Hingen Die Grundschule des Ringkampfes in Griechisch-Römisch und Freistil mit 152 Abbildungen
Von JEAN
FÖLDEAK
Bundessportwart des Deutschen Athleten-Bundes und Olympiatrainer der Deutschen Ringer
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Herausgegeben vom Bayerischen Landes - Sportverband e. V. München
Alle Reditc. auch die der Übersetzung und der auszugsweisen Veröffentlichung, vorbehalten. Zeichnungen: Alfred Schöpfe. Herstellung und Druck: Graph. Werbe- und Verlagshaus H. Maseinann, Dachau 2, Schließfach 26
Wer Meister und Geselle werden will, Muß erst ein Lehrling sein!
EINEM LEHRBUCH ZUM GELEIT! Die Schwerathleten sind selten Meister der Feder. Die Hände, die die Griffe fassen und an die Hantel greifen, sind hart. Nun hat aber doch einer von uns ein Buch geschrieben. Ein Lehrbuch für das Ringen. Und wenn auf demUmschlageinJeanFöldeak alsVerfasser steht, ist das wohl für das Buch und für unsere Sache die beste Empfehlung. Da braucht es wohl kaum noch vieler Worte, um zu sagen, wie wertvoll es ist, daß ein Mann wie Földeak dieses Buch geschrieben hat, das uns schon so lange fehlt. Es ist das Werk eines echten Sportsmannes, den man auf allen Matten der Welt und aus den olympischen Wettkämpfen kennt. Es ist nicht nur eine jahrzehntelange Erfahrung, die hier aus vielen Kapiteln zu uns spricht, sondern auch der hohe Idealismus und die Liebe zu unserem Sport. Manche haben es schon vor Jean Földeak versucht, ein Lehrbuch herauszubringen. Nun liegt es endlich vor uns. Es war keine leichte Arbeit. Földeak sagt ja in seinem Buche selbst, daß er lieber stundenlang auf der Matte kämpft, als zu schreiben. Aber wir haben nicht mehr locker gelassen, und im Verein mit seiner Frau, die dem Verfasser treu bei seiner Arbeit zur Seite stand, ist es nun doch geschafft worden. Jean Földeak hat sicher nur zum hohen Nutzen für unseren Sport die Matte mit dem Federhalter vertauscht. Der Verfasser hat sein Lehrbuch mit der richtigen Einstellung geschrieben. Er weiß, daß unser schöner Ringkampfsport eine Propaganda in die Tiefe und in die Breite braucht, um wieder zu seiner alten Blüte zu kommen. Es ist ein Buch, das ein jeder von uns brauchen kann. Der Anfänger und der Meister, der Übungsleiter, der Kampfrichter und der Funktionär. Ich wünsche der Ringerschule von Jean Földeak einen guten Weg zu allen wahren Schwerathleten und bin überzeugt, daß sie überall einen großen Anklang finden wird. Mit der Schaffung dieses Buches hat Jean Földeak bewiesen, daß der Titel „Ringkampfprofessor" an den richtigen Mann verliehen wurde. Ich danke ihm recht herzlich für seine Arbeit und wünsche dem Buch und seinem Verfasser, daß es recht viele neue Freunde zu uns führen wird. Auch aus jenen Schichten, die bisher die falsche Vorstellung hatten, daß zum Ringen nur die rohe Kraft und nicht auch der rechte Geist und eine hohe sportliche Gesinnung gehören. München, im Olympiajahr
1952 Josef H er gl Bundesvorsitzender des Athleten-Bundes
Deutschen
VORWORT! Mit der Herausgabe dieses Lehrbuches hoffe ich, eine fühlbare Lücke auf dem Gebiet der Schulung des Ringkampfes zu schließen, die seit langem als unhaltbar empfunden wurde und die sich hemmend auf seine Entwicklung ausgewirkt hat. Es war ein unmöglicher Zustand, daß eine so vielseitige Sportart, wie der Ringkampf, bisher über kein Lehrbuch verfügte, das mit der Entwicklung der letzten Jahrzehnte schrittgehalten hatte. Alle Versuche, im Ringen eine systematische Schulung aufzubauen, konnten nicht voll erfüllt werden, weil die Arbeit (in unzähligen Lehrgängen) nicht durch die Theorie unterbaut wurde. Weshalb der Ringkampf, trotz hervorragender Könner, bis jetzt kein Lehrbuch besaß, hat verschiedene Gründe. Abgesehen davon, daß die meisten „schweren Männer" nur ungern zur leichten Feder greifen (ich selbst mache lieber einen harten Kampf, als einen Aufsatz darüber zu schreiben) ist der Ringkampf wegen seiner Vielseitigkeit und Kompliziertheit schwer zu beschreiben und zu illustrieren. Es ist gerade 'durch seine Vielgestaltigkeit nicht leicht, allgemein gültige Normen aufzustellen, da die Entwicklung heute noch keinesfalls für abgeschlossen betrachtet werden kann. Schließlich ist das finanzielle Wagnis, das trotz der dringenden Bedürfnisse für ein Lehrbuch besteht, nicht zu unterschätzen. Gerade aus diesem Grunde gebührt dem Bayerischen Schwerathletikvenband ein besonderer Dank, der 'durch die Übernahme der Patenschaft erst die Herausgabe dieses Buches ermöglichte. Möge dieses Buch — als Grundschule des Ringkampfs — ein treuer Begleiter eines jeden Ringers, Übungsleiters und Funktionärs sein und so in hervorragendem Maße zur Aufwärtsentwicklung dieses herrlichen Zweikampfes beitragen. Neben den Spezialisten wurden in diesem Buch aber auch die Freunde des Ringkampfs berücksichtigt. Ein großer Abschnitt zeigt die Möglichkeit, wie der Ringkampf in seiner einfachsten Form ohne Matten als „ S c h u l s p o r t " und auch als E r g ä n z u n g s - und A u s g l e i c h s Sport für andere Sportarten betrieben werden kann. •Vor allem möge dieses Buch mithelfen, eine neue Ringergeneration heranzuziehen, die durch solides Können und durch vorbildliche sportliche Gesinnung dem Ringkampfsport die ihm gebührende Stellung in der Gemeinschaft der Leibesübungen und dem deutschen Namen in der Welt wieder einen guten Ruf verschafft. München, im Olympiajahr 1952. Jean Földeak
INHALTSVERZEICHNIS I. Geschichtlicher Rückblick Der Ringkampf im Altertum Das Mittelalter Entwicklung des modernen Ringkampfes Die Geschichte der Europa- und Weltmeisterschaften Die Verbreitung des Freistils Die Situation nach dem zweiten Weltkrieg Nationale Eigenarten im Ringen Amateurringen und Berufsringen
7 9 9 10 12 13 14 16
II. Der Ringkampf als Schul- und Ergänzungssport Der Standkampf ohne Matte Der Standkampf in der praktischen Ringstunde Wettkämpfe und Wettkampfbestimmungen für den Standkampf
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III. Allgemeine Übungslehre Wer eignet sich zum Ringer? Die ringerische Ausbildung der Jugend Zeiteinteilung der Übungsstunde Vorübung für die Einleitung der Übungsstunde Brückengymnastik Riegenarbeit Übungsregeln Theoretische Betrachtungen Kampftaktik
: . . . .
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IV. Das Training des Wettkämpfers Vorbedingungen für den Leistungssport Training muß Aufbau sein Ergäinzungssport für den Ringer Das Training auf Höchstleistung Der Wettkampf Grundlagen der guten Tagesform Abtrainieren, aber mit Vernunft
40 40 41 42 43 43 46
V . Der Ringer und seine Gesundheit Sportliche Lebensweise Ringen, ein Kraftquell für den Lebenskampf Verletzungsgefahren und ihre Vermeidung
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VI. Die Griffschule des Ringkampfes A. G R I E C H I S C H - R Ö M I S C H 1. S t a n d k a m p f Die Schwünge Die Würfe Die Wendegriffe 2. B o d e n k a m p f - O b e r l a g e Hebelgriffe Schwunggriffe 3. B o d e n k a m p f - U n t e r l a g e 4. M e i s t e r u n g d e r B r ü c k e n l a g e B. F R E I S T I L Grundsätzliches über Freistil 1. S t a n d k a m p f Die Kampfstellung Die Schwünge Die B e i n g r i f f e Die Wendegriffe 2. B o d e n k a m p f - O b e r l a g e 3. B o d e n k a m p f - U n t e r l a g e VII. Entwicklungsmöglichkeiten des deutschen
53 53 54 61 65 67 67 77 80 84 87 87 88 88 88 89 93 94 103 Ringkampfsportes
Bildung eines Ausbildungsstabes Vorbildliche Übungsstätten Reform des Wettkampfbetriebes Richtlinien für die Durchführung von Veranstaltungen Funktionäre und Ringer im Licht der Öffentlichkeit
105 106 106 . . 108 110
I. G E S C H I C H T L I C H E R
RÜCKBLICK
Zweifellos ist der Ringkampf eine der ältesten Leibesübungen, denn die Beherrschung einiger Griffe und Kniffe gehörte sicherlich schon in Urzeiten als Waffe im Kampf ums Dasein zu den Lebensnotwendigkeiten. Heute noch treffen wir den Ringkampf an bei allen gesunden Menschen in den verschiedensten Abstufungen, angefangen vom harmlosen „Balgen" und „Rangeln" bis zur ernsten Auseinandersetzung im „Raufen". Besonders die Jugend wetteiferte zu allen Zeiten, um in ihren Reihen den Gewandtesten zu ermitteln; aus diesem Wetteifer haben sich die unzähligen Griffe und auch bestimmte Regeln entwickelt, die sich zum Teil bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Der Ringkampf im Altertum
Die ältesten uns bekannten Spuren von Ringkämpfen reichen fast 4000 Jahre in die Zeit des a l t e n Ä g y p t e n zurück. In den Fürstengräbern von Beni Hassan fand man an die 400 gut erhaltene Wand7
Zeichnungen. Von den darauf abgebüdeten Griffen und Würfen finden noch viele im modernen Ringkampf Anwendung. Die dargestellten Griffe entsprechen dem heutigen amerikanischen Freistilringen, bei dem auch schmerzhafte Griffe gestattet sind. Der Gegner galt als besiegt, wenn er in eine Lage gezwungen wurde, in der er sich wehrlos ergeben mußte. Wie auf vielen anderen Gebieten, so werden die Ägypter auch im Ringen die Lehrmeister der G r i e c h e n gewesen sein. Jedenfalls besaß der Ringkampf im alten Hellas eine überragende Bedeutung, denn das
Ringen bildete nicht nur die Grundschule der Leibeserziehung, sondern war auch bei den Olympischen Spielen die Hauptübung des Fünfkampfes. Es ist sehr bedauerlich, daß mit der Erneuerung der Spiele der antike Fünfkampf bis jetzt nicht in das olympische Programm aufgenommen wurde. Als die Blütezeit der griechischen Kultur vorüber war, entartete das Ringen zu immer roheren Formen. Vor allem bei den R ö m e r n legten die Ringer metallbeschlagene Bandagen an und kämpften in den von Schaulustigen überfüllten Arenen auf Leben und Tod. (Pankration.) Da diese Ringer meist Sklaven waren oder den niederen Volkskreisen entstammten und das Ringen -berufsmäßig ausübten, verlor der Ringkampf immer mehr an Ruf und Ansehen. H
Das Mittelalter Nach dem Niedergang des römischen Weltreiches verlor der Ringkampf auf lange Zeit seine Bedeutung im Kulturleben Europas. Erst im M i 11 e 1a l t e r erfuhr das Ringen in Verbindung mit dem Fechten zur krie-gerischen Ausbildung an den Höfen der Ritter wieder Pflege und gewann erneut eine größere Volkstümlichkeit. Kein Gefingerer als unser großer Künstler Albrecht Dürer überliefert uns durch etwa 130 Abbildungen eine lebendige Anschauung von dem damaligen hohen Stand des Ringkampfes. Welche große Rolle der Ringkampf bei u n s e r e n V o r f a h r e n gespielt haben muß, zeigt der häufige Gebrauch des Wortes „ringen" als bildlich-anschaulicher Ausdruck in unserer Sprache, z. B. etwas „erringen", mit dem Tode „ringen", jemanden „niederringen", um Anerkennung „ringen", sich „durchringen" usw. Mit der Erfindung der Schußwaffen hat der Kampf Mann gegen Mann bei kriegerischen Auseinandersetzungen an Bedeutung verloren. Das Ringen konnte zunächst nur noch bei Volksvergnügungen und Schaustellungen ein kärgliches Weiterleben fristen. Entwicklung des modernen Ringkampfes Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts und zur Z e i t der B e f r e i u n g s k r i e g e forderten Männer, wie Muths, Basedow, Vieth und Jahn, daß der bisher so sehr vernachlässigten körperlichen Erziehung der Jugend wieder eine aufmerksamere Pflege zuteil werden müsse; diese Männer haben auch die Vorzüge des Ringkampfes erkannt und gepriesen. Das Ringen konnte jedoch keine größere Verbreitung gewinnen. Das Turnen trat gegenüber dem Ringen in den Vordergrund, weil man mit dem Turnen viel größere Zahlen von Übenden erfassen konnte und damals dem Turnen wohl die größere Bedeutung für die soldatische Erziehung zusprach. So blieb es dem Berufsringkampf vorbehalten, den modernen Ringkampf zu verbreiten. Französische Ringer waren es, die in Deutschland auf Schaustellungen und im Zirkus Ringkämpfe zeigten und die starke Jugend zum Zweikampf forderten. Mit wechselndem Erfolg beteiligten sich Deutsche an solchen Kämpfen, bis in den siebziger Jahren Karl Abs, ein Hamburger, als neuer Stern am Ringerhimmel aufging. Abs, in Mecklenburg geboren, von Beruf Zimmermann, besaß außergewöhnliche Körperkräfte und warf in kurzer Zeit alle namhaften Ringer. Ein wahres Ringerfieber erfaßte die Jugend überall, wo Abs auftrat. Aus dieser Begeisterung heraus erfolgten G r ü n d u n g e n von R i n g e r - und A t h l e t e n v e r e i n e n — diese wiederum schlossen sich zu zahlreichen V e r b ä n d e n zusammen — die bald einen regen Wettkampfbetrieb entwickelten. Bei Beginn des ersten Weltkrieges bestanden in Deutschland nicht weniger als 31 Verbände; der 1891 gegründete „Deutsche Athletenverband", später umbenannt in „Deutscher Athletik-Sportverband von 9
1891" (D.A.S.V. 1891), entwickelte sich als stärkster dieser Verbände und ihm schlossen sich nach und nach die übrigen Verbände an. Angeregt durch die Kämpfe der Berufsringer, die ganz Europa bereisten, versuchten die Mitglieder der bis dahin gegründeten vielen Vereine, internationale Verbindungen aufzunehmen, vorerst meist auf eigene Faust. Als eine der ersten internationalen Begegnungen im Ringen verzeichnet die Chronik den Kampf zwischen Meisinger (Bayern) und Jean Dubois (Frankreich) im Königlichen Hoftheater in München im Jahre 1841. Den Kampf gewann der Bayer unter großer Anteilnahme und großem Jubel seiner Landsleute. Die erste internationale Konkurrenz der Amateurringer dürfte das olympische Turnier 1896 in Athen gewesen sein, die der deutsche Turner Schumann aus Berlin vor dem Griechen Tsita gewann. Die Geschichte der Europa- und Weltmeisterschaften Zwei Jahre später, 1898, veranstaltete man in Wien die ersten Europameisterschaften im Griechisch-Römischen Stil. Der für die russischen Farben startende Este Georg Hackenschmidt eroberte den ersten Titel vor Michael Hitzler (Bayern) des nur in einer Gewichtsklasse ausgeschriebenen Turniers. Anscheinend ermunterte diese erste Meisterschaft die Veranstalter nicht besonders, da man die nächste Europameisterschaft erst 1902 in Haag, Holland, durchführte. Auch bei der 2. Olympiade 1900 in Paris war unerklärlicherweise das Ringen nicht vertreten. Erst von 1902 ab wurden jedes Jahr bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges Europameisterschaften, ab 1904 auch Weltmeisterschaften, ausgetragen, mitunter sogar zweimal im Jahr, auch wenn Olympische Spiele stattfanden. Da zu dieser Zeit noch keine internationale Organisation existierte, konnte jedermann Europa- und Weltmeisterschaften ausschreiben, die aber mitunter keine oder nur spärliche internationale Beteiligung aufwiesen. Der erste Versuch, anläßlich der Stadionweihe 1912 in Berlin einen internationalen Ringerverband ins Leben zu rufen, hätte wohl Erfolg gehabt, wenn nicht der Krieg 1914—1918 die angeknüpften Verbindungen zerstört hätte. Bei den ersten Weltmeisterschaften, die nach dem ersten Weltkrieg 1920 in Wien stattfanden, blieb die Beteiligung auf die Länder der Mittelmeermächte beschränkt. Diese Meisterschaften waren eine Protest- und Gegenmaßnahme, weil man die Mittelmeermächte als ehemalige Feinde nicht zu den Olympischen Spielen in Antwerpen zugelassen hatte. Indessen beschlossen die bei den Olympischen Spielen vertretenen Nationen, im Herbst desselben Jahres in Lausanne zu einem Gründungskongreß zusammenzukommen. Der neu gegründete „ I n t e r n a t i o n a l e R i n g e r v e r b a n d " („International Amateur Wrestling Fédération" oder kurz I A W F) beauftragte für das J a h r 1921 Finnland und für 1922 Schweden mit der Durchführung der Weltmeisterschaften. Die Beteiligung entsprach jedoch nicht den Erwartungen, da der Zuspruch aus außer10
europäischen Ländern völlig ausblieb. Deshalb wurde auf dem Kongreß anläßlich der Olympischen Spiele 1924 in Paris beschlossen, künftig nur noch Europameisterschaften auszutragen. Die erste in Regie des Internationalen Amateur-Ringerverbandes durchgeführte Europameisterschaft fand 1925 in Mailand statt und war in jeder Beziehung ein voller Erfolg. Acht Nationen kämpften um die Führung in Europa, wobei Deutschland mit 7 Punkten hinter Ungarn (13 P.) und Schweden (7 P.) Dritter wurde. Seit den Europameisterschaften in Maüand nahmen diese Veranstaltungen sowohl an Umfang wie an Bedeutung ständig zu. In Riga 1926 beteiligten sich an den Europameisterschaften 7, 1927 in Budapest 15, 1929 in Dortmund bereits 16 Nationen. Von Mailand bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurden 12 Europameisterschaften durchgeführt. Deutschland nahm an fast allen Meisterschaften mit einer vollen Staffel teil. Die beste Gesamtleistung vollbrachte Schweden. Schweden errang sechsmal den Preis der Nationen; in die übrigen sechs Preise teüten sich Finnland, Deutschland und Ungarn mit je zwei Siegen. Die eindeutige Überlegenheit der Schweden drückt sich auch klar in den Einzelsiegen aus. Von den bis dahin vergebenen 80 Titeln hat Schweden 28 Ungarn 7 Finnland 21 Estland 5 Deutschland 14 Dänemark, Italien, Tschechoslowakei, Norwegen und Lettland je einen errungen. In der Gesamtpunktzahl führt Schweden vor Finnland Deutschland Ungarn
mit 135 Punkten mit 91 Punkten mit 90 Punkten mit 43 Punkten.
Von den Einzelkämpfern waren Kusta Pihlajamaeki (Finnland) siebenmal, Ivar Johannsson (Schweden) sechsmal, Herrmann Tuvesson (Schweden) viermal Europameister. Die erfolgreichsten Deutschen waren Eduard Sperling, Fritz Schäfer und Kurt Hornflscher; jedem gelang es dreimal, den Titel zu'erobern. Bei drei Olympischen Spielen, an denen sich Deutschland zwischen beiden Weltkriegen beteiligte, gewann Deutschland .in Amsterdam mit 8 Punkten vor Finnland (7) und Schweden (5). In Los Angeles übernahm Schweden mit 13 Punkten vor Deutschland (9) die Führung und erhöhte sie in Berlin auf 14 Punkte. Der Aufstieg Schwedens zur Ringergroßmacht ist besonders ein Verdienst von Major Raberg, des früheren schwedischen Verhandsvorsitzenden. Raberg hat in unermüdlicher Arbeit, besonders durch die Veranstaltung von Großturnieren und durch die Anstellung des finnischen Trainers Oksa, die Grundlage für die großen Erfolge geschaffen. Die häufigen Einladungen deutscher Ringer nach Schweden wirkten sich damals auch auf den deutschen Leistungsstand günstig aus. 11
Die Verbreitung des Freistils Während der Ringkampf im Griechisch-Römischen Stil ganz Europa eroberte, gewann die Stuart der Antike unter dem Namen ? ,Freistü" in der übrigen Welt, besonders in den englisch sprechenden und in den unter englischem Einfluß stehenden Ländern an Boden. Vor allem waren die Amerikaner führend in dieser Stuart. Die aus Europa kommenden Ringer unterlagen ausnahmslos der Gewandtheit und Vielseitigkeit der Amerikaner. Nur zögernd fand das Freistilringen auf dem europäischen Festland Verbreitung, und so waren die olympischen Ringerturniere von 1904 und 1908 eine ausschließliche Angelegenheit der Angelsachsen. Erst bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen nahmen die nordischen Ringer mit Erfolg den Kampf gegen die Amerikaner und Briten auf und beteiligten sich mit wechselndem Erfolg bei den Europameisterschaften, die ab 1929 regelmäßig zum Austrag kamen. Trotz der Beteiligung an den Freistilmeisterschaften spezialisierten sich die Nordländer bis auf den heutigen Tag nicht auf Freistil und sind durchweg die Spitzenkönner des Griechisch-Römischen Ringkampfes, die so nebenher auch im Freistil kämpfen. Mit ausgesprochenem Freistil kamen die Belgier, Franzosen und Schweizer zu Erfolgen. Besonders den Schweizern machte es keine große Mühe, sich vom Schwingen auf Freistil umzustellen. Hätte man damals unsere bayerischen Rangler für die Teilnahme an diesen internationalen Meisterschaften interessiert, so hätten Deutschland und auch Österreich so manchen Titel erobern können. Jedenfalls hätte die Teilnahme einen großen Aufschwung des Freistils in diesen Ländern gebracht. Von 1929 bis 1937 fanden sieben Europameisterschaften im Freistil statt. Schweden und Ungarn gewannen je zweimal, Belgien, Deutschland, Schweiz je einmal den Preis der Nationen. Von den vergebenen 49 Titeln errangen Schweden Ungarn Deutschland Schweiz
12 11 8 8
Belgien Finnland Frankreich Italien
4 3 2 1
der Gesamtpunktzahl führte Schweden vor Ungarn Schweiz Deutschland Belgien
mit 62 Punkten „ 54 „ 44 » 39 „ 35 Von den Einzelkämpfern errangen Pihlajamaeki, Finnland, Johannsson. Schweden, und Földeak, Deutschland, je dreimal den Titel. In Deutschland wurde die erste Freistilmeisterschaft bei den Deutschen Kampf spielen 1934 in Nürnberg durchgeführt. Nachdem der Verfasser sich mit Erfolg an den Freistil-Europameisterschaften betei12
ligte, erhielt er 1934 den Auftrag, im Zuge der Vorbereitung zu den Olympischen Spielen den Freistil in Deutschland einzuführen. Wie schnell sich unsere Ringer in diese neue Stilart einfügten, beweist die Tatsache, daß es uns gelang, schon bei dem ersten offiziellen Start bei den Europameisterschaften 1934 in Stockholm knapp hinter Schweden den zweiten Platz zu belegen. Bereits 1937 in München war Deutschland in dieser Stilart führend und gewann den Preis der Nationen. Trotz dieser Erfolge blieb Freistil bei uns nur ein Sport der Spitzenkönner und war auch nur auf einzelne Gelegenheiten beschränkt. Eine allgemeine Einführung scheiterte an der Gleichgültigkeit der Verbandsführung und an der ablehnenden Haltung der Vereine. Erst in jüngster Zeit fanden sich die verantwortlichen Männer des Ringkampfes bereit, dem Freistil die gleiche Entwicklungsmöglichkeit zu geben wie dem Griechisch-Römischen StiK Die Situation nach dem zweiten Weltkrieg Durch den letzten Krieg hat der Ringkampfsport bei allen Nationen — außer den Türken — eine empfindliche Unterbrechung erfahren. In der Zeit, in der die Ringer der meisten Nationen durch den unsinnigen Krieg ihren Sport nicht ausüben konnten, hat sich die Türkei in aller Stille zu einer Ringergroßmacht entwickelt. Vor dem Krieg lagen sie bei den Europameisterschaften 1939 in Oslo mit 4 Punkten an fünfter Stelle. Bei den Europameisterschaften im Freistil 1946 in Stockholm haben die Türken eindeutig gezeigt, mit welchem Ernst sie an sich gearbeitet haben. Mit drei Titeln und dem Preis der Nationen gaben sie den überraschten Schweden das Nachsehen. Daß ihr dortiger Erfolg kein Zufall war, bewiesen sie bei den weiteren Freistilwettbewerben. 1948 in London entthronten sie die USA; ein J a h r später stellten sie mit 7 Titelträgern und 23 errungenen Punkten im Wettstreit um den Preis der Nationen einen neuen Rekord auf. Diese Stellung konnten sie auch gegen schärfsten Wettbewerb bei den Weltmeisterschaften 1951 in Helsinki halten. In Länderkämpfen wurden alle Nationen vernichtend geschlagen, so Amerika und Deutschland mit 8:0, Schweden mit 7:1. Aber auch im Griechisch-Römischen Stil sind die Türken im scharfen Wettbewerb mit den Schweden um die Führung; die Zeit wird beweisen, ob sie ihre errungene Stellung, die sie durch die enorme Unterstützung von Seiten des Staates erreichen, halten oder gar erweitern können. Eine weitere Ringergroßmacht ist nach dem Krieg ' wieder auf der Matte aufgetreten: die Sowjetunion (UdSSR). Das einstige Rußland war ein Dorado des Ringkampfes, hatte aber seit 1912 (Olympiade in Stockholm) nicht mehr an internationalen Meisterschaften teilgenommen. Leider blieb die Beteiligung nur auf den Start bei den Europameisterschaften im Griechisch-Römischen Stil 1937 in Prag beschränkt; jedenfalls gelang es den Schweden nur mit Mühe und Not, die Führung gegen die Sowjetunion zu behaupten. 13
Welche Rolle werden die deutschen Ringer bei den künftigen Meisterschaften spielen? Wird es uns gelingen, die vor dem Krieg innegehabte Position wieder zu erkämpfen? Wir müssen uns. damit abfinden, daß wir den Anschluß an den internationalen Leistungsstand nicht von heute auf morgen erreichen können. Von unserer alten Garde kann man, wie die letzten Länderkämpfe gegen die Türken und Schweden zeigten, nicht mehr viel erhoffen. Wir müssen mit einer ganz neuen Ringergeneration von vorne anfangen. Den Vorsprung der anderen Nationen können wir aber nur einholen, wenn es uns gelingt, mit einer planvollen Schulung bis in den letzten Verein durchzudringen und die Reorganisation des Wettkampfbetriebes (die Mannschaftskämpfe zugunsten von Turnieren und Wettstreiten zu kürzen) durchzuführen. Nationale Eigenarten im Ringen Wie schon angedeutet, führt die als Griechisch-Römisch bezeichnete Stuart ihren Namen zu Unrecht, da die Griechen und Römer tatsächlich eine andere Ringweise pflegten. Nach den Abbildungen und Skulpturen der Antike ist einwandfrei festzustellen, daß man damals in einer dem heutigen Freistil ähnlichen Weise gerungen hat. Wie der als GriechischRömisch bezeichnete Kampfstil zu diesem Namen gekommen ist, kann heute nicht mehr einwandfrei festgestellt werden. Wahrscheinlich wollten die damaligen Veranstalter von Berufsringkämpfen die seinerzeit in Griechenland durchgeführten Ausgrabungen der Kult- und Kampfstätten der Olympiaden, für die sich die ganze zivilisierte Welt interessierte, zu ihren Gunsten ausnützen, indem sie ihre Kämpfe — ohne historische Berechtigung — als „Griechisch-Römisch" bezeichneten. Es könnte auch sein, daß der patriotische Sinn der Deutschen nach 1871 die Bezeichnung „Französischer Stil", wie man damals und heute noch in verschiedenen Ländern die Griechisch-Römische Stilart nennt, nicht zugelassen hat. Man glaubte, so einen gefälligeren Namen gefunden zu haben. Man hat inzwischen versucht, den Griech.-Römischen in „Klassischen Stil" umzubenennen; da dies ebenfalls nicht den Tatsachen entspricht, bürgerte sich auch dieser Name nicht ein. Neben den beiden „olympischen Stilarten" gibt es noch viele andere Ringkampfarten, denn fast jedes Volk hat seinen eigenen Ringkampfstil. Eine immer größere Ausdehnung gewinnen die aus Japan stammenden Kampfarten Jiu-Jitsu und Judo. Unter Jiu-Jitsu versteht man in Fachkreisen die waffenlose Selbstverteidigung, bei welcher der Verteidiger die Kraft und den Schwung des Angreifers zu seinem Vorteil derart ausnützt, daß er diesen dann mit schmerzhaften Hebeln oder Brüchen einzelner Glieder überwinden kann. Jiu-Jitsu ist Notwehr und in Lebensgefahr gewiß ein gutes Verteidigungsmittel, eignet sich aber kaum zur wettkampfmäßigen Leibesübung. Deshalb hat man in Japan aus Würfen, Hebeln, Halte- und Würgegriffen den Judokampfsport entwickelt, der besonders durch die japanischen Studenten in Europa Verbreitung fand. Noch eine Ringkampfart ist in Japan beheimatet, der „Sumo". Nach einer einleitenden religiösen Zeremonie versuchen die Gegner, sich aus 14
einem auf dem Boden markierten Kreis hinauszuschieben oder hinauszutragen. Die Ringer, „Sumo-Tori", bilden dort eine eigene Kaste und werden von Jugend auf für ihren Beruf erzogen und durch besondere Ernährung zu großen schweren „Brocken" förmlich gezüchtet. Zweimal im Jahr werden große Sumo-Ringkämpfe veranstaltet, die nicht selten an die 30 000 Zuschauer in ihren Bann ziehen und ganz Japan in fieberhafte Erregung versetzen. Bei den Türken ist Ringen Nationalsport. Die Kämpfer reiben sich mit ö l ein und führen dann einen dem Freistil ähnlichen Kampf durch. Die Erfolge der Türken bei Olympiaden, Europa- und Weltmeisterschaften haben bei der türkischen Jugend in Städten und Dörfern eine Riesenbegeisterung für den Ringkampf ausgelöst. Auch in der Schweiz ist Ringen, oder wie man es dort nennt, „ S c h w i n g e n " ein Volkssport. Die Schwinger fassen sich am ganzen Körper, auch an ihren Lederhosen, und suchen einander auf den Rücken zu werfen. Der Kampf wird ohne Matten auf dem Rasen ausgetragen. Alljährlich werden bei großen Volksfesten die besten Schwinger ermittelt. Wie bereits erwähnt, haben die Schweizer große Erfolge auf internationalen Matten aufzuweisen, sie sind aber in letzter Zeit stark zurückgefallen durch die Uneinigkeit im eigenen Lande (drei Verbände bewerben sich um die internationale Anerkennung) und dadurch, daß sie in ihrem Kampfstil konservativ sind, bedingt durch das Schwingen. Ähnlich unserem Freistil betreibt man in den südbayerischen und österreichischen Alpentälern das „ R a n g e l n " . Schon mehrere unserer Spitzenkönner, die an solchen Rangler-Wettstreiten teilgenommen haben, mußten die Überlegenheit der Rangler anerkennen (da der Rangler auch die Kleidung fassen darf). Auf dem B a l k a n und auch in Island pflegt man eine Art Gürtelringkampf. Eine Gruppe isländischer „G 1 i m a - Kämpfer", wie man sie in Island nennt, hat in den dreißiger Jahren Europa bereist und ihre Kunst gezeigt. Sie haben die Absicht, sich auf die olympischen Ringkampfarten umzustellen, um sich in den internationalen Wettkampfbetrieb einschalten zu können. Vor Einführung des Griechisch-Römischen Ringkampfes in Deutschland wurde allgemein das „ F r e i r i n g e n " betrieben. Bei dieser Kampfart ist derjenige besiegt, der mit dem Körper zwischen Knie und Schulter den Boden berührt. Diese Stilart wurde von den Turnern bis 1934 eifrig gepflegt und auch den Jugendorganisationen im sog. Dritten Reich als Pflichtsport aufgetragen. Das Freiringen konnte sich aber nicht durchsetzen, da hierfür die Voraussetzungen fehlten (Trainer, Matten). Seitdem ist das Freiringen so gut wie ausgestorben. Großer Beliebtheit erfreut sich der Ringkampf in N o r d a m e r i k a . Besonders die Hochschulen sind Pflegestätten eines Freistils, der etwas freier als unser olympischer Freistil ist. Neben dem Hochschulsport steht der B e r u f s - Ringkampf in all seinen Variationen ( C a t c h a s c a t c h c a n , Schlammringen usw.) in hoher Blüte. Wie in der ganzen 15
Welt, so reisen auch hier die Berufsringer, meist truppweise, von Stadt zu Stadt und verdienen, da sie über das ganze J a h r hindurch ringen können, im Durchschnitt mehr als ihre Kollegen beim Boxen. Aus diesem Grunde sehen sich viele ausgediente Boxer veranlaßt, sich auf das Ringen umzustellen. Diese Umstellung bereitet keine besonderen Schwierigkeiten, da neben einigen Griffen und Kniffen kein ringerisches Können, sondern nur schaustellerische Fähigkeiten verlangt werden, insbesondere Roheit, wie Strangulieren, Schlagen, Treten, aus dem Ring werfen usw., ganz nach dem Geschmack und dem geistigen Niveau der Zuschauer. Die Hauptsache ist, daß die von primitivsten Instinkten getragene Sensationslust der Masse befriedigt wird. „Amateurringen und Berufsringen" Es ist bedauerlich, daß dieser „Wild-West-Stil" in den letzten Jahren auch bei uns immer mehr Anklang findet, und so das Verständnis der breiten Masse für die ehrlichen Leistungen unserer Amateure noch mehr als bisher untergraben wird. In dem Bestreben, den Zuschauern aufregende Kämpfe zu bieten, haben die Berufsringer von jeher Schaukämpfe gezeigt und fügen so dem Ringkampfsport einen großen Schaden zu. Man ist in Laienkreisen allgemein der Ansicht — die bei einigen anderen Sportarten vielleicht zutreffen mag —, daß der Amateur noch ein Lehrling ist, der fleißig lernen und üben muß und dann erst Professional werden kann. Diese Annahme könnte unter Umständen zutreffen, da ein Amateur seinen Sport gewöhnlich nur in seiner freien Zeit ausübt, wogegen der Berufssportler — um in seinem Beruf Außerordentliches leisten zu können — Tag für Tag üben kann. Demnach müßte er dem Amateur in jeder Beziehung überlegen und Vorbüd sein, was jedoch beim Ringsport nicht der Fall ist. Abgesehen davon, daß im Ringen ein Amateur in den seltensten Fällen auf der Höhe seiner Laufbahn in das Profi-Lager hinüberwechselt, könnte ein Professionalringer unter den heutigen Umständen durch einwandfreie, seriöse Kämpfe kaum in der Lage sein, seinen Unterhalt zu verdienen. Die Erklärung zu dieser Behauptung ist folgende: Jeder Profi, der Geld verdienen will, läßt sich von einem Veranstalter verpflichten. Der Veranstalter als Geldgeber muß darauf sehen, daß er bei seinem Unternehmen nicht draufzahlt, also muß er dem sensationslustigen Geschmack des Publikums Rechnung tragen. Dies kann aber nicht dem Zufall überlassen werden. Eine geschickte Regie sorgt dafür, daß die Zuschauer 4—6 Wochen in Spannung gehalten werden. Diese Forderung zu erfüllen, liegt auch im Interesse eines jeden Ringers, und so ist es selbstverständlich, daß jeder bemüht ist, die Anweisungen seines Geldgebers einzuhalten und zugleich seine „Arbeitsleistung" dem Zuschauer so gut als möglich zu verkaufen. Mit sportlichen Leistungen allein könnte der gewünschte Erfolg nie erzielt werden. 16
und so ist jeder der Akteure bemüht, nach besten Kräften und persönlicher Veranlagung eine Rolle zu spielen, welche die Zuschauer „mitreißt". Wir finden hier die Berufsringer in allen möglichen Rollen. So den jugendlichen Helden, den Draufgänger (als Liebling der Frauen); den älteren seriösen Herrn mit den grauen Schläfen oder mit der Glatze, dem es mehr um den guten Eindruck als um die Leistung geht; den körperlich schwachen, aber technisch guten Ringer, der vorzüglich versteht, die Sympathien der Zuschauer zu gewinnen, insbesondere wenn es ihm gelingt, sich bei körperlich stärkeren Gegnern aus den unmöglichsten Lagen herauszuwinden oder sogar noch zu siegen. Recht beliebt sind die Komiker und Clowns; sie sind in jeder Truppe in mehreren Auflagen und Schattierungen zu finden. Einige von ihnen begnügen sich mit harmlosen Spaßen, sie sorgen für lustige Zwischenfälle. Andere markieren die „wilden Männer", sind robust, ja brutal in höchstem Grad und respektieren weder die Bestimmungen noch den Schiedsrichter. Nicht selten treiben sie ihr Spiel so weit, daß man sie vor dem Zorn der Zuschauer durch die Polizei schützen muß. Wie wenig Talent ehemalige Amateurringer zur Schauspielkunst besitzen, zeigt die Praxis; es fehlen ihnen die „effektvollen Griffe", und so findet die Ansicht des Publikums nur zu leicht ihre Bestätigung: „Die Amateure sind Anfänger." Würde einem der Ringer einfallen, sich gegen die Weisungen des Veranstalters aufzulehnen und womöglich ernste Kämpfe auszutragen, so wäre dieser Schritt gleichbedeutend mit der Aufgabe der Berufsringer-Laufbahn. Kein Veranstalter würde diesen „Außenseiter" mehr verpflichten, kein Berufsringer würde mit ihm, dem „Berufsschädling", kämpfen. Wie zähe die Zuschauer und Anhänger des Berufsringkampfes an dem Zirkustheater festhalten — die ja hauptsächlich die Schuld an den heutigen Zuständen haben —, zeigt der vor Jahren unternommene Versuch, die Berufsringer durch Einsetzen von Amateurkampfrichtern wirklich zum Ringen zu zwingen. Der Versuch scheiterte kläglich am Verhalten des Publikums. Die Ringer, durch das ewige Theatermachen dem wirklichen Ringen entwöhnt, haben noch weniger gezeigt als die Amateure in ihrer dunkelsten Punktsystemzeit. Die Zuschauer waren über die gezeigten Leistungen erbost und man hörte Zwischenrufe, wie „Schiebung!", „Wir wollen Kämpfe sehen!" usw. Die Zuschauer wollen also für ihr gutes Geld weiterhin betrogen werden. Durch die „Attraktionen" der Berufsringer erhalten die Zuschauer vom eigentlichen Ringkampf eine falsche Vorstellung und finden so an den Kämpfen der Amateure keinen Gefallen mehr, weshalb die Amateurveranstaltungen nicht den Zuspruch finden wie die der Berufsringer. Daß unter diesen Umständen die Amateure den Berufsringkampf nicht nur ablehnen, sondern sogar bekämpfen, ist sehr verständlich. Diesem Treiben Einhalt zu gebieten, ist ein fast hoffnungsloses Unterfangen, weil gegen das Geld der Berufsringer — mit dem sie viel2
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fach auch eine gewisse Presse „kaufen" — die ehrliche Aufklärungsarbeit der Amateure unzulänglich ist. Die Gewinnung der Behörden für die Sache der Amateure ist ebenfalls aussichtlos; denn man kann nicht erwarten, daß gegen einen der besten Steuerzahler eingeschritten wird. In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, daß im Osten Deutschlands keine Profiveranstaltungen stattfinden können. Trotz alledem werden wir Amateure nicht müde, unsere Aufklärungsarbeit fortzuführen und uns für unsere gerechte Sache einzusetzen. Bis auf weiteres gilt die einstimmige Resolution der Delegierten des DAB: „Der Berufsringkampf in seiner heutigen Form hat mit Sport nichts zu tun und wird von den Amateuren abgelehnt." Wenn auch durch den Berufsringkampf ein großer Prozentsatz der Jugend für den Ringkampf begeistert wurde und den Weg in die Vereine fand, so versagen wir dem Berufsringkampf unsere Anerkennung als Sport, solange er nicht in jeder Beziehung Vorbild für den Ringkampfsport sein kann.
