereinbar wird6 . Vom Standpu Standpunk nktt des Führers ist darum die wiedererweckte Irrationalität der Geführten rational genug, denn er braucht „eine überzeugung, die nicht auf Wahrnehmung und Denkarbeit, sondern auf erotische Bindung gegründet ist“. Der Mechanismus, Mechanismus, durch den die Libido in ein Bindemittel Bindemittel zwischen Führer und Geführten Geführten und und zwischen zwi schen den Geführten Geführten selbst selbs t verwandelt verw andelt wird, wi rd, ist i st die Ident die Identifi ifizier zierung. ung. Ihrer Ihrer Analyse ist ein großer Teil von Freuds Buch gewidmet (a. a. O., 113 ff.). ff.). Es ist unmöglich, unmöglich, hier die sehr subtilen theoretischen Unterscheidungen zu erörtern, die Freud macht, besonders die zwischen Identifizierung und Introjektion. Erwähnt sei jedoch, daß der verstorbene verstorbe ne Ernst Simm Simmel, dem de m wir wertvoll w ertvollee Beiträge zum Problem Proble m der faschistischen Psychologie verdanken, Freuds Auffassung der ambivalenten Natur Natur der Identifizierung Identifizierung als eines Abkömm Abkömmlings der oralen oral en Phase Phase der Libidoentwicklung (a. a. O., 116) aufgenommen und sie zu einer analytischen Theorie des Antisemitismu Antisemitismuss erwei er weitert tert hat (Simmel, 1946). Wir begnügen uns mit einigen Bemerkungen über die Bedeutung der Identifizierung Identifizierungstheorie stheorie für die faschistische Propagan Propa ganda da und die faschistische fasc histische Mentalität. Es wurde von mehreren Autoren, besonders von Erik Homburger Erlkson, bemerkt, bemerkt, daß da ß der de r faschistische Führertyp eigen ei gentlich tlich keine Vaterfigur, Vaterfigur, wie wi e der König früherer früherer Zeiten, Zeiten, zu sein scheint. Diese Beobachtung Beobachtung widerstreitet Freuds Theorie des Führers als Urvater nur oberflächlich. Seine Erörterung der Identifizierung kann uns helfen. in Begriffen subjektiver Dynamik gewisse Veränderungen zu verstehen, die tatsächlich objektiven historischen Bedingungen zuzuschreiben sind. Die Identifizierung ist die „früheste Äußerung einer Gefühlsbindung an eine andere Person“ —————————————
6 Die Tatsache, daß der Masochismus Masochismus der faschistischen Gefolgsleute Gefolgsleute unvermeidlic unvermeidlichh mit mit sadistis sa distischen chen Triebimpulsen verbunden ist, steht im Einklang Einklang mit mit Freuds Fre uds allgem all gemeiner einer Theorie Theori e der Ambival Ambivalenz enz,, die ursprünglich ursprünglich im Zusammenhang mit dem Ödipuskomplex entwickelt wurde. Da die faschistische Integration der Individuen in Massen ihnen nur eine Ersatzbefriedigung Ersatzbefriedigung bietet, bleibt bl eibt der d er Groll gegen gegen die Versagungen ersagungen der Kultur Kultur erhalten, wird aber psychologisch in einer Weise dirigiert, die mit den Zielen des Führers vereinbar ist; sie wird psychologisch mit autoritärer Unterw nterwürfigk ürfigkeit eit verschm ver schmolzen. olzen. Daß Freud, obwohl er e r das Problem Proble m des später so genannten „Sadomasochismus“ nicht aufwirft, sich doch durchaus seiner bewußt be wußt war, zeigt sich in seiner Übernahme Übernahme der Darstellun Darstell ungg Le Le Bons: „Da die Masse betreffs be treffs des Wahren oder Falschen Fals chen nicht nicht im Zwei Zweifel fel ist is t und und dabei das Bewußtsein ihrer großen Kraft hat, ist sie ebenso intolerant wie autoritätsgläubig. autoritätsgläubig. Sie respektiert re spektiert die Kraft und und läßt läß t sich von der Güte, die di e für sie si e nur eine Art von Schwäche bedeutet b edeutet,, nur mäßig mäßig beeinf beei nflussen. lussen. Was sie si e von ihren Helden verlangt, ist Stärke, selbst Gewalttätigkeit. Sie will beherrscht und und unt unterdrü erdrückt ckt werden wer den und und ihren Herrn fürchten“ fürchten“ (a. a. O., 83 f.). - 494 -
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und sie „spielt in der Vorgeschichte des Ödipuskomplexes eine Rolle“ (a. a. O., 110). Vielleicht ist es diese präödipale Komponente der Identifizierung, was die Trennun Trennungg der Vorstellung des Führers Fü hrers als al s eines ei nes allmächtigen allmächtigen Urvaters vom wirklichen Vater zustande bringt. Da die Identifizierung des Kindes mit seinem Vater in Reaktion auf den Ödipuskomplex nur eine sekundäre sekundäre Erscheinu Ers cheinung ng ist, kann kann die infantile infantile Regression über dies Vaterbi Vaterbild ld hinausgehen und durch einen „anaklitischen“ Prozeß ein archaischeres erreichen. erre ichen. Ferner kann der primitiv narzißtische Aspekt der Identifizierun Identifizierungg als Akt des Verschlngens, Verschlngens, der Einverleibung des geliebten Objektes, einen Schlüssel zu der Tatsache liefern, daß der moderne Führer weniger ein Bild des Vaters zu sein scheint, dessen Rolle in der heutigen heutigen Gesellschaft Gesells chaft in den späteren Kindheitsphasen des Subjektes wahrscheinlich abgenommen hat (vgl. al s eine ei ne Vergrößerung Vergrößerung der eigenen Persönlichkeit, eine Horkheimer, 1949), als kollektive Selbstprojektion. Alles dies sind Aspekte, die weiterer Klärung bedürfen. Die wesentliche Rolle des Narzißmus für die Identifizierungen, die bei der Bildung faschistischer Massen wirksam sind, wird in Freuds Theorie der Idealisi Ideal isierung erung erkannt. erkannt. „Wir erken er kennen nen,, daß das da s Objekt Obje kt so behandelt behandelt wird w ird wie das eigene Ich, daß also in der Verliebtheit ein größeres Maß narzißtischer Libido auf das Objekt überfließt. Bei manchen Formen der Liebeswhal wird es selbst s elbst augenfällig, augenfällig, daß das Objekt Obj ekt dazu dazu dient, sein eigenes, nicht nicht erreicht errei chtes es Ichideal zu ersetzen. Man liebt es wegen der Vollkommenheiten, die man fürs eigene Ich angestrebt hat und die man sich nun auf diesem Umweg zur Befriedigung Befriedigung seines Narzißmus Narzißmus verschaffen ve rschaffen möchte“ möchte“ (a. a. O., 124). Eben diese Idealisierang seiner Person sucht der faschistische Führer bei den Geführten Geführten zu fördern, und und ihr dient di ent die Ideologie des de s „Führers“. „Führers “. Die Menschen, mit denen er zu rechnen hat, befinden sich in der Regel in dem charakteristischen modernen Konflikt zwischen einer sehr entwickelten, auf Selbsterhaltung eingestellten Ich-Instanz und dem ständigen Mißerfolg, den Ansprüchen des eigenen Ichs zu genüge. Aus diesem Konflikt resultieren starke narzißtische Triebimpulse, die nur durch die Idealisierung, als teilweise teilw eise Übertragung Übertragung der narzißtischen Libido auf das Objekt Obje kt,, absorbiert absor biert und befriedigt befriedi gt werden wer den könn können. en. Dies stimm stimmt wiederum wieder um damit überein, daß der Führer wie w ie eine Vergrößerung Vergrößerung des Subjekts aussieht: Indem er den Führer zu seinem Ideal macht, liebt der Mensch eigentlich sich selbst, nur unter Beseitigung Beseitigung der Mißerfolgs- und und Unzu Unzufriedenheitsm friedenheitsmale, ale, die sein Bild Bil d vom eigenen, eigenen, empirischen empiri schen Selbst entstelle entstellen. n. Diese Identifizierung Identifizierung durch durch Idealisierung, die die Karikatur der wahren, bewußten Solidarität ist, ist jedoch ein kollektiver Vorgang Vorgang und und wirkt wir kt in einer ungeh ungeheuer euer großen Zahl Zahl von Menschen mit ähnlich gearteten Charakteranlagen - 495 -
