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unächst eine Erklärung für alle jene Leser, welche die ab 1 . Januar geltende neue Dienst Iaufbahnordnung nicht kennen. Nach den alten Bestimmungen gab es in verschie denen Waffengattungen besondere D ienstgradbezeichnungen für Soldaten: Schütze, Panzer schütze, Kanonier, Flieger, Kraftfahrer, Pionier, Fallschirmjäger. Wer nicht Anspruch auf einen dieser Namen hatte, hieß schon immer schlicht und einfach Soldat. D iese Bezeichnung wurde nun als einheitlicher erster D ienstgrad festgelegt - nur bei der Volksmarine heißt es seemä nnisch Matrose. Doch nun zu Ihrer Frage, Geoosse M i rner. Viel leicht einige Beispiele. Früher hieß ein Soldat der chemischen Abwehr nicht etwa Chemi ker, sondern Soldat. Ein Genosse mit dem D ienstgrad Flieger
Soldat Mimer frag Als ich im Novem berufen wurde,
/
wll�il!flei
Dienstgrad Funker.
wurde er in Soldat
e
umbenannt. Warum 7
Soldat Stiegler fragt· ln unserer Kompanie
ein Soldat als
FDJ-Sekretär gewählt.
Kann der überhaupt etwas
ausrichten 7
konnte alle möglichen Funktionen ausüben, erhob sich aber kaum jemals i n die Lüfte. Ein Funker bei der Artillerie wurde Kanonier genannt. Einem Kraff fahrer konnte je nach Waffengattung diese oder jene Bezeichnung zufallen. Selbst für einen erfah renen Armeeangehörigen war es schwierig, einem ihm unbekannten Soldaten die richtige Anrede zu zuordnen. Trug der Soldat gar die schmucklose Felddienstuniform, wurde die Aufgabe schier u n lösbar. D ie praktischen Erfahrungen des täglichen Dienstes haben ergeben, daß einheitliche D i enst grade nützlich und notwendig sind. Vielleicht sollte man noch dies bedenken: Wer in der Armee dient, ist nicht in erster Linie Spezialist einer Waffengattung, sondern Kämpfer. Auch das steckt i n dem Namen Soldat der Volksarmee ebenso wie in dem des Matrosen der Volksmarine.
rr.t'l
arum so pessimistisch, Genosse Stiegler? Glauben Sie wirklich, daß der Erfolg eines F DJ - Funktionärs von seinem D ienstgrad abhängig ist? Dann wäre es ja die beste Lösung, den Kom paniechef als Sekretär zu wählen. Aber nun im Ernst: Es handelt sich in I hrer Kompa nie um keinen Sonderfal l . ln H underten von FDJ Gruppen arbeiten Soldaten erfolgreich als Sekre
1:.\1
täre. Natürlich ist es oftmals praktischer, einen U nteroffizier oder einen jungen Offizier a n der Spitze zu haben - weil er länger als eine Wah l periode i n seiner Funktion tätig s e i n kann. Aber auch Soldaten, die im Zivilleben aktiv im Jugejld verband wirkten, können sehr wohl etwas "aus� richten". I hr F DJ - Sekretär steht doch. nicht allein. Das Kol lektiv hat ihm sein Vertrauen geschenkt. Er hat eine Leitung, i n der gewiß junge Mitglieder oder Kandi daten der SED zu finden sind. Er kann sich mit der. Parteigruppe beraten und sich auf sie stützen. U nd nicht zu vergessen die Kompanieoffiziere, die sel bst F D J - M itglieder sind oder es . lange Jahre waren. Mit ihnen eng und vertrauensvoll zusam-
·Der Chef redakteur antwortet
menzuarbeiten ist Grundsatz für einen Jugend funktionär. Sie sehen, Genosse Stiegler, prinzipiell g i bt es keine Schranken für Ihren FDJ-Sekretär, wenn er seine Sache ernst nimmt. Was soll er nun aber ausrichten? Ich lese Ihren Brief noch einmal und bin sicher: Sie möchten eine Atmosphäre festen Vertrauens i m Kollektiv und zu den Vorgesetzten, echte solda tische Kameradschaft, sozialistische Beziehungen. Wie jeder gute Soldat möchten Sie I h re politischen u nd militärischen Aufgaben erfüllen. Sie schätzen Disziplin und Ordnung, streben mit Ihrem Kollek tiv nach Höchstleistungen im sozialistischen Wett bewerb. Und Sie freuen sich, wenn Sie etwas lernen können, wenn etwas los ist in der Freizeit. Das alles sind berechtigte Soldateninteressen, welche die FDJ vertritt. Wenn Sie, Genosse Stieg ler, und·die anderen FDJier Ihrem Sekretär freudig helfen, werden Sie gemeinsam viel, sehr viel aus richten. Ihr Oberstleutnant
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10.24 Uhr Der am Eichenweg abgestellte .,Barkas" wird von VP-Ober wachtmeister P•• einem herbeigerufe nen motorisierten Streifen posten. untersucht. Er stellt fest. woher das Fahrzeug stammt. Ober Fern schreiber werden vom zuständigen VPKA nähere An gaben eingeholt.
11.09 Uhr Nachdem Major B. verstärkte Grenz sicherung befohlen und seine Einheit in Bereitschaft versetzt hat, koordiniert er mit VP-Unterleut nant M. die weiteren gemeinsamen Hand lungen zur Suche der Verdächtigen.
Fred W. wischt sich den Schweiß von der Stirn. Heiß ist es an diesem Sommersonn abend, und die Grenzlinie klettert Berge h i nauf, windet sich durch Wälder, .steigt an Felsen empor, stürzt Abhänge h i nunter. M it ihr stapfen Fred W. und Manfred J., die U nter-
17.13 Uhr Der Waldarbeiter Willi W. hat die G renzverletzer ge sehen und die Ge nossen der G renz truppen verständigt. Er zeigt. wo sie im Wald untergetaucht sind.
17.18 Uhr Die G renzposten wurden durch zu sätzliche Kräfte ver stärkt. Sie riegeln den gefährdeten Ab schnitt ab' und drän gen die G renzver letzer in eine Rich tung. in der sie keine Chance haben, die' Staatsgrenze zu durchbrechen.
17.20 Uhr Auch Astrid, Doris, Conda, Zenzi und Ardie gehen an der Leine des Gefreiten Z. auf die Suche.
( Dieser Bildbericht wurde nach Gerichtsakten und nach den Aussagen Beteiligter rekonstruiert)
offiziere der Kontrollstreife, auf und ab und ab und auf. Doch es ist alles ruhig. Auch hier am Gatterweg unterhalb des steilen Slalomhanges. Indes die beiden Grenzer ihren . Weg fortsetzen, schiebt sich ein paar hu ndert Kilometer ent fernt von ihnen ein Finger just über jenen Abschnitt der Land karte, in dem sie den Schutz der Staatsg renze übernommen haben. U nd es sollen nur etwas
mehr als achtundvierzig Stun den vergehen, bis sie jenem Mann mit der Waffe im An schlag gegenüberstehen, dessen nikotingebräunter Zeigefinger zu dieser Vormittagsstunde auf
H aben sich die Diebe hier um gezog en? U nd : Wollen sie die Grenze durch breche n? Ein Kartenblatt aus einem Atlas. das Grenzgebiet um S. dar stell end. deutet darauf hin. ihren Standort weist . . . Ferner eine mit ungelenker - Hand verfaßte Aufstellung: * .. 2 Decken, Verbandzeug, 2 Montag - 1 0.07 Uhr. Dolche, Ferngläser, Wäscheleine, An der Haustür des Fichtener 2 isolierte Kneifzangen . . . " · AIW schrillt die Klingel. Vom Operativstab des VPKA .. D u. Herrmann. oben im werden die Grenztruppen ver Eichenwe g, kurz vor der Grenz ständigt, ebenso die VP- D ienst zone, da steht ein ,ßarkas '. stellen in den Grenzdörfern. Kennzeichen eines anderen Bald darauf hackt der Fern Bezirks. M u ß übrigens schon schreiber Buchstaben aufs länger da stehn: Das Gras in der Pa"pier. D i e Volkspolizei des Fahrspur hat sich schon wieder Kreises, in i:lem der blaue . . Bar aufgerichtet!" Ein älterer Mann kas" registriert ist. teilt mit: i m Grün des Jägers (T'Iacht Er gehört der B H G in K. und diese Meldung. wurde letzte Nacht dort ge Wenig später untersuchen stohten. Als Täter kommt ver Volkspolizisten den blauen, mutli'eh Heinz W. in Frage. Er unter Bäumen versteckt abge ist befreundet mit dem vorbe stellten .. Barkas".·Sie finden straften J!larry G., aus dessen die Kleidl!lngsstücke mehrerer Ger-ichtsakten zu ersehen fst, Männer, ver,schmutzt und an daß er undurchsichtige Westeinigen ·stellen zerrissen. Am Tag zuvor war aus einem AufenthaltSWagen des Forst wirtschaftsbetriebes Arbeits kleidung ag,stomem
bezieh ungen hat. Die beiden sind verdächtig. zusammen mit Joachim H. in ein Klubhaus ein gebrochen zu haben. Des wegen waren sie für heute vor geladen worden. sind a ber nicht erschienen. An ihren Ar beitsstellen haben sie sich gleichfalls nicht sehen lassen . ·
Es ist M ittag geworden. ln der Einheit unserer beiden U n teroffiziere ist d as Leben i n zwischen a u f . . N u l l " gestellt
worden. wie die G renzer es nennen. wenn ihnen .. Bereit schaft'' befohlen wurde. Am Steinberg ist die Grenzsiche rung verstärkt worded. Doch bislang ist hier noch nichts Verdächtiges zu bemerken. Da kommt ein Anruf aus Wil helmshütte: Drei unrasierte, )1eru ntergekommen <�,ussehende Burschen haben ein Ehepaar
g efragt, wie sie zum Steinberg kämen. Von Wirhelmshütte ist es nicht mehr weit bis zur Staatsgrenze . . . Zu dieser Zeit ist der WalCl arbeiter Wil l i W., mit seinen Siebenu ndsechzig noch erstaunlich rüstig, damit bti schäftigt, unterhalb des Steinbergs einen Waldweg aus zu bessern. E i n Blick auf die Taschen uhr sagt ihm, daß ba1d Feierabend ist. Doch RufiZ bevor sich der U h rzeiger der Für:�f nähert, wird er von einem
gleichfalls nach mehr�ren Sei ten wendend. Dabei entdeckt er h inter einem Gebüsch zwei weitere Männer. Als der Fremde wieder h i nter den B�u men verschwunden ist, geht Willi W. auf seine Feuerstelle zu -gemächlich, als ginge ihn da9 G a nze n ichts weiter an. H ier kann e r von den d reien nicht mehr gesehen werden. U nd so schnell ihn seine Beine
wird das Gebiet abgeriegelt; ein seltener Fall, daß das heute in umgekehrter Richtung ge schieht. Auch Astrid, Doris, Conda, Zenzi und Ardie gehen an der Leine des Gefreiten Z. auf die Suche. Systematisch und nach einem überlegten Plan werden die d rei bis dato noch immer unsichtbar Ge bliebenen in einen Abschnitt gedrängt, der ihnen keine Chance läßt, die Staatsgrenze zu verletzten . Der Grenzdurch bruch muß verhindert werden, auch deswegen, damit der um ständige Aufklärung bemühte Klassengegner keine I nforma tionen in die Hände bekommt . . . I ndes die Soldaten i lne Posten bQ.zogen haben; laufen die U nteroffiziere Fred W. und Manfred J. wiederum Kor.ttroll streife. Vor wenigen M inuten noch meldete ihnen das letzte Postenpaar, daß es keine be sonderen Vorkommnisse ge geben habe bei ihnen. Doch wie ihre Kameraden halten auch d1e beiden U nteroffiziere die · Augen offen. Weiß man, was das für Kerle sind, die sich hier i n der Gegend, für deren
Betreten es nach unseren Gesetzen eines f:'assierscheins bedarf, herumtreiben? Meistens kommen sie ja von drüße·n. Aoer mitunter wurde einer von hier drüben schon erwartel, und der westdeutsche Bundesgrenz schutz stanCI bereit, um 6renz dllrc brüche zu decken .. . Gleich sind sie am Gattel'Weg, wo sich rechter Hand der Slalomhang hinzieht. Da be merkt Frt5"W. etwas Weißes im Gebüsch. Was ma9 das sein? Ein Taschentuch, das einem Waldarbeiter aus der Hosen tasche gerutscht ist? Oder? Während Manfred J. gedeckt die Sieh.erung seines Kamera den übe�nimmt, geht Fred W. mit der Waffe im Anschlag auf der� Busch zu. Darin knistert es plötzlich. .. H ände hoch I"
Hinter den Zweigen treten die drei Gesuchten hervor. Es ist 1 8.05 U hr. Die erste Untersuchung fördert Ferngläser zutage, mit Isolier band umwickelte Zangen, le dergepolsterte Fäustlinge, fest stehende Messer - in efwa also jene Ausrüstung, dfe der Zettel aus dem i Wald verstecl
"
Das Vorhaben dieser drei Krinfr nellen scheiterte an der Wach· samkeit llieler hfer genannter und nicht genaAnter Menschen, sieh ihrer Verantwortung be wußter Bürger unseres sozia Iistischen Staates. Wie schon bei vielen von bundesre'J)ubli kanischer Seite aus geführten Anschlägen gege.n unsere Staatsgrenze und gegen ur:�sere Rep_ublik, so wurde auch dieles Komplott durch das eiAheitliche Handeln und die enge Zusam menarbeit zwischen Grenz bevölkerung, Volkspoli;zei und den Grenztruppen der NVA ver. eitelt - zu u ser aller Wohl und Sic,herheit,
juri Andrejenko
Die Ampel schaut mit einem roten Auge her. Ich· bleibe nicht stehen. Ich habe es eilig- muß zum Rendezvous. Der Oberfeldwebel der Miliz nimmt die Tril lerpfeife an die Lippen, aber es folgt kein durchdringendes Getriller, das die Passanten erzittern läßt. Ich bin ja auch Oberfeldwebel, genauer ge sagt : Maat ! Der Wind spielt mit den Bändern meiner Matrosenmütze. Auf dem Newski-Prospekt herrscht Gewim mel. Hier gehen immer viele Offiziere lang. ' Der Newski ist auch ein beliebter Ort für alle möglichen Patrouillen. Das weiß ich wohl. Und gehe weiter, mit ruhigem und festem Schritt. So hat es Bootsmann Sotow mich ge lehrt. Der läßt immer vor Landurlaub die ganze Mannschaft antreten und jeden einzeln im Marschtritt passieren mit Ehrenbezeigung nach allen Regeln. Ich bin jetzt schon lange
Illustration: Wolfgang Würfel
in einer anderen Einheit, aber an Bootsmann Sotow �rinnere ich mich noch recht gut. So gehe ich den Newski-Prospekt entlang und grüße die Offiziere. Manchmal wird das ganz interessant. Da kommt zum Beispiel ein Ka pitän zur See. Ob er den Arm seiner Beglei terin fallen läßt oder nicht? Sie ist hübsch, die Blondine mit den langen Wimpern. Wäre ich Kapitän zur See, ich würde ihren Arm festhalten und nicht grüßen. Eine Sekunde, und schon sind wir aneinander vorbei, aber der Kapitän hat meine Ehrenbezeigung erwidert. Passanten überholen mich, andere- kommen mir entgegen, darunter auch junge Mädchen. In Leningrad gibt es allerhand hübsche, ja so gar schöne Mädchen. Kurzes Haar, ärmel loses Kleidchen. Aber ich beachte sie nicht. Ich hab' ja ein Mädchen, das trägt auch kurzes Haar und ein ärmelloses Kleid. So ist es küh ler, meint sie. Ich hab' ja nichts dagegen, denn sie hat schöne Arme. An der Ecke Sadowaj afNewski-Prospekt erwartet sie mich heute. Um 17.00 Uhr werde ich dort sein. Neuerdings denke ich sehr oft an Rita. Ich habe sie vor einiger Zeit kennengelernt und liebe sie schon. Sie hat kastanienfarbenes Haar, aber wichtiger sind ihre Augen, die mich groß und zutraulich ansehen. Mir scheint, diese Augen sind grau, aber sie meint, sie hätte Katzenaugen.
Wir lernten uns im Kino kennen. Früher ging ich an jedem freien Abend an Land einen neuen Film ansehen. Im Foyer nahm ich vom Tisch des Klubleiters die "Bauzeitung" und las sie verkehrt herum, daß die Buchstaben auf den Kopf gestellt waren. Das ist inter essant. Viele - vor allem die Mädchen - den ken im Vorbeigehen : Der Maat ist wohl 'n An alphabet ? ! Wieso kommen solche Leute bloß zur Flotte ? Da kichern sie und lachen, und gerade das hab' ich gern. Menschen, die an dere Leute zum Lachen bringen, sollten mei ner Meinung nach doppeltes Gehalt bekom men. So war es auch an jenem Tag . . . Ich sitze so im Kino "Aurora" und lese die Zei tung. Plötzlich vernehme ich eine angenehme Mädchenstimme, die sagt: "Geben Sie mir, bitte, die letzte Nummer vom ,Ogonjok' ! " I c h lasse die Zeitung sinken. A m Tisch steht ein schlankes, braungebranntes Mädchen. Sie setzt sich in meine Nähe. Heimlich beob achte ich sie. Und merke: Sie schaut manch mal her. Unsere Blicke begegnen sich. Sie guckt so einfach und gutmütig, daß ich mir ein Herz fasse und ,mich neben sie setze . . . Im Zuschauerraum saßen wir auch nebenein ander. Wir traten aus dem Kino und unter hielten uns noch über den eben gesehenen Film. Rita gestand; sie habe sich in den Hel-
den, Kolja Rybnikow, verliebt. Nein, ihr ist das damals nur so vorgekommen, denn letzten Sonnabend hat sie mir gesagt, daß sie nur mich liebt. Und heute wartet sie auf mich. Ich bin unterwegs zu ihr, gehe den Newski ent lang. Ich möchte am liebsten singen. Und das ist nicht verwunderlich. Bootsmann Sotow hat immer gesagt : "Ein guter Schritt hat gern ein Lied. " Ü berhaupt hat Bootsmann Sotow viel kluge Sachen gesagt. Ich glaube ihm gern. Und muß lächeln, wenn ich an ihn denke. Plötzlich bleibe ich stehen. In einer Haus nische hat sich eine Blumenfrau mit einem Korb Maiglöckchen niedergelassen. Mir scheint, Rita liebt Blumen. Ich habe zwar nicht viel Geld, aber für ein Sträußchen reicht es schon. Das beste Sträußchen suche ich aus, bezahle und schlendere dann, den aromatischen Duft tief einatmend, gemächlich weiter. Ja, ich schlendere wirklich und gerate ins Träu men . . . "Genosse Maat ! " Ein blutjunger Leutnant mit schwarzem Schnurrbart hält mich an. Ich starre ihn an und erkenne an seinem linken Arm die rote Armbinde : Patrouille ! Wir treten beiseite. Der Leutnant fordert: " Ihren Urlaubsschein und das Dienstbuch ! " I c h hole die Papiere aus der Tasche. Der
Leutnant schlägt mein Dienstbuch auf und liest: "Maat Kirillow . . . Sie wissen nicht, daß man Rangälteren die Eh renbezeigung zu er weisen hat. Kommen Sie mit zur Komman dantur! Das ist ganz in der Nähe . . . Daß es in der Nähe ist, weiß ich auch . An der Sadowaja bin ich immer mit unerklä r licher Scheu an dem Gebäude der Komman dantur vorbeigegangen. "Alte Hasen" er zählten, daß der Kommandant Disziplinar verletzungen nicht eben nachsichtig behandelt. Aber darum geht es nicht, für mich wird die Sache weit schlimmer, da an der Sadowaja Ecke Rita aufmich warten wird. Und ich muß an ihr vorbei. Was soll ich ihr bloß sagen ? "Entschuldigung, Genosse' Leutnant", ver suche ich einzulenken. "Ich habe· nicht be merkt . . . " "Wie sollen Sie auch was merken, wenn Sie die Leute anrempel n ! " "Ich habe immer gegrüßt, Genosse Leutnant. Heute herrscht bei mir irgendwie Bewußt seinstrübung." Der Leutnant schaut auf meinen Blumen strauß und sagt : " Maiglöckchen." "Zu Befehl",. antworte ich zackig und versuche ein Lächeln. Der Leutnant klappt das Dienstbuch zu und steckt es in seine Tasche. Ich verlege mich aufs Bitten: "Lassen Sie mich gehen, Genosse Leutnant ! Jederzeit würde ich Ihnen gern Gesellschaft leisten, aber heute . . . " Der Leutnant schweigt. Wir gelangen an die Sadowaja. Der Leutnant ist noch sehr jung, wahrscheinlich erst kurz zuvor von der Of fiziersschule gekommen. So einer läßt keinen laufen. Ich habe schon lange gehört : Je geringer ihr Rang, desto strenger sind die Patrouillen-Offiziere. Ich flehe ihn an. Aber er bleibt taub gegen mein Bitten. Ist schließlich auf Patrouille. Aber er ist doch auch ein Mensch und wird jemand gern haben. Ich frage ihn danach. Und der Leutnant antwortet : , Ja, ich liebe auch: Aber ich vergesse deshalb noch lange nicht die nötigen Ehrenbezeigun gen." "Wenn Sie aber nun zum Stelldichein zu Ihrem Mädchen eilen und haben Blumen ge kauft - und da geraten Sie in eine solche Ge schieb te ? ! Wie würden Sie handeln ! " Der Leutnant lächelt und scheint an etwas zu denken. Sein Gesichtsausdruck wird weicher. Er runzelt nicht mehr die Brauen, sondern sagt: "
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"Ich würde mich entschuldigen." "Stimmt. Ich hab' mich ja auch bei Ihnen entschuldigt." "Bei dem Mädchen würde ich mich entschul digen, daß ich nicht gekommen bin." "Nicht gekommen . . . Wenn sie aber nun an der Ecke Newski-ProspektfSadowaj a auf Sie wartet? Würden Sie da einfach vorbeigehn UI� kein Wort zu ihr sagen ?" Ungläubig sieht mich der Leutnant an, aber ehe er antworten kann, langen wir tatsäch lich an der Ecke Sadowaja an und Rita kommt mir entgegen. Sie hat ein Sträuß chen frische Maiglöckchen in der Hand. Sagt : "Guten Tag !" "Guten Tag", antworten wir und s'tarren auf ihre Maiglöckchen. "Was schauen Sie so ? Es sind Maiglöckchen. Schön, nicht wahr ?" Der Leutnant lacht mit den Augen und tritt beiseite. Rita beginnt : "Wir gehen ins Kino, Karten hab' ich schon . . :" Aber ich falle ihr ins Wort. Er kläre ihr, daß ich Dienst habe und deshalb heute nicht freibekommen kann. Ihr Gesicht wird immer finsterer und düsterer. "Dienst ist Dienst", sage ich abschließend, nicke ihr zu und gehe zum Leutnant. Der sieht mal mich an, bald der verzagt davon schlendernden Rita nach. "Und was ist mit den Maiglöckchen ?" fragt er. Ich habe vergessen, sie ihr zu geben, halte sie noch in meiner Linken zusammengepreßt. Ich frage : "Darf ich sie einholen ?" Der Leutnant seufzt und lächelt bekümmert. Dann sagt er, während er meine Papiere zu rückgibt : "Sagen Sie Ihrem Kommandeur, daß die Pa trouille . . . die Patrouille Ihnen einen Ver weis erteilt hat." "Zu Befehl, Genosse Leutnant !" sage ich, meinen Ohren kaum trauend, und ·nehme höchst vorbildlich militärische Haltung an . "Wegtreten ! " "Zu Befehl !" Wer behauptet da noch, es gäbe keine guten Patrouillen? ! Die Kinokarten verfallen nicht. Rita und ich kommen noch zurecht. Sie hat' zwei Maiglöckchensträuße . . . *
Das ist nun schon einige Monate her, und ich liebe nach wie vor meine Rita und die Mai glöckchen. Aber jetzt gehe ich in Zivil den Newski-Pro spekt entlang, und wenn ich da eine Patrouille sehe, erinnere ich mich des Leutnants mit dem schwarzen Schnurrbärtchen und habe den Wunsch, militärisch zu grüßen.
Ve rbilligtes Wiedersehen 7
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PDSf SACK
Können Frauen von Armee angehörigen. die als H ausfrauen tätig sind. eine Fahrpreis ermäßigung erhalten. wenn sie ihre Männer besuchen wollen ? Elke Trommer, Dresden Nach den Reichsbahnbestim mungen dürfen nur Berufstätige eine Arbeiterrückfahrkarte beanspruchen.
Die Märker gehen nicht verloren
Kabinetts-Sorgen
Neben meiner Arbeit als Lehrer sowie in einigen ehrenamt lichen Funktionen leite ich noch das M i litärpolitische Kabinett des Kreises. Seit Februar 1 970 habe ich dort vor rund 900 Jungen Pionieren und F D J Mitgliedern über die Aufgaben der NVA gesprochen . Trotz großer U nterstützung durch das Wehrkreiskommando befriedigt mich d i e Ausstattung u nseres Kabinetts nicht. Es fehlen z. B ein komplettes Sturmgepäck und D IA- Reihen für den B i ld werfer. Zum Schluß noch ein Vorschlag: Ich würde es be grüßen. wenn auf M i l itär bezirks- oder anderer Ebene einmal ein Erfahrungsaustausch der Leiter von Militärkabinetten stattfinden würde. U nteroffizier d . R . Faber. G rimma Einen Floh ina Ohr gesetzt
I m Mai 1 970 bin ich zur Volks armee gekommen. Ich habe mich für drei Jahre verpfl ichtet und bin Unteroffiziersschüler. Jetzt erst bekam ich zu hören. daß ich n u n kein Betriebs angehöriger mehr bin. Warum wird man nicht vor dem U nter schreiben davon in Kenntnis gesetzt ? U nteroffiziersschüler Fett, Weißwasser Selbstverständlich bleiben Sie auch als Soldat auf Zeit weiter hin Angehöriger Ihres Betriebes. Das Arbeitsrechtsverhältnis ruht, für Sie besteht ein Kündigungsschutz. So bestimmt es unmißverständlich die Förderungsverordnung.
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Bekomme ich den Tag , an dem ich gemustert werde. bezahlt ? Reinhard Tellerai. Wolfen
Der Tag für die Alma mater
Im April 1 971 werde ich in die R eserve versetzt u nd möchte im September ein Studium auf nehmen . Aus diesem Gru nde mußte ich am Studi enort eine Aufnahmeprüfung ablegen. Der Tag wurde von mei n em U rlaub abg ezogen. Ist die Ent scheidung meines Vorgesetzten berechtigt ? Soldat Stehlich. Potsdam Durchaus. er hat nach den Vorschriften gehandelt.
Mit Einreiher und Krawatte
Stimmt es, daß Berufssoldaten nach i hrer B estätigung in Zivil ausgehen können? U nteroffizier Korn. Neubrandenburg
Zur Musterung und anderen Untersuchungen sowie bei Vor ladungen zum Wehrkreis kommando sind die Wehr pflichtigen vom Betrieb freizu stellen. Für diese Zeit erhalten sie vom Betrieb einen Ausgleich in Höhe des Durchschnitts verdienstes.
Das ist nur die halbe Wahrheit denn erst muß der Dienstgrad Feldwebel erreicht sein. ehe es so weit ist.
Der Technik verachrieben
Kein Ruhepolster
Ich möchte U nteroffizier auf dem Kfz. -technischen G ebiet werden . Was wird voraus gesetzt ? H elmar Friedrichsohn. Wanzleben
Ma nchmal lese ich bei der Be schreibung von U n iformen das Wort .. Epauletten". Damit sollen wohl Schulterstücke gemeint sei n ? Hans-Dieter Anquist. Wismar
Abschluß der zehnten Klasse der polytechnischen Oberschule sowie der Ausbildung in einem kraftfahrzeugtechnischen oder Metal/beruf. Besitz der Fahr erlaubnis Klasse 5. Wir emp fehlen die Teilnahme an der vormilitärischen Ausbildung in der GST.
Diese Bezeichnung kommt aus dem Französischen und be deutet .. Schulterchen". Epauletten dienten ursprünglich als Polster gegen den Druck der schweren Muskete. Aus diesen Polstern haben sich die Schulterklappen und -stücke entwickelt.
Vom (Betriebs·) Weih nachtsmann nicht vergessen
Bis zu meiner D ienstzeit ar beitete ich im VEB G laswerk Waldau (Thür.) als Maschinen fahrer. Der Beruf macht mir Spaß. ich werde ihn später fort setzen. Nun verbrachte ich das Weihnachtsfest 1 970 in meiner D ienststelle. Auch zu diesem Anlaß dachte der Betrieb an mich und schi ckte mir zwei Aufmerksamkeiten. wofür ich mich bei den Kolleginnen und Kollegen recht herzl ich bedanke. H ier sieht man wieder einmal. daß man in unserer sozialisti schen Menschengemeinschaft n i cht allein ist. U n teroffizier H u mmel . Schwer in
Belnlich, belnlieh
Zu ihrem Tip beim Mode-Preis ausschreiben im Novemberheft schrieben uns einige Leser noch einen Kommentar: Ich protestiere: Kein Hosen anzug für den Abend dabei I Iris Melchior. Aue Bein oder nicht Bein, fragen Sie. Im Namen unserer Stube: Laßt Seine sprechen I G efreiter Callve. Karpin Ich kann mich nur für das Festkleid M \ entscheiden, denn ich bin etwas zu dick geraten . Sibylle Hans. Saßnitz
So tst's nchtig : Fur die kühlen Tage Mini und filr den Sommerstrand Maxi an bieten I Dieter Flohstein. Gera K 1-Kopfbedeckung
.. U n term Feuerschirm vor wärts " heißt ein guter Artikel im Dezemberheft. Auf den Bi ldern tragen alle Artilleristen den Stahlhelm . nur ein R i cht kanonier .. tanzt aus der Reihe" und hat die Pelzmütze auf. U nd solch ein u nvorschrifts mäßiges Foto drucken Sie noch ab? Soldat Lauber. Cottbus Auch dieser Soldat hat keinen Extratanz vorgeführt. Im allge meinen wird an Rundblick fernrohren und Richtkreisen kein Stahlhelm aufgesetzt. eine Ausnahme bilden besondere Gefechtssituationen.
Schwimmende Flugplätze
Wieviel Flugzeugträger, die mit Kernkraft angetrieben .werden . besi tzen die U SA? U n teroffizier Kallenbach. Erfurt Den Träger .. Enterprise" mit einer Wasserverdrängung von 85350 ts. Ein zweites Schiff. .. Ch. Nimitz" (95000 ts). soll 1972 fertig werden. ein dritter Ttäger (95000 ts) ist 1970 in Auftrag gegeben worden.
kontrolle. Der Kommandeur sprach folgende richtung weisende Worte : ..Zuerst gehen wir die Stuben durch. u nd dann gehen wir du rch die Schränke I" Feldwebel Gärtner, Karpin Das entscheidende Gremium
Aus welchen Personen setzt sich denn eigentl ich eine Musteru ngskommission zu sammen ? Detlev Ziegenborn. Cottbus Aus Mitarbeitern des Wehr kreisk(Jmmandos. des Rates des Kreises oder der Stadt sowie /uzten. Bei Notwendigkeit werden Vertreter anderer staat licher oder wirtschaftsleitender Organe hinzugezogen.
