Die Welt der Engel und Dämonen Hermann Leitz
DIE WELT DER ENGEL UND DÄMONEN
„Wo Gott auch nur an einem Tage die Welt durch die Engel nicht regierte, so würde bald in einem Hui das ganze menschliche Geschlecht gar vergehen, der Teufel würde alles . . . verderben." D. Martin Luther
Vorwort Die vorliegende Schrift behandelt ein im Raum des Protestantismus seit langem sehr vernachlässigtes The ma. Engel. Gibt es überhaupt Engel? Sind das nicht bloß hübsche Märchengestalten für fromme Kinder gemüter, dichterische Schmuckfiguren ohne realen Sinn, phantasievolle Sinnbilder von religiösen Ideen? Oder sind die Engel allenfalls „Funktionen oder Möglich keiten Gottes außerhalb des uns Faßbaren" - ohne „Existenz an sich"? Und Dämonen? Gibt es solche? Wir werden sehen. Zweierlei ist Tatsache: 1. Die Bibel bezeugt von Anfang bis Schluß das Dasein von Engeln und Dämonen. 2. Die Kirche hat zu allen Zeiten in ihren positiven Vertretern den Engelglauben der Bibel festgehalten und gelehrt. Tatsache ist allerdings auch, daß ein materialistisches, rationalistisches und intellektualistisches Jahrhundert die Wahrheit von den Engeln (wie so viele andere wesentliche Wahrheiten) kritisch belächelt und „er ledigt" hat - zu seinem Schaden. Unserer zwar knappen, aber exakten und alles We sentliche berührenden Abhandlung liegt eine jahr zehntelange Vorarbeit zugrunde. Wir möchten mit dieser Veröffentlichung ein Vier V ier faches bei den Lesern erreichen: Ein bibelgemäßes Wissen um Wesen und Werk der heiligen Engel und der dämonischen Geister; eine herzliche Dankbarkeit für das Dasein und den Dienst der guten Engel; ein neues, lebendiges Vertrauen auf die Macht und Hilfe Gottes, die er durch seine Engel dem Glaubenden zu gewähren allezeit bereit ist, und eine freudige Willigkeit zum Forschen im Reich tum der Heiligen Schrift, um immer besser bekannt zu werden mit dem „ganzen Rat Gottes" (Apg. 20, 27). Die erste Auflage der Schrift erschien 1941 mit dem Titel „Die Engel - ihr Wesen und Werk"; unter den mancherlei ungünstigen Umständen jener Tage beinahe ein Wunder! Inzwischen hat sich viel ereignet. Wer Augen hat zu sehen, sah die Dämonen am Werk. Er sah aber auch etwas vom Schutz und vom Wirken der heiligen Engel. Die zweite Auflage er schien, mit gleichem Titel, 1948 in der Notzeit nach dem Zweiten Weltkrieg und ist seit vielen Jahren vergriffen. Wir bringen jetzt, 1968, die dritte Auflage heraus. Sie ist abermals neu bearbeitet und durch wertvolle Er gänzungen bereichert.
Wir leben in einer außerordentlich katastrophenträch tigen Zeit. Der hohe „Lebensstandard“ hierzulande sollte uns nicht darüber hinwegtäuschen. Wir sind bedroht von außen und von innen. Von außen bedroht uns die sehr reale Möglichkeit eines unausdenkbar grauenhaften „Atomkriegs“, von innen das Überwäl tigtwerden von den Mächten des Unglaubens, des Irr glaubens, der Hybris, der Zuchtlosigkeit. Wie gut, wenn wir in einer Welt, in der wahrhaftig „die Teufel los sind“, in der nicht nur die Existenz der Menschheit, sondern das Menschsein selbst akut bedroht ist, mit dem Psalmsänger David wissen dürfen: „Der Engel des Herrn He rrn lagert sich rings um die, die ihn fürchten, und errettet sie“ (Ps. 34, 8)! Wie gut, wenn wir das wissen aus Erfahrung! Und wenn wir Gott danken für solche Erfahrung! Freiburg im Breisgau, 1968, Hermann Leitz
INHALT Die Engel in der Heiligen Schrift Die Engel im Alten Testament Die Engel im Neuen Testament Wesen und Werk der Engel Engel auch heute Die Dämonen Die Engel in der christlichen Kirche Die Engel in der Kunst Die Engel in der Heiligen Schrift
A. Die Engel im Alten Testament Vom ersten bis zum letzten Buch der Bibel werden die Engel Gottes außergewöhnlich oft erwähnt: über hundertmal im Alten und mehr als hundertfünfzigmal im Neuen Testament. An dem Dasein dieser übernatürlichen Wesen kann daher kein Zweifel bestehen; denn als von solchen spricht das unfehlbare Wort Got tes von ihnen. Im Alten Testament (und zwar in den Büchern Sa muel und Könige, in den Psalmen und bei Jesaja) wird Gott öfter genannt „Herr Zebaoth“, d. h. h . Herr der Heerscharen. Damit sind zweifellos vor allem gemeint die himmlischen hi mmlischen Heerscharen der Engel, der seligen Geister, der starken Helden, die ihn loben, anbeten und seine Befehle vollführen (Ps. 103,20). Welcher Rang und welche Würde kommt ihnen zu, die so eng verbun den sind mit dem Namen des heiligen Gottes! Schon der erste Satz der Bibel lenkt unseren Blick auf die Engelwelt: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde." Als Gott, der allmächtige Schöpfer, „das Fundament der Erde legte" (Hiob 38,4), waren die Him mel schon geschaffen, und ihre Bewohner, „die Morgen sterne allesamt frohlockten laut, und alle Gottessöhne (=Engel) jauchzten" (Hiob 38,7). Auch der zweite Satz der Bibel weist hin auf die Existenz über- und außermenschlicher Wesen und Mächte: „Die Erde war aber eine Wüstenei und Öde, und Finsternis lag über der weiten Flut" (Menge). Es erscheint uns völlig ausgeschlossen, daß Gottes Werk, auch anfangsweise, „Wüstenei, Öde, Finsternis" - Chaos war. Wir stimmen daher jenen Schriftaus legern bei, die zwischen dem ersten und zweiten Satz der Bibel einen langen Gedankenstrich setzen, d. h. die annehmen, daß der erste Satz sich auf die ursprüng liche Erde, der zweite Satz sich auf die von Satans mächten
ruinierte und verfinsterte Erde bezieht. Sehr überzeugend hat vor Jahrzehnten Prof. Friedrich Bettex in seinem Werk „Das Lied der Schöpfung" diese An nahme begründet: „Ein solcher Anfang der Welt, ein finsteres Chaos, ist nicht als ursprüngliche Schöpfung eines Gottes des Lichts und der Ordnung denkbar. Bedeutsam ist auch, daß das ’Tohuwabohu’ das einzige im Schöpfungs bericht ist, das d as nicht auf ein Schaffen oder ein Wort Gottes zurückgeführt wird! Während es sonst überall heißt: Gott schuf oder Gott sprach, es werde, steht hie r nicht: die Erde ’werde’, sondern: die Erde ’war’ wüst und leer, . . . dazu kommt als Verstärkung dieses Eindrucks das Wort: ’Und Finsternis bedeckte die Tiefe’, die rauschenden, brausenden, tiefen Gewässer. Finster nis aber, das bezeugt die ganze Bibel, und mit ihr stimmen Sprache und Anschauung aller Völker überein, ist materieller und geistiger Tod, ist das Böse, das Ele ment der Unterwelt. Wo wir sie antreffen, zeigt sie die Gegenwart Satans an . . . Soll ein ’Gott und Vater des Lichts’, der ’in einem unnahbaren Licht wohnt’, dessen ’Gewand lauter Licht’ ist (Ps.104,2), ursprünglich ein in Nacht und Grauen gehülltes Chaos erschaffen und sollen bei diesem Anblick die Morgensterne ihn gelobt und seine Söhne ihm zugejauchzt haben? Sicherlich nicht. Sondern die hier beschriebene Erde ist ’ein Schlachtfeld nach der Schlacht’. Satan, der damals schon ’der Gott dieser Welt’ war, hatte sie in seinem Fall in Finsternis gehüllt." „Es ist nun klar" (so Chr. v. Viebahn in Die Schöp fung und die Wiederherstellung der Erde), „daß wir in dem uns beschriebenen ’Sechstagewerk’ nicht die ur sprüngliche Erschaffung der Erde, sondern ihre Wiederherstellung vor uns haben, nachdem sie durch Sa tans Fall verdorben war . . . Alles, was wir von der ursprünglichen Erschaffung des Himmels und der Erde wissen, liegt in dem ebenso kurzen wie großartigen Satz: Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde!" „Aber in dieser Lichtschöpfung von herrlichen h errlichen We sen - entstand im Herzen eines Lichtfürsten ein schwar zer Punkt. Es entstand das Böse. - Wo, wann, wie ent stand das Böse? - Abgründe des Denkens! Welches Mysterium ist doch Satan, der de r Gott dieser Welt (2. Kor. 4, 4)“ (F. Bettex.) Warum ließ Gott das Böse und den Bösen zu? Wir wissen es nicht. Aber das wissen wir, daß Satan exi stiert, daß er „von Anfang“ ein Lügner und Verderber ist, das dämonische Nein im Gegensatz zum göttlichen Ja, der Todbringer im Kampf gegen den Lebensschöp fer. „Auch die höllischen Mächte arbeiteten mit an dem Werk der sechs großen Tage; das bezeugen die Nächte, die Erschütterungen und Umwälzungen, die Vernich tung ganzer Tier- und Pflanzenarten, wovon die Erd rinde so klar und aktenmäßig zeugt" (F. Bettex). Im ersten Vers des dritten Kapitels der Bibel tritt der Fürst der Finsternis, die „alte Schlange“, als „Geist, der stets verneint“, als „Lügner und Mörder“ den Ur eltern gegenüber. Nachdem diese den ersten „Sold der Sünde“ (schlechtes Gewissen und Vertreibung aus dem Paradies) bezahlt haben, treten in der biblischen Ge schichte auch erstmals persönlich die guten Geister auf: ,,Die Cherubim und die Flamme des funkelnden Schwer tes" (1. Mose 3, 24; Menge). Im übrigen beschränken wir uns auf a uf kurze Vermerke der bekanntesten und wichtigsten vorchristlichen Engelbezeugungen der Bibel: 1. Mose 19: Zwei Engel retten Lot aus Sodom. (Bitte alle Bibelstellen nachschlagen!) 1. Mose 28, 12: Die Engel Gottes steigen auf und nieder auf der „Himmelsleiter". 2. Chronik 32, 21 f.: Ein von Gott gesandter Engel hilft Hiskia gegen die Assyrer. 2. Könige 6, 16: „Feurige Rosse und Wagen“ sind schützend um Elisa her. Daniel 3, 28; 6, 23: Ein Engel erhält die drei Männer im Feuerofen und Daniel in der Löwengrube wunder bar am Leben. 2. Mose 20: Die „Zehn Gebote" werden durch die Engel vermittelt. (So lehrt das Neue Testament: a) Apg. 7,53: „Durch Vermittlung von Engeln habt ihr das Gesetz empfangen"; b) Gal.3,19: „Das Gesetz ist durch Engel verordnet worden"; c) Hebr. 2,2: „Das durch Vermittlung von Engeln E ngeln empfangene Wort.")
Besondere Beachtung verdient der im Alten Testa ment häufig auftretende „Engel des Herrn", der „Engel des Bundes". Erscheinungen des „Bundesengels" berichten z. B.: 1. Mose 18,1-17: „Drei Männer" besuchen Abraham (der Herr und zwei Engel, 19,1). 1. Mose 19, 24: „Da ließ der Herr Feuer und Schwe fel regnen auf Sodom und Gomorra vom Himmel her ab!" (Vgl. Joh. 5, 22.) 1. Mose 31,11; 2. Mose 3, 2 ff.: „Der Engel des Herrn spricht: Ich bin Gott." Josua 5, 13-15: Dem Josua erscheint e rscheint der „Fürst über das Heer des Herrn“. Richter 6,12-14: Gideon erhält Befehl vom Engel des Herrn. In Richter 13 bringt der „Engel des Herrn" von dem „Herrn der de r Heerscharen, der über den Cherubinen thront" (1. Sam. 4, 4), die Verheißung eines Sohnes und Volksbefreiers. Seine Gestalt war „sehr ehrwürdig" (6), sein Name „Wunderbar" (18), sein Charakter „göttlich" („wir haben Gott gesehen", 22). In aller gebotenen Scheu, die diesem „Gegenstand“ geziemt, glauben wir Gaebeleins Auslegung für rich tig halten zu dürfen. Er sagt dazu: „Dieser Engel Gottes ist kein erschaffenes Wesen, sondern ein unerschaffener Engel - es ist Gott der Herr, der sich zu verschiedenen Zeiten im Gewand eines Engels und meistens in menschlicher Gestalt offenbarte. Dieser Engel Gottes ist - eine Theophanie, eine Sicht barwerdung der Gottheit. Der Engel des Herrn ist der ’Sohn Gottes’. In allen Fällen der Erscheinung dieses ’Engels des Herrn’ sind nämlich die Kennzeichen der Gottheit ge genwärtig! Es sind höchst beachtenswerte Offenbarungen des Sohnes Gottes, unseres Herrn, vor seiner Menschwerdung." Zu den wertvollsten Aussprüchen der Bibel Bi bel gehören die folgenden Psalmverse, P salmverse, unersetzbare Kundgebungen uralten Engelglaubens: „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und errettet sie" (34, 8). „Er hat seine Engel für dich aufgeboten, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Sie werden dich auf den Händen tragen, daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest!" (91,11). „Der Herr hat seinen Thron im Himmel errichtet, und seine Königsmacht herrscht über das All. Lobet den Herrn, ihr, seine Engel, ihr starken Hel den, die ihr seinen Befehl vollführt! Lobet den Herrn, alle seine Heerscharen, ihr, seine Diener, die ihr seinen Willen tut . . .! Lobe den Herrn, meine Seele!" (103,19 ff.)
B. Die Engel im Neuen Testament Unübersehbar ist die Tatsache, daß die Engel im Neuen Testament weit öfter erwähnt werden als im Alten, nämlich über hundertfünfzigmal. - Diese Die se Tat sache verdient Beachtung. Wir sollten sie ernster neh men, als es im allgemeinen geschieht. Das Erdenleben Jesu, des Gottessohnes, ist von An fang bis zu Ende sozusagen durchwoben von Engelerscheinungen und Engeldiensten: Gabriel, „der vor Gott steht", „ein Engel des Herrn", erschien Zacharias, dem Vater Johannes des Täufers, um die Geburt dessen anzuzeigen, der berufen sein würde, „bereitzuhalten dem Herrn ein gerüstetes Volk" (Luk.1,11ff.). Derselbe Engel Gabriel „ward von Gott gesandt . . . zu einer Jungfrau" Maria mit der wundersamen Kunde, daß sie begnadigt wäre, Mutter des Gottessohnes zu werden (Luk.1,26 ff).
Ein Engel erschien dem Joseph im Traum, ihm die geheimnisvolle Wahrheit von der Empfängnis durch den Heiligen Geist zu versichern (Matth.1,18 ff). Ein von des Herrn Klarheit umleuchteter Engel trat in der Weihnacht zu den Hirten mit der einzigartigen frohen Botschaft: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren soll; denn euch ist i st heute ein Retter geboren, Christus, der Herr" (Luk.2, 9 ff). In jubelnder Anbetung (Hebr.1,6) und in einzig artigem „Sprechchor" erklang das Lob der himmlischen Heerscharen: „Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden, den Menschen ein Wohlgefallen!" (Luk.2,13-14). Ein Engel Gottes warnte Joseph vor dem Mordplan des Herodes und hieß ihn nach Ägypten fliehen (Matth.2,13). Ein Engel forderte nachher Joseph auf, a uf, wieder in sein Heimatland zurückzuziehen (Matth. 2,19). Nach der vierzigtägigen Versuchung Jesu in der Wü ste kamen die Engel und dienten ihm (Matth. 4,11; Mark.1,13). Den ersten Jüngern verhieß der Meister: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen zu des Menschen Sohn" (Joh.1,51). In dem heißen Gebetskampf in Gethsemane „erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn" (Luk.22,43). Bei der Gefangennahme standen dem Herrn „mehr als zwölf Legionen Engel" zur Verfügung, ohne daß er sie allerdings zu seiner Befreiung vom Vater erbeten hätte (Matth.26, 53). Am Ostermorgen verkündeten zwei Engel in strah lend-weißem Gewand den um einen vermeintlichen Toten Trauernden: „Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist auferstanden!" (Luk. 24, 2-7.) Bei der Himmelfahrt des Herrn standen „zwei Män ner in weißen Kleidern" vor den zurückbleibenden Jün gern und sprachen: „Was stehet ihr hier und seht gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg ist aufgenom men worden in den Himmel, wird so wiederkommen, in gleicher Weise, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren"' (Apg. 1,10-11). Es ist ein erhabener Gedanke, daß während des gan zen Erdenlebens Jesu die Engelscharen dienstbereit und diensteifrig den Gottessohn umgaben, der uns zugut „für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt ward„ (Hebr.2,7). O großes Geheimnis der Liebe Gottes: Der Sohn Gottes „erniedrigt sich unter die Engel"! „Für kurze Zeit." Als diese Zeit „erfüllt“, des Heilands Werk „in un serem Fleisch" „vollbracht" war, ward er „um des Todesleidens willen mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt" (Hebr. 2, 9; Ps. 8, 6) und ist wiederum „viel mächtiger geworden denn die Engel" (Hebr. 1, 2-4). Den für im mer mit der de r Menschheit vereinten Christus („wahrer Gott und wahrer Mensch") hat Gott gesetzt „über jedes Fürstentum und jede Gewalt und jede Kraft und Herr schaft, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen" (Hebr. 1, 13; Eph. 1, 20); „Engel und Mächtige sind ihm untertan" (1. Petr. 3, 22). „Wie nun die Engel Christus dienten in den Tagen seines Fleisches, also sind sie auch um alle die geschäftig, so mit Christus ein Leib geworden sind durch den Glau ben; denn wie sie dem Haupt gedient haben, also dienen sie gleicherweise auch den Gliedern. Ja, sie sind fröhlich, daß
sie schon auf Erden denen dienen können, die dereinst im Himmel ihre Genossen werden sollen" (Joh. Gerhard 1637). Und mehr als „ihre Genossen"! Durch, in und mit Christus ist auch dem erlösten Menschen eine höhere und bessere Herrlichkeit als die der Engel in Aussicht gestellt. „Durch die Erlösung sind die Gläubigen über die Engel erhöht worden.“ Darum die - eigentlich er staunliche - Frage des Apostels an die Korinther: „Wißt ihr nicht, daß wir Engel richten werden?“ (1. Kor. 6, 3) Die Apostelgeschichte, die Geschichte der Urkirche, berichtet mehrfach vom Dienst der Engel, die Gott aussendet, damit sie denen dienen, „die ererben sollen die Seligkeit“ (Hebr. 1,14). Apostelgeschichte 5, 19: Ein Engel öffnete die Tü ren des Gefängnisses und befreite die gefangenen Apo stel. Apostelgeschichte 8, 26: Ein Engel gab dem Diakon Philippus göttlichen Auftrag zugunsten des äthiopi schen Kämmerers. Apostelgeschichte 10, 1-8: Ein Engel teilte dem frommen Hauptmann Kornelius die Erhörung E rhörung seiner Gebete mit und wies ihn zu dem Apostel Petrus und damit auf sein ewiges Heil. Apostelgeschichte 12, 21-23: Ein Engel schlug den König Herodes mit tödlicher Krankheit, „weil er Gott nicht die Ehre gab". Apostelgeschichte 27, 23: Ein Engel erschien dem Apostel Paulus während der stürmischen Meerfahrt nach Rom und versicherte ihn des göttlichen Schutzes und missionarischen Auftrags. Auch aus den neutestamentlichen Briefen geht klar hervor, daß der Glaube an Engel zum elementaren Be stand des jungen Christentums gehörte. Wie selbst verständlich werden sie immer wieder genannt, z. B. in Römer 8,38: „Nicht Engel noch Gewalten . . . können uns scheiden von der Liebe Gottes.“ 1. Korinther 4, 9: „Wir sind für Engel und Menschen ein Schauspiel geworden.“ 1. Korinther 11, 10: „Die Frau soll im Gottesdienst das Zeichen ihrer Abhängigkeit vom Mann auf ihrem Haupt tragen, und zwar mit Rücksicht Rü cksicht auf die Engel.“ 2. Korinther 11, 14: „Satan verkleidet sich in einen Engel des Lichts.“ 2. Thessalonicher 1, 7: „Wenn sich der Herr Jesus mit seinem Engelheer vom Himmel aus offenbart . . .“ 2. Petrus 2, 4: „Selbst gegen Engel . . . hat Gott keine Schonung geübt.“ Eine besonders wichtige Rolle kommt den Engeln bei der Ausführung und Vollendung des großen gött lichen Heilsplans, wie er in der johanneischen Offen barung kundgegeben ist, zu: Ein Engel schildert dem Johannes, „was in kurzem geschehen soll“ (1, 1); ein Engel verkündet laut die Frage: „Wer ist würdig, zu öffnen das Buch und seine Siegel?“ (5, 2); viele Engel rings um den Thron rufen es aus: „Würdig ist das Lamm" (5, 12); vier Engel hal ten die vier Schadenwinde der Erde (7, 1); sieben Engeln werden sieben Unheilsposaunen gegeben (8, 2); der Engelfürst Michael und seine Engel streiten mit dem Drachen und dessen Engeln (12, 7); ein Engel hat den „Schlüssel des Abgrunds“ (20,1). (Die Engel werden in der Apokalypse etwa 65mal genannt! Man sollte das beachten.) Aus allem geht hervor, daß die Engel nicht nur den Kindern Gottes Heil bringen, sondern auch den Fein den Gottes Unheil. Gott macht sie „zu Winden und zu Feuerflammen“ (Ps. 104, 4; vgl.
auch 2. Sam. 24, 16 und Jes. 37, 36). Mit der gläubigen Kirche aller Jahrhunderte und mit der ganzen Schöpfung (Röm. 8) harren auch die unzähligen Engelscharen des Tages des Herrn, der die Enthüllung der jetzt noch verborgenen Herrlichkeit Christi, die Vollendung und Offenbarung der Freiheit der Kinder Gottes, den Frieden auf Erden bringen und schließlich die Erneuerung der gesamten Schöpfung ein leiten wird. Ein wahrhaft großes Ereignis wird es auch für die Engel sein, wenn der Tag da ist, da „des Men schen Sohn in seiner Herrlichkeit kommen wird und alle heiligen Engel mit ihm“ (Matth. 25, 31). Diese Vollendung des alle und alles umfassenden Ratschlusses Gottes sei auch für uns das höchste Ziel unseres Denkens und Strebens. Möchte durch uns hier auf Erden allezeit Gottes Wille geschehen, wie er jetzt schon geschieht im Himmel durch die anbetend dienen den und dienend anbetenden Heerscharen der Engel! „Sie hören Tag und Nacht nicht auf zu sagen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott, der Allmächtige, der da war, der da ist und der da kommt!“ ko mmt!“ (Offb. 4, 8.)
Wesen und Werk der Engel Wir bekennen mit der allgemeinen christlichen Kirche im Nizäischen Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an einen Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer Himmels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge.“ Nicht nur der Schöpfer ist unsichtbar. Es gibt - un sere Schau in die Bibel hat es hinreichend gezeigt - auch eine Welt unsichtbarer Geschöpfe, eine Welt himmlischer Geister, eine Welt heiliger Engel. „Gott wohnt nicht in Einsamkeit. Wie könnte er, der die Liebe ist, daran Gefallen finden, allein zu sein?" Die Himmel sind erfüllt von Geistern, deren Wesen und Werk Gott dient und preist. „Tausendmal Tau sende dienen dem Höchsten, und viele Millionen stehen vor ihm" (Dan. 7, 10). Es gibt gläubige Christen, die sprechen: „Wenn ich Jesus habe, so ist das genug; alles andere ist nicht für mich." Der Apostel Paulus hat nicht so gedacht. Er war so zu Hause in den himmlischen Orten, er freute sich so in der Gemeinschaft der Engel Gottes, daß er e r den Timotheus „vor Gott und dem Herrn Jesus Christus und den auserwählten Engeln" über seine bischöflichen Pflichten belehrte (1. Tim. 5,21). Der Hebräerbrief (12,22) zählt unter die Vorrechte der in Christus Be rufenen ausdrücklich das Gekommensein „zu der Menge vieler tausend Engel". Und wenn der Herr seine Jünger beten lehrte: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden“, dann dachte er dabei gewiß an jene himmlischen Geister, jene „starken Helden, die des Höchsten Befehle ausrichten, indem sie hören auf die Stimme seines Wortes" (Ps. 103,20). Wissen wir auch nicht sehr viel über Wesen und Werk der unsichtbaren Engelgeister, so kann und soll der schriftforschende Christ doch mehr darüber wissen, als er gemeinhin weiß. Wir stellen im folgenden kurz und bündig fest, was sich aufgrund der biblischen Offenbarung über Wesen und Werk der heiligen Engel Gottes erkennen und wis sen läßt: Es gibt zwei „Welten“ von unsichtbaren Geistern: eine göttliche und eine teuflische, eine lichte und eine finstere, eine himmlische und eine höllische. Die heiligen Engel sind Boten (griech. angelos, von angello: ich schicke), Boten Gottes; Boten seiner Warnungen, seiner Gerichte, seiner Barmherzigkeit, seiner Al lmacht, seiner Hilfe, seines Trostes, seiner Bewahrung und Errettung. Sie sind Gottes Kuriere. Sie sind „Gottes Werkzeuge
zur Bekämpfung des Teufels und seines Heeres. Sie dienen Gott zum Besten der Seinen, zu ihrem Schutz und um Gottes Ewigkeitspläne Ewig keitspläne auszu führen.“ So sagt Martin Luther: „Darum haben sie auch einen feinen Namen, daß sie heißen Angeli, Boten oder Botschaft, daß sie von Gott gesandt sind. Die Schrift nen net sie nicht nach ihrem natürlichen Wesen, sondern nach ihrem Amt. Darum bin ich dem Namen Engel sehr hold . . . Sie regieren, schützen und behüten uns vor allem Übel; das tun sie fleißig und mit Freuden . . .“ Die. Engel sind personhafte Geister. Als Geister haben sie „nicht Fleisch und Bein“ (Luk. 24, 37 f.). Da es aber „irdische und himmlische Körper" gibt (1. Kor. 15) und ein Geschöpf ohne Körperlichkeit geradezu un denkbar ist, so darf man für die Engelwesen einen engelmäßig gestalteten Körper annehmen, über dessen „himmlische Materie“ und Natur uns jedoch nichts offenbart ist. Wesen und Bestimmung der Engel sind von denen der Menschen völlig verschieden. Ein Engel wird kein Mensch, und ein Mensch wird niemals ein Engel. Die gern gehegte Ansicht, daß kleine Kinder, wenn sie sterben, Engel werden, oder daß der erwachsene gläu bige Mensch in seiner Vollendung ein Engel wird, ist ein Irrtum. Die Auskunft Jesu: „In der Auferstehung werden sie weder freien noch sich freien lassen, son dern sie sind wie die Engel Gottes im Himmel" (Matth. 22, 30) bezieht sich nicht auf Wesen und Natur der Engel, sondern auf deren bedingungsloses Dasein zu Gottes Ehre. Die Engel sind in der Regel für unser menschliches Auge unsichtbar. Sie können aber auf göttliche Anord nung hin menschliche Gestalt annehmen und sich da durch für uns Menschen sichtbar machen (Hebr. 13, 2 u. v. a.). Sie umhüllen dabei gleichsam ihr Engelsein wie mit einem Kleid, das sie nach Erfüllung ihres Erscheinungsdienstes wieder ablegen. (Spurgeon sagt: Wir können die Engel nicht sehen, aber es ist genug, daß sie uns sehen können.) Die Engel sind unsterblich und ungeschlechtlich (Luk. 20, 27 ff.). Die Engel sind erschaffene Wesen (Kol. 1, 16; Offb. 22, 9). Die Engel existierten schon, als der Erde Grund gelegt wurde (Hiob 38, 4-7). Die Engel sind zahlreich (Dan. 7, 10; Luk. 2, 13; Offb. 5,11). Die Engel anbeten und lobpreisen Gott (Ps. 103, 20; Jes. 6, 3). Sie lehren uns Ehrfurcht. „Die Gewänder der Engel sind aus Scheu gewoben“ (Hrabanus Maurus). Die Engel nehmen teil an den Vorgängen auf Erden, besonders an dem Schicksal der von Gott gesuchten und Gott suchenden Menschenseele (Luk. 15, 1 5, 10). „Hüte dich ja . . ., daß du solche Stimme nicht vorüber lassest, sondern bald umkehrest und dem Hirten nachlaufest. So bist du genesen und hast den lieben Engeln im Him mel eine sonderliche große Freude angerichtet“ (M. Luther). Die Engel sind anwesend beim Gottesdienst der Ge meinde (1. Kor. 11,10; 1. Tim. 5, 21). „Wie mag es die Engel betrüben, wenn sie den Ver fall der Kirche wahrnehmen, sowie die Spaltungen unter den Gliedern des Leibes Christi. Sie wissen, daß diese Spaltungen Christus verunehren und mit Gottes Ab sichten nicht in Einklang stehen" (Gaebelein). Die Engel stehen im Kampf mit den Dämonen (Offb. 12, 7; 20,1-2). „Was in diesem hintergründigen Kampf der Geister ausgetragen und von Gott entschie den wird, das wird Geschichte“ (Friedrich Heitmüller). Die Engel dienen denen, die die Seligkeit ererben sollen (Hebr. 1,14). Sie gewähren ihnen Schutz in leib lichen Gefahren und Nöten (Matth.18, 10; Apg. 27, 23; 2. Kor. 11, 24-26). „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und errettet sie" (Ps. 34, 8). „Wie wenig wissen wir davon, wie gnädig der Herr unseren Gebeten und unserem Vertrauen zu ihm auf natürliche Weise durch dienstbare Engel entspricht! In dieser Beziehung ist unser Leben
voller Geheimnisse" (Gaebelein). Die Engel tragen die Seelen der Entschlafenen zum Himmel (Luk.16, 22). Nicht nur die kleinen Kinder (Matth.18,10: Ihre Engel sehen allezeit das Antlitz meines Vaters im Himmel), nicht nur die Gottesmenschen, die ihrem i hrem Herrn die Treue halten, sondern wahrscheinlich alle Menschen haben ihre Schutzengel. Läßt der barmherzige Gott nicht seine Sonne scheinen über Gerechte und Ungerechte, läßt er nicht regnen über Gute und Böse? (Matth. 5, 45.) Sorgt er sich nicht um alle seine Geschöpfe? Erwartet E rwartet er nicht von uns, daß wir Böses mit Gutem vergelten, so wie er selbst es tut? Erlebt nicht auch der „Gottlose“ wunderbare Bewahrungen und Durchhilfen? Ja, sieht es nicht oft so aus, als ob er besonderes „Glück“ habe? (Ps. 73.) Dürfen wir nicht in vielen solcher „Glücks fälle“ an das Wirken von Engeln glauben, die im Auf trag Gottes den „verlorenen Sohn“ bewahren für die Möglichkeit seiner Umkehr und „Bekehrung“, damit Gott ihn nicht müsse „behalten zur Bestrafung auf den Tag des Gerichts“? (2. Petr. 2, 4. 9.) Außer den Schutzengeln, die dem einzelnen Men schen dienen, gibt es auch Engelfürsten mit umfassen dem Auftrag zum Schutz ganzer Völker und Reiche. Bei Daniel lesen wir von einem Engelfürsten, der soeben aus langwierigem und hartem Kampf kommt gegen die feindlichen Engel, die Persien und Griechenland in ihrer Gewalt haben, einem Kampf, in dem er von dem Erz engel Michael unterstützt wird. Zu Daniel 10 gibt die „Stuttgarter Jubiläumsbibel“ folgende Auslegung: „Der Engel erklärt, warum er erst jetzt komme. Ein böser, den Menschen M enschen feindseliger Geist, der am persischen Hof Ho f großen Einfluß habe, sei von ihm erst nach 21 Tagen mit Hilfe des Engelfürsten Michael überwunden worden. - An den Bewegungen auf Erden nimmt auch die Engelwelt teil, die gute und die böse, und die irdischen Kämpfe werden allererst im Geisterreich ausgefochten. Vergleiche Epheser 3, 10; 6,12; Offenbarung 12, 7. - Daniel soll wissen, daß der Gott des Himmels zu seinem Volk steht und dessen sichtbare und unsichtbare Feinde durch seine guten Engel bekämpft.“ „Der Herr wird sein Reich . . . trotz allem Widerstand der dagegen empörten sichtbaren und u nsichtbaren Welt der geweissagten Vollendung ent gegenführen“, und mächtige gute Geister haben Befehl, „in der Völkerwelt auf die Verwirklichung des gött lichen Heilsplans“ hinzuarbeiten. Es gibt eine andere Auslegung, die in dem von Daniel beschriebenen Geisterkampf einen Kampf nur zwischen guten Engeln sieht. Wir halten diese Auslegung aber für falsch. Es ist ausgeschlossen, daß die guten Schutzengel der Völker sich gegenseitig bekämpfen. Dagegen ist es wahrscheinlich; daß Satan seine Dämonen hat, die wider die über die Völker gesetzten Engel Gottes strei ten. So ist auch die Seele eines Volkes (wie die des Einzelmenschen) Kampfgebiet guter und böser Geister, die um Obmacht und Herrschaft über dieses Volk rin gen - nicht. ohne Anteilnahme und Verantwortlichkeit dieses Volkes! Unsere christlichen Voreltern hatten noch mehr Sinn für diese tiefen, geheimnisvollen Wahrheiten. Ihnen galt ja der Erzengel Michael als Schutzherr des deut schen Volkes, und Michaelsbanner flatterten ihren Hee ren voran! Daß nicht nur Völker und Staaten ihre besonderen Engel haben, sondern auch Städte, Stände und Familien, liegt zu denken nahe; unseren Altvordern war es gewiß. Die Engel dienen uns nicht nur zu leiblichem Schutz, gleichsam als unsere unsichtbaren Leibwachen. Sie dienen uns auch zu geistlichem Schutz. Wir halten die Auf fassung, die einen Engeldienst „in geistlichen Dingen“ verneint, für irrig. Die bekannte Stelle Hebräer 1,14 heißt wörtlich (vgl. Albrecht, Neues Testament): „Sind sie nicht alle liturgische Geister, ausgesandt zur Diakonie?" Allerdings hat es die Diakonie mit den leiblichen Nöten und Bedürfnissen des Menschen zu tun, und die ersten Dia kone der ersten christlichen Gemeinde (Apg.6,1-8) wurden ausdrücklich zur „täglichen Hilfeleistung“ be stellt.
Aber ebenso ausdrücklich wird die geistliche Wirksamkeit der beiden Diakone Stephanus und Phi lippus im Bericht der Apostelgeschichte hervorgehoben. Stephanus wird als Apologet (Verteidiger) des ange feindeten Evangeliums (6,10) und Philippus als Pastor (Hirt, Seelsorger) unter Einheimischen und Ausländern (8, 12. 1 2. 35) gerühmt. Zweifellos waren die Engeldienste bei Zacharias, Maria, Joseph (Matth.1, 20), auf Bethlehems Fluren, beim Gebetskampf in Gethsemane, am Ostergrab, am Himmelfahrtsberg, bei Phil ippus (Apg. 8, 26), bei Jo hannes auf Patmos keine Dienste in bloß leiblichen An gelegenheiten. Der Engel Gegenwart beim Gottesdienst, ihre Freude über einen „Sünder, der sich bekehrt“, wei sen auch darauf hin, daß sie etwas mit den geistlichen Dingen zu schaffen haben. Alle diese Mahnungen und Gebete wissen um einen geistlichen Kampf „nicht mit Fleisch und Blut", son dern „wider die bösen Geister in der Atmosphäre", wider „die feurigen Pfeile des Bösen" (Eph. 6,12.16), „wider die unsauberen Geister" (Apg. 5, 16). Es ist also ziemlich gewiß, daß wir des Engelsdienstes auch in geistlichen Nöten und Gefahren bedürfen und ihn viel fach erfahren. Gott sei Dank dafür! Auf einen besonderen, sonst kaum genannten und gekannten Dienst der Engel, nämlich als Helfer sowohl bei unserer alltäglichen Arbeit im Beruf als auch am Charakter, weist uns ein eigenartiges, bedeutsames Wort von Johann Christoph Blumhardt hin. Es lautet: „Was gibt Gott? Erstens das Wollen, zweitens das Vollbringen. Was gibt er nicht? Das Schaffen . . .! Viele Leute schreien und beten, der liebe Gott solle sie doch anders machen; das ist alles Faulenzerei. Beten darfst d arfst du wohl, aber das Schaffen sollst du nicht versäumen. Wenn du anfängst, so schieben die Engel nach. Merken wir uns das, es ist eine wichtige Lektion!“ Ein Satz aus den Tagebüchern von Sören Kierkegaard: „Wenn Engel einen Menschen beobachten, der doch das Gute ehrlich will, obwohl in seiner Schwachheit, so kommen sie eilig, um weiterzuhelfen." Es gibt verschiedene Engelstufen, eine Engelshier archie (Eph. 1,21; Kol. 1,16) : „Throne, Herrschaften, Fürstentümer, Gewalten.“ Die Bibel redet von Engel fürsten und Erzengeln. Es gibt Engelgruppen, deren Angehörige ihre Hauptwirkungsstätte außerhalb des Him mels haben - in den sie aber beständig zurückkehren, um dort Befehle zu empfangen. Andere haben dauernd ihre Stätte im Himmel, in der unmittelbaren Nähe Gottes. Nur dort erfüllen sie ihre hohe Aufgabe, die in der denkbar geistigsten Anbetung Gottes gipfelt. Es sind die Seraphim (vor dem Thron und um den Thron) und die Cherubim (unter dem Thron als Träger des Thrones der göttlichen Majestät). Die Cherubim schei nen vor allem Diener der Macht Gottes, die Seraphim dagegen Diener seiner Liebe zu sein. Als Erzengel werden mit Namen genannt: Michael (der große Fürst, Dan. 10, 13. 21; Judas 9; Offb. 12, 7), Gabriel (der Mann Gottes, Dan. 8, 15; 9, 21; Luk. 1,19), Raphael (Tobias 12, 15). Pseudo-Dionysius Areopagita (um 500) nimmt in seiner berühmten, das ganze Mittelalter beeinflussenden „Hierarchia Coelestis“ (Engelstaat) eine neunchörige Hierarchie, eine Engels-Herrschaft und –Rangordnung von drei „Triaden“, drei triadischen Ordnungen an. Die erste, oberste, gottnächste umfaßt die Throne, Cheru bim und Seraphim; die zweite die Mächte, Herrschaften und Fürstentümer; die dritte die Kräfte, Erzengel und Engel. „Die Wirkung jeder Ordnung erstreckt sich nur auf die nächste ihr untergeordnete und erst die der letzten auf die irdische Welt." Die Engel wohnen im Himmel (Matth. 18, 10). Wir sind gewöhnt, „der Himmel“ zu sagen, in Wirk lichkeit gibt es „die Himmel“ (in der Mehrzahl). Salomo ruft den Gott an, den „aller Himmel Himmel nicht fas sen" (1. Kön. 8, 27). David preist
den Gott, dessen Ehre „die Himmel erzählen“ (Ps. 19, 2; 8, 2- 4). Im Blick auf die Sünden tilgende Barmherzigkeit Gottes heißt es beim Propheten Jesaja: „Jauchzet, ihr Himmel!" (Jes. 44, 23.) Der Sohn Gottes lehrt uns beten: „Unser Vater V ater in den Himmeln“ (Matth. 6, 9). Nach Hebräer 4, 14 ist unser großer Hoherpriester, Jesus, der Sohn Gottes, „durch die Himmel hindurchgegangen“, nach Hebräer 8, 1 hat er sich „zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln gesetzt“. Aber nicht nur der Zahl nach gibt es die Himmel, sondern sonde rn auch der Art, dem Wesen, dem „Rang“, der „Stufe“ nach. Paulus, der hochbegnadete Apostel, wurde einmal „bis in den dritten Himmel entzückt, wo er unaussprechliche Worte hörte“ (2. Kor. 12, 2 ). Vielleicht dürfen wir hier vom Vorhof, Heiligen und Allerheiligsten reden. Der Vorhof: der atmosphärische Himmel, der die Erde umgibt. Das Heilige: die unendlichen Sternenwelten mit ihren unermeßlichen Weiten. Das Allerheiligste: der „dritte Himmel", jener Himmel, „um dessen Vorhandensein die Astronomie weiß, den aber kein Fernrohr je zu erreichen vermag“ (Gaebe lein). Dort hat der Herr der Heerscharen „seinen Thron gegründet“, von dort aus „erstreckt sich seine Herr schaft über das All“ (Ps. 103, 19). Im „dritten Himmel“ ist auch die Wohnstätte, die Heimat der Engel. Aber zweifellos ist auch der „zweite“ Himmel ihr Aufenthalts- und Tätigkeitsgebiet. „Es be steht zwischen Engeln und Sternen eine tatsächliche Beziehung, eine Beziehung, die uns im einzelnen noch undurchschaubar ist“ (Erich Sauer). „In der Tat: Wenn nur unsere kleine Erde, dieses Stäublein im Sonnen wirbel des Weltalls, Leben trüge, . . . dann wäre der Feuerglanz der Millionen von Sonnen . . . nur“ (Erich Sauer) „ein großes, sinn- und zweckloses Feuerwerk im toten Weltraum" (Fr. Bettex) (Ps. 148, 1-3). Im übrigen ist der „Himmel" der Bibel die für uns unsichtbare, doch wirkliche Welt Gottes, die die sicht bare Welt umschließt und durchdringt, uns zugleich un endlich fern und unfaßbar nah. „In ihm leben, weben und sind wir!" (Apg. 17, 28.) Und noch ein Letztes! Wir sehen einen Zusammen hang nicht nur zwischen Engelwelt und Sternenwelt, sondern auch zwischen Engelwelt und Naturgesetzen bzw. Naturkräften. Betrachten wir die Himmelskörper droben; wer lenkt sie in ihren Bahnen? Blicken wir auf die Erde, betrachten wir . . . das mächtige, wunderbare Wachs tum der Pflanzenwelt; wer setzt dies alles in Be wegung? Wahrlich naheliegende und doch so selten gestellte Fragen! In Psalm 148 heißt es: „Lobt ihn, Sonne und Mond, lobt ihn, alle leuchten den Sterne, ihr Walfische in allen Tiefen, Feuer und Hagel, Schnee und Wind - lobt den Herrn!" Mit Recht vermutet Thomas Groser: „Das müssen vernünftige Geschöpfe sein, die hinter der unvernünf tigen Kreatur stehen!" und fährt fort: „Die Naturgesetze, die ohne Zweifel bestehen, setzen doch allein nichts in Bewegung, sondern sie erfordern Kräfte, die in Übereinstimmung mit diesen Gesetzen wirken. Die Naturgesetze zu erforschen, das ist Sache der Wissenschaft, aber über die tatsächlich wirkenden Kräfte kann die Wissenschaft nichts sagen, das offen bart uns die Heilige Schrift. Wir brauchen darum die Wissenschaft mit der Heiligen Schrift durchaus nicht n icht in Widerspruch zu bringen. Der Teich von Bethesda (Joh. 5, 2) hatte eine Heilkraft in sich, wenn sein Wasser von Zeit zu Zeit bewegt ward. Die Schrift sagt uns, es war ein Engel. Sodom und Gomorra wurden durch Vulkanausbrüche und glühende Lavaströme zerstört (1. Mose 19, 1). Die Heilige Schrift schreibt es einem Engel zu.“ In der Offenbarung (16, 5) - die ja gerade in bezug auf das Wirken sowohl der guten wie der dämonischen Geister (z. B. 16, 14) besonders deutliche Hinweise und Einblicke gibt - sieht
Johannes einen Engel, dem die Hut aller Gewässer anvertraut zu sein scheint, und einen anderen Engel, der Macht hat über das Feuer (14, 18). Ebenda (7, 1) hören wir von vier Engeln, die an den Enden der Erde stehen und sie schützen vor drohenden, verheerenden Winden. Gottes Schöpfung ist keine tote Maschine. Die Natur ist kein aus dem Nichts entstandenes, sich selbst entwickelndes und erhaltendes, mehr oder weniger zu fällig „Gewordenes“; sie ist nicht die sogenannte „weise Mutter Natur“, die aus „sich“ alles und zuletzt den Menschen Men schen hervorgebracht hat, dieses problematische Wesen, das am Ende einer (angeblich) unendlich langen Selbstentwicklung, dank des aufrechten Gangs und der Vergrößerung des Gehirns, den Geist erlangte und zum homo sapiens, zum vernunftbegabten Menschen emporstieg, - der nur leider nicht weiß, wozu und wohin das alles! Nein, Himmel und Erde und was in ihnen ist, sind Gottes, des Allmächtigen, des Vaters, plan- und zielvolle Schöpfung. Die in dieser wirksamen Natur kräfte und Naturgesetze „stehen unter der Obhut himmlischer Mächte“ (Friedrich Oehninger). Diese „himmlischen Mächte“ nennt die Heilige Schrift Engel. Und was die „Naturgesetze“ betrifft: Der persön liche, der lebendige Gott, der Gesetzgeber der Natur, hat sich durch diese „Naturgesetze“ keineswegs selber die Hände gebunden! Er kann jederzeit in souveräner Freiheit in sie „eingreifen“, wenn sein weiser Rat es will. Er kann es unmittelbar durch sein Wort (so er spricht, so geschieht's), er kann es auch mittelbar durch seine Engel (er ist Herr der Heerscharen, die seine Befehle ausrichten). Was er will, das tut er, und er tut es, wie er will. Was will das alles heißen? Dies: Sternenbahnen und Pflanzenwuchs, Naturkräfte und Bewahrung unseres menschlichen Lebens - alles positive Geschehen in der lebendigen Schöpfung steht irgendwie mit dem Wirken der guten Geister Gottes, der Engel, im Zusammenhang. Augustinus sagt: „Ein jedes Ding wird durch die Macht eines Engels geleitet.“ Das ist Gottes Ordnung so. Nach dieser heiligen Ordnung walten die Engel in all dem tausendfältigen Werden, Vergehen und Wandel der Welt als Wächter an den von Gott gesetzten Grenzen, als Walter und Werker der von Gott gewollten Krea turen und Kräfte. Sollte diese wundersame Kunde vom Wesen und Werk der heiligen Engel uns gleichgültig lassen und gar nichts für uns bedeuten? b edeuten? Wir meinen, sie sollte uns zu tiefstem Dank und zu höchster Freude vor Gott bewegen. „Es ist in der Tat ein überaus tröstlicher Gedanke, daß wir einen solchen wirklichen, lebendigen Schutz, den Schutz der Heerscharen des Herrn, rings um uns her haben, sei es auf einsamer Straße oder in finsterer Nacht, sei es in Zeiten der Verlassenheit oder des Schreckens. Es ist wirklich genauso, wie es einst der Diener jenes Propheten sah, als ihm in wunderbarer Weise die Augen geöffnet wurden: glänzende Heer scharen heiliger Engel, feurige Wagen und Rosse waren rund um Elisa her!“ h er!“ (Th. Groser.) Es ist wirklich so, wie Joh. Chr. Blumhardt sagt: „Wir sind nicht allein; haben wir Jesus, so sind seine Engel um uns her.“ Es ist wirklich so: „Er hat seinen Engeln befohlen, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ Und mehr als das. Es geht ja nicht nur um unsere Person. Im weiten Weltall, hinter der rätselvollen Völkergeschichte, über der „Gemeinschaft der Heiligen“ walten schützend, richtend, kämpfend und leitend Gottes Engel, die „starken Helden, die Vollstrecker seines Willens“. Engeldienst - auch heute! Die heiligen Engel gehören zur ewigen Ordnung des Weltalls. Sie waren nicht etwa nur am Anfang da, und ihre Existenz wurde nicht nur vor Zeiten und von den Menschen der Bibel erlebt und geglaubt. Sie existieren und wirken auch heute.