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und und Libldodispositionen. Libldodisp ositionen. Die faschistische „V „ Volksgemeinschaft olksgemeinschaft““ entspri entspricht cht genau genau Freuds Definition der Masse als a ls „einer Anzahl Anzahl von Individuen, die ein und dasselbe Objekt an die Stelle ihres Ichideals gesetzt und sich infolgedesse infolgedessenn in ihrem Ich miteinander ident ide ntifiziert ifiziert haben“ (a. a. O., 128). 128 ). Andererseits ist die urvaterhafte Allmacht des Führerbildes gewissermaßen von der Macht des Kollekt Koll ektivs ivs geliehen. Freuds psychologische psychologische Konstruk Konstruktion tion der verschiedenen versc hiedenen Züge Züge der Führerphantasie wird bestätigt durch ihre schlagende Übereinstimmung mit dem faschistischen Führertyp oder doch mit dessen öffentlich erzeugtem Bild. Seine Beschreibun Beschreib ungen gen passen passe n ebenso auf Hitler Hitler wie auf die Idealisier Ideali sierun ungen gen,, zu welchen die amerikanischen Demagogen sich zu stilisieren suchen. Aus der Einsicht, daß der Führer selbst se lbst als al s absolut abs olut narzißtisch narzißtisch erscheinen ers cheinen muß, muß, um um die narzißtische Identifizierung zu ermöglichen, leitet Freud eine Beschreibung des „Urvaters der Horde“ ab, die durchaus eine Beschreibung Hitlers sein könnte: „Zu Eingang Eingang der Geschichte war er e r der Übermensch, Übermensch, den Nietzsche erst von der Zukunft erwartete. Noch heute bedürfen die Massenindividuen der Vorspiegelung, Vorspiegelung, daß sie in gleicher und gerechter Weise vom Führer gellebt werden, aber der Führer selbst braucht niemand niemand anderen anderen zu lieben, lie ben, er darf von Herrennatu Herrennaturr sein, sei n, absolut narzißtisch, aber selbstsicher und selbständig. Wir wissen, daß die Liebe den Narzißmus eindämmt, und könnten nachweisen, wie wi e sie si e durch diese Wirkung Wirkung Kulturfak Kulturfaktor tor geworden ist“ is t“ (a. a. O., 138)7. Dies erklärt e rklärt einen ei nen der auf a uffälligsten fälligsten Züge Züge der Reden Rede n der Agitatoren, nämlich nämlich das völlige völl ige Fehlen irgendeines positiven positive n Programm Programms, wie w ie überhaupt üb erhaupt von etwas, das sie geben könn könnten ten,, und das paradoxe par adoxe Vorherrs Vorherrschen chen von Versagungen und Drohungen: Der Führer kann nur gellebt werden, wenn er selbst selbs t nicht liebt. Aber Freud kennt kennt noch noch einen anderen, diesem scheinbar widerspr wi dersprechen echenden den Aspekt der Führervorstell Führerv orstellun ung. g. Während Während nämlich nämlich einerseits ei nerseits der Führer Fü hrer als Übermensch Übermensch erscheinen muß, muß, muß muß er andererseits anderer seits gleichz glei chzeitig eitig das Wunder vollbringen, auch als Durchschnittsmensch zu erscheinen, so wie Hitler als eine Verbindung von King-Kong und Vorstadtfriseur posierte. Freud erklärt auch dies durch seine Theorie des Narzißmus. Daß die individuellen individuell en Erwerbun Erwe rbungen gen des einz ei nzelnen elnen in der Masse unterging untergingen, en, sagt Freud, heiße, „dß der de r einz e inzelne elne sein sei n Ichideal Ichideal aufgibt aufgibt und es gegen das im Führer verkörperte Massenideal vertauscht… vertauscht… Die Di e Sonderung von Ich Ich und und Ichideal ist [aber] bei vielen Individuen nicht so weit vorgeschritten, die beiden fallen noch leicht zusammen, das Ich hat —————————————
7 Vielleicht Vielle icht ist es hier am Platze zu bemerken, bemerken, daß Nietzsches Konzeption Konzeption des Übermenschen mit diesen archaischen Vorstellungen ebensowenig zu tun hat wie seine Zukunftsvision mit dem Faschismus. Freuds Anspielung gilt offenbar offenbar nur für den „Übermenschen“, „Übermenschen“, wie er in i n billigen billi gen Klis Klischees chees popularisiert popularis iert wurde. w urde. - 496 -
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sich oft die frühere narzißtische Selbstgefälligkeit bewahrt Die Wahl des Führers wird durch dies Verhältnis sehr erleichtert. Er braucht oft nur nur die typischen Eigenschaften Eigenschaften dieser diese r Individuen in besonders scharfer sc harfer und und reiner rei ner Ausprägun Ausprägungg zu zu besitzen und und den Eindruck größere größererr Kraft Kra ft und und libidinöser libi dinöser Freiheit zu machen, machen, so kommt ihm das Bedürfnis nach einem starken Oberhaupt entgegen und und bekleidet bekleid et ihn mit mit der Übermacht, Übermacht, auf die er sonst s onst vielleicht viell eicht keinen Anspruch Anspruch hätte. hätte. Die Anderen, deren Ichideal sich in i n seiner Person sonst s onst nicht nicht ohne ohne Korrektu Kor rekturr verkörpert hätte, hätte, werden w erden dann da nn suggestiv, das heißt durch Identifizierung, mitgerissen“ (a. a. O., 144 f.). Hiermit sind in Freuds Theorie sogar die auffälligen Minderwertigkeitssymptom Minderwertigkeitssymptomee des faschistischen Führers, seine Ähnlichkeit Ähnlichkeit mit Schmierenschauspielern und asozialen Psychopathen antizipiert. Wegen der Anteile der narzißtischen Libido der Geführten, die nicht in das Führerbild investiert werden, sondern die mit dem eigenen Ich verbunden bleiben, muß der Übermensch zugleich doch noch dem Geführten ähnlich sein und als seine „Vergrößerung“ erscheinen. Einer der Hauptkunstgriffe der personalisier personali sierenden enden faschistischen Propaganda Propaganda ist darum dar um der Topos des d es „großen klei kleinen nen Mannes“, Mannes“, einer ei ner Person, die ebenso die Vorstellun orstell ungg von Allmacht erweckt wie die, daß er bloß einer von den Geführten, ein weder durch materiellen noch durch geistigen Reichtum verdorbener „ plain, plai n, redblooded American“ ist. American“ ist. Dies soziologische Wunder vollbringt die psychologische psychologische Ambival Ambivalenz enz.. Das Bild des de s Führers befriedigt befri edigt den doppelten Wunsch der Geführten, sich der Autorität zu unterwerfen und zugleich selbst Autorität zu sein. Dies entspricht einer Welt, in der irrationale Herrschaft ausgeübt ausgeübt wird, wi rd, obwohl obw ohl sie durch universel universelle le Aufklärung Aufklärung ihre ihre inn i nnere ere Überzeugungskraft verloren hat. Die Menschen, die dem Befehl der Diktatoren Diktatoren gehorchen, gehorchen, fühlen zugleich, zugleich, daß diese überflüssig überflüss ig sind, und sie lösen diesen Widerspruch durch die Vorstellung, selbst der rücksichtslose Unterdrücker zu sein. Alle Standardtricks der Agitatoren Agitatoren folgen den Um Umrissen ris sen von Freuds Fre uds Enthüllun Enthüllungg dessen, was w as später die Grundstruk Grundstruktu turr der d er faschistischen Demagog Demagogie ie wurde, w urde, der Technik Technik der Personalisierung Personalisierung8 und und der Idee des großen kleinen Mannes. Mannes. Wir beschränken uns uns hierfür auf einige beliebig beli ebig herausgegriffen herausgegriffenee Beispiel Bei spiele. e. —————————————
