Abraham ist bereit, seinen Sohn zu opfern (Gemälde von Caravagg o, um 1600)
lslam von A
bisZ
Verlangt der Koran, dass Frauen sich verschleiern? Was ist eine Fatwa? Wie denken Muslime über Jesus? Ein Überblick über die wichtigsten Fragenl Abraham
Aiatollah
Abrahdm (hebr. Avral^a-, a.ab. lbrahim) 9l t den drei Religionen Judentum, Christentum und lslam als Stammvater. Wie in der Bibel spie t er auch im Koran eine wichtige Rolle. Dort erscheint er mlt seinem Sohn lsmail als Erbauer der >Kaaba und als Begründer der clamit verbundenen Pil gerfahrt (u. a. Sure 3, Verse 95-97). Die Beinahe-Opferung von Abrahams Sohn schildert der Koran in Sure 37, Ver
lm 19. Jahrhundert bildete sich die bis heute gültige Hierarchie der schiitischen Geistlichkeit heraus. Zuunterst steht der einfache ceistliche, der umgangssprachlich Mullah genannt wird (von arab. Maula,,,Meister"). Er verfügt über wenig oder kein theologlsches Wissa.]. TLrr uod>(hdlo esld- (..8eweis des sla'r") avaacrerL. wer e.fo greich theologische Seminare absol viert hatt in lran tragen etwa 28OOO lvänner diesen Tite. Wer weiter aufsteige. u.rd Ajdtollöh f.,Zei( he1 Col tes") werden will, muss noch weitere zahjreiche Jahre studieren; der Erwerb des Titels geschieht jedoch informel l'4it der Etablierung der lslamischen Pepüblil. '979 wLcn. die Zahl dar A_ato lahs stark an; heute gibt es in lran
50
Fir ajafo ah. desser Lebensführung vorbildlich ist und der bedeutende theologische Schriften verfasst, kann den Titel Großajatollah erhalLer; wel-/ve:I fLl_ron il'n de"zeit rund 20 Gelehrte. croßajatollahs, wie auch Ajatollahs, erwa 5OOO.
können als Mardschaa-e Tagh icl (,,Ouelle der Nachahmung") anerkannt werden. Auch diese höchste Auszeich-
aLrg F.'o 9t dLt.(h rfor-.lelle'1 Korsens. Grundsätzlich 9e ten
a e Ent-
scheidungen (gFatwas) a s vorläufig Lnd aufhebbar - durcf d e ratwa - n6c :n.lar6n
aa.hi<.ö
6hrtah
Aleviten Dle Aleviten sind e ne elgenständige aubensgemeinschaft. d e sich in A.rdlo,:ö1 äL. ö.rö,
G
SP
EG:.::SCI CHTE 5
2O1O
LEX]KO N DES Bruderschaft des 14./15. Jahrhunderrs entwickelt hat und der heute etwa 20 Prozent der türkischen Bevölkerung angehören. lm Zentrum ihrer Lehre steht die Verehrung Alis ('Kalif). Den >Koran Lrnd die islamischen Gesetze egen s e sp .rtJe | äLs Lnd ehnen oie ) F!nf SäL en öb. Dies macnt sie der sunnitischen lvlehrhelt a s Ketzer verdächtig, unter osmanischer Herr schaft wurden sie immer wieder blutig verfolgt. Alevit ist rnan durch Abstammung, Mitglied der Kultgemeinde durch eine Art lnitiation. Anstelle von 'Moscheen haben die als gese schaftlich iberal ge le.]den Alev [e1 sogerannte Versamm ungshäuser
für
hre Rituale, an
de1e1 Vä11er Lrd FraJen g eichberechtigt tei nehmen.
Alkohol Nach allgemeiner Rechtsauffassung ist lvlus imen der Konsum von A kohol verboten. Der FKoran ermahnt die Gläubigen, nicht betrunken zum ce. ber zLr erscheine^ {Su.e l, Vers 43); .n anderen Versen wird der Weingenuss a s Sünde, Gräuel und Satanswerk verdammt (Sure 2, Vers 219 und Sure 5, Vers 9O). A lerdings zählt das Heilige Buch den Wein - neben l..1ilch und Honig auch zu den Genüssen, die die Gläubigen lm ! Paradies erwarten.
solange die Betrof'e-rer aicl^L versltchen, auch andere Muslime vom G ö. ben abzubringen. lm 20. Jahrhundert entwickelten is.:mistische Vordenker wie Sajjid Kutb die Theorie, dass sich die meisten is amlschen Gesellschaften so weit vom ,,wahren slam" entfernt hätten, dass
IS
LA [4
Klito risam putatlon en bei Mädchen,
wie sie in einigen islamischen Ländern vorgenommen werden, sind mit der .eligiös beg.i..]dete'1 J.rge..]besch.1eidung nicht verg eichbar. lm November 2OO6 erließen Rechtsge ehrte, die s ch an cler ) Azha a- ti n-ve asirär in Ka -
sie belämpfL werde.] -üssten (a.aL.. Takfir, ,,für ungläubig Erk ären").
ro versammelt hatten, eine >Fatwa, die Genita verstümmelung von Frauen a s unislamisch und als,,strafbare A9gression gegen das l'4enschenge-
Al-Azhar-Universität
sch echt" verurteilt.
Jahrhundert in Kairo 9egründete Hochschule ist heute eine der bedeutendsten Lehrinstitutionen de. ,L.r t sch-rsiarischer WelL. Nebe1 slamiscl^e' lheologie Lno is a-i schem Recht werden seit 1961 auch Medizin, Naturwissenschaften und Geschichte gelehrt; auch Frauen dürfen nun an der,,Strahlenden" (so die Ubersetzung) studieren. hr Leiter, der Großscheich, gilt vielen FSunniten als höchste Instanz ln Glaubensf ragen; se t 961 w.d e. vom ägypl sc'len Prasidenten ernannt. Derzeit hat Ahmed al-Tajjib das Amt inne, der als iberal D e im 1O.
lde rf e i n d r'-ch keit Der tsKoran kennt kein Verbot der bildlichen Darstellung. Al erdings bezeichnet eine Vielzahl von Prophetenworten (rHadith) die Nachbildung von Mensch und T er als blasphemisch und daher als verboten: cott allein dürfe B''
Lebeweser erscha'fen. Dahe' \ertrdten sunnitische wie schiitische Rechtsgelehrte selt dem 8. Jahrhundert eine bilderfeind che Haltung. Trotzdenn entwicke te sich in der islamischen Welt eine reiche N.laltradition, die im 12. Jahrhundert in der Blrchkunst ihren
Allah Das arabische Wort für,,Gott" hat sich
mit dem lslam weit über den ursprünglichen Sprachraum hinaus ve'b'eitet. lr der islamiscl-e.1 Welt ex stteren daneben die Bezeichnungen der jeweiligen Landessprachen, etwa persisch Choda, während umgekehrt arab sc'rsoracl^i9e Cl^ri)ter \.en d.eieiatgen Gott ebenfalls A ah nennen.
Aleviten beim Tanz
Apostasie AJ'den Abla
eines YLs - vo^ sei. nem G auben steht nach lvleinung der meisten Rechtsgelehrten die Todesstrafe. Sie berufen sich dabei vor allem auf überlieferte Aussprüche des Propheten (tHadith). lm !NKoran wird d'e Apostas e als s( hwe.e Sürde betrachtet: Abtrünnige erwartet der unve'söh1l:.he Torr Gottes Lrd dö< ewi oe Hör er'e Jer - doch die dngedrol-ten Strafen sind jenseitiger Natur. Aus diesern Grund und weil der Tatbestand der Apostasie schwer zu fassen ist, plädiert ein Teil der lslamgelehrten gegen elne Bestrafung im Dlesseits,
SP EGEL GESCH
CHTE
5
2O]O
und weltoffen gilt. Bis heute erstellt d e Azhar tFatwas zu aktuellen Themen.
Beschneidung Die Beschneidung von Jungen wlrd irn slam wle auch im Judentunn auf tsAbraham zurückgeführt. Sie baslert nicht auf dem tlKoran, sondern gilt a s T'adi- o.. Ublicl-erwerse frrdet sie zw schen dem siebten dg naL.l oer Ce-
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-eoe.s-äh. sraLt.
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Beschneidung wird fest lch begangen und als Zelchen der Aufnahme in die Gemeinde betrachtet.
Ausgang nahrn. lm 14. Jahrhundert entstanclen sogar lllustrationen, die Szenen aus dem Leben des Propheten tMohammed zeigen. N!r der Koran wurde nie b ldlich verziert.
Burka Die Burka (arab. Burku, pers. Borka) st ei'1 '1 Teilo. Afghö.isra1. L.]d Da kistans gebräuchlicher canzkörperc.h
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durch eine Art Gitter im Stoff etwas sehen kann. Unter dem Taliban-Regime war er in Afghanistan bis 2OO1 für Frauen vorgeschrieben.