Manche halten es für ein Unrecht, vom Werk der Engel zu reden. Sie wollen nicht zwischen Gott und Menschen noch andere Wesen hineingeschoben ha ben und wollen nicht als Werk der Engel bezeichnet wissen, was Gottes eigenes, machtvolles Tun sei. Sie meinen, von Engelschutz und Engelwirken zu sprechen, heiße, Gott die Ehre rauben und einem Geschöpf, wohl gar einem bloß erdachten, die Ehre erweisen. Sie irren, die so denken. Denn wenn wir einem menschlichen Wohltäter gegenüber für seinen Dienst und seine Hilfe dankbar gesinnt sind, so heißt das noch lange nicht, daß wir gegen Gott undankbar sind. Jener Mensch ist für uns ein von Gott geschickter Bote. Und so, wie es Gottes Weise ist, uns Menschen durch Men schen (etwa durch Eltern und Obrigkeit) zu helfen, zu erziehen, zu strafen, zu segnen, so ist es auch seine Weise, ja seine Ordnung, uns durch Engel zu helfen, zu leiten, zu schützen. Gott will nun einmal seine Engel „aussenden zum Dienst an den Erben der Selig keit“ und will sie machen zu „Feuerflammen und Win den“. Es gilt im Leben der Völker als Zeichen besonderer Größe ihrer Fürsten und Staatsmänner, je größer die Zahl und Bedeutung derer ist, die ihrem Willen und Dienst zur Verfügung stehen. Sollte Gottes Größe klei ner werden, wenn Millionen gewaltiger Engelgeister und Engelfürsten „seine Befehle ausrichten"? Keines wegs! So wollen wir auch dadurch Gott preisen, daß wir seine von ihm nach unergründlichem Rat erschaffenen, mit Hoheit und Stärke begabten, jedem göttlichen Wink unbedingt gehorchenden himmlischen Geister, die Engel, willig anerkennen und ehren und für ihr Wirken dem „Herrn der Heerscharen" von Herzen dankbar sind. „In alter Zeit erwarteten die Menschen, daß sie Engel erblicken, und sie erblickten sie auch. Aber es ist kein Grund vorhanden, daß sie sie sahen und wir sie nicht sehen sollen, daß die Engel sich bei ihnen niederließen und bei uns nicht; denn die großen Gesetze, die die Welt regieren, sind heute noch dieselben wie damals. Wenn keine Engel zu uns treten und uns dienen, so kommt das bloß daher, weil wir sie nicht einladen, weil wir die Tür schließen, durch die sie eintreten könnten" - so schrieb Ralph Waldo Trine. Den gleichen Gedan ken sprach Johann Peter Hebel so aus: „. . . sie würden vielleicht auch uns noch ebenso wie jenen wahrnehmbar sein, wenn wir nicht durch den Unglauben an sie die Empfänglichkeit ihrer Wahrnehmung verloren hätten. Das Organ dazu ist in uns zerstört." Und Johann Christoph Blumhardt sagte einmal: „Die Engel, die auch uns zur Hilfe gege ben sind, konnte man damals (in der neutestamentlichen Gnadenzeit) je und je sehen. Wir sehen sie vorderhand nicht. Damals stand man auch in der Einfalt." Wir Heutige sehen deswegen keine Engel, „weil wir sind, wie wir sind, und nicht in der Einfalt und Un befangenheit die Gnaden Gottes hinnehmen können. Wenn wir freilich lernen würden kindlich sein, so wür den wir viel mehr auch sichtbare Beweise von himmlischen h immlischen Kräften kommen sehen . . ." Wer kann auch heute die Existenz der Engel erfah ren? Jeder, der aufgeschlossenen, gläubigen Sinnes ist, wer „geöffnete Augen“ hat, wer, wie die Menschen der Bibel, Gott wirklich Allmacht zutraut, wer den Schutz der Engel demütig und vertrauensvoll erbittet. Elia und Elisa waren „Menschen gleich wie wir" (Jak. 5, 17). Und sie hatten Engelmacht „rings um sich her" (2. Kön. 6, 16). Auch wir können sie haben. Ernst Schreiner schrieb einmal: „Elia war ein Mensch wie wir - laßt uns Menschen sein wie Elia!" In Wirklichkeit haben wir alle der Engel wunder samen Dienst und Schutz schon ungezählte Male er fahren, ohne daß wir's wußten und dankten! Es ist so, wie Joachim Neander in seinem Loblied singt: „In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet!" Und - es waren jedesmal „Flügel" der Engel. Glauben wir's doch! Wir könnten noch mehr Erfahrungen machen von der Wirklichkeit der Engel. Leider gilt auch von uns oft, was von jenen galt: „Er konnte daselbst nicht viele Wunder wirken um ihres Unglaubens
willen" (Matth. 13, 58). Wer aber glaubt, kann Gottes Hilfe durch Engeldienst immer wieder handgreiflich eileben - auch heute. Jawohl, denn die „Apostelgeschichte" hört nicht auf mit Kapitel 28, 31! „Gott ist ein Gott der Lebendigen" und „derselbe gestern und heute", und er bekräftigt auch heute noch sein Wort „durch die mitfolgenden Zeichen". Auch heute noch wird die Fortsetzung der „Apostelgeschichte“ geschrieben. Sogar in den Spalten der Tagespresse kann man im mer wieder lesen, daß einer „wie durch ein Wunder" oder „durch wunderbaren Zufall“ „davonkam“, daß einem andern „ein guter Geist geraten“ hat, zu tun, was seine Rettung R ettung war. Unter der Überschrift „Kind hatte guten Schutzengel“ brachte die Tagespresse im Januar 1966 folgende Nach richt: „Algerien (afp). Ein Kleinkind im Alter von 18 Mo naten ist vom Balkon im sechsten Stockwerk der elter lichen Wohnung in Algier gefallen und wurde völlig unversehrt aufgefunden . . . Als entsetzte Hausbewoh ner herbeistürzten, saß das Kind friedlich auf dem Rasen und lächelte." Im Krankenhaus stellten die Ärzte fest, „daß es nicht die geringsten Verletzungen hatte". Und in den „Mitteilungen der Liebenzeller Mission" (Nr. 2/41947) lasen wir: „Chinkiang. Ein Christ erlebte ein offenkundiges Eingreifen Gottes, als sein Töchterchen in den Mühl graben fiel und dem Mühlrad zutrieb. Als der Vater in seiner Angst herbeieilte, sah er die Kleine triefend am Ufer stehen. Sie sagte: ,Ein großer Bruder im weißen Kleid hat mich herausgezogen'. - Gott hatte einen Engel gesandt.“ Wir geben im folgenden einige wertvolle, literarisch belegte Zeugnisse über heute erlebten Engelschutz. Sie wollen und sollen unseren Glauben stärken und Gott preisen für die Existenz seiner heiligen Engel. John Paton, der berühmte Missionar auf den Neuen Hebriden, berichtet in seiner klassischen Selbstbiogra phie über sein gefahren- und wunderreiches Leben unter den Kannibalen u. a.: „. . . Nun ward es hell im Zimmer; es gingen Männer mit Fackeln auf das Haus zu; andere zündeten die Kirche an und einen Rohrzaun, der von dieser zum Hause reicht. In wenigen Minuten mußte letzteres auch in Flammen stehen und wir beim Verlassen desselben in die Hände der Wütenden fallen . . . Plötzlich umringten mich sieben oder acht Wilde, schwangen die Keulen und schrien: ,Tötet ihn! Tötet ihn!' . . . Sie heulten vor Wut und riefen einander zu, den ersten Schlag zu führen, aber der Unsichtbare ließ es nicht zu. Ich stand unverwundbar unter seinem starken Schild, und es glückte meiner Arbeit, die Flam men vom Wohnhause abzuhalten. In diesem furchtbaren Augenblick trat ein Zwischen fall ein, den sich jeder Leser erklären mag, wie er will, den ich aber auf direkten Eingriff zu unserer Rettung zurückführe. Ein stöhnendes Brausen, wie vom Rollen einer schweren Lokomotive oder wie ferner Donner, ertönte von Süden her. Unwillkürlich wendeten sich alle in jene Richtung, denn sie wußten aus schlimmer Erfahrung sämtlich, daß einer der schrecklichen Wirbel stürme im Anzug sei. Staunt nun das Wunder an: der Südwind trug die Flammen der Kirche vom Wohnhaus weg; es stand ganz beschützt in Gottes Hut, während die Kirche in kürzerer Zeit zerstört war. Ein Regenguß, wie ihn nur die Tropen haben, machte es auch völlig unmöglich, das Haus anzuzünden! Das heulende Brausen des Sturmes ließ die Wilden rasch verstummen. Ihr Gebrüll war in tiefstes Schweigen umgewandelt. Dann sagten sie, vom Schreck ergriffen: e rgriffen: ,Das ist Gottes Regen! Wahrlich, ihr Gott streitet für sie und hilft ihnen! Laßt uns entfliehen' In der Angst warfen sie ihre Fackelreste nieder und entliefen, so rasch sie konn ten, nach allen Richtungen. Ich stand allein und lobte des Herrn
wunderbares Tun! Ja, gesegnet der Mann, der sich auf ihn verläßt!" Der württembergische Hofprediger Hedinger (1664 bis 1704) hatte sich einmal durch freimütige Äußerungen wider das sittenlose Leben des Herzogs Eberhard Lud wig so sehr dessen Zorn zugezogen, daß dieser ihn auf sein Kabinett beschied, wo er sich persönlich an ihm vergreifen wollte. Als er erschien, fuhr ihn der Herzog an: „Warum kommt Er nicht allein, wie ich Ihm be fohlen habe?" - „Durchlaucht, ich bin allein", antwor tete ihm Hedinger. „Er ist aber nicht allein" behauptete der Herzog und starrte erschreckt immer auf die rechte S eite Hedingers. Da sagte dieser: „Ich bin wahrhaftig allein gekommen, Ew. Durchlaucht. Sollte es aber dem großen Gott gefallen haben, in dieser Stunde einen Engel neben mich zu stellen, so weiß ich es nicht." Jetzt winkte ihm der Herzog in sichtlicher Erschütterung mit der Hand, er solle wieder gehen. Frau Anni Lassahn, eine Pfarrfrau mit sechs Kindern, hat inmitten großer Schrecken wunderbare Gebetserhörungen und göttliche Bewahrungen erlebt. (Aus: „Er hilft uns frei aus aller Not", 1939.) Sie berichtet wörtlich „. . . Wir hören das Schießen und Toben . . . Wir hören den Ruf ,Pastora' immer wieder auf der Straße und wissen: einmal werden sie uns finden! Bei unserem Heiland suchen wir Stille. J. und W. lesen uns die Leidensgeschichte vor, und wir dürfen es erleben, daß, sie uns so überwältigend groß wird, daß wir überhaupt nicht wissen, was draußen geschieht. Wir erleben, wie wir ganz eingeschlossen sind von dieser Liebe, und wir dürfen dann ruhig und getrost sein. Dann stürmen sie die Treppe herauf; der erste Kolbenschlag an die Tür, der zweite Kolbenschlag. S. beginnt zu schreien, ich presse ihm die Hand so auf den Mund, daß noch lange nachher das Gesichtchen Flecken hat . . . Doch er ist so kräftig, daß ich ihn nicht ganz ruhig bringe. Wir nicken uns zu. Irmfried kniet nieder, die andern knien neben ihr, und sie betet: ,Lieber Heiland, schicke uns alle deine Engel.' Das Wunder geschieht - die Schläge an der Tür hören auf, die Bande stürmt die Treppe hinunter, im Augen blick ist der Hof leer. Gerettet! Wir sehen uns still an, aus unseren Augen leuchtet ein dankbares Herz. . . . Am Nachmittag dringen zwei bewaffnete Eisen bahner bei uns ein, sehen sich im Zimmer um, blicken über uns hinweg, als wären wir Luft, schließen die Tür, gehen nach unten. Wir warten, daß sie die Menge nach oben bringen. Nichts geschieht. Der Hof wird wieder leer . . . . . . Wir stehen an der Wand. Ich halte Sönnich so, daß ihn die Schüsse gleich treffen sollen. Da sagt M. leise: ,Seid nur alle ganz still und habt keine Angst, ich sehe ganz deutlich den lieben Heiland vor uns ste hen.' So stark- fühlen wir die Nähe des Herrn. J. ruft laut: ,Wir sind froh, wenn Sie uns jetzt erschießen, wir wollen gern sterben . . .' Da sinken die Gewehre. Der Anführer geht auf uns zu, sieht einen nach dem andern an, streicht Sönnich auf meinem Arm über das Köpfchen, nickt mir zu - und alles geht. Gerettet . . .!" Prediger Joh. Blum in St. Georgen (Schwarzwald) erzählt („Reich-Gottes-Bote" 10/1940) folgendes: „. . . Es war Winter und es dämmerte schon. Das letzte Wegstück zum Dorf führte durch einen großen Wald. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Und doch - je näher ich dem Wald kam, desto mehr nahm meine Niedergeschlagenheit zu, und ich mußte immer wieder seufzen: ,O Herr, sei mir gnädig!' In dem Augenblick, da ich den Wald betrat, wurde ich überraschend still und getrost. Es war mir, als ob jemand neben mir herginge und oft mit seinem Arm A rm meinen Ärmel streifte. Aber ich sah und hörte nie mand . . . Endlich war der Wald durchschritten. Ich kam glücklich zu den ersten erleuchteten Häusern. Das Gefühl, du hast einen Begleiter bei dir, war verschwunden. In der folgenden Nacht hatte ich einen schreckhaften Traum: Ich sah mich selbst am Boden B oden
liegen, totgeschlagen und meinen Leib übel zugerichtet. Eine Stimme sagte: So würdest du jetzt aussehen, wenn dich der Herr nicht bewahrt hätte! . . . Ein Vierteljahr später stellte sich dieser Tatbestand heraus: An jenem Winterabend hatte mir dort am Wald rand eine Anzahl A nzahl Burschen aufgelauert, mit der festen Absicht, mich totzuschlagen. Sie haßten mich, weil unter dem Eindruck meiner Bibelstunden mehrere ihrer Mäd chen die üblichen Tanzvergnügungen nicht mehr mit machen wollten. Ihren Genossen erzählten sie nach ihrer Rückkunft vom Wald, sie hätten mich zuerst ganz allein daherkommen sehen, plötzlich wäre aber ein großer Mann auf meiner rechten Seite gegangen, und zwar bis zum Ende des Waldes. Sie hätten den Mann weder kommen noch gehen sehen; auf einmal wäre er dagewesen, auf einmal wäre er dann auch verschwunden gewesen! Das war also die Aufklärung jenes damals völlig unerklärlichen Erlebnisses: eine gefährliche Bedrohung meines Lebens und dessen wunderbare Bewahrung durch einen der dienstbaren Geister." Was wollen wir nun zu all dem sagen? a) In den Tagen des Erdenlebens Jesu gab es die Sadduzäer, die nicht an Engel glaubten. Solche „Ungläubige" gibt es auch in unseren Tagen. Ihnen ist der Glaube an die Existenz und das Werk der Engel lächerlich. Die Existenz der Engel - der guten und bösen - ist durch Christus, den Offenbarer der Wahrheit, anerkannte Wirklichkeit, sie ist tausend fache Erfahrung der Einzelund Völkergeschichte. b) So gewiß es auch dem gläubigen Christen ist, daß Gott, der Herr der Heerscharen, ihn jederzeit und in jeder Not durch heilige Engel erretten kann, so weiß er doch zugleich, daß Gottes Vorhersehung und uner forschlicher Wille ihm solche Errettung auch versagen kann. Und in diesem Fall sagt er demütig ja zu Gottes Willen. Wir erinnern an zwei Vor-Fälle aus der Heiligen Schrift, die uns Vor-Bild sind: Als Petrus im Garten Gethsemane seinen Herrn mit dem Schwert verteidigen wollte, sprach Jesus zu ihm (Matth. 26, 51 ff.): „Stecke dein Schwert in die Scheide! . . . Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir sogleich mehr als zwölf Legio nen Engel (= 6o ooo-7o ooo Engel) zu Hilfe senden? Wie würde aber dann die Schrift erfüllt. . .?" Als drei jüdische Provinzverwalter sich weigerten, das goldene Standbild des babylonischen Königs Nebukanezar anzubeten, befahl dieser in grimmigem Zorn, sie sofort in einen brennenden Feuerofen zu werfen. „Wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand erretten könnte?" höhnte Nebukadnezar. Aber „Sadrach, Me sach und Abed-Nego antworteten und sprachen . . .: ,O König, wir haben nicht nötig, dir darauf eine Ant wort zu geben. Wenn das geschieht, so vermag unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten; ja, er wird wi rd uns aus deiner Hand erretten, o König. Tut er es aber nicht, so magst du, o König, wissen, daß wir deinen Göttern doch nicht dienen und das goldene Bild, das du errichtet hast, nicht anbeten werden'" (Dan.3, bes. Vers 28). - Von solchem Glauben schrieb einst Carl Hilty: „Der rechte Glaube ist nur der der drei Männer im feurigen Ofen: Gott kann erretten, er tue es, wie er will . . .". Das ist wahr. Es gibt Engel! So steht es geschrieben. So erfahren wir es. So glauben wir es. Beten wir die guten Engel an? Oder beten wir zu ihnen? Nein! Johannes gibt in seiner Offenbarung (22,8-9) eine eindeutige, klare Antwort auf diese Frage; er sagt: „Und nachdem ich es gehört g ehört und gesehen hatte, fiel ich dem Engel, der mir dies zeigte, zu Füßen, um ihn anzubeten. Er aber sprach zu mir: Nur ja nicht! Ich bin bloß ein Mitknecht von dir
und deinen Brüdern . . . Gott bete an!" (Kepplerbibel.) Aber ein ehrendes Denken an sie - Ehre, dem Ehre gebührt! -, ein freudiges Danken für sie und ein gläu biges Bitten bei Gott, dem Herrn der Engel, um ihren Beistand ist uns nicht nur gestattet, sondern kann billig von uns erwartet werden. Unser Herr selbst ehrt sie. Er „wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln“ (Matt. 16, 27). Er wird als der Weltenrichter sich vor den Engeln Gottes bekennen zu denen, die sich hier auf Erden, trotz Hohn und Spott, zu ihm bekannten (Luk. 18, 7. 7 . 8). Er wird den Engeln die Ausführung der end gültigen Gerichtsbeschlüsse übertragen (Matth. 13, 49). Darum wollen wir's mit Martin Luther (Wunder postille -1528) halten: „Also beten wir die Engel nicht an, trauen auch nicht in sie . . ., wie wir auch in der Schrift finden, daß sie sich nirgends haben wollen anbeten lassen, sondern danken und loben Gott, daß er sie uns geschaf fen hat. Denn sie sind ja geschaffene Geister, von Gott G ott zu uns geordnet. Wie wir nun Gott danken und loben, daß er uns die liebe Sonne, Mond, Wein und Korn geschaffen hat, so sollen wir ihm auch für die lieben Engel danken: ,Lieber Herr Gott, ich danke dir, daß du uns also mit deinen Engeln versorgt und geschützt hast, daß du solche Fürsten über uns gesetzt hast.' Das heißt denn die Engel recht gelobet und geehret.“ Die Dämonen Nach dem Zeugnis der Bibel, besonders nach dem Zeugnis der Evangelien, gibt es nicht nur gute, himm lische, sondern auch böse, höllische Geister und Engel. Den Engeln des Lichts, den herrlichen, heiligen Heer scharen Gottes, steht ein großes Heer von Teufeln und Dämonen gegenüber, ein böses Geisterheer, das „in der Finsternis sein Wesen treibt“ (Eph. 6, 11). „Es ist eine Tatsache, die niemand aus dem Lebens bild Jesu hinwegdeuten kann, daß er Gewalt über die bösen Geister hatte. Was uns vielleicht Schwierigkeit im Verständnis macht, war der Urchristenheit der ge wisse, selbstverständliche Anfang seines Wirkens. Jesus trieb die Teufel aus . . . Daran kann nicht gezweifelt werden, daß sie vorhanden waren und daß Jesus stär ker war“ (Dr. Johannes Weise). Ob wir über den „Glauben“ an Dämonen lachen und spotten, ändert an der Tatsache ihrer Existenz nichts. Jeder nüchtern denkende Mensch erlebt diese Existenz im Umkreis seines persönlichen Lebens und erfährt sie im Gang der Weltgeschichte. Jesus Christus, der Gottes sohn, kam ja gerade zu dem Zweck, „die Werke des Teufels zu zerstören“ (1. Joh. 3, 8) und Menschen vom Bann der Dämonen zu befreien (Luk. 8, 29 ff.). Im Alten Testament ist nur an wenigen Stellen vom Satan die Rede; z. B. in der Paradiesgeschichte, im Buch Hiob, in Chronik 21,1 und in Sacharja 3, 1. Das ist beachtenswert, um so mehr als der Satan im Neuen Testament über hundertmal (unter verschiedenen Be zeichnungen) genannt wird. Es ist aber nicht verwunder lich. Wir verstehen diese auffallende Tatsache so: Die Wahrheitsoffenbarung in der Heiligen Heili gen Schrift geschieht wachstümlich, stufenweise. Erst mit zunehmender Gotteserkenntnis wächst auch das rechte Satansver ständnis. „Erst seit Christus kennen wir Satan“ (Ricarda Huch), ist er entlarvt als der „alt böse Feind“. Der, der „die Engel Gottes hinauf- und herabfahren" sah (Joh. 1, 51), der sah auch „den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen“ (Luk. 10, 18). Als der kam, der „der Schlange den Kopf zertreten“ sollte (1. Mose 3, 15), hat sich die „Schlange“ und ihre dämonische d ämonische Brut geregt und gezeigt wie nie zuvor. Man denke an die vielen Besessenen, die dem Herrn auf Schritt und Tritt begegneten! Auch in bezug auf das Satanische in der Welt ist durch die Erscheinung des Gottessohnes den Menschen, „die da saßen im Land und Schatten des Todes, ein Licht aufgegangen" (Matth. 4, 16). Sie kennen jetzt den Bösen. Sie beten jetzt: „ . . . erlöse uns von dem Bösen!“ Sie erleben
nun Erlösung von dem Bösen, und sie erwarten die völlige Erlösung von dem Bösen für die ganze Welt am Ende der Zeit. Die bösen Geister sind gefallene Engel, „die ihre himmlische Würde nicht bewahrten und den ihnen von Gott angewiesenen Bereich verließen“ (Judas 6). Sie sind Diener und Boten Satans. Satan, der Versucher, der „Mörder und Lügner von Anfang“ (Joh. 8, 44), die „alte Schlange“, der Gewaltfürst in der Luft (Eph. 2, 2), 2 ), ist ihr An führer und Oberhaupt. Auf ihn und die heimliche (rich tiger: unheimliche) Wirksamkeit seiner „Engel“, der Dämonen (2. Kor. 12, 7; Offb. 12,7; 16,14), geht letzten Endes alles Unrecht und Finstere, aller Streit und Krieg, alle Lüge, Zauberei, Zerstörung, Menschen Menschen und Gottesfeindschaft Gottesfeindschaft zurück. zurück. Sehr beachtenswert sind u. a. folgende Aussagen des Neuen Testaments über Dämonen: Matthäus 4, 1ff. (der Teufel als Versucher und u nd Regent); Matthäus 8, 31 (Jesus befiehlt den Teufeln); Matthäus 13, 39 (der Teufel als Feind des Menschensohnes, als Säer des Unkrauts, der Bosheitskinder); Matthäus 15, 22 (die Teufel als Plagegeister); Lukas 8, 30 (viele Dämo nen besitzen den besessenen Gadarener); Johannes 13, 2 (der Judasverrat war Teufelstat); Markus 3, 11 f. (die bösen Geister kennen den Sohn Gottes und fallen vor ihm nieder); Jakobus 2, 19 (die Teufel glauben auch und zittern); 1. Timotheus 4, 1 (es gibt „Lehren der Teufel“). Wo es sich wirklich um Übel, um Bedrohung unseres äußeren und inneren Lebens, um Bosheit und Böses, um „wilde Naturkräfte“, um „Unheil“ handelt, sind die „Engel Satans“, die Dämonen, im Spiel. So sagt auch Luther: „Alles Unglück, und was nur Böses geschieht, kommt vielmehr von ihnen (den „bösen Engeln und Teufeln“) her." Und in Goethes Faust erklärt der Teu fel: „Die Elemente sind mit uns verschworen, und auf Vernichtung läuft's hinaus.“ Jedenfalls war das so bei den Unglücksfällen der Kinder Hiobs (Hiob 1, 8-19); bestimmt war es so bei dem Sturm auf dem See Gene zareth (Matth. 8, 23 ff.), der das Leben des Heilands gefährdete. Mit Bezug auf die mannigfachen Gefahren, in die der Apostel Paulus geriet, schreibt A. C. Gaebelein: „Wir zweifeln nicht, daß alle diese Gefahren (dämonische) Anschläge waren, die sich gegen das Leben des Apostels richteten . . . Der Herr aber errettete und bewahrte Paulus, solange sol ange sein Werk nicht beendet war. Daß ihn in solchen Gefahren gottgesandte Engel um gaben, steht außer Frage.“ Im einzelnen Fall (Verkehrsunglück, Feuersbrunst, Krankheit u. ä.) kann es schwer oder gar unmöglich sein, zu sagen, ob und wieweit „böse Geister“ dabei beteiligt sind. Wir möchten dem harten Wort Amos 3, 6: „Geschieht auch ein ei n Unglück in der Stadt, S tadt, das der Herrn nicht tue?“ von seinem Gewicht und seiner Rätselhaftigkeit nichts nehmen. Wir verstehen das Problem im Sinn des Buches Hiob: Die Wirksamkeit Satans und seiner Dämonen hat ihre Grenze in der Zulassung des Allerhöchsten. Gott hat und behält die Aufsicht über die Welt und den Fürsten dieser Welt. Nichts geschieht ohne seinen Willen, „aber was in der Ab wendung von ihm geschieht, geschieht ohne seine Be teiligung“ (Ricarda Huch). In demselben Sinn spricht sich auch die Konkordien formel 11 aus: „Die Vorsehung Gottes siehet und weiß zuvor auch das Böse, aber nicht also, daß es Gottes gnädiger Wille wäre, daß es geschehen sollte; sondern was der verkehrte, böse Wille des Teufels und der Menschen vornehmen und tun werde und wolle, das siehet und weiß Gott alles zuvor und hält seine Vor sehung auch in den bösen Händeln und Werken ihre Ordnung, daß von Gott dem Bösen, welches Gott nicht will, sein Ziel und Maß gesetzt wird, wiefern es gehen und wie lang es währen solle, wann und wie er's hin dern und strafen wolle!" Ist die satanische Wirksamkeit auch nicht in jedem Einzelfall deutbar, so gibt es doch genug Fälle, wo sie völlig offenbar ist (Mord, Betrug, Treuebruch, Trunk sucht, Gewaltherrschaft, Unterdrückung und Ausbeu tung Wehrloser). Alle diese „Fälle“ (= Sünden-Fälle) sind satanisch inspiriertes Menschenwerk - und nicht „Gottes Schickung“! Der von Gott lose, selbst- und streitsüchtige Mensch und Satan (der „in ihn fuhr“, Joh. 13, 27) sind schuld an allem Jammer dieser Welt. Das steht als biblische Wahrheit fest. Aber es bleiben noch Rätsel übrig!
Dann gäbe es also doch einen Dualismus? Eine inner-, bzw. überweltliche „Zweiherrschaft“? Zwei entgegengesetzte Mächte? Ohne Zweifel! Satan steht gegen Gott, Finsternis gegen Licht, böser Geist gegen guten Geist. Gott ist Licht; Satan ist Finsternis. Gott ist Liebe; Satan ist Haß. Gott wirkt Leben; Satan wirkt Ungehorsam, Sünde, Tod. Das Neue Testament nennt etwa siebzigmal den Teufel, dreißigmal den Satan. Daneben hat es noch andere sehr bezeichnende Namen für diesen Antigott: Boshaftiger, Widersacher, Verkläger, brüllender Löwe, Drache, Feind, Verführer, Apollyon (Verderber), Fürst und Gott dieser Welt. „Daß durch diese Welt ein tiefer Zwiespalt geht, hat nicht das Christentum zuerst bemerkt . . . Die Macht des Bösen, deren Ursprünge unergründliches Dunkel umgibt, wirkt unheimlich auch in dieser Welt Gottes und kämpft um jeden Menschen von neuem. Der Zwie spalt der Welt geht mitten durch das Herz des Men schen . . . Überall, wo in dieser Welt gegen Gottes Reich gekämpft wird, steht Satan als der eigentliche Treiber dahinter" (Prof. Dr. Otto Kuß). Der „Teufelsglaube“ ist nicht Phantasterei. O nein! Er gründet auf dem Offenbarungszeugnis der Heiligen Schrift und auf tausendfacher Erfahrung der Lebens wirklichkeit. Allerdings: Nur wer Gott wirklich kennt, nur der kennt auch den Satan, und er bekommt mit ihm zu tun! Es ist Satans Meisterstück, daß man nicht mehr mit ihm rechnet, daß man über ihn lacht. Der Unglaube U nglaube macht satansblind. Die Folge ist völlige Wehr- und Schutzlosigkeit gegen die Mächte der Fin sternis (nach Hans Pförtner). So hat uns auch D. Martin Luther belehrt: „Ein Christ soll das wissen, daß er mitten unter den Teufeln sitze, und daß ihm der Teufel näher sei denn sein Rock oder Hemde, ja näher denn seine eigene Haut, daß er rings um uns her sei und wir also stets mit ihm zu Haare liegen und uns mit ihm schlagen müssen. Also laßt uns nun erkennen und lernen, was der guten Engel Amt und Werk sei, daß, gleichwie die bösen Engel nichts anderes denken, denn wie sie uns zu Sünden und Scha den können bringen: also sind die guten Engel stets um uns und bei uns, daß sie uns helfen, daß wir bei der Wahrheit bleiben, unser Leib und Leben, Weib und Kind und was wir haben, vor dem Teufel behalten mögen. Daher kommt es, daß man sagt, und ist i st recht geredet: Du hast heute einen guten g uten Engel gehabt. Das ist so viel gesagt: Vernunft hätte das Übel nicht verhüten können; wenn die lieben Engel nicht wären gewesen, sollte dir der Teufel das Bad haben zugerich tet . . ." Johann Christoph Blumhardt hat „im August 1844 der württ. Oberkirchenbehörde auf deren Verlangen“ einen ausführlichen Bericht übergeben, in dem er die grauenhaften und schier unglaublichen Erlebnisse der besessenen Gottliebin Dittus und seines zweijährigen heißen Kampfes mit den jene Gottliebin Dittus quälenden Dämonen wahrheitsgetreu dargestellt. Wahrlich, da waren Mächte der Finsternis wirksam! Wenn wir nun auch bereit sind, das als wirk lich geschehen zu glauben, was Blumhardt als Gescheh nis bezeugt, so können wir doch seiner Erklärung vom Wesen jener Dämonen nicht ni cht zustimmen! Blumhardt sieht in den die G. G . Dittus besitzenden und plagenden Dämonen „abgefallene“ verstorbene Men schengeister, die „zur Qual der Lebenden dem Teufel zu dienen gezwungen“ werden! Daher hält er auch die „Errettung vorher gebundener Dämonen“ für möglich, ja glaubt, daß er etlichen durch sein Gebet habe „Be freiung“ verschaffen können. Es ist nötig, hier klar zu sehen und zu denken. Die Annahme, daß Geister von Verstorbenen in lebende Menschen fahren können, die Dämonen also ruhe lose Qual- und Zaubergeister verstorbener Menschen seien, findet in der Bibel keine ausreichende Begrün dung! Alle Dämonenerscheinungen des Neuen Testaments werden dort als Erscheinungen von Teufelsgeistern verstanden! Wenn sich solche für Geister von Verstorbenen ausgeben, dann handelt es sich um satanische Täuschung. Die abgeschiedenen Menschengeister haben ih ren ihnen von Gott in der Todesstunde angewiesenen Ort (1. Petr. 3, 19; Luk. 16, 19-31), an dem sie warten auf den Tag ihrer Auferstehung und Urteils sprechung.
Im übrigen fürchtet ein Christ die Dämonen, die Satansgeister, die „Gespenster“ nicht, wenngleich er um ihre Existenz und Bosheit weiß. Auch und gerade ihnen gegenüber gilt Blumhardts Losung: „Jesus ist Sieger!“ „Ihr Kinder Gottes, laßt euch nicht bange machen vor der Macht des Feindes! Ihr seid von einer starken, schützenden Wache umgeben, von der Mach t Gottes und seiner heiligen Engel" (Chr. von Viebahn). Freilich, der Apostel Paulus spricht von dem „Ge heimnis der Bosheit" (2. Thess. 2, 7). Die Fragen nach Ursprung und Wesen des Bösen, des Teufels und seiner Trabanten sind nicht restlos lösbar. Immerhin erlangt der, der hineingeschaut hat in das „Geheimnis Christi“ (Kol. 4, 3), auch einigen Einblick in das „Geheimnis Satans“. Satan ist der „altböse Feind", dessen leidenschaft liche Sucht es ist, Gottes Aufbauwerk, Gottes Heils- und Reichsplan, zu verderben. Er ist der „unsichtbare Gegen spieler Gottes“. Er ist „der Geist, der stets verneint“. Er ist Empörer und Aufrührer, gefallener einstiger Engelfürst. In titanischer Selbstvermessenheit hat er sich einst von Gott getrennt (Jes. 14,12-15). „Hoch mut ist's, wodurch die Engel fielen, woran der Höllen geist den Menschen fasst“ (Friedrich Schiller). „Satan ist schuld an der Inkorrektheit des Kosmos" (D. R. Rocholl). „Nur diese Tatsache vermag für den, dessen Augen offen sind, diese Welt, wie sie einmal ein mal ist, zu erklären" (Fr. Bettex). „Nur wer an die Existenz des Teufels glaubt, kann verstehen, was in den letzten dreißig Jahren in Europa geschehen ist" - schrieb um 1940 Prof. Werner Sombart. Auch das, was seit 1940 in Europa und anderswo geschah, kann man nur richtig verstehen, wenn man den satanischen Hintergrund des Geschehens erkennt! Es ist ein witziges und doch tiefernstes Wort des Mephisto im Faust: Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte! So ist es. Aber wir müssen ihn spüren, ehe er uns beim Kra gen hat! Wir müssen ihm widerstehen, damit er vor uns flieht (Jak. 4, 7). Und weil er ein gefährlicher Schauspieler ist (er verstellt sich zum Engel des Lichts, 2. Kor. 11, 14), ist es bitter nötig, seine oft scheinheilige Maske zu durchschauen. Und weil er Gewalt hat und sie gebraucht, brauchen wir „die ganze Waffenrüstung Gottes" (Eph.6,11;1.Thess.5,8). Im Kampf gegen ihn sind der Name Jesu und Gottes Wort die rechten und verläßlichen Waffen (Apg. 16, 18; Matth. 4, 1-11). Wir brauchen aber a ber auch die Hilfe der guten Geister, der hei ligen Engel. Und noch eins ist zu bedenken: „Der Hauptgedanke der christlichen Verkündigung, nämlich die Botschaft von dem Reich Gottes, ist gar nicht möglich ohne den dunklen Hintergrund des Sata nismus . . . Wäre das Satansreich nicht da, was hätte eine von Gott bewirkte Erlösung für einen Sinn? Gäbe es kein Satansreich, warum müßten wir immer noch auf die d ie Vollendung des Gottesreiches warten?" (Harma nus Obendiek.) Gewiß, dieser „Dualismus“ ist uns nicht angenehm. Wir wehren uns gegen ihn. Eine monistische Weltschau ist uns lieber, scheint uns u ns vernünftiger und fortschritt licher. In einem bayrischen evangelischen Katechismus des vorigen Jahrhunderts stand zu lesen: „Gott sei ewig Preis und Ehr, es gibt keinen Teufel mehr! Ja, wo ist er denn geblieben? Die Vernunft hat ihn vertrieben.“ - „Es ist ganz merkwürdig, je hochmütiger wir lächeln über jene biblische Rede vom Teufel, um so mehr sind wir in den Bann dunkler Mächte geraten“ (Ad. Brand meyer). Doch, das sei betont, wir reden nicht von irgend einem heidnischen oder philosophischen, sondern von dem in der Bibel bezeugten, dem „christlichen Dualis mus“. Und daher wissen wir, daß der Teufel weder gleichwertiger noch gleichberechtigter noch gleich mächtiger „Gegenspieler Gottes“ ist. Sein Reich ist i st be grenzt, seine Macht beschränkt, seine Herrschaft ge lie hen, seine Zeit bemessen! (Offb. 12,7-12.) „Auch der Teufel muß Gott di enstbar sein" (1. Kor. 5, 5; 1. Tim. Ti m. 1,
2o). Weil das so ist, sang Martin Luther einst das trotzige Lied: Der Fürst dieser Welt, wie saur er sich stellt, tut er uns doch nichts, das macht, er ist gericht't, ein Wörtlein kann ihn fällen! In seiner Schrift „Das Doppelantlitz des Bösen" sagt Alfred Schütze, es gäbe den Dualismus „böse - gut" nicht, sondern eine Dreigliedrigkeit; weil das Böse in sich selbst gespalten sei, so daß Spannung entsteht. Der Mensch müsse das Kräftespiel der beiden Ver suchungen des Bösen durchschauen lernen und dann be wußt ihren Ausgleich erstreben. Dabei erscheine dann das Gute als überhöhende, die Spannung lösende Mitte, als höhere Einheit, in welcher die beiden ins Böse füh renden Kräfte erlöst würden. Wenn hier von einem Doppelantlitz des Bösen ge sprochen wird, dann ist das durchaus richtig. Diese Tatsache der Doppelgesichtigkeit des Bösen ist von un geheurer g eheurer praktischer Bedeutung und muß klar von uns erkannt werden. Daß diese Doppelgesichtigkeit aber auf zwei unterschiedliche dämonische Geistmächtige zurückführe, findet im Neuen Testament keine genügende Stütze. Allerdings weiß das Neue Testament davon, daß der Satan sich zuweilen „verstellt als Engel des Lichts" (Luzifer!). Es handelt sich jedoch dabei um ein und dasselbe Wesen! Man denke auch an die fal schen „wölfischen" Propheten in „Schafskleidern"! Gut und Böse sind daher „einfach polare Gegensätze"! Es gibt nicht zwei, sondern nur einen Teufel! Dagegen ist der Hinweis auf das Doppelantlitz des Bösen sehr wichtig und wurde auch stets von allen ernsten Menschen erkannt. Ari stoteles z. B. hat die Tugenden bestimmt, b estimmt, als „die rechte Mitte zwischen zwei Lastern“. Friedrich Rückert hat gewußt: „Zwischen Welt und Einsamkeit ist das rechte Leben; nicht zu nah und nicht zu fern will ich mich begeben.“ Eduard Mörike bittet: „Wollest mit Freuden und wollest mit Leiden mich nicht überschüt ten! Doch in der Mitten liegt holdes Bescheiden." Ricarda Huch bezeugt: „Das Gute liegt in der Mitte.“ Das Sprichwort vom goldenen Mittelweg (der nichts mit Mittelmäßigkeit, Lauheit und Halbheit zu tun hat, sondern Ausgleich, Überwindung, Bändigung, Mäßi gung, Entspannung, Beherrschung, Er habenheit bedeutet) meint diese Wahrheit. Es weiß um die Versuchbarkeit und Neigung des Menschen, dem Extrem zu verfallen - bzw. zwischen den Extremen hin und her zu fallen. So klagt Ludwig Hofacker: „Dieses arme Herz findet die Mittelstraße nicht; es ist ein trotzig und verzagt Ding.“ Die Engel in der christlichen Kirche Auf die Frage, ob ein denkender, gebildeter Mensch des zwanzigsten Jahrhunderts noch „an Engel glau ben“ könne, antworten wir guten Gewissens und fro hen Herzens: Ja. Jedenfalls haben wir mit diesem Glauben die Heilige Schrift, vor allem den Herrn Jesus und seine Apostel auf unserer Seite. Wenn wir nun im folgenden noch einen kurzen Blick auf die drei großen Konfessionen der christlichen Kirche (es gibt nur eine Kirche, nur einen „Leib Christi“!) und ihre Stellung zum Engelglauben werfen, so soll das nicht nur unser Wissen davon bereichern, sondern es kann auch unseren eigenen Glauben an die Engel befestigen. Daß die Urchristen fest an Engel glaubten und deren Existenz erlebten, bezeugen die Schriften des Neuen Testaments, von den Evangelien an über die Apostel geschichte und die Briefe bis zur Apokalypse. Ja, „im Neuen Testament spielt die Engelvorstellung eine er staunliche Rolle“ (Ethelbert Stauffer). Das Konzil von Nicäa (325) erhob die Engelschöpfung zum Dogma. Die Synode von Laodicäa
(um 350) verbot zwar die Anbetung der d er Engel als Abgötterei, aber Ambrosius (397) und die späteren Kirchenväter lehrten und forderten ausdrücklich die Engelverehrung. Hierzu möchten wir bemerken: Einen Menschen Men schen „ver ehren“ heißt: ihn sehr achten, hoch von ihm denken, ihm Ehrerbietung entgegenbringen. Sollte es einem gläubigen Christen verwehrt sein, die heiligen Engel in diesem Sinn zu „verehren“? Schreibt nicht der Apo stel Paulus : „Einer komme dem andern mit Ehrerbie tung zuvor“? Gebietet nicht die Schrift: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“? „Ehret die Witwen“? „Ehret den König“? „Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelter Ehre wert gehalten wer den“? Wieviel mehr verdienen die heiligen Engel un sere Hochachtung und Ehrerbietung! Wer sie im Un glauben mißachtet oder gar leugnet, macht sich ebenso schuldig wie der, der sie abergläubisch und abgöttisch „verehrt“. Der moderne Mensch hat leider keine Beziehung zur Engelwelt mehr. Er glaubt eher an Maskottchen, Talismane, Horoskope und anderen Zauber (z. B. „Toi -toi - toi!") als an Engel. Und wo noch Reste des Wissens um Engel vorhanden sind, sind es blasse Schat ten, und „man weiß nicht recht, was die Engel zu tun haben außer dem Hallelujasingen; man versteht nicht mehr, wie sie an der Weltschöpfung tätigen Anteil ha ben nehmen können" (Ed. Lenz), oder wie sie im Ge schehen des Kosmos und in der Menschheitsgeschichte als schaffende und lenkende Geister wirksam sind. Für Martin Luther war die Existenz guter und böser Geister undiskutierbar. Er glaubte und erfuhr beides: ;,der Engel Schar“ und „die Welt voll Teufel“. Martin Luther hat seiner Reformationsgemeinde auch das altkirchliche Engelfest erhalten, bestätigt und es mit ihr gefeiert. Am Michaelistag 1533 hielt er nicht weniger als drei Predigten über das Wesen und Werk der heiligen Engel. In der Predigt am Michaelistag 1537 heißt es: „Dies Fest des heiligen Michael werden wir erhalten und erhalten es deshalb, daß wir einen Tag haben, an dem von den heiligen Engeln zu predigen ist, daß wir die lieben heiligen Fürsten, Herrn und Geister erkennen, weil wir getauft und durchs Evangelium berufen sind zu ihrer Gemeinschaft, wie billig und recht, so daß wir über sie selbst predigen, und sie vergessen unser auch nicht. Sie lieben uns und wünschen, daß das Ende der Welt komme und wir mit ihnen ewig leben. Zum zwei ten halten wir es dazu, daß wir den Unterschied zwi schen guten und bösen Engeln merken." Und wiederum andernorts: „Der Herr Christus spricht von den Kindern: ,Ihre Engel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters.' Es will aber der Herr Christus allhier sagen: Gott der Herr hat so großen Fleiß auf die Kindlein und auf die Gläu bigen, er hat sie so lieb, daß er einen jeglichen nicht mit Büchsen und Spießen verwahren läßt sondern er gibt ihnen große Herren und Fürsten zu Geleitsleuten, die auf sie warten sollen, als die lieben Engel, die auf das Kind sehen wider den Teufel, den bösen Engel. Die frommen Engel sind gewaltige Geister, da alle Kaiser, Könige, Fürsten und Herren gegen sie gar nichts sind. Und diese Engel sehen allezeit - nicht das Angesicht eines Königs oder Kaisers Karl des Fünften, sondern des großen Herren Gottes im Himmel, der hohen gött lichen Majestät! Wollet ihr euch nun nicht scheuen vor den Kindern, so scheuet euch doch vor ihren Hütern!" Und in einer Predigt über 2. Mose 14 (1525): „Die lieben Engel sind unsere Wächter und Geleits leute, ja unsere Knechte und Diener, so auf die Christen warten müssen, daß ihnen kein Leid widerfahre. Ich selbst wollte lieber einen Engel um mich haben, denn vierundzwanzig türkische Kaiser mit aller ihrer Macht und Gewalt; wenn sie gleich hundertmal tausend Büchsen bei sich hätten, so ist's doch alles gegen einen Engel gar nichts.“ Und das ist Luthers Morgen- und Abendsegen:
„Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen. Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, daß du mich . . . (Am Morgen:) diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte dich, du wol lest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß dir all mein Tun und Leben ge falle. (Am Abend:) diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich, du wollest mir vergeben all meine Sünde, wo ich Unrecht getan habe, und mich diese Nacht auch gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde. Amen." Die römisch-katholische Kirche hat bis heute den Glau ben an die Engel in ihrem Lehr- und Liedgut gepflegt. Sie feiert alljährlich am ersten Sonntag im September das Schutzengelfest und am 29. September das Michaelisfest. In ihrer Liturgie und in ihrer bildenden Kunst tritt der Engelglaube lebendig hervor. „Die kirchlichen Verordnungen aus Karls d. Gr. Re gierungszeit und andere Zeugnisse beweisen, daß der Michaelistag am 29. September im Reich ziemlich all gemein gefeiert wurde." „Die Rolle Michaels in unserer inwendigen Ge schichte ist kaum zu ermessen. Von ihr erzählen uns die Gebete, die Predigten, Heiligenleben und Chroniken seit der Christianisierung, die Hymnen unserer frühe sten Dichter, die Legenden vom Seelenwürger und -ge leiter, die Sagenkreise der Nibelungen, des Gral und Parzival und König Artus, die Verfassungen der Ritter orden, das Wallfahrtsleben und die Kreuzzüge, die zahl losen Heiligtümer auf Michaelsbergen, die Friedhofs kapellen, die seinem Namen und seiner Verehrung ge weihten großen Gotteshäuser zu Bamberg, Hildesheim, München und vielen anderen Städten, nicht zu reden von den Darstellungen der religiösen Kunst aller Jahr hunderte deutscher Geschichte.“ „Wie menschlich und irdisch ist das Bild der Völker von Michael, aber wieviel vom Sinn ihres Daseins hat es sie begreifen lassen . . .!" (Jos. Bernhart, „Der Engel des deutschen Volkes", 1934) 1 934) In der Meßliturgie werden die Engel mehrfach er wähnt. In der Präfation heißt es: „ . . . Dich, den ewigen und wahren Gott, preisen die Engel und Erzengel, die Cherubim und Seraphim, die ohne Unterlaß Tag für Tag im Chore rufen: Heilig, heilig, heilig bist du, Gott der Heerscharen! . . ." Nach der Wandlung: „ . . . In tiefer Demut bitten wir dich, allmächtiger Gott: Dein heiliger Engel möge dieses Opfer zu deinem himm lischen Altar emportragen vor das Angesicht deiner göttlichen Majestät . . ." In einem „Gebet zu den hei ligen Engeln" heißt es: „Heilige Engel . . . blicket mit Huld und Liebe auf mich herab und versaget mir Schwa chen auf Erden eure kräftige Hilfe nicht. Hebet meinen Geist zu euch hinauf in den Himmel . . . Ihr erfüllet Gottes Willen auf das vollkommenste, ihr seid die treuesten Boten und Vollstrecker der göttlichen Auf träge . . . Ihr leistet uns Menschen hilfreichen Beistand in allen Arbeiten und Kämpfen und gewähret uns Schutz in Gefahren des Leibes und der Seele. Stehet mir denn hilfreich zur Seite, besonders du, mein heiliger Schutzengel, wenn Gefahren und Feinde mir drohen, wenn Schwierigkeiten sich mir entgegenstellen . . . Ste het mir besonders bei in meiner letzten Not, daß ich glücklich vollende und würdig befunden werde, euch zugesellt zu werden in der ewigen Glorie. Amen.“ Gemäß der apostolischen Regel prüfen wir alles Prüfenswerte und behalten das Gute (1. Thess. 5, 21). Darum ehren wir diesen frohen praktischen Engel glauben in der katholischen Kirche, dabei aber wohl beachtend, daß die di rekte Anrufung der Engel von der neutestamentlichen Linie abweicht.