8 Für weitere Einzelheiten über Personalisierung s. Freud, a. a. O. 103, wo die Beziehungen zwischen Ideen und Heerführern diskutiert werden, und 109 f., wo er den de n Begriff Begriff eines „seku „s ekundären ndären Führers“ definiert. definier t. In der technischen technischen Zivilisation Zivilis ation ist eine e ine unmittelbare Übertragung unmittelbare Übertragung auf den in Wirklichkeit ja unbekannten und fernen Führer nicht möglich, sondern nur eine regressive Repersonalisierung unpersönlicher, abstrakter sozialer Mächte. Diese Möglichkeit hat Freud schon klar erkannt. Er nennt als eines der Problem Proble me, die di e die di e Massenpsych Mass enpsychologie ologie untersuch untersuchen en könnt könnte, e, „… ob nicht eine gemeinsame Tendenz, ein Wunsch, an dem eine Vielheit Anteil nehmen kann, kann, den nämlichen nämlichen Ersatz leistet. l eistet. Dieses Die ses Abstrakte Abstrakte könnte könnte sich si ch wieder wi eder mehr oder weniger vollkom vol lkomm men in der Person eines ei nes gleichsam sekundären sekundären Führers verkörpern …“ - 497 -
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Freud gibt erschöpfende Rechenschaft von dem hierarchischen Element in irrationalen Massen: „Es ist evident, daß der Soldat seinen Vorgesetzten, also eigentlich den Armeeführer, zum Ideal nimmt, während er sich mit seinesgleichen ident id entifiziert ifiziert und und aus a us dieser die ser Ichgem Ichgemeinschaft einschaft die Verpflichtungen der Kameradschaft zur gegenseitigen Hilfeleistung und Güterteilung ableitet. Aber er wird lächerlich, wenn er sich mit dem Feldherrn identifizieren will„ (a. a. O., 150) — nämlich bewußt und direkt. Bis hinab zum letzten Winkeldemagogen betonen die Faschisten beständig rituelle Zeremonien Zeremonien und und Rangun Rangunterschiede. terschiede. Je weniger w eniger Hierarchie Hiera rchie in i n der Struktur einer hoch rationalisierten und quantifizierten Industriegesellschaft gerechtfertigt ist, desto mehr werden aus rein psychotechnischen Gründen von den Faschisten künstliche künstliche Hierarc Hie rarchien hien ohne ohne objektive raison d'ńtre konstruiert konstruiert und auferle auferlegt gt.. Doch ist dies d ies nicht die einz ei nzige ige Libidoquelle, Libidoquelle , die hier beteili be teiligt gt ist. So stimmen stimmen hierarchische hierarc hische Struktu Strukturen ren auch völlig völl ig mit den Wünschen Wünschen des sadomasochistischen Charakters Charakters überein. überei n. Hitlers berühmte berühmte Formel „Verantwortung nach oben, Autorität nach unten“ ist die präzise Rationalisierun Rationalisi erungg der Ambivalenz dieses Charakters, Charakters, für den der deutsche Volksmund die Bezeichnung „Radfahrernatur“ fand. Die Tendenz, „nach unten zu treten“, die sich katastrophal in der Verfolgung erfolgung wehrloser wehrlos er und und schwacher s chwacher Minderheiten äußert, ist is t ein ebenso eb enso ausgesprochener Zug dieses Charakters wie der Haß auf die, die draußen sind. Praktisch fallen beide Tendenzen häufig zusammen. Freuds Theorie wirft wi rft Licht Licht auf die alles al les durchdringende durchdringende starre Unterscheidung nterscheidung der geliebten Eigengruppe und der abgelehnten Fremdgruppe. Diese Denk- und Handlung Handlungswe sweise ise ist in i n unserer unserer ganzen ganzen Kultu Kulturr so s o selbstvers se lbstverstän tändlic dlichh geworden, daß selten ernstlich genug gefragt wird, warum denn Menschen lieben, ben, was ihresgleichen, und hassen, was anders ist. Die Ursache der Produktivität der Methode Freuds ist hier, ebenso wie in vielen anderen Fällen, daß er etwas, das zuvor einfach akzeptiert wurde, untersucht. Le Bon hatte bemerkt, daß die di e irrationale ir rationale Masse „sofort „s ofort zum zum Äußersten Äußersten geht geht““ (a. (a . a. O., 83). 83) . Freud erweitert erw eitert diese di ese Beobachtu Beo bachtung ng und und weist w eist darauf dar auf hin, hin, daß die di e Dichotomie Dichotomie von v on eigener und Fremdgruppe so tief seelisch verwurzelt ist, daß sie auch solche Massen bestimmt, von denen man glauben sollte, daß ihre Ideen solche Reaktionen Reaktionen ausschließen. Aus dieser dies er Einsicht Ei nsicht heraus heraus konnte konnte er sich schon sc hon 1921 von der liberalistischen Illusion befreien, daß der Fortschritt der Zivilis Zivil isatio ationn automatis automatisch ch zunehm zunehmende ende Duldun Duld ungg und und ein e in Abnehmen der Brutalität gegen Fremdgruppen hervorbringen werde. „Außerhalb dieser dies er Bindung Bindung stehen aber auch während des Reiches Christi jene Individuen, die nicht zur Glaubensgemeinschaft gehören, die ihn nicht lieben und die er nicht - 498 -
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liebt; lie bt; darum muß eins Religion, auch wenn sie sich die Religion der Liebe heißt, hart und und lieblos li eblos gegen gegen diejenig dieje nigen en sein, die ihr nicht angehören. angehören. Im Grunde Grunde ist is t ja jede j ede Religion Rel igion eine solche Religion Rel igion der Liebe für alle, a lle, die sie umfaßt, umfaßt, und und jeder j eder liegt Grausamkeit Grausamkeit und Intoleranz gegen die nicht dazugehörigen nahe. Man darf, so schwer es einem auch persönlich fällt, den Gläubigen daraus keinen zu argen Vorwurf machen; Ungläubige und Indifferente haben es in diesem diese m Punk Punkte te psychologisch um so viel leicht leic hter. er. Wenn Wenn diese Intoleranz sich heute nicht mehr so gewalttätig und grausam kundgibt wie in früheren Jahrhunderten, so wird man daraus kaum auf eine Milderung in den Sitten der Menschen schließen dürfen. Weit eher ist is t die Ursache davon da von in der unleugbaren unleugbaren Abschwächung Abschwächung der religiösen reli giösen Gefühle Gefühle und und der von ihnen ihnen