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ISL,'-
Diwan Der persrsche Begriff bedeutet ,, Liste.. oder,.ALrfstellung". So nannte der
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e'lo >hdlt'Lmar dte e's e genu;n is-
larnische
Ve rwa ltu ngsein richtu ng, die Kr egsbeute und Steuern der erober -
ten Provinzen verwaltete. Seit dem 9. Jahrhundert wurden alle obersten Verwaltungsorgane so bezeichnet; ein Diwan war'nun eine Dienststelle oder ein Büro. Westliche Reisende, die arl den crenzen mit dem,,Diwan,,in Berührung kamen, übernahmen den Begriff mit der Bedeutung,,Zollamt., (franz. douane). Das 1"1öbelstück, auf dem die Schreiber saßen, wurde in Europa als ,,Diwan" bekannt. Der Begriff bezeichnet zudem die Gedichtsammlung eines poeten. Goethes ..West-ösl Lcher D va'1 st etre nommäge ar dei per< schen Dicl-rert.j.5ten Hafis (gest. 1389).
Dschihad Das individuelle,,Sichanstrengen oder Sichbemühen" für d e Sache Gottes unter Einsatz von Besitz und Leben wird im mehrfach erwähnt. cemeint war'Koran 1it dem Dschtl-ao der,<ämpfensche Einsatz eines Ieden Muslim bei den Aktivitäten des Propheten gegen arabische Stämme und städtische Fraktionen, die sich dem rnonotheistischen lslam.rrd der Anerlen,]u'lg oe. prop.]etenrol e rlvlohammeds widersetTien Dschihad ist niemals Krieg im übiichen Sinne, dafür hat das Aräbische andere Bezeichnungen. Es geht vielmehr um einen aufopferungsvollen
und risikoreichen,,Gottesdienst unter Wöffen". Dazu aLf.u'e1 Ve.tre^önnen ter der politischen cewalt, aber auch Privatieute, die über die nötige Autontät verfügen. Dem Appell dürfen nur volljährige Muslime folgen. Sie müssen die Kosten für den,,cottesdienst., weitgehend selbst tragen; das schließt Söldner oder eine Berufsarmee vor vornherein ausDer Dschihad ist nur dann religiös verdienstvoll, wenn die Gegner Nichtmusiime sind oder nicht mehr zur >Ummä gezählt werden wie Häretiker oder vom Glauben Abgefallene (>Apostasie). Zur Pflicht wird er für alle betroffenen Muslime bei Angriffen von außen. Es gibt aber auch die N1öglichkeit, ore
Feindseligkeiten gegen Nichtmuslinre e nzustellen, wenn diese nicht bezwingbar sind. So ist der Camp-DavidFrieden mit israel durch ein GutachLerr
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der >Azhar-Universität überzeugend für zulässig erklärt worden. Von den Asketen, später auch von den >Sufis, wurde der Dschihad schon früh irn übertragenen Sinne als ,,innerer Kampf" des Frommen gegen die bösen Kräfte der eigenen psyche ve.s-önden. Falscl- wäre e) jedoch. 1
verschiedene Gestalten verwandeln können. Auch an sie richtet sich die Botschaft des Koran: lhnen werden die gleichen Strafen angedroht und die g eichen Belohnungen versprochen wie den Menschen.
dieser
Engel spielen im >Koran eine große Rolle. lm Gegensatz zu den l'4ensche| können sie Gottes Gesetze nicht übertreten, da sie nicht in der Lage sind, eigene Entscheidungen zu treffen: , Sia kommen rh- im Rede.t '1,.1t zL vor Lnd l''dndeln nJ. au! seir Gel-e 3 ,
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gFa Dscn nad das e -
gentliche Ziel von Koran und prophet zu sehen: Vorrangig, wenn nicht aLrsschließlich, ging es um den individuellen Einsatz im Kampf für den clauben. Atbrccht Noth
DschihadisrnusRadikale >lslamisten, die vor cewalt a1 Ziv sten ooer Selbst-o.dattertaten nicht zurückschrecken, werden heute oft als,,Dschihadisten', bezeichnet, abgeleitet vo.n arabischen Wort >Dschihad. Zu ihnen zählen Gruppen
wie die weltweit operierende al-eaida (arab.,,die Basis"), die pakistanische i ashLa''i-foibä oder d e i'ldonestsche Jemaah lslam ah. Dschihadisten vertreten eine extrem ant westl;che loeo 09ie. 1998 erklärte die von Afghanistan aus operierende Oaida de.r JSA den K.ieg: , Der BeFehl. o,e
A-erika']er und hre Veroun-
deten zu töten, ist eine individuelle Ve'o'lrcl.tu.lg fu. jeoen f4us -, del dazu fähig ist, in jedem Land, in dem so etwas möglich ist, um ihre Armeen zu zwingen, jeglichen islamischen Boden zu verlassen." Entzündet hatte srch cler Zorn des Qaida-cründers Osama Bin Laden an der Stationierung von US-Truppen in Saudi-Arabien l99O - sie wurde a s Besetzung des,,Territoriums der beiden Heiligen SIälte'.] gebranomarkr. Aul d e Anschläge der Qaida vom ll. September 2OOl, bei denen fast 3OOO tyenschen
starben, antworteten die USA mit dem ,,Krieg gegen den Terror". Das lnternet ist heute das Hauptmedium zur Verbrettung und Vernetzung des Dschihadismus. 2O07 formulierte der damalige nnenminister Wolfgang Schäuble: ,,Das Netz ist für Terroristen Fernuniversität und Trainingscamp, Nachrichtenbörse und Rekru erungsbüro in einem."
Dschinn
Engel
heißf es i''] SJre 21, Vers 27. \a.1enLlich genannt werden im Koran Dsch, bril rGab.ie| Jnd lv (a (vi.hae,) sowie Harut und l4arut. Löut Sure 2, Vers 97 war es cabriel, der >Mohanrmed mit cottes Erlaubnis den Korarr ,,ins Herz hinab gesandt" hat.
Fatwa Jeder Mus im kann sich an einen
>lvJft we'tder uro um Au5lur,t :1 einer Frage bezüglich der >Scharia bitten. Grundsätzlich kann al es erfragt werden: lst das Rauchen von Tabak verboten? lst das Spenden von Organen erlaubt? Auf der Grundlage der wichrigste'] Qecl-rsqJe,,er e ste I der f4uft: - beziehungsweise dje entsprechende Behörde - daraufhin eine Fatwa, ein religiöses Rechtsgutachten Dies kann wenige Zeilen oder viele Seiten umfassen.
Rechtsverbindliche Folgen hat die Fatwa nicht, sie dient ledig ich der Klarstellung und Empfeh ung. Heute ist das Internet der bevorzugte Publika-
tionsort von Fatwas:
Es gibt Fatwa. Online-Dienste, Fatwa-Archive ode' Fatwa-Chats. Aufsehen erregte im Frühjahr 20lO eine Fatwa des säudi-arabischen Rats der Hohen Religionsgelehrten, die oen ,,Terrorismus" vom egitimen Befrejun9skampf abgrenzt und verurteilt. a'lfarg lvä.2 e'. ellle oF. eintlLss.eiche pakisrör'>cre Cal.n.te Yohäm. med Tahir-u -Qddr eine 600 Seiten länge cai\^d. o e --' o.isLen als,,Rebellen gegen den ls am" brandmarkt: ..Fs gib! 1.. e_ i a^r'r(l-e1 Ter/oriSmus wer Te..or.isn-\us propagiert, stellt slch au3e.ne o der >Umma."
14ehrfach erwähnt der Koran Dschirl-
nen: intelligente, aber für den Men-
Feste
nem ,,Gemisch von Feuer" erschaffen wurden (Sure 55, Vers l5) und sich in
Zwei kaaonisc-: :es:e kennt der islarmrsche Ke e^aa-: )as Opferfest (arab. ld al-Adhe .,., <-.ban Bayrami) fin-
.chen Jnsi(htoa.e Getsre. oie aus ai.
bekenntnis (arab. Schahada):
J.
,,Es
gibt keinen Gott außer Gott, und i Vohommed isl der @€,56161s 6.1tes." Es ist Teil des cebetsrufs und wird als Zeichen des Ubertritts zunr ls am vor Zeugen ausgesprochen. Eine weitere Pfl cht ist das Ritualgebet (ärab. Salat), clas fünfmal am Tag zu bestimmten Zeiten zu verrichten ist uncl eine Abfo ge von cebeten und Bewegungen umfasst. Die cläLrbrgen wenden sich dabei in Richtung der +Kaaba und rnüssen sich im Zu stancl ritue ler Re nheit befinden; ar( h de/ Bode1, öLf dear ) a o-te muss sauber setn. Des We teren sind f4uslime verpflichtet, Almosen für Bedürftige zu geben (arab. Sökat) und m f'4onat i- Ramaclan zu fasten. Auch clle Pilgerfahrt (arab. a'Hadsch) zäh t zu den Fünf Säulen: Wer gesundheit ich und finanziell dazu in der Lage ist, so lzumin dest einmal im Leben nach 14ekka
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pr gern. Von allen Pflichten außer dem Glaubensbekenntnis gibt es e ne Reihe von Ausnahmen, sei es wegen Krank'ro I ode.