II. DER R I N G K A M P F ALS SCHUL- UND E R G Ä N Z U N G S S P O R T Das heutige Zeitalter ist, sportlich gesehen, das Zeitalter der sportlichen Rekorde und der Rekordzahlen von Zuschauern, die, durch die Sensationen gewisser Sportarten in Massen angezogen, regelmäßig die Tribünen der Kampfstätten überfüllen. Große Summen von Eintrittsgeldern fließen in die Kassen und finanzieren das heutige öffentliche Sportleben; die städtischen und staatlichen Behörden haben Interesse daran, daß diese Einnahmequellen ergiebig bleiben. Weniger nach ihrem Wert für eine vielseitige harmonische Leibeserziehung schätzt man die Sportarten ein, sondern nach dem Grad ihrer Sensationen und ihrer Anziehungskraft auf die Schaulust der breiten Masse. Diese Einstellung hat zur Folge, daß auch die Jugend über den Wert einer Sportart ein falsches Bild erhält und sich hauptsächlich zu den Modesportarten drängt, um auch einmal als Held gefeiert zu werden und womöglich so viel Geld zu verdienen wie dieser. Es ist natürlich Sache des einzelnen, was er sich anschaut und für welche Sportart er sich interessiert. Solange es sich um den privaten Geschmack handelt, ist auch nichts dagegen einzuwenden. Sobald es sich aber um die E r z i e h u n g d e r J u g e n d handelt, darf es uns nicht gleichgültig sein, was dieser Jugend gelehrt wird und welche Sportarten mit dieser Jugend getrieben werden. Demzufolge kann uns auch nicht gleichgültig sein, in welchen Fächern der Leibesübung die künftigen Turn- und Sportlehrer auf den Hochschulen geschult und geprüft werden. Es steht hier nicht zu erörtern, welche Sportarten für würdig befunden werden, als „Grundschule der Leibeserziehung" zu gelten. Eines ist jedoch sicher, daß der Ringkampf mit seinem allgemein 18
anerkannten erzieherischen und körperbildenden Wert dabei nicht fehlen darf. Gewiß hat es gerade durch die allgemeine Wertschätzung an Versuchen nicht gefehlt, den Ringkampf an Schulen und an allen möglichen Institutionen der Leibeserziehung einzuführen; auch die Turner gaben sich die größte Mühe, Ringkampf zu betreiben, aber alle diese Versuche scheiterten bisher leider aus verschiedenen Gründen. Die Ausübung des Ringkampfes ist an weiche Unterlagen, an Ringermatten gebunden. Dies hat den Nachteil, daß das Ringen nur in Hallen geübt werden kann; hierdurch scheiden die Sommermonate meist für das Training im Ringen von vorneherein aus. Aber selbst dann, wenn die Matten ins Freie gelegt werden könnten, ist die Anzahl der auf der Matte Beschäftigten wegen der kleinen Fläche so gering, daß es sich nicht lohnt, eine Ringermatte anzuschaffen. So werden viele Institute der Leibeserziehung von der Einführung des Ringkampfes abgehalten, da trotz der verhältnismäßig hohen Kosten der Matte nur einem kleinen Kreis Ubungsmöglichkeit geboten werden kann. Ein weiteres Hindernis für die Verbreitung des Ringkampfes bildet noch seine Vielseitigkeit und Kompliziertheit. Durch die unerschöpflichen Griffmöglichkeiten und Griffkombinationen gehört der Ringkampf zu den schwierigsten Sportarten, die vom Lehrer ein umfassendes . Wissen und Erfahrung, vom Schüler einen ausdauernden Lerneifer verlangen. Jedenfalls sind bis heute alle Versuche gescheitert, den Ringkampf außerhalb der Spezialvereine einzuführen. Es ist zu hoffen, daß der jetzige Versuch der Sporthochschule Köln und der Sportakademie in München, Ringen als Lehrfach in ihren Lehrplan aufzunehmen, den gewünschten Erfolg hat und diesem Beispiel noch andere Institute der Leibeserziehung folgen werden. Der Standkampf ohne Matte Soll der Ringkampf außerhalb der Spezialvereine eine allgemeine Verbreitung finden, so muß er in seiner heutigen Form eine Änderung und Vereinfachung erfahren. Diese Vereinfachung ist bei dem im modernen Trainingsbetrieb gebräuchlichen „Stand-Kampf" gegeben, wie er in den SpezialVereinen ohne Matte und somit ohne Niederwurf geübt wird. Dieser Standkampf bezweckt, eine große Anzahl Übender zu beschäftigen und sie im Nahkampf sowie in ihrer Standfestigkeit zu bilden. Demnach sind bei der Anwendung des Standkampfes ohne Matte alle obengenannten Nachteile für die Ausübung des Ringkampfes als „Massensport", besonders außerhalb der Spezialvereine, behoben und — das Entscheidende — der Ringkampf verliert nichts von seinem Wert. Der lebendige Kampf, die Überwältigung des Gegners durch List oder Gewalt, bleibt hier wie im regulären Kampf erhalten. Der Gegner wird 2*
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auch hier durch einen Griff gepackt, ausgehoben, und damit ist der Kampf auch schon entschieden, denn die gestellte Aufgabe beim Standkampf ist mit dem Abheben des Gegners vom Boden erfüllt. Um den ausgehobenen Gegner zu Boden zu werfen, wird keine besondere Schulung nötig sein und die Umstellung auf den regulären Ringkampf keine Schwierigkeiten bereiten. Als Vorschule für den Ringkampf hat der Standkampf ohne Matte außerdem noch den Vorteil, daß Verletzungen durch rohes Niederwerfen oder ungeschicktes Fallen ausgeschlossen sind. Der Ringkampf in dieser einfachsten Form als „Standkampf ohne Matte" kann somit überall geübt werden, wo Leibeserziehung betrieben wird; insbesondere in Schulen (im Rahmen des Schulsportes) und in allen leibesübungtreibenden Vereinen als Ergänzungs- und Ausgleichssport. Aber auch für die Spezialvereine kann die Anwendung des Standkampfes nicht genug empfohlen werden. Abgesehen von der Möglichkeit der Beschäftigung einer großen Anzahl Ringer in der Übungsstunde, müssen unsere Vereine darangehen, ihre Ubungsstunden in den Sommermonaten ins Freie, auf Sport- und Badeplätze zu verlegen, um so eine wirkungsvollere Werbung für unseren Sport durchführen zu können. Auf diese Weise können viele für den Ringkampf begeistert und für immer gewonnen werden. Der Standkampf in der praktischen Ringstunde Wegen der Anfangsschwierigkeiten für die Durchführung einer „Ringerstunde" in Schulen und Vereinen, die Ringen nur als Ausgleichssport betreiben möchten, sollen hier genaue Angaben folgen, wie man einen „Betrieb" im Ringen aufziehen kann. Da jeder schon bei irgendeiner Gelegenheit gerungen, harmlos gebalgt, gerangelt oder gerauft haben dürfte, so wird die Aufforderung hierzu bestimmt freudig begrüßt. Trotz aller Begeisterung muß aber vom ersten Augenblick an auf die Einhaltung der Bestimmungen und Regeln geachtet werden. Schon bei der Durchführung einer solchen Probe wird der Leiter der Stunde und jeder Schüler feststellen, daß man zur Überwindung des Gegners bestimmte Fertigkeiten besitzen muß. Um einen Griff richtig erlernen zu können, darf der Partner beim schulmäßigen Üben keinen Widerstand leisten, im Gegenteil, er soll den Ausübenden sogar auf etwaige Fehler aufmerksam machen. Um eine bessere Übersicht über die Übenden zu gewinnen, ist es vorteilhaft, wenn sie paarweise in Reih und Glied Aufstellung nehmen und die Griffe alle gemeinsam in Tempis unterteilt üben. Da jeder möglichst schon zum Üben einen gleich schweren Partner haben soll, treten die Übenden „in Linie zu zwei" oder in „vier Gliedern der Schwere nach" an. Von der Mitte aus „paarweise nach rechts, nach links 20
und rückwärts mit zwei Schritt Zwischenraum öffnen", lautet die nächste Anweisung. Mit „Front zum Partner" kann die Erklärung der Griffe beginnen. Die Schüler, die mit Front zum Lehrer und jeder zu seinem Partner stehen, beginnen mit der Übung: „Ausgangsstellung" ist für beide Partner die Seitgrätschstellung. Die zu lernenden Griffe sind 'in vier Zeiten unterteilt. 1. S c h u l t e r s c h w u n g Tempo 1: Trete mit deinem rechten Fuß neben den rechten Fuß (Innenseite) deines Partners, erfasse mit deiner linken Hand seinen rechten Oberarm und klammere dabei sein Handgelenk unter deine linke Achselhöhle (Abb. 3). Tempo 2: Fasse mit deiner rechten Hand seinen rechten Oberarm dicht unter der Achselhöhle, drehe ihm den Rücken zu, setze dabei die rechte Schulter unter seine rechte Achselhöhle und trete mit deinem linken Fuß neben seinen linken Fuß (Innenseite), beuge dabei stark deine Knie (Abb. 4).
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Tempo 3: Strecke deine beiden Beine und beuge deinen Oberkörper, hebe den Partner vom Boden weg (Abb. 5). Tempo 4: Zurück in die Ausgangsstellung. Da Tempo 2 die schwierigste Stelle der Übung ist, so kann diese einige Male wiederholt werden, indem der Lehrer nach Tempo 2 „zurück" kommandiert. 21
Um den Schülern die geistige Verarbeitung der einzelnen Griffphasen zu ermöglichen, muß der Übungsleiter die Tempis anfangs recht gedehnt sprechen und auch zwischen den Tempis etwas Zeit lassen. Nachdem die erste Gruppe (mit Front zum Lehrer) den Griff einigermaßen beherrscht, wechselt der Lehrer seinen Stand, so daß nun die Gruppe zwei mit Front zu ihm steht, worauf sich der Vorgang wiederholt. Nachdem beide Gruppen den Griff wiederholten, kann das Üben der weiteren Griffe nach derselben Methode fortgesetzt werden, wobei die Griffe natürlich auch nach der Gegenseite, d. h. rechts mit links vertauscht, ausgeführt werden sollen. 2. H ü f t s c h w u n g Tempo 1: Aus der Ausgangs-(Seitgrätsch-)Stellung: Trete mit deinem rechten Fuß neben des Partners rechten Fuß (Innenseite) und fasse mit deiner linken Hand seinen rechten Oberarm (Abb. 3). Tempo 2: Drehe dich auf der Stelle nach links mit dem Rücken zum Partner, umklammere gleichzeitig mit deinem rechten Arm seinen Hals und stelle den linken Fuß neben seinen linken Fuß (Abb. 6). Ohne im Bewegungsablauf eine Pause eintreten zu lassen, schiebe dein Gesäß vor des Partners Körper vorbei, bis er gänzlich vor deiner linken Hüftseite steht und stark nach vorn gebückt auf deinem Rücken hängt (Abb. 7). Tempo 3: Strecke deine Beine und deinen Oberkörper Partner vom Boden. Tempo 4: Zurück in die Ausgangsstellung.
und hebe den
3. U n t e r g r i f f Tempo 1: Ausgangsstellung: Trete mit dem linken Fuß zwischen des Partners Füße und umklammere mit deinem Unken Arm seine rechte Hüfte.
Abb. 6 22
Abb. 7
Abb. 8
Tempo 2: Trete mit deinem rechten Fuß ebenfalls zwischen des Partners Füße, umklammere mit dem rechten Arm seine linke Hüfte und fasse deine beiden Hände zusammen. Tempo 3: Strecke die Beine, hebe den Partner vom Boden. Tempo 4: Zurück in die Ausgangsstellung.
Abb. 9
Abb. 10
4. R u m r e i ß e r Tempo 1: Beide Partner stehen in der Seitgrätschstellung. Fasse mit der linken Hand des Partners rechtes Handgelenk. Tempo 2: Fasse mit der rechten Hand (die Finger zusammengepreßt haltend) den rechten Oberarm des Partners von unten her, drücke des Partners gefesseltes Handgelenk nach deiner rechten Seite und reiße ihn durch den Griff am Oberarm kräftig an dich heran (Abb. 8). Löse den Griff am Handgelenk und klammere den Partner von hinten um seine linke Hüfte (Abb. 9). Tempo 3: Strecke die Beine und hebe den Partner vom Boden (Abb. 10). Tempo 4: Zurück in die Ausgangsstellung. Nach dem Muster dieser Unterteilung können alle Standgriffe der Griffschule in das Übungsprogramm aufgenommen werden. Wenn auch die Beherrschung der Griffe äußerst wichtig ist, so darf die Griffschule, wie überhaupt die ganze Ringstunde, besonders am Anfang nicht länger als 30 Minuten ausgedehnt werden. Jede Ringstunde soll zur Hälfte aus der Griffschule und zur Hälfte aus der Kampfschule bestehen. In der Kampfschule versuchen die Teilnehmer, die gelernten Griffe in Ubungskämpfen anzuwenden. 23
Wettkämpfe und Wettkampfbestimmungen für den „Standkampf" Um die Übungsstunde interessant zu machen, können auch W e t t k ä m p f e ausgetragen werden, und zwar in Form von Staffel- oder Mannschaftskämpfen sowie in Turnierkämpfen. Es können auch ebenso Kämpfe gegen andere Gemeinschaften oder Klassen durchgeführt werden; in jedem Falle muß jedoch jeder mit einem gleich schweren Partner kämpfen und die Teilnehmer müssen in Gewichtsklassen eingeteilt werden. Gewichtsklasseneinteilung für Schüler und Jugend: Schüler bis 14 Jahre: Fliegengewicht bis 25 kg Bantamgewicht bis 27'A> kg Federgewicht bis 30 kg Leichtgewicht bis 35 kg Weltergewicht bis 40 kg Mittelgewicht bis 45 kg Halbschwergewicht bis 50 kg Schwergewicht über 50 kg
Jugend bis 18 Jahre: bis 40 kg bis 45 kg bis 50 kg bis 55 kg bis 60 kg bis 65 kg bis 70 kg über 70 kg
Bei der Austragung von Wettkämpfen soll möglichst ein unparteüscher Kampfleiter fungieren, der die Kämpfe nach folgenden Regeln leiten soll: Sieger beim Standkampf ist derjenige, dem es gelingt, seinen Gegner' mit beiden Beinen zugleich vom Boden wegzuheben, wobei der Gegner mindestens eine Sekunde (in der Luft) fixiert werden muß. V e r b o t e n sind alle Griffe, die schmerzen oder gar eine Verletzung verursachen können. Demzufolge sind verboten: Das Gesicht zwischen Augenbrauen und Mundlinie zu berühren; den Kopf alleine fassen, den Kopf drehen oder als Hebel zu benützen, Finger fassen; Arm verdrehen; den Gegner zu Boden werfen usw. Der unfair kämpfende Ringer muß vom Kampfrichter verwarnt, bei absichtlichem Regelverstoß (z. B. zu Boden werfen) für besiegt erklärt werden. Wer sich zweimal niederkniet, um einen Angriff zu verhindern, wird als besiegt erklärt. Die K a m p f z e i t , die vor Beginn des Wettbewerbs festgelegt werden muß, beträgt 3, 6 oder 9 Minuten, je nach dem Können und dem Alter der Teilnehmer unter Berücksichtigung der voraussichtlichen Anzahl der Kämpfe. Die P a a r u n g der Konkurrenten wird nach dem gezogenen Los vorgenommen, wobei die niedrigste mit der nächst höheren Losnummer zu kämpfen hat. Z. B. in der ersten Runde: 1—2, 3—4 usw., in der zweiten Runde 1—3, 2—4 usw. Ist die Anzahl der Teilnehmer eine ungerade, so kommt die höchste Nummer kampflos in die nächste Runde, wird an die Spitze der Liste gesetzt und als niedrigste Nummer behandelt, bis die nächste auf gleiche Weise nach vorne gekommene Nummer ihn ablöst. 24
Das A u s s c h e i d e n aus der Konkurrenz erfolgt nach zwei Niederlagen oder drei Unentschieden. Ist die Anzahl der Teilnehmer groß, so kann vor Beginn der Wettkämpfe vereinbart werden, daß ein Teünehmer mit einer Niederlage oder zwei Unentschieden ausscheidet. S i e g e r seiner Gewichtsklasse ist, wer bis zuletzt übrigbleibt. Die Reihenfolge der Preisträger wird nach der Reihenfolge des Ausscheidens ermittelt. Bei Staffelkämpfen zählt jeder Sieg zwei Punkte, bei Unentschieden werden die Punkte geteilt. Haben beide Staffeln die gleiche Anzahl Punkte, so ist die Staffel mit der kürzeren Kampfzeit Sieger. Nehmen mehrere Klassen, Schulen oder Vereine an einem Wettkampf teil, so sind für die Gesamtwertung die drei ersten Placierungen zu werten mit drei, zwei und einem Punkt. Mit diesen Hinweisen und Bestimmungen können überall die Anfangsschwierigkeiten überwunden werden. Übersteigt der Sportbetrieb den hier gesteckten Rahmen oder wird sonst ein Rat benötigt, so stehen unsere Vereine und auch unsere Verbände gerne zur Verfügung, die Schwierigkeit mit überwinden zu helfen. Es liegt jetzt nur an den Schulen und Sportlehrern, die hier gegebenen Anregungen zu benützen, der Beifall der Jugend ist ihnen sicher. Jedenfalls wurden die bisherigen Versuche und Vorführungen im Ringen in Form des Standkampfes übereil mit Beifall aufgenommen. Die Aufnahme in das Programm der Leibeserziehung wird sicher eine große Bereicherung bedeuten.
III. A L L G E M E I N E
ÜBUNGSLEHRE
Wer eignet sich zum Ringer? Jugendliche und Anfänger, die zum Ringkampf kommen, haben meist den Ehrgeiz, einmal auch Spitzenkönner zu werden. Bei verschiedenen Sportarten ist von entscheidender Bedeutung, daß der Anfänger bestimmte körperliche Eigenschaften mitbringt. So wird man fragen müssen, welche Eigenschaften der künftige Ringer besitzen muß, oder: welcher ist der R i n g e r t y p ? Man hört oft sogar von Leuten vom Fach, daß sie einem körperlich starken Jugendlichen eine erfolgreiche Ringerlaufbahn prophezeien. Diese Ansicht stammt noch aus der Zeit, in der man zum Ringen keine besondere Technik brauchte, sondern hauptsächlich stark sein mußte, so daß ein guter Heber oft zugleich der beste Ringer war. Außerdem läßt man sich dadurch beirren, daß ein Ringer im Verhältnis zu anderen Sportarten körperlich kräftig ist, und man nimmt an, daß dies auch für den Anfänger Voraussetzung sei. Die Praxis zeigt aber das Gegenteil. Jeder Anfänger ist bestrebt, beim Ringen seine Vorzüge einzusetzen, und so ist es verständlich, daß der von Natur aus Starke durch die Anwendung seiner Kräfte versucht, zum 25
Erfolg zu kommen, während der Schwache gezwungen ist, sich der T e c h n i k zu bedienen, um sich durchsetzen zu können. Da sich im Laufe der Zeit in der Trainingsmethode der beiden Typen so gut wie nichts ändert, so wird eines Tages der Techniker durch fleißiges Üben, an Kräften bedeutend zugenommen und durch seine Technik, zu der sich die Kraft gesellt, den Starken eingeholt haben. Da der Techniker auch weiterhin trotz seiner Kraft aus Gewohnheit technisch ringt, wird der Starke in den meisten Fällen einseitig bleiben und so ins Hintertreffen geraten. Mit dieser Feststellung soll natürlich nicht gesagt sein, daß ein körperlich Starker zum Ringen ungeeignet sei. Es soll nur das alte Vorurteil richtiggestellt werden, daß sich zum Ringen nur Starke eignen. Es ist Aufgabe des Übungsleiters, auf diese Tatsache zu achten und durch entsprechende Maßnahmen und Trainingsvorschriften einen Ausgleich herbeizuführen. Da im Ringen durch die Gewichtsklasseneinteilung der Leichte genau so erfolgreich sein kann wie der Schwere, spielt das Gewicht oder die Größe keine Rolle. Ebenso ist der Charakter und das Temperament des einzelnen von untergeordneter Bedeutung, da jede Eigenschaft genau so ihre Vorteile wie Nachteile haben kann. Was der künftige W e l t m e i s t e r aber mitbringen muß, ist ein nicht zu überbietender Lernund Kampfeifer sowie ein eiserner Wille. Sind diese Eigenschaften vorhanden, dann ist auch die Frage nach der Eignung sogleich beantwortet. In w e l c h e m A l t e r s o l l m a n m i t d e m R i n g e n b e g i n n e n ? Da Ringen eine naturgegebene Übung ist, die von unseren Kleinsten bereits getätigt wird, kann sie, solange sie in demselben ungezwungenen spielerischen Rahmen gehalten wird, niemals schädlich sein. Dies setzt voraus, daß das Ringen nur in der Form des Standkampfes oder mit den einfachsten Griffen des Freistils durchgeführt wird, und daß jeder nur mit seinem Altersgenossen oder gleich schwerem Partner übt. Da Ringen den Körper gleichmäßig ermüdet, sind Überanstrengungen so gut wie ausgeschlossen. Eine auf Leistung ausgerichtete Schulung oder Betätigung soll meines Erachtens nicht vor dem 14.—16. Lebensjahr vorgenommen werden. Die ringerische Ausbildung der Jugend, ihre fachgemäße Vorbereitung für eine wettkampfmäßige Betätigung geschieht in den Übungsstunden unserer Vereine. Die Ü b u n g s s t u n d e ist das pulsierende Herz des Vereins. Der kraftvolle Übungsbetrieb mit seinem planvollen, harmonischen Verlauf soll immer wieder ein Erlebnis für alle Teilnehmer sein. Die Übungsstunde ist die Visitenkarte des Vereins und vermittelt dem fremden Besucher durch die dort gesehene Ordnung, Sauberkeit und Disziplin Rückschlüsse auf den Geist, der die Führung und die Mitglieder des Vereins beherrscht. 26
Besonders die der Jugenderziehung gewidmeten Ubungsstunden müssen diesen Anforderungen genügen. Die Vereinsleitung muß darum besorgt sein, daß die Übungsstunden den rechten Geist atmen. D e r Ü b u n g s l e i t e r ist mit die wichtigste Person im Verein, denn er hat den größten Einfluß auf die Jugend und die Aktiven, er ist die Seele der Übungsstunde. Von seiner Geschicklichkeit und erzieherischen Begabung hängt in hohem Maße die Leistungsfähigkeit, aber auch die sportliche Haltung der Mitglieder ab. Er muß nicht der beste, aber der vorbildlichste Sportler seines Vereins sein. Er muß als Erzieher seines Vereins auch außerhalb der Übungsstunde als Vorbild auf die Jugend wirken. Der Übungsleiter muß unermüdlich bestrebt sein, die Ubungsstunden lehrreich, interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Obwohl das Programm der Übungsstunde mit der Einteilung 1. Vorübung 3. Spezialtraining 2. Zweckgymnastik 4. Ergänzungssport oder Spiele in großen Zügen feststeht, muß der Übungsleiter doch stets für Abwechslung sorgen. Es wird daher eine gewisse Konzentration und Vorbereitung auf die jeweilige Übungsstunde unerläßlich sein, soll diese den gestellten Anforderungen in jeder Weise genügen. In seinem Streben, dem Verein sein Bestes zu geben, muß er ständig bemüht sein, die eigenen Kenntnisse durch Lehrgänge und einschlägige Literatur zu erweitern. Zeiteinteilung der Übungsstunde Um die Übungsstunde planvoll durchzuführen, um alle Teilnehmer voll zu beschäftigen und die vorhandenen Geräte auszunützen, ist eine Z e i t e i n t e i l u n g für die Übungsstunde unerläßlich. Die Zeiteinteilung und die Aufstellung eines Ü b u n g s p l a n e s hängen von verschiedenen Umständen ab. So von der Anzahl der Teilnehmer, der Zahl der vorhandenen Ringermatten, von der Größe des Übungslokals, von der zur Verfügung stehenden Zeit usw. Angenommen, dem Verein steht eine Turnhalle mit e i n e r Ringermatte 2Va Stunden zur Verfügung, so rechnen wir für das An- und Auskleiden eine halbe Stunde; die verbleibenden zwei Stunden werden wie folgt eingeteilt: 10 Minuten Auf- und Abbau der Geräte 5 Minuten Vorübung 15 Minuten Spiele (als Abschluß der Übungsstunde) und die verbleibenden 90 Minuten werden unter den Übenden in Mattenarbeit aufgeteilt. Wären nur 9 Paare in der Übungsstunde, so könnte jedes Paar 10 Minuten auf der Matte arbeiten. Aber der Verein hat sicherlich wesentlich mehr Teilnehmer, und diese möchten länger als 10 Minuten ringen. So ist eine sinnvolle Ausnützung der vorhandenen Matte und der zur Verfügung stehenden Zeit unerläß27
lieh. Da die Griffschule und auch die Kampfschule für den Standkampf zum überwiegenden Ted ohne Matte ausgeübt werden können, kommen die einzelnen Paare mit 5 Minuten Standkampf auf der Matte aus. Benötigt für den Standkampf jedes Paar die ganze Matte, so können beim Bodenkampf bei entsprechender Rücksichtnahme zugleich 4 Paare ringen, die mit 10 Minuten Kampfzeit auskommen. Demnach ist es am günstigsten, wenn die Teilnehmer in Riegen zu je 4 Paaren aufgeteilt werden; diese kommen dann mit insgesamt 30 Minuten Mattenarbeit aus. Auf diese Weise können in den zur Verfügung stehenden 90 Minuten 12 Paare (24 Ringer) auf der Matte beschäftigt werden. Hat der Verein mehr Ringer, so muß hier durch eine zusätzliche Matte oder durch Ausdehnung der Übungsstunde Abhilfe geschafften werden. In solchen Fällen empfiehlt es sich, für die Jugend, für die Anfänger und für die Fortgeschrittenen gesonderte Ubungsstunden anzusetzen. Da die Anfänger, Schüler und Jugendlichen per Riege mit insgesamt 20 Minuten Mattenarbeit auskommen, können in den 90 Minuten bis zu 18 Paare, also 36 Teilnehmer, beschäftigt werden. Der Stundenplan würde in diesem Falle folgendermaßen aussehen:' 17.00—18.30 Uhr Schüler und Jugend (ca. 36 Teilnehmer) 18.30—20.00 Uhr Junioren und Anfänger (ca. 36 Teilnehmer) 20.00—22.00 Uhr Senioren und Fortgeschrittene (ca. 32 Teilnehmer). Auf diese Weise könnten an einem Übungsabend über 100 Teilnehmer auf einer Matte durchtrainiert werden. Mit dieser Einteilung kann demnach der Übungsleiter stündlich höchstens 8 Paare auf einer Matte beschäftigen. Hinzu kommt die Zeit für Aus- und Ankleiden, Vorübung. Zweckgymnastik, Spiele und Ergänzungssport. Hat der Verein diese Zahlenstärke erreicht, so muß unbedingt eine zweite Matte angeschafft weiden, um eine weitere Einschränkung der Mattenarbeit zu verhindern. Wird diese Forderung von der Vereinsleitung nicht berücksichtigt, so werden die Jugendlichen und Anfänger, da sie nicht ausreichend beschäftigt werden, dem Verein und auch unserem Sport den Rücken kehren. In dieser Beziehung wurde in der Vergangenheit viel gesündigt; der Ringkampf verlor viele begeisterte Jugendliche, nur weil sie in unseren Vereinen nicht entsprechend betreut wurden. Nur durch eine gute Zeiteinteilung können alle Teünehmer intensiv beschäftigt und die Übungsstunde pünktlich und programmgemäß abgewickelt werden.