abhängigen abhängigen libidinösen libi dinösen Bindungen zu suchen. Wenn eine andere Massenbildung an die Stelle der religiösen tritt, wie es jetzt der sozialistischen zu gelingen gelingen scheint, scheint, so wird w ird sich dieselbe die selbe Intoleranz Intoleranz gegen gegen die Außenstehenden ergeben wie im Zeitalter der Religionskämpfe, und wenn die Differenzen wissenschaftlicher Anschauungen je eine ähnliche Bedeutung für die Massen gewinnen könnten, würde sich dasselbe Resultat auch' für diese Motivierung wiederholen“ (a. a. O., 107 107 f.)9. Freuds richtige r ichtige Prophezeiung Prophezeiung der faschistischen Destruktivität, Destruktivität, des Triebes, Triebe s, die di e Frem Fre mdgruppe dgruppe zu eleminieren, und und sein se in Irrtum der politischen poli tischen Prognose, Prognose, daß da ß er den „Sozialisten“ „Sozialis ten“ anrechnet, anrechnet, was in i n Deutschland Deutschland ihre geschworenen Feinde getan haben, haben, sind hier gleich glei ch auffalle auffallend. nd. Tatsächlich scheint die Neutrali Neutralisier sierun ungg der Religion gerade zum zum Gegent Gegenteil eil dessen desse n geführt geführt zu haben, haben, was der Aufklärer Aufklärer Freud erwartete: erw artete: die di e Trenn Tre nnun ungg in Gläubige und und Ungläubige ngläubige ist is t aufrechterhalten aufrechterhalten und und verdinglicht ver dinglicht worden, aber ab er sie wurde dabei zu einer unabhängig von allem Ideengehalt bestehenden Struktur an sich, die nach dem Verlust ihrer inneren Überzeugungskraft nur um so hartnäckiger verteidigt verteidi gt wird. Zugleic Zugleichh ging ging der mildernde Einfluß der religiösen rel igiösen Lehre Lehre der de r Liebe verloren. Dies aber ist das Wesen des von allen faschistischen Agitatoren Agitatoren gebrauchten gebrauchten Motivs der „Böcke und und Schafe“. Weil sie für Erwählung oder Verdammung kein geistiges Kriterium anerkennen, ersetzen sie dieses durch ein pseudo-nat pseudo-naturh urhaft aftes es wie Rasse10 , das un unentrinn entrinnbar bar scheint scheint und darum noch unerbittlicher gebraucht werden kann als im Mittelalter der Begriff der Ketzerei. Freud Fre ud hat hat die libidinöse libi dinöse Funktion Funktion dieses Motivs erkannt. erkannt. Es wirkt als eine negativ —————————————
9 Zur Rolle „neutralisierter“ Religion in der Zusammensetzung der faschistischen Mentalität Mentalität vgl. The Authoritarian Authoritarian Personality. Personalit y. Wichtige Wichtige psychoanalytische psychoanalytische Beiträge zum zum gleichen Problemgebiet Problemgebiet finden sich bei Federn, 1919, und Reik, 1923. 10 Es ist i st hier anzum anzumerken, daß sich in der Rassenideologie Rassenideol ogie deutlich die Idee der Bruderhorde widerspiegelt, die nach Freud in der zur Massenbildung gehörenden primitiven Regression wiederbelebt wird. Mit dem Bruderverhältnis hat die Vorstellun orstell ungg der Rasse Ras se zwei Eigen Ei genschaft schaften en gemeinsam: gemeinsam: sie gilt für eine e ine „natürliche, „natürli che, blutsmäßige blutsmäßige Bindu Bi ndung ng“, “, und sie ist desexualislert. desexualisler t. Im Faschismus Faschismus wird wi rd diese Ähnlic Ähnlichk hkeit eit unbewußt gehalten. gehalten. Er erwähnt Brüderlichkeit nur selten und meist nur in Anwendung auf außerhalb der außerhalb der Grenzen Grenzen des Reichs Reic hs lebende Deutsche („unsere („unsere sudetendeutsch sudetendeutschen en Brüder“). Brüder“) . Dies liegt lie gt selbstverständlich zum Teil an Reminiszenz Reminiszenzen en des Ideals Ideal s der de r fraternit frat ernitéé in der Französischen Revolution, Revolution, das für die Nazis tabu war.
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integrierende Kraft. Da die positive Libido ganz in das Urvaterbbild investiert ist und positive Inhalte kaum verfügbar sind, muß ein negativer gefunden werden. „Der Führer oder die führende Idee könnten auch sozusagen negativ werden; der Haß gegen eine bestimmte Person oder Institution könnte ebenso einigend wirken und ähnliche Gefühlsbindungen hervorrufen wie die positive Anhäng Anhänglic lichk hkeit“ eit“ (a. a. O., 110). Es ist klar, daß diese di ese negative negative Integration Integration aus aus dem Destruktionstrieb Destruktionstrieb gespeist gespei st wird, wi rd, den de n Freud in der Massenpsychologie nicht Massenpsychologie nicht ausdrücklich nennt nennt,, dessen des sen entscheidende entscheidende Rolle Rol le er aber in Das in Das Unbehagen in i n der Kultur Kult ur erkannte. erkannte. Im gegenwärtigen Zusammenhang erklärt Freud die Feindseligkeit gegen die Fremdgruppe durch Narzißmus: Narzißmus: „In den unverhüllt hervortretenden Abneigungen und Abstoßungen gegen nahestehende Fremde können wir den Ausdruck eier Selbstliebe, Selbstli ebe, eines e ines Narzißm Nar zißmus, us, erkennen, erkennen, der seine Selbstbehaupt Se lbstbehauptun ungg anstrebt und sich so benimmt, als ob das Vorkommen einer Abweichu Abwei chung ng von seinen individuellen individuell en Ausbildungen Ausbildungen eine Kritik derselben und eine Aufforderung, sie umzugestalten, mit sich brächte“ (a. a. O., 111). Der narzißtische Gewi nn, nn, den die faschistische Propagan Propa ganda da verschaff ver schafft, t, ist offensichtlich. Sie sagt immerzu, manchmal in ziemlich verschrobener Weise, daß die Anhäng Anhänger, er, einfach weil sie dazugeh dazugehören, ören, besser, bes ser, höherstehend höherstehend und und reiner seien als die, die ausgeschlossen sind. Zugleich wird jederlei Kritik oder Selbsterkenntnis als narzißtische Einbuße übelgenommen und ruft Wut hervor. Das erklärt die heftige Reaktion aller Faschisten gegen alles, was ihnen ihnen als „zersetzend“ „zersetzend“ gilt, was die von ihnen borniert festgehaltenen festgehaltenen Werte entwertet, und und die Feindschaft vorurteil vorurteilsvoll svoller er Menschen gegen gegen jederlei jederle i Introspektion. Die Konzentration der Feindseligkeit auf die Fremdgruppe beseitigt besei tigt zugleich zugleich die Intoler Intoleranz anz innerhalb innerhalb der eigenen e igenen Masse, zu welcher wel cher sonst ein höchst ambivalentes Verhältnis bestünde. „Aber all diese Intoleranz schwindet, zeitweilig oder dauernd, durch die Massenbildun Masse nbildungg und und in der Masse. Solang Sol angee die di e Massenbildung anhält anhält oder soweit sowe it sie si e reicht, rei cht, benehm benehmen en sich die Individuen, als wären sie gleichförmig, dulden sie die Eigenart des anderen, stellen si ch ihm gleich und und verspüre ver spürenn kein kein Gefühl der Abstoßung gegen ihn. Eine solche Einschränkung des Narzißmus kann nach nach unseren unsere n theoretischen theoreti schen Anschauungen Anschauungen nur nur durch d urch ein ei n Moment erzeugt werden, durch libidinöse Bindung an andere Personen“ (a. a. O., 112). Dies ist i st die Funkt Funktion ion des „Einh „ Einheitstric eitstricks“ ks“ der Agitatoren. Sie betonen ihre Verschiedenheit vom Draußenstehenden und schwächen zugleich Verschiedenh erschiede nheiten eiten innerhalb innerhalb der eigenen Gruppe Gruppe ab, mit Ausnahm Ausnahme, e, wie w ie sich versteht, der hierarchischen, und ebnen sie ein. „Wir sitzen alle im selben Boot“; keinem keinem soll es besser gehen; gehen; der Snob, der Intellektuelle Intellektuelle,, der Genießer werden wer den attackiert. Eine Komponente Komponente der faschistischen Propaganda - 500 -