Der Schlußsatz der „Präfation" heißt: Und sollte jemand wieder fragen: Wozu bedürfen wir eigentlich des Beistandes und Schutzes der Engel, da doch der allmächtige Gott unser Vater und der Hei land unser Beistand, Helfer und Fürsprecher ist?, so antworten wir noch einmal: „Hat Gott es nicht so geordnet, g eordnet, daß wir sogar des Schutzes und Beistandes unserer Mitmenschen bedür fen? Wir haben uns also an Gottes Ordnungen zu halten, und wir werden gut daran tun, wenn wir allezeit den Schutz der heiligen Engel für uns erbitten, ihr Nahesein immer im Sinn behalten und uns ihres Beistandes würdig erzeigen.“ Die Engel in der Kunst Bis zur jüngsten Gegenwart haben sich bedeutende Dichter, Künstler und Gelehrte zu dem Glauben an gute und böse Geister bekannt. Auch die beiden Großen unter den deutschen Dichtern, Schiller und Goethe, ha ben dem Glauben an eine Engelwelt dichterischen Aus druck verliehen. Schiller sagt einmal: „Lob sei dem Herrn und Dank gebracht, der über diesem Haus gewacht, mit seinen heil’gen Scharen uns gnädig wollt bewahren!" Und ein andermal: „Es gibt böse Geister, die in des Menschen unver wahrter Brust sich augenblicklich ihren Wohnplatz neh men, die schnell in uns das Schreckliche begehen, und, zu der Höll entfliehend, das Entsetzen in dem befleck ten Busen hinterlassen.“ Und Goethe gab in seinem Faust ein eindeutiges Zeugnis von dem Glauben an die Existenz, den Einfluß und das Wirken guter und dämonischer Geister. Faust ist ergriffen vom Jubel der Engel am Ostermorgen: „O tönet fort, ihr süßen Himmelslieder!" Und wenn Mephisto von sich sagt: Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, daß es zugrunde geht. Drum besser wär's, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, mein eigentliches Element" - dann hat Goethe damit den biblisch offenbarten Satan gekennzeichnet und anerkannt. Besonders reichgestaltig und bedeutsam ist das Bekenntnis zur Engelwelt, das je und je bildende Künstler in malerischen und plastischen p lastischen Werken zum Ausdruck brachten. Die ersten bildnerischen Gestaltungen des Engels be gegnen uns - im biblischen Raum - bei der mosaischen Stiftshütte: die innerste vierfarbene Prachtdecke so wie der Vorhang vor dem Allerheiligsten waren von Cherubfiguren durchwirkt, und auf dem Deckel der Bundeslade befanden sich plastische geflügelte Cheru bim aus reinem Gold. In der altchristlichen und mittelalterlichen Kunst wer den die Engel mit Vorliebe und vielfältig dargestellt. Es sind allermeist jugendliche männliche Typen; Männer engel sind selten. Den Kinderengel bringt erst das 14.Jahrhundert, den niedlichen oder schelmischen nackten Putto erst
die italienische Renaissance. „Erst das 4. Jahrhundert kennt einen Engel mit Flü geln, und die karolingische Zeit gibt ihn sehr häufig ohne Schwingen. Das spätere Mittelalter hält wieder mit ziemlicher Regelmäßigkeit an der Beflügelung fest . . ." (H. Mendelsohn, Die Engel in der bildenden Kunst). „Fast nirgends werden an den biblischen Engeln Flügel erwähnt. Die Engel in den zahlreichen biblischen Geschichten sind allem Anschein nach flügellos . . . In den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt hat denn auch die Kirche eine beflügelte Darstellung der Engel noch nicht geduldet, wohl vor allem darum, damit sie nicht mit den heidnischen Gestalten der Römer, den Genien, Viktorien usw. verwechselt werden konnten" (G. F. Hartlaub, Die Engel). Was bedeutet es, wenn die Künstler die Engel mit großen Flügeln darstellen? Gewiß - „der Engel hat nicht Flügel noch Schwert noch Waage, aber zu seinem Wesen und Wirken gehören die geistigen Eigenheiten, die von diesen sichtbaren Dingen bedeutet werden" (Jos. Bernhart). B ernhart). Die Engelflügel haben also symbolische Bedeutung, sie sind Sinnbilder für die den uns unsichtbaren Geistern innewohnende Fähigkeit, unge hemmt h emmt durch die Schwerkraft der Erde, den Welten raum „wie Vögel“ zu „durchfliegen“. Wenn wir uns dessen bewußt bleiben, dann stören uns die Engel flügel der Künstler nicht mehr. Ein bildender Künstler kann ja ohne Sinnbilder nichts bilden! Wir reden hier nicht (und wollen auch nichts wis sen) von jenen „niedlichen Engelchen“ und „süßen Putten“, die selbst namhafte Künstler ge staltet haben. Solche „Engelchen“ sind unbiblische Verniedlichungen einer gefühlsbetonten, irregeleiteten Frömmigkeit, der wir auch den großvaterhaften „lieben Gott“ und den frauenhaften, weichlichen „lieben Heiland“ im Volksdenken und in der Volkskunst zu ver danken haben. Die Engel sind keine „Putten“, keine kleinen harm losen Wesen mit silberweißen Fittichen. Sie sind männ liche Helden, ausgeprägte Persönlichkeiten. „Ein jeder Engel ist schrecklich“, heißt es bei Rainer Maria Rilke. (Daher der in der Heiligen Schrift öfter berichtete Zu spruch eines erscheinenden Engels: Fürchte dich nicht!) Und bei Jos. Bernhart: „Fast mit heiligem Schrecken sehen und hören wir, was die Engel in der Heiligen Schrift bedeuten, wie die großen Kirchenlehrer des Ostens und Westens sie begreifen und wie die Kunst im alten Byzanz und in Rußland sie darstellt.“ So sind auch die Engelsgestalten unserer großen deutschen Künstler: Helden, Kämpfer, himmlische Für sten. Es sei nur erinnert an Albrecht Dürers Michaels Kampf mit dem Drachen -, der den Ernst des realen übernatürlichen Geisterkampfes zwischen Licht- und Finsterniswelt kräftig zeichnet; an Dürers Vier apokalyptische Reiter -, eine er greifende Darstellung des Gerichtsengels, der des Aller höchsten weltgeschichtliches Gerichtshandeln verwirk licht; an Dürers Verkündigung an Maria -, das packende Bild vom Gnaden- und Weissagungsengel; an Dürers Vertreibung aus dem Paradies -, die d ie Ge staltung des im Auftrag Gottes unerbittlichen Strafvollzugsengels. Dann sei erinnert an Rembrandts Verkündigung an die Hirten, seinen Christus am Ölberg, seinen To bias und der Engel und seine Vision Daniels. Alles packende Bilder, gestaltet aus gläubiger Schau, aus tiefster Ein-Bildung einer von Christus berührten Künst lerseele. Oder wir denken an die zahlreichen herrlichen Engel figuren der Stein- und Holzplastik des Mittelalters und auch des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts! Oder an frühkirchliche Mosaike und gotische Minia turen der Buchmalerei. Kurz - bis in die Gegenwart hinein reichen die Bilder namhafter Künstler, die im Sinn-Bild altes biblisches Offenbarungswissen von der Existenz der himmlischen Engelgeister bezeugen.
Wer solche Bildwerke lern- und erlebnisbereit be trachtet, wird starke Bewußtseinsstützen durch sie er halten! Inmitten einer materialistischen und dem Unglauben verfallenden ve rfallenden Zeit gewinnen christus verbundene Menschen wieder neues Verständnis für die Wirklichkeit der Engelwelt. Welcher geistig wache Christ sollte auch heute nichts verspüren von dem heißen Ringen übermenschlicher Geister in der Mensch heit und um die Menschheit? „Ungeheuer sind die Umwälzungen, die sich in der Welt und in der Christenheit vollziehen. Europa, das alte christliche Abendland, verschwindet aus der Mitte der Welt . . . Es gibt keine christlichen Völker mehr . . . Wir sind Zeugen eines weltweiten Abfalls vom Glauben an Gott und den er gesandt hat, Jesus Christus . . . Der Mensch betet sich selbst, sein Blut, sein Volk, seine Macht an . . . Die Kirche wird wieder zur paroikia=Kirche, wie das Neue Testament sagt, zur Fremdlings kirche (1. Petr.1,17; 2,11 u. a.)" - so schrieb 1952 Prälat Karl Hartenstein in seiner Schrift „Die neue Stunde der Weltmission". Und vierzehn Jahre vorher schrieb er im Blick auf diese neue Stunde der Welt und der Weltmission („Der Pionier" 1/1938): „Gerade wenn uns Menschen die Ohnmacht der Kirche offenbar wird, dann werden unsere Augen auf getan für die starken Helden Gottes, für die Schar seiner heiligen Engel (2. Kön.6, 8-23). Wir sollen unsere Häuser und Familien, unsere . . . Gemeinden umgeben sehen von dem Schutz der heiligen Engel. Das ist die Wirklichkeit der Welt Gottes, von der die Bibel zeugt.“ Christoph Blumhardt bekannte einmal: „Ich möchte keinen Tag leben, ohne zu denken, daß die d ie Heer scharen Gottes um uns sind, und daß sie ausgehen in alle Welt, . . . ohne zu denken: Nie und nirgends sind wir allein.“ Und wir? Leben, denken, bekennen wir auch so? Über der Sakristeitür einer pommerschen Dorfkirche steht geschrieben: „Gott belagere uns mit Engeln.“ Die das hinschrieben wußten noch etwas von der Existenz und dem Werk der heiligen Engel. Möchten wir auf die Frage: Gibt es überhaupt Engel? gewissen und frohen Herzens antworten können: Gott sei Dank - es gibt Engel! -------Der Mensch zwischen Engel und Dämon Adolf Köberle
Der Mensch zwischen Engel und Dämon
Wenn ein Merkmal für den Geist der Neuzeit charakte ristisch ist, dann ist es die ungeheure Intensität, mit der wir die vordergründigen, habhaften Dinge des Lebens empfinden und in uns aufnehmen. Eine Modeschau, ein Fußballänderkampf, ein Hochhaus, ein Computer, das al les sind Realitäten, unter denen wir uns etwas vorstellen können und die unser Interesse mächtig erregen. In dem Maß freilich, als diese sichtbare Erscheinungs welt über uns Gewalt gewonnen hat, sind wir blind geworden für das Reich der Seele, für die geheimnisvol len Kräfte des Übersinnlichen,
und gleich gar für die Realität einer transzendenten göttlichen Welt. In beson derer Weise hat sich die metaphysische Erblindung ausgewirkt im Blick auf den Erlebnisbereich von Engel und Dämon. Die Skepsis gegenüber diesen überirdischen Mächten reicht heute weit hinein bis in die Reihen der christlichen Theologie. Das Entmythologisierungspro gramm der Marburger Schule richtet sich bekanntlich vor allem auch gegen jede Art von Angelologie und Dämonologie.[1] Im Zeitalter von Dampfmaschine, Radio und Elektrizität, Ele ktrizität, so werden wir belehrt, könne kein wissenschaftlich gebildeter Mensch mehr an die Realität von Engeln und Dämonen glauben, ohne sich selbst gegen über unehrlich zu werden. Mag man in der religiösen Sprache solche Worte in Gebet, Predigt und Kirchenlied gelegentlich noch gebrauchen, man muß sich klar darüber sein: es sind das lediglich Umschreibungen in mythischer Sprachform, die auf die innerseelischen Vorgänge von Vertrauen oder Zerrissenheit in der menschlichen Exi stenz hinweisen. Angesichts von so viel Skepsis gegenüber einer Welt der höheren Mächte, die Beistand gewährend oder versucherisch auf uns einwirken, hat es keinen Sinn, so etwas wie eine Glaubensforderung im Blick auf die An erkennung derartiger Realitäten zu erheben. Der moderne Mensch würde sich dagegen nur wehren und er klären, er lasse sich intellektuell nicht vergewaltigen. Im übrigen wäre ja auch mit einem bloßen Für-wahr-Halten nichts gewonnen und niemand gedient. Man muß schon versuchen, durch innere Überführung den kritischen Geist der Neuzeit zu überwinden, so daß er sich wieder zu öffnen wagt für eine Schau, die ihm verloren gegan gen ist. 1. Bei der Bemühung, die modernen Zweifel gegenüber Engel und Dämon zu überwinden, mag uns folgende Erwägung ein Stück weiterhelfen. Die Schöpfung steigt in hierarchischen Stufen auf vom Sandkorn über Pflanze und Tier bis hin zu vormenschlichen und vollmensch lichen Gestalten. Wer sagt uns denn, daß der d er Bau der Schöpfung damit seinen Abschluß A bschluß gefunden hat? Ist die Überzeugung, daß die Schöpfung mit dem Menschen ihr Ziel erreicht hat, nicht ein naiv-anthropozentrischer Hochmut? Sollte es uns nicht zu denken geben, daß in dem biblischen Zeugnis des Alten wie des Neuen Te staments das Wort für Himmel nicht in der Einzahl, sondern im Plural gebraucht wird? Damit Da mit kommt zum Ausdruck: die Schöpfung hört bei der Welt der visibi lia[2] nicht auf, sie erstreckt sich in unsichtbare Welten hinein, mag auch unser sinnliches Auge dazu keinen unmittelbaren Zugang haben. Für das christliche Bewußtsein wird immer richtunggebend bleiben, was für eine bedeutsame Rolle Engel und Dämonen in der Botschaft Jesu spielen. Machen wir uns dieses Ausmaß zunächst klar, ehe wir uns der Frage zuwenden, ob auch dieser Klang in der Verkündigung Jesu ernst genommen zu werden verdient! Jesus warnt vor der Versuchung, sich an einem Kind zu versündigen, mit den Worten: »Sehet zu, daß ihr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet; denn ich sage euch, ihre Engel im Himmel sehen allezeit das An gesicht meines Vaters im Himmel« (Mt. 18,10). Dem nach ist dem Kleinkind in besonderer Weise eine Engelschutzmacht zugeordnet. Man vergeht sich nicht unge straft an dem unmündigen Leben. Solches Fehlverhalten wird weitergereicht und muß uns vor Gott belasten. Die Gleichnisse Jesu vom verlorenen Schaf und vom verlorenen Groschen (Lk. 15) schließen mit den Worten: »Also auch, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut, mehr denn über 99 Gerechte.« Demnach geht eine Bewegung der Freude durch die höheren Welten, wenn ein Mensch bereut und umkehrt. Den Pharisäern aber, die von der moralischen Verrechnung nicht loskommen, wird zum Vorwurf gemacht, daß sie nicht fähig und willig sind, in diesen himmlischen Freudenjubel mit einzustimmen. Auch im Vaterunser geht es um Engel und Dämonen, und das sowohl in der dritten wie in der siebten Bitte. Wenn es im Herrengebet heißt »Dein Wille geschehe auf Erden ebenso wie in den
himmlischen Bereichen«, so sind zwei Auslegungen denkbar. Die eine geht in der Richtung: hier auf Erden muß Gott immer noch kämpfen um u m die Ausbreitung seiner Reichs- und Königsherrschaft. Von den Cherubim und Seraphim dage gen wird er in willigem und widerspruchslosem Gehor sam geehrt und angebetet. Unser Herzensanliegen soll darum darauf gerichtet sein, ebenfalls in diesen kosmi schen Lobpreis und Gehorsam mit einzumünden. Es ist aber auch die andere Deutung möglich. Es geht Aufstand und Empörung gegen Gott sowohl durch die sichtbare wie durch die jenseitige Schöpfung, indem daß sich luziferische Mächte gegen den Herrn über Alles er hoben haben und sich an seine Statt setzen wollen, weil sie der Rausch des »eritis sicut Deus«[3] erfaßt hat. So verstanden, werden wir im Vaterunser aufgefordert, be tend mitzukämpfen, daß der göttliche Wille allüberall zum sieghaften Durchbruch kommen möge. Die siebte Bitte lautet: Erlöse uns von dem Bösen! Der dazu gehörige Nominativ aber heißt nicht das Bö se, sondern der altböse Feind, der Widersacher Gottes, dem im Reich der Dämonen eine diabolische Herrschafts macht zur Verfügung steht, vor deren Anschlägen wir auf der Hut sein sollen. Aufgrund der Erzählung Jesu vom reichen Mann und armen Lazarus kommt den Engeln ein Auftrag der Ster behilfe zu. So lesen wir Lk. 16, 22: »Es begab sich aber, daß der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß.« Es gibt eine Fülle von glaubwürdig bezeugten Berichten, daß sich das Angesicht A ngesicht von Ster benden in ergreifender e rgreifender Weise verklärt habe, daß sie die Hände hoben, wie als streckten sie sich einem unsicht baren Boten entgegen, der bereit ist, sie abzuholen. Wer am Sterbebett der eigenen Mutter solche Erfahrungen miterlebt hat, mag darüber nicht mehr spötteln. Die Theologie der Gegenwart, sofern sie kritisch ein gestellt ist, bestreitet nicht, daß der Hinweis auf den Dienst der Engel und auf den Kampf mit widergöttli chen Gewalten in der Christusbotschaft und im Christus leben eine beherrschende Rolle spielt. Aber man ist der Überzeugung, daß Jesus mit einem derartigen Denken ein Kind zeitgebundener Vorstellungen geblieben ist und daß darum diese Seite seiner Verkündigung für uns heute nicht mehr verbindlich sein kann. Darauf ist zu erwidern: unsere Vertrauenswürdigkeit gegenüber der urchristlichen Botschaft wird im allgemeinen nicht bei dem Zeugnis von Engel und Dämon einsetzen. Ist uns aber Christi Erscheinung in Wort und Tat groß, ehr würdig und u nd vertrauensvoll geworden aufgrund der majestätischen Hoheit, die dieses d ieses Leben ausströmt, dann wird es uns nicht mehr so leicht fallen, ihn in einem so wesentlichen Punkt seiner Verkündigung abzulehnen. 2. Das Hereinwirken überirdischer Mächte in den Ge schichtsverlauf spielt nicht nur in den Reden Jesu eine bedeutsame Rolle. Der Engel erscheint nach der neute stamentlichen Berichterstattung als Bote Gottes überall da, wo der Offenbarungseinbruch zeichenhaft angezeigt werden soll. Sowohl die Empfängnis wie die Geburt Chri sti und ebenso das Auferstehungsereignis sind von En gelerscheinungen begleitet. Wenn sowohl von den Hir ten auf den Fluren von Bethlehem wie von den Frauen am Grabe G rabe im Garten des Joseph von Arimathia A rimathia erzählt wird: »und sie fürchteten sich sehr«, »und sie erschra ken und schlugen ihre Augen nieder«, so ist dieser Hin weis von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der Boten Gottes im Heilsgeschehen. Die moderne Abneigung gegenüber jeder Art von Angelologie wird zu einem guten Teil begreiflich, wenn wir uns vor Augen halten, wie das Bild des Engels in der religiösen Kunst, sowohl in der Dichtung wie in der Malerei, in der übelsten Weise verniedlicht, verharmlost, ja verkitscht worden ist. Schon die Verkleinerungsform, Verkleine rungsform, das Reden in der Kinderstube von den lieben Engelein, muß als völlig unangemessen bezeichnet werden. Wie ganz anders ist Rilke demgegenüber der Wahrheit nä her gekommen, wenn es in den »Duineser Elegien« heißt: »Aber der Engel ist schrecklich.« Wenn auf Bil dern zur Firmung oder zur Konfirmation ein in ein weißes Nachthemd gekleideter Engel erscheint, der seine Hand mit süßlicher Gebärde auf Jüngling oder
Jungfrau legt, dann kann einem dabei wahrlich schlecht werden. Wie ganz anders haben es demgegenüber Erwin von Straßburg, Stefan Lodiner, Albrecht Dürer in seinen Bil dern zur Johannesapokalypse und Matthias Grünewald bei der Gestaltung des Isenheimer Altars verstanden, uns das Erhabene und Herrliche, das Strahlende und Machtvolle der starken Helden Gottes nahezubringen und ahnen zu lassen! In der Hohen Messe läßt Johann Sebastian Bach in Anlehnung an das Berufungserlebnis des Propheten Jesaja ein sechsstimmiges Sanktus von wunderbarer Pracht und Größe erklingen. In fließender Triolenbewegung steigen die Doppelchöre empor zu ei nem überwältigenden Lobpreis, der ein Abglanz sein will von dem Tedeum, das die himmlischen Chöre Gott zu Eh ren darbringen. Erfahrungen in der Singebewegung haben gezeigt, daß viele junge Menschen über solche heilige Kunst einen erneuten Zugang zu der Welt der Engel gefunden haben, was keine dogmatische Belehrung bei ihnen jemals hätte erreichen können. 3. Der Vollständigkeit halber sei nicht verschwiegen, daß es im Neuen Testament auch eine Abwehr gibt gegen über einer Überbewertung der »Throne, Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten«, von denen die uns verborgene Welt Gottes erfüllt ist. So legt der d er Kolosserbrief Wert darauf zu betonen, daß auch die Engel hohe, er habene Kreaturen sind und daß ihre Herrlichkeit uns nicht dazu verführen darf, ihnen die Ehre und Anbetung zu erweisen, die Christus als dem Haupt der ganzen Schöpfung allein gebührt. Wenn der Apostel Paulus in Röm. 8 bezeugt: »Ich bin gewiß, daß weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus für uns of fenbar geworden ist«, so denkt er dabei jedenfalls nicht nur an Höhen und Tiefen menschlicher Beglückung und Enttäuschung. Nein, es steht ihm dabei die Welt der Engel und der Dämonen vor Augen, deren Herrlichkeit verblassen und deren Furchtbarkeit zurückweichen muß vor dem Lichtglanz, der von Christus als dem Pantokra tor[4] ausgeht. Oder es sei erinnert an jene Szene im letz ten Kapitel der Johannesoffenbarung (22,8). Der Seher auf Patmos berichtet: »Und es kam zu mir einer von den sieben Engeln und redete mit mir und zeigte mir die große Stadt, das heilige Jerusalem. Und da ich's gehört und gesehen, fiel ich nieder, anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir solches zeigte. Und er sprach zu mir: Siehe zu, tue es nicht! Ich bin dein Mitknecht.« Also, der Engel lehnt den Akt der Huldigung ab. Er erlaubt es nicht, zu ihm zu beten. Wohl aber dürfen wir uns jederzeit mit ihm im Gotteslob vereinigen. Die Aufgabe, also abzugrenzen, kann auch heute wie der aktuell werden. Wer mit Anhängern der Anthro posophie Rudolf Steiners und der von ihr geprägten re ligiösen Bewegung der »Christengemeinschaft« ins Ge spräch kommt, der mag aufs Erste tief davon beein druckt sein, mit welchem Realismus hier von dem »Hü ter der kleinen und großen Schwelle«, von Gabriel, Uriel, Raphael und Michael gesprochen wird. Man weiß uns dort Vieles und Genaues mitzuteilen von den heiligen Ämtern, die diesen hohen Wesenheiten anvertraut sind, zu schützen und zu bewahren und einen Mittlerdienst zwischen Gott und Mensch zu übernehmen. Sieht man aber näher zu, so wird man die Sorge nicht los, daß hier über der erlangten Erkenntnis höherer Welten die unmit telbare persönliche Gemeinschaft Ge meinschaft mit Gott, die sich in kindlichem kindli chem Vertrauen äußern darf, an Bedeutsamkeit ver liert und zurücktritt. 4. Wir wollen gewiß niemand scheel ansehen, der kei nen Zugang zu der Welt der Engel zu finden vermag. Wohl aber dürfen wir uns dafür d afür öffnen, daß Gott mehr ist als nur ein theologischer Lehrbegriff, daß zwischen Gott und irdischer Erscheinungswelt E rscheinungswelt nicht ein Vakuum gähnt, daß die göttliche Wirklichkeit vielmehr erfüllt und umgeben ist von Mächten und Gewalten, die im göttlichen Auftrag stehen, auch uns zugute. So verstanden, handelt es sich nicht um einen Glaubenszwang, sondern um eine Ausweitung unseres Weltbildes. Im übrigen ist es eine merkwürdige Inkonsequenz: Von Engeln zu reden gilt in unseren Tagen noch immer als unwissenschaftlich. Man schadet seinem akademi schen Ruf, wenn man es tut. Dagegen gilt es in keiner Weise als anstößig, von Dämonen zu sprechen. Frank Thiess schreibt
die Geschichte des oströmischen Kaiser reiches unter dem Titel »Das Reich der Dämonen«. Von Bernanos gibt es das Buch: »Die Sonne Satans.« Stefan Zweig schildert uns das Leben großer neuzeitlicher Den kergestalten unter der Sammelüberschrift: »Der Kampf mit dem D ämon.« Psychiater und Psychotherapeuten tragen keine Bedenken, von e inem »Teufelskreis« zu sprechen, wenn sie einen Patienten in das unruhige Auf und Ab von Überbewertung und Unterbewertung aus weglos verstrickt sehen. Nun geht e s aber nicht an, die Dämonen Dä monen ernst zu nehmen, während man gleichzeitig die Realität der Engel leugnet. Wenn es Dämonen gibt als außerirdische, übermenschliche Wesenheiten, dann können das nur gewaltige Geistermächte sein, die sich von Gott losgerissen haben, um im geschöpflichen Aufstand gegen Gott eine Gegenregierung zu bilden. In dem Buch Henoch, das zu den apokryphen Schrif ten des Alten A lten Testaments zählt, wird in mythischer Sprache angedeutet, wie es zu einer solchen Empörung in himmlischen Welten hat kommen können. Es heißt da, eines Tages hätten sich, wie es auch im Eingang zum Buche Hiob geschildert wird, die Trabanten Gottes versammelt, um miteinander Rat zu halten. Dabei sei einer ei ner der herrlichsten Geister, der den edlen Namen Lu zifer, das heißt Lichtträger, zu eigen ei gen hatte, aufgestanden und habe erklärt: Warum sollen wir, die wir selbst so hohe Regenten sind, vor Gott in der Gehorsamshaltung des Dienens verharren? Auf, laßt uns diese Ordnung durcheinanderwerfen und selbst die absolute Herrschafts macht einnehmen! Die uralte Überlieferung berichtet, damals sei eine andere, hohe Engelmacht dieser Hybris entgegengetreten mit den Worten: Mi-ka-el, das bedeutet: Wer ist wie Gott, daß wir, die Kreatur, es wagen dürften, uns gegen die höchste Majestät im Himmel und auf Erden zu empören! Seitdem trägt der Engelfürst, der Luzifer in die Schranken wies, den Namen Michael. Er gilt hinfort als der Verteidiger der Ehre Gottes in sichtbaren und unsichtbaren Reichen, während der En gel des Hochmuts aus dem himmlischen Hofstaat aus gestoßen wird und seitdem Gott haßt und den nach dem Ebenbild Gottes geschaffenen Menschen. Fragen wir uns: Wie kommt es, daß sich der moderne Mensch trotz aller alle r grundsätzlichen Skepsis gegenüber übersinnlichen Realitäten für das Vorhandensein einer dämonischen Herrschaftsmacht ungleich williger auf schließt als für die Botschaft von den Engeln Gottes? Es hängt gewiß damit zusammen, daß unsere Zeit furchtbare Ausbrüche zerstörerischer Gewalt erlebt hat und weiterhin mitansehen muß. Wenn man bedenkt, daß Männer wie Hitler und Stalin Millionen von un schuldigen Menschen auf dem Gewissen haben, daß diese unheimlichen Gestalten den Frieden und das Glück ganzer Völker vernichten durften, dann mag man sich wirklich fragen, ob so abgründige Existenzen ausschließlich von diesseitigen Aspekten her verstehbar sind. Ge wiß, man kann das Phänomen Hitler rein psychologisch zu erklären versuchen aus der Tatsache, daß sein Vater ein uneheliches Kind war, daß er im Ersten Weltkrieg, den er vom Anfang bis zum Ende mitmachte, über den Rang eines Gefreiten nicht hinauskam, daß sich seine öster reichische Heimat in den Jahren nach 1919 in schmerz licher Auflösung befand. Aber reicht das alles aus, um die unheimliche Einflußwirkung zu erklären, die diese Gestalt über Männer und Frauen gleichermaßen besaß? War bei dem märchenhaften Aufstieg, bei den glück haften Erfolgen in den ersten Schlachten gegen Polen, Frankreich und Rußland nicht die Macht am Werk, die es liebt, ihre Opfer zunächst zu erhöhen, um sie nach kur zer Zeit um so erbarmungsloser wieder fallen zu lassen und in den Abgrund zu stürzen? Dietrich Bonhoeffer hat während seiner Gestapo-Haft in Berlin Tagebuchblätter geführt, die unter dem Titel »Widerstand und Ergebung« erschienen sind. Er weist dort darauf hin: Es gibt ein Überfallenwerden von bö sen Einflüsterungen, die wie aus heiterem Himmel auf uns einstürmen. Der Mensch hat das Abwegige weder gewollt noch gesucht. Gleichwohl kann es über ihn hereinbrechen mit einer irrationalen Gewalt, die nötigt, an die listigen Anläufe einer versucherischen Macht zu denken. Der Züricher Systematiker S ystematiker Emil Brunner sieht einen beachtenswerten Hinweis für den dämonologischen Realismus darin, daß das Werk des Zerstörers nach einem planmäßig gelenkten, zusammenhängenden Prinzip zu arbeiten scheint. So gibt es Mächte, die dafür Sorge tragen, daß es auf Erden nicht Frieden werden kann. Es gibt Tendenzen, die in der Richtung der Auflösung aller sittlichen Ordnung arbeiten. Diese beharrliche, zielstrebige Konsequenz, wie das Böse in der Welt vorangetrieben wird, legt den
Rückschluss nahe, daß eine persönliche Spitze mit vielen Hilfstruppen am Werk ist. Was hat unser Jahrhundert alles schon an wilden wi lden und verheerenden Ausbrüchen erlebt! Man fragt sich manchmal: Reicht es immer noch nicht, was muß denn noch geschehen, um die Menschheit, um selbst die Theologen zu überführen, daß ein Reich der Finsternis darauf ausgeht, das Herz des Menschen und Gottes gute Schöpfung zu verderben? 5. Es sei im Zusammenhang damit ein e in Wort zu dem Problem der Besessenheit gesagt. Wir verstehen darunter, daß ein Mensch von einer friedlosen, abgeschiedenen Seele oder von einer dämonischen Invasion derart okkupiert wird, daß er seiner selbst nicht mehr mächtig ist, daß er das Opfer einer Fremdeinwohnung wird. Ärzte und Seelsorger mahnen mit Recht, mit einer derartigen Diagnose so sparsam und zurückhaltend wie möglich umzugehen. Es kann namenloses Unheil angerichtet werden, wenn wir in der Richtung zu freigebig vorge hen. Mag ein Mensch in seiner seelischen Verfassung einen noch so verstörten, ja verwüsteten Eindruck ma chen, es müssen auf jeden Fall zuerst alle medizinischen, psychiatrischen, psychologischen und psychotherapeutischen Deutungen und Hilfen bis zum Letzten eingesetzt worden sein, ehe wir uns dazu entschließen, das Phäno men der Besessenheit in den Bereich der Erwägung zu ziehen. Die Psychiatrie der Gegenwart ist nicht geneigt, die Grenzen der innerweltlichen Deutung zu überschrei ten. Gleichwohl mag es seltene Ausnahmefälle schauriger Art geben, wo kaum mehr etwas anderes übrigbleibt, als den dunklen Hintergrund einer Fremdeinwohnung ins Auge zu fassen. Eines ist jedenfalls klar: wer das Reich der Dämonen leugnet, bedarf auch des Reiches der Engel nicht. Er wird sich vielmehr zu der Parole bekennen, wie sie jüngst nicht gerade geschmackvoll ausgegeben worden ist: »Die Zeit ist da, daß diese Spukgestalten abgeknallt werden.« Wer dagegen einmal gründlich erschrocken ist über die Abgründigkeit der Welt in sichtbaren und unsichtbaren Bereichen, der versteht, was mit dem letzten Satz in Luthers Morgensegen gemeint ist: »Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.« Die unverkennbare Mattigkeit und Mittelmäßigkeit, die das christliche Leben in unserem Jahrhundert in allen Ländern und in allen Kirchen der Welt angenommen hat, dürfte nicht zuletzt damit zusammenhängen, daß wir das Erschauern und Erbeben vor der Macht der Finster nis bis hin zur völligen Ahnungslosigkeit verharmlost haben. In dem Augenblick, wo wir die Einflussgewalt des Radikal-Bösen wieder wahrnehmen, hört alles fromme Geplätscher von selbst auf. Das Gebet wird uns dann zu einem unentbehrlichen Geschehen, weil wir nicht nur mit Fleisch und Blut zu kämpfen haben, sondern mit Ge walten, die größer und stärker sind als wir selbst und die nur in der Verbindung mit der absoluten Macht Got tes bezwungen werden können. Erst recht bekommt das Erlösungswerk Christi von daher eine Bedeutung, die nur der de r ermessen kann, der das Geheimnis der de r Bosheit wahrgenommen hat. 6. Die Philosophie des 19. Jahrhunderts war von dem hochgemuten Pathos erfüllt: der Mensch ist seiner selbst mächtig. Bei Johann Gottlieb Fichte erscheint das Ich geradezu als eine Größe von unbegrenzter Geistesstärke. Das Ich setzt die Welt als Nicht-Ich aus sich heraus und gestaltet sie nach seinem souveränen Willen. Die Beschäftigung mit Engel und Dämonen aber macht uns darauf aufmerksam: der Mensch ist nicht eine in sich geschlossene Größe, der Mensch ist vielmehr offen, of fen nach dem Licht und nach dem Dunkel hin. Der Mensch kann sich für das Reich der Wahrheit, der Güte, der Her H er zenslauterkeit aufschließen. Dann kommen die Engel Gottes und dienen ihm, gleich wie sie nach dem Bericht des Matthäusevangeliums zu Christus traten und ihm dienten, nachdem der Versucher in der Wüste in drei maliger Auseinandersetzung zurückgeschlagen worden war. Und der Mensch kann sich den verderblichen Ein flüsterungen dämonischer Verführung hingeben. Zu Be ginn wird er davon immer berauscht sein. Er wird sich in seinem Lebensgefühl gesteigert und erhöht vorkom men. Am Ende dieses die ses Weges aber wird er merken, daß er e r sich in
eine schmerzliche Unfreiheit, ja unter eine e ine bös artige Zwangsherrschaft begeben hat. Der Mensch ist offen. Dieser Satz besagt: er ist Kampffeld, es wird in ihm und um ihn gerungen, wobei es keinesfalls gleich gültig ist, wie wir uns in eigener Wahl dazu verhalten. Wir tragen die Möglichkeit in uns, sowohl das Heilsame wie Heillose einzulassen und zu assimilieren. Dabei gilt es darauf zu achten, wie verschiedenartig die Weise ist, in der sich Engel und Dämon uns nahen. Altbischof Wilhelm Stählin sagt dazu treffend: »Der Engel ist zurückhaltend, der Dämon ist aufdringlich. Der Engel will erbeten sein, der Dämon kommt von selbst.« Der Engel bietet sich an, uns zu begleiten auf unserem Weg durch das Leben. L eben. Der Dämon stürmt das Haus der Seele und saugt sein Opfer aus. Es ist wichtig, um diese Gegensätzlichkeit des Kommens zu wissen. Wir brauchen ein feines Gehör für das stille, vornehme Werben des Engels, und wir brauchen einen klar und fest entschlossenen Geist zur Abwehr der frechen Ein brüche aus der Welt des Argen. Wir wollen auch dafür offen sein, daß wir selbst für andere zum Engel werden können, wie wir gewiß auch füreinander zu dämonischen Wesen werden können. Es ist das nicht nur in dem allgemeinen Sinn gemeint, daß wir, wenn wir in momentane Geldverlegenheit geraten sind, einen Freund, der uns in den Weg läuft, mit dem Ruf begrüßen: Du kommst gerade recht als rettender Engel! Es ist mehr darunter zu verstehen. Es kann ein Mensch, und wäre es nur für gewisse Stunden oder Zeiten, ein ungewöhnliches Maß von Güte, Schönheit und Adel ausstrahlen, weil um ihn und in ihm eine Engelmacht gegenwärtig geworden ist. So wurde Mathilde Wrede allgemein »Der Engel der Gefangenen« genannt. Sie konnte als schwache, wehrlose Frau in die Zellen der Mörder und der Tobsüchtigen gehen. Es ge schah ihr kein Leid, weil der Engel mit ihr ging und aus ihr herausleuchtete. In gleicher Weise wurde die Dänin Karin Jeppe von den armenischen Flüchtlingen empfunden. Und es gibt das Gegenteil, daß wir vor gewissen Menschen erschrecken und zurückweichen, weil sie sich an die Macht des Bösen bedenkenlos ausgeliefert haben und das Diabolische durch sie hindurchscheint. Unter den Theologen der Gegenwart hat Karl Barth das Verdienst, in seiner »Kirchlichen Dogmatik« (III, S.426-525) der Lehre von den Engeln ein ausführ liches Kapitel gewidmet zu haben, darin einem Diony sius Areopagita und Thomas von Aquin folgend. Barth geht davon aus, daß die Engel von den meisten Men schen unserer Tage als »metaphysische Fledermäuse« empfunden werden, denen etwa die gleiche fragwürdige Rolle zukommt wie dem Rotkäppchen, dem Storch, der die Kinder bringt, b ringt, dem Osterhasen und dem Nikolaus. Er stellt aber mit Recht die Frage: Wer ist in diesem Fall überholungsbedürftig?, und er meint, es seien nicht so sehr die Engel, sondern wir, die wir gut daran täten, un sere höchst zeitgebundenen Anschauungen gründlich zu überprüfen. Wir werden gewiß ein geduldiges Verständnis auf bringen müssen für die vielen, die im Zeitalter der Au tomation und der Astronautik das Gestelltsein des Men schen zwischen Engel und Dämon nicht mehr zu fassen vermögen. Und doch, wie sehr möchte man diesem Men schen der »in sich ruhenden Endlichkeit« wünschen, daß er wieder sprechen lernt: Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag. ---------Engel-und Marienerscheinungen Dave Hunt
Engel-, Geister- und Marienerscheinungen Ein weiterer Indikator für die okkulte Invasion ist die große Zahl von Menschen, die nicht nur Ufos sehen, sondern Engel, Marienerscheinungen und körperlose Geister. Nona Coxhead warb in Zeitungen in ihrem Geburtsland England um Freiwillige, die ihre mystischen Erfahrungen zum Besten geben würden. Kurze Zeit später sagte sie: »Derart viele mystische Erfahrungen wurden mir zugetragen, dass ich mit der Werbung aufhören musste – schleunigst!« A. J. Russell, Herausgeber von God Calling und Förderer der Oxford-Gruppenbewegung, glaubte felsenfest an die Erscheinung von Toten. Wie das obige Zitat zeigt, glaubt einer der besten Basketballspieler aller Zeiten, Michael Jordan, dass er Weisung durch seinen verstorbenen Vater empfängt. Ist das nur ein durch Wunschdenken erzeugtes »Gefühl« unter dem okkulten Einfluss seines Trainers Phil Jackson? Oder handelt es sich um mehr als nur das? Selbst angehende Offiziere an einer Militärakademie in West Point berichteten, sie haben »Geister« gesehen. Sie schwören, Zeugen mehrerer Erscheinungen eines verklärten etwa 1,60 m großen Soldaten in kompletter Uniform der Jackson-Ära gewesen zu sein. Der »Gei st« erschien wiederholte Male und dematerialisierte in Zimmer 4714 der 4. Division. - In West Point haben sich mehrere solcher »Erscheinungen« ereignet. Wissenschaftler haben denselben okkulten Einfluss bei Erscheinungen von Geistern, Ufos, Engeln und Maria bemerkt. Im Gegensatz zu Ufos, die bei normalem Bewusstseinszustand wahrgenommen werden, werden Marienerscheinungen (von einigen Ausnahmen abgesehen) nur von bestimmten »Sehern« wahrgenommen, die sich in einem höheren Bewusstseinszustand befinden. Dessen ungeachtet werden unzählige »normale« Menschen von der Erscheinung überzeugt (ohne die »Jungfrau« zu sehen), weil die Perlen eines Rosenkranzes ihre Farbe ändern, Heilungen auftreten und Leben verändert werden. Zu den vielen durch die Erscheinungen Bekehrten gehört auch der Journalist Michael H. Brown. Nachdem er eine Reihe von Erscheinungen näher untersucht hat, schreibt er: »Während der letzten zehn Jahre … haben wir eine bedeutende Epoche des Übernatürlichen erlebt … In Europa und Asien, in Nicaragua und dem Nahen Osten, in Afrika und Amerika häufen sich die Berichte von Erscheinungen einer Frau, die sich Selige Jungfrau Maria nennt. Sie erscheint Sehern und erteilt ihnen Inspiration, Anweisungen und Botschaften, einschließlich Warnungen bezüglich der Zukunft der Welt … Die Berichte von … den Erscheinungen einer heiligen Frau, die Katholiken Unsere Liebe Frau oder Himmelskönigin nennen, stimmen in bemerkenswerter Weise überein.«
Engelserscheinungen und die Bibel Im Gegensatz zu Ufos und Marienerscheinungen erscheinen Engel in der Bibel gewöhnlich in der Form von normalen Menschen und reden mit Zeugen, die sich in einem normalen Bewusstseinszustand befinden und berühren diese sogar bisweilen. Und im Gegensatz zu Ufos und Marienerscheinungen gibt es einen soliden biblischen Beleg für Erscheinungen von Engeln als »dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil erben sollen« (Hebr 1,14). Die Bibel berichtet von vielen Fällen von Engeln, die Gläubigen in irgendeiner Art und Weise geholfen haben. Im Alten Testament erschienen Engel unter anderem Abraham (1Mo 18), Mose (2Mo 3), Balaam (4Mo 22), Gideon (Ri 6), David (2Sam 24), Daniel (Dan 9). Im Neuen Testament erschienen Engel Zacharias und Maria (Lk 1), den Hirten (Lk 2), Kornelius (Apg 10), Petrus (Apg
12), Paulus (Apg 27) und Johannes im Buch der Offenbarung. Doch die Warnungen der Bibel vor der Verführung in den letzten Tagen scheinen auf das heute zunehmende Interesse an Engeln zuzutreffen. Sie zeigen sich nun ebenso häufig wie Ufos. Mehr als jeder zweite Amerikaner glaubt, er habe seinen eigenen Schutzengel, und 48 % glauben, dass es wirklich Ufos gibt. Newsweek berichtet: »Überall in Amerika erscheinen Engel.« In derselben Woche war auf der Titelseite von Time zu lesen: »Das Neue Zeitalter Zeitalter der Engel, 69 % der Amerikaner glauben an ihre Existenz. Was geht im Himmel vor sich?« Während einer intensiven elftägigen Sitzung im Jahr 1979 behauptete ein junger Farmer aus Missouri, von einem Wesen namens na mens Raphael die Starseed Transmission (»SternsamenÜbertragung«) empfangen zu haben, die Jean Houston als »vielleicht bestes Beispiel für ›gechanneltes Wissen‹, das mir je begegnet ist«, bezeichnete. Einmal mehr sehen wir hier die klare Gegnerschaft gegenüber dem Christentum. Die folgende Aussage von »Raphael« ist eine diabolisch geschickte Perversion dessen, was Jesus Christus, wie wir ihn aus der Bibel kennen, gelehrt hat: »Ich bin der Christus. Ich komme an diesem Tag durch die Atmosphäre deines Bewusstseins. Ich bitte dich, die Tür deiner Gedanken zu öffnen und mich in dein Herz hinein zu lassen … Zuerst bin ich zu euch e uch gekommen durch einen Menschen namens Jesus … der Bräutigam kehrt zurück. Wer mir folgen will, muss allen Definitionen des Selbst absterben, meinen Geist auf sich nehmen und entlang den Linien meines Vibrationsfeldes folgen.«
Bewertung von Engelserscheinungen Zwei Dinge fallen im Zeugnis der Bibel auf: Engelserscheinungen sind selten und ereignen sich nur zu einem besonderen Zweck. Diejenigen, die behaupten, mehrmalige Engelserscheinungen ohne einen bestimmten Zweck gehabt zu haben stehen unter okkulten Wahnvorstellungen. Der bekannte Fernsehevangelist Benny Hinn behauptet, ihm seien von Kindheit an wiederholte Male (und ohne bestimmte Absicht) Engel erschienen. Im Fernsehsender TBN bezeugte Hinn: »Ich werde nie das Jahr 1974 vergessen … ich sage euch die Wahrheit. Ich lüge nicht – ein ganzes Jahr lang erschienen jeden Abend Engel in meinem Zimmer.« Hinns Behauptung ist bestenfalls lächerlich. Gottes vollmächtige Boten besuchten ihn an 365 aufeinander folgenden Abenden? Hinn sagt derartige Engelserscheinungen sogar voller Begeisterung für andere voraus: »Es wird geschehen … ihr solltet euch auf die Aktivität von Engeln gefasst machen … jedem von euch könnten 6.000 Engel zur Verfügung stehen …« Bei einer anderen Gelegenheit prophezeite er »viele Besuche von Engeln, die als junge Männer an eure Türen klopfen werden«. Sogar eine der Fernsehsendungen mit den höchsten Einschaltquoten in den USA, Touched by an Angel ( »Von einem Engel berührt«) präsentiert Engel (die Schauspielerinnen Roma Downey und Della Reese) stets mit einer bestimmten Mission, wie sie den täglichen Erlebnissen Benny Hinns fehlt. Die Produzentin Martha Williamson »hofft, dass ihre einstündigen Sendungen zur Ökumene beitragen: ›Ich habe nie geglaubt, dass da ss Gott einer bestimmten Denomination zugehört.‹« Weiter sagt sie:
»Einer der Gründe, weshalb ich glaube, dass Engel heute so populär sind, besteht darin, dass sie nicht bedrohlich sind. So haben wir heute Engel-Kochbücher … es entsteht eine wahre Engelreligion … Dieses Programm bietet einen Wunschgott, der ohne Christus vergibt, egal was man verbrochen hat. In einem Interview sagte die Engeldarstellerin Della Reese: »Wir handeln mit Spiritualität die jeder annehmen kann. Es geht um Gott wie du dir ihn schon immer gewünscht hast.« Die größte katholische Zeitschrift Our Sunday Visitor preist diese Sendung an, während das säkulare Time-Magazin herausstellt: »Diese mächtigen Engels- Boten und furchtlosen Krieger sind reduziert worden auf mundgerechte und leichtverdauliche Wesen. Die furchtbaren Cherubim sind zu Barbiepuppen geworden. Für solche, die zu leicht an Gott und seinen Geboten ersticken … sind Engel der handliche Kompromiss, allesamt flauschig und sahnig-leicht, sahnig -leicht, freundlich, nicht verurteilend … für jeden zugänglich wie Aspirin …« Im Gegensatz zur scharfen Kritik von Time schwärmt TBN-Star Paul Crouch: »Aus der ganzen Welt gehen Berichte ein von prophetischen Botschaften der Erkenntnis, Träumen, Visionen, Engelserscheinungen und Erscheinungen von Jesus und anderen Besuchern vom Himmel …« Aber was sollen das für andere Besucher vom Himmel sein? Crouch behauptet, ihm und seinem Bruder Jan sei mehrmals eine schöne Frau (ein Engel oder Maria) erschienen, um sie zu ermutigen: »Sie gab Jan eine vollkommene rosafarbene Rose … Jan bedankte sich bei ihr … Wir hatten unsere Blicke nur für einen oder zwei kurze Augenblicke abgewandt, aber als wir wieder hinschauten, war unsere Dame verschwunden! Sie konnte unmöglich über den großen leeren Platz zurückgegangen sein, der so groß ist wie ein Fußballfeld, ohne dass wir sie noch gesehen hätten … fünf glaubwürdige Zeugen bestätigen, dass es eine Besucherin vom Himmel war! Jan sah diese bemerkenswerte Dame noch zwei weitere Male …! Unsere katholischen Brüder und Schwestern glauben natürlich, dass diese Person Maria ist … Ich weiß es nicht … In den 80er Jahren besuchte David DuPlessis, der Vater der modernen Pfingstbewegung, Medjugorje … und kam zu dem Schluss, dass das, was er erlebt hatte … eine Erweckung sei, in der Art wie er sie aufgegeben hatte zu seinen Lebzeiten noch einmal zu erleben, und er konnte keine »schlechte Frucht« daran finden. Die himmlischen Erscheinungen, folgerte der bekannte charismatische Führer, stammten von Gott . . .« Wie wir an anderer Stelle S telle bereits dokumentiert haben, wurde dieser »Vater der modernen Pfingstbewegung« von der römisch-katholischen Kirche zu i hrem Zweck verführt, die Protestanten zurück unter das Regiment des Papstes zu bringen. Dass David DuPlessis – wie Crouch und Millionen von anderen – von »Marienerscheinungen« arg in die Irre geführt worden sind, wird im Folgenden deutlich werden.
Engel, Geister und das Okkulte In ihrem Book of Angels (1990) berichtet die Autorin Sophy Brunham, wie ein skifahrender Engel ihr an einem Abhang das Leben gerettet habe. In den folgenden fünf Jahren wurden von verschiedenen Autoren mehr als 100 Bücher über Engel veröffentlicht. Sogar die atheistische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross behauptet, »Geister zu sehen … Schutzengel, oder wie immer man sie nennen mag«, die mit ihr reden und sie leiten.