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Vorübung für die Einleitung der Übungsstunde Die Übungsstunde wird mit der Vorübung eingeleitet. Sie hat den Zweck, die Übenden für das eigentliche Training vorzubereiten. Durch eine kurze Übung werden sowohl die Muskeln als auch die Organe in Kampf- oder Übungsbereitschaft versetzt. Am schnellsten und gründlichsten wird dies durch einen Lauf erzielt, der, wenn irgend möglich, stets im Freien durchgeführt werden soll. Der Lauf beginnt in mäßigem Tempo, und von Zeit zu Zeit werden zur Abwechslung und intensiven Durcharbeitung des Körpers verschiedene Übungen eingeschaltet, z. B. während des Laufens Knie hochreißen, Hochsprung, schneller Start, rückwärts laufen, mit beiden Füßen zugleich springen, schattenboxen, hochspringen usw. Nach 3—4 Minuten Lauf langsam weitergehen und dabei Atemübungen ausführen; den Oberkörper und die Arme nach oben aufrichten und strecken, dabei einatmen, Oberkörper und Arme senken und dabei ausatmen. Nach Abschluß der Vorübung erfolgt Auflegen der Matten. Wenn die Platzverhältnisse es gestatten, wird die nun folgende Brückengymnastik gemeinsam durchgeführt, sonst wird diese von jeder Riege gesondert geübt. Brückengymnastik Jede Sportart hat Übungen, die zur Stärkung bestimmter Muskelgruppen oder zur Erlangung bestimmter Fertigkeiten dienen, die man als Zweckgymnastik bezeichnet. Die Zweckgymnastik des Ringers ist die Brücke. Bekanntlich ist ein Ringer besiegt, wenn er mit beiden -Schultern zugleich die Matte berührt. Um eine Schulterniederlage zu verhindern, begibt sich der Ringer in die Brücke und verhindert auf diese Weise, daß die Schultern mit der Matte in Berührung kommen. Die Anwendung der Brücke ist eine Errungenschaft des modernen Ringkampfes. Jedenfalls finden wir keine Spur von Brückenstellungen auf den zahlreichen Abbildungen der Antike oder aus der Zeit Albrecht Dürers. Unzweifelhaft ist der Ringkampf durch die Anwendung der Brücke für den Laien komplizierter und für den Anfänger im Erlernen schwieriger, aber dafür auch bestimmt interessanter geworden. Die Beherrschung der Brücke in den verschiedenen Kampflagen und die zahlreichen Fesselungsmöglichkeiten erfordern eine vielseitige und ausdauernde Übung. Erst wenn ein Ringer die Brückenlage als ungefährlich empfindet, ist eine Beständigkeit in der Leistung überhaupt möglich. Ein Spitzenkönner ohne eine sichere Brücke ist unmöglich und undenkbar. 29
Um Sicherheit in der Brücke zu erlangen, müssen in der Übungsstunde durch die Brückengymnastik die Genickmuskeln nach und nach an die Brückenlage gewöhnt werden, und zwar durch folgende Übungen: Aus dem Stand nach rückwärts in die Brücke gehen, Aufstehen aus der Brücke, Überschlag aus der Brücke, Kreisen in der Brücke und die umgekehrte Brücke. Aus dem Stand in die Brücke gehen kann jeder Anfänger, ohne Hilfestellung in Anspruch zu nehmen. Mit dem Beugen des Körpers nach rückwärts muß von oben begonnen werden, und zwar wird zuerst das Genick (den Kopf weit zwischen den Schultern), dann der Rücken und zuletzt die Knie gebeugt (Abb. 11). Ist ein Anfänger in den ersten Übungsstunden zu zaghaft, gleich aus dem Stand in die Brücke zu gehen,
Abb. 11
Abb. 12
so läßt er sich, nachdem Genick und Rücken gebeugt sind, auf die Knie fallen und kann von dieser Stellung aus in die Brücke gehen. In der Brückenlage werden die Hände vor dem Gesicht zusammengefaßt und die Genickmuskeln an alle erdenklichen Lagen gewöhnt. So wird die Brücke hochgedrückt bis zur Stirne oder Nase und wieder zurückgesenkt auf den Hinterkopf. Bei dieser „Auf- und Abbewegung" wird der Kopf abwechslungsweise auch nach rechts und links gedreht. Aus dieser Auf- und Abbewegung entsteht die nächste Übung: Das
Aufstehen
aus
der
Brücke.
In der hohen Brückenlage werden die Füße etwas mehr in Richtung des Kopfes gebracht. Durch plötzliches Senken der Brücke, durch Niedergehen auf die Knie mit gleichzeitigem Schlagen der zusammengefaßten Hände in Richtung der Beine wird nach einigen Versuchen das Aufstehen gelingen (Abb. 12). 30
Abb. 13
Abb. 14
D e r Ü b e r s c h l a g aus der B r ü c k e ist schon etwas schwieriger. Zur Erlernung dieser Übung hält man sich am Mattenrand, an einer Hantel oder an dem Fuß seines Partners fest und versucht bei gleichzeitigem Abstoßen beider Füße von der Matte den Überschlag (Abb. 13). Soll der Überschlag ohne Hilfe gelingen, so muß man bestrebt sein, die Übung nicht auf den ersten Anhieb auszuführen, sondern versuchen, die Beine immer höher von der Matte abzustoßen, bis der Überschlag gelingt (Abb. 14). Das Kreisen
in d e r
Brücke
macht die Hüften beweglich und kommt häufig im Kampf zur Anwendung. Aus der hohen Brücke (Abb. 15) drehen wir uns nach links; dabei wird die Drehung auf dem Kopf und dem linken Fuß ausgeführt (Abb. 16) und der rechte Fuß nach der Drehung in die umgekehrte Brücke aufgesetzt. Von hier aus erfolgt eine Drehung nach links in die Brücke
Abb. 15
Abb. II
(Abb. 17), dabei wechselt jetzt der linke Fuß den Stand. Die Übung ist schwieriger, aber auch wertvoller, wenn der Übende nach der Drehung seine Fußstellung nicht ändert. Die u m g e k e h r t e
Brücke
beginnt aus der weiten Seitgrätschstellung. Die Hände fassen die Unterschenkel und der Übende fällt, wenn möglich, ohne die Knie zu beugen, auf die Stirn. In dieser Lage werden die Schultern der Matte zugeneigt und die Brücke bis zum Hinterkopf gerollt, um dann wieder in die Ausgangsstellung zurückzugehen (Abb. 18). Dieselbe Übung wird auch nach rechts und nach links ausgeführt, so auch das Kreisen.
Abb. 17
Abb. 18
Diese Übungen der Brückengymnastik können für Fortgeschrittene schwieriger gestaltet werden, indem die Arme vor der Brust oder gar auf dem Rücken verschränkt werden. Es gibt noch viele Übungen zur Stärkung der Genickmuskeln und auch der Beine (da auch diese bei der Brücke beansprucht werden). Die beste Übung aber kann die Meisterung der Brückenlagen, wie sie bei Kämpfen vorkommen, nicht ersetzen. Diese Lagen erfordern ausgiebiges Üben und sind nachfolgend unter „Meisterung der Brückenlage" behandelt. Riegenarbeit Je nach der Anzahl der Übenden werden die Teilnehmer in Riegen aufgeteilt, wobei möglichst Ringer der gleichen Leistungsklasse berücksichtigt werden sollen. Mit der Arbeit auf der Matte beginnt Riege I und übt nur das, was ohne Matte undurchführbar ist: Brückengymnastik, Standgriffe mit Niederwurf, Bodenkampf, das Üben der einzelnen Kampf- und Brückenlagen. Nach 30 Minuten wird Riege I von der nächsten Riege abgelöst und leistet die ihr vom Übungsleiter zugewiesene Arbeit. Auf diese Weise erhält jeder Ringer die Möglichkeit, 15 Minuten auf der Matte 32
zu arbeiten. Für die restliche Zeit der Übungsstunde können die Riegen gemeinsam oder auch getrennt, allenfalls unter Leitung eines Riegenführers, verschiedene Übungen ohne Matte 'durchführen, wie Standgriffe ohne Niederwurf (Griff schule), Kampf schule, Ausheber am Boden, Ergänzungssport (Gewichtheben, Bodengymnastik, Seilspringen, Wurfübungen usw.), Spiele. Der Übungsleiter kann hier seiner Phantasie freien Lauf lassen, nur muß er die „Ergänzungsübungen" im richtigen Verhältnis zu der Griff- und Kampf schule dosieren; das Ringen darf unter keinen Umständen dabei ins Hintertreffen geraten. Ubungsregeln Für das Üben der Griffe sind bestimmte Übungsregeln zu befolgen, um spätere Rückschläge und langwierige Umstellung zu vermeiden. Das Üben der Griffe muß von Anfang an genau nach der Beschreibung erfolgen. Die Beschreibung ist nur auf das Notwendigste beschränkt und kann nicht oft genug durchgelesen und geübt werden; denn oft wird ein Griff in seiner Wirkung und Ausführung selbst den Spitzenkönnern erst nach einigen Übungsstunden klar und verständlich. So müssen die einzelnen Griffe so lange nach der Beschreibung im Zeitlupentempo geübt werden, bis der Vorgang völlig klar ist. Erst wenn ein Griff in seinem Ablauf v e r s t a n d e n und beherrscht wird, kann man mit der Steigerung der Schnelligkeit beginnen. Es ist sehr wichtig, daß der Partner die Ausführung der Griffe unterstützt und auf etwaige Fehler aufmerksam macht. Um eine Einseitigkeit zu vermeiden, sollen die Griffe, nachdem sie nach der rechten Seite beherrscht werden, auch nach der linken Seite hin geübt werden. Damit die geistige Mitarbeit gefördert wird, empfiehlt sich, daß die Lernenden die Griffe beim Üben selbst erklären. In diesem Buch werden die Abwehrmöglichkeiten mit Absicht nicht angegeben und lediglich Gegengriffe erwähnt, um den Anfänger von vornherein zum Angriff zu erziehen mit dem Losungswort: D e r A n g r i f f ist die beste V e r t e i d i g u n g . Der Ringkampf kann nur dann als männlich bezeichnet werden und bei den Zuschauern Gefallen finden, wenn er einen o f f e n s i v e n Charakter hat. Beim Kampf muß Griff auf Griff folgen und statt Abwehr müssen Gegenangriffe angewendet werden. Wird ein Griff schulmäßig bis ins klemste beherrscht, so kann stufenweise mit der kampfmäßigen Anwendung begonnen werden. Die Standgriffe müssen vorerst aus der Bewegung angesetzt werden, ohne daß jedoch der Partner einen Widerstand entgegensetzt. Beide Partner nehmen die in der Griffschule angegebene Ausfallstellung ein und bewegen sich durch Wechselschritt vor- oder rückwärts (wie Boxer und Fechter), ohne die Ausfallstellung zu verändern. Anfangs soll nach jedem dritten Schritt die Ausführung des zu übenden Griffes erfolgen. Üben zugleich mehrere Paare, so kann, um eine bessere Uber3
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sieht zu erhalten, der Griff auf Kommando ausgeführt werden. Der zu übende Griff wird dann angekündigt, z. B. „Schulterschwung, eins, zwei, drei", und die Übenden führen nach zwei Wechselschritten auf „drei" den genannten Griff aus. Die Griffe können — außer einigen Freistilgriffen, bei denen der Partner zu Fall gebracht wird — ohne Matte durchgeführt werden, wodurch eine größere Anzahl Übender zugleich beschäftigt werden kann. Nach der Griffschule ohne Matte folgt die Ausführung der Griffe auf der Matte mit Niederwurf. Der freie Kampf kann ebenfalls mit oder ohne Matte als Standkampf durchgeführt werden, je nach dem Können der Übenden und den vorhandenen Platzverhältnissen. Bei den Bodengriffen kann nach der schulmäßigen Beherrschung sofort der freie Kampf angesetzt werden, nur soll der Übende mit einem gleichwertigen, aber keinesfalls mit einem besseren Gegner gepaart werden; dies gilt für den Anfang auch für den Standkampf. Beim Üben der Griffe und bei den Trainingskämpfen müssen die Fehler vom Übungsleiter sofort festgestellt und berichtigt werden, bevor sie zur Gewohnheit ausarten. Mit der langsamen Überleitung von der Griffschule zur Kampfschule kann die Leistung durch Verlängerung der Kampfzeit und durch die Paarung mit einem besseren Partner gesteigert werden. Im Interesse der Lernenden, auch wenn es sich um Spitzenkönner handelt, soll niemand ohne Aufsicht trainieren. Fesselungen jeder Art werden nur mit der Hand ausgeführt. Das Klammern mit den Armen wird nur zusätzlich angewendet. Überall, wo geklammert wird, soll, wenn irgend möglich, zusätzlich noch die Hand benützt werden, z. B. beim Hüftschwung klammert der Angreifer des Gegners Kopf und faßt zusätzlich mit der eigenen Hand in dessen Achselhöhle. Faßt man die eigenen Hände zusammen, so müssen diese von den Fingerspitzen her ineinandergerollt und die Hand so gesetzt oder gedreht werden, daß sie mit dem Handrücken auf des Gegners Körper zu liegen kommt. Besteht die Notwendigkeit, beim Umklammern des Gegners statt der eigenen Hände sein Handgelenk zu fassen, so wird stets d a s Handgelenk gefaßt, auf dem der Gegner liegt. Theoretische Betrachtungen Um beim Ringen jede Lage meistern zu können, genügt das automatische Einüben der Griffe allein nicht; es muß damit eine erhöhte g e i s t i g e M i t a r b e i t verbunden werden. Erst diese ermöglicht eine planmäßige Kampfführung, das Haushalten mit der Kraft und der Energie, wodurch die Ausübung des Ringkampfes erst zur rechten Freude wird. 34
Für eine solche geistige Erfassung ist die Erkenntnis und Beobachtung gewisser (physikalischer) Gesetzmäßigkeiten von allergrößter Bedeutung, vor allem das Wissen um die Wirkung des S c h w e r p u n k t e s und des G l e i c h g e w i c h t s . Alle Griffe des Ringkampfes zielen darauf hin, den Gegner aus seinem Gleichgewicht zu bringen, um ihn werfen oder zumindest in eine nachteilige Lage bringen zu können. Die Beobachtung der Beine beim Standkampf wie auch der vier Körperstützen (Arme und Beine) beim Bodenkampf ist unerläßlich und entscheidend wichtig. Der S c h w e r p u n k t eines Körpers ist sein Massenmittelpunkt, in dem man sich sein Gesamtgewicht vereinigt denken kann. Der Schwerpunkt liegt beim menschlichen Körper innen, in dessen Mitte in der Hüftgegend. Da der Schwerpunkt wegen der Anziehungskraft der Erde stets das Bestreben hat, senkrecht nach unten zu fallen, muß der Mensch, um aufrecht stehen und gehen zu können, mit den Füßen eine S t a n d f l ä c h e bilden und mit dieser stets unter seinem Schwerpunkt bleiben (Abb. 19). Die S t a n d l i n i e ist die Verbindungslinie der beiden Fußsohlen oder der beiden S t a n d p u n k t e (Abb. 20).
^
-•
<3 Abb. 19
Abb. 20
J e genauer die vom Schwerpunkt nach unten gedachte Linie die Mitte der Standfläche trifft, um so fester ist der Stand, um so sicherer steht man im Gleichgewicht. Trifft die Schwerpunkt-Senkrechte außerhalb der Standfläche den Boden, so muß man umfallen, wenn man nicht in der Richtung des drohenden Hinfallens einen Schritt ausführt oder irgendwo Halt findet, z. B. am Gegner (Abb. 21). Durch den Schritt in der Fallrichtung wird der Schwerpunkt wieder über die neugewonnene Standfläche gebracht und das Gleichgewicht wiederhergestellt. 3*
35
Um einen Gegner zu Fall zu bringen, muß ich seinen Schwerpunkt aus seiner Standfläche herausheben, herausreißen (schleudern) oder herausschieben, und zwar so, daß ihm der Schritt in der Fallrichtung unmöglich ist, durch den er sein Gleichgewicht wiedererlangen könnte. Beim Freistil sind durch Angriffe auf die Füße des Gegners besondere Möglichkeiten der „ B r e c h u n g d e s G l e i c h g e w i c h t s " gegeben. Halte ich z. B. mit meiner Hand einen Fuß des Gegners fest oder blockiere ihn mit meinem eigenen Fuß und ziehe, reiße oder schiebe seinen Körper und damit seinen Schwerpunkt aus seiner Standfläche heraus, so kann er den Schritt nicht ausführen, der zur Erhaltung seines Gleichgewichts notwendig ist und wird zu Fall kommen (Beinschleuder, Beinsteller, Schwünge verbunden mit Beinstellen usw.). Die gleiche Wirkung kann erzielt werden, wenn sein Fuß in d e m Augenblick weggeschlagen oder weggezogen wird, in dem er gerade seinen Schwerpunkt darauf verlegen will (Fußstich, amerikanischer Beingriff usw.). Will ich meinen Gegner vom Boden wegheben, so muß ich mich in dessen Standlinie stellen; je weiter ich mich von seiner Standlinie mit einem Fuß oder gar mit beiden Füßen entferne, desto schwieriger wird es für mich, den Gegner vom Boden wegzuheben. Wenn ich durch Griffe im Standkampf den Gegner heben will, so muß ich deshalb bestrebt sein, schon bei der Vorbereitung des Griffes soweit als möglich an des Gegners Schwerpunkt heranzugehen, um bei der Ausführung rasch in seine Standfläche zu kommen. Beim griechisch-römischen Standkampf besteht die Möglichkeit, daß sich der Angreifer stets mit einem Fuß in des Gegners Standlinie stellt und, sobald die Situation es gestattet oder erfordert, den zweiten Fuß schnellstens nachholen kann. Bei der kampfmäßigen Anwendung der Griffe muß ich als Angreifer stets bedenken, daß bei Griffen, bei denen ich mich mit meinem Schwerpunkt in des Gegners Standfläche begebe, um ihn auszuheben, er die gleiche Möglichkeit hat, und z. B. beim Untergriff, Zwiegriff usw. mich ausheben oder Gegengriffe anwenden kann. Deshalb soll sich der Angreifer nur dann mit seinem Schwerpunkt in des Gegners Standfläche begeben, wenn die Anwendung des Griffes sicher und ohne Risiko erscheint. Im übrigen soll der Angreifer bestrebt sein, von folgenden M ö g l i c h k e i t e n Gebrauch zu machen:
zwei
Als Angreifer achte ich scharf darauf, ob und wann der Gegner seinen Schwerpunkt außerhalb seiner Standfläche verlegt und so sein Gleichgewicht gefährdet. Dies ist immer dann der Fall, wenn er einen Druck auf mich ausübt, z. B. wenn er stürmisch angreift oder wenn er durch meinen auf ihn ausgeübten Druck zu einem Gegendruck verleitet wird. Je größer sein Druck oder Gegendruck ist, um so weiter entfernt sich sein Schwerpunkt von seiner Standfläche und um so leichter kann er bei plötzlichem Nachlassen meines Druckes zu Fall gebracht 36
werden (Abb. 21). Jedenfalls ist der geringste Druck oder Gegendruck des Gegners ein Zeichen dafür, daß sein Schwerpunkt sich außerhalb seiner Standfläche befindet und daß sich mir Gelegenheit bietet, nun einen passenden Griff anzuwenden. Die zweite Möglichkeit ist folgende: Ich muß als Angreifer darnach trachten, beim Griffansatz vorerst mit meinem eigenen Schwerpunkt von des Gegners Standlinie weit wegzubleiben, ohne dabei mit einem Fuß die Standfläche des Gegners zu verlassen. Dies erreiche ich durch meine weite Ausfallstellung und indem ich darauf achte, daß ich vor Ausführung meines Griffes meinen Schwerpunkt nicht im geringsten in die Richtung zum Gegner bringe. Ich muß vor der Ausführung meines Griffes mit meinem Körper in schräger Haltung bleiben, die durch mein in der Schrittstellung vorne stehendes Bein und meinen Oberkörper gebildet wird. Im Augenblick der Ausführung meines Griffes bringe ich mein in der Schrittstellung zurückstehendes Bein in die Standlinie des Gegners. Bei der Ausführung der Schwünge erfolgt das Eindrehen in der „schrägen Achse" (Abb. 22).
Abb. 21
Abb. 22
Des Gegners Kraft, Druck, Bewegungsrichtung und Schwung, die er zur Ausführung eines Griffes aufwendet, haben immer auch Verlagerungen seines Schwerpunktes zur Folge, die ich zum eigenen Vorteil ausnützen kann. Dies ist z. B. beim Standkampf möglich, wenn ich das Bein nach d e r Seite, nach welcher der Gegner den Angriff einleitet, völlig entlaste (und so meinen Schwerpunkt völlig nach der anderen Seite verlege), oder meinen Fuß in der Schrittstellung nach hinten setze. Durch diese Vorbereitung habe ich die Möglichkeit zum Abfangen oder zur Ausführung eines Gegengriffes (siehe Gegenschleuder). Sobald der Gegner die Durchführung eines Standgriffes einleitet, wird mein entlasteter oder in 37
der Schrittstellung zurückgestellter Fuß hochgerissen, um in der Wurfrichtung einen weiten Schritt ausführen zu können. Wenn mein Bein nach dem ausgeführten Sprung Fuß gefaßt hat, und der ausgeführte Schritt weit genug war, ist des Gegners Griff abgefangen. Durch meine Drehung in der vom Gegner eingeleiteten Drehrichtung kann ich dann mit einem vorher gefaßten Griffansatz eine Schleuder.ausführen. Umgekehrt jedoch: greife ich an, so suche ich das gegnerische Abfangen (oder Kontern) meines Griffes zu verhindern, und muß stets darauf achten, daß ich meine Griffe in dem Augenblick ziehe, wenn des Gegners Fuß in der Schrittstellung vorne steht und als Standbein benützt wird. Bei der Ausführung der Standgriffe muß ich danach trachten, den Niederwurf nach der Breitseite, der Standfläche, genauer gesagt, in die „ W u r f l i n i e " auszuführen, da der Gegner in dieser Richtung den geringsten Widerstand entgegenzusetzen in der Lage ist (Abb. 20). Kampftaktik Als Kampftaktik bezeichnen wir beim Ringen die Art und Weise zu kämpfen. Sie besteht darin, daß man sich auf den Gegner einstellt und mit Überlegung die zu treffenden Maßnahmen berechnet, um so die eigenen Fähigkeiten gegen die Stärken (oder auch die Schwächen) des Gegners zur Geltung zu bringen. Die zu unternehmenden Handlungen richten sich nach der jeweiligen Kampfsituation, nach dem Temperament, der Intelligenz und dem Können der Ringer und äußern sich in Draufgängertum, in geschlossener Kampfesweise, in Bevorzugung bestimmter Kampflagen (Stand- oder Bodenkampf), Scheinkampf, Zermürbung usw. Trotz der Verschiedenartigkeit der Handlungen kann man beim Griechisch-Römisch-Ringeji zwei Grundformen der Kampftaktik feststellen: den Nahkampf im Stand mit Hebelarbeit am Boden und den Kampf auf Distanz mit überraschend geführten Angriffen sowohl beim Stand- wie auch beim Bodenkampf. •. Die ursprüngliche Form der Kampfführung ist die Überraschungstaktik; sie wird aus der sicheren Deckung und Entfernung geführt Diese Taktik ist heute noch bei allen Nationen vorherrschend, außer den nordischen Ländern, wo sich nach dem ersten Weltkrieg eine eigene Ringweise — der Nahkampf — entwickelte. Beim Nahkampf klebt der Ringer an seinem Gegner und versucht ihn aus bereits gefaßten Griffen und Griffansätzen zu werfen. Beim Kampf in der Bodenlage werden besonders Hebelgriffe an den Armen bevorzugt. Die zügige, fast langsame Kampfführung erfordert neben Standfestigkeit und Muskelkraft die Beherrschung der zur Durchführung kommenden Griffe. Die Kampfesweise der Nordländer ist bedingt durch ihre kleinen und niedrigen Trainingsräume, in denen es so warm ist, daß die Ringer schon durch die einfachste Übung in Schweiß geraten. Aus diesem 38
Grund sind sie von dem ersten Augenblick ihres Trainings an gezwungen, mit einem schweißnassen Gegner zu kämpfen, bei dem nur Griffe im Nahkampf angesetzt werden können. Welche Taktik die erfolgreichere ist, zeigt die Praxis. Die Finnen und Schweden errangen von 1925 bis 1939 mehr Titel als die übrigen Nationen zusammen. Einbrüche in die nordische Front gelangen nur dort, wo außerordentliches Können, gepaart mit reicher Kampferfahrung, ins Treffen geführt werden konnte. Trotz der scheinbaren Nachteile dürfen wir die von uns bevorzugte Überraschungstaktik nicht aufgeben. Für die Zukunft muß unsere Aufgabe lauten: Aufzwingen der eigenen Kampftaktik! Dies ist aber nur dann möglich, wenn durch intensives Training eine große technische Reife, Härte und durch entsprechende internationale Kampfgelegenheiten Kampferfahrung erlangt werden. Diese Ansicht bestätigte sich bei den letzten Auslandskämpfen unserer Nachwuchsringer, die — nicht gewöhnt an die nordische Nahkampftaktik — diese lästig empfanden und durch dauerndes Ausweichen den Eindruck einer passiven Ringweise erweckten, was sich besonders auf die Bewertung der Kämpfe entscheidend auswirkte. Auch im Freistü kann trotz drohender Beingriffe eine Art Nahkampf angewendet werden. Die Schweizer sind vom „Schwingen" her gewöhnt, „an den Mann zu gehen", wobei sie die Beingriffe des Gegners zu ihrem eigenen Vorteil auszunutzen verstehen. Die Amerikaner kämpfen auf „Distanz" und attackieren überraschend durch gut eingeübte Tricks, die oft ans Akrobatische grenzen. Die Kampfesweise der Türken richtet sich nach dem jeweiligen Gegner. Ist dieser gleichwertig, so kämpfen sie auf Distanz, während sie sich bei griechisch-römischen Gegnern auf den Nahkampf einlassen. Ihre Stärke ist die unerhörte Härte und die Sicherheit in allen Kampflagen, was sie der gleich guten Beherrschung beider Stilarten verdanken. Eine weitere wichtige Rolle spielt beim Ringen die „Finte". Sie verfolgt den Zweck, den Gegner über unsere Absichten zu täuschen, ihn zu verwirren und zu überraschen. Ein Griff wird dann am besten gelingen, wenn der Gegner durch einen Scheingriff in eine Lage gelockt wird, die für den beabsichtigten Griff am günstigsten ist. Solche Täuschungsmanöver sind u. a. möglich, wenn der Angreifer den Griff nach der einen Seite täuscht und nach der anderen ausführt. Beim Freistil kann noch außer dem Griff am Oberkörper ein Scheingriff auf die Beine vorangehen oder umgekehrt. Eine früher häufig angewendete Taktik war die Zermürfoung des Gegners durch lästige Angriffsweise und durch Hineinzwingen des Gegners in nachteilige Kampflagen (Brücke, Unterlage), wodurch dieser in seiner Kampfkraft herabgemindert wird. 39
Oft kommen die Ringer beim Kampf in eine Situation, in der die Weiterführung der Handlung an der Ausgeglichenheit der Kräfte scheitert. Bei der entstehenden Kampfpause beobachte man des Gegners Atmung und setze den Angriff plötzlich in dem Augenblick fort, in dem der Gegner mit dem Ausatmen beginnt, weil von ihm in diesem Augenblick der geringste Widerstand entgegengesetzt wird.