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sen oder eine Frau schwanger ist schließ ich betont der Koran an melreren Stellen: ,,Gott wi les euch leicht rnachen, nicht schwer."
Gebetst(ette
Erzengel cabriel verkündet Mohammed seine Berufung (lB. Jahrhunoer|l det im Rahmen der Pi gerfahrt Es dauert drei Tage und wird von f,luslimen überall auf der Welt gefeiert. Das Sch achten eines Opfert ers - meist Schaf, Kamel oder Rind - erinnert an :'Abraham, der auf Geheiß cottes seinen Sohn zu opfern llerett wat Auf die Fastenzeit des Monats !Rarnddä.'o gL dö< o.e b. !ie. lagF daJernde Fest des Fastenbrechens (arab. ld al-Fitr, türk. Seker Bayrami genannt). Es wird mit spezie en Speisen
(tHadsch) statt.
und oft auch Geschenken begaagen. Zusätzlich wird in vielen is amischen Landö' 1 de- Gaourtsfög des Dropheten :'Moharnmecl gefeiert; für die tschiiten ist zudem Aschura e n wichtiger Feiertag, an dem s e mit Pfozessionen und Passionsspielen arr den Tod des Prophetenenkels Husserr erinnern.
SP]EGEL GESCH
CHTE 5 I2O]O
Freitag lm Gegensatz zum jüdischen Sabbar sowie zum chrlst ichen Sonntag ist der is amlsche Freitag tradi one ke n Ruhetag Die Vorstellung, Gott müsse am siebten Tag von seinem Schöpfungswerk ausruhen, lst Mus imen fremd. Vie mehr g t der Freitag a s .Täg
de'Vo 1.- -lLr9 -Lr mä-rli.
che erwachsene Mus ime ist das fre tägliche gemeinsanne Mittagsgebet mit anschließender Predigt in der Flvloschee Pf llcht. Ursprünglich leitete der :Kalif das Freltagsgebet; seit dem 'lO. Jahrhundert ist hierfür nur noch
der ilmam zuständig.
Fünf Säulen Die fünf Grundpf ichten der i\,1uslime werden in der is amischen Traditlor, a s Säulen der Religion bezeichnet. DazLr gehört zunächst das Glaubens-
Die is amlsche cebetskette besteht meist aus 33 oder 99 Per en - aus Materialien wie Holz, Koral en oder Ber|stein Das dazugehörige Gebet entstammt dem :"Volksislam; lm 15. Jahr hundert wurcle es von slamge ehrten für erlaubt erklärt. Goethe sprlcht
!o-,.mal-o*etarrsc.lea
Roserl. räTi, wodrrc'1 de. Nämo ."A lah mtt neJnundneunzig Eigenschaften verherricht wird".
Hadith Der Prophet l"lohammed gilt a en Mus irnen als Vorbjld. Laut ?Koran ,,befiehlt er thnen das Rechte und verbietet das Verwerf che, er erlaubt lh 1er d,ö r,öst chsraa Dt')ge Jao verb etet die schlechten, und er nimmt lhnen die Last und dle Fesseln ab, die auf hnen lagen" (Sure Z Vers 157). Deswegen begann man nach seinem Tod, alle Überlieferungen seiner Taten und Aussprüche zu samme n. Diese Berichte werden als Hadithe (wörtlich ,,Gespräch, fVitteilung") bezeichnet und stellen neben dem .Koran die
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LFXIKON DES SLAII zweite Hauptque le des islamischen Rechts ('Scharia) dar. Die Gesamtheit der Had the he 3r SLrra (,,B aL .'r, .dd
ition").
n a b<..hÄr r \,.rhiar6r
^la.h^ä-
schlechtliche Sexua tät als Unzucht (Sina). Die Strafen variieren zw schen
Hadsch D.e D gerrah.L nach
lr/ella - l^eLl Arabien ist eine der.Fünf
gen Saudi Säulen des slam. Sie flndet im letzten Monat des islamischen Mondjahres (?Ze trechnung) statt. Fast dre Millionen Gläubige nehmen an den Riten tei , zu denen neben dem Un'rkreisen der Kaaba auch der Aufenthalt am ' Berg Arafat und eine syrnbolische Steinigung des tsatans gehören. Nach dem Opferfest (aFeste) und der Ruckkafr rac5 wekka m I erneL,tea U-.JrdLrg de. Kööba e.ldal de weihezustand (arab. hram), in dem sich die Pilger befinden, und sie egen das Pilgergewand ab Fortan dürfen dle lVänner den Ehrentite Hadsch bzw Hadsch fJhrea, FraJe.l werder Had scha genannt.
Harem Das arab sche Wort Harim bezeich.
net ursprüngl ch einen re igiösen, ,.geschützten, unver etz chen Ort" Im A ltagsgebrauch wird damit in der islamischen We t der pr vate Wohnbereich eines Hauses benannt, der im Gegensatz zu den offiz ellen Räumen, in denen der Hausherr aucn Besucher empfängt, den weiblichen Angehörigen des Haushalts vorbehalten ist. lm Westen versteht rnan unter Harem me st den großen, abgeschlossenen F.aJe.1boreicl_ de. Dd äsre mLs m. scher Herrscher und WÜrdenträger in denn Ehefrauen, Konkubinen, Skla vinnen. Aufseherlnnen Lrnd Eunuchen wohnten und der auf vorlslamische altorienta sche Tradition zurückgeht Diese Harems mit gelegent cL TäJsarder -röJen \\aaen hreraachisch streng geglledert. An der qn r,o cf:n.lan
r-r:' an r'lia m r
^or
Herrscher blutsverwandt waren (Mutter, Töchter, Schwestern), gefolgt von seinen EhefraLren, Konkub nen Lnd trovo''tirier. J6cle diö.e hoLhrangigen Frauen hatte ihren e 9enen Wohnber-aich und lhre e gene Dienerschaft. Die Bewachung des Harems oblag den,,Schwarzen Eunu.l-F'1" .l A cdd.-ö:' - r'. 5arm H6arscher hatten, um Verdächtiges zu melcJe n.
Petra Kappert
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interpretleren. hre Anhänger werden a s ,,lslamisten" (arab. lslam lun) be
Homosexualität
den verschieclenen Rechtsschu en und von Land zJ Land Sie können b s zL Auspeltschung Lrnd Todesstrafe reichen, etwa in ran oder Saudi-Arabien. In der Literatur hat die (rnännliche) Homosexualität ln der islamischen We t dennoch eine gewisse Tradltion, wober zLmrndest der . mörr lrc l^ äl- li ve" Da'T dJrchdJs po)i( v basetzt st.
lmäm
zeichnet, zuweilen auch mit dem ursp.irglrch dmenl. arrsc 5-pro!estar rischen Begriff ,,Fundamentalisten". Ausgerichtet an tKoran und b-Hadith fordern sie e nen ls am, der radikal alle Lebensbereiche umfasstt sie streiten für einen is amischen Staat, die Geltung der 'Scharla und d e Rückbesinnung auf die Werte der Altvordern Errrge G'Joper serzer zL- Verwir[]rchung ihrer Ziele friedLiche M ttel eir', andere gewaltsame ('.Dschihadlsten). Gemeinsam ist den Gruppierungen (und damit unterscheiden sie sich von
Der arabische Tite ,,lmam" hat zwel Bedeutungen: Zum einen bezeichnet er den Vor-
beter (und Vorsteher) ein-6r isiarnischen Ge-
meinde - eine Tätigkeit, die im Prinzip jeder männ che lvlus im ausüben kanni nur an großen Moscheen verfügen lmame über erne besondere Ausbilcjun9. Zum anderen hanannf
Är .1r<
16 i^i-
Ä<-^^ iri(.hö öhorhaupt aller Mus me. In der Schia geht die Bedeutung des lmam weit über dieses Konzept hinaLrs. H er gilt der lmam als unfeh barer Lehrer, dessen religröser Führung die
C: 'hi-ön Äö^i rfa. Dia <.hjiri<.hÄ H:' '^frlchtung, die Zwölferschia, geht von einer Kette von zwölf lnna men aus. Der zwölfte lmam
so
m.lahr 8/4
nicht gestorben, sonHarem in Teheran (Fotog.afie aLrs dem 19 Jahrhundert) clern von Gott in die Verborgenheit entrückt worden sein cier;-Wahhablja), dass sie als Antwort aLrs der er am tnde der Ze ten zurü;k auf eine bereits säku arisierte Umwelt kehrt (-Mahdi). Mit Ausnahme Alis, entstanden. Trotz hrer meist ant des ersten mam, war es den Tnamen west chen Haltung wollen lslamisten der Zwölferschla nicht vergönnt, nenicht auf mocierne Errungenschaften \ o. I hta^ _.t6r ho. ra h -.f^ o.-, 5e ben hrer gelstigen Führungsrolle aLrch d;e Staatsgewalt zu übernehTöcl'roL1al, de r (ht der ,ddirio.e men. en i.Ulama angehört, galt ange Ze t r < Dr^t^t\/^
da< cl^mi
b-
lslamismus
D..