Der Tlp des Ausbilders
Seit vielen J a hren bin i ch stän diger Leser Eurer .. R t,mdschau" und werde weiterhin jeden Monat d ie Mark bereithalten, um so schnell wie möglich in den Besitz des H eftes zu kommen. Ich bin an einer Unteroffiziersschule als Aus bilder tätig u nd ka n n meinen Schü lern nur empfehlen . die AR zu abonnieren . U n teroffizier Neubauer. Potsdam Minirock- Regimenter
Aber hübsch der Reihe nach I
Stimmt es. daß die Mädchen bald alle zur Armee müssen. weil es Pflicht ist? Roswitha Schiebeck. Berlin
Jüngst hatten wir Einweisung in eine Zimmer- und Spin d -
Zwar würden sich darüber etliche Soldaten ob der um-
0 eo
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fangreichen Abwechslung in den Kasernen freuen. aber die Wehrpflicht bleibt ausschließ lich dem männlichen Ge schlecht vorbehalten. Mädel können sich nach wie vor freiwillig bewerben. Nur 1. Gang eingeschaltet
Ende vorigen Jaf:lres führten die FDJ-Mitglieder der Juri Gagarin-Oberschule Gera ihre Hans-Beimler-Wettkämpfe durch. Kleinkaliberschießen, Sturmbahn, Handgranatenweit wurf und Geländelauf standen auf dem Plan. Beim Lauf müs sen wir kritisch einschätzen, daß nicht alle diszipliniert und fair kämpften. Besonders bei den Jungen des 1 0. Schuljahres fehlte es am nötigen Ehrgeiz und an der Ausdau�r. Aber auch mit einigen M ädchen können wir nicht zufrieden sein. Einige nahmen gar nicht am Geländelauf teil, sie fürchteten wohl, sich schmutzig zu machen? Trotz dieser Mängel waren die Wettkämpfe ein Höhepunkt in unserer Arbeit. Nie hätten wir das erreicht, wer:m uns die Genossen des Patenbetriebes (Tagebau kombinat Lichtenberg) und die Genossen der NVA nicht so tatkräftig unterstützt hätten. Für ihre Hilfe möchten wir auch von dieser Stelle aus recht herzlichen Dank sagen. Ihr wart alle prima I Nora Krauß, Gera Kontaktsuche
Zusammen mit meiner Freundin leite ich die Pioniergruppe einer
2. Klasse. Wir haben uns vor gen ommen, auch Freundschaft mit Genossen der NVA zu hal ten. Welche Armeeangehörigen möchten mit unseren Jungen Pionieren Kontakt aufnehmen? Ute Radtke, 1 1 34 Berlin, Lückstraße 41 Aufmerksame .,Stern schnuppen"
Das Denkmal für die Opfer des Faschismus auf dem Suhler Ernst-Thälmann- Platz war eine symbolische Kulisse für die Vereidigung junger Grenz soldaten Ende vorigen Jahres. Nach der Zeremonie gab es, wie so oft, herzliche Begeg nungen zwischen den Armee angehörigen und den Werk tätigen. Im Meteorwerk Zella-Mehlis wurde eine Kompanie neuer Soldaten und ihre Angehörigen mit Musik empfangen. Viele U nterhaltun gen in den Werkhallen, flotte Musik und beste Sorge um das leibliche Wohl ließen die Stunden schnell vergehen. Alle Genossen erhielten Geschenke. Die Meteorwerkar grüßen noch einmal die Grenzer der Einheit Neuhäuser und wünschen ihnen gute Erfolge. Altred Eckert, Schwarza Rund um die 80 Mark
Als Wehrpflichtiger wurde ich mit dem Leistungsabzeichen ausgezeichnet. ln der Truppe erzählte man mir, daß ich dafür ein Zusatzstipendium erhalte. ln der Studienabteilung wußte man nichts davon. Die Leipziger Uni antwortete, daß nur Frei-
willige �ieses Stipendium bekämen. Was ist nun wirklich los? Gefreiter d. Reserve Werner, Halle
Studenten der Hoch- und Fachschulen. die vor Aufnahme des Studiums mindestens 5 Jahre berufstätig waren (wobei die Lehrzeit nicht der Dienst in den bewaffneten Organen dagegen angerechnet warden) und denen eine staah liehe Auszeichnung verliehen wurde, erhalten ein zusätzliches Stipendium von monatlich 80,- Mark. So besagt es klipp und klar die Stipendienord nung. Zu den staatlichen Aus zeichnungen gehören auch das Laistungsabzeichen der NVA und dar Grenztruppen. Es bleibt beim alten
Der Staatsrat hat vor kurzem eine neue Wehrdienst- und Dienstlaufbahnordnung er lassen. Ist jetzt auch die Zeit des Grundwehrdienstes neo geregelt? Soldat Hammerstein, Gotha
Nein, die Dauer beträgt nach wie vor 18 Monate. Ein Stockwerk höher
Stimmt es, daß die Offiziers schulen der NVA den Hoch schulen gleichgesetzt sind? Unteroffizier lrmscher, Jena
Alle Einrichtungen zur Aus- und Weiterbildung der Offiziere tragen jetzt den Charakter von Hochschulen der Republik. Angriff abblasen I
Die im Heft 1 2/70 auf Seite 93 abgebildete Schöne ist ja scholl verheiratet I Desbalb meine Mahnung an den Soldaten auf dem gegenüberliegenden Foto:
c: Q) ::: Q) c: Cl
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Stürmen Sie nicht Steinplatz 8, das gibt Ärger und Verdruß, weil der Gatte in der Nacht auch nach Hause kommen muß. Jene Frau, die Müller heißt, hat schon ein anderer eingenommen, denn ihr Ehering beweist: Sie sind zu spät gekommen I Harald Habermann, Schlema
Werk vor. Gegenstand ist der deut sche Militarismus, der durch seine brutale Aggressivität, seine maßlo sen Expansionsgelüste und seinen zügellosen Chauvinismus seit mehr als dreihundert Ja hren unserem Volk und unseren Nachbarvölkern Krieg, U nterdrückung,
Ausbeutung
und
Elend brachte. Der vorliegende erste Band u mfaßt die Zeit von der Herausbildung des preußisch - deutschen
M ilitarismus
bis zum Jahre 1 91 7. Er zeigt die so zialen,
ökonomischen
und
politi
schen Wurzeln und Besonderheiten des preußisch-deutschen
Militaris
Peter Bachmann/ Dr. Kurt Zeisler:
mus. Das Buch vermittelt ein B i l d
mas populär und einprägsam.
v o m Ausmaß seiner Verbrechen und
Aussagekraft der etwa
entlarvt seine wesentlichsten Reprä
von denen ein großer Teil hier erst
Der deutsche Militarismus
sentanten.
mals veröffentlicht wird, vertieft die
Es will
Erkenntnis über die Gefährlichkeit
Illustrierte Geschichte
kein Abriß der deutschen
Die
Bil der,
be
des deutschen M i litarismus. Damit
schränkt sich auf die Nachzeichnung
leistet das Werk einen Beitrag zum
Geschichte
Band 1: Vom brandenburgisch-preußischen zum deutschen Militarismus
800
sein,
sondern
es
der wichtigsten Entwicklungslinien
Kampf der deutschen und internatio
des preußisch-deutschen M i litaris
nalen Arbeiterbewegu ng gegen den
mus. Zugleich zeigt es den
anti
militaristischen Kampf der revolutio
M i l itarismus i n sei nerwestdeutschen Neuauflage.
Mit diesem Text- B i l dband legt der
nären deutschen Arbeiterbewegung.
Das, B uch ist eine Fundgrube für
Deutsche
-Bei aller wissenschaftlichen Gründ lichkeit ist die Darstellung des The-
alle
M ilitärverlag ein außer-' · gewöhnliches doku mentarisches
Du und ich und Klein-Paris
(DEFA)
und
geschichtlich
Härte!
Kusses in Angriff n immt. Angelikas neue
M itschüler
streiten
allesamt
um i h re Gunst, allabendlich bringt
Können Sie sich ein hübsches sieb
i h r ein alter Freund ein Geigensolo
zehnjähriges
vorstellen,
unterm Fenster dar, und ein Foto
das bisher ungeküßt durchs Leben
reporter, der im Wagen an der Schule
seur Werner W. Wallroth werden es
zu haben. Bis der gute Ruf fast hin
M ä dchen
ging 7 Autor R udi Strahl und Regis
Chanson nebenan
Lernenden
i nteressierten Leser.
vorfährt. scheint wirklich Cha ncen
Ihnen in ihrem farbigen D E FA-Film
ist, und bis Thomas (Jaecki Schwarz)
beweisen I Allerdings auch, daß die
eingreift. der-untermieternach bar von
ser l ieblose Zustand sehr bald ein
Angelika.
glückliches Ende nehmen ·muß.
kann er das Problem Angelika theo
Als
Philosophiestudent
Angelika (gespielt von Evelyn Opo
retisch bestens lösen. Als aktiven
czynski) zieht als "möbliertes Fräu " lein unternehmungslustig nach
Kind nur beim Tra i n i ng. Als j u nger
Radsportler stört
ihn
schöne
Leipzig, um fernab von der elterlichen
Mann
Chanson nebenan, das sind Lieder,
Aufsicht ihr Abitur zu machen. Schon
stehen ... Verwirrung, Trubel, Hei
populäre Chansons aus Polen, U n
in
garn, Rumänien u n d Bulgarien, aus
Mari neleutnant kennen, der zunächst
küßt, denn
per Post die Eroberung des ersten
Paris.
der CSSR und der Sowjetu nion, die bei jedem internationalen ChansonFestival vertreten und durch Rund tunk und
Fernsehen bekannt ge · worden sind. Sie sind ein "goldener Fonds" für
Liedermacher,
Sänger,
Sammler und Chansonfreunde. Biographische und diskographische Daten sowie eine Notenauswahl der erfolgreichsten Titel ergänzen diesen Band, der durch die Illustrationen von Prof. Bert Heller einen zusätz lichen Reiz erhält.
·
der
Eisenbahn
lernt
sie
einen
kann er auch
das
nicht wider
terkeit. Angelika bleibt nicht unge Leipzig
ist
ein
Kle i n
K.
AR unterhielt sich mit einem Kämpfer der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams
JeneWirlfeistgut Genosse H oang Lai ist schlank und feingliedrig, wie die meisten unserer vietnamesischen Freun de. Er sieht aus wie M itte Drei ßig, hat aber die Vierzig schon über schritten. Lächelnd bittet er d afür um Ver ständnis, daß er sich nicht der Kamera stellen möchte. Noch ist Südvietnam ni cht völlig vom Feinde befreit, und die Gesetze der Konspiration verlangen äußerste Vorsicht - zum Schutze der Kampfgefährten und des eigenen Lebens. Deshalb wird auch die Unterhaltung nicht leicht. Lange wägt H oang Lai jedes Wort, wenn es um konkrete Details geht, und über sich selbst spricht er offensi chtlich höchst ungern. .. Mein Elternhaus? Nun ja, i ch entstamme einer armen B auern familie mit nur ganz geringem B odenbesitz. Das Leber war schwer. N ur unter schwierigen Bed i ngungen konnte ich eine Dorfschule besuchen; und die Ausbildung dort war natürlich sehr mangelhaft. " Immerhin weckte sie dem kleinen H oang Lai das I nteresse am Lernen, lehrte ihn, seine Umwelt schärfer zu beobachten. Zu jener Zeit waren neun Zehntel der vietnamesischen Bevölke rung B auern. N ur \1\(enige konn ten lesen und schreiben. H art arbeiteten sie auf dem zumeist gepachteten Land oder auf gro ßen Feudalbesitzungen. Oft mehr als die H ä l fte von dem, was sie 20
ernteten, fiel den Verpächtern und den Großgrundbesitzern zu. Zudem standen noch ausländi sche Kolonialtruppen im Lande. Wie eine Erlösung empfand unter diesen Umständen auch H oang Lai d ie Augustrevolution von 1 945 . . . Sie war ein Wendepunkt in der Geschichte der vietname sischen Nation ", sagt er, .. und natürl ich auch in meinem per sönli chen Leben." Zu den ersten Maßnahmen der Demokratischen Republik Vietnam gehörte es, die Pacht herabzusetzen und die feudale Kopfsteuer abzuschaffen. Doch wenig später schon wurde sie gezwungen, zu einem Kampf auf Leben und Tod anzutreten. .. ln dieser Situati on", erzählt Genosse H oang Lai, .. prägte sich der eindring l i che Appell des Präsidenten H o chi M inh, mit dem er zum Widerstand gegen die in unser Land eingefallenen französischen Kol oni altruppen, aufrief. tief in mein Bewußtsein . ein. " .. Wir werden al les opfern, abe.r wir werden nicht die F rei heit unseres Landes preisgeben und zu Skl aven werden", hieß es in diesem Appell vom 20. 1 2. 1 946. ..Wer ein Gewehr hat. bewaffne sich mit diesem Gewehr. Wer ein Schwert hat, bewaffne sich mit dem Schwert. Wenn ihr auch keine Schwerter habt, be waffnet euch mit Spaten, H acken und Stöcken . . . " An de � Seite von H underttausen-
.,U nsere Armee, unsere Be freiungsbewegung wird von allem begünstig t : vom Klima, von der Erde, dem Dschungel, den Sümpfen .· I nmitten des Buschwerkes und der feuchten Reisfelder sind die Soldaten und Partisanen so gut wie zu Hause." (Nguyen huu Tho, Vorsitzender des ZK der FNL)
den seiner Landsleute kämpfte Hoang Lai acht Jahre lang ge gen d i e französischen Okkupa tionsheere, half 1 953 die Boden reform zu voll enden und atmete auf, als es dem kämpfenden viet namesischen Volk im Ju l i 1 954
gelang, die Unterzeichnung der G enfer l ndochi naabkommen zu erzwingen. . , Es war aber nur eine kurze Atempause? " .,Leider", bestätigt Genosse Ho
ang Lai. Vereinbarungsgemäß hatte sich die Volksarmee aus dem Süden d es Landes zurück gezogen - und das nutzten die USA. um sich in Südvietnam einzun isten. Sie halfen der Ma rionettenreg[erung Ngo dinh D i em i n den Sattel, die sich keinen Deut um die G enfer Ab kommen scherte und ein grau sames Terrorregime errichtete. .,Diems Verwaltung begann so-
fort damit, das friedl iche u nd freie Leben al ler Bevölkerungs schichten zu zerstören und rück sichtslos an den ehemaligen Widerstandskämpfern Vergel
tung zu üben. Auch ich wurde ein Opferdieser Unterdrückungs kampagne", sagt u nser G e sprächspartner, und seine Züge verhärten sich. Schwer ist die Erinnerung an das damals durch l ebte Leid. Etwa 1 00 000 M en schen wurden bis 1 960 ermordet, fast 300 000 schmachteten i n D i ems Kerkern. Zudem kehrten die G roßgrund besitzer in die D örfer zurück u nd entrissen den Bauern wieder 350 000 H ektar Land. . , Für mich gab es keinen anderen Weg ", fährt Hoang Lai fort, . . als zusammen mit den M enschen in meiner Umgebung Selbstver teidigungsgruppen zu orga nisie ren und mit allen u ns zur Ver-
fügung stehenden Mitteln unser R echt und unser Leben zu ver teidigen. Zu jener Zeit war ich dreißig Jahre alt." D i e Reisbauern des Südens or ganisierten ein Warnsystem, das rechtzeitig die Ankun ft von Straf expeditionen meldete. Wie schon einmal verteidigten sie sich mit M usketen, Säbeln, Hacken, M es sern, angespitzten Stöcken, Fall gruben u nd selbstgefertigten Sprengkörpern. Partisa nenein heiten entstanden; und wieder um konnten nach hartem Kampf v:iele Ausbeuter verjagt, zum zweitenmal konnte der Boden -aufgeteilt werden. Dagegen half auch nieht der von den USA geführte .. Spezialkrieg " , in des sen Verlauf sie Rang erei nheiten einsetzten, KZ-ähnliche "Strate gische D örfer" errichteten und eine wüste antikommunistische H etze, entfesselten.
.. Ein besonderer Lichtblick war damals, im D ezember 1 960", be richtet unservietnamesischer Ge nosse weiter, .,die Gründung der Nationalen Frbnt für die Befrei ung Südvietnams ( FN L) . Ohne zu zögern schloß ich mich i hren Rei hen an und bekam den Auf trag, in meinem G ebiet weiter hin die B ewaffneten Kräfte der B e�ölkerung zu organisieren und zu entwickeln." ..War das als eine vorwiegend mil itärische Aufgabe zu verste hen r: . , D u rchaus nicht. D i e Haupt aufgabe u nserer Bewaffneten Selbstverteidigu ngskräfte be stand damals darin, den politi schen Kampf der B evölkerung aktiv zu unterstütz en und g l eich zeitig alle Anstrengungen zu unternehmen, um unsere Kräfte auszubauen. Es galt, unsere be reits erkämpften Errungenschaf · ten zu verteidigen , Südvietnam völlig zu befreien und mit der Errichtung ei n es unabhängigen, ' demokratischen, friedlichen und neutralen Südvietnams der fried l ichen Wiederverei nigung des Vaterlandes entgegenzuschrei ten." Es interessiert uns, wie sicfi die B i ldung der regulären Be freiungsarmee im Februar 1 961 auf den Kampf auswirkte. ., Das war ein unvergeßlicher Tag, ein historischer Tag. D i e Vereinigung d e r Bewaffneten Volksbefreiungskräfte zeugtevon i hrem starken Wachstum und
bewirkte andererseits, daß der Kampf der vietnamesischen Be völkerung verstärkt wurde und in eine neue Phase eintrat. D i e verei nigten Streitkräfte stützten
Kampfes Erfa hrungen zu ziehen . · Bald sollten wir dazu G elegenheit haben. Am 1 8. August 1 965 kam es i n · Van Tuong zur ersten Schlacht. an der auch unsere Einheit be
sich auf eine richtige Militär teiligt war. ln einer großangeleg politik und entwickelten eine ten Operation griffen fast zehn angemessene Kampfmethodik." tausend U S - Mari neinfanteristen .,Sicher war dieser Zusammen an, die von Luft- u nd Seestreit schluß für Sie auch von persön kräften unterstützt wurden. U n l icher Bedeutung ?" erkundigen sere Befreiungstruppen verfüg wir uns. ten dort nur über etwa zwei Genosse H oang Lai lächelt ver Fü nftel der Stärke des Gegners; · halten und meint dann lakonisch: dennoch gelang es uns, ihn zu . , N u n ja. D u rch den Kampf und schlagen. Wir konnten 91 9 ame die Praxis gestählt, sowie im rikanische Soldaten au ßer Ge Laufe von militärischen Lehr gängen der dann gebildeten fecht setzen, 23 Panzer zerstö M i l itärzone habe ich mich a l l ren und ebensoviele Flugzeuge seitig entwickelt u n d bin zu abschießen. D i ese überraschende N i ederlage . einem Kader der B ewaffneten Vol ksbefrei ungskräfte gewor brachte den Feind völlig d u rch den." einander; und u ns zerstreute Als wir ihn nach ei nem seiner . der Sieg alle Sorgen u nd Befürch eindrucksstärksten Kampferlab tungen, die wir zu Beg i n n des nisse fragen, wird sein G esicht I d irekten Kampfes gegen die ame wieder ernst . rika nischen Truppen gehegt hat .,Im Jahre 1 965", sagt er, .. als ten. Er bewies uns, daß qer Feind in seinem ,lokalen Krieg' zu die Amerikaner in Südvietnam mit ihrem ,lokalen Krieg' began schlagen war, und er half uns, nen u nd massiv Truppen ein die wirksamsten Kampfmetho setzten, machte ich -mir gemein den zu finden." sam mit meinen Kampfgefährten Es ist klar, daß die Kampftaktik in Dschungel und Bergland von viele G edanken. Unsere Haupt den uns geläufigen Vorstellungen sorge war, wie wir am besten abweicht. Wir erinnern u ns an di ese zahlenmäßig starken U S die Worte d es M i l itärkommenta Truppen bekämpfen könnten, die tors der Befreiungsfront daß der bedeutend mehr Waffen und Gegnergezwu ngen werden muß, M u nition besaßen als unsere . . seine Suppe mit den Stäbchen B efreiu ngstruppen. Doch wirwa zu essen" . .. Indem wir dem Feind ren bereit, Entschlossenheit zu den Kampf nach u nseren Vorzeigen und aus der Praxis des
Allzllaehr. vertrauten die USA auf Ihre F lugzeuge und Panzer, auf Ihre materlell -technlache Oberlegenhalt und übersäten dae Land - mit Schrott.
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'
Einen harzliehen Empfang baralten hier die Einwohner eines Dorfes in den befreiten Gebieten den von einer erfolgreichen Aktion zurückkehrenden Kämpfern dar Bewaffneten Volksbafrelungskrlifte.
stel lungen aufdrängen, zwingen wir ihn zugleich, seine Stellungen zu zerstreuen und zu verdü n nen, wodurch wir ihn überall treffen können; außerdem verhindern wir, daß er Taktiken gebra u cht, in denen er überlegen ist. ln einer festen Schlachtord n u ng mit star ker Kräftekonzentration, einer be stimmten Frontl inie und einer sicheren Nachhut sind die U S - · Truppen nicht zu schlagen; unter solchen Bedingungen können sie ihre überlegene Feuerkraft und ihre größere Beweglichkeit voll ausspielen. Wir dagegen bedienen uns der Kriegführung ohne Frontl inie u nd ohne ein für allemal bestimmtes Ziel, indem wir uns schnell zerstreuen und wieder sammeln, u nerwartet auf tauchen und · wieder verschwin den, in rascher Folge massiv an greifen, dann kleine Scharmützel l i efern, zugleich überall zuschla gen, an allen Stell en, von hi nten, · an den Flanken oder im Zentrum der fei ndlichen Kampfverbände und Stellungen selbst. U nsere Ü berlegenheit besteht im Mut u nd dem Einfallsreichtum unter den u nvorhergesehenen U m stä nden. " H i nzu kommt natürlich auch, daß die Befreiungskämpfer lä ngst nicht mehr nur auf die primitiven Kampfmittel der ersten Jahre angewiesen sind, Trotzdem -g i lt noch immer das Sprichwort: .. Jede Waffe ist gut, wenn sie den Feind nur gut trifft."
Mit knappen Worten erlä utert G enosse H oang Lai die Struk tur der Bewaffneten Volksbe freiungskräfte, die aus drei Teilen bestehen: aus Partisa neneinhei� ten, aus regionalen und aus re gulären Streitkräften. Zu den Partisanen zählen zum Beispiel Sel bstschutzgruppen, die vor a l l em d a s eigene Dorf schützen, aber auch bei g rößeren Aktionen des Gegners d essen Nachschub l i nien stören. Die regionalen Verbände setzen sich meist aus Einwohnern einer Provinz oder mehrerer Provinzen zusammen. Sie bekämpfen vorwiegend die i n i hrer Region stationi erten Trup pen des G egners und wi rken bei Notwendigkeit mit der reg u lären Armee zusammen. D i ese schließlich setzt sich besonders mit den beweg l i chen Reserven des Feindes auseinander und führt größere Kampfoperationen. G roße Erfolge hat die Nationale Befreiu ngsfront in den vergan geneo Jahren errungen. Vier Fünftel des Landes wurden befreit, und im Juni 1 969 konnte die Provisorische Re volutionäre Regierung der Re publ i k Südvietnam gebildet wer den. Wir fragen Genossen H oang U1 i nach seiner M ei n u ng über die Perspektiven des Kampfes. Ohne zu zögern, aber sorgfältig for mul ierend, erklärt er: ,.Auf Grund d es Wachstums des revolutionären Bewußtseins der
Bevölkerung und u nter Berück si chtigung der Tatsache, daß der Volkskrieg ein neues, höheres Niveau erreicht hat. kann man mit Si cherheit sagen, daß es 1)1Ög lich ist, .die Aggression der Imperial isten zum Scheitern zu bringen, ganz gleich, wievielmal stärker sie im Vergleich zu uns sind. Wir befinden uns auf dem sicheren Wege zum S i eg I " Er überlegt einen Augenblick, dann fährt er fort: . , Natürlich müssen wir noch viele Schwie rigkeiten überwinden und Ent behrungen auf uns nehmen. Das ist l eicht zu verstehen, weil wir ' gegen den Anführer des Weitimperia lismus kämpfen, der ein großes Potential' besitzt. der noch sehr hartnäckig ist und viele Ma növer u nd h i nterlistige Pläne betreibt. G egenwärtig spek u l i ert er auf d i e sogenannte Vietnam i sierung d es Krieges. Aber j e mehr er ihn ver längert, um so schwerer werden seine Niederlagen sein, und in um so größere Schwierig keiten wird er geraten. Wir sind völlig in der Lage, uns der Dauer d es Kampfes anzupassen und ihn bis zum endgültigen Sieg kon sequent fortzusetzen." Als wir uns nun nach der Situa tion in den befreiten G ebieten erkundigen, wird der bis dahin so ruhig erscheinende Genosse Hoang Lai geradezu lebhaft. Er berichtet davon, mit welcher Begeisterung M ä n n er, Frauen und Jugend l i che die revolutio-
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näre Volksma cht erri chteten, wie sie sich um deren weiteren festen Ausbau bemühen, die Volksbi l d u ng und d as Gesundheitswe sen .entwi ckeln und überhaupt ihr Leben nach dem Aktionspro gramm der Provisorischen Revo lutionären R�g i erung der Repu bl ik Südvietnam g estalten . .,Und natürlich", sagt er, . ,sichern die Befreiungszonen als unmittel bares H i nterland unseres Kamp fes beispielsweise die Versorgu ng mit Nahrungsmitteln, den Ein tritt von J ugend l i chen in die Befreiungsarmee und die Dienst l eistungen für die Front - konse quent n a ch der Losung: Alles für den Sieg über die aggressiven amerikanischen Imperialisten I" Wir kommen auf die Rolle der internationalen Solidarität zu sprechen, auf die Notwendigkeit des vereinte.n Kampfes gegen imperial istische Aggressionspo l itik. Nachdenklich meint unser
schläge ei n es erfahrenen KämpGenosse: süd vietnamesischer ' ,.Es ist klar, daß unser Kampf . fers, der den heimtückischen imperial istischen Feind gründlich nicht nur der eigenen nationalen kennengel ernt hat. Befreiu ng dient, sondern auch ein Beitrag ist im weltweiten Bereitwillig erfüllt er uns diese Kampf gegen den I mperia lismus . Bitte und sagt: .,Aus der Praxis - m it dem amerikanischen Impe des Kampfes gegen die ameri rialismus an der Spitze. Dabei kanischen Imperialisten haben verspüren wir die wirksame U n wir für uns selbst viele Erfahru n terstützung du rch die sozialisti g e n g ewonnen. Z u m Beispiel : schen Länder und die friedlieben Wir müssen uns so stählen, daß den Völker der Weit - eine Un wir i n jeder Situation Sta nd terstützu ng, die ihnen zur Ver haftigkeit u nd Kampfgeist besit pfli chtung g eworden ist. Diese zen, daß wir mutig und anpas Einheit ist eine unbesiegbare sungsfähig sind und im Kampf M a cht. und sie ist eine ent für die hohe Sache des Fried. ens, ; scheidende Voraussetzung für der U nabhängigkeit und der
t
den Sieg." Die für das G espräch vorgese hene Zeit ist um, und wir bedan ken u ns bei dem Genossen H oang Lai. Doch noch bevor wir uns verabschieden, bitten wir ihn, uns ein paar Worte für die Solda- . ten der Nationalen Volksarmee mit auf den Weg zu g eben, R at-
Acht hohe Auszeichnungen erhielten dla Soldaten dar 1 7. Granat werferkompanie dar regionalen Streitkräfte von Quang-Tri/Thua Thian für haldenhaften Einsatz im Kampf gaga_n dla amerikani schen und Saigonar Truppen.
Freiheit der Nation keinerlei 'Üp fer und Entbehrungen fürchten. Je mehr Schweiß man zu Frie denszeitenbeimTrai n i ngvergießt, um so mehr B l ut kann man im
Kampf sparen. Aufdem Schlacht · feld muß inan mutig u nd klug sein, die subjektiven Fähigkeiten bis zum äu ßersten entfalten u nd flexibel alle Formen der T Europa u nd in der Weit leisten können ."