G. Richard Fisher, ein scharfsinniger scha rfsinniger Sektenkenner, bemerkt, dass »das Buch Ask Your Angel (»Frage deinen Engel«) … frei heraus zugibt, dass Konversation mit Engeln … Wahrsagerei ist, eine Praxis, die Gott strengstens untersagt (5Mo 18,10-12) und die katastrophale Folgen haben kann (1Chron 10,13) … Der Islam und der Mormonismus sind aus angeblichen Engelserscheinungen hervorgegangen. Und Paulus schreibt über den Umgang mit Engeln quasi ›Zutritt verboten!‹ (Kol 2,18). Der heutige Engelwahn ist ein direkter Verstoß gegen die Schrift.« Eines der nützlichsten Werkzeuge Satans und einer der größten modernen Helden des Katholizismus war Pater Pio (der inzwischen von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen wurde). Als Novize bat er seinen Lehrer und erhielt die Erlaubnis, für die Sünden der Welt leiden zu dürfen – eine klare Verleugnung der biblischen Tatsache, dass Christus durch sein Opfer am Kreuz alle notwendigen Leiden ertragen hat. Pio trug 50 Jahre lang die Stigmata (blutende Wundmale) an seinen Händen und Füßen. Er bezeugte, dass unzählige Geister von Toten ihn auf ihrem Weg zum Himmel Hi mmel besucht hätten, um ihm zu danken, dass er mit seinen Leiden für ihre Sünden bezahlt habe, sodass sie aus dem Fegefeuer entlassen werden konnten. Andere Mönche bestätigten, immer wieder Stimmen gehört zu haben, die des Nachts mit Pater Pio sprachen. Und diese okkulten Phänomene werden vom Vatikan gut geheißen! Der Katholizismus lehrt, Jesu Leiden am Kreuz seien nicht ausreichend, um Menschen den Zugang zum Himmel zu ermöglichen. Die Leiden von frommen Katholiken wie Pater Pio würden angeblich das ergänzen, was an Jesu Leiden noch fehlt. Das ist ein bedeutender Widerspruch sowohl zwischen Katholizismus und Bibel als auch innerhalb des Katholizismus selbst. Das II. Vatikanische Konzil erklärt, dass zusätzlich zu Jesu Leiden jeder Mensch noch selbst für seine Sünden leiden muss. Deshalb gibt es das Fegefeuer. Doch der Katholizismus erklärt auch, dass Ablässe dieses Leiden reduzieren oder aufheben und dass anstelle des Sünders selbst auch andere Menschen an ihrer Stelle leiden können – so müsste man schließlich doch nicht mehr leiden. Zum tiefen Okkultismus von Pater Pio gehören ebenfalls »Engel«. Typisch ist zum Beispiel Folgendes: Als Kind schon »traf« Pater Pio … seinen eigenen Schutzengel und erhielt bisweilen einen Rat von ihm … Immer wieder sandte Pater Pio seinen Engel zu irgendjemanden, der gerade Hilfe brauchte [und auch umgekehrt kamen die Engel von anderen zu ihm] … Zum Beispiel schickte ein italienisches Mädchen … ihren Engel, um für ihren Onkel Fred um Gesundheit zu bitten. Dann entschloss sich das Mädchen, Pater Pio zum ersten Mal zu besuchen. Als sie bei ihm ankam, scherzte er: »Dein Engel hat mich die ganze Nacht wach gehalten und um Heilung für deinen Onkel Fred gebeten!« Auch die Mutter eines hoffnungslos kranken Säuglings schickte dessen Schutzengel, um Pater Pio um Gebete zu bitten. Sobald sie dies getan hatte, sah sie, wie ihr Kind zusammenzuckte, als habe etwas es berührt. Obgleich die Ärzte vor einem Rätsel standen, wurde der Säugling rasch gesund …
Von »Schutzengeln« in die Falle gelockt Lenny und Diana Goldberg lernten, mit ihren eigenen »Engeln« Kontakt aufzunehmen. »Wir bemühten uns gerade um den nächsten Schritt S chritt in unserem spirituellen Wachstum«, sagt Lenny, »als wir auf ein Buch stießen … das schrittweise Anweisungen enthielt, wie man mit seinem ›Schutzengel‹ kommunizieren kann.« Er fährt fort:
»Wir beschafften uns das Material … ein Ouijaboard und … reine weiße Kerzen und machten uns an die Arbeit, in der Hoffnung, mit Engeln sprechen zu können, die alle erwünschten Antworten hätten. Als wir die Kerzen anzündeten, sprachen wir ein Gebet, dass nur die höchsten Engel antworten sollten, und baten um Schutz vor allen »niederen Wesen«. Nach nur kurzer Zeit kommunizierte jeder von uns mittels des Ouijaboards mit unseren eigenen Engeln … als gechannelte Geister. Bald fanden wir heraus, dass wir mit Feen kommunizieren konnten, mit »höheren Meistern« wie dem Erzengel Michael und sogar mit »Auto-Engeln«, die uns auf der Fahrt beschützten. Das Ouijaboard wurde uns bald zu langsam … so brachten die Geister zuerst Diana und später auch mir bei, wie wir mittels automatischem Schreiben mit ihnen kommunizieren konnten.« Lenny Goldberg erfuhr von seinem »Schutzengel«, dass dieser ein Buch über das künftige »Neue Zeitalter« und über Leben auf anderen Planeten durch ihn channeln möchte. Das Hauptthema das Buches sollte sein: »Bedingungslose Liebe, und wie man sie erlangt.« Ein solches Thema versicherte Lenny, dass die Wesen, die ihn nun schützten und leiteten, von wohlwollender Natur waren. Er setzt seine Geschichte fort: »Als die Zeit kam, das Buch zu schreiben … fuhr der »höchste Geist« … in mich hinein und begann das Diktat. Sein Name war »der Christus« … Nach einiger Zeit … fingen die Stimmen meiner unsichtbaren »Freunde« … damit zu drohen an, dass sie die Kommunikation einstellen würden, wenn ich nicht ihren zunehmenden Forderungen gehorche… Die »Wunder«, die ich erlebte, machten mich gewiss, dass ich durchhalten müsse.« Die schreckliche Realität wurde Lenny klar, als »›der Christus‹ … mich eines Tages informierte, es sei Zeit, den nächsten Schritt in meiner Evolution zu nehmen. Ich sollte ihnen dort begegnen, wo sie sind.« Lennys Geschichte nimmt dann erschreckende Züge an: »Im Himmel?«, fragte ich. »Müsste ich nicht erst sterben, um dorthin zu gelangen?« Der Geist G eist bestätigte das und machte einige kreative Vorschläge, wie ich mich selbst töten könnte. An diesem Punkt fiel ich in Tränen aufgelöst auf die Knie und bat inständig, dass es doch noch einen anderen Weg geben müsste, wie ich Gott dienen und bei meiner Familie bleiben könnte. Und dann tat ich etwas, das ich als Jude nie n ie zuvor getan hatte. Irgendwo hatte ich gehört, dass Jesus … helfen kann … Unversehens betete ich zu diesem unbekannten Jesus: »… bitte zeig mir, wie ich leben und Gott dienen kann …« Plötzlich hörte ich eine andere Stimme, die mir sagte … dass der Geist, den ich channelte, Satan sei …! Ich fühlte mich verwirrt, erschrocken, aufgebracht und schmutzig. Ich rief meinen »Schutzengel«, der mir gesagt hatte, er würde mich stets beschützen. Und er sagte: »Ja, ich bin Satan. Du wusstest sicherlich die ganze Zeit, dass du mir dienst.« Zwei Tage später traf Lenny sich mit einem evangelikalen Gemeindeleiter, der ihm das Evangelium erklärte und mit ihm zusammen zu sammen betete und Lenny nahm Jesus Christus an. Er E r fing an die Bibel zu lesen. Als er bei 2. Korinther 11,14 ankam (»Der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an«), ging ihm ein Licht auf. Lenny beendet seine Geschichte mit den Worten: »Im Juni 1989 wurde Jesus mein ›Ausweg‹ aus Satans ›New Age‹«.
Die Macht der Erscheinungen Nancy Fowler, eine 48-jährige Hausfrau aus Conyers in Georgia, die auf einer 70-Hektar-Farm in der Nähe von Atlanta wohnt, ist als »eine unwahrscheinliche Visionärin« bezeichnet worden. Sie
behauptet, seit 1988 vertrauliche Gespräche mit »Maria« und »Christus« zu führen. Conyers zieht größere Menschenmengen an als jede andere der gegenwärtig 200 angeblichen Erscheinungsstätten rund um die Welt. Nicht weniger als 80.000 Pilger versammelten sich dort do rt gleichzeitig, um zu hören, wie die Seherin die neueste »Botschaft von Maria« übermittelt. Pilger bezeugen veränderte Leben, Heilungen und andere Wunder. (Robert R. Holton, Portrait of an unlikely Visionary, in Our Sunday Visitor, 22. Sept. 1996) Eines der meistbesuchten Marienheiligtümer der Welt ist die Erscheinungsstätte Unserer Lieben Frau von Guadelupe. Sie erschien angeblich als indianische Frau einem Bauern, dem Azteken Juan Diego, in der Nähe vom heutigen Mexiko City auf einem heiligen Hügel, der der aztekischen Muttergöttin Tonantzin geweiht war, der Mutter aller indianischen Götter. Katholische Indianer setzen die »Maria« von Guadelupe mit Tonantzin gleich. Sie wird »Mexikos Symbol der Einheit, die heilige Schutzpatronin von Mexiko«, unter deren Banner die Mexikaner im Jahr 1910 gegen die Spanier den Kampf um die Unabhängigkeit gewannen. Ohne Ansehen der Person bewirkt sie Wunder und bietet Schutz für jeden, von Chicano-Bandenmitgliedern aus Los Angeles bis hin h in zu Drogenhändlern oder frommen südamerikanischen Bauern. Eine der beeindruckendsten Geschichten stammt von einem Pfarrer Barham, der aus einer langen Ahnenreihe von Pastoren und Führungspersonen einer Pfingstkirche (»Assemblies of God«) hervorging und jetzt katholischer Priester ist. Er berichtet von einem Mann, der zu seiner Pfingstkirche konvertierte und mit Inbrunst seinen früheren Katholizismus hasste. Als er in einer Buchhandlung einmal auf ein Buch über Medjugorje stieß, wurde er so wütend, dass er alle Exemplare aufkaufte und sie zu Hause vernichtete. Dabei hörte er die Stimme einer eine r Frau: »Würdest du mit mir beten?« Alsbald befand er sich auf seinen Knien. Pfarrer Barham setzt seine Geschichte fort: »Und als er niederkniete … begann er zu schluchzen … und dachte: »Könnte es vielleicht Satan sein, der mich in die Irre zu führen versucht … damit ich glaube, dass meine verstorbene Mutter mit mir spricht?« An jenem Wochenende sollte er ein Amt in seiner Pfingstgemeinde übernehmen. Doch … am Sonntagmorgen hörte er die Stimme sagen: »Würdest du mit mir beten?« Er antwortete: »Wenn du vom Teufel bist und versuchst, mich glauben zu machen, du seist meine Mutter … dann erbitte ich das Blut Jesu über dich und befehle dir zu verschwinden …!« Die Stimme sagte: »Ich bin deine Mutter, aber ich bin … die, die Jesus dir auf Golgatha gab.« Er sagte: »Bist du die Frau von Medjugorje?« - »Ja«, sagte sie. »Nun gut, ich habe einige Fragen an dich … was hat es mit der katholischen Auffassung auf sich, Jesus sei bei der katholischen Messe auf dem Altar gegenwärtig?« Sie sagte: »Es ist mein Sohn, der mit Seele und göttlichem Wesen auf dem Altar gegenwärtig wird … Würdest du nun nach draußen gehen?« Ich kniete mich in meinem Hof nieder und Maria sagte: »Schau auf den Mond.« Als ich das tat … sah ich Maria, wie sie den Leib ihres Sohnes hielt, der vom Kreuz von Golgatha abgenommen worden war … und brach angesichts dessen in Tränen aus … Ich ging nicht in meine Gemeinde. Stattdessen suchte ich eine katholische Kirche auf, in der ich beichten konnte. So wurde ich mit der Kirche versöhnt, die ich so gehasst hatte … Nun bin ich zurück, wohin ich gehöre … Ich konnte viele Menschen zurück in die katholische Kirche bringen, die ich einst vor ihr gewarnt hatte. Ich habe Christus in meinem Herzen und in meinem Leben lebendiger erlebt. Und ich habe Maria als meine Mutter M utter gefunden (Mary, Messenger of Peace, Florida-Center for Peace, August 1995).
Überzeugend? Ja, aber nicht mehr als Will Barons Erscheinung von Djwhal Khul. Mit seinem geradezu blendenden goldenen Licht, das er ausstrahlte und der beruhigenden Gegenwart, die er verbreitete und die Baron mit Frieden erfüllte, zog dieser dämonische »Aufgestiegene Mei ster« den eifrigen Baron nur noch tiefer in den Okkultismus. Will schreibt: »Als ich ihn zum ersten Mal sah, war mein erster spontaner Gedanke: »Er sieht genau aus wie Jesus Christus.« Jeder verbleibende Zweifel in meinem Denken … war nun für immer zunichte gemacht. Die dramatische Erscheinung von Djwhal Khul degradierte alle Philosophien des materialistischen Atheismus auf das Niveau von Absurdität. Medjugorje Medjugorje im ehemaligen Jugoslawien ist insofern ungewöhnlich, als »Maria« dort seit 1981 angeblich täglich vier Sehern erscheint. Einige Experten, die diese Erscheinungsstätte besucht haben und unter die Lupe nehmen wollten, bleiben weiterhin skeptisch. Andere sind von der Echtheit der Erscheinungen überzeugt. So z.B. ein Team der Universität von Montpellier in Frankreich, das von Henri Joyeux angeführt a ngeführt wurde, einem Mitglied der Französischen Chirurgischen Akademie und Träger internationaler medizinischer Auszeichnungen. Eine weitere Gruppe wurde von Marco Margnelli M argnelli angeführt (damals noch Skeptiker und passionierter Marxist), einem italienischen Experten für die Untersuchung von Visionen. Professor Margnelli war von der de r Echtheit der Erscheinungen derart überzeugt, dass er zum Katholizismus konvertierte. Die römisch-katholische Kirche hat jedoch Medjugorje noch nicht offiziell anerkannt. »Marias« Bild erscheint überall, selbst an solchen unerwarteten Plätzen wie auf der Glasfassade einer Bank in Tampa, Florida, und auf dem Fußboden einer der belebtesten U-Bahn-Stationen in Mexiko City, wo ein Bild Unserer Lieben Frau von Guadalupe im Juni 1997 ein Chaos verursachte. Obwohl über die Jahrhunderte von etwa 20.000 Marienerscheinungen berichtet wurde, »sind weniger als ein Dutzend … offiziell von der Kirche anerkannt worden«. Manche Katholiken erheben Vorwürfe, das Phänomen von Medjugorje würde vom Franziskanerorden ausgebeutet. Die Franziskanische Universität von Steubenville (mit der die Männerbewegung Promise Keepers eng verbunden ist), ist ein hauptsächlicher Sponsor von Reisen nach Medjugorje, das von derzeit über 16 Millionen Pilgern jährlich besucht wird. Papst Johannes Paul II. sagte Berichten zufolge gegenüber dem Obersten General des Franziskanerordens: »Überall um Medjugorje herum fielen Bomben, und doch wurde Medjugorje selbst nie beschädigt. Ist das nicht vielleicht ein Wunder Gottes?« Eine katholische Zeitschrift betrachtet diese Stätte als »Schauplatz einer außergewöhnlichen spirituellen Erweckung. In Medjugorje werden mehr Beichten gehört als in irgendeiner anderen Pfarrei der ganzen Welt; über 150 Beichtpriester sind hier jeden Tag ohne Unterbrechung im Einsatz. Im Jahr 1990 (vor dem Ausbruch des d es Bürgerkrieges) empfingen 1.900.000 Menschen die hl. Kommunion; 30.000 Priester und Bischöfe haben die Stätte besucht. Von vielen vie len Bekehrungen wird berichtet … In den USA wurden 600 Medjugorje-Gebetsgruppen gebildet; in Österreich 500 und mehrere Hundert in Italien.« (Inside the Vatican, November 1996).
Maria oder Sophia? Eine der aufsehenerregendsten Marienerscheinungen wurde nicht von Sehern in einem
Verzückungszustand gesehen, sondern von einer Menge von gewöhnlichen Menschen – in einer Vorstadt von Kairo: »Mindestens eine Million Ägypter … waren Zeugen … und doch wurde es von der abendländischen Presse … und der Christenheit insbesondere ganz und gar ignoriert … Akademiker und Regierungsmitglieder sahen sie …! Maria war im Traum einem frommen Ägypter namens Khalil erschienen und hatte ihm aufgetragen, auf seinem Landstück eine Kirche zu bauen … und in 50 Jahren würde sie wiederkommen, um sie zu segnen. Khalil tat wie ihm gesagt wurde und exakt 5 Jahrzehnte später, am 2. April 1968, gegen 20.30 Uhr, bemerkten mehrere Fußgängerinnen und eine Gruppe G ruppe muslimischer Arbeiter … Bewegungen oberhalb der Kuppel der Kathedrale, die Khalil hatte bauen lassen … »Ich hörte einige Leute auf der Straße rufen«, erinnert sich Farouk Mohammed Atwa. »Ich lief zu ihnen. Ich sah eine in Weiß gekleidete Dame auf der nördlichen Kirchenkuppel …« Atwa und seine Kollegen dachten, die Frau, die vor dem Kreuz oben auf der Kuppel kniete, stünde im Begriff, Selbstmord zu verüben. »Madam, Madam, springen Sie nicht! Springen Sie nicht!« Ein Rettungsteam wurde herbeigerufen … Die Zeitung Watani berichtete später: »Alle sahen sie in ein strahlendes Lichtgewand gekleidet; sie sah ganz ähnlich aus wie die Jungfrau Maria …« Eine Woche später kehrte die Erscheinung zurück und wurde bald bis zu dreimal wöchentlich gesehen … gelegentlich war sie mehrere Stunden sichtbar. Riesige Menschenmassen bildeten sich um die Kirche … zeitweise schwoll die Menge auf schätzungsweise 250.000 Menschen an … und zum ersten Mal in der Geschichte Ägyptens beteten Katholiken, Orthodoxe und Muslime öffentlich zusammen. Die Muslime sangen aus dem Koran: »Maria, Gott hat dich erwählt und dich gereinigt. Er hat dich erwählt vor allen Frauen. ... Augenzeugen sahen, wie Maria aus einem strahlenden Lichtbündel auftauchte … Die Hauptbotschaft war offenbar Ökumene«. (Michael H. Brown, The Final Hour, S. 164). In den orthodoxen Ostkirchen sind Ikonen das Gegenstück zu Erscheinungen von Maria und anderen Heiligen. Ein Theologe sagte: »Ikonen sind im orthodoxen Glauben von absolut zentraler Bedeutung und unterscheiden ihn vom Katholizismus und Protestantismus. Am … ersten Sonntag der Fastenzeit … bringt die Liturgie den Bann über alle, die Ikonen ablehnen … Ikonen sind … eine Quelle der Offenbarung.« Ikonen werden als Fenster zum Himmel betrachtet. Orthodoxe werfen sich vor Ikonen nieder und küssen sie. Wenn man einem materiellen Gegenstand eine solche Macht zuschreibt, öffnet man sich damit dem Okkulten. Eine der einflussreichsten Gestalten in der russischen Orthodoxie war der Theologe, Philosoph, Schriftsteller und Mystiker Wladimir Sergejewitsch Solowjow Solo wjow (er hatte einen beträchtlichen Einfluss auf Tolstoi). Im Alter von neun Jahren hatte er seine erste Vision, nicht von Maria, sondern von der Göttin Sophia. Diese heidnische Gottheit blieb die leitende Figur in seinem Leben. Eine ihrer Erscheinungen hatte er, e r, als er ohnmächtig wurde, während er gerade g erade auf einem Zug von einem Waggon in den anderen wechselte und unter die Räder gefallen wäre, wenn sie ihn nicht gerettet hätte. Dieses Erlebnis bewegte ihn zu schreiben: »Nur jetzt verstehe ich, dass Gott im Menschen ist, dass es Güte gibt und wahre Lebensfreude …«
Erscheint Maria oder die »Jungfrau Maria«?
Überall in der ganzen Welt stehen Tausende von Heiligtümern als Zeugnis für die augenscheinliche Realität von Marienerscheinungen und von Wundern, die diese angeblich begleiten. Wie auch beim Phänomen der Ufos, so können auch viele angebliche Erscheinungen »der Jungfrau« anders erklärt und aufgelöst werden, doch bleiben auch hier etliche, deren Bestätigung durch Zeugen schwerlich abgestritten werden kann. Die Bibel macht deutlich, dass Maria nur Jungfrau blieb, »bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte« (Mt 1,25) und dass sie mit Josef zusammen noch weitere Kinder bekam (Mt 13,55 u.v.a.). Deshalb ist jede Erscheinung, die d ie behauptet, die Jungfrau Maria zu sein, nicht von Gott. Dessen ungeachtet muss »Maria« eine Jungfrau bleiben, um die erhabene Stellung zu verdienen, die der Katholizismus ihr zuweist. Papst Johannes Paul II. sagt dazu (beachten Sie, dass »Glaube« sich nicht auf Jesus Christus oder sein Evangelium bezieht, sondern auf Maria und die Kirche): »All jene, die irgendwann einmal zur Allerheiligsten Jungfrau gebetet haben, selbst wenn sie von der katholischen Kirche abgeirrt sind, bewahren in ihren Herzen ein Glimmen des Glaubens, das wieder neu entfacht werden kann. Die Jungfrau wartet auf sie mit mütterlichen, weit offenen Armen.« Mehr als 100 Millionen Pilger besuchen jährlich die Tausende von Marienheiligtümern rund um die Welt, um Wunder von »Unserer Lieben Frau« zu erbeten. Es gibt nur eine Handvoll Heiligtümer, die Jesus gewidmet sind und diese werden nur von sehr wenigen Menschen besucht. Es ist nicht ungewöhnlich Katholiken zu sehen – insbesondere ältere Frauen –, die »auf ihren bloßen Knien um eine Marienstatue herumkriechen … und von diesem Frömmigkeitserweis mit blutigen Knien aufstehen.« Diese dämonische »Jungfrau Maria« sorgt dafür, dass ihre Anhänger zu ihrem Seelenheil nur auf die Jungfrau sowie auf ihre eigenen guten Werke schauen und ihnen somit die Zusicherung des ewigen Lebens entgeht, die sie hätten, wenn sie nur an Jesus Christus und seine vollständige Bezahlung ihrer Sünden am Kreuz glauben würden. In der Bibel findet sich weder ein Beispiel dafür noch ein Hinweis darauf, dass Gott es zulässt oder beabsichtigt, dass ein Petrus, Paulus, ein Abraham oder eine Maria oder ein anderer Verstorbener erscheint. Selbst eine führende katholische Zeitschrift beschreibt Medjugorje und andere nicht kirchlich anerkannte Erscheinungen als »äußerst scharfsinniges Schwindelspiel …« Viele Aussagen »Marias« sind jedoch nicht nur unterschwellig, sondern ganz offensichtlich gotteslästerlich. Beispielsweise erklärte Unsere Liebe Frau von Medjugorje am 25. Dezember 1996: »Ich bin eure Mutter.« Anhänger der Erscheinungen in Conyers haben sich zu einer Gruppe formiert, die den Namen trägt: »Kinder unserer lieben Mutter«. Wahre Christen sind jedoch »Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus« (Gal 3,26) und nicht Kinder Mariens. Doch der Katholizismus lehrt, dass die Verehrer Marias ihre Kinder werden und dass »ein wahres Kind Mariens niemals verloren« gehe. Wo ist eine solche Behauptung in der Bibel zu finden? Die »Maria« der Erscheinungen verspricht etwas, was allein Gott tun könnte: bei all ihren Millionen Anhängern auf der Welt gleichzeitig zu sein. Der Priester der Pfarrei von Medjugorje, Pfarrer Slavko, schreibt: »Marias Gegenwart und ihre Annäherung an uns … ist die Stärke von Medjugorje. Wir sollten zu allen Zeiten damit fortfahren, Gott für ihre Gegenwart Gegenwa rt zu danken und uns noch mehr darüber bewusst werden, dass sie mit uns ist …«
Allgegenwart ist eine der einzigartigen Eigenschaften Gottes und es ist gotteslästerlich, diese Wesenseigenschaft »Maria« zuzuschreiben. »Marias« Aussagen wiederholen sich häufig und sind oft oberflächlich. Oft hören sie sich durchaus biblisch an, dann aber a ber widersprechen sie wieder krass der Botschaft des Wortes Gottes. Jedenfalls sind sie es nicht wert, speziell dafür auf der Erde zu erscheinen. »Maria« sorgt dafür, dass ihr selbst größere Ehrfurcht entgegengebracht wird als dem verherrlichten und erhabenen Christus, vor dem Johannes aus heiligem he iligem Erschrecken »zu Füßen fiel wie wi e tot« (Offb 1,17) und verniedlicht vielmehr ihren »Jesus«. In Medjugorje sagt sie beispielsweise: »Ohne Frieden könnt ihr die Geburt des kleinen Jesus weder heute noch in eurem alltäglichen Leben erfahren.« Bei diesen Erscheinungen verdeutlicht sie durch die immer wiederkehrende Formulierung »ich und mein Sohn« ihre Rangfolge der Autorität. Wenn Katholiken glauben, dass Jesus Christus (mit Leib, Seele, Geist und Gottheit) in Form von Millionen von Hostien gleichzeitig existiert, haben sie auch kein Problem mit der gleichrangigen Fantasievorstellung, Jesus sei noch ein kleines Kind oder seiner Mutter untergeordnet.
Eine dämonische Imitation und ein falsches Evangelium Wo immer diese »Maria« erscheint, bringt sie die Lügen der alten Schlange und lehrt die falschen Dogmen des Katholizismus. »Maria« gibt Verheißungen, zu deren Erfüllung sie selber Gott sein müsste. Sie bietet Seelenheil, das allein Christus geben kann, und Hilfe, die gar nicht gebraucht wird, wenn man wirklich auf Jesus vertraut. Sie verleugnet regelmäßig die Hinlänglichkeit des Kreuzesopfers Jesus. Beispielsweise sagte »Unsere Liebe Frau von Fatima«: »Betet, betet viel und bringt Opfer für die Sünder, denn viele Seelen kommen in die Hölle, weil sich niemand für sie opfert und für sie betet …« Aber in Wirklichkeit ist das eine und einzige Opfer, welches allein Seelen zu retten vermag, am Kreuz ein für allemal geschehen. Solche dämonischen Erscheinungen geschehen schon seit Jahrhunderten. Im Jahr 1251 erschien angeblich »Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel« dem hl. Simon Stock und gab ihm die so genannte »Große Verheißung« (»Jeder, der stirbt und dieses Skapulier getragen hat, wird kein ewiges Feuer erleiden.«). 1322 erschien sie Papst Johannes XXII. Und gab ihm das so genannte Sabbatinische Privileg. Diese dämonische Lüge wurde von den Päpsten Alexander V., Klemens VII., Pius V., Gregor XIII. und Paul V. bestätigt und hat seitdem unzählige Millionen in die Irre geführt: »Ich verspreche, all jenen in der Todesstunde mit allen Gnaden beizustehen, die für das Heil dieser Seelen notwendig sind, die fünf Monate lang jeweils am ersten Samstag beichten, die heilige Kommunion empfangen, fünf Gesetze vom Rosenkranz b eten und mir 15 Minuten durch die Betrachtung der 15 Rosenkranzgeheimnisse Gesellschaft leisten, in der Absicht, mir dadurch Sühne zu leisten [und beim Tod das braune Skapulier tragen]. Die Bibel sagt klar und deutlich, dass »alle gesündigt haben und nicht die Herrlichkeit Gottes erlangen« (Röm 3,23). Die Maria der Bibel hat eingestanden, dass sie einen »Heiland«, d.h. einen Retter braucht (Lk 1,47), wie jeder andere Mensch auch. Ihr Herz war nicht »unbefleckt«. Außerdem richtet sich Sünde, wie David sagt, allein gegen Gott (Ps 51,4) und nicht gegen Maria. Doch die römisch-katholische Kirche unterstützt die von den Erscheinungen dargebotenen Irrlehren. Jeder Papst seit 1930 hat »Unserer Lieben Liebe n Frau von Fatima« seine uneingeschränkte Gutheißung erteilt. Ein katholischer Priester schreibt in i n begeisterter (aber unbiblischer) Weise: »Die Verheißung der Muttergottes, die sie mit der Verehrung des Herz-Marien-Samstages [des ersten Samstags im Monat] gegeben hat, ist eine ihrer vollmächtigsten Verheißungen überhaupt.
Mit der vollen Zustimmung und Mitwirkung ihres göttlichen Sohnes bietet Unsere Liebe Frau allen ihren Kindern auf Erden die absolute Gewissheit der Errettung und eines Platzes im Himmel für alle Ewigkeit! In der Tat ist es ein Maß für den göttlichen Einfluss Unserer Lieben Frau und ein Zeichen für ihr von Liebe überfließendes Herz, dass sie so wenig von uns erbittet und im Gegenzug diese großartige Verheißung der Errettung erfüllt. Wer diese heilige Sühneandacht treu einhält, dem sichert sie feierlich die Gabe des Himmels zu, indem sie klar und deutlich sagt: »Ich verspreche das Seelenheil.« (Vater Nicholas Gruner, The Magnificent Promise for the Five First Saturdays) Die Verheißung der Erscheinung ist nicht nur gotteslästerlich, sondern offensichtlich ist es ihre eigentliche Absicht, diejenigen, die darauf vertrauen, davon abzuhalten, die wahre Errettung anzunehmen, die Christus allen anbietet, die an ihn allein glauben. Und warum sollte jemand überhaupt auf »Maria« hoffen, wo doch Jesus Christus, der Heiland, der für unsere Sünden S ünden gestorben ist, Errettung ohne Gegenleistung anbietet? Wenn diese »Maria« des Katholizismus die Errettung als Gegenleistung für Verehrung, Gebet und andere gute Werke anbietet, so ist das eine Verleugnung der wahren, von Christus angebotenen Errettung. Und wenn sich Katholiken auf »Marias« falsche Verheißungen einlassen, ist das Beweis genug, dass sie gar nicht an Jesu Christi Verheißung des Evangeliums glauben. Vielmehr glauben sie an das falsche Evangelium Roms, das mit den Lügen der Erscheinung völlig übereinstimmt. Wer dieser »Maria« Glauben schenkt, hat sich auf eine Lüge eingelassen, die ihn letztlich in die Verdammnis bringen wird. Die Zeitschrift Fatima Crusader – seit Jahren in vorderster Front bei der Verbreitung der Botschaft Botschaft von Fatima und der Verehrung Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens – stellt die beunruhigende Frage: »Können wir jemals wissen, ob wir genug Verehrung geleistet haben, sodass Unsere Liebe Frau tatsächlich ihre Verheißung an uns erfüllt? Der Crusader antwortet darauf begeistert: »An die ser Stelle sind wir überwältigt von der grenzenlosen göttlichen Gnade und dem zutiefst katholischen Charakter der Offenbarungen von Fatima.« Dieser Versuch, Gewissheit zu vermitteln, schlägt jedoch fehl, da zusätzliche Bedingungen auferlegt werden, wie z.B. die folgende, die die Fatima-Seherin Lucia angeblich vom »Jesuskind« am 15. Februar 1926 erhielt. Man wird darüber im Unklaren gelassen, wie viel »Inbrunst« notwendig ist und was es bedeutet, beim Rosenkranzgebet »lau und gleichgültig« zu sein: »Es stimmt, meine Tochter, dass viele Seelen einen Anfang machen, aber nur wenige bis zum Ende ausharren … um die verheißenen Gnaden zu empfangen. Die Seelen, die die fünf ersten Samstage mit Inbrunst begehen und dem Unbefleckten Herzen eurer himmlischen Mutter Sühne leisten wollen, erfreuen mich mehr als solche, die 15 [Samstage begehen], aber lau und gleichgültig sind.«
»Maria« und ein »Jesuskind«? Ein Beobachter schrieb: »Oftmals befindet sich ein Säugling – das Christkind – in ihren mütterlichen Armen.« In Fatima erschien das »Jesuskind « auf einer leuchtenden Wolke schwebend zusammen mit der Jungfrau am 13. Juli 1917 und erklärte, dass es keinen Frieden geben würde, bis die Welt dem Unbefleckten Herzen seiner Mutter geweiht worden sei, als Wiedergutmachung für die Sünden, die gegen sie begangen wurden. Eine ähnliche Erscheinung von »Maria« und »Jesus« hatte Lucia, die einzige noch Lebende der ursprünglich drei Seherkinder von Fatima, am 10. Dezember 1925 in ihrer Klosterzelle in Pontevedra: »… erschien die Heiligste Jungfrau … und seitlich, in einer leuchtenden Wolke, ein Kind … Das Kind sagte: »Habe Mitleid mit dem Herzen deiner heiligsten Mutter, umgeben von Dornen, mit
denen die undankbaren Menschen es ständig durchbohren, ohne dass jemand einen Sühneakt machen würde, um sie herauszuziehen« (Schwester Lucia spricht über Fatima, Ave Maria Institute, Washington, NJ, 1987). Am 15. Februar 1926 nötigte das »Jesuskind« die Katholiken abermals, »diese Sühneandacht zum Unbefleckten Herzen seiner heiligen Mutter zu verbreiten« und erklärte, dass »dem Unbefleckten Herzen Mariens Sühne geleistet gele istet werden muss, damit die Menschheit errettet wird«! Was ist das für eine gotteslästerliche Verleugnung des schlichten Evangeliums der E rrettung aus Gnade durch Glauben an Jesus Christus und sein Erlösungswerk! Dennoch wird diese Lehre und Praxis innerhalb der römisch-katholischen Kirche mit offenen Armen angenommen. Dass zusammen mit »Maria« oftmals »Jesus« als Säugling oder Kind erscheint, ist nur mehr Beweis dafür, dass diese Erscheinungen dämonischer Natur sind. Als Jesus Christus am Kreuz für unsere Sünden starb, war er ein erwachsener Mann in den dreißiger Jahren. Er erstand von den Toten auf, fuhr in den Himmel und setzte sich zur Rechten seines Vaters (Mk 16,19; Apg 2,33; 5,31; 7,55; Röm 8,34; Kol 3,1; Hebr 10,12; 12,2; 1Petr 3,22 uva.), wo er »immer lebt, um sich für sie [die Gläubigen] zu verwenden« (Hebr 7,25). Sein verherrlichter Auferstehungsleib ist von solcher Herrlichkeit, H errlichkeit, dass Johannes wie tot zu Seinen Füßen fiel, als er ihn in seiner Vision erblickte (Offb 1,17). Die Vorstellung, dass er immer noch als Säugling auf den Armen Marias oder als kleines Kind erscheint, ist eine gotteslästerliche Erfindung, die von der römischen Kirche eingeführt wurde, um Maria als Himmelskönigin über Jesus Christus zu erhöhen. Doch selbst evangelikale Führungspersonen (z.B. Jack van va n Impe) sprechen von den Erscheinungen, als seien sie von Gott. Stellen wir uns einmal Eltern vor, die Fotos von ihrem Sohn als Baby umhertragen, der nun ein gestandener Mann ist, und von ihm reden, als sei er immer noch ein Säugling. Doch Do ch der Katholizismus fährt unaufhörlich damit fort, in Kunst K unst und Bildern Christus als Säugling oder Kleinkind darzustellen. Die römische Kirche ehrt beständig angebliche Erscheinungen von Christus als Kind und verehrt unzählige puppenähnliche Bildnisse des Jesuskindes, als wären diese er selbst. Weihnachten 1996 widmete eine katholische Zeitschrift einen zwei ganze Seiten umfassenden Artikel den »Heiligen Kindern von Mexiko«. Das sind Figuren von unterschiedlichem Aussehen, die aber alle das »Christkind« darstellen sollen. In diesem Artikel ist zu lesen: »In Mexiko ist die Verehrung des Christkindes weit verbreitet und übermäßig groß … Die Verehrung des Santo Nino de Atocha, des ›Heiligen Kindes der Atocha‹ hat sein Zentrum zwar in Mexiko, hat aber eine weite Verbreitung und einen besonderen Platz im Herzen vieler Nordamerikaner gefunden.« Der Artikel fährt fort: »Während des 2. Weltkriegs kämpften Soldaten der Nationala rmee von New Mexico besonders tapfer … bei Corregidor und baten den kleinen Jesus um Bewahrung. Annähernd 2000 Überlebende dieses Feldzugs wanderten samt ihrer Familien in einer Prozession zum kleinen Heiligtum der Atocha in der Nähe von Santa Fe (New Mexico), um ihren Dank zu bekunden.« Bemerkenswerterweise baten diese Soldaten nicht den Herrn Jesus Christus um Bewahrung, der verherrlicht im Himmel ist, als erwachsener Mann Sünde und Satan am Kreuz besiegte, triumphierend aus dem Grab auferstand und nun als Herr des Universums zur Rechten Re chten des Vaters ist, sondern den »kleinen Jesus«! In Wirklichkeit aber gibt es den kleinen Jesus nicht mehr, sondern diese Fantasie hält Scharen von Menschen davon ab, glaubend g laubend auf den wahren Herrn Jesus Christus zu vertrauen. Welche »Macht« auch immer dahinter stehen mag, die Katholiken beschützt, die auf dieses »Jesuskind« vertrauen und es verehren – von Gott ist sie sicherlich nicht. Vielmehr V ielmehr öffnet man gerade damit dem Okkulten Tür und Tor, wenn man auf eine andere Macht Ma cht vertraut als auf die Macht Gottes. Satan reibt sich die Hände, dass er diejenigen an sich binden und verführen kann, die auf diesen gefälschten »Jesus« vertrauen. Noch viele weitere Bildnisse des »Jesuskindes« wären
anzuführen, zu denen Katholiken um Bewahrung beten: z.B. »Der Arzt der Kranken«, durch den viele Kranke angeblich geheilt wurden; »Das heilige Kind vom Guten Schicksal«, dessen Segen angeblich Glück bringt, und »El Nino Cieguito«, das »Blinde Jesuskind«, das in der Kapuzinerkirche von Puebla verehrt wird. Ein blinder Jesus? Dass der, der den Blinden die Augen öffnete, selbst als Blinder dargestellt wird, kann nicht im Geringsten ernst e rnst genommen werden. Von diesem kleinen Bildnis des »heiligen Jesuskindes, Arzt der Kranken« wird behauptet, dass es »Trost und Segnungen ausstrahlt«. Ähnliche Behauptungen werden über die anderen leblosen Bildnisse getroffen. Der Katholik ist überzeugt, dass eine reale Macht dahinter steht. Da aber diese Macht weder von einem »Jesuskind« stammen kann, das gar nicht existiert, noch von einem leblosen Bildnis, kann sie nur von Satan ausgehen – oder ein Placebo-Effekt sein. Nachdem Jesus Christus nach den 40 Tagen, während der er sich nach der Auferstehung Seinen Jüngern zeigte (Lk 24,50-51; Apg 1,1-11), liegt uns kein biblischer Bericht vor, dass er auf die Erde zurückgekommen und jemandem leibhaftig erschienen sei. Im Geist ist er bei den Seinen, aber nicht leibhaftig oder sichtbar. Wenn jemand ihn sieht, kann das nur eine Vision von ihm im Himmel sein, wie Stephanus, der de r erste Märtyrer der Gemeinde, sie erlebte: »Da er aber voll Heiligen Geistes war und fest zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen; und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen [nicht: »das Jesuskind«] zur Rechten Gottes stehen«! (Apg 7,5556). Noch ein schwerer Widerspruch Im Jahr 1854 verkündete Papst Pius IX. das Dogma der »Unbefleckten Empfängnis Marias«, das jeder Katholik zu glauben verpflichtet ist. Die Behauptung, Maria sei im Leib ihrer Mutter ohne Erbsünde empfangen worden, wurde von den Erscheinungen aufgegriffen und gelehrt. Beispielsweise wies sich »Unsere Liebe Frau von Lourdes« gegenüber der Seherin Bernadette Soubirous im Jahr 1858 als »die Unbefleckte Empfängnis« aus. Der Autor Michael H. Brown schreibt: »Dies war … die erste Bestätigung … dass Maria ohne Erbsünde empfangen wurde.« Wenn Maria keine Sünde tat und der Tod - wie die Bibel sagt - durch die Sünde kommt, dann wäre Maria logischerweise nicht gestorben. Diesem Gedankengang zufolge erklärte Papst Pius XII. es im Jahr 1950 zu einem offiziellen Dogma, dass Maria ohne Tod leiblich in den Himmel aufgenommen wurde. Hier stehen wir vor einem ei nem krassen Widerspruch zwischen dem Katholizismus selbst und den Erscheinungen von »Maria«, die der Katholizismus verehrend anerkennt: Die Marienerscheinungen behaupten häufig, identisch zu sein mit der »Frau, bekleidet mit der Sonne, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen«, wie sie in Offenbarung 12,1 im Kampf mit dem roten Drachen beschrieben wird. In dieser Gestalt zeigte sich »Maria« z.B. im Jahr 1830 Catherine Labouré in Paris. Dieselbe »Maria« sagte angeblich zum italienischen Priester Stefano Gobbi: »Du lebst in der Zeit, in der der Kampf zwischen mir, der mit der Sonne bekleideten Frau, und meinem Gegenspieler, dem roten Drachen, auf seinen Abschluss zustrebt …« (Brown, Final, S. 8) Die römisch-katholische Kirche unterstützt diese Gleichsetzung von Maria mit der Frau aus Offenbarung 12. Doch von dieser Frau wird uns gesagt: »Und sie ist schwanger und schreit in Geburtswehen und in Schmerzen und soll gebären« (Offb 12,2). Schmerzen – und insbesondere die Schmerzen bei der Geburt – sind eine Folge der Sünde (1Mo 3,16). Eine sündlose Maria würde beim Gebären keine Schmerzen leiden, aber die Frau aus
Offenbarung 12, die die Kirche mit Maria identifiziert, erleidet Schmerzen. Wenn es sich bei dieser Frau um Maria handelt, dann kann sie nicht ohne Erbsünde empfangen sein, sündlos gelebt haben und leiblich in den Himmel aufgenommen worden sein. Für die katholische Kirche ist es logisch unmöglich, beides zugleich zu behaupten.
»Maria«, die Retterin, Königin des Friedens Die »Maria« der Erscheinungen spricht immer wieder Warnungen aus, dass ihr Sohn zornig auf die Welt sei und sie versuche ihn davon abzuhalten, seinen Zorn auf die Menschheit zu ergießen. Im November 1991 sagte sie in Conyers: »Bitte, Kinder, wenn ihr nicht euer Leben ändert, wird die Hand meines Sohnes bald zuschlagen.« Um sein Gericht zurückzuhalten, bietet »Maria« einen Friedensplan für die Welt. Am 6. August 1981 bezeichnete sich Unsere Liebe Frau von Medjugorje selbst als die »Königin des Friedens«. Dagegen sagt die Bibel, dass Christus der »Fürst des Friedens« (Jes 9,6) ist und dass er »Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes« (Kol 1,20). - Welche Gotteslästerung G otteslästerung ist es, dass diese Erscheinung ihren »Friedensplan für die Welt« präsentiert! »Maria« ist die Retterin, die den Zorn Christi aufhält und ihn besänftigt, aber die Gebete und Andachten ihrer Anhänger braucht, um damit fortzufahren. Das ist offensichtlich e in weiterer Trick Satans, um Katholiken vom zuversichtlichen Vertrauen abzuhalten und ihnen stattdessen Vertrauen auf »Maria« zu vermitteln. Christus wird als unser Gegner dargestellt, vor dem »Maria« uns bewahren muss. Und der Trick funktioniert. Lesen wir nur das folgende an Maria gerichtete »Gebet«: »O Mutter der immerwährenden Hilfe … in deine Hände lege ich mein ewiges Heil und dir vertraue ich meine Seele an … Denn wenn du mich beschützt, liebste Mutter, fürchte ich mich vor nichts; nicht vor meinen Sünden, weil du ihre Vergebung für mich erlangen wirst, noch vor den Teufeln, weil du mächtiger bist als die ganze Hölle zusammen, und noch nicht einmal vor Jesus, meinem Richter selbst, denn durch ein Gebet von dir wird er besänftigt sein. Doch eines fürchte ich: dass ich in der Stunde der Versuchung versäume dich anzurufen und so elend zugrunde gehe. Erlange du dann für mich die Vergebung meiner Sünden …« Am 5. Februar 1954 warnte die »Jungfrau von Balestrino« (Italien) die Seherin Catherina: »Mein Sohn Jesus ist sehr empört … Er will eine Strafe schicken, aber ich, seine Mutter, werde versuchen einen Weg zu finden, euch e uch unter meinem Mantel zu bewahren.« So lautete ebenfalls die gotteslästerliche Botschaft, die die stigmatisierte Gladys Herminia Quiroga de Motta von einer Erscheinung in Argentinien, nördlich von Buenos Aires, erhielt. In Begleitung von »Maria« war ein kleiner »Jesus«, der angeblich erklärte: »Einst wurde die Welt durch die Arche Noahs gerettet. Heute ist die Arche meine Mutter. Durch sie werden Seelen gerettet, weil sie sie zu mir bringen wird. Wer meine Mutter ablehnt, ab lehnt, lehnt mich ab!«(Brown, Final, S.263).