m 20..lahrhundert entwick-ölten sich
amistische Grupplerung ist die l92B gegrLnda-6 lvL( lr-'T o Jo^,..1a't. die aL L1 a-rte"1dro agypters --ro Ia)>t-
zahlreiche heterogene Gruppierungen, die den ls am als pollt sche ldeologie
SPJEGEL GESCHICHTE
5
2O'IO
die l9B7 gegründete Hamas erwuchs d-s der O.ga'']isärion der pa ästine.s,schen N.luslimbrüder
lsmailiten Als lsmai lten slnd die Angehörigen einer ini 8. Jahrhundert entstandenen schiitischen Glaubensgemeinschaft bekannt. Anders als die größte schiltlsche Gruppierung, die Zwölferschia, erkennen sie nur sieben >lmame an und heißen daher auch Slebenersch,, Le'r In'ZaarrLm rl-re' Le'1'e stehr oie Unterscheidung zwischen dem al erl Giäubigen zugänglichen,,Außeren" (arab. Sahir) der Religion, etwa den Of-
Von 9O9 bis
1171
herrschte die ismöiliti-
..he Dyra:tre de. Fd.imide^ Lbe.
we
te Gebiete Nordafrikas. Heute leben die lsmal iten uberwiegend in Indien, Pakistan Lrnd Syrienj ihr Oberhaupt ist Kar rn Agha Khan lV
Jesus lm ls am gilt Jesus a s elner der wicht gsten F.Propheten. Der 9Koran spricht von seiner jungfräu ichen Ge-
burt (Sure
21, Vers
9l), obt den
,,Sohn
der Maria" als,,Diener Gottes" sowie als,,Beisplel für die Kinder lsrae s" (Sure 43, Vers 59). Anders a s im Christentum gilt Jesus aber n cht als Sohn Gottest die christliche Trinität wird vom lslam a s po ytheistisch verworfen.
Kaaba D e Köabd'st err wL.re tör-iges G-bäude in l',1ekka, das heute von einer rleslgen iN,loschee umbaut ist. Sie lst das Zentrum der islamischen Religion, zu ihr wenden stch a le Muslirne beim Ritua gebet, zu ihr pilgern aljährlich lvlillionen Gläubige. Sle umkreisen den Bau Lrnd versuchen, den in die Ost ecke eingelassenen schwarzen Steirl (möglicherwelse ein 14eteorit) zu küssen. Schon in voris am scher Zeit wal die Kaaba ein bedeutendes Hei igtum. Nach is am scher Vorstellung ist sie ,,das erste Haus Gottes auf Erden" (SLrre 3, Vers 96), erbaut vom Propheten FAbraham. Jedes Jahr zum Ende des .'Hadsch wird die Kaaba m t einem Uberzug aus schwarzem Brokar neu eingek eidet.
Kalif Als !lvlohammed im Jahr 632 starb, war dle Frage seiner Nachfolge ungeklärt (so die lvleinung der 'Sunniten). gten sich Nach kurzer Kontroverse ein
fenbarungsschr ften und darin enthd Lerer Cabote'l. -r.1o thrdm, 11F.e1 (Batin), den verborgenen unwandelbaren Wahrheiten. Nach dem zyk ischen Geschichtsverständnis der lsrnailiten g bt es sleben Epochen, von denen :,Mohammed die sechste als,,Verkün, der" eingeleltet hat; seine Vorgänger waren Adam, Noah, eAbraham, Mose und !Jesus. Mit der Rückkehr des siebten lmam als >Mahdi wird die letzte Epoche beginnen, in der alle verbor genen Wahrheiten offenbar werden.
SP EGEL GESCH]CHTE
5
20]O
die l.4us ime in Medina auf den engen P.opl-^t^19etärrte'1 Ab- Böl-. a s LF ter der jungen Gemeinde. Dieser ersre Ka lf (arab. Chalifa,,,Nachfo ger") bestrmmte Umar zu seinerri Nachfolget der wiederum ein aus sechs Männern bestehendes Wahlgrem Ltm ernannte, das den dritten Ka ifen Uthman wäh te. Nachdem Rebellen 656 Uthman errnordet hatten, wurde l",lohammeds Vetter und Schw egersohn A izum v er'er fen arran'lL. | 'wLroe.e ^alUthmans Verwandtschaft doch von verdächtigt, an dessen Ermorclung mitgewirkt zu haben. Es kal^n zurn offenen Kampfr Erstmals standen sich
Muslime auf einem Schlachtfeld gegenüber - in clie islamische Literatur ging clieser Streit als die erste,,Anfechtung" (Fitna) ein Trotz dieser biutlgen Ause ina ndersetzu ngen verehr-on die a"Sunniten die ersten Kalifen als die,,vier Rechtge eiteten". A wJroe 661 o -oroe.; l'/uawi^uch ja, sein Gegenspie er und Nachfolger, begründete in Damaskus die erste Kalifen-Dynastie, die Umajjaden (661 b s 75O); in Bagdad fo gte später d e Dy nastie der Abbasiden (bis l25B). Muslim sche Rechtsgelehrte def n erten irn B. bis lO. Jahrhundert die Aufgaben d^r (a fer: E. wör so".,,oh relig;ö5ecuhre'1r -66^; als aLcl- Befef .haber der Gläublgen (Amlr a -Muminin), besaß jedoch keine Autorität in Pechts"ä9e1. 1517 roer.dh-r oa. ocmanlsche Sultan Selim den Ka ifentitel. 1924, nur wenige Jahre nach dem Zu-
Koloniälismus Der europäische Kolonialismus zeigte sich in der is amischen Welt in zweieriei Gesta tr a s d rekte Herrschaft in Form von Ko onien, Protektoraten Lrno lvlandaten sowie als informelle Durch drir gLng der W .rs.hafr -nd kJlLJr. Dle Hauptko onialmächte croßbritannien und Frankre ch ergriffen im 19. und 20. Jahrhundert von welten Teilen Afrikas und Aslens Besltz, darunter Tunesien (1BBl), 14arokko (1912) unc Agypten (1882). Bereits l869 war unter brltischer Kontrolle der Suezkana eröffnet worden. Ein neuer Kolon sierungsschub fand nach dem Ersten Weltkr eg statt, als das Osmanische Reich aufgeteilt wurdo scl^on wah.erd dF., kr ege- ratten Großbritannien und Frankreich lhre Einflusssphären im Nahen Osten abgesteckt: Während Lawrence von Arabien noch für ein 9roßarabisches Reich focht, unterschrieben sie am 16. Mai 1916 das geheime Sykes-PicotAbkomanen, das unter anderem die Internationaiis erung Palästinas vorsah. Dennoch versprachen die Briten der jungen zlonistischen Bewegun9, in Pa la>l ra eire ..!-imslär l fi. dd, jüd .che Vo t zL er chter tBa foJr-L'kldrung vom 2. November l9l7); ZigtaLrsende .Juclen wanderten daraufhin nach Palästina ein. Angesichts des drabr>Lher A-fc-drd< /
wie cies drohenden Zweiten Welt-
55
,,Der Traum des
Gläubigen"
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kriegs änderte Großbritannien se ne Pa ästina-Po tik und stellte nun auch den Palästinensern (im N4acDona d Weißbuch vom 17. Mai 1939) die Eigenstaatlichkeit in Aussicht. Wahrend a e anderen arabischen Ge biete 20. Jahrhundert ihre Unab'n erlörgte'] döJert 06r Daldhä19 gl.eit tina-Konflikt an: Der Uno Teilungsp an vom 29. November 1947 brachte kei 1e1 rrieden >olderr der ersler a.äbisch- srae schen Kr eg. Am 14. lvlai l94B wurde der Staat lsrae prokla miert die Gründung eines palästinensischen Staates steht noch aus.