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Brüder, in eins nun die Hände
Wf� Von Werner Eggerath
Ihr Narren, die ihr glaubt, das Rad der Ge schichte aufhalten zu können ! Zwölf Jahre lang habt ihr mit einer entsetzlichen Orgie des Hasses und der Verleumdung versucht, das Denken zu ersticken, habt hemmungslos unsere Besten 'gemordet, Verbrechen auf Verbrechen gehäuft, die J ugend in die Massengräber ge jagt ! Und nun? Seht her ! Das waren meine noch unklaren Gedanken, als ich auf das eiligst aus Eisenbahnschwellen ge fUgte Podest hinaufkletterte, die Kühle des Metalls ftihlte, als mein prüfender Blick über die aneinandergereihten Gesichter vor mir glitt, in erwartungsvolle Augen sah. Was ging wohl in dieser Stunde in diesen Köpfen vor? Was erwarteten sie von mir ? Wie konnte man sie packen, wie ihrem Denken Richtung und Ziel geben ? Da, mit einmal brach in mir etwas auf, formte sich zu WorteiL Gab es ein besseres Ar gument? Hier, mitten in der alten Bergarbeiter stadt Eisleben, stand Lenin, der Schöpfer der Partei neuen Typus, der Begründer des ersten Staates der Arbeiter und Bauern ! Er zeigte un zähligen Millionen, nun auch uns, den Weg ! Das war in den Morgenstunden des 2. Juli 1 945, als sich die Amerikaner hinter die in Jalta be schlossene Demarkationslinie zurückziehen mußten. Schwere Lastkraftwagen, hoch mit Kriegsmaterial und Beutegut .beladen, rollten durch die engen Straßen nach Westen, aber die warmen Strahlen der Sonne liebkosten die matte Bronze des ersten Lenin-Denkmals in Deutschland. Die Faschisten hatten dieses Kunst werk vor Leningrad geraubt, Antifaschisten retteten es vor dem feuertod im Schmelzofen, verheimlichten es auch den Amerikanern. Nun entbot es den heranrückenden Klassenbrüdern im Uniformrock der Roten Armee den Gruß des anderen Deutschlands. J awohl, des anderen Deutschlands ! Noch unter den Bedingungen der Illegalität, trotz Gestapo und Todesgefahr, hatten hier die Antifaschisten in Durchführung der Beschlüsse von Brüsser und Bern, den Richtlinien des Nationalkomi tees folgend, einen antifaschistischen Bürger-
ausschuß aufgebaut und seine Aufgaben fest gelegt. Noch vor dem Einmarsch der amerika nischen Truppen konstituierte er sich und wählte den Kommunisten Robert Büchner zum Ober bürgermeister. Wenige Tage später übernahm Otto Gotsche als Landrat den Landkreis. Er neut und nachdrücklich wurde das Vertrauen zur Arbeiterklasse bestätigt, selbst nach zwölf� jähriger Verhetzung, trotz Betrugs und blutigen Terrors ! Diese antifaschistischen Verwaltun gen, gestützt auf die Arbeiterklasse und die ar men Bauern, verhinderten das Chaos, unter banden mit fester Hand die Verschleppung �on Maschinen und anderen Werten nach dem We sten, durchkreuzten jeden Versuch der Sabo tage, überwanden energisch die sich auf türmenden Schwierigkeiten. Die amerikanischen Besatzer hatten jegliche politische Tätigkeit - der Arbeiter - streng ver boten. Trotzdem, Tag für Tag fanden Versamm lungen statt - auf den Schächten, in den Be trieben, auf den großen Gütern. Und nun ka men die Genossen der Roten Armee, nun konn ten antifaschistische Parteien und Organisa tionen frei ihre Tätigkeit entfalten. Schon am 7. Juli 1 945 trat im "Capitol" zu Eisleben die erste gewerkschaftliche Delegiertenkonferenz des Mansfelder Gebietes zusammen. Und ich, zehn lange Jahre vom Leben abgeschnitten, zehn Jahre in den Fäusten der Gestapo, mußte das Hauptreferat halten ! Es zeigten sich viele, viele Unklarheiten, aber in einem Punkt waren sich alle gewählten Delegierten einig : Nie wieder darf es zu einer Spaltung der Arbeiterklasse kommen ! Nie wieder ! Viel Zeit zu Diskussionen gab es auch nicht, die Tagesarbeit verlangte von jedem von uns das Letzte. In dieser harten Auseinandersetzung mit den Forderungen des Lebens wuchsen die Menschen, erstarkte die Einheitsfront, schied sich auch Spreu vom Weizen - nicht zuletzt durch die ständige Unterstützurig unserer er fahrenen Genossen in den Uniformen sowjeti scher Offiziere. Was da in wenigen Monaten an Fähigkeiten herangewachsen war, wie reich an Begabungen die Arbeiterklasse ist, das sollte sich
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bald zeigen - in einer gewaltigen historischen Bewährungsprobe. In Durchführung des Pots damer Abkommens, auf der Grundlage der pro grammatischen Erklärung des Zentralkomitees der KPD am 1 1 . Juni und des Zentralausschus ses der SPD vom 1 7. Juni unterschrieb der bür gerliche Landespräsident, Professor Hübner, am 3. September 1 945 die Verordnung über die Bodenreform im damaligen Sachsen-Anhalt. Bodenreform, seit hundert Jahren stand sie in Deutschland auf der Tagesordnung der Ge schichte. Bodenreform - entschädigungslose Enteignung der Kriegsverbrecher und der Großgrundbesitzer über 1 00 Hektar ! Als ich die Liste der großen Güter in diesem einen Kreis, dem Mansfeld.er Seekreis, überprüfte, mußte ich tief Atem holen. Wie viele alte Raubritter geschlechter hatten sich hier ihre Schlösser ge baut! Ü ber die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche war im Besitz von Großgrundbesit zern ; allein der Baron von Stromberg auf der Wendenburg am ,Süßen See nannte 2 450 ha sein Eigen ! Wieviele dieser Junker hatten das
Illustrati o n : Kurt ;zimmermann
räuberische Gesicht Preußen-Deutschlands mit geprägt ! Nur ein Beispiel, die Geschichte der Sippe derer von Alvensleben : Ein Träger dieses Namens war entscheidend beteiligt an der Nie derschlagung der bürgerlichen Revolution 1 848/49 als Generalstäbler des " Kartät schenprinzen", der sich 1 8 7 1 in Versailles zum Kaiser von Deutschland krönen ließ. Ein an derer Alvensleben war wiederum maßgeblich beteiligt an der Abwürgung der heldenh.aften Pariser Kommune - als Kommandeur eines preußischen Armeekorps vor Paris. Ein anderer mit dem Spitznamen "Bubi", von seiner Fa milie entmündigt, organisierte als Kreisleiter der Nazipartei 1 933 den Eislebener Blutsonn tag, auch unser Bernhard Koenen wurde dabei schwer verletzt. Bodenreform ! Was war zu tun, um diese große geschichtliche Prüfung zu bestehen ? Ich war zum Landrat berufen worden, .als Otto Gotsche als Vizepräsident nach Merseburg ging. Was tun ? Jeder stand bis zum Hals in Arbeit. Aber wir fanden den Schlüssel ! Nach einer Beratung -
im Block der antifaschistischen Parteien jagten Kuriere hinaus, holten an die 100 Bergleute und Hüttenarbeiter zusammen. Am späten Abend war ein genauer Plan fertig, am frühen Morgen des 4. September rollte die Aktion an und sie rollte ausgezeichnet ab. In öffentlichen Versammlungen vor den jeweiligen Schlössern und Herrenhäusern wurden in 48 Stunden 104 Güter mit dem gesamten lebenden und toten Inventar beschlagnahmt. In jedem Falle wurde ein Treuhänder eingesefzt, in der Regel ein Arbeiter. Der ließ eine Kommission wählen, mit der er , eine saubere Bestandsaufnahme machte und dann den Arbeitsplan zur Weiter ftihrung des Betriebes und zur Sicherung der Ernte ausarbeitete. Was jetzt kam, ist kaum zu beschreiben. Die Reaktion, die sich bis jetzt geduckt hatte, ging zum Gegenangriff über, es ging ja um ihre hei ligsten Güter, und ihr Anhang war nicht gering. Aber auch die Arbeiter in den Betrieben gingen in Front, eilten den Bauern zu Hilfe. Heiße Auseinandersetzungen entbrannten, aber nach
nur vierzehn Tagen arbeiteten ·im Mansfelder Seekreis achtundsiebzig in öffentlichen Ver sammlungen von den Bauern gewählte Orts bodenkommissionen ! Die nahmen die Anträge auf Landzuteilung entgegen, überprüften sie, arbeiteten den Landverteilungsplan aus, in öffentlichen Versammlungen wurde er beraten und verbessert. Da5 war Demokratie in Aktion ! Das war Einheits(ront im harten Kampf! Da. wuchsen die Kämpfer für eine neue Welt ! Wir kamen in diesen Wochen kaum aus clt'n Kleidern, manchmal gingen Versammlungen bis zum ersten Hahnenschrei. Aber unsere Her zen brannten, wir gingen ganz in diesem histo rischen Kampf auf. Die Freude, die große Freude durchpulste uns, ließ keine Müdigkeit aufkommen. War uns doch das Glück beschie den, unmittelbar das Urteil der Geschichte zu vollziehen und das auszurotten, was unserem Volk - und d.en Völkern Europas - soviel Schreckliches gebracht hatte! Und dann kam der Höhepunkt : Am 6. Oktober, einem strahlenden Herbsttag, begann es vor
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dem Schloß derer von Krosigk. Sie kamen mit KPD und der SPD in der Weimarhalle. Nach Musik, mit Fahnen und Transparenten, die dem ich, wie es vereinbart war, als erster ge. Bauern, die Nachkommen der Bauernheere des sprochen hatte, trat anstelle des vorgesehenen Thomas Mi.intzer, mit ihnen die Arbeiter. Redners der SPD ein anderer, sehr bekannter Freude und Ergriffenheit prägte die Gesichter, und geachteter Genosse der SPD an das Rcd als sie die Urkunden in Empfang nahmen, die nerpult. Seine Ausftihrungen setzten uns in sie zu freien Bauern auffreier Scholle machten. Erstaunen. Keinerlei Feindseligkeiten, keine An Spontan entwickelten sich in fast allen Dörfern griffe gegen das gemeinsam festgelegte Arbeits die Landnahme zu wahren Volksfesten. programm, aber die Grundlinie seiner Rede Ein Telegramm riefmich nach Berlin zum Zen war : Vereinigung der beiden Arbeiterparteien tralkomite� der KPD. Die Aussprache mit j a ! Aber nur, wenn die Vereinigung in ganz Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und Franz Deutschland erfolgt ! Dahlem dauerte - so schien es mir - nur wenige Wir sahen uns gegenseitig fragend an. Das war Minuten. Eine . neue; eine andere, eine weit . die Linie des Dr. Schumacher in Hannover, größere Aufg�be ! Nach Thüringen, nach Wei das war die raffiniert angelegte Taktik, um die mar ! Schwer war das für mich, aber es ging Vereinigung zu hintertreiben, statt die außer nicht anders, überall fehlten erprobte und er ordentlich günstigen Bedingungen in der so fahrene Parteiarbeiter. Schrecklich waren die wjetisch besetzten Zone ftir ganz Deutschland Opfer, die unsere Partei im Freiheitskampf auszunutzen. Wir wußten aber auch, daß bei gebracht hatte. diesem alten Genossen die Parteidisziplin eine Auch in Thüringen hatten sofort nach der ße große Rolle spielte, daß er selbst ehrlich und kein freiung führende Kommunisten und Sozial Gegner der Vereinigung war. Was tun ? demokraten einen gemeinsamen Aufruf zur Ein E s gab im Sekretariat der Bezirksleitung der heit der Arbeiterklasse unterschrieben, in der KPD heftige Auseinandersetzungen, aber alle Maxhütte bestand von Anfang an eine einheit Berichte aus den Kreisen und den großen Be liche Betriebsgruppe. Aber nun, im Oktober, trieben sagten übereinstimmend aus, daß der wurde die ·Lage schwieriger. Nicht nur wegen Wille zur Vereinigung der beiden Arbeiter der neuen Aufgaben, wie der Beschlagnahme parteien fortgesetzt wuchs, daß sogar Orts der Betriebe und des Vermögens der Kriegs gruppen der SPD ungeduldig wurden, den ge verbrecher, Kriegsgewinnler und aktiven Fa schlossenen Ü bertritt zur KPD erwogen. Das schisten. In den westlichen Besatzungszonen wollten wir nicht, wir strebten eine ehrliche hatten sich mit aktiver Unterstützung der im Vereinigung nach weitgehender Klärung der perialistischen Besatzungsmächte selbständige Grundfragen an. Sollten wir uns angesichts die Leitungen der SPD gebildet, obwohl der Zen ser Lage in uferlose Diskussionen einlassen, uns tralausschuB in Berlin die vom Vorstand der fesseln lassen ? Ü ber Nacht änderte sich di� Lage - durch eine SPD autorisierte zentrale Leitung darstellte. Bald zeigten sich auch in Thüringen einheits Einladung nach Berlin. Je dreißig leitende Ge feindliche Einflüsse, besonders der Spalter nossen der KPD und der SPD, darunter je zwei gruppe unter Dr. Schumacher in Hannover. Vertreter der Landesorganisationen, sollten zu Dem �ußte energisch entgegengetreten wer einer mehrtägigen Beratung zusammen�reten. den, aber wie? Die Erfahrungen zeigten es im Was würde uns diese Tagung des "Sechziger mer wieder : In der gemeinsamen Arbeit wach Ausschusses" unter Vorsitz von Wilhelm Pieck sen die Menschen, wachsen auch Kommunisten und Otto Gratewohl bringen ? "Die Einheit der und Sozialdemokraten zusammen. Wir fanden Arbeiterklasse" stand als erster Punkt auf der den richtigen Schlüssel : Am 3. November ver vereinbarten Tagesordnung. Einheit der Ar öffentlichten alle Thüringer Zeitungen den Auf beiterklasse, das war die entscheidende Vor ruf zur .,Thüringen-Aktion gegen Not". KPD aussetzung für die Lösung ihrer historischen Auf und SPD unterschrieben gemeinsam, vereint gabe, ihrer nationalen Mission ! Aber Einheit gingen wir an die Arbeit. Auch die bürgerlichen des Handeins verlangte gebieterisch die Ver Parteien und die Vertreter der Kirche zogen schmelzung der beiden Arbeiterparteien auf daQ.ei mit. der Grundlage eines wisse�schaftlich begrün Bald zeigte es sich, qaß wir den richtigen Weg deten Programms ! gingen, besonders in den Kreisen kam es zur engeren Zusammenarbeit der beiden Arbeiter parteien. Aber mit Sorge registrierten wir auch w achsende Unsicherheit bei einigen leitenden Genossen der SPD - und wachsendes Miß trauen bei leitenden Genossen der KPD. Daß diese Erscheinungen begründet waren, bewies eine gemeinsame öffentliche Versammlung der 28
Wie aber kann diesen überaus schnellen und zunehmend rafffnierter bewaffneten tak tischen Fliegerkräften Paroli geboten werden ? Allgemein gesagt, mit allen dafür ge eigneten' Waffen - von der M Pi bis zur Fla - Rakete. Die Tieffl iegerabwehr bereitete den Waffengattungen der Land streitkräfte seit jeher Sorgen. Die Flugzeuge wurden immer schneller, ihre Möglichkeiten. Fla- M Ge haben nicht nur gegen Flugzeuge Im Unterechallberelch Aueeichten auf Erfolg, Ihre hohe Schuß folge - beaondere bei mahrrohrlgen Waffen - bietet gegenOber allen tieffliegenden Zielen Abechußchencen.
in Bodennähe zu operieren. immer gü nstiger. Neben einer stärker werdenden Bord bewaffnung - Kanonen, MG im Bug- und Heckteil erhielten die Schlachtfl ugzeuge noch eine Eigenpanzerung. H ier sei die I L- 2 der sowjetischen Frontfliegerkräfte be sonders erwähnt, die außerdem noch u ngelenkte R a keten einsetzen konnte. I nfanteriewaffen waren gegen diese Flugzeuge wirkungslos,
Eine aehr lelatungeflhlge Fle-Waffe Iet die 23-mm- Fiek. Ihre belden Rohre Jagen etwa 400 Schuß pro M inute in den Himmel.
die Flak zu langsam. Seit es Strahlflugzeuge gibt, muß sich die Truppenl uft abwehr mit neuen Problemen befassen, will sie ihrer Aufgabe gerecht werden, die Truppen zuverlässig vor dem Luftgegner zu schützen und zu decken. So began n ein technischer Wettlauf zwischen den tak tischen Fliegerkräften und der Truppenflak, bei dem auch der Soldat eine große Rolle spielt. Trotz ständig voll kommenerer Abwehrmittel wird der Einsatz seiner ganzen Person gebraucht. Seine grund sätzliche Ei nstellung zum Kampf mit dem Luftgegner, sein Wille, der Bessere, der Sieger zu sein, ist von erstrangiger Be deutung. Ferner sind die tech nischen Kenntnisse über die Waffe und ihre meisterhafte Beherrschung im Kollektiv notwendig. Erst dann kann er alles aus i h r herausholen, i h re Mögl ichkeiten effektiv nutzen. Unter den mehr als 3 000 ab geschossenen U S - Flugzeugen in Vietnam kommt ein be trächtlicher Anteil auf das
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Konto der M G - Schützen und Flakbedienungim. D i ese Abschußquoten sind der Beweis für die Richtigkeit der Auffassu ng, alle M ittel zur Bekämpfung von Tieffliegern ei nzusetzen. Was erwartet man u riter den gegenwärtigen Bedingungen von der Truppenluftabwehr ? Als Waffengattung der Land streitkräfte muß sie das wirk same Gegen mittel zu dem sich verstärkenden Ei nsatz be mannter und unbemannter Flugzeuge sein. Sie hat die Verbände und Objekte der Landstreitkräfte unter allen
erfüllen können. Dazu dienen die man nigfaltigen Funkmeß mittel, die mobilen Führungs stellen. Sie fassen die Ziele rechtzeitig auf und leiten die Abwehr, die Waffensysteme, die den Gegner aktiv be kämpfen, i h n vernichten oder zum Abdrehen zwingen. D iese Waffen wollen wir uns im folgenden ein wenig näher besehen. Beginnen wir bei den ·Fia - M G . Diese automatischen Maschinenwaffen sind meist als schwere oder überschwere MG ausgelegt. Wir finden sie auf Panzern, SPW oder
automatische Zieleinrichtung, so daß auch schnellfliegende Flugzeuge mit großem Neigungs- und Steigungswinkel beschossen werden können. Die Radlafette gestattet das Begleiten der Truppe auf dem Gefechtsfeld. Ein ausgesprochen leichtes Flak- Geschütz ist d i e 23 -mm Fiak (Zwil l i n g ) . Es ist ei n Geschütz jüngerer Konstruktion. Ebenfalls als Rückstoßlader entwickelt, liegen die Para meter - vom Kaliber über die theoretische und praktische Feuergeschwindigkeit pro Rohr bis zur Richtaeschwindiakeit -
Die 30-mm-Zwlllingsflak tschechoslowakischer Kon struktion wurde auf das laicht gepanzerte Gelindefahrzeug ., Praga" V3 S montiert. Die maximale Reichweite das Geschützes beträgt 3 000 m. Wie alle Fla-Waffen kann auch dlasas Geschütz wirkungsvoll gegen Erdziele eingesetzt werden.
meteorologischen und zeit lichen Situationen zu sichern, denn moderne Jagdbomber sind nicht mehr an bestimmte Tageszeiten oder Wetter bedingungen gebunden. I hre neuartigen Navigations- und Waffensysteme machen sie davon unabhängig. Die Truppenl uftabwehr ist also gezwungen; sich auf diese U mstände einzustellen. Das bedeutet, daß sie gegen die feindlichen Fliegerkräfte bereits wirksam werden soll, noch bevor diese ihre Aufgabe (Aufklärung, Angriff, Absetzen von Fallschirmjägern usw.)
speziellen Kraftfa hrzeugen. Sie sind ein- bzw. mehrläufig. Die Zwi ll ings-, Drillings- und Vierlingswaffe überwiegt heute, weil dadurch eine hohe Feuerdichte erzeugt wird, ohne die Läufe bzw. Rohre zu überlasten. Ein seit Jahren bewährtes und bekan ntes Fla - M G ist der 1 4,5-mm ,Vierling, ein Rück stoßlader mit hoher Feuer geschwindigkeit. D i eses über schwere MG schießt nur Dauer feuer und wird zur Bekämpfung sehr niedrig fliegender Ziele bzw. beweg licher Erdziele eingesetzt. Die Waffe hat eine
über denen des Fla - M G . M i t der 5 7 - mm - Fia k - auf der SFL als Zwil l i ngsgeschütz besitzt die Truppenl uftabwehr eine automatische Waffe herkömmlicher Art, die äu ßerst manövrierfähig ist, eine hohe Marschgeschwindigkeit bei der Begleitung der Truppen aufweist und über einen aus gezeichneten Kampfwert ver fügt. Das Geschütz besitzt einen elektrischen Antrieb mit Meß-, Verstärker-, Antriebs und Stabilisierungs einrichtung: 1 Die bisher genannten Waffen bekämpfen Luftziele in niedri31
Schellgeachwlndigkalt dem Ziel entgegenfliagt. Dia Marachatufa dea im Bild unten gezeigten Typs baaitzt aln Stauatrahltrlebwark, das atmoaphlrlache Luft ansaugt. Dadurch braucht kein Oxidetor mitgeführt zu warden, und dla Ladungskapazität erhöht aich. Sowjetlache Fla- Raketen auf LKW und Panzarfahrgastal lan. Ea sind lußarat mobile Waffanayatama mit hohar Varnlchtungakraft. Dia Starttriebwerke baachleu ·nlgan die Rakete aahr schnell, so daß ale mit mahrfeeher
gen bis mittleren Höhen, also unter 3 000 m. Für H ö hen über 3 000 m sind Flak - G eschütze mit dem Kaliber von 1 00 mm vorgesehen. Diese Fliegerabwehrkanonen verschießen G ranaten mit Zeitzünder. Der Geschütz antrieb erfolgt elektro hydra u l isch. Zu diesen Waffen gesellten sich in der letzten Zeit ver schiedene Systeme der neuen 32
Generation von Luftabwehr mittel n. So sind i nfolge der weiteren raschen Entwicklung der Flugzeuge die mehr rohrigen Fla - S F L und die Fla - Raketen für kurze Ent fernungen entsta nden. Den taktischen Erfordernissen des modernen G efechts ent sprechend, können diese Systeme auch unter Funk meßstörungen wirku ngsvoll handel n. Die Aufnahme der
Waffen auf ein besonders geländegäng iges Basis fahrzeug ermöglicht den schnel len Stellu ngswechsel, das Schießen a u s der Beweg u ng · und aus dem kurzen Halt (die letzten beiden M öglich keiten betreffen nicht ·die Raketenkomplexe) . Die Fla - S F L ist n icht schlechthin ein Kettenfahrzeug mit einer Vierlingsflak, sie ist ein Waffen system, das in Verbindung
mit der elektronischen Feuer leiteinrichtung gesehen und bewertet werden muß. Die Gesamtheit - Fahrzeug, Waffe, Elektronik - macht das mo derne Luftabwehrmittel unserer Tage aus. Seine vier Rohre bilden einen dichten Feuer vorhang, seine hohe Winkel geschwindigkeit (zur Verfol gung des schnellen tieffliegen den Zieles) sichert höchsten Erfolg, das Feuerleitgerät übermittelt in Bruchteilen von Sekunden aus den Ziel koordinaten die Schußwerte für die Waffe. Hier ist von sowjetischen Konstrukteuren ein Waffen system geschaffen worden. das extremsten Anforderu ngen beim Kampf gegen Luftziele. ·
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sel bst wenn sie unter 1 00 m Höhe fliegen, gerecht wird. Bleiben als letzte die Fla Raketen zu erwähnen. Seit ein paar Jahren können wir auf den Paraden der Sowjetarmee Zwil l ings- und Drilli ngsstart rampen für Fla- Raketen sehen. Es sind hochmobile Fahrzeuge mit Raketen oder Staustrahl flugkörpern für Geschwindig keiten über 2.5 Mach. Diese Waffen eignen sich be-
Allen Anforderungen der modernen Truppenluftabwehr wird der Fla-SFL-VIerllng, Kaliber 23 mm, gerecht. Dieaas nach neuasten wiaaen achaftllch-techniachen Er kenntnissen konstruierte sowjetische Waffensystem zeichnet sich durch hohe Feuergeachwindlgkeit, SchuB weite und Wirkung eua. Sein FunkmeB-Feuerleltgerllt gewllhrleiatet eine außer ordentliche Treffgeneulgkelt.
' sonders gegen senneil an fliegende Luftziele i n unter schiedlichen Höhen. Maschinenwaffen. Kanonen, Raketen und die dazugehören den elektronischen Einrichtun
gen - das sind die aktiven Mittel der Truppenluftabwehr der sozialistischen Armeen. Sie sind für den Kampf gegen Luftziele aller Art geschaffen. Die älteren und die modernsten Typen ergänzen einander, und die automatischen Waffen der Soldaten verdichten ihren Feuervorhang. So bildet die Truppenluftabwehr ein ge schlossenes System, das den Tieffliegern Schach bietet.
G. K. Er�
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Hier liegt der Hund be graben !",
Bei der Belagerung von Perpignan sandte der Mar schall de Meilleraye an Dom Flores von Avila, den Platz kommandanten, eingemachte Nüsse, damit jener sich vor dem Hunger, der heranzöge, schützen könne. Der Komman dant revanchierte sich mit zwei spanischen Kappen, die gut mit Hermelin gefüttert waren, und schrieb : "Damit sich der Herr Marschall bei dem langen Warten nicht erkältet."
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In den Tagen derfranzösi schen Revolution von 1 789 betete ein Pastor vor einer Ge meinde im Mecklenburgi schen : Herr, Gott, Vater im Himmelreich, der Du uns machst alle gleich . . . "Dat giwwt et nich", tobte da plötzlich ein Junker los, "dat kann ook nich sin, dat giwwt de Ridderschajt garnich to !"
Julius Jakob Freiherr von Haynau (1 786-1853) , un ehelicher Sohn des Kurfürsten Wilhelm I. von Hessen, Feldzeugmeister im Öster reichischen Heer, schlug mit entsetzenerregender Grausam keit die ungarische Revolution nieder, deren .<:,iel die nationale Selbständigkeit der Ungarn unter demokratischer Führung war. Die ungarischen Bauern pflegten danach ihre Hunde Haynau zu nennen. Als Haynau gestorben war, empfahl man z'n Budapest, ihm folgende Grabins�hrift zu machen : "Nicht sollte Ungar land die Freiheit haben .: , Das Schicksal wollt es nie,ht 34
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Ein Kriegsschiff verbrau,chtt etwas Eschenhol;:. ;:.ur Repa ratur des Spiegels seines Dampfbootes (die hintere Bordwand eines Bootes wird Spiegel genannt) . Die könig lich-preußische Oberrech nungskammer in Potsdam fand den Verbrauch übermäßig groß und schrieb : "Der Verbrauch ist zu hoch. In einem· Dampfboot ist ein so großer Spiegel überflüssig, für die Bootsbesatzung ge nügen die kleinen Hand spiegel." Aufjenem Schiff lief daraufhin noch lange die Scherifrage um : " Was ist flüssiger als Was ser ?" Antwort : "Der Spiegel einer Dampfpinasse, der ist nämlich überflüssig."
Der Marschall de Broglie setzte sich tollkühn den feind• liehen Kugeln aus und war nicht zu bewegen, sich in Sicherheit zu bringen. Da blies ihm Monsieur de Janeourt ins Ohr : "Monsieur le marechal, wenn Siefallen, übernimmt Monsieur de Routhe das Kommando." Eiligst zog sich de Broglie zur.ück, denn Routhe war der unfähigste der Generäle.
��� In der Hafeneinfahrt von Pillau, aUf der Höhe von Peise, lag an einer den Schif fen gefährlichen Stelle eine Boje von so auffallender
Größe, daß sie das Schiffsvolk treffend den "Peiser Bullen" getauft hatte. Dieser Name war in Pillau gang und gäbe, und darum schrieb denn auch der biedere Pillauer Maler meister, dem von der Hafenbau verwaltung die Malerarbeiten übertragen waren, auf seine Rechnung : " . . . den Peiser Bullen zweimal mit Ölfarbe strichen 36 Mark." Das Geld wurde ihm auch an standslos gezahlt, und die An gelegenheit wäre ohne die Oberrechnungskammer in Ordnung gewesen. Diese hohe Behörde jedoch, als sie die Rechnungen und Belege mit gewohnter Gewissenhaftigkeit überprüfte,fragte bei der Hafenbauverwaltung in Pillau an : 1 . .<:,u welchem .<:,weck hält die Hafenbauverwaltung einen Bullen ? 2. Warum mußte dieser mit Ö lfarbe gestrichen werden ? 3. Hätte nicht e i n Anstrich genügt ? =
In den Tagen, als sich die Sowjetunion der Angriffe der Weißgardisten und auslän dischen Interventen zu er wehren hatte, erörterte die Sowjetregierung die Frage des ·
Illustrat i o n : H orst Bartsch
Staatswappens. Aufdem ersten Entwurf des sowjetischen Staatswappens war ein Schwert abgebildet. Wladimir 1/jitsch Lenin wandte sich scharfgegen den Entwurf. " Wozu ein Schwert?" fragte er. "Eroberungen brauchen wir nicht. Eroberungspolitik ist uns fremd, wir greifen nicht an, wehren uns nur gegen innere und äußere Feinde. Das Schwert gehärt nicht ins Wap pen." ' Das Wappen der Sowjet union zeigt bekanntlich Ham mer und Sichel.
doch, daß es in' der Theologie · immer dunkel ist !"
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Blücher stattete auf einer Reise einer Universität einen Besuch ab. Man zeigte ihm die Hörsäle der philosophi schen undjuristischen Fa kultät und führte ihn dann in den der Theologie.-Dieser ' Saal hatte schlechtes Licht, und derführende Professor glaubte, um Entschuldigung bitten zu müssen. Der Mar schall antwortete : "Nichts zu entschuldigen, das weiß ich
Ein Edelmann aus dem Dauphine sagte, um die Vor rechte des Adels zu bekräfti gen : "Denken Sie an alt das Blut, das der Adel auf den Schlachtfeldern vergossen hat!« Ein Mann vom dritten Stand entgegnete : " Und das Blut des Volkes ? - War das Wasser ?" 35
BAUTZ E N_ Fast genau 1 5 Jahre sind ver gangen, seit am 8. J u l i 1 956 in Bautzen feierlich das .. Haus der Sorben" eingeweiht wurde. Es war ein großes deutsch-sor bisches Volksfest. Ein 500köpfi ger Chor und 1 600 Tänzer ver ein igten sich auf der Bautzener · M ü l lerwiese zu einer bewegten, bunten Massentanzszene, und es erklang eine Sinfonie u nter dem Motto: .. Der Frü hling der Sorben ." Ja, das ehemals in Deutschland von den herrschenden Klassen u nterdrückte u nd geächtete Volk der Sorben erlebte d e n Frü h l i ng seiner Kultur. l n Bautzen ist heute ein weit über die Grenzen der D D R hinaus bekanntes staat liches sorbisches Volksku nst ensemble zu H ause; dort verlegt der volkseigene Domowina-Ver lag Zeitschriften und Bücher i n sorbischer Sprache; i n Bautzen arbeitet das I nstitut für sorbische Volksforsch u ng u nd besuchen mehr als 500 Schüler die Sor bische polytechnische Ober schule - um n u r ein iges zu nennen, was bekundet. daß Baut zen das politische und kulturelle Zentrum der Sorben ist. Das sei alles ei nfach sel bstver ständlich für u nseren Staat ? Dem sei nicht widersprochen. Aber mit Bert Brecht sei geant wortet: Es ist das Einfache, was schwer zu machen war. U nd es war nur zu machen, weil sich vor 25 Jahren im April die beiden Arbeiterparteien vereinten. Wenige Tage darauf, am 1 . Mai
1 946,
nahm · in Bautzen d i e Bezirksleitung N i ederlausitz der S E D ihre Arbeit auf. Einer ihrer Vorsitzenden war Karl Jannack. I m Kreis Ba utzen geboren, Sorbe der National ität nach, hatte Karl Jannack bereits 1 91 8 in Bremen gemeinsam mit deutschen Ar beitern an den revolutionären Kämpfen teilgenommen. Die Fa schisten brachten ihn 1 941 nach Buchenwald. ' Karl Jannacks Partei, die K P D , hatte bereits 1 927 im sächsi schen Landtag gefordert. endlich
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die Gleichberechtigung der Sor ben zu verwirklichen, Ihre natio nale G l eich berechtigung sei letz ten Endes auch nicht von der sozialen B efreiung zu trennen. Von der äußersten Rechten bis zur SPD lehnten aber a l le Par teien den Antrag der K P D ab. War es nach der Niederlage des Faschismus nichtei nfach logisch, endlich auf der Grundlage der gemeinsamen sozialen Befrei -
u ng gemeinsam die Gleichbe rechtigung der Sorben durch zusetzen ? Es war die einfach e Logik der Geschichte - die von manchem nur schwer verstan
den wurde. So manchem deut schen Werktätigen spukte noch die Vorstellung von der E i n " deutschung der Sorben" im Kopfe herum. Bei vielen Sorben, vor allem J ugendlichen, war durch die faschistische Propaganda ein
Gefühl nationaler M i nderwertig keit entsta nden. Andere waren zutiefst m i ßtrauisch gegen d i e
Deutschen. Ganz zu schweigen von · den offen reaktionären Leuten. Sie hatten i h re Führung i n einem in Prag gegrü ndeten .. Sorbischen Nationalrat". der offen die Abtrenn u ng des . .sor bischen Gebiets" forderte. War es da verwunderlich, daß im
Jahre 1 945 noch die Aufnahme des sorbischen Kommunisten Jannack in die Domowina ab gelehnt wurd e ? Aber tt i e Marxisten - Leninisten ließen sich nicht beirren. l n einem Schreiben des S E D - Be
bevorstehenden Gemeindewah len auch parteilose antifaschisti- . sehe Sorben auf der SED- Liste kandidieren sollten. So schmie dete die S ED, ähnlich wie im Jahr zuvor bei der Bodenreform und wenige Monate später bei der Enteig nung der Monopole, im Kampfe für die revolutionäre Umgestaltung die Einheit zwi schen deo werk:tätigen Deut schen und Sorben. Die Domowina tren nte sich bald von dem ..Sorbischen National rat", der übrigens mit dem Sieg
der Prager Werktätigen im Fe
bruar 1 948 vollends jede Arbeits grundlage verlor. H eute ist die Domowina, die ihren Sitz im .. Haus der Sorben" hat. längst eine sozial istische Massen organisation geworden. U nd es war kein Zufall und auch mehr als ein Symbol, daß vor 1 5 Jah ren ein M itglied des Politbüros der SED das ., Haus der Sorben" übergab.
th.
zirksvorstandes Lausitz vom 1 2. J u l i 1 946 an den Vorstand der Domowina ( unterzeichnet : .. M it sozial istischem Gruß, Jannack") wird vorgeschlagen, daß zu den
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Wie zwei Schemen, gespenstisch anzusehen, hasten die beiden Soldaten durch den Wald. Der Gegner hat Kernwaffen eingesetzt. Aufklärung " des Detonationszentrums" heißt die angenommene Gefechtsaufgabe für die Genossen des Zuges Krüger. Mit Meßgeräten, Kampfstoffanzeigern. dureh Schu.JZanzug und -maske von der gefährlichen, verseuchten Umwelt abgeschirmt, "bearbeiten" sie das ihnen vorgegebene Gebiet. Exakt, konzen triert und $CI:mell müssen sie handeln. Viel hängt davon ab. Das sind höchste Anforderungen an Geist und Körper. Können Sie sich vorstellen, was es heißt, Stunden unter dem Schutzanzug zu ar beiten. bei jedem Wetter, u nter schwierigsten Be dingungen 7 Kein Luftzug kommt an den Körper, das Atmen wird immer schwerer. Chemie im Haushalt erleichtert das Leben, heißt es. Von der Chemie, mit der Major Riebes Einheit der chemischen Abwehr zu tun hat, kann das niemand behaupten. Wenn der Soldat nach sechs- bis acht� stündiger Ausbildung unter dem Schutzanzug das Schweißwasser aus dem Stiefe1 kippt, hört der Spaß natürlich auf. Aber über die Bedeutung dieses Dienstes diskutiert hier kaum jemand, und aucll nich über die Notwendigkeit. sich durcl:l möglichst regelmäßiges Sporttreiben auf eine solch schwie· rige Aufgabe vorzubereiten. Womit wir beim eigentlichen Thema wären. Ober den Freizeitsport in der Einheit R iebe wollen wir ja. berichten, deshalb sind wir hie ergekommen. Zwei Motive kehren immer wieder, mit wem wir auch sprechen. ob mit Offizieren oder Soldaten: ,,Wir treiben Sport, weil das uns hilft, unsere Ausbildungsaufgaben zu erfüllen, und weil es uns Spaß macht." Auch rein äußerlich erkennen wir
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Auch das kann dem .. Chemie Soldaten" passieren : einmal kräftig mit Hand anlagen zu müssen, bevor es ans Entgiften der Technik geht. Ohne Kraft kommt eben kein Soldat aus.
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auf den ersten Blick, daß wir in eine sportfreudige Einheit gekommen sind. Da ist vor dem Kompanie gebäude die kleine selbstangelegte Sportanlage: Mehrzweckgerüst, Volleyballfeld, Kugelstoßring, Weitsprunggrube und Eskaladierwand. Daß hier außerdem - wie auch im Keller der Unterkunft, falls es draußen stürmt und schneit Fünfzig- Kilo- Hantel, Rundgewichte, Panzerketten glieder f ü r das Tra ining ständig griffbereit liegen u nd auch benutzt werden, hat sich schon "kräftig" ausgewirkt: Die Riebe-Soldaten haben seit Jahren ein Abonnement auf den ersten Platz der Sport gruppen des M i litärbezirks im Kraftsport- Fernwett kampf "Wer sind die stärksten Männer der Armee" ? Wir treten näher. Im Flur leuchtet dem Besucher als erstes eine bunte Wandtafel entgege n : Stand der Sportgruppe Riebe im ersten Fernwettkampf (der lief bei u nserem· Besuch gerade). Vom Offizier bis zum letzten Soldaten findet sich hier jeder mit seinen Leistungen wieder. ;,Was glauben Sie, was das wirkt", meint Oberleutnant Christian Reissert, als 1 . Stellvertreter des Kommandeurs und ASG Leiter die organisierende Seele des .,Chemie" Sports, .,wie da gekämpft wird, um vom 75. auf den 70., vom 30. auf den 20. oder vom 3. auf den 1 . Platz zu kommen. U nd die Unteroffiziere und Offiziere ziehen genauso mit. Wenn mich zum Beispiel ein U nteroffizier vor der Tafel ,anhaut': ,Einen Punkt sind Sie vor mir, Genosse Oberleut nant, aber ich schaffe Sie noch 1', was bleibt mir
da anderes übrig, als auch zu ,ackern', um mich nicht schaffen zu lassen." Also 'ran an die Ge wichte und Hanteln ! Auch der Chef, Major Riebe, schließt sich nicht aus. Und wenn Stabsfeldwebel Völkel, mit seinen ·mehr als dreißig Jahren die H andgranate noch 65 Meter weit wirft, zeugt das schon von einigem Krafttrai ning. Eine zweite Seele des Sports in der Kompanie Riebe lernen wir kennen: Oberleutnant Bernd Krüger, Zugführer des Aufklärungszuges. Der 27jährige ist das Trumpf-As unter den vielen guten Sportlern der Einheit. M it seiner Einsatzbereit schaft, seinem Kampfgeist bei jedem Wettbewerb und seinen Leistungen ist er das Vorbild für alle. " M it- und vormachen wirkt weit mehr als viele Worte", ist seine . Devise. U nd was er vormacht kann sich sehen lassen: Nur Einsen in den Normen der militärischen Körperertüchtigung, vordere Plätze bei den Fernwettkämpfen u nd in fast allen Diszi plinen bei den jährlichen Sportfesten der Kompanie. Wenn es um die ASG - Meisterschaften im Feder ball, Volleyball, Handball geht - Bernd Krüger mischt mit. "Was ich von meinen Soldaten ver lange, muß ich zuerst von mir selbst fordern. Deshalb mache ich so ziemlich alles mit, was f3S an Sport bei uns gibt." U nd das · ist nicht wenig. "Jeder soll bei uns in der Sportart aktiv sein, die ihm wirklich Spaß macht. Dann springt auch ein Nutzen heraus, für ihn und für uns als militärische Einheit", formuliert Major Riebe die Auffassung ·
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Ausdauer, Beweglichkeit, sehnalles und sieheras Orientieren Im Gelände - Fußball und wattkampfmäßige Orientierungsläufe sind nur zwei dar vielen Fraizaltsport-Mögllchkaitan, sich diese notwendigen· Eigenschaften anzueignen.