»Maria« und Fatima» Einem Dokumentarfilm zufolge, der im iranischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, handelte es sich bei den Geschehnissen in Fatima (Portugal) um kein christliches, sondern um ein muslimisches Wunder. Das iranische Fernsehen bestätigt tatsächlich, dass e s nicht die Jungfrau Maria war, die den drei Hirtenkindern erschien, sondern Fatima selbst, die Tochter Mohammeds, des Propheten des Islam. Die Sendung S endung berichtete, wie sich die Erscheinungen E rscheinungen zugetragen hatten
und wie Fatima zu einer Pilgerstätte für Gläubige aus der ganzen Welt geworden ist. Unter anderem wurden Szenen gezeigt von den Pilgerreisen der Päpste Paul VI. und Johannes Paul II. nach Fatima.« (Il Giornale, 25. Oktober 1995) Das Mitteilungsblatt der Lefebvre-Anhänger SiSi-NoNo vom Juli 1996 behauptet, »die iranische Fernsehsendung spiegelt eine islamische Strategie wider, um die Prophezeiung der Madonna, dass Russland bekehrt werden wird, ›für den Islam nutzbar zu machen‹. Vor einigen Jahren sandte der iranische Regent Ayatollah Khomeini kurz vor seinem Tod einen Brief an Präsident Gorbatschow, damaliges Oberhaupt der Sowjetunion, mit welchem er ihn einlud … sich zu Allah zu bekehren. Der schiitische Iran konkurriert mit der de r sunnitischen Türkei, um über die riesigen türkisch-muslimischen Bevölkerungen Zentralasiens zu obsiegen … Würde man diesen Massen die Bekehrung Russlands zum Islam präsentieren … wie 1917 von der ›Tochter des Propheten‹ in einer Erscheinung ›vorausgesagt‹ … würde das eine vorteilhafte Propaganda bedeuten.« (Inside the Vatican, Nov. 1996) Auf derselben Prophezeiung »Unserer Lieben Frau von Fatima« basierend, sagte Bischof Fulton J. Sheen voraus, dass sich der Islam zum Christentum bekehren würde, und zwar »durch e ine Hinwendung der Muslime zu einer Verehrung der Muttergottes«: Der Koran … enthält viele Abschnitte über die selige Jungfrau. Zunächst glaubt der Koran an ihre Unbefleckte Empfängnis sowie an ihre Jungfrauengeburt … Dann ist Maria für die Muslime die wahre Sayyida oder »Dame«. Die einzige mögliche ernstliche Rivalin im muslimischen Glaubensbekenntnis könnte Fatima sein, die Tochter Mohammeds selbst. Aber nach dem Tod Fatimas schrieb Mohammed: »Du sollst sein die gesegnetste unter allen Frauen im Paradiese, nach Maria« (Fulton J. Sheen, Mary and the Moslems, 1952). Für Sheen ist es bemerkenswert, dass »Unsere Liebe Frau« in dem portugiesischen Dorf Fatima erschien (das während der muslimischen Besatzung nach Mohammeds Tochter benannt wurde) und so als »Unsere Liebe Frau von Fatima« bekannt wurde. Wenn eine Madonnenfigur »Unserer Lieben Frau von Fatima« durch muslimische Gebiete in Afrika, Indien oder anderswo getragen wird, kommen die Muslime zu Hunderttausenden herbei und verehren sie. Im indischen Bombay kamen an zwei Tagen schätzungsweise 500.000 Muslime zusammen, um diesem Götzenbild ihre Anerkennung zu erweisen. »Unsere Liebe Frau von Fatima« erschien angeblich Papst Johannes Paul II. während seiner Genesung von dem auf ihn verübten Attentat und sagte ihm, dass sie sein sei n Leben gerettet habe, weil sie einen besonderen Auftrag für ihn habe und dass sie der Welt ein Zeichen geben werde, welches die Menschheit dazu bringen werde, sich unter seine geistliche Autorität zu beugen. Aus Dankbarkeit stattete der Papst mehrere Besuche in Fatima ab und ließ eines der Geschosse aus seinem Körper in einer Diamantenkrone platzieren, die nun die Madonna ziert. Der Papst hat Pater Nicholas Gruner seinen apostolischen Segen erteilt … wegen seiner wichtigen apostolischen Arbeit mit dem Fatima Crusader … Der Papst sagte: »Könnte ich je vergessen, dass sich das Ereignis auf dem Petersplatz [das Attentat] an jenem Tag und zu jener Stunde ereignete, als gerade der ersten Erscheinung der Mutter Christi vor den armen kleinen Hirten 60 Jahre zuvor in Fatima in Portugal gedacht wurde? Bei allem, was mir an jenem Tag widerfuhr, spürte ich die außergewöhnliche mütterliche Bewahrung und Fürsorge, die sich als stärker als die tödlichen Geschosse erwies. Der Inhalt des Aufrufs Unserer Lieben Frau von Fatima ist so tief verwurzelt im Evangelium und in der ganzen Überlieferung, dass sich die Kirche selbst durch ihre Botschaft berufen fühlt … Diese Botschaft beinhaltet eine Wahrheit und einen Aufruf, die in ihrem grundlegenden Kontext die Wahrheit und der Aufruf des Evangeliums selbst sind … Ich möchte meinen Aufruf erneuern, dass man auf die Botschaft von Fatima hören soll.« (Antonio Maria Martins, S.J., Documents on Fatima and the Memoirs of Sister Lucia, 1992)
Dass der Papst und die katholische Kirche in vollkommener Übereinstimmung mit der dämonischen Erscheinung, ihrer antibiblischen Theologie und ihrem falschen Evangelium stehen, erübrigt jeden Kommentar. Und in Anbetracht der tiefen Verstrickung des Katholizismus in das Okkulte würde man auch gar nichts anderes erwarten. Die heidnische und okkulte Verbindung Carol Damian, Kunsthistorikerin, Autorin und Professorin an der Internationalen Universität von Florida, ist auch Katholikin. Ein Besuch in einem römisch-katholischen Klostermuseum in Cuzco (Peru), hochgelegene Hauptstadt des antiken Inkareiches, öffnete ihr die Augen für eine offensichtliche Verbindung zwischen den Erscheinungen der »Jungfrau Maria« einerseits und den Erscheinungen anderen »Mutter-Jungfrauen mit Kind«, die den Eingeborenen von Peru bekannt waren, lange bevor die Spanier dort eintrafen: »Die Führerin [eine Nonne] starrte hoch zu einem überdimensionalen Bildnis … das ich für die Jungfrau Maria hielt … und beschrieb das Gemälde ehrfurchtsvoll als eine Darstellung von Pachamama, die Erdenmutter und Patronin der Anden …« - »Bitte erklären Sie noch einmal langsam, warum sie die Jungfrau Maria Ma ria Pachamama genannt haben«, bat ich sie. »Wer ist Pachamama? Sie sieht aus wie die Jungfrau Maria aus meiner katholischen Erfahrung…« »Sie wandte sich wieder einem Bild zu, das dem Volk von Cuzco besonders lieb war … und begann ihre Geschichte; die Jungfrau Maria wurde dabei umgestaltet. Das Gemälde … inspirierte mich, der Legende von Pachamama nachzugehen … Jedes Jahr kehrte ich nach Cuzco zurück, zu rück, stattete ihr zuerst einen Besuch ab und sah mir jedes Bild der Jungfrau an, das ich im Umkreis von 80 Kilometern von der Stadt finden konnte … Die Jungfrau Maria nahm verschiedene Titel an, trug verschiedene Gewänder und verschiedenen Kopfschmuck … aber sie war eine Jungfrau der Anden. Sie war Pachamama, die Erdenmutter … die Mondgottheit … die Inkakönigin … Unter ihren prachtvollen Gewändern konnten sie ihre heiligen Inka-Steine und andere magische Gegenstände verbergen und so weiterhin ihre eigenen besonderen Gottheiten verehren …« Der ehemalige New-Age-Anhänger Alan Morrison erinnert uns, dass einige Okkultisten »Maria« als einen »Aufgestiegenen Meister« ansehen. Das überrascht nicht, insofern sie »Jesus Christus« ebenfalls als einen solchen bezeichnen. Eine New-Age-Prophetin, Elizabeth Clare Prophet, sagte voraus, dass »Maria« zu Beginn des Wassermann-Zeitalters mit zunehmender Häufigkeit »Friedensbotschafen übermitteln« werde. Ist es nur ein Zufall, dass die katholische »Maria« nun zum Ende dieses Jahrtausends die Häufigkeit ihrer Erscheinungen derart erhöht hat? Morrison fährt fort: Die bildliche Gestalt, in der diese »Höhere Meisterin«, Mutter Maria, in der okkulten Literatur dargestellt wird, ist praktisch identisch mit der Gestalt der Jungfrau Maria, die sich in römischkatholischen Visionen und Erscheinungen zeigt. Die Neo-Gnostiker bezeichnen dieses Geistwesen als den »Archetyp der Frau des Neuen Zeitalters«. Nur schwerlich ist die Schlussfolgerung zu umgehen, dass die Katholiken über Jahrhunderte hinters Licht geführt worden sind, indem sie eine dämonische, täuschende Geisterscheinung für eine echte Vision der Mutter Jesu Christi gehalten haben. Anders gesagt: Die »Jungfrau Maria« der Erscheinungen ist ein Geist aus der Finsternis. ------Dämonen Dämonen (griech. daimonioi = übermenschliche Wesen) sind von Gott abgefallene Engel unter
Führung von Satan (Luzifer, Teufel). In verschiedenen Abschnitten der biblischen Heilsgeschichte üben sie als Gegenspieler Gottes und Versucher des Menschen ihr Unwesen aus:
1. Erschaffung der Welt: Der erste Abschnitt umfasst die Weltschöpfung. Diese bezieht sich nicht nur auf den sichtbaren, sondern auch auf den unsichtbaren Bereich: Be reich: Gott erschafft unsichtbare geistige Wesen, Engel, die auf den sichtbaren Bereich Einfluss nehmen können (Neh 9,6; Ps 148,2.5; Kol 1,16; Hiob 38,4-7). Die Engel sind freilich nicht gottgleich, sondern sie sind geschaffene "dienstbare Geister" mit Bewusstsein, Willen und Verstand (Hebr 1.5-14; 2,5). In vorgeschichtlicher Zeit fällt ein Tei l der Engel unter Leitung Luzifers, des Satans, von Gott ab, weil sie selber wie Gott sein wollen. (Der Sündenfall hat also sein Vorspiel bereits in der unsichtbaren Welt der Engel!) Diese gefallenen Engel nun werden zu Dämonen, die auch andere in die Gottesferne, ins Verderben reißen wollen (Hes 28,11-15; Jes 14,12-14; Jud 6; 2.Petr 2,4). Doch vorerst finden sie kei n Opfer.
2. Erschaffung des Menschen: Dieses Opfer erscheint erst im zweiten Abschnitt. Es ist der Mensch, den Gott am sechsten Tag erschafft. Ihren Angriff auf den Menschen kleiden die Dämonen in vier Lügen, die uns in der Sündenfallgeschichte in 1. Mose 3, 1.4f. begegnen. Diese vier Lügen sind es, die das Wesen der Esoterik, der fernöstlichen Religionen und der New-Age-Bewegung vom Anfang der Menschheit an bis heute bestimmen. Es ist die Leugnung der Autorität Gottes, die Leugnung der Endgültigkeit des Todes, die Behauptung, der Mensch habe göttliches Wesen, und die Behauptung, der Mensch habe göttliches Wissen. Der Mensch wird nun ein Wesen, das einerseits vor Gott flieht und sich andererseits nach Gott, nach der Wiederherstellung des verlorenen Urzustandes zurücksehnt. Wo diese Suche nicht im dreieinigen Gott der Bibel ihre Erfüllung findet, bieten Dämonen ihre scheinbare Hilfe an und verführen den Menschen nur noch mehr. Hierzu stellt der Apostel Paulus in 1. Kor 10,20 fest: "Was die Heiden opfern, das opfern sie den Dämonen und nicht Gott. Nun will ich nicht, dass ihr in der Gemeinschaft der Dämonen sein sollt." Dämonen, gefallene Engel, gottfeindliche Mächte unter der Leitung Satans sind es also, die hinter der Religiosität des Heidentums — und somit auch hinter der Esoterik und der New-AgeBewegung — stehen. Sie geben sich als "Gottheiten" aus, aber sie sind nicht Gott. Als Götzen vielfältiger Art führen sie den Menschen vom lebendigen Gott weg.
3. Die Erwählung Israels: Inmitten des Götzendienstes der heidnischen Völkerwelt ruft Gott ein Volk heraus, das ihm — ihm allein — dienen und ein Licht für die Völker sein soll: das Volk Israel. Es soll heilig sein und sich vom Götzendienst der Heiden, von jeder je der Form des Okkultismus fernhalten (2. Mose 20, 2f.; 3. Mose 19,2.4; 5. Mose 6,4f.14f.; 18,9ff.; 2. Kön 23,24f. u.v.a.). Und doch hat Israel immer wieder versagt. Weil es sich anderen Göttern G öttern zugewandt hat, ergeht Gottes Gericht über sein Volk in zunehmender Schärfe. Zunächst kommt es zur Reichsspaltung, dann zur Verbannung und schließlich — im Zusammenhang mit dem vierten heilsgeschichtlichen Abschnitt — zur Zerstreuung unter die Völker (1. Kön 11; Jer 2ff.; Hes 4ff. u.a.). Dennoch rettet Gott aus freiem Erbarmen einen heiligen Rest hindurch, der die Grundlage für das wiedererstehende Israel am Ende der Zeiten bildet (Jes 6,11-13; 10,21-23; Mi 5,2; Röm 9,27-29).
4. Das Kommen Jesu Christi als Retter: Der vierte Abschnitt ist der entscheidende: Gott sendet seinen Sohn Jesus Christus in die Welt, um die Werke des Teufels zu zerstören und Menschen aller Völker aus dem Machtbereich der Finsternis zu erretten (Joh 1,5; 3,16; 1. Joh 3,8). Sie sollen in die einstmals zerstörte Gemeinschaft mit Gott zurückgeführt werden. Jesus stirbt am Kreuz von G olgatha stellvertretend für unsere Schuld, unseren Götzendienst, unsere Ablehnung des wahren Gottes. Dadurch, dass er sein Blut für uns vergießt, wird der Weg frei, zu Gott zurückzukehren (Röm 5,1f.; 2. Kor 5,1421). Der Gott, den die Heiden He iden im tiefsten Grunde ihres Herzens immer gesucht, aber wegen des Täuschungsmanövers der Dämonen nicht gefunden haben — dieser Gott wird in Jesus Christus offenbar (Apg 17,22-31; Röm 1,18-25; 2. Kor 4,4). Durch das Kreuzesopfer Jesu Christi werden die Dämonen entmachtet, aber nicht vernichtet. Jesus entzieht ihnen das Anrecht auf jene Menschen, die an ihn als ihren Erlöser glauben (Joh 12,31;14,30; 16,11; Röm 8,31-39; Kol 2,15). Wer jedoch nicht an Jesus glaubt, der bleibt weiterhin im Machtbereich der Finsternis (Joh 3,1921). Deshalb gilt die Zusage aus dem ersten Johannesbrief: "Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis ... Wenn wir im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde" (1. Joh 1,5.7). 5. Die Zeit der Gemeinde: Nach Jesu Auferstehung, Himmelfahrt und Pfingsten beginnt der fünfte Abschnitt, die Zeit der Gemeinde. Diese Zeit ist es, in der wir leben. In ihr tobt der Kampf zwischen Licht und Finsternis, zwischen Christus und Satan in zunehmender Heftigkeit, je mehr es dem Ende zugeht. Zwar hat Christus den Satan und seine Dämonen besiegt, und doch lässt Gott ihr Wirken zu, um eine letzte Sichtung seiner Gemeinde herbeizuführen (Mt 24 par.; Lk 22,31; 2.Tim 2,12). Es liegt nun bei jedem einzelnen Menschen, bei jedem von uns, ob wir das Opfer Jesu Christi im Glauben annehmen und zu Gott gehören — oder ob wir in der Gottesferne verharren und Satan verfallen. Satan bietet in unseren Tagen eine ungeheure Fülle von Verführungskünsten auf, um Menschen von Jesus Christus als dem einzigen Weg zum Vater, zum Heil, abzuhalten. Manche sprechen in diesem Zusammenhang von einer "okkulten Welle", andere von einer "Kultexplosion", die viele mitreißt und im Kommen des sichtbaren Gegenspielers Gegenspiele rs Jesu Christi, des dämonisch inspirierten Antichristen, ihren Höhepunkt finden wird.
6. Das Kommen Jesu Christi als Richter: Die totalitäre Schreckensherrschaft des Antichristen und seines "P ropagandaministers", des falschen Propheten, wird nur eine begrenzte Zeit dauern (die Bibel spricht von 42 Monaten; Offb 13,5). Jesus Christus wird ihr ein Ende setzen, wenn er zum zweiten Mal erscheint — nun aber nicht als Retter, sondern als Richter Rich ter (Dan 7; 1. Kor 15,23-26; Mt 25,31-46; Offb 19,11-21). 1 9,11-21). Dieses zweite Kommen Christi als Richter leitet den sechsten Abschnitt ein. Der Antichrist und sein falscher Prophet werden besiegt und "in "i n den feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brennt" (Offb 19,20). Satan selber und seine Dämonen werden für tausend Jahre gebunden, so dass sie niemanden mehr verführen können (Offb 20,1-3). Christus errichtet sein Tausendjähriges Reich des Friedens, in welchem diejenigen mit ihm regieren, die ihm inmitten der Verführungen treu geblieben und nicht anderen Göttern nachgelaufen sind (Offb 20,4). Am Ende der tausend Jahre wird Satan losgelassen, um zum letzten Mal die Völker zu verführen und gegen die Gemeinde der Heiligen zu versammeln. In der Schlacht von Harmagedon wird er jedoch endgültig besiegt und in den "Pfuhl von Feuer und Schwefel" geworfen, wo er zusammen mit dem Antichristen und dem falschen Propheten gequält wird "Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit" (Offb 20,7-10).
7. Der neue Himmel und die neue Erde: Gott versammelt die Gemeinde seiner Heiligen im neuen Himmel und der neuen Erde, wo Frieden und Gerechtigkeit wohnen und wo weder Tod noch Leid noch Geschrei noch Schmerz mehr sein werden (Offb 21,4). Dort wird, wie es in der Offb weiter heisst, kein Raum sein für die "feigen Verleugner und Ungläubigen und Frevler und Totschläger und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner", sondern nur diejenigen, die "aus der großen Trübsal gekommen sind und ihre Kleider gewaschen und hell gemacht haben im Blut des Lammes", werden das Reich Gottes erben (Offb 7,14; 21,7 f.). Mit diesem großartigen Ausblick auf den Sieg Gottes gelangt die Darstellung der biblischen Heilsgeschichte an ihr Ende. Vom Ausblick auf den Sieg Gottes her leben wir. Von ihm beziehen wir Kraft für unsere Existenz als Christen. Und er lässt uns die Vorläufigkeit der satanischen Angriffe in unserer Zeit erkennen, die in all ihrer Wucht doch nichts anderes sind als ein letztes Aufbäumen der dämonischen Mächte vor ihrer endgültigen Niederlage. Lothar Gassmann Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handbüchern (je 144200 Seiten, je 9,80 Euro): 1. Kleines Sekten-Handbuch 2. Kleines Kirchen-Handbuch 3. Kleines Ökumene-Handbuch 4. Kleines Endzeit-Handbuch 5. Kleines Katholizismus-Handbuch 6. Kleines Anthroposophie-Handbuch 7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch 8. Kleines Ideologien-Handbuch 9. Kleines Esoterik-Handbuch 10. Kleines Theologie-Handbuch -------Dave Hunt
Gott spielen: die Lust auf Macht Nichts wirkt auf ein Kind so anziehend wie Märchen über magische Mächte. Und wenn man auch aus seinen Kinderschuhen herauswächst, gibt man doch seine kindlichen Träume nicht gänzlich
auf. Diese Träume haben einen Großteil der Motivation für Wissenschaft und Technik geliefert, von Alchimie bis hin zur Atomphysik und der ganzen Spannbreite dazwischen. Die Ambitionen und Wünsche des Menschen sind unbegrenzt. Jene, die an Gott glauben, versuchen sich seine Macht als ihre eigene anzumaßen (wie Satan es tat) oder ihn dazu zu bringen, seine Macht zu ihren eigenen Gunsten einzusetzen (die selbstsüchtigen Motive hinter den meisten Gebeten). In den neuen spirituell-wissenschaftlichen Bewegungen ist der Glaube nicht ein Vertrauen auf und eine e ine Unterwerfung unter den Schöpfergott, sondern »der Schlüssel zur inneren göttlichen Macht … das aktive Instrument, das jeden meiner Gedanken aufgreift und sie alle in der erfahrbaren Welt manifestiert« Die Geschäftswelt folgt den Rattenfängern des Erfolges, deren Seminare dieselben Psychotechniken für persönliche Machterlangung versprechen. Harold Bloom, Autor von The American Religion, meint, dass »für den Amerikaner A merikaner Gott nichts anderes ist als er selbst«. Die Lüge der Schlange aus Eden (das eigentliche Herzstück der okkulten Invasion), der Mensch könne selber ein Gott werden, regiert immer noch die Seele des Menschen. Und wie ließe sich besser unter Beweis stellen, dass der Mensch Gott ist, als durch Realisierung gottähnlicher, übersinnlicher Kräfte? Der Glaube, dass einige begabte Einzelpersonen bereits derartige Kräfte beherrschen, sorgt dafür, dass Handleser, Medien und Gurus im Geschäft bleiben. Psychology Today schrieb: »Dionne Warwicks ›Netz der Psychofreunde‹ verzeichnet monatlich 4 Millionen Telefon-Minuten á 3,99 US-Dollar und feierte im letzten Frühjahr [1996] seinen zehnmillionsten Anrufer.« Die Hoffnung auf magische Heilmittel nährt den alternativen Gesundheitstrend und führt dazu, dass Tausende, bei denen unheilbare Krankheiten diagnostiziert wurden, den »Wunderheilungen« nachjagen, die mit geheimnisvollen Produkten, fernen Klinken und Psychochirurgen erzielt werden sollen. Wie wir gesehen haben, posaunt niemand die Illusion unendlichen Potenzials überzeugender umher als Deepak Chopra. Sein monatliches Rundschreiben trägt den Titel »Unendliche Möglichkeiten für Körper, Geist und Seele«. Unendliche? Nur Gott ist unendlich. Also ist der Mensch Gott. Ebenso wenig stirbt das inbrünstige Verlangen aus, dass diese grenzenlosen Kräfte zum Alltag des menschlichen Lebens gehören. Norman Vincent Peale behauptete, die Bevollmächtigung des Menschen könne realisiert werden, wenn man Gott als Energie visualisiert (»Gott ist Energie«, sagt Peale) und diese »Energie« einatmet. Wenn Gott die Energie ist, die diesem Universum zugrunde liegt, dann kann der Mensch sein eigener Gott werden, indem er diese Energie zu beherrschen lernt. Das ist genau das, was die Schlange zu Eva sagte. David Spangler, Mitbegründer von Findhorn, erklärt ohne jeden Anflug von Ironie oder Scham: »Das Wesen, das den Menschen zum Erreichen dieses Punktes [der Gottheit] verhilft, ist Luzifer … der Engel der menschlichen Evolution.« Weiterhin besteht diese illusorische Hoffnung, dass irgendwo in jedem von uns eine unendliche Kraft verborgen liegt. Diese Fantasie hat die d ie New-Age-Bewegung hervorgebracht, die daran festhält, dass das menschliche Potenzial unbegrenzt ist – wenn wir nur der Bindung an das negative, fundamentalistische Denken entfliehen können, das uns davon abhält, diesen sagenhaften »höheren Bewusstseinszustand« zu erreichen, mit dem wir uns all unsere innewohnenden Kräfte nutzbar machen könnten. Der Dalai Lama meint dazu: Vom buddhistischen Standpunkt aus betrachtet hat unser Bewusstsein da s Potenzial, alles zu wissen. Aufgrund von Blockaden sind wir gegenwärtig nicht imstande, alles zu wissen. Doch durch die allmähliche Entfernung dieser Blockaden ist es letztlich möglich, alles zu wissen. Das ist reinster Unsinn, den der Dalai Lama selbst nie aufzeigen konnte – obwohl er behauptet, Gott zu sein. Und doch glauben Millionen weiterhin an ihn.
Eine Schlüsselfrage Die Wissenschaft hat von ihren Anfängen in Alchimie und Zauberei an nach unbegrenzter Macht gestrebt. Die Magie machte im Abendland Stück um Stück dem Materialismus Platz und die Wissenschaft versuchte erfolglos, die Menschheit vom Aberglauben zu befreien. 70 Jahre des aufgezwungenen Atheismus und Materialismus in der Sowjetunion schafften es nicht, den angeborenen Glauben an irgendetwas jenseits des Materiellen auszutilgen. Als der Eiserne Vorhang gefallen war, feierten die befreiten Bürger der exkommunistischen Länder Osteuropas unverzüglich eine spirituelle Orgie und öffneten sich jeder Sekte und Religion. Vormals undenkbare Sendungen wie »Gedanken zur Ewigkeit: Moralpredigt am Sonntag« wurden zu sofortigen Erfolgsschlagern im Sowjet-Fernsehen, ebenso wie Wahrsager und Heiler. Die Wissenschaft ist nun zur Überzeugung Üb erzeugung zurückgekehrt, dass es ein immaterielles Universum gibt, ein Universum, das von Geistwesen bewohnt wird und Kräfte enthält, die unser Vorstellungsvermögen übersteigen. Die Erkundung dieser neuen Grenze wird allen Ernstes vorangetrieben von der übersinnlichen Forschung (Parapsychologie) an führenden Universitäten (Labor für Bewusstseinsforschung an der Universität von Nevada, Forschungslabor für technische Anomalitäten in Princeton usw.) und unabhängigen Labors wie z. B. SRI und das Institut für noetische Wissenschaften. Man glaubt, Bewusstseinserweiterung sei die Tür zu diesem »anderen Universum« und der Schlüssel zur Entwicklung übersinnlicher Kräfte. Um diese Tür mit aller Gewalt durch Bewusstseinsforschung zu öffnen, hat die US-Regierung wieder Experimente mit psychedelischen Drogen wie LSD, MDMA (Ecstasy), DMT (eine Droge, die natürlichweise im menschlichen Gehirn vorkommt), Peyote (aus einer Kaktusblüte) und P silocybin (aus den »heiligen Pilzen«). Der Arzt Larry Dossey, Autor des Buches Heilende Worte – die Kraft der Gebete und die Macht der Medizin, ist überzeugt: »Wenn die Geschichte des Bewusstseins im 20. Jahrhundert geschrieben wird, werden die gegenwärtigen Forschungen über die Macht des Geistes über die Materie den wichtigsten Wendepunkt markieren.« »Die Macht des Geistes über die Materie« und »geistige Herrschaft« über den Geist anderer sind seit Jahrtausenden die Träume von Okkultisten. Die Wissenschaft unterstützt diese Möglichkeit nun offensichtlich. Psychology Today gibt zu, dass jetzt »offenbar der menschliche Wille ausreicht, um Maschinen zu steuern – sogar auf weite Entfernung, wo keine Einflussnahme möglich erscheint.« Dean Readin, Leiter der d er Bewusstseinsforschung in Nevada, behauptet: »Die Bewegung der Gedanken wirkt sich auf die Materie aus. Das beeinflusst alles, was man sich vorstellen kann, einschließlich den Geist selbst.« Beeinflusst wirklich ein menschlicher Geist Materie oder den Geist anderer? Oder könnte es sich um einen nichtmenschlichen Geist handeln, womöglich eine dämonische Manifestation unter dem Deckmantel menschlichen Potenzials? Könnte alles nur ein Trick sein, der den Menschen überzeugen soll, dass Satans Angebot der Vergöttlichung die Wahrheit ist – um den Menschen letztlich zu versklaven?
Auf der Suche nach der inneren »Gotteskraft« Eine der Anführerinnen der okkulten Invasion im Abendland war Alice A. Bailey. Bis zu ihrem Tod vor ca. 40 Jahren war sie der wichtigste »Channel« für Djwhal Khul, den tibetischen Meister, der ihr etwa 20 Bücher diktiert hat und dessen Lehren Robert Muller und viele weitere Führungspersonen anhängen. Erstaunlicherweise stellen Khuls Diktate durch Bailey eine exakte Vorlage der okkulten Invasion dar, wie sie sich tatsächlich vollzieht. Baileys Schriften wurden ursprünglich von der Lucifer Publishing Company herausgegeben, die jetzt als Lucis Trust bekannt ist und eng mit der UNO zusammenarbeitet. Ihr Rundbrief World Goodwill Newsletter
erklärt: »Die avantgardistische Psychologie bestätigt ein erstaunliches menschliches Potenzial, welches, wenn es gefördert wird, zu Bewusstseinszuständen Bewu sstseinszuständen führt, die seit eh und je als göttlich bezeichnet werden.« Können diese Bewusstseinszustände dämonischen Wesen ermöglichen, die Kontrolle zu übernehmen und die Opfer zu täuschen? In Ignoranz dieser Möglichkeit erstrebt die Parapsychologie den wissenschaftlichen Nachweis einer göttlichen Macht des menschlichen Geistes, die auf übersinnliche Weise Krankheiten diagnostizieren und heilen kann, Computer versagen lässt, »sieht«, was an fernen, geheimen und u nd verborgenen Orten geschieht und sogar materielle Gegenstände aus großer Distanz bewegt. In den 30er Jahren fing J. B. Rhine, der Vater der amerikanischen Parapsychologie, mit der übersinnlichen Forschung an. Heute haben zahlreiche Laborexperimente (die rund um die Welt wiederholt wurden) nachgewiesen, dass Geist etwas vom organischen Gehirn Getrenntes ist und dass er scheinbar imstande ist, physikalische Kräfte und Gegenstände auf eine Weise zu beeinflussen, die nicht durch Naturgesetze erklärbar ist. Wir haben beiläufig darauf hingewiesen, dass die USA und andere Regierungen eifrig die Entwicklung übersinnlicher Kräfte anstreben, um sie zu Spionagezwecken, zur Verteidigung und sogar zur offensiven Militärmacht einzusetzen. Die volle Wahrheit über diese Programme bleibt ein streng gehütetes Geheimnis. David Morehouse, der an einem CIA-Programm beteiligt war, behauptet, dass er »acht Monate lang acht Stunden täglich darauf trainiert wurde … Raum und Zeit zu übersteigen, um entlegene Menschen, Orte und Dinge zu erreichen … um sich in der Zeit vorwärts und rückwärts zu bewegen … usw.« Psychology Today kommentierte: »Obwohl die CIA behauptet, das Programm [Star Gate] aufgegeben zu haben … glauben Morehouse und seine Fernwahrnehmungs-Kollegen … dass die Regierung … Personen in »Fernbeeinflussung« trainiert, d. h. im Zugriff auf einen anderen menschlichen Geist, um diesem Schaden zuzufügen … Morehouse sagt, dass im Golfkrieg Tele-Beeinflussung gegen Saddam Hussein eingesetzt wurde. »Später sah ich ihn in CNN, wie er die USA beschuldigte, ihn durch übersinnlich Begabte anzugreifen.« Obwohl Skeptiker den löffelverbiegenden Telekinetiker Uri Geller als Schwindler bezeichnen, investieren SRI und andere Wissenschaftler viel Zeit und Mühe in die Untersuchung seiner Kräfte und sind zu dem Entschluss gekommen, dass irgendwelche unerklärlichen Mächte dabei am Werk sind. »Unter den prüfenden Augen der Wissenschaftler hob er [mit seiner Geisteskraft] Videobänder in die Höhe, erhöhte die Masse von Gewichten und erzielte beim Würfeln bei 8 von 10 Versuchen die vorgegebene Zahl.« Schamanen und Medien würden sagen, dass derartige Mächte von Geistwesen stammen, sind sich aber nicht darin einig, was die Identität dieser Geister betrifft. Wie die meisten Menschen mit übernatürlichen Kräften glaubt Uri Geller, dass es sich um normale Kräfte des menschlichen Geistes handelt und dass »wir früher die volle Verfügung über unsere Geisteskraft hatten, aber … viele der einstigen ei nstigen Fähigkeiten vergessen haben.« Hohn Randolph Price gründete die »Quartus-Stiftung für spirituelle Forschung«, die sich mit der »Göttlichkeit des Menschen« beschäftigt. Ohne mit der Wimper zu zucken nennt Price das erklärte Ziel der Stiftung: »Kontinuierlich die Wahrheit zu dokumentieren, dass der Mensch ein spirituelles Wesen ist, das alle Kräfte des spirituellen Bereiches besitzt … Gott hat sich in Individuen manifestiert, und wenn der Mensch seine wahre Identität erkennt, wird er zu einem Meistergeist, der über die materielle Welt herrscht.«
Wieder »Gott« werden Scientology lehrt, genau wie der Hinduismus, dass wir Götter sind, die vergessen haben, wer sie sind und es nötig haben, unsere magischen Kräfte aufs Neue zu entdecken. Gleiches gilt für Yoga: Dessen Ziel ist die »Selbstverwirklichung« – der Bewusstseinszustand, in welchem wir erkennen, dass wir Götter sind, die einfach ihre Identität vergessen haben. Wenn wir Götter sind, die vergessen haben, wer sie sind, wozu wäre es dann überhaupt nützlich, wenn wir uns an unsere wahre Identiät »erinnern«? Würden wir sie nicht aller Wahrscheinlichkeit nach wieder vergessen? Als Shirley MacLaine auf dem Höhepunkt ihrer New-Age-Popularität war, erzählte sie ihren leichtgläubigen Anhängern in überfüllten Seminaren: »Erinnern Sie sich nur, dass Sie Gott sind, und verhalten Sie sich dementsprechend.« Der gesunde Menschenverstand erhebt sofort Protest: Bloße Menschen haben überhaupt nicht die Möglichkeit, sich wie Gott zu verhalten – und Shirley selbst war dazu nicht imstande. Wenn wir Gott sind, warum nehmen wir dann diese Rolle nicht bereits ein? Und warum sollte Gott es nötig haben, Geld für ein Seminar auszugeben, um herauszufinden, wer er ist? Würde er das nicht ebenso gut wissen, ohne dass es ihm gesagt wird? Die Lüge ist so ungemein absurd! An das Ausmaß dieser unglaublichen Verblendung reicht nur der alles überragende Stolz heran, der sie vorantreibt und zum Glauben daran motiviert. Wir sind bereits auf den Psychiater M. Scott Peck eingegangen, seine angebliche Hinwendung zum Christentum und auf die Zustimmung und Anerkennung, die er unter führenden Evangelikalen findet, die es eigentlich besser wissen sollten. In seinen Interviews mit den Zeitschriften Playboy, Newsweek und New Age Journal und bei seinem Auftritt in der Oprah Winfrey Show hat Peck Aussagen getroffen, die sicherlich jedem angeblichen christlichen Glauben widersprechen. Außerdem verbreitet Peck die Lüge der Schlange: »Einfach ausgedrückt ist unser Unbewusstes Gott. Gott in uns … Da das Unbewusste Gott ist … können wir ferner das Ziel des spirituellen Wachstums definieren als die Erlangung der Gottheit durch das unbewusste Selbst … völlig und gänzlich Gott zu werden … eine neue Lebensform Gottes … Gott möchte, dass wir er selbst werden (oder sie selbst oder es selbst). Wir wachsen auf die Gottheit zu. Gott ist … die Quelle der Evolutionskraft und … das vorgegebene Ziel.« In ähnlicher Weise erklärte Norman Vincent Peale, dass wir im Gebet nicht mit unserem Schöpfergott reden, sondern mit »dem großen Faktor in uns selbst, dem tiefen Unterbewusstsein«. Der Psychologe Carl Rogers nannte das Selbst den »inneren Gott« und sprach sich für die Anbetung an dessen Altar aus. Seitdem Satan mit dieser Fantasie Eva belogen hat, haben Geistwesen immer wieder versucht, sie erneut vorzubringen. Sie ist das Herzstück von fernöstlicher Meditation und Mystizismus. Alan Watts, ein ehemaliger Priester der Episkopalkirche und jetziger Zen-Buddhismus-Meister, Ze n-Buddhismus-Meister, meinte: »Die Anziehungskraft des Zen ist, wie bei jeder anderen fernöstlichen Philosophie, dass es … eine ausgedehnte Region enthüllt … wo zumindest das Selbst nicht von Gott unterscheidbar ist.« Ramtha erklärt: »Wir haben das Universum erschaffen. Wir haben die Sterne gemacht … [aber] nach Tausenden von Inkarnationen haben wir, wi r, die Götter des Lichts, vergessen, wer wir sind! Wir erinnern uns nicht mehr, dass wir das Universum erschaffen haben … Wir müssen aufhören, uns über Recht und Unrecht zu sorgen … und Gott lieben, wie wir uns selbst lieben … Wir haben die Macht, die Alterung umzukehren und in unseren jetzigen Körpern für immer zu leben … jede Krankheit zu heilen, sogar eine Gliedmaße nachwachsen zu lassen, wenn sie amputiert werden musste. Was hält uns davon ab? Es ist unser ›verändertes Ego‹, der ›Antichrist‹ in uns, der uns ständig sagt, dass wir nicht Gott G ott seien.« Aha, die Bibel wird also auf den Kopf gestellt!
Der »Gott«, der Neale Donald Walsch den aktuellen Bestseller Dialogue with God (»Dialog mit Gott«) diktierte, sagte, dass wir alle »bei der Geburt Götter und Göttinnen sind … Was ich bin, bist auch du …« Die Dummheit und unverfrorene Gotteslästerung dieses »Dialogs« wird nur noch von den Egos übertroffen, die einen derartigen Wahnsinn bereitwillig glauben. Walsch, der »Gott«, der nicht weiß, dass er »Gott« ist, bekommt von »Gott« gesagt – wie merkwürdig! – dass es ihm viel Mühe abverlangen wird, zu erkennen, wer er wirklich ist: »Eines sollte klar sein … [du musst] deinen ganzen Verstand, deinen ganzen Körper, deine ganze Seele dem Prozess der Erschaffung des Selbst im Bild und im Abdruck Gottes [widmen]. Das ist der Prozess der Selbstverwirklichung, über den fernöstliche Mystiker geschrieben haben.« Rama, in den 80er Jahren einer der beliebtesten Gurus von Hollywood, lockte seine Anhänger mit dieser Absurdität: »Wenn du einen Fehler begangen hast, denke stets daran, dass du Gott bist. Gott macht keine Fehler. Gott macht nur Erfahrungen.« J. Z. Knight erklärt: »Gott ist in jeder j eder einzelnen Person … jeder ist göttlich. Diese unglaubliche Erkenntnis schafft einen Menschen, der … entsprechend dem [lebt], wovon er fühlt, dass es richtig ist.« Dass auch bekennende Evangelikale dieser Lüge Glauben geschenkt haben, ist traurig, aber wahr. Und diese leichtgläubige Akzeptanz breitet sich vor allem in der »Glaubens«-Bewegung und in charismatischen Kreisen aus. »Ihr werdet Götter sein« Wie Finis Dake in seinem Buch God’s Plan for Man (»Gottes Plan für den Menschen«) behauptet auch Benny Hinn, dass Adam und Eva Superwesen waren, die schneller und höher fliegen konnten als Vögel, sogar in den Weltraum, und besser schwimmen und tauchen konnten als die besten Fische: »Adam war … der erste Supermann … mit einem Gedanken war er auf dem Mond … er konnte tauchen, ohne in Atemnot zu geraten, und das Gleiche gilt für seine Frau … sie waren beide Superwesen.« Andere Führungspersonen des Positiven Denkens machen folgende denkwürdigen Aussagen: »Der Mensch wurde von Gott dazu konzipiert oder erschaffen, um der Gott dieser Welt zu sein (Robert Tilton, Kenneth E. Hagin, Charles Capps). »Sie haben dieselbe Fähigkeit [wie Gott], die in Ihnen liegt oder wohnt.« (Charles Capps). »Wir alle verfügen über die Fähigkeiten Gottes« - »Wir sind in Gott; das macht uns zu enem Teil Gottes.« Kenneth Copeland). »Gott hat uns … zur selben Klasse von Wesen gemacht, denen er selbst angehört … Gott hat etwas von sich selbst genommen … und es in den Menschen hineingelegt … Der Mensch war Herr. Der Mensch lebte unter denselben Umständen wie Gott … Das ist das Ende der Schwachheits-Botschaft!« (Kenneth E. Hagin). »Wussten Sie schon, dass Gott es vom Beginn der Zeiten an im Sinn hatte, sich selbst zu reproduzieren …? Wer sind Sie? … der Ausdruck von allem, was Gott ist … Und wenn wir uns hier gegenüberstehen, Bruder, dann sehen Sie nicht n icht Morris Cerullo an, sondern Gott!« G ott!« (Morris Cerullo). Der führende Satanist Michael Aquino sagte in einer Fernsehsendung im Brustton der Überzeugung: »Wir sind nicht Diener irgendeines Gottes; wir sind unsere eigenen Götter!« Mit zumindest teilweiser Zustimmung beharren Kenneth Copeland und Paul Crouch (wie Shirley Mac-Laine) im TBN-Fernsehen darauf, dass sie wirklich Götter sind. »Sie sind ein kleiner Gott«, verkünden Copeland und Hinn auf TBN. »Ich bin ein kleiner Gott!«, frohlockt Paul Crouch in
einem internationalen Fernsehsender und verdammt alle »Ketzerjäger« zur Hölle, die sagen, diese Lehre sei nicht biblisch. Rodney R. Romney, Pastor einer Baptistengemeinde, glaubt und lehrt fast das gesamte Spektrum des Okkultismus, das wir bisher beleuchtet haben. In seinem Buch Journey to Inner Space: Finding God-in-Us (»Reise in den inneren Kosmos: Gott in uns finden«) schreibt Romney: »Gott kennen, Gott lieben und Gott verstehen bedeutet letztlich die eigene Gottheit erkennen.« Auch nachdem wir es in unserem Buch Die Verführung der Christenheit kritisch unter die Lupe genommen hatten, wurde es neu aufgelegt, samt aller unveränderten Irrlehren. In dem Teil des Buches, den er seinen Angaben zufolge »durch Zuhören von einer höheren Quelle empfing«, berichtet Romney diese »Worte von Gott«: »Durch Gebet und Meditation vereint sich die individuelle Göttlichkeit Ihres Wesens mit der Allwissenheit und der Mikrokosmos wird eins mit dem Makrokosmos … dieser heilige Ort Ihrer inneren Erkennt¬nis … ist das Sprungbrett zu den Sternen.« Die Lehre, der Mensch sei Gott, ein Gott oder Gott gleich und der Glaube sei eine Kraft, die gemäß bestimmter Gesetze wirke, unterscheidet sich nur geringfügig vom Atheismus. In beiden Fällen geht man davon aus, dass es im Universum kein Wesen über dem Menschen gibt. Gleiches wird im New Age angenommen. Auch die Freimaurerei fördert in ihren geheimen Ritualen diese zentrale Lüge der Schlange. Rex R. Hutchens, Freimaurer des 33. Grades, sagt in seiner Erklärung des 18. Grades mit Genugtuung: »Die ältesten Mythologien sprechen von Menschen, die Götter schufen.« In der Vorlesung zum 23. Grad lobt Albert Pike Pythagoras, weil er »die Notwendigkeit [gelehrt hat], dass persönliche Heiligkeit den Menschen für seine Zulassung für die Gesellschaft der Götter qualifiziert«. Das Ritual zum 31. Grad bestimmt, ob es dem Kandidaten »gebührt, unter den Göttern zu wohnen«. Das Geleit des Kandidaten ist der ägyptische Gott Horus. Dessen Mutter Isis kommt als Erste zu Wort. Schließlich berichtet der Gott Thot, »dass eine Mehrheit den d en Mann für würdig erachtet, bei den Göttern zu wohnen«. Auch Osiris erteilt noch seine Zustimmung, indem er »das letzte Urteil liefert«. Die Mormonen haben ihre eigene Variation dieses Themas: »Wie der Mensch heute ist, war Gott einst; wie Gott heute ist, kann der Mensch einst werden.« Der »Gott« der Mormonen ist ein erhöhter Mensch, der – wie der Kandidat in der Freimaurerei – die Gottheit unter großer Anstrengung erreichte. Und jeder männliche Mormone hofft, dasselbe zu erlangen. 1974 erklärte der damalige Präsident der Mormonen, Spencer W. Kimball: »In jedem von uns steckt das Potenzial, ein Gott zu werden … Der Mensch kann sich selbst transformieren … er hat den Samen der Gottheit in sich, der aufgehen kann. Er kann sich selbst an seinen eigenen Schnürsenkeln nach oben ziehen.«
Auf der Spur der Schlange Die Grundlage des Okkultismus, Heidentums, Hinduismus und der New-Age-Bewegung ist das Versprechen der Schlange an Eva, dass sie wie Gott werden könne. Die Ausgabe von Januar 1931 der Zeitschrift The Occult Digest D igest enthielt einen Artikel mit der de r Überschrift: »Das göttliche Selbst erwecken.« Den Lesern wurde versichert: »In Ihnen steckt alle Macht des Universums – alle Liebe, alle Weisheit, alles Leben.« Die Zeitschrift bezeichnete diese Macht als »Schlangenkraft«, was sicherlich treffend ist. Dieselbe Lüge durchzieht die Themen des größten Teils der Science Fiction. Gene Roddenberry, der mittlerweile verstorbene Schöpfer der Star-Trek-Filme und Enterprise-Serien, »wuchs in einem baptistischen Elternhaus auf … war bei einer christlich-baptistischen Jugendvereinigung … [aber] sprach negativ von allen Religionen, insbesondere vom christlichen Glauben«. Roddenberry war davon überzeugt, »dass die Menschheit ein Gott im Kindheitsstadium ist …
[und] dass er selbst Gott sei«. Nirgends wird die Lüge die Schlange offener gutgeheißen bzw. geehrt wie im Mormonentum. Der Mormonenführer Brigham Young verkündete am 8. Juni 1873 von der Kanzel des Mormonentempels in Salt Lake City: »Der Teufel sagte [Eva] die Wahrheit [über die Gottheit] … Ich gebe Mutter Eva keine Schuld. Um keinen Preis der Welt wünsche ich mir, dass sie nicht von der verbotenen Frucht gegessen hätte.« In scheinbarer Übereinstimmung bezeichnet der Psychologe Rollo May Evas Sünde als felix culpa oder »glücklichen Sündenfall«. Joseph Smith gründete seine Sekte auf das illusorische Ziel, Gottheit zu erlangen. Smith lehrte, dass Materie und Intelligenz schon immer existiert haben und der Aufstieg zur Gottheit sei schon immer erstrebt worden. Deshalb muss es im Mormonentum eine unendliche Zahl von Göttern G öttern geben, obwohl Mormonen behaupten, sie hätten h ätten es nur mit »dem Gott dieser Welt« zu tun – den die Bibel übrigens als Satan identifiziert (2.Kor 4,4). Die geheimen Rituale in den Mormonentempeln sind für männliche Mormonen die ersten Schritte auf den Spuren ihrer Götter auf dem langen Weg zur »Erhöhung«. Der kürzlich verstorbene Mormonen-Präsident Spencer W. Kimball sagte, Christus habe den Mormonen »einen Kodex von Gesetzen und Geboten gegeben, durch den wir Vollkommenheit und schließlich die Gottheit erlangen können«. Wie lange dauert dieses »schließlich«? Joseph Smith deutet an, dass es mehrere Zeitalter bedeuten kann: »Wenn du eine Leiter erklimmst, musst du am unteren Ende beginnen und Schritt S chritt für Schritt höher steigen, bis du oben ankommst; und genauso verhält es sich mit den Prinzipien des Evangeliums: Du mußt mit dem Ersten beginnen und fortschreiten, bis du alle Prinzipien der Erhöhung [zur Gottheit] gelernt hast. Doch nachdem du durch das Tal [des Todes] gegangen bist, wird es lange Zeit brauchen, bis du alles gelernt hast.« Das Mormonentum erfreut sich der Gutheißung Norman Vincent V incent Peales, der 1980 auf der Feier zum 85. Geburtstag Präsident Kimballs eine programmatische Ansprache hielt. Er nannte die Mormonenführer »Männer Gottes … [die] Gottes Werk betreiben … an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen«. Weil Kimball »so tief spirituell« sei, bat Peale ihn: »Würden Sie mich bitte segnen?« Vielleicht lobte Peale als Freimaurer des 33. Grades das Mormonentum so sehr, weil es so viel mit der Freimaurerei gemeinsam hat. Jeder US-Bundesstaat hat eine Oberste Großloge der Freimaurerei und die meisten Großlogen veröffentlichen einen Monitor zur Unterweisung der Mitglieder in den offiziellen Lehren und Praktiken. Folgendes war im Kentucky Monitor zu lesen: »Die drei wirklich großen Rituale der Menschheit sind: das Prajapati-Ritual des antiken Hinduismus, die Messe der christlichen [römisch-katholischen] Kirche und der Dritte Grad der Maurerei. Zusammen bezeugen sie den tiefsten Einblick in die menschliche Seele: dass Gott Mensch wird, damit der Mensch Gott werde.«
Macht, Macht, wer hat die Macht? Anstatt der Äonen der Anstrengung und Rituale, die den Mormonen auf seinem mühseligen Weg zur Gottheit erwarten, bietet Yoga die Selbstverwirklichung (die Erweckung der KundaliniSchlangenkraft) bereits in diesem Leben. Parapsychologen hoffen im Labor zeigen zu können, dass die Kräfte der Gottheit bereits in uns allen wohnen und nur freigesetzt werden müssen. World Goodwill ist zuversichtlich, dass »wir uns erfahren können, wie wir wirklich sind … unser göttliches inneres Selbst … Wir müssen nur an die Göttlichkeit der Menschheit glauben.« Der Experimental- und Parapsychologe Lawrence LeShan kam nach vielen Jahren sorgfältigen
Studiums zu dem Schluss, dass übersinnliche Kräfte unter Laborbedingungen nachweisbar, aber nicht wissenschaftlich erklärbar sind. Er schrieb: »Mit Fortschreiten unserer Erforschung … des Bewusstseins, stellen wir fest, dass die Methoden der Logik und Mathematik … hier nicht brauchbar sind. Sie können einfach nicht darauf angewendet werden«. Sir Arthur Eddington stimmt dem zu. Dieser »größte » größte unter den britischen Astronomen« sagte: »Die Naturgesetze lassen sich auf die unsichtbare Welt nicht anwenden … Alle Versuche, unter Beweis zu stellen, dass diese Kräfte aus dem menschlichen Verstand oder der Psyche hervorgehen, sind gescheitert.« Kann das vielleicht daran liegen, dass sie nicht vom Menschen, sondern aus einer anderen Quelle stammen? Es ist trostreich zu glauben, dass ein Gott der Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und unendlichen Weisheit und Macht das Universum unter seiner Obhut hat. Die Vorstellung hingegen, dass es Milliarden von egozentrischen Göttern gibt, von denen jeder über unendliche Macht verfügt, ist tatsächlich erschreckend. Die Hoffnung, das angebliche unbegrenzte menschliche Potenzial zu verwirklichen, ist für den Einzelnen aufregend, doch der Gedanke, dass auch jeder andere über dieselbe Macht verfügen kann, verwandelt den Traum in einen Alptraum. Das Leben würde zu einem entsetzlichen Kampf in einer Welt von miteinander wetteifernden Zauberern. Denken wir an den Terror unter Angehörigen primitiver Kulturen, die tief im Schamanismus verstrickt sind. Solche gibt es heute nicht nur im Dschungel des Amazonas, sondern auch in »zivilisierten« Ländern wie z. B. Haiti, wo der Schrecken des Voodoo stets gegenwärtig ist, obwohl behauptet wird, er würde nur für gute Zwecke eingesetzt. Welch furchterregender Ort wäre diese Welt, wenn jeder Hans, Kurt und Walter und jede Petra und Ulrike unendliche Gotteskräfte hätten, die sie nach ihrem Belieben einsetzen könnten!
Wunderbare Wahrheit oder schrecklicher Trug? Das Ziel der Parapsychologie ist es, zu beweisen, dass Menschen tatsächlich solche Kräfte haben – dass sie Götter sind, die mit ihrer Geisteskraft ihr eigenes e igenes Universum erschaffen. Jedes Kind weiß, dass das nicht stimmt. Wer spaziert im Sonnenschein, während seine Mi tmenschen um ihn herum, die »negativ denken«, im Regen gehen? Wer fliegt in einem Flugzeug in Sicherheit weiter, während alle anderen Fluggäste samt Crew sich aufgrund ihrer »Imagination« » Imagination« verschworen haben, mit demselben Jet abzustürzen? Und wenn der Glaube eine ihm eigene Schöpferkraft hat, dann müssten die Patienten in den Heilanstalten Riesen des Glaubens sein. Sie glauben an ihre Einbildungen so stark, wie der menschliche Verstand irgend glauben kann, doch ihr Glaube schafft es nicht, die »alternative Realität« ihres Wahnzustandes zu materialisieren. Die Menschheit ist weit we it entfernt von der mentalen Erschaffung einer Realität und kämpft doch darum, die unglaublichen Geheimnisse eines Universums zu entdecken, das so erhaben in seiner Größe und gleichzeitig doch bis ins kleinste Detail derart komplex ist. Somit spiegelt es die Genialität eines Schöpfers wider, dessen Gedanken und kreative Macht die Möglichkeiten des Menschen unendlich übersteigt. Wie kann es sein, dass wir Galaxien erschaffen haben, von denen wir gar nicht wissen, dass es sie gibt, und Schwarze Löcher und eine innere Tiefe von unzählbaren Atomen, die wir ebenso wenig kennen? Die einfache Wahrheit ist, dass natürliche Ereignisse einfach weiter ihren Lauf nehmen, gänzlich unabhängig von den Gedanken eines mickrigen Menschen. Etwas anderes zu denken ist eine solche Torheit, die nur Produkt einer Verblendung durch denselben blinden Stolz sein kann, der Luzifers wahnsinniges Ziel schürte: »Ich will mich dem Höchsten gleichmachen« (Jes 14,14). In Kalkutta vegetieren Millionen von Bettlern in einem trostlosen Dasein und sterben auf den
Straßen. Wie grausam ist es, ihnen zu sagen, dass ihre eiternden Wunden, ihr nagender Hunger und ihre Armut gar nicht wirklich existieren, sondern dass sie ihr Elend durch ihr eigenes »negatives Denken« geschaffen haben! Es gibt kein Leid, keine Krankheit, keinen Tod – man stellt sich nur vor, dass es dies alles gibt. Um die Alltagserfahrungen zu ändern, braucht man nur die Wahrnehmung die¬ser Erfahrungen zu ändern. Das ist sicherlich der grausamste Betrug aller Zeiten.