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18 0
Koran (,Vortrag, Lesung") irnmer mit clem Zusatz al-Karim, ,,der Erhabene". Er gilt ihnen a s cottes Wort, däs dem Propheten r,Mohammed offenbart Lr'rcl nöch ciessor -od .1 ede qe)cl^r e ben wurde. Kürzere Offe nba ru ngse inheiten wurden zu Suren (Kapiteln) zusammengefasst; diese s nd nicht chrono oglsch, sonciern grob der Länge nach geordnet. lnhaltlich flnden sicl^ im Koran Erzählungen ebenso wie
Rechtsvorschriften, Lobpreisungen Gottes oder Warnungen vor dem Jüngsten Gerlcht - alles in der beson
K6pEteuer
.lafön cnrr.hli.han
lm Mittelalter hatten Nichtmuslime unter islamischer Herrschaft elne Sondersteuer zu entrichten. Grund age ist
schen Reimprosa. Wegen cler Kom plexität und Vielschlchtigkeit des Textes ist der Koran immer interpretiert worden. Dem vlerten r'Kalifen A wird der Ausspruch zugeschriebeni,,Der Koran ist eine Schrift zwischen zwei
ein korarue.,: ,.(ärnp't oeger d ejer gen, dle nicht an Gott und den.lüngs-
ten Tag glauben und dle nicht verbieten, was Gott und sein Gesandter verboten haben, .. bis s e kleinlaut von dem, was hre Hand besitzt, Tribut entrichten" (Sure 9, Vers 29). Mit der Zahu'rg d eser D,cl.rsla geaarrrer So.dersteuer waren Christen, JLrden und Zoroastr er vom Wehrdienst befre t. Zugleich galten sle als Schutzbefohlene m t dem Recht aLrf freie Religions ausübung.
56
R' .h.la.Laln Frcf
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identifiziert Später gingen
mit
Gläubige Mus me nennen den Koran
.liö Mö.c.h6^
F^rm dar:r:h
-
Sprechen."
Mahdi n frühis amischer Ze t entstancl die Vorstellung, dass ein Mahdi (arab. ,,Rechtgeleiteter") am Ende der Zeiten ein Reich der Gerechtigkeit errichten werde. Dieser Erlöser wurcle zunächst
'Jesus davon aus, class cler [Vahdie l.y'uslime d e n NachLomme DMoha_rmeds seir müsse. Tn :Koran ist von elnem l'4ahdl oder Messias nlcht die Rede n der ls amlschen ceschichte traten irnmer wieder selbsterk ärte l9ahdis auf, clie oft Anführer oppositioneller Gruppen waren. Die Zwölferschiiten g auben, dass de. zwö [Le mdm dls lvöl^di die We t erretten wird.
Märtyrer Wer im Kampf für den lsiam zu Tode kommt, git als Märtyrer (arab. Schahid,,,Zeuge"). lhm verspricht die Tradlt oa der d .eltp'l E 19a19 i1s Ddrd dies, wo ihn nach einem , Hadlth 72 Jungfrauen erwarten. Die Frage, für wen die Bezeichnung angemessen ist, wurde zu al en Zeiten dlskutiert. Be.^nnar<
r^-.
schen lslam die frühen Märtyrer und ersten ! mame A , Hassan Lrnd Hussein. lm moclernen Sprachgebrauch ist häuflg auch Schahid, wer irn Dienst als Polizist oder So dat ums Leben kommt. Vor allem aber dient der Begrlff Demagogen dazu, den Tod im Kampf religiös zu überhöhen und die eigenen Anhänger zu fanat sieren. So
propagieren extremistische Grupper Selbstmordattentate als,,Märtyrer-
SP]EGEL GESCHiCHTE
5
20]O
LEXIKON DES aktionen" - obwohl hochrangige lslamgelehrte den Attentätern den Status als Märtyrer in >Fatwas absprechen
Minarett Seit dem 1O. Jahrhundert weisen alle großen >Moscheen mindestens ein Minarett (arab. I.4anara,,,Leuchtturm") auf. Von seiner Außengalerie ruft der Muezzln fünfma täglich zum Gebet; heute erklingt der Ruf allerdings meist via Lautsprecher. Nachempfunden wurden die ersten Nllnarette antiker Grab- und Wachtürmen. nternationdes Aufsehen erregte im November 2OO9 ein Schweizer Volksentscheid, bei dem sich 57,5 Prozent der Stimmbe.ecl-tigte' qegen den BaJ von Minaretten im Alpenland aussprachen.
Mohammed Der um 57O in der Handelsstadt l.4ekka geborene l4ohamrned erlebte irn Alter von etwa 40 Jahren seine Beru[u19 zLnT Propheler. DLrch dar c.zengel Gabriel empfing er bis zu seinem Tod im Jahr 632 Offenbarungen, die später im >Koran zusammengestellt wurden. Von den Muslimen wlrd er als Gesandter Gottes verehrt und als Vorbi ci und gutes Beispiel in allen Belangen betrachtet. Unzähli9e über-
iieferungen (}' Hadith) berichten über
seir Aussehe.], Seir Ha.]der.l urd se -
re Cewohnl-erte1. B^sonders oeton. wird sein fre!ndllches, geduldiges Wesen - und sein Bart: Einen dichten schwarzen Bert habe der Prophet 9ehabt, in dem auch irn Alter höchstens 20 graue Haare zu finden gewesen seie n.
Moschee Die Moschee (arab. Masdschid,,,Ort, an der man siLh zLrn Cebel n eoefwirft") ist der wichtigste Bau der islamischen Architektur; er fungiert als Gebetsstätte und Versammlungsraum zugleich. Architektonisches Vorbi d der ersten Moscheen war das Wohnhaus cles Propheten in N4edina, das mit einem großen Innenhof ausgestattet war. Diese,,Urmoschee" fungierte als politisches und religiöses Zentrum zugleich: Hier wurden nicht nur claubensinhalte diskutiert, sondern auch
polrtische und m täri)cne E']ts(heidungen getroffen. n Deutsch and entstanden in den siebziger und achtziger Jahren des 20. ,ar'r'hJnderts ibe.wregero , - rterhofmoscheen". Erst in jüngster Zeit
SPIEGEL GESCHICHIE
5
2O]O
werden verstärkt repräsentative Bauten e.richtet. Die bisher größte deLtsche Moschee wurde 2OO8 in Duisburg-Mörxloh eröffnett sie gilt a s gelungenes lVodell religiöser Integration.
Mufti Ein Mufti ist ein lslamgelehrter, der be-
fugt ist, >Fatwas auszuste len. Heftig umstritten ist derzeit, ob äuch Frauen Mufti sein dürfen. Während in Indierr bereits weib iche 19uftis tätig sind, gibt es in der Türkei bisher nur weibliche,,stellvertretende Muftis". lm Februar 2OO9 dann die Sensation: Großmufti Ahmed a -Haddad, Vorsitzender des I\4inisteri!ms für lslannische Angelegenheiten im Ernirat Dubai, erließ eine >Fatwa, nach der auch Frauen als Muftis wirken dürfen. Drei Emiraterinnen durchlaufen gegenwärtig die zweijährl9e Ausbildung. M
uslim
b ru
derschaft
Die Mus imbrüder (arab. öl-lchwan allvluslimum) wurden 1928 von dem jun9en ägyptischen Lehrer Hassan alBanna gegründet. Ziel der Gruppie. rung war die Reform der ägyptischen Gesellschaft durch die,,Ordnung des ls am" (arab. Nisam a -lslam): Eine auf >Ko.an Lnd >Scha.ia gestützte Ge. sellschaft würde den inneren und äLrßeren Feinden (Linken, Säkularen, Briten, Zionlsten) Widerstand ieisten können. Während bei der >Salafija der Bildungsgedanke im Zentrum stand, war es bel der Bruderschaft die Mora . Den Westen mit seinem,,gewinnsüchtigen Materialisrnus" und seinem ,,lmperialismus" lehnte die Bruderschaft ebon.o ab wie de1 ..gott osen" lvar, ismus. Durch eine straffe Organisation, engagierte Soziaiarbeit und die Androiulg vo'] Cewa I wLcl-s oie YL:limbruderschaft in den vierziger Jahren zu einer lvassenbewegung an (>lslamismus). lhr wichtigster ldeologe war Sajjid Kutb (hingerichtet 1966). Trotz if re< Verbots sird die lYJsiimbrüder heute die größte ägyptische Op pos itions beweg ung.