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der Kompanieleitung. Ein Blick ins ASG -Arbeits buch bestätigt diese Sportvielseitigkeit Kaum ein Tag, an dem nicht etwas los ist: Training für die Fernwettkämpfe, Meisterschaften der ASG im Fußball, Handball, Volleyball, Schwimmen, Billard, �chach, Tischtennis, K K-Schießen, in der Leichtathletik. "Mög lichkeiten, Sport zu treiben, haben wir hier in der Kompanie genug. Es liegt an jedem selbst, sie zu nutzen. Ich mache jedenfalls regelmäßig mit." J ürgen Töllner war vor seinem Wehrdienst Bezirksliga- Fußballer in Waren, ihm ist S port ech tes Bedürfnis. Man sieht dem athletischen Gefrei ten auch an, daß ihm das gut bekommt. Daß er zu den besten Soldaten der Kompanie zählt, ist sicher kein Zufall. " Alle sind noch nicht so." Oberleutnant . Reissert verheimlicht nicht, daß sie noch längst keine Super-Sporttruppe sind. "Es gibt einige, die sind immer dabei, andere müssen wir noch gewinnen, wenigstens zwei Stunden in der Woche Freizeit sport zu machen. Deshalb unsere breite Sport palette. " Dazu zählt auch so etwas: Bernd Krüger machte sich per Fahrrad auf, sieben Anlaufpunkte für einen
Patrouillenlauf abzustecken, quer durch die Heide, bergauf, bergab, über Stock u nd Stein ("wäre ich mal lieber zu Fuß gegilngen, das wäre einfac�r gewesen") . An einem Sonnabend gingen dann zehn Dreier-Mannschaften auf die Strecke. U nter offizier Manfred Lindequist stöhnt noch etwas in Erinnerung an diesen Nachmittag : "Wir holten zwar mit fast einer Stunde Vorsprung den ersten Platz, aber am Ziel waren wir auch völlig fertig. Die siebzehn Kilometer hatten wir in knapp zwei Stunden geschafft. Es ging über sumpfiges Ge lände, dann wieder durch tiefen, lockeren Sand, streckenweise quer durch dichtes U nterholz. Ent scheidend für unseren Sieg war aber vor allem, daß wir alle Punkte schnell mittels Karte und Kom paß gefunden hatten. Spaß hat's uns jedenfalls gemacht." Nun haben sie sich vorgenommen, den gleichen· Patrouillenlauf auf Skiern durchzufüh ren. Sie lassen sich eben immer wieder etwas einfallen, die "Chemie-Soldaten" Riebe, Reissert, Krüger, Töllner, Lindequist und die anderen nicht nament lich genannten, was ihnen Freude macht und was ihnen hilft, ihre militärischen Aufgaben besser zu meistern. Günther Wirth 43
Die Niederlage bei Sedan brachte das Ende des Kaiserreiches. Die französische bürgerliche Regienusg unterließ e11, alle Kräfte des Volkes gegen den Feind zu mobilisieren. Aus Furcht, im weiteren Verlauf des Krieges vom Volk hinweggefegt zu werden, kapitulierte sie und hielt die verbliebeneu Truppen zur Unterdrückung innerer Unruhen in Bereitschaft. Man hatte die Bev6lkenusg der Provinz; vor allem die Bauern, mit dem "roten Gespenst" einge schüchtert und auf diese Weise die Wahl einer reaktiouireu Nationalversammlung zuatandegebracht. Jetzt hielt die Regienusg Thiera die Zeit ftir gekommen, die Arbeiter, die Paris gegen die Deutscheu verteidigt hatten, zu eutwaft'ueu und in Schach zu halten,
!Der JS. Dies ist einer der großen denk würdigen Tage in der Ge schichte der internationalen Arbeiterbewegung, denn er be zeichnet den Beginn der Kom mune von Paris. Am 1 8., März warfen die Volksmassen in einem Aufstehen die ganze bür gerliche Regierungsherrlich keit nieder und eröffneten den bisher einzigen Abschnitt in der Geschichte Frankreichs, in dem die Arbeiterklasse unein geschränktdiepolitische Macht in ihren Händen hielt. Die Re volution begann als Abwehr reaktion des Volkes gegen den Versuch, ihm seine Waffen zu rauben. Thiers, den Marx den Meister kleiner Staatsschufte rei nannte, beriefam 1 7. März einen Ministerrat ein und setzte den Beschluß durch, am folgen den Tag die Geschütze der in einem Nationalgarde Handstreich zu nehmen. Die Leitung der Aktion wurde dem General Vinoy übertra gen. Der Hauptstoß richtete sich gegen die zwei wichtig sten Verteidigungszentren der 44
Arbeiter inmitten ihrer Wohn viertel im 1 8., 1 9. und 20. Arrondissement. Die ganze Ak tion war wie ein großes Diebes unternehmen angelegt. Der Angriff der zwei Hauptkolon nen begann morgens03.00 Uhr. Unter dem Schutze der Dun kelheit überrumpelten die Truppen, an deren Spitze Gen darmen und Pioniere vorgin" gen, die wenigen Wachen ihrer Angriffsobjekte und besetzten die ihnen zugewiesenen Ab schnitte. Während die Offi ziere nach Gespannen suchen ließen und die Soldaten hung rig und unbeschäftigt umher standen, erschienen die ersten Siegesproklamationen : "Die Hügel von Montmartre sind genommen und ebenso wie die Hügel von Chaumont und Belleville von unseren Trup pen besetzt. Die Kanonen . . . sind in der Gewalt der Regie rung . . . " Dieses Erfolgsge schrei war verfrüht, denn noch hatten sich die Arbeiter nicht gerührt. Wie Paris zu sich kam und
seine Kraft entfaltete, schil dert eindrucksvoll der Kom munard Reclus : "Aber dies alles konnte nicht ohne Lärm vonstatten gehen, ohne daß zwei Drittel der' überrumpel ten Nationalgardisten in der Dunkelheit durch die Seiten gassen entkamen, durch sämt liche Stadtviertel schwärmten und zu den Waffen riefen ! Sie alarmierten die über die ganze Stadt verstreuten Posten, mit Kolbenstößen pochten sie an die Fenster und Türen, an die Läden der Geschäfte. Sie lie ßen die Sturmgl9cke läuten. Hier und dort ertönte an ein zelner Stelle der General marsch, dann brach er an vielen Stellen los, vervielfachte, sich : Sein Lärm, der immer stärker widerhallte, brachte die Menschen bald auf die Beine . . . Nun sah man Scha ren bewaffneter und unbe waffneter Menschen wie Amei sen aus ihren unterirdischen Gängen hervorwimmeln : Sie rissen die Patrouillen mit sich fort, sie umringten die Posten,
die sich, eingezwängt in die Masse, nicht mehr rühren konnten. ,Wie, Soldaten, Brü der, Söhne des Volkes, Ihr massakriert uns auf Befehl Eurer infamen Generale ? Wie, Ihr wollt uns nied erschie ßen, nachdem uns die Preu ßen bombardiert haben ?' " In den Straßen um den Mont martre staute sich die Volks menge. Gegen 08.00 Uhr wurden aus dem Ben�ich der Brigade Lecomte die ersten Geschütze zum Abtrausport gebracht, blieben aber im Ge wühl der Straßen stecken. Das 88. Regiment sollte die Ab fahrt frei machen, doch seine ,Soldaten weigerten sich, g� gen das Volk vorzugehen, und drehten die Gewehre mit dem Kolben nach oben. Daraufhin ließ General Lecomte einen Teil der Befehlsverweigererein sperren und schickte Stadtpo-
deren Seite des Montmartre, an der Mühle von La Gaiette, kommandierte der General Pa _turel. Auch hier waren etwa 8 bis 10 Geschütze in Bewe gung gebracht, als der: Wider stand losbrach. · Das 1 87. Re giment verweigerte )J.ier den Feuerbefehl, rief "E:s lebe die Republik" und drehte wie überall die Gewehre um: . Parallel zur Ü berrumpelung des Montmartre war die Be setzung der am stärksten be völkerten Quartiere - la Vi lette, Belleville und Menil montant - durch die Division Faron erfolgt. Einhergehend mit der Besetzung der Quar tiere räumten die Truppen eine Reihe von Straßensper ren, worauf dann um 07.30 Uhr der Abtrausport der Geschütze des Volkes an zwei Punkten begann. Die Etappen_des We ges, auf dem sich am 1 8. März
bemühte man sich, die Durch fahrten zu hemmen und zu sperren, und mi.ch und nach breitete sich die Menge in den Straßen aus und verharrte an den Toren und Kreuzungen." Der nächste Schritt der auf die Straßegegangenen Massen war die Agitation. Männer, Frauen und Kinder mischten sich un ter die Soldaten, redeten auf sie ein, zeigten dem einzelnen die Verwerflichkeit seines Han deins und gaben anderen, die seit ihrem Aufbruch nichts ge gessen hatten, Brot und Wein. Nach und nach löste sich die ohnehin schon geringe Kampf bereitschaft der Truppen völ lig auf. Mittlerweile schlossen die am weitgehendsten organi sierten Bataillone der National · garde, an ihrer Spitze die "Schützen von Belleville" den Ring um die Regierungsolda ten. Dazu schreibt Yriarte :
lizisten vor. Diese gebrauchten ihre Waffen, es kam zu einem kurzen Feuerwechsel, deh die sich inzwischen angesammel ten Nationalgardisten mit einem Sturm auf die Anhöhe am Turm von Solferin'o be endeten. Lecomte gab gegen die Angreifenden dreimal den Feuerbefehl, doch keiner sei ner Sol daten hob das Gewehr. Vielmehr gingen sie zum Volk über und verhafteten den Ge neral. Die Nationalgardisten brachten die Geschütze in ihre alten Stellungen. Auf der an-
in der H auptsache die Kraft des Volkes durchsetzte, be schrieb Y riarte, ein Stabsof fizier der Versailler, der sein Wissen aus dem Munde des Generals Faron bezogen hat. Es begann damit, "daß die Barrikaden, die durch die Sol daten im Augenblick der Be setzung der Quartiere zerstört worden waren, leise, ohne Auf sehen und ohne Gewalt wie derhergestelltwurden. Seitman die durch die Gendarmen be spannten und esk,ortierten Ka nonen abfahren gesehen hatte,
"Während die untätige Menge die Soldaten auf dem Platz, in den großen Straßen und in den Gäßchen mit einer schwer zu behandelnden Anwandlung abspenstig zu machen suchte, ·schlossen die ernsthaften Füh rer, die Anstifter des Aufstands und die alten Barrikadenmän ner vom Februar und Juni 1 848 . den General Faron in eine dreifache Umfassung von Barrikaden ein und mach ten ihm den Rückzug un möglich." Erfolglos wie über all war auch das Bemühen des .
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der Bourgeoisie an Frankreich Verhaltensmaßregeln anfrag General Le Flo im Osten von ten, konnte das Zentralkomi Paris, im 1 1 . Arrondissement, und mit der politischen Reak tee genügend mit der Lage ver tion der Nationalversamm die Arbeiter zu entwaffnen. In lung. Die innere Schwäche der traute Mitglieder zusammen einer Depesche des Polizei Armee schuf eine günstige Si bringen, um einen proviso präfekten von Paris an Vinoy rischen Operationsplan aufstel tuation für den Kampf des wurde berichtet : "Großes Auf Volkes, dieEntscheidungftihrte len zu können. Auf seiner brausen im 1 1 . Arrondisse Grundlage begannen be der Anprall der Masse der ment. Die Nationalgardisten Kämpfer herbei. Nachdem der stimmte Bataillone, soweit nö haben die Rue de Ia Roquette tig, sich mit Waffen und Mu Diebstahl der Kanonen un durch zwei Barrikaden ge nition zu versehen, um dann sperrt. Nationalgardisten ge mittelbar verhindert war, ta wichtige Punkte der Stadt zu ten die Nationalgardisten den hen gegen den Bastilleplatz besetzen. vor." Ohne ernsthaft Wider nächsten Schritt und richteten sich an den gefahrdeten funk stand zu leisten, zog sich hier Gegen 1 6.00 Uhr begann die ten zur Verteidigung ein. Ge das Militär zurück. Nationalgarde die Stadt end neral Vinoy erteilte, als alle Gegen 1 1 .00 Uhr war der An gültig in die Hand zu nehmen. Chancen dahin waren, flir griff der Reaktion an allen Die Bataillone von Belleville alle Einheiten den Befehl, sich Punkten abgeschlagen. Das verteilten sich über die Stadt, zurückzuziehen und sich auf besetzten die Nationaldruk eigentümliche des ganzen Wi . dem linken Seineufer zu sam derstands war, daß nicht be kerei, eine Reihe von Bahn meln. An diesem Punkt be stimmte Einheiten der Na höfen und das Stabsgebäude gingen die Nationalgardisten tionalgarde seinen Kern bil des Stadtkommandanten am den ersten Fehler · des Tages - Vendomeplatz. Sie räumten deten, sondern die Kraft der Masse alles entschied. Nicht sie ließen fast überall die Trup auch die Kaserne Napoleon pen unter dem Kommando der einer Masse schlechthin, die in von den Regierungssoldaten. turbulenter Bewegungpassiven Offiziere abziehen. Nur in Bel Unberührt von dieser Beset Widerstand leistet, s.ondern leville machten die Arbeiter zung_ wichtiger Punkte blieben eine ungeheure Zusammenbal einen schwachen Versuch, die am 1 8 . März die Gebäude der lung von Männern und Frauen Mehrheit der Soldaten für sich Ministerien, und so konnten der Arbeiterklasse und des zu gewinnen, um so die Armee · sich Thiers und nach ihm seine Handwerks, die äußerst em aufzulösen. Der Kampf um Minister und Beamten mit den pört über den Streich der Re das Heer wurde damit letzten wichtigsten Unterlagen in gierung ihre Kanonen vertei Endes nicht für die Revolution Richtung Versailles zurück digten. Der Nährboden der ent�chieden, denn die Soldaten ziehen. allgemeinen Erregung war die gerieten wieder unter den Ein Um 23.00 Uhr waren alle seit langem aufgespeicherte . fluß der volksfeindlichen Of Reste der geschlagenen Armee Unzufriedenheit mit dem so fiziere, die ihre Mannschaften zialen Los - der Kombination schleunigst aus Paris heraus · bei der Militärschule und am Marsfeld versammelt. Vinoy von völliger Ü berarbeitung in zogen. Bis zum Nachmittag begann sie in der Nacht in vierzehn- bis sechzehnstündi unterstand die revolutionäre ger Arbeitszeit mit äußerst ge Richtung Ver�ailles aus der Erhebung keiner einheitlichen Stadt abzuziehen. Der Befehl ringen Löhnen, Hunger, Woh Führung. Erst am Nachmit nungselend und zeitweiser Ar tag, als anverschiedenen Punk zur vollständigen Aufgabe der beitslosigkeit, mit dem Verrat Stadt stammte von Thiers. ten die Bataillone um weitere
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Sogar die Südforts und der Mont · vaierien, die beherr schende detachierte Festung im Westen der Stadt, wurden geräumt. Thiers wollte die Truppen gänzlich der Ein wirkung des Volkes von Paris entziehen, sie um Versailles sammeln und reorganisieren, um dann mit neuen Kräften einen regelrechten Feldzug ge gen die revolutionäre Stadt zu führen. Am Abend des 1 8 . März waren die Arbeiter die Herren der Stadt. Jules Simon, als Mi nister einer der Hauptakteure der Gegenseite, schrieb dar über_: "Das Ende des Tages am 1 8. und ein Teil der Nacht wurden durch die Komitees der Arrondissements und das Zentralkomitee dazu verwen det, ihren Sieg zu festigen und sich auf den Kampf vorzube reiten, den sie ftir den näch sten Tag erwarteten. Belle-
ville und Montmartre, be spickt mit Barrikaden und Ar tillerie, wurden in Festungen umgewandelt. Die füderierten Bataillone blieben den ganzen Tag und die ganze Nacht un ter Waffen, die einen bewach ten die Artillerieparks und Barrikaden, die anderen durch streiften die Stadt nach allen Richtungen . . . Sie hatten an diesem Tage nicht die Idee, die Tore von Paris zu schlie ßen, um sich der Regierung zu versichern . . . Ebenso dach ten sie nicht am folgenden Tage daran, gegen Versailles zu marschieren. " Die ausgebrochene Revolu tion war das Resultat einer Provokation, abgewehrten nicht das Ergebnis einer von den Organisationen der Ar beiterklasse vorbereiteten und geführten Aktion. Sie war also zunächst eine spontane Erhe bung der Massen. Der Sieg
wurde schnell und leicht er rungen. Das war gefahrlieh und konnte leicht das Er reichte überschätzen . lassen. ' Die Straßen von Paris gIichen am Abend einem riesigen Fest platz, mit Recht feierte das Volk seinen Sieg. Nur eins durfte man nicht vergessen : Der Kampf war noch nicht beendet und mußte mit viel größeren Anstrengungen wei tergefii hrt werden. Am 1 8. März zeigte sich, wie wichtig es war, daß die Pa riser Arbeiterihre Waffen nicht aus den Händen gegeben hat ten und sie anzuwenden wuß ten. Für die Zukunft kam es darauf an, nicht nur die neu gewonnene Macht zu behaup ten, sondern auch dafür das Militärfach zu meistern. Aus "Die Kommunarden von Paris" von Hans Maretzki. DMV Berlin 1 961 .
Ihr Ver�nächtnis lebt in uns
Zehn Tage nach der Abwehr des Angriffs der Reaktion, am 28. März 1 8 7 1 , proklamierten die Pariser Arbeiter die Kommune, die erste Diktatur des Proletariats in der Geschichte. An der Seite der Pariser standen Revolutionäre aus vielen Ländern. ' o Jar slaw Dombrowski, polnischer Emigrant, war der Oberbefehlshaber der Truppen der Kommune. Seinen Namen trägt seit ftinf Jahren ein Fla Raketen-Truppenteil der Nationalen Volksarmee. Aber nicht allein in diesem Namen leben die Tra'ditionen der Kommune bei uns. Mit dem täglichen Kampf um den bewaffneten Schutz des Sozialismus wahrt die NVA das Vermächtnis der Pariser Kommunarden.
Gleiche Fragen, gleiche Blicke, und auf der Kommandobrücke heißt es: So/ln wir oder nich t ? 48
Gleiche Blicke, gleiche Fragen, und vier junge Herzen schlagen:
Klar zum Ankern I Land in Sicht I
H. K. 49
Steuerhebel - gelenkt. Die Länge der Rakete beträgt 1 370 mm, Ihr · D urchmesser 75 mm, die
Spannweite 270 mm � l n diesem Jahr soll die .,Biowpipe" trup penreif sein.
Fregatten- Neubauten der dänischen Marine
TATRA - 1 38 als Bergefahrzeug
Der auch bei u ns bekannte tschechoslowakische LKW TA T RA - 1 38 wird in der CSSR unter der Bezeichnung AV8 als Ber gefahrzeug verwendet Kombi niert mit der Schleppachse PV1 0 werden fahruntüchtige Fahr _zeuge transportiert Die Schlepp achse ist als Einachsanhänger mit Doppelbereifung konstruiert. M it ihr können im Gelände Fahrzeuge bis zu einer Gesamt masse von 1 5 t geborgen wer den. Weiter ist der . 1 38" mit einem 5- Mp- Kran und einer Seilwinde von 1 8 M p Zugkraft ausgerüstet.
Im Zuge der Modernisierung des Schiffsbestandes erprobte die dänische Marine auch zwei neue Fregatten-Typen : .,Peder Skram" und .,HerlufTrolle". Diese Schiffe sind G lattdecker mit Leichtme tallaufbauten. Als Antrieb wur den je 2 Gasturbinen und Diesel motore kombiniert. Ihre Leistung beträgt je 2 400 PS
(Dieselmot.) bzw. 22 000 PS werden Damit (Turbinen ) . M arschgeschwindigkeiten von 18 kn und Spitzenge-. 16 30 schwindigkeiten von 26 kn erreicht. Die Bewaffnung setzt sich aus Waffen amerikanischer. britischer und schwedischer Her kunft zusammen. Wasserverdrängung 2 720 ts. · ·
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Österreichs Scharfschützengewehr SSG
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Computer Partner des Konstrukteurs
Wie die ,.Polnische Rundschau" berichtet, wurde im I nstitut für Technische Kybernetik der War schauer Technischen M ilitär akademie eine Vorrichtung ent wickelt, die eine unmittelbare Zusammenarbeit des Konstruk teurs oder Projektanten mit einer mathematischen Maschine er möglicht. Dazu stellte man den Computer auf .,Bildsprache" ein. So erhält der Projektant die Er gebnisse seiner im Rechenwerk verarbeiteten Konzeption und Berechnungen in grafischer Dar stell ung - meist in Form von D i agrammen. Einmann - Fia-Rakete .,Biowpipe"
.,Biowpipe" ( Pusterohr) heißt die britische Version einer Ein mann- Fia- Rakete. Der 18 kg schll)lere Flugkörper wird aus einem Abschußrohr gestartet und vom Schützen im Kommando verfahren - Sichtgerät und 50
Das Österreichische Bundesheer führte das neue Mehrlade- Repe tiergewehr SSG 69 - SteyerMannlicher-Scharfschützen gewahr - ein. D ie Waffe hat ein Trommelmagazin für 5 Patronen, Kaliber 7,62. mm x 51 (NATO) . Der Schaft ist aus Kunststoff · mit Pistolengriff,die Kolbenkappe aus Gummi gefertigt. Die Visie rung besteht aus dem Zielfern-
rohr Helia 6 S 2 und Kimme und Korn als H ilfsvisier. Die wichtig sten taktisch-technischen Daten sind: Gesamtlänge 1 1 50 mm; Lauflänge 650 mm; Masse 4,5 kg (mit Zielfernrohr 5,1 kg) ; Ver schluß: Zylinderverschluß mit 6 Verriegelungswarzen. ·
Im Eis des Nordmeeres
Unter allen meteorologischen Bedingungen, in allen Breiten der Weltmeere operiere n die sowjeti kernkraftgetriebenen schen U -Schiffe. Sie stellen die Hauptbewaffnungder Seekriegs flotte der Sowjetunion dar. I hre
Ausrüstung und Bewaffnungver körpern in jeder H insicht den neuasten Stand der modernen Wissenschaft und Technik - vor 'allem d urch Kernkraft, Raketen technik und neuaste Technolo gie im Schiffbau.
Neue TESLA Funkmaßanlage
Aus den TES LA-Werken kommt eine neue Funkmaßanlage für d ! e Landu �g von Flugzeugen, dte Rp-3. Dtese Anlage dient zur Kontrolle der Fluglage im An flugsektor und zur a�tiven Füh rung des Anfluges eines landen de.n Flugzeuges. Sie ermöglicht auch die verläßliche Kontrolle der Landung auf Flugplätzen, die sich in Wäldern oder Gebir gen befinden. SAAB 1 05 XH für Venom" ?
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Diese j üngste schwedische Ver sion wurde der Schweiz als Nachfolgemuster für ihre ver alteten " Venom" -Jagdbomber vorgeschlagen. Die Maschine, deren Startmasse auf 7 000 kg erhöht wurde, kann jetzt bis 2 000 kg militärische Außenla sten mitführen; hinzu kommen noch zwei feste Flügelendbehäl- ter, die die Kraftstoffkapazität erhöhen. Völlig neu ist der Ein bau einer 30-mm-Aden-Schnell feuerkanone in der linken Rumpf unterseite. Das Bombenzielgerät BT 9 R mit einem Laser-Entfer nungsmesser vervollständigt die Ausrüstung. Auch ein B remsfall schirm ist vorhanden. Die SAAB 1 05 XH mit Seiten sichtradar ( S LAR) wurde eben falls angeboten. Die Radaranten nen befinden sich beiderseits des Rumpfes in wulstartigen Verkleidungen. Im Bug will man die Panorama kamera; die von der SK 60 her bekannt ist, beibehalten, so daß man die SLAR -Version als U n i versal-Aufklärer bezeichnen kann.
Daa schwanzlose F lugzeug
Dis " Westland Pteroi/aetyl Mk V" sollte die Luftfahrt sensation des Jahres 1934 werden. So erhoffte es jeden falls ihr Konstrukteur, Mr. Hili. Er wollte mit dieser Konstruk tion die große Schwäche der konventionellen Jagdzweisitzer - das beschriinkte Schußfeld der MG-Schiit.zen - beheben. Hili versprach sich viel von seiner .,Pterodactyl". Immerhin war der Flugapparat das erste schwanzlose Jagd flugzeug def Welt. Es hätte unter anderen Umständen um wälzend auf die Gestaltung der Jagdflugzeuge gewirkt, wenn nicht wie so oft in der Ge schichte der Militärtechnik, engstirnige Leute, die vom Alt hergebrachten nicht abgehen wollten, gegen die Weiter führung des Gedankens gewe sen wären. So wurde dieses interessante Flugzeup nut als Prototyp gebaut, obwohl seine Erpro bung sehr gute Resultate hinsichtlich der Flugleistungen brachte. Der Wegfall der Rumpfverlän gerung mit dem Leitwerk verbesserte das Sichtfeld und Schußfeld des MG-Schützen cferart, daß man von einer Ideal lösung sprach.
Die Beweffnung des schwanz losen, JägerS< bestand Bus zwei in den Rumpfselten ein gebauten MG upd einer bew8{J Iichen Heck- Waffe. Mit einem 700-PS-Motor Rolls Royc.e, Typ .,Goshawk" eusgestattet erreichte das Flugzeug eine Geschwindigkeit von 375 km/h. Das Fahrwerk älinelte den heute bekannten Tandemfahr werken. Es bestand aus zwei hintereinander liegenden Rädern unter dem Rumpf und je zwei Stützrädern am Unter flügel. Die Spannweite dieser uqgewöhn/ichen Maschine betrug 14,20 m, 'die länge nur 5, 7·9m. Cf11us Backmann
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Der mächtigste Hochofen der Sowjetunion geht in Westsibirien seiner Vollendung entgegen.
Um einen Mann geht es in diesem Bericht und um ein We rk. und wenn man will um eine Be ziehung, die sich nicht in Prozentzahlen und Statistiken messen läßt. - Das WF in der Berliner Ostendstraße 1 -5 ist ein Produktionsbetrieb. ein Betrieb. dessen Erzeugnisse in Automatisierungs und Datenverarbeitu ngsanlagen, in Sendern, Empfängern und Fernsehgeräten und damit in fast allen Haushalten zwischen Saßnitz und Suhl zu finden sind. Die Ex- und Importbeziehungen zu 25 Staaten bestätigen das Ergebnis fünfund zwanzigjähriger kontinuierlicher Zusammenarbeit, die aus dem ehemaligen SAG- Betrieb das größte . Elektronik-Werk der D D R werden ließ. Die Kooperation zeig t sich nicht nur i n Vertrags beziehungen und Vereinbarungen von Werk zu Werk mit dem Elektro-Vakuum-Werk Moskau und dem Kombinat Swetlana Leningrad. Zum Beispiel: Jahr für Jahr verlassen H underte D D R -Wissen schaftler die Universitäten der Sowjetunion.
kommt nicht mehr ohne Russisch aus I « »...
Über d en 9. Fünfjahrplan
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• • • warden die Del-.lartan dar 14 Mil lionen Mitglieder dar KPdSU auf dem XXIV. Partelog bereten und bHchllden.
Der michtigeta Hochofen der SU ( unear Foto) etaht Im Weetelblrlechen meullurglechen Komblnet. Sein Gewicht betrlgt 10000 Tonnen, eelne Höhe 82 Meter. Er 118t 20 Abatiehe in 24 Stun den zu. Mit einer Erd61f6rderung von 310 Mil lionen Tonnen zihlt die Sowjetunion zu den Erd6111ndem mit den h6cheten Zuwacherat.n. ln Weatelblrlen, wo eret 1H4 dee erete Erd61 gewonnen wurde, hat die Auebeute bereite rund 30 Mil lionen Tonnen erreicht. Schon 1871 •oll die Erd61f6rderun.g in Wa•teiblrlen 100 ble 1 20 Millionen Tonnen erreichen. Mitte dee Vorjahr•• wurde ln We•t •lbirlen mit dem hu der le18tung ..tlrk eten Olleltung begonnen. Die Rohre heben 1 ,22 Meter Durchm•••er. Mit der Fertig•tellung dluer Leitung bildet da• Pipelinenetz ln WHt8lblrlen einen gHchlo•••nen Ring. 1 870 wurden in der Sowjetunion 416 400 Trektoren gebaut. Die Produktion von LKW (127 000) und PKW (348000) er· reichte gegenOber dem Vorjehr ln•geNmt eine Steigerung von 8,1 Prozent.
Auch der Mann, von dem hier die Rede sein soll, hat i n der Sowjetunion studiert. Er hat B ücher geschrieben, Erfindungen gemacht und einen großen Teil der Welt bereist. Er ist einer jener j u ngen Fachleute, die der Wissenschaft der D D R Profil und Richtung geben. I m WF, das nicht nur Produktionsbetrieb, sondern Forschungs- und Entwicklungszentrum ist, steht er dem Bereich für Forschung vor: Dr. Klaus Thiessen, dreiundvierzig Jahre alt. ln Göttingen geboren, stand der Achtzeh njährige nach Krieg und Kriegsgefangenschaft vor der Frage nach dem neuen Lebensinhalt Bei einem Onkel in S ielefeld erreichte ihn der Brief des Vaters, des Wissenschaftlers, der in der Sowjet u nion geschehenes Unrecht gutmachen half. Der Sohn faßte den Entschluß, dessen Tragweite damals nicht abzusehen· war. Voll Neugier, Abenteuerlust und Tatendrang bestieg er den Wagen, den sein Vater geschickt hatte; bei Nacht
Die •trukturellen Verlnderungen Im •owjetlechen Maechlnenbeu apl-.elten eich 1 870 ln den Oberdurchechnlttllchen Zuwechereten bel der Heretellung von Gerlten und Autometlelerungemltteln ( + 11%), autometlachen und helb eutomatlechen Fllelletrecken ( + 31%), Gle8ereleuerCietungen ( + 1 8%) und von progremmgeeteuerten Werkzeug meechlnen (auf dee 3,2feche l ) wider. Die lnduetrlelle Bruttoproduktion der Sowjetunion erreichte Im 8. FOnfjehrplen, d. h. Ende 1 870, eine Steigerung um die Hllfte. Dee Netlonelelnkommen wuche um rund 42 Prozent. Der eowjetleche St.et wird Im neuen Fünflehrplan etwa 70 Prozent mehr Mittel ln der Lendwlrtecheft lnveetleren ele Im vergengenen. Im Verlaufe dee 8. FOnfjehrplen• wer bereit. der durch achnlttllche GetreldHrtreg lm Vergleich zum 7. Fünfjahrplan pro Jahr um 32 Millionen Tonnen gr611Ser. Jlhrllch ziehen ln der SowJetunion 1 1 Millionen Menechen ln neue Wohnun gen ein oder verbeeeern Ihre Wohnver hlltnleee. ln vier Jahren du vergangenen Fünflehrplane •tl-.en die Individuellen Einkünfte der Kolchoebeuem u m 3 1 Prozent, dee durcheohnlttllche MonetHinkommen ln der l nduetrle wuche um 21 Prozent.
und Nebel reiste er ab. Im Oktober 1 945 war er in der Sowjetunion. ln Suchumi bereitete er sich bei Professor Steenbeck und Manfred von Ardenne auf sein Studium vor. Nach fünf sonnen und arbeitsreichen Jahren am Schwarzen Meer, nach dem Physikstudium in Rostow am Don. zog er als einer der ersten Studenten i n den Palast des Lernans auf den Lenin- Bergen, in die gerade entstandene Lomonossow- Universität ein. l n seinem Zimmer roch es nach Farbe und frischem Zement. Einer von sechs Studenten. des Lehrstuhls für H a l bleiter- Physik, gehörte er zu den ersten D iplomanden des neuen Wissenschaftszweigs. Eindrucksvoll wie der B lick aus dem Zimmer über das schimmernde Band der Moskwa und die Parks und Häuserviertel der Millionenstadt war das Fachgebiet, das er sich Schritt für Schritt zu erobern begann. Tage im Hörsaal. l n den Nächten Diskussionen, bis die Herbst- oder Frühlings� sonne die glitzernden Lichter der Metropole ver trieb. Besonders bei einem war er häufig zu Gast: Professor Kalaschnikow, international bekannt, gab ihm in Theorie und Praxis das Kapital, das er bald zu verzinsen begann. Als einer von drei Aspiranten hatte er tägl ich Kontakt und sah das Vorbild in ihm, den Pädagogen und Wissen schaftler, der wie kein anderer " . . . die Fragen der Theorie mit dem Experiment zu verbinden verstand u nd dabei doch die technische Anwen dung im Auge behielt" ( Dr. Thiessen) . Gemein same Veröffentlichungen auf gemeinsamem Weg.