Gott auf unsere Ebene herabziehen Die meisten Vertreter der Lehre, dass wir unsere eigene Realität erschaffen könnten, vermuten die Existenz eines »universalen Geistes« als Quelle unendlicher Macht und Erkenntnis. Seltsamerweise ist dieser unendliche Geist kein eigenständiger Geist, sondern spiegelt lediglich wider, was wir denken. Das Attraktivste an diesem »Geist« ist, dass er uns nicht für Sünde zur Verantwortung zieht. Niemand brachte diese Illusion klarer zum Ausdruck als Ernest Holmes, Gründer der »Church of Religious Science«: »Durch Denken kann der Mensch alles sinnlich erfahren, was immer er wünscht … Wir sind Partner des Unendlichen … eines »universalen schaffenden Geistes«, der die Eindrücke unserer Gedanken empfängt und dementsprechend handelt. Aufgrund seines eigenen Wesens kann dieser [universale] Geist nicht ohne ein Bild aus den Gedanken [der Menschen] handeln.« Alle »gechannelten Wesen« lehren, als wen sie sich auch ausgeben, dass wir mit unserem Denken unsere eigene Realität erschaffen. »Seth« (gechannelt durch Jane Roberts) erklärt beispielsweise: »Euch ist die Gabe der Götter gegeben; ihr erschafft eure eigene Realität entsprechend eurem Glauben.« Ramtha sagt uns: »Liebe dich selbst, du bist Gott … Wir erschaffen unsere eigene Realität, in deren Rahmen wir uns ausdrücken … und evolvieren.« Klimo erinnert uns wiederum, dass diese Sichtwiese »praktisch identisch ist mit … vielen anderen gechannelten Botschaften.« Denken wir an die urgewaltige Spontaneität, mit der ein Blitz die Stromversorgung einer ganzen Stadt lahm legt, mit der ein Schneesturm Straßen und Flughäfen blockiert oder mit der ein Hurrican Häuser wie Pappschachteln zerlegt – all dies und noch mehr geschieht nicht nur ohne jede Hilfe des menschlichen Geistes, sondern auch trotz aller Flüche und allen positiven Denkens. Vergleichen wir dies nun mit den endlosen Stunden von Seminaren über Selbsthypnose und subliminaler Suggestion, über Meditation und Yoga, den endlosen wiederholten »positiven Bekenntnissen« und all den anderen Anstrengungen, die darauf abzielen, »eine neue Realität zu erschaffen« und doch so wenig Wirkung darin zeigen. Als bei einem der Seminare von Shirley MacLaine ein Kurzschluss einen Stromausfall verursachte, forderte sie ihr Publikum von etwa 1.000 Personen auf, durch konzentrierte Visualisierung das Problem zu lösen. Dieser Versuch, Shirleys Theorie in die Praxis umzusetzen und vorzuführen, scheiterte, und die Meute von Möchtegern-Göttern Mö chtegern-Göttern musste nach Hause gehen, unfähig, das Dunkel zu erhellen.
Mit Visualisierung Gott spielen Wir haben Visualisierung als bedeutendste Okkulttechnik aufgezeigt, mit der man angeblich eine Realität erschaffen kann. Phil Jackson hat sie auf dem College gelernt und sie wurde zu einem höchst wichtigen Teil seiner eigenen »Spiritualität« wie auch der Techniken, die er den Chicago Bulls beibrachte. Yonggi Cho lehrt, dass Gott das Universum erschuf, indem er es zuerst in seinen Gedanken
visualisierte und es dann durch Gedankenkraft manifestierte. Mithilfe der Gesetze der »vierten Dimension« sollen wir, Cho zufolge, zu demselben imstande sein. Cho vertritt nachdrücklich, man könne keinen Glauben haben, wenn man nicht das visualisiert, worum man betet. Durch Visualisierung würden wir das gewünschte Ziel oder Objekt Realität werden lassen. Wie wir jedoch bereits gesehen haben, können wir höchstens den groben Umriss einer Person oder eines Gegenstands visualisieren. Das tatsächliche Gefüge der Zellen und Atome übersteigt unser Vorstellungsvermögen. Unsere Visualisierung kann wohl kaum für die Erschaffung dessen verantwortlich sein, was wir nicht visualisieren können! Bestimmte Formen der Visualisierung sind natürlich legitim, z.B. wenn ein Architekt die Struktur seines Entwurfs vorher visualisiert oder wenn sich ein Leser die Szenerie der Erzählung vorstellt, die er gerade liest. Den Bereich des Okkulten betritt man, wenn man Visualisierung zum Erschaffen von Realität gebraucht oder wenn man Kontakt zu Geistwesen aufnimmt. Dazu gehören auch die »christlichen« Versuche, Jesus bzw. Gott zu visualisieren. Phil Jackson sagt, dass er vor einem Spiel üblicherweise während »45 Minuten Visualisierung zu Hause in seinem Kopf die Bilder der Spieler aufruft und versucht, ›sie im Licht zu umarmen‹ – um sich der pfingstli¬chen Terminologie zu bedienen, wie sie im New Age übernommen wurde«. Wiederum zeigt Phil seine Unkenntnis des christlichen Glaubens. Die Vorstellung des Umarmens in weißem Licht stammt weder aus der Bibel noch aus »pfingstlicher Terminologie«, sondern aus dem Okkultismus.
Ist das Universum ein Hologramm? Die moderne Entwicklung der Holografie liefert eines der wichtigsten »wissenschaftlichen« Argumente zugunsten der Auffassung, dass wir unbegrenzte Wesen mit unbegrenzten K räften sind. Ein Hologramm kann im freien Raum hängen und von allen Seiten betrachtet werden. Primitive Hologramme wurden in der Filmreihe Krieg der Sterne verwendet. Die bemerkenswerte Eigenschaft eines Hologramms ist, dass es in beliebig viele Fragmente zerlegt werden kann und doch jedes davon wieder das ganze Bild enthält. Einige Theoretiker behaupten, die grundlegende Struktur des Universums und all seiner Bestandteile sei holografisch. Wenn das stimmt, ist jeder Mensch ein winziges holografisches Bild des Ganzen und enthält in sich alle Weisheit, Macht und Erkenntnis, die es jemals gab und geben wird. Deepak Chopra erklärt: »Wenn Sie sich selbst untersuchen, werden Sie feststellen, dass wir alle Hologramme sind – alles, was es in der Außenwelt gibt, gibt es auch in uns.« Aus einer Selbsterforschung geht sicherlich nicht hervor, dass wir alle das Universum in uns selbst enthalten. Im Gegenteil – ein wenig Nachdenken reicht schon aus, um sich darüber klar zu werden, dass diese Vorstellung eine Illusion ist. Dessen ungeachtet wurde die Hologramm-Theorie von Topwissenschaftlern To pwissenschaftlern aufgegriffen wie Brian Josephson, einem Physik-Nobelpreisträger. Auf dieser Grundlage geht Josephson davon aus, dass das gesamte Universum – von der innersten Tiefe des Atoms bis zu den fernsten Galaxien des Kosmos – erklärbar und erforschbar ist, indem man durch Yoga sein inneres Selbst erforscht. An diesem Glauben hält er nun schon seit mehreren Jahren fest, aber wir warten immer noch auf einen Nachweis für seine Hypothese.
Und was ist mit »Ihr seid Götter«? Was aber meinte Jesus dann, als er Psalm 82,6 zitierte, wo Gott sagt: »Ich sagte: Ihr seid Götter«? Weil Jesus die Schriftkenntnis der Pharisäer auf die Probe stellte, ließ er den folgenden
Vers aus: »Doch wie ein Mensch werdet ihr sterben.« Das hört sich an, als bestünde ein Zusammenhang zwischen Gottsein und Tod. Wenn Jesus hier die Pharisäer erinnerte, dass Gott gesagt hatte, dass die Menschen bereits Götter sind, rief er sie da¬mit sicherlich nicht dazu auf, Götter zu werden. Wir müssen bis zum An¬fang zurückgehen, nach 1. Mose 3,22, um dort herauszufinden, wann und wo Gott die Menschen als Götter bezeichnete. In diesem Vers sagte Gott: »Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns.« Es war nicht Gott, sondern Satan, der Eva mit der Aussicht auf Göttlichkeit verlockt hatte, und zwar nicht damit, dass sie Gott sein würde, sondern wie Gott. Aha, das ist also die Falle! Es gibt nur einen wahren Gott. Die Götter sind falsch. Sie wollen gern wie Gott sein, sie folgen Satan und haben seinem Versprechen von Göttlichkeit Glauben geschenkt. Diese dämonischen Wesen werden mit Götzendienst angebetet. Paulus schreibt, dass das »einem Götzen Geopferte … die Nationen … den Dämonen opfern und nicht Gott« (1.Kor 10,19-20; Jedes Problem in der Welt von heute kann auf den Sündenfall in Eden zurückgeführt werden, mit dem die Menschheit zu einem Geschlecht von Möchtegern-Göttern wurde. Heute leben etwa 6 Milliarden Exemplare dieses Geschlechts auf der Erde, alle im Konflikt miteinander, alle auf der Suche nach der Macht, ihren eigenen Willen anderen aufzuzwingen. Solange wir nicht auf den Thron unserer »Gottheit« verzichten und durch das Kreuzesopfer Christi mit Gott versöhnt werden, bleiben wir unter Gottes Gericht, weil wir mit Satan und seiner Rebellion gemeinsame Sache machen. Gott warnt uns: Aber der HERR [Jahwe] ist in Wahrheit Gott … Die Götter, die den Himmel und die Erde nicht gemacht haben, die werden von der Erde und unter diesem Himmel verschwinden. Gott legt seinen Finger an die eine Wurzel jedes irdischen Problems: der rebellierende Mensch, der darauf aus ist, ein G Gott ott zu sein und behauptet, er könne mit seinem Geist etwas erschaffen. Und Gott deckt diese Lüge ganz einfach auf: Offensichtlich sind nicht wir es, die Himmel und Erde erschaffen haben, sondern er. Der eine wahre Gott erklärt unmissverständlich, dass alle untergehen werden, die sich als Gott ausgeben, aber nicht den Himmel und die Erde erschaffen haben. Doch Paul Crouch erklärt: Wenn wir nicht »kleine Götter« sind, werden wir uns bei euch dafür vor Zehntausend mal Zehntausend am gläsernen Meer [Offb 4,6; 5,11] entschuldigen.
Orthodoxes Christentum? Wie auch im Katholizismus, besteht der de r Kern der Lehre der orthodoxen Ostkirchen in dem Aufruf, durch kirchliche Rituale und gute Werke zu Göttern zu werden. Der orthodoxe Theologe Daniel B. Clendenin erklärt, dass in der orthodoxen Theologie »Vergöttlichung … der letzte Zweck von Gottes Schöpfung ist«. Er zitiert orthodoxe Heilige, welche sagten, dass wir »durch Vereinigung mit Gott mittels des Glaubens zu Göttern werden«. Diese »Heiligen« erklären weiter, dass »die ›Wissenschaft der Stille‹, Kontemplation und die Verinnerlichung V erinnerlichung des Gebets durch ständige Anrufung des Namens Jesu ebenfalls von höchster Wichtigkeit sind [um Göttlichkeit zu erlangen]«. Außerdem müssen wir »treu die Sakramente empfangen«. e mpfangen«. Ferner »ist das Halten der Gebote Gottes unverzichtbar: ›Letzten Endes machen sie den Menschen zu Gott … die Vergöttlichung‹, zu der wir erschaffen sind«. Vergöttlichung ist ein ausgedehnter Prozess, für den die Kirche und ihre Priesterschaft P riesterschaft absolut unerlässlich sind. Errettung aus Gnade durch Glauben wird leidenschaftlich bekämpft. Papst Johannes Paul II. zeigt seine Übereinstimmung mit den orthodoxen Ostkirchen in diesem Punkt P unkt und erklärt in seinem gefeierten Buch Die Schwelle der Hoffnung überschreiten (das von Evangelikalen in höchsten Tönen gelobt wurde), dass »Heil und Vergöttlichung« des Menschen »der Endzweck seines Lebens« ist. »Der Mensch ›erschafft‹ mit Gott die Welt, der Mensch ›schafft‹ mit Gott sein persönliches Heil. Die Di e Vergöttlichung des Menschen kommt von Gott.« Die Studentenmission »Campus für Christus« hat Katholizismus und östliche Orthodoxie lange als wahres Christentum akzeptiert. Ein ehemaliger Mitarbeiter, de r orthodoxer Priester wurde,
bezeugt: »Während meiner 2½-jährigen Mitarbeit [in der d er Campus-Zentrale] … habe ich uneingeschränkt in der nahegelegenen griechisch-orthodoxen ›St.-Elias‹-Pfarrei mitgemacht … Campus hat mich zu meiner aktiven Beteiligung ermutigt.« Frank Schaeffer (Sohn von Francis und Edith Schaeffer) widmet die Geschichte Geschi chte seiner Konvertierung zur orthodoxen Kirche mehreren ehemaligen Campus-Mitarbeitern, die jetzt orthodoxe Priester sind und die ihn in die orthodoxe Kirche geführt haben. Schaeffer stellt immer wieder heraus, dass er den evangelikalen Glau¬ben, in dem seine bekannten Eltern ihn erzogen, als falsche Religion ablehnen musste, damit er den katholischorthodoxen Glauben annehmen konnte. Die biblische Lehre der Evangelikalen von der Wiedergeburt bezeichnet er jetzt als »bedeutungslose … magische, Wunderkugel-Instant-Lösung für Sünde«. Er schreibt, wir werden nicht n icht gerettet durch »den Glauben, dass Christus am a m Kreuz für uns starb, [sondern] durch unser Ringen darum, wie Christus zu werden … Wir werden allmählich gerettet, und zwar in dem Maße, wie wir vergöttlicht werden«.
Unabhängigkeit und Macht aus der Hand vom »Gott dieser Welt« Satans hauptsächliche Taktik in der Rebellion gegen Gott ist nicht die Förderung des Atheismus, sondern die Förderung einer falschen Religion. Wenn Satan prahlt: »Ich will mich dem Höchsten gleichmachen« (Jes 14,14), erkennt er damit die Existenz E xistenz Gottes an, aber erhöht sich gleichzeitig selbst auf dieselbe Ebene. Satan ist tatsächlich »der Gott dieser Welt« geworden ge worden (2.Kor 4,4). Mit dem stolzen Köder von Macht und Erfolg bringt er weit mehr Seelen in die Verdammnis als durch einen Abweg in die Gosse. Er versuchte Eva nicht mit Alkohol oder Greueltaten, sondern mit der Aussicht, wie Gott zu werden. Satan beabsichtigt nicht zu beweisen, dass Christus niemals existiert habe. Sein Ziel ist es, seinen eigenen Mann, den Antichristen, dahin zu bringen, als Christus angebetet zu werden. Ein pervertiertes pe rvertiertes »Christentum« ist Satans höchstes Ziel. Für uns ist es demütigend zuzugeben, dass wir Sünder sind, die auf das ewige Gericht Gottes zusteuern, völlig außer Stande und unwürdig, u nwürdig, uns selbst zu erretten oder irgendetwas zum Verdienst unseres Seelenheils beizutragen. Wir müssen die Errettung als für uns kostenfreies Geschenk der Gnade Gottes annehmen. Das sagt das Evangelium. Für den Menschen ist das folgende Konzept jedoch weit attraktiver, das sich zahlreiche Gruppen angeeignet haben, die Millionen von Menschen als globale Bürger einer neuen Welt vernetzen wollen: Wer nach einem Heiland Ausschau hält, kann einen solchen finden, wenn er in den Spiegel blickt. Steuern Sie Ihren Teil bei, helfen Sie anderen zu wachsen, indem Sie praktische Spiritualität vermitteln, und die anderen werden erkennen, dass der Heiland und Erlöser im Herzen jedes Menschen wohnt. Und wenn dann jeder Einzelne die Energiestrahlen freisetzt und auf den Flügeln der Liebe dahinschwebt, wird alles neu werden. Das ist der praktische Weg der Erlösung. Die Worte Heiland und Erlöser sind dem christlichen Glauben entlehnt, doch ist ihnen eine Bedeutung verliehen worden, die dem biblischen Evangelium von Jesus Christus diametral entgegengesetzt ist. Margaret R. Stortz, praktizierende Science-of-Mind-Anhängerin, schreibt: »Die Aufgabe des Praktizierenden an denen, die sich kraftlos fühlen, ist … ihnen zur Erkenntnis ihrer eigenen Kraft zu verhelfen … und zu entdecken, dass ihnen wirklich gilt: ›Was du dir vornimmst, das wird dir gelingen …‹« Der Prophet Jeremia verkündete jedoch: »Wer ist es, e s, der da sprach, und es geschah, und der Herr hat es nicht geboten?« (Kla 3,37). Nirgends lehrt die Bibel, dass irgendein Mensch sich etwas vornehmen kann, was er sich wünscht, und durch Befolgen eines universalen Gesetzes, durch Positives Denken oder Aussprechen eines »positiven Bekenntnisses« den Wunsch Wirklichkeit werden lassen kann. Diese Illusion ist jedoch allen okkulten Systemen gemein und wird von den Hagins, Copelands, Chos und anderen Führern des »positiven Bekenntnisses« dogmatisch gelehrt.
»Ich möchte unabhängig sein von Menschen … und Umständen. Ich möchte, dass meine Wirklichkeit aus meinem Inneren orchestriert wird«, sagte Deepak Chopra. Doch selbst er, der Experte, der diese Illusion anderen lehrt, kann seine Theorien nicht zu seinem eigenen Nutzen zum Funktionieren bringen. Weit entfernt davon, seine eigene Wirklichkeit aus seinem Innern zu erschaffen, ist Chopra wie jeder andere auch von Problemen von außen bedroht, die ihn irritieren. Er zettelte eine 10-Millionen-Dollar-Klage gegen Parteien an, die sich seiner Behauptung nach verschworen hatten, ihn zu diffamieren. d iffamieren. Später sagte er: »Vielleicht sollte ich aufgeklärt genug sein, um darüber zu stehen.«
Die Quelle der Kraft Lawrence LeShan arbeitete »mit dem Medium Eileen Garrett und beobachtete sie wiederholte Male unter den sorgfältigsten wissenschaftlichen Bedingungen bei der Herbeiführung paranormaler Phänomene«. Er war von ihrer Echtheit überzeugt, ü berzeugt, aber er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte – und sie wusste es auch nicht. Garrett unterzog sich wissenschaftlichen Tests in Paris und Rom, in Cambridge und Oxford, an der Columbia University und John Hopkins Medical School sowie bei J. B. Rhine und hoffte verzweifelt auf einen Beweis, dass es sich bei den Geistwesen, die sie in Trance steuerten, lediglich um Segmente ihrer eigenen Psyche handelt. Stattdessen wiesen alle Indizien darauf hin, dass es eigenständige, von ihr unabhängige Persönlichkeiten sind. LeShan sagte: «Hier hatten wir es mit einer der herausragendsten übersinnlich Be¬gabten zu tun, die der Wissenschaft jemals bekannt war, eine zutiefst ernsthafte Frau, die die letzten 30 Jahre ihres Lebens ständig zu verstehen versuchte, was es mit ihrer medialen Fähigkeit auf sich hatte, eine Frau, die während dieser 30 Jahre mit jedem Wissenschaftler, der mit ihr arbeiten wollte, fast vollständig unter experimentellen Bedingungen arbeitete und die sagte, dass sie nicht wüsste, ob ihre paranormale Information von Totengeistern stammt oder auf Telepathie zurückgeht«. Ira Progoff, der gefeierte Psychotherapeut (der wesentlich zur Entstehung des Buches God Calling beigetragen hat), machte mit Garrett zahlreiche Te sts. Er unterzog sowohl »Uvani« als auch »Abdul Latif« – ihre beiden wichtigsten Kontrollgeister, die unter Hypnose Besitz von ihr ergriffen hatten und gegen ihren Willen weiterhin durch sie sprachen – einer Psychoanalyse und führte lange Dialoge mit zwei »Göttergestalten« durch, Tahoteh und Ramah, von denen Garrett ebenfalls besessen war. Progoff kam zu dem Schluss, dass er »das Gottesprinzip erreicht habe, das in uns allen ist«. Eileen Garrett war von einer Reihe von Geistwesen besessen, die sogar ihre Stimmbänder benutzten, um in antiken Sprachen zu sprechen, die sie überhaupt nicht kannte. Aufgrund der von ihnen vorgebrachten Lügen glauben wir, dass sie Dämonen sind, genau wie alle anderen Wesen, die satanische Illusionen channeln. Der klassische Horrorfilm Der Exorzist basierte auf einer wahren Geschichte von dämonischer Beses¬senheit, die sich mittels eines Ouijaboards ereignete. J. B. Rhine hatte sich mit dieser Geschichte befasst und sie als das »beeindruckendste« Poltergeist-Phänomen erklärt, das er je erlebt habe. Dies ist jedoch eine Möglichkeit, derer sich die Parapsychologen keineswegs stellen wollen. Die dämonischen Wesen, die durch du rch das Angebot »übersinnlicher« Kraft die Herrschaft über die Menschheit erstreben, werden sich als alles Mögliche ausgeben, von Totengeistern über Aufgestiegene Meister bis hin zum Universalen Geist des eigenen »höheren Selbst«. Letztendlich wollen sie jedoch, dass jeder glaubt, dass es sich dabei um Mächte des menschlichen Geistes handelt. An früherer Stelle haben wir bereits die Qualen von Jimi Hendrix erwähnt und seine Ängste, dass er von einem Dämon besessen sei. Dennoch konnte er nicht ni cht der Lüge entkommen, dass es doch sein eigener Geist sei. Er sagte: «Dinge wie Hexerei, die eine Form der Forschung ist, und Imagination sind vom Establishment verbannt und als böse bezeichnet worden. Das ist so, weil die Leute Angst haben, die volle Kraft
des menschlichen Geistes herauzufinden.« Natürlich stellt sich kein Parapsychologe vor, dass der menschliche Geist unendliche Kraft hat, wenn er für sich allein arbeitet. Es muss ein Zusammenwirken bestehen. Sogar LeShan oder Progoff würden zugeben, dass Garrett aus einem universalen Geist oder Bewusstsein schöpfen musste, wie Jung es vorgeschlagen hat, oder o der aus irgendeiner universalen Kraft. Worum handelt es sich dabei? Warum kann es nicht ein Dämon sein? Die Manifestation übersinnlicher Kräfte hat selbst Atheisten zum Glauben an eine »höhere Macht« geführt oder an ein »universales Bewusstsein«, dessen Bestandteil der menschliche Geist ist bzw. womit er in Verbindung treten und es nach Bedarf anzapfen kann. Der Psychiater und Psychoforscher W. E. R. Mons bezeichnete es als »die übersinnliche Kraft«. Diese existiert, so glaubte er, jenseits des menschlichen Geistes, sei aber für den Geist verantwortlich. Mons war aber überzeugt, dass diese Kraft »nicht das himmlische Haupt der Kirche oder der Schöpfergott des Alten Testamentes ist … Nicht Gott hat den Menschen erschaffen, sondern die Menschheit Gott.« Die übersinnlich Begabten und Parapsychologen haben eine Mischung aus erstaunlichem Erfolg und Versagen erzielt; sie bekommen die Kraft, nach der sie suchen, einfach nicht in den Griff. Offensichtlich wird übersinnliche Kraft niemals der Kontrolle der damit Begabten unterliegen, sondern wird von jemand anderem a nderem gesteuert. Aufgrund der überzeugenden Indizien glauben wir, dass dieser »andere« Satan ist und dass er pa¬ranormale Kraft allein zu dem Zweck erteilt, um seinen Plan voranzutreiben. Für Satan ist es gleich, ob der Mensch glaubt, er habe diese Macht durch das Zusammenwirken mit einem universalen Geist oder mit anderen Geistwesen. Für ihn ist jede Theorie annehmbar, die den wahren Gott der Bibel verleugnet. Und ebenso ist es dem Menschen mit seiner Machtlust gleich, welche Erklärung richtig ist, solange er sich aufführen kann, als sei er Gott. ------ENGEL UND DÄMONEN – in biblischer und kirchlicher Sicht von Horst W. Beck
I. Das Wirklichkeitsbild des Alten und Neuen Testaments Altes und Neues Testament haben so selbstverständlich ein Wirklichkeitsbild von Engeln und Dämonen, dass es die Wirklichkeitsauffassung aller jüdischen und christlichen Gemeinden bis zum heutigen Tage prägen konnte. Der entmythologisierende Widerspruch ist aufs Ganze gesehen eine Randattacke im Banne säkularistisch atheistischer Ansprüche. So selbstverständlich indessen Engel und Dämonen im Auftrage oder im Widerspruch zu Gott auf menschliches Leben einwirken, so schwer ist es doch, aus den vielen Stellen sehr unterschiedlicher Zeugniszusammenhänge eine Lehre auszubilden. Es ist erst die kirchliche Tradition, die in Engel- und Dämonenwelten systematische Ordnung bringen will. Hier gilt bis zum heutigen Tage, dass allein der biblische Kontrollraum Maßstab sein muß. Engel- und DämonenManifestationen stehen im Zeichen des echten Geheimnisses. Deshalb ist es dem zergliedernden Verstande verwehrt, zu viel wissen zu wollen. Dies gilt freilich auch gegenüber allen berechtigten Fragen, welche gemeinsamen bzw. auch unterschiedlichen Vorstellungen zwischen den Israel und die neutestamentlichen Gemeinden umrahmenden heidnischen
Vorstellungen bestehen. Auch die in der Religionswissenschaft betonte Leitfrage nach den Ursprüngen bestimmter Vorstellungen sind im Zeichen des echten Geheimnisses letztlich irrelevant. Zunächst ist festzuhalten, dass vom Pentateuch (5 Mosebücher) bis zur Johanneischen Offenbarung das Rechnen mit der vermittelnden Macht von Engeln und Dämonen das Schriftzeugnis charakterisiert. Ein letzter Maßstab ist die S tellung Jesu, die belegt ist. Jesus spricht in Gethsemane von den zwölf Legionen Engeln, ein Bild für die unbegrenzte Zahl, die ihm als Macht zu Gebote stünden (Mt 26,53).
II. Jesus und die Engel In der Versuchungsgeschichte treten die Engel zu ihm und dienten ihm. Jesus kündigt an, dass er mit seinen Engeln zum letzten Gericht erscheinen wird (Mt 4,11 par.). Im Gleichnis vom verlorenen Schaf warnt Jesus, die Kleinen, Klein en, die Gefährdeten oder Verirrten der Gemeinde zu verachten. Denn: "Ihre Engel in den Himmeln schauen allezeit das Angesicht meines Vaters in den Himmeln" (Mt 18,10.). Engel, die das Antlitz Gottes sehen, sind zur Zeit Jesu geläufig als besonders hervorgehobene Engel. Die großen Engel bringen die kleinen Angelegenheiten der Kleinen und Verachteten unmittelbar vor Gott. Wie unangemessen ist es damit, Wert und Größe des Menschen aus den vordergründig-irdischen Vorstellungen zu bemessen! Von der Aussage Jesu her hat sich zu Recht in der kirchlichen Überlieferung und in der Vorstellung der trotz aller Aufklärungsansprüche biblisch orientierten Christen diese Sicht bis zum heutigen Tage gehalten. Die Engel sind für Jesus Boten und Mittlerwesen, die nicht kraft ihrer Wesensstellung im himmlischen Bereich die letzten Einsichten in Heilsplan und Heilswerk Gottes haben. Über den von Gott gesetzten letzten Tag wissen auch die Engel in den Himmeln nicht Bescheid (Mt 24,36; Mk 13,32). Die Engel bedürfen somit der göttlichen offenbarenden Mitteilung und sind deutlich wie der Mensch in ihrem geistigen und wissenden Vermögen begrenzte Geschöpfe. Auch die Engel sind wie die Menschen auf Hoffnung gestimmte Wesen. "Sogar die Engel wären glücklich, könnten sie einen Blick in sie hinein erhaschen" (1 Petr 1,12). Was auch die Engel zu schauen gelüstet, ist die Verheißung der Vollendung der Schöpfung im Zeichen der Wiederkunft Jesu Christi. Am Jüngsten Tage wird der Sohn des Menschen seine Engel aussenden in die große Ernte. Sie sind die Schnitter. Die Engel sind dem Sohn untertan (Mt 13,39 41.49; 24,31). In seiner irdischen Verhüllung nimmt er diese Macht nicht in Anspruch (Mt 26,53). Nachdem Jesus in der Versuchungsgeschichte den Kampf mit dem Versucher allein durchgestanden hat, treten die Engel zu ihm und dienen ihm (Mt 24,11). Im letzten Gebetsringen in Gethsemane, das Jesus wieder alleine durchkosten muß, erscheint ein Engel und stärkt Jesus wohl im leiblichen Durchhaltevermögen. Auch in der Versuchungsgeschichte dienen die Engel dem Ermatteten mit Nahrung. Im Lukasevangelium ist, als von Jesus erzähltes Gleichnis, die Bildrede vom reichen Mann und armen Lazarus überliefert. Die Bildzüge erhellen durchaus neben der Hauptabsicht der Erzählung Zusammenhänge im verhüllten Reich der Verstorbenen. V erstorbenen. Engel geleiten den verstorbenen Armen mit Namen Lazarus in den himmlischen Bereich Abrahams. Dieser Bereich wird durch eine unüberbrückbare Kluft von dem Aufenthaltsort der unselig gestorbenen Toten geschieden. Offenbar durchmessen die Engel in ihrer Botenfunktion auch diese Klüfte. Im Streitgespräch mit den Sadduzäern um die Frage nach der Auferstehung vergleicht Jesus die wieder auferstandenen Toten in der neuen Seinsweise mit der Existenzweise der Engel (Mk 12,18 27; Lk 20,27 40). Die Tragweite dieses Vergleiches ist nicht leicht zu ermessen. Im Zusammenhang des Streitgespräches geht es nur um die Aussage einer transzendenten Existenzweise, die die irdisch notwendige geschlechtliche Existenzweise nicht kennt. Die Engel sind Geschöpfe, die sich nicht vermehren. Eine geist leibliche Seinsweise in den himmlischen Sphären lässt den Gedanken von Geschlechtlichkeit, Zeugung und Vermehrung nicht zu. Die
Aussagen Jesu über die Engel sind nicht zahlreich und nie vom Interesse geprägt, über Engel und ihre Seinsweise zu belehren. Auffällig ist vielmehr die problemlose Selbstverständlichkeit mit der Jesus im Gespräch mit den Zeitgenossen die Engel erwähnt. Jesus hat nichts gesagt, was den Juden nicht geläufig gewesen wäre. Die Herausforderung im Gesamtanspruch seiner Vollmacht liegt allenfalls darin, dass er von seinen Engeln spricht und dass sie ihm zu willen sind. Die Realität des Teufels und seiner Engel ist für Jesus nüchterne Gegebenheit, die er zunächst in der Versuchungsgeschichte durchsteht und in seiner Verkündigung und seinem Heilungshandeln voraussetzt. Jesu Heilungshandeln ist ein Widerspruch zu der Bindungs- und Zerstörungsmacht des Satanisch - Dämonischen. Die Dämonen und Teufel müssen vor der Macht Jesu zurückweichen. Die Dämonen, die Menschen besessen halten, proklamieren Jesus als den Sohn Gottes, der auch Macht über sie hat (Mt 8,28 34 par). Bei der Begegnung mit dem besessenen Gadarener fragt Jesus den Besessenen nach seinem Namen. Überraschend antwortet der Dämonsgeist: Legion, denn wir sin d viele. Nach den Evangelienberichten des Markus und Lukas (Mk 5,9; Lk 8,30). tritt der Besessenheitsgeist in die d ie Vielheit auseinander und fährt in die Schweineherde. Legion ist ein Begriff für die Vielzahl. So wie Jesus Legionen von Engeln zu Gebote stünden, so steht ihm das Teuflische in seinen Legionen gegenüber. Nach den neutestamentlichen Berichten und den verwendeten Begriffen ist eine Unterscheidung zwischen Dämonen, unreinen Geistern, Teufeln oder Engeln des Teufels kaum möglich. "Dazu aber ist der Sohn Gottes erschienen: um die Werke des Teufels zunichte zu machen" (1Joh 3,8). Das Heilswerk Jesu ist unbegreiflich ohne den Kampf gegen die diabolische Gegenmacht. In den Endzeitreden des Matthäus (Mt 25,41) spricht Jesus von dem ewigen Feuer, das sein Vater dem Teufel und seinen Engeln bereitet hat. Das Heilswerk Jesu zur Wiederherstellung der gefallenen Schöpfung endet also mit der Ausgrenzung der teuflischen Herrschaft in der unsichtbaren und sichtbaren Schöpfung. Zum Welt und Wirklichkeitsbild Jesu gehören somit die geschaffenen bzw. aus der ursprünglichen Schöpfungsbestimmung gefallenen geistigen Herrschaftshierarchien wesentlich hinzu. Inkarnation und Heilswerk Jesu sind somit nicht allein in der Relation zum Menschen zu fassen, sondern beziehen sich auf die Totalität Schöpfung, die wir nur in der heilsgeschichtlich-sphärischen Gliederung G liederung begreifen. In diesem Zusammenhang: Urgestalt; gefallene Gestalt; vollendete Gestalt.
III. Die Inkarnation des Gottessohnes als Erschließung der Schöpfungsdimensionen Der Mensch sowie der der Eingeborene Gottessohn können abgesehen von den Legionen von willenszentrierten Geistern, d.h. ohne Bezug zu dem Totalraum der Schöpfung, nicht in Lehre gefasst werden: Christologie und Anthropologie. Die Eingeburt des Gottessohnes wird proklamiert durch den Verkündigungsengel Gabriel und die Geburt in Bethlehem durch die den Hirten erschienenen Engelchöre (Lk 2,8 15). Auferstehung und Himmelfahrt werden begleitet durch En¬gelerscheinungen. An den irdisch zeitlichen Rändern der Inkarnation überschneiden sich himmlischer Wesensraum und irdischer Wesensraum: Himmel und Erde vereinen sich beide. Es ist eine auffällige Transparenz, die das Menschsein des Gottessohnes als Geheimnis umrahmt. Jesus spricht bei der Berufung zu Nathanael: "Amen, Amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes Gottes auf und niedersteigen auf den Menschensohn" (Joh 1,51). Der innerste Kontroll- und Kriterienraum, um über Engel, E ngel, Geister und Dämonen Aussagen zu riskieren, ist der maßgebliche Kern aller Schriftoffenbarung: Die Inkarnation des Gottessohnes. Das Eigenzeugnis des Mensch gewordenen Christus sowie die bezeugten Begleitumstände der Trans-Phanien (Erscheinungen aus dem Jenseits) der himmlischen hi mmlischen Welt. Zu respektieren haben wir zunächst die Zurückhaltung Jesu, belehrende Offenbarung über das echte Geheimnis der verhüllten Geist-Macht-Konstellationen zu geben. Andererseits hat sich Inkarnation und der
Umgang Jesu mit den vordergründigen und hintergründigen Realitäten, sowie seiner Aussagen so ungebrochen in das Schriftzeugnis S chriftzeugnis und Glaubensgut der von Jesus akzeptierten e rsten Gottes- und Bundesgemeinde eingefügt, dass es nach Jesus auch keinerlei Vorbehalt gibt, das gesamte Schriftzeugnis Alten und Neuen Testamentes ins Blickfeld zu rücken, um den angemessenen Kontrollraum zu haben. Nun verhält es e s sich im Gesamtbereich des Schriftzeugnisses analog wie im Umkreis Jesu selbst, dass mit der Realität von Engeln, Geistern, dämonisch-teuflischen Mächten so selbstverständlich gerechnet wird, dass eine lehrhafte Reflexion über diese selbstverständliche Realität nicht geboten wird. Als locus classicus (klassiche Schriftstelle), der in knappster Form alles Wesentliche über die Engel aussagt, gilt Hebräer 1, 14: "Sind sie nicht alle dienstbare Geister, zum Dienst ausgesandt um derer Willen, die das Heil ererben sollen?". Sollte man sich nicht in Zurückhaltung und Keuschheit im Respekt vor dem echten Geheimnis mit dem Dienebild begnügen? Wir haben die spekulative Denkkraft im Kontrollraum des biblischen Offenbarungszeugnisses einerseits, und im Kontrollraum der gesicherten Erkenntnis der Erfahrungswissenschaften andererseits, als berechtigt angesehen. Aber könnten wir die Schöpfung und den Menschen im Wesen überhaupt verstehen, wollten wir das Fragen und Antwortversuchen zu schnell abwürgen? Der Mensch hat die Fülle der im i m Sichtbaren auftretenden Kreaturen des Pflanzen- und Tiereiches sozusagen unter sich. Hat er nicht auch ein Reich von Geist-Kreaturen über sich? Diese Sichtweite ist nicht identisch mit der Frage nach der d er verhüllten räumlichen und zeitlichen Sphäre der Verstorbenen. Zunächst versuchen wir uns deshalb an die Fragen heranzutasten, die das biblische Material selbst nahelegt.
IV. Die Frage Frage nach dem Ursprung der Engel Die erste Frage, die sich nach dem biblischen Material aufdrängt, ist die Frage nach dem Ursprung der Engel: Im Alten und Neuen Testament bekommen wir auf die Ursprungsfrage die eindeutige Antwort: "Du hast die Himmel gemacht, der Himmel Himmel und all ihr Heer" (Neh 9,6). Im Christushymnus des Kolosserbriefes haben wir die d ie zentrale neutestamentliche Stelle (Kol 1,16): "Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne, oder Herrschaften, oder Fürstentümer, oder Gewalten: alles ist durch Ihn und für Ihn geschaffen". Die Schöpfungswoche umfaßt nach der Offenbarung am Sinai, S inai, der göttlichen Begründung des Sabbat Gebotes, die Erschaffung von Himmel und Erde (Ex 20,10f). Nach Hiob 38,4 7 "jubelten die Morgensterne miteinander und jauchzten alle Söhne Gottes", als er den Eckstein der Erde gelegt hat. Danach könnte man die Erschaffung der himmlischen Geist-Kreaturen vor die Erde stellen. Die zweite sich aufdrängende Frage ist die Frage nach der durch das gesamte Schriftzeugnis vorausgesetzten Existenz des teuflischen Gegenengels mit seinem Anhang. Diese Basisfrage ist verquickt mit der Frage nach dem Ursprung des Bösen überhaupt. Unde malum? - woher wo her stammt das Böse? - ist eine der schwerwiegendsten Fragen, die der Mensch überhaupt aufwerfen kann. Auch eine philosophische Anthropologie kann sich dieser Frage nicht entwinden. Die Frage weitet sich in kosmische Dimension: Ist die jetzige Gestalt des sichtbaren Kosmos ursprünglich oder ist sie nur im Zeichen des Sündenfalles zu begreifen? Der Ursprung des Bösen steht im Zeichen des echten Geheimnisses. Wir können das echte Geheimnis nicht rational lüften und damit trivialisieren. Wir sind gerade hier auf Offenbarung angewiesen. Die Schrift hat bezeichnenderweise über eine der schwersten anthropologischen und kosmischen Grundfragen keine Lehre.
V. Keine Lehre über die Engel, doch unterscheidbare Wesenseinsichten werden deutlich Wenn auch keine faßbare Lehre aus den die Engel, Geister und Dämonen tangierenden Stellen erschließbar ist, gibt es doch einige e inige Wesensbestimmungen: a) Das Böse als wissensgebundene personalzentrierte geistige Macht ist nicht zu reduzieren auf den Sinnraum des Menschen. Das Himmelreich ist existent als Kosmos von willensgebundenen Geistwesen. Der Himmelsbereich, d.h. die Geister-Hierarchien sind GOTT näher als das MenschErdreich. Gott der Heerscharen. Nach dem Genesis-Zeugnis waren alle erschaffenen Wesen gut. Andererseits sind die Schriftstellen zahlreich genug, die von bösen Engeln, dem Teufel und seinen Engeln sprechen. Dieser Dualismus ist auch Komponente des Wirklichkeits Zeugnisses Jesu (Ps 78,49; Mt 25,41; Apk 9,11; 12,7 9). Also ist für den auf die Schrift hörenden und nachdenkenden Menschen die Frage unabweisbar: wie kam es zu einem Fall gut geschaffener Geist-Kreaturen? Dies ist zweifellos eine im biblischen Kontrollraum notwendig zu stellende und Beantwortungsversuche erheischende legitime Frage. 2 Petr 2,4 spricht von den Engeln, die gesündigt haben und die aus ihrem Ursprungsraum wohl in der Nähe Gottes in einen Grenzraum der Gottesferne verbannt wurden. Der Judas Brief spricht von den Engeln, "die ihre Würde nicht bewahrten, sondern ihre eigene Wohnung verliessen" und deshalb unten in der Finsternis verwahrt werden bis zum Jüngsten Gericht (Jud 6). Wenn wir die Schöpfung Himmels und der Erde als den einheitlichen Initialakt des Daseins der Totalität der Schöpfung verstehen, vor allem begründet in der durch du rch die Sinaioffenbarung bestätigten Zeiteinheit der Schöpfungswoche, die sich in ihrem Maß als wesentlich erweisen wird, können wir keinen ungebrochenen Zustand eines Ur-Himmels und einer Ur-Erde vor dem Fall denken. Freilich ist eines deutlich: das kosmisch-himmlisch Böse geht dem Fall des paradiesischen Menschenpaares voraus. Die versucherische Macht ist gegenüber dem ersten Adam so wirksam wie in der Versuchungsgeschichte gegenüber dem zweiten Adam. Unter dem Anspruch, des "im Anfang schuf Gott Himmel und Erde" (1Mo 1,1) sowie bestätigt durch das Schlüsselwort zum Zeitraum der Erschaffung nach 2Mo 20,11: "denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht..." und weiter unter der Selbstprädikation "und G ott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut" g ut" (1Mo 1,31), drängt sich hinsichtlich der eindeutig bezeugten gefallenen Engel und ihrer Herrschaftshierarchie auf, dass ein Teil der Engel nach ihrem in ihrer Schöpfungswesenheit zugeordneten freien Willen die von Gott gewollte Wesensbestimmung zur Diene-Natur als ersten freien Willensakt verwarf. Schriftgemäß dürfte sein, dass die simultan und gut geschaffenen Engelwesen nach ihrem freien Willen für die Existenz im Gott hingegebenen Dienebild mit der Konsequenz ewiger Seligkeit oder für den Aufruhr in der Sünde mit der Bestimmung zum Widerspruch und ihrer destruktiv dämonischen Funktion sich entscheiden. Da das Himmelreich, die unsichtbaren und unverhüllten Sphären der Totalität Schöpfung durch die Reiche und Hierarchien der geschaffenen Wesen sich repräsentieren, kommt es zu einer Differenzierung des Himmelreiches durch die entsprechenden Repräsentationsorte der Geister-Heere. Gegenüber dem sog. Ur-Fall im himmlischen Kosmos der Geister-Hierarchien gilt es im übrigen Keuschheit der Einzelaussage zu wahren, damit auch hier das echte Geheimnis stehen bleibt. Freilich darf man auch sehen, dass die Lehre des Ur-Falles in den Engelwelten nicht nur in der jüdischen Lehrwelt und Schriftauslegung zur Zeit Jesu ihre Heimat hatte, sondern auch in vielfältigen ausgeführten Gestalten in der Kirchengeschichte über den Thomismus bis in die protestantische Orthodoxie überliefert wurde. Die moderne Wissenschaft, auch die religionsgeschichtlichen Erkenntnisse, geben keinen Anlass, dieses echte und bleibende Geheimnis zu entmythologisieren. Der Ur-Fall ist also vor der Erschaffung des Menschen anzunehmen. Theosophische Traditionen von der spätjüdischen Kabbalah (Jüdische Philosophie) über Jakob Böhme bis hin zu Michael Hahn, meinen, dass die Sphäre des sichtbaren oder irdisch materiellen Kosmosbereiches schon
mit dem Ur-Fall zu tun hat. Gott hat das Böse nicht erschaffen. Im aufrührerischen und widerstrebenden gefallenen Geschöpf wirkt Gottes Grimm und Zorneshandeln. Der böse und gefallene Engel, der im luziferischen Kollektiv existiert, kann unter dem Zorne Gottes nur durch Gewährung gesonderten Lebensraumes Existenz bewahren. So ist auch die himmlische Herrschaftswelt geschieden: Finsterniswelt und Lichtwelt. Die Lichtwelt ist erfüllt und repräsentiert durch die unabzählbaren Engel im Dienebild. Die Finsterniswelt ist erfüllt und repräsentiert durch die unabzählbare Zahl selbstischer Engel im Bilde des Zerstörungswahnes. Die Engel repräsentieren sich in lichter Leiblichkeit, welche irdische Raum Zeit Vorstellungen sprengen. Luzifer, wörtlich der Lichtträger, im Neuen Testament dann mit Satanas oder Diabolos charakterisiert, hat die Herrschaftsmacht über diesen Äon. In der Versuchungsgeschichte bietet er Jesus, dem in Menschenbegrenzung e ingetretenen Gottessohn in diesen Herrschaftsraum, Teilhabe an seiner Herrschaft an. Von daher sind Spekulationen verständlich, die das luziferische Reich im Besonderen mit der sinnlich-materiellen Sphäre der Schöpfung in Verbindung brachten. Hat schon das luziferische Schöpfungsreich der im geistigen Widerheer manifesten Finsterniswelt, die ur-anfängliche Schöpfung verdorben? Die Tragweite des Gedankens reicht so weit, dass nicht wenige Ausleger, die 1Mo 1,2 mit wüst und leer beschriebene Früh-Erdgestalt als Ausdruck einer chaotischen Wirkung des Finsternisreiches interpretieren. Die dann in der Genesis geschilderten Gestaltungswerke wären eine Wiederherstellung oder zumindest eine Einschränkung der e rzeugten chaotischen Konsequenz des Urfalles. b) Die himmlisch unsichtbare Schöpfungssphäre - diese Bestimmung immer gewonnen von der Perspektive des reflektierenden Menschen her - besteht aus der unsichtbaren Lichtwelt und der unsichtbaren Finsterniswelt. Die unsichtbare Lichtwelt wird repräsentiert durch die Hierarchien der geist-leiblich geschaffenen Engelwesen. Geist-Leiblichkeit ist eine Chiffre für einen ExistenzKosmos mit einer übertragenen Raum-Zeitlichkeit. Freilich ist ein irdisches Raum-Zeit-Kontinuum begrifflich nicht auf das eben Unsichtbare anwendbar. Die unsichtbare Finsterniswelt wird repräsentiert durch die Hierarchie der luziferisch-diabolischen Engel. Die Existenz dieser unsichtbaren Gegenwelt kann mit Worten der Böhme-Schule Böh me-Schule bezeichnet werden als Offenbarung des Zornes Gottes. Der Zorn Gottes ist somit auch eine manifeste Realität. Das Heer H eer der Widerengel steht nicht im guten Dienebild, aber im Funktionsbild des Zornes Gottes. Die wesenhafte Manifestation des Widerreiches und funktionsmäßig des Zornes Gottes ist keine unmittelbare Schöpfung, vielmehr Folge des Falles des Fürstenengels Luzifer mit seiner Heeresmacht. Wir fragen, was das Zeugnis von der Vertreibung aus dem Paradies konkret für das Verständnis der Grundverfasstheit dieses Äons bis hin zu den physikalischen Gesetzen bedeutet. Wir wollen im Augenblick an dieser Stelle nur festhalten, dass der Ur-Fall im himmlischen Wesensreich der Erschaffung des Menschen vorangeht und dann die Urgestalt in ihrem Vollkommensein, ihrem Gut-Sein, ihrer Paradieses-Art bedroht und gefährdet. Die Finsternismacht wird manifest in der Eden-Mensch-Schöpfung durch die Sünde des ersten Menschenpaares und die Verfluchung, der Konsequenz der Vertreibung aus dem Paradies. Die heutige Scheidung zwischen sichtbarer und unsichtbarer Sphäre der Totalität des Schöpfungskosmos ist bedingt durch die Stufen des Falles, die später erörtert werden. Die ursprüngliche Paradiesesgestalt der Eden-Schöpfung ist nach unserer jetzt aufgezwungenen Trennungsmetapher sichtbar/unsichtbar jenseits der heutigen Sichtbarkeitsschranke. Aber auch die Eden-Schöpfung ist in analoger Differenz den Engelssphären transzendent. Als Problemanzeige sei hier nur so viel gesagt, dass die Aufgabe einer feinen Differenzierung der Stufen des Falles und auch damit zusammenhängend eines gegliederten Begriffes der Transzendenz notwendig ist in einer hier intendierten heilsgeschichtlichen Differenzierung. c) Es wäre von uns im jetzigen Äon in unserer irdisch sterblichen Existenzweise mit der Einschränkung unserer Vernunft vermessen, rational Auskunft über die Ursache des Urfalles näher zu gewinnen. Man muß es bei Andeutungen belassen: Hesekiel 28 könnte in der Gestalt des Königs von Tyrus sinnbildlich Luzifer Satan darstellen. So wäre in dem Bildwort davon die
Rede, dass er ursprünglich außergewöhnliche Schönheit (Hes 28,12) und großen Wohlstand (Hes 28,16) besaß. Er ist wegen eines Aufstandes aus ungebührlichem Hochmut und dem Wunsche, Gott zu übertreffen, gefallen. Auch Jesaja 14,13 14 könnte man in der Bildrede Bild rede vom König von Babylon als Anspielung auf die Überheblichkeit des Engelsfürsten erkennen, der deshalb zu Fall kommt. d) Zu den Auswirkungen des Falles gehört die schon genannte notwendige Scheidung der himmlischen Schöpfungssphären in Grenzbereiche der satanischen He rrschaftsmacht und den Nahbereich zu Gottes Thron, den Raum der Lichtengel. Im Zusammenhang der gefallenen Engel wird nach dem Zeugnis des 2. Petrus-Briefes von der Verbannung eines Teiles an besonderem Orte der unsichtbaren Welt, sozusagen an ihrer Grenze (finstere Höhlen der Unterwelt) gesprochen. Zur Auswirkung des Falles gehört die Freigabe der Einwirkung der teuflischen Engel- und Dämonenheere in die verfluchte Mensch-Erd-Welt (1Mo 3,17-19). Der Apostel Paulus spricht wörtlich davon, dass bis zum heutigen Tag die sichtbare Schöpfung seufzt und stöhnt über die Last dieses Fluches und Falles (Römer 8, 19-22). So ist die gefallene Erdgestalt als Schnittmenge der Wirkmacht der verborgenen Lichtwelt und der un sichtbaren Finsterniswelt gar nicht verständlich ohne die Dualität der himmlischen Hintergrundswelt. Konsequent ist es deshalb, dass die der Gemeinde des neuen Bundes verheißene Vollendung der Schöpfung im Zeichen der Enderscheinung ihres Herrn die absolute Beendigung der Wirkmacht der Finsterniswelt beinhaltet. Die Finsternis Heere werden an einem zukünftigen Tage auf die Erde (Apk 12,8 9) und nach Vollzug ihres Gerichtes (1 Kor 6,3) in den Feuersee (Mt 25,41) geworfen. e) Die biblischen Andeutungen lassen auf Gliederungen der Engelreiche schließen. Nach der eigenen Wesensbestimmung im Rahmen des freien Entscheidungsvermögens E ntscheidungsvermögens haben wir die zwei großen Gruppen: Die Engel Gottes und die von Gott abgefallenen Engel Satans. Andeutungsweise zeigt die Schrift wiederum wiede rum Unterschiede und Untergruppierungen. Das biblische Material läßt es aber kaum zu, hier spekulativ eindeutige Klassifikationen zu vollziehen. Für die Zahl der Engel haben wir nur die symbolischen Hinweise, dass sie für uns unzählig sind: "Tausend mal Tausende dienten Ihm und Zehntausend mal Zehntausende standen vor Ihm" (Daniel 7,10); ebenso Offb 5,11: "Und ihre Zahl war Zehntausend mal Zehntausend und Tausend mal Tausend". Im Hebräerbrief lesen wir von Myriaden von Engeln, Symbol für die unabzählbare Vielfalt. Jesus selbst spricht von den Legionen Engeln, die der Vater ihm zur Verfügung stellen könnte (Hebr 12,22; Mt 26,53). Wir haben einerseits die unfasslich große Zahl und andererseits die Nennung von Namen herausgehobener Engel. Die exemplarische Namensnennung verweist auf die Individualität und Personalität. Im christlichen Schriftenkanon haben wir den Engel Gabriel hervorgehoben: Er wird im Daniel Buch (Dan 8,16.21 22) erwähnt und kündigt im Neuen Testament sowohl die Geburt Johannes des Täufers, wie des Gottes Sohnes Jesus an (Lk 1,13 19.26ff). Im Neuen Testament findet sich zweimal der in der zeitgenössischen jüdischen Engellehre gebräuchliche Begriff Erzengel (1 Thess 4,16; Jud 9). In Judas 9 wird der Erzengel Michael mit Namen erwähnt. Der Begriff Erzengel (Offb 12,7) . bezeichnet einen Engelfürsten der wiederum seine Engel unter sich hat. Bei Daniel wird er als der Fürst des Volkes Israel erwähnt. Keinen Zweifel daran läßt die biblische Überlieferung, dass auch das abgefallene Engelreich seinen Erzfürsten hat: Luzifer, später Satanas oder Diabolos. Standen die Engel bei der Erschaffung wirklich im liberum arbitrium, d.h. sich in der Willensfreiheit Gott botmäßig oder selbstisch zu bestimmen, dürfen wir sie als individuelle verantwortliche Persönlichkeiten verstehen, die dann auch mit Namen als Zeichen ihrer Personwürde und Willensfreiheit angeredet werden können. f) Als besondere Gruppen werden die Cherubim und die Seraphim genannt. Die Cherubim haben wohl ein besonderes Wächteramt. Sie bewachen nach 1Mo 3,24 mit gezücktem Schwert den Rückweg in die Edenwelt, das Paradies. Dann sind sie als Thronengel genannt Ps 18,11; 80,2; 99,1; Hes 1/10/11; Apk 5,6ff ). Nach dem Seher Johannes stehen sie um den Thron Gottes. Symbolisch waren zwei Cherubim auf dem Deckel der Bundeslade angebracht: Thronengel, Wächterengel. Nur in Jesaja 6,2.4 werden die Seraphim erwähnt. Nach der Berufungsvision des Jesaja schweben sie über dem Thron. Sie sind so wohl Symbol der Anbetung und Heiligung.