IV. D A S T R A I N I N G D E S W E T T K Ä M P F E R S Nicht jeder, der eine Sportart betreibt, hat die Absicht oder den Ehrgeiz, auch oft nicht die Veranlagung und das Talent, Spitzenkönner zu werden. So gibt es viele, die, ringen, die jedoch keine Meisterschaften erringen wollen. Für sie scheint es erstrebenswerter, einen gut entwickelten Körper mit leistungsfähigen Organen zu besitzen; sie wollen kräftig und wendig sein und bleiben. Zu dieser Kategorie gehören auch die Sportler, die ihre Laufbahn hinter sich haben. Das Training dieser Sportler ist wohl vielseitig, doch leicht und fast spielerisch, ohne einen Gedanken an Höchstleistung (was auch für den Beginn der sportlichen Laufbahn der Jugendlichen und Schüler als Grundsatz dienen sollte). Vorbedingungen für den Leistungssport Im Gegensatz hierzu stehen die Sportler, die nach Höchstleistung streben, die jede nur erdenkliche Möglichkeit benützen, ihr Können zu erweitern und ihre Leistung auf den höchstmöglichen Stand zu bringen. Sportler, die sich für den Leistungssport entschließen, müssen sich neben der Begeisterung (die dauerhaft sein muß) davon überzeugen, ob sie völlig gesund sind, insbesondere, ob die Organe den Anforderungen gewachsen sind. Hiernach kann das Training beginnen, das bei allem Eifer und aller Härte nicht in Überanstrengung und Raubbau am Körper ausarten darf. So schön auch Spitzenleistungen sind, so hüte man sich vor krankhaftem Ehrgeiz, sich durch Überanstrengung Erfolge erkaufen zu wollen. Das Training muß Aufbau sein Man bedenke stets: Training muß Aufbau sein und mit jeder Übung muß diese Forderung erfüllt werden. Der Beginn des Trainings im Ringen kann mit der Fundamentierung eines Hauses verglichen werden. Die Höhe des Hauses hängt vom angelegten Fundament ab. Wird das Fundament mit Umsicht und Sorgfalt gelegt, so kann das zu errichtende Haus um so höher gebaut werden. Wollte man aber umgekehrt, nachdem das Haus fertig ist, das Fundament erneuern oder ändern, so würde dies, wenn überhaupt möglich, viel Zeit in Anspruch nehmen. Deshalb soll der künftige Meister nicht nach schnellen Erfolgen trachten, denn dies geht meistens auf Kosten einer vielseitigen Grundausbildung. Und 40
Freunde, eines merkt euch: Von nichts kommt nichts! Eine beständige Leistung kommt nicht von ungefähr, sie muß zäh und hart erarbeitet werden. Nur wer bereit ist, jede Möglichkeit für die Steigerung seiner Leistung auszunützen, selbst wenn dabei Unbilden und Entbehrungen in Kauf genommen werden müssen, nur der kann mit Erfolg rechnen. Ergänzungssport für den Ringer Das Training auf einer breiten Grundlage schließt neben dem Spezialtraining auch Ergänzungsübungen und Sportarten ein, die alle zur vielseitigen Büdung der Organe, der Muskeln und auch der Nerven beitragen. Auch wenn der Ringkampf zu den vielseitigsten Leibesübungen zählt — man könnte sagen, gerade deshalb —' kann der Ringer ohne Ergänzungssport nicht auskommen. Der künftige Meisiter des Ringkampfes muß besonders solche Übungen auswählen, die seine Schnellkraft, Ausdauer und Wendigkeit fördern. Schnellkraft wird besonders durch die technischen Übungen im Gewichtheben, wie Reißen und Stoßen, gefördert. Um die gewünschte Wirkung zu erzielen, muß das Gewichtheben regelmäßig geübt werden, wobei die Übungen ausgesprochen technisch sein und nur mit leichtem Gewicht ausgeführt werden sollen. Nur selten soll auf Höchstleistung trainiert werden. Zur Entwicklung der Schnellkraft dienen ferner die Wurf-, Sprung- und Startübungen. Reine Muskelkräfte, erlangt durch Dauerübungen oder auch durch schwere körperliche Berufsarbeit, nützen dem Ringer wenig, wenn sie nicht mit Schnellkraft gepaart sind und wenn sie nicht der Kampftechnik dienstbar gemacht werden können. Ausdauer fördernde Übungen und Sportarten sind: Laufen, Schwimmen, Sküauf, Geräteboxen usw., die aber nur dann den gewünschten Zweck erfüllen, wenn das Hauptgewicht auf Tempo und nicht auf die Länge der Übung gelegt wird. Da der Lauf am einfachsten und überall auszuüben ist, sollte sich jeder in der Nähe seiner Wohnung eine Strecke aussuchen, auf welcher er seinen Leistungslauf zweimal in der Woche üben kann. Diese zwei Läufe unterscheiden sich in der Art, dienen aber derselben Zielsetzung. Der eine Lauf weist eine feststehende Strecke von zirka 2000 m auf, die von Mal zu Mal in einer kürzeren Zeit zurückgelegt werden soll. Beim anderen Lauf ist das Tempo von Anfang an so schnell wie möglich, dafür aber die Strecke nur 50 m. Nach dem Spurt weiden diese 50 m im Schritt, ausgefüllt mit Atemübungen, zur Startstelle zurückgelegt und der Lauf wiederholt. Nach anfänglich 4—5 Läufen über 50 m wird die Anzahl der Läufe auf 10—15 erhöht und später auf 100 m verlängert. Doch sollen 10X100 m nur überschritten werden, wenn hierzu eine Notwendigkeit besteht. Schnelligkeit, Beweglichkeit und Wendigkeit werden insbesondere auch durch Ballspiele (Handball, Korbball), Geräteboxen und leichte Boxgänge, bei denen die Schläge und Treffer nur angedeutet werden, gefördert. 41
Das Training auf Höchstleistung So wichtig und leistungsfördernd die Ergänzungsübungen auch sein mögen, so können sie niemals das Training und den Kampf im Ringen selbst ersetzen. Unaufhörlich muß ein Ringer bestrebt sein, die durch Ergänzungssport erworbenen Eigenschaften auf sein Spezialgebiet, auf das Ringen, zu übertragen, indem er sich hier genau dieselben Aufgaben stellt und sie zu erfüllen sucht. Eine vorzügliche Kraftübung ist der Ausheber am Boden. Der Griff wird anfangs mit einem leichten Partner geübt; dieser hat die Aufgabe, sich • gegen den Ausheber zu wehren. Die Leistung wird dadurch gesteigert, daß ein immer schwererer und technisch besserer Partner genommen wird. Für die Übung der Wendigkeit ist im Ringen reichlich Gelegenheit vorhanden. Insbesondere sind es im Standkampf die Schwünge und der Durchschlüpfer, aus der Unterlage die amerikanische Wende usw., die erhöhte Wendigkeit und plötzliches Handeln erfordern. Ausdauer und Härte erlangt man, wenn man im Training nicht die Kampfzeit ausdehnt, sondern das Tempo verschärft. Das Training unter diesen Umständen braucht nie länger als zwanzig Minuten ziu dauern. Die Steigerung des Tempos wird durch Wechseln der Partner erzielt. Genügt für den Anfang ein Partner, so kann besonders vor Wettkämpfen für jede Kampflage ein frischer Partner genommen werden, wobei man in den Stellungen, in denen man schwächer ist, längere Zeit verweilt, außer in der Bodenkampf-Oberlage und in den „letzten drei Minuten", in denen man versuchen muß, einen vermeintlichen Rückstand durch Wertungen unbedingt einzuholen. Wichtig ist dabei, daß der auf Ausdauer trainierende Ringer versucht, den Kampf zu führen und das Tempo zu diktieren. Die Ausdauer im Ringen ist im hohen Maße von der technischen Beherrschung der Griffe abhängig; je besser die Griffe eingeübt sind, um so weniger Kraft wird für ihre Anwendung benötigt. Dies aber setzt voraus, daß • man in den Übungsstunden neben dem Aussuchen der sogenannten nachteiligen Lagen (Unterlage und Brücke) die angesetzten Griffe des Gegners immer wieder zum eigenen Vorteil auszunützen versucht; denn nur dann erfüllt die Übungsstunde ihren Zweck, wenn mehr geübt als gekämpft wird. Des weiteren ist auch wichtig, daß man sich daran gewöhnt, mit lockeren Muskeln zu kämpfen und sie nur in dem Augenblick anzuspannen, wenn die Situation es erfordert. Dauernd angespannte Muskeln können nur schlecht durchbluten, wodurch sie frühzeitig ermüden und hart werden. Dasselbe gilt auch für die Defensive. Wenn des Gegners Griffen und Griffansätzen nicht durch entsprechende Gegengriffe begegnet werden kann, müssen diese durch geeignete Arm-, Bein- oder Körperbewegungen wirkungslos gemacht werden. 42
Um bei der Vielseitigkeit des Ringkampf es und den dabei notwendigen Ergänzungsübungen Planlosigkeit, Überanstrengung und zwecklose Zeitund Kraftvergeudung zu vermeiden, wird die Aufstellung eines U b u n g s p l a n e s empfohlen. Im Zusammenwirken mit dem Übungsleiter werden Übungen und Sportarten ausgesucht, die zur Förderung der fehlenden Eigenschaften (Ausdauer, Härte, Schnellkraft usw.) dienen und ein Übungsplan schriftlich aufgestellt. Um ein Abweichen von den niedergelegten Vorsätzen zu vermeiden, sucht sich der Ringer, der nach höheren Leistungen strebt, einen Betreuer aus, der selbst kein hervorragender Könner zu sein braucht, der aber die Durchsetzung des Ubungsplanes überwacht. Das festzulegende Arbeitspensum muß ganz individuell sein: vor einem Zuviel ist auf alle Fälle zu warnen, denn nur zu leicht kann ein Übertraining eintreten. Die Anzeichen dafür sind: Schnelle Ermüdung, Unlust zum Training, Schlaflosigkeit, mangelhafter Appetit usw. Man hat also der Körper- und Kraftsubstanz mehr entnommen, als man zugeführt hat. In solchen Fällen ist das Training nur auf leichte Spiele, ausgedehnte Spaziergänge usw. zu beschränken, dazu leichte Speisen und viel Schlaf. Der Wettkampf Der Wettkampf ist der Prüfstein für das Können, der Sieg die Belohnung für die Mühe und für die Leistung. Erfolge braucht der Sportler. Sie geben den Auftrieb für die Fortsetzung der harten Trainingsarbeit. Grundsätzlich soll man nur dann an Wettkämpfen teilnehmen, wenn man dafür genügend vorbereitet ist. Ungenügende Vorbereitung führt zu Mißerfolgen. Mißerfolge machen aber auf die Dauer den besten Sportler mutlos und rauben das Selbstvertrauen zu seiner Arbeit. Vor Wettkämpfen ist das Training mindestens 8—10 Tage vorher einzustellen, dagegen nicht die gewohnte Beschäftigung im Beruf; der Ringer muß die förmliche Begierde eines „Ausgehungerten" haben, wieder auf der Matte zu kämpfen. Die bisherige harte Trainingsarbeit wird auf leichte Spiele, Wanderungen, Gymnastik, Atmungslauf, Wurfübungen usw. übergeleitet, um die erlangte Form zu halten; sie wirken auf den Organismus „aufladend". Grundlagen der guten Tagesform Für die Leistungsfähigkeit des Ringers ist wichtig, daß er vor Wettkämpfen, auch in fremder Umgebung, seine gewohnte Lebensweise beibehält, denn sein Wohlbefinden ist im höchsten Grade entscheidend für seine Tagesform. Zum Wohlbefinden gehört der gewohnte Schlaf. Um einen guten Schlaf zu haben, gehe man vor dem Kampftag eher etwas später als zu früh ins Bett. Am Wettkampftage stehe man zur gewohnten Zeit auf und suche sich eine Beschäftigung, um der Langeweile zu entgehen. Man 43
soll 3—4 Stunden vor dem Kampf nicht mehr schlafen, denn der Körper braucht, um auf Hochtouren zu kommen (wie eine Maschine), eine gewisse Anlaufzeit. Dagegen ist die Einschaltung einer kleinen Erholungspause vor und auch zwischen den Kämpfen bestens zu empfehlen. Bei diesem „Viertelstündchen Ruhe" sollen alle Muskeln entspannt, alle Gedanken ausgeschaltet sein, damit das Herz durch den Blutkreislauf den letzten Winkel des Körpers mit frischer Nahrung versorgen kann. Man achte darauf, daß der Körper und die Muskeln dabei, wie auch sonst, nie abkühlen, denn es ist bekannt, daß kalte Muskeln nicht richtig durchbluten und somit schlecht arbeiten. Durch kalte Muskeln kann auch ein schmerzhafter Muskelriß entstehen, was eine längere Pause für jede sportliche Tätigkeit nach sich ziehen kann. Der Sportler muß, um leistungsfähig zu sein, stets weiche, lockere, gut durchblutete Muskeln haben und diese vor dem Kampf noch durch Gymnastik und Lauf (auf der Stelle) vorwärmen, um so im Kampf gleich auf Hochtouren laufen zu können. Dieses Vorwärmen kann auch durch M a s s a g e (Reiben und Schütteln) unterstützt werden, insbesondere dann, wenn der Ringer schon gekämpft und noch weitere Kämpfe zu bestehen hat. Überhaupt wird die Massage beim Ringen noch viel zu wenig angewendet. Zugegeben, daß das Ringen durch das Fassen der Griffe schon eine Massage ist, so kann doch durch Massage, insbesondere nach den Kämpfen und nach schwerem Training, bei regelmäßiger Anwendung die Leistung gesteigert werden. Für den Ringer eignet sich erfahrungsgemäß am besten die durchgreifende finnische Massage, als „Entmüdungsmassage", die trocken oder nur mit wenig ö l oder Puder zur Anwendung kommt. In Ermangelung eines Masseurs kann auch die Selbstmassage mit Erfolg angewendet werden. Beim Fehlen von anatomischen Kenntnissen soll sich die Selbstmassage nur auf Streichmassage beschränken, und zwar muß die Streichbewegung stets nach dem Herzen zu ausgeführt werden. Eine gute Wirkung hat die Selbstmassage als Abschluß einer Frühgymnastik oder auch ohne diese; sie bringt den Körper in Bereitschaft für die zu leistende Tagesarbeit. Mit bestem Erfolg wandte ich nach hartem Training die Tretmassage an. Sie besteht darin, daß ein wesentlich leichterer Partner sich auf dem Rücken mit kleinen Schritten bewegt. Die Massage kann bei individueller Anwendung auch als vorbereitende Maßnahme angewendet werden. Je nach dem Temperament des zu massierenden Kämpfers und dem Zweck, den man erreichen will, kann die; Massage erfolgen; z. B. muß der Phlegmatiker durch Reiben, Schütteln und Klopfen (manchmal auch durch Worte) aufgeputscht, der Feinnervige durch leichtes Streichen (Streichmassage) beruhigt werden. Im letzteren Fall kann auch dem Startfieber entgegengewirkt werden, das an und für sich nicht schädlich ist, weil es den Körper in natürliche 44
Kampfbereitschaft versetzt; aber mitunter steigert es sich bei empfindlichen Naturen ins Unerträgliche und muß herabgemindert werden. Im übrigen ist das Startfieber mit der Berührung des Gegners völlig verschwunden. Schlimmer als Startfieber sind die zwar wohlgemeinten, aber für die seelische Einstellung (auf den Kampf) schädlichen Ratschläge an den Kämpfer. Meist wird da der Ringer auf die Stärken des Gegners aufmerksam gemacht und allerlei Ratschlag für Gegenmaßnahmen erteilt. Auf diese Weise wird dem Kämpfer eine schwere Verantwortung aufgebürdet, unter deren Last pflichtbewußte Naturen schier zusammenbrechen. Es kommt vor, daß solche Ringer vor lauter Aufpassen, wann die angekündigten Griffe des Gegners kommen, vergessen, die eigenen anzuwenden. Es ist auch nicht gut, wenn Kämpfer sich zuviel mit der eigenen Person beschäftigen und dabei von Außenstehenden gar noch Unterstützung finden, denn solche Sportler werden meist zu überempfindlichen und überzüchteten Naturen, die von uns abgelehnt werden. Der Sporttyp, den wir brauchen, ist der harte, natürliche Sportler mit starken Nerven, der unbekümmert auch unter den widrigsten Umständen zu kämpfen bereit ist. Zu guter Kampflaune gehört ein guter Magen. Darum muß die letzte Mahlzeit mindestens vier Stunden vor dem Wettkampf (und auch sonst vor der Übungsstunde) liegen. Dies gilt auch für Getränke. Am meisten wird in dieser Beziehung von Sportlern gesündigt, die ihr Gewicht halten oder gar abtrainieren mußten und nach dem Abwiegen wieder essen und trinken dürfen. Jeder denke daran, daß Flüssigkeit und Speisen, die bis zum Kampf vom Magen nicht verarbeitet wurden, für den Körper nur einen unnützen Ballast bedeuten und den Kämpfer an der Entfaltung seiner Leistungsfähigkeit hindern. Aber auch Leute, die nicht abtrainieren, sündigen mitunter, insbesondere, wenn sie unterwegs sind und im Hotel freie Verpflegung erhalten. Nur wenige sind es, die angesichts der vollen Tafel sich beherrschen können und nur das Nötigste und das Gewohnte zu sich nehmen. Wenn z. B. jemand zu Hause jahraus jahrein zum Frühstück Butterbrot mit Marmelade ißt und dazu eine Tasse Milch, Kaffee oder Tee trinkt, so werden ihm unmöglich Ei und Schinken sowie die sonstige Kraftnahrung bekommen. Der Magen antwortet auf diese wohlgemeinten „Stärkungsmittel" meist mit Trägheit und Unlust und dies wirkt sich ungünstig auf die Leistungen aus. Es hat sich bewährt, vor Wettkämpfen an die Ringer Verpflegungsgelder auszuzahlen, weil nun jeder bestrebt sein wird, in die eigene Tasche zu sparen und nur das Nötigste und Gewohnte zu essen und zu trinken. Vor Wettkämpfen wird vielen Ringern das Gewichtmachen und das Gewichthalten Schwierigkeiten bereiten, da sie ihr Körpergewicht zu vermindern suchen, um in die leichtere Gewichtsklasse eingereiht zu 45
werden. In diesem Bestreben werden von ihnen leider oft Maßnahmen ergriffen, die nicht nur die Leistung, sondern auch die Gesundheit gefährden. Schärfstens zu verurteilen ist insbesondere, wenn Jugendliche sich solchen „Roßkuren" unterziehen und hierin obendrein unterstützt und gar dazu angehalten werden. Gerade im Stadium des Wachstums braucht der Körper die Aufbaustoffe. Werden diese häufig und mit Gewalt dem Körper entzogen, so können sich nur zu leicht bleibende Schäden einstellen. Aber auch Erwachsene können sich durch das übermäßige „Abkochen" ruinieren; schließlich bedenke jeder, daß durch das übermäßige Abtrainieren auch die Leistungsfähigkeit herabgesetzt wird. Nur eine mit Maß herbeigeführte Gewichtsverminderung kann leistungssteigernd wirken, da der Körper von dem überflüssigen Wasserballast befreit und „ausgetrocknet" wird. Oft haben wir beobachtet, daß unsere nordischen Sportfreunde sogar kurz vor den Kämpfen ins Schwitzbad gingen, selbst wenn sie Untergewicht hatten, um sich um 2—3 Pfund Flüssigkeit zu erleichtern. Diese Art der Verminderung des Wassergehalts im Körper kann aber nur für diejenigen zuträglich sein, die diese Prozedur gewöhnt sind; jede ungewöhnliche Maßnahme könnte das Gegenteil bewirken. Abtrainieren, aber mit Vernunft! Jeder Ringer, der regelmäßig trainiert und sportlich lebt, bat sein normales Körpergewicht. Da kein überflüssiges Fett vorhanden ist, kann ein Abtrainieren am einfachsten durch Verminderung des Wassergehaltes im Körper vorgenommen werden. Jeder Ringer wird bei etwas ernsthafter Trainingsarbeit zwei bis vier Pfund an Gewicht bzw. Wasser verlieren. Der Organismus antwortet auf diesen Wasserverlust mit Durstgefühl. Geben wir diesem Verlangen nach und stillen unseren Durst, so ist das Körpergewicht wieder auf den normalen Stand gebracht. Für den Sportler ist dies nach dem Ausschwitzen der Giftstoffe die denkbar beste Möglichkeit, dem Körper durch hochwertige Flüssigkeiten (Nährstoffe) neue Kraft und Energie zuzuführen. Soll das Körpergewicht vermindert werden, so muß man versuchen, die verlorene Flüssigkeit nur zum Teil zu ersetzen und das Durstgefühl durch Gurgeln und durch schluckweises Trinken von ungesüßtem, heißem Zitronenwasser, Tee oder Kaffee zu bezwingen. Gute Dienste gegen Durst leisten Kaugummi, oder das Kauen von Flaschengummi und der Kerne von Dörrpflaumen. Aber nicht nur Getränke, sondern auch Speisen sind bei dieser „Austrocknungskur" mit Sorgfalt zu wählen. Es sind Speisen zu vermeiden, die viel Wassergehalt haben (Suppe, Gemüse, Kartoffeln) oder stark gewürzt sind, weil diese noch mehr Durst verursachen. Am besten 46
sind einfache, unkomplizierte Speisen, wie weichgekochte Eier, Fleisch am Rost oder in Butter gebraten, ohne Saucen, dafür grüner Salat oder frisches Obst. Bei allem geht Qualität vor Quantität; so sind Schokolade, Eigelb mit Zucker, Dörrobst, Nüsse usw. wegen ihres geringen Gewichts und ihres hohen Nährwertes gegenüber anderen Speisen vorzuziehen. Eine Norm, wieviel Pfund — ohne Schaden zu erleiden — abtrainiert werden können, ist nicht aufzustellen; es hängt vom Alter, der Körpersubstanz und der Methode ab. Manchem werden zwei Pfund unter seinem normalen Gewicht mehr Schwierigkeiten bereiten als einem anderen sechs Pfund. Bei Verminderung des Körpergewichtes muß auch jeder selbst ausprobiert haben, was für ihn bekömmlicher ist: das Gewicht kurzfristig oder nach und nach durch Schwitzen oder Diät herabzumindern. Soll das Gewicht kurzfristig gebracht werden, so darf die schwitzende Tätigkeit nur kurz bemessen sein, um Energie und Nervenkraft zu sparen. Es empfiehlt sich in diesem Fall, sich recht warm anzuziehen und durch Laufen oder Seilspringen in Schweiß zu bringen. Eine eingelegte Zwischenpause kann mit einem heißen Fußbad ausgefüllt werden. Der Schwitzende wird nun in Decken gehüllt, damit er eine Weile im „eigenen Saft" schmoren kann. Bei dieser Prozedur kann in einer Stunde bis zu zwei Pfund Gewichtsverlust erreicht werden. Der Schweiß kann aber auch mit heißen Bädern „angetrieben" werden. Es soll betont werden, daß die Bäder nur zum „Antreiben" des Schweißes dienen sollen (ca. 15—20 Minuten), worauf das „Nachschwitzen" in einem gut temperierten Raum oder in Wolldecken gewickelt fortgeführt werden soll. Auf keinen Fall darf die volle Zeit im Bade verbracht werden. Jeder muß für sich selbst erproben, welche Bäder für ihn am zuträglichsten sind. Dem einen wird ein Wannen- oder Dampfbad mit 45 Grad Celsius mehr zusagen als ein Feuchtluftbad mit 60 Grad Celsius oder ein Trockenluft- oder Sauna-Bad mit 60—100 Grad Celsius. Neben schweißtreibender Betätigung, den Schwitzbädern und der Diät kann das Gewicht auch durch Entleerung des Darminhalts vermindert werden. Abführmittel, wenn sie nur einmal angewendet werden und in der Wirkung mild sind, sind unschädlich. Jedenfalls ist eine Verstopfung weit schädlicher als ein Durchfall, weshalb der Sportler auch ständig um einen regelmäßigen Stuhlgang besorgt sein sollte. Auch hier richtet sich die Auswahl und Menge der angewendeten Mittel nach der persönlichen Veranlagung. Als Abführmittel sind gebräuchlich: Einige Schluck warmes Wasser, rohe Milch, Karlsbader Salz, Kaffee, bestimmte Teesorten, dazu die verschiedenen Präparate (Darmol, Leopillen usw.) Stuhlzäpfchen (Seife). Die Abführmittel sind so zu nehmen, daß sie sich bis zum gewünschten Zeitpunkt voll ausgewirkt haben. 47
Jeder Ringer, der sein Gewicht reduziert, muß auch wissen, daß man über Nacht im Schlaf schon ein bis eineinhalb Pfund verlieren kann. Für Sportler, die Gewicht halten müssen, ist es gut, wenn sie vor den Kampftagen (aber nicht vor dem Kampf selbst) das Frühstück oder eine Hauptmahlzeit einfach verschlafen.
V. D E R R I N G E R U N D S E I N E
GESUNDHEIT
Sportliche Lebensweise Über die Lebensweise des Ringers ist zu sagen: sie sei immer gleichbleibend sportlich, ob er sich vor einem Kampf befindet oder nicht. Das oberste Gebot lautet: In allen Dingen und in allen Lebenslagen Maß halten! Wer als Sportler dieses Lebensgesetz nicht beachtet, dem bleiben neben sportlichen Rückschlägen meist auch gesundheitliche Schäden nicht erspart, weil sich Übertreibungen immer rächen. Die E r n ä h r u n g des Sportlers darf zu keinem Problem gemacht werden. Er soll essen und trinken, was ihm schmeckt, genauer gesagt, was auf den Tisch kommt. Wenn er auf den Küchenzettel Einfluß nehmen kann, so wird eine abwechslungsreiche gemischte Kost empfohlen. Wie schon betont, ist die gewohnte Mahlzeit, und sei sie noch so einfach, besser als ungewohnte Kraftnahrung, die Magenverstimmung und dadurch die Verminderung der Leistung verursachen kann. Die A r b e i t , der B e r u f , der den Menschen befriedigt und ihn interessiert, ist das beste Mittel für die Erhaltung des seelischen Gleichgewichts. Ein Sportler ohne Arbeit und ohne berufliche Inanspruchnahme läßt erfahrungsgemäß in seinen Leistungen nach. Es ist ihm schlecht gedient, wenn ihm zu sog. „Protektionsstellungen" verholfen wird, wobei er nur zum Abholen seines Gehaltes angestellt ist. Wenn schon Protektion, so nur bei der Anstellung, für die eine vorbildliche Leistung zu fordern ist. Vereine und Sportinteressenten, die nicht nach diesem Grundsatz handeln, begehen einen schweren Erziehungsfehler und machen den Sportler für sein späteres Leben unglücklich. Wenn Sportbegeisterte einen Ringer wirklich fördern wollen, so sollen sie ihn in seinem Beruf fördern durch Ermöglichung von Studien, Prüfungen, Kursen zur Erlangung besserer Positionen, die sich später als Vorteil für den Sport selbst auswirken, z. B. durch eine einflußreiche Stellung bei Stadt, Staat oder Wirtschaft. Die E r h o l u n g und Ruhe sind der Gegenpol der Arbeit. Die gründliche Erholung ist der Schlaf. Jeder Sportler sollte selbst ausprobieren, wann und unter welchen Bedingungen er am besten schläft. Der Schlaf vor Mitternacht soll der gesündeste sein. Mit 8—9 Stunden Schlaf dürfte man im allgemeinen auskommen. Mittagsschlaf meide man, denn er geht meistens auf Kosten der Nachtruhe. Wenn man müde ist, sollte man statt schlafen lieber ruhen oder Abwechslung in der Beschäftigung 48
suchen. Das Bett für die Nachtruhe soll so beschaffen sein, daß man sich darin wohlfühlt und gründlich ausruht. Sportler meiden weiche Unterlagen. Der Schlafraum soll gut gelüftet, das Fenster über Nacht zumindest einen kleinen Spalt geöffnet sein. Dabei ist ein Durchzug zu vermeiden, ebenso soll die in den Raum strömende Luft den Schlafenden nicht treffen; sie könnte Rheuma und Ischias verursachen. Wenn das Bett nicht von Fensternähe abgerückt werden kann, so lege man sich mit den Füßen zum Fenster. Die letzte Mahlzeit vor dem Schlafengehen soll man mindestens 2 —3 Stunden vorher einnehmen. E r h o l u n g , V e r g n ü g e n ist die Würze des Lebens. Jeder, der die Woche über seiner Arbeit nachgeht, soll am Wochenende seine Erholung haben. Unter Erholung versiehe ich einen Ausflug; er kann mit einem anderen Sport verbunden sein, z. B. Schilaufen, Wandern, Segeln, Ballspielen usw. Erholung bedeutet jede Betätigung, die einem F r e u d e macht. Selbstverständlich ist die Einschaltung eines Tages, an dem man nur faulenzt, auch kein Fehler. Den Jahresurlaub soll man, wenn möglich, an der See oder im Gebirge, jedenfalls in einer fremden Umgebung verleben. Im Gebirge, bei Schisport, Märzsonne und Höhenluft sind alle Voraussetzungen für eine gute Erholung gegeben. Zur Erholung gehört auch das Vergnügen. Hierzu zählt der Besuch von Kino, Theater, Lokalitäten, auch Tanzen usw. Ein Sportler soll kein Stubenhocker sein, er soll sich überall frei und sicher bewegen. Nur muß er stets die Grenzen kennen, wie weit ein Vergnügen dem Körper und der Leistung zuträglich ist. Mit dem Vergnügen in Verbindung stehen die Genußmittel: A l k o h o l und N i k o t i n . Ein Sportler muß den Stolz haben, Nichttrinker und Nichtraucher zu sein. Nur wer sich selbst bezwingt, kann andere besiegen. Also soll das Rauchen und Trinken kein Verbot, sondern ein freiwilliges Unterlassen sein. Es soll hier weniger erörtert werden, ob der Alkohol, mit Maß genossen, wenig oder nicht schaden kann. Die meisten Trunkenbolde und Kettenraucher fingen mit wenig an. Eine völlige Enthaltsamkeit hat noch nie geschadet. Ein Ringer, der seinen Sport ernst nimmt, wird nie rauchen und trinken. Für den G e s c h l e c h t s t r i e b ist der Sport ein gutes Mittel zur Ablenkung. Jungens. die den Sport ernsthaft betreiben, finden keine Gelegenheit zur Tändelei und vernachlässigen ihren Sport nicht. Durch die sportliche Betätigung laufen sie auch nicht Gefahr, wie so viele Jugendliche, auf Abwege zu geraten. Die Ansicht, daß der Sportler, solange er nach Höchstleistungen strebt, i.icht heiraten soll, ist irrig. Allerdings muß die Frau den Sport ihres Mannes bejahen und den Mann in seinem Vorhaben unterstützen; nur dann kann dem Sportler eine lange, erfolgreiche Laufbahn bevorstehen. Erfahrungsgemäß sind Sportler treue und sorgende Ehemänner. Eine kluge Frau wird ihren Mann von seinem Sport nicht abhalten, weil der Zeitvertreib durch den Sport bestimmt die angenehmere „Vergnügungsi
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sucht" des Mannes ist, im Gegensatz zum Besuch von Wirtshäusern oder anderen zweifelhaften Vergnügungen. K ö r p e r p f l e g e gehört zum Sport. Das Waschen oder Baden nach jeder sportlichen Betätigung ist eine Selbstverständlichkeit. Wenn kein Bad vorhanden ist, genügt ein Eimer voll warmem Wasser. Sich kalt abwaschen oder duschen kommt nur dann in Frage, wenn überhaupt kein warmes Wasser zur Verfügung steht. Ist nur kaltes Wasser vorhanden, so muß sofort nach dem Kampf, solange der Körper überhitzt ist, gebadet werden und nur kurz, wobei nur die Haut abkühlen darf. Ein Auskühlen des Körpers unter der Dusche muß unter allen Umständen vermieden werden. Bei vielen wird eine solche „Kaltwasserkur" vielleicht Kopfschütteln hervorrufen;die Erklärung für ihre Unschädlichkeit ist aber damit erbracht, daß man sich auch nach der Sauna oder nach einem heißen Bad kalt abduscht. Im übrigen ist die Unschädlichkeit dieser Methode tausendfach erprobt. Zur Körperpflege gehört auch ein sportlicher Haarschnitt. Ein Ringer trägt einen betont kurzen Haarschnitt, damit die Haare bei der Brükkenarbeit nicht hinderlich sind. Die Zähne in Ordnung zu halten muß des Sportlers größte Sorge sein. Tägliches Zähneputzen, besonders vor dem Schlafengehen, gehört zur Grundpflege des Körpers. Schlechte, schadhafte Zähne sind der Ursprung vieler Krankheiten, weshalb man von Zeit zu Zeit den Zahnarzt aufsuchen soll, auch wenn man dazu keine Veranlassung zu haben glaubt. Die Pflege der Fingernägel ist für den Ringer eine Notwendigkeit. Sie müssen kurz und sauber sein, damit beim Ringen der Partner nicht gekratzt und durch das Kratzen nicht infiziert werden kann. Zur täglichen Körperpflege gehört auch die Pflege der Füße, zumal, wenn sie zum Schweißfuß neigen. Tägliche Waschung, besonders im Sommer, und Wechseln der Strümpfe ist hier das beste Mittel, entgegenzuwirken. Ringen, ein Kraftquell für den Lebenskampf Wird bei allem Tun und Handeln im Training, im Kampf und im Vergnügen die goldene Mitte gehalten, dann wird auch der Wunsch eines jeden Sportlers in Erfüllung gehen, l a n g e l e i s t u n g s f ä h i g zu b l e i b e n . Grundbedingung ist hierfür allerdings, daß ein vielseitiges Training und die Wettkampftätigkeit solange als möglich beibehalten werden. Spitzenleistungen bis in die vierziger Jahre setzen allerdings die technische Beherrschung der Griffe und die Meisterung aller Kampflagen voraus. Wenn zwei Ringer mit unterschiedlichem Alter, aber mit gleicher körperlicher Kondition kämpfen, so wird wahrscheinlich der Ringer mit der größeren Kampferfahrung, mit der besseren Technik den Sieg erringen und dies wird wohl immer der ältere Ringer sein. Gerade die Nachkriegs jähre haben auf allen Gebieten des Sportes (auch international) bewiesen, daß die „Alten" es können, wenn sie nur ernstlich wollen. 50
Warum gibt ein Ringer seine sportliche Laufbahn auf? Meist doch nur deshalb, weil er sich nicht mehr die Zeit zum Üben nimmt und so durch die schlechte körperliche Verfassung gegen die Jüngeren ins Hintertreffen kommt. Abgesehen davon, daß jeder Kampf eine gründliche Vorbereitung erfordert, sollte man das Training weiter betreiben, selbst dann, wenn man schon seine aktive Laufbahn aufgegeben hat. Ein untrainierter Körper verliert nur zu bald die Widerstandsfähigkeit, altert schneller und wird viel leichter von Krankheiten befallen. Schon der Stoffwechsel, herbeigeführt durch das regelmäßige Schwitzen im Training, ist durch keine Medizin zu ersetzen. Die Ausrede, daß man mit zunehmendem Alter das harte Training mit den Aktiven nicht mehr durchhalten könne, könnte schon ihre Berechtigung haben; da man sich im Ringen jedoch selbst die Partner und auch die Übung oder Kampflage aussuchen kann, liegt es an jedem selbst, das passende Arbeitspensum auszuwählen. Wenn jemand das Training wegen Zeitmangel aufgibt, so sei ihm nur gesagt, daß ihn für die Erhaltung seiner Gesundheit und Leistungsfähigkeit keine Zeit und kein Geld reuen sollten. Verletzungsgefahren und ihre Vermeidung Das Ringen regelmäßig und im Rahmen der eigenen Leistungsfähigkeit ausgeübt, erhält den Körper und den Geist bis ins hohe Alter gesund, beweglich und widerstandsfähig. Daneben birgt das Ringen, ebenso wie andere Sportarten, auch gewisse Gefahren in sich. Diese Gefahren gilt es zu erkennen und zu vermeiden. Sie bestehen — wie schon in einigen Abschnitten gestreift wurde — in dem R a u b b a u am eigenen Körper. Erzeugt wird er durch einen krankhaften Ehrgeiz, trotz unvollkommener Vorbereitung und mangelhafter technischer Ausbildung Leistungen erzielen zu wollen, die das eigene Leistungsvermögen übersteigen; ferner durch das unvernünftige und unsachgemäße Gewichtmachen. Neben diesen Schäden, die ihren Ursprung in der eigenen Unvollkommenheit haben, können solche noch durch die u n f a i r e Haltung gewisser Sportler eintreten, denen „der Sieg um jeden Preis" die Hauptsache, die Gesundheit und die heilen Glieder ihres „Sportfreundes" aber nebensächlich sind. Es ist die Aufgabe der Übungsleiter, auf ihre Zöglinge entsprechend einzuwirken und sie zu fairen und ritterlichen Sportlern zu erziehen. Bei unfairem Verhalten im Kampf müssen die Kampfrichter die versäumte Erziehungsarbeit durch rücksichtsloses Einschreiten nachholen, wozu die Straf bestimmungen der Kampfregeln die nötige Handhabe geben. Der Ringer ist auch dann zu bestrafen, wenn die begangene Regelwidrigkeit nicht mit Absicht erfolgt ist. Solche verbotenen Kampfhandlungen sind: Der Wurf außerhalb der Matte, der Niederwurf, ohne vorher mit dem Knie niederzugehen, den Unterarm des Gegners beim Hammerlock oder Schulterdrehgriff als Hebel zu benützen oder seinen Unterarm in Richtung des Kopfes zu drücken oder zu ziehen. Besonders gefährlich sind Griffe, bei denen das Rückgrat auf Spannung gesetzt wird, wie dies beim Doppelnelson, Doppelhammerlock, dem Uberroller und ähnlichen 4*
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Griffen der Fall ist, wenn sie nach vorne anstatt nach der Seite ausgeführt werden. War die Ausbildung und Erziehung des Ringers gewissenhaft, so sind auch Verletzungen auf ein Mindestmaß beschränkt. Kommen trotzdem Verletzungen vor. so muß in allen Fällen ärztlicher Rat oder Hilfe in Anspruch genommen werden. Ist ein Arzt oder Sanitäter nicht anwesend, so vermeide man, bei Brüchen und Ausrenkungen durch wohlgemeinte aber unsachgemäße erste Hilfe den Schaden noch zu vergrößern. Die einzigste Hilfe kann höchstens noch darin bestehen, daß man das verrenkte oder gebrochene Glied an den Körper oder auf eine gepolsterte Schiene bandagiert und bis zum Eintreffen des Arztes den Verletzten betreut. Verletzungen können auch durch Mißgeschick eintreten, wofür niemand verantwortlich gemacht werden kann. Die M e n i s k u s - Verletzung zum Beispie) wird meist durch Hängenbleiben am Mattenbezug oder Drehen auf einem Bein verursacht, insbesondere dann, wenn das Kniegelenk gebeugt wird. Der Meniskus ist ein Knorpelstück an der Innen- und Außenseite des Kniegelenks, wovon fast immer nur das an der Innenseite Schaden erleidet. Leichte Fälle können mit Erfolg durch Schonung und durch Gipsverband ausgeheilt werden, bei schwererer Verletzung hilft nur ein operativer Eingriff. Die Operation, vom erfahrenen Chirurgen ausgeführt, ermöglicht schon nach 6—8 Wochen wieder die Aufnahme der sportlichen Betätigung. Eine weitere Verletzungsmöglichkeit, die weniger der Gesundheit als der Schönheit schadet, ist das Brechen des O h r e n k n o r p e l s . Durch das Brechen entsteht in der Ohrmuschel ein Bluterguß, der sich, wenn er nicht abgezapft wird, verhärtet, wodurch sich ein „Ringerohr" bildet. Recht unangenehm wird von vielen Sportlern der M u s k e l k a t e r empfunden. Er entsteht durch eine ungewohnte oder über das gewohnte Maß hinausgehende Tätigkeit, wobei die Ermüdungsstoffe in den Muskeln zurückgeblieben sind. Die Bekämpfung des Muskelkaters soll möglichst durch die gleiche Übung erfolgen, durch die man ihn erhalten hat; nur soll die Übung wesentlich leichter sein. Auf keinen Fall setze man mit dem Training aus. Weitere Linderung kann durch Vollbad und durch leichte Massage herbeigeführt werden. Werden Bad und Massage unmittelbar nach der Anstrengung angewendet, so kann dadurch der Muskelkater eine wesentliche Abschwächung erfahren. -
VI. D I E G R I F F S C H U L E D E S
RINGKAMPFES
Das Ringen besteht aus „Schwüngen", „Zügen", „Würfen", „Paraden" usw., die in der Ringersprache einfach mit „Griffen" und „Gegengriffen" bezeichnet werden. Demnach versteht man unter „Griff" nicht das Halten oder Fassen, sondern eine vollführte Handlung oder einen Trick. 52
Die Namen der Griffe waren früher vielfach unter ihren französischen Bezeichnungen bekannt. Nach und nach erhielten sie alle einen deutschen Namen, unter dem sie auch in diesem Buch geführt werden. Einige Griffe, die noch keinen Namen hatten, besonders im Freistil, erhielten entsprechend der Handlung oder Herkunft im Lehrgang der Spitzenkönner ihre passende Bezeichnung. Die in diesem Buch beschriebenen Griffe sind die wichtigsten des modernen Ringkampfes und werden in der Form beschrieben, in der sie von den Meistern der Matte angewendet werden. Diese Griffe bilden also die Grundschule des Ringkampfes und werden den Jüngern des Ringkampfes hiermit in einer angenehmen Form dargeboten und ihnen das Lernen recht bequem gemacht. Fleiß, Ausdauer und Beharrlichkeit sind trotzdem nicht minder wichtig als bisher, um zum Erfolg zu gelangen. A) GRIECHISCH-RÖMISCH 1.