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und des Faschismus überhaupt ist der Unterstrom des hämischen Egalitarismus, der Brüderli Brüde rlichk chkeit eit allum al lumfassender fassender Erniedrigu Erniedr igung ng,, der im von Hitler befohlenen befohlenen Eintopfg Eintopfgeric ericht ht sein Sym Symbol fand. Je weniger w eniger sie die der Gesellschaft inhärente Struktur geändert sehen wollen, um so mehr reden sie von einer sozialen sozial en Gerechtigkeit, Gerechtigkeit, deren Sinn es ist, daß kein Mitglied Mitglied der de r „Volksgem „Volksgemeinschaft einschaft““ sich s ich individuellem i ndividuellem Genuß Genuß überlas übe rlassen sen darf. Ein repressiver Egalitarismus statt der Verwirklichung wahrer Gleichheit durch die Abschaffun Abschaffungg der Unterdrü Unterdrücku ckung ng ist ein wesent wes entlic licher her Teil der faschistischen Denkweise und findet Ausdruck in der „Wenn ihr wüßtet …“ Technik der Agitatoren, die im Versprechen der rachsüchtigen Enthüllung aller all er möglic möglichen hen verbotenen Genüsse, Genüsse, die andere sich si ch leisten leis ten,, besteht. Freud erklärt dies d ies Phänom Phänomen en durch die Verwandlun erw andlungg der Indivi Individuen duen in Mitglied Mitglieder er einer psychologischen „Bruderhorde“. Ihr Zusammenhalt ist eine in den Dienst der Massenbindung gestellte Reaktionsbildung gegen ihre primäre gegenseitige Eifersucht. „Was man dann später in der de r Gesell Ges ellschaft schaft als Gemeingu Gemeingut, t, esprit de corps usw. corps usw. wirksam findet, verleugnet nicht seine Abkunft vom ursprünglichen Neid. Keiner soll sich hervortun wollen, jeder das gleiche sein sei n und und haben. haben. Soziale Gerechtig Ger echtigkeit keit will wil l bedeuten be deuten,, daß man sich selbst selb st vieles viel es versagt, ver sagt, damit damit auch die anderen darauf verzichten müssen müssen oder, oder , was dasselbe dasse lbe ist, i st, es nicht fordern können können““ (a. a. O., 134). Man kann hinzufügen, daß die Ambivalenz gegen den Bruder in der Technik der Agitatoren einen schlagenden, in ihren Reden immer wiederkehrenden Ausdruck gefunden hat. Freud und Rank haben darauf hingewiese hingewiesen, n, daß in den Märchen kleine kleine Tiere Ti ere wie w ie Ameisen und und Bienen „die Brüder der Urhorde waren, wa ren, wie wi e ja auch in der Traumsym Traumsymboli bolikk Insekten Insekten,, Ungeziefer die Geschwister (verächtlich: als kleine Kinder) bedeuten“ (a. a. O., 153). Da es den Mitgliedern der „Wir“ -Gruppe, wie vorausgesetzt wird, gelungen ist, sich „durch die gleiche Liebe zu dem nämlichen Objekt miteinander zu identifizieren“ identifizieren“ (a. ( a. a. O., 133), können können sie diese di ese gegenseitige gegenseitige Verachtung nicht eingestehen. Sie wird darum in einer völlig negativen Besetzung dieser niedrigen Tiere ausgedrückt, mit dem Haß auf die Fremdgruppe Fremdgruppe verbunden und und auf diese projiziert. proji ziert. Tatsächlich ist ein ei n Lieblingsmotiv Lieblingsmotiv faschistischer Agitatoren, Agitatoren, das Leo Löwenthal Löwenthal im i m einzelnen einzelnen untersucht hat, der Vergleich der Fremdgruppen, aller Fremden und insbesondere der Flüchtlinge und Juden, mit niedrigen Tieren und Ungeziefer (Löwe Löwenthal nthal und und Guterm Gute rman, an, 1949 194 9). Wenn Wenn wir berechtigt sind, eine Beziehung Beziehung der Stimuli Stimuli der faschistischen Propaganda zu den Mechanism Mechanismen, en, die Freud in i n seiner Massenpsychologie entwickelte, anzuneh anzunehm men, wird wir d die di e Frage Fr age unvermeidlic unvermeidlich, h, wie die faschistischen Agitatoren, roh und halbgebildet wie sie waren, von diesen Mechanismen - 501 -
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wissen wi ssen konnt konnten. en. Es würde w ürde nicht weit führen, hier hier auf den Einfluß Einfluß von Hitlers „Mein Kampf“ auf die amerikanischen Demagogen hinzuweisen, da Hitlers eigenes theoretis theoretisches ches Wissen über Massenpsychologie Massenpsychologie kaum über die d ie allertrivi all ertrivialsten alsten Beobachtungen Beobachtungen eines eines popularis p opularisierten ierten Le Bon hinausg hinausgerei ereicht cht haben kann. Auch daß Goebbels ein mit den fortgeschrittensten Erkenntnissen der Tiefenpsychologie vertrauter, überlegener Propaganda-Manipulator war, ist eine unhaltbare Vorstellung. Die Lektüre seiner Reden und von Auszügen aus seinen unlängst veröffentlichten Tagebüchern vermitteln vielmehr den Eindruck eines Mannes, Mannes, der intelligent genu genugg für das Spiel der Machtpoli Machtpolitik tik war, war , aber flach und und ungebildet, ungebildet, was w as die di e gesellschaft gesell schaftlic lichen hen und und psychologischen psychologischen Probleme betrifft, betrifft, die tiefer liegen l iegen als die Oberflächlichkeit Ober flächlichkeit seiner eigenen Leitartikel und Schlagworte. Die Vorstellung vom subtilen und „radikalen“ Intellektuellen Goebbels ist ein Teil der an seinen Namen geknüpften, von einem betriebsamen Journalismus genährten Teufelslegende, die nichts nichts erklärt, er klärt, sondern selbst sel bst einer ei ner psychoanalytischen psychoanalytischen Erklärung Erklärung bedarf. Goebbels dachte selbst in Klischees und stand völlig im Bann der Personalisier Personali sierun ung. g. Für die vielberedete viel beredete Beherrschung Beherrschung massenpsycholog massenpsychologischer ischer Techniken Techniken durch durch die Faschisten müssen müssen wir wi r deshalb des halb andere Quellen als al s wissenschaft wi ssenschaftliche liche Belesenheit Bel esenheit suchen. suchen. Die wicht wi chtigste igste dürfte die schon erwähn erw ähnte, te, einen ei nen Aspekt der Identifizierung Identifizierung bildende Ähnlichkeit Ähnlichkeit zwischen Führer und Geführten Geführten sein. Der Führer kann die seelischen seel ischen Bedürfnisse und Wünsche der für sein. Propaganda Anfälligen erraten, weil er ihnen seelisch ähnlich ist, und was ihn von ihnen unterscheidet, ist nicht irgendeine echte Überlegenheit, Überlegenheit, sondern