Noch heute steht der Doktor-Vater seinem Schüler nicht nur wissenschaftlich nah. Nach der Moskauer D issertation (1 958) kehrte Dr. Thiessen im Frühjahr 1 959 zu seiner Familie zurück. Aus der wissenschaftlichen Arbeit kri stallisierten sich die Grundlagen der ersten Schaltdioden heraus. Inzwischen ist eine neue Generation von H albleitern herangereift. Über die Deutsche Akademie der Wissenschaften kam er als M itglied des Forschungsrates der D D R u n d des wissenschaftlich-technischen Beirates der VVB in das Werk in der Ostendstraße. Dr . Thiessens Kontakte und enge Beziehungen zu den Kollegen der sowjetischen Akademie der . Wissenschaften wurden und werden in For schungsrat und Werk zur Triebkraft der sozia listischen Kooperation. Der Wissenschaftler sagt dazu : " D ie Zusammenarbeit mit sowjetischen Halbleiterphysikern n ützt auch dem WF. Ein ge meinsames Ziel ? Die Ablösung von Röhrenbau elementen durch FestkörperbaueiE!mente; das ist die Aufgabe der Zeit."
(links) Bei der Montage einer Golddrahtdiode.
* ( Mitte) .. l nterkosmos". Eine Baugruppe kommt vom WF.
* (r.echts) Prof. Dr. Klaus Thiessen (43)
Neue Projekte werden mit sowjetischen Partnern gemeinsam erforscht. Neue Prinzipien werden erschlossen und neue Technologien für die neue Elektronik gesucht. Dr. Thiessen hat (in Werk und Kari- M arx-Städter Hochschultätigkeit als Honorar- Professor) seinen Anteil daran. Die Liste der Erfolge des dreiundvierzigjährigen Forschungsleiters ist der Zahl der Dienstmonate im WF umgekehrt proportional. Seit Januar im Werk, schloß sich ein halbes Jahr nach seinem Einstand die erste Forschungsbrigade zusammen, die um den Staatstitel ,. Kollektiv der sozialisti schen Arbeit" kämpft. Die M itglieder wissen, daß ihre Aufgabe, die ,.I ntegrierte Symbol a nzeige" und andere Forschungsthemen, nicht im Alleingang zu bewältigen ist. Nicht ohne Absicht gaben sie sich den Namen des 1 960 verstorbenen sowjetischen Wissenschaftlers Abraham Fjodorowitsch Joffe. Im J u l i fand die Gründungsfeier der Brigade statt. U nd bei Kaffee u nd Kuchen erzählte Dr. Thiessen aus dem Leben des Mannes, dem er persönlich begegnet ist, der als Leiter des Physikalisch-Technischen I nstituts in Leningrad und als D i rektor des I nsti tuts für Halbleiter der Akademie der Wissen schaften der UdSSR (bis 1 960) bedeutende Ergebnisse auf dem Gebiet d!)r Halbleitertechnik erhielt, hervorragende Arbeiten zum Thema .. Bauelemente der Foto- und Optoelektronik auf Festkörperbasis" geleistet hat u nd zu den führen den Wissenschaftlern dieses Fachgebiets ge-· hörte; auch der Student Klaus Thiessen verdankt ihm viel. Im Brigadevertrag der Wissenschaftler werden die Qualifizierungsmaßnahmen festgelegt, zu denen auch u nd nicht zuletzt ein I ntensivlehrgang I\ im Fach R ussisch gehört. Dr. Thiessen sagt er läuternd dan n : .,ln den Nachkriegsjahren hat die Physik der Sowjetunion außerordentliche Be deutung gewonnen. ln England und Amerika werden seit Jahr und Tag U nsummen für wört liche Ü bersetzungen sowjetischer Fachzeitschrif ten ausgegeben. Als ich auf internationalen - Tagungen verschiedentlich mit bekannten ame rikanischen Physikern zusammentraf, war ich erstaunt, wie sie von Jahr zu Jahr imm�r besser
das Russische beherrschten. Sie lernen R ussisch, weil sie Zeit sparen, denn Ü bersetzungen bede u ten Zeitverlust." Und resümierend meint er: .,Ein Physiker, der vor vierzig Jahren noch unbedingt Deutsch verstehen mußte, kommt jetzt nicht mehr ohne Russisch aus." Der Dienstbücherschrank des Wissenschaftlers bewahrt ein Kompendium internationale Erkennt nisse des Fachgebiets. Vor allem russische Titel fallen neben deutschen und englischen auf. Vierzehn Jahre seines Lebens hat Klaus Thiessen in der Sowjetunion verbracht, Wanderjahre, Lehrjahre. Ungezählte Reisen kommen dazu. Den Lehrern und Freunden der Sowjetunion schuldet der Wissenschaftler vor allem Dank. Er formuliert sein Hauptanliegen: .,Die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion ist das Wesentlichste für uns, eine Zusammenarbeit, die für beide Seiten fruchtbar ist. " Eine Zusammenarbeit, die sich nicht im Wissen schaftlich- Ö konomischen erschöpft, die alle Gebiete des Lebens umfaßt und ins Persönlichste wirkt. Eine Zusammenarbeit oder besser ein Zusammengehen, bei dem der große Wurf, .. eines Freundes Freund zu sein", wie es i n Schillers Ode ..An d i e Freude" heißt. Z!Jf Produktivkraft der gemeinsamen Wissenschaft u nd Weltanschauung wird. Gerhard Schmidt
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Mein Herz war wie ein Bienen haus, Es flogen Mädchen ein und aus ; Doch endlich kam die Königin, Die blieb und herrscht nun ewig drin. Ja, so ging's wohl nicht nur dem K�r! Joseph Simrock anno 1 850, so geht's uns allen. Die ewigen Junggesellen viel leicht ausgenommen. Nur, weshalb nun gerade die oben,bedichtete SIE seine Königin wurde, das ver schwieg der Herr Professor.
Zugegeben, so einfach wie es klingt, ist es oft auch nicht, dit; Wahl seiner Herzensdame zu erklären - sofern man es überhaupt öffentlich kund zutun bereit ist. Für Georg Christoph Lichtenberg gab es da allerdings keine Frage, son dern nur die Frau, die "als Ratgeber, Freund, Hand lungskompagnon, Bettkame rad, Spielsache, lustiger Bru der (Schwester klingt nicht) au·f uns wirkt". Womit er zu gleich die heitere und ver gnügliche Seite mit dem Ernst des Lebens treffiic h in Ver bindung brachte. Und heute? Was macht den jungen Leu ten von heute ihre "Königin" so liebenswert? Liebe ist gewiß keine mathe matische Aufgabe. Dennoch will ich zunächst mit einigen Zahlen kommen. AR bat nämlich 1 27 Soldaten und Untercdfiziere um Auskunft, was sie an ihrer Liebsten lie benswert finden. Natürlich, jedenfalls scheint mir das ganz natürlich, wur d.e n dabei auch äußere Reize genannt. In der Mehrzahl aber anderes. Immerhin stellen 78 % aller Befragten an die Spitze, daß SIE mit beiden Beinen im Leben steht und sie in IHR eine aufge- . sc hlossene und vielseitig in-
teressierte Partnerin haben. 6 1 % heben hervor, daß SIE einen eigenen Beruf ausübt und sich nicht mit dem zu frieden gibt, was SIE einmal gelernt hat. 55 % loben, daß
SIE gesellig und gut belesen ist und sich auch ftir SEINEN Beruf und SEINEN Dienst in der Nationalen Volksarmee interessiert. 29 % bescheini gen IHR Liebe zur Kunst und zur Kultur und 2 6 %, daß SIE sich geschmackvoll zu
kleiden versteht und gut tan zen kann. 22 % nennen IHRE Sparsamkeit als besonderen Vorzug. 1 4 % finden, daß es nur bei IHR so richtig ge mütlich ist, und I I %, daß SIE vorzüglich kochen kann. Letzteres versichert nament lich O bermatrose Alfred Starka von seiner Verlobten, aber auch Frank Obermann von seiner Frau, der Film schauspielerin Regina Beyer . . . Dem Gefreiten Jens Schäfer· imponiert an seiner Freundin, daß sie "hübsch ist und ge-
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ständnis dJfur und unter stützt mich, wo und wie sie kann -- auch wenn ihr das manchmal wegen der langen Trennung nicht leicht fallt. Meine Angela ist schon ein tapferes Mädchen." Unaus gesprochen sagt das gleich falls Major Günter Harnbach : "Der Dienst eines Offiziers verlangt sicherlich in beson derem Maße das Zurück stellen der persönlichen hinter die gesellschaftlichen I nter essen und die Bereitschaft, auf so manches zu verzichten. Wenn der Mann dabei keine gute, verständnisvolle und in den Lebensanschauungen mit ihm übereinstimmende Part-
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dem man nicht nur ein paar Wochen, sondern den ganzen gemeinsamen Lebensweg gehen will." Soldat Rainer Ringel hat dazu ein eigenes "Prüfungsverfahren" ent wickelt : "Eine Weite; nach dem ich ein Mädchen kennen gelernt habe, schildere ich ihr eine von mir erfundene Kon fliktsituation, in die ich ge raten wäre. Daran teste ich, wie sie reagiert, ob sie nur I nteresse spielt oder ob sie sich ernsthaft damit beschäf tigt ; ob und welche Meinung sie dazu hat und schließlich,
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scheit" - eine Synthese, die ihn "sehr glücklich macht". Soldat Rüdiger Klaus er klärt : "Mir gefallt an IHR, daß sie das Herz und auch den Mund auf dem rechten Fleck hat. Fein ist sie nicht, aber ein prima Kamerad ! " Unterfeldwebel Horst Görs : "Ich rechne meiner Verlobten hoch an, daß sie mit keiner Silb e versucht hat, mich von meinem Entschluß abzu bringen, freiwillig länger als 1 8 Monate zu dienen. Sie hatte von Anfang an V er-
nerin hat, wird es ihm schwer werden, diesen seinen Partei auftrag zu erfüllen. Ich bin froh und ;tolz, in meiner Frau einen solchen Menschen zu haben. Aus u nserer Ehe, die ich wirklich als glÜcklich be zeichnen möchte, schöpfe ich einen gut Teil Kraft für meinen langjährigen Dienst in der Nationalen Volksarmee." "Das Leben besteht nicht nur aus Sonn- und Feiertagen", konstatiert Matrose Walter Buresch. " Es trägt ein All tagsgesicht. Davon muß man meines Erachtens .auch aus gehn, wenn man sich nach einem Mädel umschaut, mit
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was sie mir rät." Gut gemeint, Rainer. Sollte man aber nicht lieber bei der Wahrheit blei ben ? Und wenn schon in die ser Richtung prüfen, dann am Leben selbst - an deh eigenen Problemen, meine ich, die doch jeder irgend wann und irgend wo hat und wozu er die Hilfe und den Rat eines guten Freundes oder eben einer guten Freun din braucht ? SIE - "soll kein Mauer blümchen sein, sondern in · unser Leben und in unsere
Zeit passen. Sie soll tüchtig, _ gescheit und in ihren Inter essen nicht einseitig sein. Wenn wir mal verheiratet sind, darf sie nicht nur jeden Abend am Fernseher hocken wollen. Man muß sich über alles mit ihr unterhalten kön nen ! " Forderungen, die Ge freiter Werner Creutz auf stellt, und die sich mit denen von Heidrun Schilling decken. Weswegen sich beide mitein ander verlobten und dem nächst zull? Standesamt gehen wollen. SIE - warum gerade S I E ? Dazu sagt Oberst Her bert Richter, langjähriger Fragebeantworter des Sol datenmagazins : "Weil wir einer Meinung sind, läßt sich mit IHR gut streiten !" SIE cjas heißt im Falle des Ma trosen Gerd Marobi : "Meine Verlobte ist das netteste Mä del der Welt ! " SIE - darauf antwortet Generalmajor a. D. Richard Fischer : "Ich war unter anderem zehn Jahre als Diplomat im sozialistischen . Ausland. Stets hat mich meine Frau begleitet. Sie war mir eine große Stütze und hat auf allen Gebieten meiner Tätig keit, auch auf diplomati schem, mitgearbeitet, so daß ich meinen Auftrag, den ich von Partei und Regierung er halten hatte, erfüllen konnte. Ich möchte ausdrücklich be tonen : Mit ihr zusammen er füllen konnte ! Ich persönlich fühle mich glücklich, eine ·solche Frau als Partnerin zu haben, weil sie sich für alles Neue und Moderne interes si ert und aufgeschlossen ist. Sie gab mir manchen guten ' Hinweis, den ich als Armee angehöriger auch in meinem Berufverwenden konnte." S I E - das ist für den Offi ziersschüler Ralf-Jürgen Bosse �ie Studentin lngrid
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Bosse, die Frau, die er liebt und von der er sagt : "Obwohl wir fast 500 Kilometer von einander entfernt studieren, sind wir uns immer nah. Sie weiß, warum ich Offizier werde. Sie ist mir die beste Freundin und die offenste Kritikerin. Sie gibt mir mit unter mehr Mut in schwie .rigen Situationen als ich ihr in ähnlicher Lage. Mit dieser Frau an meiner Seite werde ich alles schaffen, was später als Erzieher junger Soldaten von mir verlangt wird;" SIE - das ist für den Genos sen Walter Ulbricht seine Frau Lotte : "Ich möchte sagen, daß mir bei meiner Arbeit meine Frau ein guter Freund und Helfer ist. Das ist so, wie es auch bei meinen. Eltern war. So geht es auch bei uns in der Familie. Da meine Frau selbst eine er fahrene Funktionärin der Arbeiterbewegung ist, ist ·das für mich alles viel einfacher. Das gehört auch zu meinem persönlichen Glück." Warum gerade S I E ? Das ist die Frage, welche Le benspartnerin man sich wählt und wie man mit ihr lebt. Den Antworten, die dazu ge geben wurden, bleibt eigent lich nichts hinzuzufügen. Vielleicht noch das Wort eines Dichters. Heinz Kahlau Wenn sich zwei in ihre Liebe schlagen wie in Mäntel gegen Zeit und Wind und nach nichts als nach sich selber fragen, machen sie auch ihre Liebe blind. Zeit und Wind wird ihren Kuß verwehn. Eine Liebe läßt sich nur zu zweit ertragen, wenn die Türen, die zur Welt gehn, �ffen sind. K. H. F.
J. C. SCHWARZ
Sie hatte gleich so ein komisches Gefühl, als Oberst Dumont ihr den Auftrag gab, nach Besanc;on zu gehen. In Besanc;ön war seit einiger Zeit der Teufel los. Die Maquis-Gruppe Bou laya, so genannt nach ihrem Anftihrer Boulaya, trieb dprt ihr Unwesen. Es war so gut wie sicher, daß ein wohltrainierter englischer Captain, den sie von London aus über Dijon abgeworfen hatten, Boulaya helfend zur Seite stand und höchstwahrscheinlich die Seele der mit Sach kenntnis und guter englischer Technik im Ge biet um Besanc;on durchgeftihrten Sabotage akte war. Anscheinend hatte die Gruppe den Plan, das gesamte Eisenbahnsystem zwischen Dijon und der Schweizer Grenze lahmzulegen. Es war aber eine wichtige Versorgungslinie der deutschen Besatzung, und die Gestapo hatte sich bereits bei Darlan beschwert, dem Sicher heitschefPetains. Ausgerechnet Madame Rouge sollte nach Besanc;on fahren und mit ihrem be kannten unwiderstehlichen Charme in das Geheimnis der Gruppe Boulaya einzudringen und den englischen Captain unschädlich zu machen versuchen. Bisher hatte man den Ma quis in dieser Gegend nichts anzuhaben ver mocht, offenbar erfreuten sie sich weitgehender Unterstützung durch die Bevölkerung. Ma dame Rouge hatte Vollmacht, sowohl die Miliz Petains wie die SS in diese Aktion einzubeziehen. Aber das Ganze gefiel ihr nicht. Es war im April 44, sie wußte daß die Herren in Vichy, allen voran Lava!, bereits ihre Koffer packten und nach der Schweizer Grenze schielten. Die Zeit des großen Abschminkens war gekommen. Und da sollte sie noch einmal ihre ganze weib liche Farbenskala in den Kampf werfen, um den Fluchtweg der Vichy-Regierung offen zu halten.
Sie war eine rothaarige Französin von verwir rendem Reiz, bestrickend, liebenswürdig, und raffiniert zurecht gemacht wie eine Pariser_in. Sie sprach perfekt Deutsch, Englisch und Fran zösisch und hatte mit Männern aller drei Na tionen ihre Affären gehabt, meistens in Ver bindung mit dienstlichen Aufgaben. Sie hatte eine Schwäche ftir Geld, Luxus, Juwelen, teure Parfüme und Autos, richtig angewandt und im richtigen Augenblick konnten diese Schwächen als Stärke wirken. Sie war einer der wichtigsten Agenten Oberst Dumonts und steckte jeden Mann in die Tasche, der Informationen geben konnte oder auf der Abschußliste stand. Mit Oberst Dumont selbst hatte sie vor etwa zwei Jahren einen Monat lang geschlafen. Danach hatten sie ihr Verhältnis aufgelöst und sich zu hassen begonnen, aber die dienstlichen Bezie hungen mußten weiter aufrechterhalten werden. Bis heute wartete sie darauf, daß er sich rächen würde, weil sie ihn damals vor zwei Jahren mit demjungen Leutnant Chevalier betrogen hatte. ' Bis heute hatte er sich nur an Leutnant Chevalier gerächt, indem er jenen in ein aussichtsloses und tödlich endendes Unternehmen schickte. Sie wurde das Geftihl nicht los, daß sie jetzt selbst an der Reihe war, zu zahlen. Man hatte ihr Pierre mitgegeben, einen kleinen, weibischen, dekadenten Literaten-Typ, der heimlich pornographische Gedichte schrieb und immer neben der Pistole Aktaufnahmen bei sich hatte. Wahrscheinlich machten ihn diese Fotos immun gegen die ftir Agenten gesperrte Wir kung des schönen Geschlechts. Sie empfand diesen bleichen, manikürten Jüng ling als Neutrum und er sie, das war von Berufs wegen gut so. Aber welchen Schutz konnte er ihr im Ernstfall bieten ! Auch diese Anordnung, 59
daß Pierre sie begleiten sollte, faßte sie als Bos haftigkeit Dumonts auf. Was sie tröstete, war der Gedanke an die Nähe der Schweiz er Grenze. Sie hatte sich ausgerechnet, daß die Invasion der Amerikaner und Engländer, die - das war kein Geheimnis mehr - bevorstand, ftir sie von Nutzen sein mußte. Sie war eine schöne Frau, konnte auf Grund ihrer Sprachkenntnisse als Dolmetscherin dienen und hatte den Vorzug, gegen die Kommunisten gekämpft zu haben. Das konnte sie beweisen. Sie hatte ein Tagebuch geführt, das über alle ihre Aktionen berichtete und mit Zeitungsausschnitten und Dokumen ten illustriert war. Aus dem Tagebuch ging her vor, daß sie einen nicht zu unterschätzenden Anteil hatte an der Liquidierung gewisser kom munistischer Untergrundkreise. Glücklicher war sie so klug gewesen, über ihre gegen West-Alliierten gerichtete Spionage keine Notizen zu machen, weil sie früh voraussah, daß Engländer wie Amerikaner eines Tages ihre Verbündeten sein würden. Jetzt stopfte sie in den doppelten Boden ihres schwarzen ver,_ schließbaren Reiseköfferchens dieses Tagebuch und ihren gesamten Schmuck, der zum Teil aus jijdischem Besitz stammte und der Lohn war für so manches Schäferstündchen mit den Ver folgern der Juden, und nahm sich vor, beim lei sesten Anzeichen einer Gefahr Kurs auf die Schweizer Grenze zu nehmen und in der neu tralen Sehweiz die Beruhigung der Gemüter ab zuwarten, bis sie zurückkehren und sich den Westalliierten zur Verfügung stellen konnte. Sie war eine kluge Frau. Was sie an Oberst Dumonts Zumutung, ausge rechnet j e t z t nach Besanc;:on zu gehen, ärgerte,
war aber nicht nur die Begleitung dieses urt seligen Pierre. Genau genommen erforderte der Auftrag, an die Maquisarden der U mgebung von Besanc;:on heranzukommen, ihJ:e Schlupf winkel ausfindig zu machen und sie und ihren englischen Instrukteur an die SS auszuliefern, daß sich Madame Rouge unters Volk mischte und jedes Aufsehen vermied. Die Frauen aus dem Volk aber sahen um diese Zeit nicht mehr so aus wie Madame Rouge. Sie und Pierre hätten sich ärmlich kleiden, auf Fahrrädern mit einem Rucksack �tuf dem Rücken die Land straße entlang radeln müssen. Das hübsche, kleine, schwarze Auto der Madame Rouge hätte in Vichy bleiben müssen. Oberst Dumont wußte genau, daß Madame Rouge bei all ihrer Klugheit nicht über ihren eigenen Schatten springen, weder auf ihren Wagen noch auf ihre Pariser Aufmachung verzichten konnte. Sie wäre, als Bäuerin verkleidet und die Pedalen eines Fahrrades tretend, zumindest seelisch ge storben, vielleicht auch körperlich. Aber daß sie nicht das kleinste Zugeständnis an die Not wendigkeit machte, sich zu verkleiden, damit hatte Dumont doch eigentlich nicht gerechnet. Aber Madame war klug. Sie wußte, daß sie auffallen würde, und sie wollte auffallen. Be sonders den Maquisards. Ihr Plan war gefaßt. Als am 22. April nachmittags um etwa 14 Uhr vor dem einzigen Hotel in Besanc;:on, das die
Polizei noch nicht geschlossen hatte, ein keines schwarzes elegantes Auto hielt, dem zwei ele gante Pariser Leute entstiegen, ein junger Mann und eine rothaarige bildschöne Frau, wußte ganz Besan�on, daß das Vichy-Leute waren, denn ein nicht mit den Deutschen zusammen arbeitender Franzose fuhr um diese Zeit kein Auto mehr und hütete sich, Reichtum zur Schau zu stellen, weil das die deutschen Behör den unnötig interessiert hätte. Auch der Hotel besitzer verstand, daß er diesen illustren Gästen die besten Zimmer und in einem exquisiten Raum ein völlig illegales und für die Franzosen des Jahres 44 überraschendes Schinken-Essen zur Verfügung zu stellen hatte. Madame Rouge hatte vor, als erstes Kontakt mit dem BahnhofsJorsteher von Besan�on auf zunehmen. Zu diesem Zweck hatte sie vorher Nachforschungen angestellt und herausgefun den, daß der Bruder des Bahnhofsvorstehers als französischer Freiwilliger in den ersten Tagen der Kampf]:landlungen gefallen war. Sie wollte sich als ehemalige Freundin des Toten ausgeben, hatte auch über den Toten einiges ermittelt. Auf diese Weise hoffte sie, das Vertrauen des Bahnhofsvorstehers zu gewinnen und von ihm zu erfahren, was er über die Boulaya-Gruppe wußte. Aber als sie aus dem Hotel heraustrat, gefolgt von dem unglückseligen Pierre, der wie ein Pudel immer einige Schritte hinter ihr ging, sah sie, daß zwei Männer in ihrem Auto saßen. Sie waren jung und ärmlich gekleidet, wahr scheinlich kaum 20 Jahre alt. Sie waren un rasiert, der eine von ihnen war strohblond und hatte hellblaue Augen. Ihre Rucksäcke hatten sie bereits abgelegt und auf den Boden des Autos gestellt. Wahrscheinlich blinde . Passagiere, dachte Madame Rouge im ersten Augenblick, sie wollen irgendwohin mitgenommen werden,
aber sie bringen doch diesen ihren Wunsch auf etwas ungehörige Art zum Ausdruck. Sie näherte sich ihrem Wagen und öffnete die Tür. "Nehmen Sie Platz, Madame", sagte der Stroh blonde unverschämt. "Es ist doch Ihr Wagen, nicht wahr? Sie haben die Ehre, uns fahren zu dürfen." "Und ' wohin soll die Reise gehen ?" fragte sie ironisch. Ebenso ironisch antwortete er. " Ins Führer-Hauptquartier. Direkt zu Boulaya. " Dabei öffneten beide etwas ihre abgetragenen Windjacken, und Madame Rouge ebenso wie . Pierre erkannten deutlich das entscheidende Argument in dieser Debatte : Läufe von Ma schinenpistolen. Madame Rouge warf Pierre rasch einen Blick zu, der bedeutete: Laß deine Pistole aus dem Spiel, schneller können wir gar nicht zu Boulaya gelangen. "Großartig", r;ief sie daher mit gespielter Freude und nahm gemeinsam mit Pierre auf den beiden vorderen Sitzen des Autos Platz. ·
I llustrationen: Karl Fischer
"Schon immer wollten wir zu den Maquis. Wir sind französische Patrioten und bewundern die Taten Boulayas. Es wird uns eine hohe Ehre sein, Boulaya kennenzulernen." "Die Ehre soll Ihnen zuteil werden, Madame. Fahren Sie lqs. Wir zeigen Ihnen den Weg." *
Captain Milford ärgert sich. Er sieht seit einer halben Stunde andauernd auf die gute, exakt gehende Uhr, die ihm von London aus mit gegeben wurde. Seit einer halben Stunde warten sie in dieser Hütte auf den strohblonden Frist\ so nennen ihn seine Landsleute aus Gründen, die Captain Milford bis heute vergeblich zu klä ren versuchte. Vielleicht wollen sie mit diesem Namen sagen, daß er wegen seiner Haarfarbe und wegen seines kräftigen Wuchses wie ein Fischer aus Friesland aussieht. Vor einem Jahr, als Captain Milford bei D1jon abgesetzt wurde und den gefahrvollen Weg zu Boulaya antrat, von dem niemand genau wußte, wo er sein Hauptquartier hatte, begann Milford, Ü ber legungen darüber anzustellen, was diese fran zösischen Patrioten, diese Maquisarden, eigent lich für Menschen sind. Sie gehen in die Wälder, in die Wildnis der Berghöhlen, verzichten auf alle Freuden des Lebens und kennen nur e i n Ziel : Ihr Vaterland an den Nazis z u rächen und den frechen Eindringlingen zu zeigen, daß es · noch Franzosen gibt, die todesmutig zu kämp fen bereit sind. Eine der eindrucksvollsten Per sönlichkeiten in der Gruppe Boulaya war der Frise, ein ebenso undisziplinierter wie jede Ge fahr verachtender junger Mann, bei dessen Beurteilung Milford zwischen der Bewunde rung seiner Tollkühnheit und der ernsthaften Erwägung schwankte, ihn fortzuschicken, weil er durch seinen Leichtsinn die Arbeit der ganzen Gruppe gefahrdete. Zu allem Unglück stammte der Frise aus Besan<;:on und war bei der Jugend des Städtchens bekannt und beliebt. Er hatte als Milizionär bei der Eisenbahn gedient und Gleisanlagen und Stationsgebäude bewachen geholfen, hatte dann eines Tages alles hinge worfen und war in die Wälder zu Boulaya ge gangen, dem er wertvolle Dienste bei der Pla nung von Sabotageaktionen zu leisten begann, denn er wußte .glänzend Bescheid über die Bahnanlagen und kannte die Mehrzahl der französischen Eisenbahner. Auch der Plan zur Vernichtung des gesamten Eisenbahnknoten punktes Besan<;:on, den sie heute verwirklichen wollen, wurde mit Hilfe des Frise vorbereitet. Es sollen von fünf Zweiergruppen fünf mächtige · Sprengstoffladungen auf dem Bahngelände an gebracht werden. Eine sechste Gruppe soll den Raum besetzen, von dem aus die Lautsprecher anlage des Bahnhofs betätigt wird, und zur Evakuierung des Geländes auffordern, weil sich 62
der Kampf natürlich nicht gegen die französi schen Arbeiter richtet, sondern gegen die Ok kupanten und ihre Verbindungswege. Aber die Gruppe Frise-Henry kommt nicht. Treffpunkt ist die verlassene Hütte auf dem Hügel . oberhalb des Bahnhofes, deren frühere Bewohner von der Gestapo verschleppt wurden. Gestern abend hatte ·der Frise um Heimurlaub gebeten, er wollte seine Eltern besuchen, und Captain Milford hatte ihn gehen lassen, zu sammen mit Henry und den Rucksäcken, die die Sprengstoffpakete enthielten. Der Frise hatte geschworen,. pünktlich um halb drei Uhr zu sammen /mit Henry in der Hütte einzutreffen und sich der Aktion wie vorgesehen anzuschlie ßen. Jetzt macht sich Milford Vorwürfe, daß er den Burschen gehen ließ. Es wird dreiviertel drei, es wird viertel vier. Keine Spur vom Frise. Ist ihm etwas zugestoßen ? Hat ihn die Gendarmerie festgenommen? Mit dem ' Inhalt in den Rucksäcken wären beide ver loren, der Frise und Henry. Und nicht nur sie wären verloren : Möglicherweise, unter dem Druck der Gestapo-"Vernehmungen", könnte die ganze Gruppe hochgehen. Was tun ? Soll man di<; Aktion abblasen und sich ins " Lager" in den Waldhöhlen hinter den Hügeln zurück ziehen? Oder soll man die Aktion ohne den Frise, ohne die fünfte Sprengladung, durchfüh ren, vorausgesetzt, daß man noch an den Bahn hof herankommt und nicht das ganze Ge lände von SS umstellt ist, auf Grund der aus den Verhafteten herausgeprügelten Wahrheit ? Milford und Boulaya halten eine kurze Bera tung ab. Sie beschließen, Charles hinunter zum Bahnhof zu schicken, natürlich ohne den Rucksack. Charles ist ein ernster, kluger, zuver lässiger j unger Mann, ein Mitglied der illegalen KP Dijons, den man zur Verstärkung kürzlich herüberschickte und der sich durch Umsicht und Tapferkeit s.chon in mehreren Aktionen aus! zeichnete. Er ist in Besan<;:on völlig unbekannt, was für den Auftrag vorteilhaft ist, herauszube kommen, ob es am Bahnhof oder in der Nähe des Bahnhofs irgendeine verdächtige Bewegung von Polizei oder SS gibt. Es eilt, genug Zeit wurde schon verloren. Nach einer Viertel stunde ist Charles wieder da und meldet, daß die Luft rein ist und er nichts Verdächtiges fest stellen konnte. So hängen sie sich die Ruck säcke über die Schultern und gehen los, Mil ford zähneknirschend, er ist jetzt entschlossen, diesen Einzelgänger, den Frise, in einen andern Maquis-Bezirk strafzuversetzen. Es geht alles überraschend einfach. Die Grup pen begeben sich jede an die vorgesehene Stelle, ohne aufzufallen, sie sehen wie Arbeiter aus, die Reparaturen durchführen, keiner der französischen Eisenbahner fragt sie, was sie hier eigentlich tun. Der Grundsatz bewährt
sich wieder einmal, daß die Wahrheit die beste Lüge ist und das sicherste Versteck ein öffent licher Platz. Nach zehn Minuten sind die Sprengladungen angebracht. Während sie das Bahngelände ver lassen, hören sie den Lautsprecher : " Kameraden, Franzosen ! Verlaßt sofort da_s Bahngelände. Es ist lebensgefahrlich, sich im Bahngelände aufzuhalten. Es lebe Frankreich, vive Ia France ! " Französische Eisenbahner und Polizisten ver lassen eiligst das Gelände, zum Teil lachend, die Maquis sind bekannt und beliebt, die Nazis verhaßt, der Ruf "Vive Ia France !" sagt alles. In demselben Augenblick, in dem die Maqui sarden wie verabredet wieder in der Hütte zu sammentreffen, sind der Frise und. Henry da. Es sind nur noch zehn Minuten bis zur Deto nation. "Was wollt Ihr jetzt?" fragt Captain Milford die Bummelanten böse. "Wo wart Ihr die ganze Zeit? " Der Frise grinst, seine blauen Augen strah len. "Entschuldige, Emil", sagt er, "Emil" ist der M aquis-Name Captain Milfords. "Wir hatten noch etwas zu erledigen. Du weißt, ich wollte immer ein Autoehen haben. Ich habe jetzt eins. Wieviel Minuten haben wir noch ?" "Zehn. " "Wir legen unsere Sprengungen a n und kom men dann ins Lager." Kopfschüttelnd, wütend läßt Captain Milford "die Gruppe ins Lager zurückradeln, ohne daß er sich um den Frise weiter kümmert, der mit Henry zum Bahnhof hinuntergeht. Er blickt auf seine Uhr. Man darf nicht die Maßstäbe
einer regulären Armee anlegen, denkt er. Be sonders ich als Ausländer muß diesen Amateur Soldaten gegenüber ein Auge zuzudrücken be reit sein. Pünktlich zehn Minuten später, sie haben be reits einige Kilometer zurückgelegt, ertönen vier Donnerschläge. Sie sehen von weitem Flammen und Rauch aus dem Bahnhof auf steigen. Was ist inzwischen mit dem Frise ge schehen ? Da, ein fünfter. Donnerschlag !- Also ist es dem Frise gelungen, nicht nur seine Ladung anzu legen, sondern auch den Zeitmechanismus der Sprengung vorzuverlegen. Ein verrückter und tollkühner Kerl ! I rgendwelche Wachen be-. ginnen, mit Maschinengewehren in die Luft zu schießen. Bis zum Waldlager der Boulaya-Gruppe haben der Frise und Henry die anderen eing�holt. Beim Betreten des Lagers bietet sich Captain Milfop:l ein merkwürdiges Bild. Drei Maquisarden stehen vor zwei auf einem gefallten Baumstamm sitzenden Personen und halten die Mündungen ihrer Maschinenpistolen auf die Gefangenen gerklite . Am Rand lies La gers ist ein kleines, schwa: zes, elegantes Auto abgestellt. Der Frise steigt von seinem Fahrrad und be richtet