Standkampf
Beim Ringen im Griechisch-Römischen Stil sind nur Griffe vom „Scheitel bis zur Hüfte" gestattet. Das Fassen der Beine oder Beinstellen ist verboten. Bei der Ausführung der Griffe aus dem Stand muß der Angreifer vor dem Niederwerfen seines Gegners mindestens auf ein Knie niedergehen, um so die Wirkung des Wurfes zu mildern. Bei Griffen, bei deren Ausführung der Angreifer selbst mitfällt, ist dies nicht erforderlich, z. B. bei Würfen. Um über die Vielfalt der Griffe eine Übersicht zu gewinnen und das -Lernen zu erleichtern, werden die in der Ausführung gleichartigen Standgriffe in drei Gruppen, die S c h w ü n g e , die W ü r f e und die W e n d e g r i f f e , zusammengefaßt. Die in den einzelnen Gruppen angeführten Griffe sind in der Art der Ausführung verwandt, wobei insbesondere die Stellung und die zu leistende Arbeit der Beine beachtet werden muß. Eigenartiger Weise galt bisher das Hauptaugenmerk den Fesselungen an den Armen und am Oberkörper; der Stellung der Beine bei der Durchführung der Griffe wurde nur wenig Beachtung geschenkt. In Wirklichkeit ist es aber so, daß die beste Fesselung am Oberkörper zum Scheitern verurteilt ist, wenn die Beine nicht richtig stehen. Bei richtiger Beinstellung jedoch gelingt ein Griff auch dann, wenn die Fesselung am Oberkörper nicht sorgfältig angesetzt wurde. Diese Erkenntnis macht es notwendig, daß die Beine (auch die des Gegners) genauestens beobachtet und so gestellt werden, wie es die Durchführung der einzelnen Griffe erfordert. Beim Griech.-Röm. Ringkampf stehen sich die Ringer in der Schrittstellung gegenüber, und je nachdem, ob der rechte oder linke Fuß vorn steht, bezeichnen wir sie als „Rechts- oder Linksausfall". Stehen sich die Gegner in derselben Ausfallstellung gegenüber, so spricht man von „gleichem Ausfall" (Abb. 23) im Gegensatz zum „ungleichen Ausfall" (Abb. 24). 53
Abb. 23
Abb. 24
Beim Üben nehmen die Partner die vorgeschriebene Schrittstellung ein, beim Kampf wird der Gegner durch Schieben oder Ziehen in d i e Schrittstellung gebracht, die für die Ausführung des Griffes am günstigsten ist. Die
Schwünge
Die S c h w ü n g e umfassen alle Griffe, die durch die Hebelwirkung des Körpers (Hüfte oder Schulter) ausgeführt werden. Zur Anwendung dieser Griffe muß notwendigerweise der Angreifer seinem Gegner den Rücken zukehren. Er muß aus der anfänglichen Ausfallstellung heraus eine halbe Wendung ausführen (Rücken zum Gegner) und dabei auf die verschiedenen S c h r i t t m ö g l i c h k e i t e n , Rück-, Paß-, Wechselund Kreuzschritt achten. Der R ü c k s c h r i t t (Abb. 25) wird angewendet, wenn die Ringer in der gleichen Ausfallstellung stehen. In diesem Falle bringe ich meinen in der Schrittstellung hinten stehenden Fuß durch einfaches Abwenden vom Gegner in dessen Standlinie. Die Drehung erfolgt auf dem Ballen
Abb. 25 54
Abb. 26
meines vorne stehenden Fußes. Der Rückschritt ist von allen Schrittarten am schnellsten ausführbar, da der Fuß hier den kürzesten Weg zurückzulegen hat. Wird die Wendung statt vom Gegner zum Gegner ausgeführt und mein hinten stehendes Bein zwischen den vorn stehenden Beinen der Ringer in des Gegners Standlinie gebracht, so wird dieser Schritt als P a ß s c h r i t t (Bild 26) bezeichnet. Der Paßschritt kommt insbesondere dann zur Anwendung, wenn ein Griff nach der entgegengesetzten Seite getäuscht wurde. Der W e c h s e l s c h r i t t (Abb. 27) wird ausgeführt, wenn die Ringer in ungleichem Ausfall stehen, wobei ich den vorn stehenden Fuß in des Gegners Standlinie stellen muß. Ich setze meinen in der Schrittstellung hinten stehenden Fuß neben meinen anderen Fuß (soweit als möglich in des Gegners Standlinie) und wechsle den Stand (mich vom Gegner abwendend) zu des Gegners zweitem Fuß.
Abb. 27
Abb. 28
Der K r e u z s c h r i t t (Abb. 28) gleicht in der Ausführung dem Paßschritt, nur ist die Ausgangsstellung dazu eine andere. Die Partner stehen entweder in ungleichem Ausfall oder in einem Abstand voneinander. Als Angreifer beginne ich den Schritt auf der Seite, nach welcher der Griff ausgeführt werden soll. Ich trete schräg hinüber neben des Gegners Fuß (Innenseite) in dessen Standlinie. Mein anderer Fuß wird mit der Wendung zum Gegner (wie beim Paßschritt) zwischen den nebeneinander stehenden Beinen in dessen Standlinie gesetzt. Ich muß immer wieder darauf achten, daß ich nach der vollführten Drehung so weit als möglich in des Gegners Standlinie komme und den Wurf in die Wurflinie ausführe. 55
Sind Griffe, Schritte usw. nur nach einer Seite (z. B. nach l i n k s ) beschrieben, so müssen sie entsprechend auch nach der anderen Seite (nach r e c h t s ) geübt werden. Dies ist selbstverständlich und daher nicht jedesmal eigens erwähnt. Das Üben der Schwünge kann aus des Angreifers Griffansatz (offensiv) beginnen (Abb. 29), wobei des Gegners Oberarm oder Handgelenk gefaßt wird, oder aus des Gegners Griffansatz (defensiv) Genick- oder Körpergriff (Abb. 30). In diesem Fall wird des Gegners Arm gefesselt und an meine Brust oder meinen Körper gepreßt. SCHULTERSCHWUNG Beide Ringer stehen in Rechtsausfall. Ich fasse mit meiner linken Hand den rechten Oberarm des Partners, drehe mich mit Rückschritt vor den Gegner, fasse während der Drehung mit meiner rechten Hand unter seine rechte Achselhöhle, unter welche ich zugleich noch meine rechte Schulter
Abb. 29
Abb. 30
schiebe (Abb. 31). Ich gehe auf meine beiden Knie nieder und beuge meinen Oberkörper nach vorn (Abb. 32), dadurch wird der Gegner seitlich rechts niedergeworfen. Noch während des Fallens löse ich meine Fesselung durch meine rechte Hand und greife mit meinem rechten Arm über des Gegners Hüfte, um ihn so in der Brückenlage besser fesseln zu können (Abb. 33). Hernach strecke ich mein Bein auf das Gegners Seite aus und stecke mein Kinn oder gar meine Stirne in dessen Achselhöhle. Bin ich gezwungen, aus irgendeinem Grund bei der Ausführung des Schulterschwungs mich auf die Seite zu legen und ist es mir nicht mehr 56
Abb. 31
möglich, den Arm über des Gegners Hüfte zu legen, so kann ich plötzlich mit der linken Hand zu des Gegners Hinterkopf fassen (Abb. 34) und mich in die Bauchlage wenden. HÜFTSCHWUNG
(K'opfhüftschwung)
Nach dem Eindrehen aus der Ausgangsstellung (Rechtsausfall und Fesselung am rechten Oberarm) fasse ich mit meiner rechten Hand über des Gegners Genick hinweg (von oben her) in seine. rechte Achselhöhle, schiebe mein Gesäß am Gegner vorbei, bis er vollständig vor meiner linken Hüftseite steht (Abb. 35). Ich beuge meinen Oberkörper bis zur waagerechten Haltung und hebe den Gegner vom Boden weg. Indem ich auf mein rechtes Knie niedergehe, wird der Gegner auf die Schultern geworfen. Der Niederwurf muß so erfolgen, daß der Gegner zur Ausführung einer Hechtrolle gezwungen wird, wobei sein Kopf die Matte nicht berühren darf, damit die ganze Wucht seine beiden Schultern trifft. 57
FINNISCHER
HÜFTSCHWUNG
Wenn ich beim* Eindrehen meinen rechten Arm um die linke Körperseite (Hüfte) des Gegners lege und den Wurf in derselben Weise wie den Hüftschwung durchführe, so wird dieser Griff als „ f i n n i s c h e r H ü f t s c h w u n g " (Abb. 36) bezeichnet. Gelingt es dem Gegner, in die Brücke zu kommen, so wird die Fesselung beibehalten. Beim Hüftschwung bleibe ich in der Sitzlage und spreize meine Beine (Abb. 37); beim finnischen Hüftschwung drehe ich mich in die Bauchlage und fessele die Brücke in der Seite.
Abb. 37 58
Abb. 38
Abb. 39
ARMFALLSCHWUNG Der Armfallschwung kann mit Absicht gefaßt werden. Aber meist ergibt sich die Gelegenheit, diesen Griff anzuwenden, dann, wenn des Gegners Kopf bei dem Ansetzen des Hüftschwunges aus der Fesselung rutscht. So wird der beabsichtigte Hüftschwung in der Ausführung nicht unterbrochen; meine abgerutschte Hand faßt des Gegners bereits gefesselten Oberarm (Abb. 38) und der Griff kommt wie der Hüftschwung zur Ausführung. Beabsichtige ich aber, einen Armfallschwung auszuführen, so schwinge ich meinen Arm während des Eindrehens über des Gegners Körper hinweg und fasse seinen Oberarm. Nach Ausführung des Wurfes bleibe ich in der Sitzlage, fasse mit meiner rechten Hand des Gegners rechtes Handgelenk, mein linker Arm wird angewinkelt, auf des Gegners Körper gelegt und dadurch verhindert, daß er sich überschlägt. Weitere wirkungsvolle Fesselungsmöglichkeiten sind unter „Armzug" (Bodenkampf) zu ersehen. LANGER
ARMFALLSCHWUNG
Ich fasse mit meinen beiden Händen des Gegners rechtes Handgelenk (durch Zwiegriff), drehe mich in seinen Arm ein (Abb. 39) und ziehe den Gegner durch den gefesselten Arm über meine Hüfte in die Brücke; beim Fallen auf das rechte Knie niedergehend. 59
VERKEHRTER
Abb. 40
LANGER
ARMFALLSCHWUNG Ich fasse mit meinen beiden Händen (Zwiegriff) bei beiderseitigem Rechtsausfall des Gegners rechtes Handgelenk (seine Faust zeigt nach oben) und ich drehe mich durch Paßschritt vor den Gegner (Abb. 40; bei anderer Beinstellung wird die passende Schrittart gewählt). Dor Gegner steht nun vor meiner rechten Hüftseite, ich gehe auf mein linkes Knie nieder, ziehe den Gegner ü b e r m e i n e n K o p f in mit der linken Hand fest,mit meinem rechten Arm versuche ich des Gegners linken Arm einzufangen (Abb. 41).
Abb. 41 Ist das nicht möglich, so fasse ich mit der rechten Hand vor meiner Brust vorbei des Gegners rechten Oberarm, wende mich in die Bauchlage und fessele den Gegner in der Brücke vom Kopfende her. VERKEHRTER
A R M F A L L S C H W U N G ODER KREUZWURF Bei beiderseitigem Rechtsausfall fasse ich mit dem rechten Arm um des Gegners linke Körperseite, drehe mich durch Rückschritt mit dem Rücken zum Gegner, drücke mit dem rechten Arm des Gegners linken Oberarm nach oben und klemme ihn an meinen Hinterkopf (Abb. 42). Nach Beugen des Oberkörpers hebe ich den Gegner vom Boden ab (Abb. 43), gehe auf mein rechtes Knie nieder und ziehe den Gegner über meinen Kopf in die Brücke. Die Fesselung »des Gegners in der Brücke wird wie beim „Verkehrten langen Armfallschwung" vorgenommen. 60
Die
Würfe
W ü r f e sind alle jene Griffe, bei denen der Gegner Brust an Brust durch Ausheben oder durch Schleudern geworfen wird. Sie beginnen aus der ungleichen Ausfallstellung, bei welcher der Angreifer seinen Fuß stets auf der Seite in der Schrittstellung vorstellen muß, nach welcher er den Griff auszuführen beabsichtigt (Abb. 44—47).
Abb. 44
Abb. 45
Aus dieser Ausgangsstellung weiden die verschiedenen Griffansätze an Armen oder am Körper gefaßt. Bei der Ausführung der Griffe wird das in der Schrittstellung zurückstehende Bein des Angreifers so vorgebracht, daß beide Füße im Augenblick des Wurfes zwischen des Gegners Füßen in dessen Standlinie stehen. 61
UNTERGRIFF Im Linksausfall stehend, umklammere ich mit meinem linken Arm des Gegners rechte Körperseite (Abb. 49), trete mit meinem rechten Fuß zwischen seine Füße und umklammere ihn um seine Hüfte, mein Handgelenk hinter seinem Rücken fassend (Abb. 45). Ich hebe den Gegner vom Boden ab, falle rückwärts und drehe ihn in halber Fallhöhe unter mich. Die Drehung in der Luft muß so erfolgen, daß der Gegner keine Gelegenheit findet, meinen Griff durch Aufstützen seiner Hände abzufangen. Konzentriert sich der Gegner auf das Abfangen meines Untergriffes, so kann ich meinen Griff plötzlich nach vorne ausführen. Zur Fesselung der Brückenlage behalte ich den Griffansatz bei, wenn möglich fessele ich des Gegners Arm auf der Seite, iauf der ich mich befinde. ÜBERWURF Im Linksausfall stehend, fasse ich einen Zwiegriff um den Körper des Gegners (mein linker Arm liegt über seinem rechten Arm und mein rechter Arm unter seinem linken Arm). Meine beiden Hände fassen sich so, daß mein rechter Handrücken auf des Gegners Rücken zu liegen kommt. Statt daß sich meine Hände fassen, kann ich auch mit meinem linken Arm des Gegners rechten Oberarm klammern und meinen rechten Arm um seine linke Körperseite legen. Aus dieser Ausgangsstellung trete ich mit dem rechten Fuß zwischen des Gegners Beine, rutsche mit meiner Brust unter seine Brust und hebe ihn vom Boden. Um ein Abfangen des Wurfes zu verhindern, laufe ich einige Schritte rückwärts, reiße den Gegner auf mich und drehe kurz vor dem Aufprall auf der Matte den Gegner unter mich (Abb. 46). 62
Die Fesselung wird nach dem Wurf beibehalten, ich strecke nur mein Bein auf des Gegners Seite. SCHLEUDER Im Linksausfall stehend, klammere ich mit meinem linken Arm den rechten Oberarm des Gegners und schiebe ihn vor mir her, um ihn zu einem Gegendruck zu verleiten (Abb. 47). Der geringste Gegendruck des Gegners ist das Zeichen, daß er aus seinem Gleichgewicht ist, und ich kann nun meinen rechten Fuß zwischen des Gegners Füße setzen und ihn nach links auf die Matte schleudern. ARMDREHWURF Im Linksausfall stehend, fasse ich mit der linken Hand des im Rechtsausfall stehenden Gegners rechten Oberarm. Meinen linken Fuß, der in des Gegners Standfläche steht, setze ich zirka lU m weit weg von der Außenseite von des Gegners rechten Fuß, so daß mein Fuß mit des Gegners Füßen eine Linie bildet. Bei dem geringsten Druck oder Gegendruck, den der Gegner auf mich ausübt, setze ich meinen rechten Fuß zwischen meinen linken und des . Gegners rechten Fuß, nehme des Gegners bereits gefesselten Oberarm in meine rechte Armbeuge und reiße des Gegners Arm rückwärtsfallend auf mich. Während des Falles drehe ich mich um des Gegners gefesselten Arm, so daß mein Rücken vor dessen Brust liegt, und ziehe den Gegner über mich, ohne daß mein Oberkörper mit der Matte in Berührung kommt. Die Fesselung des Gegners in der Brücke erfolgt in der Weise, daß die Fesselung mit der linken Hand an des Gegners rechtem Oberarm beibehalten wird; mit dem rechten Arm fasse ich über des Gegners Hüfte. Ich kann auch mit dem rechten Arm des Gegners rechten Arm klammern und mit der linken Hand seinen Kopf fassen.
Abb. 48
Abb. 49 63
GEGENSCHLEUDER Faßt der Gegner ebenso wie ich am Körper Zwiegriff (sein rechter Arm unter, sein linker Arm über meinem Arm) und führt aus diesem Griffansatz eine Schleuder aus (nach links), so reiße ich das entlastete (oder zurückgestellte) rechte Bein hoch (Abb. 48) und führe mit diesem einen weiten Sprung in der Richtung des Wurfes aus, um den Griff abzufangen (Abb. 49). Sobald mein Fuß den Boden berührt, drehe ich mich weiter in der vom Gegner eingeleiteten Drehrichtung (nach links) und schleudere ihn in die Rückenlage. Auf diese Weise können außer Schleuder auch Überwurf, Schulterschwung und Hüftschwung mit Gegenschleuder gekontert werden, wenn die Grundlage dazu — der lange Schritt — beherrscht wird.
STÜTZSCHLEUDER Ich klammere, im Linksausfall stehend, mit meinem linken Arm des Gegners rechten Oberarm und fasse mit meiner linken Hand das eigene rechte Handgelenk. Meine rechte Handfläche stemme ich in des Gegners Magengegend und bilde dadurch einen wirksamen Hebel (Abb. 50). Aus dieser Ausgangsstellung trete ich mit meinem rechten Fuß vor und hebe den Gegner vom Boden weg, reiße ihn auf mich und drehe ihn auf halber Höhe unter mich. Nach dem Niederwurf umklammere ich mit meinem rechten Arm seine Hüfte und halte ihn in der Brücke. D O P P E L A R M I G E R Ü B E R W U R F (Selbstfaller) Dieser Griff wird meist als Gegengriff auf des Gegners Untergriff ausgeführt. Er ist nur möglich, wenn meine Füße in der Ausfallstellung zwischen des Gegners Füßen stehen. Aus dieser Ausgangsstellung kann der Griff nach zwei Arten ausgeführt werden:
Abb. 50 64
Abb. 51
Abb. 52
Abb. 53
Abb. 54
1. Des Gegners beide Oberarme einklammern, den Gegner durch Rückwärtsbeugen des eigenen Körpers vom Boden abheben und ihn seitlich (Abb. 51) niederwerfen. 2. Ich trete mit meinem zurückstehenden Fuß ebenfalls zwischen die Füße des Gegners, klammere seine beiden Oberarme, rutsche bis zu meiner Hüfte zwischen des Gegners Beine (Abb. 52) und drehe den Gegner seitlich ab. Auf der Seite, auf welcher er in die Brücke fällt, behalte ich meinen Griff an seinem Oberarm bei. mit meinem anderen Arm umklammere ich des Gegners Genick. Ü B E R W U R F VON H I N T E N ( S O U B L E S S E ) Ausgangsstellung für diesen Griff ist der von hinten um seine Hüfte umklammerte Gegner. Die Ausführung erfolgt durch einfaches Ausheben und Niedergehen rückwärts (Abb. 53) in die Brücke. Während des Wurfes muß ich den Gegner auf meine Brust heben, damit dieser höher hinausragt und so die Wucht des Wurfes auffängt. Liegt der Gegner beim Ausheben quer, so wird der Wurf nach der Seite ausgeführt, nach welchen des Gegners Schultern zeigen. Die W e n d e g r i f f e Zu den Wendegriffen gehören alle Griffarten, durch die der G e g n e r v o n h i n t e n g e f a ß t und von hier durch einen Griff-geworfen oder in die Unterlage gebracht werden kann. Die Anwendung dieser Griffe bringt für den Angreifer kein Risiko, aber große Vorteile. DER R U M R E I S S E R Zur Ausführung des Rumreißers müssen beide Partner im gleichen Ausfallschritt stehen. Ich fasse mit meiner linken Hand des Gegners rechtes Handgelenk; mit der rechten Hand ergreife ich dicht vor seiner Achselhöhle seinen gefesselten Oberarm (Abb. 54). Sein gefesseltes Handgelenk führe ich nach rechts herüber und reiße den Gegner mit der 5
65
Fesselung am Oberarm herum. Des Gegners Handgelenk wird, sobald e> angerissen wurde, losgelassen und er dafür von hinten um die Hüfte umklammert. Schon während dieser Ausführung gehe ich in die tiefe Kniebeuge, um von hier aus den Gegner auszuheben oder zu Boden zu reißen. Der Gegner kann mit dem Rumreißer in etwas abgeänderter Form weit mehr überrascht werden, wenn ich, statt sein Handgelenk zu fassen, mein eigenes linkes Handgelenk vom Gegner fassen lasse (Abb. 55). In diesem Falle führe ich mein vom Gegner gefesseltes Handgelenk kurz nach rechts herüber, und zwar so, daß er gezwungen ist, die Fesselung zu lösen. Gleichzeitig mit dem Herüberführen meines Armes wird der Gegner mit meiner rechten Hand an seinem Oberarm gefaßt und herumgerissen. Meine befreite linke Hand faßt um seine Hüfte und er wird zu Boden gebracht oder ausgehoben. Mein Handgelenk darf ich dem Gegner jedoch nur dann zum Fassen hinreichen, wenn mein eigenes Bein auf der Griffseite in der Schrittstellung hinten steht. Wollte der Gegner in diesem Falle selbst zum Angriff übergehen, so kann ich diesen Angriff durch einen Schritt hinter des Gegners Bein abwehren. DURCHSCHLÜPFER Der Durchschlüpfer wird, wenn ich unter des Gegners Genickfesselung stehe, durchgeführt. Sobald der Gegner, in Rechtsausfall stehend, seine rechte Hand an mein Genick legt, fasse ich mit meiner linken Hand von unten her seinen rechten Oberarm dicht oberhalb seines Ellenbogens (mein Daumen ist auf der Innenseite). Meine rechte Hand faßt seine Schulter, seinen Oberarm oder seine Hüfte, ich gehe plötzlich in die tiefe Hocke (Abb. 56), reiße zugleich den Gegner über mich hinweg, schlüpfe unter seinem gefesselten rechten Arm durch, zugleich mit
Abb. 55 66
Abb. 56
Abb. 57
meinem linken Fuß hinter den Gegn e r t r e t e n d , u n d fasse i h n von hinten. D e n Durchschlüpfer, k a n n ich auch noch a u s f ü h r e n , w e n n ich m i t m e i n e r r e c h t e n H a n d des G e g n e r s G e nick fasse u n d w e i t nach seiner l i n k e n Seite gehe, u m ihn fest a n mich zu reißen. D u r c h d a s k r ä f t i g e A n r e i ß e n fliegt m i r m e i s t des G e g n e r s rechter A r m in h a l b e r H ö h e e n t g e gen, ich b r a u c h e n u r in die tiefe Hocke zu g e h e n u n d d e m A r m a u s weichen, u m h i n t e r den G e g n e r zu kommen. ARMWENDE
Mit m e i n e r l i n k e n H a n d fasse ich d e s G e g n e r s rechtes H a n d g e l e n k u n d presse es fest an m e i n e l i n k e Hüftseite. Mit d e m r e c h t e n A r m greife ich ü b e r des G e g n e r s gefesselten rechten O b e r a r m u n t e r dessen K ö r p e r , so d a ß d i e Handfläche nach oben zeigt (Abb. 57). Auf diese Weise e n t s t e h t ein w i r k s a m e r Hebel, d e r d e n G e g n e r z u m N a c h g e b e n zwingt. Nach Lösen d e r F e s s e l u n g a m H a n d g e l e n k t r e t e ich m i t d e m l i n k e n F u ß h i n t e r d e n G e g n e r u n d u m k l a m m e r e ihn v o n h i n t e n . 2. B o d e n k a m p f
=
Oberlage
Die O b e r l a g e b e i m B o d e n k a m p f gilt m i t Recht als die v o r t e i l h a f t e s t e K a m p f l a g e des R i n g k a m p f e s , da d e r G e g n e r einerseits in d e r U n t e r l a g e n u r eine b e s c h r ä n k t e B e w e g u n g s f r e i h e i t h a t u n d a n d e r e r s e i t s d e m A n g r e i f e r in d e r O b e r l a g e u n z ä h l i g e Griffe u n d G r i f f k o m b i n a t i o n e n z u r V e r f ü g u n g stehen. Die Griffe aus d e r O b e r l a g e w e r d e n in H e b e l und S c h w u n g - G r i f f e eingeteilt. Bei d e n S c h w u n g g r i f f e n wird der Gegner überraschend angegriffen; m a n f ü h r t m i t i h m „ Ü b e r s t ü r z e r " , „Rück- u n d A u f r e i ß e r " sowie „ Ü b e r w ü r f e " durch. Da zur A u s f ü h r u n g d e r Schwunggriffe des G e g n e r s volle K ö r p e r l a s t g e h o b e n w e r d e n m u ß , v e r l a n g e n diese Griffe v o m A n greifer n e b e n d e r S c h n e l l k r a f t ein großes S t e h v e r m ö g e n , u n b e k ü m m e r t e s D r a u f g ä n g e r t u m u n d jugendlichen Elan. Es g e h t also bei vollem E i n s a t z d e r K ä m p f e r bewegt, zu, w a s v o r allen Dingen d e n Z u s c h a u e r n a m m e i s t e n i m p o n i e r t . Die Schwunggriffe sind i m K a m p f mit S p i t z e n k ö n n e r n jedoch w e n i g e r erfolgreich; sie sind z u m P u n k t e s a m m e l n m e h r geeignet als z u m g e w ü n s c h t e n Schultersieg. A n d e r s jedoch die H e b e l g r i f f e . Da die H e b e l w i r k u n g an den A r m e n u n d a m Kopf a u s g e n ü t z t wird, w o b e i A n w e n d u n g e i n e r großen Griffestigkeit u n d b e s o n d e r s kräftige ( U n t e r - ) A r m e erforderlich sind, ist sie geeignet, d e n G e g n e r in seiner W i d e r s t a n d s k r a f t h e r a b z u s e t z e n , zu z e r m ü r b e n u n d zu besiegen. Allerdings g e h ö r e n diese Griffe nicht zu 5
*
67
* 3 - > ^
Abb. 58 den effektvollen Griffen, sie stellen mehr ein Zweckringen dar. Weil zur Anwendung der Hebelgriffe (im Abb. 59 Gegensatz zu den Schwunggriffen) keine Schnellkraft, sondern mehr eine z ü g i g e Kraft benötigt wird, bleiben „Hebelspezialisten" länger auf ihrer Leistungshöhe als die mit den „Schwunggriffen". Zu den H e b e l g r i f f e n zählen : ARMSCHLÜSSEL Rechts vom Gegner kniend, lege ich meinen rechten Unterarm so auf des Gegn ers Kopf, daß meine Handfläche auf seiner linken Gesichishälfte ruht: ich kann aber auch sein Kinn fassen. Mit meiner linken Hand greife ich unter des Gegners rechte Achselhöhle von Abb. 60 hinten her durch zu meinem rechten Unterarm (Abbildung 58). Durch den so gebildeten Hebel ziehe ich des Gegners Kopf an meine Brust heran und überstürze ihn nach vorne. Setzt der Gegner diesem Griff durch Herausstellen seines linken Beines energische Abwehr entgegen, so löse ich plötzlich meinen Griff, lege meinen rechten Arm an des Gegners Kinn, klammere mit meinem linken Arm seinen rechten Arm an meinen Körper (Abb. 59) und schleudere ihn rückwärts in die Brücke. KOPFDURCHZUG Links vom Gegner kniend, lege ich meine linke Hand mit dem Handrücken auf des Gegners Hinterkopf, mit meiner rechten Hand greife ich 68
unter seinem Körper durch an seiner rechten Kopfseite vorbei zu meiner linken Hand (Abb. 60). Mein Bein auf des Gegners Seite strecke ich, um mit meiner rechten Schulter weit unter seinen Körper zu kommen. Meine zusammengefaßten Hände ziehe ich weit nach meiner Seite, damit nur noch mein rechter Arm über seinem Kopf liegt und so der Hebel wirkungsvoller wird. Des Gegners linken Arm und seinen Kopf presse ich zusammen, ziehe mein gestrecktes Bein wieder an und überstürze den Gegner nach links vorne. KOPFGRIFF Habe ich den Kopfdurchzug angesetzt und fühle, daß der Gegner mir erheblichen Widerstand entgegensetzt, so kann ich mein ausgestreckte? Bein, anstatt es anzuziehen, zwischen seine Beine setzen. Ich ziehe den Gegner mit mir nach hinten rechts in die Sitzlage, presse meinen Kopt an des Gegners Rücken (Abb. 61) und gehe in die hohe Brücke, den Gegner mit mir reißend. Ich drehe mich nach links in die Bauchlage und fessele den Gegner von vorne in die Brücke.