die di e Fähigkeit, das, was w as in i n ihnen ihnen latent ist, ohne ohne ihre i hre Hemmungen auszudrücken. Die Führer sind in der Regel orale Charaktertypen mit einem Zwang zum unaufhörlichen Reden und Beschwatzen anderer. Ihre berühmte berühmte Macht Macht über die Geführten scheint weitgehend weitgehend auf auf dieser ihrer i hrer Oralität Orali tät zu beruhen: beruhen: die d ie Sprache selbst, se lbst, von vo n rationaler Bedeutung Bedeutung entleert, entleert, funktioniert bei ihnen magisch und fördert die archaischen Regressionen, durch die die di e Individuen zu Massenmitgliedern Massenmitgliedern herabgesetzt werden. Da diese Eigenschaft ungehemmten, aber weitgehend bloß assoziativen Redens einen zum zumindest zeitweiligen zeitwei ligen Mangel Mangel an Ichkont Ichkontroll rollee voraussetzt vor aussetzt,, ist is t sie eher ein ei n Zeichen von Schwäche als von Stärke. Und Und in der Tat ist i st die Machtprahlerei Machtprahlerei der faschistischen Agitatoren Agitatoren oft von Zeichen Zeichen solcher Schwäche begleitet, besonders dem Betteln Betteln um Geldbeträge, die natürlich natürli ch in die Vorstell Vorstellun ungg von Macht geschickt hineingemischt werden. Um die unbewußten Dispositionen seines Publikums richtig zu treffen, kehrt der Agitator gewissermaßen einfach sein eigen ei genes es Unbewußtes nbewußtes nach außen. außen. Sein besonderes bes onderes Charaktersyndrom Charaktersyndrom ermöglicht - 502 -
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ihm dies, und durch Erfahrung hat er gelernt, diese Fähigkeit bewußt auszunutzen und — ähnlich wie der Schauspieler und ein bestimmter Journalistentyp, der seine Innervationen und seine Sensitivität zu verkaufen weiß wei ß — seine s eine Irrationalität Irrationali tät rational zu gebrauchen gebrauchen.. Er kann, kann, ohne ohne es selbst selbs t zu wissen, wi ssen, der psychologischen psychologischen Theori Theoriee entsprechend reden und und sich si ch gebärde gebärdenn aus dem einfachen einfachen Grunde, Grunde, weil wei l die di e psychologische Theorie wahr w ahr ist. Er braucht nur nur seine sei ne eigene eigene Psychologie geschickt geschickt einzusetz einzusetzen, en, um um die Psychologie seiner Zuhörer in Gang zu bringen. Die Angepaßtheit Angepaßtheit der Agitatorentricks an die psychologische Basis ihrer Ziele wird noch durch einen anderen Faktor verstärkt. Wir wissen, daß faschistische Agitation zu zu einem Beruf, Beruf, zur zur einer ei ner Erwerbsquell Erw erbsquellee geworden gewor den ist. In diesem Prozeß ist Zeit gewesen, die Wirksamkeit Wirksamkeit der verschiedenen ver schiedenen Reize zu erproben, so daß d aß eine ei ne Art natürlicher Selektion Se lektion der zugkräft zugkräftigsten igsten stattgefunden hat. Ihre Effektivität ist darum selbst eine Funktion der Psychologie ihrer Konsumenten. In einem Erstarrungprozeß derselben Art, wie er bei sämtlichen Techniken der modernen Massenkultur zu beobachten ist, sind die Propagandareize ähnlich standardisiert worden wie die Werbeslogans, die sich zur Um Umsatzsteigerang satzsteigerang als am wirksamsten erwiesen erwies en haben. Und diese Standardisierung selbst trifft wieder zusammen mit dem stereotypen Denken Denken,, der „Stereopathie“, der für die Propaganda Anfälligen Anfälligen und ihrem infantilen Wunsch nach endloser, unveränderter Wiederholung. Ob diese psychologische psychologische Disposition Disp osition die Abnutz Abnutzun ungg der Tricks Tri cks der Agitatoren durch übermäßige Wiederholung Wiederholung verhindern wird, wird , ist is t schwer vorauszusagen. vorauszusagen. Jedermann in Deutschland spottete unter dem Nationalsozialismus über bestimmte bestimmte Propagandaphrasen Propagandaphrasen wie wi e „Blut und und Boden“, Boden“, was zu „Blubo“ abgekürzt abgekürzt wurde, oder den Begriff der nordischen Rasse, von dem das parodistische parodi stische Verb Verb „aufnorden“ „aufnorden“ abgeleitet wurde, ohne daß doch diese Lockmittel deshalb ihre Attraktion eingebüßt hätten. Vielmehr scheint eben ihre Unechtheit zynisch und sadistisch als ein Ausdruck der Tatsache genossen genossen worden w orden zu sein, daß i m Dritten Dritten Reich allein all ein die durch keine keine rationale Objektivität gebunden gebundenee Macht das Schicksal Sc hicksal der Menschen Menschen bestimmte. bestimmte. Eine weitere wei tere Frage, Fra ge, die aufgewor aufgeworfen fen werden kann, kann, ist, warum war um die angewandte angewandte Massenpsychologie, Massenpsychologie, von der hier die di e Rede ist, nur nur dem de m Faschismus eigentümlich ist, und nicht auch den meisten anderen Bewegungen, die Massenunterstützung suchen. Daß dies so ist, zeigt selbst der flüchtigste flüchtigste Vergleich faschistischer Propaganda Pr opaganda mit mit der Propaganda liberalerund fortschrittlicher Parteien. Aber weder Freud noch Le Bon haben daran gedacht eine solche Unterscheidung zu machen, sondern beide sprachen — ähnlich ähnlich wie wi e es bei der Kategorienbildung der formalen Soziologie Soziologie geschieht — - 503 -
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von Massen „als solchen“, ohne ohne nach den politischen politisc hen Zielen der in i n Rede stehenden stehenden Massen zu differenziere differenzieren. n. Tatsächlich dachten beide an traditionelle sozialistische soziali stische Bewegu Bew egung ngen en und und nicht an deren dere n Gegenteil, Gegenteil, obwohl zu bemerken ist, daß Kirche und Heer, die Freud als Beispiele zur Demonstration Demonstration seiner Theorie wählte, beide bei de wesentlich w esentlich konserva konservative tive und hierarchische Organisationen sind. Le Bon seinerseits befaßt sich hauptsächlich mit nichtorganisierten, spontanen, ephemeren Massen. Nur eine über den Bereich der Psychologie weit hinausreichende entfaltete Theorie der Gesellschaft Gesell schaft könn könnte te die Frage, die di e hier aufgeworfen aufgeworfen wurde, ganz ganz beantworten. Wir begnügen uns daher mit einigen Andeutungen. Erstens sind die objektiven Zwecke des Faschismu Fa schismuss weitgeh w eitgehend end irrational, irr ational, da sie, ungeach ungeachtet tet der Rüstungskonjunktur in den ersten Jahren des Hitlerregimes in Deutschland, den materiellen Interessen einer großen Zahl derer, die sie zu erfassen versuchen, versuchen, widersp wi dersprechen. rechen. Die im Wesen des Faschismus Faschismus liegende l iegende ständige ständige Kriegsgefahr bedeutet Zerstörung, und die Massen erkennen das wenigstens vorbewußt vorbew ußte. e. Darum Dar um spricht spri cht der Faschismu Fa schismuss nicht durchaus durchaus die di e Unwahrheit, Unwahrheit, wenn er von den ihm innewohnenden irrationalen Kräften redet, mag