Nationalismus Nationalistische ldeen kamen in der islamischen Welt Ende des 19. Jahrhu'rderts auf - durch die Begegnung mit der europäischen 14oderne. Aus derr >kolonial bel'e.rscnten Gebieten sowie der Konkursmasse des Osmanischen Reichs entstanden im 20. Jahrhundert zah reiche Staaten, denen die
IS
LAI4
Vorstellung einer über Sprache und Siedlungsgebiet definierten Nation zu Grunde lag. Gleichzeitig -antwickelten sich im Nahen Osten überstaatliche Nationalismen wie Panarabismus und Panturkismus. Ein großer Vorkämpfer des Panarabismus war der ägyptische Präsident Gamal Abd ai-Nasser (9est. l97O). In Syrien war unter christlicher BdteiligJ.lg bere ts 1917 dre pdl.arabische Baath-Partei (,,Wiedergeburt") entstanden, die auch im lrak an die Macht gelangte. Doch a e Versuche, mehrere arabische Staaten zLr vereinen, schlugen fehl. Geblieben ist die 1945 gegründete Arabische Liga, die 22 M itglieder umfasst. Der Nationalismus widerspricht in gewisser Weise dem ldeal der tt mma; a-istische C'uppen t.achte.] da'is her oft danach, den Nationalstaat zL
überwinden.
Paladies Das Paradies (pers. Firdaus, arab.
Dschanna,,,Garten") wird im >Korarl
si11l'ch au.gera
t: n der ..Gärten
der
Wonne" fließen Wasser, lv1ilch, Wein und Honig, dazu wachsen die herrlichsten Früchte. Nlan sitzt auf welchen Lagern und wird von jungen Mundschenken bedient. Obwohl Fra. en wie fy'änner ins Paradies eingehen können, scheinen einige der cenüsse speziell auf männliche Wünsche zugeschnitten, ihnen stehen,,Huris" zur
Verfügung, ewige Jungfrauen mit großen, schönen Augen.
Philosophie fi'le e:gens-ä1d ge Ph osophie e'ttstand in der is amischen Welt im 9. Jal'rfL.oe'1. Sie lJßr aJf de.9roßen Ube.setzLngsbewegLrg. die tw schen dem 8. und lO. Jahrhundert fast die gesamte wissenschaftliche Literatur der Antike lns Arabische übertrug. Abu Jakub al-Kindi (gest. um B7O)
1or-ie'Le erstma
s rrn Arabischen die
pii'osopÄischer -er-ini. Wäl^rend seine Philosophie ganz im Dienst des isla"is.hen Dogma> steht leh']te der Ar,,L Jnd Philosoph AbL Bat ' dl. aa' (gest. 925 oder 932) eine Orientierung an der Religion ab. Das erste philosophische,,System" in arabischer Sprache schuf Abu Nasr al-Farabi (gest. Aqn\
6in \/a/t/Äta/
Ääl Ar^ÄrÄdr
Schule, der auch viele Christen an-
gehörten. Enor.nen Einfluss auf die europäische Phi osophie hatten die Aristoteles-
57
LEX]KON DES ISLAM Kenner lbn Sina (Avicenna, gest. lO37) und lbn Ruschd (Averroes, gest. 1198). lbn Ruschd beantwortet die Frage, ob das SrLd
L- de
D-r o>op1 e J']ci La.
9lk vom religiösen Standpunkt her überhaupt erlaubt sei, dahingehend, däss der i'Koran die Phllosophie fur al die e']ige1. die ^ 1er )lar[er 1te lekt besitzen, verpflichtend vorschreibt: ,,Denkt nach, die ihr Eins cht habtl", zltiert er Sure Z Vers 185.
Propheten Der lslam kennt eine ganze Reihe von Propheten (arab. Anbija, Sg. Nabij), .tF.F'r a' ,a. .tF<,
tuelle setzten slch um die Wende vom 19. zt)m 24. Jahrhundert gegen diese UnterstelLung zur Wehr. Nöch ihrem Verständnis beruhte die schmerzhaft wahr9enommene Rückständlgkelt Lauf cier JahrhLrnderte erstarrt sei und tsU ama an län9st überholten Normen fest.'lielien. Vealreter des Refor mlslam wie Mohammed Abduh, der bis 19O5 das Amt des obersten '.l.y'ufti von Agypten bekleidete, piädierten daher für eine lnnere Erneuerung des lslam. W chtigste Leitschnur solle dabei stets der Verstand sein. Vir il^rer moderr F'] He.öage'lerswetse gellngt es Reformmuslimen, Werte wie Demokratie und Menschenrechte i'1 den (o1te\t rhrer Relrgror zL >te ler sow,e ']atJ w ssenschaft rche Er kenntnisse und physikalische Gesetze rnit dem PKoran zu versöhnen. Dam t setzen sie dem Westen ein neues istamisches Seibstbewusstsein entgegen.
Salafiia
Satan
Wörtlich bedeutet der Begriff Salafija die Orientierung an der Zeit der
Der islarnische Satan (arab. Schaitan, lblis) ähne t n vlelem dern jLldischchristlichen. Laut 9Koran ist er cler
daraul dass dle islamische Lehre lnl die
,,frommen Altvordern" (örab. al-Salaf
tr6i.d"
.16r Man-.h.n
l q' ra
6), er stiftet Streit zwischen ihnen (Sure 1Z Vers 53) und weckt in ihnen Wünsche (Sure 4, Vers ll9). Dabei weilte Satan einst im tParadies. Da er sich we gerle. vor Ada- rrederrufaLen, musste er mit seinen Dämonen cias Gartenreich verlassen. Von Gott erbat er sich das Recht, fortan clie l'4enschen zu verführeni ,,Mein Herr, weil du mich verleitet hast, werde lch ihnen auf der Erde alles im schönsten Licht erscheinen lassen und sie al esamt verleiten, bis auf deine Knechte, die aus ihnen auserlesen sind" (Sure 15, Verse 39-4O).
Ramadan ..De. Vorat Ramaddn, rn derr l-e.öo kam der '{o.dr de.1 Ve.1s(l^en dls Geei[... - wer.I^ il_m zLgeger tst. so ' fäs ten, doch wer von euch erkrankt oder auf Reisen ist, für den ist eine Anzahl anderer Tage möglich. Gott will es euch leichtmachen, nicht schwer." So fordert es der Koran und legt auch die Bedingungen der Enthaltsamkeit von der N4orgendämmerung bis zum Sonnenuntergang fest (Sure 2, Verse 183187). In diesem,,heiligen Monat" f nden in )lvloscheen zusätzliche nächtli che Gebete und Koran esungen statt. Ein besagti ,,Wenn der lvlonat 'Hadlth Ramadan beglnnt, werden die Tore des Himrnels geöffnet und dle Tore der Hö e verschlossen, und dle Teufe werden in Ketten gelegt."
:-:-::-i--:-
5Cnacnrung lm ls am git, ähnlich wie im Judentuf., Blut als r tuell unrein. Daher acnten Muslime beim Schlachten von Tieren daraul dass diese vollständig aus-
blLten Dre t.aditione e lVerhode dafür ist, dem lebenden Tier die Halssch agader zu öffnen, so dass durch
Reformislam
58
Ge-
nerationen von l'luslimen. Bedeutende Denker der refor.nistischen SalafijaBewegung waren der lraner Dscharnauddin al-Afghani (gest. lB97), der Agypter lgohammed Abduh (gest. 19O5) und der Syrer Raschid Rida (gest. 1935) Sie setzten sich für eine Erneuerung des lslam durch Bezug auf die Werte der islarnischen Frühzeit ein - um auf diese Weise lslam und Moderne zu versöhnen. Besonde's \/\, c\t g wa.e. hre. dio Voclor.] . sierung von Bildung und Erziehung. Die heutige Salafija-Bewegung hat sich dagegen von der reformistischen Bewegung weit entfernt und deren Intentionen ins Gegenteil verkehrt: Der Begrlff ist heute fast gleichbedeutend mit tsls amlsmus oder b.Wahhabismus. Auch p dschihadistlsche cruppen bezeichnen sich als Salafisten, wie die Groupe Salafiste pour la Prddication et le Combat (GSPC) in Algerien.
derttausend.
Europälsche Denker der :,.Kolonia zeit vertraten die Ansicht, die materielle Uberlegenheit des Westens habe auch mit dem lslam zu tun, da cl eser r'cl^t m:t w:,e_..hä- Lnd ltvtltsat on vereinbar sei. Musllmische Intellek-
al-Salih) gemeint slnd die ersten
Der Prophet David (um 1535)
den noch aktiven Krelslauf ein möglichst großer Tell des B utes aus dem Körper strör.t; das verbleibende Blut wird sorgfältig entfernt. D ese Praxis widerspricht europäischen Vorstellungen von Tierschutz und steht zudem industrieller Fleisch produktion entgegen. Vie e ls am-
SPIEGELGESCHICHTE 5I2O]O
Gruppe hielt allein All Bin Abi Talib, Vetter Mohammeds und
Ehemann von dessen Tochter Fatima, für den rechtmäßigen Nachfolger. Als dieser über 20 Jahre nach l.y'ohammeds Tod zum vlerten tKalifen erhoben wurd-6, stleß die Entscheidung bei anderen 14uslimen auf Kritik. A i und seine Parteigänger (arab. Schia,,,Partei") zogen slch daraufhin in den lrak zurück - bis heute ein Kernland
Schächtung in sarajevo gelehrte vertreten daher die Ansicht, dass die vorherige Betäub!ng des Schlachttiers mit den slamischen tSpeisevorschriften verelnbar ist.