G E N I C K H E B E L MIT
HALBNELSON
Ich fasse, rechts vom Gegner kniend, mit der rechten Hand unter seiner rechten Achselhöhle durch zu meiner linken Hand, die ich mit dem Handrücken auf seinen Kopf setze. Durch den so gebildeten Gen ick -
Abb. 62 hebel drücke ich seinen Kopf nach unten (Abb. 62), rutsche mit meiner rechten Hand nach und bilde so einen Halbnelson. Von Anfang an liegt meine volle Körperlast auf dem Gegner, damit er in seiner Bewegungsfreiheit gehemmt wird. Meine Knie sollen dabei die Matte nicht berühren. Sobald meine rechte Hand den Halbnelson, allein halten kann, f a ß t meine linke Hand von oben her des Gegners linken Oberarm, um so zu verhindern, daß dieser mit seinem Arm durch weiteres Ausstützen die Ausführung meines Griffes vereitelt. Der Gegner wird durch den Halbnelson nach links über seine Schulter in die Brücke oder auf die Schultern gezwungen. Seine eventuelle Brücke wird vom Kopfende her gefesselt. Wirkungsvoll ist der Genickhebel mit Halbnelson, wenn der Gegner sich in der Bauchlage befindet. 69
ARMAUFREISSER Der Gegner liegt in der Bauchlage und ich mit meiner vollen Körperlast auf ihm. Ich fasse mit meiner rechten Hand (unter seiner Achselhöhle durch) sein rechtes Handgelenk; ebenso mit meiner linken Hand zu seinem linken Handgelenk (Abb. 63). Der Gegner wird durch die
Abb. 63 Hebelwirkung meiner Arme nach vorne auf seine eigenen Arme geschoben. Sind des Gegners Arme so weit ausgestreckt oder seine Hände zusammengefaßt, daß ich seine Handgelenke nicht fassen kann, so wird des Gegners Arm durch „Doppelfesselung" eingeholt oder „aufgerollt". Zur Durchführung der Doppelfesselung lege ich mich mit meiner vollen Körperlast auf den in der Bauchlage liegenden Gegner. Ich fasse mit meiner Unken Hand von links, an seinem Gesicht vorbei, sein rechtes Handgelenk von oben her, mit meiner rechten Hand unter seiner rechten Achselhöhle zu meinem linken Handgelenk. Durch diesen wirksamen Hebel wird des Gegners Körper nach vorne geschoben (Abb. 64). Sobald
Abb. 64 sein rechter Arm eingeknickt ist, fasse ich mit meiner rechten Hand sein rechtes Handgelenk und schiebe den Gegner auf seinen eigenen Arm. Ich belaste weiterhin mit meiner Brust des Gegners Rücken, gehe in kreisartiger Bewegung nach rechts an sein Kopfende, knie mich mit meinem rechten Knie vor des Gegners linke Schulter und fasse mit meiner linken Hand von unten her mit Zwiegriff sein bereits gefesseltes Handgelenk (Abb. 65). Ich stelle mein linkes Bein aus und führe die weitere Griffolge in zwei Tempis durch. Auf Tempo eins reiße ich des 70
Gegners gefesselten Arm hoch, auf zwei werfe ich mich mit der Brust auf seine Brust, strecke meinen Körper (mein linkes Bein anwinkelnd) und fasse mit der linken Hand an seinen Hinterkopf (Fesselung von vorne). Gibt er aus irgendeinem Grund seinen gefesselten Arm unter seinem Körper heraus, so wird ein Schulterdrehgriff angewendet. SCHULTERDREHGRIFF Dieser kann wirkungsvoller ausgeführt werden, wenn der Gegner in der Bauchlage liegt. Ich knie am Kopfende des Gegners, hake von vorne mit meinem linken Arm unter seine rechte Achselhöhle, so daß sein rechter Oberarm in meinem linken Ellenbogen liegt. Mein Unterarm bildet auf des Gegners Rücken einen Hebel (Abb. 66), mit dem der Gegner durch Unterstützung meines rechten Armes über seine linke Seite in die Brücke gedreht wird. Seine Brücke kann ich evtl. verhindern, wenn ich, sobald der Gegner mit seiner rechten Brustseite von der Matte gehoben ist, meine Brust
Abb. 65 gegen die des Gegners setze und meinen linken Arm (im Hebel) weit über seinen Rücken strecke. Gleichzeitig wird mit meinem rechten Arm sein Kopf von unten nach oben umklammert, an meine Brust gepreßt und der Gegner so in die Rückenlage gedreht. HAMMERLOCK Der Hammerlock, ein besonders von den Nordländern gern angewendeter Hebelgriff, wird am gegnerischen Arm überraschend oder auch zügig durch Ausnützung der Hebelwirkung gefaßt. Die Möglichkeiten zum Fassen des Hammerlocks sind sehr vielseitig.
Abb. 66 71
HAMMERLOCK DURCH
ARMHEBEL
Links vom Gegner kniend, klammere ich mit meinem linken Arm seinen linken Unterarm und hebe diesen an. Beim Anheben des Armes bleibe ich mit meinem linken Knie mit des Gegners Arm in Berührung, um so zu verhindern, daß der Gegner seinen Arm auf die Matte zurückbringt (Abb. 67). Mein rechtes Bein muß bei gefaßtem Hammerlock stets ausgestellt sein, um des Gegners Zug zu verhindern. HAMMERLOCK
DURCH SCHULTER - ODER ARMHEBEL Links vom Gegner kniend, klammere ich mit meinem linken Arm seinen Unken Oberarm und greife mit meiner Hand durch zu meiner rechten Schulter oder zu meinem auf des Gegners Rücken liegenden Arm. Sein Arm wird nun durch Einsatz meines ganzen Körpers (Ausstemmen meines linken Beines) angehoben und der Hammerlock gefaßt (Abb. 68).
Abb. 67
Abb. 68
HAMMERLOCK DURCH DOPPELARMHEBEL Ich umklammere mit beiden Händen des Gegners linken Arm (ich fasse mit meiner rechten Hand das eigene linke Handgelenk), so daß mein rechter Unterarm unter des Gegners Oberarm, mein linker Unterarm über dessen Unterarm liegt (Abb. 69). Ich reiße den Gegner halblinks nach vorne und winkele durch meinen linken Unterarm seinen linken Unterarm nach hinten ab. Es ist vorteilhafter, wenn es gelingt, den Gegner in die Bauchlage zu bringen, andernfalls wird nur der Hammerlock genommen. Abb. 69 72
HAMMERLOCK DURCH ANREISSEN Überraschend kann ein Hammerlock genommen werden, wenn ich, halblinks hinter dem Gegner stehend, ihn an seinen Schultern fasse, nach hinten anreiße (Abb. 70) und mit meinem linken Arm des Gegners linken Arm in Hammerlock nehme (Abb. 71). Der Hammerlock gelingt in den meisten Fällen, da beim Anreißen des Gegners Arme entspannt sind.
HAMMERLOCK DURCH SCHULTERHEBEL Links vom Gegner kniend lege ich von außen her meine linke Hand auf des Gegners linken Handrücken, mit meiner rechten Hand fasse ich von innen her das eigene Handgelenk und setze meine rechte Schultei unter des Gegners linke Achselhöhle (Abb. 72). Seinen Arm ziehe ich nach hinten weg und zwinge den Gegner durch meinen Schulterdruck in die Bauchlage. Sobald die Situation es gestattet, faßt mein linker Arm den Hammerlock. H A M M E R L O C K NACH N O R D I S C H E R ART Ich knie halblinks hinter dem Gegner, umklammere ihn mit meinem rechten Arm um seine Hüfte und bin bestrebt, ihn seitlich rückwärts in die Sitzlage zu ziehen, was der Gegner durch Ausstützen
73
Abb. 73 des (die sein und
linken Armes zu verhindern sucht. Sobald er den Arm ausstützt ganze Vorarbeit diente nur dazu), erfasse ich mit meiner linken Hand Handgelenk, setze meinen Kopf in seine Achselhöhle (Abb. 73) ziehe seinen Arm nach hinten weg.
Der Gegner wird seitlich vorn in die Bauchlage gezwungen, wobei meine volle Körperlast mit Kopfdruck auf des Gegners Oberarm beibehalten wird, bis ich mit meinem linken Arm in den Hammerlock rutsche, das rechte Bein nach vorne schwinge und so die Sitzlage erlange. Für die Fortführung der Griffe aus dem gefaßten Hammerlock ist entscheidend, ob sich der Gegner in kniender Lage oder in der Bauchlage befindet. Wenn er kniet, können folgende Griffe zur Anwendung kommen: HAMMERLOCK
MIT
RÜCKREISSER
Hatte ich auf der linken Seite Hammerlock gefaßt (Abb. 74), so wechsle ich mit dieser Fesselung mit meinen beiden Knien nach der rechten Seite, wobei ich den Hammerlock vom Ober- auf den Unterarm verlege. Auf der rechten Seite angelangt, fasse ich mit meiner rechten Hand in die rechte Armbeuge des Gegners, damit sich dieser nicht noch weiter ausstützen kann. Ich ziehe den Gegner nun rechts seitlich nach vorne (Abb. 75) auf seine rechte Schulter und anschließend weiter in die Brücke. Um den Gegner in der Brücke besser fesseln zu können, behalte ich den Hammerlock und fessele ihn vom Kopfende her.
74
HAMMERLOCK MIT HALBNELSON Scheitert der Rückreißer, weil der Gegner seinen rechten Arm zu weit, ausstützt oder sein Gleichgewicht weit nach links verlegt, so fasse ich mit meiner rechten Hand unter seine Achselhöhle durch zu seinem Genick und drehe den Gegner durch den Genickhebel (Halbnelson) nach links auf die Schultern (Abb. 76).
DOPPELTER HAMMERLOCK Sind meine Arme zu kurz für einen Halbnelson, so fasse ich mit meinem rechten Arm an des Gegners rechten Arm, ebenfalls Hammerlock (Abb. 77), und der Griff kann nun nach beiden Seiten ausgeführt werden. (Nur das Überrollen nach vorne kopfüber ist verboten!) 75
HAMMERLOCK
MIT
SCHULTERDREHGRIFF
Liegt der Gegner mit dem gefaßten Hammerlock in der Bauchlage, so hole ich seinen noch ausgestützten rechten Arm ein. Ich lege die rechte Hand auf des Gegners rechten Oberarm (Abb. 78) und schiebe seinen Körper durch den gefaßten Hammerlock auf seinen rechten Arm. Nachdem dem Gegner die Stütze genommen ist, drehe ich ihn, um seinen Kopf herumgehend, in die Brücke. Der Gegner wird von vorne in der Brückenlage gefesselt. (Abb. 79).
Abb. 79 SPEZIALHEBEL Ich fasse links vorne, in Kopfhöhe kniend, mit meiner linken Hand sein rechtes Handgelenk (von oben her), fasse mit meiner rechten Hand von hinten unter seiner Achselhöhle durch zu meinem linken Handgelenk (Abb. 80). Inzwischen rutsche ich auf den Knien nach des Gegners rechter Seite, drücke seinen gefesselten Arm in seine rechte Hüftseite und lege mich auf die rechte Seite parallel zum Gegner (Abb. 81); dabei bin ich bestrebt, weit unter seinen Körper zu kommen oder den Gegner durch die Fesselung auf die Brust zu ziehen.
Abb. 81 76
Tritt der Gegner mit seinem rechten Bein über mich, in der Absicht, mich in der Brückenlage abzufangen, so schnelle ich in die hohe Brücke, ohne dabei des Gegners gefesselten Arm von seinem Körper wegzuheben (was eine Verletzung verursachen kann) and überrolle ihn nach vorne. Gelingt es mir nicht, den Gegner auf meinen Körper zu ziehen oder den Gegner zu verleiten, meinen Körper zu übersteigen, so richte ich mich auf (Bild 82) und überrolle den Gegner durch den Hebel und durch Körperdruck links seitlich.
Abb. 82
Abb. 83
Abb. 84 Schwun££r iff v SEITLICHER
AUFREISSER
Von den zahlreichen Aufreißein wird am häufigsten der folgende angewendet: Ich knie halbrechts hinter dem Gegner, fasse mit meinem rechten Arm um seine rechte Hüftseite, wechsle auf halblinks hinüber (Abb. 83) und ziehe den Gegner nach links mit. Der Gegner stützt als Abwehr 77
seinen linken Arm aus, den ich mit meinem linken Arm umklammere, wobei ich, wenn möglich, meine beiden Hände unter des Gegners Körper zusammenfasse, worauf ich den Gegner, nach links in die Brücke gehend, auf mich reiße (Abb. 84). Durch meine plötzliche hohe Brücke wird der Gegner in die Brücke geworfen, ich kehre nach rechts in die Bauchlage zurück und ziehe seinen linken Arm unter meinen Körper. Die Brücke wird vom Kopfende her gefesselt, wobei mein rechter Arm seinen Kopf oder über seine Hüfte faßt. ARMDURCHZUG Dieser kann am einfachsten angesetzt werden, wenn ich, links vom Gegner kniend, mit beiden Händen unter seinem Körper zu seinem rechten Arm durchfasse und den Gegner nach rechts überrolle. Auf solche einfache Art wird der Griff aber nur bei Anfängern gelingen. Im Kampf gegen gute Ringer müssen diese über die wahren Absichten getäuscht oder der Griff muß mit Gewalt erzwungen werden. Durch Täuschung kann ich den Griff ausführen, wenn ich, links vom Gegner kniend, mit meinem linken Arm seinen linken Arm von oben her umklammere (Hammerlock), mit meinem rechten Arm weit unter seinen Körper greife und einen Überstürzer vortäusche (Abb. 85). Um den Überstürzer zu verhindern, wird der Gegner sich nach vorne stemmen, wodurch sein rechter Arm in meine Reichweite gelangt; ich ergreife ihn mit meiner rechten Hand und überrolle den Gegner nach rechts. Den Armdurchzug kann ich erzwingen, wenn ich von der rechten Seite her den Gegner belaste und durch eine Hebelbildung meiner Hände sein Kinn mit dem Handrücken meiner rechten Hand an seine
78
linke Schulter presse. Meine rechte Hand hakt weit über des Gegners linken Oberarm, meine linke Hand unterstützt eine Weile dieses Bestreben durch Festhalten seines linken Armes (Abb. 86) und ich fasse, sobald sich die Fesselung mit meiner rechten Hand als genügend erweist, mit meiner linken Hand unter des Gegners Körper durch zu seinem linken Oberarm, worauf der Gegner nach links vorne überrollt wird. Besonders wirkungsvoll kann der Armdurchzug an dem in 'der Bauchlage befindlichen Gegner angesetzt werden, wenn dieser die Arme nach vorne ausstreckt. Verhindert der Gegner die Durchführung des Armdurchzuges durch Ausstemmen seines linken Beines, so fasse ich mit meiner linken Hand zu seinem rechten Oberarm und schleudere den Gegner rückwärts in die Brücke. A U S H E B E R MIT Ü B E R W U R F UND ÜBERSTÜRZER Ich umklammere mit meinem rechten Arm, rechts vom Gegner kniend, seine rechte Hüfte so weit, daß ich auf seiner linken Hüftseite meine linke Hand fassen kann. Durch plötzlichen Seitenwechsel reiße ich den Gegner nach links und knie mich mit meinem rechten Knie vor sein linkes Knie (ohne ihn in die Ausgangsstellung nach rechts zurückzulassen). Ich presse den Gegner an meine rechte Hüftseite, hebe ihn an und stelle zugleich mein rechtes Bein hoch, um zu verhindern, daß sich der Gegner zur Abwehr in die Bauchlage wirft. Gelingt es mir, mein rechtes Bein hochzustellen, so kann der Griff bereits als gelungen bezeichnet werden (Abb. 87). SEITLICHER ÜBERSTÜRZER Ich kann nun mit dem ausgehobenen Gegner rückwärts niedergehen, einen Überwurf ausführen oder einen „seitlichen Uberstürzer" ansetzen. Beim seitlichen Uberstürzer richte ich mich mit dem quer über meine Hüfte liegenden Gegner auf und fasse mit meiner linken Hand seinen linken Oberarm (Abb. 88). Beim Niedergehen auf mein linkes Knie wird der Gegner in einem spitzen Winkel zur Matte geworfen. Um seine
Abb. 87
Abb. 88 79
Abwehr durch die Brücke zu verhindern, muß ich den Niederwurf mit einer Ziehbewegung in Richtung auf seine Schultern ausführen. Ein senkrechtes oder rohes Niederwerfen ist wegen der Verletzungsgefahr seines Rückgrates verboten. VERKEHRTER
AUSHEBER
Rechts vom Gegner kniend, stecke ich das linke Knie unter seinen Körper und umklammere mit meinen Armen seine Hüfte so, daß ich mit meinem rechten Arm von oben, mit meinem linken Arm von unten, meine Hände oder mein Handgelenk fassen kann. Der Gegner wird auf meinen rechten Oberschenkel gezogen und mein Bein unter seinen Körper gestellt. Ich richte mich auf, den Gegner in der waagerechten Lage behaltend (Abb. 89) und werfe ihn durch eine Halbkreisbewegung, selbst mitfallend, in die Rückenlage. Wird der Gegner senkrecht (Kopf nach unten) ausgehoben, so muß er ausgependelt und im spitzen Winkel zur Matte geworfen weiden. Während des Niederwurfes gehe ich auf die Knie. 3. B O D E N K A M P F
—
UNTERLAGE
Wenn ich mich in der Unterlage befinde, so gilt dies allgemein als eine n a c h t e i l i g e Lage, die von den meisten Ringern selbst im Training gemieden wird. Zugegeben, daß der Ringer in der Oberlage weit mehr Griffmöglicheiten hat; aber dies ist um so mehr ein Grund, daß er die Unterlage im Training häufig aufsucht, um darin eine gewisse Sicherheit zu erlangen. Ringer, die sich in der Unterlage s i c h e r fühlen, können den angreifenden Gegner einschüchtern und ihn an der Entfaltung seines Könnens hindern. Die richtige Beinstellung ist auch hier von größter Wichtigkeit. Der Körper muß möglichst tief gelagert werden, so daß die Knie weit zur Seite, die Fersen aber eng zusammengebracht werden müssen, so daß das Gesäß auf den Fersen ruht. Noch tiefer kann der Körper gesenkt werden, wenn die Füße auf beiden Außenristen liegen. Die Arme sind schräg nach vorne ausgestützt und dürfen nicht weniger als eine Spanne von den Knien entfernt sein. Diese ausgesprochene Verteidigungsstellung darf erst dann geändert werden, wenn der Gegner als Obermann durch Berührung das Zeichen zum Angriff gegeben hat. Das Niedergehen in die Bauchlage, das auf die Zuschauer einen schlechten Eindruck macht, ist nicht nur unschön, es nimmt dem Untermann auch die Bewegungsfreiheit, weil er in dieser Lage weder den Angriffen des Gegners ausweichen noch Gegenangriffe ausführen kann. SPEZIALHEBEL
AUS
DER
UNTERLAGE
Greift der Gegner als Obermann mit seinem rechten Arm um meine rechte Hüftseite, so fasse ich mit meiner linken Hand sein rechtes Handgelenk. Den rechten Arm lege ich über seinen rechten Oberarm, fasse mein eigenes linkes Handgelenk, lege mich auf die linke Seite und achte 80
darauf, daß der Gegner meinen Körper nicht übersteigt (Abb. 90), weshalb ich das rechte Bein hochhebe. Bei günstiger Gelegenheit drehe ich mich über die Brücke auf die rechte Seite und drücke des Gegners Unterarm in seine rechte Hüfte. Die weitere Ausführung erfolgt wie unter Spezialhebel beschrieben.
Abb. 89
Abb. 90
ARMZUG Faßt der Obermann, links von mir kniend, mich um meine rechte Hüfte, so schiebe ich mein linkes Knie an des Gegners Knie und ergreife mit meiner rechten Hand sein rechtes Handgelenk. Nach einer Viertel-Linkswendung zum Gegner, so daß dieser sich im Winkel zu mir befindet (Abb. 91), schiebe ich mein rechtes Knie so weit wie möglich nach links, setze mich rechts seitlich auf die Matte und ziehe den Gegner, mich auf meinen rechten Ellenbogen stützend, über mich in die Brücke. Meine linke freie Hand unterstützt diese Ausführung. Die Fesselung in dieser Lage ist nicht günstig, weshalb ich mich aufsetzen muß, was nur möglich ist, wenn ich den rechten Fuß nach hinten anwinkele und des Gegners Handgelenk zwischen meine Beine drücke
Abb. 91
Abb. 92 81
(Abb. 92). Ist das Aufsitzen nicht möglich, so kann ich mich zum Gegner drehen, ihn übersteigen und hierauf die Fesselung nach Bedarf wechseln, des Gegners Körper belastend. KOPFZUG Ich richte plötzlich meinen Oberkörper senkrecht auf und umklammere mit meinem Arm des Gegners Genick; mit meiner anderen Hand fasse ich des Gegners Oberarm und ziehe ihn seitlich zur Matte (Abb. 93). Besser ist es, nach einer Seite zu täuschen, um den Griff dann plötzlich nach der anderen Seite mit um so größerer Wucht durchzuführen Die Fesselung der Brücke ist die gleiche wie beim Hüftschwung. SCHULTERZUG Legt der Gegner, der Oberlage hat, seinen Unterarm auf mein Genick, so erfasse ich mit der rechten oder linken Hand sein Armgelenk (Abb. 94) und ziehe ihn ruckartig nach vorne auf die Matte. Erfolgt der Zug mit meiner Hand auf der Seite seines aufgelegten Armes, so fesselt mein Unterarm den in die Brücke fallenden Gegner mit meiner freien Hand an seinem Kopf. (Fesselung von vorne.) Erfolgt der Zug mit meiner Hand von der entgegengesetzten Seite, so fasse ich mit meiner freien Hand über die Hüfte des Gegners (wie beim Schulterschwung).
HAMMERLOCKWENDE ODER WECHSLER Hat der Obermann die Absicht, an meinem linken Arm Hammerlock zu fassen, so verlege ich als Untermann mein Körpergewicht nach links (entferne mich mit meinen Knien vom Gegner), stelle mein rechtes Bein aus und strecke gleichzeitig meinen linken Arm nach vorne, so daß dieser mit meinem Körper eine Linie bildet (Voraussetzung für das Gelingen des Griffes ist, daß der Gegner mit seinem rechten Knie nicht zwischen den Beinen des Untermannes ist). Plötzlich gebe ich als Untermann meinen Widerstand in der vom Gegner ausgeübten Zugrichtung 82
auf, winkele meinen linken Arm an (Abb. 95) und reiße den Gegner in die Unterlage, wobei ich die Stellung meiner Knie wechsle. (Das aufgestellte Knie wird heruntergesetzt und das kniende Bein ausgestellt.)
A M E R I K A N I S C H E W E N D E (Bodenwende) Faßt der Obermann, links von mir (als Untermann) kniend, mit seinem rechten Arm um meine rechte Hüfte, so lege ich meinen rechten Arm auf meinen eigenen Rücken, wodurch ich des Gegners rechten Oberarm klammere. Ich (als Untermann) stütze mich, wenn möglich, auf meine
linke Hand, bringe mein linkes Bein nach vorne, so daß ich in die seitliche Sitzlage gelange (Abb. 96). Hiernach strecke ich auch mein rechtes Bein nach vorne, hebe mein Gesäß von der Matte, so daß meine Körperlast auf meinen Füßen und auf des Gegners Körper ruht. Der Gegner wird nach vorne in die Bauchlage gerissen (Abb. 97) und ich drehe mich um seinen gefesselten rechten Arm in die Oberlage.
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4. D I E M E I S T E R U N G D E R « R Ü C K E N L A G E Durch fleißige Brückengymnastik und verschiedene Widerstands- und Kräftigungsübungen kann man die G e n i c k m u s k e l n derart stärken, daß man dem angreifenden Gegner in der Brückenlage einen erfolgreichen Widerstand entgegensetzen kann. Eine standhafte Brücke allein reicht aber zur Meisterung der Brückenlage nicht aus, auch wenn sie noch so hoch ist. Ein stures In-der-Brücke-Stehenbleiben oder gar ein Hin- und Herzappeln beschleunigt nur den Kräfteverbrauch. Selbst wenn es gelingt, sich aus des Gegners Fesselung zu befreien, so soll doch zugleich das höchste Bestreben sein, den Gegner selbst in die nachteilige Brückenlage zu bringen. Dieses Ziel kann aber nur erreicht werden, wenn man sich in allen Brückensituationen, die durch die verschiedenen Fesselungen entstehen, genau auskennt. Oberster Grundsatz ist, die Brücke so n i e d r i g als möglich zu halten (außer wenn die Situation es nicht zuläßt), weil durch die niedrige Brücke Kräfte gespart werden und andererseits der Gegner durch mein plötzliches Hochschnellen aus seinem Gleichgewicht gebracht wird und seine Verwirrung zu meinen eigenen Gunsten ausgenützt werden kann. Auch muß ich in der Brückenlage stets dem Gegner zugewandt liegen, damit ich ihn besser angreifen kann. Um jeden Augenblick in die hohe Brücke schnellen zu können, müssen die Beine und besonders der Kopf stets weit angewinkelt werden. Ist eine gewisse Sicherheit in der Brückenlage erlangt, so kann mit dem kampfmäßigen Üben der verschiedenen Brückensituationen (dem das schulmäßige Üben vorausgegangen ist) begonnen werden. Beim kampfmäßigen Üben muß die Fesselung stets von einem leichteren Partner vorgenommen werden, um sich so die noch fehlende Fertigkeit leichter anzueignen und das Selbstvertrauen zu der eigenen Brükkenarbeit zu gewinnen. . . . bei Fesselung vom Kopfende her. Wird meine Fesselung in der Brückenlage durch den Gegner vom Kopfende her vorgenommen, wobei der Gegner mit seiner linken Hand meinen linken Arm und mit seiner rechten Hand meinen Kopf fesselt, so lege ich meine rechte Hand auf seine rechte Gesichtshälfte (meine Handwurzel auf seiner Kinnspitze) und meine linke Hand faßt über des Gegners Schulter mein eigenes rechtes Handgelenk. Durch diese Knebelbewegung wird des Gegners Schulter an meine Brust gepreßt und sein Kinn weggedrückt (Abb. 98). Für den Gegner ist nun eine unbequeme Lage entstanden und diese wird ihn zur Locke84
rang der Fesselung veranlassen. In diesem Augenblick kann er überraschend nach links gerissen werden oder ich kann aus der Fesselung herausgleiten und mich, ohne den Gegner zu ziehen, in die Bauchlage drehen. Ist das Zusammenfassen meiner Hände zu einer Hebelbüdung nicht möglich, so muß ich versuchen, durch plötzliches Hochschnellen in der Brücke den Gegner durch einen Zug nach rechts zu täuschen. In demselben Augenblick, in dem er sich dagegenstemmt, wird er nach links gezogen. Eine weitere Möglichkeit, mich aus der Fesselung von vorne zu befreien, besteht darin, daß ich meine beiden Hände zusammenfasse und den Gegner in seiner Bauchgegend von mir wegdrücke. Im geeigneten Augenblick wende ich mich nach rechts oder links aus der Brükkenlage, nachdem ich ihn vorher nach der entgegengesetzten Seite getäuscht habe. . . . bei seitlicher Fesselung durch Aufsitzen. Fesselt mich der in der S i t z l a g e befindliche Gegner auf meiner rechten Seite an meinem rechten Arm und hat er dabei ein oder beide
Abb. 99 Beine nach vorne gestreckt, so kann ich mich aus der Brückenlage aufsetzen, wenn es mir gelingt, den Gegner durch vorgetäuschtes Ziehen zum Gegenzug zu verleiten. Ich erwecke dabei den Anschein, als wenn ich in der Richtung meines Kopfes von der Matte rutschen wolle, was er durch Gegenzug zu verhindern trachtet (Abb. 99). Beim geringsten Gegenzug des Gegners setze ich mich hoch, wobei mein Bein auf seiner Seite gestreckt und mein anderes weit nach hinten angewinkelt wird, damit ich nach dem erfolgten Aufsitzen gleich eine Stütze habe. Befindet sich der Gegner bei der seitlichen Fesselung in der B a u c h l a g e , so kann ich ihn täuschen, wenn ich ihn durch energisches Herausrutschen aus der Matte zum Hinüberwechseln in die Sitzlage verleite. Sobald ein Gegenzug einsetzt, erfolgt mein Aufsitzen, wie vorher beschrieben. . . . bei Fesselung durch erfolgten Armzug. Werde ich durch Armzug, an meinem rechten Arm gefesselt, in die Brücke gezogen, so achte ich darauf, daß ich in der halben Brücke mit 85
meiner Brust mit des Gegners Rücken in Kontakt bleibe. Aus dieser Lage umklammere ich mit meinem linken Arm (Hammerlock) des Gegners linken Unterarm und rutsche so weit nach unten, daß ich vom Gegner um Kopflänge überragt werde. Aus dieser niedrigen Brückenlage schieße ich plötzlich zwischen des Gegners Arm und Körper in die hohe Brücke, dränge ihn aus seinem Gleichgewicht und übersteige ihn mit dem rechten Bein, so daß er unter meinem Körper völlig eingeschlossen liegt (Abb. 100). Die Brücke halte ich, -auf des Gegners Körper liegend, niedrig, meine Beine soweit wie möglich angezogen, wobei ich meine rechte Ferse in des Gegners rechte Hüftgegend ziehe. Nach erneutem Hochschnellen in der Brücke drehe ich mich nach rechts in die Bauchlage und fessele den Gegner vom Kopfende her. . . . bei Kopfzug und Hüftschwung. Werde ich vom Gegner von rechts her in die Brücke um mein Genick und an meinem rechten Arm gefesselt, so dränge ich mich mit meinen Knien in seine Kniekehle und fasse mit meiner rechten Hand nach
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Möglichkeit meinen eigenen linken Oberarm. Ich schiebe den Gegner vor mir her, um ihn sowohl aus dem Gleichgewicht zu bringen, als auch zu einem energischen Gegendruck zu verleiten. Erzeugt er einen Gegendruck, so schnelle ich in der Brücke hoch, den Gegner mit mir hochwerfend, und drehe mich, den Gegner mitnehmend, nach links in die Bauchlage. . . . bei seitlicher Fesselung (durch Körperdrehung). Hält der Gegner mich von der rechten Seite her in der Brückenlage, so lege ich meine freie linke Hand mit dem Handrücken auf des Gegners rechte Kinnseite und fasse beide Hände zusammen. Durch das Heranziehen von des Gegners linker Schulter und durch Wegdrücken von des Gegners Kinnspitze entsteht für ihn eine unbequeme Lage und er lockert seine Fesselung (Abb. 101). Hierauf schnelle ich in die hohe Brücke, werfe die zusammengefaßten Hände auf die Matte (Abb. 102) und drehe mich nach links aus der Brücke, den Gegner vor meiner Brust in die Brücke ziehend.