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"Wir fanden sie in der Stadt vor dem Hotel. Wir haben sie hergebracht. Deshalb kamen wir zu spät zu unserer Verabredung. " Boulaya kann ein Lächeln nicht unterdrücken. Er tritt etwas näher an die zwei Gefangenen heran. Es ist ein elegantes Pärchen, ein junger Mann und eine bildschöne Frau mit dichtem · dunkelrotem Haar. Was hat der Frise bloß wie der angestellt ! Auch Captain Milford will näher an die beiden Gefangenen herantreten. Aber plötzlich, wie er die Frau sieht, erschrickt er, es geht ihm wie ein Stich durchs Herz, er bleibt stehen und weicht nicht von der Stelle. Wie war das damals, vor vier Jahren, am Strand von Abbeville mit der schönen Französin Yvette ? *
"Leider", sagt er, "ich habe Dienst. Aber viel leicht besuchst du mich in der Garnison, Liebling? Ich würde dann herauskommen, und wir könnten ein wenig bei Mondbeleuchtung auf- und abgehen ." Die Sache gefallt Milford nicht. Aber man ist im Krieg, und er will seinem Freund den Spaß nicht verderben. Die "Garnison", wie Hender son sich ausdrückt, ist ein wichtiger. Stützpunkt. Die Straße, die zu dem Stützpunkt führt, über haupt die ganze Umgebung der Stellung ist vermint. Denn die Faschisten sind nicht mehr weit. Es gibt nur einen Feldweg, der an den Minen vorbei zum Stützpunkt führt. Wie soll Yvette zur "Garnison" gelangen? Wie stellt sich Rendersou das vor? Da sieht Milford, daß Rendersou im Sand mit dem Finger zu malen beginnt. "Hier ist die Hauptstraße", sagt er zu der Fran zösin. "Du gehst nur bis zu dem und dem Punkt." Er beschreibt genau, woran sie diesen Punkt erkennt. "Dann", er zeichnet mit dem Finger den Feldweg in den Sand, "biegst du hier ein. Es ist ein kleiner, schmaler Fußpfad. Diesen Fußpfad gehst du immer geradeaus, er führt dich direkt zu mir. Ich stehe am Ende des Weges und erwarte dich, du mußt mir nur sa gen, um wieviel Uhr du kommst. Aber sei ge nau, beachte, was ich dir soeben sagte. Die Straße darfst du nicht weiter entlanggehen. Hast du verstanden?" Sie verabreden sich. Um neun Uhr im Mond schein am Ende des Fußpfades soll die große Liebesumarmung stattfinden. Ja, zum Teufel, sie fand statt. Es kam aber' nicht Yvette, sondern ein Zug schwerer deutscher Panzer, der :;?;ug verließ am richtigen Punkt den vermintenAbschnitt der Hauptstraße. Er bahnte sich seinen Weg durch den einzigen Korridor im Minenfeld. In dem aussichtslosen Kampf gegen eine feuerspeiende, kettenrasselnde Ü ber macht fiel Henderson und geriet Milford in Ge fangenschaft. Später gelang es Milford, zu fliehen, den Kanal zu erreichen. Ein französi scher Fischer brachte ihn nachts nach England hinüber. In den folgenden Jahren hatte er Zeit, über die schöne Yvette nachzudenken. Da saß sie auf dem gefallten Baum. Sie war es, Captain Milford erkannte sie. Noch hatte sie ihn nicht gesehen. ·
Ein Mai-Abend 1 940 in der französischen Kü stenstadt Abbeville, an der Mündung der Som me in den Kanal. Es gibt da .in der Hauptver gnügungsstraße ein elegantes Lokal, über dessen Tür das Schild prangt : "Only for Officers of H. B. M.-Forces" ( His British Majesty Forces) . Milford und sein Freund Captain Henderson, zwei junge Offiziere, sitzen auf hohen Barstühlen und lassen sich von einer schönen französischen Bardame bedienen, die von allen Yvette genannt wird und perfekt englisch spricht. Eine herrlich schöne Fran . zösin ! Henderson ist Feuer und Flamme, der Alkohol steigert seine Begeisterung für die Bar dame. "Und was tun Sie am Tage, wenn Sie nachts hier arbeiten ?" fragt er die Schöne. "Vormittags schlafe ich", antwortet sie. "Nachmittags gehe ich an den Strand und bade." "Und", fragt Henderson weiter, "würden Sie auch mit einem englischen Offizier baden ge hen ? " "Warum nicht? Sehr gern sogar." Sie verabreden sich für den nächsten Nach mittag am Strand von Abbeville. Milford geht mit, er hat irgendwie das Gefühl, seinen jungen verliebten Freund beschützen und zurückhalten zu müssen. Im Badeanzug tänz�lt Yvette heran und setzt sich :�;u den bei den Engländern. Sie sieht aus wie Venus in Person. Sie trägt den schmalsten Büstenhalter, * das kleinste . Höschen, das man damals nach der Bademo de von 1 940 tragen konnte. Hen Boulaya spricht mit den beiden Gefangenen. derson ist außer sich. Man schwimmt auch et Beide sind aufgesprungen und reden auf ihn was, amüsiert sich durch Tauchen und ver ein. Captain Milford hört, wie Yvette unabläs. sig von ihrem Patriotismus spricht und von schiedene Künste im Wasser. "Und was ist heute abend ?" fragt Yvette. ihrer Begeisterung für die Maquisarden, denen "Ich habe nämlich heute frei, ich brauche nicht sie sich angeblich anzuschließen wünscht. in die Bar." Henderson �ieht Milford an. Fortsetzung auf Seite 90 =
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j\1an grub in Trojg, Pergamon und Theben schmz ·viele seltene Köpft aus dem Sand. Wie aber kommt, wer kann mir Auskunft geben, Apollos Birne art den Ostseestrqnd.? ])rum hil d.� �;kippe und dtn.Sihat<, gehoben, lxwr noch ein Mus-eum ihn wrmißt! Ich wünscht hn-{.lidr, daß er -nichl nm o ben nein, auch in Giinr:t ganz en i I ,
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Weg
"Sie brauchen sich nicht zu beschweren. Das ist allein Ihre Schuld", unterbricht der Batterie chef den Unteroffizier. "Und überhaupt, wer hat Ihnen denn gesagt, daß Sie sich Ihrer Be dienung selbst vorstellen sollen?" 1 ,Niemand, Genosse Hauptman n ! ' möchte Man fred Kraft antworten. Er un.terläßt es jedoch, weil er spürt, wie aufgebracht sein Vorgesetzter ist. Dabei hatte er nichts Schlimmes · beabsich tigt, als er auf die Stube Nummer elfging, wo die Geschützbedienung liegt, die er übernehmen soll. Die Zeit schien ihm zu lang. Studieren, nun ja, das war befohlen. Aber befohlen war nicht, daß er schon vor Ablauf der drei Tage zu seinen Soldaten gehen soll. Das behielt sich der Bat teriechef vor. Und mit Recht. Manfred versteht das. Er hatte voreilig gehandelt. Die Quittung kam ja dann auch postwendend. "Hören Sie, Genosse Unteroffizier. Gefreiter Sander ist ein ausgezeichneter Richtschütze, unser bester Mann. Ich wäre froh, wenn alle so wären. " Damit ist das letzte Wort des BatteriechefS ge sprochen. Kraft darf wegtreten. Er geht, im Widerstreit mit dem Wunschgedanken seines Vorgesetzten "wenn alle so wären", den Flur entlang, vorbei· an der Stube elf. Hier hatte er erleben müssen, wie ihm Sander auf die feine Tour begegnet war : Die Bedienung stand, wie auf eine Schnur ge fadelt, zu beiden Seiten vor den Betten. Und Sander, betont herausfordernd, hatte für die 68
Meldung die Mitte der Stube gewählt. Noch bevor Manfred das "RÜ HRT EUCH ! " aus gesprochen hatte, fragte der Gefreite, der bis her die Bedienung geführt hatte, im Ton ge spielter Unterwürfigkeit, ob nicht der Genosse Unteroffizier auch den Schrankbau zu kon trollieren wünsche. Kraft, auf die gezielte Pro· vokation nicht achtend, ging auf den Stuben ältesten zu, reichte erst ihm und dann jedem der Kanoniere die Hand. "Setzen wir uns doch. " Kraft wies auf die Hok ker am Tisch. Die Genossen setzten sich. Bis auf Sander, der am Fenster, hinter dem Rücken des Unteroffiziers, stehen blieb. "Sie auch, Gefreiter Sander." "Danke. So hat man eine bessere Ü bersicht.'' "Ich möchte . aber, daß Sie Platz nehmen, eben wegen der Ü bersicht. Es spricht sich besser von Angesicht zu Angesicht. " Manfred wunderte sich über seine Ruhe, mit der er sprach. Sie war ganz einfach da, saß neben ihm wie ein guter Freund und wachte streng darüber, daß Kraft seinem Vorsatz, nicht als Schulmeister aufzu treten, treu blieb. Das hatte er sich fest vorge nommen. "Nun mach keinen Quatsch. Setz dich ! " "Was heißt hier Quatsch ? Ich bin für klare Fronten. Und klar ist gar nichts. Oder kennst du einen Befehl, der mich als Geschützführer entbunden hat ?" Sanders Stimme schnappte ein wenig über. Und der Kanonier, der ihn auf gefordert hatte, am Tisch Platz zu nehmen, winkte kurz ab. "Dir ist ja nicht zu helfen."
" Es ist doch so ! Wer hat die besten Schieß ergebnisse? Wir ! Wer wird seit Jahr und Tag als Vorbild hingestellt? Doch wir ! Kurzum, es lief auch ohne Unteroffizier." "Aber jetzt kriegen Sie einen Unteroffizier. Mich ! Und gemeinsam werden wir uns an strengen, die Spitze zu verteidigen. " "Abwarten und Tee trinken", kam es leise über Sanders Lippen. "Das ist doch -" Kraft hatte sich einen Augen blick lang vergessen. " Ich werde mich über Sie beschweren." Nichts war übriggeblieben von Manfreds Vorsatz, ruhig und selbstsicher mit seinen Ge nossen ins Gespräch zu kommen. Und nun hatte ihn dieser Sander aus der Fassung gebracht . . . •
" Mit einem Mal ? Das kann doch wohl nicht wahr sein ! Oder leidet ihr an Gedächtnis schwund? Wo ist denn eine Bedienung besser als wir? Und wir haben keinen Unteroffizier. Na?" Kraft wandte sich an den Gefreiten und fragte : "Wovor haben Sie Angst?" "Angst?" Sander klopfte mit dem Finger auf die Brust. " Ich und Angst? Da hört ja alles auf!" Der Richtkanonier machte eine Pause. Aber auch die konnte über seine Erregung nicht hin wegtäuschen. "Seit einem halben Jahr führe ich die Gruppe. Und nicht schlecht. Im Wettbewerb stehn wir ganz vorn. Daß wir die zweite Bedienung sind, ist aus der Struktur ersichtlich. Ansonsten sind wir nur die Sanders. Und das spricht flir die Qualität." "Komm, bleib aufm Teppich !" entgegnete der Kn�ftfahrer, Kanonier Wenda, mit einem verstehenden Lächeln.
"Sie wollen mich sprechen ? Das trifft sich gut." Leutnant Hendrich weist auf einen Stuhl. U nteroffizier Kraft hatte den Parteigruppen organisator um eine Aussprache gebeten, nach dem er offiziell der Batterie als Geschützführer der zweiten Bedienung vorgestellt worden war. Mit dem Genossen Kraft wäre die Parteigruppe um ein j unges Mitglied stärker geworden, hatte Leutnant Hendrich dabei erklärt. Ihre Stärke seijedodl nicht nur an der Zahl ihrer Mitglieder zu messen. Vielmehr käme es darauf an, durch persönliches Vorbild auf jeden Soldaten för dernd zu wirken . . . Manfred hat es so im Gefühl, er spürt es : Der wird dich verstehen. Und er braucht jetzt einen Menschen, der ihn versteht. Leutnant Hendrich, der längst von dem Gespräch zwischen seinem Batteriechef und dem Unteroffizier weiß, hört Kraft zu. "Sie machen's mir wirklich nicht leicht, Ge nosse Kraft. Aber wir werden schon einen ge meinsamen Nenner finden. Also, gehen wir der Reihe nach . . . " M anfred hat tatsächlich die beste · Bedienulfg erwischt, mit Einschränkungen zwar, aber im merhin die beste. Seit zwei Jahren erfullt sie jede Schießaufgabe mit der Note Eins, egal, unter welchen Bedingungen. Damit haben die Jungs um Sander so manches Mal der Batterie Ehre eingelegt. Die Parteigruppe arbeitete mit dem Beispiel der ZWEITEN, stellte sie den an deren Bedienungen als Vorbild hin. Alles schien in bester Ordnung. "Aber der Schein trügt", führt Leutnant Hend rich weiter aus. "Wir haben das Schießen zu sehr betont und dabei Wichtiges vernachlässigt. Die Disziplin zum Beispiel." "Und die Kamerad schaft", ergänzt Manfred. "Richtig, die Kameradschaft - . das Brot des · Soldaten. Wir müssen da was zurechtrücken. Paradepferde nützen uns wenig. " Manfred begreift sehr wohl, was der Partei·
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gruppenorganisator damit nteint. Und so hält er mit den Eindrücken, die er cvon seiner Bedi'eming gewonnen hat, nicht hinterm 'Berg. Er muß (lefi Glorienschel'n sprengen, der 8i«: "San. ders" umgibt. Sie müssen von dem wahren Wert ihrer LeiStungen erfahren. Je früher, desto besser. "Allein ?" fragt der Leutnant. "Da laufen Sie Sturm. lcll ll:enne den Gefreiten Sapder. Jeder übereilte Schritt bringt Sie ins Stolpern. Unct Q.as ist wohl nicht im Sinne des Erfinders." • !Krafts Bliek geht hinüber zu den anderea Bedienungen. Die sind noch nicht so weit. Ge freiter . Sander, der der Blickrichtu� s�nes Unteroffiziers gefolgt war, schaut, an s.e�'Cm Platz hockend, den :Vor,gesetzten herausfor dernd an. Seine Augenf: in denen siCh die Sonne widerspiegelt, haben einen . triumphierenden Glanz. Darin liest Manfred wie in einem auf geschlagenen Buch. ,Siehst du', sag n .diese Augen, ,das sind wir, die Sandel'S, meinejungs.' "Großartig ! Toll !" ruft Kraft - und es wirkt wie eine notwendige Selbstverteidigung. "He4 erhebt euch, Jungs ! Oder habt ihr nicht mitgekriegt, daß wir soeben belobigt wurden?" - Doppelt spöttisch wirft der nahe Waldrand die :Worte des Geftehen zqrück: Kanonier Blümke, der .'Verschlußka!lanier, stößt Sander scbmen haft in die Rippen. "Laß den Unfug !" " Willst wohl abspringen ?" . Bis zu diesem ZeiU>unkt wußte · 'Unteroffizier Kraft noch nicht, daß man ihn leerlaufen lassen wollte, aber s.o, daß ihm kein A laß g�eben würde, die I;>isziplinarvorschrift anwenden zu müssen. Dav.on erfuhr Manfred jedoCh erst später. Ist er nun dem Zufall dankbar oder nicht? Er weiß es nicht. Jedenfalls kommt ihm ' das Kommando "Stellungswechsel !" sehr ge legen. Die Bedienung ist wieder voll beschäftigt.
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anzuspornen. Manfred schätzt die Entfernung. Es sind zir.ka einhunderffi.l.nfzig Meter,, die !fer Zugführer vor den Geschützrohren abgeschritten ha . W_as jetzt geschehen wir:�, läß.t sich q:ns�;h er. wq,r aussagen. "Im Manl'l$chäftszug - bis auf meine flöhe matsch ! .. Nun beherrschen nur noeh die Kommandos der drei Gesahütduhrer das Handeln der Kaaoniere. ;)Holme hebt an - zuglec i ß' !" Schnell ist d'c�,S' eiserne Spornrad unter die Holt11e gebracht. ,1Ges�t-z, matsch ! Ein) zwei - eins, zwei !' 'Fest greifen schweißnasse Hände in dle 'Räder, $temmen sich Sch ltern krat'Woll gegen den SChild. Gleichmäßig bewegt sich das Oescliütz iR dem sandigen Boden Meter um Meter vorärts "Holme links !" korrigiert Manfred. Das Rohr schwenktnach recpts. Das Geschütz . ist wieder in Richtung. ,Schneller', denkt Manfred, ,schQeller !' Am liebsten würde er mit zupacken. Aber er darf das nicht. Viel hängt von ihm, hängt von seinen Kemmandos al;>. "Halt !" befiehlt Manfred. Genau neben dem Zugführer kommt das Geschütz zu stehen. Scl}weiß r-innt unter den Stahlhelmen hervor. Die Kaneniere knien nieder ·und armen mit höchster Pulsfrequenz. Der Oberleutnant schaut aufdie Stoppuhr. "Sehr gut", sagt er, "war auch gar nicht anders zu erwarten:." "Gestatten Sie -?" fragt Unteraffizier Kraft. Er braucht den Satz nicht auszusprechen. "Gefreiter Sander, Kanonier Blümke, Sie blei-
ben am Geschütz ! Die anderen zur dritten Be dienung !" Die muß sich festgefahren haben. Selbst die Befehle und das Zugreifen des Geschützfuhrers bringen die Kanone keinen Zentimeter voran. 11Was· soll das?" protestiert Sander. .,Die soll'n sich bloß nicht so qlöd anstellen." "Schweigen Sie ! " Der Z11gfuhrer mahnt Kraft zuF Eile. Vereint bringen acht Kanoniere und zwei Unteroffi ziere das bis zu den Achsen in ein Sandloch ge rutschte Gescttütz in Bewegung. Und da kommt auch sc)lon der nächste Befehl : "Zum Kampf!" Kraft mit seinen Leuten stürmt zurück zum Geschütz. Sie haben mehr als hundert Meter durch den Sand zu laufen . . . Manfred hört, wie der Zugfiihrer die Meldungen der ersten und dritten, Bedienung quittiert : "Erstes fertig !" - ; ,Drittes fertig !" .,So was gibt's in keinem Kino." Die Stimme es e freiten Sander schlägt Purzelbäume. "D1e eige nen Leute um die Note bringen, habt ihr so was schon erlebt ?" Erlebt hat das noch keiner. Bis zu diesem Tage noch nicht. Hatte Kraft seine Bedienung ver schaukelt, wie Sander sich ausdrückte ? Krafts Anerbieten, der Dritten zu helfen, machte in der Batterie die Runde. Er wäre fein 'raus, wenn er die Sache ganz ein fach übersehen hätte. Aber er hat es nicht, weil er � nicht wollte. Kraft ist froh darüber. Trotz aller Zweifel, die ihm kommen. Er brauchte diesen Moment, er brauchte ihn fur sich. Und was viel wichtiger ist - er brauchte ihn .fur seine weitere Arbeit mit der Bedienung. Er braucht Situationen in denen die wahre Kamerad schaft sein r Genossen auf Herz und Nieren erprobt wird.
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• Geduldig hört sich Manfred die Meinungen sei-
ner Genossen an. Wortfilhrer ist nach wie vor Sander. Ihr könnt machen, was ihr wollt. Ihr könnt nageln, aber das will nicht in meinen Kopf."
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"Ein bißeben lütt, das Ding", bemerkt Blü �ke ironisch. "Aber Spaß beiseite. Meinst du mcht auch, daß es an der Zeit ist, mit offenen Karten zu spielen? Wir sind eine gute Tr�ppe, das or bild gewissermaßen. Und daß w1r der Dntten geholfen haben, gereicht uns nur zur Ehre." Daß ich nicht lache ! Ehre - ein •großes Wort, ein Lieber. Alles Unsinn, wenn dabei die gute Note flöten geht", stößt Sander erregt h�rvor Als ob es nur darauf ankäme. Noten, 1ch höre loß immer Noten. Ich glaube, wir sitzen schon viel zu lange in diesem verfl.uchten N o t e n Karussell." Kanonier Wenda deutet mit sei nem Oberkörper eine drehende Bewegung an.
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Macht nur eure Witze', denkt Manfred. Er
�eiß' daß die Kanoniere weit davon entfernt
sind Witze zu machen. In allem, was sie sagen, stec t Wahrheit. Und Manfred begreift sehr gut, daß diese Wahrheit unbedingt ausgespro chen werden muß. Sie ist . nicht teilbar. Man kann nicht aus einer Wahrheit zwei Wahrheiten machen wollen nur weil es Sander so bequemer erscheint. Ziel ller Bemühungen ist und bleibt die Note Eins. Das ist unumstößlich. Und doch ist es nur die halbe Wahrheit. Es geht auch um das Wissen wofiir und warum die Note Eins. Egoismus ist ein_�chlechter Ratgeber.
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Vorbild zu sein, ist eine große Verpflichtung ?"
�gt Unteroffizier Kraft. "Sie wollen, Gefreiter Sander, daß nur unsere Bedienung Vorbild ist, eingerahmt von lauter Nieten. Aber dieser Rah men kleidet uns nicht. Das Ding ist wurm stichig."
Wie bildhaft doch unser Unteroffizier reden
kann. Das krempelt mir die Seele um. Sie wollen
einen ncuen Rahmen, so einen modernen, m dem alle Platz haben ?" "Warum nicht?" erwidert Manfred. "Ich finde auch, daß uns so ein Bild .besser zu Gesicht steht", pflichtet Kanonier Blümke seinem Vorgesetzten bei. "Hirngespinste sind das, nichts als Hirnge spinste. Glaubt mir, selbst ist der Mann. Wer besser werden will, der muß zuerst bei sich selbst anfangen. Der kann nicht warten, daß ihm immer nur geholfen wird - auf unsere Kosten, wie es mit der Dritten war", poltert Sander wie der los. "Soll'n wir also ruhig zusehen, wie sie tief im Loch stecken ? Ja, soll'n wir das ?" fragt Man fred aufgebracht. Und unmißverständlich an Sander gerichtet : "Sie haben noch nie in der Klemme gesessen ? Sie brauchten von noch kei nem Hilfe ? Sie sind mit allem immer selbst fertig geworden ?" "Gott sei Dank", kontert der Gefreite. •
Daß es keine glatte Straße, ohne Kurven und Unebenheiten, sein würde, auf der er als Ge schützführer zu gehen hatte, das war dem Un teroffizier völlig klar. Daß aber diese Straße sich als steiniger Weg präsentieren würde, das hatte der junge Manfred Kraft nicht erwartet. Den noch machten ihn die Gespräche mit seiner Be dienung um eine Erkenntnis reicher : Will man wissen, mit wem man in einem Kollektiv zu sammenlebt und arbeitet, dann muß jeder von ihnen zu einem klaren Standp1-mkt gezwungen werden. Hatte sich anfangs die ganze Bedienung gegen ihn gestellt, so beginnen sich jetzt die Fronten zu klären. Die Genossen, die bisher wider spruchslos aufSander gehört und sich kaum dar über Gedanken gemacht haben, ob auch alles, was und wie er es sagte, richtig war, diese Ge nossen wollen heute schon mehr. Sie wollen die gute zweite Bedienung bleiben. Darüber lassen sie keinen Zweifel zu. Doch die Anerkennung ihrer Leistungen durch die Vorgesetzten allein reicht ihnen nicht mehr. Sie wollen auch von den anderen Bedienungen als zuverlässige Ka meraden anerkannt werden. Das gaben sie Sander zu verstehen. Manfred ist froh darüber, ihr Mitdenken rechtzeitig in die richtige Bahn gelenkt zu haben. Auch Sander wird umdenken müssen. Das sind die Gedanken, die Manfred beschäf tigen, während die Geschütze der Batterie, in breiter Frontin Stellung gefahren, den "Gegner" erwarten. "Panzeralarm !" Vom Batteriechef abgefeuert, steht hell das Leuchtsignal über den Köpfen der Kanoniere ; es weist die Richtung an, aus der der Panzerangriff erfolgt. Schnell und sicher 72
werden die vom Geschützführer befohlenen Werte eingestellt. Gefreiter Sander meldet "fertig". Wie festgeklebt sitzt der Stachel des Zielfernrohres am zugewiesenen Panzer. Der Schuß bricht. Hart durchschlägt die Gra nate das Ziel. Das Doppelglas vor Augen, be fiehlt Unteroffizier Kraft : "Feuer verlegen nach links ! " Mit hundertmal geübter Geschicklichkeit schwenkt Gefreiter Sander mit dem Richtmecha nismus das Rohr auf das nächste Ziel. Erneut wird das gleichmäßige Summen in den Hör muscheln der Kommandosprechanlage unter brochen. · Einlage des Batteriechefs <�;n die zweite Bedienung : "Panzerzielfernrohr aus gefallen !" Immer näher rollt das graue Ungetüm. "Tempo !" Kraft zwingt seinen ' Richt�anonier zur Eile. ,Schießen wir also mit dem Rund blickfernrohr', denkt er. Nervös hantiert Sander an den Richttrieben der beim Schießen selten zum Einsatz gekom menen Optik. Das Geschoß schlägt weit vor dem Ziel ein. "Was ist bei Ihnen los, Zweites ?" Die Stimme des Batteriechefs, dicht an Manfreds Ohr, verlangt nach einer Antwort. "Zurücktreten !" fordert der Unteroffizier den Gefreiten auf. Manfred, jetzt an Sanders Platz, traut seinen Augen nicht. Sander, der immer glaubt, alles besser zu wissen, der vorgibt, alles zu können, der mit Worten und Belobigungen gekörnte Richtkanonier, dieser Sander ist plötz lich am Ende seines Lateins. Das Zielfernrohr beherrscht er. Der mit dem ersten Schuß ver nichtete Panzer ist dafur stummer Zeuge. Aber das RBF . . . ? "Beobachten Sie !" Sander muß zweimal zu fassen, bis er das Doppelglas seines Geschütz führers fest in den Händen hält. Eine kleine Korrektur noch an der Aufsatz trommel. ,Komm nur', denkt Manfred, während der Panzer auf ihn zurollt, ,du entgehst mir nicht!' Die graue, auf einen Eisenrahmen gespannte und von einem Drahtseil gezogene Wand stürzt zusammen. Der "Gegner'' ist vernichtet. Kraft und Sander nehmen wieder ihre Plätze ein. "Danke", sagt der Gefreite. Manfred nickt. Die Frage "Wofür?" bleibt unausgesp'rochen. Der Unteroffizier hört nur, wie sich der Bat teriechef über die Kommandosprechanlage meldet : "Das hat Ihr Richtkanonier ausgezeichnet ge macht. Sie können stolz aufihn sein." ,Jawohl ! " antwortet Manfred. Und dieses ,Jawohl !", nicht laut, aber doch so gesprochen, daß jeder am Geschütz es hören kann, läßt die Genossen der zweiten Bedienung zu ihrem Unterof fizier aufblicken. Zum ersten Mal auch Sander. ·
7. März 1 946 Gründungstag der FDJ
Zeic h n u ng : Kurt Klamann
" Und als ich Mutti vor 25 Jahren zum Eintritt in die FDJ warb, wollte sie nicht recht glauben, daß unsere Arbeit einmal so reiche Früchte tragen würde." 73
I
Was det:
hemalige Fraglittenkapitän der Bundes
marine Kündiger. unter anderem erlebte
AR .einem Sommjrtag gehe wJr Stabsoffi}!iere des west deutschen Flottenkommalidos i n Glücksljlurg -Meierwik zur M ittagsm�thlzeit ins Kasino. Die örtlrcben mstände l.assen die Stirnsei�e es Raumes im ROk ken der Eintreter:�den, Ein _.Mahtzeit, meine Herren I'' des Flottenchefs, Vizeadmiral Gerlach, löst das all �tneine Platznehmen aus, WE!)lli t nun. ehr aueh die Stirnseite den Bet(achtern tugänglleh wir.d. Was eber verdüstert da heute die ctu reh spärlichen Haarwuchs hoeh wirkende Stira des Kapi tä·ns zur See Helq1ut Kl0se ? M it erregter Stimme, dunklen Auges ejnen Punkt fixler.end, tut er seinem Unmut deJ Umgebung kund: ,.Ohne jem!!ndem zu nahe tre ten zu wollen, meine Herren, darf ich fragen, wem Wir dieses sclleußllch-schundige Mach werk zu verd!!nken haben 7 1" Die allgemeine.A.ufmerksamkeit hat lO'zwischen d!!s angespro ohena.Ziel ausgam&,!;!ht: einer.� überma{lnshohen Csobelin, auf schwarzem Grund das Therria ,.TJ'otentanz 1 91 8". Drei Ske ratte in vom KampfgescheheA verscbhsser:�en U niformen der Waffengattungen: He.er, MI! tine, luftwaffe. Die Aussage des Kunstwerkes wi�t unmlttet. bar l:mtl ist allen offensichtlich: Oe� ällen idealisierenden Phra sem entblö'ßte ,,H.eiEientod" des ersU�n WeltkriErges blicl
Davongekomnwoen" des zwei ten ,Weltkrlege_s, unter denen nicht wer:�ige sind, ,die den dritten bewußt vorbereiten, hier, beim Flottenkommarldo der westdeutsehen Bundesmarine. Die Frage Kloses wird vom Kapitän zur See Topp beant wortet. Topp, Ritterkreu� mit Eichenlaub und Scbwertem auf der weißen Messejacke. be li:eAnt sich in die Irritierten Augen, aufgebtachten Mienen und versteckt-ltorwurfs\i'GIIen B licke zu seiner ..Tat". Mafl weiß firn seine ästhetisier.el'lden Attitüden, sucht er doch das ..edle l(�iegshendwerk" mit der ,.hehre.n Kunst" zu verbinden. Die Wände seines D ieRst'zim. mer$ tragen eine Fülle militari stischer .. Kunst'' in Öl, Kohl & u'"nd Rötel: wehende Reichs kriegsflaggen an sinkemden SchlachtschitfeA, U- Booten, dazu geschnitzte Schiffswap pen und Konterfeis von den in Nürnberg verurteilten G �oß admiralen Dönitz, Raader und andereR ,.Ehrenmännern". So glaubt ihm jeder, daß er nicht zu provozieren gedachte, auf ei)l Fötoangebot hin den Gobe l i n bestellt hat und in erster. Linie das Kunstwerk sah, daS' dazu ,.nicht gerade billig war". '�lose jedoch ist damit nicht zu besänftigen. tosbesondere zwei kleine, jedoch wesentliche ,Fakten des 6o!;lelins halten ihn in Rage: .. Meine Herrlin, schauen Sie genaw hin: Dieser Mar1nekuli trägt eime rote Kakerde und ttitt mit seiner
rechten 'Knoel'ie�haxe eim Etser nes Kreuz in den Dreck, !" Gerlach, sowohl ein er.kaltetes E'ssen. als auch e1ne endlose und hitzig& biskossic;1n seiner. Päladine fürchten�(; fordert schließlich z.ur Mafilzeit alilfv lrt, gllfi�:: he Beset z�;�hg: �lose, gut pl'äpar1ert, schleudert seinen Abscheu Jn den Raum, natürlich nicht g; gen den Cnef des Stabes, Topp, gerichtet. Nein, e11 wettert ge gen die .. Roten'', die ,.unter tlem Deckmantel der Kunst die Zer setzung qer Wehrkraft in das Volk bringen -und damit die Kunst zum .. Büttel ihrer anti nationalen Ziele" machen. Grol lend wird di� ..nationale W�rde" zitiei:t, die .. Beschmut zung des eigenen Nestes", die .,ewige, onauslöschliche Soldatenehnt". das .. Helden tum" U!!W. usw. Klose sa{Tlmelt seine heftig B"estätigung nik �enden Gesjnnungsmannen. Die Nachbeter agieren. ropp, gelassen wirken9. er.hebt slch dann und verteioigt mit wohl gesetzten Werten sein Tu)l: Er greift in die H isto�ie, steht fiir den ihm persönlich wdhl bekannten und darum . .auf rechten" Künstler ein. Aber, !J!Ie merken es, �s geht f.ür ihm um meht: Sein Image als Ästhet ist gefährde.t, sein Renomee Steht
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auf dl!m Spiel, schließlich aber auch sein Geld {obgleich das in seiner Gehaltsklasse als . , Beitrag zur Pflege der Kultur" von der Steuer abgesetzt we den kan n ) . Außerdem macht ihm d ieser Klose. Schildknappe des Flottenchefs1 dienstlich Immer wieder zu schatten, i n seiner Stellung als Chef des Stabes der NATO-Abteilung des Flottenkommandos dienst gradgleich, ihm dennocl'l dienstlich u nterstellt, viele sei ner Maßnahmen kritisierend,
stets räsonierend, mit Schlag worten und Klischees dekla
mierend. Auch jetzt wieder schmeißt er den fatalen Begriff der ..entarteten Kunst" in den Raum. Topps Schl ußplädoyer, kurz vor der Abstimmung: Er (der im internen Kreis bereits zugege ben hatte, daß er sich .. das Ding" gar nicht so i m kleinen angesehen hatte. was b�i sei nem Hang zum Großen, wie etwa � Breker, N ietzsche, Schopenhauer, d urchaus glaub-
"Schmldt Ist eben okay"
würdig Ist), hätte den Gobelin mit bestQm Wol l e n ge r a d e f ü r d i es e s O f f i z i e rs k a s i n o erworben. Es gälte ja gerade, vor den "tiefsten Ab gründen .deutscher Geschichte" wie etwa der Revolution der roten M11trosen nicht die Augen zu verschließen. I m Gegenteil. nur wenn der Offizier der B u n desmarine diese Schande immer vor Augen hätte, wäre et in der Lage, den AnfängeA zu wehren, jeder zukünftigen Entwicklung in diese R ichtung bewußten Widerstand zu leisten u nd dagegen zu kämpfen . . , l n diesem Sinne sollte d ieser G o belin e i n Menetekel sein, e i n stetiger Aufruf z u nationaler Aufmerksamk-elt und G:esin n ungfl81lfrQstung wegen a lles, was rot Ist oder rot werden könnte." U nbemerkt bleibt die Tatsache. daß zwei gleiche Brüder aus verschiedenen Richtungen u n ter d i e gleichen Kappen ge schlüpft sind, daß die Argu mente nur noch rein rhetorische Differenzen aufzeigerf. So schreitet man zur Äbstim, mung. Beirn.,beutigen .. M at\lzeit, meine H erren 11' des F�ottenchefs haben die Augen Kieses einen warmen und ZU11Jieich stolzen Schimmer, wenn sle die Stirn seite des Kasinos fixiere n : Dort prangt, flankiert von Bronze büsten der kaiserlichen Admi rale Tirpitz und Graf Spee, die kaiserliche Reichskriegsflagge I I I Diese Art Traditionsverbunden heit - das wurde auch in Topps Plädoyer deutlich - ist überall in der B undesmarine zugleich Gegeriwartsverbundenheit. Dafür mag auch das fo.lgende Erlebnis stehen, eins vGn vielen gleicher Aussage. die ich er lebte.