auch die Mythologie gefälscht sein, die das Irrationale ideologisch rationalisiert. Da es dem Faschismus unmöglich wäre, die Massen durch rationale Argumente zu gewinnen, muß seine Propaganda sich notwendig vom diskursiven Denken abwenden abwe nden,, um sich statt dessen desse n psychologisch psychologisch zu orientieren und irrationale, irr ationale, unbewußte, regressive Prozesse zu mobilisieren. Diese Aufgabe wird durch die seelische Verfassung all der Gesellschaftsschichten erleichtert, die unter sinnlosen Versagungen leiden und darum eine verkümmerte, irrationale Mentalität Mentalität entwickeln. Viellei cht liegt das Geheimnis Geheimnis der faschistischen Propaganda darin, daß sie einfach die Menschen als das nimmt, was sie sind: echte, ihrer Selbständigkeit Selbständigkeit und Spontaneität Spontaneität weitgeh w eitgehend end beraubte Kinder der heutigen standardisierten Massenkultur — und nicht Ziele aufstellt, deren Verwirklic erw irklichu hung ng ebenso über den psychologischen psychologischen wie über den gesellschaf gesellsc haftlichen tlichen Status quo hinausging hinausginge. e. Die faschistische Propaganda Pr opaganda braucht nur nur die bestehen be stehende de Seelenverfassun Seele nverfassungg für für ihre Zwecke zu reproduzieren, reproduzieren, sie braucht keine Veränderung hervorzubringen; und die zwanghafte Wiederholung, die eins ihrer Hauptkennzeichen ist, fällt mit der Notwendigkeit Notwendigkeit dieser dies er andauernden Reproduktion Reproduktion zusamm zusammen. en. Sie verläßt verlä ßt sich gänzlich ebenso auf die Gesamtstruktur wie auf die einzelnen Züge des autoritätsgebun autoritätsgebundenen denen Charakters, Charakters, der de r selber s elber das Produkt einer einer Verinnerlichung erinnerlichung der irrationalen irr ationalen Aspekte der modernen Gesellschaft Gesell schaft ist. Unter Unter den vorherrschenden Bedingun Bedingungen gen wird die di e Irrationalität Irratio nalität der faschistischen faschistis chen Propaganda triebökonomisch triebökonomisch rational; ra tional; denn bei einem ei nem versteinerten, als selbstverständlich angenommenen Status - 504 -
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quo erfordert es eine e ine viel vie l größere größer e Anstrengun Anstrengung, g, ihn zu zu durchschauen durchschauen,, als al s sich si ch ihm anzupassen und wenigstens aus der Identifizierung mit dem Bestehenden — dem Brennpu Brennpunk nktt der faschistischen Propaganda Propaganda — einen dürftigen dürftigen Lustgewinn zu ziehen. Dies dürfte erklären, warum ultrareaktionäre Massenbewegungen Massenbewegungen viel mehr mehr mit der „Psych „Ps ychologie ologie der Massen“ arbeiten arbei ten als Bewegungen Bewegungen,, die di e mehr auf die Massen vertrauen vertra uen.. Doch kann zwei zweifellos fellos selbst selbs t die fortschrittlichste politische politisc he Bewegung Bewegung auf auf die Ebene Ebe ne der „Massenpsychologie“ und deren Manipulation herabsinken, wenn ihr eigener rationaler Gehalt durch Rückkeh Rückkehrr zu blinder Machtpoli Machtpolitik tik zerrüttet wird. Die sogenannt sogenanntee Psych Ps ychologie ologie des Faschismus Faschismus wird wir d weitgeh w eitgehend end manipulativ manipulativ erzeugt. erzeugt. Was man man naiv als die „natürliche“ Irrationali tät der Masse ansieht, wird wi rd durch rational ratio nal berechn bere chnete ete Techniken Techniken hervorgebracht. Diese Einsicht Ei nsicht hilft hilft uns uns die d ie Frage zu beantworten, ob der Faschismus Faschismus als a ls Massenphänom Massenphänomen en überhaupt psychologisch psychologisch erklärt er klärt werden wer den kann. kann. Während Während es außer Zweifel steht, steht, daß eine e ine potentiel potentielle le Anfälligkeit für Faschismus Faschismus bei den Massen existiert, ist es andererseits ebenso sicher, daß die Manipulation des Unbewußten, nbewußten, die di e Suggestion, Suggestion, die Freud genetisch erklärt, für die Aktualisi Aktualisierun erungg dieses Potential Potentialss unentbehrlich unentbehrlich ist. Das aber heißt, daß der Faschismus eigentlich kein psychologisches kein psychologisches Problem ist, und daß jeder Versuch, seine Wurzeln Wurzeln und und seine se ine historische historis che Rolle Roll e psych ps ychologisch ologisch zu erklären, noch auf der Ebene solcher Ideologien wie der von den „irrationalen Kräften“ verbleibt, die vom Faschismus selbst verbreitet werden. wer den. So gewiß gewi ß der faschistische Agitator bestimmte bestimmte innere Tendenzen Tendenzen derer aufgreift, aufgreift, an die er sich wendet, w endet, so tut er das da s doch als al s Agent mächtiger ächtiger wirtschaftlicher und politischer Interessen. Es ist nicht so, daß psychologische psychologische Dispositionen Dispos itionen wirklich Faschismus Faschismus verursachen, sondern „Faschismus“ „Faschismus“ bezeichn be zeichnet et eigentlich ein psychologisches Gebiet, das da s von Kräften, die ihn aus ganz unpsychologischen Interessengründen fördern, erfolgreich ausgenutzt werden kann. Wenn Massen von der faschistischen Propaganda ergriffen werden, so ist i st dies kein spontan-ursprüng spontan-ursprünglic licher her Ausdruck von Trieben und Instinkten, sondern eine quasi wissenschaftliche Wiederbelebung ihrer Psychologie — die künstliche Regression, die Freud in seiner Erörterung der organisierten Massen beschrieb. Die Psychologie der Masse ist von ihren Führern beschlagnahmt und in ein Mittel zu ihrer Beherrschung Beherrschung verwandelt verwa ndelt worden. wor den. Sie drückt sich in den de n Massenbewegung Massenbewegungen en nicht unmittelbar aus. Dies ist kein völlig neues Phänomen, sondern hatte seine Vorläufer schon in den früheren konterrevolutionären Bewegungen der Geschichte. Weit entfernt entfernt,, die di e Quelle des Faschismus Faschismus zu sein, ist is t die Psychologie zu einem Moment unter anderen eines von oben auferlegten - 505 -