Scharia Die auf Gott Lrnd }'Mohammed, seinen Gesandten, gründende Lebens- und Rechtsordnung der Muslime, die Scharla, wurcle über drel Jahrhunderte hinweg von mus imlschen Theologen und Rechtsgelehrten entwickelt. Sie ist also nicht Ergebnis herrscherl chen ocler staatlichen Willens. ln Debattenund Lehrzirkeln, d e untereinander in Verbindung standen, versuchten die tUlama für alle Bereiche des Lebens die rrage zL bed'ltwo.rer, wds !\oran und Sunna entspreche und was nrc
ht.
Al *äh rh wJrder, sofer't s cT o e Ce lehrten einig waren, Entscheidungen zu Elnzelfragen auf der Bas s des t'Koran und des tHad th sowie mlttels Ana ogieschlüssen aus Präzedenzfällen zu größeren Sachgebieten zu sammengefasst: alles zu Ehe und Scheidung, a les zu Krieg, alles zu Sklaven uncl so weiter. Zwischen dem 11. und dem 14. Jahrhundert wurden d e Ergebnisse, vorwiegend als Fa lsammlungen in umfassenden Rechts-
l^o-pe-ldien sc"r frlrcf
l.reder
gelegt.
Stark ausgebildet ist die Scharia, ihrer staatsfernen HerkLrnft entsprechend, in allen Bereichen des Al tagslebens
rRFligio'1söL.Lbu19 D..
SP EGEL GESCH
CHTE 5 ]2O]O
doch in den Bereichen Staat, Verwa -
tung und Fiskus. Vielleicht gerade deswegen wurde die Scharia seit dem
'6./
7. Jaht'Lrdetl i.'a.l dlle'l slamischen Ländern allmählich durch euro^Äi<.ha
Aa.ht.f^rn
Wenn heute tsls amlsten eine,Wiedereinführung" der Scharia fordern, geht es ihnen anscheinend vor allem um die drastischen Strafandrohungen und dle Herabstufung der Frau. Das komplexe und komp izierte Rechtssystem Scharla und dessen hohe jur stische Qualität ist ihnen oft kaum (oder gaf n
icht) vertraut.
der Schia. Nach Alis Ermordung 661 verzichtete Hassan, Alis ältester Sohn aus der Ehe mit Fatima (uncl nach schiitischer Lesart der zweite lmam), auf das Kalifat. Anders der jüngere Sohn Hussein, der 680 mit einigen Getreuen versuchte, den Umajjaden-Kalifen Jasid . militärisch zu besiegen. Das Aufeinandertreffen bei Kerbela endete für die Schiiten desaströs: Hussein und se'ne Mltstreiter wurden niedergemetzelt. Erst nach dieser - später dramatisch überhöhten Niederlage nlmmt die ,,Partei Alis" religiöse Züge an. Auch in späteren Jahrhunderten wurder die 5ch ter als politrscl-e Oppositionsbewegung bekärnpft. Erst im 1O. Jahrhundert förderten Herrscher im irak die Schia. l5Ol kam in lran die schiitische Dynastie der Safawiclen an die f4acht, die das bis dahin mehrheitllch sunnit sche Land,,schiitisierte". Heute machen dle Schiiten etwa zehn Prozent aller Muslime aus.
scheich lvlit dem arabischen Wort Scheich (,,ehrwürdiger Mann") werden respektvoll Autoritäten angesprochen, sei es das Oberhaupt eines Stammes oder
e 1er Sufi-B.Jdar
Schleier Die Frage, ob und in welcher Form sich n'ruslimische Frauen verschleiern sollen, wird seit etwa lOO Jahren von
den Rechtsgelehrten heftig diskutiert. E n eincleutiges Verschleierungsgebot lässt sich aus denr I'Koran (Sure 24, Vers 3l und Sure 33, Vers 59) nicht
Schiiten
l_e.aus pso'), Jnci so
Die Spaltung zwischen den beiden größten islamischen Gruppen - !'Sunniten und Schiiten ist fast so alt wie der ls a- se bst. Die berder Ricl-LL|^ gen unterscheiden sich weniger durch
denen Regionen und Gesellschöftssch chten unterschiedliche Formen der Verhü ung üblich. De' örisc l-e T(( l-ador is-, äh.licl' w e der maghrebinische Haik, ein riesiges Jch. miL dem F.auer Kop'L.d (ö.per verhül en. Dle Vollverschleierung mit einem Nikab, der nur die Augen fre ässt, breitet sich gestützt durch dre . !^ahhab t sche -eh.e auch übe' die Arabische Halbinsel hinaus immer welter aus - manchmal kombiniert mit
theologisch-dogmatische positionen a15 v,elmeh. dJ.ch das Bekenntnis z bestimmten Personen, denen dle 5öcl-'stF AL'o.i-äf ir dF. 'L-rma /L geschrieben wird (|Kalil }.lmam). Entzünclet hatte sich clas Schisma an der Nachfolge t lvlohammeds: Eine
sind
1 ve.
59
LEX KON DES ISLAIV schwarzen Handschuheni anders a s die )'Burka wird sie auch von einigen europäischen Musliminnen getragen. De. allge-e'1e draoiscl e Begr tr Hi dschab (,,Vorhang, Schleier"), der im frühen 20 Jahrhundert in Agypten für den Gesichtssch eier verwendet wu, -
bezeichnot "eute o[L e 1F lo."]o nation aus Kopftuch und weitem Mantel. Weitere Bezeichnungen sind Ch ma . Ds.h bab ode. Sifa ,1 oe. lL,.r'e. wo für öffent iche Einrichtungen ein Kopftuchverbot gilt, wurde in den vergangenen.lahren erbittert um dle weiblrLl'e Varhu Lrg gesfr ttF1. NeL war dabei die Unterscheidung zwlschen dem traditionellen, unter dem Kinn gebundenen Kopftuch und dem ,,Turban", einer modernen Variante, bei cler das Tuch eng um Kopf und Hals geschlungen wird. cje,
Sufismus
Theologie
Die lslamische l',1ystik begann a s aske t s(he We tflJcht: d e Begrille 5Lf smus und Sufi werden melst vom wollenen Gewand (arab. Suf:,,,Wo e") der er
lslamgelehrte sind in der Regel keine Theologer. soaderr Pe( hLsge el_rte. Eine islamische Theologie entwickelte s ch seit dern B..lahrhundert vor allem in Form des dla ektischen Disputs (l m al-Kalam). lm Zentrum standen die Einheit Gottes und daraus resultierende Fragen nach seinen übrlgen Eigenschaften. Auch die Hand ungsfreiheit
Schura Begründet wird das demokratlsche Grundprinzip von :!Sunniten wle t Schii-61 - t der 42 S.re des i
^o-
ran, clie clen Titel trägt,,a -Schura" (clie Beratung), ein Begrifl der heute oft g eichbedeutend neben ,,Dimukratija" steht. Auch jn Sure 3, Vers 159 heißt es: ,,Und ratschlage mit ihnen uber die Ange egenhe tl" Gelegent ich wlrd dies durch eln Prophetenwort ergänzt: ,,Gott und sein Prophet benöti9en keine Beratung (Schura) aber für meine Gerneinde hat sie Gorr zu einer Barmherzigkeit gemacht, denn wer in ihr sich berät, dem wird die Rechtleitung nlcht fehlen, und wer sie unterlässt, dem wird es an lrrtufil nicht mangeln." lm 20. Jahrhundert entstand eine Reihe von islamischen Verfassungen, d e den Schura Begriff durchaLrs in einem parlannentarischen 5in1 inre.pretie.er. ol^1e sppT ti,(h tsla'r'rir( 1e Gru1d,./ors-e unge'l aJ!7Jgeben. Gernat Rotter
Speisegebote Die religiösen Speisevorschrlften f ür lvlus ime beruhen auf dem 'Koran. Dieser verbietet aLrsdrücklich den Verzehr von Blut, Sc hwein efleisch, Flelsch von verendeten Tieren sowie von solchen, die nicht unter Anrufung Gottes und entsprechend den getötet Regeln bei der
Heutige Formen der Verschleierung: Nikab, Burka, Hidschab che des Einzelnen nach relner Gottesliebe oder cottesvereinigung bis heute im Vordergrund.
Sultan Der Titel Sultan (,,Macht, Machthaber") entstand a s Belname des :'Kalifen, uncl bezeichnete den we tlichen As pekt seiner Herrschaft. Später führten ihn auch untergeordnete Machthaber.
a -Aschari
Sunniten
der Mystik (*Sufismus) und ihrer le bendigen Gotteserfahrung orientierte Sichtweise in d e Theologie ein.