.. Unsere Araber, das sind Ul brichts Volksarmee oder die Tschechen oder die Polen oder alle drei." ( .. Bild-Zeitu ng")
Alle mir während memer 1 0 Dienstjahre bei der B undeswehr auf zahlreichen Dienststellen bekänntgewordenen Truppen kantinen verkaufen täglich als Standard- Massen- Blatt die
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.. Bild -Zeitung" . I m nordwest deutschen Raum stößt während der frühen Nachmittagsstunden das .. H amburger Abendblatt" i n d i e b i s dah i n durch d e n Aus verkauf der .. Bild - Zeitung" ent standene .. Bild -ungs-Lücke".
l n keiner D ienststelle vermißte ich ferner als gehobenes .. D ienstblatt" die .. Welt" . Der sonntägliche " H unger nach In formation " wird von .. Bild am Sonntag " gest i l lt. Die Verkäufer h aben unbehi nderten Zutritt zu Stützpunkten, Schiffen. Kaser neA und f(.ommaAdostel len. Fazit : SprinQers Mei n ungs bildungsmonopol überdosie!l die Bundeswehr mit den .. freie sten I nformationen " der ..freie sten Presse " der, .. freiesten Welt''. Doch führt dieses Axei Cä$ar- Monopol Zcur U niformie rung politischer Meinungen 7 I nsbesondere voh Offizieren wird das stets mit dem H inweis auf dle .. eigene Krilikfähigkeit" und die .. politische Reife" ver neint. ja weit von sich ge wiese n. Die .. Marine - Ü berwasser Waffen-Versuchsstelle" in Kiei Holtenau h at einen Personal bestand von 40 Mann . darunter 1 0 Offiziere. An einem Jun i vormittag 1 967 gehe i c h als Versuchsleiter durch d ie am
Versuch beteil igten Dezernate . Zur .. Verkürzung des Dienst weges" h abe ich die Planungs vorlagen bei mir, um die Mit arbeiter zu i nformieren. 1 . Station : Korv. Kpt. Lensehen ( Dezernat Mun ition) L.. kurz vor der Pensionierung stehend. empfängt mich selt sam aufgekratzt. Er, von dem man sagt, daß man sich, um aufs .. D ienst iche" zu sprechen zu kommen. immer erst durch seine Sorgen, Wünsche. Sehn süchte und H offnungen .. h i n durchfressen" IT) uß ( L. wartet in jener Zeit auf seine Beförde rung, finanziert den Umbau seines H auses, in dem er einer Aachener Antiquitätenhändlerin ein spätes Glück am Fördeufer bescheren will - i h r .. Ja'' steht allerdings noch aus) . L. \')li rkt heute .. soldatisch", gestrafft, i n nerlich aufgerichtet. Vor sich. wie gewohnt, je ein Beutel mi� Senfkörnern und Leinsa!lle n (die Verdauung. der Stoff wechsel I ! 1 ) , ;zu seiner Rechten .. BJJd", l inkerhand. grifftrereit : Werbematerial des B HW ( Beamte n - H e i mstätten-Werk) und der B B ( Beamten - Bank) . Grundpfeiler seines bürgerliehen Wohlstandes, für die er, natljr lich gegen Erfolgshonorar, ge wöhnlich jeden Besucher zu
.. Den haben sie wohl zu voll gepumpt, eber dafür hat er jetzt ein erhebendes Gefühl. "
werben sucht . H e ute jedoch ist alles ganz anders . Warum? würde man sich fragen, wenn Lenschen nicht sofort von sich aus zum ..Thema" käme : .. Der Nasser und seine Kanaken kriegans endlich auf die Schnauze ! " L. meint den Uber fall Israels auf die arabischen Nach barstaaten am Vortage. Mei n Einwand. daß H itler durch die von westdeutschen Publi kationsmitteln betriebene Recht fertigung des Aggressionslc;tie9
der Vergleich zur Ostsee a u c h
Adelsms1g n 1 e n eignet I
geographisch a b s u r d ISt) . mem Versuch a l so. d em Korvetten
von Bosses Augen m den letz ten Wochen trüb erschemen
kaplt
l aßt. ist d1e verflixte Fam11ien
drehten Fakten zu entwi rren .
Iage. m die s1ch sein So h n,
Was
geht in emer Flut erregter.
Kapitan beim .. Lioyd ", h i n e ; n
falscher Argumente. die L. wer
gerttten hat. Der -schert aus der
weiß woher habtm mag, unter.
. . Lt nie" a u s. der K r l. u nd be ·
Dennoch gelingt es rn 1 r
g m nt eine Lia1son mit der Toch
sch l ießlich . bei i ll m metne An ·
ter etnes Bremerhaven'er
forderung f ü r Versuchsmuni ·
Schleusenwärters Die Deern
tion loszuwerden; zutiefst ver·
sieht gut a u s. sozusagen
ärgert überhört L. lnei nen Ab·
dran". hat's, trotz i h rer .,simp
sch1edsgruß. -
len" H erkunft, sogar zur A u ße n
von Bosse ( D ezernat . Ge·
bracht. aber das alles wiegt den
schutze)
Standesunterschied n i c ht auf !
v B . . wie immer aufgeschreckt
Folgl ic h Zur bevorstehenden
2 . Station : Fregatte nkapitän
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handelskorrespondentin ge
schetnend, da tn .. höheren"
Hochzelt g i bt's n u r B l u men u nd
Spharen sc-hwebend. Er 1st
Wü nsche. kemen .. Empfang "
Vorstandsmitglied des n u r den
Kann man etwa in die Familte
. . oberen E i n h u ndert " zugäng ·
derer von Bosses u n d den
Iichen KYV ( K ieler Yacht ·
Freundeskreis des Yachtklubs
Verei n, Chef · Admiral a . D .
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Kät\ler ) . Yachtbesitzer. mit
führen 7 I m possible. p u n kt
Vorliebe das Gespräch .. von M a n n zu M a t'l n " suchend, dabe1
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jedoch z u m M o n olog neigend .
1ch auch heute, w1e m den
Zur Zett 1st es semen . Ver
letzten Wochen 1 m mer w1eder
trauten " bekannt. d a ß große persön l i ch e Entschetdungen vor
gehabt aber nichts von d 1 esen
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zuku nftige anseh n ltche Pens1on
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rium, vorexerziert wurde wie etwa beim NATO-Austritt der Franzosen oder während des .,Starfighter" - Skandals ? 3. Station : Fregattenkapit�n Noack (Dezernat: Vermes sung) Argume)1t zum Thema: Russen blockieren KieleJ Bucht. 4. Station ; Korvettenkapitän Lang (Dezernat: Waffenleit systeme) G läubig und kritiklos zitiert er: Kieler Bucht. 6. KKpt. Belchle, 6. KKpt. Ebenhög, 7. Kptltn. Bruns,
8. K Kpt. Theilen : unisones
Argumentieren des .. Beispieles" der Kieler B ucht, isoliert, zu sammenhanglos, je nach Tem perament, Redegewandtheit und l ntelligenzc(uotiejlten ver brämt, ausgemalt, verteidigt, als Behauptung in den Raum gestellt. Noch ist mir die gemeinsame trübe Quelle unbekannt, ob gleich ich sie bereits ahne. selbstquälerisch fast hebe ich mir die endgültige Entdeckung und Gewißheit bis zu meiner letzten, zugleich wichtigsten Station auf: dem Leiter der Versuchsstelle, Fregattenkapi tän Hansen, der meiner · Vorlage die entscheidende Unterschrift erteilen muß. Aufgeräumt, jovial. wie stets genau prüfend und abwägend. mit Fragen, leicht ironisierend gestellt. die Antworten Gran für Gran auf die Waage legend, seinem Zivilberuf getreu ? Apot eker. mangels .. Masse" zur B undesmarine heimgefunden. dennoch ganz Akademiker alter Schule geblieben, .. alter Kämp fer" einer s-chlagenden Verbin dung in Kiel, ommers ewohnt', stilbedacht dahe� kaum die Fasstmg, pardon: Fasson, ver lierend. Mit der endlich gpleisteten Unterschrift wäre meine Mis sion beendet. Soll atler nach dem langen Anlauf über 8 Sta tionen die ersehnte ,,Krönung des Vormittags" verlorengehen ? Darum also meine gezielte Frage, was man, speziell er. 78
mein Chef, von dem Überfall Israels halte. Einer Atempause folgt die hefti!!Je Gegenffage: ..Was sa gen Sie da ? Überfall 7 ?" lJnd siehe da. hin ist die tJmgäng lichkeit des Überlegenen. Es bricht aus ihm hervor, Vokabeln, in m.e iner J ugend vor und während des zweiten Weft• krieges oft gehört und nach gabelet. wie etwa ..gerechter Krieg", .. Volk ohne Raum", ..Gesetz der stratilgisc}len �age", .. Angriff ist die beste Verteidigung", usw. usw. Es ist nunmehr schwierig, zu Wort zu kommen, dennoch gelihgt es mir einzu.werfen, daß man vor knapp 20 Jahren deutsche Politiker und M ilitärs in N'ürn berg verurteilt und geh,enkt hat. und zwar für die gleich�n De likte, die heute von der ge samten westlichen großbürger lichen und Monopolpresse ge feiert und als selbstverständ lichstes M ittel der Politik hoch gelobt würden. Hansen macht es sich nicht so leicht wie seine Vorgäng�r. noch haben seine Argumente persönliche Färbung und ver raten eiger<�e Überlegungen. Sollte ic'll mich getäuscht haben ? Jedoch nach manchem Fi:ii und Wider. Hin und Her der Dis kussion. erscheint wieder d a s Argument. n d im U ntersch�d zu tlen anderen Ü berzeugten mit Quellenangabe: .. Ich halte ja ao sich nicht viel von ,Bild', sie ist ja eigentlleh was für ' den Plebs. Heute aber kann Ich nur den H ut vor ihr ziehen: Hat sie doch ein Exempel statuiert, das auch I hnen als Seeoffizier .alle ZWeitel über Recht oder U n recht dieses Präventivkrieges abn.ehmen wird: Stellen Sie sich vo , die Russen würde!'! mitten im tiefsten Friede11 die Kieler 'Bucht blockieren !" Dre Antwort sollte lauten und lautete unausgesprochen auch bei allen: .. Dann hätten wir •
Kommers: bürgerlich ,studenti sehe& Trinkgelage
auch das Recht zu einem Präventivkrieg, dann müßten wir auch zuschlagen." Ja, wenn es das Kräfteverhältnis in E.uropa zuließe, bekäme man dann sogar noch von Springer einen Lorbeerkranz. Denn wje stand es in jenen Tagen doch in .. Bild" zu les�n ? Die Soldaten " der Israelis haben den Frieden g�rettet I Dur�h ihreR schnellen militärischen Vormarsch I" Doch um frei mit Bert BrETcht zu sprechen : Das Kräfteverhältnis isf nicht so I Die Frage, inwieweit das Axei Cäsar- MonopQI zur gefährli chen Uniformierung politischer Meinungen führt, wird stets, i nsbesondere von Offizieren, mit dem H inweis auf die �tor hanl:lene .,eigene Kritikfähig keit" und die .. politische Reife'' �temeint. die Möglichkeit einer einseitigen l nfoimation weist man weit von sich. An einem J.unitßg erbrachte das Offiziers korps einer Diens�ste11e der ' "Bundesmarine i n Kiej- Holteneu einen beachtlichen 'Gegenbe weis, einer Dienststelle ..(iie sich zwar in ihren speziellen Auf gaben, aber absolut nicht in ihr.em Geist von all 'den anderen der B undesmarine u nterschei det. leb habe hier nur eines der zahlreichen Beispiele eFzählt, die ich erlebte. Es ist ja auch nicht lediglich die Springer Presse, es ist di'e gesamte gei stige Beeinflussung und Geil!tes haltung von er TraditioAsP l ege bis zur ,,neuen Ost politik", es ist das ganze sv� stem in Westdeutschlatld zum Beispiel mit Krupp nd auch einem Dr. Oetk� in der Marine rüstung. Ich wüfde mich freuen, wenn ich sagen könnte: Diese V'er bältnlsse in der B undesmarine ' haben sich unter einem S P D · Verteidigungsminister geändert. Dqch Jene Verhältnisse sind nicht so. Ats ich das vor ein undeinhalb Jahren erkrmnte. entschloß icb mich. in das andere Deutschland "Zu kom mtn· •
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Senkrecht: 1 . kindliche Tätigkeit, 2: Hafendamm, 3. Elend, 4. Ver packu ngsgewicht, 5. modernes Kampfschiff, 6. Ruhepa use, 7. che misches Element, 8. Klebemittel, 9. Gesamtheit der Schiffe eines Staates, 1 1 . Weinernte, 1 4. Maßeinteilung a n Meßgeräten, 1 6. weiblicher Vor name, 1 8. sowjetische Nachrichten agentur, 20. Sitzmöbel, 24. Planet, 25. Wohnungsinhaber, 27. zu Eich zwecken ben utzter Gegenstand, 28. portugiesischer Seefahrer (um 1 469 bis 1 524), 29. Bergka mmlinie, 31 . Stadt in Japan, 32. Hauptstadt der
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Waagerecht: 2 . Zeitabschnitt, 6. Währungseinheit in der UdSSR, 1 0. Ballspiel zu Pferde, 1 2. sowjetischer Kurort am Schwarzen Meer, 1 3. Ha ustier, 1 5. Rabenvogel, 1 7. Aus stand, Arbeitsniederlegung; 1 9. Rauchfang, 2 1 . schmale Streifen aus Zinn- oder A l u m i n i u mfolie, 22. Teil mancher Schiffe, 23. Wind schatten, 24. Fluß i n . N ordwest deutschland, 26. Gewässer, 28. nor wegischer Komponist 30. männ licher Vorname, 32. überlieferte Er zählung, 34. holländischer Genre maler und Radierer ( 1 61 0-1 685), 35. H a u stier der Lappen, 36. Papa geienart, 38. H o n i gwein, 39. Heil behandlung, 40. europäische H a u pt stadt, 4 1 . weiblicher Vorname, 43. chemische Verbindung, 45. schwei zerischer Höhenkurort, 47. kleine Ansiedlung, 48. Sammlung von Aus sprüchen, 49. fra nzösisch: Straße, 51 . Einzelvortrag, 53. zum Staat Alaska gehörende I nselkette, 56. so zialistischer deutscher Schriftsteller ( 1 894--1 959), 57. E i n h eit der elek trischen Stromstärke, 59. Kunststoff, 6 1 . weiblicher Vorname, 62. Neben fluß der Rhone, 63. Fluß i n der UdSSR, 64. -N i ederschlag, 65. Fischeier.
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Arabischen Republik Jemen, 33. Weltkugel, 37. Farbton, 41 . Meeres muschelart, 42. Ra ubvogel, 44. Sing vogel, 46. Theaterplatz, 49. Teil betrag. 50. die. Zeit von Mittag zu Mittag, 52. Gefährte Moha mmeds, 54. Faserpflanze, 55. Tierprodukt ( Mehrzahl), 56. Gesichtsteil, 58. Maßein heit der Arbeit, 60. räumlich beschränkt.
Matt in drei Zügen (W. Hagemann) ,
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.Es sind neun waagerechte Wörter zu suchen. 1 . taktische E i n heit der Luftstreit kräfte, 2. I ndustriegemeinde im Be zirk Cottbus, 3. Stadt i n Italien, 4. Anrichte, hal bhoher Schrank, 5. Vor derseite eines H a u ses, 6. s pitzes Anhangsgebilde des Pflanzenkör pers, 7. Nachkomme, 8. Fluß in Zentralasien, 9. Fisch. Bei richtiger Lösung ergeben die B u c hstaben der Kreisfelder - von oben nach unten gelesen - die Be zeichnung für die höchste Stufe des mittleren medizinischen Personals in der U d S S R .
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Auflösung aus
Nr. 2
Waagerecht: Bein (19),'Mais (1.), lnari (10), Elan (29), Erle (23), Kandare (14) , Tat (6), Ente (t8), Arras (1 61, Saat (11 ), Arm (30), Ste nd.al (7.), Nate (17), Dien (31 ), Sitte (21 ), Etat (12), Rest (8) . Senkrecht: Brest (2), Nina (24), Handgranate (9), Mieres ( 20), Siele (25), Akt (1 5), Ren (5), A ra (28), Tor (13), Attest (3), Sense (26), Ast (27), Ali (32), Monat (22), KREUZG ITTER
Ader (4).
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RÄTSELS C H N ECKE Von innen nach außen : R ag i ns Metro - Gier - Opal - Agnes - Artek - Rebe - Wage.n - 0ker - Etmal Este - lnn - fdam. - Von außen nach Innen: Maden - Niet - Sel a m - Terek - One:ga - Weber � l
Das starke 1. c� it der doppelten Mattdrehung 2, Sc3 u nd 2. T:a wird d�:�rcll1, . . . Lc 7 1 abgewiesen, Nach 1 . L:h 51 T:li5 führt 2. c4 aber zum Ziel, obgleicl:l jetzt nu� 3. Sc3 matt d1ajit. (.,Drohschwund".) ßle 1/ert,!lidigu]l.g 2, . . . Le5 hat zur Folge, daß die abgebaute Dro!\ung als Mattzug wieder auftauch*: 3. T:a5. Eine klare und instrukti'le Dar SCHACH
stell u ng des interessanten l'tiemas, das sicherlich noch a usbaufähig Ist.
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,J ohannes-Stelling-Straße ?
Och, da können Sie man auch gleich mit der 2 fahren" , mecklenbörgt der alte Schweriner, den ich um Rat frage. " Man immer den Artillerieberg ' hoch . Die olle Kaserne können Sie dann gar nicht verfehlen . . . " Kaserne ? Eine Bilderbuchburg ist das, teutsch und trutzig ! Kein Wunder. 1 8 56 wurde diesem Backsteinklotz der Grurrdstein gelegt, und sechs Jahre später - so schnell ward gebaut i n der guten, alten Z ei t ! - trom petete der Hornist den ersten Zapfenstreich von des Eckenturmes Zinnen . " Z u Hauptmann Münchow ? " der Posten zieht den Helmriemen enger. "Bitte, Ge nosse. " *
Das Koppel nie abgeschn allt, die Mü tze fast imfner auf dem Kopf - - so steht auch j etz t Hauptmann Horst Münchow hinter dem Schreibtisch. Aber dem rasch schweifenden Blick des Gastes entgehen nicht der Akkordeonkoffer, das Ton bandgerät, die Liederblätter u nd Bücher. " Kanonier Huschke zu mir", sagt er militä risch knapp. Ein Soldat verläßt das Dienst zimmer, und kurz darauf steht Wolfram Huschke vor mir. "Begleiten Sie bitte unseren Gast i n den K l u b . Geben S i e ihm j ede Auskunft, gewähren Sie
ihm j ede Unterstützung". Und an mich ge wandt, bedauert Hauptmann Münchow : " I c h k a n n erst später hinzukommen. Leider." *
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Das karge Oberlicht des Raumes trägt wenig
zur Gemütlichkeit bei. Die Blumenständer sind leer. Selbst robuste Blattgewächse ge deihen hier nur i m Sommer. "Die ersten vierzehn Tage waren fü r mich er drückend ; denn wir waren vorü hergehend in einein ähnlichen Raum untergebracht", sagt Genosse Huschke. "Aber gerade solch eine alte Kaserne regt z u m Denken an, nicht wah r ? " 80
Im Klub steht ein K l avier, d�e gleichmäßige Wärme des Ofens sorgt dafür, daß es nicht versti m m t . Klaviere gab es einst nicht in Ka sernen. " Ich habe fü r Sie eine Probe der Singegruppe anberau m t " , ü berrascht mich der Weimarer Diplom-Musikpädagoge. " Ü ber eine Sänger schar kann man viel erzählen, aber besser ist, man hört etwas von ihr
*
Zur Probezeit ist Wolfram Huschke Kommandeur. I m Halbrund sitzen nicht nur Soldate·n . Auch Oberwachtmeister Herbst, Politstell vertreter der Batterie, reagiert hier auf den kleinsten Fingerzeig des dienstjungen Kano niers, und Un teroffizier J eske, bester Tast funker, spitzt die Ohren, u m j a nicht neben den Ton zu treffen. "Aber so gehts doch nicht, Genossen. Hört zu ! " Wolfram H uschkes Wangen röten sich. Härter schlägt er auf die Tasten. "Also, auf� stehen ! " Den Oberkörper nach vorn gebeugt, gymnastische Übu ngen andeutend, demon striert der Singegruppenleiter Elemente der Stimmbildung. "Bla-bla-bl a - bla-blabla . . . " *
Sind auch meterdick die Wände der Feste, d i e Türen haben normale Tischlerstärke. Wer nicht weiß, v.'arum dieses "Bla-bla" u nd " M i mi", d e r denkt s i c h sonstwas. S o gings wohl
auch dem Gefreiten Seehaus. Er ist ein guter Kraftfahrer und genießt Autorität. Eines Tages muß er außerhalb der Zeit, auf Befehl des Hauptwachtmeisters - und der handelte auf Befehl des Batteriechefs -- i n die Küche marschieren. Wer schält gern Kartof fel n im Zeitalter der Technik (die im vor-
Eine Reportage von Rolf-Peter. Bernhard liegenden Falle sehr störan allig ist) ? "Die von der Singegruppe gammeln ! Bla-bla, mi-mi, blimm-blimm !" Schneller als die Knollen schale unter dem scharfen Taschenmesser in den Eimer fiel, war diese Parole im Umlauf. *
Eigentlich könnte auch Gefreiter Seehaus singen, -wenn's auch vielleicht nicht für die Singegruppe reicht. Aber Stimme hat er. Als Sprecher auf jeden Fall . Und es wird j a bei den " Münchows" nicht nur gesungen. In der FDJ-Leitung und ihrem Organ, dem Klubrat, sitzen findige Köpfe, die alles andere denn schmalspurig denken. Da entstand eine Ton bandproduktion, auf die der gute Seehaus nicht wenig stolz ist. Es ist "Die Woloko lamsker Chaussee". . " Manchen Sonntag haben wir zu acht vor dem Mikrofon gesessen, und wie oft haben wir ellenlange Bandteile wieder gelöscht", er zählt der Kraftfahrer. " Große Klasse war der Roßmann, einer vom Singeklub, als Erzähler. Ich hab' zwar nicht den Oberleutnant Mo mysch-Uly gesprochen, sondern kleinere Rol len -. aber . ·. . " Hm, und dieser Hörspiel akteur macht gegen die Singegruppe Front ? "Was hatte ich für eine Ahnung von der Singegruppe, seit sie der Huschke leitet?
Heute weiß ich's besser. Sprecherziehung durch die Schauspielerln Eleonore Sander, stundenlange Stimmbildung. Soviel Texte, wie die lernen ! Das würde mir schneller auf den Wecker fallen, als jeden Sonntag Kartoffeln schälen . . . " Wer und was bewirkte, daß SauJus zum Paulus wurd e ? D i e Parole von den " Singe-Gammlern", die den Zusammenhalt der Truppe in Frage stellte und gleich einer Schlechtwetterfront das gei- ' stig-kulturelle Klima der Batterie zu gefahrden drohte, bereitete den "Strategen" in det FDJ Leitung einiges Kopfzerbreche n . Gerade die kontinuierliche Tätigkeit der Singegruppe sollte die kulturelle Seite der FDJ-Arbeit vor
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singen wollten, schälen nun Kartoffei n. Wol len wir sie ruhig gammeln lassen, j a ?" - Da beginnt eine Diskussion, eine echte . . . . . . . *
allem Aufund Ab bewahren und Impulse für noch andere Interessen auslösen. Kanonier Michael Hoffmann, der FDJ-Sekretär, hatte eine Ide e : "Wie wäre es, wenn wir das nächste militärische Singen, zu dem alle Genossen der Batterie zusammenkommen, wie eine Probe der Singegruppe abrollen ließen ?" - " ? " "Ohne die Mitglieder der Singegruppe, ver-· steht sich, die könnten sich derweilen dem Kartoffelschälen widmen !" Micha Hoffmann fand sogleich auch in Parteisekretär Unterleutnant Krüger, in Polit stellvertreter Oberwachtmeister Herbst und selbstverständlich in Batteriechef Hauptmann Münchow Verbündete. So rückten alle, vom Hauptmann bis zum Kanonier in den Unter� richtsraum ein. Die Mitglieder der Singe gruppe indessen lösten den Küchendienst ab. Volksgemurmel wie im Bühnenhintergrund. Wolfram Huschke wird das Kommando über tragen. Wir wollen es Ihnen nicht zu schwer machen, Genossen. Nur ein Lied wollen wir einstudie ren. Beginnen wir mit dem Text : ,Brüder, seht die rote Fahne . . . " Dem sprachgewandten Gefreiten Seehaus wird die Zunge ungelenk. Was sollen diese Blicke? Sprechen kann man zur Not im Sitzen", sagt Kanonier Huschke, "singen kann man so nicht. Also, aufstehen, bitte . . . Unser guter Seehaus denkt über den Begriff eines Gammlers nach. Die Hosen des Dirigen ten haben scharfe Bügelfalten, das Kinn ist blankgeschabt, das dunkle Lockenhaar mes sergeformt. . . "Nicht seh, seh t ! Das T doch nicht verschluk ken. Und noch einmal . . . " "Eine Frage, Genosse Gefreiter Seehaus", unterbricht Hauptmann Münchow eine Pau senstille. "Welche Dienste haben Sie sonst um diese Zeit zu versehen ? Keine? Hm, die Ge nossen, die jetzt, also in ihrer dienstfreien Zeit '
"
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Auch ein sorgsam gepflegter LKW kann bokken. In den besten Motor schleichen sich Mucken ein. Aber ein Motor ist nur ein Mo tor. I ,2 - das ist die Note der acht Mitglieder der Singegruppe in der politischen und militäri schen Ausbildung. Gefreiter Uwe Zimmer mann trug Gewichtiges dazu bei. Als Koordi nationsfunker hatte er nie Schwierigkeiten. Neben der funktionellen Ausbildung qualifi zierte er sich autodidaktisch zum Tastfunker und erwarb sich im ersten Ausbildungshalb jahr die Klassifizierung Stufe I . Für eine zweite "Quali" hat er sich vorbereitet. "Ton meister will ich werden", sagt Uwe, "da nutze ich jede Gelegenheit, die sich mir bietet, um mich fachlich zu vervollkommnen" . "Gut und schön", stimme ich zu. "Sie sind aber auch Kandidat unserer Partei geworden. Zu Ehren des 1 50. Geburtstages von Friedrich Engels. Ihr Politstellvertreter hat ftir Sie gebürgt und der Intendant des Deutschlandsenders. Für Ihre berufliche Weiterbildung trauen Sie sich alles zu, der politischen jedoch gehen Sie aus dem Wege . . . " Die Sommersprossen auf Uwes Nase beginnen zu tanzen. "Die P üfung für das Abzeichen ,Für gutes Wissen' . . . " Der hochgewachsene Gefreite druckst. "Ich möchte nicht gern durchfallen . . "Ganz allein wird es schwer; sich auf die Prü fung vorzubereiten", bestätigt Wolfram Huschke, wie der Vater Mitglied der LDPD, "aber wie wäre es, wenn wir gemeinsam . . . ? " "Ändern Sie das Verpflichtungsprotokoll", bittet mich der Baßgitarrist. "Ich ? Ich ändere nichts", sage ich und reiche ihm den Bogen zurück. Er ändert in den Ru briken; was ihm zukommt als künftiger Kornmunist. . "
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"Die FDJ-Singegruppe ist der Kern des gei stig-kulturellen Lebens in der Batterie. Wie entstand sie eigentlich ? Wie kam sie zum Namen , Odra-Nysa 69' ?" frage ich. Hauptmann Münchow, dieser exakte, schlag fertige Militär, wird verlegen und streicht sich über das schwarze Igelhaar. "Der Genosse Hauptmann war's" platzt es aus Oberwachtmeister Herbst heraus. "Im April 1 969 wurde ich als Funkzugführer in die Batterie versetzt. Ich war keine zwei Tage hier, da fragte mich Genosse Münchow, ob ich gern sänge. Woher nur wußte er das ? " In den Mittagspausen trafen sich künftig die beiden Genossen und -sangen, um ein Bei spiel zu geben. Horst Münchow griff in die Tasten des Akkordeons und sang die zweite Stimme. Lange dauerte es nicht, und der Gefreite Knüppel gesellte sich hinzu. "Mit diesem Trio hat es angefangen und mit dem georgischen· ,Suliko'. Schließlich waren wir eine Singegruppe", erinnert sich der Bat teriechef. Die Batterie fuhr zum Manöver "Oder-Neiße 69" in die Volksrepublik Polen. Zu ihrem Marschgepäck gehörten Akkordeon, Gitarre und Liederbuch. Im Tagebuch der Singegruppe finde ich, fein säuberlich ausge schnitten und eingeklebt, einen Artikel der internationalen Manöverzeitung. Darin steht geschrieben, daß die "Münchows" in vier Tagen dreißigmal auftraten. Dreißig Auftritte in sechsundneunzig Stunden ? "Nein, nein, das ist kein Druckfehler", ver teidigt Oberwachtmeister Herbst die Wahr heit. "Wir sangen an jedem Haltepunkt, auf jedem Bahnsteig, besuchten die polnische Be völkerung, gingen zu den Waffenbrüdern." Und da die singenden Flakartilleristen ihre erste Bewährung bestanden, gaben sie ihrer Gruppe den Namen dieser kriegsmäßigen Ü bung - ODRA-NYSA. *
Auch bei "Waffenbrüderschaft" waren die Genossen um Wolfram Huschke dabei. Doch
die Waffenbrüderschaft wird nicht nur in ge meinsamen Truppenübungen gepflegt. An zwei Sonntagen des Monats gehen die Kano niere durch das Kasernentor ihrer sowjetischer Partnereinheit, am dritten Sonntag kommen die Freunde. FDJ- und Komsomol-Leitung haben dafür stabile Voraussetzungen ge schaffen und wetteifern miteinander um die originellsten Ideen. So wird gesungen, ge tanzt, musiziert. Die ASV-Volleyballer ziehen fast regelmäßig den Kürzeren, die Tischtennisspieler, die Fußballer, ja, selbst die Schach-. enthusiasten zeigen ein gleichwertiges Können. "Das ist nicht alles", erzählt FDJ -Sekretär Micha Hoffmann. "Sergeant Firsow kommt oft unvermutet zu uns herüber, manchmal auch zu den Singegruppenproben . . . " "Wir studierten gerade das Komsomollied ,Angara' ein. In russischer Sprache. Genosse Firsow freute s"ich über unser Vorhaben, nicht aber über die Textaussprache. Kurzerhand setzte er sich zu uns. Immer wieder sprach er die Strophen vor. Es dauerte lat;�ge, bis er eini germaßen mit uns zufrieden war", erinnert sich Genosse Huschke. "Zur Oktoberrevolu tionsfeier überraschten wir ihn mit unserem Lied. Er war an diesem Tag Sergeant gewor den - und wir hätten ihm kein schöneres Ge schenk bringen können." " Ü brigens, Genosse Firsow bildet nun unsere Sprechfunker in der russischen Kommando sprache aus", ftigt Kanonier Hoffmann hinzu. "Aus freien Stüc.ken macht er das, an seinen Feierabenden. - Erstaunlich, was Singen so alles bewirken kann." Ü ber das Gesicht des FDJ-Sekretärs huscht ein verschmitztes Lä cheln. Kanonier Hoffmann. Kein Minister, aber ein Stratege im kleinen, so will mir scheinen.