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Systems geworden, das selbst lediglich um des Widerstandspotentials der Massen willen da ist — also gegen deren eigene Rationalität. Freuds Theorie der Ersetzung des individuellen Narzißmus durch Identifizierung mit Führerimagines Führerimagines weist w eist in i n die Richt Ric htun ungg einer Appropriation Appropr iation der Massenpsychologie Massenpsychologie durch die Unterdrü nterdrücker. cker. Sicher hat dieser dies er Prozeß Pr ozeß eine psychologische psychologische Dimension, Dimension, aber er ist auch Zeichen Zeichen einer wachsenden Tendenz zur Abschaffung psychologischer Motivation im alten liberalistischen Sinne: sie wird durch von oben gelenkte, gesellschaftliche Mechanismen Mechanismen systematisch systematisch kontroll kontrolliert iert und und absorbie abs orbiert. rt. Wenn die Führer sich der Psychologie der Massen bewußt werden und sie selbst in die Hand nehmen, hört sie in gewissem Sinne auf zu existieren. Diese Möglichkeit ist in der Grundstruk Grundstruktu turr der de r Psych Ps ychoanalyse oanalyse insoweit insowe it angelegt, angelegt, als al s für Freud der Begriff der Psychologie ein wesentlich negativer ist. Er definiert das Gebiet der Psychologie Psychologie durch die Vorherrschaft des Unbewußten nbewußten und und fordert, forder t, daß, was Es war, Ich werden soll. So wäre die Befreiung des Menschen von der heteronomen Herrschaft des eigenen Unbewußten gleichbedeutend mit der Abschaffun Abschaffungg seiner „Psychologie“. „Psychologie“. Der Faschismus Faschismus treibt diese Abschaffun Abschaffungg in umgekehrter Richtung voran, nicht durch Verwirklichung der Freiheit, die möglich ist, sondern durch die Konservierung der Abhängigkeit, nicht dadurch, daß die Subjekte zum Bewußtsein ihres Unbewußten kommen, sondern durch die Expropriation des de s Unbewußten Unbewußten durch gesellschaf gesellsc haftliche tliche Kontrolle. Denn wenn Psychologie immer eine Knechtschaft des Individuums bedeutet, setzt setzt sie zugleich zugleich doch die Freiheit im Sinne Sinne einer gewissen gewis sen Selbstgenügsamkeit und Autonomie des Individuums voraus. So war das 19. Jahrhundert nicht zufällig die große Zeit des psychologischen Denkens. In einer durch und durch durch verding verdi nglichten lichten Gesellschaft Gesells chaft,, in der virtuell keine unmittelbaren Beziehungen zwischen Menschen existieren und in der jeder Mensch zu einem sozialen Atom, zu einer bloßen Funktion des Kollektivs reduziert ist, erscheinen die psychologischen Prozesse, obwohl sie in jedem einzelnen fortexistieren, nicht mehr als die bestimmenden Kräfte des gesellschaf gesellsc haftlichen tlichen Prozesses. Die Psych Ps ychologie ologie des Indivi Individuu duum ms hat, mit Hegel zu sprechen sprec hen,, ihre Substanz verloren. verl oren. Vielleicht Viellei cht ist es das größte Verdie Verdienst nst seines Buches, daß Freud, obwohl er sich auf das Gebiet der individuellen Psychologie beschränkte und sich der Einführung soziologischer Faktoren von außen her her enthielt, enthielt, doch den de n Punkt Punkt erreicht erreic hte, e, wo w o die di e Psych Ps ychologie ologie abdankt. abdankt. Die Theorie von vo n der psych ps ychologischen ologischen „Verarmun „Verarmung“ g“ des Subjekts, das „sich „sic h dem Objekt hing hingegeben“ egeben“ und und dieses „an die Stelle Stel le seines s eines wichtigst w ichtigsten en Bestandteil Bestandteiles es gesetzt“ gesetzt“ hat, des Über-Ichs (a. a. O., 125), 125) , antizipi antizipiert ert in fast hellsichtig hellsi chtig anmut anmutender ender Weise Weis e die d ie nachpsych nachpsychologischen, ologischen, entindivi entindividualisi dualisierten erten - 506 -
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sozialen Atome der faschistischen Massen. In diesen Gesellschaftsatom Gesel lschaftsatomen en hat die psychologische Dynamik der Massenbildung sich überspannt und hört auf, Realität zu sein. Theatralisch sind die Führer ebenso wie der Identifizierung Identifizierungsakt sakt der Masse, ihre ang a ngebli ebliche che Raserei Rasere i und und ihr i hr Fanatismus. Fanatismus. Sowenig wie wi e die di e Menschen im Innersten Innersten wirklich wirklic h glauben, glauben, daß die Juden der Teufel Teufel sind, glauben sie ganz an den Führer. Führer. Sie identifizieren sich nicht m mit it ihm, ihm, sondern agieren agier en diese dies e Identifizierung, Identifizierung, schauspielern ihre i hre eigen ei genee Begeisterung Begeisterung und und nehmen nehmen so an a n der „Show“ ihres Führers Führer s teil. teil . Durch diese „Inszenierun „Inszenierung“ g“ erzielen erziele n sie ein Gleichg Glei chgewi ewicht cht zwi zwischen schen ihren ständig mobilisier obili sierten ten Triebbedürfn Triebbedür fnisse issenn und und der geschichtlichen geschichtlichen Stufe Stufe der Aufklärung, die sie erreicht haben und nicht beliebig zurücknehmen können. Wahrscheinlich ist es die Ahnung des fiktiven Charakters ihrer eigenen „ Massenpsychologie“, Massenpsychologie“, was faschistische Massen so erbarm erbar mungslos ungslos und unansprechbar macht; denn hielten sie nur für eine Sekunde um der Vernunft willen inne, müßte die ganze „Show“ zusammenbrechen, und sie wären der Panik überlassen. Freud stieß auf dies Moment des Unechten in einem unerwarteten Zusammenhang, nämlich bei seiner Erörterung der Hypnose als Rückfall von Individuen in die Beziehung zwischen Urhorde und Urvater. „Wie wir aus anderen Reaktionen wissen, hat der einzelne ein variables vari ables Maß von persönlicher persönlic her Eignun Eignungg zur zur Wiederbelebun Wiederbel ebungg solch alter Situationen Situationen bewahrt. Ein Wissen, Wisse n, daß die di e Hypnose Hypnose doch nur nur ein Spiel, Spie l, eine ei ne lügenhafte lügenhafte Erneuerung Erneuerung jener alten a lten Eindrücke ist, kann aber erhalten bleiben und für den Widerstand gegen allzu ernsthafte Konsequenzen der hypnotischen Willensaufhebung sorgen“ (a. a. O., 142). Das Spiel Spi el ist i st inzwischen vergesellschaft vergesells chaftet et worden, wor den, und und die Konsequenz Konsequenzen en waren ernst genug. Freud unterschied zwischen Hypnose und Massenpsychologie, Massenpsychologie, indem i ndem er die d ie erstere als einen Vorgang Vorgang zwischen nur nur zwei Personen definierte. Die Beschlagnahm Beschlagnahmee der Massenpsychologie Massenpsychologie durch d urch die Führer, die Vervollkommnung ihrer Technik, hat sie in die Lage versetzt, den hypnotischen Bann auf das Kollektiv auszudehnen. In dem Schlachtruf der Nazis „Deutschland „Deutschland erwache!“ verbirgt verbi rgt sich das genau genauee Gegenteil. Gegenteil. Andererseits aber haben die Kollektivierun Kollektivier ungg und und Institutionalisi Institutionalisierun erungg des Bannes die Übertragung mehr und mehr indirekt und labil werden lassen, so daß das Moment der Inszenierung, die Unechtheit der begeisterten Identifizierung und der ganzen herkömmlichen massenpsychologischen Dynamik, ungeheuer angewachsen ist. Es ist durchaus denkbar, daß dies zu einem plötzlichen Erkennen der Unwahrheit des Zaubers führt und schließlich in dessen Zusammenbrach kulminiert. Die vergesellschaftete Hypnose entwickelt in sich selbst sel bst die Kräfte, die den Spuk der ferngesteuerten ferngesteuerten Regression hinwegfegen und die, die ihre Augen geschlossen halten, obwohl sie nicht mehr mehr schlafen, endlich aufwecken werden. wer den. - 507 -
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