g) Im Christus-Hymnus Kolosser 1,16ff nennt Paulus als Schöpfungsinhalt des Unsichtbaren Throne, Herrschaften, Fundamental-Gewalten und Mächte. Paulus fügt hinzu, dass diese Machtkollektive durch Ihn und zu Ihm erschaffen seien. Es ist freilich fraglich, ob Paulus hier irgendeine Klassifizierung der himmlischen Wesen vollziehen will. Mit der Ballung der Worte soll vor allem die uneinge¬schränkte Herrschaft des Christus in dem Hymnus proklamiert werden. Die Throne könnten ein Hinweis auf Thronengel sein. Die Herrschaften mögen einen Hinweis enthalten für eine Engelgruppe, die über weitere Hierarchien besondere Befehlsgewalt hat. Die Fürstentümer weisen möglicherweise auf die Fürsten verschiedener Völker oder Nationen hin. So wie Michael der Fürst Israels genannt wird (1 Thess 4,16; Jud 9). Die Mächte sollen möglicherweise den Hinweis auf die ausführenden Botengruppen enthalten. Eine solche Gliederung kann aber nur mit Zurückhaltung angedeutet werden. h) Nach den dezenten Aussagen des biblischen Zeugnisses dieser Manifestationen von göttlich orientierten oder widergöttlich orientierten Geistwesen aus der verborgenen Welt, erscheint es als unkeusch und unangemessen, eine Ontologie der Engel- und Dämonenwelten aufzustellen. Legitim scheint hingegen die Frage nach Aufgabe und Wirken. Die guten Engel stehen im Dienebild; das Dienebild ist wohl die umfassendste Wesenskategorie, die uns Menschen möglich ist. Karl Barth widmet in seiner Schöpfungslehre unter dem Thema "Das Himmelreich, G ottes Botschafter und ihre Widersacher" den Engeln und Widersachern einen umfangreichen Paragraphen. Die umfangreiche Auseinandersetzung mit der Tradition bis hin zur Gegenwart dient aber im wesentlichen dazu, Grenzen einer Angelologie (Lehre über die Engel) aufzuweisen. In der notwendigen Grenzbestimmung wird der Aussageform indessen nur die Gattung der Sage oder Legende eingeräumt. Diese Konsequenz halten wir w ir für unbegründet. In der angemessenen Zurückhaltung sind durchaus Wirklichkeit kennzeichnende Bestimmungen aus dem biblischen Material möglich. Barth sieht hingegen richtig, dass auch bei all den noch möglichen Wirklichkeitsbestimmungen der Begriff des Handelns Gottes die Primärkategorie sein muß. Engel sind Botenwesen. Für uns erscheinen sie fast verströmend in ihrer Funktion. Die aus den biblischen Stellen erschließbaren Tätigkeiten der Engel lassen sich wiederum nicht zu scharf systematisieren. Auch hier darf man den vielfach in der Schwebe bleibenden außerirdischen Erscheinungen nicht Gewalt antun. Unsere Bestimmungsversuche B estimmungsversuche müssen das echte Geheimnis zu wahren versuchen. Wir haben schon angedeutet, wie die Inkarnation selbst durch besondere Transparenz zwischen dem Sichtbaren und Unsichtbaren Un sichtbaren gerahmt ist. Für Jesus selbst war diese Transparenz selbstverständlicher Wirklichkeitsgrund. Wir erkennen die Engelsdienste in zwei Richtungen: In Richtung zu Gottes Thron ist Anbetung. Die Engel sind also primär auch zur Anbetung mitbestimmt (Offb 5,11; Ps 148,2; Hebr 1,6 u.a). Manche Tätigkeiten sind schon angesprochen. Hier nur noch einmal zusammenfassend die Hauptlinien: In Richtung zum Erd-Menschen-Raum treten sie wohl als Beschützer des Gottesvolkes, sowohl im persönlichen, als auch im kollektiven Bereich ein. In ihrer speziellen Beschützungsfunktion durchbrechen und beseitigen sie Hemmendes und Widerwärtiges der irdischen Raum-Zeit-Welt. So nüchtern konkret kann ihr Eingreifen sein, dass während der Nacht die Türen des Gefängnisses aufgetan werden und Apostel gegen alle Gefängnismacht von Menschen frei kommen (Apg 5,19; 12,11). In der Apostelgeschichte bezeugte Erfahrungen der ersten Christen könnte man durchaus be i genügender Aufmerksamkeit sammeln und sichten bis zum heutigen Tage. Auch hier bestätigt sich die immer wieder neu auszuschöpfende Einsicht begnadeter Seher, dass alles Geschöpfliche, das sich körperlich verleiblicht und in der irdischen Raum-Zeit-Welt und im physikalischen Gesetzesrahmen sich geordnet manifestiert, letztendlich Resultante der Akte der geistigen Hintergrundswelt ist.
Dann sind die Stellen zahlreich, in dem erscheinende Engel eine hörbare und verstehbare Botschaft haben. Oft beginnt die Anrede: "Fürchtet Euch nicht.. “ (Mt 28,5), dann folgen konkrete Weisungen und Botschaften. Auch hier muß ein Geheimnis stehen gelassen werden. Entweder gehört zur sichtbaren Manifestationsmöglichkeit erscheinender Botenwesen die Ausdrucksmächtigkeit in der je verstehbaren geschichtlichen Sprache; oder die menschliche Seele versteht nicht über das Ohr, sondern über das Herz die himmlische Sprache. Zur Zeit des Neuen Testamentes war man davon überzeugt, dass es eine himmlische Sprache gebe, an der je und dann Menschen gewürdigt würden, teilzuhaben. Weiter sind Engel in vielfältiger Weise als Vollstrecker des Gerichtes bezeugt (Apg 12,23; Gen 19,12f; 2 Sam 24,16; Hes 9,1.5.7). Vor allem sind die Engel bei der Vollstreckung des Endgerichtes beteiligt (Offb 16). Wir werden auch darüber nicht im Zweifel gelassen, dass im weiteren Gang des Schöpfungskosmos, den wir als Gesamttotalität sphärisch und heilsgeschichtlich gegliedert eingeführt haben, das Mitwirken der Engel entscheidend sein wird. Die erlösten Menschen und die nicht gefallenen Engel werden unter der unmittelbaren Herrschaft des Kyrios die neue Schöpfung bauen und vollenden. Sie wird dadurch charakterisiert sein, dass die unseligen Menschen und satanisch orientierten Engel zum Handeln und Wirken völlig entmachtet sind. Ihr Grenz- und Finsternisraum, die Hölle, ist durch die Pein der Ausgeschlossenheit am aufbauenden Wirken der neuen Schöpfung gekennzeichnet. Bis zur letzten Scheidung im Endgericht haben die gefallenen Widerengel unter der Fürstenautorität Satans, oder Luzifers, oder des Diabolos Verführungs- und Zerstörungsmacht. Ihr Wirkspielraum ist eingeräumte Macht. Die Verfluchung der Erde um der Sünde des ersten Menschenpaares willen können wir konkret so verstehen: Über die Gestalt des Erd-Menschen-Raumes wird dem Heer der Widerengel Macht eingeräumt. Diese Macht ist ebenso konkret wie die Funktionsmacht der guten Engel. Sie reicht bis in Manifestationsmöglichkeiten in seelisch-körperliche Potenz. Teufels- und DämonenErscheinungen sind real. Wir würden das Böse nicht verstehen, wenn wir die kosmisch-reale Dimension entmythologisieren wollten. i) Eine Frage, die sich an der Bibel orientierende Christen, sowie Exegeten und systematische Theologen gleichermaßen beschäftigt, ist die Zuordnung der Dämonen, oder allgemein des Dämonischen zu dem Herrschaftsbereich der gefallenen Engel. Über die Erschaffung von Geistwesen der unsichtbaren Schöp¬fungshemissphäre, die man als Dämonen charakterisieren kann, weiß die Schrift nichts. Da darüber kein Zweifel bestehen kann, dass die Totalität des Schöpfungskosmos, differenziert nach heilsgeschichtlichen und sphärisch dimensionalen Bestimmungen, eben Schöpfung ist und es keine Wesen, noch ein Raum Zeit Gefüge gibt, das nicht creatio, d.h. eben Schöpfung ist, ist diese immer wieder aufgeworfene Frage unseres Erachtens nach wohl nur in einer Richtung lösbar: Die Worte Geist, bzw. Geister sind biblisch Sammelbezeichnung für alle Wesen des Unsichtbaren. Der Dreieinige Gott, dem alle al le geschaffenen Geister untergeordnet sind, ist ausgenommen. Diese zusammenfassende Bezeichnung erstreckt sich über die abgeschiedenen See len im Totenreich, über das, was als böse oder unsaubere Geister genannt wird, bis über die Dämonen, die Widerengel zu den Engeln Gottes, die als dienstbare Geister vorgestellt werden und möglicherweise entsprechende Ränge einnehmen. Da wir ausschließen, dass die Seelengeister unselig Verstorbener unkontrolliert herumgeistern sind sie doch beherrscht im Totenreiche in Ordnungsverwahrung, - bleibt wohl doch nur der Schluß, dass die bösen Geister, die Dämonen-Geister, zum Heer der gefallenen Engel unter der Herrschermacht des dämonischen Fürsten Satanas gehören. Es gibt einen einsichtigen Grund, warum man zunächst zögert, dämonische Manifestationsweisen auch im Zeichen des gefallenen Engels der Engelwelt überhaupt gleichzustellen: Die dämonischen Geister nehmen Besitz von Menschen und wohnen im Menschen ein. Das charakteristische Wort ist Besessenheit, Be sessenheit, Obsedienz. Sind dies nicht nur quasi Subjekte, abgespaltene Teilgeister, die nur in der Fremdsymbiose einer vollen Geist-Person existieren können?
Hat vielleicht der Diabolos mit seinen Engelheeren solche Wirkmacht auch in der sichtbaren Schöpfung, dass seelische Energieballungen koboldartig destruktiv zu wirken vermögen, indem sie sozusagen Sprengsätze in die Tiefenschichten des Unbewußten einbringen? Man kann sich auch von Engeln, so wie sie uns aus den biblischen Erscheinungsweisen bekannt werden, nicht denken, dass sie in irgendeiner Form in den seelisch geistigen Eigenraum eines Menschen eindringen. Haben nicht die berichteten Engelerscheinungen gerade das Dezent Vornehme an sich, dass sie in ihrer Erscheinung und Anrede den Menschen immer voll und ganz als Person respektieren? Beim ersten Wort wird der angeredete Mensch in den Schutzraum gestellt: Fürchte dich nicht. nich t. Anders bei den Dämonenerscheinungen. Aber könnte dies nicht gerade ein Charakteristikum sein des bösen Engels in der luziferischen Botmäßigkeit, dass er in seiner Unruhe der Gottgelöstheit gewaltsam da einzudringen versucht, wo Menschen nicht unter dem besonderen Schutzschild der guten Engel stehen? Da, wie gesagt, das biblische Zeugnis über die Erschaffung besonderer dämonischer GeistWesenheiten nichts aussagt, ist es die schlichteste Anschauung, dass die Dämonen-Geister, die so brutal und ungeschminkt einzudringen versuchen in den Geist-Person-Raum auch des Menschen, doch die bösen Engel sind. Das Kobold-Dämonenhafte ist Ausdruck ihres Wesens. Hier dürfen auch Fragen offen bleiben. Eine letzte dogmatische Festlegung muss nicht sein. Auch die himmlische Finsterniswelt steht im Zeichen des echten Geheimnisses. Spricht doch der wissende Person-Geist des Dämons in der Begegnung mit Jesus deutlich aus, dass er den Sohn Gottes erkennt. Er ist also doch bewusstes Wesen, das um seine Verdammnis- und Gerichtsbestimmtheit G erichtsbestimmtheit weiß. Vielleicht dürfen wir noch folgende Unterscheidung wagen: Die guten Engel im Dienebild sind Gott näher. Zumindest haben besondere von ihnen unmittelbaren Zugang zu Gottes Thron und stehen in der unmittelbaren wissenden Beauftragung. Die unmittelbare Manifestation in den Erdraum ist Besonderes und Seltenes. Beachtliche, visionär theosophi¬sche Traditionen vom Spätjudentum über die Böhme Schule bis Michael Hahn haben immer wieder den Erdraum, den durch physikalische Trägheit geprägten Raum überhaupt, also Erde + Sternenwelt, als besonderen Heimat und Manifestationsraum des luziferischen Reiches angesehen. Diese Auffassung hat zumindest Nähe zu der klaren neutestamentlichen Bezeugung, dass der Teufel Herr dieses Äons ist, so dass er den inkarnierten Gottessohn versuchen kann, indem er ihm Herrschaftsbeteiligung unter seiner Ägide anbietet. Diese Ve rsuchung weist Christus ab. Nur Gott kann angebetet werden. Kein Geschöpf! Dieser Gedankenbereich wird hier nicht weiter wei ter entfaltet, da er später aufgegriffen wird. In der Böhme B öhme Schule versteht man die träge Materiegestalt, manifest in unserer feststellbaren physikalischen Gesetzlichkeit, als ein sog. drittes Prinzip. Die geistleibliche Ur-Gestalt auch der Mensch-Erd-Raum-Schöpfung im Anfang schuf Gott Himmel und Erde wurde durch den luziferischen Abfall in die Form Form des dritten Prinzips gerissen: Sie ist Resultante des dahinter liegenden Kampfes Ka mpfes der himmlischen Lichtwelt und der transzendenten Finsterniswelt. Das Resultat ist das Schema dieser Welt (1 Kor 7,31). So wäre die bleibende Bindung des luziferischen Reiches an die materiell träge Sphäre des totalen Schöpfungskosmos verständlich. Die Existenzbindung des gefallenen luziferischen Reiches wäre somit im Gegensatz zu den botmäßigen Gottesengeln im übertragenen Sinne in Erdnähe. Die Finsterniswelt, ja die befestigten Örter oder Höhlen, in die nach dem Zeugnis des zweiten Petrus und Judas Briefes ein Teil der gefallenen Engel schon gebannt gebannt sind, hätte wohl irgendetwas auch mit der strukturellen Festigkeit des Materieraumes zu tun. In der leib geistigen Schöpfung ist nicht an Trägheit und Raum-Zeit-Struktur gebundene unmittelbare Bewegung denkbar. So wird es auch von den guten Boten Engeln angenommen. Da sie Individuen sind, willenszentrierte und abgegrenzte eigenständige Person Wesen, eignet ihnen im übertragenen Sinne auch Räumlichkeit, d.h. Leiblichkeit. Es ist himmlische Leiblichkeit, von der wir aus dem Auferstehungszeugnis Ahnungen haben dürfen. Die dämonische Verfasstheit der Widerengel hinge damit zusammen, dass ihre Bindung an die Trägheitswelt des irdischen, einschließlich des astrophysikalischen Dimensionenraumes eine stärkere ist. Deshalb auch möglicherweise das koboldhafte Auftreten dämonischer Manifestationen, das sich bei Okkul t-Phänomenen bis hinein
ins Körperliche, ja bis in physikalisch registrierbare Dimensionen erweist. Gott der Vater ist in der Dreifaltigkeits-Relation dem ungeschaffenen Sohn als Schöpfungsmittler, sowie dem Geiste als der Form der Geist-Vermitteltheit transzendent. Die Dreifaltigkeitstranszendenz ist das tiefste Geheimnis, an dem V orstellen durch Krücken von Wortmetaphern scheitert. Die Dreifaltigkeit ist wiederum den geschaffenen himmlischen Wesen transzendent im Sinne der Unterscheidung des nicht geschaffen Ewigen und des geschaffen Ewigen. Die geschaffenen himmlischen Dienewesen, hier nicht ausgenommen die Widerwilligen, die noch im Funktionsbild bleiben, sind den sichtbaren Geschöpfen transzendent im Sinne der dimensionalen Struktur. Das Handeln Gottes dürfen wir als im wesentlichen vermittelt durch die Myriaden von Botenwesen begreifen. Es ist Heilshandeln von der Ur-Tat der Schöpfung bis zur Vollendung im Zeichen der neuen Schöpfung. Auch der neuen Schöpfung wird in qualifiziertem Sinne Zeit gehören. Zeit ist ein Maß des Kosmos und ein Gegenbegriff gegen Chaos. Die heilsgeschichtliche Schöpfungstotalität ist Kosmos und nicht Chaos. Denn Gott ist ein Gott der Ordnung, des Kosmos und des Friedens.
VI. Ordnungsversuche und Urteile der Kirchlichen Tradition und Theologie In der frühkirchlichen und mittelalterlich katholischen Lehrüberlieferung finden wir Systemspekulationen über die metaphysischen Schöpfungsreiche, vor allem repräsentiert durch die Engel- und Dämonenwelten. Unter der Autorität des von Paulus bekehrten Dionysus Areopagita (Apg 17,34), der nach kirchlicher Tradition erster Bischof von Athen war, wurden in der frühen Kirche eine Sammlung von Schriften tradiert mit großem Einfluß, die nahezu apostolische Autorität gewannen. In diesen Schriften wurde eine Synthese zwischen frühchristlicher Lehrtradition und Platonismus geboten. Insbesondere enthalten diese Schriften eine bis in einzelne gehende klassifizierende Engellehre, die in der weiteren Tradition über Origenes, Augustin bis hin zu Thomas von Aquin grundlegend geworden ist. Die in der christlichen Tradition bis zum heutigen Tage einflussreichste Wirklichkeitsmetaphysik (Ontologie, Seinslehre) entwickelte der Aquinate in seiner Lehre von der Schöpfung. Diese enthält in fünfzehn Qaestiones eine ausgebaute Engellehre. Die protestantische Theologie in ihren Hauptrichtungen, vor allem der dialektischen Theologie in der Barth- und Bultmann-Schule, hat geradezu einen horror alienis (Schreck vor dem Irrationalen) gegenüber einer metaphysischen Seinslehre, wie sie in der katholischen Tradition von Origenes bis Thomas in Blüte stand, entwickelt. Die metaphysische Verobjektivierung im Sinne einer heilsgeschichtlichen Ontologie gilt bei Rudolf Bultmann als zentrale Sünde der Theologie. Karl Barth anerkennt in seiner Reflexion über das Himmelreich die Aufmerksamkeit des Kirchenlehrers Thomas für diesen Wirklichkeitsbereich durchaus an. Ist doch die Engellehre ein Teil der Kosmoslehre. Doch auch Barth wehrt sich gegen eine scholastisch objektive, katholische Lösung. Bei Barth zeigt sich, wenn auch in geschwächter Form, wie in der Bultmann Schule, der sog. horror alienis (Angst vor dem Fremden) vor aller Metaphysik und Wirklichkeitsphilosophie. Immerhin läßt Barth für die systematische Erkenntnisaufgabe den Zentralsatz des von ihm geschätzten Kirchenlehrers Anselm von Canterbury gelten: credo ut intelligam. (Ich glaube, damit ich verstehe). Zu Recht mahnt Barth als Kriterium das Zeugnis der Heiligen Schrift ein. VII. Der Kosmos als Heimstatt aller geschaffenen g eschaffenen Wesen Wir können in dieser aufgezeigten Hemmung nicht stehen bleiben und versuchen im Kontrollraum der Zuordnung von Offenbarung und Vernunft Ve rnunft durchaus eine ganzheitliche Wirklichkeitsbestimmung, auch unter der Anstrengung des metaphysischen spekulativen Begriffes. Auffällig ist, dass im protestantischen deutschsprachigen Bereich die Thematik einer ganzheitlichen Wirklichkeitsreflexion im Wesentlichen in der theosophischen Linie der Böhme
Schule über Ch. F. Oetinger, M. Hahn bis zu Karl Heim angemessenes Gewicht behalten hat. Der himmlisch unsichtbare Schöpfungskosmos, die Himmel, haben schon durch die Throne, Herrschaften, Mächte und Gewalten irgendwelche sphärischen Gliederungen. Unsere Raumvorstellungen sind freilich unangemessen. Wir können nur Aussagen riskieren unter Beachtung der analogen Differenz, dem Unterscheid zwischen Sprachbild und angezeigtem Geheimnis. Was die Existenzdimensionen der Geisterheere im Unsichtbaren anbelangt, bekommen wir wohl absichtlich keine Informationen aus dem Schriftzeugnis. Eine Ausnahme bildet der Hinweis auf die an finsteren Orten Gebannten und Widerengel. Eine etwas dringlichere Frage taucht auf im Blickpunkt nach der Bleibstätte B leibstätte der Verstorbenen. Frage und Antwort gehören eher in die Anthropologie. Der Evangelist Johannes spricht von den vielen Wohnungen im Hause Gottes, die für die Jesus Jünger bereitet sind. Zum Begriff des Menschen gehört notwendig der Begriff des möglichen Lebensortes oder der Wohnung. Wenn der Begriff des Menschen eine eschatologische Dimension hat, hat somit auch die Frage nach einem angemessenen Daseinsraum ihren Sinn. Die Johanneische Apokalypse beschreibt im Bilde die neue Stadt Jerusalem
VIII. Brücke zum 21. Jahrhundert Das Thema „Engel und Dämonen“ ist im 21. Jahrhundert in auffällig verweltlichter Weise auf der Tagesordnung. „Avatare“ (indisch „Geistwesen“) oder auch direkt „Engel“ nennt man ungeschminkt die virtuellen Agenten, die als „künstliche Intelligenz“ ins Internetmanagement programmiert werden. Die virtuelle wie technische Robotik macht vehemente Fortschritte. Zukunftsforscher sehen die künftige Menschheit im strittigen Verbund mit relativ autonomen Agentenkollektiven. Wobei Ängste um destruktiv programmierte Agenten (malicious agents) als Steigerung der willentlichen Virenverseuchung des Internets nicht grundlos sind. So hat auch das Dämonische im kriminellen Potential seine herausfordernde Analogie. Ist die Schöpfung nicht in der Mikroebene ein digitales digitale s Web mit Agentenprogrammierung? - fragen heute Physiker, Informationswissenschaftler und Naturphilosophen. Kurz: Mit dem Bedenken von „Engeln und Dämonen“ müssen Christen im Heute ankommen. Deshalb folgen in einer späteren Ausgabe als Teil B Erwägungen des Autors „Über Engel und Dämonen im Zeitalter künstlicher Intelligenz und Informationskosmologie“. ------David Jaffin
DIE URGESCHICHTE DER MENSCHHEIT – UNSERE GESCHICHTE
Auszug: KAPITEL 7 - Gottessöhne Go ttessöhne und Menschentöchter: Die Grenzüberschreitung Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. Da sprach der Herr: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre. Zu der Zeit und auch später noch, als die Gottessöhtie zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen auf Erden. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten. 1. Mose 6, 1 4
Der Satz direkt davor lautet: »Noah war 500 Jahre alt und zeugte Sein, Ham und Jafet.« Das bedeutet, daß unser Text der letzte Text vor der Sintflut ist. Hier wird über Noah auf der Erde mit seinen drei Söhnen, seiner Frau und seinen Schwiegertöchtern berichtet. Dann kommt der Bericht über »Gottessöhne und Menschentöchter«, darauf folgt die Ankündigung der Sintflut. Das bedeutet, daß diese Zeit die Zeit der Geburtswehen einer neuen Welt ist. Ein Thema, das durch die ganze Bibel läuft, die Geburtswehen einer neuen Welt und Wirklichkeit. Das Heil ist im Kommen, die Menschen sind da, die Gott zum Heil, zu einer neuen Welt führen will, damit sie ihm nach seinem Gericht opfern können. Gleichzeitig ist aber eine Stufe von Erbsünde erreicht, die alles überbietet, was Gott ertragen kann und wird. Deswegen ist das Gericht beschlossene Sache. Eines steht fest: Ein zentrales Thema durch die ganze Bibel ist: Gericht und Errettung. Auf der einen Seite ist das Gericht beschlossen, die Sintflut kommt, aber auf der anderen Seite ist auch Rettung da. Als ich mit meinen Konfirmanden über das zweite Gebot nach Mose sprach, fragte ich: »Vor welchem Bild von Gott G ott hat man am meisten Angst?« Jeder hatte am meisten Angst vor Gott, dem Richter. Aber wenn Gott nicht der Richter ist, was kann er dann auch nicht sein? Ein Konfirmand meinte darauf: »Er kann dann auch nicht n icht der Retter sein.« Das ist richtig. Wenn Gott nicht der Richter ist, kann er auch nicht der Retter sein. Denn Gott steht in seiner Gerechtigkeit über uns Menschen und unserer Gerechtigkeit. Wenn wir den Richter ablehnen, lehnen wir zugleich den Retter ab, denn beides gehört zu Gottes Gerechtigkeit. Die Waage der Gerechtigkeit, die in Gerichtssälen überall zu sehen ist, geht auf die dritte Vision von Amos zurück, die Waage der Gerechtigkeit. Gott ist der Richter, der aber nicht nur richtet, sondern auch rettet. Von was? Er richtet Sünde, Teufel und Tod, auch in uns. Das bedeutet, daß sein Richteramt auch ein rettendes Amt ist; beide hängen miteinander zusammen. Auch vor der Wiederkunft Jesu wird es die Geburtsschmerzen, Geburtswehen einer neuen Welt geben. Es wird nicht der Himmel auf Erden sein, daß die Menschen Frieden, mehr Freiheit und Gerechtigkeit bekommen, aber dann wird wird Jesus als der Vollender kommen. Der jetzige Friede ist ein Trugfriede, wie der Friede von Cäsar Augustus, Frieden mit dem Schwert und mit falschem Gesetzverständnis wie das römische; es ist ein trügerischer Friede, ein Friede der Unterdrückung, ein Friede, der in einem Land nicht einzieht. Dieses Land heute heißt Israel. Der römische Frieden ist dort nicht eingekehrt. Geburtsschmerzen kommen nicht, weil man nah zu Gottes Reich gekommen ist wie die liberale Theologie und der Positivismus, sondern weil wir in die letzte Tiefe gestürzt sind. Das sagt dieser Text letzten Endes aus. Ein Paralleltext zum Babeisturm, der vor der Berufung Abrahams kommt. Diese Texte haben beide mit dem gleichen Problem zu tun. Interessant hieran ist, daß der Verfall nicht von unten sondern von oben kommt. Es sind nicht die Menschentöchter, die zuerst die gefallenen Engel gelockt haben, sondern die gefallenen Engel gehen zu den Menschentöchtern. Diese verweigern den Zutritt allerdings auch nicht. Was wir hier haben, ist eine Fortsetzung unseres Verständnisses von Satan. Diese G öttersöhne, diese Engelsgestalten sind gefallene Engel, denn sie fallen hier auf der Erde in Sünde. Es ist eine Fortsetzung des ersten Falls durch Satan. Er fällt vom Himmel weg, denn er will sich an Gottes Stelle setzen. Das wirkt weiter, indem in dem Satan himmlische, gefallene kosmische Kräfte und Mächte in seinen Bann zieht dann versucht er Adam und Eva. Adam und Eva fangen fangen nicht an, die suchen nicht nach Satan, sondern Satan sucht sie. Er bringt sie zu Fall. Hier sehen wir einen dritten Schritt in diesem Thema, das ist, daß die gefallenen Engel Frauen auf der Erde suchen und eine Vermischung vollziehen, die gegen Gottes Willen und gegen Gottes Gebot ist. Es ist ein unheimliches Thema, aber leider sehr wahr, daß wir es mit unheimlichen Kräften des Bösen zu tun haben, die eine Macht über uns ausüben. In bezug auf das zweite Gebot fragte ich meine Konfirmanden weiter, wovor sie mehr Angst hätten: vor einem sichtbaren Satan mit Schwanz, Hörnern und Pferdefuß oder vor nichts, etwas, das man nicht sehen, nicht riechen, nicht spüren kann. Die Reaktion war eindeutig. Das nichts
macht uns viel mehr angst. Wenn der Satan mit Hörnern, Schwanz und Pferdefuß käme, so könnten wir ihn überwältigen und töten. Wir hätten ihn im Griff, nicht wahr? Das ist der erste Schritt zur Verharmlosung von Satan, ihn zum Teufel, zum sichtbaren Teufel zu machen. Der nächste Schritt ist dann zu sagen, dies sei ein lächerliches Bild, es gäbe keinen Satan. Doch dann hat er eine ungeheure Macht über uns, wenn wir abstreiten, daß er existiert. Auch die Konfirmanden haben sofort gewußt, daß das, was man nicht sehen, nicht riechen und nicht spüren kann, viel unheimlicher ist. Es muß äußerst unheimlich für Petrus gewesen sein, als Jesus zu ihm sagte »du Satan«, nachdem Petrus Jesu Leiden verneint hatte. Wir haben es mit einem ungeheuer mächtigen Gegner zu tun, ob wir das nun wahrhaben wollen oder nicht. Dieser Gegner, und das ist das Interessante hier, steckt in uns, kommt zu uns und ist um uns. Das ist es, was dieser Text deutlich zeigt. Satan ist ein kosmischer Engel. Er hat Macht, die metaphysische Macht des Bösen. Er ist eine Person mit einer unheimlichen Ausstrahlung des Bösen. Seine Zielsetzung ist Vernichtung und Zerstörung. Wohl kommt er mit Mächten und Kräften von oben, aber er findet eine Entsprechung in uns. Glaubt ihr, daß, als David Batseba baden sieht, Batseba unschuldig ist an diesem Prozeß? Nein, das glaube ich nicht. Sie weiß sicher genau, daß der König da ist und daß sie hübsch ist und daß der König sie sehen wird ... sie ist also nicht unschuldig. Glaubt ihr, daß die Menschentöchter hier unschuldig sind? Ich denke nicht, denn sie könnten sich wehren, sie könnten nein sagen. Sie sagen aber nicht nein. Sie lassen sich mit Mächten und Kräften ein, die uns nicht gehören (bestimmt nicht nur im Geschlechtsbereich). Dies ist typisch für das Alte Testament (nicht nur geistlich, sondern auch fleischlich): Leib, Geist und Seele sind eine unzertrennliche Einheit in der Bibel. Da ist auch der Hintergrund, warum ein Jude unrein wird, wenn er Schweinefleisch oder Fleisch von Tieren, das nicht koscher ist, zu sich nimmt. Es ist für ihn unmöglich, nicht weil sein Bauch besudelt sein würde, sondern weil sein Geist und seine Seele besudelt wären. Leib, Geist und Seele er bekäme keine Bauchschmerzen davon, aber sein ganzes Wesen Wesen wäre besudelt. besudelt. Hier geht es bis ins Fleisch hinein, geschlechtlich bis ins Fleisch hinein, das bedeutet, hier vollzieht sich eine Besudelung des ganzen Wesens. Der Verfall kommt von oben, aber dieser Verfall kommt auch zugleich von unten. Denn was von oben kommt, könnte keine Macht über uns haben, wenn wir nicht einwilligten. Jesus betitelte Petrus mit »Satan« oder auch sein eigenes Volk mit »Kinder des Teufels und nicht Abrahams«. Dies ist genau die gleiche Aussage. Sie bedeutet, daß die Macht Satans in uns selbst ist. Man denke nur an die Zeit von Hitler oder Stalin, und man sieht, was für ungeheure satanische Mächte und Kräfte es gibt! Wer Satan verneint, gibt ihm eine noch viel größere Macht. Wenn wir die Existenz Satans verneinen, erlauben wir ihm einen absoluten Freiraum. Camus sagt am Anfang von »Die Pest«: Das Böse wird kommen, niemand weiß, wann oder wo, aber es nimmt immer eine andere Form an (die Verwandelbarkeit von Satan ist eine biblische Aussage); und nachher werden die Historiker Hi storiker kommen und klug sagen: Jetzt verstehen wir, warum es so war, und wir können alles erklären. Aber das hilft niemand, denn nächstes Mal wird Satan ganz anders kommen, und wir werden genauso unvorbereitet sein. Das ist die Verwandelbarkeit Satans. Wie ist es hier in Deutschland? Die Entwicklung geht von extremer Überstrenge bis zum moralischen, ethischen Verfall, genau zum Entgegengesetzten, obwohl man a uch bei Hitler in einer gewissen Weise vom moralischen und ethischen Verfall sprechen kann. Ein berühmter Oxford Historiker sagte einmal: »Der Mensch geht immer von einem Übel in das andere Übel.« Diese Feststellung ist richtig, denn das ist satanisch, ist die Verwandelbarkeit Satans. Was steckt hinter dieser ganzen Sache? Ein Thema, das gesamtbiblisch ist und schon mit der Schöpfung anfängt: Abgrenzung in der Schöpfung zwischen Menschsein und dem, was über dem Menschen ist, was Gott gehört. Eine Bescheidenheit in bezug auf Gott, zu seiner Macht und Kraft, und auch in bezug auf Satan und seiner Macht und Kraft ist nötig. Hier wird für die Menschen eine deutliche Grenze gesetzt. Der Baum des Lebens und der Erkenntnis ist tabu. Das
bedeutet, daß das Leben Gott gehört, er gibt das Leben, und er herrscht über Leben und ewiges Leben. Was ist dann Erkenntnis? Wir besitzen Wahrheit und Leben nicht selbst. Diese Kräfte sind von Gott gegeben und werden auch von ihm genommen. Darunter fallen für mich auch Abtreibung und alle möglichen anderen Themen. Leben und Tod sind Dinge, die ihm gehören und nicht uns. Diese Grenze zum Paradies ist eine deutliche Grenze, die dann in der Grenze zwischen Himmel und Erde übernommen wurde. Sie ist eine Raumgrenze sowie eine Geistgrenze. Denn der Himmel ist da, wo Gott ist. Gott ist eigentlich überall. Aber das, wo Gott und seine Himmelsherrschaft ist, ist unerreichbar für uns. Deswegen stellen wi r uns das in einer e iner absolut entfernten Art und Weise vor. Ein sowjetischer sowje tischer Astronaut sagte einmal, wohl sei er im Weltraum gewesen, aber Gott wäre er nicht begegnet. Doch so finden wir den Himmel nicht. Himmel ist, was entfernt ist von uns, was für uns nicht erreichbar ist. In unserem Text geschieht eine Überschreitung dieser Grenze, aber sie vollzieht sich vom Himmel auf die Erde. Die gefallenen Engel, wie Satan, kommen auf die Erde und besudeln sie. Aber der Mensch nimmt diese Besudelung an. Er hat sie nicht erstrebt, doch nimmt er sie an. Deswegen ist die Grenze überschritten worden. Wir haben in unserem Haus eine Lithographie von Israels größtem Maler, Mordechai Ardon, der eigentlich vom Chassidismus und der Kabbala beeinflußt ist. Diese Lithographie hat mit der Leiter Jakobs zu tun. Es ist genau das gleiche Thema. Die Engel kommen herunter und gehen wieder hinauf. Das bedeutet, daß sie die Grenze zwischen dem, was himmlisch ist im Raum wie im Geist, und dem, was uns gehört, überwinden. Denn Gott antwortet auf die Besudelung, die von den gefallenen Engeln und Satan durch die Überschreitung dieser Grenze zwischen der Engelwelt, Gottes Welt, und unserer Welt stattfand, indem er selbst, der Allmächtige, der über alle Engel herrscht, zu uns kommt. Zuerst vorgedeutet durch die Engel, dann erfüllt zu Weihnachten, als Jesus Christus hier auf die Erde kam. Gott antwortet auf diese Besudelung, auf dieses Verlorensein, indem er selbst aus dem kosmischen Bereich, aus seinem Herrschaftsort He rrschaftsort herunterkommt und uns Frieden, Leben und Wahrheit schenkt. Denn Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben selbst und damit eine Antwort auf dieses Problem der zwei Bäume, der Grenze zwischen uns. Von Memling, einem spätmittelalterlichen Maler gibt es ein Bild, das von der Geburt Jesu handelt. Es sind zwei offene Fenster und zwei Bäume zu sehen. Mir ist sehr klar, was diese zwei Bäu¬me bedeuten: Leben und Erkenntnis. Dieser Bereich ist zu uns gekommen, weil wir nicht in diesen Bereich kommen können, weil die gefallenen Engel aus diesem Bereich zu uns gekommen sind und uns endgültig so dachten sie besudelt haben. Das ist es, was hier hier vorgeht. vorgeht. Die Überschreitung des Bereichs, der den Menschen gehört, durch verfallene Kräfte, die uns überwinden, weil wir selbst verfallen sind. Das ist der letzte Schritt, bevor Gott dann diese Welt vernichtet. Denn mit der Sintflut vernichtete er diese Welt. Helden oder Heiden, wie man es ausdrücken will, werden vernichtet. Hier geschieht eine Besudelung, die im höchsten Grad unerträglich ist, weil die Grenzen jetzt fließend zwischen kosmischer Welt und menschlicher Weit sind. Heute haben wir Esoterik und Okkultismus, die eigentlich genau das gleiche beinhalten. Am Ende der Tage, wenn die Grenze zwischen den Mächten und Bereichen des Kosmos und dem menschlichen Bereich nicht mehr klar gezogen ist. Doch zurück zu unserem Text: Als Folge der Übertretung wurde das Lebensalter plötzlich auf 120 Jahre begrenzt. Wie lange haben die anderen gelebt? Methusalem fast 1000 Jahre (969 Jahre, niemand sonst hat so lange gelebt), Noah war gerade 500 Jahre alt. Luther sagte, je weiter man von der Schöpfung entfernt sei und damit von der Kraft der Schöpfung, von der Lebenskraft, desto kürzer würde das Leben. Wenn wirkliche Vermengung zwischen den kosmischen und den menschlichen Wesen stattfände, würde logischerweise die Lebenserwartung viel höher sein. Die Engel sind zuerst unsterbliche Wesen. Logischerweise müßten die Menschen dann Tausende von Jahren leben, aber genau das Gegenteil ist passiert.