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Genosse Erich Bogedein, Kommunist seit 1 929, einst Leiter des Roten FrontkämpferI l l ustrationen : Klimpke
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Bundes in Danzig{Ohra, hat eine Geschichte zu erzählen, die ähnlich klingt. " Es war an meinem fünfundsechzigsten Ge burtstag, als im Treppenhaus das alte Arbei terlied erklang : ,Bei Leuna sind viele gefal len . . . ' Die FDJler meii1er Batterie sangen es für mich, für mich, ihren Hausmeister. Also, da kamen mir doch die Tränen . . . " Genosse Bogedein ist es, der am nahen Ehren stein für die Ermordeten des Sachsenhausen Todesmarsches jedem neueingestellten Ka nonier der Batterie Münchow die Waffe über reicht. Er ist es, der ihnen auf Heimabenden, zu denen die FD.J-Leitung einlädt, erzählt, wie ein junger Arbeiter Kommunist werden kann und warum er es werden muß. So dank ten ihm die " M ünchows" i n ihrer Art, mit einem ihrer Lieder. *
" Unsere Singegruppe ist eil) FDJ-Kollektiv, das nicht nur singt. Nicht selten geraten wir i n Streit darüber, welche Lieder wir ein studieren, was wir mit ihnen ausdrücken wol len", erzählt Genosse H o ffmann. "Nur ein Beispiel : Von der Melodie her gefiel uns das Lied, mit dem Marlene Dietrich gegen den . amerikanischen Aggressionskrieg zu prote stieren versuchte. Wir wollten es i n unser Re pertoire aufnehmen. Aber dann durchdachten wir den Text. ,Die Antwort, mein Kind, weiß ganz allein der Wind . . . ' ,Nein' widersprach einer von uns. ,Die Antwort darauf wissen wir. Wir wissen, wer in Vietnam mordet. ' " Wenn sich die Genossen der Singegruppe mit einem wichtigen Problem auseinandersetzen, dann machen sie es nicht unter sich, sondern aer Klubrat lädt alle Genossen der Batterie dazu ein. Da gab �s kürzlich eine heftige De batte über Beat. Ü ber die westdeutsche Tanz musikproduktion im Besonderen wurde auch diskti tiert, welche Rolle sie spielte im August
1 968.
'
" M anch einer könnte sagen, daß .ich auf den P . utz haue. Bei uns aber ist es so, daß täglich die Zeit von 1 7 . 30 bis ) 8.30 Uhr der kulturel len 'Tätigkeit vorbehalten ist" , sagt der FD.J Sekretär. "Hauptmann Münchow achtet dar auf, daß der Dienstablauf streng eingehalten wird . " S o ist es eine Tatsache, daß jeder Genosse der Batterie nicht nur den Film "Befreiung" sah, sondern auch darüber i m Kreis des K ollektivs über seine Eindrücke sprach. So trifft auch z u , d a ß jeder Genosse d e r Batterie den Roman "Die Wolokolamsker Chaussee" nicht nur vom Hörensagen kennt, sondern als geistiges Rüst zeug schätzt. So ist es gang und gäbe, daß der Weg der " Münchows" regelmäßig in das Theater, in den Konzertsaal und in Museen fü hrt. 84
"Natürlich wache ich darüber, daß die Piäne der kulturpolit.ischen Massenarbeit eingehalten wt:;rden, aber ich ordne nur selten an. D i e FDJ-Leitung bekommt d e n Rat d e r Partei leitung, den Rat der Batterieftihrung. Die Jugendfreunde beschließen in ihren Versamm lungen über die Aufgaben der Singegruppe, des Klubrates, überhaupt über das geistige und kulturelle Leben. Und was man selbst be schließt", Hauptmann Horst Münchow lächelt überlegen, "das führt man lieber aus, als· , etwas, was befohlen wird." Noch vieles wäre über die Genossen der Bat terie Münchow zu erzählen, die in die alte Schwe.ri ner Artilleriekaserne ein völlig neues Leben getragen haben. Wenn der Kanonier Wolfram Huschke sagte, daß eine alte Ka serne zum Denken. anregt, so hat er in man cherlei Hinsicht recht. In dem Zimmer, i n dem i n Kürze Hauptmann Horst Münchow mit seinen Parteimitgliedern und Jugendfreunden darüber beraten wird, wie der 25. Geburtstag der Freien Deutschen Jugend und der 25. Jah restag der historischen Vereinigung der Arbei terparteien würdig, ideenreich und freudvoll zu begehen sei, in eben diesem Zimmer hockte im März 1 920 der dörrhäutige Kolo nialgeneral Lettow-\1orbeck und dirigierte Reichswehrregimenter, Freikorps und Junker kohorten für Kapp und Lüttwitz . . . "Es beginnt erst der Mensch, wenn die Aus beutung endet . . . " klingt es heute aus den Backsteinmauern auf die Straße hinaus, die den Namen eines Helden der November kämpfe trägt. Darüber lohnt sich wahrlich ein Nachdenken. Ja, dort wo noch vor dreißig Jahren ein Klavier höchstens im Offiziers casino,geduldet war, gibt heute ein junger Kanonier Einführungen in Beethovenkonzerte. Und vor seinem Hauptmann hat er zu bel-ich ten, wieviel Genossen mit ihm danach i n das Konzert gegangen sind und welche guten, pro duktiven Gedanken und Empfindungen es auszulösen vermochte. · Und dieser Haupt maim ist mächtig stolz darauf, daß die FDJ Singegruppe "Odra-Nysa", deren Geburts helfer er vor anderthalb Jahren war, am 1 50. Geburtstag von Friedrich Engels den Staatstitel "Hervorragendes Volkskunstkol lektiv" verliehen bekam. Neben der Urkunde, die im Klub ihren Platz gefunden hat, ist in gestochener Schrift ein Wort von Kar] M arx zu lesen : "Wenn du die Kunst genießen willst, mußt du ein künstlerisch gebildeter Mensch sein, wenn du Einfluß auf andere Menschen ausüben willst, mußt du ein wirklich anregend und fOrdernd auf andere Menschen wirkender Mensch sein." Es tr.ifft zu auf unseren Kom mandeur, sagen die Kanoniere. Wer könnte es ]Jesser wissen als sie ?
Enkel Suche-Bators Er war der erste Oberkomman dierende der Mongolischen Volkstruppen, der legendäre Führer der mongolischen Volksrevolution von 1 92 1 ,
S03B
Suche-Bator. Noch heute klingt sein Name in Häusern und Jurten, und die Soldaten ehren
sein Andenken mit ausgezeich neten Leistungen i m Polit unterricht und in der Gefechts ausbildung. Fü nfzig Jahre sind vergangen, seitdem unter der Leitung Suche-Bators die bis dahin zer splittert gegen chinesische Ok kupanten und Weißgardisten kämpfenden mongolischen Par tisanengruppen zusammen gefaßt wurden, eine militä rische Grundausbildung und ein einheitliches Kommando erhielten. Unmittelbar danuf, am 1 8. März 1 92 1 , h atte die junge Volksarmee schon ihre Feuertaufe zu bestehen. Sie zerschlug eine zahlenmä ßig weit überlegene, vieltau sendköpfige chinesische Grup- · pierung und befreite Maimat schin, das heutige Altanbulak. Der Tag dieses ersten Sieges wurde zum Jahrestag der Mon golischen Volkstruppen.
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D. Namdag (M VR) Heimkehr des Soldaten
Da kommst du, bist du, Liebster ! Sieh nur, wie verworren mein Haar ist - Und als Held kommst du {,Urück ! Hier bist du wieder, hier, wo du geboren, in dieser Jurte. Und wie traumverloren schau ich dich an undfaß es nicht, mein Glück. Hier bangte ich um dich, sah in Gefahren dein stolzes Haupt, vom Sturm der Schlacht umtobt. Küß mich wie damals - ach, nach alt den Jahren wie damals, als wirjung und glücklich waren ! Ich blieb dir treu, treu, wie ich's dir gelobt. Ich muß mein Haar schnell kämmen. Meine Bitte hat sich erfüllt : Ich hab' dichja zurück ! Hör nur, da kommen sie nach alter Sitte, die Nachbarn. Hör, ias sind der Eltern Schritte. Werden sie esfassen, dieses große Glück ?
\
Du wirst ihn nicht erkennen, deinen Kleinen. Sieh, er läuftfort. Auch er erkennt dich nicht. Aus hellem Lachen bricht ein dunkles Weinen aus alt den Augen, die vor Freude scheinen, der bittre Strom der alten Leiden bricht. (nachgedichtet von Ernst Schwar{,)
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Gemeinsam mit Truppenteilen der Roten Armee zerschmet terten die mongolischen Reiter anschließend die während der ausländischen Intervention ge gen Sowj etrußland auch von der Mongolei aus operierenden weißen Banden. Das war der Beginn der sich seitdem immer enger gestaltenden festen Kampfgemeinschaft zwischen beiden Armeen. Sie bewährte sich, als sowjetische und mon golische Soldaten im Sommer 1 939 vereint die japanischen Interventen am Chalchin-Gol aufs Haupt schlugen, sowie im Jahre 1945, als die Mongoli-
sehen Volkstruppen an der Seite der Sowj etarmee durch die Wüste Gobi zogen, unter schwierigen Bedingungeneinen gigantischen Tausendkilome termarsch zurücklegten und bis zur Kapitulation Japans gemeinsam mit den sowjeti schen Waffenbrüdern fochten. Auch in der j etzigen Genera tion mongolischer Soldaten sind diesejahrzehntealten brü derlichen Kampftraditionen höchst lebendig ; und so be währen sie sich in jeder Hin sicht als echte Nachfahren ihres großen \" orbildes Suche Bator.
ln der rot"blau-rot gestreiften Nationalflagge und als Erkennungszeichen der Flugzeuge führt die Mongolische Volksrepublil< ein dekorativ wirkendes Abzeichen, das der Europäer häufig auf seine Schmuekwirkung zu redu zieren geneigt ist, zumal es sich nicht um das Staats wappen handelt. Dieses Zeichen - Sojemba genannt ist jedoch keineswegs nur Zierst. Es ist traditionelles Symbol der Mongolen für Freiheit und Unabhängigkeit, und seine uralten Bestandteile haben ganz konkrete Be deutung:
Ein dreiflammiges Feuer; es steht als Symbol für Vergan genheit Gegenwart und Zukunft des mongolischen Volkes.
D ieses Dreieck symbol isiert den gesenkten Daumen: Tod den Feinden !
Zwei Fische. Der Fisch verkörpert die Wachsamkeit. Als Doppelfigur bedeu tet er zudem MaQn und Frau und ist tiier Synonym für Volk: Möge das ganze Volk stets klug und aufmerksam ü ber das Schicksal iles \l'olkes wachen.
Sonne und Mond, was bedeuten soll, daß das mongoli sche Volk jung ist mit dem jungen Mond als Vater und der goldenen Sonne · als M utter.
Der Balken ist ein altes Zeichen für Gleichheit. Er besagt: Mögen alle --: gleich welchen Srandes, gleichermaßen aufrichtig dem Volke dienen.
Dieser Pfahl ist ein altes Symbol für Fe stung; und ein mon golisches Sprich wort sagt: Zwei Freunde sind fester als ein steinerner Wall. Das Zei chen Sojemba wird von zwei solchen Pfählen begrenzt, was besagen soll: Möge das ganze Volk stets einträchtig zusammen E. T. stehen,
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Zu den Gefechtsfahrzeugen sowjetischer Konstruktion, die .auch in den Armeen des Warschauer Vertrages in großen Stück zahlen eingesetzt werden, gehört der SPW 40 P 2 (sowjetische Bezeichnung B R O M gepanzertes Aufklärungsfahrzeug ) . Sefn e Entwicklungsgesch i c hte umfaßt r u n d 20 Jahre. Als kurz nach dem Eride des zweiten Weltkrieges die Vollmotorisierung der Sowjetarmee auf der Tagesordn u n g stand, schufen die M ilitärKonstrukteure den BTR 40, den Urahn des hier gezeigten S PW. Die Konstruktion wurde aus dem geländegängigen LKW GAZ-63 abgeleitet. D i e H a u ptbaugruppen des LKW blieben erhalten, als Aufbau erhielt er die gepan zerte Wanne. Das Fahrzeug war für eine Schützengruppe bestimmt. Seine Bewaff n u n g bestand aus einem I M G auf unge deckter Lafette. Der S PW war noch nicht schwimmfähig u n d auch nicht K C B-sicher. Sein 1 962 ausgelieferter N achfolger hatte bereits eine gegen K C B-Waffen relativ si chere Abdeckung, obwohl auch er noch nicht i m Wasser zu H a use war. Erst der Typ 40 P, der bereits zu dieser Zeit entstand, als der zweite der 40er Reihe gewissermaßen a l s Übergangsversion l ief,
SCH Ü TZ E N PANZERWAGE N 40 P 2
Drehturm Platz. Die Siützräder blieben. Winkelspiegel a m Bug und Turm ermög lichen der B esatzung eine gute Sicht nach allen Seiten. Weitere Einzelheiten vermittelt die Zeichnung.
stellt die neue Generat-i o n dieser Gattung ' dar. Von der Konstruktion her ist das Fahr zeug völlig neu konzi piert worden. Es hat n i c hts mehr mit dem LKW gemein. Sein Kampfraum wurde allseitig geschlos sen, mit einer Ventilationsanlage versehen und den Erfordernissen des modernen Gefechts i n jeder Weise angepaßt. Gegen- I ü ber dem S PW 40 wurde der 40 P nicht nur schneller und geländegängiger, sondern wie >eine Bezeichnung .. P" (russ. plavatj = schwimmen) aussagt, auch schwimmfäh i g . Bei seiner Entwicklung wandten die Kon stnikteure das seltene Prinzip der ausfahr baren Stützräder an. u m den S PW noch geländegängiger zu machen. Auf dem Wasser wird das Fahrzeug durch einen hydroreaktiven Antrieb über einen Propeller bewegt. Wie auf dem Lande, wird es auch hier mit den Vorderrädern gelenkt. Ein s M G bildet die Bewaffnung. Eine weitere Modifizierung erfuhr dieser Sch ützenpanzerwagen 1 966. Er wurde zum SPW 40 P 2. Der neue Typ unterscheidet sich von seinem' Vorgänger auf den ersten Blick durch seine andere Form. Der Motor kam ins Heck, die Bewaffnung, ein ü ber schweres MG und ein I M G, fand i n einem
I
1 7. Wasserstrahltriebwerk 1 8. Kraftstoffbehälter 19. Ventilator, Wasser- und kühler
Öl
1 6. Heckklappe des Wasserstrahltriebwerks
1 5. Rücklichter, Bremsleuchten; hintere Bugsieröse
1 1 . Trommel mit Abschleppseil für die Seilwinde 1 2. Luftzufuhrklappen 13. Luke zum Motorraum 14. Schalldämpfer der Auspuffan lage
7. Bordbeweffnung : 14,5 mm überschweres MG, ko axial gekoppelt mit 7,62-mm MG 8. Drehbarer Turm (360°) 9. Kampfluken für die Besatzung zum Einsatz der Scliützenwaffen 10. Abdeckung der Filter-Ventilan lage
1 . Wellenabweiser, wird vom Fah rer hydraulisch betätigt 2. Vordere Bugsierösezum Schlep pen des SPW im Wasser 3. I R- Fahrscheinwerfer 4. Gepanzerte Luken vor Fahrer u. Kommandantensahschlitzen 5. I R-Scheinwerfer für das Nacht sichtgerät des Kommandanten 6. Winkelspiegel für Fahrer und Kommandant
Vergaser mit Luftfilter Zündanlage Anlasser Hauptkupplung
40. Seilwinde im I nneren des SPW
38.-39. Lenkrad und Schalthebel
37. Navigationseinrichtung zur Standortbestimmung im Ge lände
34. Fahrer 35. Funkgerät 36. Kom,nandant (neben dem Fah rer)
30. Riebtschütze 31 ; Filter-Ventilationsanlage 32. M G - Munitionskästen 33. Aufhängung der Vorderachse
29. Aggregate der Kraftübertra gung vom · Motor auf die Haupt und Stützräder, den Propeller und die Seilwinde
28. Stützräder zur Erleichterung des Oberwindans von Geländehin dernissen
24. 25. 26. 27.
20. Hydraulischer Stoßdämpfer 21 . Luftpresser (für zentrale Reifen druck- Regelanlage, Servome chanismen usw.) 22. Lichtmaschine 23. 8-Zylinder-Otto-Motor in V-Anordnung
-TECBNm:� POBTBAT
Fortsetzung von Seite 64
Boulaya hat Charles einen Wink gegeben, in Richtung auf das Auto, -und Charles hat ver standen. Er ist zu dem Auto gegangen, durch - sucht es und kommt mit einem kleinen, schwar zen, verschlossenen Köfferchen zurück. Mit einem raschen Griff bricht er den Koffer auf. Wäsche, Frauensachen. Der Doppelboden ist unverkennbar. Auch den Doppelboden reißt er rasch auf. Yvette wird plötzlich still. ln zwischen ist der Frist!, der jetzt offen seine Ma schinenpistole umgehängt hat, an den Begleiter der schönen Madame herangetreten, an Pierre. Pierre zittert, er ist ganz bleich geworden. Der Frise zieht aus der Brusttasche des eleganten Jünglings eine Pistole und ein Dutzend durch die Luft flatternde Aktfotos, während Charles Schmuck, Juwelen und Yvettes Tagebuch Boulaya hinhält, den hthalt aus dem doppelten Kofferboden. Boulaya überfliegt die Seiten des Buches. Mi lizleute ! Darlans Agenten ! Sie haben unzählige Franzosen auf dem Gewissen. Captairi Milford hat sich immer noch nicht von der Stelle gerührt. Er beobachte_t gespannt, was weiter geschehen wird. Man gibt den Gefangenen zwei Spaten. Sie müssen das tun, was die Nazis Tausende ihrer Opfer zu tun zwangen : Sie müssen ihr eigenes Grab schaufeln, eine Grube ausheben. Es ist still im Wald, keiner spricht. Die Männer stehen schweigend mit schußbereiten Maschi nenpistolen um das elegante P.aar und beobach ten, wie sie graben. In der Ferne hört man Ma schinengewehre knattern. Plötzlich unterbricht der junge Mann seine Arbeit. Er bittet, seine Notdurft verrichten zu dürfen. Zwei Maquisarden, die Maschinen pistolen im Anschlag, begleiten ihn bis hinter "den nächsten Busch. Was geschehen mußte, ge schieht : Der junge Mann versucht, zu fliehen, er rennt in wildem Zickzack durch den Wald. Eine gezielte Feuergarbe aus einer Maschinen pistole setzt seinem Agentenleben ein Ende. Madame Rouge hat wortlos diese Szene be obachtet. Sie wirft sich auf den Boden und um klammert Boulayas Knie. 90
,Jetzt ist er tot, jetzt kann ich ehrlich sem , stößt sie hervor. "Ich wollte schon lange von der Miliz fort, aber ich konnte nicht, ich wurde beobachtet. Auch Pierre", sie weist in Richtung aufden Toten, "wurde mir zur Beobachtung mit gegeben. Ich hasse die Miliz, ich hasse sie alle und ihre Brutalität. Ich habe immer versucht, Ihren Leuten zu helfen, wo ich nur konnte. Ich wollte- immer auf Ihrer Seite stehen und mit Ihnen zusammen kämpfen. Nehmen Sie mich in den Maquis auf. Bitte, nehmen Sie mich auf, Monsieur Boulaya. Ich will für Sie kochen oder spionieren oder kämpfen oder sonstwas, was Sie wollen. Bitte, Monsieur Boulaya. Ich will alles wieder gut machen. Ich werde Sie zu den Hauptverbrechern der Miliz führen, die sich versteckt halten, ich weiß, wo sie sich ver bergen. Ich werde Ihnen zeigen, wo Sie Geld, Autos, Juwelen finden können. Ich will alles tun, was Sie verlangen. Ich könnte Ihnen Dar lan ausliefern, ja, das könnte ich tun. Geben Sie mir einen Wagen und einen Mann, und wir fah ren nach Belfort und holen uns Darlan. Ich übergebe Ihnen Darlan. Bitte, Monsieur, ich bitte um eine Chance. " E s ist vielleicht gar nicht so dumm, was sie ��gt", bemerkt einer der Männer. "Stehen Sie auf', sagt Boulaya, ohne irgend einen Ausdruck in seiner Stimme oder in seinem Gesicht. Captain Milford erwacht aus seiner Erstarrung. Es ist ihm völlig klar, was Yvette vorhat. Ist sie erst einmal frei, dann führt sie die deutschen Panzer .in den Wald, wie sie es in Abbeville tat vor vier Jahren. Aber ihre weiblichen Reize wirken nicht mehr, der Krieg hat allen Betei ligten die Augen geöffnet. Er geht auf sie zu. "Bon jour, Madame Yvette", sagt er. "Wir kennen uns doch noch von Abbeville." Sie sieht ihn entsetzt an, scheint ihn zu erken nen. Sie versucht, sich Boulaya an den Hals zu werfen; immer den starren Blick auf den eng lischen Captain gerichtet, aber Boulaya hat die Arme ausgestreckt, um die Berührung mit ihr zu verhindern. Er gibt einem der Männer ein Zeichen. Der tritt �n die Spionirr heran. Sie hält sich an der Jacke Boulayas fest, starrt auf Milford. Sie merkt nicht, daß der Maquisard seine Ma schinenpistole auf ihren Hinterkopf richtet. Und abdrückt. Das war das Ende der schönen Madame Rouge. Die jungen Männer von Besant;on aber stellten sich noch am selben Abend nach dem rationier ten Bier an, um recht viele Flaschen zu ergattern, denn sie wollten mit dem Frise die Ereignisse feiern, jeder wollte mit ihm anstoßen, und sie hofften mit Recht, er würde s"ich an einem der nächsten Abende wieder im Städtchen zeigen.
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Schützenhilfe für Kolonialisten
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Al INTERNATIONAL Befreiungsarmee weiter in der Offensive Mehr als 1 700 amerikanische und Saigoner Söldner wurden von Einheiten der Bewaffneten Volksbefreiungskräfte der Republik Südvietnam in den Küstenprovinzen Rach Gia und Ca Mau während der ersten Dezemberhälfte getötet, ver wundet oder gefangengenom men. ln der Provinz Quang Nai setzten die Befreiungskämpfer innerhalb von 1 0 Tagen über 400 feindliche Soldaten außer G efecht, während im mittel vietnamesischen Hochland im Laufe des Monats etwa 900 Mann des Gegners von regio nalen Streitkräften und Parti sanen kampfunfähig gemacht wurden. Die Söldnertruppen verloren in diesem Gebiet zugleich 1 1 Flugzeuge, 70 Fahrzeuge, zahlreiche befestigte Stellungen und 2 Nachschub depots.
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Seit 1 961 lieferte Bonn zur U nterstützung des portugiesi schen Kolonialregimes in afrikanischen Ländern an Lissabon über 1 00 Flugzeuge folgender Typen: Do-27. Jäger F-86 und G - 9 1 , Transporter Noratlas und Transall C-60, mit Bordwaffen ausgerüstete Fouga-Magister-Trainer sowie Saro-Skeeter- H ubschrauber. H i nzu kommen noch G -3 Schnellfeuergewehre, Gelände fahrzeuge, Artilleriewaffen und Patrouillenboote.
Militaristische E rziehung in Israel Bezeichnend für den extrem expansionistischen Kurs Tel Avivs ist, daß an den israeli schen Schulen neben dem zionistisch-chauvinistischen Unterrichtsfach .. National bewußtsein" 272 Stunden jährlich - das ist fast ein Viertel der gesamten U nterrichtszeit für d irekte militärische Aus bildung verwendet werden. Die Schüler von 1 4-1 8 Jahren sind bataillonsweise im mili taristischen .. Jugendkorps" zusammengefaßt. Ab 1 6 Jahre erhalten sie in Speziallagem Ausbildung für den Einsatz i n Diversions- u n d Sonder abteilungen. Nach Ableistung des offiziellen Wehrdienstes (ab 1 8 Jahre) und einem Jahr Arbeit i n der Landwirtschaft wird ein Teil der Jugendlichen
Soldatenhumor aus .. Starschina Sergeant", Moskau, und Zolnierz Polski, Warschau .
in .. Neulandgebiete" (sprich: okkupiertes Territorium) ge schickt. um dort .. eigene Sied lungen" aufzubauen. ln Israel sind auch die Mädchen wehr pflichtig. Ihre Dienstzeit beträgt 20 Monate.
Aus unaarem .lehreatag kalender : 1 7. April : 2&• .lehreatag der U nabhlnglgkelt Syriens Tag der kubllniHhen Luft atreltll rlfte
.
20. April : 1 0 .Jahrestag der ZerHhlagung konterrevolutio nlrer l nvaaionagruppen bei Playa Giron durch die Revolu tionAren StreitkrAtte Kublla
Republik Guinea abwehrbereit Nach der Zurückschlagung des imperialistischen Ü berfalls vom 22. November 1 970, den auch Westdeutschland unterstützte. hat die Republik Guinea zur Abwehr eventueller weiterer Aggressionsakte entschlossene Verteidigungsmaßnahmen er griffen. Mit zu den wichtigsten zählt die Schaffung von aus Arbeitern, Bauern und Studen ten gebildeten ..Trupps zum Schutze der Revolution", die den Charakter einer Volksmiliz tragen. Armee und Polizei sowie die mit MiGs ausgerüsteten Luftstreitkräfte wurden in Gefechtsbereitschaft versetzt.
M ÜTZ E N E M B L E M E D.E R PO L N I SC H E N A RM E E (unter Berücksichtigung
aller Veränderungen sei� 1 961 )
1 Feldmütze
1. 2.
für alle außer Seekriegsflotte Seekriegsflotte
Schirmmütze
3.
4. 4
6
5.
Landstreitkräfte Luftstreitkräfte u nd Luftverteidigung Seekriegsflotte
Schirmmütze
Berufssoldaten
6. 7.
8.
7
9
9.
Landstreitkräfte Luftstreitkräfte und Luftverteidigung Seekriegsflotte {Offiziere) Seekriegsflotte {Maate) 93
H E FT 3
MÄRZ 1 971
PREIS 1 MARK
3
4
10 14 16 19 20 25 29 �4
36 38
44
50 52 56 59 66 68
74 79 80 85 88 92
Der Chefredakteur a ntwortet Es geschah am Gatterweg Maiglöckchen Aus Träumern wurden Forscher Postsack B uch/Film Jede Waffe ist gut Unser ist die Macht Schach dem Tiefflieger Anekdoten D D R - unser Vaterland Ideen muß man haben Der 1 8. März Militärtechnische Umschau . . . kommt nicht mehr ohne R ussisch aus r· Die aktuelle Umfrage Madame Rouge Typenblätter Steiniger Weg Ihr Weltbild Rührt Euch Junge Lieder trotz alter Gemäuer Sojemba Das AR-Technik- Porträt AR-International ·
.,
,.ArtMe· Rundschau'',
Magazin des
Soldaten
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"Närrischer Narkosetraum" . . . dachte ein Ber liner Patient noch halb benebelt. Endgültig er wacht, war s i e jedoch wieder an seinem Bett! Mit Häubchen, weißem Kittel und derselben natürlichen Frische, die ihm am Bildschirm sein Herz hatte höher schlagen und den Blinddarm vergessen lassen. Verblüffende Ähnlichkeit? Geheimnisvolles Doppelleben ? ? Weder - noch ! Tatsächlich Petra Lück, den Hörern des 2. Fern sehprogramms seit eineinhalb Jahren bekannt.
internationalen Buch· und Zeitschriftenhandel und die Firma
Deutscher Buch-Expon und ·lmpon GmbH. D D R - 701 Leipzig, Leninstraße 16 - in Westdeutschland und Westberlin über den
önlichen Buchhandel und die Firma Buch-Expon und · l mpon GmbH, D D R - 701 Leipzig. Leninstraße 16 . Alleinige Anzeigen
Petra begann si<;h schon achtjährig mit der Muse zu befreunden : Schülerkabarett, Unter richt im Ballettstudio, Kinderfernsehen. Jeden� falls war sie in der Fernsehkartei registriert, und bei Nachwuchssuche begann man sich ihrer zu entsinnen. Die blonde Berlinerin indessen hatte ihr Krankenschwestern-Examen gemacht. Das Medizinstudium wurde in Betracht gezogen, als der Fernsehfunk zog. Doch Petra hält ihre alte Verbindung und springt an freien Tagen mit unter als Schwester ein. Daß Fernsehansagerin kein Lebensberuf ist, wußte sie von vornherein. Darüber helfen weder begeisterte Hörerbriefe, noch bestandene Kamera- und Sprecherzie hungsprüfungen hinweg.
annahme: D EWAG Werbung. 1 02 Berlin. Rosenthalar Straße 28/31 .
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und alle DEWAG· Betriebe" und ·Zweigstellen i n den Bezirken der DDR. ZUr Zeit gültige Anzeigenpreisliste Nr.
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Gesamlhetstellung: INTERDRUCK
1 1 1 / 1 8/97
Gestaltung: HOlSt Scheffler, Norben Bayer, Günter Pauken Die A-ktion wurde am 1 . 1 1 . 1966 mit der Verdienstm-ille der NVA in Gold ausglrlaichnet.
RedaktlonaachluS cfi_. Heftes : 31. 12. 1970 Fotos: Geb./Uhlenhut (1 ), Titel; Uhlenhut (2), S. 30. 93; Gab. (18), S. 4, 6. 6, 7, 8, 9, 38, 39. 40. 41. 42. 43; Barkowskv ( 1 ). 5. 96; Flohr ( 1 ). S. 2; D E FA/Eben
(1),
S. 1 9 ; ZB/Löwe
ZB (6), S. 21, 22. 23, 24. 45, 47; Lemmen
5 . 30 ; MBD/Fröbus
(1).
(1),
( 1 ),
S. 36;
S. 29; Klöppel (1 ) .
S . 33; MBD/ Hoepner (1 ), S . 30 ; Archiv
(13). S. 31, 32. 60, 62. 53, 64. 57, 67. 85, 86, 87; Wache (t), S. 46; Hammer (2). S. 48. 49; Backmann (2), S. 51. 66; Willmann (2), S. 64, 55; Anglade (1 ), S. 56; Nasierowska (3). S. 57, 58; Pawelac ( 1 ) , S. 65; Stache (1}. S. 66; Meilen (1 ), s. 68, 69; Fev (1 ) .
94
s.
37.
Premiere hatte Petra am 2Q. Jahrestag unserer Republik. EinJahr später zeigte sie sich auf dem Bildschirm in Sofia. Noch zählt sie zu denJüngsten ihres Kreises, hat schnell gelernt, Ansagetexte zu schreiben, das "Berlinern" zu lassen und über den leeren Ka meraraum hinweg P.ublikumskontakt zu finden. Zukunftsgedanken · gibt's dennoch : Medizin oder Redaktion stehen zur Debatte. Beides bringt ständig Neues. Sendeleitung und Pa tienten aber merken : Petra Lück hält Schritt und "bleibt am Ball" ! Hanne Hurtig