Die Sunniten e ten ihren Namen vorl der,,Sunna", dem Leben des Prophete'r \4ohamred ab. ALch d. | 5(1t ten erkennen dieses als vorbi d ich und daher verbindlich an; sle stellen dte Lba'lielerte'l ALssp i.l^e 'edoch ihrer als gleichwert g dane'lmame ben. Während die Sunniten die Sunna
ALrßerdem wird aus einigen Koranversen von den n'reisten Rechtsgelehrten
in sechs kanonischen Büchern samme ten, überliefern die Schiiten die Dlrektiven ihrer ; mame in vier Büchern. Yi' etwa 90 Proza']t b dar die SJnniten heute die überwä tigende Mehr
ein 9Alkoholverbot abgeleitet
heit der
wurden.
60
'Schächtung
und Erkenntnisfähigkeit des l',1enschen angesichts der A lmacht Gottes wurden diskUtiert. Schließlich setzte sich eine stark an .Koran und +Hadlth or entierte Theoogie als,,orthodox" durch, a s deren
14
us lme.
wichtigster Vertreter Abu a -Hassan git (gest. um 935). Später brachte der persische Theologe Mohammed al-Ghasali (gest.
U
llll)
eine an
lama
Als Gelehrte (Ulama, Singu ar: Alim) werden in der islamischen Welt diejenigen bezeichnet, clie ein Studium der religiösen Wissenschaften absolviert haben und damit n :Koran, !Hadith und s amischem Recht ausgebi det sincl. Ja h rhunde rtela ng war eine solche Ausbildung Voraussetzung für a le .e 9 oc 'a a!d^Len A-Ler wre 'lvLft Kadi, Prediger oder auch Lehrer und Notar. Da sich zumindest im sunniti-
SPIEGEL GESCHICHTE 5 I 2O]O
schen lslam keine einheitliche Organisation oder Hierarchie herausbi dete, enrcräade-r lel_rmei-lurge'l In o't largwierlgen Prozessen der Konsensbll dung (für die Schiai ah). 'Ajatohaben Ula. Seit dem 19. Jahrhundert ma als Amtsträger häuflg Beamtenstatus, bis dahin wurden sie in der Regel aus religiösen Stiftungen flnanziert. Durch die Forma isierung der Blldungssysteme und die Einführung von
andere Muslime die,,Wiederherste lung" einer durch ihren gemeinsamen G auben geeinten Umma an.
Volksislam Unter dem Begriff Volksislam wird eine V Flzahl h6rerog6ne'ldee' Lnd BräL che zusamrnengefasst, die nicht zur kanonischen Forr. des lochislam zählen (sofern diese überhaupt existiertl) - und slch damit mehr oder weniger offen In Opposltion zum lslam der Schriftgelehrten b.f.nden. Diö VörquickJ^g !or lsarn und scheinbar,,unlslarnischen" Bräuchen ist in der gesamten islamischen Welt zu beobachten. Dazu zäf, len da> l-e ern von l l4ohammeds Geburtstag ebenso wie der Gebrauch von Amulett und Talis.nan. Eine große Rolle spie t die Verehrung lokaler He liger, dre sich durch besondere Segenskraft auszeichnen Da der Heil ge dlese durch seinen Tod nicht verliert, entstand vielerorts ein öusgeprägter Gräberkult.
Wahhabismus Als Wahhabiten werden die Anhänger der Lehre von Mohammed Bin Abd al Wahhab (gest. 1792) bezeichnet; sje
staatlichen Rechtsnormen haben die traditione en Gelehrten an Bedeutung ver oren. Dennoc h stellen sre n'rir ihrer auf Wissen beruhenden Autorität eine wichtige gese schaft lch mora ische lnstanz dar. Vie e Ulama tragen als Zeichen ihrer Würde einen langen 5c hwdr,/en ly'antel Jnd einen TLrbän
Umma Das arabische Wort Umma (,Volk, Gemeinschaft") bezeichnet d e Gemeirr-
schaft aller Musllme weltweit, unab-
hä.9i9 vo1 ethniscl^e. ode. spracl-
lr-
cher ZLgehor 9(e t. Dam I ö)t der lslam a s elnigendes Band frühere ldentitäten wie Stamm, Clan oder Volk zum ndest theoretisch ab. Das ldeal der Einheit trotz aller Vie fa t, das sich irl
dem Begriff bis heute ausdrückt, wird spätestens seit dem Aufkommen der Nationalstaaten und dem Ende des Kali'aLs 1 de. Rea tö- äJ'. ,]e härt( Probe gestelt. Nicht zuletzt deswegen streben Wortführer der t Salafija und der ,. slamisten, aber auch vlele
SPIEGEL GESCHICHTE
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selbst nennen sich lty'uwahhidun (,,Bekenner der Einheit Gottes") Bin Abd al-Wahhab, geboren im heutigen Saudi-Arabien, vertrat seine re gionspo tischen Vorstellungen kompromisslos: Vehement forderte er die Rückbesinnung auf:Koran und Sunna sow e auf die Frühzelt der fro.nmen Altvordern. Unerlaubte Neuerungen (arab. Bidaa) wie Tabakrauchen oder Musik lehnte er ab, ebenso die,,übertri-obene" Verehrung des Propheten oder gar die von Heiligen (.Volksislam) oder i.lmamen - sie ga ten ihrn als Polytheismus. 1744/45 schloss et rnit dem Regional-
Von älslamlst schen Gruppierungen unterscheidet sich die Wahhabija durch lhr enges Verhältnis zu den USA: Seit 1943 ist die saud sche Herrscherfam lie faktisch mit Amerika verbündet. Als sich eine von den USA geführte Allianz im August l99O anschickte, das von Saddam HLrssein überfa ene Kuwalt zu befreien, karr es zum Aufmarsch von US-Truppen auf saudi-arabischem Boden. Dieser wurcle durch eine:>Fatwa des Rats der Hohen Relig ionsg eleh rten, der höchsten re lgionspo ltischen lnstitution Saudi-Arabiens, für rechtens erk ärt - der ehemalige saudi-arabische Staatsbürger Osama Bin Laden sah dies anders ( I' Dsch ihad ism us).
Zeitrechnung Nach lsla.nischem Kalender schreiben
wir das Jahr 1431. Die Zeltrechnung beginnt mit der Ubersiecllung (arab. Hidschra) von l'y'ekka 'f4ohammeds nach Medina 622 n. ChL und beruht auf einem reinen Mondjahr ohne Schalttag,o oder -monate. Dieses Jahr ist zehn bis e f Tage kürzer a s ein Sonre'ljal_r. Lrd >o wardern ^-r t der Da ten des islamischen Kalenders auch die religiösen Feste der Muslime rückwärts durch die .lahreszelten. Da de' f4o']d de'eige'lt che Ze t'eoler ist, beginnt (ebenso wie im Juden tunT) der Tag bei Sonnenuntergang.
zinsverbot
herrscher Mohammed Bin Saud e n BLnd-r >. co.ta1 lre'erle d e Wäl-hab la die ideologische Grundlage für die Expansion der saudlschen Fami le. Nichtwahhabitische l.y'usiime wurden als
Die Erhebung von Zinsen stellt das am meisten diskutierte Prob em einer islamgemäßen Wirtschaftsordnung dar. im Zentrum der Debatte steht der koranische Begriff Riba, der Z ns oder Wucher bedeuten kann. Eln Tei der Experten geht davon aus, dass slch das Riba-Verbot ausdrücklich auf überhöhte Zinsen bezieht, wie sie lm vorislömischen Mekka üblich gewesen seien. crundsätzlich könne finanzielle Kompensation bei Geldgeschäften ge-
i.Apostaten bekämpft; :l"loscheen
stattet seln. Die
und Gräber von Prophetengefährten oder Heiligen verwüstet. Unter der Zerstö.J19 der 5cl^rI scl-er Fe igri-er r1 Kerbe a 1802 -öicJet bis heute das Ve, hä tnis von lran und Saudi-Arabien. 1932 kam es zur Gründung des dritten saudischen Staatesi des Königsreichs Saudi-Arab en. Seit l986 schmückt sich der saLrdische König mit dem Tite ,,Hüter der beiden Helligen Stätten" (Mekka und Medina) - für viele nichtwahhabitlsche f,1lsl me eine Provokation.
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\4il e dlr^. wLrde.1 da5^r Ca dgeschäfte in der is amischen Welt fast aLrsschließlich von Nichtmuslimen betrleben. Gleichzeitig entwickelten fjndige Händler rechtliche Kniffe, um das Verbot zu umgehen. Heute arbeiten , is a-rsc'e Bänl.er " oriziel ohne 7ia' sen, verfügen aber über Praktiken, die elnen Zinseffekt mit sich bringen. Anne'SaPh;e Trchli. h und Claudia Stodte
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