B. F r e i s t i l Grundsätzliches über Freistil Im Freistil sind, wie beim Griech.-Röm. Stil, Griffe „vom Scheitel bis zur Hüfte" gestattet, aber außerdem sind auch Griffe an den B e i n e n und das B e i n s t e l l e n erlaubt. Der Freistilringkampf ist wegen seiner unerschöpflichen Griffmöglichkeiten und seines Situationsreichtums wohl die vielseitigste aller Sportarten und setzt eine große Wendigkeit, gepaart mit Schnelligkeit und Ausdauer, voraus. Durch die Tatsache, daß im Griech.-Röm. Stil und im Freien Stil Weltmeisterschaften durchgeführt werden und beide Stilarten im Programm der Olympischen Spiele verankert sind, erwächst für uns die Verpflichtung, alle sich bietenden Erfolgsmöglichkeiten auch im Freistil wahrzunehmen. Wenn wir uns auch seit einiger Zeit an Freistilmeisterschaften beteiligten, so geschah dies doch nur so nebenbei, weil in den Vereinen Freistil fast nicht trainiert wurde. Die Zeiten, in denen der griech.-röm. Ringer nur so nebenbei auch im Freistil Erfolge an sich bringen konnte, sind vorbei. Wir müssen unserer Jugend schon früh Gelegenheit geben, sich in beiden Stilarten zu betätigen und, je nach Eignung des einzelnen, sich auf Griech.-Röm. oder Freistil zu spezialisieren. Die Bedenken jedoch, daß ein Ringer nicht beide Stilarten gleichzeitig pflegen kann, sind unbegründet und in den Lehrgängen praktisch widerlegt. Es steht jedem Ringer frei, seine Siege im Freistil, in welchem ja sämtliche Griffe des Griech.-Röm. Stils angewendet werden, durch Griech.-Röm.-Griffe zu erringen, weil ja Freistil alle Griffe des Ringkampfes umfaßt und der Sieg mit oder ohne Beingriffe gleich wertvoll ist. 87
1. D E R
STANDKAMPF
Die Kampfstellung Die Kampfstellung wird je nach Beherrschung der selber beabsichtigten und der vom Gegner drohenden Griffe und je nach der Haltung oder Stellung des gegenüberstehenden Gegners eingenommen. Die Ringer aus der griech.-röm. Grundschule nehmen im Freistil eine weit nach vorne gebeugte Haltung ein, um ihre Beine vor überraschenden Griffen zu schützen (Abb. 103); die Türken und Schweizer stehen mehr aufrecht, da sie gegen Beingriffe wirkungsvolle Paraden haben. Die Schwünge Wenn auch durch die tiefe Kampfstellung und die größere Entfernung vom Gegner die S c h w ü n g e im Freistil nicht so häufig vorkommen wie im Griech.-Röm. Stil, so sind sie doch nicht so selten, wie es den Anschein hat. Für die Anwendung der Schwünge wird mit dem Gegner Kontakt gesucht und durch Fesselung mindestens eines Armes die Gefahr für einen überraschenden Beingriff vermindert. Nun kann der Angreifer sich mehr aufrichten und mit seinen Füßen mehr an den Gegner herangehen, worauf dieser seinem Beispiel folgt und dann kann der Angreifer, je nach sich bietender Gelegenheit, einen der Schwünge ansetzen (Hüftschwung, Schulterschwung). Das E i n d r e h e n erfolgt nach den bereits unter Griechisch-Römisch beschriebenen Schrittarten (Rück-, Wechsel-, Kreuz- und Paßschritt), aber mit der Erweiterung, daß beide Ringer b e i n s t e l l e n dürfen. Der Gegner braucht beim Hüftschwung, Armfallschwung usw. nicht über die Hüfte gezogen werden, es genügt vielmehr, wenn er über das Gesäß zu liegen kommt. Durch die Entfernung vom Gegner sind im Freistil meist zwei Schritte nötig, sich in den Griff einzudrehen. Am ^ ^fl$* vorteilhaftesten ist die Anwendung des Kreuzschrittes (Abb. 104) und des Paßschrittes, da so der Angreifer nach dem Eindrehen am besten beinsteilen oder des Gegners Bein wegheben kann (Abb. 105). Bei Einsatz des Beines fällt der Angreifer nicht auf ein oder beide
Abb. 103
Abb. 104 88
Knie, sondern mit dem geworfenen Gegner zugleich zu Boden. In einer von der griech.-röm. abweichenden Art wird der Hüftschwung mit Beinstrecker ausgeführt und deshalb hier besonders beschrieben. Hüftschwung mit Beinstrecker Ich fasse mit meiner linken Hand des Gegners rechten Oberarm, trete mit meinem rechten Fuß in des Gegners Standlinie, setze meinen linken Fuß nach (Wechselschritt) und strecke mein rechtes Bein zwischen des Gegners Beine. Während des Eindrehens fasse ich mit meiner rechten Hand von oben her entweder in des Gegners rechte oder linke Achselhöhle. Durch mein weiteres Vorbeugen und Mitziehen des Gegners (Abb. 106) wird dieser zu Fall gebracht.
Beingriffe Beinsteller Ich trete mit meinem rechten Fuß vor des Gegners linken Fuß, umklammere mit meinem rechten Arm des Gegners linken Fuß in der Kniekehle (Abb. 107) und reiße das gefesselte Bein hoch bis zu meiner
Hüfte. Mit dem linken Fuß trete ich hinter des Gegners rechAbb. 109 tes Bein und bringe ihn so aus dem Gleichgewicht (Abb. 108). Ich gehe auf mein linkes Knie, bringe den Gegner zu Fall und drücke sein gefesseltes Bein auf seine Brust. Hechtsprung Ich springe plötzlich an die Beine des Gegners, fasse fest mit den Händen von außen her seine Fersen, drücke mit meiner Schulter (rechts oder links) unterhalb seiner Kniescheibe gegen des Gegners Bein und bringe ihn so zu Fall (Abb. 109). Um :'ihn vollends zu bezwingen, fasse ich ein Bein in der Kniekehle und schiebe es hoch auf seine Brust. Geht der Gegner — während ich mich am Fußende befinde — in die Brücke, so setze ich des Gegners Beine auf meine gespreizten Beine (Oberschenkel), beuge mich weit vor und fasse die Schultern des Gegners (Abb. 110). Es ist verboten die Brücke in Richtung des Kopfes einzudrücken, weshalb ich meine Beine nach hinten ausstrecke; ohne daß des Gegners Beine herunterrutschen können. Mit meiner Brust belaste ich des Gegners Körper und lege mich in die Bauchlage. Sollte der Gegner noch auf dem Gesäß und seinem Hinterkopf eine Brücke halten, so fasse ich mit einem Arm unter des Gegners Genick durch und drücke, die Hände vor des Gegners Brust zusammenfassend, die Brücke ein. Beinstützgriff Ich fasse mit meinen beiden Händen (mit der rechten von außen, mit der linken von innen her) des Gegners linkes Handgelenk (Abb. 111), reiße ihn an, falle auf meine beiden Knie, stecke meinen Kopf unter seine Achselhöhle und fasse mit meiner linken Hand seine rechte Ferse von innen her (Abb. 112). Dann wälze ich mich auf des Gegners gefesseltes Bein, bringe ihn zu Fall und rolle ihn — seinen gefesselten Arm und sein Bein auf meine Brust ziehend — auf seine Schultern. Armstützgriff Ich fasse mit meinen beiden Händen von innen her des Gegners linkes Handgelenk (Abb. 113), reiße ihn an und gehe zugleich auf meine beiden Knie. Ich klammere des Gegners linken Arm unter meinen 90
rechten Arm und fessele sein rechtes Bein an der Ferse von außen her, so daß sein Bein auf meine Schulter gezogen wird (Abb. 114). Ich lege mich nun auf die rechte Seite, den Gegner an seinem gefesselten Arm in die Rückenlage ziehend, wobei ich sein gefesseltes Bein und seinen Arm auf meine Brust ziehe. Fußstich Ich fasse mit meiner linken Hand den rechten Oberarm des Gegners, mache einen Schritt nach rechts und reiße den Gegner mit, so daß dieser gezwungen ist, mit seinem rechten Fuß vorzutreten. In diesem Augenblick strecke ich den linken Fuß (Fußsohle) vor des Gegners Fuß, mit dem dieser gerade den Schritt ausführen wollte, blockiere so seinen Fuß (Abb. 115) und bringe ihn durch die Fesselung am rechten Arm und mit Unterstützung meiner rechten Hand schleuderartig zu Fall. Eine andere Möglichkeit, einen Fußstich anzuwenden, besteht darin, daß ich mit meinem linken Arm des Gegners rechten Oberarm klammere und ihn rückwärts schiebe. Sobald der Gegner den geringsten Widerstand entgegensetzt und sich mit dem linken Bein dagegenstemmt, ist sein rechtes Bein etwas entlastet; ich schlage mit meiner linken Fußsohle des Gegners rechtes Bein von außen nach innen weg und bringe den Gegner zu Fall.
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, Achselwurf Ich fasse mit meiner rechten Hand des Gegners linkes Handgelenk, unterlaufe ihn plötzlich und umklammere mit meinem linken Arm des Gegners linken Oberschenkel (von vorn zwischen die Beine fassend), stecke meinen Kopf unter seiner linken Achselhöhle durch (Abb. 116) und hebe den Gegner sofort vom Boden. Dann gehe ich auf mein rechtes Knie nieder, worauf ich den Gegner nach vorne über meinen Kopf niederwerfe.
Amerikanischer Beingriff Ich fasse mit meiner linken Hand um des Gegners Genick, trete einen Schritt nach rechts und falle auf meine beiden Knie, dabei den Gegner mitreißend (Abb. 117). Der Gegner wird auf diese Weise gezwungen, mit seinem rechten Bein in der Richtung zu mir einen Schritt auszuführen. Bevor er jedoch seinen rechten Fuß wieder auf die Matte setzt, fasse ich mit meiner rechten Hand von innen her seine rechte Ferse, ziehe sein Bein weg (Abb. 118) und bringe den Gegner mit der Fesselung an seinem Genick zu Fall.
92
Abb. 119 Die Wendegriffe werden wie im Griech.-Röm. Stil ausgeführt, mit dem möglichen Unterschied, daß die Griffe evtl. auch aus der tiefen Kampfstellung ausgeführt und mit Beinstellen verbunden werden können (Abb. 119 und 120). Auch muß der Angreifer, der seinen Gegner von hinten faßt, in Betracht ziehen, daß dieser bei seinen Gegengriffen auch am Bein fassen kann (Abb. 121 und 122).
Abb. 121
Abb. 122
Abb. 123
Um dies zu verhindern, muß der Gegner entweder zu Boden gerissen oder durch Spaltgriff rückwärts überstürzt werden. Ich umklammere, hinter dem Gegner kniend, mit meinem linken Arm des Gegners linken Oberschenkel. Mit der rechten Hand fessele ich des Gegners rechten Oberarm und überstürze ihn rückwärts über mein ausgestelltes Bein (Abb. 123). 93
Beinschere Ich fasse mit meiner rechten Hand des Gegners linken Oberarm von unten her (die Handfläche zeigt zum Gegner), mache einen Satz zum Gegner hin und setze mich so auf des Gegners linken Fuß, daß dieser zwischen meinen
Abb. 125
^ / ^ s S
Beinen eingeklemmt ist. Ich reiße den Gegner an seinem gefesselten Arm an, bringe ihn durch einen Beinschlag in seine Kniekehle (Scherenbewegung, Abb. 124) in die Bauchlage.
2. BODENKAMPF-OBERLAGE Dem Ringer in der Oberlage stehen im Freistil weit wirkungsvollere Griffe zur Verfügung als im Griech.-Röm. Stü. Durch Fesselung an den Beinen und durch die Arbeit mit den Beinen werden Griffe und Griffkombinationen ermöglicht, bei denen eine Brücke des Gegners so gut wie ausgeschlossen ist. Allerdings erfordern diese Beingriffe ein ausgiebiges Üben, um eine unbedingte Präzision zu erlangen. Für den umgeschulten Griech.-Röm.-Ringer sind insbesondere die Gegengriffe wichtig, die er auszuführen hat, wenn der Gegner ihn aus der Unterlage angreift. Es gibt eine Anzahl Griffe von der Oberlage aus, die insbesondere dann wirkungsvoll durchgeführt werden können, wenn der Untermann
94
einen Griff am Bein anzuwenden versucht. Je nachdem, wie der Untermann eines oder beide Beine angreift, muß der Obermann den geeigneten Gegengriff anwenden. Bauchwende (Parade auf
Doppelbeinzug)
Greift der Gegner als Untermann von vorne an, indem er mit seinen beiden Armen meine Oberschenkel umklammert (sein Kopf ist zwischen
Abb. 127 meinen Beinen), so beuge ich mich als Obermann weit über den Gegner, halte mich an seinem Fuß am Knöchel fest und stemme mich mit aller Gewalt gegen seinen. Griff (Abb. 125). Wenn des Gegners Druck den Höhepunkt erreicht, löse ich meinen Griff an seinem Fuß, gehe in die vom Gegner angestrebte Zugrichtung, wobei ich mich aber kraftvoll in die Bauchlage (Abb. 126) drehe, mit meinem Oberschenkel den Gegner in die Rückenlage zwingend. Sobald er in die Rückenlage kommt, drücke ich mit meinem Gesäß gegen seinen Kopf und verhindere so die Brücke (Abb. 127).
Spaltwende Umklammert der Untermann von vorne mir nur ein Bein, mit seinem Kopf seitlich bleibend, so beuge ich mich als Obermann weit über den Gegner, lege meine Hand auf der Seite, auf welcher er angreift, ausgedreht auf sein Gesäß und fasse mit meiner anderen Hand von unten her, zwischen seinen Beinen durch, meine Hände zusammen. Mein freies 95
Abb. 129
Bein wird ausgestützt, ich setze mich (Abb. 128) und überstürze den Gegner, indem ich nach hinten falle. Ich drehe mich in die Bauchlage, klammere (Schere) des Gegners Arm, behalte meine Hand zwischen des Gegners Beinen und verhindere, daß er sich aus der Brücke herausdrehen kann. Armschere mit Halbnelson
Dieser Griff ist sowohl als P a r a d e , wie auch als A n g r i f f anwendbar. Als P a r a d e , wenn der Untermann mir als Abb. 130 Obermann zwischen meine Beine greift und entweder mein rechtes oder mein linkes Bein umklammert; oder als A n g r i f f , wenn ich als Obermann, links vom Gegner kniend, mit meinem linken Bein seinen linken Arm weghake und meine Beine kreuze, wodurch des Gegners Arm Abb. 131 festgeklammert wird. Zugleich drücke ich als Obermann mit .meiner linken Hand des Gegners Kopf herunter, fasse mit meiner rechten Hand unter seiner Achselhöhle durch zu meiner linken Hand und drücke durch diesen Genickhebel des Gegners Kopf nach unten (Abb. 129), wobei ich mit meiner rechten Hand in Halbnelson rutsche. Ich als Obermann stütze mich auf meine linke Hand (lege mich aber unter keinen Umständen in die Bauchlage) und zwinge den Gegner zu einem Überschlag. Durch die Hebelwirkung (Halbnelson) einerseits und durch meinen Gegendruck mit meiner Hüfte andererseits wird der Gegner auf die Schultern gezwungen. 96
Aufreißer mit Doppelbeinzug Umklammert der Untermann mit seinem linken Arm von innen her meinen rechten Oberschenkel, während ich links von ihm knie, so übersteige ich mit meinem freien linken Bein des Gegners Körper (umgekehrter Reitsitz), strecke mein Bein unter des Gegners rechte Achselhöhle und fasse mit meiner rechten Hand des Gegners linkes Bein an den Fesseln, liege also zum Gegner in umgekehrter Richtung. Ohne eine Pause entstehen zu lassen, werfe ich mich nach der rechten Seite des Gegners, reiße ihn mit meinem angewinkelten rechten Bein energisch mit nach rechts, indem ich mich auf meinen linken Ellenbogen ausstütze, reiße mit meiner rechten Hand des Gegners linkes Bein hoch (Abb. 130) in Richtung seines Kopfes und bringe ihn so auf die Schultern oder zumindest in die Brücke. Um die Wucht des Falles zu erhöhen, muß ich mein rechtes Bein kurz vor dem Aufschlag auf der Matte strecken. Parade auf Doppelbeinzug Klammert der Untermann mich, wenn ich mich über ihm im Reitsitz befinde, mit seinem Arm oder mit beiden Armen und zieht mich seitlich oder nach hinten, so muß ich mich stets auf meine Ellenbogen stützen; ich darf nicht in die Brückenlage gehen. Hält der Untermann mit seinem Angriff einen Augenblick inne, so setze ich den linken Oberarm an des Gegners rechte Schläfe und drücke ihn nach der linken Seite (Abb. 131), greife mit meinem rechten Arm unter des Gegners rechten Arm und ziehe diesen mit Zuhilfenahme meines linken Armes auf meine Brust. Mit meinem rechten von des Gegners Fesselung nun befreitem Bein hake ich unter seinen linken Oberschenkel (Abb. 132), mit meiner rechten Hand greife ich unter des Gegners rechten Oberarm Halbnelson. Die
weitere Handlung hängt von des Gegners Verhalten ab. Löst er die Fesselung an seinem linken Oberschenkel, so wird sein Körper von meinem Bein abgeschüttelt, oder durch die Fußhakelung mit meinem rechten Bein abgehoben und ich vervollständige die Fesselung aus der Bauchlage. Hält der Gegner die Fesselung an meinem linken Bein ?
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aufrecht, so gebe ich die Hakelung am Bein auf, mit Hilfe meines rechten Beines rolle ich den Gegner nach links in die Bauchlage und drücke ihn durch den Halbnelson auf die Schultern. Auch kann ich des Gegners rechten Arm strecken und mich drauflegen. Die Brücke
Abb. 133 wird verhindert, wenn ich des Gegners Kopf an meine Brust zieh. Abb. 134
Kanadanelson Ich steige (aus dem Reitsitz) erst mit dem linken Bein von vorne her weit zwischen die Beine des Gegners, hiernach mit meinem rechten Bein ebenfalls so weit wie möglich und bringe ihn durch Streckung meiner Beine und Hochziehen seiner Arme in die Bauchlage (Abb. 133). Durch Strecken meines rechten Beines schüttle ich des Gegners rechtes Bein ab und hake mit meinem linken Fuß seinen rechten Oberschenkel. Zugleich fasse ich mit meiner rechten Hand unter des Gegners Oberarm durch zu meiner linken Hand, die ich mit der Handfläche nach oben auf des Gegners Kopf liegen habe und rutsche in den Halbnelson (Abb. 134). Auf diese Weise setze ich zwei Hebel an, die in entgegengesetzter Richtung wirken. Um den Griff nicht schmerzhaft zu gestalten, löse ich die Fesselung an seinem Bein und drehe den Gegner mittels Halbnelson (zwischen meinen Beinen) in die Rückenlage (Abb. 135). Sollte er in Brücke gehen, so fessele ich __ ihn mit meinen Füßen *^r—— i •-^^*CL~ V an seinem Knöchel. x > w vi-. Durch Streckung meiner Beine und HochAbb. 135
ziehen seines Kopfes drücke ich des Gegners Brücke ein (Abb. 136). Abb. 136 96
Antiknelson Links vom Gegner steige ich mit meinem linken Fuß zwischen des Gegners Beine und hake sein linkes Bein an den linken Knöchel. Mein rechtes Bein bleibt als Stütze auf der Seite, auf der ich mich befinde. Ich lege mich über des Gegners Rükken nach seiner rechten Seite, hake mit meinem linken Arm von unten her seinen rechten Arm in der Armbeuge und reiße den Gegner nach der linken Seite (Abb. 137). Des Gegners gefesselter Arm wird mit Hilfe meiner rechten Hand hinter meinen Kopf geschoben, so daß ich darauf zu liegen komme (Abb. 138). Die Fesselung an seinem Fuß behalte ich bei und — um eine Brücke zu verhindern — ziehe seinen Kopf mit meinen beiden Händen an meine Brust. Zieht der Gegner, nachdem ich mit meinem linken Arm des Gegners rechten Arm eingehakt habe, so stütze ich die rechte Hand in die Zugrichtung aus, um in die Sitzlage zu kommen. Hiernach wende ich mich — die Hakelung am Arm beibehaltend — nach der linken Seite und erreichedadurch die gewünschteLage. Gelingt es mir nicht, mit meinem Arm des Gegners rechten Arm von unten her einzuhaken, so löse ich die Fesselung mit dem linken Fuß an des Gegners Knöchel und hake dafür das eigene Bein im Kniegelenk. 7*
Mit dieser Fesselung, die wir als „türkische Beinschere" bezeichnen, werfe ich mich mit dem ganzen Körper nach des Gegners rechter Seite und bringe ihn dadurch in die seitliche Sitzlage. Durch Fassen eines Hammerlocks an des Gegners linkem Arm oder durch einen Genickhebel von seiner linken Seite her wird der Gegner in die Brücke oder auf die Schulter gebracht.
^nd^L^JAbb. 140
Schiebkarrengriff Zwischen des Gegners Beinen kniend, umklammere ich seine beiden Oberschenkel und stehe auf (Abb. 139). Nach ein bis zwei Schritten vorwärts falle ich plötzlich nach hinten auf eine Seite. Dadurch wird der Gegner in die Bauchlage gezogen. Ich übersteige seinen Körper mit einem Bein, wende dabei den Gegner, setze mich auf seine Brust und ziehe seine Beine in Richtung seines Kopfes. Der Griff kann auch aus der knienden Lage ausgeführt werden, nur muß der Gegner in der Bauchlage liegen, wenn ich seinen Körper übersteige (Abb. 140). Die Zange Links vom Gegner kniend, umklammere ich mit meinem rechten Arm sein linkes Bein im Kniegelenk, ziehe sein umklammertes Bein in Richtung seines Kopfes und gehe dabei nach links in die Sitzlage. Des Gegners Kopf wird unter meine linke Achselhöhle genommen und meine rechte Hand faßt mein linkes Handgelenk vor des Gegners Brust. Er wird nach vorne überstürzt (überrollt) und wenn möglich sein rechtes
Abb. 142 100
Bein von meinem rechten Bein gehakt, um eine evtl. Brücke zu verhindern (Abbüdung 141). Die Zange kann auch bei tief angreifendem Gegner angesetzt oder als Abwehr gegen Beingriff angewandt werden (Abb. 142). Kopfdurchzug Ich lege, links vom Gegner kniend, meine linke Hand mit nach oben gerichteter Handfläche auf des Gegners Hinterkopf, greife mit meiner rechten Hand unter des Gegners Körper durch und fasse meine beiden Hände zusammen (Abb. 143). Mein Bein auf des Gegners Seite strecke ich aus und verlege, wenn möglich, die Fesselung nach seiner linken Gesichtshälfte, so daß mein rechter Arm weit über seinem Kopf liegt. Ich ziehe mein ausgestrecktes Bein an und setze es zwischen die Beine des Gegners, worauf ich sein linkes Bein in Richtung seines Kopfes und seinen Kopf in Richtung seines linken Knies ziehe, bis der Gegner vornüber auf die Schulter gerollt ist. Spaltgriff Ich fasse, links vom Gegner kniend, mit meiner linken Hand von vorne her zwischen des Gegners Beinen durch zu dessen rechtem Bein.Zugleich fasse ich auch mit der rechten Hand von hinten her des Gegners rechtes Bein (Abb. 144) und bringe ihn durch Körperdruck nach rechts in 'die Sitzlage. Hierauf fasse ich mit der rechten Hand von vorne zwischen des Gegners Beinen weit bis zu dessen Rücken durch (Abb. 145). Die weitere Ausführung des Griffes hängt vom Verhalten des Gegners ab, da ich nun mit der linken Hand Hammerlock. Armdurchzug, Halbnelson fassen und den Gegner seitlich überrollen oder überstürzen kann. 101
Beinschraube Links vom Gegner kniend, der in der Bauchlage liegt, fasse ich mit meiner rechten Hand unter des Gegners linkem Bein durch zu seinem rechten Bein, schiebe sie übereinander und kreuze sie (Abb. 146). Die
erzielte Kreuzung halte ich mit meiner linken Hand fest, lege des Gegners gestrecktes rechtes Bein in meine rechte Armbeuge und fasse mit meiner rechten Hand seine linke Ferse. Nun fasse ich Hammerlock, Halbnelson oder einfach seinen Kopf und rutsche mit meinen Knien unter den Gegner (Abb. 147) und überstürze ihn (mit meinem rechten Bein nachhelfend) nach vorne links. 102
3. BODENKAMPF-UNTERLAGE Griffe aus der Unterlage im Freistil Wenn auch beim Freistil die Griffe des Gegners aus der Oberlage gefährlicher sind als im Griech.-Röm. Stil, so ist dies ein Grund mehr, die Griffe aus der Unterlage zu beherrschen, um des Gegners Griffen eine erhöhte Aktivität entgegenzusetzen. Neben den hier beschriebenen Griffen können alle beim Griech.-Röm. Stil angeführten Griffe mit Erfolg angewendet werden. Beim Einnehmen der Unterlage im FreistU ist es gut, wenn der Untermann auf dem Fußrist sitzt, um dem Angreifer möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Armzug mit Beinheben und mit Beinhaken Beim Freistil kann der Armzug mit Unterstützung der Beine ausgeführt werden. Gelingt es mir, mit dem linken Fuß zwischen des Gegners Beine zu kommen, so fasse ich mit meiner rechten Hand des Gegners rechtes Handgelenk und ziehe einen Armzug, hebe mit dem Rist meines linken Fußes des Gegners linkes Bein und bringe ihn in die Brücke (Abb. 148). Statt daß ich des Gegners linkes Bein hebe, kann ich sein rechtes Bein haken und ihn in die Brücke ziehen (Abb. 149). Gelingt es mir, sein gehaktes Bein hochzureißen und mit meiner freien Hand zu fassen, so ziehe ich es in Richtung seines Kopfes. Armstützgriff aus der Unterlage Greift mich der Obermann von meinem Kopfende her an, so täusche ich als Untermann einen Angriff auf seine Beine vor. In Sorge um seine Beine, streckt sie der Obermann aus und achtet deshalb zu wenig auf seine Arme. Sobald sein Arm oder seine beiden Arme von mir geklammert werden können (Abb. 150), führe ich den Armstützgriff aus. Parade auf Beingriff (Ausheber) Umklammert der Angreifer aus der Oberlage, links von mir kniend, mit seinem rechten Arm meinen linken Oberschenkel und steht mit
103
Abb. 151
Abb. 152
dieser Fesselung auf, um einen Überstürzer oder dergleichen an Hinauszuführen, so fasse ich mit meiner rechten Hand des Angreifers linke Ferse und bringe ihn so zu Fall (Abb. 151). Durch Beingriff in die Oberlage (Beinwende) Gelingt es mir, als Untermann mit meiner Hand überraschend von außen her des Gegners Bein an den Fersen zu ergreifen, so kann ich durch Hochreißen des Beines den Gegner aus dem Gleichgewicht bringen und mich in die Oberlage wenden (Abb. 152).
VII. E N T W I C K L U N G S M Ö G L I C H K E I T E N DES D E U T S C H E N R I N G K A M P F S P O R T E S Der deutsche Ringkampfsport ist durch den zweiten Krieg, durch die darauffolgende Not und nicht zuletzt durch die F e h l e r der Vergangenheit auf dem tiefsten Punkt seiner Entwicklung angelangt. Krieg und Not abzuwenden, stand leider nicht in unserer Macht, aber die Fehler hätten bei etwas Weitblick unserer Führung bestimmt vermieden werden können. Die größte Schuld der verantwortlichen Männer in der Vergangenheit war, daß zu keiner Zeit ernsthafte Versuche unternommen wurden, unseren Sport der modernen Entwicklung anzupassen. So wurden niemals ernstliche Ansätze zu einer planmäßigen Erziehung und ringerischen Schulung unserer Jugend unternommen. Die Tätigkeit der Funktionäre, angefangen vom Verein bis hinauf zum Verband, erschöpfte sich in der „Organisation", in der „Verwaltung", in der Erledigung der laufenden Geschäfte und oft im Kampf u m die Behauptung der eigenen Position. Dementsprechend wurden auch die ein104
Übersichtstabelle der weitbesten Ringer vom Jahre 1 8 9 6 — 1 9 2 0 Jahr
Stadt
1896 Athen 1898 Wien 1902 Haag Rotterdam 1903 1904 St. Louis 1904 ' Wien Amsterdam 1904
Art
Fliegengewicht Bantamgewicht
Stil
Oly. E. M. E. M. E. M. Oly. W. M. E. M.
Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Freistil Griech./Röm. Griech./Röm.
1905 1905 1905 1906 1906 1907 1907 1907 1908
Duisburg Amsterdam Berlin Athen Haag Frankfurt/M. Kopenhagen Wien London
W.M. E. M. W.M. Oly. E. M. W. M. E. M. E. M. Oly.
Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Freistil
1908 1908 1909 1909 1909 1910 1910
London Wien Wien Malmö Dresden Düsseldorf Budapest
Oly. W.M. W.M. E. M. E. M. W.M. E. M.
Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm.
1911 1911 1911 1911 1911 1912
Stuttgart Berlin Dresden Wien Budapest Stockholm
W.M. W.M. W.M. W.M. E. M. Oly.
Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm.
1912 1912 1913 1913 1914 1920 1920
Wien Budapest Breslau Budapest Wien Antwerpen Antwerpen
E. M. E. M. W.M. E. M. E. M. Oly. Oly.
Griech./RÖm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Freistil Griech./Röm.
Leichtgewicht
Federgewicht
Weltergewicht
Mittelgewicht A Mittelgewicht
Mittelgewicht B Halbschwergew.
Curry — U S .
N. Mehnert US. Niflot — U S .
Bratshaw US. Ahlquist Dk.