Auch hier unterliegen Menschen wieder einer Täuschung. Die Frauen in ihrem Kontakt mit diesen himmlischen Wesen glaubten vielleicht, sie bekämen etwas äußerst Besonderes, Helden, oder was man will aber sie starben nach 120 Jahren. Im Vergleich mit 900 bedeutet es, daß die Lebenserwartung nur noch etwa 15 Prozent der de r ursprünglichen betrug. Hat nicht Satan genau die gleiche Täuschung vollbracht? Ihr werdet so wie Gott sein. Ihr werdet Macht über die Erkenntnis, über das Leben haben. Aber was bekommen die Menschen? Nicht längeres Leben, die Ewigkeit im Paradies, sondern das Todesurteil. Es ist eine gewaltige Selbsttäuschung, denn wenn wir uns mit Mächten und Kräften, die uns nicht gehören, vermengen, kann die Auswirkung nur negativ und nie positiv sein. Das fängt mit Satan an, mit seiner Selbsttäuschung. Diese Frauen haben bestimmt ge¬dacht, daß sie einen großen Fang gemacht haben, nicht wahr, sie haben Kontakt mit Engelwesen gehabt. Aber es war der Weg zur Verdorbenheit, der Weg zur Sintflut, der Weg zur Zerstörung. Das zeigt sich zuerst in der eingeschränkten Lebenserwartung, dann in der Sintflut se lbst. Die gefallenen Engel kamen vom Himmel, und Gott zerstörte ihre fortgepflanzte Welt vom Himmel aus mit Regen. Gerade im Anschluß an diesen Text kommt die Sintflut. Vom Himmel kommen die gefallenen Engel mit ihrer totalen negativen Auswirkung. Hier auf Erden geschieht einfach eine Überflutung des Bösen, die Vermengung von Dingen, die einander nicht gehören. Das wäre ungefähr auf der gleichen Stufe, wie wenn Menschen Geschlechtsverkehr mit Tieren haben. Sie gehören zwei total verschiedenen Bereichen an. Wie antwortet Gott auf diese ungeheure Verfehlung? Indem er gerade von dem gleichen Ort, vom Himmel aus, Regen schickt: 40 Tage und Nächte, um alles zu zerstören, was vom Himmel gekommen ist. Aber später schickt er Engel mit der der Leiter zu Jakob, zu dem Verheißungsträger, der Israel heißen wird; zu Weihnachten schickte er dann Jesus Christus. Wenn dieser d ieser wiederkommt, wird er sein Tausendjähriges Friedensreich hier auf Erden aufrichten. Die gefallenen Engel haben nicht das letzte Wort, denn Christus herrscht über alle Engelgestalten (das steht übrigens an mehreren Stellen im i m Neuen Testament). Interessant ist hier die Rolle der Riesen. Die Juden sind traditionell klein. Ich selbst komme bei diesem Thema in Verlegenheit. Bei einem Vortrag in Hessen über David und Goliat ging ich, um meine Hände zu waschen. Da kam mir ein Riese entgegen (ca. 2,06 m). Ich sagte: »Grüß Gott, Goliat«. Darauf meinte er jedoch, er würde lieber David heißen. Aber »Riesen« sind auch ein gesamtbiblisches Thema. Was für eine Rolle spielen diese Riesen in der Bibel? Sind sie positiv oder negativ? Als die Israelis zum verheißenen Land kamen, wollten sie es nicht einnehmen, weil sie fürchteten, gegen die Riesen im Land nicht bestehen zu können. Die Enakiter waren echte Riesen, wenn auch für einen Juden fast jeder ein Riese ist. Als ich in die Schule ging, war ich der Kleinste in der Klasse. Doch meine Mutter sagte mir, ein Jude kämpfe nie mit der Faust, sondern nur mit der Feder (deswegen schreibe ich so viele Bücher). Also mußte ich vor den Großen davonlaufen. Ich durfte ja nicht kämpfen (ich bin dann sehr schnell geworden). Dieses Thema »Riesen« entwickelt sich jedoch weiter. Es gab einen Riesen, mit dem es wirklich um einen entscheidenden Kampf ging. Der Kampf Goliat (2,55 m, und stark wie ein Baum) gegen David (der kleine David, nach dem ich genannt bin). Der Ausgang des Kampfes würde die Herrschaft des einen über das andere Volk festlegen. Später gab es noch einen Kampf zwischen einem gefallenen Engel und einem, der die Wahrheit und das Leben ist, Jesus Christus. Auch da ging es um Herrschaft. Satan ist ein Riese in seiner Ausstrahlung und seiner Wirkung. Er stellt Jesus auf die Zinne des Tempels und sagt: »Diese ganze Welt gehört mir.« (Sie gehörte ihm zu dieser Zeit auch.) Aber Jesus widerstand diesem Riesen, wie David auch gegen Goliat gewonnen hat. Diese physische Kraft der Helden spielte auch in Israel einmal eine zentrale Rolle: Simson. Doch da wird die Macht im göttlichen Sinne benutzt, bis diese erste Friseuse in der Bibel kam, Delila, die ihm die Haare kurz geschnitten hat. Solange er das Geheimnis seiner Kraft nicht verriet, ging
alles gut; doch dann stürzte er. Auch die Standartenführer Standartenführer Hitlers waren alle sehr groß und stark anscheinend geborene Helden. Das Thema Heldentum ist auch eine endzeitliche Erscheinung. Es bedeutet äußerliche Macht und Kraft. Der Bezug dieses Textes auf unsere heutige Zeit ist, daß wir ganz bewußt wissen sollten, uns sind Grenzen gesetzt. Der Anfang der Weisheit ist Gottesfurcht! Der Anfang der Weisheit ist die Erkenntnis dessen, was wir sind und der Grenzen, die uns gegeben sind. Jedesmal, wenn wir diese Grenze überschreiten, folgt das Gericht. Der englische Dichter Wordsworth (er lebte Ende des 18. Jahrhunderts zu Beginn der Industrialisierung) verfaßte ein Gedicht, in dem er beschreibt, wie das ganze Land durch die Industrialisierung besudelt wird. Niemand hat das damals geglaubt. Aber es ist wahr geworden. Wir sind die Herren der Welt. Wir wollen alles in unsere eigenen Hände nehmen. Die gleiche Problematik sehen wir auch in der Französischen Revolution. Die Menschen glaubten an die menschliche Vernunft. Doch wie endete die Französische Revolution? In einem Blutbad. Das gleiche geschieht im Kommunismus: Gott ist tot, wir bauen einen Himmel hier auf Erden. Alles wird diesseitig, nicht jenseitig. Aber dieser Himmel auf Erden ist inzwischen absolut bankrott. Das ist ein Thema, das wir ständig vor Augen haben, nicht nur in der allgemeinen Geschichte, sondem auch in der persönlichen. Die Bibel sagt uns ständig, daß, wer sich selbst erhöht, emiedrigt wird. Die Helden, die Großen (hier geht es jetzt nicht um physische Größe, sondern wer w er sich für etwas Besonderes hält), wer sich über andere erhebt, wird erniedrigt. Aber wer sich vor dem Herrn erniedrigt, der wird erhöht. Dies bedeutet ein Ruf zur Bescheidenheit, zu einer Kenntnis der Grenze zwischen uns und Gott. Der moderne Mensch sagt: »Ich werde urteilen, ob es Gott gibt.« Aber sollte sein Urteilsvermögen in der Lage sein, zu beurteilen, ob es Gott gibt? Wenn der Mensch in der Lage wäre, das zu beurteilen, dann müßte er die Welt erschaffen können (wie Gott G ott zu Hiob sagte), er müßte uns von Schuld erlösen, e rlösen, er müßte Liebe schaffen können, er müßte eine Antwort auf den Tod haben. Wenn die menschliche Vernunft der Maßstab aller Dinge ist, dann sind wir alle hinfällig, denn die menschliche Vernunft gibt keine Antwort auf den Tod. Ich habe bei einer Beerdigung noch nie erlebt, daß, wenn der Sarg niedergelassen wurde und der Gesang aufhörte, der Sarg dann plötzlich aufging, der Tote heraufkletterte und mir die Hand gab und sagte: »Herr Pfarrer, nicht schlecht die Predigt, nächstes Mal machen Sie es besser!« Nein, so etwas gibt es nicht unter uns. Der Tod hat h at Allmacht über uns, über unseren Verstand. Wir glauben, daß unser Verstand so klug ist. Wie hat Claudius das ausgedrückt? »Wir eitlen Menschenkinder ... «, ja, wir haben unsere klugen Gedanken. Aber wohin bringt uns dieser Verstand, wenn wir über Gott urteilen? Wir können kein Leben schaffen, wir können die Grundlage des Lebens nicht schaffen, wir können keine Antwort auf Leiden und auf Tod geben. Wenn der Mensch und der menschliche Verstand der Maßstab aller Dinge ist, dann verherrlichen wir den Tod. Wer an die Vernunft glaubt, an die menschliche Vernunft, der verherrlicht den Tod. Denn der Tod verschlingt die ganze Vernunft und unser ganzes Leben dazu. Dieser Text ist ein Ruf zur Bescheidenheit, zu einer Kenntnis, wer Gott und wer der Mensch ist. Dieses Problem ist auch sehr deutlich in unserer kirchlichen Entwicklung zu sehen. In der modernen Theologie wird Jesus immer i mmer mehr zum Menschen herunterstilisiert, und die Göttlichkeit Jesu wird immer geringer gemacht gegen uns.f Denn Jesu Göttlichkeit rettet uns, nicht seine Menschlichkeit, seine Göttlichkeit, daß er Gott ist, daß er Macht über den Tod hat, daß er uns aus dem Tod erretten kann. Der am besten besuchte Gottesdienst ist der am Heiligen Abend. Warum? Der süße, liebliche Jesus, der in der Krippe lag, ist verharmlost. Ein verharmloster Gott, über den wir herrschen können (oder zumindest meinen wir das). Natürlich, iin Mittelalter, zur Reformationszeit dagegen waren auf Bildern von Jesus als Kind, als Säugling öfters Zeichen seines Kreuzes dabei: Ent¬weder ein Kreuz bei dem Stall oder Jesus, der mit dem Lamm spielt, oder man sieht Blut an einem Teil seines Körpers; K örpers; fast immer sieht man das Gesicht eines Erwachsenen, manchmal
sogar weinende Augen. Gott ist zu uns gekommen, weil er der Allmächtige ist, und er ist zurück zur Rechten des Vaters gegangen. Er ist der, der zu uns kommt. Aber wenn wir ihn hier auf Erden halten, wie wir ihn haben wollen, den Himmlischen, dann vermengen wir die Grenze zwischen Menschheit und Gottheit, genauso wie die gefallenen g efallenen Engel, indem sie Kontakt mit Menschentöchtem hatten. Eine Vermengung der Grenze des Menschseins, eine Überschreitung dieser Grenze, indem wir Gott vom Himmel in unserem eigenen Sinn herunterholen. »Wir werden entscheiden, ob er Gott ist. Wir werden entscheiden, ob die Bibel recht hat. Wir richten Gott, nicht Gott richtet uns.« Auch der Babelsturm, der direkt vor dem Alten Bund, vor der Berufung Abrahams (l. Mose Mo se 11; 12) steht, zielt in die gleiche Richtung: der Versuch, in den Himmel zu gelangen, um Gott zu entmächtigen, indem sich der Mensch an Gottes Stelle setzt. Genau wie Adam und Eva. Alle diese Texte gehen um die Kenntnis der Grenze des Menschseins. Es ist sehr bedeutungsvoll, daß die größten Naturwissenschaftler in unserem Jahrhundert zutiefst demütig, bescheiden und gläubig waren, ob Einstein, Heisenberg oder Planck. Die drei herausragenden Physiker unseres Jahrhunderts waren alle gläubige Menschen, sie waren alle zutiefst demütig. Eines Tages landete eine kleine Fliege auf den Papieren Einsteins. Der zerstreute Einstein sah die Fliege und sagte: »Kleine Fliege, wer hinter dir steckt, der ist soviel größer und soviel tiefer als alle meine Gedanken.« Heisenberg, der große evangelische Christ, der letzte wirklich große deutsche Wissenschaftler von Jahrhundertformat, ließ sich in München zu dem Text »Die Engel werden mich tragen« tragen« beerdigen. Die Engel werden mich tragen eine Bejahung von Gottes Himmel und von den Engeln als Boten Gottes, nicht die gefallenen, sondern die guten Engel. Auch Planck war von gleicher Bescheidenheit geprägt. Die Erkenntnis, es mit einem Universum, mit einem Geheimnis in der Schöpfung zu tun zu haben, die nur von einer göttlichen Ebene kommen kann, macht demütig. Deshalb sollten wir Christen auch nicht immer über Gottes Himmelreich spekulieren. Das ist gefährlich, denn die Spekulationen sind letzten Endes immer falsch. Warum? Weil wir sündige Menschen sind, Gott aber ist vollkommen und rein. Jeder Gedanke, die ein sündiger Mensch über Dinge hat, die ihm nicht gehören (wie das Himmelreich), besudelt diese Dinge. Wir können Gottes Himmelreich nicht begreifen; auch Gott können wir nicht begreifen, denn Gott ist Gott, aber wir sind nur kleine und sündige Menschen. Jeder Versuch, sein Himmelreich wahrzunehmen, ist eine Besudelung dieses Himmelreiches, ein Herunterziehen dessen, was göttlich, was ohne Sünde ist, auf mein sündiges Niveau. Dieser Text ruft nach einer Grund Bescheidenheit. Die Furcht des Herrn ist der Anfang aller Weisheit, daß wir uns auf Gottes Bestimmung, unter Gottes Wege stellen. So weit ging es in der Urgeschichte: Vom Sündenfall, der Gottesentfernung zum Brudermord (Kain und Abel ), über Massenmord (Lamech) bis hin zur endgültigen Überschreitung der Grenzen: die Grenze des Bösen, die himmlischen Kräfte des Bösen, die zu uns kommen, weil wir selbst verfallen sind. Aber es gibt noch eine andere Grenze. Zum Beispiel die des Spiritismus. Wir dürfen keine Verbindung zu dieser Welt aufnehmen, nicht versuchen, mit den Toten in Kontakt zu kommen. Der Tod ist hier die Grenze, denn Leben und Tod gehören Gott und nicht uns. Der Gott des Lebens ist zugleich der Gott des Todes. Jeder Versuch, diese Grenze zu überschreiten, führt zu einer absoluten Besudelung. Diese Grenzüberschreitung wird heute jedoch oft praktiziert. Okkultismus und Spiritismus sind leider le ider im Vormarsch. Aufklärung tut not, aber zugleich ist es gefährlich, zu viel über Okkultismus, über Satan und seine Macht zu sprechen, denn Menschen lassen sich davon auch leicht faszinieren. Wir sind dazu da, Christus und seine Macht sowie seine Liebe und Barmherzigkeit zu verkündigen. Wir sind schwach; deshalb dürfen wir diese Mächte und Kräfte nicht unterschätzen. Mein Vetter war zugleich ein enger Freund von mir. Er, ein junger Jurist, 29 Jahre alt, glaubte, stark zu sein, und nahm (ohne mein Wissen) zunächst Marihuana, M arihuana, dann LSD. Doch das Rauschgift war stärker.
Die durch das LSD verursachten Depressionen führten zu seinem Selbstmord. Dies sind Machtkämpfe, auf die wir uns nicht einlassen sollten, weil wir sie verlieren werden. Nur mit unserem Helden, Jesus Christus, der alle Macht hat, können wir stark sein (wenn wir uns unter seine Kraft stellen). Jesus steht über den Himmelskräften, ob gute oder schlechte. Auch heute gibt es noch Engel, denn die »richtigen« Engel sind Gottes Boten. Wir werden sie sehen, wenn wir bis ans Ende ausharren und in sein Himmelreich kommen. »Sichtbar« werden diese Engel in manchen Zeitungsmeldungen: Ein Kind fällt aus dem dritten Stockwerk auf den Asphalt und ist nicht verletzt. Viele Ärzte, die nicht an Gott glauben, geben eine Erklärung, die jedoch nicht haltbar ist: Weil das Kind keine Angst hatte, verletzte es sich bei dem Fall nicht. Ich würde keinem empfehlen, sich aus dem dritten Stockwerk S tockwerk herunterfallen zu lassen in dem Vertrauen darauf, daß ihn ein Engel schon halten wird. Man kann so eine Sache nicht herausfordern. Die New Age Bewegung verfolgt dieselben Ziele. Der Mensch versucht mit anderen »Welten« Kontakt aufzunehmen. Der sündige, verfallene verfallene Mensch versucht, sich einen sünd und schuldlosen Freiraum zu schaffen. Aber auch auf Baal, den Götzen der Lust und der Fruchtbarkeit, wird hier im Text Bezugenommen. Er ist ebenso ein Götze G ötze unserer Zeit, der Götze des Sex, der Pornographie, des Rauschgifts und Alkohols. In unserem Text ist Noah die Antwort auf die schlimmen Zustände der damaligen Welt. Es war sicher keine leichte Welt, in der er lebte. Überall »Helden«, Riesen und gefallene Engel. Die endzeitliche Welt weist sicher gewisse Ähnlichkeiten auf. Doch Noahs Antwort ist schlicht und einfach: Er gehorchte dem Herrn. Noah wußte, daß seine damalige Welt nicht mehr zu retten war. So baute er eine Gemeinde, seine Arche »ein Schiff das sich Gemeinde nennt« um diese Welt nach Gottes Verheißung zu retten. Er gehorchte Gott. Gott war der Steuermann, er brachte diese Arche durch die ganze Zerstörung zu einer neuen Welt. -----Avatare Horst W. Beck
Über Engel und Dämonen im Zeitalter künstlicher Intelligenz und Informationskosmologie
I Das Lichtkleid Gottes als alles tragende und bedingende Schöpfungssubstanz Die Schnelle der wissen schaftlichen schaftlichen und technologischen Umwälzungen Umwälzungen bedrängt uns im 21.Jahrhundert. Wer kommt im Den ken und Vorstellen noch n och mit? Biblische An knüp fungen mit ge wagten Auslegungen könnten eine Brücke zu Herausforderungen sein: Gott der Heerscharen spricht (Gen 1,3): „Es sei Licht – und es ist Licht“. Psalmbeter Psal mbeter spre chen (104,1-2) „Licht ist dein Kleid, das du an hast. Du breitest den Himmel aus wie ei nen Teppich..“ (139,5) “Von allen Seiten um gibst du mich und hältst deine Hand über mir“ Licht und Raum werden durch steten Forschungserfolg und Da tenmehrung für Physik und Informations-technologie span nender und rätselhafter. Einmal weil man i mmer deutlicher einsieht, dass der erkenn bare und technologisch zugriffsfähige Anteil der Schöp fungsenergie im
Bilde wie ein Gischtschaum auf einem uner gründlichen Ozean sich zeigt. Am Großrand der Astro nomie und Kleinrand der Mikro-Physik spricht man von „dunkler Energie-Mate rie“, die nur indirekt erschlossen wird und gegen das „Sichtbare“ als Bildwort für das physi kalisch Mess- und Wägbare alles Vorstel len überschießt. ü berschießt. Das Prophetenwort (Jer 31,37) schränkt naturalistische Schöpfungserkennt nis ein: „Wenn man den Himmel oben mes sen könnte und den Grund der Erde er forschen… „ dann würde Israel wegen seines Unglaubens verwor fen. Niemals! - ist die Heilsbotschaft. Paulus bestätigt dieses Niemals (Röm 11, 25-36). Zum Zweiten: Die Schöp fung ist für den Menschen nicht nur quantitativ-räumlich un fasslich, sondern wie sich immer rasanter entpuppt, ob ihrer informativen Quantität und Qualität. Sehr ver einfachte Zahlenspiele wei sen die Grenzen auf: Mit heutiger Teleskop-Tech nik ist der er schließbare Galaxien-Raum ohne Grenzein sicht 10000000000000000000 (1020)m tief; der Erdradius 4400000m; die G röße des Men schen 12*100m (1-2m); Ge gen das Kleine sind die Maße: Organi sche Zelle 0,0001-0,00000001m; Atom 0.0000000001 (10-10)m; Elemen tarteilchen-Teilchen (Pro ton, Neu tron, Elektron) 0,000000000000001 (10-15)m; kleinste mit Lasertechnik noch messbare Wellenlänge des Lichtes 0,00000000000000000001 (10-20 )m; Planck-Kubenlänge 0,0000000000000000000000000000000001 (10-35 ) m. Licht - oder mehr physika lisch ausge drückt elektromagneti sche Strahlung – ist die sich stetig ausspannende Energieform, die die Raumwirklichkeit dauernd d auernd neu prä sen tiert. Wir Menschen existieren in einem sichtbaren Ausschnitt des Lichtfeldes und sehen Tiere, Men schen, Berge und Sterne samt unserer technischen Schöpfungen. Von dem informationsgeladenen elektromagnetischen Feld, das uns Funk, Radio und Fernse hen ge währt, sehen wir mit unseren Au gen nichts, haben aber kaum Zwei fel an seiner Realität. Mit bloßen Augen könnten wir bis zu 6000 Sterne am Himmelsgewölbe zäh len. Doch das kosmische Lichtfeld von den lan gen bis kurzen Wellen bietet uns durch mo dernste Tele skop- und Mikrotechnik Wunder über Wunder.an Sonnen und Planeten, Stern haufen, Teilchenbal lungen, Magnetfeldern, M agnetfeldern, Schwarzen Löchern, Super-NovaExplo sions szenarien und was die Astrowis sen schaft schaft noch bieten könnte. Die im Inter net gebotene NASA-Bil der-Galerie ist uner sätt lich! Doch was wir alles nicht sehen sind die Wunder des fast unendlich Klei nen. Die physikalischen Grenztheo rien stoßen an ein Licht-Web mit der angezeigten Planck-Wel len länge mit den 35 Nullen nach dem Komma. Und in dieser Größenord nung ver muten Physiker nach ihren Gleichungen sog. informierte strings (Saiten), Informations knäuel, die auch die Erscheinungen E rscheinungen unserer sicht- bzw. messbaren Erscheinungswelt programmieren. Schwindelig wird es uns fast wenn wir vernehmen, dass das kosmische Lichtfeld nicht nur so fein bis zu den infor mationsgepackten Super strings gewoben ge woben ist, sondern noch 10 bis 26 mathematische Di men sionen der Raumgeometrie vor spiegelt. Diese Andeutungen sollen uns helfen, die Schöpfung als für uns nach dem propheti schen Wort unergründliche aber von einem Souverän disponierte und und kontrol lierte In formationswirklichkeit zu erahnen. Noch im 19.Jahrhundert dachte man sich den Weltaufbau aus kleinsten Teilchen, Atome genannt, zwischen denen Kräfte wir ken. Aus der Kenntnis der Teilchen und Wechselwirkungen spekulierte man auf eine prinzipiell physikalisch-mechanisch erklär bare Welt einschließlich des Lebens. Doch im 21.Jahrhundert verflüchtigt sich solche Weltsicht total. Fast unendlich kleine Informationsfäden scheinen die Ur- Schöpfungs elemente zu sein, die alle für uns sichtbaren Erscheinungen bedingen. Ein mehrdimensio mehrdimensio nales Energie- bzw. Lichtfeld durchdringt alles und vermittelt die Informationsregulati Informationsregulati onen. Informationsspiele sind nicht ohne Urheber. „Wer“ reguliert und kontrolliert wird zur Frage. Irgendwelche Mechanismen? Die mathematisch feinsinnigsten Schöp fungstheorien stoßen auf Urheberfragen. Der PhysikPhilosoph C.F.von Weizsäcker (1905-2007) sprach von Uren oder Entschei d ungsbäumen, die hinter jedem Energie-Quant stecken und fasst in Zahl: 1000000000000000000000000000000000000000 (1040) bits. Bit als elementares Informa tionsmaß ist die Währung des 21. Jahrhun derts. In weiteren Bildern spre chen Kundige vom
brodelnden Quanten raum. Der geomet risch mehrdimensionale Raum zeigt sich uns als brodelndes Lichtpi xelfeld. Ein anderes Bild ist das Energie-Universum als digitaler QuantenComputer. Der große Newton sprach die heutigen Meta phern vorweg neh mend vom Raum als sensorium Dei. Licht ist dein Kleid das Du an hast. Die aktuale reziproke Gegenwart des Souveräns. Im der dimensionalen Tiefe des kosmischen Energie- bzw. Lichtfeldes erkennen Theoreti-ker nahezu zeitlose Kausalität oder aktuale All-Präsenz (Psalm 139,5). 139,5). Die geschaffene Lichtwirklichkeit (Gen 1,3) ist von Anfang an vor der Bildung der Erd-, Pflanzenund Tierwelt und nicht zu letzt vor dem Ebenbild Mensch belebt. Gott der Heerscharen! Heerscharen! Das vergangene mecha nistische Weltbild war: Atome und Wechselspiele. Das Urbiblische: Myriaden von Agenten – Engel oder Dienewesen – im in formationsgeschwängerten Lichtfeld. II Die Machtarenen www und cww – Internet - www-Avatare und geschaffne Engel im Lichtkleid-cww Die technische Revolution der vergange nen Dezennien hat fast ungeplant mit Wild wuchs zum millionenfachen Computerver bund des Internet-www geführt. Das so ent standene und dramatisch wachsende Leis tungsangebot an Informationsverar beitung und erdweiter P räsenz zieht entsprechend Programmieraufwand und Re sultat auf schwindelnde Höhen. Die Gipfel sind virtu elle Roboter, Netzagenten und Agentenkol lektive, auf den Bildschirmen animierte Part ner mit schmeichelnder Gestik und Expertenkapazitäten, die Phi losophen auf den Plan rufen: Ist der Mensch hier Schöpfer von We sen, die Bewusstsein imitieren? Und wenn nach na turalistischer Sicht Bewusstsein nur Begleiterscheinung, Epiphänomen von Infor mationskomplexität ist, künstlich geschaf fene Intelligenzen, im Programmierjargon Avatare, Engel g enannt, warum dann die Scheu, von künstlichen Menschen zu re den? Szenarien werden von naturalistischen Philo sophen und Wissenschaftstheore tikern ent worfen, die nach der Geschichte des Rabbi Löw aus Prag, der seinen ge bastelten Gnom nicht mehr bezähmen kann, den Menschen als bloßes Zwischen produkt der biologischen Evolution E volution entmachtet und ersetzt sehen. Biblische Anthropologie ist hier heraus gefordert, zu benennen, was den gott eben bildlich geschaffenen Menschen von künstlicher Agentenintelligenz i m Inter net-www unterscheidet. Da er ja unbestritten Schöpfer dieser Avatare oder Inter netengel ist, spitzt sich alles zu gegen die wahnwitzigen Frage, worin er sich denn vom Dreieinen Schöpfer – gepriesen sei Er – unterscheidet. Psalm 8,5f: “Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen M enschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, Gott, mit Ehre und Herrlich keit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße ge tan..“. Nun ist dieser Mensch Schöpfer von In ternet-www-Engeln, virtuellen Knowbots (knowledge robots) mit Expertenlogistik, die in dieser Hinsicht seine individuellen Fähig keiten überschießt. Die animierte Partnermi mik auf dem Bildschirm besticht. Was ist der Leib dieser geschmeidigen Avatare? Nach 0/1-Informationslogik gela dene oder freie Spe icherplätze? In Chip-Schaltkreisen und Leiterbahnen mit nahezu Lichtgeschwindig keit gejagte Elektronenbündel? Die gezielten Erregungsmuster, die über die Bildschirme huschen? Die Expertensoftware, Expertensoftware, die den je aktuellen Aktions- und Repräsentationsraum des Agenten generiert, kann erd- und satelli tenweit auf Da tenbanken gestreut sein. Der Zellleib einer Amöbe, einer Pflanze, eines Tieres ist ein gewohntes Bild. Innerlich erschauen wir das Artige, wie zum Beispiel das Pfer deartige. Ein rassiges Pferd können wir uns vorstellen. Mit inneren Bildern erken nen wir auch die von uns gesonderten Lebewesen unserer Umwelt. Eine analoge Leibvorstellung vom virtuellen Roboter auf Internet-www verflüchtigt sich. Leichter ha ben wir es mit den Robotern im Maschinen leib, die freilich auch softwaregesteuert und internetverlinkt agieren. Das Internet-Web www zwingt uns über göttlich und menschlich Geschaffenes neu
nachzudenken und in austauschbare Bilder zu bringen. Die Quantentheorie, zur Quan tenfeldtheorie erweitert, zwang und zwingt uns ebenfalls gewohnte Vorstel lungen aufzugeben. Es ist vor allem die Alltagsvorstel lung, unsere Außenwelt be stünde aus ein deutig abgrenzbaren Dingen, wie dieser Stuhl, dieses Molekül, dieser Einzeller, diese Pflanze, dieser Mitmensch da. Anerkannte Experimente von Alain Aspect in Paris und Theoriebestätigung durch den Schotten J. Bell lassen kaum mehr zweifeln, dass in der Kleinstschicht des Schöpfungsseins, d.h. im benannten Planck-Web alles miteinender quantenverschränkt wechselwirkt und zwar ohne für uns mess- bzw. feststellbaren Zeitverbrauch. Die räum liche Distanz wird kausal wesenlos. Die Quantentheoretiker sprechen von Nichtloka lität und Nichtse parierbarkeit der Kleinst wirkungen, ja nach Heisenberg von einer mathe matisch formulierbaren Unschärfe im Kleinsten. Da alles was für uns sicht-, wäg- und messbar erscheint, eben unsere sichtbare und handliche Alltagswelt, in den Hyper raum eingebettet, besser besser Projektion aus die sem mehrdimensionalen mehrdimensionalen Lichtweb www oder biblisch-bildlich, dem göttlichen Lichtkleid ist, berühren wir, was Newton den absolu ten Raum als sensorium dei, das Berüh rungsorgan des Schöp fers mit den Geschöp fen umriss. Selbst die Physiker, die lieber vom Quantenva kuum als alles umschlie ßende Grenzwirklichkeit sprechen, rätseln um dieses blei bende Mysterium, das sie auch als unerschöpfliche Energiequelle ins Zah lenspiel bringen. Das Lichtkleid mit seiner dynamischen ‚Web’struktur ist neben seiner existenz ge benden Raumstiftung nach Euklidischem Maß noch ein unfasslich leistungsfä higes di gitales Informations-Web, das cww (cosmic wide web) benannt sei. sei. Von der göttlichen Aktionsseite aus wird es mit cu cu ≈ ∞ willentlich geführt. In der uns technisch zugriffsfähigen irdischen Stufe Stufe mit den elektromagnetischen Lichtbrü cken ist Führung mit c0 ≈ 300000 km/s. Computer- und wwwTaktungen und erd weite bzw. satellitenweite Kommunikation klappen ebenso auf c0-Ba sis. Das Leis tungsverhältnis irdisch-techni scher Informationsverarbeitung zu den schöpferischen Informationsakten erscheint wie c0 zu cu ( 300 000: ≈∞). Freilich ist solch gewagter Vergleich des endlichen Maßes zum nahezu Unendlichen nur Metapher. Die Einschränkung nahezu (≈∞ ) hat zu beachtende Bedeutung: handelt der Dreieiene ad extra (von sich zum Geschaffenen hin), sind die Handlungsschritte im Zim-Zum endlich, freilich treffender nahezu unendlich (. Sonst wäre kein Tangens zum Geschöpflichen. Der Schöpfer erniedrigt sich schon hier berühr lich im Zim-Zum, seiner dezenten Zu rücknhame gegenüber gegenüber seiner Schöpfung. Die Erniedrigung zur Verleiblichung im gesand ten Gottmenschen ist später zu erörterndes Geheimnis! Das Endliche fasst niemals das Unendliche, doch in der Kenose, der Ernie drigung nach dem Hymnus im Philipperbrief des Apostels, ist körperartige Berührung! )
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Das cww zieht selbst nach Euklidi schem Maß in drei Raumrichtungen den endlichen, für uns endliche Menschenwesen praktisch unendlichen Grundraum lichtmäßig als Wellenweb mit cu ≈∞ auf (Psalm 104,3). Das Wellenweb ist nicht nur uner schöpfli schöpfli ches Energiereservoir für alle möglichen Er scheinungen, die Quantentheo Q uantentheo retiker spre chen von der unauslotbaren Nullpunktenergie und nennen Zahlenorgien gegen Unendlich [10114 (≈∞) ergs/cm3 ergs/cm3 ], es ist mit seinen Planckwellenmaschen auch digitales Informationsweb von unauslotbarer Speicher- und Rechenleistung. Ist die Schöpfung, das Lichtkleid des Schöpfers, Schöpfers, ein digitales Universum? Letzte ren ren Begriff gebrauchen säkulare Wissenschaftler ohne einen Hauch von Theologie. Der Informatiker W. Gitt fordert mit einem Titel „Im Anfang war die d ie Information“ (In the Beginning was Information - in mehreren Auflagen und Übersetzungen 1989-2002 erschienen) damit heraus, dass Information ein Voll zugsbergriff im Akt der Kommunikation, der Speicherung und Wir kung sei und ohne Autor, Sender und Emp fänger und Bedeutungszuordnung B edeutungszuordnung keinen Sinn trägt. Wenn wir die Substanz der d er Schöpfung, das cww als informativ i nformativ beherrschtes Ener giefeld erkennen, drängt sich alles zum Fragen, welche willentlichen Instanzen dieses grundgelegte cww beherrschen. Der Schöp fer hat Geschöpfen im Zim-Zum Informations- und Handlungsmacht eingeräumt. „Der Dreieine spricht und es geschieht“, dieser Basissatz aller Schöpfungsbetrachtung ist wahr und widerspruchs frei zu al lem sog. Naturgesetz, das ‚diesen
Äon’ typisiert. Hier kann man nicht kon kret und realistisch genug sein, deshalb zur Entscheidung zwingende Beispiele: Der in die leiblichen Bedingungen dieses Äons verkörperte, inkarnierte Gottes sohn, die Schöpferperson des Dreieinen, handelt zum Zeichen seiner Macht: Ein lep rakran ker, körperlich ruinierter Mann steht vor Jesus. De r Gottessohn ist bis in sein Innerstes betroffen und befiehlt: „Sei frei von der de r Lepramacht!“. Der Augenzeugen bericht [Mark 1,42ff] fährt nüchtern fort: „sofort war der Mann gesund“. Hier liegt im Zeitquant der Heisen bergschen Unschärfeschwellen ein körperli cher Statuswechsel vor. Es gibt ein Vorher, nämlich der durch Lepra Entstellte, und ein Nachher, nämlich der Gesunde. Der Status wechsel selbst hat keine messbare Verlaufs zeit im sichtbaren c0-Korsett dieses Äons. Die die quantentheoretische Unschärfe ergibt sich aus der notwendi gen Offenheit alles energetisch-materiellen Geschehens gegen über der de r stetigen immateriellen Begleitung durch kontingente und willentlich kontrollierte Informa tionskonditionen. Dies ent spricht auch der spirituellen Deutung der Quantentheorie von C.F. von Weizsäcker und seines Schülers Th. Görnitz: jeder Quantenschritt an der Oberfläche des Mess baren kann induziert sein durch einen verborgenen Entscheidungsbaum von 1040 Ent scheidungseinheiten o der Information-bits. Wieder eine Zahlenorgie! Doch diese unfassliche Zahl bringt zum Ausdruck, dass an jedem Raum-Zeit-Schnitt ein kontingenter Informationssturm losbrechen kann, der zu un beschreiblichen sofortigen Statuswechseln von energetisch-materiellen System führt. Grundlegend für die Quantentheorie des kosmischen kosmischen Lichtfeldes ist die offene Span nung zwischen sog. stationären Verlaufsketten und kontingenten kontingenten Steuermöglichkeiten aus dem Hyperraum. Unser Äon ist dadurch gekennzeichnet, dass d ie nicht unterbroche nen stationären Prozesse eben das Normale repräsentieren. Im Fachjargon gesagt: der entelechiale Tensor des Hyperraumgesche hens ist normal auf Nullwirkung. Aktivierung ist das wörtlich Kontingente, das Unbere chenbare und nicht gesetzestypisch Ableitba re. Das ist der Grund, warum Technik, As tronomie und Medizin mit erstaunlichen Nä herungs theorien und Techniken gelingen. Kausalität aber muss unscharf bleiben und ver blasst zum Spruch: „Immer wenn die und die Bedingungen erfüllt sind, erwarten wir mit hoher Wahrscheinlichkeit den und jenen Effekt“. Zum Glück kann man damit ganz normal leben und handeln! Drastische Beispiele erhellen die Grund befindlichkeit dieses Äons: Die Jünger sind mit ihrem Rabbi Jesus auf dem Galiläi schen Meer im Boot. Der Meister schläft hinten. „Und es erhob erhob sich ein großer Wind wirbel, und die Wellen schlugen in das Boot... Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille“ [Mark 4,37-39]. 4,37-39]. Ein Willenswort verfügt den Statuswechsel komplexchao tischen Wetters. Die knappe Erzählung dringt auf den Grund des Gesche hens: Hier liegt in der tiefsten Hyperraum kausalität ein Willenskampf um physikali p hysikali sche Reprä sentation vor. Wetter ist auch physikalisch ein statistisch-chaotisches Sys tem. Mit dem bedrohlichen Sturm auf dem Galiläischen Meer ist eine Gegenmacht auf dem Plan, die offensichtlich sich auch in der Kausierungsebene physikalischer Vorgänge ausspielen kann. kann. Nur so verstehen verstehen wir das Drohwort des Gottessohnes als Machtwort mit physikalischer Resonanz. Die Rückfrage der betroffenen Jünger ist irgendwie auch die unsere [Mark 4,41]: „Wer ist der? Auch Wind und Meer sind ihm gehorsam!“ Wahrscheinlichkeitsgleichungen mit normalen Erfahrungsparametern sprechen für den bezeugten Wetterwechsel auf Befehl nicht an. Sie sind aber auch nicht im Wider spruch zu einem kontingenten bit-Sturm. Das Normale, das Stationäre, steht steht nur in der Erlebnishäufigkeit gegen das sog. Para-Nor male, das Kontingente und damit Verwun derliche. Der Einwand vom Standpunkt, mathematisch formulierbare ‚Naturgesetze’ seien doch der eherne gesetzliche Grund des Daseins, auf den man sich präzise verlassen könne, gegen eine willensfundierte Schöp fungssicht, ein sog. voluntaristisches Welt bild nach K.Heim, ist durchaus verständlich. Wille, nicht Urteil chen oder Urkraft ist das Ende der hierarchischen h ierarchischen Kausalketten. Die Frage nach dem Leib der Internet-Engel ist oben aufgeworfen. Interessant ist die Analogie
zum Holismus der Quantenrea lität: Nichtlokalität und Nichttrenn barkeit des Mikrogeschehens. Der Avatar-Leib des In ternetagenten kann mit seiner je aktualisier baren Expertenprogrammatur erd- bzw. sa tellitenweit verschmiert sein. Auch die kol lektive Agentenverkoppelung ist www-weit.
III Engel- und Dämonen–Realismus im Kontrast künstlicher Intelligenz
Das Präludium der Genesis (Gen 1,1) lautet “Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.“ Gott ist im Majestätsplu ral Elohim Herr der himmlischen Heerscharen. >Die Himmel< sind auch in der Psalmenmetapher Psalmenmetapher der Lichtkleidsphären von Anfang Anfang an belebte Hyperraumdomänen. Die Engelnatur ist nach der klassischen Schriftstelle Hebräer 1,14 ganz Dienewesen. Für uns erscheinen nach Karl Barth die Engel fast verströ mend in ihrer Funktion [KD III/3,429] und sollten demnach nicht zu scharf nach der analogen Differenz ins Bild irdisch-sichtba rer Schöpfungsgestalten geholt werden. Das echte Geheimnis wäre trivialisiert. Wie for dern uns neuerdings die verströmenden In ternet-Agenten, diese virtuel len Knowbots, anzüglich Avatare benannt, in unserem Vor stellen heraus! Wir fragten nach ihrem Leib und blieben ob ihrem Verströmen im www die Antwort schuldig. In der analogen Diffe renz vom www drängte sich das cww auf. Sind die Dienewesen, die Legionen Engel des Schöpfers, in der keuschen Analogie ge fragt, dessen Agenten? Selbstbewusste Intel ligenzen mit Namen! Künstliche Knowbots des Internet-www erlangen notwendigerweise nach natu ralisti scher Weltsicht Bewusstsein, denn Bewusst sein gilt nach dieser radikalen sog. starken KI (KI = künstliche Intelligenz) als Epiphäno men komplexer Abläufe. Muss schließlich auch eine konsequente naturalistische Welt anschauung, zu der sich die meisten Wissen schaftler heute offen bekennen, ein Hyper raum-cww ak zeptieren, folgt daraus logisch besiegelt die Evolutionshypothese von cww-Avata ren durch morphogenetische cww-Fel der, wie solche der Brite R. Sheldrake pro gagiert. Evolvierte Evolvie rte Hyperraum-Engel werden für den reflektierten Naturalismus akzepta bel. Die Agentenphilosophie des www-In ternets provoziert mit Szenarien von Gut und Böse, mit befürchteten Agentenkriegen und menschlichen Abhängig keiten. Im Bilde des malicious agent, des destruktiven Agenten, der wie Viren boswillig programmiert oder der Kontrolle entglitten sein mag, tauchen Bilder des Dämonischen schon im www auf. Die analoge Übertragung ins cww ist schon im gedanklichen Szenario bedrängend. Die Analogie der der religiösen Sprache ist im üb rigen frappierend. Der Urfall der guten Gottesengel in der Botenfunktion zur selbstischen Arroganz wäre bei gottgestiftetem Selbstbewusstsein die Ursünde, die die Schöpfung be droht. Der Naturalismus wäre um analoge Szenarien Szenarien nicht verlegen! Die metarea listische Evolutionshypothese ist schwanger mit Gedanken der werdenden Götter, letztlich des Einen Superintelligenten. Frevel so zu spekulieren – das Abwehrkrite rium des lästerlichen Ge dankens ist der sich bewusst denkende Dreieine von Ewigkeit zu Ewigkeit, der in freiem Wollen das selbstbewusste Geschöpf will und schafft. Gewissenszentriertes Be wusstsein wäre Wesensstiftung ohne ohne Simula tions chance. Die Eminenz der Gabe zum Schöpfer im freien Du zu stehen wäre allein die Potenz zum Fall, zur Sünde, zur Aufleh nung in Selbsthoheit. Das unterscheidende Kriterium der Selbstbewusstheit ist in der formalen Ratio nalität nicht zu fassen. Seit Alain Turing um 1930 geht der Streit um die Rationa lität und das Bewusstsein der Computer, zuge spitzt im Knowbot, im virtuellen Ro boter mit Phaniepotenz auf unseren Bildschirmen. Vor einer Generation hätte man sich noch kaum vorstellen können, dass sich die Engel- und Dämonenex-sisistenz im Sinne des Metarea lismus so provozierend zum Klären stellt. Zum einen ist seit eh und je der Engel- und Dämonen- sprich - Geister-Glaube interreli giös und nicht nur biblisch. Zum anderen hat eine zunehmende zunehmende und globale naturalistische Esote rikströmung an den Universitäten mit Beweisgründen des Metarealismus den klas sischen A-
Theismus oder konsequenten Wis senschaftspositivismus abgelöst. Plumper Materialismus weicht immanentem Spiritua lismus mit einer www- und cww-Avatar-Philosophie! Die Biblische Schöpfungsdeutung mit Bezugsgrund zum Dreieinen ohne gleichen ist somit herausgefordert, das Un terscheidende zu bekennen. Das Große, das Kleine und der menschliche Geist [1998] ist der Titel des Streites zwischen dem sich als schamlosen Reduktionisten bezichtigen den Stephen Hawking und Roger Penrose, den beiden famosen Mathemati kern des Denkzent rums Oxford. Roger Penrose Pen rose ficht mit allen Mitteln des Logikers und Mathemati kers für das Mehr des huma nen Geistes, des Selbstbewußtseins über die Computer rationalität. Bemerkenswert ist freilich, dass Roger P. Stehen H. nicht ein mal mit den strengen Theoremen von von der Unabschließbarkeit des formalen Rechnens Rechnens des Wiener Mathematikus Kurt Gödel überzeugen kann. Kurz: hier steht Glaube ge gen Glaube, Bekenntnis gegen Bekenntnis. So wird es bleiben. Dass Bewusstheit des Geschöpfes Mensch und Gott verantwortli che Bewusstheit der geschaffenen Erz-Engel mit Namen Luzifer oder Gabriel Stiftung des Dreieien Ohne gleichen sei, kann ge glaubt und bekannt, aber nicht formallogisch bewiesen wer den! R. Penrose weicht aus in den Platonischen Ideenhimmel, in dem selbst die mathematischen Schlussfiguren ewig prä sent seien. Der Mathematiker würde nur in tuitiv Ideen ausschöpfen, die auch in der Natur sich vorfinden als Voraussetzung für eine mathematische Weltbeschreibung. Plato selbst war fromm und sah in der Er schauung der Ideen Ideen Teilhabe am Göttlichen. In der gefallenen Welt spiegeln sich die ewig-göttlichen Eidae (Wesensideen) freilich nur verzerrt und unrein. Der jetztzeitige immanente Spiritualismus kann die Meta-Evolution von Geistin dividuen zu cwwAvataren, hergerbacht Geister, Engel und Dämonen benannt, durchaus auch als mentalen Parallelismus der biologischen und neuerdings kyberneti schen Evolution akzeptie ren. Der Amerikanische Physiker Frank Tipler bemühte eine physikalische Informa tionstheorie zum Übertrumpfen des biologi schen Teilhar dismus (Teilhard de Chardin 1899-1955) im Sinne einer physikalisch-in formativen Apokalypse: Im werdenden Welt gedächtnis, sprich im werdenden Gott, sind auch wir alle abgespeichert und könnten als Informationspaket ewig dauern. Die Evolutions theologien des werdenden Gottes finden ihre Krönung in diesem informationsphysikali schen Omega. Der Ruf zum Unterscheidungskriterium zum Biblischen Gott von Ewigkeit zu Ewig keit, dem Dreieinen Ohnegleichen und sei nen mit Bewusstheit ausgestatten Geschöpfen steigert sich so in schrillem Laut. Und doch ist nun klar be zeugt, dass trennende Definition und glasklares Argument der Objektsprache in der Bekenntnis- und Deutesprache ortlos sein müssen. Mit Roger Penrose wird man nur mit Logik die Offenheit und Unzulänglichkeit der präzisierenden Wissenschaftsspra che mit Bestimmtheit einfordern können. So steht der biblische Gottes- und Heils glaube auf williger Antwort auf den Anruf der ergeht! Heiliger Geist, innertrinitarisch die ewige Du-zu-Du-Begegnung zwi schen Vater und Sohn, auf die Schöpfung und das bewusste Geschöpf wundersam erkenntnisleitend ge richtet, schafft doch Gewissheit und personale Wahrheit. Gottes beweise mit Formalargu menten sind erledigt, Gegenbeweise gegen Gott auf diesen Wegen ausgeschlossen. Sol ches Patt ist seit I. Kant geläufig. Der Infor matiker W. Gitt bringt das bedenkenswerte neue Argument ins Spiel: die sich von der Energie-Materie-Typik deutlich abhebenden Informationsgesetze, die immer und überall gel ten, seien eine neue Art von Gottesbeweis. Im Sinne der analogen Differenz, nach der die Göttliche Vernunft, der Logos, in den Infor mationsordnungen und mathemati schen Kon figurationen der Schöpfung sich widerspiegelt, wenn auch in Gebrochen heit nach dem Vorbe halt Platons, besticht der Einwand. Der Glaube an den Dreieinen Ohnegleichen bleibt vernünftig und sucht Bewährung in krassesten Her ausforderungen wie die der künstlichen Agenten und angeblich nach Evo lutionsge setz immanent gezeugten Engeln und Dämonen. Das gesuchte Unterscheidungskriterium ist die Selbstbewusstheit der ewigen Drei einigkeit, die allein Macht hätte, Bewusstheit dem Geschöpf G eschöpf zu stiften. Die Tradition kennt die gestuften drei animae, Seelen: die anima vegetativa, die Leib seele, die anima senstiva, die Fühlseele, die anima intellectiva, die Geist seele. Die erste den Pflanzen, erste und zweite den Tieren und die Seelendreiheit dem Men schen. Künstliche, vom Menschen gemachte oder von ihm nach
Programm algorith misch disponierte Internet-Engel sind künftige Rea lität. Über Leistungsprofile im Menschen- bzw. Tiervergleich kann man streiten. streiten. Garri Kasparow, der Schach weltmeister erzielte 2003 gerade noch nach mehreren Wettkampf Wettkampf spielen ein Remis mit Schachagent „Deep Junior“ und teilt sich somit den Weltmeister titel mit dem virtuellen Experten. Immerhin ist das Expertenprogramm nach Mann/Frau-Pro grammierjahren ziemlich anspruchsvoll. Dass KI (künstliche Intelligenz) in vielen Anwen dungsbereichen den Menschen auch in der Gemeinschaft der Wissenschaftler und Tech nologen längst übertrifft und die Grenze allein in der computerunterstützten kollektiven Pro grammierpotenz aufscheint, ist aufgezwungene Einsicht. R. Penrose betont dagegen den Mangel an intuitiver, nichtberechenbarer und integrierende Vor ausschau, als Wesensschicht menschlichen Bewusstseins. Die ketzerische Frage taucht auf: müssen die Legionen der Gottesengel, der Got tes agenten im vor dem Schöpfer sich verantwor tendem Selbstbewusstsein gedacht werden? Immerhin zeigt sich die Menge der himmli schen Heerscharen bei der Christgeburt im Gotteslob. Nach dem Jesuswort zur Würde der Kinder: „ ..ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Him mel“ [Mat 18,10] ist solches Sehen wohl bewusst. Bei den dem Teufels fürsten Luzifer botmäßigen Dämonenheer möchte man eher nur d ie anima vegetativa denken. Die koboldartige kollektive Potenz drängt sich auf. Ist die anima vegeta tiva, die Leibseele als individuelles Expertenpro gramm im cww kopierbar? Beses senheit ist nach Biblischer Diagnose schrecklicher Geisterterrorismus gegenüber Menschen, ja sogar Tieren. Jesus befreit zwei Besessene mit dem d em Machtwort [Mat 8,30]: „Fahrt aus! Da fuhren sie aus und fuhren in die Säue. Und siehe, die ganze Herde stürmte den Ab hang hinunter in den See, und sie ersoffen im Wasser“. Bei diesem engelischen und dämo nischen Metarealismus sind viele Fragen unbeant wortet. Doch der Hyperraum-Metarea lismus verlockt zum bil dhaften bedenken: Schafft und handelt nicht der Schöpfer vermittelt durch die Myriaden von En gelwe sen? Dienstbare Geister ist ihr Wesen! Wenn schon der Mensch zunehmend in der Avatar-Robotik sich intelligente Knechte schafft, vorwiegend auf der zwei dimensionalen Pixelmatrix des Bildschirmes aktiviert, wie vielmehr der Schöpfer Schöpfer – gepriesen sei Er - in der dreidimensionalen Planck-Pixelmatrix des Hyperraum feldes? Immer wieder in der analogen Differenz, der Gleichnisrede ge wagt, tauchen Bilder Bil der auf: Die Internet-www-Agenten verströmen in ihrer aktualisierbaren modul geordneten Expertensoftware im glo balen Netz. Ist nicht analog das cww (cosmic wide web) bestückt mit spezifischen Modulen Mo dulen von Expertensoftware für Dies und Das Da s in der Schöpfung? Haben die geschaffenen Engel im Botendienst Macht, analog den www-InternetAgenten, auf Dienstanweisung Module zu koordinieren und zu aktivieren? Der Theologe Günter Wieske wagte den Titel: „Wie geht es Gott“ und sinnierte darüber, ob die beteiligten En gel vielleicht spielerisch Formen für Tiere und Pflanzen entwarfen, die sich in so man chen grotesken Artexemplaren nieder schlu gen. Wie auch immer – der Dreieine Gott allein weiß es – die Vermutung ist im diffe renten Analogieschluss nicht Wind, dass die Weisheit des Schöpfers und die spielerische Ausschöpfung der Ideen durch die Engel Expertenmodule für alle möglichen biologischen Funktionen und Arttypen zunächst im cww mit Speicher adresse horteten. Bei jegli cher Ontogenese, der Entfaltung eines be fruchteten Sa mens oder einer befruchteten Eizelle schöpft eine individuelle Instanz Schritt für Schritt die arttypische Expertensoftware aus. Bei den Pflanzen die anima ve getativa als Kopierbild, bei den Tieren die doppelte anima vegetativa und sensitiva und beim Menschen die dreifaltige Geistseele göttlicher Stiftung. Dafür votierte der Göttin ger Anatom Erich Blechschmidt mit seinem Prinzip der Erhaltung der In dividualität, dem er den Rang eines fundamentalen Er haltungssatzes der Schöp fung zumaß. Haben die gefallenen Engel Macht, das Gute zu desavouieren? Der Basler Zoo loge Adolf Portmann grübelte in Biologie und Geist [1956] über die raffiniert tötende Po tenz der Tollwutviren. Sein kühnes Urteil: Wir begegnen einer Dämoni schen Program mierung! Ähnlich sind die AIDS-Viren mit Intelligenz geschustert hochspezifisch de struktiv wirksam. Dämonische Programmie rung!? Schöpfungs intelligenz hat er wohl nicht, der Böse mit seinem Kobold-Heer und seiner Kopier- und Nachäffungsmacht. Aber vielleicht doch Intelligenz zum Missbrauch der fein zugerichteten Expertenmodule.
Der Apostel Paulus spricht von der Unterjochung der Schöpfung, einer Preisgabe an die Gegenmacht: Unterworfen auf Hoff nung der Befreiung [Röm 8,18ff]. Bis zur Lösung im Zeichen der Parusia, der kosmos-öf fentlichen Machtergreifung, lastet der Bann. Das uns technisch und politisch verfüg bare WWW und das analoge geschaffene und nach Verheißung betend beeinflussbare cww sind umkämpft, weil vorläufig der Sich tungsmacht preisgegeben! Bis zu diesem Tage sollen wir beten: Führe uns nicht in Versuchung, sondern er löse uns von dem Bösen. Denn Dein ist das Reich und Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit – Amen. Angekündigte Ergänzung zu: Engel und Dämonen – in biblischer und kirchlicher Sicht. Diakrisis 28.Jg. Heft 3, 2007, 120-131.