Th. Eckert
.
N. Mehnert US. S. Dole — US.
E. Hegewald D. K. Wemecke D
.
|
H. Lachnit D. E. Kokol D. Walter D. H. Raufi A.
Roehm US.
D.
Erickson
US.'
W. Diefiner
D.
Th. Schibilsky D. j R. Watzl A. W. van Veen NL. U. Volkert D. G. Malmström S.
A. Hein D. W. Weckmann SF. F. Togni NL. H. Christensen Dk.
G. de Relwyskow GB E. Porro I. R. Diry A. A. Toduscheek A. G. Malmström S. Th. Schibilsky D. Altroggen D. M. Beskow D.
Y. Bacon E.
K. Koskelo SF.
J. Höger D. A. Frank S. G. Heigert D. K. Kokotowitsih A. Ruzieska U. E. Väre SF.
J. Müller PI. Pollak U. E. Hegewald D. A. Szoszky U. N. Breznotics U E. Ackerley US. O. Friman SF.
O. Ö. G. Ö. U. K. E.
Kaplur R. Radväny U. Baumann R. Radväny U. Wickström SF. Anttila SF. Tare SF.
F. Mortenson S.
,
Schwergewicht
Schumann D. Hackenschmidt R. H. Egeberg Dk. G. Fristensky A. Hansen US. R. Arnold A. I. Ploeger de Reyp NL. W. Weckmann D. F. Blonner D. S. M. Jensen Dk. S. M. Jensen Dk. H. Rondi D. H. Egeberg Dk. S. M. Jensen Dk. A. Schmitz A. C. O'Kelly E.
W. Weckmann Fl. R. Weiss U. H. Egeberg Dk. A. Schmitz A. H. Christensen Dk. H. Egeberg Dk: "- H. Egeberg Dk. G. Sperling D. H. Egeberg Dk.
F. Mortenson S. E. Hartl D. Buchholz D. [. W. Westeroop NL. W. Wied D. K. Paulini D. H. Christensen Dk. H. Christensen Dk. H. Christensen Dk. C. Johansson S. 2. A. Ahlgreen* S. 2. J. Boehling* SF. Trestler A. E. Väre SF. B. Targa U. E. E. NilssoB S. C. Johansson S. B. Varga U. Ruziczka U. J. Boehling SF. E. Leino SF. A. Larson S. C. Westergren S. C. Johansson S.
J. Neser D. A. Järvinen SF. H. Gäfiler D. T. Fischer U. S. M. Jensen Dk. T. Saarela SF. K. Bauernfeind A T. Fischer U. A. Ahlgreen S. A. Ahlgreen S. Brosch A. R. Roth SU. A. Lindfors SF. .
kein Olympiasieg Dänemark, Est. = Estland, ET. = Ägypten, F. = Frankreich, GB. = GrofiA. =- Austria (Österreich), B. = Belgien, C S . = Tschechoslowakei, D. = Deutschland, Dk. Rußland, S."=~ Schweden, SF. = Finnland, Pimnlsn/l SU. SIT = Schweiz, Si^wni? TR. TR = T Türkei, ürkei,'U IT.. = Ungarn, llntrarn. US. IIS. = Vereinigte britannien, I. = Italien, Le. = Lettland, NL. = Niederlande, R. Staaten von Amerika.
Übersichtstabelle der weitbesten Ringer vom Jahre 1920 — 1 9 5 1 Jahr
Stadt
Art
Stil
1920 1921 1921 1922' 1924
Wien Helsinki Offenbach Stockholm Paris
W.M. W.M. E.M. W.M. Oly.
Giiech./Rom. Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Freistil
5924 1924
Paris Neunkirche a
Oly. E.M.
Griech./Röm. Griech./Röm.
Fliegengewicht Bantamgewicht
Federgewicht
Leichtgewicht
Mittelgewicht A Mittelgewicht
Weltergewicht
F. Reitmeier D. U.Ikonen SF. K. Anttila SF. I. Andersen D. Svensson S. K. Anttila SF. jK. Pihlajamäki Reed US. SF. j E. Pütsepp Est. K. Anttila SF. K. Gerstacker ! W. Huck D. K. Völklein D. U.
Mailand 1925 1926 Riga • 1927 Budapest 1928 Amsterdam . 1928 Amsterdam 1929 Paris 1929 Dortmund 1930 Brüssel 1930 Stockholm 1951 Budapest 1931 Prag • 1932 Los Angeles 1932 Los Angeles 1933 Paris 1933 Helsinki ' 1954 Stockholm 1934 Rom 1935 Brüssel 1935 Kopenhagen 1956 Berlin 1936 Berlin 1937 München 1937 ' Paris 1938 Tallinn. 1939 •• Oslo 1946 Stockholm 1947 Prag 1948 London 1948 London 1949' Istanbul ' 1950 Stockholm 1951 Helsinki
E. M. E. M. E. M. Oly. Oly. E. M. E. M. E. M. E. M. E. M. E. M. Oly. . Oly. E.M. E. M. E.M. E. M. * E.M. E.M. Oly. Oly. E.M. E.M. E.M. E.M. E.M. E. M. Oly. Oly, E. M. W.M. W.M.
Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Freistil Griech,/Röm. Freistil Griech./Röm. Freistil .Griech./Röm. Freistil Griech./Röm. Freistil Griech./Röm. Freistil Griech./Röm. Freistil Griech./Röm. Freistil Griech./Röm. Freistil Griech./Röm. Freistil Griech./Röm. Griech./Röm. Griech./Röm. Freistil Griech./Röm. Freistil Griech./Röm. Freistil Griech./Röm. Griech./Röm.
SU.
O. Friman SF. H. Baruch D.
Schwergewicht
.
U. Fischer A.
Heini A. T. Tamminen SF. E. Rosenqvist SF. H. Ketzer D. W. Knöpfle D. K. Westergren S. W. Rosenqvist SF. Haggmann SU. Spellman US.
H. Bock D. J. Salila SF. K. Doppel D. E. Nilsoon S. Steele US.
E.Westerlund SF. K. Westergren S. F. Bräun D. E. Bräuer D.
J. Deglane F. F. Mu£ D.
]
J A. Magyar U. Németh U. S.Hansson S. V. Väli Est. • i G. Gozzi I. V. Väli Est. ; K. Mäkinen SF. A. Morrison US. K. Leucht D. V. Väli Est. • Mollin B. Rottenfluc B. j SL Marti nsenN. F. Hernström S. Mollin B. Tasnädy U. ! H. Tuvesson S. K. Pihlajamäki SF. ö . Zombory U. K Pihlajamäki SF. i H. Tuv.esson S. K. Pihlajamäki SF. ! E. Pearce US. K. Pihlajamäki SF. -'. 1 J. Brendel D. Gozzi I. 1 Ü. Zombory U. F. Toth U. Ö. Zombory U. K. Pihlajamäki SF. M.,Lörincz U. K. Pihlajamäki SF. ! H. Tuvesson S. K. Pihlajamäki SF. K. Pihlajamäki SF. i Nizzola I. H. Tuvesson S. S. Hering D. ö . Zombory U. K Pihlajamäki SF. M. Lörincz U. -Y. Erkan TR. J. Brendel D. F. Toth U. Perttunen SF. K. Pihlajamäki SF. Perttunen SF. K. Pihlajamäki SF. K. Kiisseli SF. K. Pihlajamäki SF. L. Viitala SF. L. Biringer U. G. Bilge TR. B. Sundin S; M. Hassan ET. O. Anderberg S. L. Viitala SF. N. Akar TR. G. Bilge TR. P. Lombardi I. K.Petersen S. M. Oktav TR. A. Yücel TR. N. Akar TR. N. Zafer TR. B. Johanssons. M. Hassan ET. O. Anderberg S. A. Yücel TR. N. Akar TR. N. Zafer TR.
|
! Ö. Radväny U. ; O. Friman SF. . F. Eichblatt D. E. Westerland SF. E. Gehri ; Vis US.
Mittelgewicht B Halbschwergew.
\ L. Keresztes U. H. Petersson S. E. Sperling D. O. Kapp Est. L." Keresztes U. E. Malmberg S. E. Sperling D. U. Karpäty U. E. Malmberg S. Minden SU. E. Sperling D. C. Pacome- F. E. Malmberg S. Perret SU. A. Reini SF. W: Ehrl D. A. Reini SF. K. Karpäiy U. L. Koskela SF. K. Karpäty U. L. Koskela SF. H. Nettesheim D. L. Koskela SF. L. Koskela SF. j G. Andersson S. \ C. Atik TR. j G. Frändfors S. C. Atik TR. ; G. Frej S. S. Meric TR. j J. Gal U. O. Anderberg S.
' A. Haavisto H. Roosen
SF. B.
H. Roosen B. M. Nordling SF. J. Földeak D. M. Nordling SF. J. van Bebber US. J. Johansson S. J. Földeak D. M. Nordling SF. J. Földeak D. G. Glans S. Andersson S. R. Svedberg S. F. Lewis- US. R. Svedberg S. F. Schäfer D. F. Schäfer D. F. Schäfer D. F. Schäfer D. Y. Dogu TR. Y. Dogu TR. Y. Dogu TR. G. Andersson S'. C. Atik TR. M. Samanainen SF. C. Atik TR.
F. Bräun D. J. Jakobsen S. L. Papp U. E. Kyburz SU. V.'Kokkinen SF. Söderquist S. J. Tunyoghi U. Gehri SU. V. Kokkinen SF. E. Kyburz SU. J. Johansson S. J. Johansson S. V. Kokkinen SF. Jourlin F. A. Cadier S. J. Johansson S. J. Johansson S. J. Johansson S. J. Johansson S. Poilue F. J. Johansson S. J. Johansson S. J. Johansson S. J. Johansson S. J. Johansson S. E. Virtanen SF. N. Bjelov R. G. Brand US. R. Grönberg S. Y. Dogu TR. A. Grönberg S. H. Zafer TR.
C. Westergren S. R. Rupp D. N. Szabo C S . T. Sjöstedt S. I. Mustafa ET. Aeschlimann SU. O. Pellinen SF. Söderquist S. C. Wiestergren &'. Tunyoghy UO. Pellinen SF. J. Mehringer US. R. Svensson S. L. Papp U. R. Svensson S. Fridell S. E. Bietags Le. E. Viräg U. A. Cadier SFridell S. A. Cadier S. A. Cadier SN.'Akerlindh S. A. Cadier SN. Akerlindh S. B. Fahlquist S. Koberidze R. H. Wittenberg US. K. Nilsson S. A. Candemir TR. M. Candas TR. Y. Dogu TR.
R. Svensson S. G. Gehring D. R. Bado U. J. Richthoff S. R. Svensson S. J. Richthoff S. G. Gehring D. J. Richthoff S. J. Richthoff S. Bürki SU. C Westergren S. J. Richthoff S. K. Westergren S. Bürki SU. K. Hornfischer D. Sjöstedi S. K. Hornfischer D. Haeggeli SU. K. Hornfischer D. K. Palusalu Est. K. Palusalu Est. K. Hornfischer D. K. Palusalu Est. J. Kotkas Est. J. Kotkas Est. B. Antonsson S. J. Kotkas R. G. Bobrs U. A. Kirecci TR. B. Antonsson S. B. Antonsson S. B. Antonsson S.
genommenen Gelder für Sitzungen, Aufwandsentschädigungen und für Geschäftsführung verbraucht; für Lehrgänge und Trainer hatte man so gut wie nichts übrig. Dieses betrübliche Bild änderte sich auch im „Dritten Reich" nicht. Wenn auch für das Ringen gleich zwei Trainer angestellt wurden, so dienten die durchgeführten Lehrgänge doch nur zur Förderung der Spitzenleistungen. Eine planmäßige Ausbildung der Übungsleiter für Gaue und Vereine wurde nicht mit dem nötigen Nachdruck in Angriff genommen, obwohl gerade damals dazu Gelegenheit gewesen wäre. Durch das Fehlen von geschulten Übungsleitern und Trainern ist unserem Sport eine nie wiederkehrende Gelegenheit, Volkssport zu werden, verlorengegangen. Als man den Ringkampf zum Pflichtsport der Jugendorganisationen erklärte, konnten wir für die Durchführung dieses Programms keine Übungsleiter zur Verfügung stellen. Durch diesen unverzeihlichen Fehler ist der Zugang an Nachwuchs stark gedrosselt worden, was seinerzeit weniger ins Gewicht fiel, sich jedoch auf unsere heutige Stärke sowohl zahlenmäßig, " wie auch qualitativ verhängnisvoll auswirkt. Die Folge dieser Entwicklung war eine überaltete Spitzenschicht nach dem zweiten Weltkrieg; es war die denkbar schlechteste Ausgangsstellung für unsere internationalen Starts. Aber auch den nun zaghaft heranwachsenden Jahrgängen fehlt die Grundlage dafür, den Vorsprung der anderen Nationen in absehbarer Zeit einzuholen. Man kann im Zeitalter der modernen Sportwissenschaft die Jugend nicht mit v e r a l t e t e n M e t h o d e n heranziehen und von ihr dann Leistungen erwarten, die sie unmöglich erfüllen kann. Selbst wenn wir nicht die Absicht hätten, an unsere früheren internationalen Erfolge anzuknüpfen, so muß der deutsche Ringkampfsport doch einer Reorganisation unterworfen und modernen Gesichtspunkten angepaßt werden, wenn die Arbeit der zahllosen Idealisten einen sichtbaren Erfolg zeitigen und der Ringkampf nicht zu den bedeutungslosesten Sportarten herabsinken soll. Die Bildung eines Ausbildungsstabes Der erste Schritt auf dem Wege zu einer neuen Entwicklung ist die Bildung eines A u s b i l d u n g s s t a b e s aus den L a n d e s t r a i n e r n der Länder. Jedes Land verpflichtet zwei bis drei talentierte Übungsleiter als Landestrainer, die in regelmäßig stattfindenden Zentrallehrgängen eine gründliche Ausbildung erhalten. Die Landesverbände sorgen dafür, daß die ausgebildeten Landestrainer den Vereinen recht ausgiebig zur Verfügung stehen. Die Vereine ihrerseits müssen in ihrem eigensten Interesse dafür sorgen, daß sie einen Übungsleiter ausfindig machen, der die Fähigkeit hat, sein erworbenes Wissen und Können der Vereinsjugend weiterzugeben. Für die Erfüllung dieser wichtigen Aufgabe müssen die Vereine ein kleines Opfer in Form einer „Aufwandsentschädigung" für ihren Übungsleiter 105
bringen. Wenn andere Sportarten einen Sportlehrer mit Gehalt verpflichten können, dann muß auch bei uns zum mindesten diese Aufwandsentschädigung für die fachgemäße Schulung und Betreuung der Vereinsjugend aufgebracht werden. Vorbildliche Ubungsstä-tten Mit der Planmäßigkeit der Übungsstunde muß auch die entsprechende Gestaltung des Ü b u n g s l o k a l s oder der Übungshalle Schritt halten. Umkleideraum, Ubungslokal und die M a t t e n d e c k e müssen peinlichst sauber und vor allem staubfrei sein. Vor allen Dingen muß die Mattendecke von Zeit zu Zeit gereinigt werden, um so die Übertragung von Hautkrankheiten zu vermeiden. Genau so dringend wie eine Matte, ist die Errichtung einer Bade- oder Waschgelegenheit, um die sich der Verein unbedingt bemühen muß, damit er seinen Mitgliedern diese Annehmlichkeit bieten kann. Wie wollen wir neben den einfacheren Volksschichten auch die besser situierten Kreise mehr als bisher für unseren Sport interessieren, wenn wir keine dem modernen Sport würdige Übungsstätte schaffen? Nur eine vorbildlich geleitete Übungsstunde in einem in jeder Weise einwandfreien Ubungslokal kann werbend und anziehend auf die Jugend wirken und die Eltern davon überzeugen, daß ihre Kinder bei uns gut aufgehoben sind. Gelingt es uns, die Jugend der heute dem Ringkampf fernstehenden Kreise zu gewinnen, so kann u n ser Sport später viel davon profitieren, wenn diese Jugend einmal einflußreiche Stellungen bezieht. Reform des Wettkampfbetriebes Die nächste Forderung lautet: Jeder Ringer muß mindestens jeden Monat K a m p f g e l e g e n h e i t erhalten. Es ist eine alte Tatsache, daß durch die gestellte Aufgabe, zu bestimmten Zeitpunkten in Kämpfen bestehen zu müssen, die Leistungen erhöht und die Ringer zu sportlicher Auffassung erzogen werden. Wie aber sind die Aussichten für die Erfüllung dieser wichtigen Forderung? Solange die M a n n s c h a f t s k ä m p f e in ihrem heutigen Umfang keine Einschränkung erfahren, kann für die Mehrzahl der Ringer keine Kampfgelegenheit geschaffen werden, wie auch so manche Mißstände keine Änderung erfahren können. Es ist zutiefst bedauerlich, daß gerade die Wettkampfform der Mannschaftskämpfe, die sich bei uns in den letzten Jahrzehnten so fest eingebürgert hat, Schuld an der rückläufigen Entwicklung des Ringkampfsportes hat. Die Nachteile, die uns die Mannschaftskämpfe gebracht haben, sind so groß, daß wir uns ernstlich überlegen müssen, ob wir sie in ihrer heutigen Form beibehalten dürfen. Wir müssen so mutig sein, wenn wir eine Sache für unseren Sport als nachteilig feststellen, sie auch zu beseitigen. 106
Der größte Nachteil, den uns die Mannschaftskämpfe gebracht haben, ist die beschränkte Kampfmöglichkeit für die Mehrzahl unserer Ringer. Dadurch, daß in den Serienkämpfen von jedem Verein immer nur acht Mann jahraus jahrein beschäftigt werden können, ist den Vereinen auch eine zahlenmäßige Entwicklungsmöglichkeit genommen. Was nützt dem Verein eine zahlenmäßig starke Jugendabteilung und ein zahlreicher Nachwuchs, wenn doch nur ein geringer Prozentsatz benötigt wird und Beschäftigung findet? Die Eigenart der Mannschaftskämpfe läßt auch nicht die Entwicklung von mehreren guten Ringern in einer Gewichtsklasse zu; sie müssen, um Kampfmöglichkeit zu erhalten, in andere Vereine abwandern, oder was noch schlimmer ist, sie kehren unserem Sport den Rücken. Hinzu kommt noch, daß bei der Aufstellung der Mannschaft nur zu oft ausgediente Ringer den strebsamen Nachwuchskräften vorgezogen werden. Der Ringkampf verliert dadurch viel von seiner Lebhaftigkeit; abgesehen davon, daß sich die Ringer in der Mannschaft von vornherein auf „Zweckstil" oder aufs „Punktesammeln" einstellen müssen. Ein weiterer Nachteil der Mannschaftskämpfe ist, daß sie unseren Ringern nicht die kämpferischen Eigenschaften geben, die sie für die Bestreitung internationaler Kämpfe benötigen. Für die Durchstehung eines Mannschaftskampfes benötigt der Ringer keine gewissenhafte Vorbereitung im Training und in der sportlichen Lebensführung und wird auch deshalb nie zur Härte und Ausdauer erzogen. Mit der Einführung der Mannschaftskämpfe ist eine grundlegende Wandlung in der Beurteilung der Leistung auf der Matte eingetreten. Galt bis dahin der schöne Kampf als erstrebenswert, so ist bei den Mannschaftskärnpfen das Gesamtergebnis der Mannschaft in der Punktzahl für die Zuschauer und Kämpfer das Wichtigere. Für den Sieg der eigenen Mannschaft ist man bereit, die größte Unsportlichkeit zu begehen, wie dies zahllose Beispiele beweisen; bei Einzelkämpfen würde der Ringer niemals wagen, sich derart unfair zu verhalten. Die Vorkommnisse auf diesem Gebiet gehören zu den unrühmlichsten Abschnitten des Ringsports; einige von diesen sind: Tätlichkeiten gegen Kampfrichter; Machenschaften bei der Aufstellung der Mannschaften und beim Auswiegen: mangelhafte Gastfreundschaft usw. Durch all diese Vorkommnisse werden die Gegensätze unter den Vereinen geschürt und dauernd vertieft, worunter dann die so nötige Zusammenarbeit leidet. Warum behaupten die Mannschaftskämpfe trotz dieser Nachteüe ein derartiges Übergewicht im Ringsport-Frogramm? Weil sie so bequem gehandhabt werden können! Die Funktionäre haben im Jahr nur einmal Arbeit mit der Planung und die Vereine sind für das ganze J a h r versorgt. Aber gerade diese bequeme Handhabung des Sportprogramms bringt in unsere „Feste" eine gewisse Verflachung, denn sie tötet die 107
eigene Initiative für die Planung und Durchführung wirkungsvoller Veranstaltungen.
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Sollen unsere Ringer in ihrer Gesamtheit die gewünschte kämpferische Betätigung erhalten, so ist dies nur durch die D r o s s e l u n g oder gar A b s c h a f f u n g der M a n n s c h a f t s k ä m p f e möglich. Mit dieser Maßnahme werden sich unter dem Druck der Lage ganz von selbst andere und bessere Kampfgelegenheiten ergeben und die Vereins- und Verbandsfunktionäre werden sich Mühe geben müssen, neben wirkungsvollen Turnieren und Wettstreiten auch in den übrigen Leistungsklassen für Kampfgelegenheiten zu sorgen. Schon die Tatsache, daß dem Nachwuchs alle Wege zur Entwicklung offenstehen, wird dem Ringkampfsport in jeder Beziehung einen Aufschwung bringen. Wenn bei Turnieren und Wettstreiten die Beteiligung heute noch gering ist und die Zuschauer noch nicht so recht auf den Geschmack gekommen sind, so ist dies bei der heutigen verfahrenen Lage und der mangelhaften Organisation verständlich und kann nicht anders erwartet werden. K a m p f g e l e g e n h e i t e n können allen Leistungsklassen geboten werden, angefangen von der Klubmeisterschaft über Turniere und Wettstreite bis zu den Kämpfen um die Meisterschaften. Von allen Kämpfen sind für die Leistungssteigerung eines Ringers diejenigen die nützlichsten, bei denen zwei, drei oder vier Kämpfe in kürzerem. Zeitabstand gefordert werden und ihn, zur Hergabe seines ganzen Könnens zwingen. In dieser Beziehung sind Turniere am wertvollsten und zugleich am billigsten, da mit einigen Gästen zwei und drei Abendprogramme bestritten werden können. Eines soll hier aber auf alle Fälle festgehalten werden: Schweden ist durch Turniere Ringergroßmacht geworden. Gerade bei schwedischen Turnieren haben auch Nachwuchsringer die Möglichkeit, gegen internationale Gäste zu kämpfen, wodurch sie zugleich für internationale Meisterschaften vorbereitet werden. Anders ist es bei uns. Hat sich ein Nachwuchsringer für die Ländermannschaft qualifiziert, so dauert es eine ganze Weile, bis er die nötige internationale Erfahrung gesammelt hat und sich durchzusetzen vermag. Richtlinien für die Durchführung von Veranstaltungen Mit der kämpferischen Betätigung der Jugend und der Aktiven wird den Vereinen die Pflicht auferlegt, mit allen Veranstaltungen, mit denen wir vor die Öffentlichkeit treten, die Besucher für den Ringkampfsport zu begeistern. Dies bedenke jeder Veranstalter und überlege, ob er alles getan hat, um das für uns wertvolle Bild in einem würdigen Rahmen zu zeigen, denn eine Veranstaltung ist nicht nur eine Leistungsschau, sondern auch unsere Visitenkarte; sie soll eine willkommene Gelegenheit sein, unseren Sport der Öffentlichkeit im günstigsten Licht zu zeigen. Mit dem einfachen Hinlegen der Matte allein ist noch nichts getan, 108
es müssen schon sorgfältigste Vorbereitungen getroffen werden, um unsere „Feste" zu einem vollen Erfolg werden zu lassen. Jede Veranstaltung soll von einem Festausschuß oder einer Veranstaltungsgemeinschaft vorbereitet werden, um die anfallenden Vorarbeiten gründlichst treffen zu können. Hierzu ist notwendig, daß die Verantwortung für die bevorstehenden Arbeiten und Aufgaben unter den Mitgliedern dieses Ausschusses aufgeteüt werden. Es wird im Interesse des guten Gelingens unerläßlich sein, daß sich der Ausschuß durch häufige Zusammenkünfte über den Stand der Arbeiten orientiert und die zu ergreifenden Maßnahmen bespricht. Die für die Durchführung einer öffentlichen Ringkampfveranstaltung nötigen Maßnahmen kann man in drei Abschnitte teilen: 1. die Vorbereitung, 2. die Werbung, 3. die Abwicklung. Die V o r b e r e i t u n g umfaßt alle Arbeiten, die zur reibungslosen Abwicklung des Festes notwendig sind, 'wie Aufstellung des Programms, Verpflichtung und Sicherung der Teilnehmer, Bestimmung von Termin und Lokal, Anmeldung der Veranstaltung bei den zuständigen Instanzen und Behörden, Unterbringung und Betreuung der Teilnehmer, Herrichtung des Veranstaltungslokals (Schmückung, Geräte, Formulare, Listen, Lautsprecher, Beleuchtung usw.). Einladung des für die Abwicklung notwendigen Personals (Kampfgericht, Sprecher, Ordner, Arzt, Sanitäter), Eröffnung des Vorverkaufs durch Geschäfte oder Mitglieder, Druck von Plakaten, Eintrittskarten, Teilnehmerkarten, Ehren- und Pressekarten, Programmhefte usw. Unter W e r b u n g fällt jede Tätigkeit, die den finanziellen Erfolg sicherzustellen sucht, also insbesondere die Gewinnung der Zuschauer. Die Mobilisierung der Presse und des Rundfunks, wenn möglich im Rahmen einer Pressebesprechung, Aushang von Plakaten und Verteilung von Handzetteln, Rundfahrten mit Werbewagen, Ausstellung der Ehrenpreise und der Fotos von den Teilnehmern, Aufspannung von Transparenten, Kinoreklame und andere Werbemöglichkeiten müssen die Öffentlichkeit auf das Ereignis hinweisen. Weitere Maßnahmen, wie z. B. die Einladung von Persönlichkeiten von Stadt, Staat, Sport, Industrie und Handel können der Veranstaltung ein höheres Niveau schaffen. Der finanzielle Erfolg wird in hohem Maß von dem Kartenvorverkauf durch Geschäfte und durch Vereinsmitglieder, auch durch Betriebe, Schulen und Organisationen abhängen. Wenn Vorbereitung und Werbung gründlich waren, so bedarf die glatte reibungslose A b w i c k l u n g der V e r a n s t a l t u n g nur der Aufsicht, damit alles so vonstatten geht, wie im Programm angekündigt Rechtzeitige Kassen- und Saalöffnung, Unterhaltung der Zuschauer durch 109
Musik oder entsprechendes Vorprogramm sind sehr wichtig. Im Interesse der Sportler liegt eine strenge Durchführung des Rauchverbotes. Wichtige Punkte sind noch Empfang, Vorstellung und Begrüßung der Ehrengäste, der Presse, der Kämpfer und Zuschauer, laufende Unterrichtung der Zuschauer durch den Sprecher, reservierte und entsprechend gekennzeichnete Plätze für die Ehrengäste, Kämpfer, Funktionäre und Presse, ständige Information der Presse, evtl. durch schriftliche Unterlagen. Die Ruhe und Ordnung sind durch Ordner aus den Mitgliedern des veranstaltenden Vereins zu gewährleisten, wobei insbesondere dem Urteil des Kampfgerichtes unter allen Umständen Respekt zu verschaffen ist. Mit einer würdigen Siegerehrung und Preisverteilung und einigen Schlußworten soll jede Veranstaltung schließen. Funktionäre und Ringer im Licht der Öffentlichkeit Das Gelingen einer Veranstaltung hängt in hohem Maße von der Tüchtigkeit der Funktionäre und der Kampfrichter ab. Für alle Sportfunktionäre ist Unparteilichkeit und die Beherrschung der Satzungen oberstes Gesetz. Nur dies ermöglicht ein sicheres Auftreten und verschafft so die nötige Autorität. Etwa auftretende Meinungsverschiedenheiten dürfen niemals von Außenstehenden wahrgenommen oder sogar vor diesen behandelt werden. Sachliche Auseinandersetzungen und ehrliche Kritik gehören stets in die dafür bestimmten Sitzungen. Die beste Schule für Funktionäre sind die Sitzungen der Kampfrichtervereinigungen. Jeder Kreis, ja sogar jeder Verein, sollte solche Kampfrichtergemeinschaften haben, wo die Interessenten in regelmäßigen Abständen zusammentreffen und sich über Vorkommnisse oder über die verschiedensten Punkte der Wettkampfbestimmungen aussprechen können. Wie ein Ringer ohne Training keine Höchstleistung erzielen kann, muß auch ein Kampfrichter „trainieren", wenn er in „Form" sein will. Daß auch die Kampfrichter von Zeit zu Zeit zu Zerutrallehrgängen einberufen werden müssen, ist selbstverständlich. Die würdige Durchführung von Veranstaltungen und Festen, die Erhöhung des Leistungsniveaus der Ringer, der Kampfrichter und Funktionäre, die Schaffung vorbildlicher Übungsstätten in den Vereinen vermitteln dem Außenstehenden ein eindrucksvolles Bild von der Stärke und von der Leistungsfähigkeit unseres Sportes. Dieses Bild kann aber nur vollkommen sein, wenn zu diesem Gesamteindruck j e d e r e i n z e l n e A n g e h ö r i g e unseres Sportes durch sein einwandfreies, ja vorbildliches Verhalten in der Öffentlichkeit beiträgt. Denn die Beurteüung einer Sportart wird nur zu oft durch das1 Verhalten seiner Anhänger und Repräsentanten in der Öffentlichkeit bestimmt. Es muß daher angestrebt werden, schon im sportlichen Alltag die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze des Sportes zu achten und die Jugend in diesem Sinne zu erziehen, damit ihre Befolgung 110
jedem Sportler in jeder Lage eine Selbstverständlichkeit ist. Was über das Verhalten und die sportliche Einstellung des Sportlers in großen Zügen zu sagen wäre, fassen die nachstehenden „ z e h n G e b o t e " zusammen : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
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renommiert nicht, gibt nicht auf, sucht keine Ausreden bei Mißerfolg, ist ruhig als Verlierer, bleibt gelassen als Gewinner, kämpft fair und so gut, -wie er kann, beachtet die Regeln und achtet den Schiedsrichter, genießt das Vergnügen des Risikos, läßt seinem Gegner im Zweifelsfall den Vorteü, schätzt den Kampf höher ein als das Ergebnis.
111
Von Vrkdenbeim bw Hewinkj Ein Dokumentarwerk des Deutschen Athleten-Bundes Wie bisher die Schwerathleten von den Olympischen Spielen 1932 und 1936 ein zusammengefaßtes Werk herausbrachten, so soll auch von den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki eine zusammengefaßte Schilderung erscheinen. Darüber hinaus werden in der Schrift alle wichtigen Begebenheiten seit der Gründung des DAB aufgezeigt und lebendig geschildert werden. So unter anderem Betrachtungen von den Konferenzen der IAWF in Stockholm und Helsinki, von den Konferenzen der FIHC in Mailand, der internationalen Starts der deutschen Ringer in Schweden, in der Türkei und Finnland, der Gewichtheber in Mailand und Wien und nicht zuletzt eine ausführliche Schilderung in Wort und Bild von den Kämpfen der deutschen Schwerathleten bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki. Achtzig bis einhundert Seiten und zirka dreißig Bilder wird dieses erste Dokumentarwerk des DAB umfassen. Zu den eigenen Beiträgen liefern solche die bewährten Mitarbeiter Hermann David und Friedel Gr a ebner. Da nicht zu erwarten ist, daß in den allgemeinen Olympiabüchern die Kämpfe der Schwerathleten eine Sonderstellung einnehmen werden, zum anderen auch die Beschaffung eines alle Sportarten umfassenden Buches auf Grund der vorliegenden Angebote immerhin mit Unkosten in Höhe von DM 30.— bis DM 45.— verbunden ist, bringen wir unsere Schrift zum Preis von DM 2.70 heraus. Es braucht wohl nicht besonders betont zu werden, daß dieser vorgenannte Preis nur durch die uneigennützige Mitarbeit aller Beteiligten möglich ist. Das Werk eignet sich vorzüglich als Ehren- oder Erinnerungsgabe', es ist auch ein schönes Weihnachtsgeschenk an die Mitglieder. Jeder, der sich mit unserem Sport verbunden fühlt, beschafft sich das Dokumentarwerk des DAB!
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